Schon wieder Weihnachten von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 1: Bräuche ------------------ Ruki seufzte schwer und starrte weiterhin auf die Tür vor sich. Schon wieder. Schon wieder war es Weihnachten. Es war nicht so, das Ruki diese Zeit nicht mochte. Ganz im Gegenteil. Er liebte Weihnachten sogar, mehr als jede andere Jahreszeit. Weihnachten war ein Fest, dass er immer mit seinen Freunden verbrachte, mit seinen besten Freunden, mit der Band. So auch dieses Jahr. Wieder, wie schon etliche Jahre zuvor, stand er vor Kais Wohnungstür und konnte einfach nicht anklopfen. Ruki wusste selbst nicht, warum es ihm von Jahr zu Jahr schwerer fiel einfach anzuklopfen und hineinzugehen. Die anderen waren bestimmt schon alle da. Das wusste er, so war es Brauch, jedenfalls bei ihnen. Uruha, der Weihnachten beinahe vergötterte, war wahrscheinlich, wie immer, schon in aller Herrgottsfrühe zu Kai geeilt um ihn zu helfen. Gemeinsam putzten sie Kais Wohnung, dekorierten sie mit vollkommen unnützem Zeugs, einfach nur, damit ein wenig Weihnachtstimmung aufkam. Danach gingen die beiden Einkaufen, bereiteten wunderbares Essen zu. Uruha konnte nämlich auch kochen, stand Kai in so gut wie nichts nach. Er war einfach nur stinkfaul. Immer. Außer zu Weihnachten. Zu Weihnachten raffte er sich immer auf, nahm Kai den größten Teil der Arbeit ab und kochte für sie. Irgendwie freute sich Ruki auf das Essen, denn immerhin war es das Beste, das er für ein Jahr lang essen würde. Ruki konnte sich auch das nicht erklären, doch zusammen mit seinen Freunden Weihnachten zu feiern, einfach nur zusammen zu sein, das war etwas, das Ruki um nichts in der Welt missen wollte. Aoi müsste auch schon da sein. Er war wahrscheinlich wie jedes Jahr, erst zu Mittag aufgestanden und dann sofort zu Kai und Uruha geeilt. Natürlich. Immerhin war es seine Bestimmung den Weihnachtsbaum zu schmücken. Warum genau Kai sich jedes Jahr aufs Neue einen zulegte, wusste Ruki nicht. Kai klagte doch immer wieder darüber, wie viel Arbeit es doch war, wie schnell die Nadeln abfielen und dass er den Baum auch entsorgen musste. Aber trotzdem tat er es immer wieder, suchte sich den schönsten Baum aus, schleppte ihn mühevoll nach Hause und das nur, damit Aois Tradition erhalten blieb, damit er, wie auch im Jahr zuvor, den Weihnachtsbaum schmücken konnte. Insgeheim fragte sich Ruki, wie der Baum dieses Mal wohl aussehen würde. Aoi war immer besonders kreativ, wenn es um das Schmücken des Baumes ging. Er hatte einfach geniale Ideen, die den Baum noch schöner erstrahlen ließen. Ruki erinnerte sich noch gut an das vorige Jahr. Da hatte Aoi beschlossen den Baum ausschließlich mit Lametta zu schmücken. Der Baum hatte einfach nur erstaunlich ausgesehen – im positiven Sinne. Ruki schüttelte lächelnd den Kopf. Eigentlich war er doch sehr neugierig. Was hatte sich Aoi wohl für dieses Jahr ausgedacht? Und Kai… Kai war wohl gerade dabei ihre Betten vorzubereiten. Ruki liebte es. Er genoss es, jedes Jahr zu Weihnachten bei Kai zu übernachten, in dem Matratzenlager, in Kais Schlafzimmer. Selbst Kai nahm jedes Jahr die Matratze von seinem Bett, legte sie auf den Boden, zu den anderen. Einfach so. Weil es Brauch war. Fehlte nur noch… „Ruki?