Ride the Rockers 7 - Party Time von raphael_asdrai (5. Sequel zu Ride the Rockers. Es ist nicht zwingend nötig, die anderen Fanfictions der Reihe zu kennen.) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Ride the Rockers - Party Time Teil: 1/? Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapite, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: Miyavi, SuG, alice nine. Warning: Comedy, Lemon, Lime (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. IDEE UND STORY GEHÖREN MIR. DIE PS COMPANY UND ALLE PROTAGONISTEN GEHÖREN NUR SICH SELBST. ALLES, WAS ICH SCHREIBE, IST PURE FIKTION UND SOLL NIEMANDEN BELEIDIGEN. ICH BEZWEIFLE STARK, DASS DIE JUNGS TATSÄCHLICH SCHWUL SIND. UND SELBST WENN, DANN WÄRE DAS IHRE PRIVATANGELEGENHEIT. ****************************** Kapitel 1 »Komm schon, Saga …« Eine schmale Hand legte sich auf den Hals des Bassisten und strich vorsichtig ein paar braune Strähnen zur Seite, ehe sie zu dessen Schulter wanderte und dort verharrte. »Zieh es heute Abend für mich an! Du würdest toll darin aussehen …« Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf Sagas Lippen und er lachte leise, ehe sein Blick über sein Spiegelbild schweifte und schließlich an dem zweiten Mitglied seiner Band hängen blieb, das neben ihm stand und ihn mit glitzernden Augen musterte. Es gefiel ihm, wie der andere versuchte, ihn mit saften Berührungen und verführerisch gedämpfter Stimme zu überzeugen, seitdem er ihn vor wenigen Minuten wortlos am Handgelenk gepackt und in den entlegenen Raum gezogen hatte, in dem die Kostüme der PS Company Bands und noch viele andere Kleidungsstücke fein säuberlich an endlosen Reihen von Kleiderständern aufgehängt waren. Die Hand auf seiner Schulter begann sich zu bewegen und fuhr mit leichtem Druck seinen Rücken hinunter, beiläufig genug, um keinen Verdacht zu erregen, aber trotzdem so stark, dass sich Sagas Nackenhärchen aufstellten. Er mochte es, wenn ihn jemand so subtil zu verführen versuchte, was äußerst selten vorkam, da allgemein bekannt war, dass er der Letzte war, der nein sagte, wenn ihm jemand ein eindeutiges Angebot machte. Und dass es ausgerechnet der sonst in dieser Hinsicht so zurückhaltende Hiroto war, dessen Finger in diesem Moment sanft sein Hemd nach oben schoben, um seinen Gürtel zurechtzurücken, gab der Sache noch zusätzliche Würze. Doch Saga würde lieber nackt in ein öffentliches Freibad springen, als ihm seinen Wunsch zu erfüllen. »No way«, antwortete er und schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das ziehe ich nicht an! Das ist schwul!« Er sah, wie sich die Gesichtszüge des anderen für einen Moment verdunkelten, bevor sich ein bockiger Ausdruck auf sein Gesicht legte. »Du bist schwul, also kannst du es auch anziehen!«, murrte er beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, so dass Saga empört die Backen aufblies. »Ich bin nicht schwul, ich hatte auch schon was mit Frauen!«, verteidigte er sich und zupfte den Kragen seines eleganten weißen Hemdes zurecht, die hochgezogene Augenbraue seines Bandkollegen ignorierend. »Wann genau soll das gewesen sein?«, wollte dieser wissen, doch Saga hatte keine Lust, sich auf Diskussionen einzulassen. Er war in seinem männlichen Stolz verletzt und das Letzte, was er sich in diesem Moment anhören wollte, waren Vorträge über seine sexuelle Orientierung. Wenn der andere weiter versucht hätte, ihn zu umgarnen, hätte er sich vielleicht irgendwann überreden lassen, doch nun, da die Aussicht auf ein schnelles Abenteuer im Kostümfundus der PS Company in weite Ferne gerückt war, war seine Stimmung auf einen Tiefpunkt gesunken. »Tze«, schnaubte er beleidigt und drehte sich auf dem Absatz um, um aus dem Raum zu verschwinden, doch Hiroto war schneller und hielt ihn am Handgelenk zurück. »Entschuldige«, sagte er leise und strich mit den Fingerspitzen über Sagas Wange, während er ihn ernst anblickte. Saga verdrehte die Augen, doch wie immer dauerte es nur wenige Sekunden, bis er dem unschuldigen Blick, mit dem der kleine Gitarrist so ziemlich alles erreichen konnte, was er wollte, erlag. »Entschuldigung angenommen«, murmelte er besänftigt, doch trotzdem nicht weniger entschlossen, sich auf keinen Fall einen gesamten Abend dem Spot der restlichen Bands auszusetzen. »Aber deswegen werde ich diesen lila Kunstlederanzug auch dann nicht anziehen, wenn ein Blitz einschlägt und alle anderen Sachen zu Asche verkokelt! No way, auf keinen Fall, nur über meine Leiche! Wenn du so dringend jemanden brauchst, der farblich mit deinem Hemd und deinen Schuhen harmoniert, dann zwing deinen Freund dazu! Oder gib Uruha eine Flasche Moet&Chandon! Oder meinetwegen erzähl Reita, dass es der neuste Schrei in der Fetischmode sei! Aber zwing nicht deinen besten Freund auf der ganzen weiten Welt, sich auf einer offiziellen PSC Party mit Presse und Videoaufnahmen zum Obst zu machen!« Er hob bittend die Hände, so dass Hiroto schwer seufzte und den Anzug schließlich zurück an einen der vielen Kleiderständer hängte. »Fein …«, meinte er dennoch leicht beleidigt und wuschelte Saga durch die braunen Haare, das breite Grinsen ignorierend, das sich auf dessen Gesicht ausbreitete, als der Bassist erkannte, dass er gewonnen hatte. Dies war nicht die erste modische Krise in den letzten Tagen. Alles hatte vor einer Woche begonnen, als die Chefetage der PS Company alle Bands zu sich ins Büro gerufen und eröffnet hatte, dass zur Feier der Gründung der Indie PSC ein großes Fest geplant war, um die beiden neuen Bands SuG und Screw in den Reihen des erfolgreichen Visual Kei Labels willkommen zu heißen. Zwar waren seit dem Eintritt der beiden Bands schon einige Wochen vergangen, doch abgesehen von einem offiziellen Pressetermin und einigen Fotoshootings war seitdem nicht viel passiert. Saga selbst hatte mit den beiden Bands bis jetzt wenig Kontakt gehabt. Er wusste, dass Nao und einige der anderen Leader öfter mit ihnen zu tun hatten und um Rat gefragt wurden, doch der Rest der Bands ging seinen normalen Tätigkeiten nach. Und ein kurzes Treffen auf dem kleinen Hinterhof zur Raucherpause oder am Kaffeeautomaten führte nicht unbedingt zu tiefgründigen Gesprächen. So war es eine äußerst willkommene Gelegenheit, die ›Babies‹, wie Uruha sie in einem Anflug von alkoholinduzierten Muttergefühlen getauft hatte, etwas näher kennen zu lernen. Doch so einfach eine Party auch in der Theorie klang, so schwer war es gewesen, sich darauf zu einigen, wie sie tatsächlich ablaufen sollte. Eigentlich hätte Saga vorher klar sein sollen, dass es nur in Chaos enden konnte, wenn den Bands die Wahl ihrer Garderobe freigestellt wurde. Nicht jeder hatte so einen sicheren Griff in den Kleiderschrank wie Ruki, und Entgleisungen wie Aois armygrüne Baggypants oder Naorans mit peinlichen Sprüchen bedruckte T-Shirt Sammlung hatten dafür gesorgt, dass sich die vier Bands inklusive Miyavi am Vorabend zusammengesetzt und diskutiert hatten. Nachdem man sich relativ schnell darauf geeinigt hatte, ein einheitliches Thema zu suchen, hatte das Drama begonnen. Uruha war bei Kais Vorschlag, komplett in Bühnenoutfits zu erscheinen, auf die Barrikaden gegangen und hatte gedroht, wenn auch nur einer auf die Idee käme, dass er sich in seiner Freizeit in Hotpants zum Gespött der Leute machen würde, würde er sich mit einem Großvorrat Moet&Chandon im Keller verschanzen, wo er nach eigenen Aussagen mehrere Wochen überleben würde. Ruki hatte ihm zur Verwunderung aller beigepflichtet, doch Saga war sich sicher, dass dies weniger auf sein mitfühlendes Herz als auf die Tatsache, dass der Keller sein privater Spielraum mit Reita war und er nicht die nächsten Wochen auf Fesselspielchen verzichten wollte, zurückzuführen war. Auf Aois Vorschlag, eine Kostümparty zu machen, war man aufgrund traumatischer Begegnungen mit goldener Plastikfolie gar nicht erst eingegangen, obwohl Uruha geäußert hatte, Reita gerne noch einmal im Rentierkostüm inklusive Dekoschlitten sehen zu wollen. Miyavi hatte man nach einem kurzen Blick auf seine Kombination aus pinker Jogginghose, wild gemustertem Hemd in Tarnfarben und zwei Basecaps in neongelb und flieder gar nicht erst angehört, und nachdem Kra schon zu Anfang klargestellt hatten, dass sie sich auf keinen Fall an irgendwelchen Perversitäten beteiligen würden, waren auch Sagas Vorschläge vom Tisch. Schließlich waren es Kagrra gewesen, die schlichtweg beschlossen hatten, dass halbwegs elegante Festtagskleidung bestehend aus Anzug, Hemd und Krawatte der einzige Kompromiss aus persönlichem Geschmack und den Anforderungen der Situation waren, ohne dabei politische oder moralische Kontroversen aufzuwerfen. Leider hatten sie dabei vergessen, alle daran zu erinnern, sich in Farbe und Musterung zurückzuhalten, was letztendlich darin resultiert hatte, dass Saga auf seinem Weg ins Studio einem sehr fröhlichen Miyavi in bunt gemusterten Freedom Fighters Tarnanzug über den Weg gelaufen war und selbst nur mit Mühe Hirotos Vorschlag der lila Ledercombo hatte abwehren können. Anzug war schließlich nicht gleich Anzug. »Ich bleibe bei dem dunkelgrauen Modell mit den Nadelstreifen«, sagte er und zog sich die Anzugjacke über, ehe er den Kragen seines schlichten weißen Hemdes herauszupfte und die blaue Krawatte zurechtrückte. »Wenigstens einem von uns muss man ansehen, dass er sich benehmen kann. Ich habe vorhin Aois Hemd gesehen. Und glaub mir, es war kein schöner Anblick.« Hiroto grinste und öffnete dann die Tür, um mit Saga zum Kaffeeautomaten zu wandern und sich einen extra großen Moccaccino zu holen. »Du benimmst dich nur so lange, bis die Presse ausgeschlossen wird und die richtige Party anfängt!«, warf er beiläufig ein, während er den Schaum von der Tasse schlürfte. »Aber denk dran, dich zurückzuhalten. Weder SuG noch Screw wissen, was hier so alles abgeht. Und so jung wie die sind, wollen sie es sicher auch gar nicht wissen. Lass ihnen noch ein paar Monate der Unschuld, bevor sie merken, bei was für einem Verein sie die nächsten fünf Jahre festsitzen.« Saga grinste und nickte, ehe er sich durch die Haare fuhr und die Hand hob, um Reita zu grüßen, der am Ende des Gangs mit Ruki im Schlepptau und einem Berg von Kleidungsstücken auf dem Arm in Richtung Garderobe unterwegs war. Sie waren wohl nicht die Einzigen, die sich schon am Nachmittag im Gebäude eingefunden hatten, um ihrem Outfit den letzten Schliff zu geben. Auch Uruha hatte er schon gesehen, doch als dieser mit einem lüsternen Grinsen auf den Lippen leise hinter Aoi in Richtung der Toiletten hergeschlichen war, war klar gewesen, dass zumindest diese zwei noch eine ganze Weile brauchen würden, bis sie fertig gestylt waren. »Keine Sorge, selbst für mich sind die noch zu jung«, antwortete er und wendete den Blick zu einem der Fenster, die in Richtung Innenhof zeigten, der an diesem Tag recht leer war. Die Parkplätze für die Presse waren in der Tiefgarage und wenn nicht gerade Instrumente oder Technik geliefert wurden, war der graue Hof mit den wenigen in Form getrimmten Bäumen und Büschen verwaist. Auch heute stand nur ein einziger Van auf dem Seitenstreifen nahe der Ausfahrt, die von Sagas Standpunkt halb durch eine Mauer verdeckt war. Gerade wollte er den Blick wieder abwenden, da stutzte er. »Ist das Miyavi?«, fragte er und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Warum hatte er auch ausgerechnet heute seine Kontaktlinsen vergessen müssen? Doch auch so war der große Sänger in seinem auffällig gemusterten Anzug und den langen, zu einem Knäuel aufgetürmten Extentions nur allzu gut zu erkennen. Hiroto nahm einen geräuschvollen Schluck Kaffee, als er neben ihn trat und interessiert aus dem Fenster guckte. »Scheint so«, meinte er und runzelte die Stirn, als der Sänger unruhig auf und ab tigerte, als würde er auf jemanden warten. »Was macht er da?« »Keine Ahnung«, antwortete Saga und winkte durch die Scheibe, aber Miyavi schien ihn nicht zu beachten. »Wahrscheinlich Sachen, die nur er selbst versteht. So wie immer. Aber wenn er schon mal da ist, sollten wir ihn darauf hinweisen, dass er von Isshi ziemlichen Anschiss bekommt, wenn er in dem Anzug auf die Party kommt. Und zwei Basecaps übereinander machen die Sache nicht unbedingt besser.« Hiroto lachte und setzte sich in Bewegung, um hinter den Bassisten auf den großen Hof zu treten. Die Sonne schien angenehm warm, doch trotzdem fegte ein kühler Wind durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln. Einzelne Büsche verwehrten ihnen die direkte Sicht auf den Sänger, so dass Saga überrascht stoppte, als er plötzlich Stimmen hörte. Vorsichtig lugte er um den Busch herum und runzelte überrascht die Stirn, als er sah, wie Miyavi die Hand hob und jemanden begrüßte, der ihm von der anderen Seite entgegen kam. Takeru? Seit wann waren die beiden befreundet? »Warum ist der denn schon hier?«, meldete sich Hiroto ebenso überrascht neben ihm zu Wort und schlürfte den letzten Rest aus seiner Kaffeetasse, ehe er die Augen zusammenkniff, um gegen die Sonne besser sehen zu können. »Ich dachte, SuG und Screw würden nicht vor abends erscheinen, weil sie heute Nachmittag noch ihr Skript für das Interview mit der Presse auswendig lernen sollen.« Saga zuckte mit den Schultern und zog Hiroto zurück, der aus dem Schatten des Busches treten wollte, um diesem mit einem an die Lippen gelegten Zeigefinger zum Schweigen zu bringen. Ein intrigantes Lächeln huschte über sein Gesicht und er spitzte die Ohren, um ein wenig von der Unterhaltung der beiden Männer mitzubekommen, Hirotos vorwurfsvollen Blick gekonnt ignorierend. Na und, dann war er eben neugierig! Was war dabei? Immerhin könnte es sein, dass er der Erste war, der von einer süßen Affäre Wind bekam! Und er wollte es sich nicht entgehen lassen, vor Uruha damit anzugeben, dass er einmal etwas früher gewusst hatte als er. Doch zu seiner Enttäuschung sorgte der Wind dafür, dass die gedämpften Stimmen nicht einmal ansatzweise bis zu ihm vordrangen. »Können die nicht lauter sprechen?!«, murrte er missmutig und spielte in Gedanken die Möglichkeiten durch, sich noch näher anzuschleichen, ohne dass einer der beiden etwas mitbekommen würde, als ihn eine abrupte Bewegung von Miyavi zusammenfahren ließ. Der Sänger fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und deutete auf die Ausfahrt, als habe er dort etwas entdeckt. Sagas Blick schnellte in die Richtung, doch dort war nichts. Verwirrt wollte er es auf eine von Miyavis seltsamen Launen schieben, der vermutlich die Anwesenheit eines Vogels für die Entdeckung des Jahrhunderts gehalten hatte, als ihm dessen nächste Bewegung die Sprache verschlug. Im selben Augenblick, in dem sich Takeru in die entsprechende Richtung drehte, war Miyavi plötzlich hinter ihm und verdrehte ihm den Arm schneller auf dem Rücken, als der kleine Sänger reagieren konnte, ehe er ihm einen weißen Lappen auf Nase und Mund presste. Der Blonde zappelte panisch, versuchte sich loszureißen, doch gegen den Größeren hatte er keine Chance, so dass seine Knie nach nur wenigen Augenblicken kraftlos einknickten und ihn schlaff in Miyavis Armen sinken ließen. Dieser blickte sich rasch um, ob jemand seine Aktion gesehen hatte, dann steckte er den Lappen zufrieden grinsend in seine Hosentasche und hievte den Bewusstlosen zu dem Van, um ihn ohne große Mühe in den Kofferraum zu packen. Saga sog hörbar die Luft ein, während Hiroto schlichtweg der Kiefer nach unten klappte und seine Augen so weit hervortraten, als würden sie jeden Augenblick herauspurzeln wollen. Die Kaffeetasse entglitt seiner Hand und fiel mit einem gedämpften Ton auf die Rasenfläche. »Heilige Scheiße«, murmelte Hiroto nach einigen Augenblicken, in denen es beiden schlichtweg die Sprache verschlagen hatte, und blickte Saga an, als hoffte er, dieser würde ihm irgendwie versichern, dass sie nicht gerade Zeugen von … Ja, was war es eigentlich, von dem sie Zeuge gewesen waren? Eine Entführung eines Mitglieds der PSC von einem anderen mitten auf dem Innenhof? Was zum Teufel ging hier eigentlich ab? Der Bassist sah ihn ebenso bestürzt an und brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fassen, ehe er trocken schluckte und mit der Hand auf den Van deutete. »Du hast es auch gesehen, oder?«, fragte er ungläubig und Hiroto nickte leicht betäubt, ehe ein Ruck durch den kleinen Gitarristen ging und er aus dem Schatten des Busches sprang. »Ich hole Nao«, hauchte er und hastete in Richtung des Gebäudes, den verwirrten Saga einfach stehen lassend. Dieser blickte ihm mit großen Augen nach, ehe er langsam auf den grauen Asphalt des Innenhofes trat und zu Miyavi blickte. Der Sänger, der gerade die Kofferraumtür des Vans zugeknallt hatte, sah ihn misstrauisch an, doch nichts in seinem Blick verriet, dass ihn die Tatsache, dass die Entführung beobachtet worden war, in Panik versetzt hatte. Doch bei Miyavi sollte man sich nie auf den ersten Eindruck verlassen, das hatte Saga früh gelernt. Unter all seinen schrillen Outfits und dem gespielt kindischen Gehabe verbarg sich ein äußerst intelligenter Kopf, der es manchmal sogar schaffte, Sachen auszuhecken, denen noch nicht einmal Nao oder Kai auf die Schliche kamen. Saga erinnerte sich nur zu gut daran, wie eines Tages keine der vier Großboxen des heiß begehrten Karamelpuddings in der Cafeteria angekommen waren, weil sich jemand am Telefon als Teil des Managements ausgegeben und sie in eines der Studios bestellt hatte. Niemand hatte nachweisen können, dass Miyavi dahinter steckte, doch als dieser die nächsten Tage wegen Bauchschmerzen nicht zur Probe erscheinen konnte, hatte man sich seinen Teil gedacht. Miyavis Ziele waren nicht die höchsten. Aber die Gerissenheit, mit der er sie erreichte, beeindruckend. Was auch immer er heute im Schilde führte, er war nicht zu unterschätzen. Saga zog die Stirn in Falten, ehe er langsam auf den anderen zuging und schließlich kurz vor ihm stehen blieb. »Yo!«, sagte er und hob die Hand zum Gruß. »Yo!« Miyavi grinste breit und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, ehe er sich an den Van lehnte, als sei nichts geschehen. »Was führt dich her?« Saga hob eine Augenbraue, doch dann schüttelte er leicht den Kopf und deutete mit dem Finger auf die geschlossene Kofferraumtür. »Ist es nicht unter deinem Niveau, ein kleines ahnungsloses Indieband-Mitglied zu betäuben und zu verschleppen? Mach das lieber mit Leuten, die dir gewachsen sind!« Das Grinsen auf Miyavis Lippen wurde noch ein Stück breiter und er stemmte provokant die Hände in die Seiten und schob sein Becken nach vorn. »Spielst du auf Naos Geburtstagsparty an, bei der du beinahe die Beine für mich breit gemacht hättest, wenn nicht Tora dazwischengekommen wäre und dich gerettet hätte?« »Tze!« Saga schnaubte abfällig und boxte dem anderen leicht gegen die Schulter, ehe er sich eine braune Strähne aus der Stirn strich und Miyavi betont herablassend musterte. Diese Erinnerung war das Letzte, was er gerade gebraucht hatte. Dieser Abend war an Peinlichkeit fast nicht mehr zu übertreffen gewesen und nur seinem Bandmitglied war es zu verdanken, dass er nicht am nächsten Morgen mit einem brummenden Schädel und einem unangenehmen Gefühl im Unterleib aufgewacht war. Manchmal war es einfach nur belastend, dass Miyavi vom Management einen Freifahrtschein hatte, was alle Arten von Sedativa betraf. Diese schienen nicht zu merken, dass ihre Versuche, das instabile Temperament des Solokünstlers unter Kontrolle zu halten, zumeist in absolut unangemessener sexuell motivierter Zweckentfremdung der bunten Pillchen endeten. »Trotzdem solltest du ihn wieder rausrücken«, sagte er und klopfte sich innerlich für sein vernünftiges Auftreten auf die Schulter. Miyavi schien jedoch nicht sonderlich beeindruckt, denn anstatt ihm zu gehorchen, lachte er nur und tippte mit dem Zeigefinger gegen die Tür. »Ihn?«, fragte er scheinheilig und öffnete den Kofferraum. »Meinst du nicht eher ›sie‹?« Saga blickte ihn irritiert an und reckte den Hals, um in den geräumigen Innenraum des Vans zu sehen, ehe er einen überraschten Laut von sich gab und nach Luft schnappte. »Scheiße …«, hauchte er und starrte auf das Bild, das sich ihm bot. Es war nicht nur Takeru, dessen bewusstloser Körper auf dem Boden lag, die Arme nach allen Seiten ausgestreckt und in ruhigen Atemzügen leise vor sich hinschnarchend. Sein Kopf ruhte auf einem flachen Bauch in einem einfachen grauen T-Shirt, das leicht hochgerutscht war und helle Haut entblößte. Ein fremdes Bein war unter ihm eingeklemmt und zwei weitere, deren dazugehöriger Körper auf einer zusammengerollten Decke ruhte, lagen dicht bei ihm. Hellbraune Haare verdeckten halb die Gesichter der beiden jungen Männer, doch Saga brauchte keine Minute, um zu erkennen, um wen es sich dabei handelte. »Hast du sie noch alle?!«, rief er schockiert und hastete nach vorn, um an Yujis Hals den Puls zu fühlen, ehe er Chiyu ein Stück zur Seite schob, um selbiges auch bei ihm zu tun. Beide atmeten ein wenig flach, doch sonst schien es, als würden sie lediglich schlafen. Chiyus Hände waren auf dem Rücken mit einem Schal zusammengebunden, und sein Körper auf der Decke in eine halbwegs vernünftige Position gebracht, währen Yuji und Takeru so wirkten, als habe man sie nur hastig abgelegt. »Ich fasse es nicht!«, hauchte Saga und ließ seinen Blick ein weiteres Mal über die drei Bandmitglieder schweifen, bevor er sich zu Miyavi umdrehte, der sich neben ihn in den Kofferraum beugte und Takeru ein Stück zur Seite schob, um neben ihm Platz zu machen. »Was geht hier eigentlich ab? Willst du sie entführen und Lösegeld erpressen oder ist das so was wie ein seltsamer Scherz, von dem ich nichts weiß?« Er hatte ja viel von Miyavi erwartet! Vor allem Unsinn! Aber das ging doch ein Stück zu weit! Anderen Bandmitgliedern auf Partys etwas in den Drink zu mischen und mit ihnen zu spielen, war vielleicht nicht ethisch korrekt, aber wenn man bedachte, dass sie alle mehr oder weniger wussten, was sie von einander zu erwarten hatten, auch keine große Überraschung. Zwar wurde nach solchen Ereignissen geflucht, geschimpft und Rachepläne geschmiedet, aber niemand war wirklich lange beleidigt und schon gar nicht verletzt. Doch weder Takeru noch Chiyu oder Yuji wussten darüber Bescheid, was in der PS Company Gang und Gebe war. Sie ohne ihr Wissen einzubeziehen, ging sogar für Saga, der nie einen Streich ausschlug, einen Schritt zu weit. »Beruhige dich, ich will sie ja nicht umbringen!«, ließ sich Miyavi neben ihm vernehmen und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich bringe sie auch vor der Party wieder zurück. Niemand wird merken, dass sie gefehlt haben und glaub mir, sie werden sicher nichts dagegen haben!« »Ja, so sieht es auch aus ...« Saga schüttelte den Kopf und betrachtete die drei Bewusstlosen ein weiteres Mal, unschlüssig darüber, was er tun sollte. Er konnte sie nicht einfach sich selbst überlassen, oder? Skrupel waren eine unangenehme Eigenschaft, vor allem, wenn man sie zu selten hatte, um in solchen Momenten zu wissen, wie man mit ihnen umgehen sollte. »Aber das hat sich eh erledigt, Hiroto ist sicher gleich mit Nao da«, murmelte er leise, als ihm einfiel, dass seit dem Verschwinden seines Bandmitglieds schon mehrere Minuten vergangen waren und sicher gleich die Kavallerie anrücken würde, um den armen Neulingen zur Hilfe zu eilen. Denn wenn es um so etwas ging, verstand Nao keinen Spaß. »Nao?« Miyavi grinste und schüttelte den Kopf, ehe er ein weiteres Mal auf die Uhr blickte. »Den habe ich vorhin mit Shou zu Starbucks gehen sehen. Der wird nicht vor einer Stunde wiederkommen! Und bis dahin bin ich schon längst mit dem Frischfleisch über alle Berge. Du kannst gern mitkommen! Oder hast du schon jemand Besseren im Kopf?« Er blickte Saga herausfordernd an, doch dieser hatte ihm nicht mal zugehört. »Kai«, sagte er leise und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Kai? Ich dachte, der wäre jetzt exklusiv mit Aoi und Uruha zusammen?«, fragte Miyavi verwundert, doch Saga schüttelte nur den Kopf und deutete auf den Flur, den man durch die Fenster zum Innenhof an einigen Stellen einsehen konnte. »Nein, Kai und Hiroto! Dort hinterm Fenster! Und er sieht sauer aus!« Miyavis Kopf schnellte in die entsprechende Richtung und auf der Stelle entgleisten ihm die Gesichtszüge. »Shit!«, fluchte er und sah sich hastig nach allen Seiten um, ehe er ein weiteres Mal auf seine Uhr sah und sich dann an den Kopf griff. »Verdammte Scheiße, noch zehn Minuten, dann hätte ich den Rest auch noch gehabt!« »Den Rest?« Sagas Stimme klang verwirrt, während sein Blick Kai folgte, der mit zügigen Schritten in Richtung der Tür zum Innenhof stampfte, Hiroto dicht auf seinen Fersen, ehe es in seinem Kopf Klick machte und er wusste, was Miyavi meinte. »Du willst Mitsuru und Masato auch noch?«, keuchte er fassungslos, obwohl ihn zu diesem Zeitpunkt eigentlich nichts mehr hätte wundern sollen. Miyavi beachtete ihn gar nicht, sondern fluchte weiter leise vor sich hin, bis er plötzlich einen Entschluss gefasst zu haben schien und Saga am Arm packte. »Es hilft nichts, wir müssen verschwinden! Rein da!«, befahl er und schubste den Bassisten in Richtung des Kofferraums, und noch ehe dieser wusste, was geschah, befand er sich neben Takeru auf dem harten Boden. Er brauchte einen Moment, bis er die Situation vollkommen verarbeitet hatte, doch gerade als er sich perplex aufrappeln und Miyavi anschreien wollte, ob dieser noch alle Tassen im Schrank habe, schlug dieser die Tür hinter ihm zu. »Hey, was soll der Scheiß?!«, brüllte Saga, als er sich von dem Schreck erholt hatte, und trommelte gegen die Wagentür. »Was hab ich eigentlich mit der Sache zu tun? Lass mich gefälligst sofort wieder raus!« »Zu spät, Darling«, ertönte die Stimme des Sängers aus Richtung des Fahrersitzes, der durch die Rücksitze und ein durchsichtiges Gitter, das normalerweise verhindern sollte, dass Gepäck in den Passagierraum fiel, vom Kofferraum abgetrennt war. »Du warst leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Jetzt wirst du mir bei den Dreien helfen und mit dafür sorgen, dass wir nicht auffliegen!« »Den Teufel werde ich tun!«, schimpfte Saga und rüttelte an dem Gitter, um Miyavi an die Gurgel zu gehen und notfalls mit Gewalt dazu zu zwingen, ihn wieder rauszulassen. Er wollte mit dieser Sache nichts zu tun haben! Das war Menschenraub! Schlimmer noch, Entführung von unersetzlichen Bandmitgliedern, ihn eingeschlossen! Er stolperte zurück, als sich das Auto in Bewegung setzte, und fiel auf Chiyu, der sich leicht wand und einen unterdrückten Laut von sich gab. Hastig rappelte er sich wieder auf, um den anderen Bassisten nicht mit seinem Gewicht zu belasten. »Lass mich raus und ich verspreche, dass dein Tod kurz und schmerzlos wird!«, zischte er in Richtung des Fahrersitzes, doch die einzige Antwort, die er bekam, war ein amüsiertes Lachen, ehe Miyavi beschleunigte und den Van in den Straßenverkehr lenkte. »Da du im Wagen bist, wird Kai denken, du steckst mit mir unter einer Decke!«, antwortete er schließlich doch und drehte sich kurz um, um Saga, dessen Hände so fest in das Gitter gekrallt waren, dass seine Knöchel weiß hervortraten, ein verschmitztes Grinsen zuzuwerfen. »Anders würde man es von dir auch gar nicht erwarten. Du hast also gar keine andere Wahl, als mir zu helfen, wenn du aus der Situation halbwegs glimpflich wieder herauskommen willst! Also hör auf, wie ein kleines Mädchen rumzuzicken, und fessle lieber die anderen beiden, bevor sie noch aufwachen. Wir haben noch ein ganzes Stück Fahrt vor uns!« »Wichser!«, fluchte Saga, ehe er ein letztes Mal an dem Gitter rüttelte und sich dann mit einem frustrierten Laut auf den Boden fallen ließ. Er würde ihn niederschlagen, sobald er aus dem Auto rauskam. Wenn er Glück hatte, hatte Kai gar nicht gemerkt, dass er sich in dem Auto befand, und Hiroto würde ihm schon die Wahrheit erzählen. Immerhin war er ebenso überrascht wie Saga gewesen. »Verdammter Mist«, murmelte er leise und ließ seinen Blick abwesend über die drei bewusstlosen jungen Männer wandern, ehe er zusammenfuhr und die Luft anhielt. Ein Paar braune Augen waren starr auf ihn gerichtet. tbc. ++++++++++++ Aftertalk Ich hab echt lange gebraucht, aber hier ist eine neue Fanfic ^^ *tadaaaaa* Ich hoffe, sie wird euch gefallen. Nun zu der Frage, wie dieses seltsame Pairing entstanden ist. Und ihr könnt mir glauben, es ist genauso passiert, wie ich es jetzt beschreibe. Ich saß an einem Abend in Berlin mit meinen besten Freundinnen Ma, Pi und Mü in Ma's Zimmer und uns war langweilig. So richtig langweilig. Und irgendwie sind wir darauf gekommen, dass ich eine neue Fanfiction schreiben will, ich mich aber nicht entscheiden kann, welches Pairing. Also haben wir fast alle Namen der PS Company auf kleine Zettel geschrieben, in eine Dose getan und gelost. (Nein, wir waren nicht betrunken. Diese Idee kam uns in vollkommen nüchternem Zustand) Ma bestand darauf, dass ihr Baby (Miyavi) die Hauptrolle bekommt. Also haben wir den rausgelassen und Partner für ihn gezogen. Der Erste war Takeru (aka. ich möchte genauso sein wie Miyavi, deshalb ziehe ich mir genauso komische Sachen an wie er). Passte schon mal. Der Zweite war ... Chiyu. Jetzt wurde es seltsam. Wir hatten nur drei Namen von SuG in der Box! Und zwei hatten wir schon gezogen. Nun wurden wir neugierig und wollten das Schicksal herausfordern. Wir zogen nochmal. Yuji!!!!! Wie krass ist das denn? Alle drei SuG Namen hintereinander gezogen! Jetzt war ich allerdings der Meinung, Miyavi könne niemals mit denen allein fertig werden. Also brauchte er einen Helfer. Wir schüttelten die Box, langten hinein und zogen - Saga! Mr.Oberpervers, der alles flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! (zumindest in meinen FFs). Nun fehlte noch ein Ort für das Geschehen. Wir schrieben alles mögliche auf, von Wiese über Tonstudio bis hin zu auf der Bühne. Wir waren der Meinung, wenn es ein Schicksal gibt, dann kommmt jetzt die EINE Location, die eigentlich unmöglich ist. Das Auto. Und was zogen wir: im Auto. Seitdem glauben wir alle an das Schicksal und höhere Yaoi-Mächte. Amen. Wir haben übrigens noch weitere lustige Pairings gezogen. Mal sehen, was ich davon schreibe. Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 Saga brauchte ein paar Momente, bis er wirklich registrierte, dass ihn eines der drei jungen Bandmitglieder ansah, und noch ein wenig länger, bis ihm klar wurde, was dies zu bedeuten hatte. Nun konnte er wirklich nicht mehr ohne Schaden davonzutragen aus der Situation flüchten. Noch vor wenigen Minuten hatte er mit dem Gedanken gespielt, Miyavi beim nächsten Halt einfach niederzuschlagen und zu flüchten, ohne dass jemand wusste, dass er überhaupt im Van gewesen war, doch nun, da er bemerkt worden war, musste er sich entscheiden. Entweder er half Miyavi oder er schlug sich auf die Seite der anderen drei. Er brauchte ganze zwei Sekunden, bis er sich entschlossen hatte und mit einem mürrischen Laut die Augenbrauen zusammenzog, ehe er über Yuji hinweg zu Chiyu kroch und ihm vorsichtig die Wange tätschelte. Er war schließlich nicht immer ein Arschloch! Und allein die Tatsache, dass er entführt worden war, ging ihm so gewaltig gegen den Strich, dass er sich schon rein aus Prinzip nicht daran beteiligen würde. »Hey, alles okay?«, fragte er besorgt und lächelte unsicher, als ihn der andere nur weiter betrachtete ohne ein Wort zu sagen. Lediglich die vollen Lippen öffneten sich und er hustete leicht, ehe seine Lider wieder müde zudrifteten. Er musste immer noch unter der Wirkung des Betäubungsmittels stehen, wenn auch nicht so stark wie die beiden anderen, die noch immer vollkommen weggetreten waren. Vermutlich war er Miyavis erstes Opfer gewesen. »Hey, nicht einschlafen!«, zischte Saga leise und warf einen vorsichtigen Blick in Richtung Fahrersitz, doch Miyavi sah geradeaus und schien nicht bemerkt zu haben, was sich hinter ihm abspielte. Stattdessen schaltete er das Radio an und lenkte den Wagen weiterhin durch die dicht befahrenen Straßen Tokyos. »Hey«, flüsterte Saga ein weiteres Mal, und klatschte Chiyu auf die Wange, doch anstatt die Augen wieder zu öffnen, gab dieser nur einen verzerrten Laut von sich und bewegte sich schwerfällig, um seine unnatürliche Haltung zu verändern. Sein Shirt rutschte dabei ein klein wenig hoch und entblößte seinen flachen Bauch, so dass Saga schnell wegsah. Jetzt war wirklich nicht der richtige Augenblick, um sich durch irgendwelche körperlichen Vorzüge ablenken zu lassen. Er wusste genau, wie schnell er auf solche Verführungen ansprang, und Notgeilheit war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Erst jetzt fiel Saga wieder ein, dass der Bassist der Einzige war, dem die Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Hastig beugte er sich über den anderen und drehte ihn leicht, um mit wenigen Handgriffen den dünnen Schal zu lösen. Ein leichtes Aufatmen war alles, was er als Dank erhielt, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Chiyu noch immer unter Drogen stand, hatte er selbst das nicht erwartet. Doch er war froh, dass der andere schon wieder halbwegs mitbekam, was um ihn herum geschah. »Wenn du wach bist, mach die Augen auf!«, bat er leise, ein klein wenig panisch, da er keine Ahnung hatte, was er tun sollte, wenn die drei wirklich medizinische Hilfe bräuchten. Wer konnte wissen, was Miyavi benutzt hatte, um sie zu betäuben! Mit Betäubungsmitteln kannte sich Saga nun wirklich nicht aus. Einen kurzen Moment war er versucht, einen erneuten Versuch zu starten, am Gitter zum Fahrersitz zu rütteln und den Sänger ein wenig näher zu seinem Schöpfer zu bringen, doch da öffnete sich erst eines der braunen Augen, dann das zweite, und Chiyu blickte ihn unfokussiert an. »Was …«, hauchte er und hustete, als ihm die Stimme versagte. Saga hielt einen Finger an den Mund und blickte kurz zu Miyavi, um sich zu vergewissern, dass dieser noch immer nichts bemerkt hatte. Doch diesem schien es mehr Spaß zu machen, mit dem Radio um die Wette japanische Schlager zu trällern, als sich darum zu kümmern, was sich hinter ihm anspielte. Aber solange er keinen Verdacht schöpfte, hatten sie eine Chance zur Flucht. »Keine Angst, alles wird gut«, flüsterte er und hätte sich beinahe selbst ausgelacht, als ihm klar wurde, wie idiotisch seine Worte für den anderen klingen mussten. Doch er würde sie schon alle heil hier raus kriegen, das hatte er sich fest vorgenommen. Wenn er jemals die Gelegenheit gehabt hatte, zu zeigen, dass er sich auch erwachsen verhalten konnte, dann war das jetzt. Er blickte sich suchend um, bis er eine halbvolle Wasserflasche zwischen den bewusstlosen Körpern ausmachte, und hob Chiyus Kopf ein bisschen an, um sie ihm an die Lippen zu drücken. Der Bassist trank gierig und seufzte leicht, als er schließlich absetzte und den Kopf erleichtert nach hinten rollen ließ. »Was ist passiert?«, fragte er und blickte Saga mit halbwegs klarem Blick an. Er schien noch immer sehr schwach zu sein, aber zumindest war er nicht mehr vollkommen benebelt. »Miyavi hat dich, Yuji und Takeru betäubt und in einem PSC Van entführt«, antwortete dieser und nickte nur trocken, als er sah, wie sich die Augen des anderen weiteten. »Ja, richtig gehört. Frag lieber nicht weiter. Mich hat er auch entführt und spätestens wenn er die Tür aufmacht, bringe ich ihn um!« Er zog die Augenbrauen mürrisch zusammen und trank den letzen Schluck Wasser, den Chiyu in der Flasche übrig gelassen hatte, bevor er pikiert auf das Etikett blickte und sich schüttelte. Der schale Geschmack, der sich in seinem Mund ausgebreitet hatte, bedeutete vermutlich, dass die Flasche hier schon seit Wochen herumlag. Widerlich! »Alles okay?«, fragte er Chiyu und musterte ihn besorgt, doch dieser schien überhaupt nicht bemerkt zu haben, dass das Wasser alt war. Seine Augen waren halb geöffnet und seine Lider flatterten, doch seine Atmung ging ruhig, wenn auch noch ein bisschen schwer. »Mir geht’s gut«, hauchte er leise und hustete unterdrückt, ehe er sich zur Seite rollte und ein paar Mal mühsam zwinkerte. Saga beobachtete ihn aufmerksam, nicht wirklich zufrieden mit der Antwort. Er warf einen kurzen Blick auf Takeru und Yuji, doch keiner der beiden regte sich. Er konnte nur hoffen, dass die Fahrt lange dauern würde, so dass sie irgendwann aufwachen würden. Zu viert hatten sie eindeutig mehr Chancen. »Ich fühl mich komisch«, presste Chiyu mit einem Mal heraus und hustete erneut, ehe er sich aufzurichten versuchte. Saga kam ihm zur Hilfe und schob den Bassisten in eine halbwegs sitzende Lage, so dass er an ihm lehnte, ehe er ihn aufmunternd anlächelte. »Kein Angst, das wird schon wieder«, versuchte er glaubwürdig zu versichern. »Das kommt nur von vom Betäubungsmittel. Bald bist du wieder fit!« Chiyu nickte schwach und Saga seufzte lautlos, ehe er ihm ein paar verschwitzte Strähnen aus der Stirn strich. Er stutzte, als er die warme Haut des anderen fühlte und blickte ihn kritisch an. Waren seine Hände besonders kalt oder hatte der Bassist leichtes Fieber? Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Wangen des anderen gerötet waren. Seine Lippen waren leicht geöffnet und sogen schwerfällig die Luft ein, während seine Augen wieder zudrifteten und sein Körper gegen Sagas immer schwerer wurde. Dieser weitete entsetzt die Augen und schüttelte den anderen vorsichtig. »Werd mir jetzt bloß nicht ohnmächtig!«, zischte er ängstlich und blickte sich hilflos um, doch was genau hatte er erwartet? Einen Erste-Hilfe-Kasten? Selbst wenn er einen gefunden hätte, hätte er keine Ahnung gehabt, was er Chiyu geben sollte, wenn nicht gerade ›verabreichen, wenn durch befreundeten Musiker betäubt und gekidnappt‹ draufstand. Wenn man einmal von den Zeiten absah, in denen er selbst mit einer Grippe im Bett lag, waren seine einzigen Erfahrungen mit einem Kranken, dass er Kai geholfen hatte, einen jammernden und wimmernden Uruha ins Bett zu verfrachten, nachdem dieser nach einer durchzechten Nacht im Tanktop durch die novemberkalten Straßen Tokyos nach Hause gewandert war und sich eine handfeste Erkältung eingefangen hatte. Und während Kai die Medizin verabreicht hatte, hatte er lediglich heißes Wasser auf einen Teebeutel gegossen. Es gab einen Grund, warum man ihn nicht mit wirklich wichtigen Aufgaben betraute. »Hey, nicht einschlafen!«, sagte er erneut, doch Chiyu reagierte überhaupt nicht mehr auf ihn. Eine seiner Hände hatte sich in Sagas Oberschenkel gekrallt, die andere lag schlaff auf dem Boden. »Mir ist warm«, flüsterte er und vergrub sein Gesicht an Sagas Brust, um sich die dünne Schweißschicht abzuwischen, die sich auf seiner Haut gebildet hatte. Saga tätschelte beruhigend seine Schulter und blickte sich um, doch hier hinten konnte man kein Fenster öffnen. Erst jetzt bemerkte er, dass es tatsächlich ein bisschen wärmer geworden war als zuvor. Hatte Miyavi die Heizung angemacht? »Du bist so still da hinten!«, ertönte wie auf Kommando dessen Stimme, so dass Saga zusammenschrak. »Hast du dich damit abgefunden, mir zu helfen?« »Davon träumst du wohl!« Der Bassist lachte abfällig auf und fächelte sich mit der Hand etwas Luft zu. »Eher esse ich freiwillig Reitas hausgemachtes Okonomiyaki!« Miyavi lachte amüsiert, die Augen noch immer auf den Verkehr gerichtet. »Na dann wünsche ich dir viel Spaß die nächsten Tage mit verkorkstem Magen im Bett, während du dein Innerstes … - Verdammter Idiot, ich hatte Vorfahrt!« Ein lautes Hupen ertönte und ein schlanker Mittelfinger mit pink lackiertem Fingernagel reckte sich in Richtung Frontscheibe, bevor Miyavi wie ein Rohrspatz zu schimpfen begann. Saga schnaubte leise, ehe er sich abwendete. Wer so dumm war, mitten am Tag durch die Innenstadt zu fahren, verdiente es nicht besser! Doch nun, da der andere beschäftigt war, konnte er sich wieder Chiyu zuwenden. Hilfe hätte er von Miyavi eh nicht erwarten können. Maximal ein amüsiertes Grinsen, das sich immer auf das Gesicht des anderen schlich, wenn er sich für besonders schlau und raffiniert hielt. »Saga …«, hörte er die leise Stimme des anderen Bassisten und Fingernägel gruben sich in seinen Oberschenkel, als sich dieser mühsam nach oben stemmte, um wieder Kontrolle über seinen Körper zu haben. Doch kaum hatte er sich ein Stück aufgerichtet, verschwand seine Kraft und er sackte auf Saga, der den anderen nicht halten konnte und auf den Rücken sank. Verdammt noch mal! War er wirklich so schwach, wie Hiroto immer behauptete, wenn er ihn auf die Palme bringen wollte? So sehr er es auch versuchte, er konnte Chiyu nicht mehr von sich herunterschieben. Sein Kopf lag auf Yujis Brustkorb, seine Beine waren seltsam verdreht und halb unter dem Bassisten eingeklemmt, und mit jedem Versuch, den anderen von sich zu schieben, behinderte er sich nur noch mehr, bis er schließlich mit einem frustrierten Laut aufgab. Na toll! Wenn ihn jemand so sehen könnte, würde er ihn vermutlich schallend auslachen. »Hey, runter von mir!«, zischte er leise, doch Chiyu reagierte überhaupt nicht mehr auf ihn. Sein Atmung ging schneller als zuvor, seine heiße Wange presste sich gegen Sagas Gesicht und seine Lippen waren so nah an seinem Ohr, dass Saga trocken schluckte, als ihm die verzerrten Laute des anderen einen Schauer über den Rücken jagten. »Hey, runter!«, versuchte er einen weiteren Vorstoß, jedoch längst nicht mehr mit so sicherer Stimme wie zuvor. Seine Augen weiteten sich, als die Hand auf seinem Oberschenkel nach oben wanderte, mit festem Druck, jedoch trotzdem zitternd, als hätte Chiyu sie nicht mehr vollkommen unter Kontrolle. Fingernägel kratzten über den dünnen Stoff seiner Anzughose, doch die Tatsche, dass sein Party-Outfit gerade vollkommen zerknittert wurde, war das Letzte, über das sich Saga in diesem Moment Gedanken machte. Er atmete gepresst ein, als die Hand auf seinen Po angekommen war und diesen drückte, während Chiyus Körper noch ein Stück weiter auf ihn draufrutschte, so dass er ihn beinahe vollkommen unter sich begrub. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Sagas Wangen, als er den Bassisten gegen sein Ohr unterdrückt aufstöhnen hörte, doch spätestens in dem Moment, in dem dieser seinen Unterleib gegen sein Bein presste, wich alle Farbe aus seinem Gesicht. Fuck! Bis jetzt hatte er sich noch gut einreden können, dass dies alles unwillkürliche Bewegungen eines halb Betäubten waren, der versuchte, an irgendetwas Halt zu finden und wieder halbwegs Herr seiner Sinne zu werden, doch das, was sich gerade äußerst präsent gegen seinen Oberschenkel drückte, konnte er nicht darauf zurückführen. Und schon gar nicht ignorieren. Er biss die Zähne zusammen, als der Griff der Hand an seinem Po stärker wurde und Chiyu ihn gegen sich zog, während sich sein Becken gegen ihn zu bewegen begann. Die blassen Lippen des Bassisten streiften sein Ohr, stießen gedämpfte Töne aus, die Saga das Blut in den Kopf trieben, so dass ihm einen Moment lang schwindlig wurde. Der Wagen holperte über die Straße, bremste, beschleunigte, bremste wieder, und jedes Mal wurde der andere erneut gegen ihn gedrückt und stöhnte leise auf, während sich sein aufgeheizter Körper immer ungehemmter an Saga rieb, so dass diesem beinahe die Luft wegblieb. Nur langsam schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, dass er sich wehren und versuchten sollte, den anderen von sich zu schieben, doch er war wie versteinert, vollkommen überrumpelt von der Situation und nicht mehr in der Lage, seine Bewegungen zu steuern. Es war nicht fair, ihn zu verführen! Wenn jemand an zu wenig Willenskraft litt, um so etwas abzuwenden, dann war er es! Chiyus atemloses Stöhnen an seinem Ohr machte ihn ganz unruhig, wühlte ihn auf und trieb ihm das Blut ins Gesicht, so dass er sich beinahe sicher war, inzwischen wie eine Tomate zu leuchten. Die schmalen Finger des anderen kratzten über seine Hose, drängten ihn beinahe brutal näher, obwohl sich Saga überhaupt nicht erklären konnte, woher der anderen auf einmal die Kraft dazu nahm, wo er sich zuvor noch nicht einmal hatte aufrichten können. Er musste immer noch vollkommen benebelt sein, denn Saga war sich sicher, dass niemand, schon gar nicht ein Mitglieder einer kleinen Indieband, auf die Idee kommen würde, ihm einfach im Kofferraum eines Vans zwischen seinen bewusstlosen Bandmitgliedern an die Wäsche zu gehen, während er gerade von einem unzurechnungsfähigen Psychopathen entführt wurde. Das war wirklich ein bisschen krank – und zwar nicht im positiven Sinne. Sagas Augen weiteten sich plötzlich, als er spürte, wie sich Yujis Brustkorb unter ihm ein Stück regte, und er begann zu zappeln, als der Gitarrist einen leisen Laut ausstieß und sich leicht drehte. Verdammt, er hatte zwar gewollt, dass die anderen aufwachten, aber musste es unbedingt jetzt sein?! Chiyu lag schwer auf ihm, rieb sich an ihm wie eine rollige Katze und stöhnte so ungehemmt in sein Ohr, dass es Saga die Schamesröte ins Gesicht trieb, während all seine Befreiungsversuche im Keim erstickt wurden. »Hör auf!«, flüsterte er atemlos und zog für einen kurzem Moment in Betracht, Miyavi zu Hilfe zu rufen, doch er wäre lieber gestorben, als sich von ihm in so einer kompromittierenden Situation finden zu lassen. Schon gar nicht, wenn ausgerechnet er, den alle für seine spontanen dreckigen Ideen fürchteten, nicht in der Lage war, sich gegen die sexuelle Belästigung eines beinahe noch Minderjährigen zu wehren. Doch anstatt auf ihn zu hören, drängte Chiyu ihn nur noch weiter nach unten. Saga zischte leise, als seine Beine noch ein Stückchen mehr verdreht wurden, doch bevor er darüber nachdenken konnte, was er als Nächstes tun könnte, um sich zu befreien, zwängte sich ein Knie zwischen seine Schenkel und schob sie grob auseinander. Saga hielt die Luft an, als sich ein fremdes Bein gegen seinen Schritt schob, während sich im selben Moment brennende Lippen auf seinen Hals legten. Er spürte, wie sich Hitze in seinem Bauch sammelte und durch seine Adern bis in die äußersten Spitzen seines Leibes strömte, während sein Herz mit einem Mal beängstigend schnell zu klopfen begann. Verdammt, was passierte hier gerade? Er lag auf dem Rücken, wurde festgehalten und bedrängt, und anstatt sich gegen den Angreifer zu wehren, begann es ihm auf einmal zu gefallen? Der schlanke Körper des anderen schmiegte sich an ihn, als sei er für ihn gemacht, seine Wärme drang selbst durch die Kleider hindurch und jede Bewegung war so anzüglich und verlockend, dass Saga unwillkürlich die Augen schloss und lautlos seufzte, ehe er eine Hand hob und sie im Nacken des anderen vergrub. Die Lippen an seinem Hals verbrannten ihm die Haut, eine weiche Zunge schlich sich über seinen Kehlkopf und die Hand, die fordernd über seinen Oberkörper glitt und seine Kleidung zerwühlte, ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er vergaß, dass er sich noch vor wenigen Minuten vorgenommen hatte, erwachsen zu handeln, vergaß, dass Miyavi nicht einmal einen Meter entfernt war und ihn nur der Lärm des Verkehrs und des Radios daran hinderte, dass er Chiyus Stöhnen hörte. Er vergaß, dass sich Yuji unter ihm leicht regte und jeden Moment begreifen könnte, was neben ihm geschah. Alles, was er noch wahrnahm, war die Wärme des anderen, die verführerische Grobheit, mit der er ihn anfasste und auf den Rücken zwang, während er sein Bein gegen Sagas Schritt rieb und diesem nur allzu offensichtlich machte, dass er sich nicht mehr rausreden konnte. Es gefiel ihm. Es gefiel ihm sogar sehr. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wann der Moment gewesen war, an dem er aufgegeben hatte, doch in diesem Augenblick war es ihm vollkommen egal. Seine Finger gruben sich stärker in den Nacken des anderen, zogen an seinen Haaren und zwangen ihn näher, ehe sich seine Lippen atemlos öffneten, als sich Chiyus Zähne in seine Haut senkten. Er schnappte nach Luft, krümmte seinen Rücken nach oben und presste sich an den anderen, ehe er atemlos zurücksank und die Augen öffnete. Einen Moment lang verliefen die Farben und er musste zwinkern, um den Van wieder klar sehen zu können. Doch trotz allem blieb sein Blick verklärt und langsam kroch der Verdacht in seinen Kopf, dass hier etwas absolute nicht stimmte. Normalerweise reagierte er nicht so stark auf Berührungen. Er genoss sie, kostete sie aus, aber er ließ niemals zu, dass sie ihn beherrschten und er sich nicht mehr gegen sie wehren konnte. Und normalerweise lag er auch nicht auf dem Rücken, hilflos dem Drängen eines anderen ausgeliefert und dies auch noch genießend, während eine ungewohnte Hitze seinen ganzen Leib durchzog, die er sonst nur verspürte, wenn er nach einer ausgiebigen Kneipentour vom Alkohol enthemmt einen seiner Bandkollegen gegen die nächste Wand nagelte. Er spürte die vertraute Wirkung des Alkohols, obwohl er genau wusste, dass er heute noch keinen getrunken hatte, ehe sein Blick zur Seite auf die leere Wasserflasche driftete und es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Verdammt! Miyavi, dieses intrigante, hinterhältige Arschloch! Chiyu hatte erst so stark reagiert, nachdem er etwas getrunken hatte, und wenn er, Saga, schon von einem Schluck eine solche Wirkung verspürte, wollte er sich gar nicht ausmalen, was der andere durchmachen musste. Er rieb sich beinahe brutal gegen ihn, verzweifelt nach Erlösung suchend und vollkommen blind dafür, dass er gerade etwas tat, was er sich bei klarem Verstand vermutlich niemals erlaubt hätte. Doch was auch immer in der Flasche gewesen war, es machte ihn so wirr und hemmungslos, dass sein vom Betäubungsmittel benebelter Geist nicht mehr in der Lage war, die Bedürfnisse seines Körpers unter Kontrolle zu halten. Unter normalen Umständen hätte Saga ihn wohl keineswegs von der Bettkante gestoßen, doch dies hier war eine Ausnahmesituation. Sie wurden entführt. Und wenn Miyavi so eine Flasche in seinem Kofferraum deponierte, war selbst für den naivsten Menschen innerhalb von Sekunden klar, was er mit ihnen vorhatte. »Chiyu!«, zischte er scharf und biss sich auf die Unterlippe, um sich durch den Schmerz davon abzuhalten, sich wieder von der Droge einlullen zu lassen. »Chiyu, wach auf der Stelle auf! Chiyu!« Er packte den anderen am Schopf und zog ihn grob nach oben, so dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. Die braunen Augen waren halb geschlossen, die Lider flatterten unstetig und etwas im Ausdruck des anderen ließ Saga trocken schlucken, ehe er vollkommen vergaß, was er gerade sagen wollte. Gebannt starrte auf das schöne Gesicht, folgte mit seinem Blick dem Weg der Zunge, welche die verlockend geöffneten Lippen befeuchtete, ehe er zurück in die faszinierenden Augen sah, deutlich spürend, was diese in ihm auslösten. Chiyu sah ihn an wie ein Raubtier, das sich jeden Moment auf seine Beute stürzen würde, sein Blick so verrucht und gefährlich, als wäre er einem Pornomagazin entsprungen. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass Saga ihm wehtat, im Gegenteil. Seine Zähne kratzten über seine volle Unterlippe und er stöhnte leise auf, während seine Hand unter Sagas Hemd schlüpfte. Dieser atmete rasselnd ein, als er die warme Haut des anderen spürte, die weichen Finger, die über seinen Brustkorb nach oben glitten, ehe sie wieder nach unten wanderten und ungeduldig am Bund seiner Hose rissen. Und erst in diesem Moment wurde ihm wieder bewusst, was sie gerade taten. Hastig versuchte er sich zu lösen, sich mit einem Arm auf dem Boden abstützend und mit dem anderen Chiyu von sich ziehend, doch dessen Gewicht lastete noch immer auf ihm, so dass er es nicht einmal schaffte, sich in eine halbwegs sitzende Lage zu bringen. Wer hätte denken können, dass so ein dünner Spargel so viel wog! Mürrisch biss Saga die Zähne zusammen und zog stärker am Schopf des anderen, während er sich im gleichen Moment nach oben drückte, um ihn so von sich runter zu schubsen. Er bog den Rücken durch und ruckelte ein bisschen, so dass seine Füße auf dem Boden Halt fanden, um ihn zu stützen. Es wäre doch gelacht, wenn er dies nicht schaffen sollte! Und tatsächlich ließ der Druck nach, mit dem Chiyu ihn zurückdrängte. Saga wollte schon siegessicher grinsen, als er sah, wie sich Chiyus Gesichtszüge veränderten. Der jüngere Bassist kniff die Augen zusammen und stieß einen wimmernden Laut aus, der Saga das Blut in die Wangen trieb, als er bemerkte, dass er es gewesen war, der ihn verursacht hatte. Chiyus Schritt war noch immer gegen seinen Oberschenkel gedrückt und als er sich nach oben gestemmt hatte, hatte dies die Stimulation unbeabsichtigt intensiviert. Doch anstatt sich wieder auf ihn zu stürzen oder sich gegen ihn zu reiben, blieb Chiyu vollkommen still. Saga beobachtete fasziniert, welch widersprüchliche Emotionen sich auf dem Gesicht des anderen abspielten, dessen Kopf durch seine Hand unnatürlich weit zurückgezogen war. Der lange schlanke Hals war vollkommen entblößt, leicht gerötet wie auch der Rest seines Gesichtes, und jedes Mal, wenn er schluckte, bewegte sich sein Adamsapfel auf und ab, während über seine atemlos geöffneten Lippen leise Töne kamen, die in Sagas Ohren beinahe obszön klangen. Er schien noch immer nicht zu registrieren, was gerade geschah, verharrte nur still und schien auf etwas zu warten. Und als Saga sich ein kleines Stück bewegte, wusste er ganz genau, was dies war. Ein Zittern ging durch den Körper des anderen und er stöhnte so laut auf, dass Saga befürchtete, Miyavi müsse es trotz des Radios hören. Sein Unterleib presste sich gegen Sagas Oberschenkel, seine Fingernägel krallten sich in die nackte Haut, und als sich Saga noch ein Stückchen weiter bewegte, wurde das Stöhnen zu einem beinahe kläglichen Wimmern, das ganz genau verriet, wie sehr Chiyu die Berührung brauchte. Und so sehr Saga es auch zu verdrängen versuchte, die Reaktion des anderen schaffte es, den Vorsatz, sich gegen die Droge zu wehren, soweit zu schwächen, dass er ihn nicht mehr behinderte. Ganz vorsichtig hob er seine Hand vom Boden und ließ sie den Arm des anderen hinaufgleiten, den schmalen Oberarm entlang, dessen Muskeln vor Anspannung ganz hart waren, weiter zu seinem Hals und schließlich seinen Rücken hinab, bis sie kurz über seiner Taille liegen blieb und ihn an sich zog. Erneut grub sich das Zittern durch den schlanken Leib und Saga konnte nicht verhindern, dass es einen deutlich fühlbaren Effekt auf ihn hatte. Die selbe Wärme wie schon vor ein paar Minuten breitete sich in ihm aus und diesmal wehrte er sich nicht gegen sie. Seine Augen waren fest auf das Gesicht des anderen gerichtet, sogen jede Reaktion in sich auf wie ein Schwamm, und je stärker Chiyu reagierte, umso erregter wurde er selbst. Die Bewegungen des Autos verstärkten das Gefühl noch, und jedes Mal, wenn Miyavi leicht abbremste, jagte ein Blitz durch seinen Magen. Die Gewissheit, in der nächsten Sekunde entdeckt werden zu können, war so präsent wie nie zuvor, und als sich Yujis Brustkorb ein weiteres Mal unter seinem Kopf bewegte, war all seine Zurückhaltung auf einmal wie weggepustet. Er hatte keine Zeit mehr! Chiyus heißer Körper presste sich gierig gegen ihn und wenn er ihn haben wollte, musste er ihn sich jetzt holen, nicht später! Ohne weiter zu überlegen, was die Konsequenzen seines Handelns wären, presste er den anderen an sich und hob seinen Unterleib an, um sich gegen ihn zu reiben. Chiyus Kopf bog sich noch ein Stück weiter in den Nacken und seine Lippen flogen atemlos auseinander, ehe Saga ihn losließ, so dass seine Stirn auf seinen Oberkörper kippte. Heißer Atem drang an seinen Hals und er schloss die Augen, um sich davon abzulenken, dass es einfach nur krank und falsch war, was er gerade tat. Doch er brauchte diese Nähe, ganz egal, von wem sie kam. Er brauchte die Hände, die über seinen Körper wanderten, die Fingernägel, die sich in seine Haut krallten und das Feuer noch weiter schürten, das in seinem Inneren brannte. Seine Hose spannte unangenehm eng und er hätte sie sich am liebsten vom Körper gerissen, doch er hatte gerade so viel Bewegungsfreiraum, um Chiyu an sich zu ziehen und sein Shirt nach oben zu schieben, so dass seine Hände endlich die aufgeheizte Haut berühren konnten. Der jüngere Bassist stöhnte auf und stieß sein Becken beinahe grob gegen Sagas, ehe sich seine Hand unter ihn schob und in seine Hose zwängte. Saga hob das Becken, doch die Verrenkung tat beinahe weh, auch wenn ihn Chiyus Hand allen Schmerz vergessen ließ, als sie sich in seine Pobacke krallte und diese massierte. Er biss die Zähne zusammen, um den Laut zu unterdrücken, der sich aus seiner Kehle drängen wollte, doch er schien der Einzige zu sein, der daran dachte, sich nicht zu verraten. Bei seinem nächsten Stoß gab Chiyu ein so lautes Grollen von sich, dass Saga bestürzt zusammenfuhr und den Kopf des anderen in seine Halsbeuge drückte, um den Ton zu ersticken. Doch dies war auf Dauer keine Lösung. »Fuck«, murmelte er leise, ehe er Chiyu am Nacken packte und ihn zu sich heranzog, um seine Lippen mit den seinen zu verschließen. Er küsste gerne andere Leute, vor allem schöne, androgyne Männer, doch dies war anders. Es war kein Kuss, es waren lediglich zwei Münder, die sich gegenseitig verschlossen, um ihr Keuchen zu unterdrücken, doch die bloße Berührung und das Gefühl, wann immer Chiyus Atem in ihn strömte, ließ Saga so heiß werden, dass er seine Kleidung fast nicht mehr ertragen konnte. Er wollte diesen Mann! Er wollte raus aus seinen Sachen, wollte sich drehen, sich endlich bewegen und den anderen unter sich begraben, anstatt selbst hilflos auf dem Rücken zu liegen und sich an den Funken Kontrolle zu klammern, den er über Chiyu hatte, wenn er ihn am Nacken packte und zu sich zwang. Doch der andere bewegte sich keinen Zentimeter zurück, drängte sich nur immer stärker an ihn, so dass Saga befürchtete, jeden Augenblick unter ihm zerquetscht zu werden. Er spürte dessen Härte gegen seinen Oberschenkel, fühlte seine Hand an seinem Po und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als die Finger zwischen seine Pobacken fuhren und diese spreizten. Fuck, fuck, fuck, was passierte hier gerade?! Er war nicht unten, auf keinen Fall! Nicht, dass es nicht sowieso absolut unrealistisch gewesen wäre, dass sie in dieser beklemmenden Position tatsächlich Sex haben könnten, doch allein schon die Tatsache, dass Chiyus Finger ihn an dieser Stelle berührten, überschritt eine Grenze. »Lass das!