Machtspiele von Luci-Maus (Verhängnisvolle Verwandlung) ================================================================================ Kapitel 1: Eine unbekannte Welt ------------------------------- Benommen, so als wäre er eher bewusstlos gewesen, als hätte geschlafen, wachte Kazunori in seinem Bett auf. Es war noch dunkel draußen, doch schlafen würde er mit diesem Gemütszustand eh nicht mehr können, also raffte er sich auf, schleppte sich müde ins Bad, wo er beinahe vor Entsetzen aufgeschrieen hätte. Nichts ahnend hatte er in den Spiegel über dem Waschbecken geblickt und lauter getrocknetes Blut an seinem Hals, sowie auf seinem Hemd erblickt. Was war nur geschehen? Hatte er sich im Schlaf gekratzt? Nein, dafür war das definitiv zu viel Blut, aber bei genauerem Hinsehen war auch keine Wunde zu entdecken, zumindest keine genügend große für einen so extremen Blutverlust. Nachdem der Grünhaarige sich jedoch das Blut abgewaschen hatte, entdeckte er zwei kleine Löcher an seinem Hals, ja er würde sogar sagen es wären Bissspuren, doch woher sollten diese stammen? Dafür hatte er genauso wenig eine Antwort, wie auf die Frage, was überhaupt mit ihm passiert war in der vergangenen Nacht. Ängstlich entledigte sich Kazunori erst mal seiner Kleidung, bevor er unter die Dusche stieg, sich für den Moment einredete, dass er alles nur geträumt hatte. Doch die Bissspuren verschwanden nicht wie von Zauberhand wieder, stattdessen verspürte der Kleine nun einen inneren Hunger, den er so zuvor noch nie verspürt hatte. Immer noch unruhig ging er in die Küche, nahm sich das übrig gebliebene Mittagessen vom Vortag - Reis mit Gemüsebeilage - erwärmte es sich schnell in der Mikrowelle und schlang es anschließend hastig hinunter. Satt war er davon jedoch nicht geworden, eher war sein Hunger noch angestiegen, dabei schaffte er normalerweise nicht mal annähernd so viel, wie er gerade gegessen hatte. Was war nur mit ihm los? Da war nämlich noch etwas, das komisch war, er hatte so ein seltsames Gefühl in der Brust, als sei dort etwas anders, konnte es sich allerdings nicht erklären. Nachdem der Grünhaarige noch eine weitere Mahlzeit verdrückt hatte, die eigentlich für den folgenden Tag vorgesehen war, machte er sich unruhig daran seine Wohnung unter die Lupe zu nehmen, vielleicht gab es da ja noch etwas seltsames oder gar eine Erklärung für das Blut. Vielleicht hatte er sich ja am Abend mit irgendeinem streunenden Tier gebalgt, das hinter ihm in die Wohnung gelaufen war, oder sonst irgendwas in dieser Richtung. Eine vage Hoffnung, aber immerhin eine, sagte sich der Sechzehnjährige, machte sich sogleich daran als erstes den Eingangsbereich seiner kleinen Wohnung zu kontrollieren, fand aber keine Spuren, die auf ein ungewolltes Eindringen hinwiesen. Ebenso wenig, wie in den restlichen Räumen. Irgendwas ging hier ganz offensichtlich nicht mit rechten Dingen zu, doch da Kazunori keinerlei Hinweise auf das Geschehen fand, erklärte er es sich damit, dass er ein Tier auf dem Heimweg abgewehrt hatte. Dies war natürlich eine eingebildete Wahrheit, war für ihn aber beruhigender, als sich weiterhin auszumahlen, was geschehen sein könnte. Gerade hatte der Grünhaarige diesen Entschluss gefasst, als ihm plötzlich unglaublich schlecht wurde. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig auf die Toilette, wo er sich unkontrolliert übergab, unter schrecklichen Krämpfen litt. Wahrscheinlich hatte das Essen vom Vortag zu lange draußen gestanden, bevor er es in den Kühlschrank gestellt hatte, dies glaubte er zumindest in diesem Augenblick, wo er noch nicht ahnte, dass er ab diesem Tag keine Nahrung mehr zu sich nehmen können würde, ohne sie wenig später auf gleichem Wege wieder hinauszubefördern. *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Schon seit Tagen bemerkte Rai, dass sich sein bester Freund immer merkwürdiger verhielt. Er war ungewohnt blass und aß nichts mehr in der Schule, trank auch höchst selten etwas. Außerdem war ihm oft schlecht. Der Braunhaarige konnte sich nicht erklären, was auf einmal mit dem Jüngeren passiert war, doch er machte sich allmählich richtig Sorgen um ihn. Zunächst hatte er an eine Magen-Darm-Grippe oder ähnliches gedacht, dies hatte Kazunori jedoch verneint, ließ sich außerdem partout nicht dazu überreden zum Arzt zu gehen. Dieses Leben konnte doch nicht gesund sein, noch dazu lebte der Kleinere nach dem Tod seiner Eltern ganz alleine, es wäre also niemand da, der ihm helfen könnte, wenn etwas war. Was wenn er zu Hause zusammenklappte? Nein, das durfte nicht passieren, das würde der Ältere ganz sicher nicht zulassen, dafür war ihm der Grünhaarige viel zu wichtig. Mit einem unglaublichen Schwindelgefühl verschwand Kazunori in der großen Pause in einem der leeren Seitengänge, lehnte sich nach Luft ringend rücklings an die kühle Wand, um sich erst einmal zu beruhigen. Gerade hatte er die Augen geschlossen, als er auf einmal einen allzu vertrauten Herzschlag wahrnahm. Ja, auch dies gehörte zu seinen neuen Eigenheiten, er konnte spielend den Herzschlag eines anderen Menschen hören, besonders deutlich war aber der seines besten Freundes, bei dem er sich auch nicht dagegen wehren konnte ihn zu hören. „Was willst du Rai?“ „Ich mach mir Sorgen um dich, frag doch nicht noch so blöd.“ „Das brauchst du aber nicht, geh lieber wieder weg.“ „Das werde ich ganz sicher nicht tun, du siehst schlecht aus Nori, du musst endlich zu einem Arzt gehen“, entgegnete der Ältere leicht aufgebracht, trat einen Schritt auf den Grünhaarigen zu. Dieser verzog nur das Gesicht, drückte sich noch näher an die Wand hinter sich, da dieser unglaubliche Hunger in ihm allmählich ins unermäßliche wuchs, der Herzschlag seines Freundes von Sekunde zu Sekunde lauter in seinen Ohren dröhnte. „Ein Arzt kann mir eh nicht helfen, bitte Rai, lass mich in Ruhe.“ „Nein, so kann das nicht weitergehen, was ist wenn du zu Hause zusammenbrichst, da ist niemand der dir helfen kann.“ „Ich brauche keine Hilfe, wirklich und ich werde schon nicht zusammenbrechen, das ist sicher nur ’ne kleine Grippe oder so was, das geht schon wieder weg.“ „Red doch nicht so einen Blödsinn, dir geht’s doch von Tag zu Tag mieser! Bitte Nori, wenn schon nicht für dich, dann wenigstens für mich“, flehte der Braunhaarige nahezu, packte den Kleineren ein wenig unsanft an den Oberarmen. Dieser blickte erschrocken auf, entdeckte sogleich die pochende Ader an Rai’s Hals, da dessen Hemdkragen leicht geöffnet war. Unwillkürlich krallte Kazunori sich in seinem Hemd fest, drückte sich näher an den Älteren und schnupperte an der auffälligen Stelle: ‚Er riecht so gut, aber ich meine nicht seinen normalen Geruch, da ist noch ein Anderer, der mich beinahe unwirklich anzieht. Was ist das nur?’ Wie in einem Rausch gefangen beugte der Jüngere sich vor, drehte den Kopf leicht seitlich und bleckte die Zähne, bemerkte selbst gar nicht seine plötzlich so langen und spitzen Eckzähne. Nur wenige Zentimeter waren sie noch von der weichen Haut entfernt, über die der stoßweise Atem des Grünhaarigen glitt. „Nori, was machst du da? Was ist los mit dir?“ Erschrocken wich der Angesprochene zurück, wusste selbst nicht genau, was da gerade mit ihm los gewesen war. Bei ihm ging eindeutig etwas nicht mit rechten Dingen zu, nur was? War er vielleicht gefährlich? Hatte er nicht eben gerade noch seinen besten Freund beißen wollen? Warum nur passierte ihm das alles? Er hatte doch schon genug mit dem Tod seiner Eltern zu kämpfen gehabt, wäre daran sicher zerbrochen, hätte er seinen Rai nicht gehabt, der ein Jahr ältere Junge, war für ihn beinahe schon lebenswichtig. Er bedeutete ihm ungemein viel, mehr als ein normaler bester Freund, denn insgeheim war er schon seit dem Kindergarten unsterblich in ihn verliebt. „Nori? Ist alles in Ordnung? Ist dir wieder schlecht?“ Besorgt blickte der Ältere Kazunori an, der mit bleichem Gesicht zurückgewichen war, sich in eine Ecke kauerte. „W… was?“ „Hey, ich hab gefragt, ob alles in Ordnung ist, hast du nicht zugehört? Was ist denn nur mit dir?