“ Verwirrt wandte sich Ruki um. Reita kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. Eigentlich sollte er doch auch bereits in der Wohnung sein. Ruki war es, der immer zu spät kam, der immer, allein in seiner Wohnung saß, die Stunden, Minuten, Sekunden zählte, bis er endlich zu Kai gehen konnte. Reita musste bereits drinnen sein. Er sorgte doch immer für die Getränke, sorgte dafür, dass sie kühl blieben, dass sie niemals dasselbe vom vorigen Jahr tranken. Ruki vermutet sogar, dass er eine Liste führte, mit allen Getränken von den letzten Jahren. Ruki erkannte dass Reita zwei schwere Einkauftüten bei sich trug. Ruki nahm, ohne auf Reitas Proteste zu reagieren, diesem eine Einkaufstüte ab, während er seine Überraschung unter dem Arm klemmte. Das war seine Aufgabe. Ruki sorgte jedes Jahr für eine Überraschung. Ruki wusste, dass es wohl der schwerste Brauch von allen war, aber er war stolz darauf. Und bisher war ihm noch jedes Jahr eine einzigartige Überraschung eingefallen. Er führte sogar eine Liste, mit sämtlichen Überraschungen, die er bisher geplant hatte. Und dieses Jahr… „Ist sie das?“, fragte Reita und deutete auf das Bündel unter Ruki Arm. Dieser nickte lächelnd. Reitas Gesicht verzog sich mit einem Mal auch zu einem breiten Grinsen. Ohne anzuklopfen öffnete Reita die Tür und ließ Ruki eintreten. Ruki nickte Reita dankend zu und kam der Aufforderung nach. Im Vorraum entledigte sich Ruki schnell seiner Jacke und seiner Schuhe, bevor er die Einkaufstüte in die Küche trug. Dort war natürlich Uruha, der gerade den Tisch deckte. Als Ruki die Einkaufstaschen abstellte und das Bündel, seine Überraschung, auf einen Stuhl legte, tauchte sofort Uruha an seiner Seite auf. „Die Überraschung?“ Ruki nickte. Vergnügt machte sich Uruha wieder daran das Essen fertig zu machen. Auch Reita erschien in der Küche, begann einige Getränke einzukühlen. Ruki beobachtetw ihn kurz dabei. Doch dann beschloss er ins Wohnzimmer zu gehen, den Baum anzusehen. Seine Neugierde war doch größer. Doch, nur um auf Nummer sicher zu gehen, nahm er seine Überraschung mit. „Wow. Aoi, das sieht ja wunderschön aus.“ „Danke.“ Ruki staunte nicht schlecht. Er trat ein wenig näher zum Baum, um die Kugeln genauer zu betrachten. Ruki entdeckte eine Kugel, auf der sein Name stand. „Hast du die selbst gemacht, Aoi?“ „Jep.“ „Du bist genial.“ Ruki sah sich mehr Kugeln an. Auf einigen standen ihre Namen und ihre Künstlernamen. Auf anderen Kugeln war eine Winterlandschaft zu sehen, eindeutig von Aoi gemalt. Aoi hatte eine eigene Art zu zeichnen und so konnte man genau erkennen, dass die Kugeln selbst gemacht waren. Aoi konnte einfach nicht auf allerlei Details verzichten. Er war ein mehr als nur genauer Mensch. „Ist das die Überraschung?“, quiekte Aoi erfreut auf, als er das Bündel sah. Ruki nickte. „Gib mir einen Tipp, komm schon, Ru. Bitte~“ Doch Ruki schüttelte nur den Kopf. Nein. Dieses Mal nicht. Viel zu oft hatte er Aois Bitte schon nachgegeben, ihm einen Tipp gegeben. Doch zum Glück hatte der Gitarrist es bisher noch nie erraten. „Essen ist fertig. Holst du Kai, Ruki?“ Ruki nickte Uruha zu und schlenderte weiter ins Schlafzimmer. Dort entdeckt er Kai, der mit seiner Matratze kämpfte. Beinahe verzweifelt versuchte er diese von seinem Bett auf den Boden zu heben. Sanft grinsend legte Ruki seine Überraschung zur Seite und trat zu Kai, um ihn zu helfen. „Oh, Taka. Auch schon da?“ „Mhm…“, antwortete Ruki nur und half Kai dabei die Matratze in die richtige Position zu bringen. Als das geschafft war, erklärte er Kai, dass das Essen fertig sei und zusammen gingen sie zurück in die Küche. Ruki spürte bereits, wie sein Mund ganz trocken wurde allein bei dem Gedanken an Uruhas köstliches Weihnachtsessen. „Ah~ Das war so gut.“ Reita ließ sich auf die Couch fallen und Ruki nahm, wie immer, neben ihm Platz. Und schon klebten, wie könnte es auch anders sein, Uruha und Aoi an ihm. „Komm schon, Taka. Jetzt ist es Zeit für deine Überraschung.