Silberne Flügel, schwarzes Pferd von HiYasha (Feuerdämon und Wasserdrache) ================================================================================ Kapitel 22: Wiedersehen ----------------------- Wiedersehen Kaika hielt gespannt Ausschau, ob sie ihre Freundin irgendwo erkennen konnte. Der Wind hatte aufgefrischt und sich mit dem Geruch von Salz und Meer vermengt. In weiter Ferne erkannte sie tatsächlich das schimmernde Band der Küste. Ihr junger Begleiter, der so eng hinter ihr saß, wies mit seiner Hand auf eine Bucht, die schimmernd vor ihnen lag und mit jedem Flügelschlag der mächtigen, blauschwarz schimmernden Schwingen näher kam. „Dort muss sie sein!“ Kaika spornte ihren Rappen an und sie stoben mit erhöhter Geschwindigkeit auf die angewiesene Stelle zu. Schnell setzte das Pferd zum Sinkflug an, und der junge Dämon hinter ihr packte sie erschrocken fester um die Taille, als es die gewaltigen Flügel eng an den geschmeidigen Körper anzog und sich in die Tiefe stürzte. Die Feuerdämonin beugte ihren Oberkörper auf den lang gestreckten Hals des Tieres, und sie konnte spüren wie der junge Mann hinter ihr ihre Bewegung nachahmte und seinen Kopf an ihrem Rücken barg. Der heulende Wind zerrte an den langen Haaren der Reiter, und die hochgerissenen, langen Ärmel ihrer roten Kleidung umtanzten sie wie Flammen. Kaika suchte mir scharfem Blick die Bucht ab, und wirklich, an deren einem Ende konnte sie einen Körper erkennen, der von den Wellen wie ein Spielball hin- und hergetrieben wurde. Schnell lenkte sie den schwarzen Pferdekörper mit den Schenkeln hinüber zu der Person im Wasser, und im Landen war ihr schon klar, dass es sich wirklich um ihre Freundin handelte. Der Hundejunge hatte gut gerochen. Suis schlanker Körper wurden vom Meerwasser umspült, der geschmeidige Körper gab jeder Bewegung der Wellen sanft nach und trieb gemächlich in der perlenden Brandung. Die langen, hellen Haare wogten wie Algen in der brodelnden Gischt und ab und zu gaben die Wogen einen fischartigen Schwanz frei, dessen silberne Schuppen in der Sonne glänzten. Kaika sprang schwungvoll in den Sand schon bevor die Hufe diesen berührten und rannte in Windeseile zu der Wasserdämonin hin. Sui hörte Schritte. Es war ungewöhnlich, Schritte? Hier? Langsam kehrte sie aus ihrem Dämmerzustand zurück, in den sie sich versetzt hatte, damit ihr Körper voll und ganz von der Magie des Wassers geheilt werden konnte. Sie fühlte den Sand unter sich, wie er sanft und lose über ihren nackten Rücken streifte, ihre Haare, die ihre Haut kitzelten, und das kalte Wasser, das ihren Körper einhüllte. Die Brandung prickelte unter ihrem verwandelten Körper und ließ ihn mit sich vor und zurück schweben. Sie tat einen tiefen Atemzug und stemmte ihre Hände in den Sand und hob ihren Oberkörper aus dem heilsamen Nass heraus und schaute sich um. Da rannte Kaika auf sie zu. Ihre Kaika. Suis Augen weiteten sich. Der Name ihrer Freundin rollte lautlos über ihre Lippen. Da lief sie und es ging ihr gut! „Kaika!“, rief sie dann laut, drehte sich um und hatte vergessen, dass sie noch keine Beine hatte und kippte noch mal vorn über unter Wasser. Im nächsten Moment ließ sie sofort ihre schimmernde Flosse verschwinden, ihre Beine erschienen und sie sprang auf. Ihre Freundin preschte schon durch das seichte Wasser und im nächsten Moment lagen sie sich lachend in den Armen. Der weißhaarige Junge schaute zögerlich zu den beiden Frauen hinüber. Er saß immer noch auf dem ihm viel zu glatten Pferderücken und überlegte, was er tun sollte. Es war nicht so einfach gewesen, die Witterung dieser Frau aufzunehmen. Wie der Fetzen ihres Mantels verraten hatte, roch sie eh schon sehr nach Wasser, und dieses Wesen dort sah aus, als ob es ständig im Meer lebte. Der Geruch nach Tang und Salz des sich nähernden Pazifiks hatte die Suche zusätzlich erschwert, und es schien auch keinerlei dämonische Energie von ihr auszugehen, die er hätte spüren können. Vorsichtig rutschte er von dem tänzelnden Reittier und schlenderte langsam hinüber zu den beiden Frauen. Sanft drückten sich seine nackten Füße in den weichen Sand und hinterließen Spuren, die die herein rauschenden Wellen sofort wieder verwischten. Gebannt betrachtete er die Wassernixe. Ihren Fischschwanz schien sie ja wieder verloren zu haben. „Sui, es geht dir gut! Mann, bin ich froh dass ich dich gefunden habe...