“ „Nichts, es geht schon“, entgegnete der Kleinere abwesend, machte sich bereits wieder Gedanken darüber, was er beinahe getan hätte. ‚Ich verstehe einfach nicht was mit mir passiert. Wieso habe ich so einen unbändigen Hunger und muss mich doch nach jeder Mahlzeit übergeben? Verdammt und wieso wollte ich eben meinen besten Freund beißen? Bin ich vielleicht gefährlich? Was ist wenn ich plötzlich über ihn herfalle oder so was? Ich krieg langsam echt Angst vor mir selbst…’ Während der Grünhaarige sich seinen Ängsten hingab, brannte in Rai die Sorge um ihn. Er fragte sich, warum sich der Jüngere plötzlich so verändert hatte, nicht mal mehr ihn richtig an sich ranließ, wo er doch vorher so verschmust gewesen war. Kazunori war normalerweise richtig gehend anhänglich, etwas das der Braunhaarige über alles liebte, genauso, wie er den Jüngeren liebte. Ja, auch er hegte Gefühle, die jedoch wesentlich später zu Tage getreten waren, als die des Kleineren, er hatte erst in der Zeit - nach dem Tod von Kazunoris Eltern - bemerkt, wie wichtig ihm der Grünhaarige in Wahrheit war. Zu gerne hätte er es ihm auch gesagt, doch erst war der Zeitpunkt schlecht gewesen, dann hatte er nie den richtigen Mut aufbringen können und nun hatte der Jüngere sich so stark verändert. Natürlich würde Rai immer noch alles für ihn tun, egal was, doch ihm ein Liebesgeständnis zu machen, gestaltete sich selbst für den selbstbewussten Braunhaarigen als schwieriges Unterfangen. Nichts desto trotz musste er dafür sorgen, dass sein Freund sich mal richtig durchchecken ließ, damit endlich klar wurde, was ihm fehlte und besonders, damit er endlich wieder gesund wurde. Diesen Zustand hielt er nämlich nicht mehr lange durch, das war sicher. „Nori, magst du nicht heute bei mir übernachten?“ „W… was? Was hast du gesagt? Ich hab dir gerade nicht zugehört“, nuschelte der Angesprochene, musste erst mal aus seiner Gedankenwelt wieder auftauchen, um zu verstehen, was der Ältere gerade von ihm wollte. „Ich hab dich gefragt, ob du nicht heute bei mir übernachten magst.“ „Bei dir? Übernachten? … Nein, das geht nicht, ich meine, ich halte das für keine so gute Idee.“ „Warum nicht, ich beiß dich schon nicht, außerdem übernachtest du doch nicht zum ersten Mal bei mir.“ „Nein, ich möchte trotzdem lieber nicht, du willst mich doch nur überwachen, aber ich komme allein klar.“ Der Größere seufzte, trat erneut auf Kazunori zu und streichelte ihm über die Wange, als er entgegnete: „Doch, du brauchst mich, gerade jetzt, wo es dir so schlecht geht. Bitte hör auf so zu tun, als wäre nichts. Ich will dich doch nicht bemuttern, nur in deiner Nähe sein.“ „Rai… bitte nicht, du verstehst das nicht.“ „Was versteh ich denn nicht? Wenn du es mir nicht erklärst, dann kann ich es ja auch gar nicht verstehen. Übernachte doch bei mir, dann bin ich beruhigt und dir entstehen auch keine Nachteile daraus, ich verspreche auch dich nicht zu bemuttern.“ „Ich… Rai…“, der Grünhaarige fühlte sich sichtlich unwohl bei dem Gedanken, würde er doch die ganze Zeit - wie auch in diesem Augenblick - das Rauschen des Blutes seines besten Freundes hören und diesen unglaublichen Geruch wahrnehmen. Was wenn er sich dann nicht mehr gegen dieses Etwas in sich wehren konnte, dieses Etwas das ihn noch vor wenigen Minuten dazu bringen wollte Rai anzufallen, wie ein wildes Tier. „Bitte“, hauchte der Ältere erneut, strich ihm nun mit beiden Händen über die Wangen nach hinten durchs Haar. „Okay… aber ich übernehme keine Verantwortung…“ „Das klingt ja gerade so, als wolltest du nicht versprechen, dass du nicht in der Nacht über mich herfällst, dabei bin ich doch gar kein unbescholtenes Mädchen“, lachte der Braunhaarige, wusste nicht, wie nahe er an der Wahrheit war, auch wenn er in eine harmlosere Richtung dachte. „Versprich mir nicht böse zu sein, wenn ich irgendwas komisches mache, ja?“ Leicht irritiert betrachtete Rai den Jüngeren an, der seinen Blick gesenkt hielt, ihm anscheinend ausweichen wollte. „Was meinst du damit? Bist du etwa seit neuestem Schlafwandler, oder schubst mich mitten in der Nacht aus dem Bett?“ „Nein… ich… ach vergiss es einfach wieder, ich rede Unsinn.“ „Ja, das befürchte ich auch. Komm jetzt, wir müssen zurück in den Unterricht, wir sind eh schon spät dran und später kommst du gleich mit zu mir und wir essen was ordentliches.“ „Ich möchte nichts.“ „Oh doch, du wirst essen.“ „Ich kann aber nichts bei mir behalten.“ „Dann koch ich dir höchst persönlich eine Suppe oder ich bring dich gleich zum Arzt, sonst verhungerst oder gar verdurstest du mir noch.“ „Quatsch“, nuschelte Kazunori, schmiegte sich kurz an seine Schulter, bevor er machte, dass er schnell wieder von ihm weg kam, um nicht erneut diesem seltsamen Rausch zu verfallen. *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Unruhig saß Kazunori auf dem Bett seines Freundes, eng mit dem Rücken an die Wand gedrückt und die Knie angezogen an den Körper, umschlungen mit den Armen. „Ich soll hier mit dir schlafen?“ „Klar, hast du doch sonst auch, spricht inzwischen was dagegen“, fragte der Braunhaarige überrascht, der hingegen am Schreibtisch saß. „Ich… na ja… eigentlich… an sich nicht, aber…“ „Na dann ist doch okay, ich lass dich sowieso heute nicht mehr weg und auch nicht irgendwo anders schlafen. Was ich dich aber eigentlich schon die ganze Zeit hatte fragen wollen, willst du was essen?“ „Nein, danke.“ „Aber du hast noch den ganzen Tag nichts gegessen, das ist nicht gut.“ Besorgt betrachtete der Ältere Kazunori, ihm war es gar nicht so recht, dass er immer noch nichts essen wollte. „Ich möchte trotzdem nichts essen, davon muss ich mich nur übergeben.“ „So schlecht sind meine Kochkünste aber nun auch wieder nicht.“ „Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe“, seufzte der Kleinere, wich dem Blick des Größeren vehement aus. „Ja, aber ich könnte dir doch eine Hühnersuppe machen, die kannst du sicher drin behalten. Versuch es doch wenigstens.“ „Rai, hör auf. … Bitte.“ „Also schön, dann willst du eben nichts essen, aber gut finde ich das ganz sicher nicht, so kann das nicht weitergehen.“ Der Grünhaarige schwieg, wusste nicht, was er darauf noch erwidern sollte, konnte er doch schlecht erklären, worin sich sein Verhalten begründete, wusste er es doch selbst nicht mal. „Okay, dann lass uns erst mal die Aufgaben machen, damit wir das hinter uns haben.“ „Aufgaben?“ Leicht bedröppelt schaute der Jüngere zu Rai auf, der sein Matheheft in die Hand nahm und sich seufzend neben ihn setzte. „Ich rede von den Mathehausaufgaben, wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ „Das willst du gar nicht wissen und von den Rechnungen habe ich heute kein bisschen verstanden, kannst du die nicht machen und ich schreib sie ab? Bitte, nur heute mal.“ „Dann kommst du doch morgen auch wieder nicht voran, komm ich erklär sie dir, die sind gar nicht so schwer, wenn man erst mal den Trick dahinter verstanden hat.“ „Muss das sein?“ Wehleidig blickte der Grünhaarige seinen Freund an, doch dieser war unerbittlich, wenn es um Schulaufgaben ging, da es ihn viel Kraft und Zeit gekostet hatte mit Kazunori den versäumten Stoff - nach dessen Schicksalsschlag - aufzuarbeiten. „Ja, das muss es. Komm her, ich zeig’s dir.“ Auffordernd klopfte der Ältere neben sich aufs Bettdeck, doch der Kleinere machte keine Anstalten ihm zu folgen, viel zu viel Angst hatte er wieder über den Freund unbeabsichtigt herzufallen. Dieser wusste jedoch nichts davon und setzte sich nun seinerseits näher an Kazunori ran, legte ihr Schulbuch halb auf seinen und halb auf den Schoß des Grünhaarigen, begann mit seinen Erklärungen. Sein Schüler hörte ihm allerdings bereits vom ersten Augenblick an nicht zu, viel zu laut pochte das verführerische Geräusch wieder in seinen Ohren, versuchte ihn zu verlocken. Nur schwer widerstand der Kleinere der Versuchung, kämpfte einen inneren Kampf mit seinen unergründlichen Trieben. Was zur Hölle beeinflusste ihn da nur? Und vor allem, wie konnte er es besiegen? Gerade versank der Jüngere wieder in seinen quälenden Gedanken, als Rai unerwartet einen leisen schmerzgezeichneten Laut von sich gab, hatte er sich doch bei einer kleinen Unachtsamkeit am Papierrand geschnitten. „Typisch, das krieg auch wieder nur ich hin“, beschwerte er sich, wollte schon den blutenden Finger in den Mund nehmen, als Kazunori seine Hand packte, sie mit seinen Augen durchdringend fixierte. „Nori?