«, zischte er gegen dessen Lippen und ruckele mit dem Becken, doch der andere schien seinen Protest noch nicht einmal wahrzunehmen. So tat Saga das Einzige, was ihm einfiel – er presste seinen Körper nach unten, um die Hand einzuquetschen, während er Chiyu im selben Moment auf sein Bein drückte und dieses so stark zu bewegen begann, dass der andere leise aufschrie. Sofort verschloss Saga seine Lippen, doch es war zu spät gewesen. »Hey, was machst du mit meinen Geiseln!«, ertönte Miyavis Stimme von vorn und Saga schloss die Augen, innerlich betend, dass sich der andere nicht umdrehte und sah, was hinter ihm passierte. Sie lagen auf dem Boden im Schatten, ein Knäuel von Gliedmaßen, doch Miyavi war intelligent genug, um trotzdem genau zu verstehen, was geschah, wenn er erst einmal Verdacht geschöpft hatte. »Töten, weil sie mich befummeln!«, entschied sich Saga für die Wahrheit und zog mit einer Hand Chiyus Kopf in die Höhe, um ihm im selben Augenblick die andere auf den Mund zu pressen und daran zu hindern, noch weitere Töne von sich zu geben. Miyavi lachte und Saga atmete erleichtert auf, als er erkannte, dass sein Trick funktioniert hatte und der Sänger tatsächlich dachte, er hätte ihn auf den Arm genommen. Doch zum Ausruhen hatte er keine Zeit. Chiyus Schritt rieb sich inzwischen mehr als grob gegen seinen Oberschenkel; er konnte spüren, wie der schlanke Körper zu zittern begann und sich seine Muskeln anspannten, während heißer Atem an seine Hand drang, die sich so fest auf den Mund des anderen presste, dass dieser die Luft nur noch geräuschvoll durch die Nase einsaugen konnte. Saga biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen, als der Bassist die Augen öffnete und ihn unfokussiert anblickte. In seinen Augen brannte ungezügelte Erregung gemeinsam mit Frustration darüber, sich wieder richtig bewegen noch atmen zu können, bevor sich seine Augen so stark verdrehten, dass Saga für einen kurzen Moment nur noch das Weiße sehen konnte. Er hielt den Atem an, als der andere Körper unkontrolliert zu zittern begann und sich schüttelte, als würde elektrischer Strom durch ihn fließen. Die Finger der eingeklemmten Hand gruben sich so tief in sein Fleisch, dass es wehtat, und er presste seine Hand noch fester auf Chiyus Mund, um den Schrei zu unterdrücken, der dessen Kehle verlassen wollte. Er hörte nur ein gedämpftes Grollen, dann wurde der andere still und sank schwer auf ihn hernieder, wo er regungslos liegen blieb. Saga löste seine Hand und betrachtete abwesend den feuchten Speichel darauf, ehe er sie fallen ließ und den Kopf zur Seite kippte. Chiyus abgehackte Atemzüge drangen an sein Ohr und er spürte, wie sich dessen Brustkorb unregelmäßig hob und senkte, doch mehr bekam er nicht mehr mit. Wie paralysiert starrte er an die Seitenwand das Vans, selbst nicht fassend, was er gerade getan hatte. Er hatte gerade einem Musiker, mit dem er zuvor nie mehr als zwei zusammenhängende Worte gewechselt hatte, im Kofferraum ihres Kidnappers einen runtergeholt, während seine zwei bewusstlosen Bandkollegen neben ihnen lagen. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, dies wäre die Handlung eines schlechten Pornos, doch dass er selbst davon der Hauptdarsteller sein würde, hätte er noch nicht einmal im Traum gedacht. Vorsichtig wendete er den Kopf und versuchte zu erkennen, was sich in Chiyus Gesicht abspielte und ob sich dieser vielleicht endlich bewusst wurde, was er getan hatte, doch alles, was er erkennen konnte, war, dass der andere die Augen geschlossen hatte. Eine feuchte Spur war um seinen Mund zu sehen und Saga schluckte unangenehm berührt, als ihm klar wurde, dass dies davon stammte, dass er ihm den Mund zugehalten hatte. Das war alles zu viel! Er wollte hier raus, und zwar schnell! Sein Anzug war vollkommen zerknautscht, seine Haare zerzaust und seine Erregung noch immer so präsent, dass er sich am liebsten in den Hintern getreten hätte, als ihm der Gedanke kam, warum nur Chiyu seinen Spaß gehabt hatte und er nicht. Der andere war vollkommen weggetreten, atmete nur geräuschvoll und lastete so schwer wie ein Stein auf ihm, ohne ihn auch nur ansatzweise mit irgendwelchen Bewegungen zu befriedigen. »Scheiß Party, scheiß Miyavi, scheiß Droge!«, fluchte Saga und ballte frustriert die Fäuste, ehe er zusammenfuhr, als der Wagen plötzlich stoppte. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie den lauten Straßenverkehr hinter sich gelassen hatten. Augenblicklich wurde ihm heiß und er atmete schwer, ehe er panisch versuchte, den anderen von sich zu schieben. Er packte ihn am Gürtel, um ihn von sich runterzuziehen, sich innerlich dafür verfluchend, dass ihm dieser Gedanke nicht schon vorher gekommen war. Doch gerade als er ihn so weit von sich herunter hatte, dass er seinen Oberkörper aufrichten konnte, öffnete sich die Kofferraumtür und grelles Tageslicht blendete seine Augen. »Scheiße!«, murmelte er nur leise, als es einen Moment ruhig war, ehe er Miyavi lachen hörte, ganz genau wissend, dass dieser keine Sekunde gebraucht hatte, um zu verstehen, was sie miteinander getrieben hatten. Doch anstatt sich eine Maske aufzusetzen und sich damit zu brüsten, dass er so unwiderstehlich war, dass ihm der andere Bassist noch nicht einmal in dieser Situation hatte widerstehen können, fühlte er sich einfach nur elend. Langsam sickerte die Gewissheit in seinen Geist, dass er etwas absolute Dummes getan hatte. Er hatte nicht nur Chiyu ausgenutzt, der viel zu benebelt gewesen war, um zu wissen, was er tat, er hatte auch sein Gesicht verloren und Miyavi einen Trumpf in die Hand gelegt, der eine gefährliche Waffe gegen ihn sein könnte. Wenn der andere wollte, könnte er ihn hiermit vor all seinen Bandkollegen bloßstellen. Er kannte Miyavi schon lange und vertraute ihm, dass er so etwas nicht gegen ihn einsetzen würde, aber bis heute hatte er ihm auch nicht zugetraut, dass er einfach Leute betäubte und entführte. Und eines war ihm klar, als sich seine Augen soweit an das Licht gewöhnt hatten, dass er den Ausdruck im Gesicht des anderen sehen konnte. Auch wenn Miyavi sein Freund war, würde er sein Schweigen nicht umsonst bekommen. Für alles gab es einen Preis. Und wenn er wollte, dass dies ihr Geheimnis blieb, würde er sich freikaufen müssen. tbc. ++++++++++++++++++++++++ comments? ^^ Ich wünsch euch allen ein frohes neues Jahr! Lasst es krachen! Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Ein Grinsen in Miyavis Gesicht konnte vieles bedeuten. Man sah es, wenn er den letzten Schokopudding ergattert oder jemand anderem den besten Sitzplatz im gemeinsamen Tourbus weggeschnappt hatte. Man sah es auch, wenn er ein altes Plektrum oder eine längst verloren geglaubte CD wiederfand, oder wenn er mit Uruha ein Wettsaufen veranstaltete, bis sie nicht mehr gerade sitzen konnten und stattdessen dreckige Witze reißend auf dem Boden rumrollten. Aber nicht immer war es so einfach, herauszufinden, was er dachte, wenn sich seine Mundwinkel nach oben bogen. Manchmal saß er einfach nur da, starrte ins Nichts und grinste breit vor sich hin, während alle anderen rätselten, ob er sich an etwas erinnerte oder eher einen perfiden Streich ausheckte. Es war irritierend und ein klein wenig Angst einflößend, ihn so zu sehen, und obwohl nach solchen Episoden oftmals nichts Schlimmes folgte, konnte man nie wissen, ob der eigenwillige Sänger tatsächlich nichts geplant hatte oder ob man nur durch Zufall seinem Plan entgangen war. Und genau jetzt war einer dieser ungewissen Momente. Saga schluckte trocken und senkte den Blick, während er die Zähne aufeinander biss, um sich zu beruhigen. Er wusste, dass Miyavis Grinsen kein gutes Vorzeichen war, doch noch konnte er nur vermuten, was es bedeutete. Vielleicht hatte er Glück und es würde keine Folgen für ihn haben? Ja natürlich … Saga hätte sich am liebsten selbst ausgelacht. Wenn er etwas über Miyavi wusste, dann war es, dass er keine Gelegenheit ausließ, anderen einen Streich zu spielen. Und die Gelegenheit, die er ihm geboten hatte, war einfach zu gut, um sie zu verschenken. »Du scheinst ja ne Menge Spaß mit meinen Geiseln gehabt zu haben!«, ließ sich im selben Moment die Stimme des anderen vernehmen, und auch wenn Saga ihn nicht ansah, konnte er fühlen, dass das Grinsen noch immer nicht von seinem Gesicht gewichen war. »Ich wusste gar nicht, dass du auf Chiyu stehst. Oder turnt dich eher die Gefahr an? Wer hätte gedacht, dass der große böse Saga einen Fetisch für Entführungs-Rollenspiele hat und dabei auch noch unten liegen will!« Er lachte und Saga spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss und seine Wangen glühen ließ. Verdammt! Normalerweise war er es, der den Spott austeilte! Nun auf der anderen Seite zu stehen, war überhaupt kein angenehmes Gefühl. Er würde Miyavi töten müssen, damit dies nicht ans Licht kam. Wenn Uruha es erfuhr, würde er es ihm den Rest seines Lebens vorhalten und ihn auslachen! »Spuck einfach aus, was du willst!«, zischte er ungehalten und ballte die Fäuste, um sich davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun. Doch selbst wenn er gewollt hätte, hätte er nicht gekonnt. Noch immer lag Chiyu halb auf ihm und machte nicht den kleinsten Versuch, sich von ihm wegzurollen. »Oha, wie kommst du darauf, dass ich etwas will?« Der Schalk klang in Miyavis Stimme mit und Saga wäre ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen. Doch er wagte noch nicht einmal, ihm in die Augen zu sehen, so sehr schämte er sich für seine Lage. Er erwiderte nichts, biss stattdessen die Zähne zusammen und packte Chiyu am Gürtel, um ihn von sich wegzuzerren. Er wollte weg aus dieser erniedrigenden Position, weg von diesem Wagen und vor allem weg von Miyavis Blick, der ihm, obwohl er ihn nicht sah, unmissverständlich deutlich machte, dass er ihn für den größten hormongesteuerten Menschen auf diesem Planeten hielt. »Das ist alles nur deine Schuld!«, schimpfte er plötzlich los und funkelte den Sänger wütend an, der überrascht eine Augenbraue hob, als er die Entschlossenheit in Sagas Augen sah. »Wenn du nicht auf diese bescheuerte Idee gekommen wärst, die drei zu entführen, und wenn du mich nicht in den bescheuerten Wagen gestoßen und diese bescheuerte Flasche hier deponiert hättest, wäre das alles nicht passiert! Gib zu, du hast das alles geplant! Du wolltest uns das Zeug früher oder später zu trinken geben und dann eine kleine Orgie genießen! Wenn hier jemand pervers ist, dann du!« Er holte tief Luft und riss so stark an Chiyu, dass er es schaffte, den anderen von sich herunterzuziehen. Der jüngere Bassist stöhnte unterdrückt auf, ehe er auf den Rücken rollte und mit halb geöffneten Lippen nach Luft rang. Seine Lider flatterten unstetig und auf seinem Schritt prangte ein nicht zu übersehender feuchter Fleck. Saga schluckte trocken, als er sah, dass der Stoff noch immer stark gespannt war, doch dann riss er sich wieder zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen. »Er ist einfach über mich hergefallen und hat versucht, mich zu vergewaltigen! War das dein Plan? Oder wolltest du alle drei unter Drogen setzen, damit sie für dich die Beine breit machen?! Selbst ich würde so was nicht machen! Das ist hinterhältig und pervers!« Er atmete schwer und straffte die Schultern, um sich mit aller Macht an das letzte Fünkchen Stolz zu klammern, was ihm noch geblieben war, bis ihm mit einem Mal auffiel, dass Miyavis Gesichtsaudruck seltsam war. Das Grinsen war verschwunden und stattdessen zeigte sich dort eine verwirrende Mischung aus Schrecken, Überraschung und nicht zuletzt Unverständnis. »Wovon redest du eigentlich gerade?«, fragte er plötzlich und Saga hob eine Augenbraue, als er hörte, wie unsicher die Stimme des anderen klang. Wollte Miyavi tatsächlich leugnen, dass er sie entführt hatte, um mit ihnen irgendwelche perversen Spielchen zu machen? Er, Saga, war zwar nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, aber die Entführung der anderen drei war definitiv geplant gewesen. Und hätte Kai nicht unterbrochen, hätte er sich alle fünf geschnappt. »Wovon ich rede?«, zischte er und griff nach der leeren Wasserflasche, ehe er sie Miyavi an die Brust warf. »Davon rede ich, du Perversling!« Er schnaubte, als ihn der Sänger nur weiterhin verständnislos anblickte, ehe er die Flasche aufhob und sie irritiert betrachtete. »Das ist nicht meine«, sagte er, doch Saga lachte nur spöttisch. »Ja klar, die ist von allein hier rein gekommen! Das haben Aphrodisiaka so an sich! Sie schleichen sich ein, lassen sich von ahnungslosen Entführungsopfern trinken und wenn der Entführer dann eine Orgie zu sehen bekommt, dann ist das natürlich nicht seine Schuld!« Miyavis Augen wurden groß und sein Blick huscht unstetig zwischen Saga und der Flasche hin und her, bis er plötzlich auf Chiyus Schritt hängen blieb. Er schluckte trocken, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er blickte Saga durchdringend an. »Das ist ein Trick von dir, um dich aus der Affäre zu ziehen, oder?«, fragte er misstrauisch. »Du bist einfach zu hormongesteuert und willst nun die Schuld von dir schieben! Du wolltest ihn, also hast du ihn dir genommen, wie du es mit allen anderen auch machst. Ich kenne dich, Saga, und weiß, dass du deinen Ruf nicht umsonst hast! Denk nicht, ich würde dich nicht durchschauen!« Seine Augen wurden so schmal wie Schlitze, ehe er die Flasche zurück in den Kofferraum warf, die Empörung, die in Sagas Gesicht aufglomm, vollkommen ignorierend. Der Bassist konnte nicht fassen, was gerade geschehen war! Er war hier das Opfer! Er war entführt worden! Er war auf den Rücken gedrängt und fast vergewaltigt worden! Wieso musste er sich plötzlich anhören, dass er alles geplant hatte? Es war eine Sache, dass er als notgeil bezeichnet wurde, aber ihm zu unterstellen, skrupellos zu sein und seine Taten auch noch zu leugnen, das war eine andere Sache! Wenn er Mist baute, dann stand er auch dazu! »Du bist ein verdammtes intrigantes Arschloch!«, fluchte er und befreite sich von den letzten Gliedmaßen, die auf ihm ruhten, ehe er aus dem Kofferraum sprang. Jetzt erst konnte er erkennen, wo sie sich befanden, denn zuvor hatten die Türen und der Körper des anderen seine Sicht blockiert. Triste graue Mauern begrenzten den asphaltierten Hof, auf dem sie sich befanden. Sie waren so hoch, dass man nicht hinübersehen konnte, doch die Hochhäuser im Hintergrund zeigten Saga, dass sie sich zumindest noch in Tokyo befanden. Doch mehr war hier nicht. Nur ein paar Müllcontainer, große Metalltüren mit schweren Vorhängeschlössern und ein paar verblasste weiße Markierungen auf dem Boden für Parkflächen. Die Hinterseite eines der Hochhäuser grenzte direkt an die Mauer an, doch Saga erkannte es nicht und außerdem war die Tür durch ein schweres Schloss unpassierbar. Kein Fluchtweg außer der Einfahrt, durch die Miyavi gekommen war. Doch bis dahin waren es etliche Meter. Und Miyavi war ein schneller Sprinter. Er hätte ihn zu Boden geworfen und zurück in den Kofferraum geschleppt, noch ehe er den zweiten Schritt gemacht hätte. Saga spürte, wie ihm das Blut in den Kopf strömte, und seine Wangen wurden heiß, als er dieses Szenario bildlich vor sich sah, und in diesem Moment setzte etwas in ihm aus. Es reichte! Er würde sich diese Behandlung nicht länger gefallen lassen! Er packte den anderen am Kragen, schüttelte ihn und holte mit der Faust aus, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen, doch Miyavi wich aus und nur Sekunden später fühlte Saga, wie sein Arm schmerzvoll auf seinem Rücken verdreht wurde, bevor ein Fuß in seine Kniekehlen trat und ihn einknicken ließ. »Fuck!«, fluchte er, als alles Rütteln und Zerren nichts half. Er hatte nicht daran gedacht, dass sein Körper von der Droge noch geschwächt war. Er war nicht so wendig wie sonst und schon gar nicht so stark! Und jede Berührung jagte ihm einen Schauer über den Rücken, der in Anbetracht seiner Situation absolut unangemessen war. »Du willst mir also erzählen, du hast es nicht genossen, Chiyu über dir zu haben! Das sah für mich aber ganz anders aus!«, hörte er Miyavis Stimme nah an seinem Ohr und biss die Zähne zusammen, als ein Impuls direkt zwischen seine Beine schoss. »Ich bin nicht der Perverse, der minderjährige Jungs betäubt und entführt, um sie dann zu willigen Sex-Sklaven zu machen!«, fauchte er zurück und betete, dass seine Selbstbeherrschung groß genug war, dass Miyavi nicht merkte, welche Wirkung seine Stimme auf ihn gehabt hatte. Und der enge Körperkontakt machte es nicht viel besser! »Tze, die sind gar nicht minderjährig!«, schnaubte der Sänger beleidigt. »Zumindest deiner nicht. Der ist schon Mitte zwanzig, also komm mir nicht auf die moralische Tour!« »Und das ändert irgendwas an der Tatsache, dass du sie betäubt und entführt hast?!« Saga konnte nicht fassen, was hier gerade geschah. Wieso führten sie so eine sinnlose Diskussion? Und wieso weigerte sich Miyavi, die offensichtlichen Tatsachen zuzugeben? Saga wusste, dass der andere durchaus nicht davor zurückschreckte, andere durch kleine Hilfsmittel gefügig zu machen. Einmal hatte er Shou bei einer Party etwas in den Drink geschüttet und sich dann drei Tage mit ihm in seiner Wohnung verschanzt. Erst Nao hatte es geschafft, das Schloss zu knacken, nachdem er die anderen davon abgehalten hatte, die Feuerwehr zu rufen und die Tür einfach aufzubrechen. Shou war so ausgelaugt gewesen, dass er eine ganze Woche Bettruhe gebraucht hatte. Und hätte nicht das abwesende Grinsen auf seinen Lippen allen gezeigt, wie sehr es ihm gefallen hatte, hätte Miyavi keinen Tag länger überlebt. Doch nur die wenigsten genossen es, unter Drogen gesetzt zu werden. Und Saga war definitiv keiner davon! »Lass mich auf der Stelle los!«, schimpfte er und versuchte, mit seinem Ellenbogen in Miyavis Magengegend zu stoßen, doch der andere festigte seinen Griff nur noch, so dass er keine Chance mehr hatte. »Du glaubst mir doch eh nicht, wenn ich dir die Wahrheit erzähle!«, hörte er die Stimme des anderen und schnaubte leise, ehe er den Kopf schüttelte. »Sicher nicht! Du willst doch nur, dass ich unaufmerksam bin, damit du mich betäuben und zu deinem Opfer machen kannst! Doch das kannst du dir abschminken! Eher lass ich mir den Arm brechen, als dass ich freiwillig aufgebe!« Er zog entschlossen die Brauen zusammen, in diesem Moment stolz auf sich, nicht nachgegeben zu haben, doch nur wenige Augenblicke später war er sich nicht mehr so sicher, ob er diese Entscheidung nicht schnell bereuen würde. »Aha, so ist das also!« Miyavis Stimme war mit einem Mal kühl und er drückte Saga auf dem Boden, so dass dieser nach Luft schnappte. »Dann machen wir es ab jetzt ganz einfach für dich. Ich habe gesehen, was du mit Chiyu im Kofferraum gemacht hast und ich werde es allen erzählen, wenn du mir nicht hilfst. Dann steht dein Wort gegen meins. Ich weiß nicht, wem sie mehr glauben werden, aber willst du das riskieren? Dein Ruf ist schon dahin, wenn ich ihnen nur erzähle, dass du für den Kleinen die Beine breit machen wolltest!« Er lachte leise und setzte an, noch mehr zu sagen, doch Saga hörte überhaupt nicht mehr zu. Verdammt! Wieso hatte er auch unbedingt eine dicke Lippe riskieren müssen?! Es war ihm von Anfang an klar gewesen, dass Miyavi ihn einfach erpressen könnte! Und wenn seine Freunde es glaubten, war alles verloren. Entweder dachten sie danach, er würde es tatsächlich genießen, auch mal unten zu liegen, oder – noch schlimmer – sie sahen ihn als Opfer, das sich nicht wehren konnte. Er kannte seinen Ruf genauso gut wie Miyavi. Auch wenn ihm einige glauben würden, einige andere würden ihm die Opferrolle durchaus zutrauen, und das könnte er nicht ertragen. Nein, es durfte niemals herauskommen, was in diesem Kofferraum geschehen war! Und wenn dies der Preis für Miyavis Schweigen war, musste er ihn bezahlen! »Dann lass mich los!«, zischte er erneut und schluckte eine ganze Portion Stolz hinunter, als er seine Befreiungsversuche einstellte, um Miyavi zu zeigen, dass er auf ihren Deal eingehen würde. Doch er würde niemals so tief sinken, es auch auszusprechen. Der Sänger schien darauf aber auch überhaupt keinen Wert zu legen. Er lachte nur leise, ehe er Sagas Arm losließ und ihn auf die Beine zog. »Wunderbar!«, sagte er mit undurchsichtigem Blick und deutete mit dem Kopf auf das graue Hochhaus, das an die Mauer angrenzte. »Und jetzt hilf mir, sie da reinzuschaffen!« Saga ballte die Fäuste so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, doch er schluckte seinen Zorn hinunter und folgte dem Sänger zurück zum Kofferraum. Er würde sich an ihm rächen, daran bestand für ihn kein Zweifel! Doch bis er die Gelegenheit dazu hatte, musste er warten. »Erstmal müssen wir dein Erscheinungsbild aufbessern!«, ließ sich Miyavi vernehmen und öffnete die Tür zum Beifahrersitz, um eine große Tasche vorzuholen. Saga blickte ihn irritiert an, ehe er an sich hinuntersah und seinen zerknautschten Anzug bemerkte. Er hatte ihn bis jetzt vollkommen vergessen, doch warum genau sollte er sich jetzt um sein Aussehen scheren? Aber noch bevor er fragen konnte, war Miyavi schon wieder bei ihm und drückte ihm einen Kleidersack in die Hand, den er aus dem Auto geholt hatte. »Anziehen!«, befahl er und streifte Saga das Jackett von den Schultern, als dieser sich nicht regte und nur weiterhin verwirrt auf den Kleidersack starrte. War dort irgendein Fetischzeug drin? Sollte er sich in Lack und Leder schwingen, um noch erpressbarer zu sein? »Nun hab dich nicht so!«, schnaubte Miyavi ungeduldig und nahm ihm den Sack aus der Hand, um nach wenigen Augenblicken einen schwarzen Anzug zutage zu befördern. »Los, anziehen! Er war zwar nicht für dich gedacht, aber er sollte dir ungefähr passen! Und wenn du damit fertig bist …«, er deutete auf Chiyu, »ziehst du dem da das hier an!« Er nahm eine schwarze Jogginghose vom Beifahrersitz und warf sie Saga zu, welcher sie ebenso irritiert wie seinen Anzug musterte. »Wohnst du öfter mal in diesem Auto oder warum hast du Wechselklamotten dabei?«, fragte der Bassist bissig, doch die einzige Antwort, die er bekam, war ein herablassendes Lächeln. »Das braucht dich nicht zu interessieren. Mach einfach, was ich dir sage, dann wird niemand herausfinden, was du heute getan hast! Und jetzt mach hin! Wir haben nicht ewig Zeit!« Saga gab ein leises Grollen von sich, ehe er den Anzug aus dem Kleiderbeutel zerrte und das Plastikmaterial wütend in den Kofferraum stopfte. Missmutig zerrte er sich seine zerknautschten Sachen vom Leib und zog sich die neuen Kleidungsstücke an, auch wenn er immer noch keine Ahnung hatte, was zum Teufel hier vorging! »Meine Güte, den hast du aber wirklich ganz schön zugerichtet …«, hörte er mit einem Mal Miyavi und blickte sich zu dem Sänger um, der sich über Chiyu in den Kofferraum gebeugt hatte und ihm die Wange tätschelte. »Das war nicht ich, das war das Zeug in der Flasche!«, fauchte er zurück und zerrte sich die schwarze Hose über die Beine, ehe er wieder in seine Schuhe schlüpfte und zum Wagen stampfte. »Das Zeug hat ihn total umgehauen. Der steht so schnell nicht wieder auf!« »Und die anderen beiden?« Miyavis Blick wanderte über Takeru und Yuji, die beide noch friedlich vor sich hinschlummerten. Saga hätte sich am liebsten in den Arsch treten können, als ihm klar wurde, dass er sich vorhin vermutlich nur eingebildet hatte, das Yuji aufwachen würde. Der Brünette war noch so betäubt, dass ihn sogar ein Erdbeben kalt gelassen hätte. »Was weiß ich!«, antwortete er missgelaunt und schloss die letzten Knöpfe des frischen Hemdes, ehe er es in die Hose stopfte und das Sakko anzog. »Du hast sie betäubt, nicht ich. Die waren die ganze Zeit weggetreten!« Zum Glück, fügte er im Kopf noch hinzu, aber er sagte es nicht laut. Miyavi wiegte gedankenvoll den Kopf hin und her und rieb sich das Kinn, ehe er Takeru mit dem Finger in die Wange piekte. »Hey, aufwachen!«, rief er und piekte noch einmal, doch der Blonde gab noch nicht mal einen Ton von sich. Er verzog nur leicht das Gesicht, ehe er genauso weiterschlief wie vorher. Hätte Saga nicht gesehen, dass sich sein Brustkorb ganz gleichmäßig hob und seine Atemzüge tief und ruhig waren, hätte er sich ernsthafte Sorgen gemacht. Aber nicht einmal er unterstellte Miyavi, dass dieser den drei SuG Mitgliedern tatsächlich Schaden zufügen wollte. »Aufwachen!«, rief der Sänger ein weiteres Mal, ehe er sich zu Saga umwandte, der bis jetzt tatenlos hinter ihm gestanden hatte. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst ihn umziehen!«, wies er ihn an und deutete auf Chiyu, dem einzigen im Wagen, der halbwegs bei Bewusstsein war. Saga schluckte trocken, als er sich dem anderen näherte, und zog vorsichtig seine Beine gerade, um an seine Hose zu kommen. Er konnte den feuchten Fleck noch nicht einmal ansehen, so sehr schämte er sich für die Bilder, die sofort wieder in seinem Kopf auftauchten. Es hatte ihm gefallen, er hatte mehr gewollt und wenn Miyavi nicht die Tür geöffnet hätte, hätte er es sich auch genommen! Chiyus verführerische Lippen waren geöffnet, seine langen Wimpern ruhten auf seinen geröteten Wangen und seine Beine waren leicht gespreizt, als wollten sie ihn einladen, sich zwischen sie zu legen, sich an dem willigen, heißen Körper zu reiben und ihm die Befriedigung zu geben, nach der er so verzweifelt verlangte. Sagas Wangen röteten sich leicht, als er daran dachte, was er in diesem Moment alles mit ihm tun könnte, doch Miyavi, dessen Oberkörper sich neben ihm in den Kofferraum reckte und gerade dabei war, Yuji und Takeru zu entwirren, brachte ihn schnell wieder in die Realität zurück. Hastig rief er sich zur Vernunft und nestelte mit zitternden Fingern am Gürtel des anderen herum, bis er ihn schließlich gelöst hatte und die Hose öffnete, um sie ihm von den Hüften zu ziehen. Die ganze Situation war so skurril, dass er selbst nicht begreifen konnte, wie er in ihr gelandet war. Er war entführt worden, hatte mit einem beinahe Fremden, der unter Drogen stand, in einem Kofferraum rumgemacht und nun trug er einen neuen Anzug und zog sein Opfer um, während sein Entführer neben ihm im Wageninneren hing und die anderen beiden Entführten, die beide nicht gefesselt waren, wieder aufwecken wollte. »Was geht hier eigentlich ab?«, brummte er so leise, dass Miyavi ihn nicht hören konnte, und atmete auf, als er es endlich geschafft hatte, Chiyu die Hose von den Beinen zu ziehen, ehe er sich einen verschämten Blick auf den anderen erlaubte. Schlanke Beine waren vor ihm ausgebreitet, lang und leicht gebräunt. Die Unterschenkel hingen ein kleines Stück aus dem Wagen heraus und der flache Bauch, von dem das T-Shirt nach oben gerutscht war, hob und senkte sich leicht, während Chiyus Kopf in den Nacken gefallen war. Sein erigiertes Glied drückte sich deutlich durch den nassen Fleck auf seiner hellgrauen Panty, aber er schien es nicht einmal zu merken. Saga überlegte einen Moment, ob er Miyavi nach neuer Unterwäsche fragen sollte, doch dann ließ er es. Er würde den jüngeren Bassisten sicher nicht komplett ausziehen. Schon gar nicht nach dem, was er vor nicht allzu langer Zeit gemacht hatte. Dann wurde ihm plötzlich heiß, als ihm auffiel, dass er genau zwischen den Beinen des anderen stand. Hastig trat er einen Schritt zur Seite und rempelte Miyavi an, der einen leisen Laut von sich gab, doch anstatt sich zu Saga umzusehen, beschäftigte er sich weiter mit Yuji und Takeru, bis er mit einem Mal aus dem Auto herauskletterte und sein Handy zückte. »Wir haben ein kleines Problem«, hörte Saga ihn gerade noch sagen, ehe der Sänger sich von ihm entfernte und seine Stimme dämpfte, so dass er das Gespräch nicht weiter verfolgen konnte. Es juckte ihn in den Fingern, herauszufinden, mit wem der andere telefonierte und wer augenscheinlich noch eingeweiht war, doch es gab keinen Weg, dies unauffällig herauszufinden. So wendete er sich wieder Chiyu zu und krabbelte neben ihm in den Wangen, um die zerknautschte Decke, auf der der andere am Anfang gelegen hatte, wieder unter seinen Kopf zu schieben. »Hey, bist du wach?«, fragte er leise und tätschelte seine Wange. Und tatsächlich öffnete Chiyu mühsam die Augen und versuchte ihn zu fokussieren, ehe er es aufgab und sie wieder schloss. »Ja …«, antwortete er leise und wand sich leicht, so dass Saga unbewusst zur Seite blickte. Ein halbnackter, erregter und sich auch noch räkelnder Mann war gerade zu viel für ihn. »Wo …«, fuhr der andere fort und hustete, ehe er sich auf die Seite krümmte und zu zittern begann. Saga weitete die Augen und sein Blick huschte hilflos zu Miyavi, doch dieser war noch immer damit beschäftigt, mit der anderen Person am Telefon zu diskutieren. »Geht’s dir gut? Sag was!«, flüsterte er hastig und rieb Chiyu über den Rücken, doch dessen Zittern wollte nicht abklingen. »Mir ist schwindlig«, hauchte er leise und tastete mit einer Hand zur Seite, bis er Sagas Oberschenkel gefunden hatte und seine Finger in dessen Hose krallte. »Was passiert mit mir?« Saga schluckte trocken, als er spürte, wie der Griff der Finger stärker wurde, und sah sich plötzlich an das Szenario von vor wenigen Minuten erinnert, das damit geendet hatte, dass er unter dem Bassisten auf dem Rücken gelegen hatte. Doch trotzdem stieß er die Hand nicht weg und rieb dem anderen stattdessen weiter über den Rücken, bis er seufzend den Kopf schüttelte und ihn an sich heranzog. »Ganz ruhig«, flüsterte er tröstend und schloss seine Arme um den zitternden Körper, der sich dankbar an ihn schmiegte. Und diesmal versuchte Chiyu nicht, ihn nach unten zu drücken oder sich an ihm zu reiben. Er hielt sich lediglich so stark an ihm fest, dass er Saga damit beinahe wehtat. Aber dieser kümmerte sich nicht darum, sondern flüsterte weiterhin beruhigende Worte in sein Ohr, selbst nicht wissend, was er gerade tat. Die Situation jetzt war vollkommen anders als zuvor. Chiyu war nicht länger notgeil, es ging ihm wirklich dreckig. Und wenn er ihn nicht bald an einen Ort bringen würde, an dem er sich ausruhen konnte, würde es auch nicht besser werden. »Hey, kuschelt ihr schon wieder?«, hörte er auf einmal Miyavis Stimme und als er aufblickte, sah er das breite Grinsen des Sängers vor sich. »Es geht ihm schlecht!«, antwortete er nur trocken ohne Chiyu loszulassen, und streckte Miyavi den Mittelfinger entgegen, als dieser nur amüsiert lachte. »Tja, dann wird für einen das Vergnügen leider ausfallen«, seufzte dieser mit einem wehmütigen Blick, ehe er zusammenfuhr, als ein wenig entfernt auf dem Hof eine Tür knallte. »Ah, da kommt die Kavallerie!«, sagte er und Saga runzelte irritiert die Stirn. Er reckte den Kopf aus dem Wagen und zog ihn blitzschnell wieder zurück, bevor er im nächsten Moment am liebsten in Ohnmacht gefallen wäre. Nein, warum von allen, die ihn hier erwischen konnten, ausgerechnet er? Wieso war das Schicksal so grausam zu ihm? Konnte es ihn nicht einfach sterben lassen, anstatt ihn für den Rest seines Lebens zu blamieren?! »Yo, wieso hat das so lange gedauert?«, rief Miyavi dem Mann zu, der gerade von dem grauen Hochhaus aus den Hof betreten hatte, und dieser schnaubte abfällig. »Ich musste zehn Stockwerke mit dem Fahrstuhl fahren. Das dauert!«, antwortete er, ehe sich sein blonder Schopf in den Kofferraum reckte und er Saga breit angrinste. »Schön dich zu sehen!«, grüßte er ihn und der Bassist wäre am liebsten im Erdboden versunken. Er hätte es wissen müssen! Er hätte es auf jeden Fall wissen müssen! Wer außer Uruha konnte Miyavi bei so einem idiotischen Plan unterstützen?! Er schluckte nur trocken und antwortete nichts, während er sich unauffällig von Chiyu zu lösen versuchte. Doch ihm war klar, dass dies keinen Sinn hatte. Entgegen der Meinung der meisten Leute, die ihn nur einmal erlebt hatten, war Uruha nicht dumm. Und schon gar nicht blind. Und der feuchte Fleck auf Chiyus Unterwäsche war sicher noch auf hundert Meter zu erkennen. Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis sich der Gitarrist über ihn lustig machen würde. Doch stattdessen beugte sich dieser über Yuji und Takeru, ehe er ihnen leicht auf die Wange klopfte. »Du hättest wissen sollen, dass du das Betäubungsmittel nicht so hoch dosieren darfst!«, sagte er vorwurfsvoll und rüttelte den kleinen blonden Sänger grob, doch außer einem mürrischen Brummen zeigte dieser keine Reaktion. »Ich habe es vorher an Shou getestet! Der war ne halbe Stunde weg und dann wieder auf den Beinen!«, verteidigte sich Miyavi und verschränkte bockig die Arme vor der Brust. »Shou ist ja auch nur knapp zehn Zentimeter größer und fünf Kilo schwerer als sie!« Uruha seufzte, ehe er sich zu der Tür umdrehte, aus der er gekommen war, als würde er auf etwas warten. Dann hellte sich sein Gesicht mit einem Mal auf und er schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Danke, da kommt die Rettung!« Saga, der bis jetzt wie versteinert neben ihnen gesessen hatte, lunzte ein weiteres Mal aus dem Wagen, selbst nicht wissend, ob er tatsächlich noch mehr über diese ganze verwirrende Verschwörung wissen wollte. Es war ihm schon unerklärlich genug, dass sich Uruha nicht um ihn kümmerte, geschweige denn, sich über ihn lustig machte. Und als er sah, wie Kai mit einem großen Erste-Hilfe-Kasten bewaffnet aus der Tür kam, wusste er nicht, ob er lachen oder weinen oder sich einfach nur eine Ohrfeige geben sollte, um endlich aus dem seltsamen Traum aufzuwachen, in dem er sich befand. Kai?! Uruha verstand er, aber Kai? Der selbe Kai, der noch vor einer Stunde wutschnaubend durch die Gänge des PSC Gebäudes gerauscht war? War das gespielt gewesen? Und warum schien hier jeder Bescheid zu wissen, mit Ausnahme von ihm selbst? »Hey, willst du dem nicht mal was anziehen? Es ist kalt!«, riss ihn Uruhas Stimme aus seiner Bestürzung und er schnappte hastig nach Luft, um etwas zu erwidern, doch da hatte sich der andere auch schon wieder umgedreht und ging auf seinen Bandleader zu. Was zur Hölle ging denn hier ab? Doch diesmal schaltete er rechtzeitig und krabbelte aus dem Wagen, um Chiyu die Hose überzuziehen, bevor Kai die Bescherung sah, die er angerichtet hatte. Dann hob er vorsichtig den Blick, gefasst darauf, entweder gehörig zusammengestaucht oder weiterhin als Komplize missbraucht zu werden, doch Kai beachtete ihn gar nicht, sondern wandte sich mit steiler Falte auf der Stirn zu Miyavi. »Da hast du dir ja was Schönes erlaubt!«, schimpfte er gereizt und stellte den Erste-Hilfe-Koffer mit einem lauten Knall auf dem Boden ab. »Ich wusste genau, warum ich von Anfang an gegen diese bescheuerte Idee war! Und jetzt müssen es die armen Neuen ausbaden! Was hast du dir nur dabei gedacht?! Und auch noch Saga mit hineinzuziehen! Ich hätte dich für intelligenter gehalten!« Er schnaubte kurz, ehe er Saga auf die Schulter klopfte. »Entschuldige seine überdimensionale Blödheit!«, sagte er, ehe er den Koffer öffnete und etwas herausnahm, um damit in den Wagen zu krabbeln. Saga starrte ihm wie vom Donner gerührt nach, ehe seine Beine mit einem Mal weich wurden und er auf den Rand des Kofferraums sank. Kai war auf seiner Seite? Er schimpfte Miyavi aus? Er warf vorsichtig einen Blick in den Wagen und sah, wie Kai zuerst Takerus und dann Yujis Kopf hob und ihnen ein weißes Pulver in den Mund schüttete, ehe er ihnen ein wenig Wasser zu trinken gab. Als er sich zu Chiyu wandte, stutzt er ein bisschen, als er sah, dass dessen Augen leicht geöffnet waren, doch dann gab er auch ihm das Pulver. »Zumindest einen hast du nicht vollkommen ausgeknockt!«, sagte er mit bösem Blick zu Miyavi, der noch immer wie ein Schuljunge, der gescholten wurde, die Arme vor der Brust verschränkt hatte und vor sich hinschmollte. Seltsamerweise erwähnte der Sänger nicht, bei was er Saga und Chiyu im Kofferraum erwischt hatte, und mit einem Mal kam Saga der Gedanke, dass er ihm vielleicht deshalb einen anderen Anzug gegeben hatte, damit es wirklich nicht herauskam. War Miyavi auch auf seiner Seite? Aber er hatte die Flasche mit dem Aphrodisiakum im Kofferraum gelagert. Und was für eine Rolle hatte Uruha? Wenn nicht langsam mal jemand auf die Idee kommen würde, ihn aufzuklären, würde er einfach laut losschreien! »In zehn Minuten sollten sie wieder halbwegs fit sein!«, sagte Kai und fühlte Takerus Puls, bevor er erleichtert nickte und aus dem Wagen krabbelte. »Aber Miyavi, so eine Aktion will ich nicht noch mal erleben! Sie einfach zu entführen … Du hast noch nicht einmal einen japanischen Führerschein!« Einzig ein beleidigtes Schnauben antwortete ihm, bis sich Kai endlich Saga zuwandte und diesen entschuldigend anlächelte. »Es tut mir leid, dass du das Ganze mitmachen musstest. Niemand wollte, dass du in den idiotischen Plan dieses Verrückten verwickelt wirst.« »Von was für einem Plan redest du eigentlich?« Saga wurde langsam aber sicher wütend. Konnten bitte alle aufhören, ihn wie ein Kind zu behandeln, dem man nichts erzählen durfte? Wenn selbst Uruha es wusste, warum dann nicht er? Kai sah ihn überrascht an, dann wendete er sich mit grimmigem Gesichtsausdruck zu Miyavi. »Du hast ihn noch nicht mal aufgeklärt?«, schimpfte er vorwurfsvoll und der Sänger zuckte nur mit den Schultern. »Er denkt, ich hätte die Kleinen entführt, um mit ihnen eine Orgie zu veranstalten. Ich denke nicht, dass er mir die Wahrheit geglaubt hätte.« »Bitte was?« Uruhas Augen wurden groß und auch Kai klappte die Kinnlade herunter. Saga warf Miyavi einen bösen Blick zu, ehe er bockig das Gesicht verzog. »Es geht hier doch immer nur um Orgien! Wie hätte ich ahnen sollen, dass es ausnahmsweise mal nicht so ist!«, versuchte er sich zu verteidigen. Es gefiel ihm gar nicht, wie entsetzt ihn die anderen ansahen. Was hätten sie denn in seiner Situation gedacht?! Wenn es nicht gerade um Musik ging, dann ging es um Saufen oder Sex. Sie waren Rockstars! Natürlich ging es nur darum! Und normalerweise schlossen sich diese Dinge noch nicht einmal aus! Jeder von ihnen wusste, was hinter dem sorgsam aufgebauten Image abging, das ihnen die PSC aufgedrückt hatte. Sie hatten keine Zeit, normale Mädchen kennen zu lernen, und erst recht keine Lust, sich mit den verrückten Fangirls abzugeben. Also blieben ihnen nur ihre äußerst attraktiven Kollegen. Und diese waren meist mit großer Begeisterung zur Stelle. Die Sachen, die sie abgezogen hatten, waren teilweise mehr, als sich ein normaler Verstand vorstellen konnte. Wie hätte er ahnen können, dass das Ziel einer Entführung ausnahmsweise einmal NICHT Sex war? »Hilf mir, sie reinzubringen, dann erkläre ich dir alles«, seufzte Kai und griff sich Yujis Arm, um ihn aus dem Wagen zu ziehen. »Miyavi, du nimmst Takeru, Uruha, du hilfst mir, und Saga, du nimmst Chiyu! Der kann schon wieder halbwegs allein laufen. Und jetzt husch, husch!« »Yes, Sir!«, grinste Uruha nur, doch er folgte den Anweisungen seines Leaders ohne Widerworte. Auch Miyavi schien sich damit abgefunden zu haben, dass Kai das Kommando übernommen hatte, denn er hievte sich Takeru auf den Arm und schloss die Kofferraumtür, nachdem Saga Chiyu auf die Beine gezogen hatte. »Hey, was ist los?«, meldete sich mit einem Mal die leise Stimme des kleinen Blonden zu Wort und Miyavi grinste nur, ehe er dem langsam aufwachenden Takeru in die Wange piekte. »Nichts, Häschen! Wird schon alles wieder gut! Kais Aufwach-Wundermittel scheint zu wirken!« »Natürlich tut es das!«, antwortete dieser ungefragt und klopfte Yuji ein bisschen auf die Wange, bis auch dieser die Augen öffnete und sich verwirrt umsah. Kai warf sich seinen Arm über die Schulter und Uruha nahm den anderen, bevor sie langsamen Schrittes auf die schwere Tür zugingen, die an das graue Hochhaus grenzte. Erst jetzt sah Saga, dass sie einen Spalt offen war. Kai zog sie mit dem Fuß auf, bevor er mit Yuji und Uruha hineinging, und sich umblickte, ob die anderen ihm auch folgten. Saga tat es mit gemischten Gefühlen. Noch immer wollte er nicht ganz glauben, dass ein harmloser Grund hinter der Entführung steckte. Es hatte auch ganz harmlos angefangen, als sie Keiyuu und Hiroto mit Hilfe von Handpuppen in die Künste das Matratzenmambos einführen wollten, und geendet hatte es mit einem im Keller an die Decke gefesselten Aoi, einer Orgie und jeder Menge Drama. Und wenn man davon ausging, dass das arme Opfer immer derjenige war, der unfreiwillig in die ganze Situation hineingezogen wurde, wäre er, Saga, diesmal an der Reihe! Doch no way, nicht mit ihm! Lieber würde er aus dem Fenster springen, als sich von Miyavi, Uruha und Kai an irgendeiner Decke aufhängen zu lassen. »Saga?«, holte ihn Chiyus leise Stimme aus seinen Gedanken zurück und als er dem anderen ins Gesicht blickte, sah er, dass dieser schon wieder halbwegs bei klarem Verstand war. »Wo gehen wir hin?« »Keine Ahnung! Abwarten!«, antwortete er und folgte weiter den anderen. An den gedämpften Stimmen konnte er erkennen, dass sowohl Yuji als auch Takeru inzwischen wieder aufgewacht zu sein schienen, doch noch immer hatte er keine Ahnung, wo sie genau hingingen. Um ihn herum waren nur graue Gänge mit verschlossenen Türen, ähnlich des Backstage Bereichs einer Konzerthalle, doch viel sauberer und größer und ohne die vielen Poster von Künstlern und Kritzeleien an den Wänden. Ein großer Aufzug brachte sie zehn Stockwerke nach oben, wohl dorthin, von wo Uruha und Kai gekommen waren. Und als sie dort angekommen waren, änderte sich auch das Bild der Gänge. Hier war dunkelroter Teppichboden ausgelegt, die Wände waren in einem warmen Ockerton getüncht und vereinzelte Pflanzen auf weißen Anrichten schmückten die langen Gänge, deren Türen mit vierstelligen Nummern gekennzeichnet waren. Ein Hotel. Definitiv ein Hotel, und zwar kein billiges! Saga war noch nie hier gewesen, aber es unterschied sich deutlich von den Love Hotels, die er normalerweise frequentierte. Und auch auf Tour mit der PSC war er noch nie bis in die zehnte Etage gekommen. »Auch wenn das den Zeitplan durcheinander wirft, lasst sie uns erst mal auf ein Zimmer bringen!«, hörte er Kai sagen, doch er hörte ihm nicht mal richtig zu. Eine größere Tür mit zwei Flügeln hatte seine Aufmerksamkeit erregt, oder vielmehr das Schild, das an ihr hing. ›PSC Members Only‹, stand dort in fein geschwungenen roten Buchstaben. Doch niemand war zu sehen und auch als er ein Ohr an das Holz drückte, konnte er nichts hören. »Warum hältst du an?«, fragte Chiyu, doch Saga brachte ihn mit einem scharfem »Sch!« zum Schweigen. Vorsichtig lunzte er durch den Spalt zwischen den beiden Türflügeln, doch innen war es dunkel. War noch niemand hier? War dort etwas geplant, von dem er nichts wissen sollte? Er wusste, es konnte nicht die Party sein, die für den Abend angesetzt war, denn diese fand im PSC Hauptgebäude statt. Er hatte am Vormittag schon gesehen, wie das ganze Catering in die Küche geschafft wurde und Arbeiter Stühle in den großen Saal geschleppt hatten. Was also sollte hier stattfinden? Kai, Uruha und Miyavi hatten nicht bemerkt, dass er angehalten hatte und waren schon so weit im Gang weg, dass er einen kleinen Blick riskieren konnte. Wenn es eine unliebsame Überraschung war, die mit Ketten und S/M Spielzeug zu tun hatte, wäre er lieber vorgewarnt. Selbst Kai war in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt! Und er hatte keine Lust, das Opferlamm zu spielen. »Leise«, zischte er zu Chiyu, ehe er mit seiner freien Hand vorsichtig die Klinke nach unten drückte und die Tür mit einem leisen Geräusch aufschob. Einen Moment passierte gar nichts, dann wurde es auf einmal gleißend hell und lautes Knallen ertönte von allen Seiten, als würde jemand eine Maschinengewehrsalve auf ihn abfeuern, so dass er vor Schreck Chiyu losließ und sich zu Boden warf. Und erst, als er dass laute »Überraschung« hörte und fühlte, wie er langsam unter einem Konfettiregen verschwand, schlich sich die Erkenntnis in seinen Kopf, dass diese Entführung vielleicht ausnahmsweise keinen unmoralischen Hintergedanken gehabt hatte. Und der einzige Depp, der scheinbar nichts von allem gewusst hatte, war er! **** tbc. Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 Saga brauchte keine Sekunde, um zu begreifen, in was er gerade reingeplatzt war, aber dennoch zehn qualvolle Sekunden, bis sich der Konfettiregen soweit gelegt hatte, dass er sehen konnte, wer die Initiatoren der ›Überraschung‹ waren, von der scheinbar er als einziger nichts gewusst hatte. Und obwohl er damit hätte rechnen müssen, überraschte es ihn trotzdem. Dort standen sie, all jene, die eigentlich im PSC Gebäude hätten sein sollen. Kagrra, Kra, der Rest von alice nine und the GazettE, und zu seiner Überrachung auch Screw und die zwei verbliebenen SuG Mitglieder. Alle mit Konfettibomben in der Hand, Luftschlangen um den Hals und albernen Partyhüten auf dem Kopf, von denen er sich erinnern konnte, dass er selbst und Uruha sie einst bei einem Wettsaufen zu Silvester in einem Club gewonnen hatten. Hinter ihnen war ein kleines Buffet aufgebaut, bunte Luftballons schwebten an der Decke und unter dem Konfetti auf dem Boden schimmerten die roten, gelben, grünen und blauen Kreise seines liebsten Verrenkungs-Spiels hervor – mehr Beweise dafür, dass hier eine Überraschungsparty für ihn geplant worden war, gab es wirklich nicht! Jetzt ergab auch alles Sinn! Miyavi, der ihn ins Auto gestoßen hatte, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gab, seine Geheimniskrämerei und nicht zuletzt Kais ausweichende Reaktion auf seine Frage, warum ihm noch niemand etwas erklärt hatte. Seine Freunde schmissen eine Party für ihn! Doch warum in aller Welt würden seine Freunde eine Party für ihn schmeißen? Geburtstag hatte er nicht und abgesehen davon fiel ihm kein Grund für eine Party ein. Er brauchte einige Zeit, bis er bemerkte, dass es seit seinem Hechtsprung auf den Boden überraschend unruhig geworden war. Ein leises Raunen ging durch die Menge, Izumi diskutierte scheinbar aufgebracht mit Nao, der nur hilflos mit den Schultern zuckte, während der Rest der Gruppe unschlüssig herumstand und ihn ansah, als wäre er irgendein seltsames Tier, das sich verirrt hatte. Saga runzelte die Stirn, bis ihm auffiel, dass Chiyu neben ihm auf dem Boden lag. Vielleicht verwirrte es seine Freunde, dass der andere noch immer halb weggetreten war und keine Reaktion von sich gab. »Dem geht’s nicht gut. Miyavi erklärt es euch!«, begann er so den ersten Vorstoß, die Situation zu entschärfen, doch das Gemurmel hörte nicht auf, bis sich auf einmal Nao von Izumi abwendete und auf ihn zuging. »Was machst du schon hier?«, fragte der Drummer halb verwirrt, halb vorwurfsvoll, so dass Sagas Augenbrauen nach oben wanderten. »Und wo sind die anderen? Du verdirbst uns die gesamte Überraschung!« Er tat bitte WAS? Sagas Kinnlade klappte nach unten und die Worte, die er sagen wollte, blieben ihm schlichtweg im Hals stecken. Er verdarb die Überraschung?! Er war gerade drauf und dran gewesen, seinen Kollegen um den Hals zu fallen und ihnen für ihre spontane Äußerung ihrer Zuneigung zu danken, und jetzt bekam er so etwas zu hören? Was sollte das bedeuten? Die Party war gar nicht für ihn? Weswegen sonst hätte Miyavi ihn entführen und im Unklaren lassen sollen? Es war der perfekte Streich vor einer großen Überraschung! »Wa- …«, brachte er nur heraus und starrte Nao verwirrt an, bevor er sich hilflos zu den anderen umwandte und schließlich an Hiroto hängen blieb. Dieser lächelte hastig, bevor er sehr interessiert auf seine Schuhspitzen sah. Saga hätte ihm dafür am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, dass er ihm nicht zur Seite stand. Er war hier das Opfer! Und jetzt wurde er schon wieder angefahren, obwohl er überhaupt nichts getan hatte! Dieser Tag war verdammt noch mal echt scheiße! Nao schien nicht länger auf seine Erklärung warten zu wollen, denn stattdessen schlüpfte er hinter Saga und schloss die Türflügel. »Ok, Licht wieder aus, alle auf Position und neue Konfettibomben in Anschlag halten! Und wenn wir das heute noch drei weitere Male durchziehen müssen, bis wir die Richtigen erwischen, wir überraschen sie! Und du«, er wandte sich zu Saga, »gehst bitte zur Seite und denkst in Zukunft daran, nicht einfach in irgendwelche Räume reinzuplatzen. Und was hast du mit Chiyu gemacht? Miyavis Plan, sie hierher zu bringen, war dumm, aber nicht gefährlich. Was ist schief gegangen?« Saga öffnete den Mund, um empört seine Unschuld zu beteuern, doch dann stutzte er plötzlich. Moment, noch jemand, der von Miyavis Plan wusste? Wussten hier etwa alle von Miyavis Plan, nur er nicht? Waren alle gaga geworden und er der einzige Mensch auf diesen Planeten, der noch klar denken konnte? »Wenn mir nicht jemand in den nächsten zwei Sekunden erklärt, war hier gespielt wird, fange ich so laut an zu schreien, dass das gesamte Hotel auf den Flur kommt!« Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn, als er die anderen Bands durchdringend musterte, doch keiner schien sich dafür verantwortlich zu fühlen, ihn aufzuklären. Stattdessen sahen sie ihn weiterhin so verwirrt an, dass er ihnen am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Er öffnete den Mund und holte Luft, um seine Drohung wahr zu machen, doch noch ehe er dazu kam, winkte Nao hastig ab. »Schon gut, schon gut!«, erwiderte er ein klein wenig panisch und Saga grinste düster, ehe er erwartungsvoll die Arme vor der Brust verschränkte. »Spuck’s aus!«, sagte er kühl und Nao seufzte, ehe er die Schultern hängen ließ und zu erklären begann. »Eigentlich entstand die Idee, als es um die Planung der PSC Party heute Abend ging. Wir sind dort nie allein und alles ist voller Presse, also dachten wir, wir machen unsere eigene kleine Party, um die neuen Bands willkommen zu heißen und ein bisschen näher kennen zu lernen. Wir wollten sie unter einem Vorwand herlocken, doch Miyavi war für seinen bescheuerten Entführungsplan. Die Leader –übrigens die einzigen, die bis vor zwei Stunden hiervon wussten – haben abgestimmt und er hat verloren, aber scheinbar hat er sich nicht dran gehalten. Die neuen Bands kamen so, wie wir geplant haben, nur Chiyu, Takeru und Yuji fehlten. Da konnten wir uns recht schnell denken, was passiert ist, und haben gehofft, dass Miyavi nicht alles verbockt. Und als du nicht aufgetaucht bist, dachten wir, er hätte dich davon überzeugt, ihm zu helfen. Aber das hat er scheinbar nicht …« Er senkte verlegen den Kopf und drehte an seinen Ringen herum, währen sich in Sagas Kopf auf einmal alles zu drehen begann. Das war das ganze Geheimnis?! Eine Überraschungsparty für die neuen Bands! Warum verdammt noch mal hatte ihm Miyavi das nicht sagen können?! Er würde dem Sänger den Hals umdrehen, sobald er ihn in die Finger kriegen würde. Doch vorher hatte er noch jemand anderen zu strangulieren! Sein Blick wanderte zu Hiroto und dieser schien die Drohung in seinen Augen deutlich zu verstehen, denn er wich erschrocken einen Schritt zurück, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut auf seine Schuhspitzen richtete. Oh ja, Saga würde ihn dafür töten, dass er ihn nicht verteidigt hatte, wo er doch genau gesehen hatte, dass er gegen seinen Willen in den Wagen gestoßen worden war. Mit einem plötzlichen Entschluss ging er auf Shou zu, der unbeteiligt an der Seite stand und zusah, und funkelte ihn düster an. »Gib mir dein Handy!«, zischte er so bedrohlich, dass der Sänger nur trocken schluckte, bevor er ihm das Telefon reichte. Saga wählte, ehe mit versteinertem Gesicht wartete, dass abgenommen wurde. »Miyavi!«, brüllte er mit einem Mal so laut in das Handy, dass alle im Raum zusammenfuhren. »Beweg sofort deinen Arsch in den Partyraum!« Seine Augen verengten sich, als am anderen Ende der Leitung geantwortet wurde. »Das ist mir egal, dann bring die SuG-Leute meinetwegen mit!« Nao hob aufgeregt die Hände und sah beunruhigt zur Tür, doch Saga war es inzwischen egal, wenn er irgendeine Überraschung verdarb. »Ach, lass bloß stecken!«, fauchte er gereizt und deutete auf Chiyu, der sich auf dem Boden zusammengerollt hatte und halb eingeschlafen zu sein schien. »Die kannst du eh nicht mehr überraschen. Die sind alle so drauf!« Er gab Shou das Handy zurück und blickte sich um, als sich die Tür öffnete und Miyavi hereingestürzt kam, ehe er ihn so wütend anfunkelte wie noch nie jemanden zuvor. »Und jetzt kann er euch alles erklären! Bitteschön! Erzähl ihnen, was du mit mir und den armen drei SuG-Mitgliedern gemacht hast!« Seine Augen verengten sich und er blickte den Säger erwartungsvoll an, der mit einem Mal zu merken schien, in welch unangenehme Situation er gerade geraten war. Ein hilfloses Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er fuhr sich unschlüssig durch die Haare, ehe er den Mund öffnete, dann aber sofort wieder schloss. Kai schlüpfte hinter ihm durch die Tür und als weder er noch der eigentlich Schuldige noch Uruha, dessen blonder Schopf vorsichtig durch den Türspalt lugte, einen Versuch machte, alles zu erklären und Sagas Weste wieder rein zu waschen, platzte diesem der Kragen. »Er hat sie zu stark betäubt, weil er zu dumm zum Dosieren war! Dann hat er sie in seinen Wagen verfrachtet, mich gepackt und mit hineingestoßen, weil ich zufällig alles gesehen habe! Und dann hat er sich den Rest des Weges geweigert, mich aufzuklären, und mich und Chiyu stattdessen unter Drogen gesetzt, die er in einer komischen Flasche im Kofferraum deponiert hatte! Und als ich schließlich hier angekommen war, wollte mir auch niemand was erklären. Stattdessen behandeln mich alle wie einen Schwerverbrecher und langsam aber sicher geht mir das tierisch auf den Sack!!« Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, doch die Wut saß viel zu tief. Er war das Opfer, aber niemand glaubte ihm, und dann war die Überraschungsparty noch nicht mal für ihn! »Ich hab dir schon gesagt, das war nicht meine Flasche, und …«, erhob Miyavi mit einem Mal seine Stimme, doch Saga ließ ihn noch nicht mal zu Ende sprechen. »Ach, halt die Klappe!«, unterbrach er seine Verteidigungsrede und rappelte sich auf, bevor er Chiyus Arm nahm und ihn sich über die Schulter hängte. »Kai, Zimmerschlüssel!«, brummte er so bedrohlich, dass der Bandleader ohne Widerworte in seine Tasche griff und ihm eine Schlüsselkarte in die Hand drückte. Dann warf er noch einen letzten Blick in die Runde, ehe er Uruha von der Tür wegstieß und auf den Flur trat. Es reichte einfach! Er hatte keine Lust mehr auf diese Spielchen und erst recht keine Lust, sich noch länger mit den Verrätern abzugeben, die sich in diesem Raum versammelt hatten. Er war gekränkt, dass alle mehr gewusst hatten als er! Wenn sie ihm nicht zutrauten, ein Geheimnis zu bewahren, dann sollten sie ihn aus der Band kicken und nicht alles über seinen Kopf hinweg entscheiden. »Alles Verräter«, brummte er leise und schleppte sich mit Chiyu in Richtung der Zimmernummer, die auf der Schlüsselkarte stand. »Wer?«, ertönte die leise Stimme des anderen Bassisten nahe seines Ohrs und Saga zwang sich ein halbes Lächeln auf die Lippen, ehe er ihm wie einem Haustier den Kopf tätschelte. »Nicht du. Du wusstest genauso wenig wie ich«, sagte er und seufzte tief, als er endlich die richtige Zimmernummer erreicht hatte und die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz steckte. Die Tür ging geräuschlos auf und als er den Lichtschalter betätigte, sah er zu seiner Erleichterung, dass das Zimmer leer war. Takeru und Yuji mussten in anderen Zimmern sein und sich von ihrer Betäubung erholen. Immerhin hatte es sie auch nicht so hart getroffen wie Chiyu. »Ist dir immer noch schlecht?«, fragte er den jüngeren Bassisten, als er ihn vorsichtig auf eines der zwei großen Betten setzte, und dieser schüttelte den Kopf, ehe er schließlich doch nickte. »Toilette?« »Lieber Wasser, danke.« Saga nickte und setzte den anderen halbwegs grade, ehe er an den kleinen Kühlschrank ging und eine Flasche herausnahm. Die Plastikflaschen mit Schraubverschluss ließ er links liegen und nahm stattdessen eine Glasflasche mit Kronkorken, deren Inhalt er in ein Glas füllte und Chiyu vorsichtig an die Lippen drückte. »Diesmal ist nichts drin, keine Angst«, beruhigte er ihn, doch alles, was er von Chiyu bekam, war ein verwirrter Blick. Natürlich. Der andere konnte ja nicht wissen, dass seine plötzliches sexuelles Übersprungverhalten mit der Flüssigkeit aus Miyavis Auto zusammenhing. »Schlaf am besten ein bisschen«, sagte er leise und zog dem anderen die Schuhe aus, ehe er seine Beine aufs Bett hob und die Überdecke um ihn schlug. Er fühlte sich beinahe wie ein Vater, der seinen kranken Sohn ins Bett stecke, als er auch noch das Kissen zurecht klopfte und es unter Chiyus Nacken schob. Doch der Gedanke verschwand sofort wieder, als er sah, wie sich der andere wohlig zurücklehnte und sich räkelte. Die vollen Lippen öffneten sich zu einem leisen Seufzen und seine Arme streckten sich zur Seite, so dass Saga hundert Ideen kamen, in welchen Situation er sie in genau dem selben Winkel festpinnen würde, um sich danach an dem hübschen Bassisten zu vergehen. Hiroto hatte Recht gehabt, als er einmal über Sagas gestolpert war, wie dieser heimlich durch den Spalt von Toras Hotelzimmerdusche gespannt hatte. Er hatte ihm vorgeworfen, hormongesteuert zu sein, und leider war dies die Wahrheit! Und dummerweise konnte er sich schwer wieder mit etwas anderem beschäftigen, wenn ihn ein bestimmter Gedanke nicht losließ. Nachdem er Tora schließlich bekommen hatte, war alles wieder gut gewesen. Doch das Warten davor, das heimliche Jagen nach verbotenen Momenten, war eine Qual gewesen. Und diesmal durfte er sich nicht einfach so von seinen Trieben leiten lassen. Tora war sein Freund und hatte gewusst, was in der PSC ablief. Doch Chiyu wusste nichts davon und Saga kannte ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, ob er überhaupt auf Männer stand und wie er danach mit der Situation umgehen würde. Nein, das alles war viel zu kompliziert. Wenn er schnellen Sex wollte, hatte er genügend andere Freunde, die sich liebend gern dafür zur Verfügung stellen würden. Er straffte die Schultern, stolz auf seine Selbstbeherrschung, und wollte sich abwenden, als ihn eine warme Hand am Handgelenk zurückhielt. »Du bist echt nett«, sagte Chiyu leise und lächelte dankbar. »Wir sollten mal zusammen weggehen, wenn ich wieder fit bin!