Silberne Flügel, schwarzes Pferd von HiYasha (Feuerdämon und Wasserdrache) ================================================================================ Kapitel 18: Heilung ------------------- Heilung Als Sui zum ersten Mal ihre Augen wieder aufschlug, war es schwarz um sie herum, sie sah nichts. Panisch fragte sie sich, ob sie erblindet sei, und suchte die Schwärze nach irgendetwas ab, das sich von ihr abhob. Sie erkannte eine ovale Form, die nicht ganz so schwarz wirkte und glaubte auch, Sterne darauf zu erblicken, so als würde sie nach draußen sehen. Aber wo war sie? Hatte sie sich hierher geflüchtet? Sie wollte ihren Kopf ein wenig drehen, doch ließ es sofort wieder bleiben, als unglaublicher Schmerz in ihrem Gehirn explodierte und wie ein Echo durch ihren ganzen Körper hallte. Sie schloss ihre Augen und ertrug ihre Pein. Das hatte sie davon, dass sie etwas tat, was sie nicht konnte. Sie konnte von Glück sagen, dass sie überhaupt noch lebte…wenn ihre Familie das herausfinden würde…es wäre schrecklich. Mit dem Gedanken daran, was noch alles hätte passieren können, schlief sie wieder ein. Als sie das zweite Mal ihre Augen öffnete, schloss sie sie sofort wieder, da es gleißend hell war. Blinzelnd versuchte sie, sich an das schmerzende Licht zu gewöhnen, und als sie es tat, sah sie sich um. Sie lag auf dem Rücken und schaute zuerst nur die Decke an. Sie befand sich in einer Höhle und ein beklemmendes Gefühl machte sich sofort in ihr breit. Sie spürte kein Wasser um sich herum, was hieß, dass sie wohl immer noch in dem Gebirge war und sich sehr weit über dem Erdboden befand. Und wenn sie kein Wasser hatte, hieß das, dass ihre Heilung noch länger dauern würde… Vorsichtig drehte sie ganz langsam ihren Kopf zur Seite. Sie bemerkte, dass ihr wohlig warm war, nur ihr Gesicht lag in der kalten Luft. War sie etwa zugedeckt? Aber wie? Mit was? Und…von wem? Sie erkannte auf der einen Seite der Höhle nichts Verdächtiges, also drehte sie ihren Kopf zurück und auf die andere Seite, doch noch bevor sie dort etwas anschauen konnte, vernahm sie plötzlich eine Stimme: „Du solltest weiterschlafen, dein Körper hat sich noch lange nicht erholt.“ Es war eine dunkle, aber nicht unangenehme Stimme, die Sui nicht kannte. Neugierig drehte sie ihren Kopf doch weiter, schaute in die Richtung, aus der gesprochen worden war und erstarrte. Ihre Augen weiteten sich, ihr Mund öffnete sich leicht vor Verwunderung und im nächsten Moment zogen sich alle ihre Muskeln zusammen und sie setzte sich auf, wollte aufspringen, aus der Höhle heraus und so schnell sie konnte wegfliegen, doch kam sie nicht weiter als in eine sitzende Position, bevor sie vor Schmerzen aufstöhnte und sich an Brust und Bauch fasste. Ihr war, als würde sie innerlich verbrennen. Alles schmerzte und Übelkeit schwappte über sie hinweg und es drohte ihr wieder schwarz vor Augen zu werden. Sie durfte nicht ohnmächtig werden, sie musste fliehen! Vor ihm…diesem weißhaarigen Dämon! Sie stützte sich ab, wollte ihren Schmerz ignorieren und aufstehen, aber es ging nicht. Ihr Arm knickte unter ihrem Gewicht weg und ihre Kraft verließ sie wieder und ihr Oberkörper stürzte nach hinten auf den harten Boden zu, wurde jedoch auf einmal abgefangen. Vorsichtig legten die Hände an ihrem Rücken Sui wieder hin. Sie verkrampfte sich nur noch mehr, hob ihrerseits ihre Hände und stieß sie nach oben, um den Dämon weg zu schupsen, den sie nun nahe neben sich vorfand, jedoch fehlte ihr auch dafür die nötige Kraft und auf halben Wege sackten sie nach unten. Sie atmete schwer und mit jedem Atemzug schienen sich ihre Lungen mehr zusammenzuziehen und brachten sie in schiere Atemnot. Was war hier los? Wieso war er da? Wieso lebte sie noch in seiner Gegenwart? Ihr Blick ließ ihn nicht los und er erwiderte ihn, jedoch ohne irgendeine Regung zu zeigen. „Bleib liegen! Umso schneller wirst du gesund und wir beide können von hier weg.