“, verkündete Aoi stolz. Ruki nickte zur Bestätigung. „Wer ist dieses Jahr dran?“ Auch dieser Brauch war irgendwann entstanden. Jedes Jahr durfte ein anderer von ihnen Rukis Überraschung öffnen. Ruki blickte in die Runde. Sein Blick bleibt bei Kai hängen, der den Tee, den er sich gemacht hatte, fest in Händen hielt und Ruki angrinste. Was bedeutet das? „Taka, du bist dran.“ Oh. Damit hatte Ruki nicht gerechnet. Er sah, dass Uruha und Aoi enttäuscht waren. Gerne wollte er es ihnen anbieten, das Geschenk zu öffnen, doch… Es war Brauch. Es war Brauch, dass er die Überraschung auspackte. So machte sich Ruki daran das Bündel langsam zu lösen und hervor kam… „Ein Fotoalbum.“, stellte Reita fest. Langsam öffnete Ruki das Album. „Für meine besten Freunde.“, las er vor. „Zur Erinnerung an all die schönen Weihnachten, die wir bisher hatten.“ „Wow.“, kam es beinahe unisono von Aoi und Uruha, bevor sie das Fotoalbum regelrecht an sich rissen. Ruki lächelt ihnen nur zu. Schnell blätteten sie es durch. Ruki hatte sich wirklich viel Mühe damit gegeben. Er hatte Fotos gesammelt, schon seit sie zum ersten Mal zusammen Weihnachten gefeiert hatten. Er hatte sie alle aufgehoben und hier eingeklebt und nun war das Fotoalbum voll. Der beste Zeitpunkt um es den anderen zu geben. „Tolle Idee.“, meint Kai. „Danke.“ „Hey, ihr beiden, Idioten. Lasst mich auch sehen.“ Ruki beobachtete Reita, wie er versuchte Uruha und Aoi das Fotoalbum zu entreißen, damit er es sich ebenfalls ansehen konnte. Wie immer. Reita hatte einfach keine Geduld. Eine ganze Weile lang beobachtet Ruki den „Kampf“ zwischen den Dreien, bis Kai die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. „Uruha? Sieh mal auf die Uhr.“ Auch Ruki Blick wandte sich der Uhr zu und er wusste sofort, was nun kommen würde. „Ah!“, schrie Uruha auf, nahm das Fotoalbum an sich. Schnell eilte er zur Couch, um sich neben Ruki hinzusetzen. Er drückte Ruki das Fotoalbum mit den Worten „Pass darauf auf.“ in die Hand. Ruki verstand. Dieser drückte das Fotoalbum an sich. Uruha nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Mürrisch setzte sich Aoi auf den Boden, vor Uruhas Füße und auch Reita tapste zurück zu seinem Platz, neben Ruki. Kai verließ ebenfalls den Couchstuhl und machte es sich auf dem Boden, neben Aoi bequem. „Es fängt an.“, quietschte Uruha aufgeregt. Auch das war ein Brauch. Ruki lehnte sich ein wenig an Uruha, wie er es immer tat, wenn sie diesen Film ansahen. „Ist das Leben nicht schön?“, hieß er. Ruki hörte plötzlich, wie Uruha schluchzte. Irgendwie, so dumm es auch klingen mochte, war auch das Brauch bei ihnen. Uruha heulte bereits, wenn der Film begann und schluchzte immer wieder zwischendrin und am Ende… Sie alle würden am Ende Tränen in den Augen haben. Reita würde den Kopf zur Seite wenden, damit niemand seine Tränen sehen konnte. Kai würde, mit einem breiten Lächeln dasitzen während ihm die Tränen über die Wangen kullerten. Aoi würde ebenfalls weinen und Ruki auch. Doch er versteckte es nicht, wie Aoi. Er ließ sie zu. So war es Brauch. Reita reichte Uruha ein Taschentuch, der es sofort annahm. „Danke, Aki-chan.“ „Nenn mich nicht so.“ Ruki kicherte. Ja, es war schon wieder Weihnachten. __________________________ メリ クリスマス Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten! neo P.S.: Dieser Film „Ist das Leben nicht schön?“, gehört auch zu meiner Weihnachtstradition und ich kann euch nur raten ihn sich anzusehen. Mir geht es wie Uruha. Ich heule auch jedes Mal am Anfang. ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)