Himmel hinter roten Wolken von inkheartop (In der Gefahr liegt immer die Verletzlichkeit) ================================================================================ Kapitel 2: Akte 2: Schmetterlingskuss ------------------------------------- AKTE 2: SCHMETTERLINGSKUSS „Wie viel sich verändern kann. Durch ein einziges, falsches Wort, eine unbedachte Geste, eine verlorene Berührung. Es ging so viel verloren in dieser Zeit. Erst viel später sah man, wie viel eigentlich gewonnen wurde. Erst so viel später bemerkte man, dass dieses Wort, diese Geste, diese Berührung vielleicht nur auf etwas noch viel größeres hinausliefen. Etwas Besseres.“ WG Inuzuka, Rock, Ama – Greenwich Village Rückblickend hatte Tenten keine Ahnung, wie sie es zu ihr geschafft hatten. Sie hatte die junge Frau, die zum Glück nicht allzu schwer war, halb gestützt und halb getragen und trotz Tentens nicht zu unterschätzender Kraft war sie froh, endlich zu Hause zu sein. Tenten saß im Wohnzimmer in Kibas Lieblingssessel und betrachtete die Frau, die auf dem Sofa lag und schlief. Bei Tenten konnte an Schlaf nicht zu denken sein. In ihrem Haus lag eine wildfremde Frau mit offensichtlich gebrochenem Bein, die jegliche ärztliche Hilfe verweigerte. Wenigstens hatte sie sich das Bein von ihr schienen lassen, manchmal war Tenten wirklich froh, dass sie diesen Erste-Hilfe-Kurs belegt hatte, auch wenn sie das Gelernte so gut wie nie brauchte. Der Notdienst war meistens rechtzeitig da oder das Opfer war schon vorher tot. Aber manchmal war es eben doch ganz hilfreich. Sie sah so friedlich aus im Schlaf. Als habe sie alle Schmerzen vergessen, alles, was an diesem Tag so geschehen war. Träumte sie gut? Der Schlaf war wohl der beste Arzt von allen, ein wunderbarer Gefährte. Nur der Tod erlöste mehr vom Tag. Sie hatte immer noch kalte Schweißperlen auf der Stirn, doch die Schmerzmittel hatten gewirkt. Sie würde morgen trotzdem zum Arzt müssen und wenn Tenten sie dorthin schleppen würde. Sie musste nur noch den richtigen Arzt finden. Einen schweigsamen Arzt, einen, dem sie vertrauen würde. Wer immer sie auch war. Schon verrückt. Warum machte sie sich überhaupt Sorgen um die fremde Frau, die da so friedlich schlummernd auf ihrem Sofa lag, das helle Haar wild und verklebt und dreckig in der Stirn hängend und mit den Armen ihren eigenen Oberkörper umschlingend. Als wollte sie sich schützen. Sie hatte kräftige Arme, überhaupt schien sie zu den Frauen zu gehören, die bis zum Umfallen trainierten. Ob sie Model war oder so was in der Art? Wohl eher nicht, zum Modeln war sie zu klein, zu kräftig. In Tentens Augen hätte sie zwar ein ziemlich perfektes Model abgegeben, aber ihr wurde schließlich auch schon schlecht beim bloßen Anblick dieser Hungerhaken, die da über den gerühmten Catwalk taumelten. Aber sie war schön, diese Frau. Tenten verstand nicht viel von Schönheit und Mode und Schminken und all diesem Kram. Sie war die Jüngste in ihrer Familie, hatte drei große Brüder und arbeitete in einem Gebiet, das die Männer für sich beansprucht hatten, auch wenn die Frauen im Vormarsch waren. Sie brauchte die Modewelt nicht, interessierte sich einfach nicht dafür. Warum auch? Obwohl… sie war lange nicht mehr ausgegangen. Ein Date. Irgendwie sehnte sie sich nach dem Begehrtwerden. Manchmal wollte auch sie einfach nur eine Frau sein und dem Typen, der ihr die ganze Zeit auf den Hintern starrte, ein umwerfendes Lächeln schenken. Einmal nur. Aber das konnte sie sich gar nicht erlauben. Nicht, wenn sie damit beschäftigt war, Den Dieb zu schnappen. Nicht, wenn sie mit Kiba und Lee zusammen in einem Haus lebte, nicht wenn es ihr größtes Ziel war, einmal Chief genannt zu werden. Respekt zu bekommen, den Respekt, den ihr Hatake im Augenblick nur widerwillig entgegenbrachte. Verdammt, sie musste Den Dieb zu fassen bekommen! Stattdessen saß sie hier in ihrem Sessel und beobachtete eine schlafende Fremde auf ihrem Sofa. Fragte sich, was sie wohl machte, um so gut auszusehen, selbst wenn sie verschwitzt und dreckig war und schlief. Und wollte begehrt werden. Pah! Begehrt, was für ein Wort. Ob diese junge Frau