Chalk 'n Cheese von Ryoko-san (Wenn man das Unerkannte entdeckt) ================================================================================ Kapitel 7: Mein Atem -------------------- Christopher lehnte lässig an eine Absperrstange gelehnt und lächelte Emily an. Nur sie, niemanden sonst. Sie schluckte und ging wie in Trance auf ihn zu, bis sie schneller wurde und er sie schließlich in seinen Armen hielt. „Wo warst du?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme und wühlte ihr Gesicht in seinem Hemd. Er drückte sie fest an sich. „Tut mir leid … Aber es gab etwas zu regeln. Wegen dem Auftreten auf der Feier neulich.“ Sie schüttelte den Kopf und sah ihn schließlich an. „Aber ich hab mich doch extra von dir fern gehalten danach!? Es hat nichts genützt?“ Tränen liefen ihr über die Wangen. Er nickte. „Doch, es hat etwas genützt. Sie haben mir nur gesagt, dass ich aufpassen muss, weil ich noch ‚frisch‘ bin und es mir nicht direkt verscherzen sollte. Das war alles.“ Er lächelte sie an und küsste ihre Tränen weg. Sie vergrub ihr Gesicht wieder in seinem Hemd und umschlang ihn fest. Alle Schüler um sie herum starrten natürlich wie die Gaffer, doch Christopher interessierte es kein Stück. Als Emily sich langsam wieder beruhigt hatte und normal atmete, gingen sie Hand in Hand los und über den altbekannten Feldweg. „Ich war so verwirrt, als Robin meinte, er wüsste nicht, wo du seist …“, sagte sie plötzlich, nachdem sie eine ganze Weile einfach nur friedlich schweigend nebeneinander hergegangen waren. Christopher stutzte. „Du warst bei uns Zuhause? Wie war er denn drauf?“, fragte er missmutig und sah sie fragend an. „Normal. Zur Abwechslung mal. Er hat mich sogar zum Reden rein gebeten“, erklärte Emily ruhig. „Aber …“ Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an und Christopher blieb stehen. „Er hat dich gebissen!?“ Sie hörte Wut aus seiner Stimme heraus, die etwas lauter geworden war. Emily sah ihn verwundert an. „Nein. Das ist es ja. Er kann es nicht. Also, eigentlich …“ „?“ „Er meint, ich wäre eine Hexe oder sowas, weil er sich an mir immer verbrennen würde.“ „Verbrennen?“ Sie nickte. „Aber er schien es wirklich ernst zu meinen. Ich sehe keine Brandwunden an meinen Händen, aber ich füge ihm wohl solche Schmerzen zu. Nur wie soll ich das bitte machen? Ich habe doch gar keine besonderen Kräfte. Aber er meint, ich wäre kein normaler Mensch …“ Sie sah besorgt gen Boden. „Irgendwas ist schon besonders. Aber … ich hab nicht so viele Referenzen, um das ganz eindeutig zu sagen.“ „Referenzen?“ Emily sah ihn fragend an. „Ähm“, er kratzte sich verlegen am Kopf, „Menschen…“ „Ach so.“ Sie sah ihn unsicher an und schmunzelte. „Und was ist so anders?“ Mittlerweile waren sie vor dem Haus der Stones angelangt. Christopher lehnte sich ans Eisentor. „Ich weiß es nicht genau. Aber ich komm nicht von dir los … Die paar Wochen, die wir jetzt getrennt waren, waren wie die Hölle, ehrlich gesagt. Doch ich konnte mich davon abhalten, dich zu kontaktieren. Aber frag mich nicht, wie.“ Er verzog den Mund leicht zu einem Lächeln, doch es gelang ihm nicht sonderlich gut. „Du hast nichts getan, meinte Robin“, entgegnete sie traurig und sah ihn mit großen Augen an. Er nickte und stieß sich vom Tor ab, um die Arme um Emily zu legen. Sie umschlang ihn ebenfalls. „Ich komme heute Nacht vorbei, ja?“, fragte er nahe an ihrem Ohr. Ihr Herz pochte nun noch mehr als vorher. „Ja!“, antwortete Emily freudig und drückte sich enger an ihn. Als sie wieder voneinander abließen, streifte er langsam ihre Wange mit seiner und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie winkte, bis er im Haus verschwunden war. Glücklich lief sie den kurzen Weg bis nach Hause und kam überschwänglich in die Wohnung, wo es schon nach Essen duftete. „Hi, Mom“, rief Emily fröhlich und warf ihre Tasche im hohen Bogen in ihr Zimmer. Eva stand beschäftigt in der Küche und sah ihre Tochter verwirrt an. „Hallo … Warum bist du denn so aus dem Häuschen. Klausur wiederbekommen?