Reise durch Enorath von Engelskrieger (Bündnisse) ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung - Schwarz/Rot auf Grün ------------------------------------------- Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch Layn war gerade erst aufgewacht, gähnte kräftig und räkelte sich im Gras. Von dort aus sah er blinzelnd durch die Baumkrone. "Schon wieder so ein Tag..." murmelte er nur, gähnte daraufhin erneut und blinzelte nach links. Ijaii hing noch schlafend an dem Tragegurt seines Schwertes, welches neben ihm am Baum lehnte. Grinsend stand er vorsichtig auf und streckte sich erneut, dabei stapfte er an den Rand des kleinen Wäldchens und blickte über die weiten Wiesen. Von Fernen konnte er das Königreich Evendim sehen und wenn er die Augen zusammen kniff sogar die weißen Banner der hohen Türme, die im Wind wehten. Die Landschaft war schon atemberaubend, der Himmel strahlend blau, größtenteils wolkenlos und die Sonnenstrahlen waren angenehm wärmend auf der unterkühlten Haut der gestrigen Nacht. Eine ungetrübte Stille lag friedlich auf dem Land...oder auch nicht. "..." Genervt blickte Layn nach oben in die Baumkronen, wo die Vögel wild in den Ästen zwitscherten und den Tag mit ihrem Singsang versüßten: "washeißthierdasistdeinast,dasistmeiner!" "achja?verschwindeichwarzuersthier!" "willstdudichmitmiranlegendublechbüchse?" "blechbüchse?werkrächztdennhierwieeinalteswaschweib?" Layn verdrehte die Augen. "Haltet doch endlich mal die Schnauze da oben! Manche wollen um die Uhrzeit noch schlafen, verdammt!" Schnell fasste er sich an den Mund und schielte zurück zu Ijaii, der sich jedoch nur räkelte und dann ruhig weiterschlief. Die Vögel beachteten Layn nicht, es schien ihm sogar, dass sie ihr Gemeckere nur noch verstärkten. Und selbst wenn er mal 'beachtet' wurde, freuen konnte er sich in den meisten Fällen immer noch nicht. Denn dann "befeuerten" sie ihn sogar aus der Luft und nicht nur mit kleinen Steinen oder Beeren, wenn sie frech genug waren. Layn gähnte noch einmal kräftig, hängte sich sein Schwert um, wobei er dabei auf Ijaii aufpassen musste, der ja nun am ringförmigen Knauf des Schwertes hing und da weiterschlief. Die Sonne tauchte gerade hinter einigen Wattewölkchen hervor, als der Hybrid den ersten Fuß auf die weiten Wiesen gesetzt hatte, und blendete ihn dabei so stark, dass er die Augen zukneifen musste. Ijaii murrte ebenfalls leise und schlug sich die Flügel enger zusammen. "Tut mir Leid, mein Kleiner...aber wir müssen jetzt über die weiten Wiesen...keine Bäume, kein Schatten...und das Wetter ist, gerade heute, besonders schön..." "nichtschlimm,meisterlayn...gutenacht..." gähnte Ijaii und wickelte sich wieder enger ein. Layn seufzte, grinste dann aber. "Du sollst mich doch nicht immer Meister nennen Ijaii...gute Nacht, Kleiner..." Sein Blick streifte über das weite Land. Er konnte einzelne Dörfer und kleine Städte erkennen, aber am meisten stach Evendim hervor mit seiner Größe, den weißen Mauern und den roten Bannern an den Türmen. Er seufzte wieder. Eigentlich mied er ja solche großen Orte mit zu vielen Menschen, aber dieses Mal musste es sein. Seine Stiefel gaben langsam ihren Geist auf und ohne Stiefel konnte er seine Reise, wohin sie ihn auch immer führen mag, nicht fortsetzen. Gemächlich stapfte er über einen Hügel nach dem anderen und zählte dabei die Städte und Dörfer, die in der Ferne nur als kleine braune Punkte zu erkennen waren. "Oh man...das ist wirklich eine langweilige Gegend..." stöhnte er und erinnerte sich an die letzten Pauris, die ihm begegnet waren. Ist auch schon wieder lange her... Ijaiis leises Schnarchen riss ihn aus den Gedanken. Layn grinste nur und sah nach Nordosten. Hoffentlich ist es dort anders...aufregender...anders halt...meinetwegen soll es dort auch kälter sein...ich brauch Abwechslung...einen Tapetenwechsel..., schoss es ihm nur durch den Kopf und am liebsten wäre er sofort dort. Heiden...mal sehen was mich dort erwartet...aber zuerst neue Stiefel... Grimmig sah er an sich hinunter auf die abgewetzten Lederstücke, die er Stiefel schimpfte. Löcher, Risse...die haben echt ausgedient... Schnell sah er wieder auf und stellte sich in brandneuen, schwarzen Stiefeln vor, bequem und widerstandsfähig, wasserdicht vor allem und die in der Sonne glänzten. Das verbesserte seine Laune aufs Höchste und er ging fröhlich pfeifend auf die Vorstädte von Evendim zu, dem großen Königreich im Lande Andros, wo er sich einen Laden erhoffte, der ihm angebrachte Stiefel zu einem angemessenen Preis anbieten würde. "Nanu..." Layn blickte auf, denn seine Stiefel waren ihm mit der Zeit interessanter vorgekommen, als Andros selbst, als er jemanden fluchen hören konnte. Einen weiteren Hügel später sah er auch schon eine kleine Handelsstraße und darauf einen Holzkarren an dem ein Pferd angespannt war. An dem Karren lief ein kleiner Mann auf und ab - die Quelle der lauten Fluchereien. Layn musterte den Karren. Er war beladen mit allem möglichen: Krüge, Teppiche, allerlei Krempel und Plunder, den man eh nicht brauch, bunte Stoffe und sogar ein paar Möbel. Am auffälligsten war jedoch der Karren selbst, denn ihm fehlte ein Rad. Der Hybrid schmunzelte. Es muss gebrochen sein und nun versuchte dieser Mann seinen Karren vergeblich zu reparieren. Fast