viele Blicke auf sich zog? Bestimmt… Verschlafen blinzelte Tenten in das Morgenlicht, das ihr durch das Wohnzimmerfenster genau auf ihr Gesicht schien. Dummes Licht… sie hatte so schön geträumt… Die Frau lag immer noch auf dem Sofa und schlief. Daran hatte Tenten auch keinen Zweifel gehabt. Schon verwunderlicher war, dass Kiba und Lee sie noch nicht geweckt hatten. Beide waren Frühaufsteher, Kiba wegen Akamaru und Lee, weil er einfach Lee war und schon morgens um sechs viel zu viel Energie hatte. Blöde Kerle… Tenten streckte ihre verkrampften, kalten Glieder aus dem Sessel, gähnte kräftig und schlurfte langsam in die Küche. Schon vor der Tür konnte sie den Geruch von frischem, heißem Tee wahrnehmen. Lee war wach. Es konnte nur Lee sein, er trank morgens nie Kaffee, er war auch so schon viel zu hibbelig. „Morgen, Lee“, murmelte Tenten, als sie die Tür aufdrückte. Lee drehte sich nicht um, er warf gerade einen Pfannkuchen in die Luft und fing ihn dann mit der Pfanne wieder auf, perfekt gewendet. Angeber. Erst dann wandte er sich Tenten zu, die sich auf einen Stuhl gekrümelt hatte und ihn mit angezogenen Beinen beobachtete. Lee grinste breit und stellte ihr einen Teller hin. „Guten Morgen, Miss Ama“, sagte er, fröhlich wie immer. „Gut geschlafen?“ „Wie man’s nimmt.“ Noch immer taten ihr alle Knochen weh von der unbequemen und viel zu kurzen Nacht im Sessel. „Wo is’n Kiba?“ „Mit Akamaru draußen. Die sind erst ne Stunde weg, dauert also noch, bis sie wiederkommen. Wir wollten dich… euch nicht wecken.“ Wie konnte man nur schon so früh am Morgen so viel Energie haben? „Wer ist denn die Schöne auf unserem Sofa?“, fragte Lee, warf ihr punktgenau einen Pfannkuchen auf den Teller und setzte sich dann selbst. „Du findest sie schön?“, fragte Tenten, der eigentlichen Frage bewusst ausweichend. Sie dachte an ihre Gedanken der letzten Nacht. Ob ihr viele Männer hinterblickten? Lee zuckte mit den Schultern. „Ganz ahnsehnlich. Kiba hat gemeint, sie wäre heiß, aber du kennst ihn ja. Er guckt allem hinterher, was nen Rock anhat.“ Plötzlich grinste er noch breiter. „Selbst wenn er im Village damit ganz schön auf die Nase knallen kann.“ Jetzt musste Tenten auch lachen, vergaß dabei ganz den ersten kleinen Stich, den sie bei Lees Worten empfunden hatte. Heiß… „Er ist selbst schuld“, meinte sie, kippte so viel Sirup über ihren Pfannenkuchen, dass Lee das Gesicht verzog und lachte dabei. „Nicht jede Frau ist gleich Frau. Schon gar nicht hier.“ „Wie du doch Recht hast, Ten“, seufzte Lee theatralisch. „Letzten Monat erst…“ Wild gestikulierend brachte Lee Tenten immer am besten zum Lachen und das wusste er nur zu genau. Kiba musste dafür oft als Opfer herhalten, aber er war einfach zu perfekt dafür. Mit seiner Frauensammlerleidenschaft. Manchmal fragte sich Tenten ernsthaft, warum Lee ausgerechnet Polizist geworden war. Aber sie fragte nie nach. „Und?“ Der junge Mann riss sie aus ihren Gedanken. „Wer ist jetzt die große, angeblich so heiße Unbekannte? Oder soll ich sie weiter so nennen? Ich hätte auch noch mehr Spitznamen für sie. ‚Dornrösschen auf dem Sofa’ oder ‚Miss „Couch“ No-Name’. Welcher ist besser?“ „Hör auf!“, kicherte Tenten. „Und außerdem…“ Ein lautes Rumpeln unterbrach sie. Dann ein Schrei, ein Fluch. „Was war das?“ Lee runzelte die Stirn, Tenten war schon aufgesprungen und zur Küchentür hinausgestürmt. Mit einem Mal war alle Ruhe, die sie gerade noch erfasst hatte, verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Nur ein klopfendes Herz, ein schlechtes Gefühl, als sie ins Wohnzimmer stürmte. Und das Sofa verlassen vorfand. Von irgendwoher kamen leise Stimmen, weit weg und gedämpft. Unwirklich. Temari konnte sie nicht zuordnen, konnte nicht sagen, wo sie war und für ein paar Augenblicke suchte ihr dröhnender Kopf nach ihrem Namen. Temari. Temari Sabakuno. Und kaum wusste sie das, wusste sie auch alles andere. Und wünschte sich, wieder zu vergessen. Sie wollte nicht daran erinnert werden, dass ihr Bein höllisch schmerzte, wollte nichts wissen, von ihrem missglückten Einbruch und der Angst. Sie lag auf einem Sofa, über sich zwei Decken, ein bisschen