“ Innig umarmte Kaika die klitschnasse Freundin, „ …oder besser er da!“, vervollständigte sie ihren Satz und wies lachend mit ihrem Kopf in Richtung Strand. „Alleine hätte ich dich nie gefunden. Gut dass er mir geholfen hat. Dabei hätte ich mir denken können, dass es dich ins Wasser zieht.“ Sui schaute neugierig an ihrer Freundin vorbei und ihr stockte der Atem. Der, der geholfen hatte, sie zu finden, schaute dem Dämon aus der Höhle irgendwie sehr ähnlich. Was hatte das zu bedeuten? Doch sie schluckte schnell und wischte ihre Bedenken beiseite. Von ihm ging sicher keine Gefahr aus, wenn er mit Kaika reiste. Und ihr auch noch geholfen hatte, sie zu finden. „Wo warst du, Kaika?“, wollte sie stattdessen von ihrer Freundin wissen. „Du bist auf einmal einfach verschwunden! Wohin?“ Der Weißhaarige kam näher und blieb erst einige Schritte entfernt stehen und beobachtete sie beide aufmerksam. Genauer gesagt sie, Sui, was ihr ein wenig unangenehm war. Ihr fiel auf, dass er sogar dieselbe Augenfarbe hatte wie der andere Dämon…das war doch sicher mehr als Zufall! „Und wer genau ist das?“ Man hörte ihrer Stimme das Misstrauen an, das sie empfand gegenüber diesem Fremden. „Ach, den hab ich in dem Tal getroffen. Und er hat mir geholfen. Ich hab mich in die Leere geflüchtet um dem Gift von dem Mistkerl zu entfliehen, und bin da drin stecken geblieben. Ich konnte nicht mehr materialisieren, mich nicht bewegen und auch keine Energie mehr aufnehmen. Ich bin fast erfroren, ich war doch eh splitternackt. Er da“, und sie wies nickend auf den sich langsam nähernden Hundedämon, „hat mich…gewärmt. Ohne ihn hätte ich es vielleicht nicht geschafft.“ Suis Augen hatten sich vor Entsetzen geweitet bei Kaikas Schilderung und ihr Blick huschte wieder zu dem Dämon. Die dunkelhäutige Feuerdämonin grinste. „Aber wer er ist, will er mir nicht sagen. Auf alle Fälle hat er dich gefunden.“ Diese Information beruhigte Sui ganz und gar nicht. Langsam schritten sie zum Strand zurück und sie wollte Kaika schon auf die Ähnlichkeit der beiden Dämonen ansprechen, doch diese war schneller: „Und wie ist es dir ergangen?“ Aber bevor sie auch darauf noch antworten konnte, meinte der Dämon, auf den sie zugingen: „Ist es normal bei euch nackt rum zu laufen?“ Verwirrt betrachtete er den blanken Busen der bleichen Frau, der zwischen ihren nassen Strähnen hervorlugte. Sie sah so anders aus als die Feuerdämonin, die er die letzen Stunden recht ausgiebig betrachten hatte können. Die Freundin war bleich und sehr schlank, alles an ihr war hell, die porzellanfarbene Haut, die hellen Augen wie auch die silbrig schimmernden Haare. Sui blinzelte ihn erst überrascht an. Dann fiel es ihr ein. Sie war nackt. Noch immer. Erschrocken amtete sie schnell ein und krallte sich im nächsten Moment auch schon Kaika und schob sich hinter diese. „Wie kannst du es wagen?“, giftete sie drauf los. „Man schaut weg bei so was! Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Sie machte sich ganz klein hinter ihrer Freundin, damit er ja nichts mehr von ihr sehen konnte. Wo waren ihre Kleider Warum passierte ihr das immer? Es war nicht gerecht! „Äh, was hast du denn? Das macht doch nix. Der hat Übung, der hat mich die ganze Zeit ebenfalls nackt rumhüpfen sehen.“ Kaika lachte auf, schritt aber brav als Deckung für Freundin mit raschen Schritten zu dem Bündel Kleidung, dass sie am Strand liegen sah. „Komm, sei doch mal so lieb und dreh dich um.