“, fragte sie und grinste neckisch. „Neeein … morgen ist doch endlich die Kursfahrt! Schnee, Freizeit, Sonne …“ Sie lachte überdreht. Ihre Mutter verzog das Gesicht, lachte aber mit. „Na, das freut mich, wenn es dich glücklich macht. Warst ja nicht allzu gut gelaunt in den letzten paar Wochen, nicht?“ Der Unterton war Emily nicht entgangen, doch sie überspielte es mit einem hoffentlich normal klingenden „Joa … kann sein.“ und setzte sich an den Küchentisch, bereit zum essen. Das folgende Gespräch wurde soweit wie möglich oberflächlich gehalten und Emily war froh, als sie fertig waren und sie sich in ihr Zimmer verkriechen konnte, um die restliche Zeit bis zum ins Bett gehen absitzen musste. Voller Ungeduld zählte sie beinahe die Sekunden. Doch wie es so war, wenn man auf etwas wartete, verging die Zeit noch langsamer als sonst. Sie rollte gedankenverloren mit ihrem Schreibtischstuhl im Zimmer umher, stieß dabei öfters an ihren gepackten Koffer, der noch offen auf dem Boden vor dem Bett lag und pfiff mehrere Lieder, die ihr in den Sinn kamen. Als sie alle paar Minuten auf die Uhr sah, wunderte sie sich, dass die Zeit einfach nicht vergehen wollte. Doch schließlich wurde es dunkel. Albert kam von der Arbeit nach Hause und sammelte die Familie zum Abendessen ein, dass sie in einem amerikanischen Diner einnahmen. Beinahe, dachte Emily, wäre die Zeit zu schnell rumgegangen, aber sie hatte noch knapp eine Stunde Zeit um wie gewohnt schlafen zu gehen, sodass ihre Eltern sich nichts dabei denken würden. Wäre sie zu früh im Bett verschwunden, machten sie sich sicher Sorgen und sahen öfters nach, ob es ihr auch gut ginge. Obwohl sie heute die perfekte Ausrede gehabt hätte: um 6 Uhr musste sie am Kings Cross-Bahnhof sein. 2 Stunden früher als sonst also aufstehen und fertig machen. Der Zug wartete ja nicht, wie Tom es so schön gesagt hatte. Doch Emily ging ins Bad, duschte sich dort eilig und sagte ihren Eltern schließlich gute Nacht, um auch ja dafür zu sorgen, dass keiner der beiden nochmal in ihr Zimmer kam. Sie löschte das Licht in ihrem Zimmer und öffnete das Fenster einen Spalt breit, damit Christopher auch gut hineinkommen konnte. Gemütlich kuschelte sich Emily unter die Bettdecke, während sie die Augen weit geöffnet hatte und hinaus in die beinahe-Vollmond-Nacht, die so ruhig war wie immer. Nach einer halben Stunde zuckte sie zusammen. Sie wäre beinahe eingeschlafen, doch im letzten Moment hatte ihr Kopf es verhindern können. Emily setzte sich auf und rieb sich die Augen. Wo war er bloß? Oder wann war für ihn ‚Nacht‘? Sie seufzte und legte sich wieder hin, drehte sich enttäuscht auf die Seite, entgegen zum Fenster. Gegen ihren Willen schlief sie letztlich doch ein, ohne Christopher gesehen zu haben. Ein verworrener Traum folgte, in dem Emily in dem Haus der Stones umherlief, doch es war leer. Keine Möbel, niemand lebte dort. Sie rief immer wieder die Namen der beiden Brüder und suchte jeden Winkel ab, doch sie waren verschwunden. Und dann hörte sie jemanden ihren Namen sagen. Ruhig und sanft, als wäre er direkt bei ihr. Aber als sie sich umsah, war niemand dort, bis sie von einer schwarzen Dunkelheit aufgesogen wurde und ihre Augen aufschlug. „Emily“, hörte sie die sanfte Stimme wieder und erkannte, dass sie Christopher gehörte, der neben ihr auf dem Bett lag und sie ansah. Sie drehte sich mit einem Ruck um und musste erst mal einen klaren Kopf von dem Traum bekommen. Er lächelte sie an. „Tut mir leid, dass ich erst so spät gekommen bin.“ Sie seufzte und lächelte ebenfalls. „Nicht schlimm. Dafür bist du ja jetzt da.“ Sie legte ihre Hand vor sich und Christopher streichelte darüber. „Robin musste mal wieder austicken. Der sucht sich immer die ungünstigsten Zeitpunkte dafür aus, sag ich dir.“ Er seufzte angenervt. „Was war denn los?“, wollte sie wissen. „Ach, das übliche … er weiß nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Dabei gäbe es so vieles …“ Er nahm ihre Hand hoch und drückte seine Lippen sanft dagegen. „… was es wert wäre.“ „Jaah“, nickte sie und kam näher an ihn heran. „Was hast du denn geträumt? Schien ein ziemlich aufregender Traum zu sein …“ Er grinste sie an. Sie verzog die Augenbrauen und dachte nach. Was war da noch gleich gewesen? „Keine Ahnung … aber du kamst drin vor, glaube ich … wie immer eben.