Unsterbliche Liebe von Ricadu (Wiedergeborener Hass) ================================================================================ Kapitel 1: Die Schlacht ----------------------- ~Legende~ Handlung: Text Mündl. Rede: „Text“ Gedachtes: Text Gedankenübertragung: ~Text~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Es ist spät. Wir sollten schlafen. Wenn etwas passiert, werden uns die Anderen schon wecken.“ Diese Worte aus dem Mund des Zwerges schienen Balsam für die Ohren Eragons zu sein, und während Murtagh noch rumgrummelte schmiegte der junge Reiter sich an Saphira, seinen Schild als Kopfkissen benutzend, und schloss dankbar die Augen, nur wenige Sekunden später schlief er auch schon ein. Sich an Tornac lehnend sah Murtagh zu Eragon herüber und sein Blick wirkte plötzlich gedankenverloren. Ein Kind, das man in eine Rüstung gesteckt hat... Diesen Gedanken verdrängend schüttelte der Ältere den Kopf und sah, die müden Augen mühsam offen haltend, zu dem schwarzen Loch im Boden. Nach einer Weile trat ein sichtlich genervter Ausdruck auf sein Gesicht, da er feststellte, dass Zwerge im Schlaf - selbst auf dem SCHLACHTFELD - schnarchten. Er sollte sich einen anderen Platz, fernab der Zwerge suchen... aber hier genoss er immer noch Eragons Schutz... Saphira lächelte schwach, sie verstand Murtagh, wusste sich aber auch nicht anders zu helfen. Eragon indes schien das Geschnarche des Zwerges nicht zu stören... er schlief munter weiter. Leider musste auch sie feststellen, dass er so wirklich wie ein Kind wirkte... er war selbst für sein Alter nicht sonderlich groß, Murtagh überragte ihn problemlos, und die Rüstung war nur in etwa in seiner Größe, es wirkte, als erwarte man, dass er noch reinwachse. Wenn er wach war machte er zwar schon einen recht erwachsenen Eindruck, wenn er es denn musste und sich dessen bewusst war, dass man darauf achtete, aber im Schlaf konnte sich kein Mensch verstellen, und so konnte jeder, der etwas von Menschen verstand, erkennen, dass er hier falsch war. Wenn man jedoch beachtete, dass die Drachenreiter früher im Alter von zehn Jahren ausgewählt wurden und noch richtige Kinder waren, hatten sie es mit Eragon doch recht gut getroffen. Wer konnte auch ahnen, dass hinter diesem fast niedlichem Kindergesicht ein Wesen steckte, das viel älter war selbst noch als Arya... Als eben diese ihn weckte blinzelte er verschlafen zu ihr auf, ehe er sich schnell wieder einfing, aufrichtete und sich ernst umsah. „Es geht los.“ Murtagh deutete mit einem Kopfrucken auf das schwarze Loch, um das herum die Kessel mit der brodelnden, schwarzen Masse schon warteten und hielt ihm eine Hand hin, um dem Reiter aufzuhelfen. Beide stiegen auf; Murtagh auf Tornac und Eragon auf Saphira, den Bogen zückend und abwartend, einen Pfeil lose an die Sehne legend. Seine braunen Augen richteten sich ernst auf das Geschehen, als die Erde leicht aufgewühlt wurde. Schon brachen die ersten Urgals durch... auf einen Befehl hin wurden die großen Kessel umgekippt und das zähe, kochende Pech floss über die Feinde und tief in den Tunnel hinab. Eragon musste tief durchatmen um halbwegs das Gesicht zu wahren, als man das Gebräu auch noch anzündete. ~Das sind Urgals, keine Menschen Kleiner...~ ~Es ist trotzdem ekelhaft!~ ~Ich weiß, sei froh, dass deine Nase so schlecht ist!~ Doch schon bald trampelten neue Urgalfüße das brennende Pech in den Boden und fanden ihren Weg aus der Grube. Sofort war Eragons Bogen gespannt, und auf den nächsten Befehl hin schoss er, wie die anderen Bogenschützen, auf die nahenden Monster. Saphira brüllte lautstark und Eragon zog Zar’roc, was die Urgals jedoch nicht im geringsten verunsicherte; immer mehr der Biester strömten aus dem Loch und sammelten sich vor den Pflöcken, während sie von weiteren Pfeilen beschossen wurden, doch Eragon hatte schon richtig geahnt, dass nun nur noch Schilde getroffen wurden. Es wäre eine Verschwendung, jetzt noch zu schießen, da er die Pfeile später noch brauchen könnte. Die Masse aus Monstern rannte nun gegen den Verteidigungswall an, viele von ihnen wurden aufgespießt, weitere fielen gegen den ersten Ring aus Verteidigern, die mit Speeren und Lanzen wie wild auf die Urgals einstachen. Die überlebenden Monster, die immer noch eine enorme Überzahl darstellten die kein Ende zu haben schien, standen nun der eigentlichen Streitmacht der Varden und, was für diese Gruppe wohl das Schlimmste sein dürfte, dem gewaltigem Drachen gegenüber. Wieder brüllte Saphira und richtete sich auf, wobei der Brustpanzer ihrer Rüstung den Schein der restlichen Flammen wiederspiegelte, der auch ihre Zähne und Klauen in bedrohliches Licht hüllte. Bald schon versenkte sie diese in dem Fleisch der Bestien, ebenso wie Zar’roc auf die Urgals niedersauste. Jedoch sahen sie sich bald umzingelt, weshalb Saphira abhob und begann, über das Schlachtfeld zu fliegen, alles zu beobachten und die Informationen über Eragon an die Zwillinge weiter zu geben. Bald fiel sein Blick auf Murtagh, der von Tornac getrennt und in die Enge gedrängt worden war. Eine Chance sehend, sich zu revanchieren, stürzten die beiden auf die Urgals hinab und Saphira packte zwei von ihnen, die anderen wischte sie mit ihrem langem Schweif weg oder wurden von Zar’roc erfasst. Die beiden, die sie festhielt, warf sie gleich daraufhin in die Pflöcke. Murtaghs laute Rufe hörend hob Eragon die Hand mit Zar’roc empor und sah zu seinem Freund zurück, bevor er sich wieder mit seiner Drachin in das Schlachtgetümmel warf. Stunde um Stunde dauerte diese an, es war grauenhaft. Der anfängliche Elan war bald verschwunden und Drache wie Reiter kämpften nur noch um ihr eigenes Überleben, sobald dieses sicher war halfen sie, wo sie nur konnten, was sie immer wieder in neue Gefahr brachte, aus der sie sich mit Schwert, Magie, Zähnen und Klauen zu retten versuchten. Die Sonne ging schon unter und war längst aus dem Kreis oben um Farthen Dûr verschwunden, als ein Ruf der Zwillinge den Reiter erreichte: ~Es rumort unter Tronjheim, ihr solltet nachsehen Argetlam!~ Eragon tötete schnell den Urgal, mit dem er gerade kämpfte, schwang sich auf Saphira und flog, den Zwillingen schnell antwortend, in Richtung Stadtberg, sammelte unterwegs aber noch Arya ein, die den selben Ruf erhalten hatte. Aber auf dem Weg fiel ein weiterer Trupp von Urgals sie an, und Saphira wurde ihre beiden Reiter los. Eragon schaffte es erst einige Fuß weiter wieder auf die Beine und stand so ein gutes Stück hinter Arya, die gleich auf den Beinen gelandet war und ihm zubrüllte, er solle nach dem Stadtberg sehen, während sie mit Saphira diese Urgal abwehrte. Er nickte und lief los, doch scheinbar war er zu spät: die Marmorplatten wurden empor gehoben und achtlos fortgeworfen, Urgals erschienen in dem neuem Loch. Mutlos sah Eragon zu ihnen, hob aber dennoch die Klinge und biss die Zähne zusammen, sich bereit machend, seine magischen Kräfte frei zu setzen. Allerdings griffen die Urgals ihn nicht an sondern umzingelten ihn, woraufhin er ihnen misstrauisch mit dem Blick folgte. Es waren nicht viele, vielleicht zwanzig... und trotzdem waren es immer noch Kull, alleine würde er damit nicht fertig werden. ~Uhm... Große? Braucht ihr noch lange da draußen? Ich könnte euch hier wirklich dringend gebrauchen, wenn es keine Umstände macht...~ ~Leider macht es die gerade, kannst du nicht rauskommen?~ ~Nein, irgendwie nicht...~ Diese Konversation wurde schnell unterbrochen, als ein alt bekannter, flammendroter Haarschopf und die dazu gehörenden stechend gelben Augen zum Vorschein kamen. Das Gesicht des Reiters verlor jegliche Farbe und er sandte noch einen letzten Hilferuf zu Saphira, ehe er seinen Geist verschloss und gezielt damit den Schatten anzugreifen versuchte, der diese, in seinen Augen kindlichen, Versuche problemlos abwehrte. „Sieh an... kein Murtagh in der Nähe um dich zu retten...“ „Dafür hast du deine kleinen Freunde mitgebracht... was denn, Angst, allein zu kämpfen?“ Hohle Worte, und leider wusste Durza das genauso wie er. „Nein, kleiner Reiter“ Wer hat dir erlaubt, mich ‚kleiner’ zu nennen?! „die sind dafür da, dass du mir nicht wegläufst...“ Mist... Auch Durza zog seine Klinge und ging zum geistigen Angriff über, woraufhin Eragon, der wusste, dass er auf dieser Ebene kaum den Hauch einer Chance hatte, mit erhobenem Schwert auf den Schatten zurannte. Er war zwar in lausiger Verfassung, aufgrund der Erschöpfungen des bisherigen Tages, aber es ging ihm immer noch besser als beim letzten Kampf... was ihm jedoch nicht wirklich weiterhalf. Durza spielte trotzdem nur mit ihm und fand sogar Zeit und Muße für Smalltalk, was den Reiter besonders ärgerte. „Willst du nicht lieber gleich aufgeben und freiwillig mitkommen?“ „Vergiss es!“ „Och... nicht so verbissen Kleiner...“ Sei ruhig! „Du hast keine Chance...“ Das weiß ich selbst! Ich muss Zeit schinden... mit etwas Glück kommen Saphira und Arya noch rechtzeitig frei... Allerdings hatte er keine Ahnung, wie es um seine Drachin und die Elfe stand, da er es nicht wagte, seinen geistigen Schutzwall fallen zu lassen und Kontakt zu ihnen auf zu nehmen, also musste er warten, Zeit schinden und hoffen... Saphira indes hatte nicht gelogen: sie und Arya waren umzingelt von Feinden, auf jeden Erschlagenen folgten zwei oder drei weitere. Vielleicht sollte ich aufhören sie umzubringen, dadurch vermehren die sich ja nur noch...! Aber viel mehr Sorgen machte sie sich um Eragon... sein letzter Hilferuf klang ziemlich verzweifelt, und dass sie ihn jetzt nicht mehr erreichen konnte machte ihr Sorgen. Sie konnte sich zusammenreimen, was los war, und berichtete Arya davon... doch es half nichts, selbst die flinke Elfe kam an den Urgal nicht vorbei... Wieder rumorte die Erde unter Tronjheim, doch diesmal brachte es Eragon, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, wenigstens etwas Glück: im Kampf hatte Durza sich gerade in einer Drehung befunden, sodass er das Gleichgewicht verlor, wohingegen Eragon fest stand. Das nutzte er aus, um sowohl durch Durzas geistige Verteidigung zu kommen, als auch ihn direkt anzugreifen. Jedoch war der Kampf damit noch lange nicht entschieden, denn jetzt musste er gegen eine Flut von Erinnerungen und einen ziemlich wütenden Durza ankämpfen, dem es gerade noch gelang, den Schwerthieb seines erschöpften Feindes abzuwehren. Durza wurde brutaler, frontaler, rücksichtsloser und drängte Eragon immer mehr in die Defensive, bis dieser fast keinen Ausweg mehr sah... jetzt drang auch Durzas Geist in den von Eragon ein, doch anstatt ihn gleich zu töten oder zu betäuben, bohrte er in diesen, um so weit wie möglich an die innerste Materie des Jungens zu gelangen. Dabei stieß er auf etwas, das er nicht erwartet hätte... das niemand erwartet hätte... Draußen bekamen weder Drache, noch Elfe von dem Rumoren der Erde etwas mit, da Saphira sich immer wieder bemühte, in die Luft zu kommen, wenn auch recht erfolglos, und Arya ohnehin ständig umhertänzelte. Als jedoch etwas in Eragon freigesetzt wurde, das Saphira nicht kannte, hob sie unweigerlich den Kopf und sah zum Stadtberg. Zwar hatte er die direkte Verbindung getrennt, aber indirekt waren sie immer noch verbunden... Der Kampf war zum Stillstand gekommen, während Eragon mit gesenktem Kopf, aber erhobener Waffe still dastand, Durza das Schwert sinken ließ und den Jungen aus großen, verstörten Augen ansah. Der größte Teil des Gesichtes von Eragon lag im Schatten der dunklen Haare, doch man sah, dass seine Haut käsebleich geworden war. Dieser Zustand änderte sich nicht im Geringsten, als die Zwillinge in die Halle gestürmt waren und schlitternd stehen blieben... Ihre Unachtsamkeit bereute Saphira sofort, als einer der Urgals sie mit seiner Keule traf und ihre Rüstung verbeulte. Wutentbrannt riss sie ihm den Kopf ab und stürzte sich gleich wieder auf die Meute, einfach nur hoffend, dass schon alles gut werden würde... Ohne den Kopf zu heben rannte Eragon plötzlich auf Durza zu, doch dieser war von seiner Entdeckung noch viel zu verwirrt, um irgendwie reagieren zu können: Eragon stieß ihm Zar’roc direkt durchs Herz. Seinen Geist vor dem Wesen des Schattens verschließend bekam Eragon nicht mehr mit, wie der Körper seines Feindes sich auflöste und die freigesetzten Geister durch Farthen Dûr schwebten, er sah nur noch die Dunkelheit, die ihn umgab... - Zwischenkapitel: der Traum 1 - Kindergelächter war auf dem Hof zu hören und man konnte eben jene dabei beobachten, wie sie mit einem Ball, den man aus verschiedenen Stofffetzen zusammengeflickt hatte und der durch den vielen Dreck eine bräunliche Färbung angenommen hatte, gemeinsam spielten. Ein Junge stand in einem der äußeren Gänge und beobachtete die Gören halb verachtend, halb betrübt. Zu gerne würde er mit ihnen spielen... Da war er wieder. Aus einem anderem Gang kam der Junge gerannt, der sein Zwilling hätte sein können, doch seine Kleidung war genauso billig, geflickt und fast schon verlumpt wie die der anderen Kinder, auch trug er, wie die meisten hier, eine Schürze und das Haar am Hinterkopf zurückgebunden, auch wenn oben am Kopf etliche kurze Haarsträhnen hervorstachen. Seine Mutter würde ihn schlagen, liefe er so rum, aber dieses Küchenbalg hatte wohl keine Probleme, so wie es hier ausgelassen spielte... beide Jungen waren acht Jahre alt, so wusste der Beobachter. Plötzlich sah das Küchengör zu ihm herüber und winkte ihm, er solle doch mitspielen. Er? Der Sohn des Fürsten von Dras Leona, er, Lucius Tábor, sollte mit dieser Brut spielen? Und, wie er es erwartet hatte, erhielt der Junge mit den braunen Augen, den selben braunen Augen wie er sie hatte, nichts als Ablehnung für diesen Vorschlag... Später am Tag saß Lucius auf seiner Schaukel am Apfelbaum und hielt den Blick auf seine feinen, immer blank geputzten Stiefel gesenkt. Er hob ihn erst, als er ein paar in Lappen gewickelte Füße vor den eigenen stehen bleiben sah und eine Hand ihm vor dem Gesicht hing. Verwirrt sah er auf und es war, als blicke er in einen Spiegel, nur dass dieser ihn anlächelte. „Komm, gehen wir spielen Lucius!“ „W-woher...“ „Jeder hier weiß wie du heißt! Ich bin Lionel, und wenn du magst können wir zusammen spielen.“ Lucius sah ihn erst eine Weile lang verwundert an, dann lächelte er plötzlich fröhlich und nahm die ihm dargebotene Hand dankend an... Kapitel 2: fremd und doch vertraut ---------------------------------- Wo... bin ich...? Mir tut alles weh... was... was ist passiert...? Als Eragon erwachte fühlte er sich wie gerädert, doch das Schlimmste waren die Kopfschmerzen. Diese drohten, wenn sie nicht besser würden, ihn noch umzubringen und Durzas Versagen wieder gut zu machen. Durza… Durza… plötzlich kehrten die Erinnerungen an die Schlacht wieder in sein Gedächtnis zurück: die Urgal, Arya, Tronjheim, Durza... ~SAPHIRA!!~ Was war mit seiner Drachin passiert? Wo war sie? Warum spürte er jetzt nicht ihre tröstende Anwesenheit, warum antwortete sie ihm nicht auf sein Rufen, auf seine Fragen, warum war sie nicht da?! Verwirrt und verängstigt öffnete er die Augen und drehte den Kopf umher, sich panisch umsehend, aber selbst das war schon zu viel, überall bunte Punkte, selbst als er die Augen wieder schloss... eine Hand über diese legend ließ er sich wieder in die Kissen sinken, den Versuch, sich leicht aufzurichten, gleich wieder aufgebend. So ein Mist aber auch... was hatte ihn so fertig gemacht? Woran erinnerte er sich eigentlich noch...? Nur daran, dass Durza... oh nein... hatte der Schatten ihn etwa besiegt? Waren die Varden gefallen? Aber nein, dann wäre er vermutlich tot... oder? Konnte es sein, dass... Erschrocken über diese Vermutung setzte er sich ruckartig auf, jeglichen Schmerz ignorierend, und er wäre wohl auch aus dem Bett gesprungen, hätten ihn nicht zwei starke Hände an den Schultern gepackt und ihn mit sanfter Gewalt auf das Bett zurück gedrückt. „Beruhige dich, Kleiner, du bist in Sicherheit!“ Die Augen wieder schließend bemühte Eragon sich, seiner Atmung wieder Herr zu werden, während auch sein Herzschlag sich wieder beruhigte. Sobald er wieder halbwegs bei Sinnen war, hatte er auch schon wieder die Augen geöffnet, sich aufgerichtet und war von dem Besitzer der Hände weggerutscht. Jetzt erst konnte er diesen sehen... die Stimme zuvor hatte ihm fremd geklungen, aber doch so seltsam vertraut... irgendwoher kannte er diesen Mann... aber er war sich sicher, ihn noch nie gesehen zu haben... Vor ihm saß ein Mann, der das mittlere Alter zwar schon überschritten hatte, aber dessen Erscheinung noch immer voll Kraft und Würde schien, ein Mann, den er nicht zum Feind haben wollte... doch war der Blick aus den grauen Augen besorgt und ruhig, wohingegen Eragons Brust sich zitternd viel zu oft in der Minute hob, da er zu schnell für einen normalen Menschen atmete. „W-wer bist du?“ Ein Lächeln trat auf die Lippen des Mannes, der sich leicht vorneigte und Eragon eine Hand auf die Wange legte, um sanft über diese zu streichen. „Du weißt, wer ich bin... und du wirst dich bald daran erinnern, mein Kleiner...“ Es war, als setzte ihm das Herz aus... erschrocken sah er in das Gesicht des Mannes, in diese Augen, die viel alter wirkten als der Körper des Mannes... er schien erst Mitte vierzig zu sein, aber dem Blick nach zu urteilen hatte er viel mehr Jahre gesehen... vielleicht sogar Jahrhunderte... Eragons Wangen färbten sich rot, ohne dass er wüsste warum, und er würde am liebsten noch weiter zurück rutschen, doch dann würde er sich auf dem Boden wiederfinden. Davon mal abgesehen... der Blick dieses Mannes war so fesselnd, dass er der Meinung war, sich nie wieder vom Fleck bewegen zu können... auch hatte es ihm die Sprache verschlagen, und als der Fremde es merkte, lächelte er nur schwach, zog seine Hand zurück und erhob sich, keine Sekunde lang löste sich sein Blick von dem des jungen Reiters, der ihn genauso ununterbrochen erwiderte. „Ich werde morgen wieder nach dir sehen...“ Mit diesen Worten drehte der Mann sich um und ging zur Tür zurück. Jetzt oder nie! Vielleicht habe ich nie wieder die Gelegenheit zu fragen! „Warte!“ Überrascht blieb der Ältere an der Tür stehen, die Hand schon auf den Griff gelegt, aber er wand seinen Blick noch mal Eragon zu, dafür nur den Kopf drehend. „Ähm... wo bin ich hier?“ Wieder lächelte der Mann sanft. „Oh, in deiner früheren Heimat...“ „Carvahall?“ Die Stimme des Jungen klang so ungläubig, und doch wirkte er so naiv, dass der Fremde zu lachen begann. „Oh nein... ich rede von früher. Von viel früher... du bist in... Ilirea...“ Mit diesen Worten wand er sich wieder um, öffnete die Tür und trat aus dieser in den Gang, sich nicht mehr umsehend, bis die Tür geschlossen war. Hier lehnte Galbatorix sich an das Holz, seufzte leise und hob den Blick zur Decke. Er würde sich schon noch erinnern... aber es war außer Frage, dass es sich um Lionel handelte... mit einem fröhlichem Grinsen auf den Lippen wanderte er den Gang entlang, in Richtung Trohnsaal zurück, wo er auf Murtagh wartete. Diesen hatten die Zwillinge, indem sie sich einige der Urgals unterworfen hatten, ebenso entführt wie Eragon, der nach dem Kampf zusammengebrochen und erst jetzt wieder aufgewacht war... Dieser indes grübelte darüber, wo zur Hölle Ilirea lag, was er hier zu suchen hatte, wie er hierher gekommen war und wie wohl die Schlacht ausgegangen war. Wenn er in Ilirea war... wo auch immer das liegen mochte... war er wohl nicht mehr in Farthen Dûr, somit auch nicht mehr bei den Varden. Also hatten sie verloren...? Eine einsame Träne rann über seine Wange, ehe er diese wegwischte und sich umsah, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Die Wärme in diesem Raum kam von dem Kamin, der in einer der Ecken stand, die dem Bett gegenüber war. Das Zimmer war geräumig und liebevoll eingerichtet; es besaß in der Nähe des herrlichen Kamins eine bequem wirkende Sitzgruppe aus Sesseln und einem Zweiersofa mit kleinem Tisch, in der anderen Ecke ihm gegenüber standen Bücherregale. In der Ecke zwischen Bett und Tür stand ein großer Kleiderschrank, und in der anderen Ecke, an die Wand gen Fenster gelehnt, ein Schreibtisch mit leeren Pergamentblättern. Zwischen Schrank und Bett hatte noch eine Kommode mit einem großen Spiegel Platz gefunden, und unter ihr standen Schuhe für den jungen Reiter bereit. Sicher fand er auch Kleidung in dem Schrank. Irgendwie irritierte ihn das alles... noch immer verwirrt sah er sich um, ohne aufzustehen. Dann erst wanderte sein Blick auf sich selbst: bis auf einen dünnen Verband am rechten Handgelenk war er, augenscheinlich, unverletzt, und er trug ein simples, weißes Hemd und eine weite, weiße ¾ Stoffhose. Also hatte man ihn umgezogen... wahrscheinlich zu Untersuchungszwecken, um ihn zu heilen. Aber warum...? Erst jetzt dämmerte ihm, dass Galbatorix versuchen könnte, ihn als ersten neuen Drachenreiter auf seine Seite zu ziehen... oh nein, nicht mit ihm! Wenn er sich strikt gegen etwas wehren würde, dann dagegen! Auf diese Methode würde es nicht funktionieren! Er würde aber die Annehmlichkeiten genießen, denn er konnte sich denken, dass daraufhin die harte Methode, also Folter, folgen würde. Leise seufzend ließ er sich wieder in die Kissen sinken, den Blick auf den Betthimmel gerichtet. Das könnte noch heiter werden hier... In der Thronhalle angelangt hatte das Gesicht des Mannes jedwede Wärme verloren und wirkte berechnend und kühl. Auf seinem Thron, seinem hart erkämpften Thron, Platz nehmend sah er auf den Mann herab, der dort, beinahe zu Tode gefoltert, auf den schwarzen Fliesen kniete, fast schon mehr lag als das. „Nun, Murtagh... bist du nicht froh, wieder zu hause zu sein...?“ Angewidert blickte dieser zu dem Monarchen auf, und obwohl sein Gesicht blutverschmiert und schmutzig war, sah er noch immer mit der selben Würde wie er sie immer auf den Zügen hatte zum verhassten König auf. „Ich freue mich so sehr, bin ganz aus dem Häuschen...“ Das leise Knurren seines... Gastes... ließ Galbatorix laut auflachen. „Sieh an... noch immer genauso mundstark wie früher...“ Er hob die rechte Hand und Murtagh krümmte sich vor Schmerz, schweigend. „Du lernst aus keinem deiner Fehler, oder?“ Nicht wissend, dass sein alter Freund ihm so nahe war, grübelte Eragon über seine missliche Lage. Dabei stolperte er immer wieder darüber, dass ihm schlichtweg ein Teil seiner Erinnerungen fehlte... er wusste einfach nicht mehr, wie der Kampf gegen Durza geendet hatte, denn sobald er in dessen Geist eingedrungen war, gab es so viele Erinnerungen, die nicht seine waren... dabei wiedersprachen sie sich alle... allerdings gelang es ihm nach einer Weile, beides halbwegs zu unterteilen. Die einen waren viel dunkler von der Ausstrahlung... es ging um einen Jungen in einer Wüste und schnell hatte er diesen als den menschlichen Durza identifiziert... diese Erinnerungen versuchte er verzweifelt los zu werden, es waren nicht seine und sie waren völlig irrelevant für ihn... aber die Anderen... sie gaben ihm ein Rätsel auf, denn jede Erinnerung, die er zu fassen versuchte, entzog sich ihm sofort wieder und er sah nur einzelne Bilder... aber dieser Fremde von vorhin... in jüngerer Version tauchte er ständig auf... Schließlich kapitulierte er mit einem leisen Seufzen und versuchte, wieder in den Schlaf zu finden... Murtagh indes sah erneut hasserfüllt, inzwischen aber demütig zu Galbatorix auf. Drei Tage dauerhafte Folter hielt kein Mensch aus... zittrig, sich immer wieder verhaspelnd, sprach er die Schwüre nach, die Galbatorix ihn zu leisten zwang. Irgendwann... irgendwann, so schwor er sich, würde er sich dafür rächen... und zwar so bald und so grausam wie möglich... niemals sollte Galbatorix den Tag vergessen, an dem er es wagte, Murtagh Morzanson zu knechten... Das kalte Lächeln auf dem Gesicht des Königs erfüllte ihn mit so viel Hass, dass er nicht sagen konnte, ob dieser nicht schon den, den er auf seinen Vater hegte, übertraf... hätte er gewusst, dass Eragon in der Nähe war, hätte er vielleicht noch Hoffnung geschöpft. Er wusste nicht warum, aber der Kleine hatte etwas an sich, das in ihm den Beschützerinstinkt weckte, und solange dieser aktiv war konnte Murtagh nicht aufgeben. Aber so... Schließlich war Galbatorix endlich mit den magischen Ketten, die er seinem neuem Vasall angelegt hatte zufrieden, während eben dieser erschöpft und leise röchelnd auf dem Boden zusammenbrach. Schnell wank er zwei Soldaten zu sich. „Bringt ihn in eines der... besseren Zimmer. Lasst einen Heiler kommen und seine Wunden versorgen. Mein neuer... Gefolgsmann... sollte nicht wie ein Sklave bluten...“ Seine Worte waren mit einer so eisigen Süße gesprochen, dass es den Männern einen Schauer über den Rücken jagte, aber sie gehorchten kommentarlos. Und so kam es, dass Murtagh im Gang, der nahe dem von Eragon lag, in einem nicht ganz so komfortablem, aber immerhin ansehnlichem Zimmer untergebracht wurde... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Jaja, die ersten beiden Kapitel... Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt: herzlichen Glückwunsch. Wenn nicht: noch herzlicheren Glückwunsch, ihr habt erfolgreich -Schrott- vermieden. Ich werd' mir in Zukunft auch Mühe geben, mehr zu schreiben... x_x Um 2 Uhr morgens ist man nur nicht ganz so kreativ... xD Irren ist menschlich, so verzeiht bitte eventuelle Schlechtschreib- und Graumattikfehler. Kapitel 3: (Fr)Iss oder stirb! ------------------------------ Der Regen klatschte gegen das Fenster, die ganze Welt draußen war grau und trübe. Und trotzdem rannte er... er rannte durch die Gänge in der großen Festung Ilirea’s. Ja... Ilirea, hier war er zuhause... er erinnerte sich... schnellen Schrittes lief der vom Regen völlig durchweichte Mann den Flur entlang, was musste dieses verdammte Gebäude auch so groß sein?! Warum rennt er? Bin ich das...? Ja... aber warum renne ich...? Es war, als beobachtete Eragon das Geschehen zum Teil von außen, wäre zum Teil aber auch dieser Mann, der nicht älter als zwanzig wirkte und durch die Gänge rannte, als hinge sein Leben davon ab. Die Kleidung war nass und schwer von dem Wasser, auch wenn es Reisekleidung war, darunter trug er eine Rüstung und dazu war er auch noch verletzt, es schien, als seie er nur knapp dem Tod entkommen und habe sich danach mühselig selbst wieder zusammen geflickt... er war knapp dem Tod entkommen und hatte sich danach, mit Liliums Hilfe, mühselig selbst zusammen geflickt... woher wusste Eragon das? Woher wusste Eragon Passagen aus dem Leben dieses Mannes? Mit leer wirkenden Augen beobachtete er, wie plötzlich hier und da ein paar Menschen und Elfen auftauchten, die erschrocken aus dem Weg gingen, als sie Lionel so vorbeihetzen sahen. Seid wann lebten Elfen und Menschen so beieinander? Seid wann nicht mehr...? Benommen öffnete Eragon die Augen. Er war wieder in diesem Zimmer, dem Zimmer, das Galbatorix ihm zugeteilt hatte. Schon wieder... er legte eine Hand an seinen Kopf, die Fingerspitzen an die Stirn, und versuchte sich zu beruhigen, die Augen dazu geschlossen haltend. Ständig passierte das, seid er vor drei Tagen hier erwacht war... es war so unendlich nervtötend... er hatte keine Ahnung, wessen Erinnerungen er da durchging, und sobald er aus ihnen erwachte war das Wissen, das er zuvor besessen hatte, wie ausgelöscht. Diese andauernden Erinnerungen, gepaart mit der seltsamen Krankheit, die ihn an sein Bett fesselte und nicht losließ, wobei er nicht behaupten konnte, dass irgendjemand auch nur versuchte dafür zu sorgen, hatten ihn leicht melancholisch werden lassen... Seid dem ersten Tag hatte er mit niemandem mehr gesprochen. Der Einzige, der ihn besuchen kam, war der König selbst, der ihm sogar das Essen brachte, was Eragon das erste Mal wirklich verwirrt hatte. Aber bei jedem Besuch des Monarchen schlief er... zumindest tat er so als ob. Er wollte nicht mit Galbatorix reden, schließlich hatte er nicht vor, von diesem um den Finger gewickelt zu werden, auch wenn es schwer werden würde, das auf ewig durch zu halten. Davon mal abgesehen hatte er so viele Fragen... Sich aufrichtend sah er aus dem Fenster und beobachtete, wie ein kleines Vögelchen auf seinem Fenstersims Platz nahm, ihm ein Lied vorzusingen... „Seltsam, dass dein Drache noch nicht hier ist. Normalerweise versuchen Drachen, so schnell sie können zu ihrem Reiter zurück zu kehren, wenn sie diesen verloren haben...“ Erschrocken drehte Eragon sich um und spürte, wie sein Gesicht sich hellrot färbte. Beleidigt wand er den Blick gleich wieder aus dem Fenster. Noch immer hockte dort das kleine Tier. Leise seufzend trat Galbatorix, der bisher nur in der Tür gestanden hatte, mit dem Tablett in den Händen ein, die Tür vorsichtig hinter sich mit dem Fuße schließend. Wenn er zu Eragon kam, trug er selten die edlen Königsmäntel, stattdessen trug er dunkle, blasse Farben, die viel herbstlicher wirkten als das Wetter. Die Kleidung jedoch, die Eragon besaß, war größtenteils in Grüntönen gehalten... was sollten sie darstellen, Herbst und Frühling? Was wollte er damit erreichen? Da er nichts Anderes hatte, trug Eragon ein blasses, hellgrünes Hemd und eine etwas dunklere, aber ebenfalls blasse Hose. „Ich freue mich, dich einmal wach anzutreffen... langsam habe ich mir Sorgen gemacht, ob du überhaupt noch wach wirst...“ Kein Kommentar. Was glaubte der eigentlich, wen er vor sich hatte?! Er war ein Drachenreiter! So leicht ließ er sich nicht um den Finger wickeln! Davon mal abgesehen war er ein Bauer aus Carvahall, und denen sagte man einen ganz schönen Sturkopf nach, den auch Eragon besaß. Ein leises Seufzen kam von Galbatorix, als er sah, dass das Frühstück nicht angerührt wurde. Wie bisher jede der Mahlzeiten. „Du isst nicht...“ „Nein.“ Überrascht sah der König auf, als er das neue Tablett abstellte. Eragon musterte ihn aus seinen braunen Augen. Diese braunen Augen, die er so sehr vermisst hatte... auch wenn sie ihn nun misstrauisch und fast schon biestig beäugten. Er wusste, dass diese Augen auch zärtlich und liebevoll blicken konnten... genau das, was er erreichen wollte... „So, so... warum denn nicht?“ Neugierig setzte er sich auf den Schreibtischstuhl, den er zu Eragon drehte, sodass dieser nicht aus dem Fenster sehen konnte, ohne auch den König im Blickfeld zu haben. „Darum.“ „Keinen Hunger? Oder stimmt etwas anderes nicht?“ Wieder bekam er keine Antwort. Nach einer Weile seufzte er leise, stand auf und setzte sich zu Eragon auf die Bettkante, der nicht im geringsten reagierte. „Du machst mir langsam wirklich“ Ärger? Schererein? „Sorgen...“ Sorgen? Immer noch? Milde überrascht sah Eragon zu Galbatorix auf, der diesen Blick mit einem fürsorglichem Lächeln quittierte. „Du solltest etwas essen... dann geht es dir auch besser...“ Das, was Eragon als ‚Krankheit’ betitelte, war nämlich in Wahrheit Hunger. Natürlich, er hatte jetzt ganze sechs Tage lang nichts mehr gegessen... „Ja, ja, und am Ende ist irgendeine Droge drin... hatte ich schon, danke trotzdem...“ Leise seufzend schüttelte Galbatorix den Kopf, ehe er wieder aufstand, das Tablett holte, es auf die Bettkante stellte und sich daneben setzte. Die verschiedensten kulinarischen Kostbarkeiten waren auf diesem aufgetan, und würde Eragon das alles wirklich essen wollen, so hätte er die Qual der Wahl... es sah alles so lecker aus... „Also gut, Kleiner. Wir machen es so: du suchst dir etwas aus und ich esse vor dir davon, dann siehst du, dass nichts drin ist, was dort nicht hingehört.“ „Und wenn das Zeug tiefer im Essen steckt?“ „Dann teilen wir es uns eben! Hauptsache du verhungerst mir hier nicht...!“ Leise seufzend sah Eragon zum Essen, ehe er leicht schmollend bemerkte, dass nur ein Besteck da war. Galbatorix lachte leise und sah zu Eragon auf, breit grinsend. „Dann essen wir eben mit den Händen, was ist schon dabei?“ Dieser Spruch hinterließ nun deutliche Spuren der Verwirrung auf Eragons Gesicht, ehe er zu grinsen begann. „Ach, kann der Herr König das?“ Wieder lachte dieser leise, ehe er das Grinsen des Jüngeren erwiderte. „Natürlich, der Herr König kann alles!“ „Also DAS will ich sehen!“ „Okay, wetten wir ich bin schneller im essen als du?!“ „Die Wette nehm’ ich an, ich will sehen wie der König mich darin schlägt!“ „Auf die...“ „...Plätze...“ „...fertig...“ „...los!“ Es war echt erstaunlich, wie schnell die beiden anfingen zu essen, und als Galbatorix sich dadurch einen Fleck Bratensoße auf dem Hemd einhandelte, lachte Eragon in seine Hähnchenkeule, woraufhin ihm Galbatorix die Zunge rausstreckte. Der ganze Spaß endete damit, dass das Tablett leer war und die beiden etwa zeitgleich die letzten zwei Kartoffeln von der Beilage in ihren Mündern verschwinden ließen. „Und wer hat jetzt gewonnen?“ „Na im Zweifelsfall der König!“ Mit diesen Worten streckte eben dieser dem Jüngeren die Zunge raus, der das damit quittierte, dass er den Älteren vom Bett stieß. „Nichts da, du schummelst!“ „Revanche?“ „...morgen.“ Mit vollem Magen und einem breitem Grinsen ließ Eragon sich aufs Bett zurück sinken, während Galbatorix aufstand und sich die Kleidung sauber klopfte. Mit Magie entfernte er die Flecken aus eben jener, ehe er sich noch schnell vor den Spiegel stellte und sein Aussehen überprüfte. Erst jetzt dämmerte es Eragon, dass der Alte ihn ausgetrickst hatte, und er wand beschämt und wütend zugleich das Gesicht gen Fenster. Wie hatte er sich nur so einfach überrumpeln lassen! Wenn das hier schon so einfach gewesen war, würde der König ihm auch mit Sicherheit Schwüre und dergleichen entlocken können... er musste besser aufpassen! Doch Galbatorix kostete seinen Sieg nicht aus, stattdessen drehte er sich wieder zu Eragon um und fragte ihn, ob er irgendwo einen Flecken übersehen hatte. Seufzend stand dieser auf und piekste ihn mit ausdruckslosem Gesicht an einer Stelle des Kinnes, wo er noch etwas Soße hatte. Ein schwaches Lächeln trat auf die Lippen des Älteren, der sich dort schnell sauber machte, ehe er zu Eragon sah und auflachte. „Na du siehst aus!“ „So wie du vorhin...“ Galbatorix schüttelte nur den Kopf und durchwuschelte das braune Haar, ehe er das Tablett nahm und zur Zimmertür ging, erleichtert, dass sein kleiner Schützling endlich etwas zu sich genommen hatte. Zwar erinnerte er sich scheinbar immer noch nicht... oder nur teilweise... aber das würde noch kommen. Eragon war an das Bett zurückgetreten und sah dem Älteren hinterher, eine Hand an den Ellbogen des anderen Armes gelegt. Als die Tür sich hinter Galbatorix schloss, seufzte er leise und ließ sich auf das Bett zurück fallen, die Arme ausgebreitet und die braunen Augen auf den Betthimmel gerichtet. Das war so... seltsam gewesen... so vertraut und doch... doch wusste er, er durfte sich darauf nicht einlassen, es wäre der Anfang vom Ende... aber warum war es dann so schwer...? Kapitel 4: Fluchtversuch ------------------------ Schon seid geraumer Zeit, also einer Stunde, beobachtete Eragon mit misstrauischem Blick die Tür. Nichts regte sich, vom Gesang und Geflatter der Vögel vor seinem Fenster mal abgesehen. Er wartete. Nicht etwa auf den Gast von letztens, sondern... ha! Die Tür öffnete sich langsam, als würde die Person dahinter sich fürchten, das Zimmer zu betreten. Angespannt verfolgten Eragons Augen die Bewegungen, die zum Stillstand kamen, als ein Junge, etwa in seinem Alter, einen Wäschekorb auf dem Arm und halb durch die Tür hindurch erschrocken stehen blieb. Eine Weile sahen sie einander an, dann ließ der erschrockene Dienstbote den Korb fallen und flüchtete wieder nach draußen, die Tür zuknallend und sich auf der anderen Seite an diese lehnend, schwer atmend und völlig schockiert wirkend. Seid wann war der denn wach?! Man hatte ihm unten in der Waschküche gesagt, der Kerl in diesem Zimmer schlafe ohnehin andauernd, wie konnte es sein, dass er ausgerechnet JETZT wach war?! „He, komm wieder rein, ich tu dir nichts!“ Eragon war zwar nach dem Knall gehörig zusammen gezuckt, lächelte aber betont freundlich, als er den Jungen wieder ins Zimmer bat. Zögernd, beinahe ängstlich folgte dieser der Aufforderung und trat noch ängstlicher, auf einen Wink des Anderen hin, auf das Bett zu. Mitten auf der Hälfte des Weges blieb er stehen und sah zögernd zu dem... ja, war er denn ein Gefangener? Es wirkte nicht im Geringsten so, aber er sah viel zu nett drein, und vor allem zu jung, um ein Scherge des Herren zu sein. Er hatte zwar gehört, dass dieser... aber nein! Das wollte er sich bei diesem freundlichen Gegenüber nicht vorstellen. Dieser wirkte plötzlich verlegen. „Tut mir leid wenn ich dich erschreckt hab’, wie heißt du denn?“ „Ähm... ähm... Ion, Herr...“ „Ion? Du wirkst ziemlich angespannt... wie wäre es, wenn wir Rollen tauschen würden? Weißt du, ich hasse es, den ganzen Tag rumliegen zu müssen, ich könnte dir doch für ein paar Stunden die Arbeit abnehmen!“ Verdutzt und vor allem ungläubig blinzelte Ion zu dem Fremden, das gewaltige Fragezeichen stand ihm regelrecht auf die Stirn geschrieben. Eragon lächelte etwas breiter und stand auf, ging zu dem Jungen, nahm dessen Arm und zog ihn mit sanfter Gewalt zum Spiegel, vor dem Galbatorix sich vor drei Tagen noch gereinigt hatte nach dem Mittagsmassaker. Er stellte sich direkt neben den Jungen und begutachtete das Spiegelbild. Nunja, fast... „Nicht ganz, aber es könnte funktionieren, oder? Ist doch nur für ein paar Stunden!“ Inzwischen hatte Ion seine Stimme wiedergefunden und sah misstrauisch auf. „Ihr versucht zu fliehen, oder?“ Das Lächeln Eragons wirkte nun wirklich verlegen und er kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Ähm... nein, nicht wirklich... ich sagte doch, nur für ein paar Stunden! Iiich... will mich nur umsehen!“ Er war ein schlechter Lügner. Ein verdammt schlechter Lügner. Leider fand Ion das auch... „Und warum sollte ich dir helfen?“ „Uhm... das Bett ist sehr angenehm!“ Versuchte Eragon verzweifelt, seinen spontanen Fluchtplan noch zu retten. Was sollte er auch sonst tun? Kein Murtagh, keine Saphira... wenn ihn niemand retten kam, musste er sich eben selbst etwas einfallen lassen! Wer war er denn?! Eine von diesen Prinzessinnen aus Broms Geschichten, die sich immer von den Drachenreitern retten ließen?! ER war der Drachenreiter! Ion schien zu erahnen, worauf das hinauslief, und grinste breit, den Kopf gesenkt, ehe er zu lachen anfing. „Nein, nein, nein, nein...“ Als er dann noch den teils perplexen, teils enttäuschten Blick des Anderen sah, lachte er nur noch etwas heftiger, ehe er sich schließlich wieder einbekam und immer noch grinsend aufsah. „Ja gut... ein paar Stunden kann ich mich wohl hinlegen... soll ich dir erklären, was du zu tun hast?“ „Oh danke, vielen Dank Ion!“ Etwa eine halbe Stunde später ging Eragon, den Kopf gesenkt, in die Kleidung des Dienstboten gehüllt und den Wäschekorb des Anderen auf dem Arm durch die Gänge, während er an den nun zufrieden dösenden Ion dachte. Auch an die Frage, was er tun sollte, wenn der König - endlich die Bestätigung! - eintrat. „Tu so, als würdest du schlafen, und versuch, dein Gesicht zu verstecken! Das funktioniert schon, keine Sorge!“ Er schüttelte leicht den Kopf und versuchte, die Gedanken daran zu vertreiben. Jetzt zählte seine Flucht. Gut, er trug die Kleidung eines Dienstboten und war komplett unbewaffnet, dazu im Palast des Königs in Urû’baen und ganz auf sich allein gestellt. Das würde jedes seiner bisherigen Abenteuer um Längen übertreffen! Wenigstens hatte er daran gedacht, sich einen Lumpen um die rechte Hand zu wickeln, die Erklärung, er habe sich irgendwie dämlich angestellt und sich dabei wohl verletzt, müsste man ihm wohl abkaufen... Nun, zumindest könnte er so aus dem Palast kommen... Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Sich seiner Sache relativ sicher war er auf dem Weg hinunter in die Waschküche, wer könnte ihm hier schon entgegen kommen? Die Antwort kam in Form einer leichten Berührung, erschrocken fuhr er zusammen und sah sich um, den Kopf aber weiterhin gesenkt. Als er bemerkte, dass der berührte Arm in edlen und dazu noch bedrohlich verarbeiteten Stoffen steckte, schluckte er, wand sich schnell um, verbeugte sich und entschuldigte sich, wobei er im Schreck viel schneller sprach als sonst. „Verzeiht bitte, bitte verzeiht mein Herr, d-das war keine Absicht!“ Doch er verstummte augenblicklich, als eine starke Hand, die wohl zum Armbesitzer gehören musste, da sie in ähnliche Stoffe gehüllt war, seinen Kragen packte und ihn hochriss. Geschockt blickte er auf den Fremden und... stutzte. Eine ganze Weile sahen sie einander irritiert in die Augen, ehe... „Was...? - Du? - Hier?“ Erschrocken ließ Murtagh den Jüngeren los. Was zum...?! Er hatte geglaubt, allein in diesem Teil des Schlosses zu sein, sodass er sich hierhin zurückgezogen hatte. Natürlich hatte er die Schritte des Dienstboten gehört, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Auch die Tatsache, dass der Andere ihn angerempelt hatte, hätte ihn kalt gelassen, wenn ihm nur die Stimme nicht so vertraut gewesen wäre... im ersten Augenblick nur ratlos zerrte er den Jungen eben wieder hoch, um in die erschrockenen Augen des jungen Reiters zu blicken. Nach einer Weile des Schweigens und des gegenseitigen Starrens, rückte Eragon, bemüht, den Blick abzuwenden, den Korb zurecht und eilte mit den Worten „Verzeihung, es ist wirklich eilig!“ in Richtung Waschküche davon. Zumindest versuchte er das. Warum hatte das Glück ihn nur nach Beginn der Schlacht verlassen?! Schon wieder hielt ihn eine starke Männerhand von seiner geplanten Handlung ab, diesmal lag diese jedoch auf seiner Schulter. „Haaalt! Was machst du hier, und versuch bloß nicht dich mit irgendeiner Waschküche rauszureden Eragon, ich weiß, dass du hier nicht arbeitest! Welchen Dienstboten hast du für diese Kleidung erschlagen, hm?!“ Ertappt. Das war ja auch so schwierig für den Älteren... aber er schien genauso wenig über das Ende der Schlacht zu wissen, sonst würde er nicht fragen, was Eragon hier tat. Oder...? Den Blick genervt und leicht demotiviert über die Schulter werfend erwiderte er den forschenden Blick seines alten Freundes und Reisegefährten. „Was ich hier mache? Wonach sieht es denn aus?“ Er seufzte leise und drehte sich schließlich um, den Wäschekorb gekonnt unter einen Arm haltend, den anderen Arm in die Hüfte gestemmt. So sah er beinahe aus wie seine Tante, wenn diese wieder angefangen hatte über das Verhalten ihrer ‚drei Jungs’ zu zetern. „Ich bringe Wäsche weg! Oder glaubst du, ich stehle dem König seine Kleidung?“ Nach diesen Worten senkte er den Kopf, ehe er verlegen schmunzelnd aufsah. „Ich kann doch nicht jedes Mal erwarten, von irgendjemandem befreit zu werden...“ Die ersten Reaktionen des Jüngeren wurden mit einem höhnischem, fast schon verächtlichem Blick bedacht. Erklärte der Kleine ihn etwa für dumm?! Darauf, dass Eragon wohl kaum unter die Wäschediebe gegangen war, das hätte dieser ihm nicht sagen müssen. Die nächsten Worte jedoch ließen seine Züge leicht erweichen, ehe er nun mit Seufzen an der Reihe war. „Stimmt, in diesem Fall konnte ich dir nicht heroisch zur Hilfe eilen wie sonst, es überrascht mich aber, dich trotzdem so weit entfernt vom Kerker zu sehen. Leider muss ich dir mitteilen, dass du dich hoffnungslos verlaufen hast, das Tor ist etwas weiter unten.“ „Wie witzig.“ Die trockene Antwort des Jüngeren ließ Murtagh schmunzeln, ehe er wieder ernst wurde. „Was machst du hier? Ich meine in diesem Teil des Schlosses...“ Leider wusste Eragon kaum mehr als Murtagh auf diese Frage zu antworten, so zuckte er mit den Schultern und sah sich zögernd um, ehe er wieder zu sprechen ansetzte. „Wüsste ich auch gerne, nur... ich weiß nicht mehr, was passiert ist, nachdem Durza aufgetaucht ist. Ich meine bei Farthen Dûr... wie lange auch immer das jetzt her ist. Aufgewacht bin ich jedenfalls hier, in diesem Teil des Schlosses.“ Seine sonstigen Sonderbehandlungen verschwieg er jedoch lieber, er hatte ohnehin noch genug Fragen für den Älteren. „Und was machst du hier? Du siehst nicht gerade wie ein Gefangener aus... und wenn das eine Tarnung sein sollte, hast du das Thema irgendwie verfehlt.“ Jetzt kostete es den Älteren eine enorme Selbstbeherrschung, den Jüngeren nicht einfach mit seinen blöden Fragen und seinen noch blöderen Kommentaren stehen zu lassen. Also wirklich! Seine Sorgen hätte er gern... „Das geht dich nichts an. Jedenfalls kann ich dir nicht helfen... am besten du gehst schön brav in deine kleine, gemütliche Zelle zurück.“ Jetzt klappte dem Reiter die Kinnlade runter. Was?! „Warum sollte ich?! Es verlief bestens, bis du aufgetaucht bist!“ „Weil ich dich ansonsten zu Galbatorix persönlich schleifen muss um zu fragen, was ich mit unartigen Kindern wie dir machen soll!“ Fröhlich wie immer fauchte Murtagh diese Antwort, ehe er nach Eragons Oberarm griff. Dieser hatte jedoch, für seinen Geschmack und auch seine bisherigen Erfahrungen mit dem Jungen, viel zu schnell realisiert, was diese Worte bedeuteten. In Folge dessen knallte er nämlich den Korb vor des Älteren Füße, der ins Straucheln geriet und sich beinahe der Länge nach hinlegte, während Eragon Fersengeld gab. Verdammt, verdammt, VERDAMMT! Scheinbar hat Galbatorix ihn zu irgendwelchen Schwüren gezwu-... Irritiert blieb Eragon stehen und bekam nicht einmal mit, wie sich hinter ihm schnelle Schritte näherten. Seine gesamte Umgebung verschwamm ihm vor den Augen, nur schwach erreichten ihn die Rufe seines Freundes. „Eragon! Eragon!“ Als er wieder halbwegs erwachte befand er sich auf dem gefliesten Boden des selben Flures, doch als er die Augen öffnete erblickte er nur die besorgten blauen Seelenspiegel des Älteren. „Was hast du denn jetzt schon wieder?!“ Diese aufgebrachte, aber ehrliche Frage ließ den Jungen erst blinzeln, ehe er schwach schmunzelte. „Keine Ahnung, frag doch deinen König, der scheint ohnehin alles zu wissen, im Gegensatz zu mir...“ Trotz des Lächelns klangen seine Worte zerknirscht. Noch immer verwirrten ihn die bisherigen Treffen mit dem alten Reiter, den er inzwischen sicher als Galbatorix betiteln konnte. Er wusste immer noch nicht, was der von ihm wollen könnte... und was er mit ‚früher’ im Bezug auf ‚Ilirea’ gemeint hatte. Murtagh schüttelte nur den Kopf und half dem ewigem Tollpatsch wieder auf die Füße, allein schien er ja nicht einmal das zu schaffen. „Ich frage aber dich. Was war das?“ Entnervt schlug Eragon die Hände des Älteren weg, der ihm eigentlich nur helfen wollte, und schrie ihn geradezu an. „Woher soll ich das wissen?! Wenn ich es weiß, wirst du aber mit Sicherheit der Erste, der es erfährt, Saphira ist ja auch nicht da! Und du, du stolzierst hier in feiner Kleidung frei durch das Schloss, während ich denke, ich wäre alleine hier, nicht weiß wo ich bin, warum ich hier bin, was passiert ist und ach verdammt verschwinde!!“ Am Ende überschlug seine Stimme sich beinahe und er sprach ohne Punkt und Komma, seinem Gefühlschaos der letzten Tage gehörig Dampf machend. Der Andere blinzelte ein paar mal perplex, ehe sein Blick sich ebenfalls verfinsterte. „Frei...? Du denkst, ICH wäre FREI?! Nur, weil man meine Ketten nicht sieht?!“ Nun war es Eragon, als hätte sein Freund ihm eine Ohrfeige verpasst. Unsichtbare Ketten... Galbatorix... Schwüre... Die Augen zukneifend hielt er sich die Hände an den schmerzenden Kopf, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Warum war er gerade hingefallen? Was war passiert? Warum standen sie hier und schrieen sich an? Welchen Sinn sollte das haben? „Eragon...?“ Die Stimme des Älteren klang noch immer verärgert, aber die altbekannte Sorge mischte sich wieder unter diese Wut. Erst beim Klang seines Namens hob der Angesprochene wieder den Kopf, blinzelnd aufsehend. „Ah, es ist noch Leben in dir. Du solltest dich ausruhen, bevor du wieder an Flucht denkst, Kleiner...“ Wieder kochte Wut in dem Jüngeren af und wieder schlug er die helfende Hand, die ihm gerade geboten wurde, fort. „Was denkst du wer du bist? Meine Mutter?! Ich entscheide selbst, was ich wann tue, danke!“ Mit diesen Worten wand er sich wieder um und wollte weiterlaufen, zur Küche und dort durch den Dienstbotenausgang, doch wieder wurde er daran gehindert, schon wieder durch die selbe Hand an der selben Stelle. „Eragon! Ich bin vielleicht nicht deine Mutter, aber...“ „Aber was?!“ „Dein Bruder!“ Eragon, der sich mit seiner wütenden Entgegnung umgedreht hatte, den Älteren direkt anzuschreien, stockte bei dessen Worten. Was? Bruder...? Wie... nein... das war doch... unmöglich! Dieser Gedanke schien auf das blass gewordene Gesicht geschrieben zu stehen, denn der Ältere seufzte leise, zu einer Erklärung ansetzend, die jedoch von weiteren Schritten unterbrochen wurde... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Aloha!^^ Erschrocken stellte ich letztens fest, dass ich KOMMIS besitze. O.O Das ehrt mich zu tiefst und ich habe jeden mindestens 3 x durchgelesen (und ich versuche mich zu bessern was die Übersichtlichkeit betrifft, ich schreib nur leider immer so'nen Murks und meine RP-Partner haben sich nie aufgeregt *snief* aber ich bemüh mich, danke für die Kritik!) und dachte mir, wenn Murti gewünscht wird, guti, dann werf ich den alten Anfang für Kapi 4 über'n Haufen (der war eh Müll) und bring Murtagh wieder mit ein.^^ Also ja, ehm... wenn es euch gefallen hat freut mich das echt!^^" (Und was das komische Paar angeht... find ich auch, diese Idee ist mir in Betracht auf ein RP im Halbschlaf gekommen und solche Ideen sind des öfteren... nun, fragwürdig...