kratzig, aber warm, ihr Bein fühlte sich eigenartig steif an, fest, sie konnte es kaum bewegen. Geschient. Die Frau, die junge Frau, die sie gefunden hatte im Park, die ihr geholfen hatte, zum Glück hatte sie sie nicht ins Krankenhaus gebracht. Das hätte nur Scherereien gegeben. Im Moment hatte Temari genug andere Probleme. Sie stemmte sich hoch, trotzte dickköpfig dem Schmerz, der ihr durch alle Glieder zuckte und fast glaubte Temari, dass nicht nur ihr Bein gebrochen war. Aber sie musste jetzt da durch. Oder wollte sie etwa hier bleiben, auf dem Sofa einer völlig Fremden? So gut wie eingesperrt. „Komm schon“, presste sie zwischen den Zähnen hervor, als sie wacklig auf einem Bein stand und vergebens nach weiterem Halt suchte. Hilflosigkeit. Wie sie es doch hasste. Natürlich kam sie nicht weit. Auffällig laut brach sie einige Meter weiter zusammen, ein falscher Schritt und schon lag sie am Boden, schrie auf vor Schmerz und Wut. Wie konnte sie nur so dumm sein. Tränen brannten in Temaris Augen, als die junge Frau plötzlich bei ihr war. „Alles in Ordnung?“ Nein, verdammt! Nichts war in Ordnung, überhaupt nichts! Gaara, Kankuro… Temari schlug die helfende Hand zur Seite, die sich ihr entgegenstreckte und setzte sich langsam ungelenk auf. „Geht schon, danke.“ Die Frau sah sie nur an, die Brauen zweifelnd gehoben, aber sie sagte nichts und dafür war Temari ihr wirklich dankbar. „Sie sollten sich wieder hinlegen“, murmelte sie dann, unternahm aber keinen Versuch, ihr zum Sofa zurück zu helfen. Sie sah nur zu, wie Temari sich dorthin schleppte, allein. Wieder war Temari ihr seltsamerweise dankbar. Immerhin wurde sie hier nicht behandelt wie ein hilfloses kleines Kind. Obwohl sie sich wie eines benahm. Die Couch war weich, angenehm, es tat so gut, wieder zu liegen, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte. Sie hatte auch noch ihren Stolz. „Wo bin ich?“, fragte Temari, ächzte leise, als sie ihr Bein kurz bewegen musste. „In meinem Haus. In unserem. Zwei meiner Freunde wohnen noch hier.“ „Wo? Wo steht dieses Haus?“ „Im Village.“ „Sind Sie ne Lesbe?“ Die Frau lächelte, sah spöttisch auf Temari herab. „Was, wenn’s so wäre? Würde das einen Unterschied machen?“ „Ja. Ich hab keine Lust, angebaggert zu werden.“ Sie war nett, diese Frau. Seltsam, aber irgendwie nett, sympathisch. Und in irgendeiner Hinsicht war doch jeder Mensch seltsam, manche mehr, manche weniger. Trotzdem musste sie wachsam bleiben. Wer wusste schon, was sich hinter der nächsten Minute verbarg, hinter einem Lächeln und hinter Freundlichkeit und Witzen. „Keine Sorge, ich bin nicht lesbisch“, sagte die Frau. „Mir gefällt nur die Gegend.“ Aha. Temari verkniff es sich, das Gesicht in ihrer üblichen Mischung aus Spott und Ungläubigkeit zu verziehen. Sie musste ihre Gastgeberin nicht unbedingt gleich vollkommen vor den Kopf stoßen. „Wie geht es Ihnen?“ Plötzlich waren ihre Züge von Sorge durchzogen, die hinter den Augenbrauen klemmte und ihre Augen dunkel beschattete. Temari zögerte. Es konnte gefährlich sein, die Wahrheit zu sagen. Aber kam der Wahrheit nicht auch immer die Gefahr hinterher geschlichen, schattengleich zu Boden gepresst? Außerdem war Lügen so dumm. Viel zu dumm in ihrer momentanen Lage. „Wer hat mein Bein geschient?“, fragte sie ruhig, sah der Frau in die Augen. „Ich.“ „Sind Sie Ärztin?“ Die Frau lachte. Laut und schallend, es war ein fröhliches, ungezwungenes Lachen, doch Temari zuckte zurück. Es war lange her, seit sie so etwas das letzte Mal gehört hatte. „Ärztin? Ich? Oh, nein…“ Ihre nächsten Worte sollten noch lange in Temaris Ohren klingen. Ein Name. Und ein Beruf. Ein Beruf, der Temari das Herz stillstehen ließ, so lange, dass sie glaubte, sie hätte aufgehört zu leben. „Oh, nein… Tenten Ama ist mit Leib und Seele Polizistin.