“ Damit stand er auf und verschwand wieder aus ihrem Blickfeld. Doch Sui dachte nicht daran, liegen zu bleiben. Sie biss die Zähne zusammen und setzte sich noch einmal auf. Sesshomaru drehte sich nach ihr um und sog ärgerlich die Luft ein. Er näherte sich ihr wieder, bückte sich davor schnell und hob etwas vom Boden auf, das er ihr dann an die Kehle hielt. Sui zuckte zusammen, als sie das kalte Metall einer Klinge an ihrem Hals spürte. „Ich sag es dir noch einmal im Guten: bleib liegen! Sonst werde ich dich dazu zwingen.“, vernahm sie seine Stimme wieder knapp hinter ihrem Ohr. Sie schluckte schwer und ihr Rachen brannte dabei, als wären es scharfe Glasscherben gewesen. „Warum bist du hier?“, fragte sie ihn. Sie war kaum zu verstehen und hörte sich krank an, unglaublich krank. „Warum ich hier bin?“, wiederholte er ihre Frage, legte eine Hand an ihren Rücken und mit der anderen, in der das Messer lag, drückte er sie langsam zurück, damit sie sich wieder hinlegte. Misstrauisch sah sie ihm dann ins Gesicht. „Aus einem ganz einfachen Grund.“, sagte er, nahm den Dolch (ihren Dolch!) von ihrem Hals und kniete kurz neben ihr. „Mein Land steht in einem Bündnis mit dem Land, das dein Vater regiert. Ich bin also dazu verpflichtet, hier bei dir zu bleiben. Solltest du sterben, würde sich das nur schlecht auf diese Beziehung auswirken.“ Suis Augen weiteten sich wieder. Er wusste wer sie war? Woher? Er lachte leise. „Woher ich es weiß, wer dein Vater ist?“, erriet er ihre Gedanken richtig. Er griff zur Seite und holte etwas in ihr Blickfeld. Es war ihr Brustharnisch. „Eine Prinzessin sollte sich in der Fremde ohne ein Gefolge, das sie beschützen kann, nie zu erkennen geben, hat man dir das nicht beigebracht?“ Seltsamerweise fühlte Sui sich ertappt. Aber sie war auch zornig. „Und man könnte meinen, dass man einer Prinzessin auch beigebracht hat, dass sie nicht blindlings und unüberlegt andere Dämonen provoziert. Die noch dazu viel stärker als sie selbst sind.“, fuhr er tadelnd fort und Sui holte Luft, um ihm zu widersprechen. „Du warst selbst schuld!“, krächzte sie ihn kaum hörbar an und bereute es auch schon wieder. Schmeckte sie da Blut? Er lachte freudlos. „Ja, nichts tuende Dämonen sind selber schuld, wenn sie ohne Grund angegriffen werden. Anscheinend habt ihr im Osten interessante Anschauungen über euer Umfeld.“ Sie schaute ihn böse an. Warum war sie so schwach? Sie würde ihn sonst fertig machen! „Wer bist du eigentlich?“, keifte sie stattdessen leise weiter. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Warum sollte ich dir das sagen?“ „Du weißt auch, wer ich bin.“, hielt sie ihm entgegen. Gott, wie das wehtat! „Wenn du deine Sachen einfach herumliegen lässt.“, war sein Kommentar. Und Gott, war sie wütend! „Ich hatte nicht damit gerechnet, ohne sie verschwinden zu müssen.“ „Woran du auch selbst schuld bist.“ Wieder holte sie tief Luft, um etwas zu erwidern, doch ließ es dann. Es brachte nichts und erschöpfte sie zu sehr. Stattdessen wandte sie ihren Blick ab und schloss ihre Augen. Warum passierte ihr so etwas? Mit diesem Dämon, der sie und Kaika beinahe getötet hätte! „So ist es brav, schlaf schön, damit du wieder gesund wirst.“ Sie hörte den Spott aus seiner Stimme und versuchte wieder, ihn mit ihrem Blick zu töten, doch es klappte nicht. Er stand auf und verschwand erneut aus ihren Augen. Wenn sie nur nicht so erschöpft wäre…und so durstig. Sie brauchte Wasser. Ihr Körper brauchte Wasser. In der richtigen Umgebung wären ihre Wunden schon längst verheilt, doch hier… Sie schlief wieder ein und erwachte erst wieder am Abend. Kaika wusste, es wurde Zeit die Leere wieder loszuwerden. Die Weise hatte sie eindringlich gewarnt, die Macht dieses Elements nicht zu lange zu nutzen. Sie versuchte sich an die Anweisung zu erinnern, aber der Schmerz in ihrem Arm lenkte sie zu sehr ab. Nervös lief sie auf und ab und suchte dabei den Himmel nach ihrem fliegenden Begleiter ab. Sie konnte ihren treuen Schwarzen bereits erkennen, wie er wieder über das Tal kreiste und zur Landung ansetzte. Er ging nie weit weg, passte auf sie auf und kehrte immer auch ohne Rufen zu ihr zurück. Gerade war er am Becken gelandet, faltete die mächtigen Schwingen zusammen und schritt langsam zu der glitzernden Wasserfläche hin um wieder zu trinken. Kaika näherte ich ihm vorsichtig von der