^^" aber das FF ist noch nicht zu Ende, wir werden ja sehen wie das Ganze endet! ;D Und wenn einem schon so ein Schwachsinn einfällt... wer weiß, vielleicht bringt das ja auch Andere auf neue FF-Ideen? ... dafür bin ich nicht verantwortlich!!! ><" xDDD) Kapitel 5: ...gescheitert ------------------------- Unvorstellbar laut kam Eragon der Widerhall der Schritte vor, es schien ihm, als würde sein Kopf zerbersten, seine Atmung schmerzte, als würden sich unzählige kleine Nadeln in seine Lunge bohren und sein Hals war furchtbar trocken. Aber wenigstens war er jetzt wach und seine Sinne geschärft, versuchte er, das Positive an der Situation zu sehen. Zeitgleich, mit einer Geschwindigkeit, als würden sie beide fürchten, was dort ihrer harrte, zwangen sich die Brüder, zum Ursprung der Schritte zu sehen. Eragon zog tief die Luft ein und hielt sie dort - das war er! Panik stieg in ihm auf. Hatte er Ion so schnell gefunden? War er so leicht zu durchschauen gewesen? Die Schritte des Königs waren beherrscht, majestätisch, sein ganzer Gang wirkte furchteinflößend, vor allem durch seine aufrechte, imposante Haltung. Sein Gesicht strahlte eine Stärke und vor allem eine eiskalte Härte aus, dass Eragon jetzt schon um sein Überleben fürchtete. Das Eis in den Augen des Älteren macht ihm am meisten Angst: kalt, unvorhersehbar, gefährlich. Diese Augen wandern, sobald der König innehält, erst musternd, leicht überrascht, über Murtaghs Erscheinung, dann über dessen Arm zu Eragon. Die beiden standen sich zwar immer noch, in gewisser Weise, gegenüber, aber Murtagh hatte eine Hand von Eragons Schulter genommen um sich zum König umdrehen zu können. Beide standen mit den Füßen zwar noch quer, aber ihre Oberkörper waren dem Herrscher zugewandt. Und über die letzte Verbindung, die Hand, mit der Murtagh den Jüngeren immer noch festhielt, glitt der Blick des Tyrannen nun zum Jüngeren. Seine Augen weiteten sich erschrocken, verwirrt, und er schien die Fassung zu verlieren - wenn auch nur für den Bruchtal einer Sekunde. Sofort ist die eisige Maske wieder da. „Sieh an...“ Schwer schluckend versucht der junge Reiter, den Überblick zurück zu erhalten. Er war nie ein großer Denker, ebenso wenig wie ein schneller Analytiker, aber in diesem Fall liegt es bei ihm, einen Ausweg zu finden - auf Murtagh kann er nicht zählen. Also kämpft er sich von Murtaghs Hand los und wagt die Flucht nach vorn, die nach draußen ist ohnehin gescheitert und so kann er nicht kämpfen. Über seinen momentanen Mut und vor allem seine Dreistigkeit ist er nun sogar selbst überrascht, von Murtagh ganz zu schweigen. „Tut mir leid, das hier ist meine Schuld. Ich war es leid, den ganzen Tag eingesperrt zu sein, so bat ich den Dienstboten, mir, wenigstens für ein paar Stunden, seinen Dienst zu übertragen. Ich wollte mich einfach mal wieder bewegen! Aber ich fürchte, Murtagh hat das als Fluchtversuch aufgefasst.“ Galbatorix runzelte leicht die Stirn und Murtagh fiel es schwer, ob dieser Lüge nicht eine noch viel deutlichere Grimasse zu schneiden. Was sollte das denn! Wie wollte der Kurze denn so abhauen?! Aber wider aller Erwartungen des Wyrdfell seufzte der Monarch, senkte das Haupt und legte eine Hand auf Eragons Schulter. „Dummkopf.“ Dann richtete dieser plötzlich den Blick wieder auf Murtagh und dieser zuckte zusammen, sofort Haltung annehmend. „Ich bringe ihn zurück, geh du wieder an deine Arbeit!“ Mit diesen Worten wand der König sich ab und führte Eragon neben sich. Unbemerkt schaffte dieser es, zu seinem alten Freund zurück zu blicken und verlegen zu lächeln, fast wie eine Entschuldigung. Verstehe... Schadensbegrenzung: es ist dir lieber, du leidest unter seiner Strafe, als dass er auch mich straft... Dieser Gedanke überrascht Murtagh. Damit hätte er nicht gerechnet... aber wahrscheinlich hatte der Kurze nur Schuldgefühle, weil er Murtagh so angeschrieen hatte und weil dieser ihm schon zig mal den Hintern gerettet hatte. Sich leise seufzend mit dieser Erklärung zufrieden gebend ging er in entgegengesetzte Richtung, auch wenn er vergessen hatte, was noch mal sein Auftrag war... Im Zimmer angekommen blieb Galbatorix wie angewurzelt stehen, als er die Gestalt im Bett des Jungen sah, aber noch bevor dieser irgendetwas sagen konnte, trat er den Burschen unsanft aus eben diesem. „Au!“ „Das hast du davon! Und jetzt RAUS!!“ Eragon, der noch etwas hatte sagen wollen, um Ion zu verteidigen, zuckte erschrocken zusammen. Langsam zweifelte er an seiner Entscheidung... aber nein, es war nicht seine Art, andere Personen, erstrecht welche wie Murtagh, die ihm so oft geholfen hatten, für seine Fehler leiden zu lassen. Murtagh... doch jetzt war keine Zeit, über Menschen zu philosophieren, der sich zu weit weg befand, um es mitzubekommen. Jetzt war es an der Zeit, sich Sorgen über den Menschen zu machen, der vor ihm stand und von dem sein Leben abhing: Galbatorix. Diesen musterte er nun besorgt, wenn auch nur seinen Rücken. Er wusste nicht, was er sagen sollte und eine peinliche Stille entstand. Davon mal abgesehen... warum sollte Eragon sich entschuldigen? Wie bestellt nahm er die übliche Trotzhaltung ein, was sollte das alles überhaupt?! Er war ja nicht auf eigenen Wunsch hier! Leider drehte Galbatorix sich prompt in diesem Augenblick um und das, was Eragon sah, verschlug ihm die Sprache, der Trotz wich überraschter Unsicherheit. So einen intensiven Blick hätte er dem Mann niemals zugetraut... es raubte ihm beinahe den Atem, wie der König ihn ansah, doch fast zeitgleich schalt er sich deswegen. Wie konnte er zulassen, dass der Blick des Feindes ihm so zusetzte?! Wie sollte er bitte gegen jemanden kämpfen, der ihn schon mit Blicken lähmen konnte?! Aber das änderte auch nichts an der Intensivität dieses Blickes... Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Galbatorix die Stille durchbrach, und er tat es erst, als er sich sicher war, den Jungen vollständig eingeschüchtert zu haben. “Glaubst du allen Ernstes, ich würde auf eine derart dämliche Lüge reinfallen? Ich muss deinen Geist nicht einmal durchsuchen, um zu wissen, dass es falsch ist. Du wolltest fliehen. Ob Murtagh daran beteiligt war oder nicht werde ich schon noch feststellen, keine Sorge. Aber glaube ja nicht, dass deine Sonderbehandlung so weit reicht, dass ich das hier unbestraft lasse.“ Eragon schluckte, ehe er sich wieder auf seinen Schadenbegrenzungsplan berief. „Murtagh hat nichts getan! Es war meine Idee!“ Natürlich, Murtagh hätte es geschickter angestellt... bemerkte er noch säuerlich. War er allein denn wirklich zu gar nichts in der Lage?! „Aber es ist mein gutes Recht, es zumindest zu versuchen!“ Pampte er plötzlich los, die Arme überkreuzt. Er hatte selbst keine Ahnung, woher er den Mut dazu nahm, und seinem Gesichtsausdruck - überraschtem Ärger und angekratztem Stolz - nach Galbatorix auch nicht. „Immerhin hältst du mich hier gegen meinen Willen fest, davon mal abgesehen muss ich zu Saphira und den Varden zurück!“ Ein kaltes Lächeln wanderte kurz über des Königs Lippen, ehe sein Blick wieder diese vernichtende Mischung aus Wut und eisiger Kälte annahm. „Die Varden wird es bald nicht mehr geben, Junge. Ohne ihren Drachenreiter... und deine Drachin wird, früher oder später, schon herkommen, keine Sorge.“ Die Sicherheit in seinen Worten ließ Eragon leise schlucken, aber noch war die Quelle seines Mutes - oder sollte man es Wahnsinn nennen? - nicht versiegt. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass du kein Recht hast, mich hier festzuhalten. Ich befand mich zum Zeitpunkt meiner Gefangenname außerhalb des Königreiches!“ „Und deshalb soll ich dich freilassen?“ „Nein, aber du solltest mir nicht wütend sein, weil ich zu fliehen versuche.“ Er verstand die Logik selbst nur mit Müh und Not, aber das war nun mal das Einzige, an das er sich in dieser hoffnungslosen Diskussion klammern konnte. Vielleicht schaffte er es ja, Galbatorix zu amüsieren und seine Strafe zu lindern, vielleicht sogar dazu, sich tot zu lachen, was seiner Sache sogar noch viel dienlicher war. Ersteres schien sogar möglich, da er den Anflug eines Schmunzelns zu sehen glaubte. Das war sogar in der Stimme des Älteren zu hören. „Nette Logik, aber du bist kein Gefangener in dem Sinne. Du bist mein Gast und hast meinen Bediensteten zur Faulheit getrieben, hast meine Gastfreundschaft beleidigt und, so wie ich das sehe, meinem Vasallen ein hübsches Paar blauer Flecken verpasst und dabei auch noch die Wäsche auf dem halben Flur verteilt. Und das soll ich einfach so hinnehmen?“ Zu seinem Glück war der Wahnsinn noch aktiv, ansonsten hätte er wohl bei dem Wort „Vasall“ die Aufmerksamkeit verloren und wäre auf dem Boden zusammengesunken ob des Gedankens, Murtagh seie nun ein Vasall des Königs. Aber der Wahnsinn siegte vor Vernunft. „Wie wäre es mit Ja, als Entschädigung dafür, dass ich keine Einladung erhielt. Davon mal abgesehen weiß ich immer noch nicht, wo ich bin, warum ich hier bin, was ich hier soll und wie ich hierher gekommen bin, ich weiß nicht, wie die Schlacht geendet hat, wo Saphira ist oder wie es um meine Verbündeten steht und ich weiß noch viel weniger, was DU genau von mir willst. Warum kommst du andauernd zu mir, schleppst mir mein Essen persönlich ans Bett und erzählst mir nur irgendwelche dubiosen Geschichten? Und wenn ich wirklich ein gast bin, dann bedanke ich mich für die Gastfreundlichkeit, aber ich würde es vorziehen zu gehen, danke!“ Seine Wut von vorhin auf dem Flur war noch nicht ganz verpufft und hier hatte er, wenn es ihn auch den Hals kosten könnte, das ideale Ventil: immerhin war dieser Kerl ja Schuld an seinem Schlamassel! „Und ich will verdammt noch mal, dass diese schrägen... Träume, Erinnerungen, Illusionen, was auch immer aufhören! Das ist erst seid ich hier bin und ich bin mir vollkommen sicher, dass DU daran die Schuld trägst!“ Inzwischen hatte er sich in Rage geredet, was seiner Stimme, die er ja immerhin sechs Tage lang gar nicht gebraucht hatte und heute wie am vorherigem Tag, als er das erste Mal wieder mit dem König gesprochen hatte, überstrapaziert hatte, gar nicht gut. Er spürte jetzt schon, dass er sie morgen kaum würde gebrauchen können. Allerdings würde das morgen wohl das geringste Übel sein. Entgegen der Erwartungen des kleinen, immer noch denkenden Teils in Eragons Gehirn, das sich die denkbar schlimmsten Erwartungen als Folge für diese Dreistigkeit ausmalte, wurde das Gesicht des Älteren plötzlich nachdenklich. „Hmm... was siehst du denn...?“ Jetzt riss dem Jüngeren definitiv der Geduldsfaden: „Was geht dich das an?! Außerdem weißt du wahrscheinlich ohnehin mehr als ich! Woher soll ich denn wissen was der Mist soll?!“ Der Ältere hob beschwichtig die Hände - dass der Junge sich erinnerte war im Moment wichtiger als seine Wut, die würde Eragon später schon noch zu spüren bekommen. „Ruhig Blut, Kleiner. Ich bin nicht direkt dafür verantwortlich, diese Erinnerungen, und ja, das sind es, kommen von dir.“ „Ach. Echt?! Und warum weiß ich davon nichts?“ Wieder wurde sein Ton pampig. Galbatorix stieß zischend die Luft aus und bemühte sich, einigermaßen ruhig zu sprechen, ohne den Kopf des Jungens an der nächstbesten Wand zu zertrümmern. Dieser hegte gerade eine ähnliche Wut gegen den König, wenn diese auch arg um die Vorherrschaft in seinem momentanem Gemütszustand ringen musste, und zwar mit einer Mischung aus Neugier und Verwirrung. Er wollte unbedingt wissen, was das alles zu bedeuten hatte, also zwang er sich, zuzuhören. „Also... wo fange ich am besten an... ich weiß leider nicht, entgegen deiner Annahme, woran du dich inzwischen erinnert hast, auch nicht, in welcher Form...“ Er machte eine kurze Pause und sah Eragon abwartend an, sodass dieser leise seufzte und sich, entgegen seiner vorherigen Vorsätze und jeglicher Vernunft, kooperativ zeigte. „Ich... sehe wie von außen zu, aber es fühlt sich so an, als wäre die Person, die ich beobachte, ich selbst, auch wenn das nicht sein kann. Diese... Person also, ich sehe ihn manchmal als Kind und manchmal als Erwachsenen, aber nie älter als maximal fünfundzwanzig, wie mir scheint... nun, ich weiß nicht... ich glaube, er war ein Drachenreiter. Ich kann mich schwach daran erinnern, ihn einmal auf einem... lilanen Drachen gesehen zu haben. Außerdem... nun, ich... sehe ihn häufig... mit... dir...“ gab er schließlich zerknautscht zu. Er wollte sich das bisher nicht eingestehen und entsprechend leise sprach er gen Ende auch, er wünschte, er hätte es einfach ganz verschwiegen. Aber Galbatorix grinste nicht, auch lachte er ihn nicht aus oder erklärte ihn für blöd oder verrückt, nein, er nickte nur verstehend und nachdenklich, musterte Eragon und sprach schließlich weiter. „Dann lass es mich dir erklären...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gott, bin ich böse. xD An so einer Stelle aufzuhören... tztz... Naja, die aufmerksamen Leser von Charakter-Steckbriefen wissen sicherlich eh schon, was Gabi (=Galbatorix) unserem lieblings-Tollpatsch erzählen wird, aber wie dieser es auffassen wird... das müsst ihr dann schon selbst lesen! ;) Zum letzten Kapitel gab es garkeine Reaktionen... auch gut, mir soll's gleich sein...^^" Wann das nächste Kapi on sein wird weiß ich noch nicht, aber wahrscheinlich relativ bald, auch wenn ich eigentlich meine Hand schonen sollte... (Ich tippe immer beidhändig, weil ich Beidhänderin bin, haha, aber ich hab mir die linke Hand gestaucht. Toll. -.-") Ich hoffe, es hat irgendjemandem gefallen...!^^" (Arme Murtagh-fans, jetzt ist er ja schon wieder weg... aber keine Sorge, den sehen wir wieder! ;3) Kapitel 6: Erklärung -------------------- Kapitel 6: Erklärung „Bitte... WAS?!“ Sein Aufschrei dürfte wohl durch das ganze Schloss lautstark hörbar sein, doch Galbatorix zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ungläubig wich Eragon ein paar Schritte zurück und starrte den Monarchen entsetzt und fassungslos an, schwach den Kopf schüttelnd. „Nein...“ Doch plötzlich wird diese Ungläubigkeit hämisch. „Ja klar. Und morgen wachsen mir Flügel. Woher soll ich wissen, dass du nicht lügst?“ „Soll ich es in der alten Sprache wiederholen?“ Diese Frage war ernst gemeint und Eragon, der wusste, wie schlecht es um seine Kenntnisse in dieser Sprache bestellt war, schluckte nur leise, auf der Suche nach einem anderem Anhaltspunkt. „Aber... woher willst du wissen, dass ausgerechnet ich dein Lionel bin?“ Nun kam Galbatorix ihm näher, und Eragon wich soweit zurück, bis er mit dem Rücken zur Tür stand. Sein einziger Gedanke war Weg! Verschwinde! aber er hatte kein Glück damit. Warum auch? Erstrecht nach dem, was er erfahren hatte... aber der König ließ sich nicht beeindrucken und legte eine Hand an die Wange des Jüngeren, sein Blick machte diesem Angst. „Ich brauch dir nur in die Augen zu sehen, Eragon... Lionel...“ Das war ihm dann doch entschieden zu viel. Heftiger als es vielleicht nötig gewesen wäre schlug er die Hand weg, duckte sich unter dem Älterem durch und lief zur entgegengesetzten Seite des Raumes, wo er wieder zu Galbatorix sah, den Eindruck eines Hasen in der Falle machend. „Du willst mir ernsthaft erzählen, ich wäre die Wiedergeburt deines... Ge... lieb...ten...?!“ Es fiel ihm denkbar schwer, dieses Wort in diesem Kontext auszusprechen, auch wurde seine Stimme wieder leiser, je länger er sprach. „Ja.“ Die offene Antwort dieses Mannes überraschte ihn. „Ahja... und wie soll das bitte möglich sein? Und warum wusste ich bisher noch nichts davon?“ Argwohn und Misstrauen waren ebenso in seiner Stimme zu hören wie Feindseeligkeit und Unmut. Ihm gefiel das alles gar nicht... und auch wenn es eine halbwegs plausible Erklärung für die Behandlung war, die ihm hier zu Teil wurde, so hieß das noch lange nicht, dass diese nicht mit dem Wahnsinn des alten Reiters erklärbar wäre. „Nun... wir forschten damals schon lange über die mögliche Wiedergeburt, aber das ist ein sehr schwieriges und komplexes Thema. Es ist nur verständlich, wenn dir damals Fehler unterlaufen sind, erstrecht, da du den Zauber –“ Doch weiter kam er nicht, denn Eragon unterbrach ihn mit leiser, zischender Stimme. „Ich bin nicht Lionel, also erzähl mir bitte nicht, was ICH gemacht haben soll!“ Leise seufzend ließ Galbatorix sich auf dem Bett nieder und Eragon versuchte, so unauffällig wie möglich, zur Sitzecke zu kommen. „Soll ich es dir erklären oder nicht?“ Diese Frage ließ ihn ehrlich nachdenken. Wollte er das überhaupt? Wollte er die Märchen eines alten Mannes hören? Es war möglich, diese Sachen auch in der alten Sprache zu sagen, wenn man fest genug daran glaubte, und das schien Galbatorix zu tun. Aber woher kamen dann diese seltsamen, zusammenhangslosen Erinnerungen? „Du warst ein Drachenreiter, so wie jetzt. Deine Drachendame hieß Lilium, wir hatten den selben Lehrmeister, einen alten Elfen, der uns ständig gerügt hat, weil wir andere Meinungsbilder hatten als er es sich wünschte. Wir lebten, wie alle Drachenreiter, irgendwo zwischen Dorú Areaba und Ilirea, das jetzt Urû’baen heißt.“ Eragon wirkte immer noch nicht ganz überzeugt, er glaubte dem Alten kein Wort. Dennoch war ein trockenes „Aha...“ seine einzige Antwort. Was sollte er auch daraufhin sagen? Erschöpft von seinem Wutanfall und noch immer über die Worte des Anderen grübelnd ließ er sich auf dem Polster sinken, den Blick auf seine Knie gerichtet. Seine Hände hielt er dazwischen, in einander verschlungen, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt. „Und warum du dich bisher nicht erinnern konntest... nun, ich kann dir, glaube ich, auch darauf eine Antwort geben. Es war ein Fehler bei der Beschwörungsformel, vielleicht auch bei der Formulierung deines genauen Wunsches, der dein Gedächtnis an dein erstes Leben hinter einer dichten Wand verbarg. Diese wurde in deinem letztem Kampf von Durza eingerissen.“ Als Eragon den Namen des Schattens hörte hob er wieder den Kopf und sah zu Galbatorix, um einiges aufmerksamer und neugieriger. All seine Prinzipien, was diesen Mann betraf, über den Haufen werfend, stellte er schließlich die eine Frage, die ihm die ganze Zeit auf der Seele gebrannt hatte: „Der Kampf gegen Durza! Wie ging der eigentlich aus?“ Galbatorix antwortete mit einem leichtem Schmunzeln. „Nun... dank dir habe ich einen guten Diener weniger.“ Darauf reagierte der Junge mit einem überraschtem Blinzeln. „Ich habe gewonnen?“ Über das verwunderte Gesicht des Jugendlichen konnte Galbatorix nur lachen. Es sah einfach zu niedlich aus... „Nun, ja, das hast du. Mit dir auch die Varden, wenn diese auch jemand Wichtigen verloren haben, nämlich dich.“ Auf diese Aussage herrschte eine Weile bedrückendes Schweigen, ehe Eragon leise die nächste Frage stellte. „Wie kam es dazu?“ Es war seltsam, mit seinem Feind darüber zu sprechen, doch so erfuhr Eragon, wie er den Schatten getötet hatte und was danach geschah, ebenso wie alles, was Galbatorix bisher über die nächsten Vorhaben der Varden wusste. Ebenfalls erfuhr er etwas über diesen Lionel, mit dem der König ihn immer noch gleichstellte. Je mehr er erfuhr, desto sicherer wusste er, dass dies eine Verwechslung sein musste, so war er nicht... so etwas konnte er nicht... das war eine völlig fremde Person...! „Nun, ich denke, das war genug für heute... du solltest dich hinlegen, ich kann mir denken, wie verwirrt du bist.“ Überrascht sah Eragon auf. Er hatte schon lange keine Fragen mehr gestellt und nicht einmal bemerkt, dass Galbatorix irgendwann aufgehört hatte zu sprechen. Aber scheinbar schwieg dieser schon eine ganze Weile, und als Eragon aus dem Fenster sah, stellte er überrascht, fast erschrocken fest, dass die Sonne bereits fast hinter dem Horizont verschwunden war. So spät war es also schon... zu spät... Er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden, legte eine Hand an seine Stirn und stand auf, leicht wankend, doch als Galbatorix aufsprang um ihm zu helfen, schob er diesen bei Seite, um eigenständig zu seinem Bett zu gehen. Doch er legte sich nicht hin, sondern blieb stehen, an einen Bettpfosten gelehnt. „Ich...“ Welch ein viel versprechender Anfang, doch seine Stimme schien ihm zu versagen. „...bin...“ Neugierig und auch etwas besorgt trat der König näher, ihn fast schon argwöhnisch beobachtend. „...nicht...“ Vorsichtig legte Galbatorix ihm eine Hand auf den Rücken, doch er drehte sich sofort um und schlug diese weg. „...dein Lionel!“ Diese letzten Worte schrie er ihm beinahe schon entgegen. „Ich bin nicht dein Lionel!!“ Es herrschte Schweigen, nachdem er diese Worte laut vernehmbar in Richtung Mitte des Zimmers gerufen hatte. Eragon sah verwirrt, ängstlich, fast gequält zu Galbatorix auf, der ihn nur aus ruhigen, aber kalten Augen musterte. Dem Jüngerem gefiel diese Stille, dieses Schweigen nicht... es war so angespannt wie die letzte Ruhe vor dem Sturm. Davon mal abgesehen war der Ältere ihm viel zu nahe... so gut es ihm ging wich er nach hinten aus, drückte sich geradezu gegen das vergleichsweise dünne Holz hinter ihm und versuchte, sein wie wild pochendes Herz zuignorieren. Das wurde ihm dann doch alles zu viel.. eindeutig zu viel... die Augen schließend hoffte, flehte er um Saphiras Beistand... Brauchst du Hilfe? Überrascht öffnete Eragon die Augen und sah zu Galbatorix auf, doch dieser hatte sich kein Stück verändert, wenn sich nun auch ein Funke der Überraschung in seinem Auge wiederfand. Was hatte sein Kleiner denn jetzt schon wieder? Dieser wunderte sich noch immer über die Stimme, denn Saphira war das nicht. Die Stimme war nicht einmal weiblich, sie schien eher zu einem jungem Erwachsenem zu gehören. W-wer bist du...? Seine Frage klang selbst in Gedanken leise und zittrig. Jemand, der dir helfen kann. Vertrau mir ruhig, Kleiner... Und wie willst du mir helfen? Entspannt dich erst einmal, Eragon, beruhige deine Atmung... Wenn er auch misstrauisch war, so befolgte er doch die Ratschläge des Anderen. Er wusste nicht, ob er diesem vertrauen konnte, doch falsch klangen diese Worte nicht, und welche andere Wahl hatte er schon? Gut... und jetzt lass dich fallen, ganz ruhig. Entspanne dich, vergiss das Chaos und all deine Probleme. Wie soll ich die bitte vergessen? Das Größte steht vor mir! Ruhig Blut, Junge! Ich helfe dir, aber vorher musst du dich entspannen und mir voll und ganz vertrauen. Wer sagt mir, dass ich dir vertrauen kann? Hast du eine andere Wahl? ... Na also. Tu lieber, was ich dir sage, Eragon, und dir wird nichts geschehen... Diesmal dauerte es eine Weile, doch es gelang Eragon, zu tun, was der Andere von ihm wollte. Immer mehr beruhigte er sich, seine Atmung wurde wieder normal, seine Züge entspannt. Zeitgleich wurde etwas in ihm immer größer, das er bisher nur so ganz am untersten Rand bemerkt hatte. Ängstlich versuchte er, das wieder zu verdrängen, doch schon meldete die Stimme sich wieder zu Wort. Shh, nein, lass! Vertrau mir! Das war leichter gesagt als getan... trotzdem lockerte er seinen Widerstand und ließ zu, dass dieses Fremde sich in ihm ausbreitete wie ein gigantischer Ballon. Um ihn herum wurde es dunkel, aber es war keine schreckliche, Angst einflößende Dunkelheit, sie war nicht kalt oder unangenehm. Es war eher wie... einschlafen... er wusste nicht, wie ihm geschah, da glitt er schon in diese Dunkelheit hinüber. Hier herrschte Stille, doch war sie nicht bedrückend, eher... erholsam. Anfangs versuchte er noch, sich hier umzusehen, doch er gab es nach einer Weile auf. Lieber ließ er sich durch diese unendlichen Weiten treiben und genoss es, sich keine Sorgen mehr machen zu müssen. Diese Stimme hatte Recht behalten... hier gab es keine Sorgen... hier war alles in Ordnung... Hier existierte kein Galbatorix, kein Murtagh, keine Varden, keine Zwillinge, kein Durza... niemand wollte ihm etwas Böses, niemand wollte, dass er irgendetwas tat, dass er sein Leben riskierte für eine Sache, von der er nichts verstand... niemand zwang ihn, Dinge zu tun, die er nicht wollte, erzählte ihm Sachen, die er nicht glauben konnte, quälte ihn mit Bildern, die er nicht begreifen mochte... nein, hier war er allein, und es war gut so... Als der Junge die Augen wieder öffnete legte sich ein ruhiges, aber hinterhältiges Schmunzeln auf seine Lippen und seine Seelenspiegel besaßen einen leicht violetten Schimmer, der Galbatorix, der in diese sah, gleich viel erfreuter stimmte. Ohne ein Wort zu sagen legte er Lionel eine Hand auf die Schulter und drückte ihn vorsichtig auf das Bett zurück, ehe er sich über ihn lehnte. „Du hast also doch den Weg zu mir zurück gefunden, Lio...“ Das Schmunzeln wurde breiter. „Ja, habe ich... nur...“ „Der Junge...?“ „Ein Kind noch. Es wird nicht lange dauern, dann ist auch dieses Hindernis beseitigt...“ Ja, so kannte Galbatorix seinen Lionel und so würde dieser auch immer bleiben. Selbst wenn er im Grunde ein besserer Mensch war als Galbatorix, so war er doch ein kaltes Schwein, nie um einen Mord verlegen. Ja, er würde mit dem Jungen schon fertig werden... „Ich vertraue dir.“ Diese Worte waren Balsam für Lionel, der leise „Ich weiß...“ erwiderte, ehe seine Lippen durch die des Älteren versiegelt wurden, auf eine Weise, wie sie das letzte Mal vor fast einhundert Jahren vorkam... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wieder so eine böse Stelle... Uwäh, damit hab' ich mich jetzt gequält... x_x" Das war erst viel zu kurz, wirklich lang ist's immernoch nicht, aber nuya... Aber inhaltlich mag ich's irgendwie.^^ So vom Schluss her... xD Viel Spaß damit! Ich hoffe es gefällt euch! ^.