“ Der Kleinere hörte die Worte nicht, nur das Rauschen, war völlig gefangen. Wehrlos ließ er sich von dem Dämon leiten, beugte sich vor und leckte die rote Flüssigkeit mit einem ungeahnten Genuss auf, saugte anschließend an der frischen Wunde. Überrascht beobachtete der Braunhaarige dieses Schauspiel, lachte schließlich: „Hey, bist du neuerdings zu einem Vampir geworden?“ Zu Tode erschrocken ließ sein Freund von ihm ab, blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Alles okay, Nori?“ „J… ja… natürlich…“ Nicht wirklich bei sich drehte Kazunori sich von Rai weg, der bemerkte jedoch, wie leichenblass er geworden war. „Nori, ist wirklich alles in Ordnung? Du bist ganz blass, willst du dich vielleicht ein bisschen hinlegen?“ „N… nein, es geht schon, aber vielleicht sollte ich doch lieber nach Hause gehen.“ „Kommt gar nicht in Frage, glaubst du wirklich, dass ich dich so weg lasse? Vergiss es und wenn ich dich festbinden muss“, brauste der Ältere gleich auf, griff nach dem Arm des Grünhaarigen, um ihn wieder zu sich rum zu drehen. „Bitte, du verstehst das nicht.“ „Das ist mir egal… Versteh du doch, dass ich nur dein Bestes will.“ „Und ich will nur dein Bestes“, fauchte Kazunori ungehalten. „Dann bleib hier.“ Der Kleiner wollte schon etwas erwidern, wollte stur bleiben, doch dieses Vorhaben löste sich augenblicklich in Luft auf, als er die Sorge in den geliebten Augen erkannte. „Na gut, ich bleibe, aber…“ „Schon klar, ich übernehme für alles die Verantwortung“, lächelte der Größere, lehnte sich kurz an seinen Liebling und seufzte erleichtert. *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Es war die reinste Hölle für den Grünhaarigen gewesen neben seinem besten Freund einzuschlafen, dessen gleichmäßigen Herzschlag die ganze Zeit über zu hören, das ersehnte Handeln zu unterdrücken. Schließlich war es ihm aber doch gelungen das mörderische Tier in sich zu bändigen und war an Rai’s Seite eingeschlafen. Dieser bemerkte nur, dass der Kleinere unruhig war, dachte aber, dass es daran läge, dass er immer noch nichts gegessen und auch nichts getrunken hatte. Kazunori hatte zwar gemeint, dass er zumindest Wasser zu sich genommen hatte, als der Ältere geduscht hatte, doch das glaubte der ihm nicht, da sein - auf dem Fensterbrett stehender - Blumentopf plötzlich verdächtig nass gewesen war. Schwerfällig erwachte der Ältere am nächsten Morgen zuerst, bemerkte sofort, dass er sich an den Kleineren geschmiegt hatte. Doch irgendetwas war da seltsam. Immer noch nicht ganz bei sich streckte der Braunhaarige sich etwas, öffnete die Augen einen Spalt und realisierte, dass er es sich auf der Brust seines Freundes gemütlich gemacht hatte. Aber halt gerade dann fehlte da doch etwas ganz entscheidendes! Bis auf die Knochen erschrocken fuhr Rai hoch, rüttelte den Anderen heftig an der Schulter: „Kazunori!“ Dieser begann sich ruckartig zu regen, setzte sich nach dem stürmischen Übergriff seines Gastgebers auf: „Was ist denn los? Ist was passiert?“ „D… du lebst!“ Überwältigt vor Erleichterung umarmte der Größere den Grünhaarigen, drückte ihn kurz fest an sich, bevor er wieder ein wenig Abstand zwischen sie brachte. „Was soll das Rai, natürlich lebe ich, was ist denn nur in dich gefahren?“ Verständnislos blickte Kazunori seinen Gegenüber an, der noch immer ganz aus dem Häuschen war. „Ich hab mich eben zu Tode erschrocken, als ich aufgewacht bin! Ich hatte mich im Schlaf an dich gekuschelt - zumindest lag ich beim aufwachen mit dem Kopf auf deiner Brust - und konnte keinen Herzschlag hören, ich dachte schon du… du…“ „So ein Quatsch, woran sollte ich denn so plötzlich sterben“, lachte der Kleinere gekünstelt, stand schnell vom Bett auf, da er sehr genau wusste, dass sich Rai das Fehlen seines Herzschlages nicht eingebildet hatte. Er selbst hatte ja gerade erst vor wenigen Tagen zu seinem Entsetzen entdeckt, was dieses komische Gefühl in seiner Brust zu bedeuten hatte. Lange hatte er apathisch in einer Ecke seines Zimmers gesessen, war nicht fähig gewesen zu begreifen, was der Grund für sein dennoch fortbestehendes Leben war, bis er sich damit abgefunden hatte, einfach alles verdrängt hatte. „Ich war mir aber so sicher, dass ich nichts gehört habe und ich hab auch eine ganze Weile so gelegen. Da war nichts.“ „Ach Rai, das hast du dir sicher nur eingebildet, weil du noch halb geschlafen hast, immerhin stehe ich hier vor dir, quicklebendig, wie soll ich denn dann keinen Herzschlag gehabt haben?“ Nicht wirklich überzeugt blickte der Ältere zu Kazunori auf, wiederholte: „Ich bin mir aber sicher.“ „So ein Unsinn, hör schon auf Rai.“ „Hm…“ Der Blick des Größeren wandelte sich, wurde wieder sorgenvoll, als er den Grünhaarigen leicht zu sich ran winkte. Dieser folgte der Aufforderung verwundert, ließ es zu, dass Rai seine Hände nahm. „Nori, ich hab langsam echt Angst um dich“, erklärte er heiser, woraufhin der Kleiner mitleidig seufzte: „Ach Rai…“ Seinen Gefühlen freien Lauf lassend setzte Kazunori sich seitlich vor den Größeren aufs Bett und umarmte ihn, schmiegte sich regelrecht an seinen Freund. Dieser erwiderte die Geste nur zu gerne, war seine Sorge um den Jüngeren inzwischen doch ins unermäßliche gestiegen, noch dazu kam, dass er ihm viel zu lange nicht mehr so nahe gewesen war. Er vermisste den Kleineren, wollte ihn am liebsten nie wieder hergeben. Jedoch hatte er nicht vergessen, worüber sie gerade gesprochen hatten, ließ also seine Hand langsam vom Rücken des Jüngeren über dessen Arm wandern, wollte sich noch einmal überzeugen, indem er den Puls seines Freundes fühlte. Der hatte sein Vorhaben allerdings bemerkt, drückte sich noch ein wenig näher an den Braunhaarigen und grollte: „Wag es ja nicht.“ „Schon gut, schon gut, bevor du mich noch beißt“, seufzte Rai, kuschelte sich wieder an seinen Liebling, hatte dabei nicht vor ihn in den nächsten Minuten wieder freizugeben. Er ahnte nicht, wie schwer es dem Kleineren viel nicht die Zähne in seinen Hals zu schlagen, doch schaffte er es schließlich sich erneut zu beherrschen. *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Nachdem Kazunori sich von seinem besten Freund verabschiedet hatte, der ihn nur äußerst ungern hatte gehen lassen, war er durch die Straßen geirrt, hatte noch einmal darüber nachgedacht, was mit ihm los sein könnte. Das Offensichtlichste konnte und wollte er jedoch nicht glauben, immerhin dachte er solche Wesen gäbe es nur in den Mythen und Ammenmärchen. Verzweifelt sank er im Park hinter einigen Büschen nieder, verkroch sich unter den dichten Ästen. ‚Das kann nicht sein, das ist unmöglich. Ich bin doch kein Vampir. Solche Dinge gibt’s doch gar nicht, das sind nur Schauergeschichten. … Aber wieso kann ich dann keine Nahrung mehr bei mir behalten und will meinen geliebten Rai beißen? Und wieso kann ich sein Blut die ganze Zeit über rauschen hören, sein Herz schlagen? Dazu sind normale Menschen doch gar nicht in der Lage. Außerdem würde es zu diesen seltsamen Wunden an meinem Hals passen und das viele Blut an diesem Morgen erklären… da hat alles angefangen, seit dem hab ich mich so verändert… Aber das darf einfach nicht sein, dann könnte ich doch gar nicht die Sonne ab, andererseits weise ich alle anderen dieser angeblichen Besonderheiten auf, ich hab nicht mal mehr einen Herzschlag, weswegen ich alleine schon eigentlich ein Untoter sein müsste, ansonsten würde ich irgendwo in einem Grab vor mich hinmodern. … Ach verdammt, ich werde noch verrückt, dabei war doch endlich wieder alles einigermaßen normal. Ich konnte wieder zur Schule gehen und Rai war