“ Sie blinzelte ihn verlegen an. Er seufzte und richtete sich so auf, dass er sie im Liegen ansehen konnte und knapp über ihr schwebte. „Wenn ich doch auch nur Träume hätte, in denen du vor kämest“, hauchte er und strich Emily ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Träumst du nie?“, fragte sie perplex und genoss seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht. Er schüttelte den Kopf. „Ich schlafe nicht. Und Tagträume sind nicht dasselbe.“ Sie sah ihn nun verblüfft an. „Du schläfst nicht? Aber … warum hab ich Robin dann letztens geweckt? Hatte er nicht geschlafen?“ „Nein.“ Christopher schmunzelte. „Es ist eher so ein Dämmerzustand. Aber so richtig in Tiefschlaf fallen wir nicht. Und Träume sind auch nicht drin.“ Er tat Emily plötzlich leid. Sie umfasste sein Gesicht sanft und zog es zu sich hinunter auf ihre Stirn. „Aber du musst doch nicht unbedingt träumen. Ich bin doch hier.“ Sie lächelte ihn an und sah in seine schokobraunen Augen, die ihre ebenfalls fixierten. „Aber da kann ich mit dir tun und lassen, was ich will. Nur in Wirklichkeit ist es nicht so einfach … Träume steuern dich sozusagen, nicht du unbedingt sie. Und das ist manchmal von Vorteil.“ Emily schnalzte mit der Zunge und schloss die Augen. „Dann leb deine Wunsch-Träume doch aus. Ich stehe zur freien Verfügung …“ Sie hatte die Augen immer noch geschlossen und lächelte leicht. Christopher sah sie neckend an. „Aber es könnte sein, dass sie dir den Atem rauben“, hauchte er mit verführerisch dunkler Stimme in ihr Ohr. Ihr Herz schlug schneller. „Bitte …“, flehte sie. Christopher glitt ihr Ohr entlang hoch bis zur Wange und atmete sie an. Dann fing er an, sie leicht mit seinen Lippen zu berühren und kam ihrem Kinn langsam näher. Emily verbrannte förmlich unter seinen sanften, federleichten Berührungen und wartete ungeduldig, bis er ihren Mund erreicht hatte. Doch stattdessen glitt er hinunter bis zu ihrem Schlüsselbein, und setzte nun auch seine Zunge ein, die er wie ein Pinsel über ihre Haut gleiten ließ. Sie bekam Gänsehaut am ganzen Körper und ihre Arme wurden schlapp. Sie konnte ihn kaum noch umarmen und krallte sich an sein Hemd. „Alles ok?“, fragte er überflüssigerweise und kam mit dem Gesicht wieder über ihres. Sie öffnete ungläubig die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein“, keuchte sie. „Gut“, grinste er und presste seine Lippen schließlich auf ihre. Voller Ungeduld schnappte sie nach seinen und zog ihn noch näher zu sich heran, dass er schließlich nachgab und auf ihr lag. Ein unregelmäßiges, leichtes Keuchen war von beiden zu hören, doch keiner hörte auf, den anderen nach und nach zu verschlingen. Emilys Hände wanderten langsam seinen Rücken und seine Arme runter und wieder hinauf. Christophers Hände hingegen streichelten ihr Gesicht und ihre Haare. Beide küssten sich fast geschlagene 2 Minuten und Christopher ließ schließlich von ihr ab. Emily atmete unregelmäßig und stützte ihn ab. Auch Christopher schien noch nicht ganz wieder bei Sinnen zu sein und zitterte leicht über ihr. „Uff“, machte er und ließ sich wieder auf sie hinab fallen. Emily musste lachen. „Was?“, quiekte er und machte einen Schmollmund. „Du kannst so schnell laufen wie kein anderer und bist topfit, aber das hier lässt dich so ermüden?“ Sie sah ihn grinsend an. Er richtete sich auf und stützte sich auf den Ellbogen ab. „Naja, unter anderem auch, weil ich seit unserer letzten Begegnung nichts mehr … ähm …“ Er sah verlegen zur Seite und Emily merkte, wie unangenehm es ihm immer noch war, sie um Blut zu bitten. Sie seufzte kopfschüttelnd und setzte sich auf. „Na los …“ Emily nahm ihre Haare zur Seite und ihr nackter Hals kam zum Vorschein. Und ehe sie sich versah, klebte Christopher wieder wie eine Klette an ihr und begann gerade, genüsslich an ihrem Hals zu saugen und er schien alle Sinne ausgeschaltet zu haben, da er nicht bemerkte, wie sich Schritte näherten und die Tür von Emilys Zimmer so weit aufgerissen wurde, dass sie laut an die Wand dahinter krachte. Eva und Albert kamen hektisch herein gestürmt und blieben wie angewurzelt mit weit aufgerissenen Augen stehen. „Was-?