~ (Und ihr seid hoffentlich nicht zu verwirrt von der Konversation zwischen Eragon & Lionel...) Kapitel 7: blaues Wunder ------------------------ Kapitel 7: blaues Wunder Die bläulichen Flammen erhellten die Höhle und steckten nicht zum ersten Mal jenes großen Drachenkissen in Brand. Sie war wütend, sehr wütend. Eine Woche, eine ganze Woche lang war ihr Kleiner jetzt schon ein Gefangener des Königs, und sie durfte dieses verdammte Tronjheim immer noch nicht verlassen! Es war zum Verrücktwerden! Und da wunderte es die Zwerge, dass sie mit allen Mitteln versuchte, ihr Umfeld, das sie so erdrückte, zu zerstören, sich von diesen Fesseln zu befreien? Auf das Anliegen der Zwerge hin hatte man sie eingesperrt. Eingesperrt! Sie! Aber einen kleinen Trost hatte sie zumindest, eigentlich sogar zwei: erstens war ihr Eragon, wo auch immer er war, nicht allein, Murtagh wurde ebenfalls entführt. Und zweitens, was ihr wesentlich mehr Hoffnung machte, war Arya noch am selben Abend aufgebrochen und hatte die Zwillinge, die Urgals und alle anderen Entführer ihres kleinen Reiters verfolgt. Wenn sie ihren Gefährten-ihres-Geistes-und-Herzens-Eragon nicht bald wieder in unmittelbarer Nähe ihrer Klauen hatte, würde sie den ganzen Stadtberg vernichten. Sieben Tage waren sieben zu viel! Verdammt, wie lange brauchte diese Elfe eigentlich?! Gerade als Saphira an sie dachte, nahm sie auch schon den tastenden Geist der Spitzohr-Zweibeinerin war, die scheinbar verzweifelt versuchte, Kontakt zu ihr aufzunehmen, den die Drachin ihr nur zu gerne gestattete. ~Wo ist Eragon?! Geht es ihm gut? Was haben diese Glatzköpfe ihm angetan?!~ ~Saphira, bitte, ich bin müde... versprich mir, nicht wütend zu werden.~ ~Kommt drauf an.~ Sie war angriffslustig. Wenn Arya keine guten Neuigkeiten hatte, würde sie für nichts versprechen können. Ein leises Seufzen ging durch den Geist Aryas, ehe sie ihren Bericht begann. ~Ich habe sie drei Tage lang verfolgt, aber dann wurde ich entdeckt. Ich musste mich einen Tag lang verstecken, ehe ich zurücklaufen konnte. Aber ich weiß, wo sie ihn hingebracht haben...~ ~Wohin?! Ich fliege persönlich hin und wenn es sein muss brenne ich alles nieder bis ich ihn gefunden habe!!~ ~Lass es! Sie haben ihn nach Urû’baen verschleppt!~ Erschrocken schwieg Saphira. Das war ein harter Schlag, auch wenn sie es hatte kommen sehen. Ihr Kleiner... bei Galbatorix... ~NEIN!!~ Sie brüllte ihren Schmerz frei hinaus, der markerschütternde Schrei erfüllte, trotz der schützenden Barriere um ihre Höhle herum, den ganzen Krater von Farthen Dûr. Danach zog sie sich in die hinterste Ecke der Höhle auf das unverwüstliche Kissen zurück – wer auch immer es hergestellt hatte, man hatte gute Arbeit geleistet. Aber daran verschwendete sie jetzt keinen Gedanken, diese waren alle bei Eragon. Urû’baen... wie sollte er das ohne sie überleben? Er würde dort doch untergehen! Ihr armer Kleiner... Inzwischen war Arya auch bei Ajihad und dem Ältestenrat angekommen, um diesen Bericht zu erstatten, währen Nasuada, wie so oft in den letzten Tagen, die blaue Drachin aufsuchte. Besorgt, fast schon verängstigt musterten die schwarzen Augen das matt schimmernde Blau der Schuppen. Saphira hatte etwas von ihrem Glanz verloren in den letzten Tagen, die sie allesamt damit verbracht hatte, herum zu wüten, bis man sie irgendwie hier eingesperrt hatte, damit sie niemanden gefährden konnte. Nach drei Tagen Abwesenheit des Reiters hatte Nasuada es das erste Mal gewagt, mit der Drachin zu reden; inzwischen war die junge Frau die einzige Person unter den Varden, die Saphira noch in ihrer Nähe duldete. ~Saphira...?~ ~Er ist in Urû’baen. Bei ihm. Verdammt! Ich hätte in der Schlacht besser auf ihn aufpassen müssen! Er hat noch um Hilfe gerufen... und ich konnte ihm nicht helfen...~ Nasuada seufzte leise, teils aus Mitleid, teils aber auch aus Ungeduld. Inzwischen hatte sie sich diese ewigen Selbstvorwürfe, die einzige Abwechslung zur unaufhaltsamen Wut der Drachin, oft genug gehört und sie war es leid geworden, sie jedes Mal aufs Neue zu dementieren. Sie legte nur eine Handfläche auf die unsichtbare Barriere, ehe ihre Hand plötzlich wegsackte ob des erwarteten, aber nicht vorgefundenen Widerstandes. Verwirrt und mit leicht gerunzelter Stirn sah Nasuada auf die Luft vor sich, ehe sie es noch einmal versuchte und sich Saphira dabei Schritt für Schritt näherte, bis sie der Drachin die Hand auf das lange Gesicht legen konnte. Diese hatte das Ganze neugierig beobachtet, da die herumstaksende Nasuada einen recht ulkigen Anblick bot. Jetzt allerdings erst registrierte sie, dass das ihre Freiheit bedeuten konnte. Um einiges lebhafter als noch vorher raffte sie sich plötzlich auf, sodass Nasuada rückwärts wegstolperte. Aber die Drachin war zu aufgebracht, um sich zu entschuldigen, stattdessen forderte sie Nasuada nur schnell auf, ihr auf den Rücken zu steigen. Erschrocken tat diese wie ihr geheißen und kletterte in den Sattel, den Saphira abzunehmen sich geweigert hatte. Sie trug auch immer noch die schwere Rüstung von der Schlacht, trotz der unzähligen Beulen. Insgeheim vermutete Nasuada, dass diese Beulen und der dadurch dauerhafte Schmerz an bestimmten Stellen ein Faktor zur schlechten Laune der Drachin war, aber sie wagte es nicht, sie darauf anzusprechen. Dafür stand sie, ihrer Meinung nach, noch nicht gut genug bei der momentan so reizbaren Saphira. Jetzt allerdings musste sie sich an den Sattel pressen, an dem noch Blut von der Schlacht klebte, der entsprechend stank, nur, um nicht herunter zu fallen. Zum Glück flog Saphira nicht sehr lange, sie verließ lediglich den Drachenhort, umrundete ihn einmal, um ihre Flügel wieder zu bewegen, und setzte dann zur Landung an. Dort ließ sie der jungen Frau aber keine Gelegenheit, von ihr abzusteigen, stattdessen trug Saphira sie in einem derart rasantem Tempo zum Büro ihres Vaters, dass Nasuada sich wunderte, wie die Gänge da heil bleiben konnten. Sie würde später feststellen, dass die Frage dadurch unnütz wurde, dass Saphira sehr wohl eine Spur der Verwüstung hinterließ, die Nasuada in ihrer momentanen Situation – die Augen nur spaltbreit geöffnet und starr vor Angst – nur noch nicht registrierte. Erschrocken rissen die Wächter die Tür auf, ohne es anzusagen, sodass Saphira schlitternd vor der großen Tafel innehielt. Nasuada musste sich korrigieren – sie waren nicht im Raum ihres Vaters, dies war der Besprechungssaal des Ältestenrates. Was sich nun allerdings als durchaus praktisch erwies, da Saphira hier mehr Platz hatte. Dennoch war es eine Mühe vor ihr, anzuhalten und sie wäre beinahe gegen den Tisch gestoßen. Ihre Klauen hinterließen bei der Vierteldrehung, die sie zum bremsen verwendete, tiefe Kratzer im Steinboden, deren Entstehung fast alle Anwesenden entsetzt die Hände auf die Ohren pressen ließ. Saphira war die Erste, die sich wieder bewegte, indem sie etwas zurücktrat und sich würdevoll vor dem rat aufbaute, während Nasuada sich in den Sattel kauerte und darauf hoffte, bald absteigen zu dürfen. Es dauerte eine Weile, bis sie bemerkte, dass das Gröbste überstanden war. Vorsichtig hob sie den Kopf und sah besorgt zu ihrem Vater und den anderen anwesenden Würdenträgern, ehe sie von Saphiras Rücken stieg und sich souverän neben sie stellte. Anscheinend wollte die Drachin sie als Übersetzerin oder dergleichen... oder als Vertreterin ihrer Interessen, andernfalls hätte sie nicht mit hierher gemusst. Oder? Dann bemerkte sie allerdings auch, dass Arya anwesend war. Äußerlich unbeeindruckt wartete sie, bis jeder wieder die Hände von den Ohren genommen hatte, bevor sie mit einer Verbeugung zu sprechen ansetzte. „Bitte verzeiht die Störung, doch Saphira möchte ebenfalls in die Pläne betreffs ihres Reiters integriert werden.“ Sie hatte keine Ahnung worum es ging, aber sie vermutete stark, dass jetzt darüber diskutiert werden sollte, wie man gedachte, Eragon zu befreien. Und, wie um Nasuada zu bestätigen, nickte Saphira und stieß etwas Rauch durch ihre Nüstern aus, ansonsten wirkte sie erhaben und würdevoll wie einem mächtigen Drachen entsprechend. Eine Weile sahen sich die Ratsmitglieder nachdenklich an, Ajihad hingegen sah nur zu Saphira, bis er schließlich nickte. „Ja, es geht sie auch etwas an, ich denke auch, sie sollte beiwohnen.“ Er hatte leise gesprochen, doch mit etwas kräftigerer Stimme führte er, an alle gewandt, hinzu: „Da wir das jetzt geklärt hätten und Saphira damit anwesend ist, sollten wir mit unserer Planung fortfahren. Also, ich bin für jeden Vorschlag offen...“ Weit, weit weg von diesen lauten, stressigen Vorkommnissen ruhte der Jüngling, um den es ging, in seinem Bett und schmiegte sich in die Decken. Es dauerte bis in den späten Vormittag hinein bis er aufwachte, und er schlug die Augen verwirrt blinzelnd auf. Leicht deprimiert stellte er fest, dass er noch immer im selben Raum war wie vorher, dass er die schöne, schützende Dunkelheit wieder hatte verlassen müssen. Seine Seele fühlte sich wunderbar erholt, sein Körper hingegen... einmal abgesehen davon, dass es im Raum ziemlich streng roch... irgendwie kam ihm der Geruch bekannt vor, eine alte Erinnerung aus längst vergangenen Tagen, aber so klar dachte er noch nicht. Sein Geist war zwar erholt, aber immer noch leicht schlaftrunken. So richtete er sich ersteinmal auf und streckte sich ausgiebig, nur um festzustellen, dass ihm Körperteile wehtaten, von denen er es sicherlich nicht erwartet hätte. Irritiert sah er sich um, er war alleine... erst so langsam kamen die Erinnerungen zurück... was war geschehen? War er eingeschlafen? Hatte diese seltsame Stimme in seinem Kopf etwa das bewirkt? Schräg... aber anscheinend war er nicht bestraft worden. Guter Dinge also stand er auf, registrierend, dass er keine Kleidung trug. Leicht irritiert stolperte er in Richtung Fenster, das er ersteinmal aufriss, der frischen Luft wegen. Danach entschied er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, ein Bad zu nehmen. Erst im Wasser fiel ihm auf, was seltsam war, eine dünne Blutspur zog sich durch das warme Wasser. Irritiert sprang er aus der Vertiefung im Boden, starrte eine Weile auf das Wasser und die feine, rote Schliere, die sich mehr und mehr verlor, ehe er noch immer verwirrt nach einem Handtuch griff. Er begann sich langsam wirklich zu fragen, was er verpasst hatte... Willst du das wirklich wissen? Erschrocken tat er einen Satz rückwärts, stieß dabei mit dem Rücken gegen die kalte Wand, aber er schaffte es, einen Aufschrei zu unterdrücken. D-du...?! - Natürlich, was dachtest du denn? - Was ist passiert?! Was war das gestern?! Wer oder was bist du?! - Ganz schön viele Fragen auf einmal, Kleiner. Soll ich sie dir wirklich alle beantworten? - Würde ich sie sonst fragen? Gab Eragon genervt zurück, während er auf Antworten wartete. Allerdings schlich langsam eine Erkenntnis in ihm auf, die er sofort wieder zu verdrängen versuchte. Nein... Ein leises Lachen ertönte in seinem Kopf, ehe die Stimme sich endlich dazu bequemte, sich seinen Fragen zuzuwenden. Was, wenn doch...? - Raus aus meinem Kopf!! - Oh, das ist deiner? - ... du bist... - Ja? - ...Lionel... oder? Die Stimme antwortete nicht mit Worten, sondern mit dem Gefühl der Zustimmung. Geschockt rutschte Eragon an der Wand hinter ihm hinab auf den Boden. Das konnte nicht... das... das durfte doch alles nicht wahr sein! Und... was habt ihr... gestern... mit... meinem Körper... angestellt...?! Er klang angewidert, beschämt und resigniert zugleich. Galbatorix hatte Recht gehabt... und jetzt konnte er das siegessichere, überhebliche Grinsen Lionels förmlich spüren. Das willst du nicht wissen, Jungchen... - RAUS! RAUS AUS MEINEM KÖRPER!! Eragon griff sich in den Haarschopf, krallte sich förmlich in diesem fest, als würde er versuchen, diese Stimme aus seinem Kopf zu reißen. Es konnte doch nicht angehen, dass er kein Mitspracherecht hatte! Aber die Stimme, die Existenz, ging nicht, sie machte es sich lieber breit grinsend bequem, sinnbildlich gesehen, und beobachtete fast schon belustigt die verzweifelten Versuche des Jüngeren, ihn los zu werden. Das klappt nicht, gib auf. - Nein! - Es wird nicht funktionieren... - Ich finde einen Weg! - Nicht allein. - Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dir noch glaube?! - Glaubst du etwa, ich wäre über deine Existenz begeistert?! Jetzt schwieg Eragon. Er erinnerte sich an die Worte des Königs vom Vortag. Ein Fehler in der Beschwörung... ein Fehler... Wenn ich ein Fehler bin, dann sollt ihr ihn bereuen! Knurrte er nur als Antwort, ehe er sich wieder aufrichtete, sich sorgfältig, wenn auch leicht angewidert abtrocknete, sich anzog und dabei penibel darauf achtete, genau das anzuziehen, was Lionel am wenigsten gefiel, nur um ihn noch zusätzlich zu stressen. Danach beschäftigte er sich mit den vielen Büchern, was besonders gemein war, da er sich als Anfänger noch so stark darauf konzentrieren musste, dass diese Konzentration beinahe wie ein Schutzschild gegen Lionels andauernde Versuche, mit ihm zu kommunizieren, wirkte. Allerdings fiel ihm auf, dass Lionel heute stärker war als am Vortag, auch wenn er es sich nicht erklären konnte. Zusätzlich tat es gut, seine Stimme etwas erholen zu können, außerdem war bei seinem Frühstück etwas Tee, der gegen das Kratzen in seinem Hals half. Zum ersten Mal seid er hier war rührte er freiwillig etwas davon an – die eine List des Monarchen zählte nicht. Aber essen tat er trotzdem nicht. Lionel jubelte förmlich auf, als die Tür sich öffnete, aber er verstummte sofort, als er sah, dass es nicht Galbatorix war, der sie öffnete... „Wir müssen wahrscheinlich verhandeln, ich glaube kaum, dass wir ihn mit Gewalt befreien können.“ „Es sei denn, jemand schleicht sich rein.“ „Das könnte mit einem entsprechendem Ablenkungsmanöver sogar funktionieren, und wer oder was wäre ein besseres Ablenkungsmanöver als eine wütende Drachin?“ „Und wer garantiert, dass sie dann nicht auch noch in seine Fänge gerät?! Das ist zu gefährlich!“ Seid Nasuada Saphiras Vorschlag dem Rat vorgetragen hatte wurde er schon ziemlich lang diskutiert, und es wirkte, als würde diese Auseinandersetzung niemals zu einem gescheiten Ende führen. Beide, Saphira und Nasuada, hatten dies bereits bemerkt und sprachen seid langem nicht mehr, zu genervt vom ewigem hin und her. Letztendlich brüllte Saphira entnervt. Mit ihrer typischen, nur ihr zu eigenen Logik legte sie alle Gründe dar, die für ihren Vorschlag sprachen und entmachtete alle Gegenargumente restlos in ihren Ausführungen, sodass Ajihad letztendlich nichts übrig blieb, als ihr zuzustimmen, wenn auch nur widerwillig. Es war ihm nicht wohl bei der Sache... „Aber wir brauchen dazu die Hilfe der Elfen, das kann ein paar Tage dauern Saphira...“ Sie knurrte leise, nickte dann aber ruhig. Nun schaltete sich Arya ein, die zwar Saphiras Meinung nicht teilte, aber dennoch dazu bereit war, zu den Elfen zu gehen und um Unterstützung zu bitten. Als Saphira ihr anbot, sie dorthin zu tragen, war Arya etwas unschlüssig und die Diskussion ging von vorne los, ob die Drachin nun bei den Varden bleiben oder mitfliegen sollte, ob es sinnvoll war, ob gleich alle Elfen wissen mussten, dass der Drache zwar geschlüpft, sein Reiter aber bei Galbatorix war und so weiter. Genervt seufzte Nasuada auf und lehnte sich an die blauen Schuppen; das würde noch lange dauern... Es dauerte auch eine Weile, bis Murtagh den jungen Reiter hinten in der Leseecke ausgemacht hatte. Dieser wollte ihn begrüßen, aber sein. „Hallo Murtagh!“ klang mehr wie das verzweifelte Krächzen einer sterbenden Krähe als wie alles Andere. Der Ältere musterte verdutzt, wie der Jüngere eine Hand an den Hals legte, mit der Anderen ließ er das Buch achtlos zu Boden gleiten, da er sie lieber vor den Mund hielt ob seines plötzlichen Hustenanfalls. - Ha-Ha. - Ach, sei ruhig! Die stumme Konversation bekam Murtagh nicht mit, wohl aber, dass Eragon bereits fertig angezogen war, ebenso bemerkte er das unangerührte Essen. Auch glitten seine Augen neugierig über jeden Winkel des Zimmers und sein Blick verfinsterte sich zusehends. So viel zum Thema Gefangener... „Du sollst mitkommen.“ Meinte er schließlich zerknirscht und Eragon, der sich gerade von seinem Hustenanfall erholt hatte, stand auf und torkelte mehr als dass er ging zu Murtagh, der ihn sogar auffangen musste, weil er beinahe hinfiel. Halb besorgt, halb verärgert sah Murtagh auf den Jüngeren herab. „Was soll das jetzt?“ Böse funkelnd sah Eragon zu Murtagh auf und hatte schon eine bissige Erwiderung parat, aber er kniff sie sich – Murtagh musste nicht unbedingt von Lionel wissen. Aber er nahm sich vor, sich besser zusammen zu reißen, und so löste er sich unsanft von Murtagh, aufrecht aus dem Raum gehend. Im Flur wartete er auf den Älteren, der die Tür hinter sich schloss und schweigend voranging. Wohin war Eragon allerdings nicht klar... Letztendlich wurde Saphiras zweitem Vorschlag ebenfalls zugestimmt, unter der Bedingung, dass sie sich in Du Weldenvarden dann versteckt halten würde. Nicht, dass ihr das sonderlich gefallen würde, aber wenn Arya der Meinung war, das wäre notwendig, dann sollte es eben so sein. Leise seufzend verließen die Drachin, Nasuada und Arya den Raum und gingen ein Stück zusammen, während sich die beiden Frauen unterhielten dachte Saphira über das nach, was sie bald erwarten würde. Trotz ihrer starken Worte war die geplante Mission leichtsinnig und verdammt gefährlich, es konnte so viel schief gehen... und trotzdem, jetzt würde sie es auch durchführen, nachdem sie so hart für ihren Plan gekämpft hatte. Davon mal abgesehen war es die beste Möglichkeit, ihren Eragon zu befreien, und es gab nichts, das ihr im Moment als wichtiger erschien, als wieder bei ihrem Kleinem zu sein, egal auf wessen Seite sie dann stand. Und wenn Eragon dem König schon sonst welche Schwüre hatte leisten müssen, sie wäre wenigstens wieder bei ihm und könnte ihn unterstützen, zur Not könnte sie ihn einfach entführen und nie wieder hergeben, bis die Elfen einen Weg gefunden hatten, ihn von den Fesseln des Monarchen zu befreien. Vorher würde sie ihn einfach keine Sekunde aus den Augen lassen. Sie hatte ja keine Ahnung, was wirklich dort geschah, wo sie ihn nicht sehen konnte... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hat länger gedauert als gewohnt... sorry Leute! Hatte einiges an Mist um die Ohren. ^^" Im Moment bin ich von AnimexX arg gestresst, da das einfügen, kursivieren etc. fast schon länger dauert als das Schreiben selbst -.- Entsprechend sind Stunden der Arbeit, (inzwischen mangelnder) Geduld und Nerven in dieses Kapi geflossen. Zum Titel: damit ist sowohl Saphira gemeint, die hier endlich wieder auftritt, als auch das 'blaue Wunder', das Eragon hier erlebt. Ich hoffe, euch gefällt's. Ich hab diesmal versucht, ihre Worte besser von einander zu trennen und hoffe, es funktioniert. Have fun, CoD Kapitel 8: Von Nerven und ihrem Versagen ---------------------------------------- Wie letztes mal, Gedankenstriche zur Verdeutlichung der getrennten Gedanken beider Protagonisten. Have fun! ;) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 8: Von Nerven und ihrem Versagen „Wohin bringst du mich?“ „Zum König.“ „Was will er?“ „Weiß nicht.“ „Warum kommt er nicht einfach selbst?“ „Warum sollte er?“ „Hat er bisher auch immer gemacht.“ „Aha.“ „Murtagh?“ Als er seinen Namen zum gut duzendsten mal hörte, blieb der Ältere stehen und drehte sich wutentbrannt um, was jedoch den Effekt hatte, dass sein kleiner Bruder, der, während er den Älteren seelenruhig mit Fragen löcherte, um die Stimme in seinem Kopf zu übertönen, verträumt aus den Fenstern des Flures gesehen hatte, frontal in ihn hinein lief. Das anschließende Chaos behob Murtagh, indem er Eragons Schultern packte und die Arme streckte, sodass er dem Jüngeren in die Augen sehen konnte, wenn er den Kopf etwas senkte. „Sei ruhig! Es ist mir egal was du wissen willst, ich kann und darf dir keine besseren Antworten geben! Egal wie oft du deine dummen Fragen wiederholst, es bleibt bei dem, was ich schon beim ersten mal gesagt habe! Geht das in deinen Dickschädel oder muss ich es einmeißeln?!“ Irritiert blinzelnd sah Eragon in die entnervten Augen seines älteren Bruders und schwieg, woraufhin sich jedoch sofort wieder ein nervendes Surren in seinem Kopf erhob. - Da hast du’s Kleiner, entweder ich nerve dich oder du alle Anderen. - Da ist mir Letzteres immer noch lieber! - Schön, ich glaube nur, ihm nicht... Am liebsten hätte Eragon ihm entgegen gehalten, dass ihm das völlig egal war, aber das stimmte nicht so ganz und wie Saphira würde auch Lionel sofort wissen, wann Eragon ihn anlog. Aus irgendeinem Grund war es ihm nicht egal, dass Murtagh ihn gerade mit Blicken taxierte, wütend genug um ihn umzubringen. „Tut mir leid...“ Seine Worte klangen ehrlich und Murtagh wirkte immerhin ein bisschen besänftigt, ließ den Kleineren aber immer noch nicht los. „Und ich werde schweigen...“ Fügte er noch leise seufzend hinzu. Mit einem leichten Grinsen ließ Murtagh ihn los, wand sich um und ging weiter, während Eragon ihm niedergeschlagen folgte. Er hasste es... kaum schwieg er, gab es keine Möglichkeit mehr, Lionel zu ignorieren. Er wünschte, er hätte das Buch mitgenommen. Vor allem wurmte ihn, dass er Murtagh vergrault hatte, den einzigen Freund hier... wenn er ihn noch als Freund bezeichnen konnte. Wieder musterte er den Älteren argwöhnisch. Zu welchen Schwüren hatte Galbatorix ihn wohl gezwungen? Was hatte der alte Monarch ihm angetan, damit Murtagh zustimmte? - Du hast ein ziemlich schlechtes Bild von deinem König und Gastgeber. Schäm dich. - Mach ich... wenn mir der Sinn danach steht. - Nein, werden wir etwa sarkastisch? - Ich werde noch masochistisch wenn du mir weiter auf die Nerven gehst! Und damit ein großes Hurra auf die vielen Bücher, die er gezwungen war zu lesen. Gut, bisher hatte er erst eines davon zu einem Viertel gelesen, aber er hatte eine Art Lexikon gefunden, das ihm die meisten Begriffe, die er in den Texten nicht verstand, erklärte. Es hatte eine Weile gedauert, bis er den Dreh rausgehabt hatte, aber so langsam funktionierte es. - Such dir lieber eine andere Beschäftigung Junge, du hast ja jetzt schon Kopfschmerzen. - Die könnten auch an dir liegen. Entnervt verdrehte Lionel die Augen und beließ es dabei, ihn durch beständiges Summen irgendwelcher, Eragon fremder Melodien zu nerven. Leise seufzend ging er weiter, den Blick gesenkt, sich nur auf einen großen, weißen Fleck konzentrierend, der aus irgendeinem Grund vor seinen Augen aufgetaucht war, sodass er beinahe gegen die nächstbeste Säule gelaufen wäre, wenn Murtagh ihm nicht am Ärmel fortgezogen hätte. Ihn kritisch begutachtend wartete er darauf, dass Eragon zu ihm aufsah oder zumindest endlich stehen blieb, denn er zog ihn jetzt schon zum dritten Mal an die Stelle zurück, an der er stand. „Ähm... Kleiner?“ Langsam begann er sich Sorgen zu machen, erstrecht als dieser dann auch noch leise zu murmeln begann: „Weißer Fleck, weißer Fleck, weißer Fleck, weißer Fleck... Ruhe... weißer Fleck... ist das ein Punkt? Arg! Ruhe! Dann eben weißer Punkt... weißer Punkt... weißer Punkt...“ Eine Weile blinzelte Murtagh nur verwirrt, ehe er Eragon am Kragen packte und diesen dazu zwang, zu ihm aufzusehen. „Von was für einem Fleck... oder Punkt... du auch immer sprichst, am besten hörst du auf damit, bevor wir bei ihm angekommen sind!“ Nun war es Eragon, der verwirrt blinzelnd zu seinem Bruder sah, ehe seine Augen sich erschrocken weiteten. Es endete damit, dass er rot anlief - ob vor Wut oder Scham wusste er nicht zu beurteilen - und den Blick gen Boden senkte. „Tut mir leid...“ - Haha! - Sei doch wenigstens einmal ruhig du verdammter Idiot! Inzwischen machte Murtagh sich wirklich Sorgen, denn man sah dem Jüngeren an, dass ihn irgendetwas quälte, das nicht von außen kam. „Sag mal... was hast du eigentlich?“ Nun sah Eragon wieder auf und wirkte sichtlich gequält. „Er treibt mich in den Wahnsinn! Keine Sekunde kann er ruhig sein! Immer macht er irgendwas, summt oder erzählt mir Dinge, die ich nicht hören will! Er kommentiert alles was ich aktiv denke und sogar mein Unterbewusstsein bleibt nicht von ihm verschont!“ Murtagh hatte ihn inzwischen losgelassen und Eragon war an die Wand hinter ihm zurückgetreten, sich an diese lehnend, während Murtagh abwehrend die Hände hob. „Wer denn? Galbatorix?“ Der Jüngere sah auf und konnte nur den Kopf schütteln, ehe seine braunen Augen plötzlich den Glanz verloren. Eine Zeit lang stand er ausdruckslos und starr an der Wand, ehe er sich plötzlich aufrichtete, ein leichter, violetter Schimmer lag in seinen Augen, nur mit größter Aufmerksamkeit bemerkbar. Ein verlegenes Lächeln zierte plötzlich seine Lippen, sein Ausdruck wirkte entschuldigend. „Tut mir leid... es ist schon gut, Murtagh. Bring mich zum Ziel, ansonsten zürnt er dir noch.“ Jetzt blinzelte Murtagh erstrecht irritiert. War das noch sein Eragon? Der Bauernlümmel, den er zu den Varden gebracht hatte? Die selbe kleine Nervensäge? Lionel blinzelte leicht und legte den Kopf leicht schief, den Blick neugierig auf Murtagh gelegt - es tat gut, endlich Kontrolle über diesen Körper zu haben. „Ist was?