“ Polizistin… Irgendein Bürowolkenkratzer – The Message Redaktion Mit klopfendem Herzen strich sich Sakura Haruno, angehende Starjournalistin, das rosa Haar aus der Stirn. Grüne Augen blitzten entschlossen. Sie war nur noch einen Schritt, ein Klopfen, ein Türeöffnen und ein Gespräch vom Ruhm entfernt. Sie war sich sicher. Ihre Füße bewegten sich wie von selbst und ohne es wirklich zu realisieren, stand sie plötzlich vor Anko Mitarashis Schreibtisch, mit vor Aufregung zitternden Händen und geröteten Wangen. Ob man ihr Herz klopfen hörte? Ihre Chefin blätterte durch einige Unterlagen, das Geräusch jedes Blattes kratzte durch Sakuras strapazierte Ohren wie Rost. Es dauerte, bis Mitarashi sich ihr zuwendete. „Setzen Sie sich, Haruno.“ Warum klang sie so ernst? Sakura spürte, wie das Lächeln ihr von den Lippen rutschte, ganz langsam. Sie musste Optimismus ausstrahlen. Für ihre Chefin und für ihr eigenes Seelenheil. Immer positiv denken. „Sie wollten mich sprechen, Miss Mitarashi“, versuchte sie mit fester Stimme zu murmeln. Konnte sie denn etwas dafür, dass ihre Stimme im Moment eher einem Reibeisen ähnelte? „Hätte ich Sie sonst hergerufen, Haruno? Und jetzt setzen Sie sich endlich!“ Sakura ließ sich hastig auf einen Stuhl fallen, saß auf der Kante, ganz nah am Abgrund und immer zum Absprung bereit. „Warum… ähm… warum wollten Sie mich sprechen, Miss… Mitarashi?“ Sie krächzte die Wörter heiser, zeigte nervös die Zähne und hoffte, die Chefredakteurin würde es als ein Lächeln erkennen. „Haruno“, begann sie, fuhr sich gestresst durchs Haar und schüttelte dann den Kopf. „Sie wissen, dass ich Ihre Arbeit sehr schätze, nicht wahr?“ Unruhig rutschte Sakura auf ihrem Stuhl hin und her. „Ja?“ „Sie sind fleißig und bringen gute Storys, ihr Schreibstil liest sich gut, die Leser mögen Sie, aber…“ Es war so klar gewesen. Nach solch einer Lobeshymne musste einfach noch ein Aber kommen. Es war so klar gewesen. „Sie streben das Titelblatt an und…“ „Miss!“, unterbrach Sakura sie, hastig und schrill. Sie musste dieses Aber auf alle Fälle verhindern. „Ich tue alles für den Job und… und ich… ich werde Ihnen die Geschichte des Jahrzehnts präsentieren, wenn Sie mich lassen. Bitte, Miss! Ich tue alles…“ „… für den Job? Für die Titelseite?“, redete Anko Mitarashi weiter. Ihr sorgenvoller Blick entging Sakura nicht. Aber auch nicht die gestresste Art, mit der sich ihre Chefin immer wieder durch die Haare strich. „Nun, das glaube ich Ihnen.“ Sakura klappte den Mund zu. Auf. Und wieder zu. Ach ja? „Wie gesagt, Sie sind eine respektable Person, eine ganz gute Reporterin, aber… es tut mir leid, ich sehe Ihre Artikel nicht auf der Titelseite.“ Sakuras Mund war mit einem Mal ganz trocken. Keine Titelseite? Keine Chance auf die Titelseite? Das Gefühl, etwas in ihrem Inneren würde stolpern und ordentlich auf die Nase fallen, breitete sich ungehindert aus. Ihr Leben lang, ihr ganzes Reporterleben lang, hatte sie nur für eins gelebt: Ihren Namen, ihre Geschichte auf der Titelseite der Message zu sehen. Sie hatte sich abgerackert, etliche Praktika gemacht, Kaffee serviert und hatte zu manchen Zeiten noch drei Nebenjobs gehabt, um sich ihre Wohnung zu finanzieren. Sie hatte sich den Arsch aufgerissen, verdammt noch mal! Und jetzt würde sie garantiert nicht dabei zusehen, wie ihr ihr Traum in einer Sekunde aus den Händen gerissen wurde. „Warum?“ „Wie bitte?“ „Warum sehen Sie mich nicht auf der Titelseite?“ Sakuras Stimme wurde wütend, beinahe hysterisch. „Warum sind Sie sich so sicher, dass ich es nicht schaffen kann?“ „Setzen Sie sich wieder, Haruno.“ Sakura hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgesprungen war. Langsam setzte sie sich wieder, dieses Mal richtig, und ließ die Frau vor sich dabei nicht aus den Augen. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Antwort bekam. „Miss Haruno, wie gesagt, ihr Schreibstil ist gut, passabel. Aber er ist auch tot.“ Sakura schluckte einen erneuten Wutanfall herunter. Tot? Mitarashi seufzte. „Sie schreiben Artikel ohne Leidenschaft. Sehen Sie mich nicht so an, Sie wollten den Grund hören. In ihren Berichten spüre ich nicht, wer Sie sind, Haruno. Wenn Sie auf die Titelseite wollen, dann erwarte ich einen Artikel, der mich aus den Socken haut! Als wären Sie selbst dabei gewesen!“ Sakura biss sich auf die Lippe, starrte die Frau vor sich unverwandt an und schob dann ihren Stuhl unsanft zurück. Erst als sie schon an der Tür stand, erhob sie noch einmal die Stimme. Fest. Unverwundbar. „Sie bekommen Ihre Story, Miss. Und ich bekomme meine Titelseite!