Rasberries 'Captive soul' von HiYasha (Übersetzung der Original Story aus dem Amerikanischen) ================================================================================ Kapitel 25: Dream a little dream -------------------------------- Dream a little dream Glückseligkeit, vollkommene Glückseligkeit...Ein Gefühl jenseits von allem, was sie je erlebt hatte. Sie liebte ihn…über alles. Es würde nie mehr einen Zweifel geben…über seine Gefühle für sie… Er wollte sie für immer, sein ganzes Leben lang. Und sie wusste das. Rin hielt ihn fest, wühlte ihre Finger in seine silbernen Locken; sie liebte sie zu spüren, ihn zu spüren, ihn zu berühren, seinen Kuss. Seine Lippen lagen sanft und warm auf den ihren. Arme, stark und kraftvoll, hielten sie in zärtlichster Umarmung. Die Welle der Emotionen trug sie an einen Ort, an dem sie nie zuvor gewesen war. Einen Ort, wo nur die Beiden existierten: kein Schmerz, kein Fluch, keine Grenzen für ihre Liebe. Es war ein Ort, an dem sie für immer sein würde: eine Welt nur mit Sesshomaru. Das erste Mal in ihrem Leben fühlte Rin sich vollkommen wie auch verloren zur gleichen Zeit; verloren in einem Traum, aus dem sie niemals wieder erwachen wollte. Seine Küsse wandten sich von ihren Lippen ab und wanderten ihren Nacken hinunter. Sie stöhnte unerwartet, als er leicht an der Haut auf ihre Kehle saugte. Rins schloss ihre Augen vollständig bei dem herrlichen Gefühl, das sie übermannte, als seine heiße Zunge über die Kuhle glitt, wo sich Nacken und Schulter trafen. Die Stelle war empfindlich; ein wenig kitzelig und höchst sensibel. Sie wand sich bei dieser Empfindung, schnappte genussvoll nach Luft. Während eines angedeuteten Bisses hörte Rin in einmal wimmern. Dann…spürte sie es…Traurigkeit ging von ihm aus. Obwohl es so deutlich zu spüren war, vernahm sie nur unmerklich den zaghaften, stillen Ton seines Verlangens. Er wollte sie markieren...aber er konnte nicht. Seine Stimme klang gedämpft aus ihren Haaren. "Rin, was stimmt nicht? Du...riechst...traurig." Sie öffnete ihre Augen und schaute in seine goldenen, die nun an ihr entlang blickten mit einer Spur Beunruhigung und Besorgnis. Sie langte hinauf zu ihm, bedeckte mit ihrer Hand seine Wange und lächelte. "Ich liebe dich, Sesshomaru. Es wäre mir eine Ehre…deine Frau zu werden." Die Besorgnis schmälerte sich, aber sie verschwand nicht vollständig. "Rin.....?" Sie schenkte ihm ein noch strahlenderes Lächeln, um seine Besorgnis zu vertreiben. "Mir geht’s gut. Uns geht‘s gut. Wir werden Mann und Frau werden. Versprochen!" Sie richtete sich auf, hauchte ihm erst ein Küsschen auf die Haut, bevor sie sich unter ihm hervor wand. Nachdem sie aus dem Bett geschlüpft war, betrachtete sie den schönen Mann, der auf den Laken lag und sie nun enttäuscht anschaute. "Wir haben heute viel zu erledigen. Ich denke, wir sollten uns auf die Beine machen." Als sie zur Uhr schielte, musste sie zweimal hinsehen. "Was? Schon 12:30?" Als sie sich zu ihrem stillen Mitbewohner zurück blickte, grinste sie. "Kannst du mir heute aushelfen?" Er stütze den Kopf mit seiner rechten Hand und zeigte die Spur eines Lächelns. "Unter einer Bedingung." Rins Augen öffneten sich misstrauisch. "Und die wäre?" Sesshomarus Augen leuchteten übermütig auf. "Du erlaubst mir...heute Nacht…bei dir zu schlafen...ohne Kleidung." Hitze loderte auf in ihren Wangen, wie schon zum hundertsten Mal in dieser Woche. "Äh...