auch so lieb zu mir, ich dachte ich hätte vielleicht sogar eine Chance mehr für ihn zu werden, doch das kann ich jetzt wohl vergessen. So, wie ich jetzt bin würde ich nur eine Gefahr für ihn darstellen…’ Stumme Tränen rannen dem Grünhaarigen über die Wangen, während er sich ganz klein machte, die Arme eng an seinen Körper zog. Das Einzige, was er gewollt hatte, war in Rai’s Nähe zu sein, mehr doch nicht, hatte er nicht mal das verdient? Was hatte er denn so schlimmes getan, dass er so viel Leid verdiente? Und wann hörte dieser verdammte Hunger endlich auf? Kazunoris ganzer Körper war besessen von dieser Sehnsucht nach Blut, lange würde er es nicht mehr ohne aushalten. Doch woher sollte er das rote Gold bekommen? Einen Menschen wollte er ganz sicher nicht anfallen, das könnte er sich niemals verzeihen und Rai würde dies auch nicht können. Was dann? Plötzlich schreckte der Kleine aus seinen Gedanken, ein metallischer Geruch hatte sich in seine Nase geschlichen, brachte seine inneren Triebe noch stärker zum Vorschein. War da jemand verletzt? Dieser starke Blutgeruch machte Kazunori beinahe verrückt, er wollte dieses Blut, sofort. Hastig sprang er auf, rannte dem Geruch nach, bemerkte dabei nicht einmal, wie schnell und gewandt er sich bewegte, von den umstehenden Menschen gar nicht bemerkt wurde. Er war völlig von Sinnen, entdeckte einige hundert Meter weiter endlich sein Ziel, das aus einem kleinen Retriever bestand. Der junge Hund musste sich mit einigen anderen Streunern angelegt haben, so blutig, wie sein Hinterbein war. Doch auch nicht das niedliche Gejaule, mit dem er auf den Grünhaarigen zugehumpelt kam, konnte ihn vor seinem Schicksal bewahren. Ohne Vorwarnung stürzte sich Kazunori auf das wehrlose Tier, schlug die Zähne tief in sein Fleisch. Das Monster in ihm war nicht mehr zu stoppen, kontrollierte sein Handeln völlig. Seine Augen wurden blutrot, leuchteten gefährlich vor Mordlust, während der ersehnte Nektar seine Kehle hinab floss. Bei jedem Schluck, selbst bei jedem Tropfen dieser Köstlichkeit bemerkte er, wie seine Kräfte zurückkehrten, ja sich sogar noch verstärkten. Doch war da auch ein seltsamer Beigeschmack, denn das Leben des kleinen Hundes war am verlöschen und dies ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Es war zu spät, leblos sank der Retriever auf den Boden, ließ Kazunori bei seinem Anblick erschaudern. Was hatte er nur getan? Dieses arme unschuldige Wesen hatte doch gar nichts verbrochen, war ihm nur zufällig über den Weg gelaufen und hatte dafür sein Leben eingebüßt. Was wenn er das nächste Mal ein Kind oder gar seinen geliebten Rai tötete? Dieser Blutrausch, in den er verfallen war, hatte ihn völlig eingenommen, er hatte keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Nie wieder durfte er so die Kontrolle verlieren, auf gar keinen Fall! Stumme Tränen rannen Kazunori über die Wangen, als er den kleinen Hund vorsichtig auf seine Arme nahm, ihn wenigstens hinter einem der Bäume vergrub. So viel war er ihm schuldig, wenn er ihm schon nicht sein Leben zurückgeben konnte. Mit bloßen Händen hob er das Grab des Kleinen aus, legte ihn weinend hinein, wischte sich anschließend schnell das übrige Blut vom Mund, das er erst bemerkt hatte, als sich einige Tränen rot färbten. Er verstand immer noch nicht, wie er zu so einer Gräueltat fähig gewesen war, er verstand nur, dass er eine Gefahr für andere Lebewesen war und sich verkriechen musste. Der Grünhaarige durfte sich nie wieder unter die Menschen trauen, viel zu stark war die Gefahr, dass er sich wieder vergaß, sich von seinem Hunger kontrollieren ließ. Nur schleppend schloss er die Grabstätte, flüsterte tonlos, wie leid ihm sein Handeln tat, auch wenn er wusste, dass ihn niemand hören konnte. Noch lange saß er einfach nur da, betrachtete die frische Grabstelle, bis er sich endlich erhob. Doch sollte er nicht einfach so von dannen ziehen können, ereilte ihn doch eine Erinnerung, von der er bisher keine Ahnung gehabt hatte. Messerscharf schnitt sie sich in sein Fleisch, ließ ihn erneut auf die Knie fallen, noch einmal erlebte er die Nacht, in der er sich in ein Ungeheuer verwandelt hatte, in all ihren Einzelheiten… ~~ Rückblende ~~ Mehr als glücklich verabschiedete sich Kazunori von seinem besten Freund, bei dem er zuvor den Nachmittag verbracht hatte. Sie waren sich wieder einmal sehr nahe gekommen, hatten aneinander gekuschelt einige Filme geschaut und es sich einfach gut gehen lassen. ‚Ich glaube, dass ich wirklich gute Chancen habe, dass Rai und ich irgendwann… hach, ich fang schon wieder an zu schwärmen, das sollte ich mir wirklich abgewöhnen, so was zieht immer nur das sprichwörtlich böse Erwachen nach sich. … Aber ich kann nicht anders, der Tag heute war so schön…’, überlegte der Grünhaarige mit leicht roten Wangen, achtete dabei nicht auf seinen Weg. So bemerkte er auch nicht die schattenhafte Gestalt, die sich mordlüstern an ihn anschlich, sich gierig die Lippen leckte. Der Kleine war perfekt für einen kleinen Happen zwischendurch, dachte sich die schwarze Gestalt, hielt jedoch in seinem Tun inne, als er die Schwärmereien des Jüngeren bemerkte. ‚Hm, ein neues Spielzeug’, grinste er hämisch, stürzte sich auf den unachtsamen Jungen, rammte ihm ohne Vorwarnung seine Zähne in den Hals. Zu Tode erschrocken schrie Kazunori auf, wusste nicht wie ihm geschah, spürte nur, wie unregelmäßig sein Herz zu schlagen begann, wie der Fremde sein Fleisch malträtierte. Er konnte sich nicht bewegen, nicht annähernd wehren, war nicht mal mehr zum denken im Stande, das Einzige, was ihn durchdrang war die Gewissheit in diesem Augenblick zu sterben. Auf der Schwelle des Todes ließ der unbekannte Vampir von seinem Opfer ab, ließ es achtlos zu Boden fallen und leckte sich genüsslich die blutverschmierten Lippen. „Jetzt liegt es an dir Kleiner“, hauchte er gefährlich, jedoch mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, während er sich neben den Oberkörper des Kleinen hockte, sich seinem Ohr näherte: „Willst du von deinem armseligen Leben befreit werden und sterben, oder wählst du das unsterbliche Leben, so süß und verlockend? Wähle mit Bedacht.“ ‚Ich will leben, ich will unbedingt bei Rai bleiben… ich hab es ihm noch nicht gesagt… Rai… ich will bei ihm bleiben, ich will Rai nicht verlassen… ich will zu Rai…’ „Hm, deine Gedanken drehen sich also nur um diesen Rai? Wie herzallerliebst… widerwärtig. Bist du sicher, dass er der Einzige Lebensgrund ist? Stell dir doch nur die Macht vor, die du mit deinem neuen Leben erlangen kannst, klingt das nicht verlockend?“ ‚Ich will nur bei Rai bleiben… mein Rai…’ „Was für ein langweiliger Mensch du doch bist, sei froh, dass ich dennoch Gefallen an einem kleinen Spielchen mit dir gefunden habe, sonst lägest du längst in einem Abwasserkanal und würdest verrotten.“ ‚Rai…’ „Ja, ja, du wirst deinen tollen Rai schon wieder sehen, doch dann wirst du nicht mehr du selbst sein“, griente der Vampir, riss sich mit einem gezielten Biss die Pulsadern auf und träufelte Kazunori das hervorbrechende Blut in den leicht geöffneten Mund. Hustend krümmte sich dieser daraufhin zusammen, verstand nicht, was mit ihm geschah, als seinen Körper unsagbare Schmerzen befielen, ihn aufkeuchen ließ. „Stell dich nicht so an, dein Körper stirbt doch nur, denk lieber an dein zukünftiges Ich, ist das nicht eine erhebende Aussicht?“ Hämisch lachend stand Cesarius - wie sich der Schatten nannte - neben dem sich krümmenden Körper, wartete darauf, dass die Verwandlung endlich abgeschlossen war. Schließlich sackte der Grünhaarige schlaf in sich zusammen, blieb reglos liegen, bevor sich eine seltsame Hitze durch seinen Körper zog ihn für sein neues Leben erweckte. „Na Kleiner, willkommen mein Sklave.