“ Es dauerte Stunden, sich durch das Archiv der Message zu wühlen. Doch Sakura wusste, dass es sich lohnen würde. Sie las sich jeden ihrer Artikel durch, untersuchte ihn aufs Genaueste und versuchte, objektiv zu sein. Ja, irgendwie hatte Anko Mitarashi Recht. Ihre Geschichten, Berichte, Interviews waren gut. Aber eben nur gut. Nicht außergewöhnlich, nicht lebhaft, nicht so bewegend, nicht wie sie sein sollten. Und – Sakura verabscheute sich fast schon dafür – sie musste zugeben, dass sie früher besser geschrieben hatte. In ihrer High-School-Zeit, am College und ihre Bewerbungsmappe, die ihr den Weg zu Message geebnet hatte – all das war besser. Denn. Sie lebte in diesen Geschichten. In Geschichten von Basketballspielern der Schulmannschaft und Kolumnen über die größten Schriftsteller der Neuzeit. Genauso wie Klatsch und Tratsch. Über all diesen Artikeln stand wie fett gedruckt Sakura Haruno. All das war sie. Fluchend schmiss Sakura ihren neuesten Beitrag zur Message – irgendein Schwachsinn über die Vogelarten im Central Park – zu Boden und vergrub das Gesicht in den Armen. „Verdammt, verdammt, verdammt!“, murmelte sie erstickt. Das durfte doch nicht wahr sein! Warum ging ihr Leben in letzter Zeit nur so den Bach runter? Erst dieses verkorkste Date am letzten Montag – nein, besser gar nicht erst drüber nachdenken! –, dann die Hochzeit ihrer kleinen Schwester – Kommentar ihrer Eltern: „Jetzt solltest du dich aber mal ranhalten, Sakura. Du wirst auch nicht jünger!“ Sie war sechsundzwanzig, verdammt noch mal! – und jetzt… jetzt das. Melodramatisch heulte sie auf. So hatte sie sich ihre Karriere nicht vorgestellt. Einer Eingebung, gut, vielleicht auch einer Sucht folgend, kippte Sakura den Inhalt ihrer extra großen Tasche über ihrem Schreibtisch aus und fischte zielsicher nach einer Tafel Schokolade, die eigentlich nur für Notfälle gedacht war. Aber war das hier nicht ein Notfall? „Zum Teufel mit der Diät“, nuschelte sie in sich hinein und steckte sich ein großes Stück der himmlischen Verführung in den Mund. „Interessiert sich doch sowieso keiner für mich.“ „Mal wieder deprimiert, Sakura?“ Vor Schreck verschluckte sie sich fast an der Schokolade. „Ya… Yamato?“ Sie hustete. Der kräftige Mann klopfte ihr helfend auf die Schultern. „Machst du mal wieder Überstunden?“, fragte er, nachdem Sakura sich beruhigt hatte, und warf einen beunruhigten Blick auf den Schreibtisch seiner Kollegin. Sakura ignorierte willensstark ihre Lippenstiftkollektion, Notizbuchsammlung und das Schlüsselchaos. Diese Peinlichkeit würde sie jetzt nicht mehr überleben… „Und was ist mit dir?“, fragte sie zurück, sah kurz auf ihre Uhr, dann nach draußen. Manhattan war taghell erleuchtet, doch der Mond schimmerte tapfer durch den Lichtsmog hindurch. Fast voll war er. Kein Wunder, dass Sakura nicht abnahm. Yamato zuckte mit den Schultern. „Einer muss die Stellung halten.“ „Wofür denn?“ Sakura hob die Augenbrauen. „Um morgens als Erster an der Kaffeemaschine zu sein?“ Der Mann lachte kurz auf, verstummte aber schnell wieder. Es hörte sich seltsam fremd an, dieses Lachen, wenn die Büroräume so ausgestorben dalagen. „Um der Message die besten Storys zu sichern, Mädchen“, grinste Yamato leise. „Und um dafür zu sorgen, dass verzweifelte Jungreporterinnen nicht… verzweifeln.“ Zu spät, dachte Sakura. Sie war schon verzweifelt. Im Moment erschien es ihr zumindest weniger schrecklich, ihr Ende im Hudson River zu finden, als langsam dahinsiechend als ewige Verliererin zu leben. Konnte ein Mensch noch verzweifelter sein? „Hast du schon davon gehört?“ Desinteressiert sah Sakura ihren Kollegen an. „Wovon gehört?“ Yamato lächelte immer noch. Wer hatte ihm diesen Ausdruck nur dermaßen stabil ins Gesicht gemeißelt? „Letzte Nacht hat Der Dieb wieder zugeschlagen“, berichtete er, was sie ohnehin schon wusste. Wie auch nicht, wenn diese Story zurzeit auf jeder Titelseite prangte. „Man hätte ihn fast geschnappt, doch er ist geflohen. Als hätte die Erde ihn verschluckt, wieder mal unauffindbar.