Ein überaschendes Geschenk von MissLunatic (NarutoxHinata, ?x?) ================================================================================ Prolog: Ein unerwarteter Fund ----------------------------- Nachdenklich einen Stift an die Lippen gepresst saß die Hokage vor dem Papierberg, der sich wieder einmal dank Shizune auf ihrem Schreibtisch auftürmte. Ihre Augen starrten dabei so intensiv auf das oberste Blatt, dass einen unbeteiligten Beobachter sicher die Tatsache verwundert hätte, dass es immer noch intakt und nicht völlig durchlöchert vor ihr lag. Ganz plötzlich jedoch ließ Tsunade den Stift entnervt sinken und warf sich mit einem heftigen Seufzen in ihren Stuhl zurück. Wie einen alten Feind musterte sie den Haufen „wichtiger Unterlagen“ auf der Suche nach einer Möglichkeit, wie er sich doch noch effizient beseitigen ließ. „Du oder ich, Kleiner,“ dachte sie mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen. Doch schließlich verblasste auch dieses langsam. - Warum musste Shizune aber auch immer den Fehler machen, ihr direkt alles auf einmal aufzutischen? Oder war das ihre besondere Art, sie zu ärgern? Wenn dem so war: Ein voller Erfolg. Sie konnte ja nicht mal mehr den Anblick dieses Monstrums ertragen.- Unwillkürlich wanderten ihre Augen stattdessen zu dem großen Fenster, das einen perfekten Ausblick über ganz Konohagakure bot. Einem Konohagakure, das momentan von einer weißen Puderzuckerschicht vollkommen bedeckt zu sein schien. – Warum mussten sie auch eingeschneit sein? Es gab so viele wichtigere Aufgaben da draußen und zu allem Überfluss nutzte ihre „Assistentin“ ihre Lage auch noch schamlos dazu aus, sie mit dem langweiligen Papierkram zu quälen. - „Aber Tsunade sieh es doch mal positiv, so hast du es hinter dir und wenn der Schnee geschmolzen ist viel mehr Zeit für die wichtigeren Dinge.“ Mit einem lauten Kracks brach ihr Bleistift entzwei, was ihrer Laune nicht gerade förderlich war. Aber fast schon gleichgültig deponierte sie die beiden Enden auf ihrem Schreibtisch. - Warum kamen nur alle so gut mit der Situation klar? Wenn sie eines hasste, dann war es diese Ungewissheit, die der Schnee mit sich brachte. Der einzige, dem es noch weniger lag untätig herumzusitzen als ihr selbst, war wohl Uzumaki Naruto, der ihr jetzt auch noch von Tag zu Tag mehr auf den Wecker fiel. Genau in diesem Moment fiel jedoch etwas anderes, etwas großes Schweres, mit einem lauten Klirren und dumpfen Knall genau vor ihrer Tür zu Boden begleitet von einem leisen Fluchen. „Was sollte denn das werden, Shizune?“, fragte Tsunade sie kopfschüttelnd, als sie sich gerade bemühte die überall verstreut liegenden Einzelteile wieder in die beiden großen Kartons zu packen. „Ach, ich wollte nur die Zeit nutzen und ein wenig aufräumen. Es hat sich hier einiges angesammelt über die Jahre und sonst findet sich hier bald niemand mehr zurecht,“ antwortete sie bestimmt und blickte kurz zu der Älteren auf, nur um sich sofort wieder dem Durcheinander, das sie auf dem Fußboden hinterlassen hatte, zuzuwenden. Mit Bedauern musste sie feststellen, dass mehrere Stücke den Aufprall nicht heil überstanden hatten. Doch das dünne rote Buch, das sie als nächstes in den Händen hielt, hatte zum Glück keinen Schaden genommen. „Komm, ich helf dir schnell,“ hörte sie es auf einmal neben sich und da sie wusste, dass jeder Einwand bestimmt auf taube Ohren stoßen musste, lächelte sie nur und nickte dankbar. „Ich versteh sowieso nicht, warum du dir selbst so viel Arbeit machst. Das Ausräumen hätten auch gut Izumo und Kotetsu erledigen können,“ fuhr die Hokage nicht minder bestimmt fort, um sich auch sogleich suchend nach den beiden umzusehen. „Ach, Tsunade, denkst du nicht die beiden hätten auch mal gerne ein paar freie Stunden?“- Nein, das schien wohl eher nicht der Fall zu sein. – Denn als Antwort erhielt sie nur einen ungläubigen Blick. „Ich glaube die beiden haben im Moment mehr als genug freie Zeit. Oder hältst du es jetzt etwa noch für sinnvoll das Tor zu bewachen?“ Jedem anderen wäre der leicht patzige Unterton ihrer Worte bestimmt entgangen. Doch Shizune kannte ihre Tante – auch wenn sie nur selten so von ihr dachte - einfach zu gut. Da sie außerdem wusste, wie angespannt ihre Nerven im Augenblick sein mussten, beschloss sie auf einen weiteren Kommentar lieber zu verzichten. Stattdessen räumten sie schweigend wieder alles in die Kisten, wobei Tsunade das eine oder andere Teil nachdenklich begutachtete und trugen schließlich eigenhändig die Sachen hinauf auf den Speicher des Hokageturms. „So, zufrieden?“, fragte die Hokage mit einem nur ihr eigenen Lächeln. „Ja, so ist es gleich viel besser.“ Shizunes Augen leuchteten glücklich. Gerade, als sie sich umdrehen wollte, blieb Tsunades Blick jedoch an einem kleinen leuchtendroten Gegenstand hängen, der ganz zuoberst in einer der Kisten lag. Interessiert nahm sie das kleine Buch in die Hand und begann sofort darin zu blättern. Einen Augenblick später weiteten sich ihre Augen, nur um sich direkt danach noch tiefer in das Notizbuch zu versenken. Als sich nach einer Weile schließlich immer noch nichts änderte von einem amüsierten Grinsen und einem gelegentlichen Kopfschütteln einmal abgesehen, hatte das Büchlein schließlich auch Shizunes Neugierde geweckt. „Was hast du denn da gefunden? Und was ist so lustig daran?,“ fragte sie die andere und versuchte vergeblich einen Blick auf die Seiten zu erhaschen. Denn genau in diesem Augenblick schlug Tsunade das Buch immer noch grinsend zu. „Das, Shizune, ist das Beste, was uns passieren konnte. Es wird Naruto die nächste Zeit erst einmal genug beschäftigen, dass er nicht auf dumme Gedanken kommt. Außerdem wurde es sowieso langsam Zeit, dass er davon erfährt. Und ich glaube, ich habe auch schon genau die richtige Botin gefunden, die ihm dieses Geschenk überbringen wird.“ Kapitel 1: Zustellung mit Verspätung ------------------------------------ Unsicher starrte Hyuuga Hinata am nächsten Morgen auf das hübsch verpackte Päckchen, das sie in den Händen hielt. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass die Hokage ihr den Auftrag erteilt hatte Naruto ein Geschenk zu überbringen. Viele so wichtige Fragen schossen ihr durch den Kopf:. „Warum ausgerechnet sie? Und wie sollte sie es bloß schaffen, es ihm zu geben, ohne dass der Eindruck entstand, es wäre von ihr?“ Ratlos hob sie die Augen und betrachtete Narutos Haustür, als ob sie es ihr sagen könnte. – Ach, reiß dich zusammen Hinata. Du bist doch schon so viel stärker geworden. Da wirst du es doch wohl schaffen, diese kleine Mission zu erfüllen. – Langsam, mit jedem Herzschlag ein Stückchen mehr, streckte sie ihre behandschuhte Faust der Tür entgegen. Doch im letzten Moment ließ sie eine gemeine innere Stimme zurückzucken: „Nicht, wenn es um Naruto geht.“ Ach was gemein, sie hatte doch nur recht. Hinata ließ den Kopf hängen und drückte das Geschenk schützend an sich, als sie plötzlich von hinten eine Stimme hörte, die sie erstarren ließ: „Oh, hallo Hinata-chan. Was machst du denn so früh schon hier?“ Mit ein wenig Mühe gelang es ihr tatsächlich sich umzudrehen, nur dass Naruto bereits schon halb um sie herumgewandert war. „Du siehst ja ganz blass aus. Geht es dir nicht gut? Ach ich weiß, was du jetzt brauchst ist ein heißer Kakao. Der wärmt toll von innen.“ Dieser Satz und die Tatsache, dass Naruto sie einfach bei der Hand nahm und hinter sich ins Haus zog, hatte jedoch genau die gegenteilige Wirkung auf Hinatas Gesichtsfarbe, sodass dieses nun in einem leuchtenden Rot erstrahlte. „Ich bin gleich wieder da, Hinata-chan, Ok?“, fragte der Blondschopf, als er noch einmal um die Ecke zu ihr ins Zimmer blickte. Doch während seine strahlendblauen Augen auf sie gerichtet waren, brachte Hinata nicht mehr als ein schwaches Nicken zustande. Aber sobald sie allein war, wurde es auch nicht besser. Ängstlich huschten ihre Augen von Tisch zu Bett, von Bett zu Tisch, zum Fenster hinüber. Sie fasste es immer noch nicht ganz, wo sie sich gerade befand und fragte sich, was sie nun machen sollte. Warum gab es bloß keine anderen Sitzgelegenheiten als sein Bett in diesem Raum? Und darauf konnte sie schließlich schlecht Platz nehmen. Naruto ließ ihr allerdings gar keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Denn keinen Augenblick später, so schien es jedenfalls für sie, kam der Wirbelwind auch schon wieder ins Zimmer gestürmt zwei dampfende Tassen Kakao in der Hand. „So Hinata-chan,“ sagte er mit einem Lächeln und wollte ihr eine Tasse in die Hand drücken, als sein Blick an dem Päckchen hängen blieb. „Oi Hinata-chan, für wen ist denn das Geschenk?“ Zwei blaue Augen betrachteten sie voller Neugier. Wieder bekam die Kunoichi zu ihrem Ärger kein Wort heraus. „N-n- n- aruto, d- d- das i-ist für dich.“ Die letzten beiden Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Dennoch schienen sie ihr Ziel erreicht zu haben. „Oh toll! Ich hab noch nie ein so schönes Geschenk bekommen, echt jetzt!“ Völlig begeistert riss Naruto die Arme hoch. Nur dass er vergessen hatte, dass er immer noch die beiden Tassen in der Hand hielt. Im nächsten Augenblick ertrank die völlig überraschte Hinata in einem Meer aus brauner Flüssigkeit. „Ups…“ „Das tut mir leid, echt jetzt, Hinata-chan,“ entschuldigte sich Naruto immer noch verlegen. Echt peinlich, da kam Hinata vorbei, brachte ihm das erste richtige Geschenk in seinem Leben, jedenfalls das erste so schön verpackte, das auch aussah wie ein Geschenk und er übergoss sie erstmal mit Kakao. Hoffentlich hatte sie sich nicht verbrannt. Sie war schon wieder so komisch rot im Gesicht.- „Nein, d-d-das m-macht doch nichts, N-naruto,“ zauberte sie direkt wieder ein Lächeln auf sein Gesicht. „Weißt du was, du bist echt nett, Hinata-chan. Du nimmst keinem was krumm,“ sprach er wie so oft nur spontan die Wahrheit aus und ließ so das Gesicht der neben ihm sitzenden Hinata nur noch mehr aufleuchten und den Abstand zwischen ihnen ein Stück vergrößern. - Hatte er was Falsches gesagt? – Ein wenig verwirrt musterte er das in eine Decke gehüllte Mädchen neben sich. Wieder einmal wich sie seinem Blick aus. –Lag es etwa daran, dass sie Angst vor ihm hatte? Und warum machte ihm das eigentlich etwas aus? – Seine Hand vergrub sich unwillkürlich in seine Bettdecke. „N-n-naruto m-m-möchtest du nicht d-dein G-g-g-eschenk auspacken,“ lenkte ihre Stimme seine Gedanken plötzlich wieder in eine völlig andere Richtung. „Klar! Oh mann, ich bin schon so gespannt!“ Mit den Augen verschlang er jede Einzelheit, bevor er es auch nur in die Hände nahm. – Ein so tolles Geschenk! Und dann auch noch von Hinata-chan. Dabei hatte er nicht mal Geburtstag oder sowas. – Vorsichtig schüttelte er das Päckchen. Es klapperte nicht. „Wow, danke Hinata-chan, es ist echt toll!“ Zu seiner Überraschung hörte er ein angenehmes silbrighelles Geräusch direkt neben sich. Erst als er zu ihr hinsah, begriff er, dass es ihr Lachen war, das er zum ersten Mal hörte. „Aber Naruto, du hast es ja noch nicht einmal ausgepackt.“ – Komisch aber sie stotterte ja auf einmal gar nicht mehr. – Der Junge, dem noch nie jemand etwas geschenkt hatte (Sensei Iruka ausgenommen!), lächelte glücklich. „Ja weißt du, ich find das schon so toll überhaupt ein Geschenk zu bekommen.“ Er warf ihr noch einen kurzen Seitenblick zu, bevor das Geschenkpapier mit der gleichen Intensität in Fetzen gerissen wurde und zu Boden segelte. Zum Vorschein kam ein dünnes rotes Notizbuch, das schon viel erlebt zu haben schien. Naruto musste spontan an das Notizbüchlein des kauzigen Bergeremiten denken, nur dass dieses hier ein bisschen größer war. „E-e-es ist ab-b-b-er nicht von m-m-ir. D-die Hokage hat gesagt ich soll es dir bringen.“ Die letzten Sätze sprach sie so schnell aus, dass er sie kaum verstand. „Achso. Oma Tsunade ist echt die Beste. Aber hast du ne Ahnung, warum sie mir das gegeben hat?“ – Abgesehen davon, dass so ein Kalender sicher schrecklich wichtig wirken musste. Oder hatte Oma Tsunade endlich mehr mit ihm vor? – Doch Hinata schüttelte nur bedauernd den Kopf. „Schade, na egal.