schon geistesabwesend sah er kurz zur Sonne. Die Mittagszeit war schon längst vorbei und die Luft wurde auffällig kühler. "Hab mal wieder zu lang geschlafen..." murmelte er leise und eher zu sich selbst und sah dann auf den Mann zurück. "Wenn er sich nicht beeilt wird es dunkel eh er fertig wird und dann kann man sich ja denken was passiert..." Er seufzte und ging auf ihn zu. "Hey, Meister! Brauchen Sie vielleicht Hilfe?" Er grinste den Fremden an und trat locker auf ihn zu. Dieser zuckte erst einmal zusammen als er jemanden hörte und wirbelte herum. Zuerst schien er erfreut über Layns Erscheinen zu sein, doch als dieser näher kam, zuppelte er nur nervös an seiner Brille herum und tippelte auf und ab. "Nein, nein! Verschwinden Sie! Ich schaffe das schon allein!" Layn schüttelte leicht den Kopf. Ja klar..., dachte er nur und seufzte innerlich. ..immer wieder dasselbe... "Ach kommen Sie..." Er sah auf das Ersatzrad und auf den Karren. "Das schaffen Sie nie allein...und dunkel wird es auch bald...da wollen Sie doch nicht ganz allein hier draußen bleiben, oder? Und dann auch noch mit einem fahruntauglichen Karren..." Er fasste das schwere Holzrad (was nicht allzu schwer für ihn selbst war) und sah den Mann an. "Nein, nein! Ich brauche keine Hilfe...und ihre erst recht nicht!" erwiderte dieser jedoch nur weiterhin und versuchte nun sogar schon Layn das Rad abzunehmen, brach jedoch fast unter dessen Gewicht zusammen. Ächzend rollte er es über den Boden und lehnte es an den Karren. "Sie sind ja immer noch da! Was wollen Sie von mir?" keuchte er und sah nervös an Layn hoch, der ihn fast drei Köpfe überragte. Layn seufzte und ging am Mann vorbei, allerdings langsam, falls dieser noch einmal seine Meinung ändern sollte. Ein starker Wind, von Nordwesten her, kam auf und blies ihm ins Gesicht. Das Gras wurde hin und her gewirbelt. "siekommenbeeildichsiekommensiekommenschnell" "Was?!" Layn bückte sich sofort und lauschte dem Gras, doch das Flüstern hatte aufgehört. Der Mann sah ihn verwirrt an und zog dann eine Grimasse. Layn war klar, dass er ihn nun als verrückt abgestempelt hatte. Schnell sprang er auf und drückte dem Mann das Rad in die Hand. "Wenn Sie überleben wollen...sollten Sie sich jetzt zusammen reißen und mit mir zusammen ihren Karren reparieren...schnell!" "Was? Aber...wieso? Wollen Sie mich umbringen?" Layn verdrehte die Augen. "Nein, Mann! Aber wir werden bald Besuch kriegen...haben Sie Lust Bekanntschaft mit Pauris oder vielleicht sogar was anderem zu machen?" Er trat schnell auf den Karren zu und legte seine Hände darunter. "Was? Pauris? Woher wissen Sie das? Wer sind Sie überh..." "Stellen Sie keine Fragen! Beeilung!" unterbrach ihn Layn und stemmte den Karren hoch. Er war selbst für ihn schwer. Da hätte dieser kleine Mann es nie im Leben schaffen können. Der Mann zuckte zusammen, als Layn ihn so anbrüllte und versuchte so schnell wie möglich das Rad auf den Bolzen zu stecken. Er zitterte vor Angst und so gelang es ihm nicht sofort. Layn konnte von weitem schwere Schritte hören. Es mussten mindestens sechs sein, aber wie Pauris hörte es sich nicht an. "Die tragen keine Metallrüstungen..." murmelte er und wurde unruhig. "Schneller!" drängte er, doch so wurde der Mann noch nervöser, denn nun konnte auch er die Schritte hören. Er murmelte vor sich hin und schwitzte vor Anstrengung und besonders vor Angst. Als er dachte das Rad endlich auf den Bolzen gekriegt zu haben, rutschte es daran ab. "Mann!" Layn verlor langsam die Geduld. Er zog vorsichtig eine Hand unter dem Karren hervor und half dem Mann. Etwas erschöpft, ließ Layn dann erleichtert den Karren herunter, nachdem sie es nun endlich geschafft hatten, das Rad anzubringen. Er konnte Stimmen und Gegröle hören. Es klang wie ein Grunzen und auch die Stimmen waren heller, als sie bei Pauris hätten sein können. "Schnell! Fahren Sie! Aber zuerst..." Er strich Ijaii über die Flügel, der sich sofort regte. Dann nahm er ihn von seinen Ohrringen und hielt ihn an den Pfahl am Karren, wo eine kleine Laterne baumelte. Ijaii krallte sich ins Holz und baumelte kopfüber daran. "abermeisterlayn..." "Kein 'aber', du fährst jetzt hier mit!" Murrend gehorchte die kleine Fledermaus. "Fahren Sie! Los!" drängte er den Mann, der ebenfalls sofort gehorchte und auf den Kutschbock sprang. Sein Pferd war schon ganz unruhig und scharrte mit den Hufen. Er trieb es sofort an und fuhr über die Straße Richtung Evendim. "Na endlich..." murmelte Layn und drehte sich rasch um. Gerade noch rechtzeitig, denn nun stand er auch schon einem Trupp aus kleinen, grauhäutigen Wesen gegenüber, mit großen Ohren, sowie schiefen Nasen und Zähnen. Es waren sechs bis acht. Sie trugen dicke Leder- und Metallrüstungen und hatten grob gearbeitete, scharfe Kurzschwerter. Sie liefen grunzend und grölend auf ihn zu und versuchten ihn zu umzingeln. Layn sah an ihnen herunter. Klein wie Pauris...und hässlich wie Trolle...das müssen Goblins sein...so sehen die also aus...aber...Goblins hier in Andros..?, dachte er nur. Layn zog seinen langen Zweihänder. Dank seiner übermenschlichen Kraft durch die Mischung aus Vampir- und Elfenblut in seinen Adern, führte er den Zweihänder stets mit einer Hand, wenn es den Umständen entsprechend möglich war. Denn das Führen eines