“ Das war schon eher die typische Ausdrucksweise eines Bauernjungen, und so beschloss Murtagh, kopfschüttelnd weiter zu gehen, die Hände in den Taschen vergraben, während Lionel ihm folgte, ein hinterhältiges Grinsen auf den Lippen. Endlich... endlich gehörte sein Körper wieder ihm. Die paar Nachtstunden waren viel zu schnell vergangen, sie waren zu kurz für seinen Geschmack. Dafür waren sie aber auch um einiges angenehmer gewesen, wie er plötzlich entnervt feststellte: was er zuvor mit Eragon getrieben hatte, spielte dieser nun nämlich umgekehrt mit ihm. Zu seinem Glück war der Junge noch ein blutiger Anfänger und kam nicht bis an sein Unterbewusstsein, aber nerven konnte er. - Was hast du vor? - Wirst du sehen, Kleiner. - Was hast du vor? - Wirst du schon sehen. - Was hast du vor? - Noch einmal die selbe Frage und ich ziehe Murtagh sein Schwert aus dem Gürtel, ramme es in unsere Magengegend und überlasse dir den Körper wieder. Du wirst den Schmerz haben, bis der entsetzte Murtagh dazu in der Lage ist, deine Wunde zu heilen. - Was hast du vor? Entnervt knurrte Lionel, was Eragon ein leichtes Grinsen und die erneute Frage Was hast du vor? Entlockte, bis Lionel sogar dazu ansetzte, seine Drohung wahr zu machen, indem er nach Zar’roc griff. Er hatte das Schwert auch schon in der Hand, als er plötzlich einen überraschten weiblichen Aufschrei hörte. Irritiert hielt er inne und sah ein junges Dienstmädchen, deren Wäschekorb soeben auf dem Boden gelandet war und ihn, genauso wie Murtagh, entsetzt anstarrte. „Uhm...“ Was hast du vor? Mit einem entnervten Aufschrei hob er das Schwert, aber sein Zögern hatte Murtagh die Zeit gegeben, entsprechend zu reagieren: er stürzte sich auf den Körper seines kleinen Bruders und rang mit diesem um das Schwert, während das verängstigte Mädchen immer weiter an die Wand zurückwich. „Was... soll... das... werden...?!“ „Eine... drastische... Erziehungs... maßnahme...!“ „Interessant.“ Das letzte Wort, eisig und desinteressiert gesprochen, kam von der Gestalt, die sich inzwischen im Gang nahe dem Dienstmädchen aufgebaut hatte und die beiden beobachtete, wie ein Hausherr seine um einen Knochen balgenden Hunde beobachten würde. Erschrocken ob des Anblicks seines Herrn sprang Murtagh auf und ging in entsprechende Haltung über, auch wenn der in seinen Augen funkelnde Hass nur schwer zu übersehen war. Lionel hingegen ließ sich mehr Zeit damit, sich aufzurichten, und nahm dabei das Schwert zur Hilfe. Und schon presste er die Hände gegen seine Rippen, die beiden, die er sich in der Rauferei aufgrund des Schwertes angeknackst hatte und seine Augen wurden, unsichtbar für alle, da er den Kopf so gesenkt hatte, dass die Haare sein Gesicht verbargen, wieder ausdruckslos. Er machte seine Drohung indirekt sogar wahr, was in diesem Fall bedeutete, dass Eragon seinen Körper wiederbekam und dies auch gleich mit einem entsprechenden Schmerzenslaut beklagte. „Arschloch...“ Die beiden Männer musterten ihn nur wieder irritiert, während Eragon, der den Blick auf den Boden gerichtet hatte, das Schwert an Murtagh zurückgab. „Hier... ’tschuldigung...“ Galbatorix begriff wesentlich eher was geschehen war und grinste leicht, Murtagh mit einer kurzsilbrigen Anweisung fortschickend. Dieser trollte sich ungewöhnlich langsam, da er weiterhin Blicke auf seinen Bruder erhaschen wollte, der sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte und Galbatorix hasserfüllt ansah. Ja, jetzt war das wieder sein Kleiner... aber was zum...?! Den Kopf schüttelnd verschwand er schließlich, er hatte andere Dinge zu tun... nichts Besseres, aber er hatte zu tun... „Na Kleiner, wird er stärker?“ „Er hat mir zwei Rippen gebrochen wie’s sich anfühlt, reicht das als Antwort?!“ Gab er leise knurrend zurück, woraufhin Galbatorix amüsiert, aber kalt lachte. Eragon musste leise schlucken, der „liebe König“ war verschwunden. Anscheinend hatte er sein Ziel erreicht... - Ja, und das bin ICH. Also verschwinde aus meinem Körper! - Warum sollte ich?! Giftete er zurück. Du hast ihn mir am Tag meiner Geburt überlassen, damit gehört er MIR! - Davon träumst du wohl! - Wie soll ich von einer Welt ohne dich träumen, wenn du selbst in meinen Träumen auftauchst?! - Oh, armer Kleiner, wird es dir zu viel? Der beißende Spott in seiner Gedankenstimme war nicht zu überhören. Vielleicht solltest du einfach aufgeben! Wie wär’s? - Davon träumst DU wohl! Vergiss es! - Stimmt ja, du hegst und pflegst deinen Sturkopf, ohne das stur wäre er ja gar nichts mehr! - Wenigstens ist er mehr als heiße Luft! Im Gegensatz zu dir, Geistilein! - Wie kläglich, du lässt dir von heißer Luft die Rippen brechen! So wäre das Ganze wohl weiter gegangen, wenn Galbatorix ihm nicht unlängst eine gescheuert hätte. „Aufwachen! Liebäugeln könnt ihr später, wie wäre es, wenn wir ersteinmal eure Rippen heilen?!“ Irritiert sah Eragon auf. „Woher...?“ Dein Blick spricht Bände... „Du warst nicht gefragt!!“ Galbatorix schüttelte nur den Kopf, ehe er Eragon am Oberarm packte und ihn durch die Gänge zerrte. „He... hey! Lass los, und zwar sofort! Loslassen!“ Er stemmte sich mit aller Kraft gegen den starken Arm, aber aufgrund seiner gebrochenen Rippen, dem Größenunterschied und der Statur des Königs, der sich trotzdem in Form hielt, war ihm das unmöglich. Aber er konnte auf einen alten Trick zurückgreifen, indem er dem Älteren einfach vors Schienbein trat, Lionels immer ausfallender werdende Einwände ignorierend. Sobald Galbatorix ihn leise fluchend losgelassen hatte, lief er in entgegengesetzte Richtung davon, einfach nur rennend in der Hoffnung, dadurch den Kopf frei zu bekommen. Lionel versuchte genau das natürlich zu verhindern, aber ohne sichtlichen Erfolg. Irgendwann kapitulierte er schließlich und sorgte dafür, dass Eragon wenigstens weder gegen Säulen, noch in Sackgassen und dadurch eventuell gegen Wände lief. Daraus resultierte, dass er den Kleinen unbewusst auf den Innenhof der Burg führte. Hier fand Eragon einen versteckten Garten vor, doch er kam gar nicht dazu, dessen Schönheit zu bewundernd, da er gleich weiterrannte. Leise seufzend führte Lionel ihn weiter durch die Burg, musste sich dann aber irgendwann eingestehen, dass auch er den Weg nicht mehr wusste. Entnervt folgte Eragon einfach seinem Instinkt und Lionel schwieg. Er schwieg! Nach einer Weile wurde Eragon langsamer und erlaubte sich eine Verschnaufpause, die sofort in einen krächzenden Hustenanfall überging. Auch fühlten sich seine Beine an wie zähes Harz. Trotzdem zwang er sich, weiter zu laufen, damit Lionel das Schweigen wahrte. Dieser war einfach beeindruckt, wenn auch nicht wirklich von der Aktion selbst sondern viel eher von dem Willen und Durchhaltevermögen dahinter, also tat er ihm den Gefallen und schwieg. Letztendlich fand Eragon einen Dienstbotentrakt, der ihn nach draußen führte. Hier machte er erneut eine Atempause, die in einem erneutem Anfall ausartete, sodass er beschloss, diese in Zukunft zu unterlassen. Nun ging er mit gemäßigterem Tempo durch die Straßen und freute sich, dass seine schlichte Kleidung, wenn auch in recht ungewöhnlichen Farben, ansonsten nicht weiter auffiel. Er hatte die einzige braune Hose im Schrank gewählt, dazu ein helles, blassgrünes Oberteil und braune Lederstiefel, die augenscheinlich zum laufen gedacht waren. So schaffte er es, relativ schnell in der Menge, die er bald ausfindig gemacht hatte, zu verschwinden. Erst hier meldete sich Lionel wieder zu Wort. - Was soll das eigentlich werden wenn’s fertig ist? - Was wohl, ich will hier weg. - Zu fuß?! - Ich besorg mir ein Pferd... - Und womit? Du hast kein Geld! - Hält mich doch nicht auf. Allerdings war es leichter gedacht als getan. Ein Pferd zu stehlen... das hatte er noch nie gewagt. Kleinere Dinge, Proviant, Leder und Ähnliches, ja, das hatte er in Carvahall gestohlen, mit der ernsthaften Absicht, es wieder zurück zu zahlen. Aber das hier war etwas völlig Anderes... letztendlich holte er tief Luft und ging auf ein Wirtshaus zu. Von der Seite her kletterte er auf die Terrasse und mischte sich unter die Gruppe von Männern, die eben jene gerade verließen. Ein jeder von ihnen ging zu einem Pferd, doch da die eigentliche Gruppe nur zu dritt war blieben genug Pferde für Eragon. Er ging zielsicher auf eines zu, dessen Besitzer weit und breit nirgends zu erkennen war, tastete nach dem Geist des Wesens und beruhigte es. Es nahm ihn anschließend an wie seinen eigentlichen Reiter, wodurch der Diebstahl niemandem auffiel. Anscheinend war es ein fremdes Pferd, zu seinem Glück. Das neue Reittier langsam in Richtung Stadtgrenze traben lassend stieß er an das nächste Problem: wie sollte er unerkannt weiter kommen? Sicher hingen überall Steckbriefe... - Jetzt dürftest du ersteinmal kein Problem haben, von unserer kleinen Prügelei ist dein Gesicht noch ein wenig geschwollen, aber wie du in ein paar Tagen weiterkommen willst frage ich mich ehrlich, du bist immer noch unbewaffnet. - Ich habe immer noch die Magie, das wird schon... - Da bin ich ja gespannt. Ein Grinsen zierte Lionels inneres Gesicht und Eragon knurrte leise, langte aber noch in die Satteltaschen und fand nach einigem Gekrame ein Halstuch. Erfreut wickelte er sich dieses um und kramte noch etwas weiter, bis er einen braunen Umhang mit Kapuze fand. Der Stoff war sehr dünn und in einem sandfarbenem Ton, der zu seiner bisherigen Kleidung passte. Wer hatte ihm das Pferd dahin gestellt?! Da die Sonne unbarmherzig schien erregte es auch keine Aufmerksamkeit, dass er die Kapuze tief ins Gesicht trug und als er nach gut zwei Stunden endlich das Stadttor erreichte ließ man ihn unbehelligt passieren. Galbatorix schien also noch nicht bemerkt zu haben, was Eragon wirklich vor hatte. Leider musste er aber, auch wenn seine Nerven blank lagen, selbst außerhalb der Stadt langsam reiten, sodass er einfach die Wege benutzte. Hier fiel er mit dieser Art des Reisens nicht weiter auf, da ihn viele andere Wanderer in beide Richtungen umgaben; Wanderhändler, Gaukler, Reisende... auf dieser breiten Straße war so ziemlich alles vorhanden, von der laufenden Familie bis hin zu edlen Kutschen. Aber am meisten sah er wirklich Händler. Zu seinem Leidwesen hatte Lionel aber wieder zu nerven begonnen, so penetrant, dass Eragon irgendwann vom Pferd stieg und die Satteltaschen durchsuchte. Hier fand er neben Proviant für drei Tage sogar etwas Gold. Damit ging er auf einen Trupp von Händlern zu und schaffte es sogar, für seinen erbärmlichen Reichtum ein halbwegs brauchbares Schwert und eine Bogensehne erhielt. Den Bogen würde er sich unterwegs schnitzen, ebenso die Pfeile. Lionel klatschte gespielt begeistert Beifall, ehe er sein Alter Ego bissig darauf hinwies, dass er nun kein Gold mehr für Proviant hatte. Leise seufzend stieg er wieder aufs Pferd und ritt so schneller konnte, ohne vor Schmerz vom Pferd zu rutschen. Er hasste es, wirklich... Trotz seiner momentanen Lage und dem Wissen, dass am morgigem Tage wohl bald alle Welt hinter ihm her sein würde, suchte er nach einem Lager für die Nacht. Ein paar Vagabunden wanken ihn, der er aussah, als fiele er bald vom Pferde, von der breiten Straße an ihr Lager und er gesellte sich dankbar dazu. Nun fiel ihm auf, was das Pferd nicht bei sich hatte: eine Schlafmatte. Notgedrungen begnügte er sich mit dem Sattel als Kissen, sich in der Nähe des angebundenen Pferdes niederlegend und einschlafend, während die Vagabunden noch leise Geschichten erzählten und musizierten... Kapitel 9: Der Anfang allen Übels --------------------------------- Erst mal entschuldige ich mich hiermit für die ewige Wartezeit. Tut mir laaaiiieeed! >o< Schulische Probleme und so... Dann hab' ich auch noch ewig an der Fortsetzung gesessen... Da das ursprüngliche ganze Kapitel zu lang zu werden schien, habe ich beschlossen, es in zwei Teile zu spalten (also die Erzählungen von dem, was sozusagen vor der Geschichte spielt). Es ist trotzdem ziemlich lang geworden... *drop* Teil 2 wird in Form von Kapitel 10 folgen, aber ich werde etwas Zeit dazwischen legen, damit ihr dieses Kapi hier ersteinmal "verdauen" könnt! ;) Viel Spaß also mit diesem Haufen Schwachsinn! (Ich hoffe, ich verwirre euch nicht zu sehr mit den Perspektivenwechseln!^^") ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als Eragon wieder die Augen öffnete, kam es ihm so vor, als hätte er es auch genauso gut sein lassen können. Es dauerte eine Weile, bis seine Augen sich an das schwummrige Licht gewöhnt hatten, das von einer kleinen Öffnung ihm gegenüber kam. Anscheinend war dort ein kleines Fenster, nicht länger als seine Hand, angebracht, gut fünf fuß über dem Erdboden. Jenes Fenster war mit dicken Gitterstäben, so schien es ihm, besetzt, sodass es unmöglich war, auch nur die Hand hindurch zu stecken. Verwirrt musterte Eragon diese Stäbe, ehe ein leises, schabendes Geräusch, gefolgt von einem leisen Quieken, seine Aufmerksamkeit auf den Boden richtete. Eben dort, wo sein schwummriger, trüber Blick hängen blieben, erblickte er ein paar rot glimmender Augen. Erschrocken versuchte er, von eben jenem verzerrtem Widerschein des Kerzenlichtes fort zu kommen, stieß jedoch sehr schnell gegen die Wand, an die gelehnt er saß; zusätzlich stellte er fest, dass schwere Fesseln um seine Handgelenke gelegt worden waren. Es dauerte eine Weile, bis die Erkenntnis zu ihm durchsickerte: er war ein Gefangener. Mutlos ließ er sich wieder in die Ketten sinken, die Ratte, wie er inzwischen erkannt hatte, gelangweilt bei ihrer Suche nach Futter auf diesem matschigem Boden beobachtend. Währenddessen versuchte er, seine magischen Kräfte zu rufen, und stellte fest, dass diese mit irgendeiner Droge unterdrückt wurden. Leise seufzend legte er den Kopf zurück und sah träge zu dem kleinem Gitterfenster, während plötzlich die Erinnerungen zurückkamen... Noch in der Nacht waren Soldaten zu dem Lager gekommen, in dem er sich verkrochen hatte. Sie kamen, weil ein Pferdediebstahl gemeldet worden war, ebenso wie ein Flüchtling, und so suchten sie nach beidem, stark vermutend, dass sie es zusammen finden würden. Die Wandersleute meinten zwar, sie wären bei der falschen Gruppe, doch der Bestohlene erkannte sein Pferd wieder. Die Soldaten, die bis dahin aus halbgeschlossenen Augen von Lionel beobachtet wurden, der die Güte besessen hatte, für Eragon zu übernehmen, stapften nun auf den scheinbar Schlafenden zu... Sein Kopf fühlte sich so an, als würden alle gestohlenen Pferde dieser Welt auf eben jenem herumtrampeln. Es war grauenhaft, noch viel schlimmer als nach eben jener durchzechten Nacht damals mit Brom in Dras Leona. Und dann war da auch noch dieses mulmige Gefühl, dass irgendetwas fehlte... nur leider kam er nicht mehr darauf, was genau ihm fehlte. Es war, als seie sein Geist von einem pelzigem Flaum überzogen, der verhinderte, dass er irgendwie voran kam in seinen Bemühungen, sich an das zu erinnern, was genau ihm fehlte. Dabei war er sich fast sicher, dass es nicht einmal etwas Angenehmes war, das ihm fehlte... nur... was war es denn dann, das ihm solch ein Kopfzerbrechen bereitete...? Unsanft rissen sie den Jungen hoch und musterten sein zerschlagenes Gesicht, das sie schnell mit dem Fahndungsbild verglichen. Zum Glück hatte Lionel schnell die Augenfarbe und ein paar weitere Details verändert, die sich leicht rückgängig machen ließen, sodass man sie wenigstens nicht als Eragon erkannte, außerdem hatten sie sich einen Lumpen um die Gedwëy Ignasia gewickelt, damit diese nicht auffiel. Man musterte sie kritisch, bevor man nach ihrem Namen fragte. „Neal“ war das Erste, was Lionel spontan einfiel, und man glaubte es ihnen schließlich. Angeklagt des Diebstahles nahm man ihn fest, dennoch grummelnd, dass man nur einen kleinen Fisch erwischt hatte. Natürlich ließen sie es sich nicht nehmen, ihn ‚schon mal im Voraus zu bestrafen’, was im Grunde genommen darauf hinauslief, dass sie ihre Wut an ihm ausließen... ...was seinen Brummschädel erklären dürfte. Aber ihm war nicht klar, woher plötzlich all diese Erinnerungen kamen, die nicht wirklich seine sein konnten... oder waren sie es doch...? Er verstand im Moment ohnehin nichts, und so überließ er sich den Erinnerungen, denn das nahm ihm die Entscheidung nach dem ab, was er jetzt tun sollte... Nachdem sie sich ausgetobt hatten trugen sie ihn in diese Zelle. Der Wärter beschloss anscheinend, sicher zu gehen und verabreichte ihm, der er kaum noch etwas mitbekam und sich nicht wehren konnte, die betäubende Droge. Daraufhin wurde alles schwarz und er wusste nichts mehr... ...womit er bei seinem jetzigen Problem angelangt war. Er wusste zwar wieder, wo er war und wie er hierher gelangt war, aber er wusste nicht, wie er hier wieder wegkommen sollte, was ihn erwartete oder geschweige denn, was es denn nun war, das ihm so schmerzlich fehlte. Nach einer Weile kapitulierte er und schloss die Augen, dankbar in einen unruhigen Schlaf entrückend, der ihn wenigstens die Schmerzen in seinem Körper vergessen ließ... „Du hast es also endlich hierher geschafft!“ Als die braunen Seelenspiegel sich öffneten wünschte ihr Besitzer, er hätte es gelassen und die Stimme ignoriert. Aber wenigstens tat ihm nichts mehr weh, außerdem konnte er wieder klar denken. Sich aufrichtend musterte er seinen Gegenüber, der ihm, bis auf das Alter, aufs Haar glich. „Lionel.“ Da er von diesem nicht mehr als einen kühlen Blick erntete, sah er sich etwas um, wollte wissen, in welcher Umgebung er sich befand. Dies war kein normaler Raum, wurde ihm sofort klar, weil die Sonne an einem blauen Himmel stand, an dem nur vereinzelte weiße Wolkenfetzen hingen. Er stand auf sattgrünem Gras, und in seiner Umgebung standen Bäume und Zierpflanzen, er machte zwei Blumenbeete aus. Um all dies waren hohe Mauern gezogen, in die in regelmäßigen Abständen Fenster eingelassen waren. Und obwohl dies ein kleiner Innenhof einer Burg zu sein schien, viel zu winzig, um der Haupthof dieser Mauern zu sein, sah er weit und breit niemanden. „Wo sind wir hier?“ Sein jüngeres Ich beobachtend wartete Lionel nur auf die Fragen, die wohl bald auf ihn einströmen würden, doch als er die erste von ihnen vernahm, stutzte er. Eragon eine Weile verdutzt musternd, lächelte er schließlich und ging seelenruhig auf ihn zu, bis er direkt neben ihm stand. „Dies ist mein Garten... unser Garten...“ Er schwieg eine Weile, bevor er etwas ernsthafter weitersprach. „Dieser Raum wird von unserem Geist gestaltet. Ich habe dich hierher gerufen, daher hat er die Form, die ich ihm gab. Diese Welt hier ist völlig fiktiv, sie wurde für uns erschaffen und nur für uns allein, sie existiert nur in unseren Gedanken. Hier können wir uns treffen, um mit einander von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Gefällt dir der Garten, Kleiner?“ Die letzten Worte waren wieder lächelnd gesprochen, während der Frage hatte er mit fast schon gütigem Blick auf den Jungen herab gesehen, während sein blick zuvor nachdenklich auf einem hohem Ast gelegen hatte, der breit genug war, um das Gewicht eines Jugendlichen wie Eragon problemlos zu tragen. Verwundert sah Eragon auf, als er bemerkte, dass Lionel neben ihm stand. Erst jetzt fiel ihm dessen Kleidung auf; diese war schlicht, doch in gewisser Weise nicht greifbar. Das einzige, was er sah, war ein pures weiß. In diesem Zusammenhang stellte er fest, dass er selbst genauso gekleidet war. Diese Tatsache beunruhigte ihn, und kurze Zeit später trug er, ohne es so ganz erklären zu können, die selbe Kleidung, die er früher immer in Carvahall getragen hatte. So fühlte er sich irgendwie schon besser. Nachdem das erledigt war, sah er wieder zu Lionel auf, dessen Erscheinung sich ebenfalls gewandelt hatte... Der Junge war doch wirklich beeindruckend! Anstatt ihn mit Fragen zu bombardieren kümmerte er sich lieber um solchen Kleinkram! Mit einem belustigtem Schmunzeln auf den Lippen beobachtete er, wie sein jüngeres Ich mit dieser Welt umging, fast, als seie er sie schon ewig gewohnt. Um dem Kind, wie er es fand, einen Gefallen zu tun, wechselte auch er die Kleidung; nun trug auch er, was er für gewöhnlich getragen hatte: ein Gewand, in violett und grau gehalten, zwar seiner einstigen Stellung als Drachenreiter angemessen und an die Farbe seiner Drachin angepasst, aber ansonsten eher unauffällig. Kaum war dies geschehen, trafen seine Augen wieder die des Jungen, der ihn inzwischen aufmerksam beobachtete. Nun war Lionel aber gespannt... „Was willst du von mir?“ Der Ernst und die Entschlossenheit in den braunen Augen beeindruckte den Älteren und er hob anerkennend die Augenbrauen, ehe er sich umwand und auf eine jüngst erschienene, weiß getünchte Bank zuhielt. Sich auf dieser niederlassend bedeutete er Eragon, sich vor ihm in das weiche Gras zu setzen. „Komm, ich erzähle sie dir... meine Geschichte, die nun zu deiner wird...“ Überrascht über diese Aufforderung folgte Eragon der Gestalt. Er musste zugeben; trotz der eher unauffälligen Kleidung für einen Drachenreiter, die er sich immer viel... aufregender, pompöser vorgestellt hatte, so strahlte dieser Mann doch eine gewisse Würde aus, die ausreichte, um einen Bauernjungen wie ihn zu beeindrucken. Unwillkürlich legte er die Hand auf den Griff der roten Klinge Zar’roc, die wie aus dem Nichts an seiner Seite erschienen war. Vorsichtig setzte er sich vor Lionel auf das Gras, wie er sich früher immer vor Brom in den Staub gesetzt hatte, um dessen Geschichten zu lauschen, und er war beinahe genauso aufgeregt wie er es damals als kleines Kind gewesen war. Aufmerksam beobachtete Lionel den Kleinen, wie er, kaum fühlte er sich bedroht, seine alte Waffe an seiner Seite erschienen ließ, ungeachtet der Tatsache, dass dieses Schwert ihn vor kurzem erst beinahe aufgespießt hatte. Als er sich dann jedoch niederließ, umspielte ein ruhiges, gütiges Lächeln seine Lippen, ehe er zu sprechen begann. „Meine Geschichte beginnt vor 166 Jahren in Dras Leona. Du kennst diese Stadt bereits von deinen Reisen her... damals war es eine blühende Stadt, eine glückliche Stadt, eine gerechte Stadt. Sie wurde regiert von Elya Tábor, dessen Nachfahre Marcus nun noch immer dort regiert. Offiziell hatte Elya nur ein einziges Kind, einen Sohn mit dem Namen Lucius Tábor. Elya war ein guter Herrscher, doch er war auch ein genauso fleißiger Mann wie Fürst, wenn du verstehst. Er hätte einen Haufen Bastarde sein eigen nennen können, hätte er sie als solche akzeptiert; und beinahe ein Viertel aller am Hofe lebenden Kinder war von ihm. Man sah es den wenigsten von ihnen an, doch zu seinem Leidwesen gab es einen Jungen, der seinem Sohn Lucius zum Verwechseln ähnlich sah; es war der Sohn einer Küchenmagd und sein Name lautet noch heute Lionel.“ Er bedachte den verdattert dreinschauenden Eragon mit einem breiten, fast schon dreckigen Grinsen, ehe er fortfuhr. „Ich lebte dort als Küchenjunge und freundete mich mit Lucius an, als wir beide etwa acht Jahre alt waren. Diese Freundschaft blieb bis in seinen Tod bestehen und war des öfteren nützlich für mich, denn er ermöglichte es mir, eines der Dracheneier zu berühren, aus dem dann meine treuste und beste Freundin schlüpfen sollte, die ich je hatte. Ich denke, du verstehst, was ich meine...“ Auf Eragons Nicken hin fuhr Lionel mit seinen Erzählungen fort. „Die ersten Jahre waren sehr anstrengend für mich. Die meisten Drachenreitern kamen aus zumindest gebildetem Elternhaus und mussten nicht, wie ich, erst noch lesen und schreiben lernen, bevor sie ihre Unterrichtsbücher benutzen konnten. Dafür fiel mir das Körpertraining leicht, da ich immer hart hatte arbeiten müssen. Als es soweit war und wir den einzelnen Lehrmeistern zugeteilt wurden, war ich mit meinen 13 Jahren bereits seid drei Jahren auf Vroengard. Mein Meister war ein Elf und ein sehr weiser Mann, der bereits einen Schüler unterrichtete. Dieser war nur zwei Jahre älter, aber um einiges weiter als ich. Sein Name lautete Galbatorix...“ Nun ließ er dem Jungen eine Pause, um diese Worte zu verdauen, auch wenn dieser sicherlich schon mit Erwähnung des Königs gerechnet hatte. Und so war es auch, eigentlich hatte Eragon nur darauf gewartet, wann sein Feind das erste mal in Erscheinung treten würde. „Das heißt, ihr habt euch schon als Jugendliche kennen gelernt?“ Er lauschte mit Neugier, momentan noch ohne jegliche Abscheu. Jedes Wort, das er erfuhr, könnte ihm später gegen Galbatorix helfen, davon einmal abgesehen half es ihm, seine eigene Lage besser deuten zu können. Lionel war überrascht darüber, welch reifes Verhalten der Jüngere an den Tag legte. Damit hatte er eigentlich nicht gerechnet, aber es freute ihn, da er sich so die ewigen Nervereien mit dem Halbstarken sparen konnte. „Nun... nicht direkt. Das erste mal bin ich ihm bei meiner Ankunft auf der Festung der Reiter begegnet. Ein paar der Kinder, die mich noch aus meiner Heimat kannten und gesellschaftlich über mir, dem ‚Küchenbastard’, standen, drangsalierten mich ob meiner Herkunft. Galbatorix beobachtete das Ganze, bis sie es soweit trieben, dass ich im Matsch landete. Galbatorix reichte mir daraufhin eine Hand und sein damals schon zwei Jahre alter und entsprechend großer Drache verscheuchte die Anderen. Anschließend ließ er mich allerdings stehen, ohne auch nur ein Wort zu sagen.