“, fing ihre Mutter stockend an und sie hielt sich geschockt die Hände vor den Mund. Christopher ließ sofort von Emily ab und glitt vor sie. Wenn ihre Eltern jetzt ausrasteten und ihr Geheimnis erfahren würden, wäre sie mit dran beteiligt und würde bestraft werden. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du mieser Bastard!?“, knurrte Albert und er würde jeden Moment explodieren, merkte Emily. Sie musste eingreifen. „Dad, es ist meine Schuld. Er kann nichts dafür!“ Sie versuchte, vor Christopher zu klettern, doch der hielt sie hinter sich. Albert kam auf Christopher zugestürmt und packte ihn am Hemd, das er in der Luft hing und nur seine Beine auf dem Bett auflagen. „Du erlaubst dir, IHR Blut zu nehmen?“, blaffte er ihn nun laut an, doch Christopher verzog keine Miene. Eva kam zu Emily geeilt und nahm sie in Schutz. „Bist du in Ordnung, Emily?“, fragte sie besorgt. Doch Emily riss sich aus der Umarmung und klopfte auf die Arme ihres Vaters, die Christophers Hemd festhielten. „Lass ihn los, Dad! Mir ist nichts passiert!!“ Er knurrte und warf Christopher aus dem Fenster. „Chris!“, schrie sie erschrocken, aber wusste im gleichen Moment, dass ihm nichts passiert war. Sie drehte sich wütend zu ihren Eltern um. „Emily, er wird dich nicht mehr anfassen, dafür sorgen wir!“, sagte ihr Vater ernst. „Er tut dir nicht mehr weh, Schatz“, pflichtete ihre Mutter bei und wollte sie wieder umarmen, als sie mit einem Schmerzensschrei zurückwich. Emily spürte einen ungeahnten Hass in sich aufsteigen. Sollten sie sich doch an ihr verbrennen, wie auch immer das passieren konnte. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Lasst ihn bloß in Ruhe. Ich weiß mehr über ihn, als ihr denkt. Und ich gebe mein Blut, wem ich will.“ Ein rotes Flackern huschte in ihren Augen umher. Ihre Eltern wichen einen Schritt vor ihr zurück. „Du weißt nicht, was du da sagst“, gab ihre Mutter zu. „Bitte, beruhige dich.“ Ihr Vater machte eine schwache Handbewegung. „Nur, wenn ihr mir endlich sagt, was Sache ist. Was habt ihr mit der Vampirwelt zu tun!?“, sagte sie wütend und wollte nicht eher Ruhe geben, bis sie mehr wusste. Christopher war währenddessen wieder am Fenster aufgetaucht und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Eva und Albert schluckten und sahen sich missmutig an. „Na gut …“ Eva setzte sich neben Emily auf die Bettkante und knotete nervös ihre Finger zusammen. „Ich muss es ihr sagen, Schatz“, presste sie heraus und sah ihren Mann an, der widerwillig nickte. „Kommt, setzt euch“, sagte sie zu Emily und Christopher gewandt. Er nahm Emily zwischen sich, lehnte sich an der Fensterwand an und verschränkte die Arme vor ihrem Bauch. „Also“, begann Eva zögernd, „Du weißt, dass dein Vater und ich in einer weltweit fungierenden Firma arbeiten. Diese Firma hat den Decknamen ‚MYKO‘ und gibt sich als Werbeunternehmen aus. Doch … das ist nicht ganz wahr. Sie ist … die weltweite Organisation, die im Untergrund für Ruhe und Ordnung in der Vampirwelt herrscht.“ Emily traute ihren Ohren kaum. All die Jahre haben sie es vor ihr verheimlicht. Sie begann zu zittern und Christopher gab ihr einen beruhigenden Kuss ins Haar, wofür er sofort einen bösen Blick von Albert erntete. „Wir wollten es dir nie erzählen, da es so unglaublich für normale Menschen scheint“, fügte sie hinzu und legte eine Hand auf ihr Bein. „Aber … wie kamt ihr denn dazu? Ihr seid doch auch nur normale Menschen, oder?“, sprudelte es aus ihr heraus und sie lehnte sich etwas nach vorne. Eva öffnete den Mund und sah dann Albert unsicher an. „Schatz …“, begann er und dieses Wort benutzte er nur, wenn es ernst wurde. „Nein!“ Sie schnitt ihm das Wort ab und sah ihre Eltern unsicher an. „Seid ihr etwa auch …?“ Jetzt bebten sogar ihre Lippen und Christopher merkte, wie sie vor Schreck Gänsehaut bekommen hatte. „Schatz, wir sind trotzdem deine Eltern! Und wir leben ganz normal wie andere auch. Wir sind kein bisschen anders, glaub uns.