“, forderte sie grinsend den jungen Mann auf, der inzwischen etwas verlegen zu den beiden Mädchen hinüber starrte. Folgsam drehte er sich etwas zur Seite und senkte seinen Blick. „Und, wie ist es nun dir gegangen?“, fragte sie erneut die Freundin, nachdem diese sich blitzschnell angezogen hatte. „Wie es mir ergangen ist?“ Suis Ton war bitter und sie senkte ihre Stimme auf ein Flüstern herab und wandte sich Kaika zu. „Dieser Dämon hat mich mitgenommen! Ich war verletzt und hab mich aufgelöst, um so zu entkommen.“ Sie hob die Hand, als Kaika etwas sagen wollte. „Er hat mich in eine Höhle gebracht und dort gewartet, bis ich wieder fliegen konnte. Besser gesagt, er hat mich festgehalten, bis ich es konnte.“ Ihre Stimme nahm eine säuerliche Note an. „Er wusste, wer ich bin, weil er meinen Harnisch gefunden hat. Und da meinte er auf einmal, dass sein Land und das meines Vaters ein Bündnis hätten und er mich somit nicht allein lassen könnte. Ich lag glaube ich…zwei Nächte in dieser Höhle, dann bin ich gegangen. Und“, sie sprach noch leiser. „merkst du nicht, dass er deinem Freund da verdammt ähnlich sieht?“ „So ein Mistkerl! Wegen dem hatten wir solchen Ärger. Der soll mir mal wieder vor die Fäuste kommen, dann kommt er nicht mehr so leicht davon. Hatte mich extra zurück gehalten, und der Sauhund langte voll zu…“ Eine steile Falte zierte die Stirn der empörten Feuerdämonin, die wütend den Horizont betrachtete. Immer noch verärgert wandte sie den Blick wieder an die Freundin. “Aber wegen der Ähnlichkeit: also weiße Haare haben noch mehr Dämonen, unter anderem auch du. Aber die Augen passen schon, da hast du Recht, das gleiche Honiggold. Dafür hat der andere aber diese Zeichen im Gesicht gehabt, den Mond auf der Stirn und die Male an den Wangen und er nicht.“ Kaika tuschelte ebenfalls leise mit ihrer Freundin, wenn es ihr auch ein wenig peinlich war, so geheimnisvoll zu tun vor ihm. Der junge Mann erstarrte. Seine empfindlichen Hundeohren zuckten ein wenig, als er gebannt den Beschreibungen der beiden Frauen lauschte. Schlagartig drehte er sich im weichen Sand um und suchte den Blick der ins Gespräch vertieften Feuerdämonin. Als diese aufblickte, sagte er nur schroff: „Du, jetzt muss ich gehen. Mach’s gut, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“ Und bevor die junge Frau reagieren konnte, war er schon mit weiten Sprüngen hinter der Düne verschwunden. Der Sand, den seine flinken Füße aufgewirbelt hatten, rieselte leise zurück und die beiden Frauen blieben allein am Meeresufer zurück. „Na, der hatte ja ’nen Zahn drauf. Was hat ihn denn vertrieben? Ich hätte ihn gern noch ein wenig um mich gehabt.“ Enttäuscht schaute Kaika in die Richtung, in der der Junge verschwunden war. „Hm…“, machte Sui nur. Noch eine Sache mehr, die den Dämon da verdächtiger werden ließ. Warum verschwand er so plötzlich? Sie schaute sich um und schickte ihre Sinne aus. Drohte vielleicht Gefahr, vor der er geflohen war? Doch sie konnte in der Umgebung nichts Verdächtiges feststellen. Merkwürdig. „Und du hast wirklich keine Ahnung, wer er ist?“ Sie hörte sich nun seltsam neugierig an, ungefährlich… „Nein.“, kam es ehrlich und arglos von Kaika, die immer noch dem Jungen hinterher schaute. Sui seufzte. „Es ist ja schön, dass er dir geholfen hat, aber weißt du nicht, wie gefährlich fremde Dämonen sein können? War deine Situation wirklich so aussichtslos, dass du Hilfe bei einem anderen Dämon suchen musstest? Was wäre passiert, wenn er nicht so nett gewesen wäre? Er hätte dich töten können!“ Ernst und besorgt schaute sie ihrer Freundin ins Gesicht „Ach, der ist harmlos, und das roch man Meilen gegen den Wind. Ich verlass mich da voll auf meinen Bauch.“ Kaika schaute verträumt weiter über die Düne, wo der junge Halbdämon verschwunden war. „Und er war so nett…und schön. War ein tolles Gefühl von ihm gerettet zu werden.