“ Er schwelgte einen kurzen Moment in Erinnerungen und versank in tiefes Schweigen... ...während es Eragon so schien, als würde eben jene Szene sich direkt vor ihm abspielen: er fand sich selbst und Lionel plötzlich auf jenem Platz wieder und konnte beobachten, wie blassere Gestalten der damaligen Beteiligten genau das taten, was Lionel gerade berichtet hatte. Fasziniert und zugleich auch entrückt beobachtete er das Szenario, wie jede andere Erinnerung bisher auch. Nach einer Weile bemerkte auch Lionel den Unterschied und lachte leise, ehe er aufstand und die Bank verschwand. „Gut... dann zeige ich dir, was damals geschah.“ Und wieder veränderte sich die Umgebung; sie standen auf einer der Plattformen von Vroengard, die das gesamte Bild dieser Drachenreiterfestung ausmachten. Überall standen Türme mit ähnlichen, unterschiedlich hohen Türmen, die nach oben hin mit einer Falltür geöffnet wurden und in eine stark verbreiterte Plattform mündeten. Mit ihnen standen noch ein Jugendlicher auf der Plattform, der ihr kleiner Bruder hätte sein können; das schulterlange Haar am Hinterkopf zu einem groben Zopf gebunden, ein paar lose Strähnen standen ihm am Kopf hab, seine Kleidung ähnelte einer Uniform, die farblich perfekt mit dem Drachen zusammenpasste, der neben ihm stand. Dieser Drache war größer als Saphira, und dennoch wirkte sie in dieser Umgebung klein. „Das ist Lilium, mein Drache.“ Erklärte Lionel mit Stolz, ehe er den Blick gen Himmel richtete, wo sich ein weiterer Drache näherte. Die türkisen Schuppen schillerten im Sonnenlicht viel heller als die lilanen der Drachin, und doch warf der Drache ihr einen Blick zu, der deutliches Interesse verriet. Allerdings wirkte er wie einer von der Sorte, die jedes Weibchen anmachen würden. Trotzdem fühlte Lilium sich sichtlich geschmeichelt. Der junge Lionel warf ihr einen tadelnden Blick zu, ehe er sich auf den nur zwei Jahre älteren Reiter konzentrierte, der soeben abgestiegen war. „Das sind Galbatorix und sein Drache?“ Den Drachen hatte Eragon zuvor nicht richtig gesehen, da er nur auf die Kinder geachtet hatte; erst jetzt fiel ihm dessen Farbe auf. „Shruikan war erst sein zweiter Drache, dieser hier war sein Erster.“ Mit einer Begeisterung, die seiner Drachin ernste Konkurrenz machte, ging der junge Lionel nun auf Galbatorix zu und verneigte sich ehrfürchtig vor diesem, ehe er wieder zu dem leicht perplexem Reiter aufsah, der ihn dennoch eher unterkühlt musterte. „Es freut mich, endlich mit dir sprechen zu können, Galbatorix. Ich will dir schon seid drei Jahren für die Hilfe von damals danken. Mein Name lautet Lionel, und es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Er lächelte fröhlich und wartete auf die Antwort, die schließlich in Form eines leichten Nickens kam. „Schön... meinen Namen kennst du ja bereits... es freut mich ebenfalls...“ Der Ältere schien ziemlich um diese Worte zu ringen und nicht so ganz zu wissen, wie er nun reagieren sollte, doch zum Glück löste ihn sein Meister ab, der gerade auf seinem gewaltigen grünen Drachen am Himmelszelt erschien. Schnell machten die vier Platz, damit der ehrfürchtige Drache landen und sein schwarzhaariger, filigraner Reiter von seinem Rücken springen konnte. Mit begeistertem, jungfröhlichem Gesicht musterte er die beiden Jugendlichen. „Ah, ihr kennt euch also schon, wunderbar! Mein Name ist Nifruen, du bist also Lionel? Von dir habe ich bisher eine Menge Gutes gehört, hoffentlich wirst du dem gerecht!“ Der junge Lionel errötete leicht, während der Ältere zu einer Erklärung ansetzte. „Ich habe meinen Status als Drachenreiter nie für selbstverständlich gehalten und immer sehr hart an mir gearbeitet. Mein Fleiß hat sich schon damals bezahlt gemacht, auch wenn ich mich nie in die erste Reihe traute, so waren meine Fähigkeiten dieser doch immer würdig. Zumindest bis... ach, du wirst noch sehen, was ich meine.“ Mit diesen Worten ließ er die Vorführung fortschreiten. Die sechs flogen hinfort, um mit der Ausbildung zu beginnen. Erneut löste sich die Szenerie auf, und sie waren in eben jenem Garten von vorhin. „Dieses Fleckchen grün konnte zwischen den Wohnstätten entstehen und wurde seid jeher von freiwilligen Schülern gepflegt.“ Wie zur Bestätigung seiner Worte erschien der jüngere Lionel mit einem gewaltigen, randvollem Bottich voll Wasser, das er in die Mitte des Gartens stellte. Dieser Lionel schien kaum älter zu sein als der, de sie zuvor gesehen hatten. Über die selbe lilane Uniform trug er nun eine Schürze, um sie vor dem Wasser zu schützen. Tief durchatmend konzentrierte er sich eine Weile, ehe er die Arme hob und mit Hilfe der Handbewegungen die Magie kontrollierte, die das Wasser an ihr Ziel brachte. „Wie ist es möglich, dass er die Magie verwendet, ohne die alte Sprache zu verwenden?“ Das Ganze war doch schwachsinnig! Eragon hatte gelernt, dass das hier unmöglich war, man brauchte die alte Sprache für die Magie und Punkt aus! „Nun, dass ich sie nicht ausspreche, heißt nicht, dass ich sie nicht verwende... wenn du dich stark genug konzentrierst, funktioniert es auch, wenn du in der alten Sprache denkst. Das ist aber sehr kompliziert und erfordert eine enorme Willenskraft. Ich fand das durch Studien in der Bibliothek heraus, eigentlich sollte keiner von uns das bereits können.“ Kaum hatte er mit seinen Worten geendet, war der junge Lionel fertig und begutachtete stolz sein Werk. Es schien, als würde er sich so in dieser Kunst, der unausgesprochenen Magie, üben. Doch plötzlich schrak er zusammen und wirbelte herum, als das Klatschen zweier nicht zu ihm gehörender Hände durch den Hinterhof hallte. „Wahnsinn... ich bin beeindruckt.“ Diese kühle und doch ehrliche Stimme kam von demselben Jugendlichen, den sie zuvor noch auf der Plattform gesehen hatten: Galbatorix. Verschreckt wich der kleine Lionel ein wenig zurück, bis er an das Holz des Bottichs stieß. „Galbatorix...“ Angesprochener lief nun langsam auf den Jüngeren zu, der vor Schreck über den Bottich stürzte und in eben jenem landete, was dafür sorgte, dass ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Älteren erschien. „Du musst dich nicht gleich nass machen, Kleiner.“ Erschrocken sah der Junge an sich herunter und sprang sofort aus dem Bottich, nur um festzustellen, dass eben jener doch staubtrocken gewesen war. Wütend sah er zu Galbatorix auf, der darüber nur lachen konnte, ehe er mit einem freundlich-amüsiertem Lächeln zu dem Jüngeren sah. „Keine Angst, ich verrate dich nicht. Freunde?“ Mit dem letzten Wort hielt er dem Jüngeren die Hand hin, auf dass dieser einschlagen möge. „Wie sollte ich damals auch wissen, wie all das enden würde...“ „Moment mal - Er hat mir gesagt, dass ihr bis zu deinem Lebensende ein Liebespaar wart, was meinst du dann damit?“ Eragon verstand nicht recht, was wollte Lionel ihm hiermit sagen? Doch als der eisige Blick des Älteren ihn traf, schluckte er und sofort zog sich jede seiner Fragen tief in den Schatten seines Kehlkopfes zurück. Aus dem Blick des Anderen wurde er nicht wirklich schlau, es schien Wut darin zu sein, Verzweiflung, Angst, Schmerz, Trauer, Hass. Auf jeden Fall schien er ihm damit sagen zu wollen, dass er schweigen solle, wahrscheinlich würde diese Frage noch geklärt werden. Also gab der Jüngere klein bei und sah wieder auf das eingefrorene Geschehen, um Lionel so zu bedeuten, dass er fortfahren konnte. Verdammtes, vorlautes KIND! Aber gut... Eragon schien eingesehen zu haben, dass hier keine Fragen geduldet waren, und so ließ er das Szenario wieder wechseln. Dieses mal sprang er zwischen vielen kleinen Erinnerungen, die Galbatorix und ihn als unzertrennliche Freunde zeigten, die gemeinsam alles mögliche anstellten. Bis zu jenem Tag, der alles verändern sollte... es war die Einweihungszeremonie einer neuen Gruppe von Drachenreitern, die ihr achtzehntes Lebensjahr erreicht und damit ihre Ausbildung vollständig beendet hatten. Lionel stand in den Zuschauerreihen, sowohl der Erzählende, als auch der Junge, und beobachteten die Auszeichnung der neuen Reiter. Dabei lag ihr Augenmerk auf einem ganz bestimmten jungen Mann, dessen Antlitz den jungen Lionel schon seid geraumer Zeit verzauberte. Stolz sah eben jener nun zu dem Jungen und grinste ihn fast schon verlegen an. Die letzten Jahre mit Lionel hatten ihn verändert, ebenso wie er eben jenen verändert hatte. Momentan sah man allerdings nur positive Veränderung, die schwerwiegenste, die Abhängigkeit von einander, würde man erst viel später sehen... Von der eigentlichen Zeremonie bekam keiner von beiden wirklich etwas mit und Galbatorix stolperte beinahe, als er aufgerufen wurde, was dem Publikum ein leises Auflachen entlockte. Wieder verwischte sich die Szene, dieses Mal zeigte sie den Hinterhofgarten des Nachts. Auf dem Ast, den der ältere Lionel bei der Erklärung des Ortes noch gemustert hatte, saß nun sein jüngeres Ebenbild; 15, fast 16 und damit in Eragons Alter. Lustlos ließ er die Beine baumeln, er wirkte ziemlich niedergeschlagen. Innerhalb der Mauern schien, weitab des Gartens, ein Fest stattzufinden, man sah die Lichter und hörte weit entfernt Gelächter, doch hier bekam man kaum etwas mit davon. Gerade so genug, um es zu erahnen. Und doch saß der Jugendliche weit entfern von den Feierlichkeiten auf seinem Baum und blies Trübsal, ganz allein... oder auch nicht. „Hey Kleiner, warum versteckst du dich, hm?“ Unterhalb des Baumes war Galbatorix erschienen, in der selben feierlichen Kleidung die er zuvor schon während der Zeremonie getragen hatte. Eine seiner Hände ruhte am Baumstamm, während seine blaugrauen Augen den Blick des Jüngeren suchten. Dieser wiederum hatte nur kurz hinunter gesehen, dann den Blick aber auch schon wieder abgewandt, einen undefinierbaren Punkt anstarrend. „Nur so... ich mag diese Art von Feierlichkeiten nicht.“ Leise seufzend schüttelte Galbatorix den Kopf, ehe er wieder zu dem Jüngeren aufsah. „Erzähl doch keinen Blödsinn, du bist immer der Erste, der fast ausflippt, wenn er von einer solchen Feier hört, also komm jetzt darunter und erklär mir was los ist.“ Als der Kleine aber oben sitzen blieb, beschloss der frisch gebackene Drachenreiter, den Baum zu erklimmen. Oben blieb er dann am Astansatz sitzen und sah mit einem müden Lächeln zu seinem Freund. „Jetzt bin ich extra zu dir hinauf gekommen, also erzähl mir schon, was los ist...“ „Du gehst weg...“ Kleinlaut gab Lionel eben jene Worte preis, und schon legte sich ein Rotschimmer auf seine Wangen. Den Blick hielt er stur auf seine Fußspitzen gerichtet, sodass er gar nicht mitbekam, wie Galbatorix den letzten Meter zwischen ihnen noch hinter sich brachte. Er merkte es erst, als der Ältere die Arme um ihn legte. „Wenn das dein Problem ist, warum versteckst du dich dann vor mir?“ Halb erschrocken, halb beleidigt sah Lionel zu dem Älteren auf, ehe er sich auf die Unterlippe biss und den Blick wieder auf seine Zehen richtete. Als Galbatorix bemerkte, dass der Junge zu zittern begann, zog er ihn näher an sich heran, um ihn zu wärmen und ihm das Gefühl von Sicherheit zu geben, ohne zu verstehen, was das eigentliche Problem war. Diesem stiegen schließlich die Tränen in die Augen, doch sprechen konnte er nicht. Schließlich lächelte Galbatorix fürsorglich, legte eine Hand an das Kinn des Jungens und drehte dessen Gesicht zu ihm. Bevor Lionel etwas Gescheites von sich geben konnte, versiegelte der Ältere vorsichtig seine Lippen mit einem Kuss. Erst weiteten sich Lionels Augen überrascht, dann trat ein glücklicher, verliebter Ausdruck in eben jene und er erwiderte den Kuss, ehe die Szene wieder dunkel wurde. Um die beiden Seelen herum wurde es schwarz, bis wieder der Garten erschien und Lionel zu sprechen ansetzte. „Das war der Anfang unserer Beziehung, die über Freundschaft hinausging. Ich wurde wenige Wochen später 16 und es wurde ihm gestattet, zu meinem Geburtstag vorbei zu kommen. Auf diese Art und Weise überbrückten wir die Zeit bis zu meiner vorzeitigen Ernennung zum vollwertigen Mitglied der Drachenreiter, vorzeitig, weil ich mir so viel Mühe mit dem Unterrichtsstoff gab, dass mein Meister bereits ein Jahr später entschied, dass ich reif genug war, um meinen Dienst anzutreten. Galbatorix und ich bemühten uns, gemeinsame Missionen zu erhalten und meistens glückte dies. So sahen die Obersten, dass wir als Team am besten arbeiten konnten; wir hatten gelernt, einander perfekt zu ergänzen. Dadurch kannten wir aber auch genau die Stärken und Schwächen des jeweils Anderen... als Einzige, wohl bemerkt. Niemand außer mir kannte Galbatorix so gut, andersherum war es genauso. Eigentlich war alles gut, denn obwohl wir mit dem System so nicht ganz einverstanden waren, taten wir nie etwas unüberlegtes. Wir waren dem Morden auch gänzlich abgeneigt... nun, eigentlich eher ich, aber ich schaffte es stets, meinen etwas... übereifrigen und teilweise hitzigen Freund zurück zu halten. Was bei dir allerdings schwieriger ist, weißt du das?“ Er warf Eragon einen teils belustigten, teils tadelnden Blick zu, der daraufhin in sich zusammen zu sinken schien, aber nichts erwiderte. Ein leichtes Schmunzeln zierte die Lippen des Älteren, ehe seine Züge sich verfinsterten. „Das ging etwa 30 Jahre lang gut, bis zu jenem verhängnisvollem Tag...“ Erneut wandelte sich ihre Umgebung und Eragon erhaschte einen Blick auf die beiden jungen Männer, wie sie erwachsen aussahen. Dennoch lagen zwischen diesem Galbatorix und dem, den er kennen gelernt hatte, meilenweite Unterschiede. Die beiden Reiter standen, mit ihren inzwischen um einiges größeren Drachen, in einer gewaltigen Halle, in der sie vergleichsweise winzig wirkten. Sie standen in der Mitte des Raumes, auf einer Art kleinem Podest, um sie herum erhoben sich mächtige Emporen mit den Ältesten der Drachenreiter. Der Raum selbst war beeindruckend weiß und schien dadurch in einem fast heiligem Licht zu erstrahlen, was den Obersten noch zusätzliche Würde verlieh. „Galbatorix, Lionel. Wir haben beschlossen, euch neue Missionen zuzuteilen...“ Die beiden schienen gefasst, auf dem Gesicht des Älteren erschien sogar ein Lächeln, teils vor Genugtuung, teils vor Vorfreude. „Galbatorix, du wirst...“ Setzte der Mann an, doch Galbatorix unterbrach ihn. „Wartet, heißt das, ihr schickt uns getrennt auf Missionen?!“ Dabei betonte er das Wort ‚getrennt’ besonders, da dieses ihm davon am wenigsten schmeckte. „Ja, das haben wir vor.“ Man sah nur noch, wie die Gesichter der beiden entgleisten und immer blasser wurden, als hätte man ihnen das Todesurteil gegeben... Daraufhin wurde wieder alles dunkel und viel schneller wandelte sich dieses mal die Szene; sie kam Eragon erstaunlich bekannt vor. „Das hier hast du schon einmal geträumt... zumindest den Anfang.“ Erklärte Lionel, während sie beobachteten, wie der Lionel aus der Erinnerung gehetzt und nass vom Regen durch die Gänge hetzte, schwer angeschlagen und anscheinend dermaßen erschöpft, dass es ein Wunder war, wie er so schnell laufen konnte. Schließlich blieb er schliddernd vor einer normalen Holztür stehen, von keiner Beschriftung irgendwie erkennbar gemacht. Dennoch stieß er sie auf und trat ein, nur um sich kurz daraufhin umzusehen. Und dort, auf einem Bett erblickte er den zu Tode verletzten Galbatorix... er erkannte ihn kaum wieder, vom Äußerlichen her, und doch wusste er, tief in seinem Herzen, dass er es war. Erleichtert wankte er, von der monatelangen Suche erschöpft, auf das bett zu, kniete sich vor dieses und griff die Hand des Älteren, der bewusstlos dort lag, ehe er am Bettesrand zusammenbrach... Wieder wechselte sich die Umgebung; dieses mal standen Eragon und der erzählende Lionel direkt neben dem Lionel der Erinnerung, der aus dem Hintergrund heraus Galbatorix’ Kampf um einen neuen Drachen beobachtete und den Rat mit zusehendst wütenderen, schier hasserfüllten Blicken taxierte. Schließlich verließen sie alle gemeinsam den Saal und Lionel versuchte, den vor Wut tobenden Galbatorix irgendwie zu beruhigen; doch ihm fiel auf, was für Schäden die Ereignisse hinterlassen hatten. Eingeschüchtert blieb er zurück und schwieg, was Galbatorix erst bemerkte, als er schon einige Meter zwischen sie gebracht hatte. Er warf noch einen verächtlichen Blick auf den Jüngeren, ehe er sich abwand und weiter ging... Wieder eine neue Szenerie, und wieder rannte Lionel, dieses mal im Schlafgewand mit flüchtig umgelegten Schwertgurt. Als er abgehetzt am Ort des Geschehens ankam, dessen eigener Wachzauber ihn herbei zitiert hatte, starrte er nur entsetzt auf das, was er vorfand: einen blutenden, alten Freund von ihm, und über ihm, mit der blutigen Tatwaffe in der Hand und blutbesudelter Kleidung stand Galbatorix, den Mann, den er liebte... geschockt wich Lionel, der unter all den anderen herbeizitierten Wachen und Reitern kaum auffiel, an die nächstbeste Wand zurück und glitt an dieser zu Boden, ehe er bewusstlos und damit alles schwarz wurde. Als Lionel aufwachte, befand er sich zwar in einem hellen Raum, aber er saß auf einem hohen Holzstuhl; seine Hand- und Fußgelenke an die Lehnen und Stuhlbeine gekettet. Mehrere der Obersten beäugten ihn genauso verachtend wie Galbatorix es zwei Erinnerungen zuvor getan hatte, nur, dass bei ihnen noch Misstrauen, Unmut und Wut eine gewaltige Rolle spielten. Und schon begannen die Fragen: „Wusstest du, was er vor hat?“ Geschockt brauchte Lionel eine Weile, um sich zu sammeln, ehe er in Tränen ausbrach. „Ich... ich weiß doch... nicht mal.. nicht einmal jetzt weiß ich, was er vorhatte! Ich weiß ja nicht mal was genau passiert ist...“ Er hielt den Kopf gesenkt, sodass er die Tränen dabei beobachten konnten, wie sie auf seinen Schoß fielen. Durch diese Blickweise konnten Eragon und Lionel nur noch den Trauernden auf dem Stuhl sehen, alles um diesen herum war schwarz und die Stimmen verschwammen zu einer Art Hintergrundgeräusch, dennoch verstand man jedes Wort. „Warst du an diesen Plänen beteiligt?“ „Ich sagte doch schon, dass ich nichts davon wusste!“ „Du bist dir bewusst, dass...“ „Nein! Ich bin mir gar nichts bewusst, gar nichts!“ „Er hat einen Reiter ermordet, woraufhin auch sein Drache den Tod fand! Und du, als sein Geliebter und langjähriger Partner, willst mir erzählen, du hast nichts davon gewusst?!“ „Ja, verdammt, es ist doch so! Er... er hat sich so... verändert... das hätte... das hätte ich nie zugelassen...“ An dieser Stelle unterbrach Lionel die Erinnerung und sprang zu einer nächsten; dieses Mal befand Lionel sich in einem dunklen Kerker, als entsprechende Tür aufgestoßen wurde. Aus trüben, aber eiskalten Augen, die einem gefrorenem Moor glichen, starrte er seinen ‚Besucher’ an, wieder einer der Ältesten. „Was wusstest du?“ Monoton, wie er es sich in den letzten Jahren angewöhnt hatte, antwortete er mit „Nichts...“, ehe er sich eine schallende Ohrfeige einfing. Das war ein Witz im Vergleich zu dem, was sie bisher schon mit ihm und Lilium durchgezogen hatten, daher zuckte er nicht einmal mit der Wimper, auch nicht, als der hochgewachsene Elf ihn am Kragen, oder eher dem filzigen Rest davon, packte und empor hob. „Lügner! Weißt du, was er getan hat?!“ „Er hat versucht ein Ei zu stehlen und...“ „Nein! Nicht das! Was er in der letzten Nacht getan hat!“ Nun hob Lionel verwundert die Augenbrauen, doch sein sonstiger Blick wurde gleich. „Er hat dich in deinen Albträumen verfolgt?“ Für seine freche und zugleich vollkommen desinteressierte Antwort pfefferte der Elf ihn mit voller Wucht in die nächstbeste Ecke des Kerkers, sodass es sogar kleine Bruchstücke aus der Mauer regnete, direkt auf Lionels ohnehin schon geschundenes Haupt. „Nein! Ohh nein, schön wär’s!“ „Du willst von meinem Liebsten träumen?“ Für diesen Kommentar setzte es einen heftigen Tritt in den Magen, anschließend war Lionel ruhig. Bedächtig und hasserfüllt, diese Situation der Macht über ein verhasstes Objekt anscheinend genießend, beugte er sich zu Lionel herab und ergriff dessen verstaubten, blut- und dreckverschmierten Haarschopf, um ihn auf seine Höhe zu heben. Leise raunte er diesem die nächsten Worte ins Ohr, hasserfüllt und so, als trüge Lionel selbst die Schuld daran: „Er hat einen jungen Reiter verführt, der ihm half, einen Jungdrachen zu rauben. Sie töteten dessen Reiter und flohen, alle beide. Anscheinend hat er dich vergessen, wenn er sich neuen Männern zuwendet, hm?“ Der darauf folgende Blick des Geschlagenen war um einiges eisiger, aber auch noch viel leerer als zuvor. „Wenn ich ihm egal geworden bin, dann hast du ja keinen Grund mehr, mich zu ‚befragen’, sehe ich das richtig?“ Für diese Antwort wurde er mit dem Gesicht voran auf den Boden geschmettert und kommentarlos zurück gelassen, inzwischen machte Lionel sich nicht einmal mehr die Mühe, seine Wunden zu heilen... Die nächste Erinnerung spielte noch immer in dem selben Kerker, nur seine inzwischen anderen und teilweise genesenen Wunden zeigten an, dass viel Zeit vergangen sein musste; sowohl im Bezug auf die letzte, als auch im Bezug auf seine letzte ‚Vernehmung’. Nur ab und an brachten sie ihm noch Essen, das letzte Mal war inzwischen lange her, zu lange... es krachte plötzlich laut und die abgemergelte Gestalt im dreckigstem Kerkerloch hob träge den Blick, als schmetternd die Tür aufgeschlagen wurde. Als er jedoch sah, wer durch diese trat, weiteten sich erst seine Augen, ehe sie wieder den gewohnten Ausdruck der letzten Zeit, waren es Jahre gewesen?, annahmen. „Aha... du lebst also noch... sie haben mir gesagt, dass du einen neuen Drachen hast...“ Seine Stimme klang leise, schwach und brüchig und auch sein Äußeres war kaum wieder zu erkennen. Galbatorix hielt am Eingang zur Zelle inne, es schien ihn einiges an Überwindung zu kosten, doch er trat näher an den Geschundenen heran. „...Lionel? Bist das... wirklich du?“ „Lionel... sie haben mich lange nicht mehr so genannt... wie lange ist es her, wann hast du unseren Freund ermordet? Und... wie hieß er noch gleich...?“ Erschrocken glitt sein Blick über den Körper seines einstigen Geliebten, ehe er sein Schwert, das inzwischen genauso schwarz war wie sein Drache, zückte und die Ketten zerschlug. Anschließend nahm er den gebrechlichen Lionel auf den Arm und trug ihn aus der Zelle, während dessen Blick von dem hellen Licht außerhalb geblendet wurde. „Arg... so hell...!“ Wieder wurde alles schwarz, und sie sahen, wie Lionel, inzwischen wieder körperlich gesund gepflegt und auch wieder ordentlich hergerichtet, in einem fremden Bett erwachte. Verwundert richtete er sich auf und stellte fest, dass ihm das problemlos gelang. Mit noch immer dem selben teilnahmslosen Blick wie bisher, wenn auch leicht durch Überraschung angetaut, sah er sich um, bis er Galbatorix entdeckte, der mit einem leicht verlegenem, aber auch fürsorglichem Lächeln auf einem Hocker nahe des Bettes saß. „Hey Kleiner... wie geht es dir?“ Als er diese Stimme wieder hörte, wenn auch aus dem Mund eines sichtlich gealterten Galbatorix, der dem jetzigen schon relativ ähnlich sah, schienen die seelischen Spuren der Folter wie fortgewischt, selbst wenn dem nie so sein würde. Freudig strahlend sprang er aus dem Bett, um gleich daraufhin vor Hunger schwächelnd auf Galbatorix’ Schoß zusammen zu sinken. Leise lachend fing dieser ihn auf, legte die Arme um ihn und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln, ehe die Szene verblasste... „Ich dachte damals, dieser Moment hätte alles wieder gut gemacht... und es würde alles wieder gut werden...“ Eragon Stockte und sah zu Lionel auf. „Was ist denn passiert? Warum wurde es nicht alles wieder gut? Du... du warst doch so... glücklich...“ Er hatte vollkommen vergessen, was er von der folgenden Geschichte wusste, er war so in die Erzählungen des Älteren versunken, dass er nicht mehr wusste, dass Galbatorix eigentlich der Böse war, dass er alle Drachenreiter ausgelöscht hatte und dass Lionel ja auch irgendwie gestorben sein musste, und er hatte vergessen, was danach geschehen war... im Moment fühlte er einfach nur mit dem Älteren, der ihm so ähnlich war... „Sieh selbst...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und ja, noch ein kleines Nachwort. Ich bitte nämlich darum, mir nicht den Hals umzudrehen, falls etwas unschlüssig erscheint - ich habe an mehreren verschiedenen Tagen daran gearbeitet und es kann sein, dass ich einen faden aufgenommen und anschließend verloren habe. Ich hoffe, die Geschichte unseres "nervigen Stimmchens" ist dennoch verständlich...^^" (auch wenn Lio 'türlich nur von dem berichten kann, was er selbst miterlebt hat... blöde Situation...) Kapitel 10: Unerwartete Wendungen --------------------------------- Mal wieder etwas in gewohnter Länge. *hüstel* Könnte sein, dass ein paar Unstimmigkeiten auftreten, liegt aber daran, dass dieses Kapitel in unterschiedlichen Abschnitten geschrieben wurde. Circa die ersten 600 - 1000 Wörter zeitgleich mit dem letzten Kapitel, der Rest an unterschiedlichen Tagen danach, und ihr kennt mich ja, zu faul zum nochmaligem Durchlesen... böötsch... erhängt mich nicht, ja? Achja: mehr Murtagh! =D Verwundert, aber auch gespannt zugleich sah Eragon sich um, in der Hoffnung, zu erkennen, wann es weiter ging und vielleicht auch schon einen Blick auf die nächste Erinnerung werfen zu können. Doch Lionel seufzte nur leise und schüttelte den Kopf, woraufhin er wieder die volle Aufmerksamkeit des Jüngeren hatte. Mit leeren Augen, ausdrucksloser Miene und kraftlos hängenden Schultern sah Lionel wie durch Eragon hindurch, während sich um sie herum erneut ein Raum zu bilden begann. Eragon konnte förmlich beobachten, wie sich der dunkle Raum, wenn auch mit weißen Fliesen versehen, zusammen setzte. Er sah, wie sich aus schwarzem Rauch einige Gestalten bildeten, die auf den inzwischen wieder hergerichteten, aber denkbar blassen und ausgemergelten Lionel zuschritten. An ihrer Spitze materialisierte sich Galbatorix, dessen Kleidung anscheinend durch die getrübten Erinnerungen Lionels, die das ganze Umfeld schwarz-weiß färbten, sehr düster und bedrohlich wirkte; vielleicht war es auch so gewollt. Die Gestalten um ihn herum waren die dreizehn Abtrünnigen, von denen er ein paar noch aus seiner Zeit als Reiter kannte. Lionel zitterte, er schien nicht zu verstehen was vor sich ging, aber er hielt sich dennoch aufrecht und hielt den Blick starr auf den Anführer der Gruppierung gerichtet, die es geschafft hatte, in kürzester Zeit die Macht über Alagaësia an sich zu reißen. „Was soll das werden? Warum... warum hast du... sie alle...