äh…oh..." Er zuckte kurz mit der Braue und sein Grinsen wurde immer breiter. Wieder alberte er mit ihr herum. Verärgert verschränkte sie ihre Arme. "Du hänselst mich nur." Der hemdlose Mann lehnte sich zurück auf das Bett und streckte sich, Belustigung machte sich auf seinen Zügen breit, während er zur Decke starrte. "Tu ich das?...Nun, ich warte.. ...Wie lautet deine Antwort?" Bevor sie sich eine gute Antwort ausdenken konnte, setzte er sich im Bett auf, drehte sich zu ihr um, dann lehnte er sich zurück auf seine Hände. Mit einem Nicken seines Kopfes frotzelte er: "Du hast doch wohl keine Angst...oder?...Angst, davor, neben mir zu schlafen…nackt?" Mehr als alles andere wollte Rin in dieses Bett springen, um den Rest des Tages und die Nacht eng an ihn geschmiegt darin zu liegen. Und er wusste das. Sie schüttelte den Kopf über seine Possen und erwiderte sie mit einem zarten Lächeln. "Okay, du hast gewonnen. Du kannst heut Nacht nackt bei mir schlafen, aber da bedeutet nicht, dass ich es auch muss. Ich werde mein Nachthemd tragen." Sie wedelte mit dem Zeigefinger vor und zurück und gab ihm damit eine spielerische Warnung, als er schon wieder begann, auf sie zuzukrabbeln mit diesem wilden Blick in seinen Augen. "Keine unehrenhafte Geschäfte." Er stoppte mitten in seiner Bewegung, schmollte ein bisschen wegen ihrer offensichtlichen Erkenntnis, aber dann zuckte er lächelnd nur kurz mit den Schultern. "Einverstanden." Rin beugte sich hinunter, ergriff seine Hand und zog ihn aus dem Bett. Als sie ihn durch die Türe schob, kicherte sie. "Ich muss mich jetzt anziehen." Widerstrebend und quengelnd ging er. "Aber...Riiiiiiinnnnn." Nachdem sie die Schlafzimmertüre abgeschlossen hatte, hüpfte Rin aufgeregt auf und ab, Glück durchflutete sie. Mit einem Kreischen der Entzückung rannte sie schnell zu ihrem Kleiderschrank und schnappte sich ein gelbes Tank-Top und ein Paar Jeans. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach einem kurzen Stopp im Badezimmer ging Sesshomaru in sein Zimmer. Spontan blickte er hinunter zu der ziemlich langen Blutspur auf dem Teppich und nahm sich vor, sie im Laufe des Tages noch zu säubern. Er fand ein paar Jeans und ein weißes T-Shirt, zog sie sich über und ging, etwas zu essen zu suchen. Nach einem kurzen Frühstück begann Rin Wäsche zu waschen und das Haus zu putzen. Er beteiligte sich ebenfalls, indem der den Blutfleck in seinem Zimmer schrubbte. Die Aufgabe beschäftigte ihn eine ganze Weile, aber schließlich schaffte er es, den dunklen Fleck zu entfernen. Sesshomaru trug den Eimer raus, kehrte zurück hinunter hin die Küche und stellte ihn dort auf den Boden. Aus seinen Augenwinkeln sah er einen braunen Pferdeschwanz, der bei jeder Bewegung auf und ab wippte, während volle Hüften in stummen Rhythmus schwangen. Rin beugte sich gerade nach vorne und nahm die Wäsche aus dem Trockner. Heimlich schlich er sich von hinten an die Frau. Als sie aufstand, schlang er seine Arme um ihre Taille. Erschreckt schrie Rin auf. Zu seinem Erstaunen wand sich das kleine Luder aus seiner Umarmung, kicherte albern und begann zu rennen. Im Nu jagte er dem wippenden Pferdeschwanz durch das ganze Haus hinterher. Er hätte sie jederzeit einholen können, aber innerlich genoss er den Reiz des Fangens. Sein Plan war, dem kleinen Biest immer so viel