« Saga schluckte trocken, die Bilder, die er sich gerade vorgestellt hatte, noch deutlich im Kopf. Dann jedoch zwang er sich ein Lächeln auf die Lippen und nickte. »Klar, machen wir!«, sagte er und löste sich. Doch erst, als er auf dem Flur den Kopf gegen die Wand in seinem Rücken kippen ließ, konnte er wieder klar denken. Er würde definitiv nicht mit Chiyu weggehen. Und er war auch nicht nett. Er war gefährlich und nahm sich, was er wollte. Doch diesmal würde er sich zügeln, das nahm er sich fest vor. Er hatte keine Lust, ein weiteres Mal der Böse zu sein. Er stand sicher fünf Minuten auf dem Gang und grübelte vor sich hin, bis ihm auffiel, dass er keine Ahnung hatte, was er nun tun sollte. Zurück konnte er nicht. Er traute sich nicht sehr viel Selbstbeherrschung zu und wenn Chiyu einen Rückfall bekommen und ihn wie im Auto verführen sollte, könnte er nicht dafür garantieren, dass er sich zurückhalten würde. Nein, definitiv zu gefährlich! Doch wohin sollte er sonst? Keine zehn Pferde würden ihn in den Partyraum mit den Verrätern bringen, doch er hatte kein Auto, um zurück zu fahren, kein Geld für Taxi oder U-Bahn, und sein Handy befand sich noch immer in Miyavis Besitz. Verflucht! Er würde sich in die Lobby setzen und solange schmollen, bis ihn jemand nach Hause bringen würde. Zwar war in wenigen Stunden die PSC Party, doch sollten sie ruhig eine Weile kriechen, bis er sich bereit erklärte, diese zu besuchen. Er war gerade dabei, sich in Bewegung zu setzen, als ihn ein Geräusch auffahren ließ. Und als er zur Seite blickte, sah er Hiroto, der in geduckter Haltung vor ihm stand und ihn zaghaft anlächelte. »Hey«, sagte er leise, doch Saga schnaubte nur abfällig. »Verräter«, brummte er und sah, wie Hirotos Mundwinkel verletzt zuckte, doch auch wenn er wusste, dass er seinem Freund früher oder später verzeihen würde – gerade war er noch viel zu wütend dafür. »Ich hab dich nicht verraten«, antwortete der kleine Gitarrist verlegen. »Ich musste Kai versprechen, dass ich nichts sage. Er wollte es allein mit Miyavi klären und dafür sorgen, dass gar niemand erfährt, dass du etwas damit zu tun hattest. Wir wurden alle erst informiert, als er dich schon entführt hatte. Und als du in die Party geplatzt bist, war es zu spät. Ich war selbst so überrascht, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. – Kai hat übrigens inzwischen alles aufgeklärt und niemand denkt mehr, du hättest was damit zu tun gehabt.« Er stocherte mit den Schuhspitzen in dem flauschigen Teppichboden herum und wirkte mit einem Mal so schuldbewusst, dass Saga merkte, wie seine Wut zu verrauchen begann. Hiroto war sein bester Freund und er selbst kein Mensch, der lange auf andere sauer sein konnte. »Ach verdammt«, murmelte er leise und zog den anderen zu sich heran, um ihn zu drücken und ihm durch die Haare zu wuscheln. »Vergessen wir es einfach. Auch wenn du die nächsten Male, wenn wir ausgehen, die Drinks bezahlst!« Er grinste verschmitzt und Hiroto nickte enthusiastisch, ehe er Saga so fest umarmte, dass dieser leise aufschrie, als seine Wirbelsäule verdächtig knackte. »Kommst du jetzt mit zur Party?«, fragte der Gitarrist schließlich und sah Saga so bittend an, dass dieser schon jetzt wusste, dass er keine Chance haben würde. »Alle wollen sich bei dir entschuldigen, dass sie dich verdächtigt haben! Nao hat extra deinen Lieblings-Pizzaservice angerufen!« Saga legte die Stirn in Falten und legte eine Hand ans Kinn, um nachzudenken. So richtig besänftigt war er noch immer nicht. »Schinken mit Ananas und viel Sojasoße!«, flüsterte Hiroto mit lockender Stimme in sein Ohr, so dass Saga schließlich seufzend aufgab. »Fein. Eine halbe Stunde, nicht länger!«, sagte er und ignorierte Hirotos kleinen Freudensprung, ehe er ihm zurück zu der großen Flügeltür folgte. »Aber Miyavi erwürge ich trotzdem noch dafür, dass er mich unter Drogen gesetzt hat. Der wird nicht noch mal ungestraft gefährliche Getränke in seinem Kofferraum lagern!« Er rieb sich die Hände vor grimmiger Vorfreude, als Hiroto so unerwartet vor ihm stoppte, dass er in ihn hineinrannte. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, drehte sich der kleine Gitarrist auch schon um und blickte ihn ernst an. »Das war nicht Miyavis Flasche!«, sagte er mit fester Stimme, und Saga runzelte die Stirn, als er sah, wie sich ein leichter Rotschimmer auf Hirotos Wangen legte, wie es nur einmal geschehen war, als Saga ihn vor Jahren in ein Pornomagazin vertieft erwischt hatte. »Wessen dann?«, fragte er verständnislos. Hiroto scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden herum, aber dann straffte er die Schultern. »Meine«, antwortete er nachdrücklich. »Miyavi hat nichts damit zu tun! Ich hab sie vor ein paar Wochen irgendwo vergessen und konnte mich nicht mehr daran erinnern wo.« »Deine?« Sagas Augen wurden groß und es hätte nicht viel gefehlt, da wäre er einfach mit einem dezenten Seufzen nach hinten gekippt. Hiroto, der kleine, unschuldige, süße Hiroto besaß Aphrodisiaka? »Wozu brauchst du so was?« Hirotos Wangen wurden noch einen Schimmer röter und er wendete den Kopf ab. »Um Keiyuu ein bisschen locker zu machen. Ich hatte nie vor, dass das jemand anders trinkt!« »Um Keiyuu ein bisschen locker zu machen?«, äffte Saga ihn nach und wusste noch immer nicht genau, ob er die ganze Geschichte glauben oder sich lieber ordentlich kneifen sollte. Seine Augen mussten inzwischen so groß wie Untertassen sein, denn als Hiroto ihn das nächste Mal ansah, konnte er deutlich erkennen, wie peinlich dem kleinen Gitarristen seine erschütterte Reaktion war. »Ja, um ihn locker zu machen«, antwortete er patzig und verschränkte die Arme vor der Brust. »Können wir das Thema nun lassen? Es war ein Unfall, dass du davon getrunken hast, und wenn du willst, entschuldige ich mich auch bei Chiyu und erkläre es den anderen. Allerdings wird mich Keiyuu in diesem Fall meucheln und höchstwahrscheinlich nie wieder ein Wort mit mir sprechen!« Er sah Saga bittend an, doch dieser war noch immer viel zu abgelenkt, um überhaupt mitzubekommen, was er als letztes gesagt hatte. »Du hast dir tatsächlich ein Aphrodisiaka beschafft, um deinen Freund flachzulegen?«, fragte er noch einmal nach, nur um ganz sicher zu gehen, dass er auch alles richtig verstanden hatte. Er hätte sich mit allen möglichen Alternativerklärungen anfreunden können – von Miyavi, der Shou in seiner Freizeit auf die Motorhaube fesselte, bis hin zu einer Gruppenorgie der Gazette-Mitglieder, denen er sowieso fast alles zutraute – aber auf seinen eigenen Bandkollegen, der sich vor nicht allzu langer Zeit noch beständig gegen Sagas Vorschläge zur unmoralischen Aufpeppung seines Liebeslebens geweigert hatte, wäre er niemals gekommen. »Kannst du das Thema jetzt lassen?«, riss ihn Hirotos Stimme zurück aus seinen Gedanken, dessen Gesicht inzwischen so rot wie eine Tomate leuchtete. Er wirkte wie ein Schulmädchen, das man bei seinem ersten Kuss erwischt hatte, und plötzlich fand Saga die Situation furchtbar lustig. »Hat es denn funktioniert?«, wollte er wissen und rückte interessiert ein Stück auf, so dass Hiroto ihn skeptisch musterte. In den Augen des Bassisten leuchtete die Neugierde und er rieb sich voller Vorfreude auf pikante Informationen die Hände, vollkommen vergessend, dass er noch vor nicht allzu langer Zeit wütend gewesen war. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das verrate, oder?« Hiroto hob eine Augenbraue, doch Saga ließ sich nicht beirren. »Komm, spuck’s aus! Ich sag es auch niemandem weiter«, bettelte er fast und hob die Hände, so dass der Gitarrist mit den Augen rollte und den Kopf schüttelte. »Vergiss es! Du erzählst es auf jeden Fall weiter!«, sagte er überzeugt und ignorierte Sagas verletzten Schmollmund, ehe er herumschnellte, als sich die Flügeltür in seinem Rücken öffnete und Uruhas Kopf herauslugte. »Was macht ihr noch hier draußen?«, wollte der blonde Gitarrist wissen, doch noch bevor Hiroto etwas sagen konnte, hatte Saga das Wort ergriffen. »Sexgespräche, hat dich nicht zu interessieren!«, antwortete er und grinste, als er Uruhas überraschtes Gesicht sah, ehe dieser äußerst interessiert aus der Tür schlüpfte und Hiroto, welcher Saga mit hochrotem Gesicht giftige Blicke zuwarf, musterte. »Sein Sexleben oder deins?«, wollte er wissen, und Saga grinste breit. »Seins!«, antwortete er wichtigtuerisch und legte Uruha einen Arm um die Schulter. »Unsere Mühe mit den Handpuppen war nicht vergeblich!«, sagte er wie ein stolzer Vater und ignorierte die leise gemurmelten Flüche, mit denen Hiroto ihn bedachte. Das war die Rache für die Droge und dass sich der kleine Gitarrist geweigert hatte, ihn in seine Bettspiele einzuweihen. »Im Ernst?« Uruhas Augen wurden groß und er musterte Hiroto eingehend, als könnte er dadurch herausfinden, was geschehen war. »Es ist, als würde ein Küken flügge werden und das Nest verlassen«, schwärmte Saga theatralisch und zwinkerte Hiroto zu, dessen Gesicht inzwischen so rot angelaufen war, als würde er jeden Moment platzen. »Ey, ihr habt sie doch nicht mehr alle!«, schimpfte er peinlich berührt, ehe er dem grinsenden Saga gegen die Brust boxte und in den Partyraum stürmte. Der Bassist lachte und klopfte Uruha, der die ganze Situation noch nicht vollkommen zu verstehen schien, auf die Schulter. »Lass dich nicht beirren, Mama. Wir haben ihn gut erzogen!«, scherzte er, ehe er hinter Hiroto herhastete, um seinen Freund wieder gütig zu stimmen. Er ignorierte Uruhas Protestschrei, als dieser endlich schaltete, als was er ihn gerade bezeichnet hatte, und wich gerade noch Reita und Aoi aus, ehe er Hiroto am Armzipfel zu fassen bekam und ihn lachend zu sich zog. Er würde nun eine halbe Stunde Buße tun und sich entschuldigen, dann war wieder alles beim Alten, das wusste er genau. Hiroto würde noch eine Weile weiter schmollen und sich weigern, ihm Details zu verraten, aber spätestens, wenn Saga ihn in seinem Lieblingsclub mit Wodka-Cola abfüllen würde, würde er singen wie ein besoffener Kanarienvogel. Er würde lediglich ein bisschen Geduld zeigen müssen. Die nächste Stunde verbrachte er trotzdem damit, den kleinen Gitarristen zwischen Krabbenchips und Gesellschaftsspielen zu löchern und immer wieder Andeutungen in Uruhas Richtung zu machen, so dass er den Blonden am Ende der Feier davon überzeugt hatte, er hätte schon alles herausgefunden, würde es ihm bloß nicht sagen. Wie schön war es, wenn auch mal andere im Unklaren waren, nicht immer nur er. Kai zog ihn irgendwann kurz zur Seite und entschuldigte sich bei ihm für die ganzen Unannehmlichkeiten und als auch noch Miyavi ankam, Nao und Isshi mit belehrenden Blicken im Rücken, war er schon so gut wie versöhnt. Er war kein nachtragender Mensch, aber deshalb würde er noch lange nicht darauf verzichten, von allen Seiten ein bisschen verhätschelt zu werden. Viel zu schnell mussten sie das ausgelassene Beisammensein wieder beenden, denn die eigentliche PSC Party stand noch bevor und durch Miyavis Entführungsplan hatte sich alles ein wenig nach hinten verschoben. Dies war auch der Moment, in dem Saga plötzlich auffiel, dass er Chiyu vollkommen vergessen hatte. Takeru und Yuji waren nach einer halbe Stunde noch etwas verstimmt, aber eindeutig wieder fit aufgetaucht und hatten Miyavi unter Popcorn-Bombardierung um den Buffettisch gejagt, doch erst jetzt fiel Saga auf, dass er sich nicht daran erinnern konnte, auch Chiyu gesehen zu haben. Kai war zwischendurch verschwunden, um sich um die Entführungsopfer zu kümmern, und da er selbst viel zu beschäftigt gewesen war, brauchbare Informationen aus Hiroto herauszuquetschen oder Uruha zu ärgern, hatte er seine Pflicht für erledigt gesehen. Doch jetzt fühlte er sich auf einmal furchtbar schuldig. »Hey, wo ist Chiyu?«, fragte er Kai, welcher gerade dabei war, die übrig gebliebenen Häppchen in Tupperdosen zu verpacken, und versuchte, seine Stimme nicht allzu besorgt klingen zu lassen. »Der wollte sich noch ein bisschen ausruhen, damit er nachher beim Fototermin fit ist«, antwortete der Leader und verstaute drei volle Dosen in Reitas Rucksack, um, wie er zuvor erklärt hatte, den beim Kochen völlig untalentierten Bassisten vorm Hungertod zu bewahren. »Er war ziemlich durchgeschwitzt, also hab ich ihm seinen Anzug und noch ein paar Wechselsachen herbringen lassen. Kannst du nachsehen, ob er schon fertig umgezogen ist? Wir wollen in einer halben Stunde los.« Er lächelte Saga breit an und dieser nickte, erfreut darüber, dass der andere ihn aufgefordert hatte, und er sozusagen gar keine andere Wahl hatte, als sich zu vergewissern, dass es Chiyu gut ging. Normalerweise kümmerte er sich nicht so sehr um jemand anderen. »Wir kommen dann gleich in die Tiefgarage«, verabschiedete er sich und machte sich auf zu dem Raum, in den er Chiyu gebracht hatte. Er klopfte an und öffnete vorsichtig die Tür, als er keine Antwort bekam. »Bist du da?«, fragte er und sah sich um, ehe er hinter sich die Tür schloss, doch schon aus dem schmalen Flur des Hotelzimmers konnte er sehen, dass das Bett leer war. »Chiyu?«, fragte er ein weiteres Mal, bevor er erschrocken zusammenfuhr, als sich die Badtür direkt neben ihm öffnete und der andere ihm förmlich in die Arme stolperte. »Huh, was machst du denn hier?«, fragte er und Saga öffnete den Mund, um sich zu erklären, doch nur Sekunden später waren die Worte aus seinem Kopf verschwunden, als er registrierte, in welchem Aufzug Chiyu vor ihm stand. Die brünetten Haare waren nass, klebten an der capuccinofarbenen Haut und der nackte Oberkörper glänzte feucht, als wäre Chiyu gerade erst aus der Dusche gestiegen. Sagas Blick folgte einem Wassertropfen, der über die makellose Haut hinab über den flachen Bauch rann, bis er in dem weißen Handtuch verschwand, das um die schmalen Hüften gewickelt war und gerade so viel verdeckte, wie es musste. Saga wusste nicht, ob es ihm zu wenig oder doch noch zu viel war, aber sein Gehirn hatte sich sowieso schon vor einigen Momenten verabschiedet. Das war zu viel Haut! Das war eindeutig zu viel Haut! Er fühlte deutlich, wie sein Herz schneller zu klopfen begann und seine Hände feucht wurden. Herrgott noch mal, warum hatte sich niemand die Mühe gemacht, den Neuen zu erklären, dass sie so nicht vor ihm herumlaufen durften! Am besten auch nicht vor Uruha oder Ruki, aber vor ihm definitiv nicht! Und schon gar nicht, wenn er genau wusste, dass er die Finger von Chiyu zu lassen hatte! »Ähm, Saga?« Große braune Augen sahen ihn fragend an und Saga zuckte zusammen, als ihm auffiel, dass er die letzte Minute nur stumm gestarrt hatte. Hastig schnappte er nach Luft, panisch alle verbliebenen Gehirnfunktionen darauf konzentrierend, schnellstmöglich eine halbwegs plausible Erklärung zu finden, doch Chiyu schien ihn eher amüsant als aufdringlich zu finden. »Darf ich durch?«, fragte er und steuerte das Hauptzimmer an, als Saga wortlos einen Schritt zur Seite tat, sich innerlich dafür verfluchend, dass er seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte. Das musste die verbliebene Wirkung des Aphrodisiaka sein! Ja, das war eine Erklärung, mit der er sehr gut leben konnte, wenn er nicht weiter drüber nachdachte. Er brauchte einen Moment, bis er sich erinnerte, warum er eigentlich hergekommen war. »Kai hat mich geschickt, um dich zu holen. Wir wollen aufbrechen«, sagte er, bewusst Kai vorschiebend, und versuchte wegzusehen, als Chiyu das Handtuch löste und sich die Haare trocken rubbelte. Zum Glück hatte ihm der andere den Rücken zugewandt, aber Saga musste trotzdem hart schlucken, als sein Blick auf Chiyus Po hängen blieb. »Willst du dir nicht was anziehen? Ist kalt …«, sagte er abwesend und schaffte es gerade noch, den Blick zu heben, als sich Chiyu das Handtuch wieder umwickelte und sich mit einem verlegenen Gesichtsausdruck zu ihm umdrehte. »Muss noch warten, bis meine Unterwäsche wieder trocken ist«, sagte er und deutete auf die graue Panty, die auf der Heizung ausgebreitet war. »Ich hab ziemlich … geschwitzt.« Saga runzelte die Stirn, bis es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Verdammte Scheiße, das hatte er ja total vergessen! Auch wenn er ihm im Kofferraum eine andere Hose angezogen hatte, die Unterhose war immer noch die selbe gewesen. Und die Spuren darin unübersehbar! Fuck! War er jetzt dran? Aber Chiyu benahm sich nicht so, als wäre er auf ihn sauer, weil er seine hilflose Situation ausgenutzt hatte. Er konnte nur hoffen, dass es dem anderen zu peinlich war, es zu erwähnen, so dass sie es beide vergessen konnten. »Zwei Minuten, dann müsste sie wieder trocken sein. Ich hab voll aufgedreht«, riss ihn der andere aus seinen Gedanken, und setzte sich auf das Bett, ehe er seine Schulterwirbel knacken ließ und das Gesicht verzog. »Fuck, ich fühle mich noch immer wie gerädert. Verdammter Miyavi! Wenigstens hatte er vorhin den Anstand, vorbeizukommen und sich zu entschuldigen, aber das ändert auch nichts daran, dass ich so verknotet gelegen habe, dass ich noch zwei Wochen lang Rückenschmerzen haben werde.« Er ließ sich nach hinten sinken und schloss die Augen. Saga betrachtete ihn noch immer wortlos, selbst nicht wissend, wie er mit der Situation umgehen sollte. Chiyu verhielt sich viel zu unbefangen in seiner Gegenwart. Konnte es sein, dass er vergessen hatte, was im Auto geschehen war? Er hätte Hiroto fragen sollen, wie sich das Aphrodisiaka auf das Erinnerungsvermögen auswirkte, aber Chiyu war schon durch Miyavis Betäubungsmittel so weggetreten gewesen, dass er kaum etwas registriert hatte. Vielleicht hatte er Glück und der jüngere Bassist hatte es entweder komplett vergessen oder dachte, es wäre nur ein feuchter und sehr peinlicher Traum gewesen. Oder aber … Saga zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, als er den schlanken Körper betrachtete und sich an die Art erinnerte, wie sich der andere vollkommen ungeniert vor ihm präsentiert hatte. Erinnerte sich Chiyu vielleicht ganz genau und versuchte ihn zu verführen? »Wenn dir der Rücken weh tut … Soll ich dich massieren?«, hörte sich Saga sagen, noch bevor er richtig darüber nachdenken konnte. Chiyu öffnete ein Auge, dann grinste er. »Dein Ernst? Klar, gerne!«, antwortete er und krabbelte komplett auf das Bett, um sich auf den Bauch zu legen und den Kopf auf den Armen zu betten. Saga näherte sich ihm langsam, noch immer in Gedanken, doch entschlossen, herauszufinden, was Sache war. Wenn sich Chiyu nicht erinnerte, dann wäre dies nur eine einfache Massage. Wenn er ihm jedoch nur den Unwissenden vorspielte, dann würde er ihn weiter in Versuchung bringen. Und diesmal nicht nur durch ein bisschen nackte Haut. Vorsichtig legte er seine Hände auf die nackten Schultern und fuhr mit leichtem Druck die Muskelstränge auf und ab, um sie zu wärmen, bevor er seine Finger schließlich unter die Schulterblätter grub. »Gut so?«, fragte er und bewegte seine Hände weiter so, wie er es vom Physiotherapeuten der PS Company in Erinnerung hatte, genau auf Chiyus Reaktion achtend. »Toll …«, nuschelte dieser nur ins Kissen und seufzte wohlig, ehe er wieder still wurde. Saga verzog die Mundwinkel leicht und massierte weiter, doch auf diese Art würde er nicht sehr viel herausbekommen. Er würde einen Schritt weitergehen müssen. Ein listiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er die Schulterblätter weiter massierte, die Bewegungen jedoch immer größer werden ließ, bis er sich unauffällig an den unteren Teil des Rückens herangetastet hatte. Er fuhr die Wirbelsäule entlang, drückte seine Finger in die verspannten Muskeln und lockerte sie vorsichtig, doch gleichzeitig wanderte er immer weiter in Richtung der sensiblen Seiten und koste einen winzigen Moment darüber, bevor seine Hände wieder in Richtung Körpermitte wanderten. Er fühlte, wie sich Chiyu schnell vollkommen seinen Berührungen hingab. Er zuckte nicht zusammen wie ein normaler heterosexueller Mann, dem es unangenehm war, wenn ihn ein anderer so berührte. Immer wieder verließen kleine Seufzer seinen Mund, wenn Saga eine bestimmte Stelle berührte, doch nichts davon war auffällig genug, um irgendeinen Schluss zuzulassen. Erneut ließ er seine Fingerspitzen über die weiche Haut gleiten, diesmal sanfter, beinahe überhaupt nicht mehr massierend, sondern eher wie ein zärtliches Streicheln, deutlich zu zart, um nicht Verdacht zu erregen. Chiyu regte sich leicht und gab einen wohligen Laut von sich, ehe er sein Gesicht drehte und endlich in die Richtung wendete, dass Saga seinen Gesichtsausdruck sehen konnte. Die Augen waren geschlossen, lange Wimpern lagen auf der ebenmäßigen Haut und die Lippen waren ein winziges Stück geöffnet. Saga betrachtete ihn einen Augenblick fasziniert, bevor er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrierte und seine Hände hinauf zu Chiyus Hals wandern ließ. Sanft fuhr er den Haaransatz hinauf und hinab, verstrich die feuchten Haare und spreizte seine Finger, so dass die Spitze seines kleinen Fingers wie zufällig über Chiyus Wange strich. Er achtete bewusst darauf, bei der Abwärtsbewegung die Hände so zu bewegen, dass sie die sensiblen Außenseiten des Halses berührten und dezent über das Brustbein streiften, bevor sie wieder nach hinten wanderten. Er lächelte zufrieden, als Chiyus Atmung jedes Mal, wenn er dies tat, ein wenig schneller ging und die Töne, die seine delikaten Lippen verließen, lauter wurden, bis er vollkommen davon überzeugt war, dass der andere dies absichtlich tat. Die Art, wie er sich den Berührungen entgegenstreckte, wie er auf Sagas Hände reagierte … Das war nicht normal. Vor allem, da er schon vor einigen Minuten mit dem Massieren aufgehört hatte und seitdem nur noch mit leichtem Nachdruck streichelte. Ein weiteres Mal ließ er seine Hände den kompletten Rücken hinabgleiten, und als Chiyu nur unterdrückt aufseufzte, als Saga das Handtuch ein Stück von seinen Hüften schob, war er sich sicher. Es war egal, wenn er nachher von Kai oder Nao eine Standpauke bekommen würde. Chiyu wollte dies! Er wollte von ihm berührt werden, und das sicher nicht nur auf jugendfreie Art und Weise. Und er, Saga, würde sich nehmen, was er schon seit den Ereignissen im Kofferraum haben wollte. Den schlanken, sehnigen Körper unter sich, stöhnend, die Fingernägel in seine Schultern krallend, während er ihn mit festen Stößen als sein Eigentum brandmarkte. Saga grinste, ehe er sich über den anderen beugte und seine Zunge über dessen Schulterblatt gleiten ließ. Er hörte, wie Chiyu überrascht die Luft einsog und sich bewegte, doch er hielt ihn fest und ließ seine Zunge weiter hinaufgleiten, bis er seinen Hals erreicht hatte. »Was tust du?«, keuchte der Jüngere, doch Saga hatte nicht vor, ihm zu antworten. Wenn er weiterhin den Unschuldigen spielen wollte, bitteschön! Er konnte nicht leugnen, dass ihn diese interessante Abwechslung zu seinen oft nur allzu willigen Bandkollegen durchaus erregte. »Saga?« Chiyus Stimme war heiser und er gab einen überraschten Laut von sich, als sich Sagas Hand in seinem Haarschopf vergrub und seinen Kopf so zog, dass sich seine Lippen auf seinen Hals legen konnten. Saga atmete geräuschvoll ein, als er den Geruch des anderen einsog, völlig fasziniert davon, wie weich sich dessen Haut unter seinen Lippen anfühlte, beinahe so, als wäre sie noch nie von jemandem berührt worden und nur für ihn gemacht. Sie betörte ihn, war neu und verlockend, so dass er gar nicht bemerkte, wie Chiyu unter ihm zu zappeln begann. Er spürte, wie etwas in seinem Bauch zu kribbeln begann, als er sich Chiyus Lippen näherte, und als er sie schließlich berührte, war es so, als würde alle Spannung, die sich in den letzten Stunden ihn ihm angesammelt hatte, mit einem Mal abfallen. Er spürte die Weichheit, den berauschend neuen Geschmack, der ihn so sehr faszinierte, dass sogar vergaß, dass er ihn eigentlich stürmisch hatte küssen wollen. So verweilte er still, genoss den Moment, bis er plötzlich registrierte, wie angespannt Chiyus Körper war und wie der andere versuchte, ihn von sich wegzudrücken. Ein kalter Schauer fuhr über Sagas Rücken und er schreckte zurück, als habe er sich verbrannt. Er sah die Überraschung in den geweiteten Augen des anderen, den Schrecken, aber nichts, was auch nur annähernd darauf hindeutete, dass Chiyu ihn dazu hatte verführen wollen. Verdammt! Ein Kloß begann sich in Sagas Hals zu bilden, als er vom Bett aufsprang, vollkommen aus der Fassung gebracht, als ihm klar wurde, was er soeben vielleicht angerichtet hatte, bevor sich der Ausdruck auf Chiyus Gesicht plötzlich änderte und ein angedeutetes Lächeln auf seinen Lippen erschien. »Keine Angst«, sagte er und zog das Handtuch zurecht, ehe er sich herumrollte und aufstand, um auf Saga zuzugehen. Seine schlanke Hand strich dem versteinerten Bassisten vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht, ehe er ihn mit einem Funkeln in den Augen, das Saga nicht im Geringsten interpretieren konnte, ansah. Und dann sagte er etwas, was er noch weniger zuordnen konnte, als alles andere zuvor, und was ihn komplett aus der Bahn warf. »Miyavi hat es mir vorhin schon erzählt. Ich weiß alles …« ***** tbc. Ich versuche ein Kapitel pro Monat, versprochen! Ich bin nur gerade in meiner Hauptprüfungszeit und da ist das nicht so einfach. Ich glaube übrigens, dass einigen das Pairing nicht so sehr liegt. Ich wollte aber mal was schreiben, was vorher noch niemand geschrieben hat. Ich mag die beiden wirklich zusammen, weil Chiyu Saga aus dem Konzept bringen kann. Außerdem sehen die beiden echt gut zusammen aus. Und keine Angst, ich hab den Fünfer im Auto nicht vergessen. Nur weil es gerade nicht danach aussieht, heißt es nicht, dass der nicht noch kommt. Ihr kennt mich doch! Kapitel 5: ----------- Kapitel 5 Es gab nicht sehr viel, was Saga aus der Fassung bringen konnte. Einmal hatte das Tourmanagement beinahe seinen Bass verloren, ein anderes Mal war sein Computer abgestürzt, bevor er seine neuen Kompositionen hatte sichern können. Das waren Sachen, die ihn aus der Fassung bringen konnten, aber einfache Reaktionen von Menschen schafften dies normalerweise nicht. Es hatte ihn überrascht, als er von der ungewöhnlichen Dreierbeziehung innerhalb von Gazette erfahren hatte, und als Hiroto ihm vor wenigen Stunden auf dem Gang gebeichtet hatte, seinen Freund zum Zwecke des Beischlafs unter Drogen zu setzen, war er maximal ein bisschen schockiert gewesen. Selbst die Entführung hatte ihn nicht so sehr mitgenommen. Doch das hier … Chiyus seltsame Wandlung und seine uneindeutigen Reaktionen gepaart mit der Tatsache, dass Saga sich überhaupt ernsthaft dafür interessierte, was der andere tat, machten ihm mehr zu schaffen, als er dachte. Seine Kehle war seit dem Augenblick trocken, in dem das Lächeln auf dem Gesicht des jüngeren Bassisten erschienen war, seine Augen starr auf den anderen gerichtet, so dass er überhaupt nicht merkte, wie er zurückwich, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Chiyu schien seine Reaktion zu amüsieren, denn anstatt ihm irgendeinen Weg zur Flucht aus dieser unangenehmen Situation zu lassen, war er plötzlich nur noch Zentimeter entfernt und drückte Saga mit seinem Körper nach hinten. »Miyavi redet ziemlich viel, wenn der Tag lang ist«, sagt er mit einem Schmunzeln und Saga schluckte trocken, als eine schlanke Hand über seine Wange fuhr und auf seiner Schulter liegen blieb. Was zum Teufel hatte Miyavi dem anderen gesagt? Etwa alles, was im Auto geschehen war? Hatte Chiyu es die ganze Zeit gewusst und mit ihm gespielt, so wie Saga normalerweise mit allen anderen spielte?! Dann hatte er sich schön zum Affen gemacht! Erst das Auto, dann die Massage ... Chiyu musste ihn für ein sexbesessenes Monster halten. »Dir ist klar, dass ich sowas gar nicht lustig finde, oder?«, unterbrach Chiyu seinen Gedankengang und Saga verfluchte sich innerlich dafür, dass er bei den Worten zusammenzuckte wie ein verschrecktes Kaninchen. Chiyu war jünger als er, unerfahren und ganz sicher nicht stärker! Wieso ließ er dies alles geschehen, ohne sich zu wehren? Warum verdammt noch mal kroch gerade jetzt sein Gewissen aus der Dunkelheit hervor und machte ihm Schuldgefühle? Er würde Miyavi umbringen, oh ja, er würde ihn in kleine Stücke … »Hast du nicht irgendwas zu deiner Verteidigung zu sagen?«, fuhr der andere fort und seine Stimme war mit einem Mal so leise und nah, dass Saga ein Schauer über den Rücken lief. Er fühlte die Wärme der nackten Haut selbst durch seine Kleidung hindurch, wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, den Kontakt noch zu intensivieren, und krallte seine Finger so fest in seine Hose, um sich zu beruhigen, dass er glaubte, der Stoff müsse jeden Augenblick reißen. Er brachte kein Wort hervor. In jeder anderen Situation hätte er einen Witz gerissen oder sich anders rausgeredet, aber in diesem Augenblick war sein Kopf so blank und leer, als hätte ihm jemand eins mit dem Baseballschläger übergezogen. Und plötzlich, so unerwartet, dass er harsch die Luft einsog, bemerkte er, dass ihn die Situation unheimlich anturnte. Er war nicht devot und stand keineswegs auf Mindgames, wenn er nicht selbst die Kontrolle hatte, doch Chiyu so nah zu spüren, ließ ihn dies vollkommen vergessen. Ein leises Lachen holte ihn aus seinen Tagträumen zurück und Chiyus braune Augen funkelten gefährlich, bevor er Saga so schnell am Schopf packte, dass dieser einen erschrockenen Laut von sich gab. Noch bevor er reagieren konnte, waren weiche Lippen auf den seinen und eine feuchte Zunge huschte in seinen Mund, während sich im gleichen Moment Chiyus andere Hand auf seinen Po legte und Saga so nah an sich presste, dass diesem für einen Augenblick schwindlig wurde. Er wollte seine Hand heben und Chiyu zeigen, dass er dies ebenso wollte wie er, doch das Gefühl des warmen Körpers, dessen Haut durch das Handtuch nicht einmal annähernd genug verdeckt wurde, war so intensiv, dass er sich nicht rühren konnte. Er schnappte nach Luft, doch alles, was er damit erreichte, war, dass Chiyu den Kuss intensivierte, bevor er so plötzlich von ihm abließ, wie er begonnen hatte. Ein gefährliches Funkeln war in seinen Augen zu sehen, als er sich mit einem Grinsen über die feuchten Lippen leckte. »Spaß gehabt?«, fragte er mit anzüglichem Ton in der Stimme und das Grinsen auf seinen Lippen wurde nur noch breiter, als Saga ihn, anstatt eine Antwort zu geben, nur weiterhin groß anstarrte. »Dann wird es jetzt Zeit, dass du mir etwas Spaß bereitest«, flüsterte er gegen die halb geöffneten Lippen verstärkte den Griff im Schopf des anderen, so dass dieser einen schmerzhaften Ton von sich gab. Und dann ging alles so schnell, dass er überhaupt nicht begreifen konnte, wie es geschehen war. Innerhalb von wenigen Sekundenbruchteilen hatte Chiyu ihn auf die Knie gezwungen und drückte seinen Kopf in Richtung seines Schrittes. »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte er und lachte leise, als er Sagas schockiertes Gesicht sah, der überhaupt nicht begreifen konnte, was gerade geschah. Noch vor wenigen Minuten war er derjenige gewesen, der verführt hatte, Chiyu sein Opfer, das seinen Liebkosungen irgendwann erliegen und sich unter ihm winden würde, aber keinen Moment hatte er vorausgeahnt, dass er sich in solche einer Situation befinden könnte. Er atmete geräuschvoll ein, als Chiyus Hand sich am Handtuch zu schaffen machte, während die Gedanken in seinem Kopf zu rasen begannen. Es war sicher nicht das erste Mal, dass er jemandem, den er kaum kannte, einen blies, aber dass er dazu förmlich gezwungen wurde und sich in solch einer erniedrigenden Position befand, war neu. Und er verfluchte sich dafür, dass ein beachtlicher Teil in ihm trotzdem keinen Augenblick zögern würde, es zu tun. Doch noch bevor er irgendetwas machen konnte, gab Chiyu einen glucksenden Laut von sich und wendete sich von ihm ab, um sich lachend auf das Bett fallen zu lassen. »Heilige Scheiße, du hättest dein Gesicht sehen sollen!«, brachte er mühsam hervor und hielt sich den Bauch vor Lachen, ehe er sich so rollte, dass er Saga ins Gesicht sehen konnte. »Das war wirklich ein Bild für die Götter! Du bist voll drauf angesprungen!« Ein weiteres Glucksen entwich ihm und er hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht erneut lachen zu müssen, während Saga noch immer verstört auf dem Boden hockte. Nur langsam sickerte in seinen Geist, was hier gerade passiert war. Chiyu hatte ihn reingelegt?! Er hatte gewusst, was geschehen war und hatte sich nun an ihm gerächt?! Was für ein mieser kleiner … »Du bist echt ein totales Arschloch!« Sagas Gesicht war puterrot, als er aufsprang und die Fäuste ballte, als würde er jeden Moment auf den anderen losgehen. »Hast du eigentlich ne Ahnung, wie man sich dabei fühlt!« »Reg dich ab, du bist doch selbst nicht besser!« Chiyu setzte sich auf und winkte ihm, sich neben ihn zu setzen. Nichts mehr in seinem Gesicht ähnelte dem anzüglichen Grinsen von vor ein paar Momenten, und auch keine Schadenfreude stand dort geschrieben. Nur ein freundschaftliches Lächeln, ehe er auf den Platz neben sich klopfte und mit den Schultern zuckte, als Saga nur abfällig schnaubte. »Dann eben nicht. Aber du hättest drauf gefasst sein müssen, dass irgendwann mal jemand den Spieß umdreht! Miyavi hat mir alles erzählt. Dass du gern mal kleine Indieband-Musiker aus der Fassung bringst, indem du sie angräbst. Die meisten lassen sich garantiert dadurch verunsichern und ich bin sicher, du hattest jedes Mal einen Mordsspaß, aber bei mir kannst du das vergessen.« Er grinste und zwinkerte Saga vergnügt zu. »Ich bin nicht ganz so grün hinter den Ohren wie andere. Du hättest dir besser Takeru oder Yuji aussuchen sollen. Ich bin sicher, die wären voll drauf reingefallen. Aber wenn es dich beruhigt, im ersten Moment hattest du mich kalt erwischt!« Ein paar Sekunden lang begriff Saga gar nichts. Sein Herz hatte wie verrückt zu rasen begonnen, als Chiyu Miyavi angesprochen hatte, doch das, was danach gekommen war, war nicht das gewesen, was er erwartet hatte. Wieso erzählte Miyavi, dass er gerne Indiebands angrub? Mal abgesehen von der PS Company hatte er noch nie was mit einem anderen Musiker gehabt. Es war zu gefährlich und zudem streng vom Management untersagt. Und auch wenn Saga viele andere Regeln ignorierte, an diese hielt er sich. »Hä?«, brachte er nur heraus und sah, wie Chiyu mit den Augen rollte. »Abstreiten brauchst du gar nicht! Miyavi hat mich vor dir gewarnt. Und selbst wenn er es nicht getan hätte, hätte ich vermutlich durchschaut, was du vorhast. Aber ich muss gestehen, du hast dich ziemlich ins Zeug gelegt. Keine Angst, ich trage es dir nicht nach. Ich bin nicht so prüde, wie du vielleicht denkst.« Saga nickte nur und schluckte den Speichel herunter, der sich in seinen Mund gesammelt hatte, ehe er sich wortlos neben Chiyu auf das Bett setzte und auf den Boden starrte. Dies war nicht das erste Mal an diesem Tag, dass er sich fragte, was hier eigentlich abging. Warum hatte Miyavi so etwas über ihn erzählt? Und noch viel wichtiger, warum nahm Chiyu es so locker? Saga war von sich selbst und seinem Können sehr überzeugt! Selbst ein Hetero hätte auf ihn anspringen müssen! Warum ließ er Chiyu kalt? Der letzte Gedanke versetzte ihm einen kleinen Stich und als Chiyu ihn locker anstupste, sah er ihn nicht mal an. »Hey, bin ich zu weit gegangen? Bist du wirklich sauer?«, fragte der andere und Saga konnte in seiner Stimme echte Besorgnis hören. Doch er war zu gekränkt, um darauf einzugehen. »Was, wenn ich dir wirklich einen geblasen hätte? Hättest du es dann immer noch lustig gefunden?«, fragte er trotzig und hätte sich eine Ohrfeige dafür geben können, dass er wie ein beleidigtes Kind klang. Chiyu sah ihn einen Moment überrascht an, dann grinste er. »Hättest du nicht!« »Was wenn doch?« Eine schmale Augenbraue wanderte nach oben und Chiyu seufzte schwer. »Ok, ich hab verstanden. Ich bin zu weit gegangen. Es tut mir leid.« Seine Hand legte sich auf Sagas Schulter und drückte diese kameradschaftlich. »Ich find dich echt in Ordnung. Du hast mich heute sozusagen gerettet und dich um mich gekümmert, obwohl du mich fast gar nicht kennst. Und es ist mir auch egal, wenn das alles zu deinem Plan gehörte, mich später reinzulegen. Ich finde, du bist ein netter Mensch und wenn du Lust hast, würd ich gern mal was mit dir trinken gehen!« Er lächelte versöhnlich und zum ersten Mal seit er aufgestanden war, sah Saga ihm in die Augen. Er brauchte eine Weile, bis er sich so weit konzentrieren konnte, sich zu überlegen, was die beste Antwort war, doch dann nickte er einfach. »Okay«, sagte er leise und spielte kurz mit dem Gedanken, die Hand wegzustoßen, doch dann besann er sich darauf, dass das wahrscheinlich ziemlich seltsam wirken würde. So ertrug er sie, auch wenn er die Gefühle überhaupt nicht mochte, die sie in ihm auslöste. Die Wärme strahlte durch seinen gesamten Körper, ließ sein Herz ein klein bisschen schneller schlagen und trug nur noch mehr dazu bei, dass er sich wie der größte Idiot auf diesem Planeten vorkam. Er hatte sich lächerlich gemacht, vollkommen lächerlich! Und Chiyu war trotz allem nett zu ihm. »Nehmen wir mal an, ich hätte dir einen geblasen, hättest du dann immer noch mit mir einen trinken gehen wollen?«, fragte er und beobachtete aufmerksam, wie Überraschung auf Chiyus Gesicht erschien. »Du lässt echt nicht locker!«, antwortete der Jüngere und grinste, als er Sagas ernsten Ausdruck registrierte. Er boxte ihm spielerisch in die Seite und zwinkerte. »Kommt drauf an, wie gut du gewesen wärst! Vielleicht hätte ich danach was mit dir getrunken, dich dann niedergeschlagen und zurück in meine Höhle geschleift!« Saga schnaubte zynisch, doch wenn er noch länger die beleidigte Leberwurst spielen würde, würde er sich ernsthaft verdächtig machen. »Ach komm, gib zu, dass du auf mich stehst! Bis jetzt konnte mir noch niemand widerstehen«, konterte er und zwang sich sein übliches Grinsen auf die Lippen. Er war ein Player, er hatte einen Ruf zu verteidigen. »Das hättest du wohl gern!« Chiyu lachte laut auf und schlang mit einem verschmitzten Ausdruck seinen Arm um Sagas Schultern »Du weißt doch, dass ich nur auf dich stehe«, flüsterte er mit so verruchter Stimme, dass Saga ein Schauer über den Rücken lief und er spürte, wie sich das Blut in seinem Kopf zu sammeln begann, obwohl sein Verstand genau wusste, dass dies für Chiyu nur Spaß war. Aber für ihn war es in diesem Moment kein Spaß. »Also soll ich dir doch einen blasen?«, trieb er das Spiel noch ein Stück weiter und wunderte sich über sich selbst, wie gut seine Selbstbeherrschung war. Chiyu schien es erneut als Scherz aufzufassen und Saga fragte sich einen Augenblick, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. »Du gibst erst auf, wenn du gewonnen hast, oder?«, fragte der andere und lachte leise. Saga runzelte missgelaunt die Stirn. Gewinnen? Hier ging es doch nicht ums Gewinnen! »Ok, wenn es das ist, was du hören willst«, fuhr Chiyu fort, ohne zu bemerkten, das seine Worte Saga beinahe zornig gemacht hatten. »Dann sage ich dir, dass ich es will!« Ein verführerisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und Sagas Augen wurden groß, als der andere ihn sanft auf den Rücken drückte und seinen schlanken Körper an ihn schmiegte, als würde er mit ihm verschmelzen wollen. »Ich will dich«, hauchte er in Sagas Ohr und fuhr mit den Fingerspitzen über dessen Brust, während er mit seinem Knie die Beine des anderen auseinanderdrückte. »Ich will deine Hände, deine Lippen, überall auf meiner Haut. Ich will in deinem Mund kommen und dich dann auf den Rücken werfen und so hart rannehmen, dass du deinen eigenen Namen vergisst und nur noch meinen schreien kannst! Und dann, wenn du vollkommen erschöpft bist, lasse ich dich kommen, immer und immer wieder, bis du fast ohnmächtig wirst …« Sagas Lippen öffneten sich zu seinem harschen Atemzug und er sein Körper verkrampfte sich, während sich seine zitternden Hände in das Laken unter ihm gruben. Fuck, fuck, fuck! Was tat Chiyu mit ihm? Der nackte, schlanke Leib schiegte sich an ihn, blies seine Gedanken zu einem großen Chaos durcheinander und lähmte ihn vollkommen, so dass er nicht einmal daran denken konnte, ihn wegzustoßen. Das Schlimmste war, er wusste einfach nicht, was er als Nächstes tun sollte. Sollte er Chiyu überhaupt wegstoßen? War dies nicht viel eher eine Einladung, dort weiterzumachen, wo sie vorher aufgehört hatten? Sein Verstand sagte ihm sehr deutlich, dass dies für den anderen sicher wieder nur ein Scherz war, doch es hörte und fühlte sich nicht an wie ein Scherz! Es fühlte sich so gut an, dass Sagas Herzschlag hundertfach in seinem Kopf widerhallte. Und in diesem Augenblick bereute er, dass er mit dem Spiel begonnen hatte. Denn es war nicht länger ein Spiel für ihn. »Alles okay?«, hörte er Chiyu fragen und erkannte erst jetzt, dass er seit den anzüglichen Worten keine Reaktion gezeigt hatte. »Du bist echt pervers«, antwortete er trocken und stieß den anderen von sich herunter. »Zieh dir lieber was an, Casanova!« Er schickte ein angedeutetes Grinsen hinterher und zu seiner Erleichterung entschärfte es seine Worte. Chiyu klopfte ihm auf die Schulter, ehe er sich erhob und sich durch die inzwischen beinahe getrockneten Haare fuhr. »Meine Unterwäsche ist trocken«, stellte er erfreut fest und streifte sich das Handtuch von den Hüften, um sie sich überzuziehen, ehe er sich Saga so unbefangen zuwendete, als habe er ihm nicht gerade wollüstige Anzüglichkeiten ins Ohr geflüstert. »Ich meinte es ernst, als ich dich gefragt hab, ob wir mal was unternehmen. Ich hoffe, meine kleine Improvisation hat dich eben gerade nicht zu sehr aus der Fassung gebracht!« Saga schnaubte empört und schüttelte vehement den Kopf. »Das glaubst auch nur du! Von so einem Amateur lasse ich mich sicher nicht verarschen! Aber glaub mir, ich räche mich!« Chiyu grinste, als er sich seine Hose überzog, doch dann wurde er plötzlich ernst. »Wir zwei haben zwar den selben Humor, aber es wäre mir unangenehm, wenn du es vor den anderen machst«, sagte er und griff nach einem T-Shirt. »Ich will nicht ins Gerede kommen und schon gar nicht, dass jemand denkt, zwischen uns würde wirklich was laufen.« Eine leichte Falte bildete sich auf Sagas Stirn, doch er schaffte es trotzdem, seinen Tonfall locker klingen zu lassen. »Kann dir doch egal sein, wenn du nicht gerade auf einen der PSC stehst. Außer denen kriegt es sicher niemand mit. Und Miyavi hat dir doch erzählt, dass ich immer so bin!« Das stimmte sogar zu einem gewissen Grad. Mal abgesehen davon, dass es meist nicht nur Scherze waren. Wenn er bei Chiyu nicht weiter gehen konnte als gelegentliches Flirten, würde er sich eben zusammenreißen müssen. Aber verzichten würde er nicht! Chiyu zögerte einen Augenblick und drehte das T-Shirt in seinen Händen herum, ehe er den Kopf schüttelte. »Lieber nicht. Es gibt da jemanden, den ich mag. Ich will es mir mit ihm nicht verscherzen, nur weil er denkt, dass ich plötzlich auf Kerle stehe!« »Er? Wer?« Sagas Augen wurden groß und er rückte interessiert näher, das unangenehme Gefühl zu ignorieren versuchend, das sich in seiner Magengegend ausbreitete. Chiyu hatte also jemanden, auf den er stand? Einen Kerl? Und der sollte es nicht erfahren? »Das sag ich dir ganz sicher nicht!« Der junge Bassist lachte leise auf, doch Saga sah deutlich, dass ihm das Thema unangenehm war. »Ich bitte dich nur darum, deine Spiele zu lassen. Ich wäre gern mit dir befreundet, aber vergessen wir einfach, was heute passiert ist.« »Du bist also schwul?« Sagas Augen wurden schmal. Er hatte Witterung aufgenommen und solange er die Wahrheit nicht kannte, würde er nicht locker lassen. Chiyu zuckte bei dem Wort deutlich zusammen und schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich … Ein bisschen vielleicht … Aber er ist es auf keinen Fall, also will ich nicht, dass er schlecht von mir denkt. Und ich ebenfalls nicht, dass er sich plötzlich vor mir ekelt, nur weil er denkt, ich würde auf dich stehen. Also bitte, lass es einfach! Okay?« Er sah Saga so bittend an, dass dieser hart schlucken musste. Er war plötzlich wütend, wütend auf Chiyu, weil er ihn einfach so abservierte, nachdem er ihn heiß gemacht hatte. Wütend auf wen auch immer, der es war, in den Chiyu verliebt war, und ganz besonders wütend auf sich selbst, weil es ihn überhaupt nicht zu stören hatte! Dass er sich so sehr mit Chiyu beschäftigte, war nur auf eine vorübergehende Obsession zurückzuführen, die spätestens dann enden würde, wenn er den anderen ins Bett bekommen hatte. Sich jetzt wie ein verstoßener Liebhaber zu benehmen, passte ganz und gar nicht zu ihm! »Ist es einer aus deiner Band?«, fragte er und biss die Zähne zusammen, als Chiyu sich kurz in seinem T-Shirt verhedderte. Da war jemand ganz und gar nicht mehr so cool und überheblich wie in dem Moment, als er Saga auf den Rücken gedrückt hatte. »Schon gut, ich frag nicht weiter«, beruhigte er den anderen und erhob sich, um die wenigen Sachen zusammenzusammeln, die nicht zum Inventar des Hotelzimmers gehörten. Er würde den Rest schon selbst herausfinden! Und wenn er Chiyu betrunken machen und es aus ihm herausquetschen musste. Doch dann fiel ihm etwas ein, was er vollkommen vergessen hatte. »Shit, Kai wartet in der Tiefgarage auf uns! Beeil dich, sonst kommen wir zu spät zur PSC Party! Stylen kannst du dich da!« Er blickte hastig auf seine Uhr, doch zum Glück war nicht ganz so viel Zeit vergangen, wie er befürchtet hatte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Chiyu rasch in seine Schuhe schlüpfte und ein letztes Mal mit dem Handtuch durch seine Haare rubbelte, bevor er an Saga vorbei zur Tür lief. Doch bevor er heraustrat, drehte er sich noch einmal um. »Das bleibt unter uns, okay?«, fragte er und diesmal nickte Saga. »Wir treffen uns Freitag und gehen was trinken. Ich ruf dich vorher nochmal an«, antwortete er und ballte die Fäuste, als er sah, wie sich Chiyus Gesicht aufhellte. »Cool, danke!«, erwiderte der andere und drückte kurz seine Schulter, ehe er sich umwandte. Saga schloss die Tür hinter ihnen und trottete ihm nachdenklich hinterher. Wie dieser Tag verlief, war echt zum Kotzen! ~*~ Kai sah neben seinem großen 8-Sitzer-Van zwar etwas ungeduldig aus, als sie endlich in der Tiefgarage angekommen waren, doch er bedachte Saga noch nicht einmal mit einem mahnenden Blick. Vermutlich dachte er, Chiyu sei noch nicht wieder ganz fit gewesen und Saga hätte sich noch ein bisschen um ihn gekümmert. Der Bassist musste beinahe bei diesem Gedanken lachen. Oh ja, gekümmert hatte er sich um Chiyu, auch wenn dieser den Spieß sehr geschickt umgedreht hatte. »Hey, rein mich euch, dann können wir endlich losfahren!«, ertönte eine Stimme aus dem Auto und Takerus Kopf erschien in der Autotür, bevor der kleine Sänger heraussprang und seinen Sitz zurückklappte, so dass man in den hinteren Teil des Vans kommen konnte, in dem schon Masato und Mitsuro warteten. »Du gehst hinter, Chiyu kommt zu mir und Yuji nach vorn«, beschloss er kurzerhand und ehe Saga es sich versah, wurde er neben Masato bugsiert und der Sitz klappte in seine ursprüngliche Stellung zurück. »Die Entführungsopfer sind wieder vereint!«, grinste Yuji, als sich Chiyu in die Mitte der Sitzreihe neben ihn setzte und Takeru die Autotür hinter ihnen schloss, bevor er mit einem laut gerufenen »Anschnallen!« darauf aufmerksam machte, dass die Fahrt nun beginnen würde. Reita, der neben Kai auf dem Vordersitz saß, steckte das Navi in seine Halterung und begann sofort zu lamentieren, dass dies bei Kais Fahrstil sowieso nichts nützen würde und sie froh sein konnten, wenn sie lebend in der PS Company ankommen würden. In jeder anderen Situation wäre Saga darauf eingestiegen und hätte mitgemacht, doch heute war er schlecht gelaunt. Er fühlte sich erschöpft, beinahe so, als wäre er die Treppen bis zum zehnten Stock zu Fuß gelaufen, und eigentlich wollte er nur noch ins Bett und all das vergessen, was heute geschehen war. Andererseits war ein Teil in ihm immer noch gekränkt und wild entschlossen herauszufinden, in welches seiner Bandmitglieder Chiyu verliebt war. Selbst wenn sich der andere nicht durch seine Reaktion verraten hatte, konnte es nur einer von ihnen sein. Die jungen Bands waren bisher sehr isoliert gewesen, so dass er sich noch mit keinem anderen der PSC hätte anfreunden können. Doch hatte es vorhin so geklungen, als ob er mit demjenigen befreundet wäre. Und wer, von den Menschen, mit denen er befreundet war, könnte mitbekommen, wenn etwas zwischen ihm und Saga lief, außer seinen eigenen Bandmitgliedern?! Immerhin engte dies den Kreis der Verdächtigen auf vier Personen ein. Sagas Blick wanderte nachdenklich über die anderen jungen Männer, doch er konnte sich keinen von ihnen mit Chiyu vorstellen. Sie waren alle noch so jung und sahen beinahe aus wie Kinder! Was sollte Chiyu an ihnen finden? »Er hat mich einfach gepackt und mir was vor den Mund gepresst!«, wurde er plötzlich auf das Gespräch aufmerksam, was sich vor ihm abspielte. Takeru gestikulierte wild mit den Händen und presste sie sich so auf den Mund, wie Miyavi es bei ihm getan hatte. Reitas Kopf war nach hinten gerichtet und der Bassist verfolgte mit Spannung die Ausführungen des blonden Sängers. »Und dann hat er uns einfach in den Van geschleppt, einen nach dem anderen!«, fuhr Yuji fort und nickte enthusiastisch. »Ich sag dir, als ich aufgewacht bin, hatte ich keine Ahnung mehr, was eigentlich passiert war. Ich erinnere mich nur noch daran, dass mich jemand gestützt hat und mit mir irgendwohin gegangen ist, dann bin ich in einem Hotellzimmer aufgewacht! Ich dachte echt, ich sei gekidnappt und an irgendeinen perversen schwulen Prostitutionsring verscherbelt worden!« Er rutschte zu Chiyu auf und legte seine Hand anzüglich auf sein Knie. »Na, werter Herr, wie viel würden sie für mich bezahlen?«, fragte er theatralisch und lachte, als Chiyu nur kurz schnaubte und seine Hand mit spitzen Fingern von seinem Knie vertrieb. Aha, Yuji war es also nicht. Sagas Interesse war geweckt und er war froh, dass er von seinem Sitzplatz aus einen guten Überblick hatte. Den ersten konnte er von der Liste streichen. Chiyu war über diesen Annäherungsversuch überhaupt nicht erfreut gewesen. Also war es etwas, was sein Angebeteter nicht sehen sollte. »Als ob dich einer kaufen würde!«, stichelte Takeru und grinste, als Yuji ihm über Chiyu hinweg in die Seite boxte. »Hey, ich sage nur die Wahrheit! Wenn jemand einen von uns kaufen würde, dann am ehesten Masato, weil er ihn für ein Mädchen hält!« »Immerhin hab ich mich nicht entführen lassen!«, ertönte es von hinten und Takeru hob entschuldigend die Hände, um den schmalen Gitarristen zu besänftigen, ehe er sich wieder Reita zuwendete. »Aber um Chiyu hatten wir schon Schiss, als er nicht bei uns im Raum war! Nicht auszudenken, was wir ohne ihn machen würden!« Er setzte ein dramatisches Gesicht auf und warf sich dem Bassisten in die Arme, der überrascht auflachte und zu zappeln begann. »Hey, Klette, such dir was anderes zum Drankleben!«, scherzte er und wuschelte dem anderen durch die strohblonden Haare, ehe er es aufgab und sich mit leidendem Gesichtsausdruck zurücklehnte. »Wenn ihr da hinten weiter so ein Theater macht, schmeiß ich auch raus!«, ertönte es von Kai, doch das Grinsen auf seinen Lippen, das deutlich im Rückspiegel zu sehen war, verriet ihn. Trotzdem begann Reita zu diskutieren und schon bald hatten sich auch die beiden SuG-Mitglieder aus der hintersten Sitzreihe eingemischt und beteuerten ihre Unschuld, so dass niemand außer Saga mehr auf Chiyu und Takeru achtete. Er sah alles, was geschah, und es wurde ihm beinahe schlecht dabei. Takerus Kopf an Chiyu Brust, die schmalen Arme, die sich um seinen Hals gewickelt hatten, und das warme Lächeln auf Chiyus Lippen, das er deutlich von der Seite erkennen konnte, während der Bassist weiterhin durch Takerus Haare strich. Vielleicht war es eine von Takerus Marotten, sein normales aufgedrehtes Verhalten, doch für Chiyu war dies Ernst. So wie er ihn ansah, hatte er Saga noch nicht einmal angesehen, als er ihn geküsst hatte. Und solange es Takeru für ihn gab, würde er es vermutlich auch nie tun. ~*~ »Und dann hat er ihm durch die Haare gestreichelt und ihn im Arm gehalten, als wären sie ein süßes Pärchen! Und es hat ihn überhaupt nicht gestört, dass alle drum herum saßen und es hätten sehen können! Vermutlich war er völlig plemplem von den vielen Hormonen, und ich sage dir, wenn er gekonnt hätte, hätte er ihn vermutlich sofort besprungen!« Saga knallte sein leeres Glas so fest auf die Tischplatte, dass diese zitterte, und Miyavi ihm einen verärgerten Blick schenkte. »Deshalb musst du noch lange nicht meine Wohnungseinrichtung zerstören«, meinte er vorwurfsvoll und brachte die Flasche Wodka aus Sagas Reichweite, um ihm stattdessen den Orangensaft näher zu schieben. »Kein Alkohol mehr für dich!« Er ignorierte den bösen Blick, doch anstatt sich zu beschweren, akzeptierte Saga seine Entscheidung wortlos. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du eigentlich hier bist«, sagte der große Sänger und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er Saga betrachtete, der ihm nach der PSC Party mit einer Flasche Wodka und schon sichtlich angetrunken in seine Wohnung gefolgt war und seitdem nichts anderes tat als sich zu beschweren und einen sarkastischen Kommentar nach dem anderen zu machen. »Ich bin hier, weil du an allem Schuld bist!«, schnaubte Saga missgelaunt und schlürfte geräuschvoll seinen Orangensaft. »Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt überhaupt nicht in dieser Situation! Und zu allem Übel hat er sich auch noch an mich rangemacht, obwohl er eigentlich auf ihn und nicht auf mich steht! Dabei war das mein Spiel und ich hätte ihn inzwischen schon lange flachlegen sollen!« »Wen hättest du flachlegen sollen?« »Chiyu natürlich!« »Und der steht stattdessen auf wen?« »Takeru! Hast du mir die letzte halbe Stunde überhaupt zugehört?« Sagas Augenbrauen zogen sich zusammen und er griff erneut nach der Wodka Flasche, doch Miyavi war schneller. »Finger weg von dem Zeug, sonst versteh ich noch weniger von dem ganzen Müll. Woher willst du überhaupt wissen, dass er auf Takeru steht? Hat er es gesagt?« Saga gab einen genervten Ton von sich und rollte mit den Augen, ehe er Miyavi ansah, als wäre er absolut schwer von Begriff. »Sie haben im Auto rumgemacht! Das hab ich doch gesagt. Ich saß genau dahinter und konnte alles sehen!« »Rumgemacht, wo alle Leute daneben saßen?«, fragte Miyavi nach, doch Saga war viel zu aufgebracht, um seinen sarkastischen Tonfall zu hören. »Genau, rumgemacht, wo alle Leute daneben saßen! Und mir vorher erzählen, er sei gar nicht schwul und ich dürfte sowas nicht nochmal in der Öffentlichkeit machen, damit er nichts mitkriegt, aber sich dann im Auto an ihn ranmachen! Ich wette, die haben schon längst was miteinander! Oder zumindest will er und er will nicht und … im Endeffekt ist alles scheiße, weil du dran Schuld bist und mich das nicht interessieren sollte …« Saga ließ den Kopf hängen und rieb sich über sein Gesicht, ehe er das Glas diesmal wesentlich sanfter auf den Tisch stellte und mit dem Oberkörper auf die Couch kippte. »Alles scheiße …«, murmelte er und starrte ins Leere, während die Welt einen kurzen Augenblick vor seinem Gesichtsfeld verschwand. Fuck, jetzt hatte er auch noch zu viel getrunken. Wegen einer Sache, die eigentlich gar nichts mit ihm zu tun hatte. Eine warme Hand legte sich auf seine Schulter und Miyavi tätschelte ihn mitfühlend, bevor er sich neben ihn setzte und ihn eingehend betrachtete. »Ich hab zwar keine Ahnung, wann du von wem geredet hast, denn das waren einfach zu viele ›er‘s‹ in zu kurzer Zeit, aber es scheint dich ja ziemlich mitzunehmen.« »Tut es gar nicht«, erwiderte Saga und kam sich vor wie ein trotziges Kind. »Oh doch, das tut es. Du bist manchmal ziemlich berechenbar, auch wenn ich nicht wirklich geahnt habe, dass es diesmal so endet. Und deshalb habe ich Chiyu auch erzählt, dass du eine seltsame Art von Humor hast, damit keine Katastrophe daraus entsteht, wenn du ihn angräbst. Und scheinbar konntest du dich wirklich nicht zurückhalten! Du weißt, wir fassen die neuen Bands nicht an!« »Er hat mich ja auch angefasst!«, murrte Saga beleidigt und boxte mit der Faust in eines der Sofakissen. »Er hat mich auf den Rücken gedrückt und mir dreckige Sachen ins Ohr geflüstert. Und davor hat er mich geküsst und wollte, dass ich ihm einen blase!« Miyavi gab einen erstaunten Laut von sich und Saga konnte sehen, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten. »Hat er nicht!« »Hat er doch! Was erzähl ich hier eigentlich die ganze Zeit!?« »Und du bist sicher, dass er das ernst gemeint und nicht nur gemacht hat, um genauso mit dir zu spielen wie du es vermutlich vorher mit ihm gemacht hast?« Saga gab einen gedämpften Ton von sich, doch er antwortete nicht. Alles in seinem Kopf war in einem schwummrigen Zustand, doch auch wenn er diesen Zustand sonst oft genoss, konnte er dies heute nicht. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Chiyu. Dann um Chiyu und Takeru und nicht zuletzt um das, was Chiyu ihm gesagt hatte. »Wieso kann er nicht einmal mit mir schlafen, dann wäre alles wieder in Ordnung!