Zweihänders mit einer Hand ist bei ihm zwar, dem Gewicht entsprechend, nicht der Rede wert, aber dessen Handhabung nach weiterhin etwas unhandlich. Und so wanderte Layns linke Hand an seinen Gürtel, wo sich seine Finger um den Griff seines Dolches schlossen und diesen ebenfalls zog. So versperrte er ihnen dann die Straße nach Evendim. "Na ihr kleinen Stinker? An mir kommt ihr eh nicht vorbei, lasst das euch gesagt sein...also versucht es erst gar nicht!" Er grinste breit, sodass seine spitzen Vampir-Eckzähne weit über seine Unterlippe ragten. Doch sein Grinsen hielt nicht lang an, denn schon steckte ihm ein Pfeil in der Linken Schulter. Vor Schreck und vor Schmerz, hätte er beinahe seinen Dolch fallen gelassen und auch die Spitze seiner Schwertklinge neigte sich dem Boden zu. Wütend drehte er sich zum Schützen um, der ihm, nur hämisch lachend, einen weiteren Pfeil verpassen wollte. So schnell und stark wie möglich warf Layn seinen Dolch auf den heimtückischen Angreifer. Die Schulter schmerzte ihn während des Wurfes, sodass er beten musste den Goblin überhaupt getroffen zu haben. Zu seinem Glück fiel dieser, mit dem Dolch im Kopf, lautlos nach hinten auf das Gras. Das war jedoch das Startzeichen für die anderen Goblins, die nun wild grunzend und grölend angriffen. Layns Kopf drehte sich nur, wie in Zeitlupe, zu den heranstürmenden um, während sich seine nun freie Hand ebenfalls um den Griff des Zweihänders schloss. Layn bewegte seinen linken Arm. Die Schulter schmerzte fürchterlich. Na toll..., dachte er sich nur und konzentrierte sich wieder auf seine Gegner. Zum Glück hatte er schnell ihre Schwachstellen entdeckt, denn am Hals und an den Armen die Rüstungen waren alle offen und der Weg seiner Klinge ins Fleisch der Gegner frei. So ließ er sein Schwert beinahe elegant umherkreisen und schnitt ihnen, so gut er konnte, die Gliedmaßen ab. Geschickt waren sie, dass musste er ihnen lassen – und widerspenstig. Denn selbst das schien sie nicht sonderlich aufzuhalten. Sie jaulten nur kurz, vor Schmerz, noch nicht einmal um den verloren Arm oder der verloren Hand, und griffen dann sofort wieder an. Layn wich geschickt ihren Angriffen aus, musste aber dennoch ein paar kleine Schnitte einstecken. Ungeachtet dieser schlug er einem nach dem anderen dann den Kopf ab. Der einzige Weg um sie wohl mit einem Hieb vom Hals zu bekommen. Zum Schluss waren nur noch drei übrig, einer einarmig, einer zwar leicht verletzt, dafür aber nur noch einhändig und der andere mit nur einem Ohr weniger. Der Hybrid grinste breit. "Meint ihr...ihr drei schafft mich?" Er lachte kurz auf und griff dann an. "Vergesst es!" Die Goblins wichen etwas zurück und zu seiner noch größeren Überraschung liefen sie dann auch noch weg. "Hey! Weglaufen zählt nicht!" rief Layn ihnen hinterher. Er stürmte nach und holte sie ein, da drehten sie sich plötzlich auch schon wieder um und griffen erneut an. Layn war zum zweiten Mal mehr als überrascht und stockte kurz, was er jedoch sofort einbüßte, denn eine Klinge streifte nur knapp seinen rechten Unterarm und hinterließ eine unschöne, wenn auch oberflächliche Schnittwunde. "Aahh!!" Vor Schmerz ließ der Hybrid sein Schwert fallen und schaffte es gerade noch sich schnell zu ducken, um einer weiteren Klinge auszuweichen. Rasch trat er dem einen Goblin dann ins Gesicht und griff sich dann sein Schwert. Es glitt mühelos durch den Hals eines anderen Goblins und dann, durch eine sanfte Kurve in seinem Hieb, durchgehend in den Wanst des anderen, dessen Oberkörper sofort vom Rest und dann ins Gras flog, welches schon blutgetränkt war. Der Goblin, dem er ins Gesicht getreten hatte, hatte sich nun auch schon wieder gefasst und stürmte mit zertrümmerter Nase auf Layn zu. Dieser jedoch schlug mit seinem weitaus größeren Schwert so kräftig gegen dem des Goblins, dass es diesem nicht einfach aus der Hand geschlagen wurde, sondern brach. Die restliche Klinge flog im hohen Bogen durch die Luft und blieb dann neben Layn im Boden stecken. Wieder grinste der Hybrid nur breit. Sofort ergriff der letzte der Goblins die Flucht, doch dieses Mal war Layn darauf vorbereitet. Schnell sprang er hinterher und köpfte den Goblin von hinten, dem nur ein gurgelndes Geräusch blieb, ehe der Kopf, mit weit aufgerissenen Augen und ebenfalls aufgerissenem Mund, einen kleinen Hang hinunter kullerte und Layn von dort aus her mit trüb gewordenem Blick anstarrte. Geschafft steckte dieser nur sein Schwert zurück in die Tragegurte (denn für so ein Schwert besitzt und braucht er einfach keine Schwerthülle) und suchte nach seinem Dolch, denn er wenig später aus dem Kopf des einen Goblinschützen zog, und trat dann auf die Straße. Innerlich seufzend sah er auf ihr entlang. Darauf erkennen konnte er jedoch nichts und niemanden. "Der war ja echt schnell weg..." murmelte Layn nur leise und rieb sich den leicht verspannten Nacken, bis er in weiter Ferne etwas auf sich zukommen sah. Layn kniff die Augen zusammen, dann erkannte er, was es war. "Ijaii!?" "meisterlayn!" Ijaii flatterte im Sturzflug auf ihn zu und landete auf seiner Schulter. "dubistwohlauf..." Er schmiegte seinen kleinen plüschigen Kopf an Layns Wange und drückte ihm die feuchte Schnauze entgegen. "W-Was machst du hier? Warum wartest du nicht auf mich in