Vorsprung zu geben, dass er seine dämonische Schnelligkeit nicht nutzen musste. Aber sie kannte ihr Haus besser als er und sauste in die Räume hinein und heraus, bis er sie verloren hatte. Sie hatte ein Versteck gefunden. Sesshomaru entschied zu mogeln und sie mit ihrem Duft aufzuspüren. Er stand in der Mitte des Flurs, zog die Luft einmal ein und lauschte. Ein süßer Duft gemischt mit Vanille hing überall. Sie hielt sich verborgen. Er schwenkte herum. Der Garten. Schnell schlüpfte er durch die Glastüre und schnüffelte nochmals in der Luft, dann lächelte er. 'Kluges Mädchen, hat ihren Geruch in einem Meer von Blumen verborgen.' Tief geduckt nahm er mit seinen sensiblen Ohren jeden Laut um sich herum auf. Er wartet und lauschte, als ein Schatten an ihm vorbei strich; eine Wolke hatte die Sonne verdeckt. Sich noch ein bisschen weiter hinunter kauernd fand seine Nase ihren anhaltenden Duft. Dieses Mal grinste er offensichtlich. Während er ihre unsichtbare Spur verfolgte, schlich der Hundedämon leise entlang an kühlem Moos, jagte durchs Gebüsch und pirschte durch hohe Blumenstöcke. Er folgte dem Geruch zu einer sehr großen Eiche Ein hölzernes Brett schwang an dicken, weißen Seilen, die an einen dicken Ast gebunden waren. Die selbstgemachte Schaukel knarrte im Wind. Dann kicherte die Eiche. Er schlich sich an den Baum heran und spähe an dem breiten Baumstamm hoch um dort Rin zu erkennen, die auf einem niedrigen, dicken Ast saß und vor sich hin kicherte. Er grinste, dann stürzte er los. Rin kreischte, und der gellende Ton schrillte in seinen Ohren. Nie in seinem ganzen Leben hatte er jemals jemand so kreischen hören. Erschrocken fiel er rückwärts, landete auf dem saftigen Gras mit der sich windenden Frau in seinen Armen. Rin landete lachend auf ihm, und beinahe kam sie ihm wieder aus, bevor er wieder zu Sinnen gekommen war und die gerissene, junge Frau packen konnte. Zu sagen, dieses Mädchen sein anstrengend, wäre eine Untertreibung. Sie konnte sogar den klügsten und geschicktesten Fährtensucher vor Neid erröten lassen, so schwer war sie zu fassen. Sesshomaru schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen von dem Klingeln. "Musst du so laut kreischen?" Immer noch auf ihm sitzend, drehte sie sich kichernd nach vorne. Mit einem grinsenden Lächeln fasste sie hin und kniff in sein Ohr. "Ohhhh…hab ich die kleinen, weißen Hundeöhrchen in Mitleidenschaft gezogen." Er verengte seine Augen in gespielter Verärgerung. "Ich denke, du verdienst einen guten Konter dafür." Er grabschte ihr kurz an den Hintern, während er sie festhielt. Rins Lächeln erstarb. "Das würdest du doch nicht tun." Er lächelte heimzahlend. "Oh doch, ich würde." Ihre Augen weiteten sich, als sie versuchte, aus seinem Griff zu entkommen. Sesshomaru kitzelte sie gnadenlos, bis ihr die Tränen die Wangen herunter rannen. Endlich ließ er nach und gönnte dem Mädchen auf ihm eine Pause, als sie sich mit ihren Armen und dem Kopf auf seine Brust legte. Die schweren Atemzüge und der gelegentliche Schluckauf unter Lachen erstarben und machten Stille Platz. Unter dem Schatten der alten Eiche wurde es ruhig. In der Nähe zirpte eine Grille neben dem kleinen, blubbernden Bach. Er schob ihr Haar zur Seite, während er die raschelnden, grünen Blätter betrachtete, die um die schaukelnden Zweige der alten Eiche wuchsen. Muster, gemalt von den Strahlen