«, jammerte er mit bemitleidenswertem Gesicht. »Ich hab ja nichts dagegen, dass er in Takeru verknallt ist, ich will ihn nur einmal, damit ich endlich wieder normal denken kann! Wenn ich mit ihm geschlafen habe, verliere ich das Interesse, so ist das immer!« Er seufzte schwer und streckte die Hand nach der Wodkaflasche aus, ließ sie jedoch wieder sinken, als er sie nicht zu greifen bekam, ohne sich dabei bewegen zu müssen. »Also willst du ihn nur einmal, dann hat sich das Drama erledigt?«, fragte Miyavi nach und Saga stutzte einen Augenblick, als er den Tonfall in der Stimme des anderen hörte. Er gab einen zustimmenden Laut von sich und richtete sich mühsam wieder auf, um den Kopf gegen die Lehne kippen zu lassen. »Und ich Idiot hab mich mit ihm Freitag auch noch zum Trinken verabredet. Da muss ich ihn die ganze Zeit ertragen und darf ihn noch nicht mal anfassen! Bin ich bescheuert …« »Korrekte Aussage, teilweise zumindest!« Miyavi legte die Stirn in Falten und ignorierte Sagas giftigen Blick, ehe er ihn direkt ansah und ein verschlagenes Grinsen aufsetzte. »Okay, ich helfe dir, aber nur, weil das teilweise auch meine Schuld ist! Aber beschwer dich nicht, wenn es dir etwas zu radikal vorkommen sollte!« Saga hob eine Augenbraue, doch in seinen Augen erschien ein durchaus interessierter Ausdruck. »Schieß los!«, forderte er ihn auf und fühlte sich mit einem Mal wieder vollkommen nüchtern. Wenn er Chiyu bekommen könnte, würde er bei jedem noch so abgefahrenen Plan mitmachen! Selbst wenn Miyavi ihn sich ausgedacht hatte! »Dann hör zu und versprich mir, dass kein Wort diese Wohnung verlässt! Ab heute sind wir Komplizen!« »Hört sich gut an!« Saga grinste und rieb sich die Hände. Vielleicht würde dieser Tag nicht ganz so schlecht enden, wie er begonnen hatte. tbc. Kapitel 6: ----------- IMPORTANT INFORMATION: D'ESPAIRS RAY 28.07.09 BERLIN!!! Das Euro-Tourfinal für die schöne Hauptstadt, kommt alle hin! Kapitel 6 Komplizen von Miyavi erging es meist nicht gut, das wusste Saga. Meist flogen seine Pläne auf und wer auch immer ihm geholfen hatte, musste sich die nächsten zwei Stunden eine Standpauke der Betroffenen inklusive der Leader aller vier verbliebenen Bands anhören. Nachdem Uruha einst nach solch einer Standpauke so dreist gewesen war, sich zu beschweren, dass einfach niemand Spaß verstehen würde, hatte man an ihm ein Exempel statuiert und schlichtweg einen Monat lang alle Fangeschenke in Flaschenform konfisziert. Doch Saga interessierte dies im Moment herzlich wenig. »Also, was ist dein Plan?«, fragte er gespannt, die Augen geweitet, um Miyavis Ausführungen trotz der Wirkung des Alkohols noch folgen zu können. Dieser grinste hinterlistig, ehe ein Bein überschlug und eine Hand ans Kinn legte, wie er es sicher irgendwann mal von einem intelligenten Menschen aus dem Fernsehen abgeschaut hatte. »Zu allererst ist es wichtig, dass wir keinen Verdacht erwecken, dass wir irgendetwas planen. Das heißt, du wirst mit Chiyu am Freitag wie verabredet in einen Club gehen. Bis dahin sind noch drei Tage Zeit. Die werde ich nutzen, um mich mit Takeru anzufreunden und ebenfalls einzuladen. Im Club werde ich dann mit ihm eine kleine Show abziehen, so dass Chiyu am Boden zerstört sein wird, dass sein Angebeteter einen Neuen gefunden hat, und offen für jede Art des Trosts ist, die du ihm anbieten wirst. Verstanden soweit?« Saga starrte ihn mit großen Augen an und klappte nach einigen Sekunden der Stille seinen Kiefer wieder hoch. Ok, das war definitiv radikal! Kleine Verführungsmanöver, gern, aber das hier bedeutete arglistige Täuschung! »Und wie stellst du es dir vor, dass Takeru da mitmacht?«, fragte er zweifelnd, doch Miyavis selbstsicheres Grinsen verschwand nicht einen Moment von seinem Gesicht. »Das lass mal meine Sorge sein!«, meinte er zuversichtlich. »Ich werde es so subtil machen, dass Takeru nichts mitbekommt, Chiyu aber genug hineininterpretieren kann, um zu glauben, es würde was zwischen uns laufen. Danach musst du ihn nur noch dazu bringen, mit dir zu schlafen, und wenn alles vorbei ist, werden wir eine Gelegenheit provozieren, bei der wir ganz unauffällig einfließen lassen, dass ich gar nichts mit Takeru habe und das Ganze ein großes Missverständnis ist. Ende der Geschichte: Du hast bekommen, was du wolltest, und Chiyu hat trotzdem noch eine Chance bei Takeru. Hört sich das gut an?« Er sah Saga erwartungsvoll an und dieser musste ein paar Sekunden nach den passenden Worten suchen, bis er schlichtweg nickte. Er wusste nicht, ob er es auf den Alkohol zurückführen konnte, doch das hörte sich tatsächlich erstaunlich gut an! Nicht nur das, es war schlichtweg genial und löste all die Probleme, die sich die letzten Stunden in seinem Kopf aufgetan hatten, als er die verschiedenen Wege durchgespielt hatte, wie er Chiyu für sich gewinnen konnte. Sie machten nichts kaputt. Nach dem Sex würde alles wieder auf Normalzustand zurückfallen, und er konnte Chiyu versichern, dass alles zwischen ihnen nur eine Sache zwischen Freunden war, die sich trösteten. Er hätte keinen potentiell in ihn verliebten Chiyu am Hals und dieser würde sich maximal ein bisschen schuldig fühlen, aber hey, er hatte ja schließlich keinen betrogen! Damit müsste ein normaler Mensch schon klarkommen. »Hast du öfters solche genialen Ideen?«, fragte er, noch immer erschüttert darüber, dass dieser Plan von dem selben Menschen stammte, der Strategien entwarf, den Pudding der Cafeteria zu stehlen. »Hey, ich bin nicht umsonst das Superhirn der PSC«, grinste der Sänger und strich sich in einer eleganten Bewegung durchs Haar, ehe er lachte, als er Sagas hochgezogene Augenbraue sah. »So, Details! Nimm dir einen Block, sonst hast du morgen wieder alles vergessen!«, wies er den Bassisten an und dieser nickte, ehe er sich mühsam erhob, um zu Miyavis Schreibtisch zu wanken und sich Papier und Stift zu schnappen. Wer hätte gedacht, dass dieser Abend so enden würde? ~*~ Der Freitag kam schneller, als Saga lieb war. Seit dem nächsten Morgen, als er sich seine Notizen zum ersten Mal bei klarem Verstand durchgelesen hatte, bis zu dem jetzigen Moment, wo er unschlüssig vor Chiyus Apartment-Tür stand, war er immer aufgeregter geworden, so dass er sogar von Nao Schelte bekommen hatte, weil er ständig bei den Bandproben aus dem Takt kam. Miyavi hatte er seitdem nicht mehr getroffen – ein Bestandteil des Plans, denn niemand sollte auf die Idee kommen, dass sie irgendetwas gemeinsam ausheckten. Sie hatten lediglich abends telefoniert, um den aktuellen Stand der Dinge betreffs Takeru zu besprechen. Saga war ein klein bisschen erstaunt, als der Sänger ihm verkündet hatte, dass sein Date mit dem Blonden stehen würde, doch nach dem zweiten Gedanken war es eigentlich schon wieder logisch. Miyavi war exzentrisch, aber nicht weniger charismatisch. Wenn er etwas wollte, konnte er unglaublich überzeugend und charmant sein. Was Saga jedoch am meisten überraschte, war die Tatsache, dass er noch immer keinen Rückzieher gemacht hatte. So skurril die Notizen auch gewesen waren, er fand sie nicht weniger logisch und intelligent als zu dem Zeitpunkt, an dem er sie gemacht hatte. Er würde Chiyu immerhin nicht weh tun! Er würde ihn sogar trösten! Die kleine Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm zuflüsterte, dass er sich noch nie zuvor auf so niedriges Niveau hinabgelassen hatte, ignorierte er schlichtweg. Wenn er wieder ein vernünftiges Leben führen wollte, dann musste er Chiyu ins Bett bekommen. Und wenn dieser nicht freiwillig wollte, dann musste man eben ein wenig nachhelfen. Punkt. Aus. Basta. Er strafte die Schultern und atmete tief ein, ehe er die Hand hob und die Klingel neben der schlichten grauen Tür drückte. Ein kurzes Surren ertönte und nur Momente später wurde die Tür aufgerissen und ein breites, wenn auch unerwartetes Grinsen strahlte ihm entgegen. »Yo, komm rein! Chiyu ist gerade am Umziehen!« Yuji. Was machte der denn hier? Wollte der etwa mitkommen? »Will er sich etwa in Schale werfen, um sich ein Mädchen aufzureißen?«, erwiderte Saga grinsend, sich seine leichte Panik nicht anmerken lassend, und zog sich die Schuhe aus, um in die Wohnung einzutreten. Sie war klein, eigentlich nur ein größeres Zimmer mit Küche, vollgestopft mit Zeitschriften, Elektrogeräten, Instrumenten und Notenblättern, und zwischen all dem Chiyu, der sich gerade sein Oberteil über den Kopf zog und sarkastisch schnaubte. »Sagt der mit dem BLACKERS Hemd und dem Diavlo Gürtel, alles klar!«, grinste er und Saga fuhr unangenehm berührt zusammen. Verdammt, warum hatte er nicht einfach irgendwas Schlichtes angezogen? Stattdessen hatte er eine Stunde vorm Spiegel gestanden, bis er sich letztendlich für ein schwarzes Hemd mit goldenen Drachen, den passenden goldenen Gürtel und eine graue edle Nadelstreifenjeans entschieden hatte. »Alles nur für die hübschen Mädchen!«, konterte er und ließ sich auf Chiyus Bett fallen, was gleichzeitig noch als Couch diente. Er hatte alle Mühe, seine Fassung zu bewahren, denn Chiyu sah schlichtweg umwerfend aus. Er hatte eine zerfetzte blaue Designerjeans mit schwarzen Print und silbernen Nieten an und über seine Brust spannte sich ein weißes Tanktop, während sich seine hellbraunen Haare fast ungestylt an seinen schlanken Hals schmiegten. Fuck, noch mehr Haut und Saga würde ihn schlichtweg gegen die nächste Wand pinnen und über ihn herfallen! Er schrak zusammen, als Yuji es sich neben ihm bequem machte und beiläufig in einer der vielen Zeitschriften, die auf dem kleinen Beistelltisch ausgebreitet waren, blätterte. »Er hat mich gezwungen, ihm beim Klamotten aussuchen zu helfen, das waren vielleicht Höllenqualen.« Er stöhnte lang gezogen und jaulte leise auf, als ein Hausschuh in seine Richtung flog und ihn am Kopf traf, ehe er sich zu Saga umdrehte und ihn angrinste. »Aber pass auf, dass der Kleine rechtzeitig nach Hause kommt. Und rette ihn vor den lüsternen Mädchen! Er ist doch noch so unschuldig!« Chiyu maulte etwas Unverständliches und Saga lachte, auch wenn er innerlich eine Augenbraue hochzog und einfach nur den Kopf schüttelte. Da kannte ja jemanden seinen Bandkollegen kein Stück! Chiyu war keineswegs unschuldig. Was er in dem Hotellzimmer gebracht hatte, zeigte, dass er sicher nicht mehr grün hinter den Ohren war. Und dass er sich nichts aus Mädchen zu machen schien, konnte nur einen Grund haben – Takeru. Chiyu einziges Glück war wohl, dass der Rest seiner Band so einfältig war, diesen Zusammenhang nicht zu erkennen. Yuji riss ihn aus seinen Gedanken, als er sich erhob und sich seine Tasche schnappte. »Ich werd gehen, hab heute noch ein Date! Mit der süßen Aushilfe von Starbucks!« Er grinste über beide Ohren und ging auf Chiyu zu, um ihn kameradschaftlich zu drücken und dann weitaus weniger kameradschaftlich auf den Hintern zu klatschen. »Lass es auch mal krachen, sonst endest du noch im Zölibat!« Dieser hob nur geringschätzig eine Augenbraue und knuffte Yuji in Richtung Ausgang. »Genieß dein Date und bitte, wenn dir etwas an meinem Selenheil liegt, erzähl mir morgen nicht wieder alle Details! Bye bye, schneller gehen, viel Spaß!« Er grinste Yuji zum Abschied zu und seufzte tief, als er schließlich die Tür hinter ihm schloss und sich zu Saga umwendete. »So ergeht es einem, wenn man der beste Freund eines Casanovas ist. Man muss sich ständig anhören, wen er wann wo flachgelegt hat.« Saga grinste, sichtlich amüsiert über die kleine Szene, die sich ihm gerade geboten hatte, und noch weit mehr erfreut, dass sein Plan mit Chiyu nicht durch zusätzliche Begleitung in die Hose gegangen war. »Aber er hat Recht, lass es ruhig mal krachen! Immerhin kannst du es!«, stichelte er leicht und Chiyu hob eine Augenbraue. »Wenn du damit Alkohol meinst, bin ich dabei. Mädchen? Nein Danke!« »Dann eben Alkohol!« Das war sogar noch viel besser als Mädchen! Saga zeigte sich selbst in Gedanken das Victory-Zeichen, ehe er sich erhob und hinter Chiyu aus der Wohnung ging. Er grinste, als sein Blick auf dem knackigen Hinterteil vor ihm hängen blieb, und rieb sich innerlich die Hände. Alkohol kombiniert mit ihrem wunderbaren, genialen Plan … - Er würde Chiyu heute definitiv flachlegen! ~*~ Der Club, den Saga vorgeschlagen hatte, lag mitten im pulsierenden Zentrum von Shinjuku, eingebettet in ein Meer von bunten Lampen und Reklametafeln. Eigentlich war es eher so gewesen, dass Miyavi ihn mit der Begründung ausgewählt hatte, dass er klein genug war, um alles zu sehen, aber auch groß genug, um sich dabei nicht zwangsläufig über den Weg zu laufen. Denn ein Doppeldate war nicht geplant. Takeru sollte noch nicht einmal merken, dass noch jemand anderes der PSC anwesend war. Sagas Aufregung besserte sich schlagartig, als sie durch die Eingangstür traten und in das violette Licht des Ganges eintauchten, das sie solange begleitete, bis sie die Tür zur Tanzfläche aufstießen, wo einfach nur noch alles kunterbunt war. Abstrakte Kollagen von alten Rocklegenden hingen neben Pin-Up Girls an den Wänden, pinke Kronenleuchter baumelten von der Decke über einer Masse von tanzenden, schrill gestylten Menschen, und hinter einer großen Theke tanzte eine Bardame mit hochtoupierten Haaren und tief dekolletiertem Ausschnitt im Beat der Musik von einem Gast zum anderen und verteilte farbenfrohe Cocktails mit bunten Schirmchen. »Wow«, stellte Chiyu hinter ihm fest und Saga klopfte Miyavi innerlich auf die Schulter. Wenn das mal kein Szeneclub war! Er war schlichtweg perfekt für das, was sie vorhatten. Laut, vollgestopft mit Menschen, so dass man mindestens zehn Minuten brauchte, um die Tanzfläche zu durchqueren, und vor allen Dingen durch das Licht so verzerrt, dass selbst eine einfache Berührung wie ein heißer Flirt aussehen konnte. Ja, hier musste Miyavi sich wirklich nicht großartig anstrengen, um Chiyu glauben zu machen, er würde Takeru angraben. »Willst du was trinken?«, rief er dem jüngeren Bassisten zu, der sich noch immer so fasziniert umschaute, als wäre er noch nie in solche einer Location gewesen, und wiederholte seine Frage lauter, als dieser nur mit den Schultern zuckte, dann aber nickte, als Saga auf die Bar deutete. »Ich suche uns einen Sitzplatz!«, rief er zurück und machte eine Handbewegung in Richtung der vielen kleinen Sofas am Rande der Tanzfläche oder ein bisschen abgeschiedener im hinteren Teil des Clubs, wo eine dünne Wand aus giftgrün beleuchtetem Plexiglas dafür sorgte, dass man den Blick auf dem Club nicht verlor, sich aber einigermaßen vernünftig unterhalten konnte. Saga nickte und steuerte die Bar an. Er hatte sowieso nicht vor, heute zu tanzen. Erstens war dies ein normaler Club, keiner von den sexuell offeneren in Kabukicho, und weder hatte er Lust, von anderen Leuten seltsame Blicke zu kassieren, noch Chiyu zu verschrecken, so dass dieser die Flucht ergreifen würde, noch bevor sein Plan aufgegangen war. Nachdem er schnell wieder von der Bar verschwunden war, an der ihm die Bardame einen überraschten Blick zugeworfen und dann in Rekordgeschwindigkeit die Drinks gemixt hatte, fand er Chiyu hinter der Glaswand auf einem kleinen Sofa. Nah genug an der Tanzfläche, um alles zu sehen und ebenso gesehen zu werden, perfekt! »Ich hoffe mal, wir kriegen hier keinen Fanauflauf«, sagte er, als er sich auf das violette Leder fallen ließ und Chiyu eines der Getränke zuschob. »Ich habe die Befürchtung, die Tussi hinter der Theke hat mich erkannt. Hoffentlich schiebt sie es auf das schlechte Licht!« »Vielleicht war sie auch nur hingerissen von deinem Anblick und verzehrt sich jetzt die nächsten Stunden nach dir!«, konterte er grinsend und Saga hätte sich am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf gegeben, als er, den Sarkasmus in Chiyus Stimme bewusst ignorierend, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte. Shit, er sollte sich von Komplimenten nicht so einwickeln lassen! Vor allem, wenn sie noch nicht mal als Kompliment gemeint waren. »Dann sollte sie uns erst mal zusammen sehen!«, grinste er und beugte sich leicht zu Chiyu, selbst überrascht, wie er es noch hinbekommen konnte, den Coolen raushängen zu lassen. »Am Ende ist sie eine von denen, die sich zu Hause hinsetzen und Fanfiction darüber schreiben, wie ich dich mitten im Club gegen den Verstärker nagele!« Er grinste dreckig und Chiyu lachte amüsiert, ehe er einen tiefen Schluck aus seinem Cocktailglas nahm. »Oh ich weiß, du verzehrst dich nach mir!«, scherzte er mit ebenso verführerischer Stimme zurück. »Doch in dem Fall müsste ich dich leider niederschlagen und das würde einen ziemlichen Skandal in der PSC hervorrufen. Gay-Bitchfight in Reinform!« Er grinste und nun musste Saga lachen. Er boxte Chiyu verspielt gegen die Schulter und nahm sein Glas, ehe er sich zurücklehnte und einen Schluck der süßen Flüssigkeit nahm. Chiyu sah dies als Koketterie, als kleine belanglose Ausdrücke des Humors, und das war Saga durchaus klar. Vor ein paar Tagen noch hätte er sich den Kopf darüber zerbrochen, doch da er nun wusste, dass Chiyu schon in ein paar Stunden keuchend unter ihm liegen würde, war es beinahe amüsant. »Du kannst dich ja davon zu einem Song inspirieren lassen! Ihr habt doch immer so komische Themen in euren Liedern! Und für schwul hält euch in den Klamotten auch jeder!« Er lachte, als sich Chiyu aufplusterte und die nächsten fünf Minuten damit verbrachte, ihm in allen Einzelheiten zu erklären, warum genau er sich dazu breittreten ließ, in pinken Rüschen über die Bühne zu springen, und als er schließlich einwarf, dass auch einige von Sagas Outfits nicht wirklich heterosexuell waren, dauerte es nicht mehr lange und sie waren in einer Diskussion über Klamotten, Hairstyles und die leidige Frage des Fanservice vertieft, bis sie schließlich feststellten, dass die Stylisten der PS Company allesamt perverse Sadisten waren, die ihren Lebensinhalt darin gefunden haben, die sexuelle Identität armer Bands mit Lockenstäben, Tüll und Glitzersteinen zu untergraben. Saga lachte, als ihm Chiyu mit bildhaften Gesten erläuterte, wie er sich nur noch im letzten Moment dagegen hatte wehren können, pinke Herzen auf die Wange gemalt zu bekommen, so dass er sich beinahe erschrak, als er einen Blick auf seine Uhr warf und feststellte, dass sie schon seit über einer Stunde hier waren. Er hätte nicht gedacht, dass die Zeit so verflogen war. Einmal war er neue Coctails holen gegangen, wieder darauf achtend, für Chiyu einen mit besonders viel Alkohol und Sirup zu bestellen, den Rest der Zeit hatten sie sich nur unterhalten. Und Saga musste zugeben, es machte ihm tatsächlich Spaß. Er mochte Chiyu, er mochte die Art, wie er redete, sich bewegte oder Witze machte, die tatsächlich auch witzig waren, nicht wie jene, die Reita erzählte, wenn er einen über den Durst getrunken hatte und Rukis Pornoheftchen unterm Bett vorholte, um darüber herzuziehen. Sie hatten noch nicht einmal geflirtet! Saga hatte es vorgehabt, doch dann hatte er sich von Chiyu ablenken lassen. Hätte Miyavi ihm nicht versprochen, ihn vorher anzuklingeln, wenn er kurz vor dem Club war, hätte er vollkommen vergessen, warum sie hier waren. Das Gefühl der Aufregung war während ihrer Unterhaltung gewichen, doch sobald ihm das leise Summen seines Handys verriet, dass der Plan in Kürze starten würde, war sie wieder da. Und plötzlich fühlte er sich sogar ein bisschen unwohl bei dem, was er vorhatte. Chiyus Wangen schimmerten rot vom Alkohol und er war viel ausgelassener als sonst, sicher nicht mehr in der Lage, sich gegen das zu wehren, was auf ihn zukommen sollte. Eigentlich hätte das Saga freuen sollen, doch die Skrupel, die sich in seinem Inneren aufgebaut hatten, verhinderten es. Er mochte Chiyu. Er wollte ihm nicht weh tun! »Hey, ist das Miyavi?«, nahm ihm Chiyu die Entscheidung ab, ob er den ganzen Plan nicht vielleicht lieber abbrechen sollte, und als er sich umwandte, sah er tatsächlich den großen Sänger im Eingangsbereich, ehe sich die Tür hinter ihm öffnete und Takeru eintrat. Hastig schnellte sein Blick zu Chiyu, um dessen Reaktion zu beobachten. Er wusste nicht ganz, wie er dessen Gesichtsausdruck interpretieren sollte. Überraschung, Verwunderung, und noch etwas in den zusammengezogenen Augenbrauen, das ihm deutlich sagte, dass Chiyu nicht erfreut war. »Was machen die denn zusammen hier?«, wollte er wissen und auch wenn Saga nicht sicher war, glaubte er, Eifersucht in der Stimme des anderen zu hören. Eifersucht war gut, Eifersucht war perfekt. Aber irgendwie konnte er sich nicht wirklich freuen. So zuckte er nur mit den Schultern und beobachtete, wie Mivayi Takeru an den tanzenden Menschen vorbei zu einem der Sofas an der gegenüberliegenden Seite auf einer etwas erhöhten Ebene führte, wo sie auch wirklich jeder sehen musste. Und er machte seine Sache äußerst gut. Seine Hände lagen locker auf den Schultern des kleinen Blonden, als er ihn vor sich herschob, und als sie sich setzen, ließ er lässig einen Arm um ihn fallen. Selbst wenn Saga vorher gezweifelt hatte, wie Miyavi es anstellen wollte, Takeru im Dunkeln zu lassen und gleichzeitig zu wirken, als würde er mit ihm flirten, musste er nun zugeben, dass er den anderen unterschätzt hatte. Er scherzte, lachte – und ging auf Körperkontakt. Und als er Takeru auch noch scherzhaft in die Seite knuffte und ihm als Entschuldigung durch die Haare wuschelte und einen Kuss auf die Wange drückte, musste er zugeben, dass er es hier mit einem Meister seines Faches zu tun hatte. »Was zum Teufel machen die da?«, riss ihn Chiyu aus seinen Beobachtungen zurück und als er sich zu ihm umwandte, sah er, dass sich eine steile Falte auf dessen Stirn gebildet hatte. Das funktionierte ja besser, als er gedacht hatte. Doch der leicht schmerzhafte Unterton in Chiyus Stimme ließ es erneut nicht zu, dass er sich über das Gelingen des Plans freuen konnte. Einen kurzen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken, dem anderen zu erklären, dass Miyavi immer so war und jeder, der in diesem Moment an Takerus Stelle gewesen wäre, innerhalb von zwei Minuten merkte, dass dies nur seine Art von Humor war, aber er hielt den Mund und biss sich nur kurz auf die Unterlippe. Er hatte ein Ziel! Würde er jetzt klein beigeben, würde er es nie erreichen! »Eifersüchtig?«, scherzte er nur so, als würde er nicht verstehen, warum sich Chiyu so aufführte, und dieser schnaubte kurz, bevor er ihn mit einem säuerlichen Blick bedachte. »Findest du es etwa gut?«, fragte er pikiert und Saga wusste sich nicht weiter zu helfen, als mit den Schultern zu zucken. Mit gemischten Gefühlen sah er, wie Chiyu den Rest seines Drinks in einem Zug runterkippte und sich dann gegen die Lehne fallen ließ, um die beiden nicht mehr sehen zu müssen. »Immerhin ist es ein öffentlicher Club, was denken sie sich dabei?«, fügte er hinzu, doch seine verschränkten Arme und die zusammengepressten Lippen verrieten ihn in Sagas Augen vollkommen. Er sah deutlich, wie schwer es Chiyu fiel, seine Fassung zu bewahren, und auf einmal tat er ihm leid. Er hatte sich zwar vorgestellt, dass Chiyu ein wenig leiden würde, doch es tatsächlich mitzuerleben, war zu viel. »Wir können auch einfach gehen«, schlug er vor und legte dem Bassisten die Hand auf die Schulter. Dieser sah ihn unsicher an, doch dann nickte er. »Sowas kann einem echt den Durst verderben«, sagte er und wendete sich herum, um zu Miyavi und Takeru zu sehen, doch die beiden waren verschwunden. Auch Saga schaute sich um und runzelte die Stirn, als er die beiden nicht mehr sah. Dann jedoch weiteten sich seine Augen, als sein Blick an der Theke hängen blieb, wo sich die Bardame angeregt mit vier Mädchen mit stark toupierten braunen Locken unterhielt und in die Richtung ihres Tisches gestikulierte. »Shit!«, zischte er und zog Chiyu auf die Beine, der ihn nur überrascht ansah, als Saga ihn zurückhielt, in Richtung der Tanzfläche zu gehen. »Ich hab doch gewusst, dass die mich erkannt hat! Und jetzt hat sie scheinbar ihre Freundinnen herbestellt. Verschwinden wir durch irgendeinen Hinterausgang, bloß nicht durch die Vordertür! Ich glaube, ich habe neben den Toiletten einen Notausgang gesehen!« Hastig raffte er seine Sachen zusammen und zog Chiyu hinter sich her, der sich nur gehetzt umsah. Er schwankte, als er sich in Bewegung setzen wollte, und zum ersten Mal an diesem Abend verfluchte sich Saga dafür, dass er dem anderen so hochprozentige Cocktails vorgesetzt hatte. Scheiß auf den Plan! Sie mussten hier schnellstmöglich raus. Er hatte keine Lust, den Rest des Abends mit Autogramme schreiben zu verbringen und am Ende noch bis zu seiner Wohnung verfolgt zu werden. Er konnte nur hoffen, dass Miyavi und Takeru verschwinden konnten, bevor auch sie entdeckt wurden. »Toll, ganz toll«, fluchte er, als er sich mit Chiyu im Schlepptau seinen Weg durch die Menschen in Richtung der Toiletten bahnte. Sex konnte er heute wohl vergessen. Selbst wenn er nicht freiwillig angeboten hätte, zu gehen, Chiyu hatte Miyavi und Takeru gerade mal fünf Minuten zusammen gesehen und es hätte einiges mehr passieren müssen, dass er wirklich so fertig gewesen wäre, um sich von ihm ›trösten‹ zu lassen. Er hatte es vermasselt. Miyavis Plan war genial gewesen und er war schuld daran, dass sie sich nun etwas Neues überlegen mussten. Die Aufschrift ›Zutritt nur für Personal‹ an der Tür ignorierte er vollkommen, ehe er sie aufriss und Chiyu hineindrängte. Und erst als sie wieder allein waren und die Musik nur noch gedämpft hindurch drang, konnte er sich wieder entspannen. »Sicher, dass das ein Notausgang ist?«, fragte Chiyu zweifelnd und tastete vergeblich im Halbdunkeln an der Wand herum, um einen Lichtschalter zu finden. »War ich hier schon mal?« Saga zuckte mit den Schultern und versuchte seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen, um herauszufinden, wo genau sie sich befanden. In einer Abstellkammer gelandet zu sein, wäre äußerst peinlich! Doch der Raum war zu groß. Spinde waren zu beiden Seiten an den Wänden angebracht, eine flache Bank stand davor und hoch an der Decke waren kleine Fenster aus dickem Milchglas, durch die schwach das Licht der Neonreklametafeln von draußen hereinschien. »Ok, kein Notausgang«, gab er zu und wischte mit dem Finger über die Bank. Keine Staubschicht, also wurde hier drin geputzt. Wo geputzt wurde, befanden sich Menschen, und wo sich Menschen befanden, musste es auch irgendwo einen Ausgang geben. »Mitkommen«, wies er Chiyu an, als er den dunklen Schatten einer weiteren Tür erkannte. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang und lugte in den nächsten Raum, nur um festzustellen, dass sie in einem Flur mit sehr vielen Türen gelandet waren. War das hier sowas wie der Backstage Bereich? Wenn ja, wo waren die Leute? »Vielleicht sollten wir zurückgehen und durch den Hauptausgang?«, warf Chiyu ein, doch Saga schnaubte nur leise. »Ganz sicher nicht! Eher schlagen wir ein Fenster ein und klettern raus!« Er tapste vorsichtig durch den Flur, öffnete die erste Tür zu seiner rechten und wäre fast zurück in den Gang gesprungen, als ihm ein äußerst bekanntes Gesicht entgegenblickte. »Woah, scheiße!«, fluchte er und bedachte den großen Spiegel über den Waschbecken mit einem giftigen Blick. Ein Toilettenraum, einige abgetrennte Kabinen an der rechten Seite, denen gegenüber eine Spiegelwand, ein kleines Fenster, kein Ausgang. Dieser Abend war zum Kotzen! Nichts lief so, wie er es geplant hatte! »Die Tür hier drüben ist zu«, erklang Chiyus Stimme hinter ihm. »Und die hier auch. Vielleicht sollten wir …« »Sch!« Saga zuckte zusammen und hielt eine Hand hoch, um Chiyu zu unterbrechen, bevor ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, als er feststellte, woher das Geräusch kam, das ihn soeben aufgeschreckt hatte. »Fuck, da kommt jemand!«, keuchte er atemlos und schaute sich hastig um, ob es einen Fluchtweg gab, während Chiyu ihn nur verständnislos ansah. »Wo?«, fragte er und schwankte leicht, als er die Hand ans Ohr legte, um zu lauschen, doch Saga ließ sich keine Zeit zum antworten, sondern packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn in den Toilettenraum. Sie mussten sich verstecken! Wer auch immer kam, er durfte sie nicht finden, denn das war nicht nur peinlich, das könnte ihrem Ansehen erheblich schaden, wenn es nicht sogar strafbar war, sich hier aufzuhalten. Doch erst, als er sich zusammen mit Chiyu in eine kleine Nische hinter der letzten Kabine quetschte und sein Blick auf den Lichtschalter neben der Tür fiel, wurde ihm klar, dass er sie vielleicht gerade vom Regen in die Traufe gebracht hatte… »Was ist denn …«, begann Chiyu sich zu beschweren, doch Saga legte ihm schlichtweg eine Hand über den Mund und zog ihn weiter in die Dunkelheit, sich innerlich dafür verfluchend, wie er auf diese bescheuerte Idee hatte kommen können? Auf dem Gang hätten sie noch behaupten können, sich verlaufen zu haben, doch wer sie jetzt finden würde, würde sich nur eines denken. Saga hatte kein Problem damit, auf einer Toilette beim Sex erwischt zu werden, aber auf eine solche Anschuldigung, wenn er weiter von nackter Haut entfernt war als irgendjemand anders in diesem Club, hatte er echt keine Lust! Vielleicht würden die Leute nur vorbeigehen und eine andere Tür öffnen, vielleicht würden sie unentdeckt bleiben und könnten sich verdrücken, bevor jemand etwas merkte – doch diese Hoffnung wurde jäh zerstört, als auf dem Gang Stimmen ertönten, bevor die Tür zu den Toiletten aufgestoßen wurde. »Sicher, dass niemand herkommt?«, ertönte eine leise Stimme und nur Sekunden später ein tiefes Lachen, ehe die Tür wieder geschlossen wurde. »Keine Angst, ich kenn mich hier aus. Wenn keine Stripshows sind, ist der gesamte Bereich leer. Für die ganze Nacht. Keine Videokameras, kein Wachpersonal, und die Musik im Club ist so laut, dass niemand hört, was hier getrieben wird …« Er lachte erneut und Saga schluckte trocken, als er die Stimmen erkannte, während er innerlich tausend Tode starb und ernsthaft mit dem Gedanken spielte, seinen Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen. Miyavi und Takeru! Das konnte nicht sein! Verdammt, warum er, warum dieser bescheuerte Plan und warum ging eigentlich alles schief, wenn Miyavi seine Finger im Spiel hatte? Hatte er aus der Entführung nichts gelernt? Wieso hatte er sich hierzu bequatschen lassen? Chiyu rührte sich und versuchte den Griff von seinem Mund zu lösen, doch Saga dachte nicht einmal daran. Panisch drückte er die Hand fester und zog den anderen dicht an sich, so dass er keine Möglichkeit hatte, die Nische zu verlassen. »Versuch dich zu bewegen und ich bring dich um«, zischte er so leise er konnte an dessen Ohr und betete inständig, dass der Alkohol Chiyus Verstand nicht allzu stark benebelt hatte, so dass er verstehen würde, in welcher Situation sie sich gerade befanden. »Wenn du uns hier finden, werden die denken, wir machen rum, also sei still!« Er hoffte inständig, dass Chiyu ihm diese Begründung abkaufen würde. Der wahre Grund war viel eher, dass Takeru auf keinen Fall erfahren durfte, dass sie hier waren! Wenn doch, würde mit Sicherheit alles auffliegen und dann konnte er Chiyu ein für alle Mal abschreiben! Einen Augenblick kam ihm der Gedanke, dass sie nicht die einzigen auf der Flucht waren, doch dieser Gedanke hielt sich nicht einmal eine Sekunde, bevor er die ersten eindeutigen Geräusche und das Rascheln von Kleidung vernahm, die ihn schmerzvoll das Gesicht verziehen ließen, als sein Gehirn schaltete, was hier gerade geschah. Und nur wenige Sekunden später fühlte er, dass auch Chiyu es bemerkt hatte. Der Körper des jüngeren Bassisten versteifte sich und ein Zittern durchfuhr ihn, als würde er von eisiger Kälte geschüttelt werden, während seine weit aufgerissenen Augen im schwachen Dämmerlicht weiß leuchteten. Und erst jetzt erkannte Saga, was der andere sah. Es war der Spiegel. Das Licht reflektierte sich auf der glänzenden Fläche und tauchte die beiden Körper in einen matten Schein, so dass sie keine Details, doch aber mehr sehen konnten, als ihnen lieb war. Saga biss die Zähne zusammen, als Miyavi Takerus Hüfte packte und ihn auf die Steinplatte hob, die die einzelnen Waschbecken verband, ehe er sich zwischen die Beine des kleinen Sängers drängte und ihn stürmisch küsste. So skurril das Schauspiel auch war, Saga konnte seine Augen nicht von dem Spiegelbild abwenden. Er verstand nicht, was hier gerade abging, doch der Gedanke, warum aus der vorgetäuschten Verführung nun plötzlich eine echte geworden war, verschwand augenblicklich aus seinem Kopf, als Miyavi Takeru das Hemd vom Körper riss und heiße Küsse auf seiner Haut verteilte, so dass der Blonde mit einem dunklen Stöhnen gegen die Spiegelwand in seinem Rücken sank. Saga schluckte trocken, als er sah, wie Miyavi sein Becken gegen den zarten Körper unter sich stieß, wie seine Hände über den ganzen Leib fuhren, während er ihn mit seinen Küssen wehrlos machte, und wie sich Takeru gegen ihn presste, willig, alles anzunehmen, was ihm geschenkt wurde. Die Kleidungsstücke fielen schneller, als Saga verarbeiten konnte, doch erst, als sich die beiden nackten Körper gegeneinander pressten, wurde ihm klar, dass er noch immer Chiyus Mund mit seiner Hand verschloss. Hastig sah er sich zu dem jungen Bassisten um und erzitterte, als er den fassungslosen Ausdruck in den geweiteten Augen sah, die noch immer starr auf das Spiegelbild starrten, als könne er sich nicht mehr bewegen. Der andere rührte sich nicht, er war vollkommen erstarrt. Kein Ton verließ seine Lippen und seine Arme hingen schlaff hinab, so dass es Saga fast das Herz zerriss, ihn so zu sehen. Verdammt, das hatte er doch nicht gewollt! Das hier war niemals Teil des Plans gewesen! Wie sehr musste Chiyu darunter leiden, seine heimliche Liebe mit einem anderen Mann zu sehen, schlimmer noch, einem gemeinsamen Bekannten, nicht einmal einem anonymen Fremden, der nach einer Nacht wieder vergessen war. Er wollte flüchten, Chiyu wegziehen, doch es gab keinen Ausweg! Aber zuzusehen, wie sich der andere mit jeder Minute mehr quälte, war zu viel für ihn. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, löste er seine Hand von dessen Mund und zog ihn in seine Arme, das überraschte Aufkeuchen des anderen bewusst ignorierend. Er wollte nicht mehr, dass er ansehen musste, was nicht einmal fünf Meter von ihm entfernt geschah. Es reichte, dass er es hörte, das Keuchen, das unterdrückte Stöhnen und die leisen anzüglichen Worte, die Miyavi Takeru zuflüsterte. Und zu seiner Überraschung wehrte sich Chiyu nicht. Seine Finger krallten sich in Sagas Rücken und er vergrub seinen Kopf in dessen Halsbeuge. Saga wusste nicht, ob es am Alkohol lag, dass der andere sich solch eine Blöße gab, doch er hoffte, dass er den stummen Trost einfach akzeptierte, weil er Saga vertraute. Denn diesmal hatte er nicht die Absicht, ihn auszunutzen. Er zuckte zusammen, als er ein lautes Stöhnen vernahm und drehte den Kopf erneut zu dem Spiegel um, um zu schlucken, als er sah, wie Miyavis Finger zwischen Takerus Pobacken verschwunden waren, während sich sein Kopf in dessen Schoß auf und ab bewegte, so dass sich der kleine Sänger von Lust geschüttelt auf der kalten Steinplatte wand. Er warf den Kopf herum, die Augen geschlossen und die vollen Lippen geöffnet, während Miyavi ihn weitete und gleichzeitig mit seinen Lippen um den Verstand brachte. Chiyu keuchte unterdrückt auf und Saga strich ihm beruhigend über den Rücken, ehe er ihn noch näher zog, sich selbst dafür hassend, dass er an allem schuld war! Hätte er nicht Chiyu flachlegen wollen, um sich von seiner kranken Obsession zu befreien, wäre es nie soweit gekommen! Und jetzt konnte er nichts anderes tun, als den anderen in den Arm zu nehmen und zu trösten, und sich dabei so schuldig zu fühlen, als würde er selbst Takeru vor Chiyus Nase auf dem Waschbecken vögeln. Er schaffte es tatsächlich, Chiyu in den nächsten Minuten ein wenig zu beruhigen, bis ein leiser Schrei die Stille durchzuckte, als Miyavi in Takeru eindrang. Im gleichen Moment krallten sich Chiyus Fingernägel so stark in Sagas Rücken, dass dieser unterdrückt zischte. Ein roter Schatten legte sich auf seine Wangen, als ihm plötzlich klar wurde, dass er auf die Nähe zu reagieren begann. Er war auch nur ein Mann! Vor ihm das Objekt seiner Begierde, untermalt von einem Live-Porno und angeheizt vom Adrenalinschub, entdeckt zu werden. Das war zu viel. Er müsste Chiyu von sich stoßen, doch dieser hielt ihn so fest, dass er sich nicht bewegen konnte. Der heiße Atem des anderen an seinem Hals ließ ihn erzittern und dessen Nähe wurde mit jeder Sekunde unerträglicher. Ohne dass er es wollte, begannen seine Hände über den schlanken Rücken zu wandern, erst noch zaghaft, sich einredend, dass er ihn nur beruhigen wollte, doch als sich Chiyu nicht wehrte, wurde er waghalsiger. Er spürte, wie Chiyu seinen Kopf in Richtung des Spiegels drehte, und obwohl er ihn abhalten wollte, tat er es nicht. Stattdessen fuhren seine Fingerspitzen unter den Rand des Tanktop des Jüngeren, nur ganz leicht, doch er konnte fühlen, wie sich Chiyu ihm entgegen bog und einen leisen Ton von sich gab, der in dem Stöhnen der anderen beiden jedoch vollkommen unterging. Doch Saga hörte ihn und es jagte ihm einen Impuls genau zwischen die Beine. Fuck, er wollte hier nicht weg! Er wollte Chiyu! Er sah, wie Takerus Kopf in den Nacken fiel, als Miyavi ihn mit kraftvollen Stößen nahm, wie der kleinere Körper erzitterte und sich wand, während ihn kräftige Hände unbarmherzig festhielten und Lippen räuberisch über seine Haut jagten. Stoß für Stoß schienen die beiden weniger daran zu denken, dass sie entdeckt werden könnten, denn ihr Stöhnen wurde lauter, hemmungsloser, und Saga musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nicht gehen zu lassen und über Chiyu herzufallen. Er atmete schwer, versuchte die Augen abzuwenden, doch er konnte nicht. Und erst, als er bemerkte, wie Chiyu zusammenzuckte, stellte er mit Schrecken fest, dass seine Hände noch immer über dessen Rücken wanderten und das Tanktop schon fast komplett hochgeschoben hatten. Doch noch immer wehrte sich der Bassist nicht und als Saga versuchte, einen Blick in sein Gesicht zu werfen, sah er, dass der andere die Augen geschlossen hatte, die Lippen leicht geöffnet und zitternd. Und als sich Chiyus Unterleib gegen ihn presste, konnte sich Saga nicht mehr zurückhalten. Ohne Vorwarnung ergriff er Chiyus Gesicht und presste seine Lippen auf dessen. Ein Schauer fuhr über seinen Rücken, als er die Samtkissen fühlte, die leichte Feuchtigkeit, die auf ihnen lag, und als er eine weiche Zunge spürte, die nach seiner suchte, war ihm alles egal. Er packte Chiyus Hinterkopf, drängte ihn zurück an die Wand der Toilettenkabine und presste seinen Körper gegen ihn, als würde er ihn nie wieder gehen lassen wollen. Hände krallten sich in seinen Rücken und rissen an seinem Oberteil, doch er achtete nicht darauf. Er wollte dies! Er wollte es so stark, dass es beinahe weh tat. Und als er etwas Hartes an seinem Oberschenkel spürte, vergaß er für einen kurzen Augenblick zu atmen. Chiyu war erregt? Erst jetzt fiel ihm auf, dass der andere ihn nicht wegstieß, sondern näher zog. Chiyu wollte es auch? War er noch immer so stark betrunken, dass er nicht mitbekam, was er tat? Es hätte ihm zu denken geben sollen, doch als Chiyu seinen Kuss stürmisch zu erwidern begann, verschwand jeder rationale Gedanke aus seinem Kopf. Er kam sich beinahe vor wie ein Tier, das über ein wehrloses Opfer herfiel, als er die Knie des anderen auseinanderdrängte und ein Bein dazwischen schob, während seine Hände jedes Stück nackte Haut liebkosten, das sie erhaschen konnten. Und als er spürte, wie sich Chiyu ihm entgegen bog und schlanke Finger unter sein Hemd fuhren, war er sich sicher, dass dies nur ein Traum sein konnte. Es war so absurd, was sie taten, in einer Ecke in einem Toilettenraum rummachen, während zwei ihrer Freunde nur weniger Meter weit entfernt leidenschaftlichen Sex hatten, doch Chiyus Duft, das Gefühl seines Atems an seinen Lippen und der Klang seines Keuchens machte alles wett. Und je mehr er spürte, dass Chiyu dies auch wollte, umso mehr ignorierte Saga die kleinen Stimmen in seinem Hinterkopf und nahm sich das, was er wollte. Seine Hand zwängte sich unter den Bund von Chiyus Hose und grub sich in eine der straffen Pobacken, so dass der jüngere Bassist gedämpft in ihren Kuss hinein stöhnte und seinen Kopf in Sagas Nacken vergrub, um diesen mit seinen Lippen und Zähnen zu bearbeiten. Vor Sagas Augen sausten bunte Farben hin und her, als er spürte, wie der andere langsam den dominanten Part übernahm und ihn in seinen Händen zu Wachs zerfließen ließ, doch anstatt zu versuchen, die Führung wieder an sich zu reißen, ließ er es über sich ergehen und biss sich genüsslich auf die Unterlippe, bis er plötzlich zusammenschreckte, als Miyavis Stimme ertönte. »Ah, Takeru …«, stöhnte der Sänger rau und nur wenige Momente später ertönte ein heiserer Schrei, gefolgt von seinem weiteren, bis es still wurde. Nur noch leichtes Keuchen erklang, dann das Rascheln von Kleidern. Saga hielt die Luft an und auch Chiyu bewegte sich kein Stück mehr. Es war, als wären sie in dem Moment, in dem die anderen beiden ihr Liebesspiel beendeten, zur Vernunft gekommen, angstvoll erstarrt, nicht wissend, ob es war, weil sie nicht entdeckt werden wollten, oder weil sie in genau jenem Augenblick erst registriert hatten, was sie eigentlich taten. Einige Minuten vergingen, bis sich die Tür schloss und sie wieder allein waren. Saga wagte nicht, sich zu bewegen, erst recht nicht, Chiyu ins Gesicht zu sehen. Alles in ihm schrie danach, den anderen wieder zu küssen, ihn endlich komplett zu vereinnahmen, doch er wusste nicht, ob er es jetzt noch durfte. Chiyu bewegte sich ebenso kein Stück und Saga beschlich das unangenehme Gefühl, dass der andere nach einem Weg suchte, aus dieser Situation zu entfliehen. Vermutlich hatte er erst jetzt bemerkt, dass er sich hatte mitreißen lassen, geleitet von dem Schmerz, seine Liebe mit einem anderen zu sehen, und sich einfach das genommen hatte, was gerade verfügbar war: Saga. Saga atmete schwer ein, als ihm klar wurde, dass dies die einzig plausible Erklärung war. Chiyu wollte Takeru, nicht ihn. Er hatte die Augen geschlossen gehabt, sich wahrscheinlich vorgestellt, dass Saga jemand anderes wäre. Der Gedanke tat weh, mehr als Saga gedacht hätte. Doch obwohl es seine Brust zusammendrückte, wollte er Chiyu nicht gehen lassen. Vorsichtig bewegte er seine Hand zu dessen Nacken und bog seinen Kopf zu sich, um ihn zu küssen, so zart, als würde er es zum ersten Mal tun. Er spürte, wie Chiyu zögerte, doch anstatt sich zurückzuziehen, legte er seinen anderen Arm um dessen Taille und ließ ihn nicht zurückweichen. »Saga, ich …«, wisperte der andere gegen seinen Mund, doch Saga verschloss seine Lippen, bevor er weitersprechen konnte. »Schon gut«, flüsterte er mit heiserer Stimme und schluckte, als er hörte, wie zittrig seine Worte klangen. »Ich weiß, du bist in ihn verliebt. Aber es macht mir nichts aus. Stell dir einfach vor, ich wäre er!« Ein klammes Gefühl breitete sich in ihm aus, als ihm klar wurde, dass er tatsächlich so tief sinken würde, zu akzeptieren, dass Chiyu an jemand anderen dachte, wenn er bei ihm war, solange er ihn nur nicht loslassen musste. »Du kannst alles mit mir tun, was du mit ihm tun willst. Stell dir einfach vor, ich wäre Takeru …« Er küsste ihn erneut, beinahe verzweifelt, als er spürte, wie Chiyu sich zu entziehen versuchte. Was sollte das?! Er warf ihm seinen Stolz vor die Füße und Chiyu wies ihn zurück? »Was ist, vor ein paar Minuten hattest du kein Problem damit, mich zu küssen!«, meine er ärgerlich und hätte sich am liebsten eine Ohrfeige gegeben, als er hörte, wie kindisch dies klang. »Da hast du dir sicher auch vorgestellt, ich sei Takeru! Also hab dich nicht so!« »Takeru?« Chiyus Stimme hatte einen seltsamen Klang und Saga runzelte die Stirn, ehe er dem Jüngeren in die Augen sah und dort auf einen Blick voller Unverständnis stieß. »Wieso Takeru? Ich bin nicht in Takeru verliebt!« tbc. Kapitel 7: ----------- Kapitel 7 »Wieso Takeru? Ich bin nicht in Takeru verliebt!« Die Worte brauchten einen Augenblick, bis sie in Sagas Kopf durchgedrungen waren, noch einen weiteren Moment, bis sein Gehirn sie soweit verarbeiten konnte, dass er verstand, was der andere ihm gerade gesagt hatte – und schließlich noch einen, um die einzige dieser Äußerung angemessene Reaktion zu erzeugen. »Hn?« Das Unverständnis stand ganz klar in Sagas geweiteten Augen geschrieben und seine leicht in die Höhe gezogene Augenbraue zeigte deutlich, wie sehr er der Aussage Glauben schenkte. »Willst du mich verarschen?« Einen Moment sah Chiyu ihn irritiert an, dann bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn. Hastig stieß er sich von Saga ab und schwankte zurück, bis er eines der Waschbecken zu fassen bekam, um sich daran abzustützen. »Verarschen? Hast du sie noch alle?«, schimpfte er so laut, dass es in dem gekachelten Raum hallte und Saga unangenehm berührt zusammenzuckte. »Ist das wieder einer von deinen komischen Scherzen?« Einen kurzen Moment überlegte Saga, ob er einfach ›Ja‹ sagen und die Situation entschärfen sollte, doch dann schnaubte er und stemmte die Hände in die Seiten. Es passte ihm gar nicht, dass sich der andere so empörte. Das war doch pures Abstreiten, weil er ins Schwarze getroffen hatte! »Hab ›ich‹ sie noch alle? Ich hab doch ganz genau gesehen, dass du in Takeru verliebt bist! Wenn du schon zu feige bist, es ihm zu sagen, kannst du es wenigstens vor mir zugeben! Immerhin warst du vor fünf Minuten nicht zu feige, mir deine Zunge in den Hals zu stecken!« Er bereute seinen bissigen Tonfall beinahe im selben Moment, als die Worte seinen Mund verließen, doch der entsetzte Ausdruck in Chiyus Augen sagte ihm, dass es nun zu spät war, sie zurückzunehmen. Das Gesicht des jüngeren Bassisten wurde merklich blass, ehe er rückwärts in Richtung Tür stolperte, die Augen weit aufgerissen auf Saga gerichtet. »Ok, das wars«, hauchte er so leise, dass der andere es kaum verstand. »Du hast mir vorgespielt, nett zu sein, und ich Idiot bin auch noch drauf reingefallen! Danke für den ›schönen‹ Abend! Mich wirst du sicher nicht wiedersehen!« Er biss die Zähne zusammen und schickte Saga einen bitterbösen Blick, ehe er sich umdrehte und den Raum verließ. Saga brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, was gerade geschehen war. Doch anstatt Chiyu nachzulaufen und zu versuchen, ihn aufzuhalten, kippte er wie betäubt gegen die Wand hinter sich und starrte auf die Tür, die hinter dem anderen geräuschvoll ins Schloss fiel. Er hörte Schritte, die sich entfernten, Rütteln an Türklinken und schließlich wie eine weitere Tür mit einem Knall zugeschlagen wurde. In seinem Kopf rasten die Gedanken, versuchten zu begreifen, wie sie innerhalb von fünf Minuten von heißem Rummachen dazu gekommen waren, dass sie sich gegenseitig anschrien und Chiyu ihm die Freundschaft kündigte. »Shit«, hauchte er leise und ballte eine Hand zur Faust, ehe er langsam an der Wand hinabrutschte und auf den Boden sackte. Seine Zähne gruben sich in seine volle Unterlippe und er spürte, wie sich ein unangenehmer Druck in seinem Brustkorb bildete, als ihm klar wurde, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Das geschah so gut wie nie! Immer hatte er einen Plan, so dumm dieser auch manchmal sein konnte, aber er gab nicht auf. Er wusste, was er wollte, er kämpfte darum und holte es sich letztendlich. Doch gerade fühlte er sich vollkommen ratlos – schlimmer noch, hilflos. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Und Chiyu damit vermutlich für immer vertrieben. Dabei war er sich so sicher gewesen! Der Ausdruck in Chiyus Augen, als er Miyavi und Takeru gesehen hatte, war echt gewesen! So schaute niemand, der in diesem Moment nicht tief verletzt wurde. Wenn er nicht auf Takeru stand, dann vielleicht auf Miyavi? Saga runzelte die Stirn. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Miyavi war niemand, in den man sich verlieben sollte. Er war charmant, unterhaltsam und definitiv gut im Bett, aber gedankenlos, wenn es um die Gefühle anderer Menschen ging. Ganz zu schweigen davon, dass er sich niemals auf nur eine Person festlegen würde. Wenn Chiyu tatsächlich in ihn verliebt war, dann lag ein weiter Pfad aus Herzschmerz vor ihm. Vielleicht war er aber auch nicht in Miyavi verliebt, vielleicht war er … Saga zuckte zusammen, als ihm klar wurde, welcher Gedanke ihm gerade gekommen war. Es war so abwegig, dass er es in jeder anderen Situation ignoriert hätte, aber gerade klopfte sein Herz so laut, dass es alle Logik aus seinem Kopf verdrängte. Vielleicht war Chiyu in ihn, Saga, verliebt! Welcher Kerl, der seine heimliche Liebe mit einem anderen beim Sex beobachtete, reagierte darauf damit, sich auf den Nächstbesten zu stürzen, der gerade zur Verfügung stand?! Saga schluckte trocken, als ihm vor Augen kam, wie Chiyu ihm die Kontrolle entrissen und ihn gegen die Toilettenwand gedrückt hatte. Und zuvor, die Situation im Hotelzimmer … Und nicht zuletzt der verletzte Ausdruck in seinen Augen, als er vor wenigen Minuten die Tür hinter sich zugeworfen hatte. Ein Impuls raste durch Saga und ließ ihn so hastig auf die Beine springen, dass ihm von dem restlichen Alkohol in seinem Blut kurz schwindlig wurde, doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Er musste Chiyu einholen! Schneller als er sich überhaupt überlegen konnte, was er dem anderen sagen wollte, stürzte er auf den Gang und rüttelte an den Türen, bis er schließlich die einzige offene fand und hinaus in die Dunkelheit stolperte. Einen Augenblick brauchte er, um sich zu orientieren, dann fand er sich in einer kleinen spärlich beleuchteten Seitengasse wieder. Die gegenüberliegende Häuserwand war maximal drei Meter entfernt, Müllcontainer standen an den Seiten und allerlei Gerümpel hatte sich an den dunklen, mit Graffiti beschmierten Wänden aufgetürmt. Hastig huschte Sagas Blick umher, doch er konnte Chiyu nicht entdecken. Verflucht, der andere war sicher schon über alle Berge. »Chiyu!«, brüllte er, selbst wissend dass der andere ihn nur hören würde, wenn er noch nicht in die nahe große Straße eingebogen war, deren Auto- und Menschenlärm schwach durch einen hohen Bretterzaun mit einer kleinen Tür drang. »Chiyu!« Ein weiteres Mal brüllte er den Namen und versuchte die unverständliche Panik zu beruhigen, die sich in seinem Inneren aufbaute, bis er mit einem Mal eine Bewegung wenige Meter von sich entfernt im Schatten einer größeren Kiste ausmachte. »Chiyu?«, keuchte er erschrocken, als er den anderen auf dem Boden sitzend sah und hastete zu ihm, halb befürchtend, dass der jüngere Bassist schlichtweg in seinem Alkoholrausch das Bewusstsein verloren hatte oder eingeschlafen war. Doch als er bei ihm ankam, blickten ihn zwei braune Augen grimmig an. »Schrei nicht so, ich weiß wie ich heiße!«, zischte Chiyu leise und versuchte sich aufzurichten, doch Saga ließ ihm keine Zeit und zog ihn stattdessen an sich. Erleichterung durchströmte ihn, als er seine Arme um den schlanken Körper schloss und ihn so fest an sich drückte, als befürchtete er, er würde sich jeden Moment in Luft auflösen. Er erschrak beinahe über das ungewohnt laute Klopfen seines Herzens, als er bemerkte, dass er Chiyus Wärme durch die dünne Kleidung hindurch spüren konnte, und biss die Zähne zusammen, um nicht irgendwas absolut Dummes zu sagen. Shit, shit, shit, hier lief etwas absolut falsch! Er war der Letzte, der solche dämlich sentimentalen Sachen tat, und trotzdem fühlte er sich so, als würde er den anderen am liebsten überhaupt nicht mehr loslassen wollen. »Saga?«, hörte er die verwirrte Stimme des anderen, doch er ließ nicht los. Stattdessen vergrub er seinen Kopf in Chiyus Halsbeuge, sog seinen Geruch ein und schmiegte seine Wange an die weiche Haut. Sie war warm, so warm, dass ihm davon ganz schwindlig wurde. »Tut mir leid, dass …«, begann er, verstummte jedoch, als er nicht wusste, wie er den Satz beenden sollte. Doch Chiyu schien ihn auch so zu verstehen, doch er seufzte nur leicht und ließ seinen Kopf an Sagas Schulter kippen. Saga wusste nicht, ob er zu betrunken war, oder ob er ihm auch im nüchternden Zustand verziehen hätte, aber gerade war es egal. Das einzig Wichtige war, dass er es tat. Einige Momente blieben sie so vollkommen still, bis Saga endlich wagte, die Frage zu stellen, die ihn quälte. »Wenn du nicht in Takeru verliebt bist … in wen dann?« Auf einmal war er sich nicht mehr so sicher, ob Chiyu tatsächlich in ihn verliebt sein könnte. Er wagte nicht, dem anderen ins Gesicht zu sehen, und als einige Sekunden Stille vergingen, machte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend breit. »Fängst du schon wieder damit an?«, erhob Chiyu plötzlich seine Stimme. Er klang verärgert und Saga zuckte leicht zusammen, als ihm klar wurde, dass er vielleicht schon wieder alles kaputt gemacht hatte. »Sag es mir einfach, dann geb ich Ruhe!«, versuchte er mit fester Stimme zu sagen, hoffend, dass Chiyu ihn in seinem angetrunkenen Zustand nicht für total sonderbar halten würde. »Ist es Miyavi? Oder doch Takeru?« Chiyu gab einen genervten Laut von sich, ehe er Saga wegstieß und sich mühevoll aufrichtete. Seine Haare waren wirr und sein weißes Tanktop leicht angeschmutzt von der Häuserwand, doch trotzdem sah er in Sagas Augen unglaublich heiß aus. »Ich hätte dir nie davon erzählen sollen!«, schnaubte der Jüngere und versuchte wegzugehen, doch sein Gleichgewichtssinn ließ ihn im Stich, so dass er nicht weit kam, bis Saga wieder bei ihm war. »Miyavi, oder? Hab ich recht?« »Als ob ich dir das sagen würde! Du machst dir nur einen Spaß daraus, mich danach damit aufzuziehen! Also ob ich nicht schon scheiße genug dran wäre, in einen Hetero verknallt zu sein!« Er ballte die Fäuste und Saga zog die Augenbrauen hoch, ehe er verständnislos den Kopf schüttelte. »Miyavi ist alles andere als hetero! Du warst doch gerade dabei!« Hatte Chiyu das Erlebnis in der Toilette einfach aus seinem Gedächtnis verbannt? »Liegt vielleicht daran, dass ich überhaupt nicht von Miyavi rede!«, fauchte dieser gereizt und funkelte Saga wütend an. »Dann doch von Takeru?« Langsam aber sicher war Saga komplett verwirrt. Wer blieb denn noch übrig? »Nein, nicht Takeru, Idiot!« Chiyus Wagen leuchteten im Zwielicht der Gasse rot und Saga konnte deutlich sehen, wie der andere mit sich rang, bis er plötzlich die Faust gegen die Wand schlug. »Yuji! Ok, Yuji! Bist du jetzt zufrienden?!« »Hn?« Sagas Augen weiteten sich überrascht, als er sah, wie Chiyu beschämt den Blick senkte, ehe er ihn erneut anfunkelte. »Ja, Yuji! Ich bin in Yuji verliebt und wahrscheinlich der größte Idiot auf diesem Planeten, da er mein Freund und eindeutig hetero ist, und vermutlich gerade sein Date in die Matratze nagelt! Jetzt kannst du lachen, wenn es das war, was du wolltest!« Er wendete den Blick ab und ballte die Faust so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten, bevor er sie erneut gegen die Wand schlug. »Shit«, fluchte er leise, als ihn der Schmerz durchfuhr. Saga öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann klappte er ihn wieder zu. Yuji? Die Information kam so unerwartet, dass er überhaupt nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Yuji? Ihn hatte er noch nicht einmal in Betracht gezogen. Er hatte erst zwei Mal mit ihm zu tun gehabt, und das eine Mal war nur einer von ihnen bei Bewusstsein gewesen. Es schien ihm plötzlich, als würden ihn seine Beine nicht länger halten können, und er griff nach einem der Müllcontainer, um sich daran abzustützen. Der Lärm der Straße drang von weitem an sein Ohr, trotzdem fühlte er sich mit einem Mal, als sei er in einer Art Blase gefangen, unfähig, sich daraus mit eigener Kraft zu befreien. Etwas Unangenehmes formte sich in seiner Brust und er wusste nicht, was es war. Er hatte doch nicht ernsthaft erwartet, dass Chiyu in ihn verliebt sein könnte … »Ist ok …«, sagte er leise, weil er einfach nichts Besseres wusste. »Ich lache nicht.« Er hörte, wie seine Stimme zitterte, und hätte sich am liebsten dafür eine Ohrfeige verpasst. Der kühle Wind huschte unter sein dünnes Hemd und ließ ihn frösteln und die Arme um sich schlingen. Endlose Augenblicke vergingen, in denen weder er noch Chiyu etwas sagten. Saga wusste noch nicht einmal, ob Chiyu überhaupt noch da war, denn er wagte nicht, den Blick zu heben. Ein kleiner Teil wünschte sich, im Club mehr getrunken zu haben, um vielleicht morgen einfach einen Filmriss zu haben, doch der weitaus größere Teil lachte ihn einfach nur aus. Und hätte es nicht so weh getan, hätte er mitgelacht. »Wieso warst du dann vorhin so … Als du sie gesehen hast … Ich dachte, du könntest es kaum ertragen …« Saga schluckte trocken und verstummte wieder. Er erwartete keine Antwort, noch nicht einmal, dass Chiyu überhaupt verstehen würde, wovon er gerade redete. Doch nach nur wenigen Momenten erklang ein leises bitteres Lachen. »Es ist schon peinlich, wenn man davon angeturnt wird, dass der beste Freund neben einem mit einem Kerl Sex hat, während man sich versucht vorzumachen, hetero zu sein«, antwortete Chiyu beschämt, ehe er wieder verstummte. Er lachte leise und ließ sich auf eine Kiste sinken, ehe er in sich zusammensackte und den Kopf zwischen die Schultern fallen ließ. »Ich will ihn einfach nur vergessen …«, flüsterte er nach ein paar Momenten und bedeckte seine Augen mit seiner Hand, als könne er dadurch die Realität verleugnen. »Er sieht mich nur als Freund und steht nicht auf Männer. Er kriegt schon einen Anfall, wenn sich Takeru aus Scherz an ihn ranschmeißt.