“ „S… Sklave“, stammelte der Jüngere verwirrt, richtete sich leicht benommen auf, woraufhin Cesarius von hinten seine Hüften umschlang, ihn fest packte. „Na klar, du hast doch nicht etwa geglaubt, dass du weiterhin tun und lassen kannst, was du willst, wo bliebe denn da mein Spaß? Von jetzt an bist du mein Spielzeug und wirst schön tun, was ich will. Wir Vampire verfügen nicht nur über körperliche Stärke und gute Sinne, nein, wir haben auch die Kraft die Menschen und unsere Sklaven tun zu lassen, was immer wir wollen und jetzt komm, wir gehen auf die Jagd. Nicht, dass du uns gleich Schande bereitest und über den nächst besten herfällst“, lachte der Schwarzhaarige, führte den Jüngeren mit sich fort. Dieser wollte dies jedoch nicht so einfach über sich ergehen lassen, stemmte sich gegen den Vampir. „Nein, lass mich los, ich will nicht!“ „Ungezogenes Balg, weißt du denn nicht, wen du vor dir hast. Ich - Cesarius - bin einer der Ranghöchsten Vampire hier in der Gegend, wenn du dir also nicht meinen Zorn zuziehen willst, dann benimm dich“, grollte der Größere, doch Kazunori wollte dennoch nicht auf ihn hören, versuchte stattdessen sich loszureißen, er wollte auf dem schnellsten Weg zurück zu Rai. //Bleib stehen!// Wie hypnotisiert folgte der Grünhaarige der unausgesprochenen Anweisung des Älteren, blieb wie angewurzelt auf der Stelle stehen und ließ die Arme sinken. //Brav und jetzt komm, wir gehen auf die Jagd.// Sofort setzte sich der Kleinere in Bewegung, folgte wortlos den Anweisungen des Schwarzhaarigen. ~~ Ende der Rückblende ~~ Zitternd kniete Kazunori vor der kleinen Grabstelle, die Augen weit aufgerissen, die Finger in den Boden gekrallt. „Was hab ich nur getan, ich habe einen Menschen getötet und ihn einfach in den Abwasserkanal geworfen! Ich bin ein Monster! Wie konnte ich das alles nur vergessen?“ ~ //Und damit es lustiger wird, wirst du dich an diese Nacht erst wieder erinnern, wenn du dein nächstes Opfer gerissen hast und jetzt geh, leg dich schön brav in dein Bett und schlaf.// ~ Genau das war der letzte Befehl von Cesarius gewesen, bevor er den Grünhaarigen mit seinem hämischen Lachen allein gelassen hatte, der stumm seiner Anweisung gefolgt war. Nun jedoch saß er vor dem Grab eines unschuldigen Tieres, überschwemmt von einem heillosen Gefühlschaos, völlig am Ende mit den Nerven. Er wollte fliehen, doch gab es für seine Situation kein Entkommen, Kazunori konnte nicht mehr ändern, was er war, er konnte nur versuchen irgendwie mit diesem neuen Ich überein zu kommen. Aber wie sollte er das tun? Er war ein blutsaugendes Monster… *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Bereits einige Tage waren verstrichen, in denen Kazunori nicht mehr in der Schule aufgetaucht war und sein bester Freund ihn nicht einmal erreichen konnte, weshalb dieser sich nun auch mehr als besorgt auf den Weg zu ihm nach Hause machte. Dort angekommen klingelte er, spürte wie das mulmige Gefühl in seiner Magengegend anschwoll, sein Herz merklich schneller schlug. Es wurde ihm jedoch nicht geöffnet, weshalb er schließlich ungeduldig den versteckten Schlüssel unter dem Fußabtreter hervor holte und sich eigenständig Zutritt zur Wohnung verschaffte. „Nori, bist du da? Ich bin’s Rai. … Nori?! … Nori! Komm schon, ich mach mir Sorgen, wo steckst du? Bist du zu Hause, Nori?!“ Mit zunehmender Unruhe durchsuchte Rai die - ungewöhnlicherweise - abgedunkelte Wohnung und fand den Grünhaarigen schließlich zusammengekauert auf der Couch im Wohnzimmer vor. „Nori, da bist du ja, warum antwortest du mir denn nicht?“ „Geh weg“, jammerte der Kleinere zur Antwort, blickte seinen Freund leidig an: „Bitte geh, ich komme alleine klar.“ „Nein, ich hab die Nase voll von deiner Sturheit, ich werde ganz sicher nicht gehen“, protestierte der Braunhaarige, woraufhin Kazunori aufsprang, ihn an den Oberarmen packte. „Aber es ist zu gefährlich, wenn du bleibst, du musst gehen, bitte!“ „Wieso gefährlich? Wovon redest du Nori?“ Der Jüngere der seit dem Vorfall mit dem Retriever nichts mehr getrunken hatte, spürte den Blutdurst unaufhaltsam in sich aufsteigen, wurde nahezu panisch und versuchte den Größeren aus der Wohnung zu bugsieren. „Das kann ich dir nicht erklären, du wirst es nicht verstehen.“ „Red nicht so einen Unsinn, ich würde alles verstehen. Wir sind doch Freunde und deshalb lasse ich mich auch nicht so einfach von dir abwimmeln.“ „Bitte Rai, geh endlich, ich halt’s nicht länger aus“, fiepte der Kleinere ungehalten, versuchte erneut Rai Richtung Haustür zu schieben, doch dieser hielt dagegen, so dass es zu einem Handgemenge zwischen ihnen kam, bei dem sie sich ziemlich nahe kamen, was den Durst des Kleineren übermächtig werden ließ. Viel zu laut pochte das aufgeregte Herz des Älteren in seinen Ohren. Völlig in den Bann des Blutrausches gezogen krallte Kazunori sich plötzlich im Hemd des Braunhaarigen fest, reckte sich zu ihm hoch und leckte zärtlich über seine Halsschlagader. „K… Kazu… nori?“ Perplex hielt Rai in seiner Bewegung inne, woraufhin der Jüngere sich nur noch enger an ihn presste, heiser in sein Ohr keuchte: „Ich kann nicht mehr.“ Mit einer unbändigen Gier fletschte er die Zähne, wollte sie langsam in dem weichen Fleisch versenken. Als Rai dies jedoch spürte, stieß er seinen Freund erschrocken von sich, fauchte, während er die Hand automatisch an seinen Hals führte: „Was soll der Scheiß?“ Bei dem entsetzen Blick des Braunhaarigen kam Kazunori wieder zur Besinnung und seine rotunterlaufenen Augen färbten sich wieder grün. Zum Glück hatte er nur die oberste Hautschicht angekratzt, war rechtzeitig gestoppt worden. Er hätte es nicht ertragen, wenn er seinen geliebten Rai verletzt oder gar getötet hätte. Über sich mehr als nur erschrocken schubste der Grünhaarige den Größeren Richtung Tür: „Hau endlich ab! Verschwinde, so lange es noch geht!“ „Verdammt Nori, was ist nur mit dir passiert?!“ „Begreifst du es denn immer noch nicht? Ich bin zu einem Vampir geworden“, brach es aus dem Kleineren heraus, der einfach nicht mehr an sich halten konnte, dessen inneren Druck zu übermächtig geworden war, als dass er hätte weiter schweigen und ausweichen können. „W… was“, fragte der Ältere daraufhin nur verdattert: „Aber das ist doch gar nicht möglich! Wie kommst du nur auf so was? Hör auf mir so einen riesen Bären aufzubinden!“ „Das tue ich nicht, du hast es doch selbst schon herausgefunden…“ Wehleidige dunkelgrüne Augen blickten den Größeren an, in den allmählich zäh die Erkenntnis sickerte, ihn entsetzte. „Hm? … Du meinst… da war wirklich kein Herzschlag?“ „Nein, den hatte ich nicht“, fiepte Kazunori, hielt sich zum Beweis die Hand des Braunhaarigen an die Brust. Dieser wich erschrocken zurück, als er nichts spürte: „D… das… Nori… ich versteh nicht… wie?“ „Unwichtig, verschwinde einfach und lass dich hier nicht mehr blicken, ich weiß nicht, wie lange ich es noch unterdrücken kann!“ „Was meinst du“, fragte Rai nun ängstlich, da er die blutunterlaufenen Augen seines Freundes bemerkt hatte. Dieser konnte dem erneuten Drang - seinen besten Freund auszusaugen - kaum mehr widerstehen, wurde von dem lauten unruhigen Pochen verführt, vom Rauschen gelockt. Sein Widerstand brach, völlig von Sinnen stürzte er sich auf den Älteren der ihn panisch von sich fort stieß und aus der Wohnung stolperte. Er wollte nur noch weg, hatte eine Heidenangst vor seinem sonst so friedlichen Liebling bekommen, wusste sich nicht anders zu helfen. Der Grünhaarige hingegen sank weinend in einer Ecke des Zimmers zusammen, verfluchte sich für sein neues Ich und seine Schwäche. Wieso nur konnte er sich nicht kontrollieren? Wie sollte er so nur weiterleben? Konnte er sein Dasein überhaupt noch als ein Leben bezeichnen? Plötzlich klatschte jemand schwerfällig in die Hände, ließ den Kleineren erschrocken zusammenzucken und aufblicken, genau in die Augen seines Schöpfers. „Cesarius“, keuchte der Kleinere entsetzt, was besagten Vampir nur hämisch lachen ließ. „Es hat Spaß gemacht dir dabei zuzusehen, wie du verleugnest, was du bist und wie sehr du dich dagegen gesträubt hast deinen geliebten Rai auszusaugen. Doch jetzt hab ich genug es fängt an mich zu langweilen, also höchste Zeit das Spiel ein wenig voran zu treiben.“ „Das Spiel?