der Sonne, die hindurch brachen, verteilte Schatten rings um sie herum. Er seufzte, als eine kühle und sanfte Brise die Windspiele anstieß, und er wunderte sich, ob dies das war, was man den Himmel auf Erden nannte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Rin legte ihren Kopf auf Sesshomarus Schulter und seufzte behaglich, als seine Finger ihr Haar streichelten. Sie wusste nicht, wie sie nur so glücklich sein konnte. Es schien kein Ende des Glücks in Sicht, das ihr Herz so schlagen ließ. Sie lagen da eine ganze Weile zusammen, das Flüstern des sanften Windes und das leise Zirpen lullte sie in Schlaf. Sie wollte für immer in diesem Traum verweilen; aber das Schicksal entschied wieder einmal, ihnen den Spaß zu verderben. "Rin." "Mhhh, was ist los?", murmelte sie, während sie am Einschlafen war. "Das Telefon läutet." Sie richtete sich auf ihren Händen auf und schaute hinunter auf ihren Liebsten. Auf dem Boden liegend erwiderte er ihren Blick. Nur für einen kurzen Moment erhielt sie Zugang zu den Farben seiner Augen. Da draußen, im Tageslicht, schimmerten sie beinahe in einem zarten Honigton und spiegelten andere Farben in dem Strahlen der beschatteten Sonne wider. Doch bevor sie zu tief in diese bernsteinfarbenen Tiefen versank, erinnerte sie sich an das Telefon. "Sesshomaru, wie schnell kannst du rennen?" Er zog eine Augenbraue hoch. ___________________________________________________________________________ Sesshomaru stellte sie neben dem Telefon im Wohnzimmer auf ihre Füße und stellte sich dann hinter sie, um zu warten. Rin nahm den Hörer auf. "Hallo?" "Hey Mäuschen." "Daddy! Hey! Von wo rufst du an?" "Deine Mutter und ich sind bei deiner Schwester und versuchen uns gerade für heute Nacht fertig zu machen. Wir sind vor einer Stunde angekommen. Es war eine lange Fahrt." "Werdet ihre ein paar Tage bleiben?" "Das hatten wir geplant. Heute Nacht und Sonntagnacht. Wir werden wohl Montag früh wieder fahren." Zwei starke Arme umfingen ihren Körper von hinten und hielten sie leicht. "Das ist prima, Daddy!" "Wir haben dich so vermisst, Liebes. Deine Mutter sagt, du sollst heute Abend gefälligst aufkreuzen, damit sie dich in dem hübschen Kleid bewundern kann, das du laut Kagome ausgesucht hast.“ Mit einem kleinen Lächeln schielte Rin auf die Uhr und erkannte, dass sie nur noch zwei Stunden hatte, um sich fertig zu machen. "Ich werde da sein, Daddy...Und ich werde jemand mitbringen...jemand ganz besonderen." "Deine Schwester hat schon angedeutet, dass du jemanden kennen gelernt hast. Sie ging aber nicht ins Detail. Sie sagte, dass du uns selbst persönlich von deiner neuen Beziehung erzählen wolltest. Deine Mutter macht deine Schwester schon vollkommen verrückt damit heraus zu finden, wer der Glückliche ist. Sie hat Kagome sogar schon gefragt, ob es unser guter, alter Freund ist: Naraku." Rin drückte leicht den starken Arm, der sie fest hielt. "Nein, Daddy, es ist nicht Naraku. Sag Mama, dass mein Begleiter mich heute Abend eskortieren wird und ich ihn euch beide vorstellen werde. Daddy...er ist wirklich jemand ganz Besonderes für mich." "Deine Mutter wird so begeistert wie ich sein, dass du jemanden gefunden hast, Süße. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu treffen. Ich muss jetzt gehen, Mäuschen. Deine Mutter versucht rechtzeitig fertig zu werden und ich muss noch einmal meine Rede durchgehen. Wir sehen dich und deinen Freund heute Abend. Wir lieben dich, Rin.