Evendim?" Verwirrt kraulte er die kleine Fledermaus am Bauch. "ichhatteangstumdich..." piepste Ijaii nur kläglich. "..unddieserhändlerwarmirauchnichtganzgeheuer..." meinte er dann und schmiegte seinen Kopf mit weinerlicher Stimme an seinen Herrn. "..undalswirdannauchnochangekommenwaren, nahmernureinenteppichklopferundschlugdamitnachmiraus! ..ichhattesolcheangst...ichwusstedochnichtwohinichsollte, daherbindanneinfachwiederhierherzurück..." wimmerte der Kleine dann. "Was?!" Layn sah fassungslos in Ijaiis Knopfaugen und drückte die kleine Fledermaus dann nur noch tröstend an sich. "Jetzt bist du ja wieder bei mir...dummerweise müssen wir aber nach Evendim...und zu einem Händler..." "jaichweis..." schniefte Ijaii nur leise, flatterte hoch und wollte sich wieder geschickt an den ringförmigen Knauf des Zweihänders hängen, da schrie er leise auf. "meisterlayn...! ..ihrhabteinenpfeilinderschulter!" "Oh, ach ja..." erwiderte dieser nur. "Hatte ich ganz vergessen..." Layn griff nur nach hinten "Gleich nicht mehr, mein Kleiner..." und zog ihn dann, mit zusammen gebissenen Zähnen, mit einem Ruck heraus. Es war schon schmerzlich genug gewesen den Pfeil so zu umfassen, dass es, so gut wie nur möglich, kaum wehtat, aber das Ergebnis schmerzte glatt noch mehr als der Pfeil selbst. "Was zum-?!" Fassungslos starrte Layn auf den Pfeil. "Noch nicht mal richtige Pfeile können die machen, oder wie!?" schnauzte er dann und warf das Stück Holz wütend zu Boden, denn die Pfeilspitze steckte noch in seiner Schulter. Vorsichtig tastete er mit den Fingern in seiner Wunde nach der Spitze. "Argh...verdammt...ah, da..." Seine blutverschmierten Finger jedoch rutschten nur am Schaft ab. "So ein Mist aber auch!" fluchte er laut und wischte sich dann die blutverschmierten Finger an der Weste ab. "Dann muss ich halt einen in der Stadt finden, der sie mir rauszieht...am besten ich geh zu einem Schmied..." seufzte er leise und schritt dann die kleine Straße entlang. Ijaii hing derweil nur stumm am Knauf des Zweihänders und starrte besorgt kopfüber auf die blutende Schulter seines Herrn. Layn sah nach Westen und der Grund des vorigen Schauers wurde ihm nun endlich bewusst. Verdammt, ich glaub ich komm nicht eh genug an..., dachte er sich nur und schritt zügiger. ..zumindest, wenn ich trocken ankommen will...dieses Evendim scheint noch einige Meilen entfernt zu sein... Denn letzte Sonnenstrahlen versuchten noch durch die dicke Wolkenwand zu brechen, die sich über ihre Köpfe hinweg zugezogen und die sonst so grüne Wiesenlandschaft in ein bedrückendes grau gefärbt hatte. Doch wurden auch diese bald von der Unwetterfront verschluckt und so fand sich der junge Hybrid bald inmitten eines bevorstehenden Unwetters fest, so Furcht erregend, dass die Luft zu prickeln schien. ..das verheißt nichts Gutes…, schoss es ihm dabei nur durch den Kopf, lief nun noch zügiger die Straße entlang und lauschte dem grummelndem Donner, den Blick dabei in den Wolken haftend. ..von einem Blitz erschlagen werden will ich ja nicht… Doch zu Layns Pech schien er das einzig ‚hohe’ weit und breit zu sein, was sich in seiner Umgebung auf den Hügeln befand. Ijaii sah ebenfalls unsicher nach oben und ließ dann den Schwertknauf los, um auf Kopfhöhe seines Herrn neben ihn herzuflattern. "könntihrdennlaufen, meister?" Layn grinste nur matt. "Natürlich...solange ich die Schulter dabei nicht zu sehr bewege...ansonsten...ich bin doch ein starker Kerl, oder nicht?" Ijaii sah ihn glücklich an. "natürlichmeister...derstärkstevonallen..." Da konnte er sich, trotz der bevorstehenden Situation des Unwetters wegen, ein Lachen nicht verkneifen und lief los. Den Arm hielt er dabei so steif wie möglich an sich gedrückt. Ijaii flatterte ihm weiterhin hinterher und dann vor ihm weg. "Die Luft wird immer kühler und der Wind stetig stärker...das wird ein schönes Gewitter geben und zu allem Pech wird es bestimmt gleich losgehen..." Layns Blick fiel auf grelles Licht, welches weiter westlich zwischen den haushohen Wolkentürmen zuckte. ..Ich sollte wohl doch nicht nur zu einem Händler und einem Schmied, sondern auch noch in ein Gasthaus..." Unwohl fühlte er daraufhin während des Laufens seinen Goldbeutel ab. Das wird teuer - oder zumindest teurer als ich es geplant hatte...so ein Mist, aber auch… Layn seufzte und lief nun wieder über die Wiesen, der Weg machte ihm einfach zu viele Kurven. Ein weiterer Blick in den Himmel verkündete nichts Gutes. "Ijaii...du solltest jetzt nicht mehr fliegen...der Wind wird zu stark..." "nagut, meisterlayn..." Ijaii flatterte an seine Brust, sodass Layn ihn mit der rechten Hand umfassen konnte, so wie er es immer bei starkem Wind tat. Er drückte die kleine Fledermaus sanft an seine Brust und flitzte nun, so schnell es mit der Schulter ging, über das Gras, als auch schon die einige wenige Regentropfen fielen, jedoch sofort gefolgt von den ersten Wolkenbrüchen. Layn wagte es nicht in den Himmel zu sehen, er war schon beunruhigt genug. Zu Anfang hatte es ja schon bedrohlich genug gedonnert. Dann der plötzlich startende Regenguss und ein so starker Wolkenbruch, dass man denken könnte, jede Wolke müsse ein ganzes Meer ausregnen. Zu all dem peitschte ihm auch noch der Wind so heftig um die Ohren, dass sich die Regentropfen eher wie