“ Ihre Mutter hatte ihre andere Hand auch noch auf ihr Bein gelegt und sah sie mit großen, panischen Augen an. „Tut uns leid, dass wir es verheimlicht haben. Du hättest es auch niemals freiwillig von uns erfahren. Aber unter den gegebenen Umständen“ Er sah forsch zu Christopher hoch, „konnten wir jetzt nicht anders. Bevor wir uns noch weiter entfernen, sollst du lieber die Wahrheit wissen.“ „Aber …“ Emily sah sie mit großen, neugierigen Augen an und ihr kam die wichtigste Frage überhaupt in den Sinn. „Bin ich dann auch ein Vampir?“ Sie hielt den Atem an, so gespannt war sie auf die Antwort. Das würde alles ändern. Sie konnte doch ewig mit Chris zusammen sein, ohne einen reinblütigen Vampir aufsuchen zu müssen. Andererseits verspürte sie keinen Blutdurst und war auch sonst nicht besonders anders als ein normaler Mensch. Bis auf die Tatsache, dass sie unliebsame Leute verbrennen konnte. Ihr Vater holte tief Luft. „Ja, bist du“, seufzte er und sah zu Boden. Da war sie. Die alles entscheidende Antwort. Doch Emily freute sich nicht wie sie selbst erwartete hatte, sondern schien wie festgefroren. Die Wahrheit war halt doch anders als ein Wunsch, eine Vorstellung. Sie war hart und endgültig. „Emily?“, flüsterte Christopher in ihr Ohr und sah sie besorgt an. Sie nickte benommen. „Schatz, es tut uns so leid, dass wir dich nicht früher darin eingeweiht haben. Aber weißt du, du bist…“ Eva stockte, fing sich aber wieder. „Erst mal nicht so wichtig. Du musst erst diese Tatsache verkraften. Du bist deshalb nicht unnormaler als andere. Warst du bis jetzt auch nicht.“ „Und du hast jetzt auf Klassenfahrt erst mal Zeit, das zu verdauen“, pflichtete ihr Vater bei und nickte zu Christopher. „Wehe, wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird“, ermahnte er ihn, doch Christopher nickte nur abwesend und sah weiterhin auf Emily. Sie gingen ohne ein weiteres Wort, aber mit besorgten Mienen hinaus und schlossen leise die Tür. Emily und Christopher saßen unbewegt da. Er wartete ab, bis sie reden wollte und schwieg. Dann bewegte sie schließlich die Lippen, doch sie schloss sie wieder. „Emily? Alles ok? Ich bin bei dir …“ Er drückte sie fest an sich und kletterte dann vor sie. Ihre Augen waren leer, doch sie sah ihn an. „Ich bin … wie du“, flüsterte sie leise. Er lächelte erleichtert. „Ja.“ Sie wurde wieder klarer im Kopf. „Aber warum will ich dann kein Blut? Und ich kann auch nicht schnell laufen und bin nicht so stark wie du.“ Nun sah Emily ihn besorgt an. Er erwiderte ihren Blick, doch suchte nach Antworten. „Gute Frage. Vielleicht haben deine Eltern dir irgendwas gegeben, was das alles unterdrückt hat die ganze Zeit?“ Er setzte sich im Schneidersitz vor Emily und sah sie fragend an. Sie runzelte die Stirn. „Also, so genau weiß ich‘s nicht. Ich wüsste nicht, was ich …“ Sie brach mitten im Satz ab. Da war doch was, was sie monatlich zu essen bekam, was sie aber nie wirklich mochte und nur ihrer Mutter zuliebe aß. „Tomatensuppe“, sagte sie tonlos. „Hah, wie ironisch“, meinte Chris. „Wahrscheinlich bekommst du so ein seltenes Pulver darein, was deine Gene unterdrückt.“ Emily nickte fassungslos. Sie hatte nie etwas gemerkt, dabei war sie sonst sehr aufmerksam. Aber gut, welcher normale Mensch nahm schon an, dass er ein Vampir war, wenn so gut wie nichts darauf hinwies!? Und wer hätte gedacht, dass Eltern, die so super fürsorglich und liebevoll waren, so ein dunkles Geheimnis gehütet hatten? Sie schüttelte gedankenverloren den Kopf und seufzte. Christopher sah sie amüsiert an. „Kannst du heute noch schlafen?“, fragte er halb im Spaß. „Nicht allein“, sagte sie leise und wurde rot. Er grinste und zog sie nach hinten aufs Bett, dass ihr Kopf auf seiner Brust landete. Er hielt sie fest im Arm. „Ja, so ist es besser“, nuschelte sie und schloss ihre Augen, in der Hoffnung, schnell einzuschlafen, um nicht zu viel nachdenken zu müssen. Und durch Chris‘ Anwesenheit fiel es ihr ungeahnt leicht. Sie fiel diesmal aber in einen traumlosen Schlaf, der sie ruhig blieben ließ, anders, als Christopher vermutete hatte. Der weckte sie rechtzeitig vier Stunden später mit einem Kuss, den Emily erst nicht registrierte. Doch als sie die Augen öffnete und ihn neben sich sah, zog sie ihn sofort nochmal zu einem leichten Kuss heran. „Morgen“, begrüßte er sie und setzte sich auf. „Morg‘n“, grinste sie müde und rieb sich die Augen. „Wie viel Uhr ist es?