“ Erst, als er es aufschlug, bemerkte er, dass da ja schon etwas drinstand. Schnell blätterte er alle Seiten durch, mit dem Ergebnis, dass bis auf die letzte Seite alles schon beschrieben war. „Na, toll.“ Schmollend verschränkte Naruto die Arme vor der Brust. „So ein Käse. Ist die Alte etwa so geizig gewesen, dass es nicht mal für ein neues Buch gereicht hat?“ „A-a-ber Naruto.“ Erschrocken sah ihn das Mädchen an, das ihm das Päckchen überbracht hatte. „Ja, aber echt jetzt…,“ grummelte Naruto noch einen Augenblick, bevor ihm einfiel, dass Hinata schließlich am wenigsten dafür konnte. Im Gegenteil, Oma Tsunade hatte sie ganz schön ausgenutzt. Deswegen und nur deswegen, riss Naruto sich zusammen und sagte vorsichtig: „Na ja, es ist aber nett, dass du’s vorbeigebracht hast. Und es ist immerhin ein Geschenk.“ „Hast du es denn schon ganz gelesen?“, fragte das Mädchen unsicher. „Öhm, nö, wieso?“ Erst als Hinata fast vornüberkippte, verstand Naruto plötzlich und lachte herzlich. „Achso! Das hättest du aber auch gleich sagen können.“ Er klopfte ihr ganz leicht auf die Schulter. „Weißt du was, Hinata-chan, hast du nicht Lust mitzulesen? Bis deine Sachen wieder trocken sind…“ Vielleicht konnte er so wenigstens etwas wieder gut machen, wenn er sein Geschenk mit ihr teilte. „W-w-w-w-we-e-n-n d-d-u-u d-d-a-a-s w-wirklich -w-willst-t?” Hätte er sich nicht denken können, was sie fragte, er hätte es nicht verstanden. „Ja, klar doch. Das wär toll, echt jetzt, Hinata-chan. Bin gleich wieder zurück. Ich mach uns nur neuen Kakao. “ Sofort sprang er auf, drehte sich jedoch mitten auf dem Weg zur Küche noch einmal um. „Oder nein, besser Tee.“ Nur durch diesen Umstand bemerkte er ganz kurz das strahlende Lächeln, das über ihr Gesicht huschte. Kapitel 2: Hey, du! ------------------- Wenig später saßen die beiden wieder zusammen auf Narutos Bett, während ein heißer Früchtetee seinen einladenden Duft verströmte. Naruto hatte bereits voller Neugier, wenn auch nicht ganz so viel wie zu Beginn, das kleine Buch in die Hand genommen. Er wollte gerade anfangen, als ihm etwas auffiel. „Hey, von da hinten kannst du doch gar nichts erkennen!“ Wieder wich sie ihm aus und verfolgte stattdessen anscheinend sehr interessiert etwas, das sich für seine Augen unsichtbar auf seiner Bettdecke abspielte. Schließlich kniff sie die Augen zusammen, nickte und rückte sehr abrupt bis auf eine Handspanne neben ihn. Manchmal benahm sich Hinata schon echt komisch, als ob es sie echt große Überwindung kostete, auch nur in seiner Nähe zu sein. Naruto lächelte. Aber jetzt war es richtig, irgendwie. Und weil das so war, fing er endlich fast genau im selben Moment wie die junge Kunoichi neben ihm an zu lesen. In roter Tinte sprangen die Buchstaben unregelmäßig in schwungvollen Strichen über das Papier: Hey, du, wahrscheinlich hast du das hier schon tausendmal gehört.(Besonders, da ich glaube, dass ein gewisser jemand, der sonst kaum den Mund aufkriegt, bei sowas sehr gesprächig gewesen sein könnte.) Aber da musst du jetzt durch. Ich muss mich ja schließlich auch mal verteidigen dürfen. Bei zwei Männern im Haus auch kein Wunder. Nur komm jetzt bloß nicht auf dumme Ideen, ich weiß, wie man sich durchsetzt, dass das klar ist! Na ja, außerdem weiß ich sonst gerade nicht, was ich machen soll. Und da ich nicht nach draußen kann, (was mir wirklich so gar nicht passt), er sich aber sonst zu viele Sorgen machen würde und gar nicht mehr zum Arbeiten käme, schreibe ich eben dieses Buch. Fertig. Außerdem ist jeder Moment etwas Besonderes und im Nachhinein einfach nicht dasselbe. Ja ja, auch sicher etwas, dass du schon sehr oft gehört hast. Na gut, dann fange ich mal am Anfang an, damit es nicht ganz so verwirrend ist. Doch in diesem Punkt hatte sich die Person, der die lebhafte Handschrift gehörte, offenbar geirrt. Denn auf Narutos Stirn zeichneten sich ungewohnt tiefe Denkfalten ab und er blickte konzentriert, als er die erste Seite umblätterte. Die junge Hyuuga schaute nicht weniger verwirrt und dachte fieberhaft darüber nach, was die Schreiberin mit Naruto-kun zu tun haben könnte. – Und was wollte sie ihnen bloß sagen? Oder war jemand anderes gemeint? - Was ihr allerdings sofort ins Gesicht sprang, war eine ziemlich konfuse Seite mit kleinen Kritzeleien, die mal am Seitenrand mal mitten im Text dem Schriftstück den letzten Rest einer Struktur nahmen. Sie lächelte. Irgendwie wirkte es frei und unbekümmert. Hm, kennst du dieses Zeichen? Blöde Frage, klar kennst du das. Aber wusstest du auch, dass es einmal verdammt wichtig und mehr war als eine bloße Erinnerung? Dass es einmal Nins gab, die Stolz darauf waren, es zu tragen? Aber das alles ist bestimmt schon sehr lange her, wenn du das hier liest. Es ist das Zeichen von Yoshigakure, dem Dorf, das versteckt im Schilf … lag. Das Dorf, das einmal mein Zuhause war… Die letzten Buchstaben waren ein wenig verwischt und die Seite wellte sich leicht, so als sei das Papier feucht geworden. Nachdenklich verharrte Naruto einen Moment bei diesem Satz. Irgendwoher kam ihm der kleine Kringel tatsächlich bekannt vor. „N-naruto, als du klein warst, hattest du da nicht so ein …“, nahm ihm Hinata seine Gedanken vorweg, nur um sofort abzubrechen, als er sich zu ihr umwandte. „Ja, klar, so eins hatte ich auf meinem Lieblingsshirt. Danke, Hinata-chan.