Hagelkörner im Gesicht anfühlten. Layns Sicht war wegen des schlechten Wetters eh schon stark eingeschränkt, zumal er ja noch zusätzlich die Augen leicht zukneifen musste, da der Wind den Niederschlag von vorn kommend in sein Gesicht trieb. Dennoch wurden die Mauern der Stadt langsam als schwarzgraue Silhouetten sichtbar. Noch einmal wurde der Regen kurz stärker und dann vom Wind seitlich weggetrieben, sodass Layn endlich mehr sehen konnte. Ijaii hielt sich weiterhin schützend in seiner Hand versteckt, doch diesmal blieb er, wie sonst auch, nicht ganz verschont. Die Wiesen derweil waren schon längst zur Rutschbahn geworden und somit die Hügel gefährlicher. Wäre ich doch nur auf dem Weg geblieben, verdammt!, schoss es dem Hybriden nur bereuend durch den Kopf. ..wenn ich nicht aufpasse, lande ich noch auf-… Doch genau in dem Moment rutschte er aus, fiel nach hinten und stürzte, vor Schreck kurz aufschreiend, einen steileren Hügel herunter. Unten angekommen wälzte sich Laym ächzend auf die Seite. Er war durch das Ausrutschen übel auf den Rücken gefallen, wodurch ihm wieder der Schmerz in der Schulter bewusst wurde, der bisher durch die Kälte und Nässe betäubt worden war, und hatte sich nach dem Sturz nicht rechtzeitig abfangen können. Ijaii hatte ebenfalls einen ziemlichen Schreck bekommen. Seine kleine Schnauze lugte aus seiner Hand hervor und dann folgten schon seine kleinen Knopfaugen und die Ohren, ganz gleich ob er sofort durchnässt wurde. "allesinordnung, meister? wasistmitdeinerschulter?" "M-Mir...geht's gut..." Layn stand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und versuchte zu lächeln. "Keine Sorge...es geht weiter..." Ijaii wollte nicht widersprechen und vergrub sich wieder in Layns Hand. Dieser rannte wieder über das Gras und stolperte dann auf die Straße zurück, auch wenn diese, schlammig wie sie nun war, kaum mehr Halt unter den Füßen bot (, die dank der ‚wasserdichten’ Stiefel nicht nur eiskalt, sondern halb abgefroren waren). Dennoch rannte, stolperte und schlitterte Layn so schnell wie nur möglich weiter, stets leicht geduckt, denn Blitzte zuckten bedrohlich am Himmel und schlugen teilweise auch in den, an Andros grenzenden Wäldern ein. Getroffen werden war das letzte, was er wollte. Doch zu seinem Glück kam Layn bald am großen Stadttor an, kraftlos, zitternd vor Kälte und Ehrfurcht wegen der Naturgewalt und von oben bis unten hin völlig durchnässt. Ijaii wollte sich sofort unter die Laterne hängen, die dort befestigt war, doch Wind und Regen waren noch zu stark für die winzige Fledermaus. Layn presste sich, mit zitternden Beinen, an das große Tor, wischte sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht und klopfte dann, so kräftig er noch konnte, an. "Wer da?" Eine dunkle Männerstimme dröhnte durch das dicke Holz, wurde jedoch fast vom lauten Prasseln des Regens und dem Heulen des Windes übertönt. Dann wurde auch schon ein Guckfenster geöffnete. Ein kleines Augenpaar stierte auf Layn, der ihn versucht freundlich angrinste, sofern er noch die Kraft dazu hatte und nicht gerade am schlottern und niesen war. "Ich bin nur ein Reisender, der für diese Nacht eine Unterkunft sucht...könnt Ihr das Tor öffnen und mich hinein lassen?" Layn stützte sich kurz mit dem Arm die verletzte Schulter. "Um diese Urzeit lasse ich niemanden mehr hinein..." grummelte der ältere Mann. "Außerdem seht Ihr mir verdächtig aus..." "Ich? Nun ja...lasst Euch nicht von meinem Aussehen täuschen...ich führe nichts Übles im Schilde...ich will nur ins Trockene und jemanden finden, der mir die Pfeilspitze aus der Schulter zieht...mehr nicht...bitte...könnt Ihr nicht eine Ausnahme machen?" Ein Auge des Mannes hatte gezuckt, als Layn von der Pfeilspitze sprach. "Pfeilspitze? Wie hast du denn das hingekriegt, Junge?" Der Mann stierte an Layns Gesicht hinunter auf dessen Schulter. Das durchnässte, weiße Hemd war an der Stelle dunkelrot. "Ich wurde angegriffen...dort draußen auf den Wiesen...nachdem ich einem Händler half seinen Karren zu reparieren..." Layn nieste erneut, allmählich machte ihm die Kälte und Nässe zu schaffen. "Ach, dass warst du? Der alte Junke erzählte vorhin im Gasthaus schon irgendwelche Taten über sich…wie er einer Paurigruppe den Scheitel gezogen und irgendeinem Fremden die Haut gerettet hätte...dacht ich mir doch, dass er mal wieder nur vor sich hinschwafelt...er liebt abenteuerliche Geschichten, besonders wenn es um ihn geht..." erzählte der Alte auf einmal, mit leichtem Unterton, munter, die Situation wohl gänzlich vergessen. "A-Aha..." Layn lächelte nur mager. Na toll...jetzt stempelt der sich als Held des Tages ab und ich erfriere hier draußen...!, grummelte er in Gedanken. "Warte, Junge...ich mach dir auf...dann kannst du mir die Wahrheit erzählen..." Der Alte schloss das Guckfenster und man hörte reichlich Schlüssel klimpern. "Danke, Herr..." Na endlich... Layn tippelte auf der Stelle und sah hinunter zu Ijaii, der ihm die Zeit über aus der hohlen Hand angeschaut hatte. "Jetzt geht's endlich ins Warme..." lächelte er zu ihm runter. Dann öffnete sich das Tor. Der alte Mann trat vor Layn, mit eisblauen Augen und ernster Miene, grauem Haar und breitem Schnurrbart. Layn erinnerte der steinerne Gesichtsausdruck zwar sofort an einen Zwerg, aber