“ Er schüttelte den Kopf und seine Stimme wurde leise, brüchig, während er langsam rückwärts ging. „Du bist ein Mörder geworden... sie sagten mir, d-du... du seiest ein... ein Monster... ich dachte...“ Er schien kurz davor zu sein, in Tränen auszubrechen, bevor seine Emotionen in Wut umschwangen. „Und sie hatten Recht! Du hast sie alle ermordet! Und ich habe geschwiegen, verdammt, ich habe ihnen kein Wort verraten! Du weißt, wie gut ich dich kenne, und sie wussten das auch! Jeder Mensch hat Schwächen, und ich habe deine geheim gehalten! Und wofür? Du hast uns alle vernichtet!“ Ein schiefes Lächeln trat auf Galbatorix Lippen, als er die 13 mit einer Handbewegung zurückhielt und langsam auf seinen Geliebten zuschritt. „Warum sprichst du von ‚uns’? Du weißt von uns allen am besten, was sie dir angetan haben... warum zählst du dich zu ihnen?“ „Es war deine Schuld! Du bist durchgetickt und hast alle umgebracht!“ „Aber doch aus gutem Grund... wer würde das besser verstehen als du, der du auch unter ihnen gelitten hast?“ Dabei wanderte der Blick aus den graublauen Augen von dem Jüngling hinüber zu seiner Drachin, dem violetten Biest, von all den Jahren der Gefangenschaft genauso gezeichnet wie sein Reiter, das leise knurrend die Stimme erhob. ~Du bist ein Narr, Galbatorix! Du wirst deine Missetaten noch bereuen! Niemand legt sich ohne Konsequenzen mit den Drachen an!~ Er lachte nur leise, ihn schien diese Drohung nicht wirklich zu beeindrucken, obwohl er wusste, was die Drachen eben jenen Artgenossen der Abtrünnigen bereits angetan hatten. „Oh, die Drachen... nun, meine Liebe, davon sind jetzt nur noch herzlich wenige übrig. Aber was ist mit dir? Möchtest du dich eben diesen letzten Drachen nicht anschließen und überleben?“ ~Eher sterbe ich!~ Die Intensität ihrer Worte verblüffte den König nicht im geringsten. „Schade nur, dass dein Reiter auch noch etwas zu bestimmen hat, nicht wahr?“ Lionel hatte während ihrer Worte zu ihr aufgesehen und eine Hand auf ihr inzwischen nur noch mattes Schuppenkleid gelegt, den Blick aus den matten, braunen Augen auf sie gerichtet. Doch als Galbatorix wieder auf ihn zurückkam, richtete er den leeren Blick auf den König. „Monster.“ Nur dieses eine Wort verließ die Lippen des Mannes, ehe er sich abwand und auf seinen Drachen stieg, fort flog, weiter als je zuvor... Wärme, eine schier erdrückende Wärme erfüllte diese Höhle im Sandstein, die mit dem gewaltigen Drachen und seinem Reiter schon fast vollständig ausgefüllt war. Fünf Kerzen an fünf Spitzen des Sternes, ein Kreis, der die Spitzen verband, Runen, um die Magie zu leiten... und Tränen auf den Wangen des Mannes, der sein Schicksal besiegelte... „Den Verräter zu vernichten, der alle getäuscht, Das Monster zu verjagen, das alle verstreut, Den Mörder zu töten, der alles ermordet, Den Liebsten zu verletzen, der nur Schmerz gesät... Ein Zauber, diese Macht zu Eigen, rufe ich an, In ewiger Unendlichkeit zu wirken, Solang der Verräter noch waltet, Solang das Monster noch reißt, Solang der Mörder noch meuchelt, Solang der Liebste noch weilt. Solang möchte ich auf Erden wandeln, Ihn zu jagen, den Tyrannen, Zu erlösen die Lämmer aus den Fängen des Wolfes!“ So rief er die Dämonen an, die ihm eine ewige Existenz ermöglichten, bot ihnen alles an, was er zu geben in der Lage war, und auch das, was er sich zu holen wünschte; er wollte ihnen im Gegenzug für einen neuen Körper zwei Seelen schenken, die eigene und die des Tyrannen, den er so verachtete... Blutsold ward’ gezahlt, als der Dolch hinabsauste, das schwache, verletzte Herz zu durchbohren, seinen kostbaren Saft auf den Runenkreis, das Pentagramm, zu verteilen und damit den Pakt zu besiegeln. Ein Leben für das Andere... Als er das Messer sah, griff Eragon sich an die Brust und sackte auf die Knie, alles um ihn herum wurde schwarz und er spürte den stechenden Schmerz als wäre es sein eigener, spürte, wie die brennenden Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten. Eine Weile versank er in diesem Elend, bis er sich plötzlich so fühlte, als würde von allen Seiten etwas auf ihn eindrücken. Er versuchte, sich zu befreien und fand schließlich eine Art Schlupfloch direkt über seinem Kopf. Anschließend befand er sich wieder schwebend, körperlos, in einem Raum, aber... diesen Raum kannte er doch... als er den Blick schweifen ließ fiel dieser auf einen verwirrten und leicht betreten wirkenden Mann, der eindeutig sein Onkel Garrow war... wenn auch jünger, als er ihn in Erinnerung hatte, viel jünger... und dort stand, direkt neben ihm, ein kleiner Junge, sicher Roran... und dort lag, auf einem Bett mit zusätzlichen Laken und zwei Frauen um sie herum, eine dritte Frau, die gerade stolz ihr kleines Baby in Empfang nahm. Das war dann also... „Selena.“ Leise nur hauchte Eragon diesen Namen, ehe ihm erneut die Tränen kamen. Dennoch beobachtete er das Schauspiel, bis es sich in schwarzes Nichts auflöste. „Verstehst du jetzt, Eragon?“ Verschreckt sprang dieser herum, um Lionel zu entdecken. Mit einem Schlag waren sie wieder im Garten und Lionel sah eindringlich zu seinem jüngeren Ich, das sich schnell die Tränen vom Gesicht wischte, ehe er zu Lionel ging. „Du hast also einen Zauber gewirkt, der es dir ermöglicht hat, wieder geboren zu werden...? Und wie kommt es dann, dass ich...“ Plötzlich wurde er blass und schluckte leise, den Blick entgeistert auf Lionel gerichtet. „Warte... du... bist nur hier, um...“ „...Galbatorix zu vernichten, ja.“ Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden, bis Eragon sich endlich traute, die entscheidende Frage zu stellen. „Was... was ist... danach? Wenn er... tot ist?“ Andächtig senkte Lionel den Kopf und erklärte mit ruhiger, melancholischer Stimme „Dann werde auch ich gehen.“ Es herrschte wieder kurz Schweigen, ehe Eragon wieder fragte, dieses mal kraftvoller. „Und was ist mit mir? Reißt du mich mit dir in den Tod?“ „Wahrscheinlich.“ „Und das ist dir egal?!“ „Ja.“ Diese knappe und aufrichtige Antwort schockierte Eragon zutiefst, und so war er es, der Kopf und Blick senkte. „Du...“ Er atmete einmal tief durch, ehe er wieder zu Lionel aufsah, Wut, Verzweiflung und Abscheu im Blick. „Um ein Monster zu vernichten wurdest du selbst eines. Das ist erbärmlich, Lionel!“ Mit diesen Worten wand er sich ab und erwachte... Einen tiefen Atemzug nehmend öffnete er wieder die Augen, als wäre er aus erstaunlich tiefen Gewässern aufgetaucht. Sobald er sich an das mangelhafte Licht gewöhnt hatte, erkannte er, dass er nicht mehr allein war; eine große, in eine schwarze Kutte gehüllte Gestalt hatte sich zu ihm gesellt. Eben jene Gestalt kniete sich nun vorsichtig neben ihm nieder und untersuchte ihn umsichtig, sodass Eragon direkt in die blauen Augen Murtaghs sehen konnte. „Murtagh...“ „Shh, schweig. Du siehst nicht gerade sehr gesund aus.“ Erst jetzt bemerkte Eragon, dass auch sein realer Körper erheblich schmerzte und er stieß einen entsprechenden Laut aus, ehe er träge die Augen schloss und sich gen Murtagh aus seiner sitzenden Position zu Boden sinken ließ. Überrascht fing der Ältere ihn auf, ehe er mit Magie die Fesseln löste und den Kleinen auf den Arm nahm. Vorsichtig trug er den Jüngeren heraus und bedeutete dem Wärter, die Tür wieder zu schließen. Dieser grummelte leicht, ließ den neuen Abtrünnigen aber passieren. Was hätte er auch sonst tun sollen? Es gefiel ihm nicht, einen Gefangenen gehen zu lassen, aber die Aussicht darauf, dass er in Galbatorix’ persönliche Gefangenschaft übergehen sollte ließ ihn bei diesem Wurm besonders breit grinsen. Unterwegs erwachte Eragon erneut und sah zu Murtagh auf. „Wohin bringst du mich?“ Seine Stimme klang leise und schwach, und während er sich umsah stellte er fest, dass er inzwischen in einer Kutsche saß. Der Kerker war doch recht weit entfernt vom Palast... er lag auf einer der Bänke, Murtaghs Schoß als Kopfkissen. „Zurück.“ War die einzige Antwort, die Murtagh, der stur geradeaus sah, zu geben bereit war. Leise seufzend schmiegte der Jüngere sich etwas enger an den Älteren, den Blick aber in die selbe Richtung gerichtet. „Murtagh...“ Der Ältere sah mit milder Neugier zu Eragon hinunter. „Was ist denn?“ „Was meintest du mit... Bruder?“ Nun machte sich Überraschung auf dem Gesicht des Älteren breit, ehe er mit einer Mischung aus Mitleid und Fürsorge in das ihm noch immer abgewandte Gesicht des jungen Reiters sah. „Was ich damit meinte? Nun... ich habe dir doch von meiner Mutter erzählt, nicht wahr?“ Er nickte leicht, so gut ihm das in dieser Position möglich war. „Nun... du hast mir nie von deiner erzählt, und dennoch kann ich dir alles sagen...“ Er schwieg, wartete eine Weile, um Eragon die Möglichkeit einer Reaktion zu geben, doch dieser wartete nur, sodass Murtagh leise fortfuhr zu sprechen. „Ihr Name war Selena... und sie verließ dich direkt nach deiner Geburt... um zurück zu kehren, zurück zu ihrem Mann und ihrem ersten Sohn... zurück zu kehren mit dem Wissen, wenigstens eines ihrer Kinder in Sicherheit gebracht zu haben...“ Eragon schluckte leise, doch so sehr er sich auch wünschte, zu schlafen, so wusste er doch, dass im Schlaf das Monster auf ihn lauerte. „In Sicherheit...?“ fragte er also, um das Gespräch am Laufen zu halten. „Ja. Vor Morzan. Vor unserem... Vater. Ich habe dir die Narbe doch gezeigt...“ Murtagh kam ins Stocken und erst jetzt sah Eragon zu seinem älteren Bruder auf, sah, wie sehr sich dieser quälte. Mit einem schwachen Lächeln auf den aufgeplatzten Lippen nahm er des Älteren Hand in seine und umschloss sie, vorsichtig mit dem Daumen über die Handfläche streichelnd. „Und am Ende sind wir doch beide hier, hm?“ Leicht verstört sah Murtagh zu Eragon hinunter, ehe er wütend wurde. „Du bist noch frei! Du hast die Chance darauf, befreit zu werden, kein Schwur bindet dich jetzt!“ Ein leises Seufzen entwich dem Jüngeren, ehe er den traurigen Blick abwand. „Was weißt du von... Lionel...?“ Verwundert runzelte Murtagh die Stirn und sah wieder zu Eragon, diesem nun vorsichtig über die schweißnasse Stirn streichend, anfangs nur, um die Haare aus eben jener zu wischen, danach, weil es ihn in gewisser Weise selbst beruhigte. “Nicht viel... ich habe seinen Namen in alten Registern gelesen und weiß, dass er etwa zeitgleich mit Galbatorix unterrichtet wurde und wirkte. So weit ich weiß hat er als einer der letzten Reiter den Tod gefunden, nachdem er sich dem König nicht anschließen wollte... aus einigen Berichten geht hervor, dass unser König früher, als Drachenreiter, ein paar Aufträge gemeinsam mit einem Reiter namens Lionel ausübte, aber... ich habe ehrlich keine Ahnung, warum er jetzt von einem Reiter anfängt, der längst tot ist...“ Neugierig geworden richtete Eragon sich langsam auf, versuchte, aufrecht zu sitzen, musste sich nach einem besonders tiefen Schlagloch allerdings doch wieder an Murtagh lehnen, wenn diesmal aber auch nur an seine Schulter. „Es gibt noch schriftliche Berichte?“ Murtagh lachte rau, ehe er zerknirscht meinte „Ja, sehr wenige, alle im Besitz von Galbatorix...“ „Und du...“ „Ich darf sie lesen, weil ich jetzt zu ihnen gehöre...“ Erschrocken setzte Eragon sich wieder auf, ehe er nach Murtaghs rechter Hand griff. Dieser zeigte sie ihm bereitwillig, die Gedwëy Ignasia... mit vor Schock geweiteten Augen sah Eragon zu seinem älteren Bruder auf, ehe er betreten den Blick senkte. Sie waren also beide verdammt... beide waren sie so gut wie tot, und das nur, weil sich vor geraumer Zeit Dinge ereignet hatten, für die sie nichts konnten, nun aber bezahlen mussten... erschöpft lehnte Eragon sich nach hinten, die Augen geschlossen, das Gesicht seinem Bruder abgewandt. „Was denn, keine netten Kommentare? Kein Ausraster?“ Die Stimme des Älteren klang dermaßen bissig, dass der Jüngere sich wunderte, wo die weißen, blitzenden Fangzähne blieben. Den Blick aus den nur halb geöffneten Augen wieder auf den Älteren richtend, ohne dabei seine Haltung aufzugeben, fragte er nur leise „Wozu?“, ehe er die Augen wieder schloss und versuchte, einzuschlafen. Mutlos musste er nach einer Weile aber feststellen, dass es nichts gebracht hatte, sobald sie das Schloss erreicht hatten. War die Fahrt wirklich so kurz? Er hatte immerhin einen halben Tag für diese Strecke gebraucht... andererseits wusste er ja nicht, wie weit der Kerker, aus dem Murtagh ihn geholt hatte, von Galbatorix’ Residenz entfernt war, und da er nicht dazu in der Lage gewesen war, sich umzusehen, als Murtagh ihn in die Kutsche getragen hatte, wusste er wirklich nicht, von wo sie aufgebrochen waren, bis auf die Tatsache, dass es ein ekelhaft stinkender, feuchter Kerker war. Und in so einem Loch hatte Lionel Jahrelang ausharren müssen?! So langsam entwickelte er ein gewisses Verständnis für dessen seelische Schäden... und dennoch, was der Kerl ihm angetan hatte und was er Saphira antun würde... er würde ihm das niemals verzeihen... wie könnte er auch? Seine Lebensaufgabe war es, Galbatorix zu vernichten, und daraufhin würde er sterben... und da Saphira mit ihm sterben würde, hatte Lionel dafür gesorgt, dass die Drachen aussterben würden, nur weil Galbatorix ihn verletzt hatte. Eine derart egoistische Handlung, und mochte Lionel sie noch so oft schönreden, Eragon wusste, dass Lionel nur aus eigenem Interesse heraus gehandelt hatte, verdiente in seinen Augen keine Gnade... genauso gut könnte er Galbatorix seine Fehler vergeben... na klar. Leise seufzend folgte er Murtagh, ohne irgendwelche Faxen zu machen. Was hätte er auch anderes tun können...? Nur am Rande seines Bewusstseins bemerkte er, dass der Ältere ihn auf den großen Haupthof führte, und im Gegensatz zum letzten mal, bei dem er ihm gefolgt war, blieb er auf den geringsten Wink hin stehen, den Blick aber weiterhin gesenkt. ~Eragon...?~ Den Blick hebend offenbarte er dem Hof das bleiche, bisher von einer schwarzen Kapuze, die zu dem Mantel gehörte, den Murtagh ihm wohl während seiner Ohnmacht angezogen hatte, verdeckte Gesicht, die blutunterlaufenen, düster dreinblickenden Augen, die ansonsten ausdruckslose Mimik. Erschrocken wich diejenige, die ihn angesprochen hatte, etwas zurück. Ein leichter Nieselregen perlte von ihren blauen Schuppen ab, ihre dunkelblauen Augen blickten verschreckt, unsicher. Die braunen Augen des Reiters wanderten eine Weile über die blaue Gestalt vor ihm, ohne den geringsten Funken von Wiedererkennen, bis er auf die schweren Ketten fiel, die den Drachen zurückhielten. „Sa... phira...“ Er schüttelte leicht den Kopf und stützte sein Gesicht kurz gegen die Fingerspitzen, einen halben Schritt zurücktretend. Durch diese Gestik rutschte der Ärmel des Mantels etwas zurück und offenbarte tiefe, dunkelrote Striemen auf der fast weißen Haut, die von den Ketten kamen. Ein leises, tiefes Knurren ertönte auf einmal und alle richteten ihren Blick auf die nun sichtlich wütende Drachin, deren Aufmerksamkeit nun aber voll und ganz auf Eragon gerichtet war. ~Du...~ Nun trat ein Mann aus der Menge, dessen Gesicht dem Jungen inzwischen nur allzu vertraut war, trotz der extremen Leichenblässe. „Du...“ Nun war es Eragon, dessen Antlitz Furcht verbreitete, sodass sogar Murtagh etwas zurückwich. Erst nachdem Galbatorix selbst einen halben Schritt zurückgewichen war unter dem intensiven Blick des Jüngeren, richtete Eragon ihn, etwas abgemildert, auf Saphira. ~Ja, ich. Ich habe es wieder geschafft. Ich weiß! Erspar mir das. Bitte... wir haben nicht viel Zeit. Sobald wir ungestört sind erkläre ich dir alles, ja?~ Sie stimmte ihm nur stumm zu, ehe sie ihren verächtlichen Blick über die restliche Umgebung schweifen ließ. Eragon indes geriet leicht ins Wanken, woraufhin Murtagh angerannt kam und ihn auffing. „Er ist schwer verletzt mein König, vielleicht...“ Doch der Angesprochene unterbrach den älteren, besorgt klingenden Bruder mit einer simplen Handbewegung. „Bring ihn auf sein Zimmer.“ Mit dem letzten Rest an Kraft, der Eragon noch geblieben war, richtete er einen kalten, verachtenden Blick auf Galbatorix, ehe er sich halbwegs aufrichtete und Murtagh mit dem letzten zusammengekratzten Rest Würde folgte. Er hasste seine Situation, er hasste Lionel für das, was ihm noch bevor stand, er wusste, dass er bald sterben würde, aber er wollte all dies wenigstens mit der Würde eines Drachenreiters tragen. Das fehlte ja noch, dass er daran zerbrach... Kapitel 11: Und jetzt? ---------------------- Kapitel 11: Und jetzt? Hey Leute! Tut mir leid dass es so extrem lange gedauert hat, lag an persönlichem und schulischem (12. Klasse! x_x') Stress, und daran, dass mein PC nur selten Tage hat, an denen er Word zulässt die kleine Zicke <.<' (Jaja, ist gut Schatz, du kannst bald in Rente...) Naja egal, ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß mit diesem Kapitel, das, mal wieder, wie immer eigentlich, irgendwann nach mitternacht fertig gestellt wurde. Gelobt seie der Erfinder von word dafür, dass es trotzdem lesbar ist! Have fun, - CoD - Achja, Legende: "Text" = Gesagtes Text = Gedachtes - Text = die Abtrennung von dem, was Lionel und dem, was Eragon denken ~Text~ = Über Gedankenverbindung gesagtes (Eragon & Saphira etc.) Also dann, hier das Kapi! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ohne das Gesicht zu verziehen ließ Eragon sich auf seinem Bett nieder, den Blick starr auf den Betthimmel gerichtet, während er mit Saphira die letzten Details der letzten Zeit austauschte. Die Nähe der Drachin beruhigte und wärmte ihn von innen, wodurch er wieder etwas mehr Kraft fand, sich den äußeren Problemen zu widmen. Dennoch... in diesem Fall konnte ihm selbst Saphira nicht helfen und eigentlich war ihre Anwesenheit mehr ein Fluch als ein Segen, denn so wie es aussah würde er sie nur mit in den Tod reißen... etwas, das er auf jeden Fall verhindern wollte, denn er hatte das mächtige Wesen in sein Herz geschlossen, niemals würde er zulassen, dass man ihr Leid zufügte, denn ihr Leid war sein Leid. Das Problem war bloß, dass es andersherum genauso war, was es ihm unmöglich machte, sie zu beschützen... wie sollte er sie vor sich selbst schützen, wie sollte er sie gegen den Tod verteidigen, den er selbst brachte? Ein unruhiges Scharren und das leise Klicken der zugehenden Tür erregte wieder seine Aufmerksamkeit und er richtete den Blick auf Murtagh, der sich nun an das Holz der verschlossenen Tür lehnte und Eragon mit besorgtem Blick musterte. Allerdings schien auch er keine Worte zu finden, um in dieser Situation ein Gespräch zu entwickeln. Nach einer Weile trat er an den Jüngeren heran, mit der Absicht, seine Wunden zu heilen. „Lass. Bitte...“ Den Blick abwendend murmelte Eragon diese abwehrenden Worte und Murtagh blieb stehen, leise grummelnd die Arme verschränkend. „Ach, die leidende Diva... na gut, dein Problem. Komm’ bloß nicht angekrochen wenn es zu sehr weh tut.“ Mit diesen Worten schüttelte der Ältere den Kopf und verschwand in Richtung Tür, bis die Stimme seines Kleinen Bruders ihn erneut aufhielt. „Tut mir leid... und danke.“ Mit einem undefinierbarem Blick auf den Jüngeren verließ Murtagh schließlich den Raum, ehe er sich in seine Gemächer zurückzog und Eragon die Zeit ließ, nach zu denken. Dieser allerdings war ersteinmal damit beschäftigt, Saphira eben jene neuen Informationen zukommen zu lassen, die für keinen von ihnen etwas Gutes bedeuteten. ~Du hättest ihn dich heilen lassen sollen.~ ~Wozu? Ich sterbe ohnehin, schon vergessen? Davon einmal abgesehen war es kein Befehl. Vielleicht will Galbatorix nicht, dass Murtagh mich heilt. Ich habe ihm schon genug Schwierigkeiten gemacht, da muss er nicht auch noch für mich den Kopf hinhalten nur weil ich etwas rumjammere.~ Die Drachin seufzte leise. Eragon kam schon auf das Hauptproblem zu sprechen... ~Lionel. Es wäre besser, wenn du mehr über ihn herausfinden könntest Eragon.~ ~Ich weiß schon mehr als ich wissen will, danke schön.~ ~Aber nicht genug! Kleiner, wenn wir überleben wollen, musst du ganz genau wissen, was für ein Fluch, Schwur, Zauber, Beschwörung oder was auch immer dafür gesorgt hat, dass wir ihn jetzt am Hals haben, andernfalls finden wir wohl kaum ein Schlupfloch, durch das du überleben kannst.~ Leise grummelnd richtete Eragon sich wieder auf und bereute es sofort, denn der stechende Schmerz in seinen Rippen ließ die Luft zischend aus seinen Lungen entweichen, ehe er sich wieder zurück fallen ließ und die Augen schloss. ~Ich bin so müde...~ Eine Weile herrschte betretenes Schweigen, bis sich eine Stimme tief aus dem gemeinsamen Unterbewusstsein meldete. Warum fragt ihr nicht einfach? Verwirrt und träge zugleich öffnete Eragon die Augen und blinzelte dem trüben Licht des Raumes entgegen. Hä? - Ich frage mich nur, warum du nicht auf die Idee kommst, mich direkt nach einem Schlupfloch zu fragen, anstatt mich immer nur zu verfluchen. - Es klang nicht so, als würdest du dich aufhalten lassen. - Wer sprach denn davon, mich aufzuhalten? Sich mit aller Müh und Not auf die Beine quälend hinkte er zu der Kommode mit dem Spiegel und sah in sein Spiegelbild. Was ihm dort entgegen blickte erschrecke ihn zu tiefst: natürlich, das war immer noch er, aber sein inzwischen etwas länger gewordenes Haar hing in filzigen Strähnen vor sein Gesicht, welches eine ungewohnt käsige Färbung angenommen hatte. Seine braunen Augen wurden von deutlich sichtbaren roten Äderchen durchzogen und von dunklen Ringen umgeben, Schrammen zierten die blasse Haut und der Blick jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Außerdem sah man ihm seinen Hungerstreik langsam durch eingesunkene Wangenknochen und eine allgemein dünnere Gestalt an. Nachdem er sein Spiegelbild eine Weile betrachtet hatte, begann dieses plötzlich zu verschwimmen, veränderte sich, und bald sah er in eine weitaus gepflegtere Version seiner selbst, die auch etwas älter wirkte. Dieser Eragon trug das ähnlich lange Haar zu einem geordnetem Zopf am Hinterkopf gebunden, seine sonnengebräunte Haut wurde von keiner Schramme verunziert und seine braunen Augen blickten mit einer Mischung aus Mitleid und kühler Distanz auf den Jüngeren herab. „Also?“ Verwirrt sah Eragon zu Lionel auf, ehe er angewidert schnaubte. „Also was?” ~Nun frag ihn schon!~ Kommentierte Saphira zur Antwort und ein sanftes, überhebliches Schmunzeln spielte kurz um Lionels Lippen. Am liebsten hätte Eragon den Spiegel zerschlagen; so wollte er sich nie wieder sehen. „Genau mein kleiner Schüler, frage und lerne vom Meister.“ „Halt die Klappe! Das ist alles deine Schuld und du hast es gefälligst wieder in Ordnung zu bringen, ist das klar?! Ich muss dich nicht fragen oder auch noch darum bitten, du hast deine Fehler schön selbst auszubaden!“ Leise seufzend verschwamm das Spiegelbild von Lionel und Eragon wäre hustend zusammengebrochen, wenn die Tür nicht plötzlich aufgerissen worden wäre und ein teils verwirrter, doch am meisten wütender Galbatorix in den Raum platzte, Eragon nun die gesammelte Kraft seines furchteinflößendsten Blickes spüren lassend. „Wessen Schuld ist was?“ Am liebsten hätte Eragon sich auf die Zunge gebissen für seine vorlaute Reaktion, aber stattdessen sah er mit angewidertem, hasserfülltem Blick zu dem Tyrannen auf. „Was willst du hier, unrechtmäßiger König? Glaubst du, ich würde vor dir auf die Knie fallen? Dafür musst du mir schon die Beine brechen.“ ~Kleiner, nein!~ Doch Saphira konnte es nicht verhindern; das klatschende Geräusch von Haut auf Haut schallte durch den halben Schlossflügel. „Du kleiner Wurm wagst es, so mit mir zu sprechen?! Weißt du überhaupt wen du vor dir hast?!“ Eragon richtete sich wieder halbwegs auf und starrte mit noch immer dem selben Blick auf. „Oh ja, das weiß ich. Ich habe einen alten Raffzahn vor mir, die ausgewachsene kleine Ratte von damals, die sich nicht damit abfinden konnte, dass sein einziges Machtmonopol, sein Drache, vernichtet sein sollte. Und um das zu ersetzen hast du dir unter fadenscheinigen Ausreden eine gewaltige Macht angeeignet, die dir nie zustand und die du nicht halten kannst. Du bist unfähig, ein solches Reich zu regieren, dir geht es nur um dich selbst. Ein Herrscher muss für alle da sein, und in dieser Hinsicht hast du versagt. Kein Wunder, dass es einen so gewaltigen organisierten Widerstand gibt. So ein Schandfleck wie du gehört getilgt!