“ „Erzähl mir was Neues“, murmelte Sakura, wandte sich wieder der Aussicht über die Stadt zu. „So etwas wie: Ich hätte eine Idee, wie du, meine Liebe, herausfinden könntest, wo Der Dieb steckt?“ „Ein Plan ist doch eigentlich nichts weiter als das Erträumen der Zukunft. Und Träume gehen bekanntlich selten in Erfüllung.“ Appartement Ino Yamanaka/Shino Aburame – Plaza Hotel, Upper East Side Der Goldring lächelte ihr im sanften Morgenrot zu. Ino lächelte zurück. Sie hatte eine gute Leistung vollbracht, ja, wirklich. Nervös war sie trotzdem. Ihre Finger zitterten leicht, fast hätte sie den Ring fallen lassen. Das wäre wirklich eine schöne Bescherung gewesen. Noch keine zwei Monate verheiratet und schon den Ehering verloren! Fast hätte Ino gelacht, obwohl das ganze eigentlich nicht sonderlich lustig war. Zumindest nicht für den Mann, der neben ihr im Bett lag. Erst recht nicht jetzt. Nicht zu dieser Zeit, in der der heile Schein noch gewahrt blieb. Die Trugwelt. Ino hatte lange gebraucht, um sie sich aufzubauen, um sie ihm so vertraut zu machen, dass er dachte, es wäre wirklich seine. Seine Welt, Trugwelt. Seine Ino. Ihre Finger zuckten vor Nervosität. Mit einem leisen Klingen kam der Ring auf dem teuren Parkettboden auf, kullerte einige Meter weit durch den Raum und verschwand unter dem großen Schrank, der, neben dem Bett, den meisten Platz im Schlafzimmer einnahm. Ino flüsterte einen kurzen, nicht sehr damenhaften Fluch und schob ihre Füße widerwillig unter der Bettdecke hervor. Warum musste sie auch ausgerechnet heute so verdammt nervös sein? Heute, am Tag der Tage. Sie hatte so lange auf diesen Tag hingearbeitet. So verdammt lange… Sie wollte das nicht aufs Spiel setzen, in dem sie den dummen Ring unter ihrem geliebten Kleiderschrank verlor. Heute nicht! Mit einem Seufzen tappte sie über den kalten Boden, leise legte sie sich auf den Bauch und musste ein Stöhnen unterdrücken, als sie das verfluchte Goldding weit, weit, weit hinten aufblitzen sah. Das durfte doch nicht wahr sein! „Was machst du da?“ Ino zuckte zusammen. Mist, er war aufgewacht. „Ähm… der Ring ist unter den Schrank gerollt, Schatz.“ Sie lächelte verlegen. Ausgerechnet heute! „Ich wollte dich nicht wecken. Tut mir leid“, fügte sie noch hinzu. Ihr Ehemann – Gott, Ino liebte dieses Wort – stieg aus dem Bett und schlurfte langsam zu ihr hinüber. Seine Haare standen nach allen Richtungen ab. „Macht doch nichts“, murmelte Shino, ging neben ihr in die Hocke. „Den kriegen wir schon wieder.“ Sie küsste ihn. „Du bist wunderbar.“ Sie spürte, wie er unter ihrem heiseren Flüstern erzitterte. „So wunderbar.“ „Und du…“ Shino küsste sie so sanft und zärtlich, dass Ino kaum etwas spürte. Schmetterlingsküsse. „Du bist ein Wunder, Ino. Ein echtes Wunder.“ Sie lächelte ihr zauberhaftestes Lächeln. Musste er denn ausgerechnet heute so etwas sagen? Ausgerechnet an so einem Tag. Musste er ausgerechnet heute so wundervoll sein, dass ihr Herz schneller schlug? Heute. „Den Ring bekommen wir schon wieder“, sagte er. „Ich liebe dich.“ Die Worte kamen ihr inzwischen so leicht über die Lippen. Früher war das anders gewesen. Shino lächelte nur und stand auf. Seine Hand strich flüchtig über ihren Kopf, als er verschwand. Ino sah ihm nach. Und wünschte sich, in seinen Kopf hineinsehen zu können. Einmal nur zu wissen, was er dachte. Was er wirklich dachte. Er konnte manchmal so furchtbar undurchsichtig, so kompliziert sein. Sie hasste dieses manchmal. Ino hatte gerne die Kontrolle. Über alles. Aber irgendwie… hatte sie das Gefühl, als würde Shino ihr entgleiten, je näher sie ihm kam. Warum denn heute? Zwei Stunden später funkelte der goldene Ring wieder matt in Inos Händen. Sie drehte ihn in alter Manier in den Fingern herum, beobachtete wie er schwach glänzte, betrachtete den feinen, kaum sichtbaren Schriftzug. Shino. Er hatte es schlicht gewollt, eigentlich wäre im gar keine Widmung sogar lieber gewesen, aber darauf hatte Ino dann doch bestehen müssen. Wie sah denn das aus? Ein Ring ohne Widmung? Dabei konnte es ihr doch egal sein… Über New York brach der Himmel auf und blutete Regenschauer auf die unzähligen Dächer. Das Wetter spiegelte Inos Stimmung wider. Grau und traurig. Irgendwie. Sie lächelte. Der Abschied war immer das schwerste. Und Shino… er war fast schon ein besonderer Mann. Fast schon… Aber sie durfte sich jetzt nicht täuschen lassen. Nicht in den letzten Zügen aufgeben. Dann wäre doch der ganze Aufwand umsonst gewesen. Trotzdem spürte sie, wie das Zittern durch ihr Herz fuhr. Schnell steckte sie sich den Ring wieder an den Finger. „Bitte nicht jetzt!