“ "Ich liebe dich und Mama auch, Daddy. Wir sehn uns heute Abend. Bye." "Bye, Süße." Nachdem sie aufgelegt hatte, drehte sich Rin in seinen Armen um, schaute auf und lächelte. "Sesshomaru, wir müssen uns fertig machen." Er nickte kurz. "Was soll ich anziehen?" Ihr Lächeln verstärkte sich, und sie ergriff seine Hand und zog ihn die Treppen hinauf zu seinem Zimmer. Rin öffnete den Schrank und zog das antike, adelige Gewand heraus, dass sie ihm gekauft hatte, als sie einkaufen gewesen waren. Sie hielt es hoch und grinste. "Du wirst das tragen." Der Hundedämon starrte auf das Gewand. Ein höchst befremdlicher Ausdruck huschte über seine Züge, aber nur für einen Augenblick. Dann zuckte er mit den Schultern. "Ich werde es tun." Rin legte die Kleidungsstücke auf das Bett und betrachtete sie sehr sorgfältig. "Ich weiß nicht warum...aber...es kommt mir einfach so vor, dass diese Gewänder zu dir passen…Sie sind dramatisch, fließend, und...ungewöhnlich." Sie lachte ein wenig. "Ich denke, du wirst gut darin aussehen." Sie drehte sich zu ihm um, mit einem Hauch von Röte auf ihrem Gesicht und schenkte ihm ein Lächeln. "Aber wir müssen uns jetzt sauber machen. Willst du zuerst duschen?" Sesshomaru schritt näher, beugte sich herab, umarmte sie fest, dann küsste er die Stelle neben ihrem Ohr. "Warum können wir nicht…zusammen duschen?" Rin hustete und versuchte, ihren Hals frei zu bekommen, während sie ihn zurück schubste "Ich denke…ich werde zuerst ein Bad nehmen und du kannst unten duschen." Sie blinzelte ihn etwas verschämt durch ihre langen Wimpern an. "Klingt das fair?" Er schüttelte den Kopf und verbeugte sich dann leicht vor ihr. "Nein, aber ich muss tun, was immer meine Lady mich bittet zu tun." Rin drückte ihm einen Kuss auf die Wange bevor sie aus dem Raum hüpfte. "Großartig!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Er hatte nicht lange gebraucht, um zu duschen und sich abzutrocknen. Rin jedoch hatte beinahe eine Stunde im Badezimmer verbracht. Als er in ein Handtuch gehüllt auf seinem Bett saß und sich die Haare trocknete, hörte er, wie die Tür zum Badezimmer aufging und Rin mit nackten Füße zu ihrem Zimmer lief. Für eine Sekunde fantasierte er, sie nackt durchs Haus zu jagen. Er lächelte. Das wäre eine Jagd, von der er nicht wusste, ob er wollte, dass sie zu Ende ginge. Zu Jagen oder zu Fangen wären beides gleich verlockende Ideen. Nachdem er sich abgetrocknete hatte, studierte Sesshomaru die Kleidungsstücke, die auf seinem Bett lagen. Sie waren die exakten Kopien von dem, was er gewohnt war zu tragen…bevor… Er zog die feinen Sachen an und erkannte befriedigt deren perfekten Sitz, während er den blau-gelben Gürtel zuband. Alles, was er nun noch brauchte, waren der Brustpanzer und seine Boa. Er bürstete sein Haar, dann steckte er seine Waffen in den Gürtel. Als er in den Spiegel blickte, der an der Innenseite Schranktüre hing, erstarrte er in leichter Ehrfurcht. Es war beinahe, als wäre die Zeit still gestanden. Seine Erscheinung hatte sich über die letzten vierhundert Jahre nicht im Geringsten verändert. Es war beinahe, als wäre er immer noch ein…Prinz. Sesshomaru schüttelte den Kopf und schloss die Schranktüre. Heute Nacht würde er das nur für Rin tragen. Aber danach, würde er es hängen lassen…als