« In Sagas Hals formte sich ein Klos, als er mit ansehen musste, wie der andere förmlich vor ihm zusammenbrach und er nichts anderes tun konnte, als dazustehen. Chiyu war betrunken, sonst hätte er ihm vermutlich nie so viel erzählt. Doch es war die Wahrheit, das merkte Saga deutlich. Erst jetzt wurde ihm klar, in was er sich die ganze Zeit eingemischt hatte. Gegen so tiefe Gefühle hatte er keine Chance. Dabei war dies die Situation auf die er die ganze Zeit hingearbeitet hatte. Chiyu war verletzlich, verzweifelt und betrunken. Der alte Saga hätte ihm geschmeichelt, ihn mit süßen Worten und Berührungen eingelullt, um sich das zu holen, was er wollte, ehe er ihn wieder fallen ließ. Doch in diesem Moment stieß er alle Pläne beiseite. Vorsichtig sank er vor Chiyu auf die Knie und schloss ihn in seine Arme. Er fühlte, wie sich der andere verspannte, war schon darauf vorbereitet, jeden Moment weggestoßen zu werden, doch zu seiner Überraschung wurde Chiyus Körper nach wenigen Sekunden weich und entspannte sich. Sagas Hände fuhren über die nackten, ausgekühlten Arme, doch diesmal versuchte er nicht, den anderen zu verführen. »Ist ok …«, flüsterte er leise und biss die Zähne zusammen, als er hörte, wie Chiyu rasselnd einatmete, bevor er die Arme um Saga schloss und ihn an sich drückte. »Ich wünschte, ich könnte ihn nur einmal haben …« Chiyus Stimme war so leise, dass Saga mehr die Bewegung seiner Lippen an seiner Haut spürte als sie tatsächlich hörte. »Nur einmal, dann könnte ich ihn aufgeben.« Ein bitteres Lächeln formte sich auf Sagas Lippen, als Chiyu genau den Wunsch aussprach, den er selbst hegte. Nur ein einziges Mal, dann könnte er ihn vergessen. Es war das selbe, was er sich schon seit Tagen sagte. Und noch immer glaubte er daran. Nur eine Nacht mit Chiyu, einmal den warmen Körper unter sich spüren, nackte Haut an seiner, heiße Lippen, pures und reines Verlangen, und dann endlich die Erlösung von all den tückischen Gefühlen, die sich in ihn gegraben hatten. Wie konnte Yuji nicht sehen, was Chiyu für ihn empfand? Und wenn er es sah, wie konnte er es ignorieren? Er könnte das bekommen, was Saga verwehrt blieb! Anstatt es mit Chiyu wild in irgendeinem anonymen Hotelzimmer zu treiben, hielt er ihn im Arm und tröstete ihn wegen Liebeskummer! Alles nur wegen Yuji! Chiyu würde sich morgen vermutlich nicht einmal mehr daran erinnern, aber Saga schon! Und als er spürte, wie Chiyu in seinen Amen zu zittern begann, seine Finger in Sagas Hemd krallte und die schwache Feuchtigkeit seiner Tränen seine Haut benetzte, fasste Saga einen Entschluss. Wenn Chiyu sich nicht von Yuji befreien konnte, dann würde er es für ihn tun. Und Yuji würde bezahlen! ~*~ »Yuji?« Miyavi nahm einen großen Schluck Cola und ließ sich auf sein Sofa fallen. Saga saß dort und starrte mit verschränkten Armen auf den ausgeschalteten Fernseher, seitdem er vor einigen Minuten in Miyavis Wohnung gestürmt war, um ihm seine neusten Erkenntnisse mitzuteilen. Der Sänger war nicht sonderlich begeistert gewesen, zu nachtschlafender Zeit – eher jedoch zwei Uhr Nachmittags – aus dem Bett geklingelt zu werden, doch Saga war schneller an ihm vorbeigebraust, als er ihn wieder hätte hinausdrängen können. Jetzt saß Miyavi komplett im Schlafanzug und mit Plüschpantoffeln auf der Couch und gähnte. »Ja, Yuji«, wiederholte Saga trocken und schnaubte leise. »Nicht Takeru. Aber ich nehme an, das wusstest du schon!« Er warf Miyavi einen säuerlichen Blick zu und dieser kratzte sich verlegen am Hinterkopf, ehe er ein paar Mal den Kopf hin und her wiegte und schließlich nickte. »Aber nicht bevor wir in die Bar sind!«, verteidigte er sich jedoch sogleich. »Ich habe Takeru nur ein bisschen unauffällig ausgehorcht. Er hatte den Verdacht, dass Chiyu in ein Mitglied er PSC verliebt sei, weil er sich komisch verhält, seitdem sie bei dem Label sind, und da ihr ja schon was laufen hattet, dachte ich, dass du derjenige sein könntest …« »War das bevor oder nachdem du ihn auf dem Waschbecken gevögelt hast?« Sagas Blick war so scharf, dass Miyavi zusammenzuckte. Ein erstaunter Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Sängers und seine Augen wurden so groß wie Untertassen. »Das hast du mitbekommen?« »War das nicht Sinn und Zweck der Geschichte? Ich nehme an, du hast gesehen, wie ich mit Chiyu in die Toilette bin und wolltest dir einen Spaß erlauben!« Saga schnaubte und stellte sein leeres Glas mit einem Knall auf dem Couchtisch ab. Er hatte die letzte Nacht oder besser gesagt die Morgenstunden plus den Vormittag sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Nachdem er Chiyu nach Hause gebracht und ins Bett gesteckt hatte, hatte er vergeblich versucht zu schlafen und im Endeffekt damit angefangen, jedes kleinste Detail der vergangenen Woche zu analysieren. Etwa um 11 Uhr Mittags, als selbst seine dunklen Vorhänge die grelle Sonne nicht mehr davon abhalten konnten, seine überstrapazierten und müden Augen zu malträtieren, war ihm klar geworden, dass er sich vollkommen zum Obst gemacht hatte. Wie hatte er auch nur einen Augenblick annehmen können, Chiyu könnte tatsächlich etwas für ihn empfinden? Zugegeben, das mit Takeru war ebenso ein Denkfehler gewesen, aber noch viel schlimmer war, dass sich ein nicht unbeträchtlicher Teil in ihm darauf eingelassen hatte, Gefühle für Chiyu zu entwickeln. Doch jetzt, wo er wieder nüchtern und vor allen Dingen wütend war, war die Welt wieder ein bisschen klarer. »Hey, ich schwör dir, ich wusste wirklich nicht, dass ihr da wart!«, unterbrach Miyavi seinen Gedankengang, und als er den Sänger ansah, stand in dessen Augen Aufrichtigkeit und auch ein klein wenig Panik geschrieben. Dies zu sehen, machte die unangenehmen Ereignisse der letzten Nacht zwar nicht wett, aber eindeutig erträglicher. »Außerdem hab nicht ich angefangen, sondern Takeru! Ich hab abgecheckt, dass zwischen ihm und Chiyu nichts läuft, hab mich an den Plan gehalten und mit ihm geflirtet, und dann warst du mit Chiyu plötzlich weg. Wer bin ich, dass ich so einer Sahneschnitte eine Abfuhr erteile, wenn sie sich mir förmlich an den Hals schmeißt?!« Saga hob ungläubig eine Augenbraue und lachte abfällig. »Wer’s glaubt …« »Denkst du, ich lüge?« Miyavi sah ihn trotzig an und verzog den Mund wie ein beleidigtes kleines Kind, doch Saga war nicht in der Stimmung, sich mit seinen pubertären Anwandlungen zu befassen. »Fest steht jedenfalls, dass der Plan gründlich in die Hose gegangen ist. Und wenn Chiyu nicht ein totales Blackout hat, können wir vergessen, das in ähnlicher Form noch mal zu wiederholen.« Er brummte leise und fuhr sich durch die wirren Haare, ehe er an seinem Hemdärmel schnupperte und das Gesicht verzog. »Und bevor wir uns irgendwas Neues ausdenken, sollte ich duschen«, stelle er fest und schälte sich aus dem schwarzen Hemd, ehe er es achtlos neben sich auf die Couch fallen ließ. Der Moment, in dem er beschlossen hatte, seine Partyklamotten einfach anzulassen, war nicht einer seiner hellsten gewesen. Vielleicht hatten ihn deshalb die Passanten in der U-Bahn so seltsam angesehen. »Ok, ich hol mein Shampoo!« Miyavi richtete sich auf und zog sich unter Sagas kritischem Blick sein Schlafanzugoberteil über den Kopf. »Was genau machst du da?«, fragte der Bassist misstrauisch und erntete einen verständnislosen Blick aus großen braunen Augen. »Duschen. Immerhin ist es meine Dusche! Außerdem, so wie du gelaunt bist, hast du gestern sicher keinen Druck abbauen können.« Ein verführerisches Lächeln bog die vollen Lippen nach oben, als er auf Saga zutrat und seine schlanken Finger über dessen nackten Oberkörper gleiten ließ. »Also helfe ich dir ein bisschen dabei!« Saga musterte ihn skeptisch, ehe er den Kopf schüttelte und die Hand von seiner Brust verjagte. »Ich stinke«, sagte er trocken. »Können wir ändern!« »Und ich bin nicht in Stimmung!« Er warf Miyavi einen warnenden Blick zu, als sich dessen Finger erneut auf seinen Körper verirrten und diesmal seinen Rücken hinaufwanderten, während der Sänger so nah kam, dass nicht einmal mehr ein Zentimeter Platz zwischen ihnen war. »Du bist nicht in Stimmung?« Der Unglauben in Miyavis Stimme war deutlich zu hören, bevor er für Saga vollkommen unverständlich zu grinsen anfing. »Was?«, knurrte dieser, drauf und dran, den anderen mit einem gezielten Kick in die Kronjuwelen in seine Schranken zu verweisen, sollte er irgendeinen hinterlistigen Plan im Sinn haben. Doch Miyavi schüttelte nur den Kopf, das Grinsen weiterhin ungetrübt auf seinen Lippen. »Dich muss es ja ganz schön erwischt haben! Da blüht dem süßen Chiyu aber einiges, wenn sich der große böse Saga in ihn verknallt hat!« »Du hast sie ja nicht mehr alle!« Ein empörtes Schnauben entwich Sagas Lippen und er schubste den anderen von sich, um unter dessen belustigtem Blick in Richtung der Dusche zu stapfen. Er in Chiyu verknallt, das war ja ungeheuerlich! Er verknallte sich nicht, schon gar nicht in irgendwelche Indieband-Mitglieder, die er erst seit einer Woche kannte und die ihm noch nicht mal hinterher schmachteten! Er würde Chiyu flachlegen, dann hatte er endlich wieder seine Ruhe. Vor Chiyu, vor Miyavi und nicht zuletzt vor der komischen Seite an sich, die sich tatsächlich um die Gefühle anderer Leute kümmerte. »Verliebt, lächerlich …«, murmelte er mürrisch, als er sich seiner restlichen Sachen entledigte, den Duschvorhang hinter sich schloss und das brausende Wasser auf sich hinabströmen ließ. Er brauchte einen Plan, und zwar diesmal einen guten! Nicht einen von Miyavis, die immer wie nach einem Naturgesetz in einem Desaster endeten. Er wollte Chiyu, Chiyu wollte Yuji, und solange Chiyu Yuji wollte, würde er ihn nicht bekommen. Also musste er lediglich dafür sorgen, dass Chiyus Interesse für Yuji abflaute. Aber wie um alles in der Welt sollte er das anstellen? »Hey, nur falls es dich interessieren sollte …«, Miyavis Stimme drang durch das Brausen des Wassers an Sagas Ohr und er konnte sich gerade noch zügeln, dem anderen seinen Schwamm an den Kopf zu werfen, dafür, dass er trotz der Abfuhr nicht locker zu lassen schien. »Takeru meinte, niemand von SuG sei vollkommen hetero.« »Bitte was?« Sagas Kopf schnellte durch den Spalt im Vorhang. »Und so was erzählt der dir einfach so?« Miyavi grinste nur. »Ich sagte ja, niemand von denen ist hetero. Takeru frisst mir aus der Hand. Der ist vollkommen verrückt nach mir. Und auch die anderen scheinen alle ein bisschen in Richtung anderes Ufer zu schwimmen. Ich meine, man muss sich nur mal die Klamotten und das peinliche Rumgetanze in ihren Videos angucken, um zu wissen, dass die gern mal die Beine für den einen oder anderen Kerl breit machen würden. Er wusste zwar nicht, wer es alles schon ausprobiert hat, aber ein Anfang ist ein Anfang!« Er blickte Saga erwartungsvoll an, doch dieser hörte ihm überhaupt nicht mehr zu. Chiyu war der festen Überzeugung, dass Yuji hetero war, nur deshalb versuchte er nichts bei ihm. Wenn er rausfinden sollte, dass dem nicht so war, könnte sich alles zu einem großen Desaster entwickeln. Schlimmstenfalls würden Chiyu und Yuji ein kitschiges Pärchen werden und er könnte ein für alle Mal vergessen, die schönen langen Beine um seine Hüfte zu wickeln und mit Chiyu anzustellen, was er wollte. Jedoch … Sagas Mund verzog sich zu einem perfiden Grinsen, als ihm endlich der geniale Gedanke kam, auf den er schon so lange gewartet hatte. Er musterte Miyavi mit einem durchdringenden Blick, während es in seinem Kopf so doll ratterte wie schon lange nicht mehr. »Sag mal …«, begann er gedankenvoll unter dem neugierigen Blick des Sängers. »Wie sehr ›genau‹ frisst dir Takeru eigentlich aus der Hand?« tbc. Kapitel 8: ----------- Kapitel 8 Saga gehörte definitiv nicht zu den Menschen, die Zweifel an ihren Fähigkeiten hatten. Er hatte sich schon immer für klug, wenn nicht gar für außerordentlich clever gehalten. Beweise hatte er seiner Meinung nach zur Genüge, und es ließ ihn vollkommen kalt, wenn Nao ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue darauf hinwies, dass grenzenlose Selbstüberschätzung nicht gerade ein Zeichen von geistiger Reife war. Zwei Tage hatte er damit zugebracht, das neuste Meisterwerk seiner Gewitztheit zu perfektionieren, und herausgekommen war ein Plan, der so idiotensicher war, dass selbst Miyavi ihn nicht verderben konnte. Er war brillant, einfach genial! »Eigentlich habe ich gar keine Lust dazu!« Saga grinste und sah zu Chiyu, der neben ihm lief und gerade diese äußerst passenden Worte ausgesprochen hatte. Ja, er war sich sicher, dass der andere keine Lust dazu hatte, und er würde erst recht keine Lust dazu haben, wenn er erst einmal erfuhr, was Saga wirklich geplant hatte. »Du kommst nicht drum herum, wenn Miyavi einläd, dann hat man zu kommen, sonst ist er die nächsten zwei Wochen stinkig, was die komplette Stimmung der PSC runterzieht – und wer die Stimmung runterzieht, kriegt Probleme mit Kai – und glaub mir, das willst du nicht.« Chiyu seufzte schwer und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Er wirkte erstaunlich normal, zog man in Betracht, was geschehen war, als Saga das letzte Mal mit ihm allein gewesen war. Erst die Freunde beim Sex erwischen, dann dazu rummachen und schließlich die Geschehnisse in der Gasse hinter dem Club … Saga war kein Psychologe, aber einen Nervenzusammenbruch konnte jeder erkennen. Chiyu hatte sich an ihn geklammert, am ganzen Leib gezittert und in seinen Armen geweint, und nun verhielt er sich, als sei das ganze nie passiert! Seltsamer noch, er hatte Saga noch nicht einmal einen warnenden Blick geschickt, dass er die Situation nicht zu erwähnen hatte, er schien sie völlig auszublenden. Oder hatte er sie gar vergessen? Saga zog die Stirn in Falten und wiegte den Kopf hin und her. Genug getrunken hatte Chiyu sicherlich, aber davon einen Blackout zu bekommen? Wäre er nicht selbst noch so klar im Kopf gewesen, als es passiert war, hätte ihn das Verhalten des anderen an seiner eigenen Erinnerung zweifeln lassen. »Kommt Takeru auch?«, holten ihn Chiyus Worte aus seinen Gedanken zurück, und als er den anderen ansah, lag ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht. Aha, da erinnerte sich also doch jemand! »Klar«, antwortete er so beiläufig wie nur möglich. »Ebenso wie Ruki, Reita und Hiroto. Du brauchst keine Angst zu haben, dass sie sich vor deinen Augen plötzlich bespringen! Obwohl … Wenn du dann wieder so scharf wirst wie im Club …« Er grinste, als Chiyu leicht zusammenzuckte und hastig zur Seite sah. Aha, daran erinnerte er sich also auch noch! Scheinbar war nur der Part mit Yuji tabu. Doch er brauchte das Thema gar nicht plump anzusprechen, dafür hatte er seine Genialität. So schwieg er und öffnete die Tür zum Parkhaus der Tiefgarage, um zielstrebig in die Richtung der Trucks zu steuern. Hier war alles geparkt, was die PSC nicht laufend brauchte. Lastfahrzeuge, Anhänger mit abgestellten Sachen und nicht zuletzt die Tourbusse der Bands. Er wollte gerade Chiyu von der Nacht und Nebel Aktion erzählen, in der der Miyavi einst versucht hatte, sein eigenes Portrait in Neonfarben auf die Kühlerhaube zu malen, als hinter ihm ein Ruf ertönte und Hiroto aufgeregt winkte. Neben ihm stand Yuji und hob die Hand zum Gruß. »Er ist auch eingeladen?« Saga brauchte noch nicht mal hinzusehen, um zu wissen, dass in diesem Moment alle Farbe aus Chiyus Gesicht wich. Doch noch bevor er antworten konnte, hatten die beiden sie eingeholt. Hiroto hob grinsend eine große Flasche und schwenkte sie vor Sagas Nase herum. »Uruha wollte sie nicht freiwillig rausrücken, also hab ich gewartet, bis er zum Frisur checken ins Bad ist!«, sagte er und zwinkerte verschmitzt. »Ich ihn abgelenkt und Yuji hat sie sich aus seinem Spind geschnappt.« Er klopfte dem anderen Gitarristen anerkennend auf die Schulter, während Saga gespielt entsetzt die Hand vor den Mund schlug. »Noch nicht mal einen Monat in der Company und schon vergreifst du dich an Uruhas Alkoholvorrat! Da ist wohl jemand lebensmüde!« Er grinste, als Yuji hastig zu erklären begann, dass das alles Hirotos Idee gewesen war, doch schon nach zwei Sätzen hörte er nicht mehr wirklich zu. Sein Blick huschte zu Chiyu, der mit zusammengepressten Lippen neben ihm stand und zu lächeln versuchte, doch seine geballte Faust zeigte, wie sehr er sich zusammenreißen musste. Saga war beinahe erleichtert, dass er nicht mit ihm allein war, denn er konnte nicht wirklich einschätzen, inwiefern dieses Zeichen der Anspannung bedeutete, dass ihm der andere am liebsten eine reinhauen würde, weil er ihm nichts gesagt hatte. »Hey, was steht ihr da so rum?! Wir haben Partywürstchen!«, hallte auf einmal eine Stimme durch die Tiefgarage und Rukis blonder Schopf lugte aus der Tür von Miyavis Tourbus. »Man, ich hab noch nie eine Tourbusparty gefeiert! So ist das also als Rockstar!«, freute sich Yuji und seine Augen leuchteten, als er die wenigen Meter bis zu dem Fahrzeug zurücklegte und die Treppe erklomm. Hiroto folgte und auch Saga wollte ihm nachgehen, als Chiyu ihn mit finsterem Blick zurückhielt. »Was?!«, verteidigte sich Saga. »Es sind schließlich noch andere Leute da! Außerdem mache nicht ich die Gästeliste, sondern Miyavi! Also reiß dich zusammen, immerhin hat es dir bis jetzt auch nichts ausgemacht, nur mit ihm befreundet zu sein!« Chiyu gab einen verärgerten Laut von sich, doch das Argument schien gewirkt zu haben. »Wenn ich rausfinde, dass du irgendwie dahintersteckst, dann kannst du was erleben!«, drohte er trotzdem leise und ging an Saga vorbei, der herablassend schnaubte. Doch innerlich war er spürbar zusammengezuckt. Er würde sich anstrengen müssen, alles natürlich wirken zu lassen. Nur gut, dass er Hiroto auf seine Seite gezogen hatte! ~*~ »Dann hat Reita sich die Mayonnaise auf die Hose gekleckert, und weil Uruha ihm weisgemacht hat, das würde aussehen wie Spermaflecken, hat er sich geweigert, damit auf die Bühne zu gehen!« Ruki lachte über seine eigenen Worte und nahm einen großen Schluck von der pinken, nach Alkohol und Sirup riechenden Flüssigkeit, mit der ihn Miyavi seit gut zwei Stunde großzügig versorgte. »Und letztendlich musste er eins von Uruhas unmännlichen Röckchen anziehen, weil das das einzig schwarze Kleidungsstück war, was zufällig noch in der Garderobe rumlag! Gott, waren die Indizeiten gut! Davon muss es noch irgendwo ein Video geben!« »Ich rate dir, es zu vernichten, wenn du es findest, sonst landet das nächste Mal die Mayonnaise auf deiner Hose und du darfst das Final vor 10.000 Leuten in Hotpants singen!« Reite hob drohend einen Finger und versuchte, seinen bedrohlichsten Blick aufzusetzen, was ihm jedoch aufgrund der Tatsache, dass er einen nicht gerade gefährlich wirkenden knallbunten Partyhut auf dem Kopf und eine Hawaiikette um den Hals hatte, gründlich misslang. Hiroto, der neben ihm saß und sich schlapp lachte, seitdem die beiden Gazette-Mitglieder begonnen hatten, die peinlichsten Erlebnisse aus ihren Gründungsjahren zum besten zu geben, wischte sich die Tränen aus den Augen und nahm Ruki das Glas aus der Hand, um eine Hand voll Chips mit der pinken Flüssigkeit runterzuspülen. »Nur praktisch, dass meine Minibar so gut bestückt ist«, grinste Miyavi und nahm ihm das Glas aus der Hand, um es erneut aufzufüllen, ehe er sich auf einem der weichen roten Ledersitze niederließ, auf denen sie um einen großen Tisch herum lungerten. Saga hatte eigentlich gedacht, in der PSC gäbe es keine Extrawürste, aber Miyavis Tourbus hatte ihn eines Besseren belehrt. Der Vorderteil sah genauso aus wie in der von alice nine., aber wenn man erst an den normalen Sitzen und den kleinen Schlafkojen vorbei war, kam das richtig Interessante. Eine U-förmige Ledercouch mit breiter gemütlicher Sitzfläche, auf der sicher zehn, wenn nicht gar mehr Leute bequem Platz hatten, zog sich an den Außenwänden entlang, in der Mitte ein flacher Tisch und nicht weit davon entfernt besagte gut bestückte Minibar, für die jedoch die Bezeichnung ›großer, nur mit Alkohol gefüllter Kühlschrank‹ treffender gewesen war. Kleine flauschige und in vollkommen unpassendem Lila gehaltene Kissen machten den ganzen Bereich noch etwas bequemer, und wenn man wollte, konnte man die verspiegelten Fenster mit wild gemusterten Gardinen verschließen, um deren Stangen heute eine lange bunte Lichterkette gewickelt war, die dem Bus ein tatsächliches Partyfeeling verlieh. Die Stimmung war so ausgelassen, dass sie nicht einmal Musik brauchten. Sie scherzten herum, ärgerten sich und tratschten wie alte Waschweiber über alles, was den Bands in den letzten Jahren zugestoßen war, so dass Yuji schon vor einer halben Stunde angekündigt hatte, vielleicht doch lieber die Musikerkarriere gegen einen soliden Job bei einem Callcenter einzutauschen – wenigstens färbte einem dort niemand im Vollsuff die Haare wie ein pinkes Streifenhörnchen, was zu Uruhas erster Kurzhaarfrisur geführt hatte. Auch Hiroto und Saga steuerten eifrig Ankedoten bei, auch wenn letzterer sich etwas zurücknahm, um die beiden Protagonisten seines genialen Plans unauffällig zu beobachten. Zur seiner Erleichterung war Chiyu schnell aufgetaut und schien sich dazu entschlossen zu haben, die Bilder von Miyavi und Takeru im Alkohol zu ersäufen, wobei er tatkräftig von seinen Bandkollegen unterstützt wurde. Während Saga so tat, als würde er aufmerksam der Diskussion über Gitarren, Verstärker und dazu passender pinker Dekofolie folgen, die Miyavi angezettelt hatte, nahm er sich einen Moment Zeit, Yuji unauffällig zu mustern, um herauszufinden, was es war, das Chiyu an ihm so reizte. Gut, er war hübsch, aber das waren sie alle mehr oder weniger. Er war klein und hatte irgendetwas vom Charme eines 15-jährigen Schuljungen mit großen schwarzen Augen und einem kleinen verruchtem Schmunzeln auf dem Lippen, das zeigte, dass er doch nicht mehr ganz so unschuldig war, wie er auf den ersten Blick wirkte. Ansonsten war er relativ normal. Keine außergewöhnlichen Kleidungsstücke, keinen teuren Schmuck, nur ein einfaches Lederarmband ums Handgelenk und eine kleine Kreole im Ohrläppchen. Saga konnte nicht leugnen, dass es ihn kränkte, dass Chiyu Yuji lieber ansah als ihn. »Ich sag dir, kleb dir irgendwas Pinkes auf dein Instrument und du kannst dich vor Dates kaum noch retten!«, steuerte Miyavi gerade den neusten erleuchtenden Beitrag der Gesprächsrunde bei, als Saga endlich seine Gelegenheit gekommen sah. »Wie lief eigentlich dein Date, Yuji?«, fragte er den kleinen Gitarristen, der ihm gegenüber zwischen Reita und Ruki saß, und erstaunt von seiner Salzstange abließ, als er die Frage hörte. Dass er schon genau wusste, was abgelaufen war, weil er zufällig eine Unterhaltung von Yuji und Masato mitbekommen hatte, und nur deshalb dieses Thema anschnitt, verriet Saga nicht. Und Yuji schien es nicht aufzufallen. Saga klopfte sich innerlich auf die Schulter. Er war ja so ein toller Schauspieler! »Oh Gott, daran erinnerst du dich noch?«, fragte der andere bestürzt und rollte mit den Augen, ehe er sich der neugierigen Blicke um ihn herum bewusst wurde und ergeben seufzte. »Ok … Es war nicht sonderlich ergiebig, mal abgesehen von der erneuten Erkenntnis, dass Frauen einfach zu kompliziert für die Männerwelt sind. Oder zickig. Oder einfach nur böswillig. Da gibt man ihr den ganzen Abend Drinks aus, bemüht sich, eine interessante Unterhaltung aufzubauen und rollt nicht mal mit den Augen, wenn sie von ihrem Haustier oder ihren neuen Ohrringen anfängt – und wenn man dann aus Versehen nicht in Begeisterungsstürme ausbricht, dass sie irgendeine seltene Handtasche ergattert hat, ist sie der Meinung, man interessiere sich nicht für sie. Und dass man ihr danach nicht mehr an die Wäsche darf, darauf kannst du Gift nehmen!« Er schnaubte frustriert und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas, ehe er Saga, der amüsiert über seine aufgebrachte Rede zu grinsen angefangen hatte, einen giftigen Blick zuwarf. »Das ist nicht lustig!«, murrte er. »Seitdem wir bei der PSC sind, kriegen wir pro Tag zig Angebote, aber wenn ich mit einer von denen was anfangen würde, könnte ich am nächsten Tag meine Schwanzlänge im Internet nachlesen.« Reita und Hiroto nickten mitfühlend, während Ruki, Takeru und Miyavi schlichtweg in schallendes Gelächter ausbrachen. Selbst Chiyu lachte ausgelassen, nicht im Entferntesten ahnend, wie gefährlich nah ihn Saga schon an ein äußerst riskantes Thema geführt hatte. Yuji stöhnte bedeutungsvoll, ehe er sich durch die dunkelbraunen Haare fuhr und den Kopf schüttelte. »Ich sag euch, Mädchen kann man vergessen! Aber wenigstens weiß ich jetzt mehr über Prada und Louis Vuitton, als ich mir jemals erträumt hätte!« Saga grinste breit und beugte sich über den Tisch, um den anderen mitleidig zu tätscheln, woraufhin ihm dieser einen grimmigen Blick zuwarf. »Ich hoffe, wenigstens Chiyu und du haben ein paar Mädchen aufgerissen«, fuhr Yuji fort, als er einsah, dass die anderen erst zu lachen aufhören würden, wenn er das Thema von sich ablenkte. »Aha, ein Date!«, sprang Ruki auch sofort darauf an und grinste breit. »Ist es gut gelaufen?« »Oh ja, ist es!« Der Bassist nickte und ein schelmisches Funkeln erschien in seinen Augen. »Zumindest bist zu dem Punkt, als wir Miyavi und Takeru beim Vögeln auf der Toilette erwischt haben!« Er konnte förmlich spüren, wie Chiyu neben ihm zu Stein erstarrte, doch die anderen schienen davon nichts zu merken. Einen Moment waren alle vollkommen still, bis Reita sich als erster fasste. »Nicht dein Ernst!«, keuchte er mit Augen so groß wie Untertassen und selbst Rukis Kinnlade war nach unten geklappt, während er Miyavi mit einem Blick musterte, den man als schockiert, aber in Rukis Fall wohl eher als etwas in der Art von »Wieso hast du es früher geschafft als ich?«, interpretieren konnte. Der Einzige, der nicht schaltete, war Yuji. »Gleichzeitig? Und die Mädchen haben sich nicht beschwert?«, frage er interessiert, vielleicht ein klein wenig verwundert, doch seine Gedanken schienen nicht mal annähernd in die richtige Richtung zu gehen. Ein intrigantes Lächeln erschien auf Sagas Gesicht, als er sich gemütlich zurücklehnte und einen Schluck von seinem Getränk nahm. »Nein, miteinander!« Er konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen, als sich Yuji vor Schreck an seinem Drink verschluckte und nur Sekunden später einen Hustenanfall bekam, ehe er Takeru so schockiert anstarrte, als habe dieser soeben verkündet, dass sie das nächste Konzert komplett in rosa Rüschenunterwäsche spielen würden. Auf den Wangen des kleinen Sängers lag ein leicht rötlicher Schatten und er fuhr sich verlegen durch die Haare, ehe er breit grinsend zu Miyavi sah. »Tja, was soll ich sagen, ich bin halt sein Fan und hab mir das ultimative Sammlerstück gekrallt – das Original!« Reita lachte und Miyavi zuckte mit einem ebenso breiten Grinsen mit den Schultern, ehe er lässig einen Arm um Takerus Schultern legte und sich anzüglich über die Lippen leckte. »Ich bin Musiker – zu Groupies Nein zu sagen, würde die Berufsehre verletzen!«, antwortete er nonchalant und schob Yuji die Flasche mit dem Alkohol näher, ehe er Saga einen unauffälligen Blick zuwarf. Dieser nickte und lächelte leicht. Er hätte Yuji wohl nicht effektiver ins kalte Wasser stoßen können. Der kleine Gitarrist sah aus, als wäre er soeben von einem Zug überfahren und dann noch mal von der Trage der Sanitäter fallen gelassen worden. Die Information schien ihn vollkommen erschüttert zu haben – Erfolg auf der ganzen Linie! Bis jetzt konnte Saga mit dem Erfolg seines Plans sehr zufrieden sein. Er wusste genau, dass er damit eine früher oder später erfolgende Standpauke von Kai oder wahlweise Nao heraufbeschworen hatte, aber das war ihm in diesem Moment ebenso egal wie Toras Gundam Sammelfiguren. »Alles ok?«, fragte er Yuji gespielt besorgt und Reita tätschelte dem anderen die Schulter, der noch immer fix und fertig schien. Yuji nickte, schüttelte dann jedoch den Kopf. Er schloss die Augen und atmete einige Male tief ein- und aus, ehe er Saga halbwegs gefasst ansehen konnte. »Das schockiert hier niemanden?«, fragte er vorsichtig, unsicher, inwieweit er sich in diesem unbekannten Terrain bewegen konnte, ohne anzuecken. »Schockiert?« Saga grinste. »Was Miyavi angeht kein Stück. Takeru … Ein bisschen. Aber wenn man es sich genau überlegt, dann auch schon wieder nicht. Und es ist ja nicht so, als würde man seine Kollegen nie nackt sehen. Dass ab und zu gewisse Körperteile in anderen stecken … Nun ja … Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Das passiert hier öfter!« Yuji gab ein undefinierbares Geräusch irgendwo zwischen Stöhnen und Lachen von sich, ehe er sich an die Lehne fallen ließ, wo er kopfschüttelnd an die Decke starrte. »Falls es dich beruhigt, mich hat es sehr schockiert!«, warf Chiyu trocken ein und schenkte Saga einen giftigen Blick, der jedoch so tat, als würde er ihn nicht bemerken. »Und die Tatsache, dass ich mit dem hier«, er kickte dem Bassisten mit dem Ellenbogen unsanft in die Rippen, »auch noch eingesperrt war und das ganze von Anfang bis Ende ertragen musste, macht es auch nicht gerade besser!« Reita lachte laut auf und verlangte augenblicklich nach mehr Details, die Saga ihm gern gab. Was zwischen Chiyu und ihm gelaufen war, ließ er jedoch gänzlich aus, und während Takeru und Miyavi plötzlich äußerst eifrig auch die letzen Lücken der Geschichte stopften, warf er Hiroto einen bedeutungsvollen Blick zu. Der Gitarrist nickte und tippte unauffällig ein paar Zeilen in sein Handy ein, bevor er es wieder wegsteckte. Der Blick, den er Saga zurückwarf, sagte deutlich, dass er nicht gänzlich damit einverstanden war, was dieser vorhatte, doch Saga hatte ihn so lange bekniet, bis er eingewilligt hatte. »Alles ok?«, fragte er Yuji, der noch immervollkommen paralysiert schien, und dieser schüttelte den Kopf. »Nur damit ich das richtig verstanden habe«, es war dem Gitarristen anzusehen, wie schwer es ihm fiel, die Unmenge von verstörenden Informationen zu verarbeiten, »Miyavi und Takeru hatten Sex auf der Toilette. Miteinander. Und so was passiert hier öfter.« »Korrekt«, antwortete Saga und auch Ruki und Reita nickten nachdrücklich. »Und in der PSC ist das akzeptiert? Machen das hier alle?« »Nicht alle, aber so könnte man es ausdrücken.« »Aha.« Yuji holte tief Luft und nickte. Er schien sich besser im Griff zu haben, als Saga gedacht hatte. Immerhin rannte er nicht schreiend umher oder stieß Gebete gen Himmel aus. Stattdessen nahm er einen weiteren Schluck aus seinem Glas und winkte Miyavi, es im wieder aufzufüllen. »Und, willst du mitmachen?« Saga grinste, als Yuji erschrocken nach Luft schnappte, und lachte laut los, ehe er den anderen spielerisch mit einem Erdnussflip bewarf. »Ganz ruhig, das war ein Witz! Krieg dich wieder ein!« Yuji runzelte ärgerlich die Stirn und schnaubte abfällig. Dann wurde sein Blick jedoch durchdringend und er musterte Miyavi und Takeru akeptisch. »Also seid ihr schwul? Ist Saga auch schwul? Sind hier alle schwul? Muss ich ab jetzt um meinen Arsch fürchten?« Saga lachte und klopfte sich auf die Schenkel, ehe er grinsend den Kopf schüttelte. Yuji nahm kein Blatt vor den Mund. Er begann ihn langsam wirklich zu mögen. Hätte er ihn in einem anderen Kontext kennen gelernt und nicht gerade als die Person, die zwischen ihm und dem Szenario von Chiyus um seine Hüfte gewickelten Beinen stand, hätte er sich sicher sofort mit ihm angefreundet. »Keine Angst«, kam ihm Reita zur Hilfe, auch wenn sein Grinsen auf Yuji alles andere als beruhigend zu wirken schien. »Wenn du keine Lust hast, bleibt dein Hinterteil jungfräulich! Wir sind ja keine Hyänen.« Zog man in Betracht, was teilweise in den Räumen des PSC Gebäudes ablief, war das zwar eine glatte Lüge – und Saga war froh, dass Aoi nicht in Hörweite war – aber es war sicher keine gute Idee, dies aufzuklären und Yuji zu erzählen, dass er ab dem jetzigen Moment, da Reita und Ruki wussten, dass er zu den Eingeweihten gehörte, Freiwild war. Und bei jedem Freiwild brach ein internes Wetteifern aus, wer es zuerst flachgelegt hatte. Nein, Schweigen war definitiv die bessere Variante. »Außerdem ist hier niemand wirklich schwul, wenn er Sex mit Kerlen hat«, fuhr Miyavi fort und ignorierte Yujis hochgezogene Augenbraue. »Man muss auch nicht automatisch ein Pärchen sein!« »Denk doch mal drüber nach«, mischte sich nun auch Ruki ein und Saga beglückwünschte sich innerlich, dass er mit den beiden Gazette Mitgliedern genau die richtigen Gäste vorgeschlagen hatte. »Du hast es vorhin selbst gesagt. Die Mädchen, die sich uns anbieten, sind Fans. Mit denen ins Bett zu gehen, wäre ebenso, wie einen Striptease vor laufender Webcam zu machen. Und wenn wir tatsächlich mal andere Mädchen kennen lernen, scheitert es an unserem Terminplan oder daran, dass die einfach zu prüde sind, beim ersten Date ins Bett zu gehen. – Hier kriegen wir, was wir wollen, nur ohne das Werben, Drinks ausgeben und Süßholz raspeln. Es wird nie nach außen dringen und wir müssen uns keine Sorgen machen, an irgendeinen Psycho zu geraten.« Saga sah zu Yuji, dessen Stirn in tiefen Falten lag. Der Blick des Gitarristen war vom Alkohol schon leicht glasig, aber er schien ernsthaft über diese Argumentation nachzudenken. »Können wir das Thema nicht langsam mal sein lassen?«, fragte Chiyu, der bis jetzt still gewesen war, sichtlich unangenehm berührt, doch niemand, noch nicht einmal Yuji, schenkte ihm Beachtung. Saga hatte den jüngeren Bassisten die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtet und gesehen, wie unwohl er sich fühlte, doch er hatte keine Intention, ihm zu helfen. »Wie ist es mit einem Kerl im Vergleich zu einem Mädchen?«, fragte Yuji plötzlich und sah erwartungsvoll zu Miyavi und Takeru, die zuerst ihn und dann einander verblüfft musterten, doch es war Reita der zuerst antwortete. »Besser!«, sagte er und grinste Ruki an, der nachdrücklich mit dem Kopf nickte. »Besser! Auf jeden Fall besser!« »Anders … Und ja, besser!« Auch Hiroto nickte und lächelte leicht. Und auch Saga ließ es sich nicht nehmen, sein Kommentar dazu abzugeben. »Oh ja … Viel besser …« Yuji zog die Stirn kraus, sichtlich nicht zufrieden von den nichtssagenden Antworten seiner Kollegen, die, anstatt ihn aufzuklären, nur bedeutungsvoll nickten und in Erinnerungen schwelgend Löcher in die Luft starrten. Saga erkannte dies deutlich, doch er hatte nicht vor, spezifisch darauf einzugehen, was genau besser war. Es war viel amüsanter, Yuji Bröckchen für Bröckchen zu füttern als ihm gleich alles zu erzählen. »Besser? In wiefern?« Der Tonfall des Gitarristen war hörbar ungeduldig, doch noch bevor jemand antworten konnte, ertönte Reitas Handy. »Was gibt’s, Kai?«, fragte dieser, nachdem er abgenommen hatte, und Ruki sah ihn verwundert an, denn dass sich ihr Leader noch zu so später Stunde meldete, war äußerst ungewöhnlich. Ein irritierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, als Reita den Worten des anderen lauschte, ehe er plötzlich kalkweiß wurde. »Er hat WAS gemacht?«, keuchte er erschrocken und sprang so plötzlich auf, dass er beinahe sein Glas umgeschmissen hätte. »Ja, sofort! Lass ihn bloß nicht irgendwo im Straßengraben liegen, wir haben morgen ein Shooting! Ich sag Ruki bescheid!« Er rollte mit den Augen und packte das Handy weg, ehe er den Sänger am Arm packte und auf die Beine zog. »Wir müssen weg«, entschuldigte er sich bei Miyavi. »Uruha hat sich abgeschossen und Kai kriegt ihn nicht mehr ins Auto. Jetzt ist er drauf und dran, mit einer Horde von Drag Queens um die Häuser zu ziehen. Das letzte Mal, als das passiert ist, haben wir ihn zwei Tage lang gesucht. Sorry, dass wir so plötzlich gehen!« Er schnappte sich seine Jacke und zog Ruki hinter sich her, der leise Flüche auf ihren blonden Gitarristen ausstieß. Die anderen sahen ihnen mit großen Augen nach, wie sie aus dem Bus verschwanden, bis Hiroto mit einem Mal aufsprang. »Fuck, ich wollte nach der Party bei Ruki campieren und hab meinen Haustürschlüssel in seiner Wohnung. Ich werd sehen, dass ich sie einhole!« Er warf einen entschuldigenden Blick in die Runde und ignorierte Yujis aufgebrachtes »Aber du kannst doch nicht auch noch gehen!«, vollkommen, ehe er aus dem Wagen verschwand und die verbliebenen Fünf allein ließ. Miyavi sah sich irritiert um, nachdem drei seiner Gäste so plötzlich verschwunden waren, zuckte dann jedoch mit den Schultern. »Dann eben mehr Alkohol für uns!«, sagte er trocken und schenkte die nächste Runde aus, um mit Takeru, Yuji und Chiyu anzustoßen, die keine Minute gebraucht hatten, um sich mit der neuen Situation anzufreunden. Saga grinste, als er sah, dass Chiyu beinahe ein wenig erleichtert wirkte, dass der überstürzte Aufbruch der anderen das äußerst unangenehme Thema beendet hatte. Dass dies alles zum Plan gehörte und Saga Hiroto für seinen kleinen Anruf bei Kai zwei Eintrittskarten für Tokyo Diesneyland schuldete, konnte er schließlich nicht ahnen. Gerade wollte der Bassist den Mund öffnen, um etwas zu sagen, da kam ihm Yuji zuvor. »Was ist denn nun besser an einem Kerl?«, wollte er wissen, scheinbar durch den Alkohol überaus motiviert, dieses Geheimnis noch heute aufzuklären. »Einfach besser. Kann man schlecht erklären, muss man ausprobieren!« Saga musste sich zusammenreißen, um nicht triumphierend zu grinsen. Das war ja einfacher als gedacht! »Bist wohl interessiert?« Er schmunzelte, als Yuji empört die Backen aufblies. Ein intrigantes Lächeln schlich sich auf Sagas Lippen, als er auf den frei gewordenen Platz neben dem anderen rutschte und sich so nah zu dessen Ohr beugte, dass seine Lippen beinahe seine Haut berührten. »Soll ich es dir zeigen?«, hauchte er und fühlte sichtlich erfreut, wie Yuji erschauderte und trocken schluckte. Er hörte Miyavi lachen und ein unterdrücktes Husten von Chiyu, doch das geschah diesem ganz recht! Wenn er sich nicht an Yuji ranmachte, musste er damit rechnen, dass es ein anderer tat! »Na, was ist? Willst du’s mal mit mir probieren?« Saga ließ seine Stimme so verlockend klingen, wie es ihm möglich war, selbstsicher, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen würde. So wagte er sogar noch, einen Schritt weiterzugehen, und fuhr sanft mit einer Fingerspitze Yujis Wangenknochen entlang, vorsichtig, um den anderen nicht zu erschrecken, doch mit genug Nachdruck, um ihn deutlich spüren zu lassen, dass er sein Angebot nicht im Scherz gemacht hatte. »Glaub mir, ich würde dich mehr fühlen lassen, als je ein Mädchen zuvor«, flüsterte er so leise, dass es die anderen nicht hören konnten, und strich mit dem Finger Yujis Hals hinab bis auf sein Schlüsselbein, beruhigt registrierend, dass noch immer keine Gegenwehr kam. »Du würdest stöhnen und schreien, bis du heiser bist – und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du so oft gekommen sein, dass du nicht mal mehr die Kraft zum Aufstehen hast. Klingt das gut? Glaub mir, ich wäre um Welten besser als dieses Mädchen!« Der Gitarrist atmete etwas abgehackter als zuvor und seine Hände waren in seine Jeans gekrallt, als müsste er sich an etwas festhalten, um seine Fassung zu wahren. Er war verstört, definitiv, doch er schien ebenso neugierig zu sein, denn er wich nicht zurück, obwohl er es mit Leichtigkeit gekonnt hätte. Saga lächelte und atmete innerlich auf, denn die Tatsache, dass der andere ihn ablehnen könnte, hatte er bisher gekonnt verdrängt. »Hey, nehmt euch ein Zimmer!«, hörte er mit einem Mal Chiyus ärgerliche Stimme, und als er sich zu ihm umblickte, sah er, wie dessen Augen Funken sprühten. Der jüngere Bassist leerte sein Glas mit einem Zug, ehe er Saga beinahe grob von Yuji wegzerrte und gegen die Lehne stieß. »Finger weg von ihm, das ist nicht lustig!« Eine kleine Stimme in Saga sagte ihm, dass er zu weit gegangen war. Chiyu war richtig sauer, und er hatte auch allen Grund dazu. Saga war sich durchaus bewusst, dass der andere es als Verrat sehen musste, wenn er Saga seine heimliche Liebe anvertraute und dieser vor seinen Augen solche Avancen machte. Ein Teil fühlte sich furchtbar schlecht in ihm, doch Chiyu würde ihm danken, wenn der Abend vorbei war. Einen kurzen Moment überlegte er, seine Einladung mit einem Scherz zu entschärfen, da drehte sich Yuji zu ihm und sah ihm mit festem Blick direkt in die Augen. »Ich hab sicher nicht vor, mit irgendeinem Kerl ins Bett zu gehen, nur weil ich mal ein Mädchen nicht bekommen habe!«, stellte er klar und Saga nickte, ehe er sich zurückzog, ein bisschen enttäuscht darüber, nicht noch mehr von der warmen, weichen Haut zu spüren bekommen zu haben. Langsam konnte er nachvollziehen, was Chiyu an Yuji fand. Er nahm einen weiteren Schluck Alkohol, sich bewusst seiend, dass er eigentlich nicht so viel trinken durfte, doch er brauchte den Mut für alles Weitere. Es kostete ihn eine Menge Kraft, sich nicht anmerken zu lassen, unter welcher innerlichen Spannung er stand. Wenn er Chiyu wollte, durfte er keine Fehler machen. Er hatte noch nie jemanden so sehr gewollt, und zu wissen, dass es von anderen abhing, ob er ihn bekam, war beinahe unerträglich. »Leute, Leute, warum redet ihr eigentlich immer gleich von Sex?« Miyavi schüttelte missbilligend den Kopf. »Es gibt auch noch Sachen davor. Wie wär’s mal mit einem Kuss zum Aufwärmen?« Er grinste in die Runde und Yuji weitete die Augen, als Chiyu plötzlich aufstand. »Das wird mir zu dumm, ich gehe!«, sagte er äußerlich gefasst, doch Saga konnte hören, wie seine Stimme leicht zitterte. Panik stieg in ihm auf, als der Bassist seine Jacke griff und sich abwenden wollte. Verdammt, Chiyu durfte nicht gehen! Das würde alles kaputt machen! Die Gedanken in seinem Kopf begannen zu rasen, drehten sich in immer wilderen Kreisen, so dass ihm fast schwindlig wurde, und plötzlich verfluchte er sich dafür, dass er so viel getrunken hatte. »Ja klar, ich versteh schon«, kam ihm unerwartet Takeru zur Hilfe. Der kleine Blonde hatte ein intrigantes Lächeln auf den Lippen, als er Chiyu von oben bis unten musterte. »Ich kann verstehen, dass dir das unangenehm ist. Immerhin bist du hetero und nicht jeder ist so cool, mit einem bisschen Spaß umzugehen. Aber keine Sorge, wir werden nicht schlechter von dir denken. Es ist nicht verboten, prüde zu sein!« Er warf Saga einen kurzen Blick zu und dieser hob die Augenbraue, als er ein kleines Zwinkern zu erkennen glaubte. »Komm, du kannst mich nicht mit den ganzen Schwulen allein lassen!«, meldete sich nun auch Yuji zu Wort, das Glas erhoben und sichtlich bemüht, den anderen richtig zu fixieren. »Ich bin betrunken und am Ende fallen die noch über mich her! Ich erwarte von dir, dass du meinen Arsch beschützt!« Chiyus Brauen waren zusammengezogen und es war ihm deutlich anzusehen, wie unangenehm es ihm war, auch nur eine Minute länger hier zu blieben. Saga wusste nicht, ob er es Takerus Provokation oder schlichtweg dem angetrunkenen Yuji zu verdanken hatte, doch nach einigem Zaudern setzte sich Chiyu wieder. »Na bitte«, jubelte Yuji und stellte sein Glas mit Schwung auf den Tisch, und auch Takeru schien sich sichtlich zu freuen, denn er sprang um den Tisch herum und quetschte sich so nah an Chiyu, dass er beinahe auf dessen Schoß saß. »Sei mal ein bisschen locker, Saga macht doch nur Spaß!«, sagte er und lehnte sich über Chiyus Schoß hinweg zu dem anderen Bassisten, um ihn am Kragen zu packen und zu sich zu ziehen. »So sieht das aus, wenn man Ernst macht!« Ein freches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, ehe er seine Lippen auf Sagas presste. Dieser konnte gar nicht so schnell reagieren, da schlüpfte eine weiche Zunge in seinen Mund hinein und suchte nach der seinen, während sich eine schmale Hand in seinem Schopf vergrub und ihn festhielt, so dass er sich nicht lösen konnte. Das war definitiv nicht so abgesprochen gewesen! Yujis Johlen drang nur von weitem an sein Ohr, doch er nahm es nur am Rande wahr. Viel zu sehr lenkten ihn die weichen Lippen ab, die sich auf seinen bewegten und keine Anstalten machten, von dort wieder zu verschwinden. Sie schmeckten nach süßem Alkohol, verlockend und lange nicht so unschuldig, wie man es von Takeru erwartet hätte. Saga wusste nicht, ob der andere im Laufe des Abends übermütig geworden war, auch nicht, ob er selbst ein bisschen übermütiger war als sonst, doch nach der ersten Überraschung konnte er nicht länger widerstehen. Seine Finger gruben sich in die blonden Haare, zogen Takeru beinah über Chiyu hinüber, während er ihn so stürmisch zu küssen begann, dass der Sänger nach Luft schnappte, ehe er sich ihm mit einem unterdrückten Stöhnen hingab. Sein Körper wurde ganz weich in Sagas Händen, ließ sich biegen wie dieser es wollte, und nicht einmal die seltsame Position, in der sie sich befanden, hinderte ihn daran, sich an den größeren Körper zu schmiegen wie eine Katze. Seine Fingernägel krallten sich in Sagas Arme, kratzen über die nackte Haut, die der Stoff des T-Shirts nicht bedeckte, ehe er ein so anzügliches Keuchen von sich gab, dass Saga ein Blitz zwischen die Beine schoss. Er musste dringend nach Luft schnappen, als Takeru endlich von ihm abließ und sich lasziv über die Lippen leckte, als würde er Sagas Geschmack noch extra auskosten wollen. Dann grinste er Yuji, dessen Augen so groß wie Untertassen geworden waren, breit an. »Genau so was habe ich gemeint!«, ereiferte sich Miyavi und klatschte anerkennend in die Hände, so dass ein leichter Rotschimmer auf Takerus Wangen erschien. »Das ist doch heiß, oder? Gib es zu, Yuji!« Der Gitarrist schüttelte empört den Kopf, doch Miyavi ließ nicht locker, unterstützt von Takeru, der wieder von Chiyu runtergekrabbelt war und seinen alten Platz neben Yuji wieder eingenommen hatte, so dass mit einem Mal zwei Personen auf den armen kleinen Gitarristen einredeten, der sich unter Lachen mit Händen und Füßen zu wehren versuchte. Saga leckte sich über die feuchten Lippen, ehe sein Blick auf Chiyu fiel, der wie versteinert neben ihm saß und die Fäusten so fest geballt hatte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Saga seufzte leise, durchaus nachvollziehen könnend, dass es für den anderen sicher die Hölle war, zusehen zu müssen, wie alle anderen betrunken flirteten. Und wie schon so oft tat ihm der andere plötzlich leid. »Hey, guck nicht so!«, sagte er leise und rutschte an Chiyu heran, um ihm mit der Hand über die Wange zu streichen. Die weiche Haut war wärmer als sonst und zeigte deutlich, wie viel der andere schon getrunken hatte, obwohl man es an seinem Verhalten nicht wirklich merkte. »Sieh es so, vielleicht ist das deine Gelegenheit! Miyavi und Takeru machen nur Spaß, aber wenn Yuji neugierig ist, warum versuchst du es nicht bei ihm? Nimm dir ein bisschen Nähe und ein paar Küsse – morgen ist alles nur ein Scherz unter Freunden!« Er sah, wie es in Chiyus Kopf zu arbeiten begann, und obwohl alles, was er an diesem Abend getan hatte, auf diesen Moment ausgerichtet gewesen war, konnte er nicht leugnen, dass die Eifersucht unerbittlich in seine Brust biss. »Es ist nur ein bisschen Herumspielen zwischen Freunden«, flüsterte er erneut und koste mit den Fingerspitzen durch die hellbraunen Haare des anderen, dessen Augen starr auf Yuji gerichtet waren. Saga bemerkte es und lächelte gequält, doch er würde sich davon nicht unterkriegen lassen. Ohne Nachzudenken, bog er Chiyus Kopf zu sich und küsste ihn – küsste ihn so stürmisch und leidenschaftlich, dass der andere vollkommen überrascht aufkeuchte, aber Saga konnte nicht aufhören! Er zwang die weichen Lippen mit seiner Zunge auseinander und tauchte in den Mund des anderen ein, ehe er ihn mit seinem Oberkörper an die Lehne drängte, ganz benommen von der Hitze, die sich in seinem Körper in jeder Sekunde, die er ihn fühlen und schmecken durfte, ausbreitete. Dies war nur eine der vielen Taten, die er nach diesem Tag bereuen würde. Er hatte schon viel zu viel getan, was er bereute, und er würde noch viel mehr tun, das wusste er. Doch so kurz vor dem Ziel konnte er nicht aufgeben. Er würde Chiyu früher oder später aufgeben – doch heute war er sein! ************************* tbc. Mir ist in diesem Kapitel aufgefallen, dass ich eine total unrealistische Vorstellung des PSC Gebäudes habe. In meinen Augen ist das ein riesiges Gebäude mit mehreren Stockwerken, Keller, Grünanlage, Hof und noch ner Tiefgarage. Und die Tourbusse sind natürlich Eigentum der Company und werden nicht etwa nur zu Touren gemietet. *drop* In Wirklichkeit sind das vermutlich nur zwei Büros und die Tonstudios bzw Probenräume irgendwo in der Stadt verstreut. Kapitel 9: ----------- Ich weiß, wie lange das gedauert hat >.< Es tut mir soooo leid! Nächstes Mal bin ich schneller, versprochen! Btw, follow me on twitter! Da kündige ich alles Wichtige an. http://twitter.com/RAPHAEL_ASDRAI -------------------------------------------------------------- Kapitel 9 Chiyus weiche Lippen schmeckten besser als alles, was Saga je zuvor gekostet hatte. Sie waren nicht so voll wie Uruhas, nicht ganz so nachgiebig wie Reitas, doch sie waren bis jetzt die einzigen, die sein Herz so stark zum Klopfen gebracht hatten, dass er den Widerhall des Schlags in jeder Faser seines Körpers spürte. Er schloss die Augen und blendete für einen kurzen Moment die anderen Personen im Bus vollkommen aus, während er seine Hand in Chiyus Schopf vergrub und ihm keinen Fluchtweg ließ. Er spürte, wie sich der Körper des anderen versteifte, fühlte deutlich, dass die Finger, die in seine Schulter gekrallt waren, nicht die Absicht hatten, ihn festzuhalten, doch er ignorierte es mit der selben Beharrlichkeit wie er den Fakt ignorierte, dass eigentlich alles, was er bis jetzt getan hatte, auf eine riesige emotionale Katastrophe hinauslaufen würde. Alles, was er noch wahrnahm, waren die unwiderstehlichen, weichen Lippen, die unter dem Druck der seinen nachgaben und auch noch den letzten Rest Verstand in einem süßen Gemisch aus Herzklopfen und dem Gefühl zu Ertrinken verschwinden ließen. Er spürte, wie er verlor, wie sich alles in ihm zu drehen begann, doch gerade, als er sich eingestehen wollte, dass es keinen Sinn hatte, glaubte er zu fühlen, wie sich Chiyus Griff lockerte. »Hey, Klamotten aus, sonst ist es langweilig!«, ertönte mit einem Mal eine amüsierte Stimme und Chiyu zuckte so stark zusammen, dass Saga vor Schreck von ihm abließ. Er konnte nicht zuordnen, welcher der anderen Musiker gesprochen hatte, doch in dem Moment, als er die Augen öffnete und Chiyu ansah, wusste er, dass der Satz den kurzen Augenblick zerstört hatte. Und die Realität, der er sich plötzlich wieder stellen musste, war alles andere als angenehm. Die Augen des Bassisten waren geweitet und in ihnen stand so viel Verwirrung und Bestürzung geschrieben, dass Saga ganz kalt wurde. Und dort war noch etwas: Angst. Panik. Der Körper des Jüngeren zitterte und seine Atmung ging so abgehackt, als wäre er soeben einen Marathon gerannt. Saga verspürte das dringende Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen und ihn zu beruhigen, doch er riss sich zusammen, denn ihm war deutlich bewusst, dass diese Geste genau das Gegenteil erreichen würde. Er sah, wie Chiyus Blick zu Yuji huschte, wie er ihn so voller Schrecken ansah, dass der Gitarrist verwirrt die Stirn runzelte, ehe sich Chiyus Augen auf einmal veränderten und er realisierte, wie verräterisch seine Reaktion gewesen war. Und auch Saga verstand die bittere Wahrheit. Er hatte Chiyu vor seiner heimlichen Liebe bloßgestellt. Jetzt gab es nur einen Weg, wie er sich aus dieser Situation befreien konnte, ohne den anderen vielleicht für immer zu verlieren. »Hey, jetzt hab dich mal nicht so!«, sagte er und zwang sich das anzüglichste Lächeln auf die Lippen, das er in diesem Moment zustande bekommen konnte. Es kostete ihn all seine Kraft, sich zusammenzureißen, als er Chiyu lässig gegen die Schulter boxte und sich dann breit grinsend zu den anderen umdrehte. »Ich hab den Mund des Hetero entjungfert!«, jubelte er und leckte sich triumphierend über die Lippen, ehe er eine Grimasse zog und laut zu lachen begann. Er war lange nicht so betrunken, wie er vorgab, doch sein Plan wirkte, denn nur Sekunden später stimmten die anderen in sein Gelächter ein, am lautesten Yuji, der den seltsamen Blick schon wieder vollkommen vergessen zu haben schien. Saga atmete innerlich auf, doch sein Herz klopfte nicht weniger schnell. »Und, wie war’s?«, wollte Yuji auch sogleich voller Neugier von Chiyu wissen, der noch immer sichtlich damit zu kämpfen hatte, seine Fassung wiederzuerlangen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Saga kam ihm zuvor. »Fantastisch!«, schwärmte er und verdrehte verzückt die Augen. »So weich und unschuldig; man kann sich gar nichts Besseres erträumen!« Er grinste, als er einen Stoß in die Seite bekam und Chiyu, anscheinend nicht mehr ganz so verstört wie noch vor ein paar Sekunden, ihn wütend anfunkelte. »Hast du sie noch alle?«, schimpfte er und wischte sich über die Lippen, ehe er demonstrativ ein Stück von Saga wegrückte. »Red nicht so, als hätte ich noch nie jemanden geküsst!« Seine Augenbrauen waren grimmig zusammengezogen und Saga konnte nicht verhindern, dass es ihm einen Stich versetzt. Da deckte er Chiyu, ließ ihn als Hetero dastehen und dieser verhielt sich so, als würde er fast vergewaltigt werden, obwohl er vor nicht allzu langer Zeit sehr angetan von Sagas Küssen und noch sehr viel mehr gewesen war! Diese doppelte Moral und das ganze scheinheilige Bemühen, in Yujis Gegenwart das Gesicht zu wahren, ging Saga langsam gewaltig auf die Nerven! Eigentlich verdiente Chiyu überhaupt nichts von dem, was er ihm an diesem Abend schenken wollte! »Jetzt krieg dich doch mal wieder ein!«, kam ihm unerwartet Yuji zur Hilfe, der mit glasigen Augen den letzten Rest der pinken Flüssigkeit aus seinem Glas herunterspülte und scheinbar weder schockiert noch abgestoßen war. »Saga spielt doch nur! Stimmt’s, Saga!« Der Bassist nickte und zwang sich sein Grinsen zurück auf die Lippen, doch er war sich immer mehr bewusst, dass er den Schein nicht mehr lange aufrecht erhalten konnte. Er war wütend, auf sich und besonders auf Chiyu, und wenn Yuji ihm nicht so perfekt in die Hand spielen würde, wäre sein ganzer Plan schon lange den Bach hinuntergegangen. Doch er besann sich und zwinkerte keck. »Willst du auch mal mit ihm spielen?«, fragte er Yuii und dieser hob überrascht eine Augenbraue. »Ich mit Chiyu?«, fragte er verwundert und Saga nickte, deutlich den Blick des anderen verfolgend, der zu Chiyus verführerischen Lippen wanderte. Er lächelte in sich hinein, als er sah, wie es im Kopf des anderen zu arbeiten begann, und fuhr unauffällig mit einer Hand hinter Chiyu, um sie ihm beruhigend auf die Hüfte zu legen, ohne dass es jemand sehen konnte. Es war eine kleine Geste, kaum auffällig, doch er hoffte, dass Chiyu verstand, was er ihm damit sagen wollte. Und als ihn der andere ansah, ein plötzlicher Ausdruck von Irritation in den braunen Augen, wusste er, dass er endlich begriffen hatte, was die ganze Zeit Sagas Absicht gewesen war. Er präsentierte ihm Yuji auf dem Silbertablett. Einen winzigen Moment glaubte er zu sehen, wie Chiyus erstaunter Blick zornig wurde – ein gefährliches Funkeln, ehe der andere wegsah – doch schon Sekunden später war er sich nicht mehr sicher, ob er sich nicht getäuscht hatte. »Naja«, fuhr Saga zu Yuji gewand fort, die Hand noch immer auf Chiyus Hüfte ruhen lassend, »du willst wissen, wie es ist, einen Typen zu küssen. Wenn es dir mit einem von uns unangenehm ist, dann nimm doch einfach den einzigen Unbeteiligten!« Er schmiegte sich nah an Chiyu heran und fuhr mit den Fingerspitzen über dessen weiche Lippen, ehe er beinahe beiläufig mit seinen Lippen über dessen Hals streifte. »So etwas Delikates darf man sich nicht entgehen lassen … Du würdest es doch machen, Chiyu, nicht wahr?« Er spürte, wie der andere trocken schluckte, doch ob es der Alkohol oder einfach nur die Unwirklichkeit der ganzen Situation war, irgendetwas schien die Blockade in diesem plötzlich zu brechen. »Klar, ich bin doch nicht spießig!«, sagte er lässig und grinste in die Runde. Saga atmete erstaunt ein, als sich ein Arm um seinen Hals legte und der Bassist sich an ihn lehnte, doch das angenehme Gefühl verging schnell, als ihm klar wurde, dass Chiyu nur Yuji ansah, nicht ihn. Er hatte es endlich geschafft, Chiyu aus seinem Schneckenhaus zu locken, aber ein nicht unbeträchtlicher Teil in ihm fragte sich, was er eigentlich für ein Idiot war! Jetzt konnte er keinen Rückzieher mehr machen. Er sah deutlich in den Augen des jüngeren Bassisten, dass dieser fest entschlossen war, all seine Scheu über Bord zu werfen und sich einen Abend das zu nehmen, was er wollte. Und er wollte definitiv nicht Saga. »Chiyu ist nicht mehr prüde?«, ließ sich mit einem Mal Takeru vernehmen und die Augen des kleinen Sängers leuchteten, als er Miyavis Hand, die unbemerkt unter sein T-Shirt geschlüpft war, verscheuchte und um den Tisch herumsauste. »Das will ich sehen!« Er grinste, als er sich auf Chiyus Schoß fallen ließ, die schmalen Arme um ihn schlang und schneller als irgendjemand reagieren konnte, seine Lippen auf dessen gepresst hatte. Yuji gab einen überraschten Laut von sich, Miyavi klatschte und lachte laut, und Sagas Kinnlade klappte nach unten, als sich Takeru an den anderen schmiegte und ihn nach hinten an die Couchlehne presste. Chiyu gab einen unterdrückten Ton von sich, doch noch bevor er überhaupt die Chance hatte, sich zu wehren, hatte Takeru auch schon wieder von ihm abgelassen und kicherte betrunken, ehe er ihn mit den Zähnen in die Unterlippe zwickte und sich umdrehte. »Miyavi wird ganz scharf, wenn er sieht, wie ich mit anderen rummache!«, erklärte er Yuji und lachte noch mehr, als dieser schockiert den anderen Sänger anblickte, der nur grinsend mit den Augenbrauen wippte. »Das ist nur Sagas schlechter Einfluss!«, verteidigte er sich, so dass der Bassist empört schnaubte. »Mein schlechter Einfluss! Wir wissen beide, dass ich viel lieber selbst was mache, anstatt anderen dabei zuzusehen. – Du, komm her!« Er packte Takeru am Arm und zog ihn von Chiyu auf seinen eigenen Schoß hinüber, ehe er auf Yuji zeigte, der von der ganzen Situation äußerst fasziniert schien. »Du auch, herkommen! Nur Spannen ist hier nicht! Wer zusehen will, muss auch was machen!« Miyavi lachte laut, als Yuji erstaunt die Augen weitete, dann zog er ihn ganz nah an sich heran. »Nur keine Scheu!