“, murmelte sie, verbarg das Gesicht in den Händen. Der Abschied fiel immer so schwer. Bevor die ersten Tränen kamen, klingelte das Telefon. Sie wusste, wer dran war, noch bevor sie die Nummer auf dem Display sah. „Hey!“ Ino versuchte, möglichst glücklich zu klingen. Wenigstens konnte er ihr Gesicht nicht sehen. „Morgen, Süße“, säuselte er in ihr Ohr. „Bist du allein?“ „Weißt du doch“, seufzte sie. „Du lernst es nie.“ „Aber ich hab doch genug Zeit, nicht wahr?“ Sie hörte das Grinsen förmlich. Es leckte an ihren Sinnen, zwinkerte verführerisch. Ino war nicht in der Stimmung für Verführung. „Und?“, fragte er, als sie nichts antwortete. Sie wusste, was er meinte. „Noch nicht, Zaku.“ Sie seufzte wieder. Warum musste er auch nur so ungeduldig sein. Wenn sie sagte, sie würde es machen, dann würde sie das auch machen. Punkt. „Dann mach’s bald. Ich hab keinen Bock mehr auf diese Heimlichtuerei. Ich will dich mal richtig treffen, richtig ausführen, auf die ganzen geilen Partys gehen. Ohne deinen Typen im Nacken.“ „Ich doch auch, Zaku.“ In ihre Stimme schlich sicher der süßlichste Ton, den sie aufbringen konnte. „Auf die paar Stunden mehr oder weniger kommt’s doch auch nicht mehr an, Süßer.“ Warum rief er sie eigentlich ausgerechnet jetzt an? Ino hasste es, in diesen Stunden gestört zu werden. Sie hasste es so sehr… Verstand er denn nicht? Vielleicht wäre es doch besser, Zaku abzuschreiben, bevor was Ernsteres draus wurde. Andererseits… „Ich will dir Geschenke machen.“ Ino lächelte. Irgendwie war er ja schon süß. Und er hatte Geld. Zaku hatte viel, viel Geld auf dem Konto. So wie Shino. Sah man ihnen gar nicht an. Aber das war doch bei den wenigsten so, oder? Die Reichen, die keinen Hehl daraus machten, dass sie reich waren – reicher als andere – waren langweilig. Ino wusste das. Ino hatte Erfahrung. Sie alle waren Puzzleteile in ihren Plänen. „Bald“, murmelte sie in den Hörer. „Bald, Schatz. Wenn er von der Arbeit zurückkommt, red ich mit ihm.“ „Versprochen?“ „Versprochen.“ Zaku schien zufrieden zu sein. Endlich. Lange hätte sie dieses Gespräch sowieso nicht mehr ausgehalten. Diese Geheimniskrämerei war anstrengend, nervenaufreibend. Immer noch. Vielleicht hatte es sich sogar verschlimmert. Vielleicht hatte sich sogar so etwas wie ein Gewissen eingestellt. „Wenn du erst Schluss gemacht hast, die Scheidung hinter dir hast, werde ich…“ Ino rollte mit den Augen. Männer! Alle waren sie gleich. Hauptsache, sie hatten eine Frau für sich oder am besten gleich mehrere. Denn Männer durften ja ungestraft betrügen. Sie hasste es so… „Ja, ich liebe dich auch, Schatz“, schnurrte sie unterbrechend in den Hörer. Sie drehte sich um, wollte… ja, was wollte sie eigentlich? Und erstarrte. Da stand er. Die Augen direkt auf sie gerichtet, dunkel und undurchschaubar wie immer. Fast schon kühl. Einzig und allein seine Hände verrieten ihn. Klammerten sich um seine Sonnenbrille, um den Halt zu wahren. „Ich ruf zurück“, krächzte sie heiser in den Hörer, würgte Zaku ab und legte das Telefon mit bebenden Fingern auf den Tisch. Sie wusste jetzt schon, dass… „Du wirst ihn nicht zurückrufen, oder?“ Shino sah sie unverwandt an, Ino fröstelte unter seinen Blicken. Dabei war dieser Blick nicht einmal sonderlich kalt. Immer noch erschien Shino ihr sanft. Sie schüttelte den Kopf. Sie würde Zaku nie mehr zurückrufen. „Warum bist du zurückgekommen?“, wisperte sie in die Stille hinein. „Interessiert dich das wirklich?“ Wieder ein Kopfschütteln. Nein, es interessierte sie nicht, verdammt noch mal. Aber sie musste doch irgendetwas sagen. Irgendetwas, um diese Stille zu vertreiben. Dieses furchtbare Schweigen. „Wie lange kennst du ihn schon?