“ Verwirrte große Augen schauten den Schwarzhaarigen an, der nur noch breiter grinste, wirkte beinahe ein wenig wahnsinnig: „Klar, was dachtest du denn, was du bist? Ein vollwertiger Vampir? Lachhaft, du dumme, dumme Kreatur. Du bist natürlich nur mein Spielzeug, es ist Zeit, dass du dir dessen bewusst wirst.“ // Steh auf, komm her zu mir. // Folgsam tat Kazunori, was von ihm verlangt wurde, erhob sich und blieb dicht vor dem Älteren stehen, der ihm mit einem süffisanten Lächeln den Kopf tätschelte: „Brav.“ *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Währenddessen war Rai bei sich zu Hause in seinem Zimmer verschwunden, tigerte ruhelos durch den Raum. Er fragte sich, wie es nur möglich war, dass sein kleiner anhänglicher schüchterner Nori plötzlich ein Vampir war und auf ihn losging. Nie zuvor hatte er dies getan oder ihm solche Angst gemacht, ihm überhaupt Angst gemacht. Doch war er auch eindeutig nicht er selbst gewesen, Rai hatte sehr genau bemerkt, dass er beherrscht worden war, zumindest hatte es gewirkt, als wäre sein Handeln nicht von seinem freien Willen ausgegangen. ‚Verfluchter Mist, er versteht meine Flucht sicher falsch, dabei will ich ihn doch nicht wegen so was verlieren. Wir werden schon einen Weg finden, um weiterhin zusammen zu sein. Ich gebe ihn nicht auf, dafür liebe ich meinen süßen Nori viel zu sehr. Ich muss dringend mit ihm sprechen und das klar stellen, am besten ich gehe gleich nach der Schule zu ihm.’ Tatsächlich ließ der Braunhaarige sich nicht einmal von so einer schockierenden Nachricht davon abbringen mit seinem Liebling zusammen zu sein, um nichts auf der Welt würde er ihn aufgeben, selbst wenn dies bedeutete, dass er sein Leben riskierte. *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Als Rai am nächsten Morgen in der großen Pause gedankenlos über den Schulflur lief, erblickte er überrascht den Grünhaarigen vor sich. Eigentlich war er sich sicher gewesen den Kleinen nicht mehr in der Schule anzutreffen, doch da er sich da anscheinend geirrt hatte, wollte der Ältere auch sofort mit ihm sprechen, ging aus diesem Grund zielstrebig auf ihn zu, ahnte nicht wer sich noch in ihrer Gegenwart aufhielt. // Ignorier ihn //, lautete nämlich der sofortige stumme Befehl von Cesarius, der ebenfalls nicht weit entfernt stand und zu dem der Grünhaarige nun ging, seinen Freund tatsächlich keines Blickes würdigte. Der schaute ihm irritiert hinterher, beobachtete, wie sein Kazunori auf einen Schwarzhaarigen Jungen - äußerlich geschätzt etwa in ihrem Alter - zu schritt, der hämisch auf Rai’s Blick hin zu grinsen begann, sogleich den Arm um die Schultern des Kleineren legte und seinen Kopf belohnend tätschelte. Augenblicklich verstand der Braunhaarige, dass es sich um den Schöpfer, um den Vampir der seinen Liebling verwandelt hatte handelte. Wut kochte in ihm hoch, stieg rasch an. Wie konnte dieser Mistkerl es nur wagen seinem Freund so etwas anzutun? Dieses Leben war ganz eindeutig nichts für den Jüngeren, dafür war er viel zu sensibel, hatte ein viel zu gutes reines Herz. Am liebsten wäre Rai auf den Unbekannten losgegangen, war schon im Begriff auf ihn zuzugehen, als er entsetzt beobachtete, wie Kazunori die Arme um den Hals des Schwarzhaarigen legte, ihm über den Hals leckte, bevor er Cesarius in einen gierigen Kuss verwickelte. „Was zum“, japste der Braunäugige fassungslos, fing den gehässigen Blick des älteren Vampirs auf, der nun seine Hände am Rücken unter Kazunoris Hemd schob, ihm die Haut demonstrativ, reviermarkierend blutig kratzte, wobei sich der Jüngere sichtlich versteifte. Keuchend unterbrach er den Kuss, barg das Gesicht an der Brust des Größeren, der seine rot verfärbten Krallen genüsslich ableckte, die unbändige Wut seines Rivalen genoss. Verdammt, was veranstaltete dieser Möchtegern da? Warum unternahm denn keiner was dagegen? Niemand außer Rai schien die Beiden zu bemerken, wie Rai nun feststellte, als er sich genauer umblickte. Doch wieso nicht, war diese Bestie etwa im Stande sie vor den restlichen Mitschülern zu verbergen? Hatte er so viel Macht? Aber gerade dann musste Rai seinen Liebling doch vor ihm bewahren, ihn um jeden Preis beschützen! Nur noch von diesem Gedanken beseelt stürmte der Braunhaarige auf das ungleiche Paar zu, woraufhin Cesarius allerdings nur lässig mit den Fingern schnippte. Sofort wandten sich die umstehenden Schüler dem vermeintlichen Retter zu, versperrten ihm den Weg. „Hi, Rai.“ „Rai!“ „Wie geht’s dir Rai?“ „Rai, hast du kurz Zeit?“ „Rai, wollen wir nicht…“ Verzweifelt versuchte der Ältere zu Kazunori zu gelangen, doch er schaffte es einfach nicht durch die Menschenmasse hindurch, es drängten sich viel zu viele an ihn ran, so dass er schließlich kurz inne hielt, um zu seinem Zielobjekt zu blicken, doch die Erwarteten waren verschwunden. ‚Verdammt! Aber so leicht geb ich sicher nicht auf!’ *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* ‚Ich glaube das einfach nicht, die Dinge überschlagen sich ja förmlich. Erst die ganze Geschichte mit Noris Eltern und dann, wo ich denke ich könnte vielleicht endlich mehr als ein Freund für ihn sein, da wird er krank. Und jetzt stellt sich heraus, dass er gar nicht krank war, sondern zu einem Vampir geworden ist und zu allem Überfluss, als würde das nicht mehr als reichen, will dieses Viech, dieser Möchtegernvampirobermacker mir meinen Schatz auch noch wegnehmen, aber das werde ich nicht zulassen. Egal, was Nori jetzt ist, er gehört mir“, dachte Rai wütend nach der Schule, als er auf dem Weg zum Grünhaarigen nach Hause war. Er war zu allem entschlossen. Dieses Mal würde ihm dieses verhasste Wesen, würde sein Feind ihm nicht entkommen. An seinem Ziel angekommen traf der Braunhaarige jedoch nicht, wie erwartet, auf Kazunori, sondern auf dessen Herrn, der ihn gehässig fragte: „Na, suchst du deinen kleinen Liebling? … Ganz schön mutig von dir hierher zu kommen und auch sehr, sehr dumm.“ „Halt die Klappe! Ich will zu Nori, auf der Stelle, wo ist er?!“ „Dummes Menschlein, du musst dich schon entscheiden, entweder soll ich den Mund halten oder dir sagen, wo dein Herzblatt steckt.“ Diese überhebliche Art war dem Jüngeren zutiefst zuwider, weshalb er leise grollte, doch war er leider auf die Auskunft des Vampirs angewiesen. „Wo ist Nori?!“ „Sei nicht so vorlaut, weißt du nicht, wer ich bin? Mein Name ist Cesarius und ich bin einer der ranghöchsten Vampire in der gesamten Umgebung“, keifte der Ältere plötzlich ziemlich bissig, wollte er Rai doch winseln sehen, setzte allerdings schnell wieder das überhebliche Grinsen auf, säuselte: „Liebst du den Kleinen etwa so sehr, dass du blind in die Gefahr läufst? Nun gut, dann sag mir doch mal, ob du dich auch als sein Futter anbieten würdest.“ „W… was“, fragte der Rai irritiert. „Ist er dir so wichtig, dass du dich von ihm beißen lässt, dabei in kauf nimmst, dass er wider die Kontrolle verliert und dich aus versehen tötet?“ „E… er… er ist mir das Wichtigste auf der Welt!“ „Oh, dann bist du also bereit es zu tun? Versteh mich nicht falsch, es ist keine Bitte. Weißt du, ich liebe es ab und zu mit Menschen zu spielen und ich habe Macht über deinen Liebling. Kazunori muss tun, was auch immer ich von ihm verlange und wenn ich will, kann ich ihn elendig verhungern lassen. Deine Entscheidung besteh also allein darin zu wählen, wer als erstes stirbt. Willst du ihn retten, dann lass dich beißen!“ Ein unheimliches Lachen entrang sich der Kehle des Schwarzhaarigen, doch der Braunhaarige wich keineswegs zurück. Wenn er sich entscheiden musste, dann würde er jederzeit Kazunori wählen. „Ich werde alles für Nori tun, alles!“ „Gut, dann beweiß es“, zischte Cesarius mit einem vorfreudigen Grinsen, jedoch mit einem mehr als gefährlichen Unterton, woraufhin der ausgehungerte Grünhaarige erschien. Seine Augen waren tief rot gefärbt und er atmete schwer, fixierte Rai mordlüstern. „Na los Kleiner, du hast gehört, was dein Freund gesagt hat, bedien dich.