Seite. Ob er sie gesehen hatte und drum hier gelandet war? Sie rief seinen Namen, Hotaru, was Glühwürmchen bedeutete und eine groteske Untertreibung seiner wahren Größe war. Genau deswegen hatte Kaika ihm diesen Namen gegeben. Doch als ihre Lippen die Silben formten, durchbrach kein Laut die Stille. Also hören konnte er sie wohl auch nicht. Ob er sie wenigstens spüren konnte? Sie trat zu ihm und strich ihm über sein glänzendes, warmes Fell, den kräftigen Hals, den schön geschwungenen Rücken, auf dem sie noch vor kurzem gesessen hatte. Nichts, das Tier reagiert nicht. Oder doch? Gerade zuckte seine Seite wie wenn eine kleine, störende Berührung ihn ärgerte. Aber es war nur eine Fliege, die er wegschüttelte. Auf ihre Berührung reagiert er nicht. Sie konnte sich ihm direkt vor die Nase stellen, er riss sie nur kurz hoch um sich umzusehen, nicht, weil er seine Reiterin erkannt hatte. Trotzdem, sie konnte hier nicht einfach bleiben. Sie wollte ihre Kleidung holen, sich anziehen und mit ihrem Pferd losziehen, um Sui zu suchen. Entschlossen suchte Kaika mit stolpernden Schritten nach ihrem roten Feuerrattenanzug und fand ihn verstreut am Uferrand vor. Aber als sie ihre Hose aufheben wollte, griff sie daneben. Verärgert bückte sie sich noch einmal, und wieder entglitt sie ihren Fingern, die sie nur spürte, aber nicht sehen konnte. Aber sie war sich sicher, dass sie an die richtige Stelle gefasst hatte. Sie probierte es immer wieder. Keine Chance. Sie konnte den weichen Stoff nicht greifen! Hm, das kam bestimmt von dieser Leere. Sie war körperlos, damit konnte sie auch nichts anfassen. Ihr Pferd hatte sie ja auch nicht gespürt, und dieser dämliche Gegner ebenfalls nicht. Also musste sie erst, um all dies tun zu können, ihren Körper wieder zurück erhalten. Wie sonst sollte sie ihre Kleidung greifen, ihr Reittier lenken, wie ihm mitteilen, wohin sie wollte? Also, wie ging das noch mal? Verflixt, warum konnte sie sich kaum noch erinnern? Warum war ihr Kopf so leer? Blöde Frage…wenn man von der Leere befallen ist, gab sie sich selbst die Antwort. Also schnell, bevor sie alles vergaß. Gleich setzte sie sich auf das kurze, saftige Gras, schlug die Beine unter und versuchte sich zu entspannen, wie die Alte es ihr gezeigt hatte. Langsam schloss sie ihre Augenlider und konzentrierte sich auf ihren Atem, der endlich ruhiger wurde. Mit geradem Rücken saß sie da, ganz vorbildmäßig, und entspannte ihren Geist. Nun musste sie sich auf ihre Energie konzentrieren, auf ihre Aura, die sie umgab und dann die Leere ertasten, die mitten in ihr wuchs. Sie spürte sie, wie sie in ihr hoch stieg und versuchte ihre feurige Seele einzufangen. Jetzt musste sie ihre Mächte bündeln, ihr Feuer ballen und gegen die Leere wenden um sie zu verdrängen. Kaika verlor sich vollkommen in dieser Aufgabe, sie bündelte ihre gesamte Energie und stellte sich bildlich vor, wie sie diese der Schwärze in ihr entgegen sandte. Die Energiewelle brauste los…und wurde einfach verschluckt. Sie zeigte überhaupt keine Wirkung. Kaika wurde unruhig. Sie hatte ja die Leere viel zu hastig und zu intensiv herbeigeholt. So stark war sie vorher nie gewesen, sie hatte sie damals im Zelt der Weisen kaum gespürt und doch war sie damals schon unsichtbar geworden. Nun spürte sie wie diese ungewohnte Macht in ihr fraß, sich ausbreitete und immer mehr von ihr einnahm. Ihre Energie schwand rapide, ihr Gedächtnis wurde immer lückenhafter und anstatt sich weiter zu konzentrieren wurde sie immer schläfriger. Abrupt rappelte sie sich auf. Sie musste es noch einmal versuchen. Ihre Feuerkräfte waren doch riesig, mit ihnen müsste sie doch diesem unterentwickelten Element in ihr trotzen können. Gegen die aufsteigende Gleichgültigkeit ankämpfend raffte sie nochmals ihre ganze Kraft zusammen und bündelte ihr Feuer. Sie verdichtete es zu einem glühend weißen Ball und presste ihn dann mit aller Wucht auf die schwarze, alles verschlingende Leere in ihrer Mitte. Mit einem Stöhnen kippte sie zur Seite ins zarte Gras. Die Dunkelheit war endgültig über sie gekommen und nahm sie gefangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)