“ Sie blinzelte zum Fenster, doch es war alles noch stockfinster. „4 Uhr. “ Sie seufzte und setzte sich auf. Plötzlich erinnerte sich Emily mit einem Mal an die Wahrheit, die sie gestern erfahren hatte. Sie war ein Vampir. So wirklich, wie unwirklich es ihr erschien. „Was musst du noch einpacken?“, riss Christopher sie aus ihren Gedanken, als er vor ihrem Koffer hockte. Sie sah ihn fragend an. „Äh, nur noch Zahnbürste und Deo und so … ich mach mich eben fertig.“ Sie stieg unwirsch aus dem Bett auf und ging ins Badezimmer. Vor dem Spiegel stand sie erst einmal eine ganze Weile. Sie war immer noch dieselbe, eindeutig. Aber warum sollte denn die Wahrheit wirklich stimmen? Warum glaubte sie ihren Eltern, dass sie tatsächlich ein Vampir sein sollte? Dieses Mittelchen, was sie ihr wohl monatlich gegeben haben, musste ja sehr stark sein … „Emily? Wir müssen gleich los!“, verkündete Eva, die schon angezogen vor der Tür stand und sich ein Brot in den Mund schob. „Jaja“, rief Emily und kam gewaschen aus dem Bad. „Ich bin gleich fertig.“ Sie ging schnellen Schrittes in ihr Zimmer zurück, wo Christopher auf dem Bett wartete. Sie kramte in ihrem Schrank nach übrig gebliebenen Sachen, die nicht im Koffer gelandet waren und holte ein Shirt, eine Sweatjacke und Unterwäsche heraus. Christopher starrte sie unverhohlen an und sie schnitt eine Grimasse. „Darf ich mich anziehen?“ „Ich halte dich nicht auf“, sagte er schnippisch und grinste in sich hinein. Sie seufzte. „Dann dreh dich aber um, ja? Soweit sind wir noch nicht!“ Sie stapfte ungeduldig auf der Stelle und war rot geworden. Er setzte sich auf und sah aus dem Fenster. „Danke.“ Emily zog sich schnell um und besah sich dann im Spiegel. Zum Glück hatte sie ziemlich reine Haut, weswegen sie kein Make up benutzen musste. Ihre Augen betonte sie dennoch mit Mascara und als sie den Lippenpflegestift aufdrehte, erschien Christopher neben ihr und sah sie neugierig im Spiegel an. „Hm?“, machte sie, als sie sich den Pflegestift auftrug und die Lippen leicht geöffnet hatte. „Wozu machst du das? Das brauchst du doch gar nicht“, sagte er mit einem charmanten Lächeln. Emily drehte den Stift wieder zu und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. Sie zog sich ihre Jacke an und machte den Koffer zu. „Wir sehen uns gleich?“ Christopher nickte. Er gab ihr einen Kuss auf den Mund und war dann durch ‘s Fenster verschwunden. Sie blickte ihm – oder was sie noch von ihm erhaschen konnte – hinterher und ging dann zu ihren Eltern. Die Autofahrt dauerte eine knappe Stunde, bis sie durch den Berufsverkehr endlich am Bahnhof in London ankamen. Sie verabschiedete sich von ihren Eltern und ging mit ihrem Koffer im Schlepptau los. Es war ziemlich voll, doch sie fand schnell ihre Gruppe und gesellte sich zu Christopher, der bei Anna und Tom stand. „Morgen, Emily“, sagten die Drei wie im Chor und sie sah sie verwundert an, umarmte dann aber doch Tom und Anna und gab Christopher einen Kuss. Die beiden merkten, wie Tom und Anna zusammenfuhren. „Ihr seid …“, fing Anna an und zeigte auf die beiden im Wechsel. Emily grinste und wurde rot. Christopher lächelte nur und sah sich im Bahnhof um, wo gerade der Zug einfuhr, der sie zum Flughafen bringen sollte. Die Zugfahrt verlief ruhig. Die Mehrheit des Kurses schlief oder las Magazine und hörte Musik. Emily saß neben Christopher und war an seine Schulter angelehnt. Sie las immer noch ihr Buch mit der Vampirgeschichte und war darin vertieft. Christopher gähnte gelangweilt und sah runter in ihr Buch, las ein paar Zeilen mit, dachte sich seinen Teil und sah dann wieder mit zusammengekniffenen Augen aus dem Fenster. Es war eindeutig zu hell, als die Sonne aufging und er hatte zu wenig von Emilys Blut abbekommen können letzte Nacht, als dass er heute so resistent gegen das Sonnenlicht war, wie sonst danach. Er schirmte sein Gesicht gegen das Licht ab und schloss die Augen. „Oh mein Gott!