«, flüsterte er in seinen Nacken und strich mit den Fingerspitzen sanft über den weichen Hals bis zum Ausschnitt des Shirts. »Wir sind alle ganz lieb! Und niemand wird je etwas davon erfahren, dass verspreche ich dir!« Er lachte leise, als Yuji unter seiner Berührung erschauderte, ehe er ihm einen Schubs in die Richtung der anderen drei gab. Ein wenig zögerte der Gitarrist noch, dann ließ er sich auf der Tischplatte nieder und blickte Chiyu durchdringend an. »Küsst du mich?«, fragte er nachdenklich, als wüsste er selbst nicht, ob er es wirklich wollte. Der Angesprochene schluckte trocken und zu Sagas Überraschung schickte er ihm auf einmal einen beinahe hilflosen Blick, als wünschte sich ein kleiner Teil von ihm, dass irgendetwas passieren würde, was das ganze verhinderte, doch so sehr sich Sagas Brust auch zusammenzog, er würde nichts unternehmen. »Na los«, ermunterte er ihn und auch Takeru warf ihm einen ermutigenden Blick zu, so dass ihm beinahe keine andere Wahl mehr blieb, als dem Drängen der anderen nachzugeben. »Ok, aber nur einen Kuss!«, stellte er klar, bevor er sich erhob und an den Tisch herantrat. Vorsichtig hob er die Hand und legte sie auf Yujis Wange, beinahe so, als würde er sich nicht trauen, ihn stärker als nur unbedingt nötig zu berühren. Hatte er vor wenigen Minuten noch große Töne gespuckt, sah Saga deutlich, wie es in ihm arbeitete, wie er all seinen Mut aufbringen musste, um diesen Schritt zu wagen. Saga hielt den Atem an, als ihre Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt waren, und als sie sich endlich hauchzart aufeinanderlegten, wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte Chiyu weggerissen. Alles erschien ihm so unwirklich, als würde er es durch eine beschlagene Fensterscheibe sehen. Er sah, wie Yuji die Augen schloss, wie sich seine Hand auf Chiyus Hinterkopf legte und ihn näher zog; sah, wie dieser überrascht Luft holte, ehe er seine Lippen zu bewegen begann und sich zwischen Yujis Beine schob, so dass sich ihre Oberkörper berührten. Yuji schien überhaupt nicht mehr zu registrieren, dass sich noch andere Personen um sie herum befanden, oder er blendete es in dem Moment aus, als er sich nach hinten auf die Tischplatte sinken ließ und Chiyu schlichtweg mit sich zog. Der schlanke Körper des Größeren schmiegte sich an ihn, als wären sie füreinander gemacht, drückte ihn sanft nach unten, während eine Hand um Yujis Taille schlüpfte und diese besitzergreifend nach oben zog. Für den kleinen Gitarristen schien alles nur ein Spiel zu sein. Er lachte leise, ehe er ein Bein um Chiyus Hüfte schlang und ihn so plötzlich an sich heranzog, dass dieser unterdrückt aufstöhnte. Augenblicklich färbten sich seine Wangen rot, doch selbst wenn Yuji gemerkt haben sollte, wie sehr Chiyu der Kuss erregt hatte, zeigte er es entweder nicht oder es schien ihm zu gefallen. Denn dass ihm zumindest der Kuss gefiel, war spätestens dann offensichtlich, als sich seine Finger fest in den Nackenhaaren des anderen vergruben, um ihn daran zu hindern, zurückzuweichen, während sich seine Lippen öffneten und seine weiche Zunge in Chiyus Mund schlüpfte. Saga konnte deutlich sehen, wie sehr sich Chiyu der Zuschauer bewusst war und wie schwer es ihm fiel, sich vor ihnen gehen zu lassen, doch der süße, von Alkohol und Sirup durchzogene Kuss ließ ihn nicht einmal auf den Gedanken kommen zu fliehen. »Gott, sind die sexy«, flüsterte mit einem Mal Takeru an Sagas Ohr und wand sich auf seinem Schoß, sichtlich angeturnt von dem Anblick direkt neben ihm. Seine Zähne gruben sich in seine rosigen Lippen, ehe seine Hand beinahe unbewusst über Sagas Brustkorb fuhr, bis sie mit einem Mal in seinen Schritt tauchte und über den groben Jeansstoff rieb. Saga konnte gerade noch ein Stöhnen unterdrücken, ehe er seine Finger in Takerus T-Shirt krallte und ihn an sich zog. Es war ihm fast egal, welchen Körper er in diesem Moment berührte, er brauchte jemanden, an dem er sich abreagieren konnte, der sich ihm willig darbot und der ihn nicht mit irgendwelchen Gefühlen ablenkte. Die schmale Hüfte lag gut in seiner Hand, ließ sich widerstandslos bewegen, als er sie so schob, dass Takerus Bein zwischen seine Knie rutschte, der Schritt des kleinen Sängers auf seinem Oberschenkel und sein Brustkorb an Sagas gepresst, während die Hand noch immer über seine Jeans rieb. »Das macht dich scharf, oder?«, hauchte der Blonde gegen Sagas Hals und ließ seine Zunge über die weiche Haut gleiten, ehe er einen kurzen Blick auf Chiyu und Yuji warf, deren Lippen noch immer miteinander spielten, inzwischen jedoch nicht mehr ganz so zurückhaltend wie am Anfang. Eine von Yujis Händen war auf Chiyus Rücken gewandert und presste den Bassisten an sich, die andere war noch immer in seinen Haaren vergraben und ließ nicht zu, dass einer von ihnen den Kuss beendete. Saga schluckte trocken, als er die feuchten Zungen sah, die zwischen den Mündern hin und her huschten und umeinander schmeichelten, und allein der Anblick jagte ihm einen Blitz direkt in den Unterleib. Er antwortete nicht auf Takerus Frage, doch dieser lächelte, als er die Antwort deutlich in seiner Hand fühlte. »Miyavi hat mir alles erzählt«, flüsterte er weiter, während er langsam begann, sein Becken gegen Sagas Oberschenkel zu reiben. »Wie du Chiyu im Kofferraum befummelt hast, wie du mit ihm im Hotelzimmer rumgemacht hast, wie ihr abgegangen seid, als ihr uns beim Sex beobachtet habt. Allein schon zu wissen, dass ihr zugesehen habt, macht die ganze Sache noch heißer als sie eh schon war …« Er grinste und keuchte unterdrückt auf, als er seinen Schritt im selben Moment gegen Sagas Bein stieß, in dem sich auch Yujis zweites Bein um Chiyu schloss und den Bassisten umwickelte. »Du stehst auf den süßen Chiyu, auf seine undurchschaubare Art«, fuhr er fort, die Stimme so leise und verführerisch, als würde er Saga noch weiter anheizen wollen, als er es schon mit seinen Bewegungen und seiner Hand tat. Und der Bassist konnte nicht leugnen, dass er darauf ansprang. Takeru sah unschuldig aus, aber er schien genau zu wissen, was er tun musste, um jemanden so richtig heiß zu machen. Er warf einen kurzen Blick zu Miyavi, nur um zu sehen, dass dieser mit einem genüsslichen Lächeln auf den Lippen genau beobachtete, was vor ihm auf dem Tisch und auf der Couch geschah. Eine Hand lag auf seinem Schritt und wenn er genau hinsah, konnte Saga erkennen, dass sich die Finger kaum merklich bewegten. Also hatte Takeru nicht gelogen, als er gemeint hatte, Miyavi würde es anturnen, ihn mit einem anderen zu beobachten. »Aber ich weiß noch etwas anderes, etwas, das Miyavi nicht weiß«, fuhr Takeru fort und sein Tonfall war eine Spur schärfer geworden, so dass Saga irritiert die Stirn runzelte. »Dass du uns nur hier zusammengebracht hast, weil du genau wusstest, dass wir früher oder später übereinander herfallen, ist klar. Aber ich glaube dir nicht, wenn du Miyavi erzählst, dass du nur einmal mit Chiyu schlafen willst, bevor du ihn an Yuji abgibst. Du spielst ein gefährliches Spiel! Du pokerst darauf, dass er sich für dich entscheidet, nicht für Yuji. Wenn du dabei auch nur einen von ihnen verletzt, wirst du kein schönes Leben mehr haben, das verspreche ich dir! Haben wir uns verstanden?« Er lächelte, als er Saga direkt in die Augen sah, doch sein Blick war so durchdringend und gefährlich, dass der andere nur trocken schlucken und nicken konnte. Ihm wurde plötzlich heiß und er konnte nicht verhindern, dass seine Atmung schneller ging als zuvor. Er wollte protestieren, doch er wusste, er hätte es nicht einmal annähernd überzeugend rüberbringen können. Er hatte die letzten Tage so sehr damit verbracht, sich alles mögliche einzureden – dass er einzig Chiyus Körper begehrte, dass es ihm egal war, dass dieser einen anderen liebte – so dass ihn Takerus scharfe Worte vollkommen aus dem Konzept brachten. Denn sie hatten genau ins Schwarze getroffen. »Bitte sag es ihm nicht!«, flüsterte er atemlos und biss sich auf die Unterlippe, als er spürte, wie diese gegen seinen Willen zu zittern begann. Fuck, was passierte hier gerade mit ihm! Er konnte die Panik kaum unterdrücken, die in ihm bei dem Gedanken aufstieg, dass Chiyu sein beinahe verbissen gehütetes Geheimnis erfahren könnte. Seine Hände wurden feucht und er wischte sie hastig an seiner Hose ab, ehe er Takeru mit so flehendem Blick ansah, dass dessen Gesichtszüge weich wurden. »Scheiße, du bist echt total in ihn verliebt …«, seufzte er mitfühlend und strich mit der Handfläche sanft über Sagas Wange, der seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen musste, um sich zusammenzureißen. Die Worte so deutlich ausgesprochen zu hören, war mehr, als er ertragen konnte. Wäre er in einer schlechten Soap, würde er jetzt in Takerus Arme fallen und sich alles von der Seele heulen, doch der Moment hätte nicht unpassender sein können. So atmete er nur tief durch, um sich wieder zu beruhigen. »Mach nur nichts Dummes«, fügte Takeru leise an und Saga nickte, auch wenn er sich innerlich dafür auslachte. War eigentlich irgendetwas, was er im Zusammenhang mit Chiyu getan hatte, NICHT dumm gewesen? Trotzdem schickte er dem Sänger einen dankbaren Blick für sein stilles Zugeständnis, sein Geheimnis zu wahren. »Und wenn es nichts mit Chiyu wird, dann kommst du einfach zu mir und ich tröste doch!«, grinste der Blonde und schnappte mit den Zähnen nach Sagas Ohrläppchen, so dass dieser einen überraschten Laut von sich gab, als sich die Zähne in seine Haut gruben! »Hey!«, verteidigte er sich und schubste den anderen spielerisch zurück, so dass er mit dem Rücken an Chiyu stieß, der ertappt von Yuji hochfuhr. Sein Wangen röteten sich, als er die Blicke der anderen sah, die auf ihn gerichtet waren, und als sich Miyavi eine Hand vor den Mund hielt, um nicht zu lachen, hätte man ihn mit einer Tomate verwechseln können. »Ey, nicht aufhören, das war scharf!«, kommentierte der große Sänger die Situation und grinste breit, ehe er sich aufrichtete und sich über Yuji beugte, der wie ein Käfer auf dem Rücken auf der Tischplatte lag und sichtlich atemlos nach Luft schnappte. Seine Lippen waren feucht und als er Miyavis schelmisch funkelnde Augen über sich sah, schlich sich ein Lächeln auf sie. »Holy shit, das war gut!«, platzten die Worte förmlich aus ihm heraus und er warf Chiyu einen glühenden Blick zu. Seine Hände fuhren wie unbewusst über seinen Brustkorb und führten nur dazu, dass der Bassist noch eine Spur röter wurde und peinlich berührt über das so ungeniert hervorgebrachte Lob den Blick senkte. Miyavi lachte nur und fuhr mit den Händen unter Yujis Achseln, um ihn in eine sitzende Position zu ziehen. Der Gitarrist ließ es mit sich geschehen, als hätte er überhaupt keinen eigenen Willen mehr, und als Sagas Blick in seinen Schritt fiel, sah er deutlich die Beule, die sich dort durch den Stoff der Hose drückte. Yuji schien davon nichts zu merken, denn er griff lediglich nach einem der Gläser, in dem sich noch Alkohol befand, und spülte ihn mit einem Zug hinunter. »Scheiße, ich hab auf den Chips gelegen!«, kicherte er und tastete auf seinem Rücken herum, um die Krümel abzuklopfen, ehe er die Bescherung auf dem Tisch mit einer fahrigen Bewegung schlichtweg auf den Fußboden fegte. »Ups«, meinte er, als er in seinem Schwung auch eines der leeren Gläser erwischte, und sah fasziniert hinterher, als dieses auf dem Teppichboden in Richtung Schlafkojen kullerte. »Ich bin total betrunken!«, stellte er abschließend fest und wischte sich das Pony aus der Stirn, ehe er erneut zu kichern begann und mit den Händen nach Chiyu schnappte, stattdessen jedoch Takeru erwischte und ihn an sich zog. »Und du bist heiß!« Takeru gab einen überraschten Laut von sich, doch er konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Yuji auch schon seine Lippen mit seinen verschloss und mit ihm zurück auf die Tischplatte sank. Saga hob eine Augenbraue und fragte sich einen Augenblick, wie viel der Gitarrist eigentlich wirklich getrunken hatte, doch dann schüttelte er den Kopf. Sie waren erwachsen, sie wussten, was sie sich zumuten konnten, und wenn er es morgen bereute, dann war es seine eigene Schuld. »Heiße Show, die ihr da gerade abgeliefert habt!«, sagte er und wandte sich zu Chiyu, der damit beschäftigt war, seine Haare zu ordnen und nicht ganz so schuldig auszusehen, wie er sich fühlte. Sagas Kommentar ließ sein Gesicht erneut rot aufleuchten und er zog grimmig die Augenbrauen zusammen. »Du hast das alles geplant, oder?«, zischte er vorwurfsvoll. »Willst du, dass ich mich vor ihm lächerlich mache?« »Ich will dir was Gutes tun, also hab dich nicht so!« Saga schnaubte und schüttelte den Kopf, ehe er zu Yuji sah, der scheinbar vergessen hatte, dass er vor einiger Zeit noch fest davon überzeugt war, nichts mit einem Kerl anfangen zu wollen, gerade aber sehr damit beschäftigt schien, mit seiner Zunge Takerus Mandeln zu erreichen, während seine Hände unter dem Shirt des Blonden verschwunden waren. »Vergiss einmal, dass du der Gute bist, und nimm dir, was du willst!«, sagte er und packte Chiyus Hand, um sie auf Yujis Bein zu zwingen. Er fühlte, wie sich der andere sträubte, doch es war ihm egal. Unnachgiebig leitete er die Hand über den Jeansstoff Yujis Seite hinauf, bis sie am Bund des T-Shirts angekommen war. Er zauderte einen Augenblick, dann schob er Chiyus Hand unter den Stoff auf die weiche Haut. Yuji seufzte auf und ließ einen Moment von Takeru ab, als er die warmen Finger auf seinem Oberkörper fühlte, dann drehte er sich ein Stück, um ihnen noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Saga lächelte grimmig, als er sich von hinten an Chiyu presste, um ihn mit seinem ganzen Körper an den Tisch zu schieben, und näherte seine Lippen seinem Ohr. »Macht es dich nicht geil, wie er hier so willig liegt, als würde er darum betteln wollen, dass ihn jemand fickt?!«, flüsterte er mit rauer Stimme und deutete mit seinem Becken einen kurzen Stoß an, so dass Chiyu erzitterte. »Stell dir vor, wie dich seine nackten Schenkel wie Schraubstöcke umschließen, wie er sich unter dir windet, deinen Namen stöhnt und dich auspresst … Er ist sicher ganz eng, ganz warm und feucht! Reiß ihm die Klamotten vom Leib und fick ihn! Erst ganz langsam und tief, so dass er dich anfleht, ihm mehr zu geben, dann so hart, dass er nichts mehr tun kann außer laut schreien. – Komm schon, er bettelt förmlich darum, endlich einen Schwanz in seinem süßen Arsch zu fühlen!« Seine Zähne kratzten sanft über Chiyus Ohrläppchen, während er ihn noch näher an Yuji schob und plötzlich wenige Millimeter, bevor sich ihre Körper berührten, festhielt. Er hörte, wie Chiyu die Luft einsog und biss ihm vorsichtig in die Halsbeuge, während er im gleichen Moment seine Hand in seinen Schritt schob und zupackte. Er spürte an seinen Lippen, wie heiß die Haut des Jüngeren war, wie wenig ihn noch zurückhielt, endlich alle Skrupel fallen zu lassen. »Fick ihn!«, raunte er an sein Ohr und rieb seine Hand über die Beule in Chiyus Schritt, während er sein eigenes Becken gegen dessen Po zu bewegen begann. »Wenn ihn ein Kuss schon so anturnt, was denkst du, was für ein dankbares Spielzeug er sein wird, wenn du ihn nach allen Regeln der Kunst auf die Tischplatte nagelst!« Chiyu stöhnte unterdrückt auf und Saga grinste, als er merke, wie der andere in seinen Armen nachgiebig wurde. Er war selbst erstaunt über sich, wie gut er sein Gespräch mit Takeru ausblenden konnte, doch gerade wollte er nicht daran denken, was der andere gesagt hatte. Er war stark, er verliebte sich nicht und er würde jetzt keine wertvolle Zeit daran verschwenden, an seine verwirrten Gefühle zu denken. Damit konnte er sich später beschäftigen oder – noch viel besser – sie einfach ignorieren, wie er es immer getan hatte. Immer stärker rieb er den Schritt des anderen, merkend, wie es ihn selbst immer mehr anturnte, wie Chiyu in seinen Armen zu Wachs wurde. Er hätte ihn am liebsten sofort auf den Boden geworfen und sich an ihm vergangen, in die süße Enge gestoßen, bis er bewusstlos wurde, doch damit würde er alles verderben. Stattdessen führte er Chiyus Finger zu Yujis Brustwarzen und strich darüber, erst leicht, dann stärker, so dass der Gitarrist aufseufzte. Saga war klar, dass Chiyu seine Führung nicht wirklich brauchte. Doch er schien trotzdem dankbar zu sein, dass ihm Saga somit zumindest teilweise die Verantwortung für seine Berührungen abnahm. »Schade das wir keine Kamera haben, um das für die Nachwelt festzuhalten«, ließ sich mit einem Mal Miyavi vernehmen, und Saga sah grinsend, wie dessen Hand ganz ungeniert seinen Schritt rieb. »Wir hätten Kai fragen sollen!« »Und riskieren, dass uns das süße Schätzchen morgen umbringt?« Saga lachte und warf einen bedeutungsvollen Blick auf Yuji, der einen Moment brauchte, bis er sich angesprochen fühlte, und dann träge die Augen öffnete. »Damit das klar ist, das ist nur ein Experiment!«, stellte er klar, doch der wollüstige Laut, den er von sich gab, als Takerus Lippen sich an seinem Hals festsaugten, widersprach ihm vollkommen. »Ich mache nur mit, weil ich betrunken bin! Morgen, wenn ich wieder nüchtern … ahh!« Sein Rücken krümmte sich nach oben und sein Becken presste sich gegen Takeru, welcher leise lachte und seine Zähne so fest in die weiche Haut grub, dass sie ganz weiß wurde. »Dann was?«, fragte er scheinheilig und blickte auf die geröteten Wangen und feuchten Lippen des Gitarristen, als würde allein diese Anblick alle Fragen beantworten. »Immerhin wolltest du wissen, wie es mit einem Kerl ist!« »Ja, mit EINEM!« Yuji lachte atemlos, als er sich auf einmal bewusst wurde, dass er auf der Tischplatte wie auf einem Präsentierteller lag, doch er schien trotzdem keine Intention zu haben, den aktuellen Zustand zu verändern. »Vier sind viel besser als einer!«, sagte Miyavi schmunzelnd und erhob sich, um Yuji in eine sitzende Position zu schieben. So elegant wie es ging, schwang er sich hinter ihm auf den Tisch und setzt sich so, dass Yuji zwischen seinen langen Beinen saß, den Rücken an den größeren Oberkörper gelehnt. Takeru lächelte wissend und ließ sich seitlich von ihnen auf der Platte nieder, eine Hand an Yujis Wange, um sein Gesicht zu sich zu biegen, die andere in seinen dunkelbraunen Haaren vergraben. »Glaub mir, du wirst nichts bereuen«, flüsterte er gegen seine Lippen und küsste ihn hauchzart, ehe er sich über seine Schulter beugte und Miyavi in einen stürmischen Kuss verwickelte. »Und du auch nicht …« Saga flüsterte die Worte nur für Chiyu hörbar an dessen Ohr, während er seine Hand weiter über Yujis Oberkörper gleiten ließ. Miyavis Hände kamen ihm zur Hilfe und schoben das T-Shirt so weit es ging nach oben, ehe sie es Yuji mit einer fließenden Bewegung über den Kopf zogen. Sofort kosten von allen Seiten Finger über die weiche Haut, streichelten, zwickten spielerisch in seine Brustwarzen, bevor sie wie Schmetterlingsflügel an eine andere Stelle huschten. Der kleine Gitarrist schien vollkommen in den süßen Berührungen verloren, sein vom Alkohol sensibilisierter Körper reagierte auf jede Zuneigung viel ehrlicher als er es in nüchternem Zustand getan hätte, und es dauerte nicht lange, da streckte er seine Hand aus, um Chiyu, der ihm am nächsten war, zu greifen und an sich heranzuziehen. »Küss mich!«, flüsterte er heiser und der Bassist schluckte trocken, ehe er dem Wunsch ohne Widerworte nachkam und die atemlos geöffneten Lippen mit den seinen verschloss. Und diesmal ließ er sich nicht mehr ablenken. Seine Zähne gruben sich in die volle Unterlippe, zogen daran, ehe seine Zunge darüber schmeichelte; seine Hände glitten beinahe ohne Sagas Führung über den schmalen Brustkorb, und als Saga ihn ein kleines Stück nach vorn schob, stieß er mit seinem Oberschenkel Yujis Knie auseinander. »Schieb ihn nach vorn!«, wies er Miyavi mit rauer Stimme an und dieser ließ einen Moment von Takerus Lippen ab, um auf der Tischplatte nach vorn zu rutschen, so dass Yuji gerade noch auf der Kante saß, Chiyus linker Schenkel zwischen seinen geöffneten Beinen. Saga grinste amüsiert und schob Chiyu mit seinem Körper noch ein Stück weiter heran, bis die Unterkörper der beiden SuG-Mitglieder an den Oberschenkel des anderen gepresst waren. Vorsichtig begann er zu stoßen, sich deutlich bewusst, dass Chiyu im selben Rhythmus an Yuji gepresst wurde, dessen Augen halb aufdrifteten und ihn über die Schulter des jüngeren Bassisten gläsern anblickten. »Was machst du?«, hauchte er und brach den Kuss mit Chiyu, als dieser durch einen weiteren Stoß an ihn herangedrückt wurde. Miyavis Arme umschlossen ihn von hinten, bogen seine Schultern leicht zurück, während Chiyu sich über ihn beugte und sein Becken anhob, so dass er den beiden Männern halb liegend vollkommen ausgeliefert war, wehrlos die aufreizenden Berührungen ertragen musste, ohne sich bewegen zu können. Seine Haut war gerötet, glänzte leicht und einen Augenblick schien es, als würde er realisieren, was gerade geschah, dann umschlossen Chiyus Lippen seine Brustwarze und ließen seinen Kopf mit einem unverhohlenen Stöhnen gegen Miyavis Oberkörper kippen. »Beweg dein Bein gegen seinen Schritt!«, raunte Saga Chiyu ins Ohr, während er dessen Hände losließ und stattdessen unter das Shirt des Jüngeren fuhr. »Mach ihn so richtig scharf!« Seine Fingerspitzen glitten über Chiyus weiche Haut, während dieser seinem Befehl widerstandslos folgte und sein Bein gegen Yuji zu bewegen begann. Der kleine Gitarrist gab einen unterdrückten Laut von sich, seine Wangen färbten sich in einem leichten Rot und er wendete den Kopf, als wolle er sein Gesicht an Miyavis Brust verstecken, um niemanden sehen zu lassen, wie sehr ihm die Berührung gefiel. Saga atmete tief durch, als er merkte, wie ihm bei diesem Anblick selbst sehr warm wurde. Er hatte geplant, dass dies passieren würde, doch das ganze Ausmaß der Situation hatte er vorher nicht wirklich bedacht. Vor allem hatte er nicht damit gerechnet, dass Takeru und Miyavi so aktiv mitmachen würden. Der kleine Blonde schmiegte sich von der Seite an den Sänger und küsste ihn so stürmisch, dass Saga nicht wusste, wie Miyavi nebenbei noch seine Hände auf Yuji koordinieren konnte. Sagas Kehle wurde trocken, als er sah, wie eine von Miyavis Händen den Gitarristen verließ und sich die Finger besitzergreifend in Takerus Pobacke gruben. Er spürte, wie seine Hose unangenehm eng wurde und rieb sein Becken gegen Chiyu, ehe er sich kurzentschlossen das Shirt über den Kopf zog und nur wenige Sekunden später Chiyus, der überrascht aufkeuchte, als sich ein heißer Brustkorb gegen seinen Rücken presste. »Saga, was …«, hauchte er, ehe seine Worte in einem verzerrten Stöhnen untergingen, als sich Sagas Finger mit festem Druck seinen Hals hinaufschoben und schließlich in seinen Mund tauchten. »Ich werde dich nachher ficken und es wird dir gefallen!«, raunte er an das Ohr des anderen und rieb sein Becken an den weichen Pobacken, um ihn deutlich spüren zu lassen, was auf ihn zukam. Chiyu konnte nur einen undefinierbaren Laut von sich geben, doch Saga war sich beinahe sicher, dass es etwas in die Richtung ›Das kannst du vergessen!‹ gewesen war. Doch Chiyus halbherzige Versuche, sich zu sträuben, hätten ihn in diesem Moment nicht weniger interessieren können. Denn er wusste es aus allem, was bis jetzt zwischen ihnen geschehen war, besser. »Aber erst lässt du ihn ein bisschen Spaß haben!« Sein Blick huschte zur Seite und er griff nach der Sirupflasche, die Miyavi zum Mixen der Getränke benutzt hatte. Mit wenigen Handgriffen hatte er den Deckel abgeschraubt und zur Seite geworfen, ehe er die Öffnung über Yujis Oberkörper hielt und die ersten pinken Tropfen fallen ließ. Er lachte, als sich Yuji überrascht aufbäumte, als die kalte Flüssigkeit unerwartet auf ihn tropfte. Dann packte er Chiyus Kinn und zwang ihn mit eisernem Griff nach unten, bis dessen Lippen auf die Brust des Gitarristen trafen. »Ablecken!«, befahl er und beugte sich zu ihm hinab, so dass seine Lippen Chiyus Nacken berührten. Seine Stimme war gleichermaßen verführerisch wie drohend, als er die nächsten Worte sprach, beinahe so leise, dass Chiyu sie nur an der Bewegung der Lippen an seiner Haut ausmachen konnte. Und er konnte spüren, wie dem Jüngeren ein Schauer über den Rücken fuhr. »Denn je mehr ihm gefällt, was du mit ihm tust, umso mehr wird dir gefallen, was ich mit dir tue. Und glaub mir – du willst mich nicht enttäuschen …« --------------------------------------------------- tbc. Wir nähern uns dem Ziel!! Hat eigentlich noch irgendjemand dran gedacht, dass ich den 5some in den ersten Kapiteln angekündigt habe? XPPP Kapitel 10: ------------ Kapitel 10 Hätte man Saga vor diesem Abend gefragt, was er für Yuji und Chiyu geplant hatte, wäre seine Antwort einfach ausgefallen: Zusammen in einen abgetrennten Raum bringen, betrunken machen, durch Nebenakteure die Stimmung auflockern, miteinander schlafen lassen – fertig. Ein solider, einfach auszuführender Plan, der überhaupt nicht fehlschlagen konnte! So zumindest die Theorie. Hätte irgendjemand Saga gesagt, dass dieser Plan absolut schwachsinnig war und weder bedachte, was die Hauptpersonen wollten, noch, was es in ihm selbst auslösen würde, wenn sich Chiyu und Yuji vor seinen Augen an die Wäsche gehen würden, hätte er ihm schlichtweg den Vogel gezeigt und gemeint, er habe alles vollkommen unter Kontrolle – inklusive sich selbst. Unter Kontrolle hatte er im Moment nichts mehr. Weder sich noch die Situation. Der einzige, der noch wirkliche Kontrolle zu haben schien, war der Alkohol. Saga war lange nicht so angetrunken wie die anderen, doch selbst er spürte, wie sich sein Körper dem warmen Verlangen hinzugeben schien, dem süßen Getränk die Führung zu überlassen, da es ihn gleichzeitig von aller Schuld befreite. Ja, das war die beste Erklärung! Es war der Alkohol, der dafür verantwortlich war, dass seine Hände über Chiyus nackten Oberkörper glitten; es war der Alkohol, der dafür sorgte, dass sich seine Lippen an dessen Haut festsogen und sein Herz einen Takt schneller klopften ließ, wann immer sich der jüngere Bassist in seinen Armen wand und gegen ihn presste. Und nicht zuletzt war der Alkohol derjenige, der alle anderen um ihn herum vollkommen blind gegenüber jeglicher Art von Folgen werden ließ, so dass sie nichts anderes taten, als sich der Lust hinzugeben, die sie in diesem Moment durchströmte. Nur so hatte dieses Bild entstehen können: Chiyu eingeklemmt zwischen ihm und Yuji, die Zunge des jungen Bassisten auf Yujis Brust und sein Oberschenkel am Schritt des anderen, der hilflos auf dem Tisch saß und an Miyavis Oberkörper lehnte, Takeru neben sich, und sich scheinbar nicht mehr bewusst, was er hier eigentlich gerade tat. Ein kleiner Teil in Saga hoffte, dass sie, er inklusive, so viel getrunken hatten, dass sich keiner von ihnen morgen noch an irgendetwas erinnern konnte. Es war sein Plan gewesen, dass Chiyu mit Yuji schlief, doch jetzt wollte er die Bilder der zwei hübschen Männer, deren Körper sich aneinander pressten, einfach nur vergessen. Aber wegsehen konnte er auch nicht. Sein Blick folgte der pinken Flüssigkeit, die Miyavi aus der Sirupflasche auf Yujis Brust tropfen ließ, folgte dem Lauf der Tropfen bis Chiyus Zunge sie aufnahm und von der weichen Haut leckte. Er fühlte deutlich, wie seine Hose bei dem Anblick enger wurde, und für einen winzigen Moment stellte er sich vor, wie es wäre, wenn der andere dies bei ihm machen würden, wie es wäre, wenn er statt Yuji zwischen Miyavi und Chiyu auf der Tischplatte liegen würde, ausgeliefert und gleichzeitig von allen Seiten verwöhnt. Er wusste, wie sehr er sich dagegen sträubte, in eine Position gebracht zu werden, in der er nicht mehr den Ton angab, aber in diesem Moment war es ihm fast egal. Er wollte Chiyu – egal ob er dabei seinen Stolz hinunterschlucken musste. »Gefällt dir das?«, holte ihn Miyavis Stimme aus seinem Tagtraum zurück und ließ seine Wangen vor Scham rot werden. Doch schnell realisierte er, dass die Worte nicht an ihn gerichtet waren. Der Sänger strich mit den Fingerspitzen durch den Sirup auf Yujis Brust, verteilte die helle Flüssigkeit auf seinen Brustwarzen, wo sie nur Sekunden später von Chiyus flinker Zunge aufgeleckt wurden. Yuji konnte nur atemlos nicken, die Augen glasig verhangen auf Miyavi gerichtet, während er sich hilflos unter Chiyus Liebkosungen wand. Der Bassist schien sich überhaupt nicht mehr daran zu erinnern, wie unangenehm es ihm noch vor kurzer Zeit gewesen war, sich vor allen anderen so gehen zu lassen. Seine Hände fuhren Yujis Seiten auf und ab, seine Zunge liebkoste jede Stelle seiner Haut, die sie erwischen konnte, während sich sein Oberschenkel rhythmisch gegen Yujis Unterleib bewegte, als würde er ihn mit jeder Bewegung aufstoßen wollen. Takeru kam ihm zur Hilfe und leckte die kleinen Siruptropfen von Yujis Haut, die an der Seite hinab auf den Tisch fließen wollten, ehe er seine Lippen auf Yujis Mund legte und ihn sanft küsste. »Und, immer noch neugierig?«, fragte er und lachte leise, als Yujis Zunge die Süße von seinen Lippen ableckte. Der Gitarrist lächelte atemlos und nickte andeutungsweise, während seine Hand zu Chiyu wanderte und sich in dessen Nacken legte. »Es scheint ihm außerordentlich gut zu gefallen«, ließ sich Miyavi vernehmen und grinste, ehe er Yuji höher zog und Chiyu ein wenig von ihm wegschob, um mit seiner Hand in Yujis Schritt zu langen. »Seht ihr! Hart als hätte er gerade 10 Stunden Porno geschaut!« Er lachte, als Yuji nach Luft schnappte, löste seine Hand jedoch nicht, sondern begann sie auf der Hose zu bewegen, sichtlich unzufrieden, dass ihm der Stoff einen Großteil der Angriffsfläche verwehrte. »Es wäre besser, wenn du das Teil nicht anhättest«, raunte er in Yujis Ohr und schnappte mit den Zähnen nach dessen Ohrläppchen, ehe er seinen Blick zu Saga hob. »Was meinst du, Saga? Spielen wir Strippoker – ohne Poker?« Der Angesprochene grinste und nickte, sehr erfreut, dass nicht er es war, der diesen Vorschlag machen musste. »Wir sind euch Meilen voraus!«, antwortete er und schmiegte seinen nackten Oberkörper an Chiyus warme Haut, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ehe seine Hände zu Yujis Hosenbund wanderte. Doch noch bevor er etwas tun konnte, hielt Takeru ihn zurück und schenkte ihm einen warnenden Blick. »Treib’s nicht zu weit!«, sagte er leise, aber Saga konnte die unterschwellige Drohung deutlich heraushören. Takeru hatte zuvor gesagt, wenn er Chiyu oder Yuji verletzen würde, würde er es mit ihm zu tun bekommen – und er schien seine Worte ernst gemeint zu haben. Verflucht, warum hatte Miyavi seinem Bettspielzeug erzählt, was zwischen ihm und Chiyu vorgefallen war?! Hätte es nicht gereicht, ihm einen groben Überblick zu geben? Oder irgendeine Ausrede zu erfinden? Warum störte er jetzt? Mürrisch zog er die Augenbrauen zusammen und beobachtete skeptisch, wie Takeru auch Chiyu stoppte und sich dann zur Yuji beugte, so dass er ihm in die Augen sehen konnte. »Dir ist klar, was hier abläuft?«, fragte er ernsthaft und tätschelte die gerötete Wange des anderen, der einen Moment brauchte, bis er verstand, dass die Liebkosungen verschwunden waren und vermutlich nicht eher wiederkommen würden, bis er die Frage beantwortet hatte. »Vollkommen klar!«, antwortete er und ruckelte ein wenig in Miyavis Armen herum, doch die Kraft, sich aufzurichten, konnte er nicht aufbringen. Takeru schenkte ihm einen besorgten Blick, doch Yuji schüttelte nur den Kopf. »Mach dir keine Sorgen, ich bin klar im Kopf! Ich kann vielleicht nicht mehr anständig laufen – oder aufstehen – aber ich weiß noch sehr gut, wie man Nein sagt. Und solange das hier ein Spaß unter Freunden bleibt und wir uns nicht morgen alle seltsam angucken, ist es okay!« Er zwinkerte dem blonden Sänger verschmitzt zu und leckte sich über die geröteten Lippen, ehe der ernste Ausdruck wieder von seinem Gesicht verschwand und er Chiyu angrinste. »Außerdem ist es sehr interessant zu beobachten, wie hemmungslos Chiyu unter Alkoholeinfluss wird! Ich dachte schon, ich wäre schlimm!« Er lachte, als Takeru zuerst ihn und dann Chiyu verblüfft ansah, und auch Saga hob erstaunt eine Augenbraue. So wie Yuji sprach, konnte man tatsächlich davon ausgehen, dass er noch sehr genau wusste, was geschah. Saga hatte nie vorgehabt, den anderen so betrunken zu machen, dass er am nächsten Tag der Meinung sein würde, Opfer eines Gangrapes unter Alkoholeinfluss gewesen zu sein. Doch zu sehen, wie zurechnungsfähig der andere selbst jetzt noch war, war auch für ihn eine Überraschung. »Da ist ja mal jemand vorlaut!«, lachte Miyavi laut auf und Saga stimmte mit ein, dankbar, dass jemand die merkwürdige Situation beendete. Auch Yuji begann zu kichern und boxte Takeru spielerisch gegen die Brust, ehe er ihn zu sich zog. »Du willst auch echt immer die Stimmung kaputt machen«, flüsterte er vorwurfsvoll, ehe er nach den weichen Lippen schnappte und kurz daran saugte, während er mit den Beinen nach Chiyu angelte, um dessen Körper wieder an sich zu ziehen. Einen Moment sah es aus, als sei sich Chiyu nicht mehr ganz sicher, ob er nahtlos dort ansetzen konnte, wo er aufgehört hatte, doch Sagas Becken, das ihn nach vorn drängte, ließ ihm gar keine andere Wahl. »Sowas bekomme ich zu hören, nachdem ich dich vor den hungrigen Biestern retten wollte?« Takeru gab einen empörten Laut von sich, doch dann grinste er gefährlich und zwickte Yuji sanft in eine Brustwarze, ehe sich seine Hand dessen Bauch hinab zu seinem Hosenbund schob. »Dann darfst du dich auch nicht mehr beschweren, wenn hier alle über dich herfallen! Denn im Gegensatz zu mir sind die geistig nicht mehr nüchtern. Und wenn sie nicht ein klares Nein hören, machen sie weiter … und weiter …« Sein Grinsen wurde breiter, als er mit geschickten Fingern Yujis Hosenknopf öffnete und den Reißverschluss hinab zog. »… und weiter … bis du dich nur noch winden und stöhnen kannst! Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede!« »Ist Miyavi so gut?« In Yujis Augen flammte Neugierde auf und er versuchte den Kopf zu drehen, um den größeren Sänger anzusehen. »Oh, natürlich bin ich gut«, antwortete dieser selbstsicher und lachte, ehe er Takerus Hand von Yujis Hose verscheuchte und mit seiner eigenen über den dünnen Stoff der Panty darunter fuhr. »Willst du wissen, wie gut?« Ein schelmischer Ausdruck erschien in seinen Augen, als er mit den Fingern unter den Stoff der Panty fuhr. Und obwohl seine Fingerspitzen nur federleicht über die Erektion des anderen fuhren, gab dieser ein genüssliches Stöhnen von sich. Die Augen fest zusammengekniffen und die Lippen atemlos geöffnet, hielt er still, schien jede noch so kleine Berührung in sich aufzusaugen. Sagas Zähne gruben sich in seine Unterlippe, als er sah, wie sich die Muskeln des Gitarristen anspannten und seine Oberschenkel wie Schraubstöcke Chiyus Bein umschlossen, so dass der jüngere Bassist einen schmerzhaften Laut von sich gab. Doch es schien ihn nicht zu stören. Seine Augen waren gebannt auf Yujis Körpermitte gerichtet, auf Miyavis Finger, die sich unter der Panty bewegten. Saga konnte förmlich spüren, wie Chiyus Körper heißer wurde, sah den leichten Schweißglanz auf der caramelfarbenen Haut seines Nackens glänzen, und obwohl es nicht sein konnte, glaubte er, Chiyus Herz rasen zu hören. Er musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um sich zusammenzureißen, um nicht die Kontrolle über seine Hände, die kontinuierlich über Chiyus Brustkorb strichen, zu verlieren. »Gut?«, raunte der große Sänger in Yujis Ohr, die Stimme dunkel und rauchig, so dass dieser erschauderte und nach Luft schnappte, ehe er atemlos nickte. »Mehr?« Miyavi lachte leise, als nur ein weiteres heftiges Nicken folgte, ehe er Takeru einen kurzen Blick zuwarf, der sofort verstand und die Jeans samt Panty ein Stück nach unten schob. Sofort schloss sich Miyavis komplette Hand um den harten Schaft, doch statt Yuji Erlösung zu verschaffen, fuhr er so langsam auf und ab, dass der andere einen wimmernden Ton von sich gab und sein Becken nach oben presste, um den Kontakt zu intensivieren. Doch Miyavi kannte kein Erbarmen. Anstatt dem Drängen nachzugeben, wurden seine Bewegungen nur noch langsamer, bis er stoppte. »Mehr?«, fragte er und Saga hob amüsiert eine Augenbraue. Eine so ausgeprägte sadistische Ader hätte er Miyavi gar nicht zugetraut. Yujis Augen öffneten sich halb und er sah so hilflos aus, dass Saga beinahe Mitleid mit ihm bekam. Er hätte zu gern weiter zugesehen, wie Miyavi den anderen folterte, doch langsam wurde es Zeit, dass Chiyu wieder etwas tat. Der Widerstand, der noch immer in diesem vorhanden war, war äußerst lästig. Er musste ihm etwas geben, das ihn endgültig in die richtige Richtung drängte. Ohne Vorwarnung griff er Chiyus Hand, welcher überrascht zusammenzuckte, und legte sie um Miyavis, ehe er mit seiner eigenen zudrückte und sie zu bewegen begann. Augenblicklich bog sich Yujis Rücken nach oben, und nur Sekunden später hatte Miyavi seine Hand zurückgezogen. Saga schenkte ihm einen kurzen Blick, nur um das gefährliche Lächeln im Gesicht des anderen zu sehen, das ihm deutlich zeigte, dass Miyavi verstand – und wie viel Spaß es ihm machte, an der Ausführung seines Plans beteiligt zu sein. »Zieh die Hand bloß nicht zurück!«, raunte Saga in Chiyus Ohr, als er dessen Finger stärker zusammendrückte. »Du bist so ein perverses verschlagenes Arschloch!«, zischte der andere zurück, doch Saga hatte für ihn nur ein mitleidiges Lachen übrig. »Pervers?«, fragte er und leckte über dessen Hals bis zu seinem Ohr hinauf. »Du bist es, den es anturnt! Du bewegst dich gegen ihn, als würdest du ihn mit deinem Oberschenkel ficken wollen, und du nennst mich pervers? Stell dich nicht so an! Er will es, also gib es ihm! – Nicht wahr Yuji?« Er grinste dem Gitarristen zu, der einen Moment brauchte, bis er ihn mit glasigen Augen fokussiert hatte, viel zu abgelenkt von der süßen Lust, die von seinem Unterleib aus seinen Körper flutete und ein gesundes Rot auf seine Wangen trieb. »Lieber Chiyu als einen von uns, nicht wahr?«, rief ihm Saga seine Worte von vorhin in den Kopf, und der andere nickte atemlos, ehe seine Hände nach Chiyu langten und ihn zu sich zogen, um ihn zu küssen. Er ruckelte mit den Hüften, um seine Hose loszuwerden, doch erst als Saga und Takeru ihm mit vereinten Kräften zu Hilfe kamen, konnte er sich so weit von Chiyu entknoten, dass sie den Stoff von seinen Beinen ziehen konnten. Saga grinste, als er sah, wie sich seine Schenkel sofort wieder um den Bassisten schlossen, diesmal komplett, und ihn an sich zogen, so dass dieser seine Hand kaum noch bewegen konnte. Chiyu schien überhaupt nicht zu bemerkten, dass Sagas Hand ihn nicht mehr führte. Seine Finger fuhren das geschwollene Glied auf und ab, während er Yuji so dominierend küsste, dass dieser überhaupt keine andere Wahl hatte, als sich ihm zu fügen. Miyavi grinste, ehe er sich von Yuji löste, so dass dieser mit dem Rücken auf die Tischplatte sank. »Die haben aber wirklich eine Menge Spaß!«, sagte er und ließ sich auf die Ledercouch sinken. Ungeniert öffnete er seinen Hosenstall, um sich ein bisschen mehr Freiheit zu verschaffen, ehe er die Hand hob und einen kleinen Wink machte. Sofort war Takeru neben ihm und zog den Stoff seiner Unterhose zur Seite, um ihn mit seinem Mund zu umschließen. Saga staunte nicht schlecht, als sich der große Sänger mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zurücklehnte und die Augen halb zudriften ließ, eine Hand besitzergreifend in Takerus blonden Haaren, um ihn noch tiefer zu drücken, während er wie ein Pascha, der seine Konkubinen beobachtete, die Show genoss, die ihm auf dem Tisch geboten wurde. »Du siehst so notgeil und unbefriedigt aus!«, sagte Miyavi in einem beiläufigen Tonfall zu Saga, beinahe so, als würden sie sich übers Wetter unterhalten. »Wolltest du nicht Chiyu ficken? Jetzt wäre eine gute Gelegenheit! Der Kleine ist so beschäftigt, der kriegt nichts mehr mit. Oder willst du lieber, dass dir Takeru einen bläst, wenn er mit mir fertig ist!« Er leckte sich mit einem dreckigen Grinsen über die Lippen und fuhr mit der Hand über den schlanken Rücken des anderen Sängers, der sich nicht darin beirren ließ, ihn nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen. Saga hob eine Augenbraue, doch noch bevor er etwas erwidern konnte, schnellte Chiyus Kopf nach oben. Da war jemand scheinbar doch nicht so beschäftigt, dass er nichts mehr mitbekam! Dem jungen Bassisten war deutlich anzusehen, dass ihm der letzte Kommentar überhaupt nicht passte, doch gerade als er trotzig etwas erwidern wollte, fiel sein Blick auf Takeru und er erstarrte in seiner Bewegung. Yuji gab einen unwilligen Laut von sich, als die Stimulation verstoppte, und öffnete die Augen, nur um wenige Momente später ebenso zu erstarren. Seine Augen wurden so groß wie Untertassen und er schnappte nach Luft. »Was zum …«, brachte er nur heraus, dann klappte sein Mund wieder zu. »Überrascht?«, grinste Miyavi und bewegte sein Becken, ehe er seine Zähne genüsslich in seine volle Unterlippe grub. »Er ist wirklich gut … So weiche Lippen … Willst du auch?« Yujis Augen wurden noch ein Stück größer und er leckte sich unbewusst über die Lippen, ehe er zu Sagas Erstaunen keinen Moment zögerte, ehe er nickte. Miyavi lachte nur leise, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, Takeru ist besetzt! Aber ich bin sicher, Chiyu hilft dir aus! Nicht wahr Chiyu?« Er fixierte den anderen mit seinen dunklen Augen. »Blas ihm einen!« Saga sah interessiert zu Chiyu, dessen Augen sich überrascht weiteten, und er fand es sehr amüsant zu beobachten, wie seine Wangen langsam die Farbe einer reifen Tomate annahmen. Meine Güte, wie war es möglich, dass der andere überhaupt schon mal Sex gehabt hatte?! »Stell dich nicht so an!« Sagas Augen verengten sich und er strich Chiyu über die Schulter, ehe er sich an ihn schmiegte und seine Lippen seinem Ohr näherte. »Selbst wenn du nicht schwul bist, wie das geht, müsstest du wissen! Und er will dich! Dich, keinen von uns! Dich! Also reiß dich zusammen und gib ihm, was er will!« Er spürte deutlich, wie Chiyu erschauderte, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um das unangenehme Gefühl zu unterdrücken, das sich auf einmal in seiner Brust formte, als ihm klar wurde, dass tatsächlich stimmte, was er gerade gesagt hatte. Yuji wollte Chiyu! Sein Plan war ein Erfolg auf der ganzen Linie. Nur nicht für ihn selbst … »Yuji?« Chiyu warf dem Gitarristen einen fragenden Blick zu, doch anstatt ihm zu antworten, griff dieser nur nach seiner Schulter und drückte ihn in Richtung seiner Körpermitte. Miyavis gedämpftes Lachen erklang, als sich Chiyus Lippen bereitwillig um den harten Schaft schlossen. Yujis Zustimmung schien endgültig die letzten Bedenken in ihm ausgelöscht zu haben und ließ endlich den verruchten Teil in Chiyu erwachen, den bis jetzt nur Saga kannte. Doch anstatt zufrieden über den Erfolg seines Plans zu sein, bekam es dieser nur halb mit. Er fühlte sich auf einmal wie in einer seltsamen Blase gefangen, ausgeschlossen aus von dem Geschehen um ihn herum und dennoch nicht fähig, es auszublenden. Seine Brust war wie zusammengeschnürt und einen kurzen Moment glaubte er, gegen den Alkohol zu verlieren, als ihm regelrecht schwindlig wurde. Mit einem seltsam tauben Gefühl ließ er sich auf die Couch sinken und krallte seine Finger in das kühle Leder der Lehne. Seine Augen waren starr auf Chiyus Lippen gerichtet, und er konnte nicht recht zuordnen, was dieser Anblick in ihm anrichtete. Einerseits wollte er Chiyu wegzerren, wollte ihn küssen, ihn anschreien, wie er nicht sehen konnte, was er für ihn empfand – andererseits spürte er deutlich, wie es ihn unglaublich anturnte. Das war doch krank! Wie konnte es ihn gleichzeitig quälen und heiß machen, Chiyu mit einem anderen zu sehen?! Er war nicht wie Kai oder Miyavi, er stand nicht aufs Zusehen! Er musste zwar nicht die Hauptattraktion sein, aber zumindest wollte er die Hauptattraktion nach allen Regeln der Kunst flachlegen! Er versuchte sich Yuji wegzudenken, versuchte sich nur auf Chiyus Mund zu konzentrieren. Auf die feuchten vollen Lippen, die sich an Yuji festsaugten, ihn tief in sich aufnahmen, so dass sich der kleine Gitarrist auf der Tischplatte wand und krümmte. Obwohl er deutlich sah, dass Chiyu es nicht gewöhnt war, einen anderen Mann zu befriedigen, war er so unbeirrt in seinen Bewegungen, als habe er diese Situation in Gedanken schon hundertmal durchgespielt. Und in Anbetracht der Tatsache, wie sehr er sich nach Yuji verzehrt hatte, war dies sogar wahrscheinlich. Saga versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn er auf dem Tisch läge, wenn Chiyu ihn genauso verwöhnte, dass er die unterdrückten Laute, die ihm entwichen, nicht mehr kontrollieren konnte. Wenn Chiyu ihn mit genau dem selben Verlangen wie Yuji ansehen würde, seine schlanken Finger ebenso besitzergreifend über seine Haut gleiten würden, während ihn sein warmer, feuchter Mund bediente. Sagas Hände wurden feucht, wenn er nur daran dachte – das Objekt seiner Begierde dabei genau vor seinen Augen habend. Er sah, wie Chiyu zu kämpfen hatte, wenn Yuji ihn zu tief drückte, aber er ließ sich nicht beirren. Er tat alles, um ihm zu gefallen. Yujis Pobacken spannten sich an, seine Atmung wurde abgehackter, doch kurz bevor der andere seinen Höhepunkt erreichte, packte Saga Chiyus Schopf und zog ihn von Yuji weg. Die braunen Augen brauchten einen Moment, bis sie ihn fokussiert hatten, und Saga ignorierte das Unverständnis darin geflissentlich. In seinem Körper brannte es und seine Stimme war beinahe wütend, als die er die nächsten Worte zischte. »Mach nichts, wenn du keine Gegenleistung bekommst!« Chiyus Stirn kräuselte sich verwirrt und sein Blick huschte zu Yuji, der wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappte und sich gerade erst bewusst geworden zu sein schien, dass dies nicht zum Spiel gehörte. Er gab einen frustrierten Laut von sich und angelte fahrig nach Chiyu, doch Saga hielt diesen unbarmherzig fest. »Du wirst jetzt machen, was ich dir sage, verstanden?«, zischte er den jüngeren Bassisten an und dieser nickte nur, viel zu erschrocken, um etwas erwidern zu können. Er zuckte leicht zusammen, als sich Saga an seinem Gürtel zu schaffen machte und ihm nur wenige Sekunden später die Hose bis zu den Kniekehlen zog, ehe er ihn so gefährlich anfunkelte, dass jeder Funke Protest im Keim erstickt wurde. »Was machst du da mit ihm?«, meldete sich Miyavi zu Wort und strich Takeru über die Wange, der sich wie ein kleines Kätzchen an ihn geschmiegt hatte und sich weiße Flüssigkeit von den Lippen leckte. »Dafür sorgen, dass wir noch mehr zu sehen haben!« Saga Grinsen war dunkel und er erschrak beinahe ein wenig über die wirren Gefühle in seinem Inneren, die plötzlich alles durcheinander zu werfen schienen. Dort rangen Wut, Verlangen und eine nicht zu unterschätzende Portion Verzweiflung miteinander, überschattet von dem vergeblichen Versuch, vor sich selbst das Gesicht zu wahren. »Yuji, du willst doch wissen, wie es mit einem Mann ist!« Der Gitarrist blickte ihn unfokussiert an und nickte verwirrt, als Saga seine Hand unter seine Schulter schob und ihn in eine sitzende Position hob. Die Augen des Bassisten funkelten gefährlich, als er Chiyu neben dem anderen mit dem Rücken auf die Tischplatte drückte. Yuji gab einen zischenden Laut von sich, sichtlich verärgert über Sagas Hand, die sich in seinen Schopf grub und ihn in Chiyus Richtung drückte, doch jedes weitere Wort erstarb auf seinen Lippen, als er verstand, was gerade geschah. Rasselnd sog er die Luft ein und blickte mit geweiteten Augen zu Saga, ehe er zurück auf Chiyus Schritt sah. Dieser versuchte die überdeutliche Beule in seiner Panty mit der Hand zu verdecken, doch Saga hielt ihn zurück, ehe er sich mit einem Gesichtsausdruck, der keine Wiederrede duldete, an Yuji wendete. »Wenn du noch Nein sagen willst, wäre jetzt der letzte Zeitpunkt dazu«, sagte er ruhig, doch in seinem Inneren brodelte es. Yuji schüttelte leicht den Kopf. Seine von Alkohol und Erregung glasigen Augen fixierten die Beule, ehe er vorsichtig mit den Fingerspitzen darüberfuhr. Augenblicklich verspannte sich Chiyu und wollte sich aufbäumen, doch Sagas Hand war schneller und zwang ihn zurück auf die Tischplatte. Zwei weitere schmale Hände umfassten sein Gesicht und Takeru beugte sich mit einem Lächeln über ihn, ehe er ihn sanft küsste. »Genieß es!«, flüsterte er leise. »Morgen tun wir einfach so, als wäre nichts davon geschehen!« Chiyu nickte verhalten, ehe er die Augen schloss und dem Kuss nachgab. Sagas Lächeln wurde triumphierend, ehe er Yujis Hand nahm und sie ein wenig fester auf Chiyus Schritt drückte. Doch es hätte seiner Hilfe nicht einmal bedurft. Wie von allein fuhren Yujis Finger die Konturen des harten Gliedes nach, strichen über den feuchten Fleck an der Spitze, ehe sie den Stoff nach unten zogen. »Lippen über die Zähne stülpen, alles andere ergibt sich von selbst!«, raunte Saga leise in sein Ohr. Am liebsten hätte er selbst Yujis Platz eingenommen, Chiyu mit seinen Lippen und seiner Zunge in Ekstase versetzt, doch er hatte ihm Yuji versprochen. So krallte er nur die Fingernägel in einen von Chiyus caramelfarbenen Oberschenkeln, während er mit ansah, wie Yujis Zunge über die Eichel leckte, ehe er seine Lippen darum schloss und zu saugen begann. Chiyus Körper zitterte, seine Hände ballten sich zu Fäusten und Saga konnte deutlich spüren, wie die Muskeln in seinen Schenkeln bis aufs Äußerste angespannt waren. Das musste für Chiyu wie ein Traum sein. Die Lippen, nach denen er sich seit Monaten verzehrte, in seinem Schoß, Yujis Zunge, die ihn umschmeichelte … Takerus Kuss konnte sein Stöhnen nicht mehr ersticken, und je mehr der süßen Töne seiner Kehle entwichen, umso nachgiebiger wurde sein Körper, bis er vollkommen in den berauschenden Gefühlen versunken schien. Saga sah, wie Yujis Hand sein eigenes Glied umfasste, doch ganz so leicht wollte er ihn nicht kommen lassen. Yujis Protestlaut ignorierend, hielt er dessen Hand fest. »Lass ihn machen!«, sagte er und deutete auf Chiyu, der seine Worte überhaupt nicht mitbekam. Seine Wangen waren gerötet und ein leichter Schweißfilm hatte sich auf seiner Haut gebildet, während sich seine Hand in Takerus Nacken gekrallt hatte und ihn in ihrem Kuss hielt. Miyavi, der bis jetzt still zugesehen hatte, grinste, als er verstand, was Saga vorhatte. Ohne dazu aufgefordert werden zu müssen, griff er nach Yuji und zog ihn wieder komplett auf den Tisch, ehe er ihn so herumdrehte, dass sein Unterleib in Höhe von Chiyus Kopf war. »Jetzt könnt ihr beide Spaß haben!«, sagte er und zog Takeru von dem Bassisten weg, um dessen Kopf in Richtung Yuji zu drücken. Chiyu protestierte nicht einmal. Ohne Zögern griff er nach Yujis Becken und zog ihn näher, um seine rot geküssten Lippen um dessen Glied zu schließen. Seine Finger vergrub er in Yujis Po und massierten die festen Pobacken, während er ihn gleichermaßen damit auf Distanz hielt. Dass dies nötig war, spürte er schon nach wenigen Sekunden. Denn Yuji hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Er stöhnte ungehalten, bewegte seine Hüften und hätte am liebsten in die süße Enge gestoßen. Seine Hand umschloss Chiyus Glied und fuhr es mit kraftvollen Bewegungen auf und ab, während seine Zunge immer wieder um die Eichel huschte. Saga schluckte den Speichel hinunter, der sich in seiner Kehle gesammelt hatte, und rieb seinen eigenen Schritt, ehe er sich neben Miyavi auf die Couch sinken ließ, um das Schauspiel zu betrachten, das sich ihnen bot. Er seufzte leicht auf, als dessen Hand die seine ablöste und ihn massierte. Wie selbstverständlich griff er in den Schritt des großen Sängers, um es ihm gleichzutun. Er wusste selbst nicht, wie er es bis jetzt ausgehalten hatte. Er fühlte sich so notgeil, als könne er die gesamte PS Company durchvögeln, einen nach dem anderen, bis er sich zu allerletzt so lange in Chiyu stoßen würde, bis er vor Erschöpfung auf ihm zusammenbrach. Es war nicht mehr so schwer wie am Anfang, den beiden zuzusehen. Noch immer spürte er deutlich, wie sich seine Brust bei ihrem Anblick zusammenzog, doch er weigerte sich standhaft, dem Gefühl ein weiteres Mal nachzugeben. Ein unterdrückter Laut ließ ihn aufhorchen und zu Takeru sehen, der sich an Miyavis Seite geschmiegt hatte und mit atemlos geöffneten Mund auf jede Bewegung dessen Hand reagierte, die an seinem Po unter den Hosenbund gewandert war. Und obwohl er sein Gesicht in der Halsbeuge des anderen Sängers vergraben hatte, konnte Saga seine hochroten Wangen sehen, die deutlich zeigten, dass ihn der andere, verborgen vom Stoff, sicher nicht nur unschuldig streichelte. Jedes Mal, wenn sich Miyavis Hand bewegte, zuckten Takerus Hüften nach vorn und er stöhnte leicht, so dass sich Saga auf die Unterlippe beißen musste. Er hatte die beiden schon beim Sex gesehen, doch zu wissen, dass Miyavis Finger gerade jetzt in den zarten Körper stießen, wo er nicht einmal einen halben Meter entfernt vom ihnen war, war nochmal eine ganze Spur heißer. Und es ließ den Wunsch in ihm nur noch stärker werden, das selbe endlich mit Chiyu zu machen! »Gleich kriegen wir was zu sehen!«, flüsterte Miyavi mit einem Mal an sein Ohr und Saga drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie sich Yujis Körper verkrampfte, wie sich seine Fingernägel in Chiyus Pobacken krallten, ehe ein Zittern durch seinen gesamten Körper fuhr. Mit einem dunklen Grollen stieß er die Hüften ein letztes Mal nach vorn. Chiyu versuchte noch, überrascht zurückzuweichen, doch er konnte nicht verhindern, dass sich Yuji in seinen Mund und auf sein Gesicht ergoss. Hastig hielt er seine Hand unter den Mund und ließ die weiße Flüssigkeit hineinlaufen, ehe er sich hilflos nach etwas umblickte, mit dem er sich abwischen konnte. Saga konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Hatte er bis jetzt noch leicht angezweifelt, dass Chiyu keine Erfahrungen mit Männern hatte, war dies der Beweis. Wenn Chiyu ihm gehören würde … denn würde er ihn so gut trainieren, dass er irgendwann mit Freuden schluckte. Doch gleichermaßen, wie er es belustigend fand, tat ihm Chiyu auch ein wenig leid. So griff er neben sich und reichte ihm eine Serviette, die noch von der Party übriggeblieben war. Chiyu hob den Blick und als er Saga mit verhangenen Augen ansah, stockte diesem für einen Moment der Atem. Mühsam brachte er seine Atmung wieder unter Kontrolle, ehe er dem anderen die Serviette in die Hand drückte und ihm mit einer weiteren die weißen Spuren vom Gesicht wischte. Was Yuji doch für ein Glück hatte, dass ihn so ein wunderschöner Mann begehrte. Sicher wusste er dies nicht einmal annähernd zu würdigen! Sein Blick fiel auf den kleinen Gitarristen, der mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag und immer noch dabei war, sich von seinem Höhepunkt zu erholen. Seine Atmung ging unregelmäßig und seine braunen Strähnen klebten ihm schweißnass in der Stirn. Er wirkte vollkommen ausgepowert, doch Saga hatte nicht vor, es jetzt schon enden zu lassen. »Streichel ihn«, flüsterte er Chiyu ins Ohr und nahm seine Hand, um sie auf Yujis Oberkörper zu legen. Auch seine eigene ließ er über die weiche Haut gleiten und strich mit den Fingerspitzen über die zarte Schweißschicht, die sich darauf gebildet hatte. Yujis Mundwinkel zogen sich zu einem Lächeln nach oben und er reckte sich der Berührung entgegen, ehe sich seine Augen einen Spalt breit öffneten und er Chiyu ansah. Die Wangen des Bassisten waren leicht gerötet, doch anstatt den Blick abzuwenden, erwiderte er ihn und beugte sich vor, um Yuji zu küssen, bevor seine Lippen dessen Wange entlang zu seinem Hals wanderten. Yuji gab einen leisen Ton von sich und reckte den Hals, um Chiyu mehr Angriffsfläche zu bieten, ehe sein Blick mit einem Mal auf Miyavi und Takeru fiel. Überrascht sog er die Luft ein, als er die eindeutigen Bewegungen von Miyavis Hand in der Hose des anderen sah und biss sich auf die volle Unterlippe. Miyavi lächelte verschlagen, als er das Interesse bemerkte und flüsterte Takeru etwas ins Ohr, so dass sich dieser umdrehte, sein Becken schamlos hebend. Den Blick, den er Yuji zuwarf, als aufreizend zu bezeichnen, wäre weit untertrieben gewesen. Saga leckte sich über die Lippen, als er es sah, und seine Hand wanderte ohne dass er es bemerkte, von Yuji zu Chiyu und führ dessen warmen Rücken auf und ab. Doch Yuji schien es nicht zu stören, dass ihn eine Hand weniger verwöhnte. Er war vollkommen gebannt von dem Anblick vor sich, konnte die Augen keine Sekunde abwenden. »Ich hätte zu gern gesehen, wie dich Miyavi gefickt hat …«, hauchte er, so dass Takeru ihn überrascht ansah, ehe er gefährlich lächelte. »Willst du immer noch?«, fragte er und stieß sein Becken gegen Miyavis Finger. Yuji schluckte trocken, dann nickte er heftig. Takeru warf Miyavi einen bedeutsamen Blick zu und es brauchte nur wenige Handgriffe, bis dieser ihm die Hose geöffnet und von den Beinen gestreift hatte, so dass Takeru nur noch sein T-Shirt trug. Er ließ sich rittlings auf Miyavis Schoß gleiten, ließ den Kopf gegen dessen Schulter sinken, den Blick nicht von Yuji wendend, und spreizte die Beine, so dass dieser einen perfekten Blick hatte. Es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, dass ihm alle zusahen, und als Miyavi zuerst einen, dann einen zweiten Finger in ihn stieß, gab er lediglich ein leises Stöhnen von sich und reckte sich dem anderen entgegen. Saga konnte nicht leugnen, dass der Anblick unglaublich verrucht war. Miyavi, noch voll bekleidet und nur mit geöffnetem Hosenstall, und auf seinem Schoß wie auf dem Präsentierteller Takeru, sich selbst immer wieder auf die schlanken Finger senkend. Miyavis Mundwinkel bogen sich nach oben, als er Yuji über Takerus Schulter hinweg musterte und sah, wie dessen glasiger Blick genau zwischen Takerus Beinen hängen geblieben war. »Da scheint jemandem sehr zu gefallen, was er sieht!