ansonsten schien der Mann freundlich zu sein. "Hast du was gesagt, Junge?" Er sah an Layn hoch, der ihn um einen guten halben Kopf überragte. "Nein, nein..." "Aha...nun gut...komm rein, Junge...ich nehme dich mit zu mir nach Haus...dort kümmere ich mich um deine Schulter...bei dem Wetter wirst du nämlich kein Glück mehr bei den Gasthäusern haben…" "D-Danke, Herr...sehr freundlich…" Layn trat durch das Tor. "Kannst mich Ombur nennen." grummelte der Alte und schloss das Tor wieder. Rasch folgte er Ombur dann durch die Gassen. Der Regen peitschte auch hier auf die Pflastersteine, als wolle er sie zum zerbersten bringen, und der Wind heulte zwischen den Häusern, wie ein Rudel hungriger Wölfe. Überall war es dunkel, nicht ein Licht brannte in den Fenstern. Layn beneidete die Menschen die in ihren warmen Betten lagen und nichts von diesem Unwetter mitbekamen. Von fernen konnte er viele Stimmen hören. Dessen Quelle ihm rasch bewusst wurde, als sie an einem Gasthaus vorbeigingen. Zum dreibeinigen Zentauren…?, las er nur in Gedanken das gefährlich schaukelnde Schild über der Tür und Layn schüttelte schmunzelnd den Kopf. Er konnte Gelächter hören, sowie die Stimme des Händlers, dem er geholfen hatte. Dieser schien ziemlich angetrunken zu sein und prahlte laut über seinen Kampf gegen die Pauris. Zuhörer schien er um diese Zeit und bei dem Wetter jedoch kaum noch welche zu haben. Wenn der wüsste... Layn seufzte und folgte Ombur weiter. Dieser führte ihn in eine schmale Gasse und öffnete, einige Häuser weiter, die Tür eines schmalen, zweistöckigen Hauses. "Komm rein..." brummte er. "Schnell, sonst steht die Stube unterwasser. Der Hybrid gehorchte sofort und trat in die angenehm warme Stube. Er hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet überhaupt noch etwas anders als Nässe und Kälte zu spüren. Ijaii flatterte sofort aus seiner Hand und hängte sich unter eine Wandlampe, wo er sich gleich die Regentropfen abschüttelte. Ombur sah kurz erschrocken auf und sah dann auf die Fledermaus. "Wie kommt die denn hier rein? Kusch!" Sofort trat der Alte Hände wedelnd auf Ijaii zu, doch Layn trat rasch dazwischen. "Nicht! Bitte, er gehört zu mir, tun Sie ihm nichts!" Rasch pflückte er die kleine Fledermaus von der Wandlampe und drückte sie an sich. "Ombur bedachte ihn nur mit erstauntem Blick. "Du hältst dir eine Fledermaus?" Layn nickte nur rasch, auch wenn das Wort ‚halten’ nicht passte, immerhin war Ijaii sein Freund, nicht sein Haustier. "Darf er hier bleiben? Bitte…ich will ihn nicht nach draußen schicken, nicht bei dem Wetter…" "Ist er stubenrein? Meine Frau bringt mich sonst um..." erwiderte Ombur nur misstrauisch. "N-Natürlich...wenn er muss lass ich ihn raus...hast du gehört?" Layn sah grinsend zu Ijaii und stupste mit dem Finger gegen dessen kleine Schnauze. "j-jameisterlayn...ehm…ichwürdegernjagengehen...darfich?" "Jagen? Bei dem Wetter? Kommt nicht in Frage...!" Er wandte sich an Ombur, der ihn leicht verwirrt anstarrte. "Habt Ihr einen Dachboden oder einen Keller, wo er Motten und Spinnen jagen könnte?" "Der Dachboden...ja..." erwiderte Ombur nur sah Layn weiterhin verwirrt an. "Du...kannst mit ihm reden?" "Äh..." Layn wusste nicht wie er antworten sollte, obwohl ein einfaches ‚ja’ genügt hätte. "Schon gut..." winkte Ombur dann ab und ging durch die Stube. "Komm...hier kann ich mich nicht um deine Schulter kümmern...außerdem brauchst du trockene Sachen..." Layn nickte und folgte ihm. "Nochmals danke...nicht viele sind so freundlich und helfen Fremden...besonders so einem wie mir..." Ombur sah ihn an. "Wieso? Du scheinst mir ein aufrichtiger Kerl zu sein...und du hattest Recht mit vorhin...man soll nicht auf das Äußere achten...obwohl du mir immer noch seltsam aussiehst...bist du ein Elf, wenn ich fragen darf?" Layn schluckte. "Mein Vater war ein Elf..." antwortete er dann. "Daher kann ich auch mit der Fledermaus reden, sowie mit anderen Tieren..." "Achso...so was können Elfen? Wusste ich nicht...kenn keine persönlich...nun komm..." Layn ging lächelnd hinter ihm her. Es kam selten vor, dass ihn jemand wie ein "normaler" Kerl behandelt. Sie traten in eine Küche und setzten sich auf die Stühle. Layn zog den Umhang, dann seine Weste, sowie das Hemd aus. Ombur saß hinter ihm und betrachtete seine Wunde. Vorsichtig fühlte er mit den Fingern darüber. "Ich kann die Spitze nicht sehen, aber fühlen tu ich sie ein wenig...sie steckt sehr tief" Er drückte leicht auf die Haut. Layn biss nur die Zähne zusammen. ..mist…sie muss durch den Sturz tiefer ins Fleisch gerutscht worden sein…!, schoss es ihm dabei durch den Kopf. "Das wird leider wehtun...warte hier...ich hole mir eine Zange und Verbandszeug..." Der Alte ließ Layn alleine und schlich leise durch die Flure. Anscheinend wollte er niemanden wecken. Layn sah sich in der Küche nur um und kraulte dabei Ijaii, den er wegen des Entkleidens aus seiner Hand gelassen hatte und der nun auf seinem Schoß saß, das Kraulen genießend. Layn dachte darüber nach, wie weit er diesem Ombur vertrauen konnte. Kurz sah er auf Ijaii und lächelte. Dieser schmiegte seinen Kopf genüsslich an die Finger die ihn kraulten und hielt dabei die kleinen Äuglein geschlossen. Sanft hob der Hybrid die kleine Fledermaus hoch und drückte sie zärtlich an sein