“ Sie grinste das Wassermädchen frech an ohne sich anmerken zu lassen, wie abhängig sie in der vergangen Nacht wirklich von fremder Hilfe gewesen war. Aber eine Gefahr sah sie trotz einer gewissen Ähnlichkeit nicht in dem jungen Hundedämon. Vielleicht gehörte er ja zum selben Clan. „Komm, der is’ weg. Jetzt machen wir uns ’nen schönen Tag hier. Ein Tag am Meer, den haben wir uns verdient.“ Und einladend schwenkte sie mit ihrem Arm über die wundervolle Bucht, die in dem voll erstrahlten Glanz der Sonne lag. „Das können wir nicht.“, hielt Sui sofort dagegen. Kaika schaute sie verwirrt an. „Wir werden seit zwei Tagen bei mir daheim erwartet! Also sollten wir endlich aufbrechen!“ Dringlichkeit sprach aus ihren Worten. Kaika schüttelte ihren Kopf. „Keh, also wirklich. Wir haben doch wohl in diesen zwei Tagen genug durchgemacht, oder? Wir haben es uns also echt verdient, noch einen Tag auszuspannen, meinst du nicht auch? Was man in deinem Schloss nicht wirklich kann…“, murmelte sie noch und zog einen Schmollmund. Doch Sui ließ sich nicht beirren und schüttelte ablehnend den Kopf. Kaika versuchte es noch mal. „Ach komm, du bist immer so pflichtbewusst. Denk doch auch mal an dein Vergnügen. Und ich könnte eine große Ladung Sonnenstrahlen vertragen. Ich fühle mich ziemlich ausgelaugt und würde gerne erst mal ein wenig entspannen und auftanken, bevor ich wieder unter Menschen gehe. Bei euch ist immer der Bär los, da hat man nie seine Ruhe. Willst du nicht auch mal ein wenig an dich denken?“ „Vielleicht. Aber bei mir zu Hause wären wir sicherer als hier. Ich hab keine Lust, hier noch mal auf freier Bahn mit einem Dämon zu kämpfen, wo ich mich gerade erst erholt habe vom letzten Kampf!“ Kaika nickte anerkennend, aber so ganz war das nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte sich zu sehr auf ein wenig schönes Leben gefreut, auf Sonne, Strand und Meer. Ihre Freundin hatte einen unheimlichen Riecher für wunderschöne Landschaften. Sie fand die herrlichsten Täler, die schönsten Buchten, und die junge Feuerdämonin hätte sich so gerne in der Sonne geaalt. „Ach komm, ich fühle mich immer noch schwach und zittrig und würde so gerne ein wenig Energie tanken. Und diese wundervolle Bucht ist doch geradezu geschaffen dafür. Da können wir auch sich nähernde Feinde schon von weitem erkennen. Mein Dicker hier passt auf!“, meinte sie und wies auf ihr Pferd hinüber, das voll Vergnügen durch die hereinrollenden Wogen preschte und die Gischt nur noch so aufwirbelte. Auch ihm schien es hier sehr gut zu gefallen. Warum nur konnte sie die Freundin nicht überreden, mal an etwas anderes als nur die Pflicht zu denken? Kaika sah die Freundin bettelnd an. Aber deren Gesicht nahm einen unwilligen Ausdruck an. Hier hatte sie wohl keine Chance. Wenn sie da bleiben wollte, dann wohl nur alleine. Seufzend gab sie auf. „Ich seh’ schon, du wirst keine Ruhe geben. Also brechen wir halt auf.“ Kaika war enttäuscht und rief schmollend ihr Reittier zu sich. Nicht einmal ein wenig spielen durfte der Schwarze. Aber da hatte sie wohl keine Chance. Was ihre Pünktlichkeit betraf, war Sui unnachgiebig. Davon sollte sie sich auch mal eine Scheibe abschneiden, dann käme sie nicht immer so peinlich zu spät…na, wenigstens eine kleine Scheibe. Und auf einen neuen Feind treffen wollte Kaika nun auch nicht. Und der, den sie gerne noch hier gehabt hätte, war eh schon wieder hinter der Düne verschwunden. Also war es wohl besser, wenn sie aufbrachen. „Ja, das ist besser.“ Sui nickte bestätigend und wurde augenblicklich ruhiger mit dem Wissen, endlich nach Hause zu kommen. Kaika schaute sich nach ihrem Pferd um, dass inzwischen angetrabt kam und saß auf. Ihr Blick glitt dabei sehnsüchtig auf das wogende Meer hinaus und gern wäre sie in dessen Fluten versunken. Sui hingegen verwandelte sich und hatte wieder ihre Flügel. Sie blickte Kaika an, nickte ihr zu und beide erhoben sich in die Lüfte und steuerten nach Osten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)