“ Der junge Ge-nin lächelte nachdenklich. Irgendwie ließ ihn jetzt das Gefühl nicht mehr los, dass dieser Wisch irre wichtig war. Hey, was bin ich heute aber emotional. Weißt du, eigentlich sollte ich mich doch freuen aus so einem tollen Ninjadorf zu kommen und dir davon erzählen, wie ich schon mit Vier immer erfolgreich Tante Marikos Kuchen direkt aus der Küche wegstiebitzt habe, ohne bemerkt zu werden oder davon, wie ich einmal Onkel Ozos Badezuber durchlöcherte und er sich wunderte, dass das Wasser einfach nicht reichen wollte, bis er herrlich laut fluchte, als er feststellte, dass der ganze Raum unter Wasser stand. Ich kann immer noch sein knallrotes Gesicht vor mir sehen. Oder von meinen Freunden. Wir waren ein unschlagbares Team später als Ge-nin. Aber ich war immer die Beste. Die beste Kunoichi aus Yoshi! Ja gut, unser Dorf war auch nicht sehr groß, im Vergleich zu Konoha jedenfalls. Aber ich wusste, eines Tages würden wir es schaffen. Eines Tages würden wir den gleichen Ruf wie die großen Fünf und einen eigenen Kage haben. Und rate mal, wer das sein würde? Einige sehr grobe Skizzen am Rand unterstrichen die Erzählung und entlockten Hinata ein herzliches Lächeln. Sie mochte diese unbekannte Kunoichi. „Sie ist genau wie du, Naruto.“ Sofort zuckte sie zusammen und sah überall hin nur nicht zu dem blonden Jungen neben ihr. Hatte sie das wirklich laut gesagt?! Aber dann entdeckte sie zu ihrer Verwunderung aus dem Augenwinkel, dass er strahlte. „Ja, sie ist cool, nicht? Vielleicht hat mir Oma Tsunade deswegen das Buch gegeben.“ „Vielleicht,“ nuschelte Hinata mehr in sich hinein als an Naruto gewandt. Na ja, jedenfalls dachte ich das immer, bis ich echt einmal wirklich Mist baute und er mir genau da über den Weg gelaufen ist. Es war eine Zeit voller Kämpfe und Auseinandersetzungen, weißt du? Und unser kleines Dorf mittendrin. Wir hatten keine starken Verbündeten, auf die wir uns verlassen konnten. Und sich einem von den Großen anzuschließen, konnte genauso schlimm enden, wie es nicht zu tun. Das sagte jedenfalls mein Vater immer. Sie waren echt toll, deine Großeltern und es ist schade, dass du sie niemals kennenlernen wirst. Hinata schaute erstaunt zu Naruto, als er die Seite umblätterte. – Hieß das etwa…? – Doch sie traute sich noch nicht ihre Vermutung auszusprechen, vor allem, da seine leuchtendblauen Augen sich gerade intensiv mit dem Geschriebenen zu beschäftigen schienen. Hm, aber eigentlich wollte ich dir ja erzählen, wie ich jetzt hier gelandet bin. Wir hingen also mitten drin, ob wir es wollten oder nicht und um nicht plötzlich überrascht zu werden und vielleicht auch auf der Suche nach dem besten großen Bruder, schickten wir einige Nins zu den großen Dörfern, um sich dort umzusehen. Unbemerkt natürlich. Und mich schickten sie nach Konohagakure, dem Dorf, von dem ich schon so viel gehört hatte. Lange hab ich’s mir angesehen versteckt in den Baumkronen und war schon gespannt darauf, mich mit den Eliteninjas von Konoha zu messen. Natürlich würde ich sie alle schlagen! Das stand außer Frage. Nur, dass ich dann von einem Ge-nin-Team (!) überrumpelt worden bin. Ehe ich mich versah, lag ich auch schon gefesselt am Boden und die drei Rotzlöffel standen frech um mich herum. Besonders diesem arroganten Kleinen mit den weißen Haaren hätte ich gerne den selbstzufriedenen Blick aus dem Gesicht gewischt. Genau da tauchte plötzlich ein drittes, etwas größeres Sandalenpaar in meinem Blickfeld auf. Er hatte eine erstaunlich ruhige Stimme, ihr Sensei. Aber noch mehr ärgerte mich die Tatsache, dass er die drei einfach wegschickte, als sei ich als Gefangene nicht der Rede wert. Wofür hielt er sich überhaupt? Am liebsten hätte ich ihm das direkt ins Gesicht gesagt. Mal sehen, ob seine verdammten blauen Augen dann immer noch so regungslos auf mich herunterschauen würden. Doch das verhinderte ja leider der Knebel in meinem Mund. Als er mich dann auch noch direkt fragte, was ich denn hier vorgehabt hätte, hatte ich wirklich genug. Dachte er, ich würde es ihm so leicht machen? Sollte er mich ruhig verhören mit allem, was ihm zur Verfügung stand. Ich würde mein Dorf nicht verraten! Aber dann… sagte er einfach so:„Ich werde dich jetzt losbinden…“ Es klang irgendwie so ehrlich, dass ich ihm fast geglaubt hätte. Fast. Aber warum sollte er das tun? Wollte er mich verarschen? Nein, es schien wohl doch sein Ernst zu sein. Denn keine zwei Sekunden später machte er mir den Vorschlag gegen ihn um meine Freiheit zu kämpfen. Wenn ich gewinne, könnte ich gehen. Über die andere Möglichkeit dachte ich erst gar nicht lange nach und stimmte zu. Ich verschwendete keine Zeit. Sobald ich meine Fesseln los war und wir beide uns gegenüberstanden, griff ich an. Aber er hatte die Nerven nicht mal mit der Wimper zu zucken und meinem kombinierten Tai-Nin-Jutsu immer wieder auszuweichen. „Na, warte, bis ich dich zu fassen kriege,“ dachte ich wütend und völlig aus der Puste. Seinen Kommentar von wegen „Das war wohl nichts.“ Konnte er sich sonstwohin stecken. „Das war erst zum Aufwärmen.“ Ja, wenn er glaubte, dass das schon alles war, befand er sich aber auf dem Holzweg. Darauf meinte er, dass es für ihn eher erfrischend gewesen wäre… Erfrischend konnte er kriegen. Im nächsten Augenblick schleuderte ich ihm meine Eisschuriken um die Ohren, doch schon wieder wich er aus. Diesmal das Jutsu des Tausches. Konnte er denn nichts als weglaufen? Egal, ich entschied, dass es langsam Zeit wurde, ernst zu machen. Man zeigt niemals sein bestes Jutsu zuerst, weißt du? Aber langsam hatte ich echt genug. Sein überraschter Blick, als ich ihm direkt vor die Füße spuckte, brachte mich zum Grinsen. Endlich hatte ich ihn einmal auf dem falschen Fuß erwischt. Mit den acht Wasserdoppelgängern hatte er wohl auch nicht gerechnet. Ich hatte mich wieder einmal selbst übertroffen. „Wow, wie cool, echt jetzt“ Naruto grinste so zufrieden, als hätte er selbst gerade die acht Doppelgänger erschaffen. Sie kämpfte auch noch genau wie er. Und das mit den Jutsus sollte er sich vielleicht mal merken. „Los komm, du schaffst das!!“, feuerte er sie über die Zeit hinweg an und zauberte wieder ein verlegenes Lächeln auf das Gesicht seiner Mitleserin ohne es auch nur zu bemerken. Ich war überrascht, als er so schnell, dass ich es kaum mit den Augen verfolgen konnte, ein Kunai nach meiner linken Doppelgängerin warf und: es meilenweit daneben in einem Baumstamm stecken blieb. „Ich dachte immer ihr Konoha-Jonin hättet was drauf. Soll das ein Witz sein?