Erinnerung daran, wer er war und niemals mehr sein würde. Sesshomaru schritt aus seinem Zimmer und ging hinüber zu Rins Schlafzimmertüre, wo er klopfte. "Rin, bist du jetzt fertig?" Das Mädchen drinnen antwortete ihm mit einem Aufschrei. "Noch nicht! Ich werde in ein paar Minuten soweit sein." Er schüttelte den Kopf. Frauen brauchten immer ewig, wenn sie ausgingen, um fertig zu werden. Mit diesem Gedanken im Kopf stieg er die Treppe hinunter, um im Wohnzimmer auf der Couch zu warten. Um die dreißig Minuten später hörte Sesshomaru, wie sich Rins Türe öffnete. Neugierig erhob er sich von dem Sofa und ging zur Treppe. Er sah auf und erblickte etwas anderes als er je zuvor gesehen hatte. Er war vollkommen betäubt, alles was er tun konnte, war völlig fasziniert zu schauen. Rin schritt vorsichtig die Treppen hinunter. Als sie hinab stieg, hielt sie den Saum ihres Kleides hoch und schwenkte ihren lächelnden Blick abwechselnd zu ihm und ihren Füßen. Das smaragdgrüne Kleid, das sie trug, schimmerte im Licht, übertroffen nur noch von dem Funkeln ihrer Augen. Es umfing ihre Taille und Hüften, um dann auszulaufen und sanft um die smaragdgrünen Schuhe zu schwingen, die sie trug. Die weiche Haut ihrer Schultern schimmerte ebenfalls im Licht. Ein schmaler Diamant hing an einer silbernen Kette um ihren Hals. Zwei kleine Diamanten baumelten von jedem Ohr. Ein Teil ihrer haselnussbraunen Locken war hinten hochgesteckt, während einige übrige Locken ihr Gesicht umrahmten. Diese braunen Ringellocken wippten vor und zurück und berührten ihre rosigen Wangen mit jeder graziösen Bewegung. Ein Hauch von Vanille vermischt mit anderen herrlichen Düften ließen ihn augenblicklich schwach werden. Er schluckte gerade nervös den Klos in seinem Hals hinunter, als der smaragdgrüne Engel vor ihm anhielt. Ein Teil seiner Persönlichkeit wollte sich vor ihr verbeugen, eine andere wollte die rosige Fülle ihrer Lippen kosten. Und eine weitere wollte nirgendwohin mit ihr gehen, nur hier mit ihr bleiben, ein eigenes Abendessen mit ihr genießen…und vielleicht…noch etwas anderes. Und es schien so, als ob der wunderschöne Engel etwas recht ähnliches wollte, denn sie konnte ihre Augen auch nicht von ihm lassen. Für einen Moment starrten sie sich nur gegenseitig an, bis Sesshomaru sich an seine Manieren erinnerte. Er nahm ihre Hand in die seine, küsste sie sanft auf deren Rücken, während er die schöne Frau betrachtete, wie sie errötete. "Du siehst zauberhaft aus, Rin." Sie errötete noch stärker und blinzelte zu ihm hoch. "Und du siehst…majestätisch aus." Er lächelte innerlich bei dieser Erkenntnis. -------------------------------------------------------------------------- Die Gebäude zogen vorbei, als er die Gänge wechselte. Während er die Augen auf der Straße behielt, fasste er hinauf und kratzte sich hinter einem Ohr, und erkannte dabei, dass er an dem schmalen Fleck das Fell teilweise abgerieben hatte. Das hatte er in letzter Zeit öfter getan, vor allem, seit er seine neue Arbeit vor sechs Monaten angenommen hatte. Diese Angewohnheit wurde bereits beinahe so was wie einer seiner persönlichen Charakterzüge. Das beunruhigte ihn. Dieser Fall beunruhigte ihn. Er hatte den Job aus mehr als einem Grund angenommen: Einmal aus den Gefallen heraus, der Bitte der Regierung nachzugeben, zum Zweiten: um Kikyo aus seinen Gedanken zu streichen. Da waren