Gesicht. Ijaii presste nur sofort seine kleine Schnauze an Layns Wange. "ichhabdichlieb, meisterlayn..." piepste er leise und schmuste sich an die warm werdende Haut des anderen. "Ich dich auch mein Kleiner...und nenn mich endlich nur noch Layn...wer kennen uns nun schon so lange...das ist mir einfach ein wenig unangenehm...außerdem will ich mich nicht mit den anderen Vampiren vergleichen..." (Deren ‚Gefährten’ (ob tierisch oder nicht) als ihre Diener betrachtet und auch dementsprechend behandelt werden.) "nagut, meis-ähm...layn..." fiepste Ijaii noch leicht unsicher, sah ihn dann aber mit großen Augen glücklich an, als Layn ihn zufrieden angrinste. Dann kam auch schon Ombur zurück. "Hab ich da grad was von Vampiren gehört?" Er setzte sich wieder hinter Layn. "Ähm...ja...wieso?" Layn drehte seinen Kopf so weit er konnte nach hinten. "Ach...eh...nur so...Ich fang jetzt an..." brummte es nur zurück und schon drückte der Alte Layns Wunde mit den Fingern etwas auseinander um mehr Platz für die Eisenzange zu haben. Layn biss sofort die Zähne zusammen, dann spürte er auch schon das kalte Eisen. Es schmerzte ihn fürchterlich und auch wenn er Schmerzlaute vermeiden konnte, so kniff er wenigstens die Augen zusammen. Ijaii indes sah besorgt nach oben und bekam eine kleine Träne auf die Schnauze. Sofort schüttelte er sich am ganzen Körper. "layn..." Er schmiegte sich tröstend an die Wange seines Herrn. "So ich hab sie...ich muss sie vorsichtig herausziehen...scheint so, als ob sie mit Widerhaken gearbeitet wurde..." Layn nickte nur leicht und sah mit schmerzlich verzogener Miene zur kleinen Fledermaus, der er verkrampft in dessen kleinen feuchten Augen zulächelte. "Nicht...weinen..." brachte er leise hervor und strich mit einem Finger über Ijaiis Köpfchen. Dieser schmiegte sich sofort daran und umklammerte ihn leicht mit seinen Fingern. "Argh!" schrie Layn plötzlich leise auf und atmete dann erleichtert aus. "Hier ist das Mistding..." Ombur zeigte ihm die blutverschmierte Pfeilspitze und legte sie dann samt Zange auf den Tisch. "Danke..." keuchte Layn und drehte sich um, wobei er sich jedoch vorher noch rasch Augen und Wangen mit dem Handrücken trocknete. "Schon gut...ich desinfiziere jetzt die Wunde und dann kommt ein Verband drauf...hast du noch andere Verletzungen?" "Ähm...ja...der Arm...aber das ist halb so wild...nur eine kleine Schnittwunde..." Layn streckte ihm den Arm entgegen und wollte ihn daraufhin auch schon wieder wegziehen, doch Ombur hielt ihn nur fest und besah sich die Wunde kurz genau. "Trotzdem...entzünden könnt es sich immer noch..." Sofort begann er sich um Layns restliche Wunden zu kümmern, verschwand danach wieder kurz um alles zurückzubringen und den Küchentisch zu reinigen und kehrte dann erneut, mit einem Bündel in den Händen, zu ihm zurück. Danach gingen sie in die Stube zurück und setzten sich vor den Kamin. Dort bekam Layn trockene Sachen zum Umziehen von ihm und auch wenn er sie vorerst ablehnte, so war er dennoch sehr dankbar dafür. Ganz abgesehen davon, dass seine restlichen vom Regen getränkt worden waren, wie auch seine Stiefel, die schon die ganze Zeit über Geräusche von sich gaben, wenn er ging, so als würde er auf, mit Wasser gefüllten, Beuteln laufen. "Wem gehören die eigentlich?" fragte er dann, als sich Layn auszog, denn die Kleider sahen nicht so aus, als ob Ombur so etwas tragen würde. Die Größe passte einfach nicht. "Sie gehörten meinem Sohn..." brummte dieser nur, als er Layn die Stiefel abnahm und mit dem Wasser darin einige Topfpflanzen im Zimmer goss und sah dann ins prasselnde Feuer, als er sich zurück auf den Sessel gesetzt hatte. "Oh...wo ist euer Sohn? Arbeitet er oben im Schloss?" fragte Layn ihn sofort interessiert und sah dabei, während er sich abtrocknete und dann umzog, nur ab und zu den Alten an, doch dieser antwortete nicht sofort. "Nein..." sprach er dann in einem tonlosen Ton. Seine Miene wirkte nun irgendwie nachdenklich, so als ob er in Erinnerungen schwelgen würde. "Ombur?" fragte Layn unsicher und setzte sich, als er fertig angezogen war, auf einen Sessel, während er sich nun die Haare trocknete. Ombur zuckte leicht zusammen und sah dann zu ihm auf. "Oh, er...Er starb vor zwei Jahren...war ungefähr so alt wie du...denke ich..." "Oh, dass...Das tut mir Leid..." Layn sah ihn traurig an und wich mit seinem Blick ebenfalls Richtung Flammen aus. "Schon gut..." Ombur sah kurz zu ihm und dann wieder zurück aufs Feuer. Layn tat es nur gleich, er wollte lieber nicht nachfragen, wie sein Sohn gestorben war, immerhin wollte er ihn nicht weiter daran zurückerinnern und ganz abgesehen davon ging es ihn ja auch überhaupt nichts an. So schwiegen sie sich lange Zeit an, bis Layn unsicher die leicht bedrückende Stille brach. "Ich möchte nicht zur Last fallen...daher werde ich jetzt wohl lieber ins Gasthaus gehen und mir ein Zimmer mieten..." Prompt war er aufgestanden und verbeugte sich dann vor dem Alten. "Ich danke für die Versorgung und die Kleider...sobald meine eigenen trocken sind, werde ich sie gewaschen zurückbringen..." Doch ehe er einen weiteren Schritt tun, noch etwas Weiteres sagen konnte, war Ombur auch schon förmlich vom Sessel gesprungen. "Unsinn, Junge...! Bei dem Wetter gehst du nicht mehr raus...außerdem ist