“ Anstatt ihn zu unterbrechen oder wieder zu schlagen, ihn am besten zu einer kleinen Pfütze zu verprügeln, hörte er ihm aufmerksam, mit einem kalten Ausdruck der Abscheu, zu und wartete geduldig, bis er sich ausgekotzt hatte; dann griff er nach dem Kragen des Jüngeren und zog diesen zu sich hoch. „Ach, und was habe ich vor mir?“ Ein hinterhältiges, gehässiges Grinsen trat auf seine Lippen bei dieser Frage, doch davon ließ Eragon sich nicht beeindrucken. „Ein Wesen auf deiner Stufe, Drecksratte. Ein missglücktes Experiment mit verbotenen, dunklen Künsten, einen Mensch mit zwei Seiten; die eine, die dich hasst und verachtet, und die eine, die dich abgöttisch liebt. Weißt du überhaupt, was du Lionel angetan hast? Ich habe ihn als Monster bezeichnet, aber das eigentliche Ungetüm, der Schöpfer des Monsters in mir, das bist du. Du hast ihn verraten als er dich am dringendsten gebraucht hat, du hast dich von ihm abgewandt, hast ihn dort verrotten lassen dafür, dass er für dich geschwiegen hat; du hast alles zerstört, was sein Leben ausgemacht hat und ihm alles genommen. Und dann, ja, dann bist du wieder aufgetaucht, als wäre nichts gewesen, und versucht, ihn zu einem deiner tollen Abtrünnigen zu machen. Zu einem von 14, einem unbedeutendem Handlanger. Du hast keine Ahnung, was du angerichtet hast, doch ich hoffe und fürchte, dass du die bald bekommen wirst.“ Seine Rede beendend starrte Eragon dem Herrscher in die Augen, der den Blick erwiderte. Schließlich ließ er ihn leise seufzend los, stieß ihn praktisch von sich und wand sich ab. „Wir werden sehen, Kleiner. Aber vorerst gehört ihr mir.“ Damit verschwand er aus dem Zimmer des Drachenreiters und schlug die Tür zu, ein hasserfülltes Häuflein Elend zurücklassend. Erst nach einer Weile, die Sonne schien in wenigen Minuten unter zu gehen, raffte Eragon, der nach Galbatorix’ Stoß hingefallen war, sich wieder auf und kehrte zum Spiegel zurück, wo ihn ein nun teils besorgter und teils verstörter Lionel erwartete. „Was hast du da angerichtet? Schreibe ihm doch gleich einen Warnbrief mit dem Inhalt ‚Hallo Königchen, ich komme bald um dich umzubringen, liebe Grüße, dein Geliebter.’“ Über diesen Anfall von Galgenhumor lächelnd sah Eragon unter den filzigen Haarsträhnen zu Lionel auf. „Ach, wäre doch nett... aber nein. Also, gibt es eine Möglichkeit, irgendein Schlupfloch für Saphira und mich? Wenn du mir ermöglichst, mein und ihr Leben, vor allem aber ihres, zu retten, dann werde ich dich nach all meinen Kräften unterstützen.“ „Woher dieser Sinneswandel?“ „Ich will euch los werden.“ „Oh... na gut, lass mir ein paar Tage Zeit, ich werde überlegen. Eventuell brauche ich kurz den Körper, ich muss gewisse Dinge nachschlagen, sicherlich finde ich die Sachen in seiner Bibliothek...“ Eragon nickte schwach, bevor er vor der Kommode zusammenbrach. Dieser Tag war definitiv zu viel für den Jungen... Am späten Abend, etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang, betrat ein junger Erwachsener vorsichtig, mit einer Öllampe bewaffnet, das Gemach des jungen Reiters und speziellen Gefangenen seines Herren. Als er Eragon bewusstlos dort liegen sah, war es ihm, als seien seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden. Bestürzt ließ er sich neben dem Kleinen auf die Knie nieder, stellte die Lampe ab und trug den Burschen zurück auf das Bett, ihn vorsichtig zudeckend. „Eragon...“ Was zur Hölle machte er hier eigentlich? Leise seufzend ließ sich Murtagh am Bettrand nieder und sah auf seinen jüngeren Bruder hinab, nachdem er seine Lampe wieder geholt hatte. Der Kleine sah wirklich vollkommen fertig aus... aber seid wann war das sein Problem? Achja, seid er den Bengel gerettet hatte. Da war ja was. Den Blick über den fast noch jugendlichen Körper wandern lassend versuchte er, zu realisieren, was er dem Jungen ein paar Stunden zuvor noch schonend beizubringen versucht hatte. Sein kleiner Bruder... Den Blick auf das Fenster richtend ließ er sich diese Worte auf der Zunge zergehen. Sein kleiner Bruder... sie waren Waisen. In gewisser Weise war Murtagh damit verantwortlich für den Kleinen... aber was sollte er tun? Er konnte ihn nicht beschützen, er konnte nur versuchen, ihm bei zu stehen... und was tat er? Beschimpfte ihn, hörte nicht zu, er verhielt sich praktisch wie jedem anderem gegenüber auch. Was für ein großer Bruder tat so etwas? Andererseits... niemand hatte ihn je gefragt, ob er ein großer Bruder sein wollte... oder hatte sich je darum geschert ob er als Bruder taugen würde. Warum sollte er sich jetzt also schuldig fühlen? Aber... Eragon wurde auch nicht gefragt, und Eragon hatte ihn auch nie gebeten, sein Bruder zu sein. Wahrscheinlich war der Jüngere damit genauso überfordert wie er selbst, davon einmal abgesehen dürfte das momentan das Kleinste Problem des Jüngeren sein... leider nur das Einzige, bei dem Murtagh helfen konnte. Außer natürlich... zwar hatte Eragon darum gebeten, dass Murtagh ihn nicht heilen sollte, aber er hatte sich nicht sonderlich spezifisch ausgedrückt... Vorsichtig schlug er die Decke wieder zurück und erntete ein schlaftrunkenes Murren, das er mit einem leichten Lächeln hinnahm. So gut er konnte ohne Eragon aufzuwecken tastete er dessen Rippen ab und heilte, was er fand, zog sich aber auch recht schnell zurück und ließ die Prellungen zurück, lediglich die Brüche heilte er. Das dürfte dem Kleinen schon Erleichterung bringen, also hatte er wenigstens etwas für seinen Bruder getan. Er war so beschäftigt damit, sich um dessen Wunden zu kümmern, und dank der Lampe auch noch einhändig, dass er das Erwachen des Jüngeren erst bemerkte, als dieser nach seiner Hand griff und sie fest umschloss. „Was willst du hier, Murtagh?“ Er hatte einen recht unruhigen Schlaf entwickelt seid er auf der Flucht gewesen war, dennoch hatte er die Anwesenheit eines Anderen erst bemerkt, als er hochgehoben worden war. Allerdings hatte er es für unnötig erachtet, irgendetwas zu tun, bis er plötzlich die Hand seines Helfers, den er anhand des typischen Gemurres erkannt hatte, das er nur liebend gern erwidert hatte als dieser ihm die wärmende Decke wieder nahm, an seinen Rippen spürte. Eine Weile hatte er das ertragen, dann aber war es ihm zu viel gewesen und er hatte Murtagh aufgehalten; und nun saßen sie sich gegenüber, sich gegenseitig in die Augen blickend. „Dir helfen, Kleiner.“ Leicht verwundert über diese Worte und den ruhigen Tonfall blinzelte Eragon, ehe er sich vorsichtig zurücksinken ließ und den Blick trübsinnig auf die Decke richtete. „Niemand kann mir helfen.“ Besorgt rutschte Murtagh etwas näher an das Kopfende, den festen Vorsatz in Gedanken, nun ein zumindest etwas besserer Bruder zu sein. „Warum, was ist denn?“ Den trüben Blick wieder auf seinen großen Bruder richtend überlegte Eragon, was er sagen sollte. Was konnte er seinem Bruder gefahrlos erzählen, wovor musste er sich Sorgen machen, was durfte auf keinen Fall an Galbatorix kommen? „Du kannst nicht gegen etwas kämpfen, dessen Körper du teilst, Murtagh... du hast ihn gesehen... ihn, der er versucht hat, dein Schwert zu stehlen...“ Wiedererkennen blitzte in Murtaghs Augen auf. „Ach, die ungewöhnliche Erziehungsmaßnahme?“ Leise brummend sah Eragon zu ihm auf und durch den Zorn kehrte wenigstens wieder etwas Leben in seine Augen zurück, was Murtagh leicht grinsen ließ. Als Eragon das bemerkte, schlug er in genervter Bruder-Manier nach dem Älteren, der daraufhin leise lachte, ehe er wieder ernst wurde. „Nein ehrlich, was ist mit ihm? Er ist Lionel, nicht wahr?“ Leise seufzend sah Eragon zu dem Älteren auf und ein schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Genau... leider sind deine Berichte ziemlich ungenau. Lionel war nicht einfach ein Ordenskollege... Galbatorix und Lionel... verband etwas viel Stärkeres... seinetwegen ist Lionel damals aber verrückt geworden, lange Geschichte... und ich darf als seine Wiedergeburt den Körper mit diesem Irren teilen, der allerdings etwas andere Lebenspläne aufweist als ich...“ Hier endete er, das in etwa dürfte der König auch schon wissen. Murtagh hingegen wurde blass und starrte den Jüngeren verstört an. „Bitte... was?! Meintest du das damit, dass du nicht frei bist...?“ Er hatte gedacht, das wäre nur eine kleine Macke des Jüngeren gewesen, aber... „Was für Pläne hat er?“ Eragon sah mit einem traurigem Blick zu Murtagh auf. „Das darf ich dir nicht verraten, Bruder...“ Er richtete sich langsam auf, sich mit einer Hand auf Murtaghs Schulter stützend „...aber...“ er kam ihm immer näher während er leise und schweratmend weiter sprach „...ich werde...“ nun war er ganz nahe bei Murtagh angelangt und konnte diesem das letzte Wort praktisch ins Ohr hauchen. „...sterben.“ Nachdem das gesagt war ließ Eragon sich zurück sinken und schloss wieder die Augen, während Murtagh nur da saß und ihn aus geweiteten Augen anstarrte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, hier habt ihr Kekse, bewerft mich damit oder futtert sie auf, was auch immer ihr wollt.^^" Eure - CoD - hat gesprochen. Kapitel 12: Glückliche Familie ------------------------------ Legende: "Wörtliche Rede" Flash-back -------------- Fröhliches Kinderlachen wurde vom Wind über die Felder getragen und verhallte an den Grenzen des Waldes. Einige junge Dorfbewohner, keiner wohl älter als 12 Sommer, liefen über die Weidefläche, vorsichtig, bloß nicht über die bestellten Äcker zu laufen. Sie tollten umher und erfreuten sich ihrer Freiheit, des beginnenden Sommers und der damit resultierenden Wärme sowie der Aussicht, am Fluss vielleicht den ein oder anderen Fisch fangen zu können. Keine Sorgen belasteten diese Kinder heute, und auch die beiden Cousins liefen fröhlich mit ihnen einher, einander zu fangen versuchend, während sie zeitgleich den Fluss als Ziel anvisierten. Sie wollten zu einer Stelle des Anora gehen, die sehr breit und daher etwas seichter und ungefährlicher für die Kinder war, nur dort durften sie spielen und auch nur dort hatte es Sinn, die selbst gebastelten Angelruten mit zu schleppen, auch wenn sie dort eher selten wirklich etwas fingen, das Rumalbern mit diesen Teilen machte ja auch genug Freude. Eragon war in diesem Sommer acht geworden, er gehörte damit zu den Jüngsten ihrer Truppe, aber durch seinen Cousin durfte auch er mit kommen, ohne sich dumme Kommentare anhören zu müssen. Die Kinder spielten ausgelassen, und untereinander waren sie, obwohl ihre Eltern so unterschiedlich waren, doch alle gleichberechtigt, sogar der kleine Bastard... In solche Zeiten wünschte Eragon sich oft genug zurück, auch wenn er sich noch gut an das in damaligen Kinder-Maßstäben schreckliche Ende seines Ausfluges erinnern konnte. Im Nachhinein kam es ihm so lächerlich vor, dass er schmunzeln musste über das, was er als so albern bezeichnete, aber es war schön, sich in so... normale Erinnerungen flüchten zu können, während er auf seinem Bett saß und aus dem Fenster sah. Murtagh war erst gegangen, nachdem Eragon wieder eingeschlafen war, was dieser allerdings recht schnell geschafft hatte. Wo genau sein Bruder nun war wusste der Jüngere nicht, aber dessen Fürsorge hatte ihm ein gewisses Gefühl der Wärme zurück gegeben und ihn an alte Zeiten erinnert. Er hätte nicht so schroff sein sollen, immerhin gab der Ältere sich wirklich Mühe... ähnlich wie Roran damals... Als sie endlich beim Fluss angekommen waren, warfen sie natürlich auch gleich alle ihre Angelruten aus. Albriech,der ältere Sohn des Dorfschmiedes, hatte seine Schnur jedoch so dusselig ausgeworfen, dass sie sich mit der von Roran verfing. Natürlich begannen die beiden praktisch sofort sich zu streiten, die Angeln warfen sie einfach auf den Boden. Eragon beobachtete das Ganze eine Weile besorgt, ebenso wie Albirech's kleiner Bruder, die restlichen Kinder begannen, sie anzufeuern. Sie wollten eine Rauferei sehen, wie üblich. Als es langsam zu eskalieren drohte lief Eragon ins Wasser und zog die Schnüre zurück, in der Hoffnung, wenn er diese entknotete würde der ganze Streit aufhören. Aber er hatte nicht mit der starken Strömung gerechnet, weil die Winterschmelze doch eigentlich vorbei war; trotzdem war die Macht des Wassers heftiger, als er erwartet hatte, und riss ihn von den Füßen. Erst durch das laute Platschen wurden die anderen Kinder darauf aufmerksam und Roran schrie den Namen seines Cousins, diesem am Ufer entlang nach rufend. Eragon hatte Glück; die Strömung trieb ihn nur wenige Meter später ans Ufer zurück und er hustete nur eine vergleichbar kleine Menge Wasser aus, aber immerhin war der Streit vergessen. Wütend auf die Nachlässigkeit des Kleinen schimpfte Roran mit ihm, aber im eigentlichen war er nur erleichtert, dass es ihm gut ging. Als sie nach hause kamen und Eragon noch immer völlig durchnässt war, fragte Garrow gar nicht erst, sondern verpasste Roran eine Backpfeife, die man sicher auch im Dorf noch hörte. Eragon schrie auf und wollte dazwischen gehen, aber der Ältere hielt ihn auf. „Stimmt schon alles Kleiner. Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen. Aber jetzt zieh dir was Trockenes an, ja?“ Irgendwie hatte Eragon immer jemanden, der auf ihn aufpassen musste; erst war es Roran gewesen, dann Saphira und jetzt... jetzt hatte er Murtagh. Wirklich vom Pech verfolgt war er vor allem dann, wenn er allein war... vielleicht würde es mit seinem Bruder ja besser werden? Vielleicht würde dieser ihm ja wirklich helfen können? Eigentlich bezweifelte er das, aber... sie waren Brüder. Und wenn Eragon ihm schon nur Scherereien bereitete, so konnte er wenigstens versuchen, das durch etwas Vertrauen wieder gut zu machen. Leise seufzend ließ er sich wieder auf das Bett sinken. Am besten, er würde etwas schlafen und sich erholen, damit er wieder gesund würde... und er sollte aufhören, so rum zu zicken, auch um Saphira's Willen, immerhin brachte er sie alle damit in Gefahr. Außerdem war es nicht sonderlich hilfreich, wenn er sich, Murtagh's Worten zu Folge, wie eine „Diva“ benahm. Ein leises Lachen fand den Weg aus seinem Brustkorb, als er daran dachte. Eine Diva... ja, er war wirklich etwas wehleidig, aber er hätte nie gedacht, jemals so genannt zu werden, ohne Lionel hätte er wahrscheinlich auch noch dumm fragen müssen, was das Wort überhaupt bedeutete. Sein Lachen blieb nicht unbemerkt, aber die Stimmen in seinem Kopf schwiegen vorerst. Saphira freute sich einfach, dass ihr Kleiner immerhin noch ein wenig Lebensfreude verspürte, und Lionel dachte sich schweigend seinen Teil dazu. Aber immerhin... ein fröhlicher Eragon war hilfreicher als ein bockiger, entsprechend... Nach einer Weile stand der ehemalige Bauernjunge auf und versuchte sich wieder im aufrechten Gehen, was ihm erstaunlicher Weise recht leicht fiel. Sein Bruder hatte wohl mehr geheilt als er dachte... und so beschloss er, sich an zu ziehen, und ein wenig um zu sehen. Da er diesmal eine etwas andere Absichten hegte ließ Lionel ihn einfach gehen, bis der Jüngere schließlich an einem Hof vorbei ging, der offensichtlich zum Üben in den Künsten des Kampfes gedacht war. Sich neugierig an eines der Fenster lehnend sah er den jungen Soldaten zu, wie sie den Schwertkampf erlernten, und wunderte sich gerade, warum diese keine eigene Kaserne hatten, als er Schritte hinter sich hörte. Sich erschrocken umsehend wollte er sich gerade fragen, ob es ihm überhaupt erlaubt war, hier umher zu wandern, aber zu seinem Glück war es Murtagh, der ihn überraschte. Dieser musterte ihn mit einem schwachen, amüsierten Lächeln, ehe er dessen Blick folgte, neben dem jüngeren stehen bleibend. „Das soll mal die königliche Wache werden, die werden als einzige hier ausgebildet.“ Wieder zu seinem kleinen Bruder sehend schmunzelte er leicht, als er den fast sehnsüchtigen Blick in dessen Augen erhaschte. „Du hast schon länger kein Schwert mehr in den Händen gehalten, was?“ Eragon sah mit einem verlegenem Lächeln zu seinem Bruder auf. „Du meinst bis auf Zar'roc, was?“ Murtagh lachte leise, den Blick wieder aus dem Fenster richtend. „Ja natürlich, das zählt nicht...“ Eragon lächelte schwach, den Blick ebenfalls wieder nach draußen richtend. „Tut mir leid, dass ich dir so viele Umstände mache...“ Murtagh blinzelte verwirrt, nun wieder zu seinem Bruder sehend. Wirkte dieser gerade wirklich ernsthaft verlegend? War das eine ehrliche Entschuldigung? So schnell hätte er bei diesem Dickkopf nicht damit gerechnet... er hatte allgemein nicht mit einer Entschuldigung gerechnet, davon einmal abgesehen... was war denn plötzlich mit dem Kleinem los? Erst spielte er sich furchtbar melodramatisch auf wegen etwas, das Murtagh nicht verstand, und nur eine Nacht später entschuldigte er sich? Wer hatte dem denn den Kopf gewaschen? Und als hätte der Jüngere gespürt, was Murtagh dachte, sah er zu ihm auf und lächelte schwach, er wirkte irgendwie... müde. „Ich glaube, ich werde noch verrückt. Aber vielleicht hilft es mir, wenn ich etwas tun kann, das ich kenne, also... wenn es in deinen Zeitplan passt... könnten wir vielleicht etwas mit dem Schwert üben?“ Murtagh blieb für eine Weile stumm und starrte ihn nur verwirrt an. Was zum... schließlich lächelte er schwach und wuschelte dem Jüngeren durch die Haare. „Klar, warum nicht... komm mit, wir sollten irgendwo üben, wo nicht so viele Leute sind...“ Nun war es an Eragon, verwirrt zu wirken, aber er fing sich recht schnell und nickte dann wieder schwach lächelnd. „Ja, danke... Bruder...“ Das letzte Wort murmelte er mehr als dass er es aussprach, aber Murtagh hörte es. Er nahm es mit einem leichten Lächeln hin, ohne es weiter zu kommentieren und führte seinen Bruder, nun wieder mit ernstem Blick, durch das Gemäuer. Es dauerte eine Weile, bis sie den Trainingsraum erreichten, den der König seinem Schüler zugewiesen hatte, und wie Murtagh es erwartet hatte, war der Raum leer. Wer sollte auch schon hier drin sein? Eragon war ihm schweigend gefolgt, jetzt sah er sich neugierig um. Vor allem die verschiedenen Waffen an den Wänden fingen seine Aufmerksamkeit, einige davon waren so skurril, dass er nicht einmal wüsste, wie man damit umgehen sollte. Murtagh wiederum beobachtete Eragon schmunzelnd dabei, wie er sich umsah. Aber ja, der Jüngere hatte sich verändert... er war in letzter Zeit um einiges gewachsen, hatte zeitgleich aber etwas abgenommen, was ihn nun schon fast dürr, aber wenigstens noch nicht ungesund aussehen ließ. Aber trotzdem, besonders stark wirkte er nicht gerade. Ansonsten waren seine Haare gewachsen, und er hatte sich anscheinend diesen Morgen mal die Mühe gemacht, sie zu entfilzen, auch wenn er sie weiterhin offen trug. Anscheinend störten sie ihn nicht wirklich. Schließlich holte er zwei mit Magie dauerhaft abgestumpfte Schwerter, die beide je einen kleinen Edelstein im Griff trugen, von deren Energie der Zauber zehrte. Eines davon hielt er dem Jüngeren hin, der es auch sogleich nahm, das andere behielt er für sich. Es ließ ihn leicht grinsen zu beobachten, wie Eragon das Schwert musterte, als müsse er sich daran erinnern, wie man damit umging... na hoffentlich hatte er nicht zu viel verlernt, sonst würde der Kampf viel zu schnell beendet sein! Aber nein, als Eragon in Position ging wirkte es schon noch so, als wüsste er, was er da tat... Es war zwar eigentlich nicht lange her, dass er Durza besiegt hatte, doch trotzdem kam es ihm wie Jahre vor. Als er den kalten Stahl der Klinge dann aber mit den Fingern entlang strich kamen all die Erinnerungen an das Training mit Brom zurück und er lächelte schwach. Das würde wahrscheinlich die schmerzhafteste Niederlage seines Lebens sein, aber er konnte es ja immerhin versuchen, und vielleicht würde er ja sogar etwas dabei lernen...? Sich entsprechend seinem Bruder gegenüber aufstellend wartete er, bis auch dieser bereit war, und sobald sie ein wortloses Einverständnis ausgetauscht hatten ging der Kampf auch schon los. Den ersten Stoß versuchte er erst zu blocken, da er aber schnell merkte, dass Murtagh stärker war, wich er aus und versuchte es lieber mit einer Finte, die Murtagh schnell abblockte. So ging das eine ganze Weile, und Murtagh spielte mehr oder weniger mit ihm, bis Eragon, noch etwas schwächlich auf den Beinen, wieder halbwegs rein kam. Trotzdem verlor er den Kampf nach einer Weile, sobald sein Bruder beschlossen hatte, doch mit seinem ganzen Können zu kämpfen, und schließlich ließ Eragon sich erschöpft zu Boden sinken, sobald sein Schwert außerhalb seiner Reichweite zu Boden gesegelt war. Schwer atmend senkte er den Blick gen Boden, ehe er leicht die Stirn runzelte und zum Älteren aufsah. Wenigstens wirkte auch dieser erschöpft, auch wenn er siegreich aus dem Kampf hervor ging. Ein leicht höhnisches Schmunzeln lag auf dessen Gesicht. „Du hast nachgelassen, Kleiner.“ Eragon schmunzelte kurz schwach, ehe er wieder den Blick senkte. „Seh schon...“ Murtagh lachte leise und ließ sich vor Eragon nieder, sein eigenes Schwert zur Seite legend. „An deiner Stelle würde ich mehr essen, sieht ja fast schon ungesund aus. Keine Sorge, ich glaube nicht, dass der König dich momentan vergiften würde...“ Eragon lächelte schwach, eher ungläubig zu Murtagh aufblickend. „Ja, sicher, umbringen würde er mich nicht...“ Das war das erste mal an diesem Tag, dass Lionel sich mal wieder meldete; er schnaubte leise auf. Ansonsten jedoch blieb er ruhig, was den Jüngeren ohnehin wunderte. Wie hatte er es geschafft, diesem das Maul zu stopfen? Etwa durch ihre Abmachung? Unwahrscheinlich... aber trotzdem gut möglich, zumindest fiel ihm nichts besseres ein. Murtagh bemerkte, dass Eragon leicht abwesend wirkte und hob die Augenbrauen. „Stimmt etwas nicht?“ Erschrocken hob der Jüngere den Blick, ehe er verlegen lächelnd den Kopf schüttelte. „Nein, nein... ich frag mich nur...“ Er schwieg eine Weile, den Blick zur Seite richtend, ehe er schließlich wieder den Mund auf bekam. „...ob wir vielleicht gemeinsam etwas essen gehen wollen... wenn es denn geht...“ Murtagh musterte ihn kurz etwas verwirrt, ehe er sanft lächelte. Sicher, es war irritierend, wie sehr sich das Verhalten des Jüngeren verändert hatte, seid er ihr gefangen war, aber irgendwie... gefiel ihm das, wenigstens war der Junge nicht mehr zu hitzköpfig wie früher. „Klar, können wir machen... na komm, hoch mit dir!“ Dem Jüngeren aufhelfen führte er diesen hinunter zu den Küchen, wo sie sich etwas zu essen abholten, mit dem sie sich in eine steinerne Nische irgendwo verzogen. Keiner von ihnen schien die Masse zu suchen, entsprechend war das beiden nur recht. Während sie aßen blieben sie schweigsam und Eragon's Blick verlor sich in den unendlichen Mustern, die kleine Risse und seltsame Adern im Gestein des Gemäuers hinterließen, während Murtagh nachdenklich seinen Bruder beobachtete. Er machte sich noch immer ein wenig Sorgen um den Jüngeren, vor allem wegen dem, was dieser ihm in der Nacht zuvor noch offenbart hatte. Kam dieser Wandel in seiner Persönlichkeit von Lionel? Oder von der Aussicht, bald zu sterben? Und was war dran an dieser Behauptung? Würde er seinen Bruder, seine einzige Familie, sogleich wieder verlieren, kaum hatte er ihn gefunden? Oder könnte er ihn vielleicht irgendwie retten? Auch wenn sie einander noch nicht lange kannten und auch wenn sie zeit als Brüder noch viel kürzer war, er wollte den Jüngeren nicht verlieren... wahrscheinlich war er als sein Bruder der Einzige, der ihn auch nur ansatzweise verstand und dies auch versuchen würde, außerdem war inzwischen der Einzige hier, mit dem er ordentlich reden konnte, auch wenn er das kaum nutzte. Und er machte sich Sorgen... vielleicht weil er wirklich irgendwie verantwortlich für den Jüngeren war... nach einer Weile sah eben jener wieder zu Murtagh, inzwischen waren sie fertig mit dem Essen. „Woran denkst du gerade, Bruder?“ Die Frage des Jüngeren ließ den Angesprochenen kurz blinzeln, ehe er schwach lächelte. „Was wohl die Zukunft bringt... und woran dachtest du gerade?“ Eragon lächelte verlegen. „Um ehrlich zu sein... an gar nichts. Ich habe versucht, meinen Kopf frei zu bekommen und mir scheint, als wäre das geglückt.“ Murtagh lachte leise bei diesen Worten, ehe er die Haare des Jüngeren wieder etwas durcheinander brachte, dessen Teller nahm und aufstand. „Na dann... du solltest in dein Zimmer zurück, bevor unser Herr noch einen Aufstand macht. Man sieht sich.“ Mit diesen Worten verließ er die Nische, in der Hoffnung, dass schon irgendwie alles gut werden würde... -------------- Juhu, ich melde mich auch mal wieder! Es tut mir ehrlich leid, dass es so lange gedauert hat, aber erst gab es Probleme mit meinem alten PC, dann hatte ich einen neuen und die FF nicht mehr auf dem Rechner, dann Stress in der Schule und den üblichen Müll... na ja, ich hoffe, dieses Übergangs-Kapitel hilft etwas darüber hinweg. Sehr lang wird die FF übrigens nicht mehr weiter gehen, ich weiß endlich, wie ich das Ende einleite (wuhu), wenn ihr wollt könnt ihr ja mutmaßen. ;) (Wenn das überhaupt noch wer ließt.) MfG, hier eure Kekse. 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