“ Zögernd schaute Kazunori zwischen dem Ältesten und Rai - der ihm seinen Hals darbot - hin und her. Dieses ließ den Schwarzhaarigen ungeduldig werden. // Beiß ihn! // Folgsam schritt der Grünhaarige auf sein vermeintliches Opfer zu, legte die Hände an seine Oberarme und reckte sich zu Rai’s Hals hoch, hielt jedoch auf einmal inne. Er sträubte sich gegen den Befehl seines Meisters, wollte seinen Liebsten nicht verletzen. Sein ganzer Körper zitterte aufgrund des inneren Kampfes, doch Kazunori gab nicht nach. Wenn es um den Braunhaarigen ging, dann war der Kleinere zu allem bereit, hatte dieser ihm doch bisher auch in allen Lebenslagen beiseite gestanden, besonders nach dem Tod seiner Eltern. Außerdem liebte er Rai, er wollte mit ihm zusammen sein und ihn nicht verletzen, selbst wenn das bedeutete, dass er verhungerte. // Jetzt beiß ihn schon! // ‚Nein… nicht Rai…’ // Beiß ihn! Zerfetz ihn! // „Nein“, schrie der kleine Vampir, hatte es geschafft den Bann des Schwarzhaarigen zu brechen: „Ich werde Rai nicht beißen, ich verletze ihn nicht! Niemals!“ Als der Braunhaarige dies hörte, durchfuhr ihn ein angenehm warmes Gefühl. Er war glücklich, verstand was in den letzten Minuten in seinem Freund vorgegangen war - hatte er doch zuvor nicht hören können, worüber sich die übermenschlichen Wesen ausgetauscht hatten. Doch so sehr ihn dieser gewonnene Kampf auch freute, er konnte nicht zulassen, dass dem Jüngeren dafür Leid geschah. Sachte legte er die Hände auf Kazunoris Hüften, woraufhin ihn dieser überrascht anschaute: „Rai?“ „Nori, du musst trinken.“ „W… was?“ Entsetzen und Angst mischten sich in seinen Blick, doch davon ließ sich der Braunäugige nicht beirren, erklärte ruhig: „Ich will dich nicht sterben sehen, bitte trink von meinem Blut.“ „A… aber… das kann ich nicht!“ „Du musst, also trink.“ „Und wenn ich die Kontrolle verliere? D… dann könnte ich dich…“ „Das wirst du nicht, ich vertraue dir“, erklärte der Ältere ruhig, mit entschlossenem Blick und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen, bevor er ihn eng an sich zog, ihm ins Ohr wisperte: „Beiß mich.“ Zögerlich, doch voller Vertrauen versenkte Kazunori seine Zähne in dem weichen Hals seines Liebsten, der leise aufkeuchte. Es war ein unangenehmes Gefühl zu spüren, wie einem das Blut ausgesaugt wurde und das Herz unruhig zu klopfen begann. Sein Körper wurde schwer und begann leicht zu zittern, doch er bemerkte auch, wie ungemein schwer es dem Grünhaarigen fiel die Kontrolle über sich, über seinen Verstand zu behalten, doch er schaffte es, ließ schließlich vom Größeren ab und schmiegte sich eng an seine Brust. „Ich wusste du schaffst es.“ „Rai…“ Plötzlich erklang ein lautes tiefes Seufzen, gefolgt von schleppendem Applaus. Es war Cesarius, der sich die traute Zweisamkeit nicht mehr länger mit ansehen konnte, genug gegrollt hatte. Spöttisch entgegnete er ihnen: „Oh nein, wie herzallerliebst ihr doch seid… zum kotzen! Aber wenn ihr einander schon sooo unendlich vertraut“, der Schwarzhaarige rollte genervt mit den Augen, bevor er anmaßend, regelrecht arrogant weiter sprach: „Sag Rai, wärst du denn auch bereit für immer bei deinem Herzchen zu bleiben? Auch ein Geschöpf der Schattenwelt zu werden? Ich meine, ich würde dich widerliches Menschenkind natürlich niemals beißen, dafür ist mir dein erbärmliches Blut viel zu ekelhaft, aber meinem kleinen Sklaven scheinst du ja zu schmecken. Ja, auch er hat die Macht einen Menschen zu verwandeln, zu einem erhabeneren Wesen zu machen, doch nur einen, immerhin hat er nur den niederen Rang eines Dieners. Wer dieser Auserwählte sein wird, das bestimme selbstverständlich ich, immerhin bin ich sein Herr und Meister. Ich könnte ihm auch die Wahl lassen, doch wo bliebe dann mein Spaß? Nein, selbst entscheiden lasse ich ihn nicht, dies könnte er nur, wenn ich sterbe, doch das ist völlig unmöglich, so etwas wird nie geschehen, dafür bin ich viel zu mächtig.“ Cesarius brach in schallendem, durch und durch verhöhnenden Gelächter aus, was dazu führte, dass Rai und Kazunori sich nur noch enger aneinander drückten. Was der Grünhaarige jedoch nicht bemerkte, war dass der Älteste seinem Freund mittels seiner hypnotischen Kräfte das Sprechen verbot, ehe er erneut das Wort ergriff: „Du sagst ja gar nichts Rai, liebst du ihn etwa doch nicht so sehr, wie du getan hast? Hast du so viel Angst vor unserem Leben, dass du deinen angeblichen Liebsten lieber allein lässt? Tja, dann kann deine Zuneigung ja gar nicht so groß für ihn sein. Na dann kannst du ja auch sterben. Für einen armseligen Menschen habe ich keine Verwendung. Was meinst du Kazunori, wie wäre es… wenn du ihn aufschlitzt, diesen Verräter, der dich verlassen will?“ Pures Entsetzen war in den Augen des Jüngsten zu lesen, während sein Freund stumm grollte, doch davon ließ Cesarius sich nicht beeindrucken, eher erregte es ihn noch zusätzlich. „Ja, ich glaube der Gedanke gefällt mir. Stell dir nur vor Kleiner, wie du deine Klauen in den Körper deines Exfreundes schlägst, sein Fleisch zerfetzt, von der Kehle angefangen, über die Brust, bis hinunter zum Bauch. Wie herrlich blutig das doch wäre.“ Fassungslos über die Blutrünstigkeit des Schwarzhaarigen, ließ Kazunori seinen Freund los, schrie aufgebracht: „Nein! Das werde ich nicht tun! Niemals!“ „Doch, und wie du das tun wirst“, knurrte der Älteste ungehalten, erteilte dem Kleineren sogleich den Befehl, dieses Mal jedoch mit ein wenig mehr Nachdruck, mehr Kraft. // Schlitz ihn auf! // Es war als würde sich eine unsichtbare Kraft den Körper des Kleineren in Besitz nehmen, ihn zwingen zu gehorchen, so stark und mächtig, wie er es noch nie zuvor verspürt hatte, alles Sträuben half nichts. Zitternd langte der Grünhaarige mit seinen Krallen nach Rai, jammerte dabei mit tränennassen Wangen: „Ich kann mich nicht wehren, Rai.“ Panische Angst befiel den Kleineren, doch sein Freund lächelte ihn nur liebevoll an, hauchte: „Ich vertraue dir und weiß, dass du mir niemals freiwillig etwas tun würdest.“ Das war zu viel. Bereits seitdem Kazunori von dem Blut seines Freundes getrunken hatte, fühlte er sich stärker und nun erhielt er die Bestätigung, dass es auch genauso war, was er nun spürte, als er sich mit aller Kraft gegen den Einfluss Cesarius’ wehrte, es sogar schaffte. Der ältere Vampir hatte keine Befehlsgewalt mehr über ihn, die Gefühle Rai gegenüber waren stärker. Abrupt drehte Kazunori sich um und stürzte auf Cesarius zu, wollte sie beide von ihm befreien, doch dieser war zu schnell für den noch so unerfahrenen Vampirfrischling, schleuderte ihn einfach zur Seite, lachte dabei so hämisch, wie er es nur zu gerne tat. Der Kleinere gab allerdings nicht so einfach auf, stürzte sich immer wieder aufs neue auf den Ranghöheren, bis dieser ihn gegen den Holztisch an der Fensterseite stieß, der daraufhin barst, völlig auseinander stob. Ächzend blieb der Grünhaarige liegen, fasste sich benommen an den Kopf, während Cesarius sich mörderisch grinsend auf ihn zu bewegte, die dritte Person im Raum völlig vergaß, bis diese sich überraschend auf ihn stürzte. „Lass Nori in Ruhe!“ „Du unverschämtes Biest wagst es mich anzufassen“, fauchte daraufhin der Schwarzhaarige ungehalten, wehrte Rai mit einem Tritt ab, schlitzte ihm mit einer ausladenden Bewegung quer den ganzen Brustkorb auf, ignorierte den ächzenden Körper, der anschließend schlaf in einer Ecke des Zimmers zusammenbrach. „Rai! Nein“, schrie nun der Grünhaarige, der endlich wieder klar sehen und denken konnte, voller Angst auf den anscheinend leblosen Körper seines geliebten Freundes starrte. „Was hast du getan? … Was hast du getan Cesar?! Das wirst du mir büßen“, keuchte er außer sich vor Wut und Verzweiflung, wollte zu Rai laufen, doch der Älteste hielt ihn auf, packte ihn fest am Oberarm: „Vergiss es du untreues Stück, dir bringe ich schon noch bei mir zu gehorchen! Vergiss diesen wertlosen Menschen!“ „Niemals!