«, meinte er grinsend und biss sanft in Takerus Hals, während er mit seiner freien Hand nach dessen Glied griff und es kaum spürbar streichelte. Takeru gab einen unterdrückten Laut von sich und versuchte die Stimulation zu intensivieren, doch Miyavi zog seine Hand augenblicklich zurück, deutlich klarmachend, dass der andere nicht zu entscheiden hatte, was er bekam. Und Takeru schien zu verstehen, dass der einzige Weg, Befriedigung zu bekommen, der war, sich Miyavi vollkommen zu ergeben. So biss er die Zähne zusammen und atmete tief durch, ehe er die Beine ein wenig weiter spreizte, um dem anderen mehr Angriffsfläche zu bieten. Saga leckte sich über die Lippen, als er sah, wie ein weiterer Finger in dem zierlichen Körper verschwand, und sich zusammen mit den beiden anderen langsam hinein und hinaus bewegte. Er wusste, wenn es jemand verstand, eine Show zu inszenieren, dann war es Miyavi, aber er war trotzdem nicht davon überzeugt gewesen, dass er es SO gut verstand, sein Opfer und alle anderen um den Verstand zu bringen. Yuji schien sich überhaupt nicht mehr bewusst zu sein, dass er vor nicht allzu langer Zeit konsequent dagegen gewesen war, irgendetwas zu machen, was auch nur annähernd schwul war. Seine Schenkel rieben sich an Chiyus Seiten, der auf ihm lag und seinen Hals liebkoste, als wäre es eine seltene Delikatesse, und sein Körper streckte sich gierig den verwöhnenden Händen entgegen. Der kleine Gitarrist biss sich auf die Unterlippe, um nicht noch lautere Töne von sich zu geben, doch auch so konnte jeder mit Leichtigkeit erkennen, wie sehr es ihm gefiel, wie er sich nach jeder Berührung verzehrte, als sei er vollkommen ausgehungert. Sein Brustkorb hob sich, als er Takeru durch einen weiteren Stoß von Miyavis Fingern erzittern sah, und drückte sich gegen Chiyu, ehe er seine Hand in dessen Schopf vergrub. »Ich will dich!«, keuchte er an das Ohr des anderen und rieb sein Becken an ihm, um ihm deutlich zu zeigen, was genau er von ihm wollte. »Chiyu …«, hauchte er und kratzte mit den Zähnen über dessen Ohrläppchen. »Chiyu … Fick mich … Fick mich!« Seine Augen glänzten und er krallte seine Fingernägel in Chiyus Rücken, ehe er ihn so nah an sich presste, dass nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen sie passen würde. »Fick mich! Fick mich!«, flüsterte er immer wieder und rieb seinen Körper an dem anderen, vollkommen enthemmt. Chiyu gab einen unterdrückten Ton von sich und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des anderen. Saga fühlte, wie ein Zittern durch den Körper des jüngeren Bassisten ging und strich ihm beruhigend mit der Handfläche über den Rücken, ehe er sich zu dessen anderen Ohr beugte. »Tu es!«, flüsterte er so leise, dass Yuji es nicht hören konnte. »Tu es; du willst es!« Wäre es Chiyu gewesen, der ihm dieses Angebot gemacht hätte, er hätte nicht einmal eine Sekunde gezögert. Doch der Bassist verharrte, schien mit sich zu ringen, ehe er Sagas Hand packte und so fest zudrückte, dass dieser schmerzhaft die Luft einsog. »Was soll ich tun?«, fragte er und als er seine Wange gegen Sagas lehnte, spürte dieser, wie heiß die Haut des anderen war. Er versuchte einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, doch er konnte nur hellbraune Strähnen erkennen, die dem anderen in die Stirn fielen und den Blick auf seine Augen verwehrten. Er wusste nicht, was Chiyu wollte, konnte dessen Stimme nicht zuordnen, den beinah verzweifelten Griff nach seiner Hand, der ihn so hilflos wirken ließ wie in der Gasse hinter dem Club, als er in Sagas Armen geweint hatte. Doch wieso jetzt, wo alles klar schien? Sagas Lippen streiften Chiyus Haut, den Impuls zurückkämpfend, ihn auf den Mund zu küssen, ehe er seine Hand drückte und sich hinter ihn schob, so dass sein Körper an Chiyus Rücken gepresst wurde. Sein freier Arm umschloss seinen Brustkorb und er streichelte beruhigend darüber, versuchend, den rasenden Herzschlag des anderen zu beruhigen. »Keine Angst, ich helfe dir!«, flüsterte er und richtete sich mit Chiyu auf, um dessen Hand zu seinen Lippen zu führen. Er schloss die Augen, als er über die schlanken Finger leckte und sie dann in seinen Mund gleiten ließ. Er spürte, wie Chiyu sich in seinen Armen zu winden begann, doch er hielt ihn fest und schob seine Zunge zwischen Zeige- und Mittelfinger, ehe er leicht daran zu saugen begann. Ein Teil in ihm fürchtete, dass er sich verdächtig machen würde, wenn er es zu lange hinauszögerte, doch der weitaus größere Teil wollte einfach nur Chiyu mit all seinen Sinnen genießen. Er wollte seine Haut unter seinen Fingern fühlen, wollte ihn schmecken, ihn riechen und ihn vollkommen einnehmen, bis er Yuji einfach vergessen und nur ihm gehören würde. »Chiyu …«, flüsterte er und hielt nur Sekundenbruchteile später den Atem an, als ihm klar wurde, dass er den Namen soeben laut ausgesprochen hatte. Doch Chiyu schien es nicht bemerkt zu haben. Er seufzte leise und seine Fingerspitzen spielten mit Sagas Zunge, ehe er sie über die volle Unterlippe aus seinem Mund hinausgleiten ließ. Saga brauchte einige Sekunden, bis er sich wieder soweit gefasst hatte, dass ihm klar wurde, dass der kurze Moment vorbei war. Für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl gehabt, Chiyu wolle ihn verführen, doch er konnte sich nur getäuscht haben. Sich innerlich zur Ruhe zwingend, festigte er den Griff um die Hand des anderen und führte sie zwischen Yujis Beine. Der kleine Gitarrist zuckte leicht zusammen, als er begriff, was geschah, doch er wehrte sich nicht. Noch immer war sein Blick auf Miyavis Hand gerichtet, auf die langen Finger, die in Takerus schmalen Körper eintauchten, der sich bog und wand, jedoch nicht einmal ansatzweise zu fliehen versuchte. Das Gesicht des blonden Sängers war rot, seine Augen zusammengekniffen und seine Lippen atemlos geöffnet, als er sich bewegte, den Kopf an Miyavis Schulter gesunken und so erregt, dass es nur wenige Berührungen gebraucht hätte, um ihn kommen zu lassen, doch Miyavi schenkte seinem geschwollen Glied keine Beachtung. Yuji schluckte trocken, als er Takerus Becken sich auf den drei Fingern bewegen sah. »Tut das nicht weh?«, fragte er zweifelnd, doch Takeru schüttelte nur den Kopf und seufzte unterdrückt. »Es ist wie im Himmel«, antwortete er und stöhnte ungehalten, als Miyavis Zunge über seinen Hals leckte, an dem schweißnasse blonde Strähnen klebten. Er öffnete die Augen zu schmalen Schlitzen und lächelte Yuji ermutigend an, so dass dieser nickte und die Beine ein Stück weiter spreizte. Saga zögerte nicht lang, um die Einladung anzunehmen. So vorsichtig, wie er konnte, drückte er Chiyus Mittelfinger gegen Yujis Öffnung und schob ihn hinein, erst ein kleines Stück, und als er sah, dass sich der Gitarrist nicht wehrte, weiter, bis er bis zum Knöchel in ihm verschwunden war. Yujis Atmung ging schneller, seine Augen waren zusammengepresst, doch sein Gesicht zeigte keinerlei Schmerz. Eine glänzende Schweißschicht hatte sich auf seinem Körper ausgebreitet und seine Haare hingen ihm wild in die Stirn, doch anstatt zu versuchen, ihm seinen Unterleib zu entziehen, drückte er sich Chiyu entgegen. Saga konnte nicht sagen, ob dies an den Nachwirkungen des Orgasmus oder schlichtweg noch immer am Alkohol lag, doch er würde sich nicht die Zeit nehmen, weiter darüber nachzudenken. Er küsste Chiyus Nacken, strich ihm immer wieder über die Brust, die Seiten entlang, bis hinab zu den Oberschenkeln und wieder hinauf, während er fühlte, wie sich die klaren Gedanken in seinem Kopf immer weiter von ihm zu entfernen begannen. Die Vorstellung, wie es wäre, Chiyu so unter sich zu haben, tauchte plötzlich wieder in seinem Geist auf. Und als sich Chiyus Hals neigte, um seinen Lippen mehr Angriffsfläche zu bieten, wurde er übermütig. Seine Hand verließ die Hand des anderen und er leckte kurz über seinen Finger, bevor er Chiyus Beine mit seinen Knien auseinander drückte und seinen Finger zwischen seine Pobacken schob. Er hörte Chiyu laut die Luft einziehen, doch er hielt ihn so fest, dass er sich ihm nicht entziehen konnte. Unaufhaltsam drängte er seinen Finger in die feuchte Enge, doch Chiyu war so stark verspannt, dass er nicht weiter als wenige Zentimeter kam. »Was machst du, du Bastard?!«, zischte der junge Bassist und Saga konnte den Ärger deutlich in seiner Stimme hören. Doch er hatte nicht vor, ihn entkommen zu lassen. »Du willst Yuji befriedigen?«, raunte er an sein Ohr und schob seine Hand von Chiyu Brustkorb hinauf zu seinem Hals, um leicht zuzudrücken und den anderen davon abzuhalten, sich mit Gewalt von ihm zu lösen. »Dann mach genau das, was ich mit meinen Fingern in dir mache! Er wird stöhnend unter dir liegen und dir danach mit seinem Körper jeden Wunsch erfüllen! Willst du das? Dann wehr dich nicht länger, sondern lass mich hinein! Er ist es nicht gewohnt und ohne Erfahrung wirst du ihm nur weh tun!« Er schob seinen Finger ein weiteres Stück hinein, nur halb davon überzeugt, dass seine Worte Chiyus Meinung geändert hatten, doch zu seiner Erleichterung hörte dieser auf, sich zu wehren und atmete tief durch, um sich zu entspannen. Er war selbst erstaunt, dass ihm der andere diese schamlose Lüge tatsächlich abkaufte. Aber mit einem hatte er nicht gelogen – er wusste, wie er seine Finger bewegen musste, um den anderen in den Himmel zu schicken. Er hatte es schon oft genug gemacht und jedes Mal war derjenige danach Wachs in seinen Händen gewesen, ein williges Püppchen, das alles mit sich machen ließ. »Wenn du irgendwas machst, das ich nicht will, bringe ich dich morgen um!«, zischte Chiyu, doch es entlockte Saga nur ein mitleidiges Lächeln, als er seinen Finger so tief wie möglich in den heißen Körper schob und die Innenwände entlang zu tasten begann. Er wusste genau, was er suchte, und er wusste, dass er es gefunden hatte, als sich der Jüngere urplötzlich mit einem japsenden Ton nach vorn bog. Ein leichtes Zittern durchflutete ihn und wollte nicht mehr aufhören, als Saga erneut dagegen rieb, zuerst leicht, dann fester, jedes Zittern und jeden Laut genießend. »Beweg deinen Finger!«, flüsterte er ihm ins Ohr und leckte die Ohrmuschel entlang, beobachtend, wie Chiyu ihm gehorchte und versuchte, seine Bewegungen in Yuji zu imitieren. Der kleine Gitarrist wand sich leicht und seufzte unterdrückt, sichtlich nicht an diese Art der Berührung gewohnt, doch er zeigte mit keiner Regung, dass es ihm missfiel. »Saga?« Chiyus Stimme klang hilflos, als sein Finger weiter suchte, aber nicht fündig wurde, und Saga streichelte ihm beruhigend über den Brustkorb. »Nur keine Eile«, flüsterte er und bewegte seinen Finger vor und zurück, ehe er einen weiteren hinzunahm und vorsichtig in Chiyu schob. »Wenn er entspannt genug ist, kannst du ihn dehnen. So!« Er spreizte die Finger unerwartet und erneut krümmte sich Chiyu nach von, überrascht von der plötzlichen Stimulation. Seine Atmung war gehetzt und Saga spürte, wie sich seine Muskeln um seine Finger herum zusammenzogen, entspannten und wieder zusammenzogen. Er brauchte seine gesamte Selbstbeherrschung, um nicht einfach die Kontrolle zu verlieren, und hart in den anderen Körper zu stoßen. Seine eigene Erektion machte es schwer für ihn, noch klar zu denken, und als Chiyu sich ein weiteres Mal unter der Berührung bog und den Kopf in den Nacken warf, konnte er sich nicht länger zügeln, und rieb sein Becken an dessen Seite. »Schieb einen zweiten Finger in ihn!«, befahl er ihm und wiederholte die Worte ein zweites Mal, bis Chiyu sich soweit gefasst hatte, dass er reagieren konnte. Und nur wenige Momente später gab Yuji einen gequälten Laut von sich, der sich innerhalb von Sekunden in ein hemmungsloses Stöhnen verwandelte. Sein Unterleib hob sich und sein hartes Glied zuckte mit jeder Bewegung, die Chiyu in ihm machte. Saga fühlte es, als der Jüngere in seinen Armen erschauderte, und hielt ihn fest, die Finger immer weiter ihn in bewegend und spreizend. »Genau die Stelle!«, flüsterte er an Chiyus Ohr und kniff mit den Fingerspitzen in dessen Brustwarzen, so dass er zusammenzuckte. »Merkst du, wie viel Lust du ihm bescherst, wie erregt er ist! Er kann es kaum noch erwarten, endlich deinen Schwanz in sich zu spüren, wie du dich in ihm bewegst, ihn aufstößt …« »Saga …« Chiyu sog abgehackt die Luft ein und schüttelte den Kopf, als wolle er protestieren, aber Saga ließ ihm keine Gelegenheit dafür. Er war so nah daran, all das zu bekommen, wofür er die letzten Wochen so gelitten hatte. Chiyus weichen Körper in seinen Armen, wehrlos, bereit, ihm alles zu geben, was er wollte, solange er ihm nur weiter an den Rand der Ekstase trieb. Und wenn er erst einmal in Yuji versunken war, tiefer und tiefer in die heiße Enge gezogen wurde, würde er keine Kraft mehr zur Gegenwehr haben! »Miyavi!« Saga wandte sich zu dem großen Sänger, dessen Blick bis jetzt zwischen Chiyu und Yuji hin und her gewandert war, als würde er einer exklusiven Fleischschau beiwohnen, und dieser nickte nur, ehe er mit einer Hand hinter die Sitzbank griff und eine kleine Tube über den Tisch schob. »Wir brauchen die nicht, so feucht wie Takeru ist, könnte er sogar zwei von meiner Sorte aushalten!«, grinste er und Saga lachte leise, als er sah, wie der schmale Sänger inzwischen auf vier ausgestreckten Fingern ritt. Nur Miyavis Daumen war noch außerhalb seines Körpers und massierte die sensible Haut unterhalb seiner Hoden, während der Rest seiner Hand fast bis zum Handballen in Takeru versunken war. Er griff nach der Tube und verteilte etwas von dem Gleitgel auf seiner Hand, ehe er damit nach Chiyus Glied griff und es darauf verteilte. Es verwunderte ihn nicht, dass der andere vollkommen hart war, und obwohl er ihn eigentlich nur vorbereiten wollte, ließ er es sich nicht nehmen, seine Hand einige Male auf und ab zu bewegen, das Zittern genießend, das durch den Leib des anderen ging. Oh, wie sehr er sich wünschte, jetzt mit ihm allein zu sein wie damals im Hotelzimmer. Er würde ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnen, Chiyu mit Händen, Mund und seinem Schwanz so oft kommen lassen, bis er sich vor Erschöpfung nicht mehr bewegen konnte. Und dann, wenn der andere schweißgebadet auf dem Bett lag, nicht mehr fähig, sich zu regen, dann würde er sich ein letztes Mal in ihn stoßen und in ihm kommen. »Bist du bereit?«, flüsterte er in sein Ohr und strich einige verschwitzte hellbraune Strähnen aus dem schlanken Nacken. Chiyu schüttelte den Kopf, dann nickte er, scheinbar vollkommen verwirrt von den süßen Qualen, die ihm Saga bescherte. »Ich will ihm nicht weh tun!«, hauchte er atemlos und spreizte seine Finger in Yuji erneut, so dass sich dieser mit einem Keuchen aufbäumte. Saga runzelte die Stirn, als er sah, dass der andere tatsächlich noch nicht so weit schien. Aber er wollte nicht mehr warten! Er war schon viel zu nah daran, Chiyu einfach zu schnappen und ihn auf den Boden zu werfen, als dass er die Geduld aufbringen konnte, zu warten, bis Yuji endlich entspannt genug war. »Yuji, mach die Augen auf!«, befahl er, als ihm ein Gedanke kam, und machte eine Bewegung zu Takeru und Miyavi, als der Gitarrist seiner Anweisung Folge leistete. Dessen dunkelbraune Augen weiteren sich, als er die Finger sah, die in Takeru hineinglitten, fassungslos, als könne er es nicht glauben, dass er dies wirklich sah. Er leckte sich unbewusst über die Lippen und schob sich Chiyus Fingern entgegen, ehe er die Hand nach Takeru ausstreckte, ihn aber nicht erreichen konnte. »Miyavi, rutsch näher!«, forderte Saga den Sänger auf, während das Bild in seinem Kopf immer klarer wurde. Wie ein Dirigent lenkte er die Akteure seines Schauspiels soweit in Position, bis Miyavi und Takeru fast neben ihnen saßen, Yuji aber immer noch erkennen konnte, was sie taten. »Du bist ein perfider Fallensteller!«, grinste Miyavi und bog Takerus Beine so zurecht, dass dieser sich selbst mit den Knien auf der Couch abstützen und sein Becken anheben konnte, ohne auf seinen Halt angewiesen zu sein. »Hast alle dazu gebracht, genau das zu tun, was du willst! Aber ich kann nicht mehr warten, bis du dich entschließt, endlich mal zur Sache zu kommen. Ein süßes feuchtes Loch wartet sehnsüchtig auf mich!« Er grinste, als er Takeru mit seinen Fingern in die Höhe drückte, ehe er sein geschwollenes Glied unter ihm positionierte. Er spreizte die Finger so weit er konnte, dann ließ er ihn herab, bis Takeru vollkommen auf ihn gesunken waren. Der kleine Sänger atmete hastig ein und aus und als Saga genauer hinsah, bemerkte er, dass noch immer zwei von Miyavis Finger in ihm verlieben waren, während die anderen von unten seine Pobacken umfassten und ihn zu bewegen begannen. Saga grinste anzüglich und machte eine kurze Bewegung mit dem Kopf in Richtung Takeru und Yuji. Er wusste ganz genau, dass Miyavi schon vorher geahnt haben musste, was er damit bezweckte, sie näher zu sich zu holen, denn augenblicklich hob dieser eine Hand und drückte Takeru am Genick zu Yujis Unterleib. »Lutsch ihn und beweg dich!«, befahl er und stieß sein Becken gegen den schlanken Körper, der mit seinen Händen auf der Tischplatte Halt suchte, ehe er sich mit einem wimmernden Laut auf Miyavi zu bewegen begann und seine Lippen um Yujis Glied schloss. Der Gitarrist keuchte auf, als ihn die feuchte Enge umfing, und wand sich auf der Tischplatte wie ein Fisch auf dem Trockenen, unfähig, sich zu entscheiden, in welche Richtung er seinen Unterkörper stärker drücken sollte. Takerus talentierte Zunge huschte über seine Eichel, leckte seinen Schaft entlang, bevor er ihn schließlich so tief in sich aufnahm, dass er beinahe vollkommen in ihm verschwand. Saga grinste, als er sah, in welcher Wonne sich der andere befand, ehe er Chiyu einen leichten Schubs gab. »Wenn er jetzt nicht bereit ist, dann ist er es nie!«, flüsterte er und zog dessen Finger aus Yuji, ehe er sein Glied an die zuckende Öffnung drückte. Er spürte, wie sich ein letztes Mal Widerstand in Chiyu regte, doch er ignorierte es geflissentlich, als er den anderen mit seinem Becken nach vorn drückte, so dass er Stück für Stück in Yuji versank. Der Gitarrist keuchte und biss die Zähne zusammen, als ihn das ungewohnte Objekt durchdrang, doch Takerus Mund lenkte ihn gekonnt von allem Schmerz ab. Saga sah atemlos, wie Chiyu die letze Distanz überwand, so dass er vollkommen in den anderen eingedrungen war. »Wie fühlt es sich an?«, fragte er leise, die Lippen an Chiyus Ohr, so dass dieser jede Bewegung seiner Lippen spüren konnte. »Ist er genauso heiß, wie du es dir vorgestallt hast? Genauso weich und feucht, begierig, dass du ihn vögelst? Beweg dich in ihm, stoß ihn auf, nimm ihn dir!« Seine Hände gruben sich in Chiyus Haut, als ihm klar wurde, dass er genau das aussprach, was er selbst mit dem schönen Bassisten tun wollte. Und ehe er es sich versah, zerrte er sich die Hose über die Hüfte, griff nach der Tube Gleitgel und verteilte sie auf sich, ehe seine Finger Chiyus Pobacken spreizten. Er blendete das überraschte Aufkeuchen des anderen aus, ignorierte, wie sich Chiyu zu winden begann, doch jener konnte weder nach vorn noch zur Seite entweichen. »Wenn du das tust, bringe ich dich um!«, zischte er, Panik in der Stimme und in vollem Bewusstsein, dass er Saga hilflos ausgeliefert war. Saga spürte die Angst in Chiyu, obwohl sich dieser krampfhaft davon abzuhalten versuchte, ihm gegenüber Schwäche zu zeigen. Doch er würde den Teufel tun, jetzt einen Rückzieher zu machen. Das war seine Belohnung, das hatte er sich erarbeitet! Er hatte lange genug darauf warten müssen, hatte gelitten und sogar dafür gesorgt, dass Chiyu Yuji bekam – er würde jetzt nicht einfach zusehen! »Dann bring mich um!«, flüsterte er zurück, als er die Pobacken so weit spreizte, wie es ihm möglich war, und sich dann unaufhaltsam in Chiyu schob. Der jüngere Bassist schrie leise auf, krümmte sich nach vorn, doch selbst wenn Saga jetzt noch einen Rückzieher hätte machen wollen, die heiße Enge schien ihn förmlich in den anderen hineinzuziehen, bis er bis zum Ansatz in ihm versunken war. Einen Augenblick hielt er inne und sog hastig die Luft ein, die er bis jetzt angehalten hatte, versuchend, seinen Herzschlag zu beruhigen, der so laut in seinem Kopf hämmerte, dass er glaubte, sein Schädel würde jeden Moment zerbersten. Das war es! Das war das Gefühl, nach dem er sich gesehnt hatte, dessen Vorstellung allein ihn bald in den Wahnsinn getrieben hatte. Chiyus Körper um ihn, die straffen Pobacken angespannt und ihn einkerkernd, als wollten sie ihn ewig so halten wollen. Er wusste, dass es nicht so war, wusste, dass Chiyu ihn vermutlich wirklich umbringen würde, doch gerade war es ihm egal. Sollte er ihn töten, wenn er wollte! Das war es wert! »Chiyu …«, stöhnte er an dessen Ohr und schloss seine Arme um den schlanken Brustkorb. »Chiyu … Chiyu …« Er wusste nicht mehr, wie oft er den Namen sagte, wusste nicht, wann genau er damit begann, seinen Unterleib zu bewegen. Alles, was er noch wahrnahm, war die Wärme des anderen Körpers, die weiche Haut, seinen unwiderstehlichen Geruch und das Gefühl, ihn wenigstens für diesen kurzen Moment vollkommen besitzen zu können. Er schob sich vor und zurück, glitt aus ihm hinaus, nur um ihn im nächsten Moment wieder zu erobern und im selben Rhythmus in Yuji stoßen, welcher die Augen geschlossen hatte und sich auf dem Tisch unter der doppelten Stimulation von Chiyu und Takeru wand. Sagas Herz klopfte so laut, dass er befürchtete, Chiyu müsse es hören können, doch der andere schien seine Aufregung nicht einmal ansatzweise zu spüren. Hatte sich sein Körper am Anfang noch gesträubt, schien er sich Saga ergeben zu haben. Sein Kopf war in den Nacken gesunken, seine Augen zusammengekniffen und seine Hände in Sagas Arme gekrallt, während sein Becken zwischen Yuji und Saga hin und her geschoben wurde und alle Gedanken aus seinem Kopf verdrängte, so dass er nicht einmal mehr in der Lage war, etwas anders als leise unterdrückte Geräusche von sich zu geben. Saga schloss die Arme noch fester um ihn, grub sein Gesicht in die weiche Halsbeuge und atmete seinen Geruch so tief ein wie er konnte. Wenn er den Moment schon nicht einfrieren konnte, wollte er sich danach wenigstens an jedes kleine Detail erinnern! Und er wollte, dass Chiyu zumindest ein bisschen spürte, wie sehr er ihn begehrte, wie lange er sich mit seinen Gefühlen herumgeschlagen hatte, bis ihm endlich klar geworden war, dass er alles war, was er wollte. Immer wieder keuchte er Chiyus Namen, küsste jedes Fleckchen Haut, das er erwischen konnte, während seine Hand zu dessen Gesicht fuhr und es zur Seite bog. Er wollte ihn küssen, doch er wagte nicht mehr, als mit seinen Fingerspitzen über die geöffneten Lippen zu fahren, erstaunt die Luft anhaltend, als Chiyus Zunge hinausfuhr und über seine Fingerspitzen leckte. Ein Blitz fuhr durch seinen Körper direkt in seinen Unterleib, als sich die weichen Lippen um seinen Finger schlossen und daran zu saugen begannen. Er konnte es selbst nicht glauben, wie ihn eine solch kleine Berührung so sehr erregen konnte, doch es machte ihn nur noch heißer, ließ ihn den Takt, in dem seine Hüften gegen Chiyus Po klatschten, beschleunigen, so dass Yuji auf der Tischplatte aufschrie, bis sich sein Körper plötzlich in die Höhe krümmte und er mit einem Schrei in Takerus Mund kam. Der blonde Sänger schluckte ohne mit dem Wimper zu zucken, ehe er sich aufrichtete und gegen Miyavis Oberkörper fallen ließ, dessen Hüften beinahe noch schneller als Sagas in den schmalen Körper stießen, während er ihn mit seinen Händen eisern in Position hielt. Seine Finger hatte er herausgezogen und rammte nur immer wieder unaufhaltsam sein Glied in ihn, eine Hand fest um die Erregung des anderen geschlossen, bis dieser es nicht mehr aushielt. Saga hörte Takerus Schrei, als dieser kam, nur wie durch einen Schleier hindurch und öffnete gerade noch rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie Miyavi ihn ein letztes Mal auf seinen Schoß drückte, bevor auch er sich ergoss. Der Anblick, wie er den kleinen Sänger vorsichtig anhob und sich aus ihm löste, so dass die weiße Flüssigkeit aus dessen Schließmuskel lief, war beinahe genug, um ihn kommen zu lassen, doch er wollte Chiyu noch nicht gehen lassen. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, zog er den anderen nach hinten und aus Yuji heraus, ehe er ihn auf dem Boden auf alle Viere zwang und mit seinem ganzen Körpergewicht nach unten drückte. Chiyu schrie leise auf, als sich der Winkel änderte, mit dem sich Saga in ihn rammte, und versuchte sich zu befreien, doch dieser hielt seine Handgelenke fest und drückte sie auf den Boden, während er ihn mit schnellen Stößen immer weiter an den Rand des Höhepunkts brachte. Er wusste, er mutete Chiyus Körper zu viel zu, als dessen Arme wegknickten und er mit den Schultern auf den Boden sank, eine Wange in den Teppichboden gedrückt und mit offenem Mund nach Luft schnappend. Aber er konnte nicht aufhören. Seine Hand fuhr unter den Körper des anderen und begann sein Glied mit schnellen Bewegungen zu massieren, während sich seine Zähne in Chiyus Schulter gruben und seine Lippen daran zu saugen begannen. Wenn er ihn schon nicht für immer haben konnte, wollte er ihn wenigstens in diesem Moment als sein Eigentum markieren. Er spürte, wie der andere die Kontrolle über sich verlor und ihm nachgab, wie sich seine Hüften Sagas Takt anpassten und sich sein Körper ohne Gegenwehr so biegen ließ, bis er nicht mehr konnte und mit einem verzerrten Wimmern in dessen Hand kam. Saga biss die Zähne zusammen, als die Muskeln um ihn so eng wurden, dass es ihm die Luft abschnürte. Und endlich konnte auch er dem Impuls nachgeben, den er so verzweifelt unterdrückte. Ein letztes Mal stieß er sich in Chiyu, eroberte ihn mit aller Kraft, ehe er sich in ihn ergoss. Er konnte das Gefühl nicht beschreiben, das ihn durchflutete, das so hell leuchtete, dass alles in ihm blank und weiß wurde. Das einzige, was er noch wahrnahm, war, wie er kraftlos auf Chiyu sank und ihn mit seinem Gewicht zu Boden drückte. Einen Moment lag er nur da und spürte die Wogen durch seinen Körper rauschen. Er fühlte sie mit jeder Faser, mit jeder Nervenzelle – und in diesem Augenblick wünschte er sich wirklich, Chiyu würde ihn umbringen, nur damit es das letzte war, was er je fühlen würde. Er versuchte, sich von ihm hinunter zu schieben, sich aus ihm zurückzuziehen, doch sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Mühsam öffnete er die Augen und sah Chiyus in den Teppich gedrücktes Gesicht vor sich, die flatternden Augenlider, die feuchte zerbissene Unterlippe … aber trotz allem lag ein Ausdruck von Zufriedenheit auf seinen Gesichtszügen, der Sagas Herz eine Spur schneller schlagen ließ. Und obwohl es seinen Brustkorb zusammenzog, zu sehen, wie er den anderen zugerichtet hatte, durchströmte ihn ein angenehm warmes Gefühl. Vorsichtig reckte er den Kopf und näherte sich Chiyus Mund, bis er seine Lippen auf dessen drücken konnte. Chiyu atmete in seinen Mund aus und einen Moment schien es Saga, als würde der andere seinen Namen hauchen. Doch dann öffneten sich die braunen Augen, und was er darin sah, wollte er nicht glauben … *** tbc. Kapitel 11: ------------ Kapitel 11 Saga hatte sich nie für einen Menschen gehalten, der sich viele Illusionen machte. Obwohl er die letzten Wochen damit verbracht hatte, Pläne zu schmieden, Fallen zu stellen und alle so zu umgarnen, dass sie nicht merkten, wie er heimlich die Fäden zog, war ihm eine Sache brutal klar gewesen. Was auch immer am Ende herauskommen würde, es würde ihm früher oder später das Genick brechen. Und spätestens in dem Moment, in dem er Chiyu auf den Boden gedrückt hatte, hatte er die letzte Chance vergeben, seine Haut zu retten. Er konnte spüren, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte, doch er fühlte genau, dass es weder von seinen Gefühlen für Chiyu noch von dem harten Sex kam – es war schlichtweg Panik. Panik, wie man sie verspürte, wenn man sich nachts in einer dunklen Gasse befand und das Geräusch eines aufklappenden Schnappmessers hinter sich vernahm. Noch bevor er den anderen angesehen hatte, war für ihn klar gewesen: Chiyu würde ihn umbringen. Das Bild war in Sagas Kopf so deutlich, dass es ihm die Luft abschnürte. Er hatte es verdient, er würde sich nicht einmal wehren! Doch als er in Chiyus Augen sah, war dort nichts von der Wut, die er erwartet hatte. Kein Zorn, kein brennender Wunsch, ihm an die Gurgel zu springen oder ihm mit einer Flasche den Schädel einzuschlagen. Nichts. Dort war einfach … gar nichts! Keine Regung, keine Emotion, nichts, was auch nur ansatzweise darauf hindeutete, dass Chiyu noch mitbekam, was um ihn herum vor sich ging. Seine Lider klappten auf und zu wie bei einer Puppe, beinahe leblos, so dass Saga es plötzlich mit der Angst zu tun bekam. »Chiyu?«, fragte er mit wackliger Stimme und rüttelte vorsichtig an dessen Schulter. »Chiyu? Sag was! Scheiße, Mann, sag was!« Doch der andere reagierte nicht. Und als würde sich eine eisige Hand um sein Herz legen, nahm die Panik in Saga zu, diesmal schlimmer als sie in allen dunklen Gassen dieser Welt zusammen hätte sein können! Er fühlte, wie ein Zittern durch seinen Leib ging, wie sich ein unsichtbares Band um seinen Brustkorb legte und ihn so fest zusammenzurrte, dass ihm davon schwindlig wurde, und als Chiyu ein leises Japsen von sich gab, war es, als würden sich tausend Messer direkt in sein Herz rammen. »Chiyu!«, keuchte er erneut und warf einen ängstlichen Blick zwischen dessen Beine. Kein Blut. Doch noch bevor er durchatmen konnte, regte sich plötzlich etwas in Chiyus Augen. Sein Blick war unfokussiert wie zuvor, doch diesmal war dort noch etwas anderes. Und auch wenn Saga nicht sagen konnte, was es war, allein die Tatsache, dass Chiyu nicht vollkommen weggetreten war, ließ sein Herz einen Sprung machen. Und bevor er es sich versehen hatte, hatte er den anderen umgedreht und seine Arme um ihn geschlossen. Die Wärme, die von Chiyus Haut ausging, machte ihn beinahe verrückt. Er fühlte sich, als würde jeden Moment etwas in ihm brechen, als würde er den Verstand verlieren, wenn er noch eine Sekunde länger in seiner Nähe blieb, doch auch wenn alles in ihm schrie, dass er schon wieder dabei war, etwa furchtbar Dummes zu tun, konnte er nichts dagegen tun. Er machte sich keine Illusionen. Dies war der letzte Moment, in dem er Chiyu so nah spüren konnte. Der letzte Moment, in dem er ihn in den Armen halten konnte. Und allein die Tatsache, dass es nur möglich war, weil er Chiyu so schlimm zugerichtet hatte, als dass sich dieser noch hätte wehren können, machte es noch grausamer, als es ohnehin schon war. »Chiyu …«, flüsterte er in dessen Ohr und vergrub sein Gesicht in seiner Halsbeuge. Er spürte, wie sich Tränenflüssigkeit in seinen Augen bildete, und biss die Zähne zusammen, um sie zurückzudrängen. Er wollte für einen winzigen Moment alles vergessen, die wenigen Augenblicke genießen, bevor er mit dem Ergebnis leben musste, was er in seiner Dummheit heraufbeschworen hatte. Er war so damit beschäftigt, seinen letzten Funken Selbstbeherrschung zusammenzukratzen, dass er im ersten Augenblick überhaupt nicht merkte, wie sich Chiyu zu bewegen begann. Und erst, als sich schlanke Finger auf seinen Rücken legten, zuckte er zusammen, voller Angst, dass dies der Moment sein würde, in dem Chiyu ihn umbringen würde – doch nichts dergleichen geschah. Das nächste, was er spürte, waren Handflächen, dann die warme Haut von Unterarmen, die sich über seinen Rücken schoben, und dann Oberarme, die sich um ihn schlossen – und als sie ihn mit sanftem Druck näher an Chiyu zogen, fühlte er sich, als sei sein Herz stehen geblieben. Was in aller Welt tat Chiyu?! Sagas Augen waren so weit aufgerissen, dass es beinahe weh tat, und ihm wurde unangenehm bewusst, dass er am ganzen Körper zitterte. Er hatte Chiyu gegen seinen Willen genommen, wieso hielt dieser ihn im Arm? »Chiyu?«, flüsterte er erneut, beinahe noch ängstlicher als zuvor. Mit einem wütenden Chiyu hätte er umgehen können, doch das, was gerade geschah, war so abwegig, dass es ihn vollkommen überforderte. Er wollte in Chiyus Gesicht sehen, doch er traute sich noch nicht einmal, sich zu bewegen, aus Angst, was auch immer Chiyu dazu bewegte, ihn nicht auf der Stelle zu töten, zu zerstören. Irgendwo tief in seinem Inneren entflammte die Hoffnung, dass Chiyu vielleicht gelogen hatte; dass er ihn begehrte, nicht Yuji! Dass sich in den letzten Minuten irgendetwas geändert hatte! Dass das, was er für Chiyu empfand, nicht vergebens war! So winzig die Chance auch war, sie war stark genug, jeden rationalen Gedanken aus Sagas Kopf zu vertreiben. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, schmiegte er seinen Leib so dicht an Chiyu, dass er glaubte, jeden Augenblick von der Hitze des anderen zu schmelzen. Doch er würde lieber sterben, als ihn jetzt loszulassen. Seine Lippen senkten sich auf Chiyus Hals, verteilten kleine, flüchtige Küsse auf der feuchten Haut. Die Stille um ihn herum hätte ihn an jedem anderen Punkt stutzig machen müssen, doch allein die Tatsache, dass Chiyus Arme ihre Umarmung nicht lösten, ließ ihn die anderen drei Personen vollkommen vergessen. Chiyu gab einen wohligen Laut von sich, der Sagas Herz schneller klopfen und ihn beinahe euphorisch werden ließ. Er fühlte ein vertrautes Prickeln in seiner Lendengegend und als sich weiche Lippen auf seinen Hals legten, konnte er sich ein Stöhnen nicht verkneifen. Er presste Chiyu an sich und wollte ihn küssen, doch im selben Moment, in dem er den anderen bewegte, zuckte dieser zusammen und sog schmerzhaft die Luft ein. Saga öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, doch die Worte kamen nicht über seine Lippen, als er merkte, wie sich Chiyus Körper versteifte. So plötzlich, dass Saga überhaupt nicht verstand, was gerade passierte, begann der andere zu zappeln und sich gegen ihn zu wehren, und als er ihn schließlich losließ, krabbelte Chiyu so hastig nach hinten, als habe er sich an ihm verbrannt. Saga konnte gar nicht so schnell reagieren, da war der andere schon außerhalb seiner Reichweite und stoppte erst, als er mit dem Hinterkopf gegen die Tischplatte schlug. Zischend zog er den Kopf ein, doch anstatt sich darum zu kümmern, ob er sich verletzt hatte oder nicht, presste er lediglich die Hand auf seinen Unterlieb und biss die Zähne zusammen. Und als er schließlich den Blick auf Saga richtete, fühlte sich dieser, als würde sich eine scharfe Schwertklinge unaufhaltsam in sein Fleisch bohren. Was auch immer in den letzten Minuten passiert war, es wurde ihm mit einer solchen Wucht entrissen, dass er überhaupt nicht fähig war, in irgendeiner Form darauf zu reagieren. Er fühlte sich, als würde er rückwärts von einem Bungee-Turm springen, nur dass er genau wusste, dass ihn das Seil an seinen Füßen nicht halten würde. Das, was in Chiyus Augen funkelte, machte ihm sehr deutlich klar, dass der Tod, den dieser für ihn vorgesehen hatte, noch weitaus grausamer sein würde, als der Sprung aus zweihundert Metern ohne Sicherung. Eine Bewegung ließ seinen Blick zur Seite huschen und auf Miyavi treffen, der mit hochgezogenen Brauen dem Geschehen folgte und ebenso wenig zu verstehen schien, was gerade vor sich ging wie Takeru und Yuji, die schlichtweg perplex zwischen Chiyu und ihm hin und her starrten, ohne sich zu rühren. Von ihnen würde er im Ernstfall keine Hilfe erwarten können, das war Saga klar. Er hatte sich selbst in die Scheiße geritten und wenn er den nächsten Morgen noch erleben wollte, musste er schnellstmöglich etwas tun! Doch obwohl es seinem Kopf klar war, begriff sein Körper den Ernst der Lage erst in dem Augenblick, in dem der Ausdruck in Chiyus Augen so finster wurde, als würde er sich jeden Moment auf ihn stürzen und ihn bei lebendigem Leib zerfleischen wollen. Er sah, wie sich die Fäuste des anderen ballten, wie er einen Arm aufstützte, um sich hochzustemmen – und wählte die einzige Möglichkeit, die er sah. Er floh. Hastig, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was die anderen von ihm denken würden, rappelte er sich auf und flüchtete in Richtung Fahrerhaus. Er stürzte beinahe die Stufen beim Ausstieg hinunter, als er versuchte, seine Hose zu schließen, froh dass er sie angelassen hatte, und schob die Tür hinter sich zu, ehe er in Richtung der Feuertreppe rannte. Der kalte Betonboden unter seinen Füßen ließ ihn erschaudern und als ihm klar wurde, dass er gerade barfuß ohne Hemd oder Jacke in einer Tiefgarage um sein Leben rannte, fühlte er sich so lächerlich, dass er am liebsten geheult hätte. Scheiße, er wollte nur noch, dass dieser Tag endlich vorbei war! Er hätte Chiyu nie verführen sollen, hätte sich niemals so hineinsteigern dürfen – und eigentlich war Miyavi mit seiner bescheuerten Entführungsaktion an allem Schuld! »Bleib sofort stehen!«, hörte er Chiyu hinter sich brüllen, und als er sich umdrehte, sah er, wie dieser aus dem Bus wankte, mit einer Hand den Reißverschluss seiner Jeans nach oben ziehend, die andere Hand drohend zur Faust erhoben. Doch auch wenn Saga zuvor noch bereit gewesen war, alle Konsequenzen zu ertragen, in diesem Augenblick siegte sein Überlebenstrieb. Er lachte zynisch, als ihm der Gedanke kam, dass ihn Chiyu nie einholen würde, so wacklig wie seine Beine sein mussten, und riss die Tür zur Feuertreppe auf. Wenn er es bis in den dritten Stock schaffte, war er gerettet. Kein Wachdienst, der Lagerraum mit den Kostümen nur zwei Türen entfernt. Und wenn er die Schranktüren aufbrechen müsste, er würde sich das nächstbeste Outfit schnappen, die Fahrstühle blockieren, über die Innentreppe flüchten und sich zwei Wochen lang in seiner Wohnung verbarrikadieren! So schnell, wie ihn seine Füße tragen konnten, erklomm er die kalten Stufen, zwei mit jedem Schritt, bis er im dritten Stock angekommen war und die Türklinke nach unten drückte, nur um Sekundenbruchteile später zu erstarren. Sie war verschlossen! Er rüttelte noch einmal und noch einmal, und trat schließlich wütend dagegen, nur um mit einem Stöhnen zusammenzuzucken, als sich sein beißender Schmerz von seiner Fußsohle zu seinem Knöchel zog. Das Knallen der Feuertür zur Garage jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken, doch es reichte aus, ihn in Bewegung zu setzen. Wenn diese Tür verschlossen war, vielleicht waren es andere nicht! Das Gebäude hatte noch mehr Stockwerke! Doch schon als er um die nächste Biegung des Treppenhauses kam, wurde all seine Hoffnung zerschlagen. Hinter einem breiten Treppenabsatz versperrte eine Tür aus massiven weiß lackierten Gitterstäben den Weg in die höheren Etagen, und auch alles Rütteln und Zerren und Fluchen wollte nicht helfen. Saga war den Tränen nah, als er sich umdrehte, den schmerzenden Fuß anziehend und einen Arm fröstelnd um seine Brust schließend, während er sich mit dem anderen an den Stäben festhielt. Hatte sich die ganze verfickte Welt gegen ihn verschworen?! War eine Feuertreppe nicht dazu da, Menschenleben zu retten?! Die einzige Steigerung seiner ganzen beschissenen Situation wäre nur noch, wenn in diesem Moment ein Blitz einschlagen und ihn als Ableiter benutzen würde! Er hörte das Geräusch von nackten Füßen auf der Treppe, das Rütteln an den Klinken in jeder Etage, und biss die Zähne zusammen, alle Wut, die in seinem Inneren brodelte, bündelnd, um Chiyu einfach umzurennen, wenn dieser um die Ecke biegen sollte. Doch als endlich der hellbraune Schopf in seinem Blickfeld auftauchte, rutschte ihm sein Herz so weit in die Hose, dass er sich nicht einmal wunderte, dass sich sein Körper keinen Millimeter bewegte. Stattdessen presste er sich so weit an die Gitterstäbe zurück, wie er konnte. Er verstand selbst nicht, warum er sich so vor Chiyu fürchtete. Ihm war sehr wohl klar, dass der andere ihn nicht umbringen würde, so oft er es auch angedroht hatte. Er konnte ihn maximal verprügeln – wenn Saga es gekonnt hätte, hätte er sich ja selbst verprügelt! – aber trotzdem fühlte er sich so hilflos und verwirrt und verzweifelt wie nie zuvor. Er sah das gefährliche Grinsen auf Chiyus Lippen, als dieser sah, dass seinem Opfer der Fluchtweg versperrt war, und biss die Zähne aufeinander, ehe er sich von dem Gitter abstieß und an ihm vorbeihuschen wollte. Er fühlte nur noch, wie ein Schmerz durch seinen angeschlagenen Fuß zuckte und er strauchelte, dann wie sich eine Faust in seine Magengegend rammte, und ehe er es sich versah, hatte ihn eine Hand am Genick gepackt und schleuderte ihn mit der Brust voran gegen die Gittertür, so dass er sich gerade noch mit seinen Händen abfangen konnte. Doch noch bevor er sich umdrehen konnte, war Chiyu hinter ihm und presste ihn mit seinem gesamten Körper gegen die Stäbe. »Denk nicht mal dran, dass du mir davonlaufen kannst!«, zischte er an Sagas Ohr und diesem lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Warum kannst du überhaupt noch laufen?!«, antwortete er und versuchte sich zu befreien, doch Chiyu hielt ihn mit einer Kraft fest, die er dem anderen nicht einmal ansatzweise zugetraut hatte. »Du denkst wohl, du hättest mich fertig gemacht?«, lachte er und intensivierte den Druck seiner Hand, so dass Saga leise zischte. Und plötzlich flammte sein Widerstand auf. »Wenn du noch mehr willst, zieh die Hose runter und bück dich!«, zischte er. »So wie du gestöhnt hast, hast du doch voll drauf gestanden!« Er biss sich auf die Unterlippe, als Chiyu ihn ein Stück von den Stangen wegzerrte, nur um ihn grob wieder dagegen zu stoßen. Den andere zu provozieren, war vermutlich das Dümmste, was er in seiner Situation machen konnte, und obwohl er es wusste, konnte Saga nicht aufhören. Vielleicht würde Chiyu ihn wirklich umbringen, dann müsste er sich nicht mehr mit dem ganzen verfluchten Schmerz auseinandersetzen, den seine Gefühle mit sich brachten. »Komm, gib’s zu, du willst, dass ich meinen Schwanz noch mal in dich ramme!«, stichelte er weiter und lachte, obwohl ihm viel eher zum Heulen zumute war. Nur jemand wie er, der total kaputt war, konnte so einen Scheiß mit dem Menschen abziehen, in den er verliebt war! Das war doch krank! »Klar, ich steh total drauf, dass mir der Arsch brennt und ich kaum laufen kann!« Chiyus Stimme war so gefährlich, dass Saga sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, zu zittern. Doch anstatt seine Schwäche zu zeigen, drückte er seinen Po nach hinten und begann ihn gegen Chiyus Schritt zu reiben. »Du willst, dass ich dir das glaube? Du kriegst doch schon einen Ständer, wenn du nur daran denkst, wie ich dich gefingert habe! Und wie du abgegangen bist, als ich dich gefickt habe, während du in Yuji warst! Solchen kleinen Schlampen gebe ich jederzeit mehr! Vielleicht holen wir Yuji das nächste Mal wieder dazu, dann kann ich ihn auch noch ficken!« Er lachte, doch der Laut wandelte sich in ein verzerrtes Stöhnen, als Chiyu ihn erneut gegen die Stangen stieß. Wenn er nicht langsam aufhörte, würde er morgen überall blaue Flecken haben! Doch das hätte Saga nicht weniger stören können. In seinem Kopf war alles wirr und chaotisch, durcheinandergewirbelt und nur noch auf eines ausgerichtet: Selbstzerstörung. Chiyu hatte er in dem Moment verloren, in dem er sein Gesicht in den Teppich gedrückt hatte. Wenn er schon abtreten sollte, dann so schmerzhaft wie möglich! Diese Strafe hatte er verdient! »Lass Yuji da raus, oder ich bringe dich um!«, zischte Chiyu, doch Saga schnaubte nur sarkastisch. »Das hast du heute sicher schon zehn Mal gesagt und hallo, ich lebe immer noch! Du stehst doch nur drauf, mich zu beschimpfen, weil es dich geil macht! Wie wär’s, ich setz mich auf die Stufen und lass dich auf mir reiten, bis du befriedigt bist! Und dann ficke ich dich noch ein bisschen mehr. Das hat dir ja mächtig Spaß gemacht!« »Spaß?« Chiyus Stimme war mit einem Mal so scharf, dass Saga zusammenzuckte. »Denkst du, irgendwas davon hat mir Spaß gemacht? Welche Stelle genau: die, als du mich vor Yuji gedemütigt hast? Oder eher die, als du mich fast bewusstlos gevögelt hast und dann abgehauen bist?!« Saga schluckte trocken und brauchte einen Moment, um sich wieder soweit zu fangen, dass er das Bild von Chiyus leeren Augen im Bus verdrängen konnte. »Ich …«, begann er, aber er konnte den Satz nicht vollenden. Er wollte sich rechtfertigen, entschuldigen, irgendwas machen, das Chiyu dazu bringen könnte, ihm zu verzeihen, aber er wusste nicht, was auch nur annähernd wieder gut machen konnte, was er getan hatte. Er hatte gedacht, es habe Chiyu gefallen, als er ihn genommen hatte. Weil es immer so war. Es gehörte zum Spiel, sich zu wehren! Er hatte doch gespürt, wie der andere Körper ihm nachgegeben und sich in seine Stöße gedrückt hatte! »Was?«, zischte der jüngere Bassist an sein Ohr und Saga presste die Lippen zusammen. Er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als dem anderen zu sagen, dass er das alles nur getan hatte, weil er in ihn verliebt war. Lieber sterben als diese Schmach einzugestehen, wo ihn Chiyu ohne Zweifel hasste! »Sind dir die Beschimpfungen ausgegangen?«, fuhr der andere fort und presste ihn so hart an die Stäbe, dass Saga nicht erstaunt gewesen wäre, wenn die Tür jeden Moment umgekracht wäre. »Weißt du, auf was ich wirklich stehe? Arschlöchern wie dir, die mit allen ihre Spielchen spielen, so richtig die Fresse zu polieren!« »Und was genau hält dich davon ab?« Saga drehte seinen Kopf so, dass er sicher war, dass Chiyu von hinten sein Gesicht sehen konnte, ehe er seinen Po ein weiteres Mal gegen dessen Schritt rieb. »Sicher, dass du mich nicht loslassen und dir auf der Toilette einen runterholen willst? Deine leeren Drohungen ziehen nicht! Aber schlag mich ruhig, ich wehre mich auch nicht!« Er grinste diabolisch und leckte sich über die Lippen, ehe er mit einer Hand nach hinten ausholte und sie auf Chiyus Pobacke klatschen ließ. »Denn mit Mädchen prügle ich mich nicht! Schon gar nicht mit welchen, die ich gerade gef–« Ein gleißender Schmerz ließ ihn zusammenzucken, als Chiyu ihn herumriss, und einen kurzen Moment wurde Saga schwarz vor Augen, ehe seine linke Gesichtshälfte wie Feuer zu brennen begann. Erschrocken riss er die Augen auf und starrte auf Chiyus erhobene Faust, noch halb benommen von der Wucht, die ihn so unvorbereitet getroffen hatte, doch entgegen seinen Erwartungen schlug der andere kein zweites Mal zu, sondern packte ihn lediglich am Kinn und stieß ihn gegen die Stangen. In seinem Blick brannte so viel Wut, dass Saga ganz schlecht davon wurde, doch nun bekam er wenigstens, was er verdiente. »Du bist so ein mieses Arschloch!«, fauchte Chiyu mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Wangen waren rot, seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt und seine Pupillen flackerten unbeständig, als er den Griff seiner Hand festigte, so dass Saga das Gefühl hatte, der andere würde ihm jeden Augenblick den Kiefer brechen. Doch ehe er es sich versehen hatte, war Chiyus Hand verschwunden. Saga brauchte ein paar Sekunden, ehe er verstand, was geschah, doch da machte sich der andere auch schon am Reißverschluss seiner Hose zu schaffen, bevor er sie bis zu Sagas Knien hinunterzerrte und ihn wieder mit dem Gesicht zu den Gitterstäben drückte. Saga war so perplex, dass er überhaupt nicht reagieren konnte, doch dann brach erneut die Panik in ihm aus. »Was zur Hölle tust du da?«, rief er und merkte, wie sich seine Stimme überschlug, als er gegen den anderen ankämpfte, doch Chiyus Brustkorb drückte ihn unbarmherzig nach vorn, während dessen Hände seine Handgelenke einfingen und sie zusammendrückten. »Du hast doch gesagt, es hat mir gefallen!«, flüsterte er an Sagas Ohr und dieser erstarrte, als er die Kälte in der Stimme des anderen hörte. »Wenn es mir so gefallen hat, dann wird es dir doch genauso gut gefallen, wenn ich meinen Schwanz in dich ramme! Und komm nicht mal auf die Idee, um Hilfe zu schreien, wenn du dir die Demütigung ersparen willst, dass die Wachleute an die Presse weitergeben, dass du dich von einem Kerl ficken lässt!« Er drückte Sagas Hände so übereinander, dass er sie mit einer Hand halten konnte, und strich mit der anderen ein paar Strähnen aus dessen Nacken, um mit der Zunge über die weiche Haut zu lecken. Saga erschauderte, aber nicht, weil er es abstoßend fand, sondern weil er merkte, wie er auf die sanfte Berührung zu reagieren begann. Und nichts war erniedrigender, als vor Chiyus Augen einen Ständer zu bekommen! »Das traust du dich doch eh nicht!«, lachte er, doch das Lachen verging ihm schnell, als er hörte, wie Chiyu seine Hose nach unten zog, ehe er sich wieder an ihn presste. Er musste sich dazu zwingen, nicht harsch die Luft einzuziehen, als er die Erektion des anderen an seinen Pobacken fühlte, und hätte sich am liebsten geschlagen, als merkte, dass er nichts gegen die Reaktion seines Körpers tun konnte. Denn dieser spürte nur die ersehnte Nähe des anderen, sich hilflos an jeden Moment Wärme klammernd, bevor er ihn für immer verlieren würde. »Denkst du, du kriegst das hin? Ich werd mich nicht so willig ficken lassen wie Yuji!«, meinte er spottend, bereit, alles zu sagen, um den anderen nicht merken zu lassen, wie sehr er jede Sekunde, in der sich ihre Körper berührten, genoss. Er wollte es hinauszögern, nur noch ein bisschen. Seine Befreiungsversuche waren nur noch ein halbherziges Aufbocken, viel lieber hätte er es ewig in die Länge gezogen. »Oh, es ist mir egal, ob du willig bist!«, hörte er Chiyus Stimme an seinem Ohr, bevor sich dessen Lippen für einen kurzen Moment an seinem Hals festsaugten. »Ich werde schon zusehen, dass ich dir genauso viel Spaß bereite wie du mir! Solange, bis du dich stöhnend unter mir windest – wie ich mich unter dir! Und dann, wenn ich mit dir fertig bin, lass ich dich liegen – wie du mich!« Saga konnte die Boshaftigkeit in den Worten deutlich heraushören. In diesem Moment war er unglaublich froh, dass Chiyu sein Gesicht nicht sehen konnte und nicht merkte, wie ihm die Tränen in die Augen traten. Wann genau war er auf die idiotische Idee gekommen, Chiyu so sehr zu verletzen, dass er zu so etwas fähig wurde?! Auch wenn sie sich erst ein paar Wochen kannten, er war der Meinung, den anderen wirklich zu KENNEN. Er sich sicher, Chiyu war nicht sadistisch, und er hatte keinen Spaß daran, anderen weh zu tun. Dass er sich nun auf diese Weise an ihm, Saga, rächte, war nur, weil er ihn dazu gebracht hatte … Er wollte irgendeine Beleidigung sagen, aber es fiel ihm schlichtweg nichts mehr ein. Er wollte Chiyu nicht noch mehr weh tun. Er hatte genug von sich selbst, von seiner beschissenen Persönlichkeit, die einfach alles kaputt machte, was sie anfasste. »Worauf wartest du denn noch? Traust du dich nicht mehr«, fragte er und grinste, als könne seine Mimik ihm die Selbstsicherheit zurückgeben, die er verloren hatte. Doch in Wirklichkeit hatte er Angst, dass Chiyu wirklich einen Rückzieher machen könnte. Er wusste, es würde nicht angenehm werden. Aber er wollte jede Sekunde mit ihm genießen, egal was Chiyu von ihm dachte. »Ungeduldig? Willst du, dass es richtig weh tut?« Chiyu lachte, aber sein Lachen klang nicht mehr ganz so sicher wie noch zuvor. Saga spürte, wie Finger seine Pobacken spreizten, doch anstatt in ihn einzudringen, schob Chiyu lediglich sein Glied dazwischen und begann sich an ihm zu reiben. Ein heißer Blitz durchzuckte Saga und er fühlte, wie er vollends hart wurde. Er musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht aufzustöhnen, denn darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Er wusste nicht, was Chiyu damit bezweckte, ob er ihn einfach nur noch weiter foltern und hinhalten wollte, doch es fühlte sich an, als wäre er im Himmel. Er spürte Chiyus heißen Atem in seinem Nacken, die warme Haut, die sich an seinem Rücken entlang schob und nicht zuletzt seine pochende Härte, die sich an seiner Öffnung auf und ab bewegte. Während Chiyus eine Hand ihn noch immer festhielt, schlüpfte die andere durch die Stangen und fuhr seinen Brustkorb entlang und schließlich hinab in seinen Schritt. Saga hörte Chiyu leise lachen, als dieser ihn umschloss, doch es fühlte sich viel zu gut an, als dass er sich hätte entziehen können. »Es macht dich also geil zu wissen, dass ich dich gleich ficke?« Die Bedeutung der Worte war die selbe wie die seiner Beleidigungen zuvor, doch seine Stimme war mit einem Mal so weich, dass Saga hart schlucken musste. Fuck, er hatte doch geschworen, sich nicht anmerken zu lassen, was Chiyu mit ihm anrichtete. Es machte ihn sicher nicht geil, zu wissen, dass er in wenigen Minuten das, was sich von hinten an ihn presste, in sich spüren würde, doch es machte ihn geil, dass es Chiyu war, SEINE Haut, SEINE Wärme, SEIN Körper, SEINE Hände. »Und dich scheint es ganz schön geil zu machen, Macht über mich zu haben!« Er hatte spottend klingen wollen, doch es verfehlte seine Wirkung vollkommen. »Macht ist mir vollkommen egal …« Saga zog irritiert die Augenbrauen zusammen, als der Griff um seine Handgelenke wich. Er brauchte ein paar Momente, bis er begriff, dass sich irgendetwas geändert hatte. Gerade hatten sie sich noch angeschrien und beleidigt, Herrgott noch mal, Chiyu war drauf und dran gewesen, ihn ohne Gleitmittel zu vergewaltigen, und jetzt ließ er seine Hände los?! Wenn er nicht vollkommen dumm oder noch immer betrunken war, musste er wissen, dass sich Saga wehren würde! Doch es schien, als würde sich der andere darüber überhaupt keine Gedanken machen. Plötzlich waren seine Hände überall, liebkosten Sagas Haut, strichen seinen Bauch entlang, hinab zu seinen Oberschenkeln und wieder hinauf, während seine Lippen sich auf den schlanken Hals legten und zu saugen begannen. Saga war so perplex, dass er sich nicht einmal rühren konnte. Was passierte gerade? Gehörte das zum Spiel? Wollte Chiyu ihn heiß machen, so dass er noch mehr gedemütigt wurde, wenn es ihm tatsächlich gefiel?! Das war absurd! Wenn Chiyus Ziel Rache war, dann wollte er ihm Schmerzen zufügen und ihn nicht verwöhnen! »Du bist wirklich ein Idiot!« Die Worte waren so leise, dass Saga einen Moment überlegen musste, ob er sie tatsächlich gehört hatte. Doch noch bevor er reagieren konnte, sprach Chiyu weiter. »Dir ist klar, dass ich dich einfach nehmen könnte?! Stehst du darauf? Warum wehrst du dich nicht mehr?« Saga schluckte trocken und biss sich auch die Unterlippe, ehe er die Hände so fest um die Stangen der Tür klammerte, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Fuck, was sollte er darauf antworten? Ja, es war ihm sehr wohl klar?! Ja, es turnte ihn an, Chiyu so nah an sich zu haben?! Und er hatte verdammte Angst davor, dass der andere einfach einen Rückzieher machen würde! Er fühlte deutlich, wie Chiyu mit sich rang, wie die Wut, die noch zuvor in ihm gekocht hatte, verschwunden war. Und diese Angst war weitaus größer als die vor dem Schmerz, den ihm der andere zufügen würde. Er wollte ihn, verdammt, es war die letzte Möglichkeit, die er jemals haben würde! »Ich wusste, du traust dich nicht, Weichei!«, sagte er und ließ seine Stimme so spöttisch klingen, wie er über sich brachte. Er fühlte, wie Chiyu zusammenzuckte, und presste die Augen zusammen, um seine Tränen zurückzuhalten. Er war so ein Idiot, so ein riesengroßer bescheuerter Idiot, aber er konnte nicht anders. »Na komm schon, trau dich, sonst erzähle ich allen, dass du es nicht zu Ende bringen konntest! Und Yuji erzähle ich, dass du ihn nur mal so zum Spaß flachlegen wolltest!« Einen Moment war es so still, dass Saga ein kalter Schauer über den Rücken kroch. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er krallte die Finger in die Gitterstäbe, vorbereitet auf Chiyus ganze Wut, die sich nun auf ihn entladen würde. Doch der andere sagte keinen Ton. Es vergingen Sekunden, in denen er einfach nur hinter ihm stand, bis er sich auf einmal bewegte. »Du willst es also wirklich auf die harte Tour!«, sagte er leise in einem Tonfall, der Saga verwirrte, ehe er zusammenzuckte, als sich ein feuchter Finger zwischen seine Pobacken schob. Scheiße! Er biss die Zähne zusammen und krallte seine Finger in die Gitterstäbe. Chiyu machte tatsächlich Ernst! Ein bizarres Gefühl durchflutete ihn, als sich der Finger an seiner Öffnung entlangschob, nicht eindrang, sondern immer wieder darüberglitt, so dass sich seine Muskeln beinahe im Sekundentakt anspannten. Saga merkte unangenehm berührt, wie die Erwartung in ihm zu wachsen begann, wie er förmlich darauf hoffte, dass der andere endlich weitergehen würde, bis er mit einem Mal geräuschvoll die Luft entließ, als sich der Finger in ihn schob. Es war, als würde ihn ein Blitz durchdringen und durch seinen Körper rasen; schmerzhaft und gleichermaßen aufregend ließ er jede Nervenzelle prickeln, so dass sich Saga auf die Unterlippe beißen musste, um nicht laut aufzuschreien. Er war nicht gern der devote Part, er mochte weder den körperlichen Schmerz noch das Gefühl der Unterlegenheit, doch gerade war es ihm vollkommen egal. Es war Chiyu! Für ihn würde er alles ertragen. »Und, hast du schon Spaß?«, hörte er den anderen in seinen Nacken hauchen und musste all seine Selbstbeherrschung zusammenkratzen, um nicht laut zu stöhnen. »Ist das alles, was du kannst?«, antwortete er spöttisch. »Wenn du mich beeindrucken willst, musst du schon mehr als seinen Finger aufbieten. Wenn das alles ist, was du kannst, kannst du ja im Bett nicht sonderlich gut sein!« Er lachte, doch das Lachen verging ihm, als Chiyu seinen Finger aus ihm zog, nur um ihn im nächsten Moment grob in ihn zu stoßen. Für einen kurzen Moment fühlte sich Saga, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Seine Arme knickten ein und er rutschte ein Stück an den Stangen nach unten, ehe er sich wieder festhalten konnte. Erneut rammte sich der Finger in ihn und ließ ihn erzittern, so dass er überhaupt nicht merkte, wie sich sein Becken nach hinten schob. Er biss die Zähne so fest aufeinander, dass sein Kiefer schmerzte, um keinen weiteren Laut von sich zu geben, doch als sich ein zweiter Finger in ihn stieß, konnte er nicht anders als unterdrückt aufzuschreien. »Aha, doch langsam beeindruckt?!