noch zwei weitere Erscheinungen gewesen an diesem Morgen: beides mächtige Youkai. Einer war sehr einflussreich in politischen Kreisen, der andere war nur ein einfacher Gärtner. Aber beide waren sehr mächtig. Wenn sein Verdacht stimmte, konnte der eine, der verantwortlich war für diese vermissten Youkai, mit jeder Übernahme mehr an Macht gewinnen. Dieser Hanyou konnte mehr Macht erlangt haben, als er handhaben konnte. Die letzten sechs Monate war er ständig auf Überwachung gewesen und alles, was er heraus gefunden hatte, waren Gerüchte und unerhebliche Vorfälle. Wenn er nicht bald etwas Konkretes fand, würden seine Vorgesetzten ihn zwingen, diesen Fall Naraku fallen zu lassen. Er lenkte seinen schwarzen Lexus auf einen Parkplatz hinter einem neu erbauten, aber ungenutzten Bürogebäude. Nachdem er einen dunklen Platz neben dem Hintereingang gefunden hatte, stellte Inuyasha den Motor ab. Er rieb sich die geschlossenen Lider mit Daumen und Zeigefinger, während er im Fahrersitz saß. Beinahe hundert Youkai waren wie vom Erdboden verschwunden in den letzten sechs Monaten. Sie verschwanden ohne Spur, genau wie damals, als sein Bruder vor über fünfhundert Jahren verschwunden war. Die kleine Youkai-Population war beinahe vollkommen ausradiert worden von diesen…Angriffen. Fort. Wenn überhaupt, dann wünschte er, Myoga wäre hier. Der Flohdämon war nicht gut im Kampf, aber der kleine Feigling wusste sicher, wie man an Informationen ran kommen konnte. Er hatte wirklich keinen blassen Schimmer, keinen Anhaltspunkt und keine gültigen Beweise. Nur ein Gerücht von einer Person, die mit jemand geredet hatte, der angeblich gesehen hatte, wie der Täter eines seiner Opfer gepackt hatte. Eine Beschreibung war alles, was er hatte: ein großer Mann mit langen, welligen, schwarzen Haaren, sehr gutaussehend, möglicherweise ein Hanyou mit der Tätowierung einer Spinne auf seinem Rücken. Es passte alles zu Narakus Beschreibung, außer diesem Tattoo, dass er erst mal selbst sehen musste. Den vergangenen Monat hatte er den Hanyou verfolgt, seinen Terminkalender in auswendig gekann, war ihm beinahe überall hin gefolgt, hatte seine Wohnung und seinen Arbeitsplatz überwacht. Aber der Hanyou fand immer wieder einen Weg, ihn stundenlang abzuhängen. Letzte Woche war ihm diese schmierige Kreatur wieder einmal entwischt. Er fand später heraus, dass Naraku auf einem Markt herum gelungert hatte, um einen Sklaven zu suchen: einen Youkai-Sklaven. Wenn es Naraku war, der diesen Youkai haben wollte, dann musste er seinen Trumpf bald ausspielen, oder jeder übriggebliebene Dämon im ganzen Land würde verschwinden, und der dunkelhaarige Hanyou würde nicht mehr aufzuhalten sein. Inuyasha schnappte sich Tetsuaiga vom Beifahrersitz, wo es lag, und verlies seinen Wagen. Er befestigte das ummantelte Schwert an seinem Gürtel, rollte die Ärmel seines burgunderroten Hemdes hoch und klopfte auf die Taschen seiner schwarzen Jeans, um sicher zu gehen, dass er weder die Eintrittskarte, seine Geldbörse noch die Dienstmarke vergessen hatte. Er langte auf den Rücksitz und nahm einen Kleidersack mit seinem Smoking darin hoch. Nachdem er die Türe geschlossen hatte, aktivierte er die Alarmanlage des Wagens. Jeder seiner Sinne war bereits auf höchster Alarmstufe, als er zu dem hohen Bürogebäude hinüber schritt. 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