“, fragte Shino. Fragte, als wäre es die normalste Sache der Welt. Zu fragen, wie lange man schon betrogen wurde. „Etwa vier Wochen.“ Noch immer klang ihre Stimme belegt, zittrig. Auf so etwas war sie nicht vorbereitet gewesen. Auf so etwas konnte sie nicht vorbereitet gewesen sein. „Wann wolltest du es mir sagen?“ „Heute Abend.“ Die erste Gefühlsregung. Ein überraschtes Heben der Augenbrauen. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff, senkte den Blick, trat einen Schritt auf sie zu, dann wieder zurück. Er war unsicher, Ino sah es nicht nur an seinen Händen. Verletzt. Gut, das war nicht anders zu erwarten gewesen. „Kann ich es dir erklären?“, fragte Ino vorsichtig. Vielleicht konnte sie ihren Plan doch noch retten, nur eben ein paar Stunden vorgezogen. „Ich kenne dich, Ino.“ Es kam so plötzlich, wie unerwartet. „Was?“ „Ich kenne dich, Ino Yamanaka“, wiederholte Shino, jetzt sah sie es ganz deutlich, unübersehbar. Sein Blick. Als habe jemand durch ihn durch geschnitten. So verdammt verletzt… „Man nennt dich die Schwarze Witwe.“ Ino keuchte. Er konnte, konnte… er durfte das nicht wissen…! Wieso…? Kurz schloss sie die Augen, sprach sich innerlich Ruhe zu. Sie musste ruhig bleiben. Ruhig bleiben! „Denkst du wirklich, ich bin so dumm?“, sagte er, jetzt sprach die Verletztheit sogar aus seiner Stimme. „Du warst viermal verheiratet, Ino. Mit Männern aus aller Welt. Denkst du wirklich, ich weiß das nicht?“ Endlich schaffte sie es, sich wieder aufzurichten. Ruhig bleiben, Ino. „Fünfmal“, sagte sie, versuchte die Kühle in ihre Stimme zu bringen. Die vertraute Kälte. „Aber von der ersten kannst du nichts wissen.“ „Ich wusste es von Anfang an“, sagte Shino leise. „Ich dachte… ich wollte eigentlich nicht daran glauben. Ich wollte an uns glauben.“ Warum machte er es ihr denn so schwer? Es war doch so schon kompliziert genug! „Du hast dich geirrt, Shino“, meinte sie, ärgerte sich über das kleine bisschen Zittern, dass sie nicht verdrängen konnte. Dabei wollte, musste sie doch. Sie hatte keine andere Wahl. „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube immer noch daran. Ich glaubte daran, dass du anders warst, Ino. Selbst als ich gemerkt habe, dass du… einen anderen triffst.“ Zum wiederholten Mal an diesem Tag zuckte sie zusammen. „Du wusstest es?“ „Du warst anders. Kurz nach der Hochzeit wurdest du… anders.“ Mit jedem Wort verlor seine Stimme an Kraft. Verlor das, was Ino so… ja, was sie so geliebt hatte. Verdammt. „Es tat weh, aber ich dachte… Ich liebe dich, Ino“, sagte er unvermittelt. Und sah ihr mitten in ihre Seele. So fühlte es sich an. „Es ist vorbei, Shino.“ Es war so schwer, es zu sagen. Viel schwerer, als die anderen drei kleinen Worte auszusprechen. Die Worte, die Lüge waren. Verrückt, oder? Die Worte, die Lüge sein sollten. „Ich weiß“, wisperte er. „Ich weiß.“ Sie standen lange da, in der Stille. Die Stille, die sie zurückgelassen hatten, als das unbeschwerte Lächeln des Morgens zerbrochen war. Warum tat es so weh? Warum tat dieser Abschied so weh, dass sie es kaum noch aushielt? Warum… klaffte da wieder diese alte Wunde in ihrem Herzen, blutete vor sich hin. „Ino…“ Ein Flüstern, nach Endlosigkeit. „Ich wünsche mir so sehr, dass du glücklich wirst. Ich wünsche mir für dich… dass du vergisst, was immer du zu vergessen hast.“ Shino ging. Erst nach weiteren endlosen Augenblicken brach Ino zusammen. Tränen splitterten auf den Boden. Ino hatte einen großen Fehler begangen: Sie hatte sich verliebt. Mal wieder. Und mal wieder war es ein Fehler gewesen. ******* Anmerkung: Greenwich Village, auch einfach das „Village“ genannt, ist „ein beliebtes Wohnviertel und bildet zusammen mit Chelsea auch einen Schwerpunkt als Lesben- und Schwulenviertel.“ (siehe wikipedia) Ich habe es als Wohnort für Tenten gewählt, weil es wirklich sehr schön ist und einige Sehenswürdigkeiten bereithält (z.B. den ältesten noch existierenden Jazz Club der Stadt). Und die Sache mit Kiba so perfekt rein passte ;D (ja, ich weiß, ich gehe hier ziemlich ins klischeehafte) LG inkheartop Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)