“ Als ich dem Wurfdolch mit den Augen folgte, sah ich kurz etwas Silbernes Aufblitzen und einen braunen Haarschopf hinter genau diesem Baum verschwinden. Hey, die Kleine von eben beobachtete uns also. Dann sollte sie auch was zu sehen... Viel weiter kam ich nicht. Ich hörte nur noch das plätschernde Geräusch, mit dem meine Doppelgänger in sich zusammenfielen und lag dann sofort ein Kunai am Hals am Boden. Verdammt, wie hatte er das bloß gemacht? Seine komische Antwort darauf: „Unterschätze niemals ein Kunai in deinem Rücken.“ Erst viel später hab ich es dann tatsächlich verstanden. „Boah, wie mies…“ Naruto starrte die Hände zu Fäusten geballt gebannt auf das Buch, das nun auf seinen Knien lag. Es sah fast so aus, als ob er gerade die Niederlage erlitten hätte, die der Yoshi-kunoichi vor so vielen Jahren widerfahren war. Und es ließ die junge Hyuuga-Erbin an einen anderen Kampf denken, an einen Kampf gegen ihren Cousin, den sie selbst verloren hatte, der aber in Wirklichkeit ihr erster Sieg gewesen war. Das alles hatte sie Naruto zu verdanken. Naruto-kun, der sich so sehr für andere einsetzte und mit ihnen mitfieberte. Nur dieses Mal, würde seine Unterstützung nichts mehr am Ergebnis ändern können, dachte sie traurig. Er verlor keine Zeit und erinnerte mich dann gleich an den zweiten Teil unsere Abmachung. Hm, dumm, aber ich gehöre eben nun mal zu der Sorte Nins, die ihr Wort auch halten. Nur, als er dann meinte danach könnte ich gehen, machte es mir auf einmal überhaupt nichts mehr aus. „Ich bin gekommen, um Konoha auszuspionieren,“ sagte ich ihm direkt ins Gesicht, „und da ich meine Missionen normalerweise auch zuende bringe, wer weiß, vielleicht sehen wir uns bald schon wieder.“ So, sorry, Kleiner, ich bin auf einmal so müde. Aber weißt du was, ich erzähl dir morgen weiter, Ok? Kapitel 3: Verdammter blonder Wuschelkopf ----------------------------------------- Ein lautes Knurren unterbrach plötzlich all seine Gedankengänge. „Oh, mann. Es ist ja echt schon Mittag.“ Verlegen kratzte sich Naruto am Hinterkopf. Sein Magen war zuverlässiger als jede Uhr. So war es diesmal er, der unsicher zu der jungen Kunoichi neben sich hinübersah. Fast so als wäre er gerade mit Kakao übergossen worden und nicht Hinata-chan heute morgen. Immer noch tat ihm das ganze schrecklich leid und es konnte ja jetzt nicht angehen, dass das Hyuugamädchen wegen ihm nichts zu essen bekommen würde. „Weißt du was, Hinata-chan? Ich geh uns schnell bei Ichiraku-san, Ramen holen,“ verkündete der Wirbelwind, um sofort auch schon loszustürmen, ohne dass die Angesprochene auch nur die geringste Chance hatte etwas zu erwidern. Als sich wenig später die Haustür mit einem Schwung wieder öffnete, stand allerdings ein Naruto im Eingang, der eher einem begossenen Pudel glich. „Es war nichts mehr da…“ Seine Stimme klang ungläubig und so enttäuscht, fast als sei seine ganze Welt in sich erschüttert worden. „Sie haben einfach alles aufgegessen und Ichiraku-san schafft es vor heute Abend nicht mehr, neuen Teig zu machen.“ Erst Hinatas leise Stimme ließ ihn zu ihr aufblicken: „A-aber N-n-naruto, d-das macht doch nichts. I-ich hab sowieso keinen Hunger.“ Das warme Lächeln, das ihre Worte begleitete, machte irgendwie alles gleich viel besser. "Echt nicht?“, fragte er ungewohnt vorsichtig. Das zierliche Mädchen schüttelte den Kopf und ihr Lächeln wurde noch strahlender, wenn das denn überhaupt möglich war. „Nein. A-aber,“ sie schluckte kurz, „ich kann dir etwas machen.“ Ehe Naruto es verhindern konnte, erhob sich die junge Hyuuga mit elfenhafter Leichtigkeit von seinem Bett und verschwand in Richtung Küche. Erstaunt schaute Naruto ihr hinter. Irgendwie kam ihm diese Bewegung doch bekannt vor. Bloß woher? Er schüttelte den Kopf und lächelte. War das wichtig? Wenig später saßen sie zum dritten Mal an diesem Tag zusammen auf seinem Bett und Hyuuga Hinata lächelte immer noch. Sie konnte irgendwie gar nicht mehr aufhören damit, während sie Naruto beobachtete, der zufrieden den von ihr gekochten Milchreis in sich hineinschaufelte. Diesmal hatte sie auch nicht den Fehler gemacht, ihn mit seinem Gesicht zu verzieren. Erst als Naruto die Schüssel zufrieden wegstellte und sie plötzlich nicht mehr auf seinen blonden Wuschelkopf, sondern wieder in ein so lebhaftes Augenpaar blickte, kehrte auch die ihr nur zu vertraute Röte wieder in ihr Gesicht zurück. „Das war echt toll, Hinata-chan,“ sorgte er sofort dafür, dass diese noch eine Nuance dunkler wurde. Hilfesuchend wanderten ihre Augen durch das ganze Zimmer, bis sie endlich den rettenden Strohhalm gefunden hatte. „N-n-naruto, w-willst du nicht w-weiter lesen?“ „Ja, jetzt schon.“ Der freche Blondschopf nickte grinsend und holte das Notizbuch wieder herüber, um da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Hey, guten Morgen, mein kleiner Wilder. Nächstes Mal lässt du mich aber bitte ausschlafen, ja? Herumspringen und dich abreagieren kannst du noch genug, wenn du erst einmal bei uns bist. Anstatt Naruto war es erstaunlicherweise Hinata, die bei diesen Sätzen errötete. Na gut, dann kann ich ja eigentlich auch direkt weiterschreiben. Nachdem ich ihm das gesagt hatte, verschwand ich erst einmal und hatte – das war echt seltsam - die nächsten Tage überhaupt keine Verfolger hinter mir. Ich wartete trotzdem etwas, bis ich mir sicher war und schaute mir bis dahin ein bisschen die Umgebung von Konoha an. Ein paar Wochen später startete ich dann schließlich meinen zweiten Versuch. Ich stand zu meinem Wort und ich würde nicht nach Hause zurückkehren, ohne irgendetwas mitzubringen. Für die anderen ein paar Informationen und für mich als Andenken vielleicht das Stirnband dieses seltsamen Shinobis. Damit wäre dann auch alles aus der Welt. Er konnte es sich ja wiederholen kommen, wenn er Manns genug dazu war. Ich spielte erst mit dem Gedanken dann auch als Er zu gehen, während ich das Tor beobachtete. Aber hm, was wenn ausgerechnet er mir über den Weg lief. Und so würde ich wohl kaum an sein Stirnband kommen… Da fiel mir plötzlich das kleine braunhaarige Mädchen ein. Ja, das wäre doch perfekt. Sie fällt sicher nicht so sehr auf, dachte ich wenigstens. Also Jutsu der Verwandlung und auf ging’s. „Guten Morgen, Rin,“ begrüßte mich dann auch direkt die Wache am Tor. „So früh schon unterwegs?