Glamorous Sky von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Glamorous Sky. ------------------------- Es war ein kalter Wintermorgen an dem für dich die Welt stehen blieb. Für dich und für wenig andere, die zu weit weg waren, als dass sie dein überraschtes Keuchen hätten hören können. Und so warst du allein, als die Gewissheit dich einholte, dass es Tage wie diese waren, die das komplette Leben verändern. Auf den Straßen herrscht Bodenfrost, in der Luft eisiger Atem, als du dich aus der Wohnung traust. Wie ein kleines Kind, das gerade laufen lernt, setzt du zögernd einen Fuß vor den anderen. Heraus aus der Tür, Schritt für Schritt die Treppe herunter, vor der letzten Schwelle stockst du, bleibst stehen. Die große Tür wird aufgerissen. Jemand tritt herein, geht an dir vorüber. Ehe die Tür wieder ins Schloss fällt hältst du sie auf. Nur wenige Zentimeter sind es, die dir den Blick in eine andere Welt gewähren. Schüchtern drückst du sie ein wenig weiter auf, wendest den Blick . . . du bist allein. Du holst tief Luft, spannst alle Muskeln an und wagst den nächsten Schritt. Es ist nicht das Fallen, das schmerzt, lernst du, während du auf den harten Asphalt aufschlägst. Zu weit waren deine Schritte, zu hoch deine Sprünge, aber immerhin weist du jetzt, dass du kein Engel bist. Hättest du Flügel, wärst du aufgestiegen, davon geflogen – dem Himmel entgegen. Schnee stöbt davon, als du dich aufrappelst. Deine Knie sind noch ganz weich, ganz zittrig deine Hände. Empört stößt du sie in die Hosentaschen. Wie können sie es wagen, vor dir Schwäche zu zeigen? Deine Knochen, deine Muskeln . . . deine Seele, dein Ich. “Hast du dir weh getan?“ Das war alles, was du wolltest. Auch wenn du es dir nicht eingestehst. Jemand, der neben dir sitzt, der kritisch ein Auge auf dich wirft, der sich die Haare aus dem Gesicht pustet, um dich besser sehen zu können. Energisch presst du das rissige Taschentuch auf dein aufgeschürftes Knie. Es ist dir peinlich, dass du es selbst nicht gemerkt hast. Dass eine andere Person besorgt auf die Wunde gedeutet hat und sie näher betrachten wollte. Es macht dich wütend, dass eine andere Person die Löcher gesehen hat, die du in dein Leben reißt. Dass du selbst nicht alle Fehler übertünchen kannst. Die Wahrheit kann warten, sagst du dir selbst, als eine andere Hand warm deine eigene umschließt. Die Wahrheit kann warten . . . sie ist es von dir gewohnt. Noch muss keiner wissen, dass du dir nie etwas anderes gewünscht hast. Noch ahnt keiner, dass alles, was du wolltest, eine vertraute Seele war, die bei dir bleibt ohne Fragen zu stellen. Du musst es noch nicht sagen, du kannst es noch für dich behalten, dass du nur geliebt werden wolltest. Dass du nur aufgefangen werden willst, ehe du auf den Boden aufschlägst. Gemeinsames Lachen ist eine Musik, die du bisher nicht gehört hast. Gemeinsam zu lachen ist ein Gefühl, das du noch nie empfunden hast. Gemeinsam lachen ist eine Tätigkeit, die du nicht gekannt hast. Zwei Paar Fußspuren im Schnee ist ein Bild, das man dir nie gezeigt hat. Ein Paar liebender Augen ist ein Anblick, den man vor dir versteckt hat. Jemanden zu lieben ist etwas, das du nicht für möglich empfunden hast. „Ich denke, es wäre nicht gut jetzt zu sterben . . . meinst du nicht auch?“ Es ist immer noch die gleiche triste Stadt, durch die du wanderst. Es ist immer noch der gleiche graue Himmel, der sich über dir erstreckt. Es ist immer noch die gleiche starre Luft, die dich umgibt. Doch das Atmen fällt dir leichter. Die Schritte machen sich einfacher. Der Boden fliegt unter dir hinweg. „Wir sollten zusammen durchbrennen!“ Vor Wagemut funkelnde Augen, ein abenteuerlustiges Lächeln – das sind Dinge, die du von dir selbst nicht gekannt hast. Es war ein kalter Wintertag, an dem sich die Welt ein Stückchen weiterbewegte. Dein Ziel vor Augen kannst du es nicht über einen geraden Weg erreichen. Du musst Hindernisse überstürmen, Jahre überwinden, Trauer bekämpfen und Siege erringen, bis du angekommen bist. “Ich habe immer auf dich gewartet“, haucht die Stimme neben dir. Sie war die ganze Zeit da. Der sanfte Klang, die ehrlichen Worte. Alle leeren Phrasen hast du vertrieben, hast sie ungehört gelassen und Wahrheiten gelauscht. Raschere Schritte – dem Ende entgegenstürmend. Höhere Sprünge – auf dass Flügel wachsen. Das Glück, hast du gelernt, liegt in deiner eigenen Hand. Eine Hand, die fest von einer anderen umschlossen wird. Darf ich deine Hand noch etwas länger halten? Dem Himmel so nah, mit schallendem Gelächter, verlangen wir nach der ganzen Welt. Eines Tages . . . würde endlich alles gut werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)