“, kreischte Emily und hibbelte plötzlich auf ihrem Sitz hin und her. Christopher war sofort hellwach und beugte sich zu ihr. Anna und Tom sahen sie ebenfalls verwirrt an, da sie Musik gehört hatten. „Er will sich umbringen, weil er denkt, sie hätte Selbstmord begangen! Neeeein!“, rief sie flennend und klopfte mit dem Buch auf ihre Beine. „Was?“, fragte Chris ungläubig und seufzte auf, als sie auf ihr Buch deutete. „Voll der Schock, Emi!“, nörgelte Tom und schloss wieder die Augen, um seiner Musik zu lauschen. Anna schüttelte abschätzig den Kopf und lehnte sich ebenfalls wieder zurück. „Das ist nur ein Buch …“ Christopher klopfte ihr beruhigend auf die Schulter und sah sie amüsiert an. „Aber … dass eine Liebe soweit gehen kann ist doch unglaublich. Die beiden sind so unzertrennbar und dann meint er, es sei besser für sie, wenn er nicht mehr da wäre und geht einfach …“, sagte sie traurig und sie wurde nachdenklich. „Naja … manchmal ist es besser, wenn man etwas Abstand hat, oder?“, sagte Christopher plötzlich und sah sie stirnrunzelnd an. „Aber … nein, nicht da. Sie kann doch ohne ihn nicht leben! Und er auch nicht ohne sie und trotzdem verlässt er sie! So ein Schwein …“ Sie schniefte und zog die Beine hoch auf den Sitz. „Hach je …“ Christopher zog sie zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Bücher erzählen nicht immer die Wahrheit, weißt du? Vieles ist nur da, um zusätzlich Dramatik aufzubauen, die im normalen Leben nicht vorhanden ist.“ Er streichelte beruhigend über ihr angezogenes Knie. Emily sah ihn daraufhin mit gläsernen Augen an. „Du wirst mich also nie verlassen? Ich mein, hier geht’s auch um Vampire … aber du denkst nicht, dass ich ohne dich besser und sicherer dran wäre, oder?“ Sein verblüfftes Gesicht ließ sie zweifeln und sie krallte sich in seinen Ärmel. „Naja, als der Typ da letztens im Wald war und Robin, also …“ Er kratzte sich verlegen am Kopf. Manchmal hätte er es schon besser gefunden, wen sie von all dem nichts erfahren hätte. Emily drehte sich auf ihrem Sitz um und sah ihn streng an. „Aber ich bin wie du! Ich kann mich wehren, wenn was sein sollte, oder?“ Sie schürzte ihre Lippen und wartete mit pochendem Herzen auf eine positive Antwort, aber stattdessen gab Anna ihren Senf dazu. „Sag mal, Emily, seit wann zweifelst du an deiner Stärke? Du bist die Jahrgangsbeste in Sport. Das heißt doch wohl schon was, oder?“ Emily schluckte. Wenn Anna doch nur wüsste, gegen wen sie sich im Ernstfall zu behaupten hatte. Doch sie lächelte und nickte. „Und du beschützt sie doch auch, oder, Christopher?“, ermahnte Tom ihn jetzt und Christopher sah sich verwundert um und nickte schnell. „Aber was soll schon passieren“, feixte Anna. „Als ob die Mörder es eher auf dich abgesehen hätten, als auf mich. Ich bin so gut wie unsportlich auf allen Gebieten und viel eher opferwürdig.“ Sie lachte laut auf und sah Emily amüsiert an. Doch die verstand den Humor nicht. „Sag sowas nicht, Anna“, sagte sie leise und wirkte bedrückt. „Aach …“, wehrte sie ab und wedelte mit der Hand. „Tom beschützt mich schon. An den traut sich keiner ran.“ Tom nickte vehement und grinste mit angeschwellter Brust in die Runde. Anna und er lachten, doch Emily und Christopher konnten nicht wirklich etwas Lustiges oder Amüsierendes an der Tatsache sehen. „Na denn“, schloss Emily ab und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Es wurde wieder ruhig und jeder hing seinen Gedanken nach. „Schneeeee!“, rief Emily freudig und presste sich die Nase an der Scheibe platt. Sie waren gerade im Landeanflug über München gewesen, als das Flugzeug endlich aus der grauen Wolkenmasse hinab tauchte und den Blick auf die schneeweißen Alpen freigab. Hier war es zu Christophers Glück bewölkt gewesen. Als sie landeten und aus dem Flughafen herauskamen, war es eiskalt und alle kuschelten sich in ihre warmen Jacken. Die beiden Lehrer Miss Temperfield und Mr Hampst, die mitgeflogen waren als Aufsichtspersonen, hatten die Schüler um sich geschart. „Also, wir nehmen gleich den Bus zur Jugendherberge und treffen uns dann nochmal, um den heutigen Tag durchzugehen.“ „Wir gehen aber zusammen in ein Zimmer, ja?“, flehte Anna Emily an, die im Bus neben ihr saß. „Klar doch. Mit wem denn sonst?