“ „Ja klar, ich hab heute viel vor,“ antwortete ich grinsend dem Wächter, der mir netterweise meinen Namen verraten hatte. Er guckte zuerst ein bisschen dumm aus der Wäsche, aber ich winkte nur und ging weiter. So Konoha lag also vor mir. Wo sollte ich denn zuerst hingehen? Da stieg mir plötzlich der Geruch von frisch gekochtem Ramen in die Nase und ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Ich hatte echt schon seit Tagen nichts Richtiges mehr gegessen und die Versuchung war groß. „Oh ja, Ramen. Ich will auch! Echt blöd, dass Ichiraku’s schon zu hatte,“ dachte Naruto und verzog schmollend die Mundwinkel. Aber dann dachte er an Hinata-chans leckeren Milchreis und daran, dass Ichiraku-san ihm dafür heute Abend als Ausgleich eine Gratisportion versprochen hatte und das hellte seine Mine direkt wieder auf. Aber genau in diesem Moment musste dieser schwarzhaarige kleine Junge ja auftauchen. „Heyy, Rin-chan,“ begrüßte er mich und stellte sich mir sofort in den Weg. „Hat deine Mutter dich wieder einkaufen geschickt?,“ fragte er nicht gerade unaufdringlich, während er seine Schutzbrille richtete und sich etwas in die Augen träufelte. „… ja genau.“ Ich nickte und wollte gerade einfach an ihm vorbeigehen. Doch der Kleine ließ nicht locker. „ Na das trifft sich gut. Ich hab grad nichts vor. Vielleicht kann ich dir helfen.“ Oh, nein… „Es kann aber lange dauern und ist nicht grade spannend. Ich möchte dich nicht davon abhalten ein paar gefährlichen Nins in den Hintern zu treten,“ antwortete ich möglichst gleichgültig, auch wenn ich über meinen Geistesblitz grinsen musste. Genau das hatte er im Wald gesagt. „Ach, Rin-chan,“ er schaute ein wenig verlegen, „das kann ich ja auch danach noch machen.“ So ein Mist! Die nächsten zwei Stunden bekam ich von Konoha nichts anderes zu sehen als diesen aufdringlichen Jungen und sämtliche Lebensmittelläden. Außerdem hatte ich jetzt fast mein ganzes Geld für das Essen, das sich in den Tüten stapelte, ausgegeben, an das ich noch nicht mal heran konnte! Wenigstens half er mir tragen. Ach was, wenn er es nicht getan hätte, wäre ich ihn wenigstens los gewesen. Fast die ganze Zeit redete er auf mich ein, bis er plötzlich stehen blieb. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. „Sag mal Rin-chan, geht es nicht da lang zu euch nach Hause?“ „Ach ja, stimmt.“ Wir machten kehrt und mussten noch einmal durch das ganze Dorf. Endlich hatten wir irgendwann anscheinend unser Ziel erreicht. „So, den Rest schaff ich auch allein. Vielen Dank,“ versuchte ich ihn endlich loszuwerden. „Ach quatsch, wie käm das denn. Zu zweit geht’s schneller und bei uns Uchiha heißt es ganz oder gar nicht! Außerdem können wir dann direkt zusammen zum Training gehen.“ Das reichte! „Nein! Ich werde nirgends mit dir hingehen. Siehst du denn nicht, dass du mir auf die Nerven gehst?!“, fuhr ich ihn an. Der Junge stand nur wie vom Donner gerührt da und hätte beinahe seine Tüten fallen lassen. Dann jedoch sah er traurig zu Boden, drückte mir die restlichen Einkäufe in die Hand und drehte sich um, um zu gehen. Ich wusste, dass es höchstwahrscheinlich das Falsche war, aber so konnte ich ihn doch nicht gehen lassen. Nur wollte mir sein verflixter Name einfach nicht mehr einfallen. „Hey, warte!“ Ich ließ die Tüten einfach stehen und rannte ihm nach. “Das grade, das war nicht so gemeint. Nur ich hab noch einiges zu Hause zu tun. Lass uns uns doch später treffen, Ok?“ Das Ergebnis war, dass er vor dem Haus auf mich wartete, während ich die Tüten traurig im Garten deponierte. „Dann guten Hunger, Rins Familie,“ grummelte ich, bevor wir uns auf zum „Training“ machten. Wenigstens würde ich da vielleicht die Chance haben, ein Stirnband zu erbeuten, versuchte ich mich aufzumuntern. Ich durfte nur nicht der echten „Rin-chan“ über den Weg laufen. Wo steckte die bloß? Egal. Anstatt ihr rannte ich direkt in ihren Sensei hinein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Doch ihm schien zum Glück nichts aufzufallen, obwohl er mich etwas lange ansah. Aber das war wohl die Überraschung gewesen. „Ah, genau euch zwei habe ich gerade gesucht. Das Training muss nämlich heute leider ausfallen. “ „Was?“ Der schwarzhaarige Quälgeist schaute so enttäuscht, dass er mir fast schon wieder leid tat. „Ja, ich habe heute leider noch einiges zu tun.“ „Oh, das ist schade, Sensei.“ Wieder dieses Lächeln, das so vieles bedeuten konnte. „Aber vielleicht mögt ihr mir helfen.“ „Aber klar doch, Sensei Minato!,“ antwortete der Junge so begeistert, wie ich es genau nicht war. Na ja, wenigstens hatte mein Ziel jetzt einen Namen. „Ihr scheint ja heute schon viel unterwegs gewesen zu sein.“, stellte „Sensei Minato“ auf dem Weg zu unserem ungewissen Bestimmungsort hin fest. „Ja stimmt, Sensei. Wir waren einkaufen.“ Da ich nicht wusste, was ich weiter darauf sagen sollte, nickte ich nur. In diesem Moment erreichten wir ein unauffälliges rotgedecktes Haus. Der Jo-nin verschwand kurz, um mit zwei Schaufeln wieder zurückzukommen. Ich schaute sicher nicht weniger blöd, wie die Wache am Tor vor ein paar Stunden. Aber irgendwie war ich auch verdammt neugierig. Mit den beiden Schaufeln bewaffnet, die meine beiden Begleiter schleppten, erreichten wir schließlich eine Lichtung, auf der ein junger Baum in einem Holzzuber stand. „Sie wollen einen Baum pflanzen, Sensei?,“ fragte ich jetzt doch ehrlich überrascht. „Ja, genau, Rin.“ Seine blauen Augen schauten nachdenklich und ruhten dann eine ganze Weile nur auf mir. Irgendwie machten sie mich total nervös. Gleichzeitig und doch viele Jahre später schielte eine andere junge Kunoichi auf ein anderes Augenpaar. Ja, genauso war es. Sie hatte es selbst nie in Worte fassen können. Aber endlich hatte sie jemanden gefunden, der sie verstand. Nur zugleich war es auch fast schon wieder beängstigend. „Obito, möchtest du vielleicht schon einmal anfangen das Loch zu graben? Ich will Rin nur schnell noch etwas zeigen.