“ Abermals stürzte Kazunori sich auf den Größeren, doch dieses Mal mit der doppelten Entschlossenheit, so merkte Cesarius auch, dass er sein Spielzeug mehr als unterschätzt hatte. Es wurde ernst für beide Seiten, Blut floss aus ihren vielen Kratzwunden und die Einrichtungsgegenstände um sie herum zerstörten sich beinahe von selbst. Das Zimmer glich bereits nach wenigen Minuten einem Schlachtfeld, doch dies realisierten die Kämpfenden überhaupt nicht, vertieften sich immer mehr in ihrer Wut, zerfetzten sich gegenseitig. Schließlich schaffte es jedoch der Ältere Kazunori unter sich, rücklings auf dem Boden festzupinnen, zischte süffisant grinsend: „Gewonnen. Dachtest du Frischling etwa wirklich, dass du mich besiegen könntest? Wie töricht, das Ganze war doch nur ein Spiel für mich. Du warst nie ein echter Gegner und jetzt habe ich endgültig genug von dir. Das ist mein Problem musst du wissen, meine Spielzeuge langweilen mich immer viel zu schnell wieder. Nimm Abschied!“ Gerade holte Cesarius aus, um seine Klauen in den Grünhaarigen zu schlagen dessen Dasein ein Ende zu setzen, als sich plötzlich eine Holzlatte - wahrscheinlich ein ehemaliges Teil des geborstenen Tisches - durch den Brustkorb des Schwarzhaarigen bohrte. Fassungslos riss der Ältere die Augen auf, bevor er mit einem lauten schrillen Schrei zu Staub zerfiel, die Sicht ungewollt auf den schwer verletzten Rai freigab, der nun keuchend zu Boden sank. „R… Rai… du lebst, ich dachte schon ich hätte dich verloren“, schluchzte Kazunori, robbte zu ihm rüber und nahm seinen erschöpften Freund in die Arme. „Noch bin ich nicht tot, das stimmt, aber viel fehlt nicht mehr“, lachte der Größere trocken, verzog dabei jedoch schmerzvoll das Gesicht. „Sag nicht so was, ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll. Du hast mich schon wieder gerettet.“ „Was soll ich machen, ich liebe dich kleinen Pechvogel nun mal.“ „W… was“, stammelte der Kleinere verwirrt, konnte kaum glauben, was er da gerade gehört hatte. Sollten seine Gefühle tatsächlich erwidert werden? War das möglich? „Du hast mich schon verstanden“, lächelte Rai, atmete jedoch immer schwerer. „I… ich liebe dich auch Rai, das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen, doch dann…“ „Ich versteh schon, ist okay, immerhin habe ich es noch erfahren.“ „Noch“, fragte der Jüngere, legte den Kopf leicht schief, hatte er doch für einen kurzen Moment des Glücks völlig ausgeblendet in welcher Lage sie sich befanden. Doch sein Geliebter lag immer noch in seinen Armen, schwer verletzt und dem Tode viel zu nahe. „Nori…“ „Nein Rai, du darfst mich nicht alleine lassen, das kriegen wir schon wieder hin, du wirst wieder gesund!“ Schwach schüttelte der Braunhaarige den Kopf: „Sieh es ein, ich kann nicht mehr gerettet werden, dafür sind die Wunden zu stark und der Blutverlust zu enorm. … Mir ist so kalt…“ „Rai! Nein, Rai! Du darfst nicht sterben“, weinte Kazunori, zog seinen Liebsten noch ein wenig enger an sich und presste ihm einen verzweifelten Kuss auf die Lippen. „Ich brauche dich…“ „Dann… unternimm… endlich was…“ „Wie meinst du das?“ „Beiß mich… verwandel mich auch… dann können wir… zusammen bleiben“, japste der Ältere, dem das Atmen kaum noch gelang, das Bewusstsein schwand. „Ich soll…? Bist du sicher? Weißt du, was das bedeutet?“ „Ja… wir können… zusammen sein“, erklärte Rai mit einem - aufgrund der Schmerzen - gequälten Lächeln, schob seine Hand mit letzter Kraft in den Nacken des Grünhaarigen und zog ihn runter zu seinem Hals. „Ich weiß nicht, ob ich das kann…“ „Du schaffst es… erinnere dich an… deine Verwandlung… es wird schon gut gehen… ich vertraue dir…“ Heiser lachte der Jüngere, wischte sich schnell die erneuten Tränen aus den Augen, bevor er entgegnete: „Ich vertrau dir doch auch du riesen Dummkopf.“ Noch kurz zögerte Kazunori, doch dann versenkte er die Zähne in dem Hals des Braunhaarigen. *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* *^*^*^*^*^*^**^*^*^*^*^*^* Himmelschreiend glücklich ließ Kazunori sich am frühen Morgen neben seinem Liebsten aufs Bett sinken, hauchte ihm zärtlich ins Ohr: „Aufwachen Liebster, es ist schon wieder viel zu spät.“ Schmunzelnd beobachtete der Grünhaarige, wie Rai die Nase vor lauter Widerwillen kraus zog und weckte ihn endgültig mit einem zärtlichen Kuss auf seine schön geschwungenen Lippen. „Hach, warum können wir die Schule denn nicht endlich sausen lassen? Wir sind doch jetzt höhere Wesen - wie Cesar zu sagen pflegte“, brummelte der Ältere unwillig aufzustehen, doch als er die Augen öffnete und seinen Freund erblickte, fing er an zu strahlen. Plötzlich hellwach, schlang er die Arme um den Kleineren, zog ihn zu sich runter und grinste, ehe er seine Eckzähne in Kazunoris zartes Fleisch schlug, nahe dem Schlüsselbein: „Frühstück!“ Augenblicklich errötete der Jüngere, er liebte es zwar, wenn Rai sich an ihm zu schaffen machte, es erregte ihn, doch gleichzeitig machte es ihn auch immer noch unglaublich verlegen. „Rai, dafür haben wir jetzt keine Zeit“, presste der Grünhaarige japsend hervor, krallte die Hände in die Haare des Größeren, der wieder von ihm abließ. „Du schmeckst aber so gut“, verteidigte sich Rai grinsend, verwickelte seinen Schatz in einem innigen Kuss, zögerte das Ende absichtlich lange hinaus, bis ihm Kazunori leicht in die Zunge biss. „Freches Biest.“ „Das Kompliment gebe ich zurück, früher wäre ich schon längst erstickt. Schämst du dich nicht?“ „Nö“, lautete die schelmische Antwort, woraufhin sich Kazunori breitbeinig auf der Hüfte des Älteren nieder ließ, auf seine Brust sank und seinen Hals liebkoste, sich das geraubte Blut zurückholte. „Sieh mal einer an, mich ausschimpfen, aber selbst nicht widerstehen können“, schnurrte der Braunhaarige, genoss dabei die Zuwendung seines Kleinen, streichelte liebevoll über seinen geschmeidigen Rücken. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt, so unbeschwert mit dem Kleineren umgehen, ihn küssen und streicheln zu können. Es war schon beinahe lächerlich, dass erst ein Vampir hatte daher kommen müssen, damit sie zusammen fanden. Doch zum Glück galten nicht alle der Mythen über Vampire für sie beide, da sie nicht reinrassig waren, beispielsweise blieben sie vor dem schädlichen, todbringenden Sonnenlicht geschützt, konnten wie es ihnen beliebte Tag und Nacht umherstreifen. Dies ermöglichte ihnen beinahe ein völlig normales Leben davon abgesehen, dass sie sich regelmäßig Blut besorgen mussten, welches sie unter der Hand aus einer Blutbank bekamen, heimlich gegen Bezahlung, was wesentlich besser war als der inneren Mordlust nachzukommen. Außerdem konnten sie sich ja auch immer noch gegenseitig als kleinen Appetithappen zwischendurch benutzen, liebten es den Anderen auf diese Weise zu liebkosen, sich an ihm zu ergötzen. „Nori, mein Schatz? Wolltest du nicht unbedingt zur Schule?“ „Ja, wieso“, fiepte der Jüngere leise in den Armen des Braunhaarigen, der ihm entgegnete: „Weil du dich gerade so schön bei mir ankuschelst und ich das Gefühl habe du schläfst gleich wieder ein. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte.“ „Nix da, wir schwänzen nicht, damit machen wir nur unnötig auf uns aufmerksam.“ „Na gut, wenn es unbedingt sein muss, aber nur unter Protest“, lachte Rai, knuddelte den Kleineren noch einmal fest, bevor er endlich mit ihm aufstand und sie sich für die Schule zurecht machten. **^^**^^**^^**^^**^^**^^***^^**^^**^^**^^**^^**^^** Hach *erleichtert seufz* Ich bin echt froh, dass ich es trotz Prüfungen gerade noch rechtzeitig zum Einsedeschluss für den Wettbewerb 'shonen-ai mit biss' geschafft habe meinen OS fertig zu stellen und bedanke mich erst mal noch mal ganz doll bei Kazuhi, dass sie den Einsendeschluss ein wenig verlängert hat *knuddel* Tja, dann hoffe ich mal, dass euch mein OS über meine kleinen Vampire - die ich zum ersten Mal als Thema benutzt habe - gefallen hat und bin sehr gespannt auf eure Meinugen -^.^- *alle leser knuddel* *selbstgemachte plätzchen hinstell* eure luci-maus ^^ ps.: ein riesen Gomen an alle meine treuen Leser, ich werde mich bald wieder brav an meine laufenden FF's setzen ^.~ Hosted by Animexx e.V. 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