«, hörte er Chiyus Stimme an seinem Ohr, doch er konnte ihm nicht antworten. In jeder anderen Situation hätte er dem anderen vermutlich schlichtweg in die Fresse geschlagen, doch verdammt, war das gut! Er wollte mehr, viel mehr als ihm ein paar Finger geben konnten! »Wer von uns beiden ist jetzt die kleine Schlampe?«, lachte Chiyu und krümmte seine Finger, wie Saga es ihm im Bus gezeigt hatte. Dieser schnappte nach Luft, als sie einen süßen Punkt in ihm trafen, der ihn für kurze Zeit Sterne sehen ließ, so dass er nicht anders konnte, als sich der Berührung entgegen zu schieben. Und jedes Mal, wenn Chiyus Finger erneut über die kleine Erhebung in seinem Inneren fuhren, wurde es ihm ein Stück gleichgültiger, was der andere von ihm denken musste. Er wollte ihn, jetzt sofort! »Macht es dich geil, einen Mann zu fingern?«, stichelte er und drückte seinen Oberkörper gegen die Stangen, während er in der gleichen Bewegung bewusst obszön seinen Po hinausstreckte. »Oder machst du es nur, weil du für mehr zu feige bist?! Ohne mich hättest du bei Yuji doch total versagt! Du hast einfach nicht die Eier, einen Mann zu ficken, ohne dass dich ein Schwanz im Arsch nach vorn schiebt!« Er lachte und bewegte sein Becken gegen die Finger, deutlich spürend, wie wütend er Chiyu mit seinen Worten machte, so dass dieser seine Finger immer härter in ihn stieß. In seinem Bauch kribbelte es ebenso stark wie kurz vor einem wichtigen Live, doch er ignorierte die Aufregung. »Du bist doch noch nicht mal schwul, außer bei deinem kleinen Lover! Mir kann also ganz egal sein, wie viel du mir drohst, bei einem anderen Kerl traust du dich doch gar nicht, ihm deinen –« Er hatte noch viel gemeinere Sachen sagen wollen, doch die Worte blieben ihm schlichtweg im Hals stecken, als sich mit einem Mal ein ungeheurer Schmerz in seinem Unterleib ausbreitete, der seine Arme schlaff werden und seine Beine unter ihm wegknicken ließen. Er schnappte nach Luft, stieß einen japsenden Laut aus und sackte an den Gitterstäben hinunter, während sich in seinem Kopf plötzlich alles zu drehen begann, so dass er nicht einmal mehr mitbekam, wie Chiyus Hand ihn davon abhielt, mit den Knien auf dem Boden aufzuschlagen. Alles, was er noch spürte, war ein fremdartiger Schmerz, ein Eindringling, der sich langsam, aber unaufhaltsam in sein Inneres bohrte und die Luft aus seinen Lungen drängte. Chiyus heißer Atem streifte seinen Hals, er hörte den anderen keuchen, als er in ihm versank, tiefer und tiefer, bis Saga beinahe schwarz vor Augen wurde, als sich auch der letzte Millimeter zwischen ihnen schloss. Chiyu musste sich mit Speichel befeuchtet haben, sonst wäre er nicht so leicht in ihn geglitten, doch für Saga war es trotzdem die Hölle. Er konnte nicht mehr atmen, japste nur nach Luft und krallte die Hände in die Stangen, auch wenn er keine Kraft mehr hatte, sich an diesen hinaufzuziehen. Seine Knie sanken auf den kalten Steinboden und Chiyu mit ihm, einen Arm um Sagas Oberkörper geschlossen und ihn an sich ziehend, den anderen an seiner Hüfte, um seinen Unterleib davon abzuhalten, vor ihm zu flüchten. Doch Saga konnte sich noch nicht einmal bewegen, geschweige denn die Kraft aufbringen, sich gegen ihn zu wehren. Es kam ihm wie Stunden vor, bis der Schmerz soweit abgeklungen war, dass er ihn halbwegs ertragen konnte. »Ist das alles, was du drauf hast?«, brachte er mühsam hervor, selbst nicht wissend, warum er immer noch versuchte, den anderen zu provozieren, wo er genau wusste, dass es keine ungünstigere Situation gab, um Chiyu wütend zu machen. Doch anstatt auf seine Provokation einzugehen, lachte Chiyu nur, bewegungslos in ihm verharrend. »Du hast echt Nerven!«, flüsterte er an Sagas Ohr und zog sanft mit den Zähnen an seinem Ohrläppchen, während seine Hand über den Oberkörper des anderen koste. »Selbst jetzt musst du noch den starken Mann spielen! Ich merke doch genau, wie du zitterst, wie du dich nicht mal mehr auf den Beinen halten kannst! Kriegst du langsam ein Gefühl dafür, wie schmerzhaft es für mich wahr, von dir genommen zu werden?« Seine Hand kniff leicht in Sagas Brustwarze und dieser zuckte zusammen und gab einen unterdrückten Laut von sich. Oh ja, es war schmerzhaft, es riss ihn beinahe auseinander, doch er war sich sicher, dass sein Gefühl noch nicht einmal annähernd mit dem von Chiyu zu vergleichen war. Denn auch wenn er meinte, es nicht eine Sekunde länger ertragen zu können, würde er lieber sterben, als Chiyu jetzt wegzulassen. »Schmerzhaft?«, lachte er und verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Du hast dich an mich gepresst und um mehr gebettelt! Das, was du hier bringst, macht mich noch nicht mal hart! Streng dich ein bisschen an, wenn du uns vergleichen willst!« »Um mehr gebettelt?« Chiyus Hüften deuteten einen Stoß an, so dass sich Saga stöhnend nach vorn krümmte. »Wann genau soll das gewesen sein? Wenn hier jemand um mehr betteln wird, dann bist du das!« Er zog sich so weit aus Saga zurück, dass nur noch die Spitze seines Glieds in ihm war, ehe er sich langsam wieder in ihn schob. Saga hatte etwas erwidern wollen, doch die Intensität der Bewegung presste ihm schlichtweg die Luft aus den Lungen, so dass er es aufgab und seinen Hinterkopf an Chiyus Schulter sinken ließ. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen geöffnet, als sich der andere erneut in ihn schob, ebenso langsam wie zuvor, doch genauso unaufhaltsam. Saga war sich sicher, dass es nicht mehr lange dauerte, bis er wirklich um mehr betteln würde, wenn Chiyu ihn weiterhin so folterte. Sein Herz hämmerte so laut gegen seine Brust, dass er sicher war, der andere müsste es hören; seine Haut fühlte sich an, als würde jede von Chiyus Berührungen ein Feuer auf ihr entfachen, und mit jedem weiteren Stoß verlor er sich ein wenig mehr, bis er glaubte, dass nichts mehr von ihm übrig bleiben würde. Seine Lippen formten lautlos Chiyus Namen und er spürte deutlich, wie sich sein Glied aufrichtete, bis er mit einem Mal einen leisen Schrei ausstieß und sich zusammenkrümmte. Ein greller Blitz schoss durch seinen Körper und er hechelte nach Luft, während in seinem Inneren für einen kurzen Moment alles weiß wurde. Noch mal! Was auch immer Chiyu getan hatte, er sollte es noch einmal tun! Er erinnerte sich vage daran, schon mal etwas Ähnliches gespürt zu haben, als er mit Tora geschlafen hatte, doch diesmal war es viel intensiver. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, presste er sich Chiyu entgegen, und wimmerte leise, als dieser genau den selben Punkt noch einmal traf. Er bekam nicht mit nicht, wie die Hand auf seinem Oberkörper stockte, und erst, als Chiyu in seiner Bewegung inne hielt, bemerkte er, dass etwas nicht mehr stimmte. »Saga?«, hörte er die Stimme des anderen an seinem Ohr und runzelte irritiert die Stirn, als er hörte, wie besorgt sie klang. »Geht es dir gut? Ich wollte dir doch nicht wirklich weh tun! Ich höre sofort auf! Ich …« Chiyus Stimme versagte ihm und Saga brauchte einen Moment, bis er verstand, dass der andere seine Reaktion vollkommen falsch interpretiert hatte. Scheiß auf die Schmerzen, sie waren unwichtig! Herrgott, er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas vergleichbar Gutes gefühlt hatte! Wenn Chiyu jetzt aufhören würde, würde er ihn umbringen! Ohne nachzudenken griff er hinter sich und packte den anderen am Arm, während er sich im gleichen Moment mit einem Stöhnen zurückdrängte. Es war ihm vollkommen egal, ob er in diesem Moment all seine Prinzipien über Bord warf, doch das Gefühl war viel zu gut, um es gehen zu lassen. »Feige?«, hauchte er und rieb seinen Rücken an Chiyus Oberkörper. »Ich dachte, du wolltest, dass ich Spaß habe! Du wirst doch wohl jetzt keinen Rückzieher machen!« Er biss sich auf die Unterlippe, als Chiyus Becken nach vorn zuckte und ihm einen weiteren Blitz durch den Leib jagte. Oh ja, genau das war es, was er wollte! Und er würde Chiyu nicht aufhören lassen, bis er vollkommen befriedigt war. »Noch mal!«, befahl er und keuchte auf, als Chiyu nach kurzem Zögern gehorchte und sich in ihn stieß. Saga merkte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat, wie sein Körper beinahe unerträglich heiß wurde, und als Chiyu ein weiteres Mal in ihn stieß, schnellte seine Brust nach vorn und presste sich an die Gitterstangen. Das kalte Metall jagte ihm einen Schauer über den Rücken und er konnte nicht verhindern, dass er sich daran entlangschob, jeden Moment genießend, in dem Chiyus Becken auf seine Haut klatschte. Die Finger auf seinem Oberkörper wanderten zu seinen Brustwarzen, spielten damit und ließen ihn leicht aufstöhnen, ehe sie seinen Hals entlangfuhren. Er reckte das Kinn nach oben, um ihnen mehr Angriffsfläche zu bieten, die Lippen geöffnet und sich nicht mehr darum kümmernd, was für Laute aus seiner Kehle kamen. Waren Chiyus Stöße am Anfang noch langsam gewesen, bewegte er sich nun schneller, ermutigt von Sagas Reaktionen, der sich nach wenigen Minuten fühlte als wäre er eine Puppe, wehrlos und nach Chiyus Wünschen formbar. Die Kraft in seinen Beinen schien zurückgekommen zu sein und ließ ihn sich so weit aufrichten, dass seine Oberschenkel und sein gesamter Oberkörper dicht an die Stangen gepresste war, von der anderen Seite eingeklemmt von Chiyu, dessen heißer Atem in seinem Nacken ihn vollkommen um den Verstand brachte. Allein zu wissen, dass Chiyu wegen ihm stöhnte, dass die verlockenden Lippen wegen ihm nach Luft schnappten, war alles, was Saga wissen musste, um sich ihm völlig hinzugeben. Chiyu schien vollkommen vergessen zu haben, dass er Saga noch vor kurzer Zeit hatte bestrafen wollen. Seine Hüften bewegten sich in schnellem Takt gegen ihn, ließen ihn erbarmungslos erzittern, und doch waren seine Bewegungen eindeutig nicht darauf ausgerichtet, ihm Schmerzen zuzufügen. »Ah, Chiyu!«, stöhnte Saga, als der andere erneut den süßen Punkt in seinem Inneren traf, und krümmte sich gegen die Stangen, ehe ihm mit einem Mal bewusst wurde, dass er den Namen soeben laut ausgesprochen hatte. Ein kalter Schauer rieselte über seinen Rücken, als er spürte, wie Chiyu kurz in seiner Bewegung innehielt, und er hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, als sich der andere aus ihm zurückzog. Hatte er jetzt alles verdorben? Hatte Chiyu etwas bemerkt? Doch anstatt sich von ihm abzuwenden und ihn zurückzulassen, wie er es befürchtete, packte Chiyu ihn grob an der Schulter und zog ihn von den Stangen weg. Saga zischte schmerzhaft, als er mit seinem angeschlagenen Fuß auf den Boden kam, doch nur Sekunden später fühlte er das Metall im Rücken und Chiyus warme Haut an seinem Brustkorb, ehe dieser seine Hand in seinen Haaren vergrub und nur Sekundenbruchteile später seine Lippen auf Sagas presste. Ein Schlag gegen die Schläfe hätte Saga nicht effektiver ausknocken können! Vollkommen perplex schnappte er nach Luft, doch das einzige, was er damit erreichte,war, dass sich Chiyus Zunge in seinen Mund schob. Der jüngere Bassist drängte ihn zurück, so dass er mit dem Hinterkopf gegen die Stangen stieß, während er ihn so fordernd küsste, dass Saga schlichtweg die Luft wegblieb. Der andere saugte an seiner Unterlippe, spielte mit seiner Zunge und ließ ihm nicht einmal die Chance, sich zurückzuziehen, während er mit seiner freien Hand Sagas Beine aus ihrer hockenden Position zog, bis dieser mit dem Po auf den Boden rutschte. Doch das unangenehme Gefühl des kalten Fußbodens verschwand nur Sekunden später, als Chiyu seine Hüfte anhob und ihn so an sich zog, dass Saga auf seinen knienden Oberschenkeln saß und keine andere Wahl hatte, als seine Beine um den anderen zu wickeln, wenn er nicht wieder abrutschen wollte. Er stöhnte auf, als er so nah an ihn rutschte, dass er das erigierte Glied an seinem Bauch spürte. Chiyus Hände wanderten durch die Gitterstäbe an seinen Rücken und fuhren seine Wirbelsäule hinauf und hinunter, während er ihn noch immer so verlangend küsste, dass Saga das Gefühl hatte, sein ganzer Körper würde jeden Moment zerschmelzen. Er hatte nie gedacht, dass ihn ein Kuss so sehr erregen könnte, dass er die Kontrolle über sich verlieren konnte. Doch Chiyus Lippen machten ihn so verrückt, dass er überhaupt nicht merkte, dass er den Kuss ebenso stürmisch erwiderte, wie ihn der andere begonnen hatte. Es war, als würde er mit jedem Augenblick mehr in Chiyu versinken, in dem betörenden Geschmack seiner Lippen, dem Gefühl der weichen Samtkissen, die ihn um den Verstand brachten, und den fordernden Händen, die seinen ganzen Körper gleichzeitig zu berühren schienen. Seine Finger krallten sich in Chiyus Schulterblätter, als er, ohne den Kuss zu unterbrechen, begann, seinen Unterkörper gegen den anderen zu bewegen und sich an ihm zu reiben. Chiyu stöhnte in seinen Mund auf und packte Sagas Pobacken, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Langsam bewegte er ihn gegen sich, sein eigenes Becken gegen ihn drängend, bis Saga es nicht mehr länger aushielt. »Fick mich …«, hauchte er atemlos gegen Chiyus Lippen und biss in die volle Unterlippe. Es war ihm egal, wenn er sich ihm hingab, wenn ihn diese Worte in seinen eigenen Augen zu einer notgeilen Schlampe machten – alles, was noch zählte, war Chiyu. Dieser brach den Kuss und als ihm Saga zum ersten Mal, seitdem alles begonnen hatte, in die Augen blickte, war das, was er darin sah, beinahe mehr als er ertragen konnte. Chiyus dunkle Augen schienen zu brennen, fixierten ihn so voller Verlangen, dass er erzitterte. Er sog die Luft ein, unfähig, den Blick zu lösen, und als Chiyu seine Hüfte anhob und ihn auf sich positionierte, musste er sich mit aller Gewalt zwingen, nicht die Lider zusammenzupressen. Doch er wollte Chiyu in die Augen sehen, wenn dieser ihn nahm. Er wollte den Anblick in sein Gedächtnis einbrennen, so dass, egal was danach geschah, nichts jemals in der Lage sein würde, diesen Moment auszulöschen. »Chiyu«, hauchte er und stöhnte ungehalten auf, als ihn der andere Zentimeter für Zentimeter auf sich hinunterdrückte, bis er vollkommen in ihm versunken war. Es fühlte sich noch weitaus intensiver an als zuvor, so dass Saga einige Momente brauchte, bis er sich wieder gefangen hatte. Er schlang seine langen Arme um Chiyus Oberkörper und vergrub seinen Kopf in dessen Halsbeuge, für einen kurzen Moment die Luft anhaltend, als er merkte, wie sich der andere gegen ihn zu bewegen begann. Lippen legten sich auf seinen Hals und saugten sich an seiner sensiblen Haut fest, während Hände sein Becken immer und immer wieder anhoben und auf Chiyu senkten, so dass er nichts mehr tun konnte als sich hilflos an den anderen zu klammern und die Stromstöße zu genießen, die in jeder Sekunde durch seinen Körper zuckten. Es war ihm noch nicht einmal aufgefallen, dass Chiyu sein Glied bis jetzt vollkommen vernachlässigt hatte, bis mit einem Mal eine Hand zwischen ihre Körper fuhr und es zu massieren begann. Saga gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich und biss in die weiche Halsbeuge, um seine Stimme zu dämpfen, doch Chiyu schien es nicht zu stören. Unaufhaltsam fuhren seine Finger über Sagas Glied, so dass dieser merkte, wie er immer weiter an den Höhepunkt getrieben wurde. Er wollte sich zurückhalten, wollte das Gefühl noch weiter genießen, doch er konnte sich nicht länger beherrschen. In seinem Kopf war alles wirr, er merkte, wie sein Körper zitterte und wie sich seine Kehle zuschnürte, ehe ihm seine Selbstkontrolle mit einem Mal wie feiner Sand durch die Finger glitt. Seine Hände langten nach den Stangen über seinem Kopf, zogen ihn daran in die Höhe, während er sich mit seinem unverletzten Fuß auf dem Boden aufstützte und sich immer wieder gegen Chiyu stieß, den Kopf zurückgeworfen und hemmungslos stöhnend, bis mit einem Mal alles in ihm explodierte. Mit einem Aufschrei ergoss er sich in Chiyus Hand und sackte dann kraftlos gegen dessen Schulter. Sein Brustkorb hob und senkte sich im Stakkato, doch Chiyu ließ ihm keine Minute zum Erholen. Ehe Saga es sich versehen hatte, hatte sich der andere mit ihm herumgerollt, so dass er auf dem Rücken lag, und stieß seine Hüften so schnell gegen ihn, dass Saga beinahe keine Luft mehr bekam. Er fühlte, wie Chiyus Stöße unregelmäßig wurden, wie der andere ihn so hart nahm, dass er glaubte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren, doch nur Sekunden später gab der andere ein Grollen von sich und ergoss sich in ihm. Sags biss sich auf die Unterlippe, als sein Unterleib mit einem Mal unerträglich heiß zu werden schien, ehe Chiyu auf ihn herabsackte und schwer atmend liegen blieb. Seine Hand wühlte fahrig durch Sagas Haare, ließ die verschwitzten Strähnen durch seine Finger gleiten, ehe er mit einem Mal vollkommen ruhig verharrte. Saga schloss die Augen und ließ den Kopf auf den Steinuntergrund sinken. Alles in ihm sagte ihm, dass dies nur ein Traum sein konnte, dass er nicht gerade mit dem Mann, in den er verliebt war, Sex gehabt hatte – ohne andere Beteiligte, ohne Zuschauer – nur sie allein. Doch die warme Haut an seiner, der schwere Körper, der auf ihm lastete, und nicht zuletzt das dumpf pochende Gefühl in seinem Unterleib belehrten ihn eines Besseren. Und plötzlich musste er unwillkürlich grinsen. Shit, er hatte sich tatsächlich gerade in einem Treppenhaus gegen eine Gittertür vögeln lassen! Wenn er das jemals jemandem erzählen würde, würde ihn dieser zuerst sehr ungläubig angucken und dann auslachen! Er hätte sich ja selbst ausgelacht, so lustig und abwegig fand er es! Vorsichtig hob er die Hand und strich über Chiyus Rücken, nur ganz leicht mit den Fingerspitzen und jeden Moment davon genießend. Den meisten Spott würde er sich vermutlich von Uruha anhören dürfen, Hiroto würde nur grinsen und ihm verständnisvoll auf die Schulter klopfen, und Nao würde ihm höchstwahrscheinlich eine Digicam in die Hand drücken und sich beschweren, warum er dieses denkwürdige Ereignis nicht für die Nachwelt dokumentiert hatte. Denn jetzt, wo Chiyu … Saga stockte in seinem Gedankengang und seine Hand auf Chiyus Rücken stoppte. Denn jetzt, wo Chiyu was war? Sein Freund? Wohl kaum. Niemand wusste besser als er selbst, dass Sex noch lange nicht bedeutete, dass man ein Paar sein musste. Wollte er überhaupt ein Paar sein? Und was war mit Yuji? Diesen Gedanken hatte er vollkommen ausgeblendet. War Chiyu nicht noch vor einer Stunde Hals über Kopf in den anderen verliebt gewesen? Hatte er wirklich nur aus Rache mit ihm geschlafen? Aber warum zum Teufel fühlte es sich dann so an, als wäre tatsächlich etwas zwischen ihnen gewesen, das sich nicht nur auf triebhaftes Übereinanderherfallen reduzieren ließ? Shit! Saga zog grimmig die Brauen zusammen und ballte die Hand zur Faust, während er versuchte, sich davon abzuhalten, in Panik zu verfallen. Mit einem Mal spürte er den kalten Fußboden in seinem Rücken und seinen schmerzenden Fuß wieder. Chiyu lastete noch immer schwer auf ihm und machte keine Anstalten sich zu bewegen, so dass Saga einen Moment überlegte, ob er ihn schlichtweg runterschubsen sollte. Wenn Chiyu in Yuji verliebt war, warum war er jetzt bei ihm?! Warum hatte er ihn durch seine Berührungen und Küsse glauben lassen, dass er etwas für ihn empfand? Oh ja, als ob das jemals der Fall sein würde! Mit einem Mal fühlte sich Saga unglaublich verletzt. Fuck, er hatte sich von seinen Gefühlen hinters Licht führen lassen! Normalerweise verführte ER andere und ließ sie dann fallen. Dass er jetzt plötzlich in der umgekehrten Situation war, ließ ihm richtig übel werden. »Chiyu?«, fragte er und bewegte sich leicht. Es dauerte einige Sekunden, bis der andere reagierte, so dass sich Saga schon fragte, ob er auf ihm eingeschlafen war. Doch dann hob Chiyu den Kopf und richtete sich langsam auf. »Entschuldige, ich bin wohl schwer«, sagte er leise fuhr sich durch die wirren Haare. Saga fiel deutlich auf, dass der Jüngere ihm nicht in die Augen sah, sondern beinahe beschämt auf den Boden starrte. Und allein dieser Anblick ließ ihn richtig wütend werden. Bereute Chiyu, mit ihm geschlafen zu haben? War ihm erst jetzt klar geworden, was geschehen war? Wenn er es eklig fand, hätte er sich das auch früher überlegen können! Saga sah auf den Fußboden und verfluchte mit einem Mal die unangenehme Stille zwischen ihnen. Was zur Hölle war passiert, dass plötzlich alles anders war als noch vor ein paar Minuten, wo sie sich geküsst hatten, als würde es kein Morgen geben?! Und wie blöd war er, dass er auch nur einen Moment angenommen hatte, Chiyu würde seine Gefühle erwidern. Dass man sich nach dem Sex in die Arme schloss und für immer und ewig glücklich war, gab es nur in schlechten Kitschromanen! »Wenn du zu Yuji willst, kannst du gehen«, sagte er und ballte die Faust, um sich zur Ruhe zu zwingen. »Was?« Er hörte Chiyus überraschten Tonfall, doch er traute sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Ich sagte, wenn du zu ihm willst, kannst du gehen. Keine Angst, solange du niemandem hiervon erzählst, werde ich es auch nicht tun. Am besten vergessen wir einfach, dass es jemals passiert ist!« Ein Teil in Saga wunderte sich, wie er es fertigbrachte, die Worte so kühl über seine Lippen kommen zu lassen. Der weitaus größere schrie ihn einfach nur an, wie er so unglaublich bescheuert sein konnte! Einige Sekunden, die Saga wie unendliche Stunden vorkamen, geschah gar nichts. Dann hörte er Chiyu geräuschvoll einatmen. »Ok, wie du meinst!« Die Stimme des anderen klang so seltsam, dass Saga erschrocken aufblickte, doch da hatte sich Chiyu schon abgewendet und schloss seine Hose, ehe er ohne zurückzublicken die Stufen hinunter wankte. Einen kurzen Moment rang Saga mit sich, ob er ihm nachlaufen, ihn zurückhalten und anschreien sollte, bei ihm zu bleiben – doch er bewegte sich kein Stück. Mit einem Gefühl, als hätte ihm soeben jemand mit einem scharfen Messer die Brust aufgeschlitzt, zog er sich langsam an den Stangen in die Höhe, bis er unsicher auf einem Fuß stand, den pochenden Schmerz in seinem Unterleib so gut wie möglich ignorierend. »Scheiße«, murmelte er, als er spürte, wie seine Fassade zu bröckeln begann und sich Tränen in seinen Augenwinkeln formten. Und als die ersten heißen Tropfen über seine Wangen kullerten, gab er auf, ließ sich auf den Boden sinken und zog die Knie so weit an seinen Körper, dass er den Kopf dazwischen verstecken konnte. Er presste die Lippen zusammen, um keinen Ton von sich zu geben, und schloss seine Arme fest um seinen Oberkörper, doch das Zittern, das ihn überfiel, konnte er nicht unterdrücken. Und irgendwann, nach unendlich erscheinenden Minuten, wurde ihm eines mit brutaler Gewissheit klar: Was auch immer zwischen ihm und Chiyu gewesen war oder hätte sein können – er hatte es versaut. tbc!! Kapitel 12: ------------ Das letzte Kapitel!! Ein ganz groes Lob an meine Beta, dass sie es noch geschafft hat. In einer Stunde bin ich in Tegel und dann verschwinde ich für 3 Wochen nach Japan!!! Aber ich wollte es vorher unbedingt noch hochstellen! Viel Spaß!! Kapitel 12 Saga hatte schon oft Momente gehabt, in denen er sich elend gefühlt hatte. Einmal hatte er zu viel Wodka getrunken und dem Bürgersteig sein Innerstes ausgeschüttet. Ein anderes Mal war er nach einem Live vor Übelkeit zusammengeklappt. Und mindestens einmal alle zwei Jahre überfiel ihn eine richtig miese Magen-Darm-Grippe, bei der er sich tagelang die Seele aus dem Leib kotzte. Doch so übel zugerichtet wie jetzt war er schon lange nicht mehr gewesen. Der Boden, auf dem er saß, war beinahe unerträglich. Die Kälte ging ihm durch Mark und Bein, doch er brauchte eine ganze Weile, ehe er sich soweit beruhigt hatte, dass er aufstehen konnte. Mit wackligen Beinen zog er sich an den Stangen in die Höhe, wischte sich die Tränen von den Wangen und visierte das Treppengeländer an, dankbar dafür, dass es dies gab, denn sonst würde er es wohl kaum drei Stockwerke nach unten schaffen. »Au, verdammte Scheiße!«, fluchte er, als er seinen rechten Fuß zu stark belastete und ein beißender Schmerz durch sein Bein fuhr. Mürrisch griff er nach dem Geländer und zog das Bein an, um auf dem anderen von Stufe zu Stufe zu hüpfen. Hüpfen war unmännlich! Nur gut, dass ihn hier niemand sehen und auslachen konnte! Aber wenn man mal davon absah, dass er bei jedem Sprung die Zähne zusammenbeißen musste, weil sein Unterleib höllisch schmerzte und seine Beine zitterten wie Wackelpudding, war es beinahe erträglich. Immer noch besser, als weiter hier zu sitzen und am Ende von jemandem gefunden zu werden. Das würde die Klatschmäuler der PSC das nächste halbe Jahr in Aufruhr halten! Saga lachte zynisch, als er endlich die Tür zur Tiefgarage erreicht hatte, und schluckte seinen Stolz hinunter, ehe er auch den restlichen Weg bis zur Fahrertür halb humpelnd, halb in kleinen Sprüngen zurücklegte. So ungern er auch riskieren wollte, noch einmal in Chiyu zu rennen – er brauchte seine Kleidung, seinen Haustürschlüssel und nicht zuletzt sein Handy, um sich ein Taxi zu rufen. Es erstaunte ihn, dass er noch so klar denken konnte, zog man in Betracht, dass er soeben Chiyu persönlich das Messer in die Hand gedrückt hatte, damit ihm dieser das Herz herausschneiden konnte. Doch auch wenn er es sich nicht erklären konnte, in diesem Moment war er dankbar für den Autopilot-Modus, der ihn unbarmherzig auf den Beinen hielt und vorantrieb. »Noch wer da?«, rief er ins Innere des Busses, als er sich die Stufen hinauf mühte und dann, mit den Händen an allen Sachen abstützend, die er finden konnte, in den hinteren Teil schwang. Ein wedelndes Putztuch grüßte ihn und nur wenige Sekunden später tauchte Miyavis Kopf unter dem Tisch auf. Als er Saga sah, hielt er inne und seine Augen wurden groß. »Scheiße, was ist denn mit dir passiert? Hat dich Chiyu echt verprügelt?!«, fragte er schockiert und musterte Saga von oben bis unten, so dass dieser mürrisch die Augenbrauen zusammenzog. Ein blaues Auge, rote Flecken auf dem Brustkorb von den Gitterstangen, zerzauste Haare, rote Augen, humpelnd – er musste aussehen wie einem schlechten Horrorfilm entsprungen. Doch er hatte keine große Lust zu erklären, was wirklich zwischen ihnen vorgefallen war. Obwohl er noch nicht mal wusste, welche Version peinlicher für ihn war – von Chiyu fertig gemacht worden zu sein oder die Wahrheit. So machte er nur eine abfällige Bewegung und hoffte, dass sich der Sänger damit zufrieden geben würde. Miyavi schüttelte den Kopf, griff nach Sagas Hemd, das über der Sofalehne hing, und warf es ihm zu. Takeru und Yuji schienen schon gegangen zu sein, denn es waren keine anderen Kleidungsstücke mehr übrig. Selbst die Spuren von dem, was sie miteinander getrieben hatten, waren schon so gut wie weggeputzt, so dass Saga sich wünschte, mehr getrunken zu haben, um alles nur für einen seltsamen Traum halten zu können. Erleichtert bemerkte er, dass auch Chiyus Sachen verschwunden waren, doch es weckte gleichermaßen die Frage, was und wie viel genau der andere Bassist erzählt hatte. Der schwarzhaarige Sänger fegte die letzten Chipskrümel vom Tisch, ehe er das Putztuch weglegte und sich auf die Couch fallen ließ. Seine Stirn war in tiefe Falten gezogen, als würde er angestrengt nachdenken. »Dass ihr euch wirklich geprügelt habt …«, begann er, als könne er selbst nicht glauben, was er sagte. »Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich euch nachgegangen. Ich hätte eher gedacht, ihr fallt übereinander her! Wütender Sex ist echt heiß!« Saga hustete und verhedderte sich in seinem Ärmel, ehe er sich schnell abwendete und geschäftig nach seinen Socken suchte, hoffend, dass Miyavi nicht merkte, wie ihn dessen Worte aus der Bahn geworfen hatten. Zum Glück hatte er alle Spuren, die auf ihm verblieben waren, beseitigt – nicht auszudenken, wenn sich rumsprechen würde, dass er sich von Chiyu hatte flachlegen lassen! Aber bei einem hatte Miyavi recht: Wütender Sex war wirklich heiß! »Takeru bringt Yuji nach Hause«, begann der Sänger ungefragt zu erzählen und lehnte sich zurück, während er Saga dabei beobachtete, wie dieser seine Sachen zusammensuchte. »Ich denk, der Kleine hat’s recht gut verkraftet. Chiyu ist vorhin kurz reingerauscht, hat seine Sachen geschnappt und ist sofort wieder weg. Ihr ward echt lange weg; was genau ist denn passiert?« Einen kurzen Moment überlegte Saga, ob er zumindest einen Teil der Geschichte preisgeben sollte, doch dann entschied er sich dagegen. »Frag nicht«, antwortete er so nur und schlüpfte in seine Schuhe. Es erstaunte ihn nicht, wie erleichtert er sich fühlte, endlich wieder bekleidet zu sein. Es war nicht nur die Kälte, die ihm zugesetzt hatte, es war, als wäre er schutzlos ausgeliefert gewesen und würde nun mit jedem Kleidungsstück einen Teil seiner Würde wieder anziehen. »Mh, mh …« Miyavi nickte, auch wenn ihn die Erklärung nicht wirklich zufriedenzustellen schien. Saga hätte erwartet, dass ihn der andere löchern würde, bis er alle Details ausspuckte, doch seltsamerweise war er recht still. »Hast du das erreicht, was du wolltest? Weswegen wir das Ganze hier veranstaltet haben?«, fragte er schließlich doch und Saga lachte nur bitter, ehe er mit den Schultern zuckte und ratlos den Kopf schüttelte. »Keine Ahnung«, meinte er und atmete tief durch, um das Beißen in seinem Brustkorb zu verdrängen, wenn er diese Worte aussprach. Es war noch weitaus schlimmer als der Schmerz in seinem Fuß oder seinem Unterleib, und er war sich sicher, wenn er einen Moment länger in sich hineinlauschen würde, würde er die Antwort bekommen – doch er wollte sich nicht damit beschäftigen. Nicht jetzt, nicht, wo die Erinnerung an Chiyus Nähe seine Gedanken verwirrte. Morgen würde er darüber nachdenken. Vielleicht … »Bist du eigentlich mit Takeru zusammen?«, fragte er, weniger aus Interesse, als um das Thema von sich und Chiyu abzulenken. Der Sänger wiegte den Kopf hin und her, ehe er ihn schließlich schüttelte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er zwinkerte Saga bedeutungsvoll zu. »Manchmal ist es besser, sich erst überhaupt keine Gedanken über Gefühle zu machen. Dann kann man das, was man ohne sie hat, mehr genießen«, antwortete er. Saga nickte betreten. Vor wenigen Wochen hätte er die selbe Einstellung vertreten – eine Einstellung, mit der er zwar viele Herzen gebrochen, aber immer gut gelebt hatte. Ein kleiner Teil von ihm wünschte sich diese Sorglosigkeit zurück. Der weitaus größere jedoch wusste, dass das nicht mehr möglich war. Er bemerkte nicht, wie Miyavi ihn besorgt musterte, und erst als der andere mit einem Mal aufsprang und seine Tasche schnappte, sah er wieder zu ihm hin. »Komm, ich fahr dich nach Hause!«, sagte der Sänger und lächelte ihn aufmunternd an. »Ich hab noch immer die Schlüssel vom Van!« »Du hast doch überhaupt keinen Führerschein!« Saga hob eine Augenbraue und erinnerte sich daran, wie es das letzte Mal gewesen war, als er sich in einem Auto befunden hatte, was der andere gefahren hatte. Dieser rollte nur theatralisch mit den Augen und stemmte die Hände in die Seiten. »Warum sich daran nur alle immer so aufreißen müssen!«, lamentierte er und grinste, ehe er Saga aufmunternd auf die Schulter klopfte und ihm mit einem Kopfnicken deutete, ihm zu folgen. Saga nickte und schwang sich seine Tasche über die Schulter, ehe er mit einem klein wenig besseren Gefühl als zuvor durch den Bus nach vorn humpelte. Er war dankbar, dass Miyavi keine weiteren Fragen stellte. Er hatte sich immer gut mit dem anderen verstanden, aber gelegentlich war er der Meinung gewesen, es mit einem Elefanten im Porzellanladen zu tun zu haben. Umso mehr überraschte es ihn, dass er plötzlich so ein ungewohntes Feingefühl an den Tag legte. Wenigstens für einen kurzen Augenblick konnte er den ganzen Scheiß vergessen, der in den letzten Tagen passiert war. Das Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung würde früh genug wiederkommen. ~*~ Und tatsächlich, es kam wieder. Es dauerte ein paar Stunden, in denen er wirklich der Überzeugung war, das Schlimmste bereits überwunden zu haben. Doch spätestens am nächsten Tag war er wieder auf dem selben Tiefpunkt angelangt, auf dem er sich befunden hatte, kurz nachdem Chiyu gegangen war. Einmal versuchte er sogar, ihn anzurufen, war jedoch heilfroh, als er nicht ranging. Kein Wunder, Chiyu wollte vermutlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Vermutlich war er noch immer wütend darüber, was Saga ihm angetan hatte. Möglicherweise war er sogar mit ein bisschen Nachdenken darauf gekommen, dass er in ihn verliebt war, dann war alles vorbei und selbst die kleine Chance, dass sie weiterhin befreundet sein könnten, hinüber. Nicht, dass Saga dies wirklich fertig gebracht hätte. Dasitzen und zusehen, wie Chiyu und Yuji ein glückliches Pärchen waren, konnte er ebenso wenig wie weiterhin ertragen, dass der andere unglücklich in einen anderen verliebt war. Nachdem sein Fuß auch nach zwei Tagen nicht besser geworden war, sondern eine interessante bläuliche Farbe angenommen hatte, hatte er sich schweren Herzens zum Arzt geschleppt, nur um nun mit einem grünen Gips durch die Wohnung zu humpeln. Verloren gegen eine Feuerschutztür … Wie demütigend … Trotzdem war er am nächsten Tag zur Probe erschienen, mit breitem Grinsen verkündend, dass er ein wehrloses Mädchen vor einer Bande Yakuza gerettet hatte und von deren Anführer verwundet worden war, bevor er diesen windelweich geschlagen hatte. Darüber Scherze zu machen, war weitaus besser, als die Wahrheit zu sagen. Auch Miyavi lachte über seine Geschichte – und verriet nichts. Chiyu hatte er seitdem nicht mehr gesehen. Auch Yuji und Takeru nicht. Saga wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder nicht. Einerseits ersparte es ihm die unangenehme Konfrontation, andererseits trug es nicht sonderlich dazu bei, den Zustand der Ungewissheit zu reduzieren, in dem er sich befand. Ging Chiyu ihm aus dem Weg? Verübeln könnte er es ihm nicht, allerdings war es auch nicht ungewöhnlich, dass er einige Bands wochenlang nicht zu Gesicht bekam. Als er jedoch auch nach anderthalb Wochen noch nichts von dem anderen gehört hatte, begann er langsam in eine seltsame Stimmung zwischen Sorge und Frustration zu fallen. Es führte sogar so weit, dass Nao ihn zusammenstauchte, weil er ständig aus dem Takt kam oder an den falschen Stellen background sang. Auch heute war so ein Tag. Nachdem er zum dritten Mal an der selben Stelle verbockt hatte, in die richtige Tonart zu wechseln, hatte Nao eine Zwangspause eingelegt und ihn zum Rauchen geschickt, damit Saga sich beruhigte, wie er es ausdrückte. Dieser hatte zwar nur mürrisch gebrummt, aber wenn er ehrlich war, kam ihm die Auszeit ganz gut. Alle der Band merkten, dass er nicht wirklich auf der Höhe war, doch nachdem er alle Nachfragen konsequent abgeblockt hatte, hatten sie es aufgegeben, etwas aus ihm rauszuquetschen. Vermutlich nahmen sie Rücksicht auf ihn, weil sie dachten, es habe etwas mit der wahren Geschichte hinter seiner Verletzung zu tun. Selbst Hiroto hatte nicht weiter nachgehakt. Saga war ein bisschen unwohl dabei, seinen Freund, der zumindest indirekt an der ganzen Sache beteiligt war, außen vor zu lassen, aber er war noch nie der Typ Mensch gewesen, der anderen sein Herz ausschüttete. Er würde selbst damit fertig werden. Er ließ sich doch nicht von ein bisschen Liebeskummer unterkriegen! Ein milder Wind blies ihm um die Ohren, als er die Tür zum Hinterhof öffnete, froh, dass niemand zu sehen war. Er unterließ es, sich mit seinem Gips wie sonst auf die Lehne der kleinen Bank zu schwingen, sondern lehnte nur seine Krücke daran und ließ sich auf die Sitzfläche sinken, um eine Kippe aus seiner Tasche zu fischen und sie anzustecken. Und als er den bläulichen Rauch einsog, fühlte er sich tatsächlich ein bisschen ruhiger. Zwei Wochen, maximal, dann würde er sich wieder soweit gefangen haben, dass er da weitermachen konnte, wo er vor Chiyu aufgehört hatte. Es passte sowieso nicht zu ihm, verliebt zu sein! Was für ein Verlust für die Männerwelt, wenn er plötzlich monogam werden sollte! Saga grinste und nahm einen weiteren Zug, ehe er den Kopf in den Nacken sinken ließ und für einen Moment die Augen schloss. Er war müde, er wollte endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen! Der Wind, der um seine Nase wehte, beruhigte ihn ungemein, und ehe er es sich versah, war er eingedöst. Erst das Geräusch der Tür ließ ihn aufschrecken und in die Höhe fahren, drauf und dran, sich bei Nao zu entschuldigen, dass er eingeschlafen war – doch es war nicht Nao. »Shit!«, Saga flüsterte die Worte so leise, dass nur er sie hören konnte, doch selbst wenn er sie nicht gesagt hätte – sie standen ihm deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben. Da machte er sich tagelang verrückt und nun marschierte Chiyu einfach so ohne Vorwarnung zum Rauchen auf den Hof? Er hatte sich überlegt, was er ihm sagen wollte, wenn er ihn das nächste Mal sah, hatte sich die Worte zurechtgelegt, wie er sich entschuldigen und dabei wenigstens halbwegs sein Gesicht wahren konnte, doch nun, da der andere ihm so unerwartet gegenüberstand, war sein Kopf wie leer gefegt. Auch Chiyu schien es nicht besser zu gehen. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm für einen kurzen Moment, als er Saga sah, und er erstarrte in seiner Bewegung, doch anstatt sich umzudrehen und zu gehen, ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen. »Yo!«, sagte er und hob die Hand zum Gruß, ehe er sich Saga gegenüber an die Wand lehnte und seine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog. »Yo!«, antwortete Saga und schluckte den Klos hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. Einen ganz kleinen Moment hatte er gehofft, dass Chiyu einfach umdrehen würde, doch er war schlau genug zu wissen, dass das einfach nur kindisch und peinlich für sie beide gewesen wäre. Ein Teil von ihm war unglaublich neugierig, was Chiyu nun von ihm dachte, doch der weitaus größere wäre am liebsten einfach nur weggerannt – mit Gips und Krücke jedoch keine gute Idee. »Was hast du da gemacht?«, brach Chiyu das unangenehme Schweigen und nahm einen Zug von seiner Zigarette, ehe er damit auf Sagas Fuß deutete. »Angebrochen«, antwortete dieser bemüht lässig. »War ich das?« Die Frage ließ Saga zusammenzucken. Er hatte nicht erwartet, dass Chiyu das Thema komplett ignorierte, doch dass er ihn so plötzlich damit überrumpelte nun wieder auch nicht. Einen kurzen Moment überlegte er, ob er ihm die Geschichte mit dem Mädchen und den Yakuza auftischen sollte, dann entschied er sich dagegen. »Nein, die Feuertür!«, antwortete er und ließ seinen Blick über die Mauer schweifen, verärgert darüber, dass er Chiyu nicht direkt in die Augen blicken konnte. Er führte sich auf wie ein Mädchen! »Aha …« Das war alles, was Chiyu sagte. Saga runzelte die Stirn und steckte sich eine neue Kippe an, da ihm seine vorige aus der Hand gefallen war, als er eingenickt war. Er wusste nicht wirklich, was er sich erhofft hatte, doch ein bisschen mehr Sympathie wäre schon angebracht gewesen. Zwar war Chiyu nicht direkt daran schuld, dass er gegen die Feuerschutztür getreten hatte, doch wäre er nicht gewesen, hätte Saga erst gar nicht flüchten müssen. Er gab ein Brummen von sich und ballte mürrisch die Fäuste, ehe er die Zigarette zur Seite pfefferte und die Arme verschränkte. Fuck! Die ganze Situation war so scheiße! Wäre er doch bloß niemals in diesem Kofferraum gelandet, dann hätte er sich einiges erspart! »Hab verstanden, ich geh lieber!«, ertönte mit einem Mal Chiyus Stimme und Saga sah überrascht zu ihm hin, nur um zu sehen, wie der andere sich den Hinterkopf rieb und unwohl das Gesicht verzog. Was bitte war denn jetzt los? Er hatte doch überhaupt nichts gesagt! »Hä?«, gab er so nur äußerst intelligent von sich und blickte den anderen verständnislos an. Chiyus Blick wanderte unstetig über den Boden und Saga konnte sehen, wie er mit sich rang, doch er hatte absolut keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte. Und so langsam wurde er ungeduldig! Manchmal war Chiyu so unverblümt und direkt, dass es ihn vollkommen aus der Bahn warf, und in anderen Situationen bekam er einfach nicht den Mund auf! Es stank Saga gewaltig, und das nicht nur, weil er sowieso schon gereizt war. »Wenn du ein Problem hast, dann spuck’s aus!«, sagte er unwirsch, innerlich auf die ganzen beschissene Welt fluchend, dass sie ihn in so eine Lage gebracht hatte. Am liebsten hätte er alles hingeschmissen, Chiyu seine ganzen Gefühle an den Kopf geworfen und sich dann in der Erde eingebuddelt. Sollten sich doch andere mit dem Scheiß rumschlagen! »Ich habe ein Problem?!« Chiyus Augenbrauen zogen sich grimmig zusammen und er schnaubte abfällig. »Allen Anscheins bist du derjenige mit einem Problem! Aber ich habe verstanden! Ich sehe, du bist noch immer wütend auf mich, also gehe ich besser und belästige dich nicht mehr!« Er presste die Lippen zusammen und setzte an, sich abzuwenden, doch Saga würde den Teufel tun, ihn jetzt wegzulassen. Was zur Hölle sollte das?! »Wieso sollte ich auf dich wütend sein? Ich dachte, du bist auf mich wütend!«, erwiderte er patzig und schnaubte ärgerlich, dass er nicht einfach aufspringen, den anderen am Kragen packen und schütteln konnte. Das war so typisch, sie konnten scheinbar wirklich nichts anderes mehr, als sich verbal an die Gurgel zu gehen. Kaum waren sie allein, begannen sie sich zu streiten und anzublaffen, genau wie auf der Feuertreppe. Chiyu schaffe es wie kein anderer, ihn innerhalb von wenigen Sekunden durch sämtliche Gefühlszustände zu jagen! »Ich auf dich wütend? Wieso sollte ich auf dich wütend sein?« Die schlanken Augenbrauen des jüngeren Bassisten wanderten nach oben, doch Saga war zu aufgebracht, um den verblüfften Tonfall in seiner Stimme zu hören. »Sonst hättest du mich ja wohl kaum die letzte Woche ignoriert! Nicht mal ans Telefon bist du gegangen, als ich versucht habe, dich anzurufen!«, meinte er vorwurfsvoll und fixierte den anderen mit grimmigem Blick. Chiyus Mund öffnete sich und er schnappte nach Luft, ehe er die Hand zur Faust ballte. »Entschuldige mal«, erwiderte er bissig, »ich war vielleicht die letzten Tage krank, weil ich halbnackt durch eine Tiefgarage gerannt bin und in einem zugigen Treppenhaus rumgelegen habe! Ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht abzunibbeln, als dass ich ans Handy hätte gehen können!« »Jetzt mach mal halblang, immerhin warst du nicht derjenige, der mit dem Rücken auf dem kalten Fußboden lag! Und ich bin nicht krank geworden!« Saga erwiderte Chiyus Blick ebenso wütend, die Augenbrauen zornig zusammengezogen, ehe er plötzlich stockte, als erst jetzt die Bedeutung dessen Worte zu ihm durchdrang. Verblüfft öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder und ließ sich mit dem Rücken an die Banklehne sinken. Seine Wut war wie weggeblasen und stattdessen machte sich ein seltsam klammes Gefühl in seiner Brust breit. Worüber zur Hölle stritten sie sich hier eigentlich?! Seine Gedanken brauchten ein wenig, um den Informationsfluss der letzten Sekunden aufzuarbeiten, und was sie herausfanden, ließ ihn noch viel verwirrter zurück als vorher. Auch Chiyu schien mit einem Mal die Lächerlichkeit der Situation zu begreifen und ließ die Fäuste sinken, ehe er sich wortlos neben Saga auf die Bank setzte. Ein paar Minuten herrschte Stille zwischen ihnen, Stille, die Saga dazu verwendete, um zu versuchen, in irgendeiner Weise zu begreifen, was Chiyu ihm soeben gesagt hatte. Normalerweise schaltete er schnell, doch alles, was mit Chiyu zu tun hatte, schien wie durch eine Blockade von seinem logischen Denken abgekoppelt. »Dann bist du nicht wütend auf mich?«, brach er schließlich das Schweigen, den Blick auf den Boden gerichtet und die Finger auf seinem Schoß ineinander verknotet, um seine Unruhe wenigstens halbwegs zu verbergen. Diese Stille war beinahe noch unheimlicher als ihr Streit. Chiyu schüttelte den Kopf, die Augen ebenfalls auf den grauen Steinfußboden gerichtet. »Ich war es«, antwortete er wesentlich leiser als zuvor. »Ich sollte es noch immer sein. Immerhin hast du … Du weißt schon … Aber dann habe ich dich … – Und außerdem bist du mit deinem Fuß schon genug gestraft.« Er setzte ab, doch auch obwohl er die Sätze nicht zu Ende gesprochen hatte, verstand Saga. Sie hatten beide großen Mist gebaut und wussten es. Und keiner von ihnen konnte wirklich damit umgehen. Wahrscheinlich war Chiyu die ganze Situation ebenso peinlich wie ihm, und vielleicht hatte er auch hundertmal im Kopf durchgespielt, wie er Saga am besten begegnen könnte! Er hatte ja nicht wissen können, dass Saga ihm überhaupt nicht übel nahm, was er mit ihm gemacht hatte – im Gegenteil, dass die Erinnerung daran einer der Gründe war, warum er nicht mehr ordentlich durchschlafen konnte, sondern stattdessen mit einer peinlichen Bescherung in seinen Schlafshorts aufwachte. »Und du? Du bist nicht wütend auf mich?«, rissen ihn Chiyus Worte aus seinen Gedanken. Der Gedanke daran, dass sie sich vermutlich viel Kopfzerbrechen hätten ersparen können, wenn sie das schon früher geklärt hätten, ließ Saga grinsen und schließlich leise lachen. Chiyu sah ihn verwirrt und etwas verunsichert an, doch Saga schüttelte nur den Kopf. Idioten – das waren sie! Er musste erneut lachen und diesmal konnte auch Chiyu ein Grinsen nicht zurückhalten. »Okay, das war vermutlich das peinlichste Gespräch, das ich jemals hatte«, sagte er und fuhr sich in einer nervösen Geste durch die Haare. Saga nickte und atmete tief durch. Oh ja, das war mit Abstand das peinlichste Gespräch, das er jemals gehabt hatte. Und er war nicht scharf darauf, diese Erfahrung in nächster Zeit noch einmal zu wiederholen. »Es wär echt schade gewesen, wenn wir deshalb nicht mehr miteinander geredet hätten«, fuhr Chiyu fort. »Denn du bist echt in Ordnung – zumindest die meiste Zeit. Und ich würde gern mal wieder was mit dir trinken gehen. Kaffee – kein Alkohol.« Etwas verlegen rieb er sich den Nacken und Saga glaubte beinahe, einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen zu erkennen. Unwillkürlich musste er grinsen, selbst verwundert, wie schnell sich die Stimmung zwischen ihnen gewandelt hatte. Selbst wenn er wirklich auf Chiyu wütend gewesen wäre – allein dessen Art hätte es geschafft, ihn wieder zu versöhnen. Er hatte etwas an sich, dass ihn einfach schwach werden und nicht mal den Ansatz von Gegenwehr aufbringen ließ. Und gerade jetzt, da die große Katastrophe, vor der er sich die ganze Zeit gefürchtet hatte, nicht eingetreten war, fühlte es sich so an, als würde sein Herz bei jedem Wort in die Höhe hüpfen. »Du willst ein Date mit mir?«, stichelte er und lachte, als Chiyu empört schnaubte und den Kopf schüttelte. »Aber sonst geht’s dir noch gut, oder?«, antwortete er, konnte ein kleines Schmunzeln aber nicht unterdrücken. Saga lachte nur und fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen wieder richtig gut. Egal, was daraus werden würde, er hatte schon weitaus mehr, als er sich erhoffen könnte. Chiyu war weder wütend auf ihn noch fand er ihn abstoßend – er hatte ihm noch nicht einmal gedroht, ihn umzubringen, obwohl dies beinahe schon zur Normalität zwischen ihnen geworden war. Allein die Tatsache, dass der andere wieder Zeit mit ihm verbringen wollte, wo er es eher verdiente, dass er ihm den Hals umdrehte, kam ihm wie ein Wunder vor. Immerhin hatte er nicht nur gegen seinen Willen mit ihm geschlafen, er hatte ihn auch vor Yuji bloßgestellt. Yuji … Es war die selbe dunkle Wolke, die sich bei diesem Namen über ihn senkte, wie bereits auf der Feuertreppe. Und sie schaffte es erneut, seine Euphorie innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Boden zu drücken, so dass er sich beinahe lächerlich vorkam, überhaupt daran gedacht zu haben, dass zwischen Chiyu und ihm wieder alles normal werden könnte. Yuji … Ob Chiyu wohl mit ihm zusammen war? Nachdenklich musterte er den anderen, der verwundert die Stirn kräuselte. »Was ist?«, fragte er, sichtlich verwirrt über Sagas Stimmungswandel. Doch dieser hatte keine Lust, ihm zu erklären, was in ihm vorging. Er wusste nicht, ob er enttäuscht oder wütend oder etwas völlig anderes sein sollte. Wieder einmal hatte es mit Chiyu zu tun gehabt, dass er innerhalb von wenigen Momenten von Wolke 7 abgestürzt und auf dem Boden der Tatsachen angekommen war. Und langsam ging ihm dieser Zustand tierisch auf die Nerven! »Lassen wir das mit dem Kaffee trinken lieber bleiben«, begann er, deutlich merkend, wie sein Gesicht bei den Worten in sich zusammen fiel. »Ich glaube nicht dass es Yuji recht ist, wenn du dich mit mir abgibst. Geh lieber zu ihm!« Er hatte die Worte nicht so feindselig sagen wollen, wie sie letztendlich seinen Mund verlassen hatten, doch als Chiyu ärgerlich die Augenbrauen zusammen zog, wusste er, dass es jetzt zu spät war, sie noch abzuschwächen. »Wovon redest du bitte?«, wollte der andere wissen. »Was soll der ganze Scheiß mit Yuji? Warum fängst du schon wieder damit an?!« Ja richtig, auf der Feuertreppe hatte er Chiyu auch schon mit Yuji als Argument von sich gestoßen. Doch auch wenn Chiyu davon genervt war, war es nicht weniger aktuell! Und weniger wichtig schon gar nicht! »Na, du bist doch schließlich in ihn verliebt!«, antwortete er bockig, sich deutlich bewusst, wie kindisch seine Worte klangen. Die Falten auf Chiyus Stirn wurden augenblicklich noch tiefer und Saga schluckte trocken, als er den anderen jeden Moment auf sich losgehen sah, doch anstatt den erwarteten Mordversuch auszuführen ballte Chiyu nur die Faust und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Und auch wenn er es lieber ignoriert hätte, Saga sah deutlich, dass er soeben einen wunden Punkt getroffen hatte. »Du hast doch selbst gehört, dass er hetero ist«, begann Chiyu, die Finger streckend und wieder zusammenballend, um seine in Aufruhr gebrachten Gefühle zu kontrollieren. »Das war ein einmaliges Experiment für ihn und jetzt ist alles wieder so wie vorher. Wir reden nicht darüber, machen maximal einen Scherz, und dann ist es wieder vergessen. – Und das ist okay. Ich wusste es schon vorher.« Er schluckte trocken, halbwegs beherrscht – ganz im Gegensatz zu Saga, den die Tatsache, dass Chiyu und Yuji nicht, wie er vermutet hatte, ein Paar waren, nicht einmal annähernd so stark beruhigte, wie sie es gesollt hätte. Ganz im Gegenteil – zu sehen, dass Chiyu noch immer für den anderen Gefühle hatte, machte ihn nur noch wütender. »Und da du ihn nicht kriegen kannst, willst du jetzt mit mir »Kaffee trinken« gehen?!«, fragte er und lachte zynisch. »Das ist nicht drin! Du denkst wohl, du kannst mich so einfach als Ersatz benutzen? Vergiss es!« Er schnaubte abfällig, wütend auf sich selbst, dass er auch nur für einen kurzen Moment gedacht hatte, Chiyu würde sich wirklich ernsthaft für ihn interessieren. Kaffee trinken, ja klar! Vermutlich wollte er Sex, das war alles! Es war nicht zu leugnen, dass sie scharf aufeinander waren – Saga konnte nicht sagen, wann er das letzte Mal so heißen Sex gehabt hatte! – aber dass Chiyu ihn nur dafür in Betracht zog, war verletzend! »Jetzt mach mal halblang!«, erwiderte der andere gereizt und sprang von der Bank auf. »Mal abgesehen davon, dass es totaler Schwachsinn ist – tu nicht so, als wäre das unter deiner Würde! Ich habe inzwischen von deinem Ruf gehört! Du gehst doch mit jedem ins Bett!« »Und da dachtest du, du kannst mal eben auf den Zug aufspringen? Willst du dir vorstellen, ich sei Yuji? Am Ende hast du ihn dir sogar vorgestellt, als wir Sex hatten!« Saga schlug mit der Faust die Luft und wenn ihn nicht sein Fuß behindert hätte, hätte er nicht seine Hand dafür ins Feuer legen wollen, dass dieses Gespräch ohne eine handfeste Schlägerei enden würde. Was bildete sich Chiyu eigentlich ein, ihm so etwas an den Kopf zu werfen?! Nur weil er gern Spaß hatte, hieß es noch lange nicht, dass er billig war! »Du hast doch keine Ahnung!«, brüllte der andere plötzlich, den Kopf rot vor Wut und die Augen Funken sprühend. »Ich wollte ihn die ganze Zeit, ich habe von ihm geträumt, und ja, wenn ich mir einen runtergeholt habe, habe ich an ihn gedacht! Und dann, als ich ihn endlich hatte, warst nur noch du in meinem Kopf! Verdammte Scheiße, ich hatte dein Gesicht vor Augen, als ich in ihm gekommen bin! Und da redest du davon, dass ich mir vorstellen würde, du wärst er, wenn ich mit dir schlafen würde! Als ob das gehen würde!« Chiyus Gesichtszüge waren verzerrt und seine Augen funkelten so bedrohlich wie die eines in die Enge getriebenen Raubtiers. Er zitterte vor Wut und schien drauf und dran, nun, da das, was er seit dem Abend in Miyavis Tourbus in sich aufgestaut hatte, endlich aus ihm herausgeplatzt war, auf den Nächstbesten einzuschlagen, der sich ihm in den Weg stellen würde – doch Saga bekam es noch nicht einmal ansatzweise mit. Mit offenem Mund starrte er den anderen an, als könne er nicht fassen, was er gerade gesagt hatte, während er sich fühlte, als wäre er mit voller Wucht von einem Bus gerammt worden. Chiyu hatte an ihn gedacht, als er mit Yuji geschlafen hatte?! Er hatte sein Gesicht vor Augen gehabt?! Er musste ein paar Mal tief durchatmen, bevor er wieder halbwegs klar denken konnte. Und selbst dann war er sich noch nicht sicher, ob er sich nicht eben doch verhört hatte. »Sollte das gerade eine Liebeserklärung sein?«, fragte er vorsichtig und zuckte zurück, als Chiyu mit der Faust in die Luft hieb. »Als ob! In jemanden, der schon mit der gesamten PSC geschlafen hat und so ein arrogantes, von sich selbst eingenommenes Arschloch ist, dass sich einen Dreck um die Gefühle anderer kümmert? Ich bin doch nicht vollkommen bekloppt! – Ich bin dir doch vollkommen egal! Du kannst mich mal!« Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte aufgebracht in Richtung Tür stapfen, doch Saga ließ es nicht dazu kommen. In dem Moment, in dem ihm der andere den Rücken zukehrte, setzt es in seinem Kopf einfach aus und er tat das, was er schon hätte tun sollen, als Chiyu ihn auf der Feuertreppe zurückgelassen hatte. Er sprang auf, kümmerte sich nicht darum, dass sein Fuß schmerzte, als er die wenigen Schritte bis zu dem anderen zurücklegte und ihn herum riss. Er sah Verwirrung in Chiyus Augen, Schmerz und einen Hauch von Verzweiflung – und erkannte all jene Emotionen wieder, die ihn selbst in den letzten Tagen geplagt hatten, so dass er nicht einen Moment zögerte und seine Lippen auf Chiyus presste. Sein Herz machte einen ungewohnten Sprung, als er die Weichheit spürte, das vertraute Gefühl, nach dem er sich so gesehnt hatte. Er riss Chiyu beinahe um, als er sich auf einem Fuß stehend an ihn drängte, grub seine Finger in dessen Schopf und hielt ihn fest, dass er ihm nicht entfliehen konnte. Die wenigen Tage ohne seine warme Haut waren ihm wie die längste Folter vorgekommen, und jetzt, da er sie endlich wieder spüren konnte, glaubte er, auf der Stelle sterben zu müssen. »Du bist mir nicht egal«, flüsterte er gegen seine Lippen, als er sich endlich von ihm löste. Einen Augenblick geschah gar nichts und er fühlte sich so hilflos wie nie zuvor – dann spürte er Chiyu lächeln, ehe dieser die Distanz zwischen ihnen überwand und seinen Kuss sanft beantwortete. Vage Erinnerungen daran, wie er sich eingeredet hatte, Chiyu nur einmal besitzen zu müssen, um sich dann von ihm lösen zu können, flatterten durch Sagas Kopf, und mit einem Mal kam er sich furchtbar lächerlicher vor, dass er jemals daran geglaubt hatte. Nein, er konnte nicht mehr aufhören. Er war schon lange nach dem süßen Gefühl süchtig. Ganz vorsichtig, als würde er ihn zum allerersten Mal küssen, öffnete er seinen Mund und nippte an Chiyus Lippen, jede Sekunde mit all seinen Sinnen genießend. Und als Chiyu den Kuss erwiderte, fühlte er sich, als würden seine Knie nachgeben. »Sollte das gerade eine Liebeserklärung sein?«, flüsterte der andere schließlich mit neckischem Tonfall und seine Augen funkelten, als er Saga ansah. Und dieses Mal schaute dieser nicht weg. Er grinste nur und wippte mit den Augenbrauen. »Als ob!« »Arschloch!« Chiyu leckte sich über die Lippen und lachte leise. Und auch Saga konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Du stehst echt drauf, mich zu beschimpfen!«, sagte er und boxte Chiyu sanft gegen die Schulter. Der andere grinste nur und zuckte unschuldig mit den Schultern, so dass Saga schmunzelnd den Kopf schüttelte. Er wusste nicht, was genau sie jetzt waren – ein Paar, eine seltsame Kombination von zwei Individuen, die sich gern anschrien und beschimpften und zwei Minuten später wieder versöhnten, und er hatte auch keine Ahnung, ob und wie und wie lange irgendetwas zwischen ihnen funktionieren würde – aber in diesem Augenblick war ihm das alles egal. Er war bei Chiyu, spürte dessen Atem, seine Wärme, und fühlte, wie sich alles in seinem Kopf zu drehen begann, so dass ihm ganz schwindlig wurde – und das war alles, was er wissen musste, um zumindest für die nächste Zeit den ganzen Rest ignorieren zu können. »Eine Sache gibt es noch, die mich interessiert«, unterbrach der andere plötzlich seine Gedanken und als Saga ihn fragend anblickte, sah er ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen. »Hattest du eigentlich geplant, dass Ruki, Reita und Hiroto mitmachen? Wäre das nicht ein bisschen … kompliziert zu arrangieren gewesen?« Saga weitete perplex die Augen, ehe er sich eine Haarsträhne aus der Stirn strich und ein Grinsen zu unterdrücken versuchte. »Nein, ich habe Uruha bestochen, damit er mit Kai weggeht und dann betrunken spielt, so dass der die anderen zur Verstärkung rufen muss. Und Hiroto war eingeweiht!« Einen kurzen Augenblick befürchtete er, dass sie erneut in ihren Streit-Modus fallen würden, doch Chiyu schüttelte nur ungläubig den Kopf und lachte leise, ehe er Sagas Gesicht mit beiden Händen umfasste und seine Lippen mit einem Kuss verschloss. »Idiot …« --Ende.-- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)