“ Da der Kleine natürlich nichts dagegen hatte und ich mich schlecht rausreden konnte, war ich kurz darauf mit ihm allein unterwegs. Ich hatte das Gefühl, dass er mich absichtlich fast einmal ganz um Konoha herumlaufen ließ, bis er wie aus heiterem Himmel unser Gespräch fortsetzte. „Weißt du, es ist ein alter Brauch: Immer, wenn uns eine Person verlässt, die uns sehr wichtig war, pflanzen wir einen Baum, um uns an sie zu erinnern und zu zeigen, dass das, was sie geleistet hat, nicht verloren ist. Sondern, dass sie immer ein Teil von Konoha bleiben wird.“ Ich schluckte, als mir auffiel, was ich eben nicht bemerkt hatte: Die ganze Lichtung war von jungen Bäumen umstellt gewesen. Er nickte bloß, als habe er meine Gedanken gelesen. „Ja, es geht sogar die Legende, dass das ganze Land um Konoha öde und leer gewesen sein soll, bis Senju Hashirama hierher kam und der erste Hokage wurde.“ „Aber das war es eigentlich nicht, was ich dir zeigen wollte,“ fügte er nach einer Weile hinzu. „Was denn dann, Sensei?“ „Komm mal näher,“ sagte er mit dem gleichen geheimnisvollen Lächeln, das mich langsam wirklich an ihm aufzuregen begann. „Also?“ Er beugte sich zu mir herunter. Sein Gesicht kam näher und näher und dann… lagen seine Lippen plötzlich auf meinen! „Hinata-chan… Hinata-chan…,“ hörte sie ihren Namen irgendwo aus der Dunkelheit, die sie einhüllte. Plötzlich sah sie zwei helle Punkte. Ja, jetzt sah sie auch, dass sie blau waren. Ein so intensives Wasserblau , wie sie es nur von einem wolkenlosen Morgenhimmel und ja, Narutos Augen kannte. Kaum hatte sie das gedacht, formte sich auch schon das bekannte Gesicht um die beiden Punkte herum. „Hinata-chan, „ er klang sehr aufgeregt, „was war denn los? Du bist auf einmal umgekippt.“ „Ähm, …“ Ja, was war denn eigentlich los? Es dauerte einen Augenblick, bis sie die Erinnerung zu fassen bekam. Doch als es so weit war, wusste sie, dass sie es ihm sowieso nicht sagen konnte. Was sollte sie ihm erzählen? Dass sie wegen einem Kuss aus einem Buch ohnmächtig geworden war, weil sie sich vorgestellt hatte, dass es zwei andere Personen waren, die ihn austauschten? Schon allein der Gedanke färbte ihr Gesicht wieder einmal in einem tiefen Magenta. „N-n-naruto e-e-e-es i-ist a-l-l-l-e-s i-in O-ordnung.“ Um ihm genau das zu demonstrieren setzte sie sich sofort wieder auf, was ihr auch gelang, obwohl sich der Raum immer noch ein wenig zu drehen schien. Ihre Hand zitterte zu ihrer Zufriedenheit nur leicht, als sie wieder nach dem Buch griff, das vergessen neben ihr auf dem Bett gelegen hatte. Ehrliches Erstaunen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sie weiterlas. Erschrocken zuckte ich zurück. Patsch! „Hey, bist du pervers oder was?!,“ schrie ich ihn an. Das Mädchen war doch bestimmt erst 11 oder 12! Zufrieden registrierte ich, wie er sich über eine große rote Stelle in seinem Gesicht rieb und dann plötzlich grinste. „Nein, aber es war der einfachste Weg dafür zu sorgen, dass du das Jutsu aufhebst.“ Alarmiert sah ich an mir herunter, um ihn dann wütend anzufunkeln. „Blödmann… Und was hast du jetzt vor?“ „Im Moment? Nichts,“ antwortete er unschuldig. Als er bemerkte, dass ich ihm wohl nicht so einfach glauben würde, fügte er hinzu: „Ich denke nicht, dass es dem Dorf, das versteckt unter den Blättern liegt, schaden wird, wenn du dich über seine Einkaufsmöglichkeiten informierst. Im Gegenteil.“ Für sein wissendes Grinsen hätte ich ihn schlagen können. Doch dann musste ich lachen. Er hatte schon Recht. Ich hatte die Mission in den Sand gesetzt, wo ich nur konnte Aber: „Na ja, dann denke ich, vertagen wir das ganze, Ok?“ Ich wartete seine Antwort erst gar nicht ab, da ich irgendwie schon wusste, wie sie ausfallen würde und machte mich mit dem Shunshin-no-Jutsu erst einmal aus dem Staub. Na ja, so war das. So hat dieser Verrückte mir meinen ersten Kuss gestohlen. Ich denk mal, das reicht dann für heute. Genau dieser Verrückte kommt nämlich gleich nach Hause und es soll ja eine Überraschung werden. Kapitel 4: Der Weg eines Shinobi -------------------------------- Schon wieder war das Gesicht der jungen Hyuuga gerötet, diesmal allerdings vor Lachen. Naruto hatte jedoch keine Ahnung davon, dass er es war, der sie angesteckt hatte. „Sensei Minato ist aber auch cool, echt jetzt. Findest du nicht auch Hinata? Er hat’s die ganze Zeit gewusst,“ musste er sofort seine Meinung kundtun. Das Hyuugamädchen lächelte wieder einmal nur verlegen und nickte bloß. Plötzlich veränderte sich jedoch ihr Blick und ihre Augen begannen zu leuchten. „Schau mal, Naruto!“ Ihre Hand deutete auf das Fenster. „Es schneit.“ Ja, es schneite, stellte Naruto, der ihrem Finger gefolgt war, enttäuscht fest. „Och, neee. Nicht schon wieder, das soll doch aufhören.“ Als wollte er mit den Wolken selbst schimpfen, sprang er auf und lief gleich ans Fenster. „A-a-aber N-n-naruto, i-ich d-d-dachte du m-magst Schnee?,“ ließ eine total entgeisterte Stimme hinter ihm ihn sich sofort wieder umdrehen. „Ja schon, sonst ist er ja auch toll. Aber wenn der so weiter schneit, dann kommen wir hier ja nie wieder raus. Und es gibt doch so viel zu tun. Ich muss doch schließlich Sasuke zurückholen…“ Bei den letzten Worten schaute er traurig zu Boden. „A-aber N-naruto d-das k-k-kannst-t du d-doch immer noch, w-wenn der Schnee g-geschmolzen ist. U-und sonst f-findest du sicher auch einen W-weg.“ Obwohl sie so gestammelt ausgesprochen wurden, hatten Hinatas Worte oder viel mehr die Überzeugung, die in ihnen lag, eine erstaunliche Wirkung auf den jungen Ge-nin. Denn im nächsten Augenblick verkündete Naruto mit seinem gewohnten entschlossenen Blick: „Das werd‘ ich, aber sowas von! Und wenn Sasuke wieder da ist, schaff ich das auch mit dem Hokage“ „Danke, Hinata-chan,“ fügte er nur an sie gerichtet mit einem Lächeln hinzu, das die junge Kunoichi fast schon wieder einem Ohnmachtsanfall nahe brachte. Daher war die junge Hyuuga auch recht froh darüber, dass Naruto schon bald wieder neben ihr saß und seine Augen den nächsten Seiten zuwandte anstatt ihr. So ein ganzer Tag mit Naruto war wirklich anstrengend. Aber dafür auch wunderschön. „So, da bin ich wieder!