unser Wirt nicht besonders fair gegenüber Fremden...da werden die Preise schon mal höher als erlaubt...wir haben noch ein Zimmer mit Bett frei...dort kannst du schlafen..." "Ich, nein wirklich, dass..." stammelte Layn nur, wurde von dem Alten jedoch sofort wieder unterbrochen und dem er das Angebot partout nicht ausreden konnte. Innerlich seufzend und dennoch irgendwie glücklich gab sich Layn geschlagen. "Danke...das ist sehr freundlich..." Erneut verbeugte er sich vor Ombur, bekam aber sofort wieder ein flaues Gefühl im Magen. Denn Layn dachte sich schon, dass es nur das Zimmer des Sohnes sein musste, welches Ombur ihm da anbot. Ein Grund, weshalb er es nicht annehmen wollte. Zurück in seinen eigenen Sessel gedrängt, sah der Hybrid dann wieder zurück ins prasselnde Feuer. Er genoss das Geräusch und die Wärme, ganz zu schweigen von der Wärme, die auch sicherlich bei einem kalten Kamin in diesem Zimmer liegen würde, mit diesem alten Mann, dort in diesem alten Sessel... Plötzlich hörte Layn ein Knarren und dann auch schon nahe Schritte im Flur hinter der Stube. Dann tauchte auch schon der müde Kopf einer älteren kleinen Frau auf. Sie trug einen hellen Morgenmantel und hatte sich die Haare zu einem Zopf gebunden. "Ombur? Bist du das? Wieso schläfst du noch nicht? Oh..." Die Frau sah mit ihren braunen Augen auf Layn und lächelte verlegen. Layn lächelte freundlich zurück, doch auch ihm war es leicht unangenehm, immerhin war er ein Fremder und nun auch noch ein unerwarteter, plötzlicher Gast. "Guten Abend..." begrüßte er sich jedoch sofort, denn wenigstens wollte er zeigen, dass er Manieren hatte. "Das ist meine Frau Nurana...das ist..." Ombur stockte und sah fragend zu Layn, der seinen Blick nur erwiderte und dann verlegen lachte. Er stand auf und verbeugte sich leicht vor beiden. "Mein Name ist Layn, verzeiht, wie unhöflich von mir..." Nurana richtete jedoch nur ihr Haar, zog sich den Morgenmantel enger und kam näher. "Sehr erfreut, junger Mann..." Sie sah an ihm hoch und musterte ihn entzückt. "Es tut mir Leid...Euer Mann war so freundlich mich hierher mitzunehmen und musste mir trockene Kleidung geben, meine eigenen waren durch den Regen völlig durchnässt..." "Ach das macht doch nichts..." Nurana lächelte ihn freundlich an, doch er merkte, dass es sie ein wenig schmerzte ihn in den Sachen ihres Sohnes zu sehen, zumindest bildete er es sich sofort ein und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihm und seinem Magen breit. Ijaii flatterte plötzlich unruhig auf, flog vom Sessel und setzte sich auf Layns Schulter. "du, layn...ichwilljagengehen...bitte, bitte...darfichjagengehen?" quengelte er leicht und strich mit seinem Flügel bettelnd über Layns Wange. Er konnte Ijaiis kleines Bäuchlein knurren hören. Nurana zuckte bei dem Flattern zusammen und schrie vor Schreck leise auf als sie die kleine Fledermaus sah. Sofort stellte sie sich schützend hinter den Sessel, in dem Ombur saß. "Keine Sorge, Liebes...sie tut dir nichts und gehört zu dem Jungen..." Unsicher sah Nurana ihren Mann an und betrachtete dann wieder Ijaii. "Verzeiht mir...aber mein kleiner Ijaii hat Hunger...ich möchte nicht, dass er sich unwohl fühlt und das er hungert erst recht nicht...darf er bei ihnen jagen?" "Bei...uns?" Nurana sah von Layn auf die Fledermaus und dann auf ihren Mann. "Natürlich...ja..." Ombur stand auf. "Komm...ich zeige dir den Dachboden..." Layn stand auf und verbeugte sich noch einmal leicht vor Nurana, als er an ihr vorbeiging. Diese sah ihm leicht gerötet nach und folgte ihnen die Treppe hoch. "Sie werden doch sicher hier übernachten, oder? Natürlich...bei dem Wetter...ich werde ihnen ein Bett herrichten..." Sofort trat sie, als sie oben angekommen waren, auf ein Zimmer zu und verschwand darin. Layn sah ihr kurz nach, dann wandte er sich an Ombur. "Sie haben eine nette und herzensgute Frau..." "Ja...das ist sie..." Zum ersten Mal klang Ombur nicht mehr so brummig, sondern freundlich und sogar ein wenig liebevoll. Er führte ihn noch ein Stockwerk höher, dann kletterten sie eine Holzleiter hoch, die zu einer Luke in der Decke ragte. Dort traten sie auf den Dachboden. Layn sah sich um und wandte sich dann an Ijaii. "Gut so? Meinst du, dass du hier ausreichend zu Futtern finden wirst?" Ijaii sah sich um und flatterte dann eine kleine Runde in dem großen Raum. Dann kam er zurück und setzte sich auf Layns Hand, die er ihm entgegen streckte. "Nun?" Er sah erwartungsvoll auf die kleine Fledermaus. "ja...ichglaubschon...hiergibtesreichlichspinnenundvieleinsekten...ichglaubdaswirdreichen..." "Gut...ich werde dich dann in anderthalb Stunden abholen...reicht dir das?" Ijaii nickte und flatterte dann in die dunklen Ecken des Dachbodens. Layn drehte sich zu Ombur. "Ist ihnen das recht?" Ombur nickte und lauschte Ijaiis flatterndem Geräusch. "In der Zeit kannst du mir ja in Ruhe erzählen, was nun vorgefallen war..." "Gern..." Sie kletterten wieder hinunter und Ombur schloss die Dachbodenluke. Dann setzten sie sich wieder in die Sessel. Nach kurzer Zeit kam auch schon Nurana zurück und brachte ihnen einen Tee. Dann verabschiedete sie sich und ging zurück ins Bett. Layn trank genüsslich den Tee und erzählte Ombur von dem Goblinangriff. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)