“ Emily lächelte. Tom und Christopher saßen nebeneinander vor den beiden Mädchen und sprachen übers Skifahren. „Also, ich war schon mal in den Alpen, aber in der Schweiz. Da sind auch voll die geilen Abhänge!“ „Und Snowboarden ist auch super. Schon mal ausprobiert?“, fragte Christopher Tom interessiert. „Jap. Aber ich hab kein Geld, mir ein eigenes zu kaufen. Ich leih es immer, wenn ich Geld hab.“ „Ich hab zwei. Mein Bruder will nicht mehr Snowboarden. Hab’s sogar dabei. Kannst du gern haben.“ Toms Augen fingen an zu glitzern. „Im eeeernst?“, fragte er begeistert und jubelte, als Christopher nochmals nickte. Anna und Emily lachten. Dass ihre Jungs sich so gut verstanden, hatten sie vorher noch gar nicht bemerkt gehabt. Aber beide waren sichtlich erleichtert, da ein Streit den Urlaub vermiest hätte und schlechte Stimmung konnten sie daher gar nicht gebrauchen. Der Bus hielt alsbald nach ein paar Kilometern in der weißen Pracht vor einem Gebäudekomplex über mehrere Etagen. Die Schüler nahmen ihre Koffer und richteten sich nach der Zimmerverteilung in den Räumen ein. Anna und Emily bekamen das einzige Doppelzimmer; die anderen Mädchen und Jungen bezogen 3-er und 4-er Zimmer. „Wow, sieh mal!“ Anna hüpfte vor dem Fenster in dem kleinen Raum, der mit zwei Einzelbetten und einem kleinen Kleiderschrank ausgestattet war und winkte Emily zu, die gerade ihren Koffer auf das Bett gehievt hatte. Der Ausblick, der die beiden Mädchen empfing, war atemberaubend: sie hatten so gut wie freie Sicht auf die Sonne über den Alpen, die die schneeweiße Decke in blendendes Weiß verwandelte und alles strahlen ließ. Emily schüttelte restlos begeistert den Kopf. „Lass uns schnell rausgehen, bevor wir die Besprechung haben!“ Anna zerrte Emily am Arm Richtung Zimmertür. „Sehr gute Idee“, pflichtete sie bei und beide liefen ihre Jacken im Laufen anziehend die zwei Etagen hinunter und atmeten die kalte Winterluft ein. „Vorsiiicht!“, rief Emily lachend und als Anna sich umdrehte, traf sie ein Schneeball genau an der Schulter und sie ließ sich theatralisch in den Schnee fallen. „Uuuh, getroffen!“, presste sie schmerzhaft heraus. Emily lachte auf und erhielt einen noch größeren Schneeball als Antwort direkt in den Nacken. Sie quiekte laut auf. „Sag mal, das hört sich doch ganz nach unseren Mädels an, was?“, grinste Tom, der gerade seinen Koffer in die Ecke gestellt hatte und nun zum Fenster raus sah. „Hey, ihr beiden!“, rief er durch das halb geöffnete Fenster hinunter und Anna und Emily blickten verwirrt nach oben. Emily versuchte gerade, Anna Schnee in den Nacken zu schaufeln und sie wälzten sich übereinander. Beide winkten, als sie Tom entdeckten und lachten wieder. „Lass sehen“, meinte Christopher und löste ihn vom schmalen Fenster ab. Doch das grelle Weiß blendete ihn so sehr, dass er sich sofort wieder abwand. Er hatte nichts erkennen können und sah nur noch grelle Punkte vor seinem Auge. „Hell, was?“, lachte Tom und äffte Christopher nach, der versuchte, die Pünktchen wegzublinzeln, doch bekam von ihm direkt einen Knuff in die Seite und schmunzelte daraufhin nur noch. Der Tag verging recht schnell. Die Klasse versammelte sich zur Mittagszeit im Speisesaal und sie besprachen nach dem Essen die weitere Tagestour: die ersten Ski- oder Snowboardstunden waren geplant. Viele Schüler trauten sich anfangs nicht, diese Sportarten auszuprobieren und Emily ließ all das eh unbeeindruckt. Keine zehn Pferde würden sie auf eines dieser Bretter bringen und freiwillig einen Abhang runter sausen lassen. Mit eiserner Miene sah sie ihren Mitschülern zu und Christopher selbst war so beschäftigt gewesen, mit Tom das Snowboarden zu üben, das er Emily scheinbar ganz außer Acht ließ, was sie etwas ungehalten stimmte. „Es ist echt einfach, Emily!“, hatte ihre Kurslehrerin mit so beruhigender Stimme gesagt, dass Emilys Temperament durchbrannte und sie aufmüpfig „Ja und!?“ geantwortet hatte. Sie seufzte schwer und verzog das Gesicht. Sie liebte Schnee, keine Frage, aber Wintersport war gar nichts für sie, obwohl sie die sportlichste der ganzen Schule war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)