“, verkündeten ein paar ungleichmäßige Buchstaben ausgelassen. Sorry, dass ich gestern nicht zum Schreiben gekommen bin. Aber wir hatten einen freien Tag, wir drei. Also, du möchtest doch bestimmt nicht wissen, wie mein nächster Abstecher nach Konoha gelaufen ist, oder? Das kannst du mir doch nicht antun wollen… „Doch, das will ich aber wissen. Der letzte war so lustig. Also erzähl schon…,“ ließ Narutos Stimme Hinata plötzlich zusammenzucken. Noch erstaunter war sie allerdings über die Tatsache, dass der nächste Satz sich genau wie eine Antwort darauf lesen ließ. Na gut, da du ja doch nicht locker lassen wirst… Sagen wir einfach, es lief diesmal alles besser, als ich je gedacht hätte. Nur am Ende hatte ich leider Pech. Diese verdammten Nin-ken sind schon unpraktisch, weißt du… Naruto nickte. Ja, das wusste er aus eigener Erfahrung. Kiba hatte ja auch sein Verwandlungsjutsu mit seinem Geruchssinn durchschaut. Das war nicht einfach gewesen. Aber er hatte es trotzdem geschafft. Er grinste zufrieden. Ok, jedenfalls, nachdem sie mich geschnappt hatten, saß ich erst einmal in Konoha fest. Und zwar nicht gerade in einem Drei-Sterne-Zimmer mit Diele, Küche, Bad… Natürlich stellten sie mir haufenweise Fragen. Einige davon waren echt dämlich, einige kamen der Realität sehr nahe. Ich habe zwar so nichts verraten, das kannst du mir glauben! Aber probier mal diese Verhör-Genjutsus aus. Keine Chance, Kleiner. Irgendwann war ich mir dann sicher, dass sie mich entweder vergessen oder bald loswerden wollen würden. Das zweite war mir da eigentlich noch lieber. Ich hasse es ignoriert zu werden! Wobei ich ja immer noch ganz sicher war, dass ich sowieso entkommen würde. Na ja, aber was macht man derweil gegen die Langeweile? Irgendwie ist das genau wie heute… Nur dass ich jetzt nicht mal nach einem Fluchtweg suchen kann. Aber dafür sind wir ja zu zweit. Ich hab die Tage schon nicht mehr gezählt, rate mal, wer da auf einmal hereingeschneit kam? Ja genau. Dieser verrückte blonde Shinobi, den ich überhaupt nicht einschätzen konnte. Hinata lief es eiskalt den Rücken hinunter. Genau das hätte sie über Naruto sagen können, wenn sie ihn nicht schon so viele Jahre kennen würde. „Hallo, ich hatte eigentlich nicht gedacht, dass du bleiben wolltest,“ knallte er mir einfach so an den Kopf. „Na ja, es ist eigentlich ganz nett hier, wenn man die Fesseln und das ganze Zeugs ignoriert. Aber es wundert mich, dass es etwas gibt, dass der „Gelbe Blitz“ einmal nicht weiß,“ konterte ich. Tatsächlich schaute er ein wenig komisch. Ja, ich hatte meine Hausaufgaben gemacht. Wenn ich etwas über Konoha herausfinden wollte, war es nicht schwer gewesen in einem etwas über einen auffälligen blonden Jo-nin herauszukriegen. Erst hatte ich es nicht so ganz begreifen wollen. Der da, sollte der „Gelbe Blitz“ sein? Wollten die mich verarschen? Hm, wahrscheinlich verstehst du das jetzt überhaupt nicht. Aber der „Gelbe Blitz“ war ein Name, vor dem viele Respekt hatten. Es hieß er wäre so schnell, dass er an mehreren Orten gleichzeitig auftauchen könne. Na ja, Übertreibung wie das meiste andere Gerede auch. Ich hatte ja gesehen, worin er schnell war: Im Weglaufen! „Hey, ich brauch auch so einen Namen, aber echt jetzt!,“ warf Naruto plötzlich ein. Der gelbe Sturm? Nee. Die gelbe Armee? Auch nicht… Der gelbe… Frosch. Empört über seinen eigenen Gedanken verzog Naruto das Gesicht. „Ach, ich werd ganz schnell Hokage, dann brauch ich sowas nicht.“ „Na ja, sonst nennt man mich eher Namikaze Minato. Oder auch „Blödmann“. Ok, er hatte sich schnell gefangen. „Heißt das, ich darf mir jetzt eins aussuchen?“ „Wenn du mir deinen Namen verrätst. „Du“ ist ein bisschen unpraktisch auf die Dauer.“ Ich schüttelte entschieden den Kopf. Ja, manchmal kann ich etwas dickköpfig sein, ich weiß. „Als ob du den noch nicht kennen würdest. Schau doch einfach in die Akten oder frag einen von den Jungs, die sich so nett mit mir beschäftigt haben.“ Er sah sich eine Weile den Boden an, dann schaute er wieder zu mir mit genau demselben Lächeln, das ich schon mehrmals gesehen hatte. „Hm, wie wäre es, wenn wir es so machen wie beim ersten Mal. Gewinne ich, verrätst du mir deinen Namen. Ich kann dich diesmal leider nicht laufen lassen. Aber wie wär’s mit ner Gegenfrage, wenn du gewinnst?“ Verdattert starrte ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerade gerechnet. Aber gut. Na ja, ich hab wieder verloren… Aber jetzt hatte ich wenigstens ein Ziel außer hier wieder herauszukommen. Bevor ich ging, würde ich ihn geschlagen haben! Gelber Blitz hin oder her. Aber obwohl wir fast jeden Tag da unten trainierten, dauerte es dann doch eine ganze Weile, bis es mir auch gelang. Ich erinner mich noch genau an diesen Tag. Er kam früher als sonst. Ich hatte direkt ein komisches Gefühl dabei. Aber als er nichts sagte, ging ich auch nicht weiter drauf ein. Denn ich brannte darauf meine neue Strategie auszuprobieren und ihn auszufragen war sowieso immer extremst schwer, wenn er es nicht wollte. Wie ich das gemacht habe? Gegen den Gelben Blitz zu gewinnen? Na ja, diesmal war ich vorbereitet. Sein Angriff endete in einer Wasserpfütze, die ihn umwarf. Die hatte ich mit meiner Mittagsration genau da positioniert, wo ich sie haben wollte. Ich sag nur: Nutze deine Umgebung zu deinem Vorteil aus. Er wollte gerade wieder aufstehen. Aber nichts da. Im nächsten Moment saßen zwei Wasserdoppelgänger auf ihm. Ich musste ihn wirklich ganz schön erwischt haben, denn ziemlich lange starrte er bloß meine beiden Spiegelbilder an, bevor er sie in einer einzigen schnellen Bewegung von sich wegstieß und wieder auf die Beine kam. Blitzschnell griff seine Hand in seine Kunaitasche, um leer wieder zum Vorschein zu kommen. Er blinzelte und sah mich verwirrt an. „Suchst du vielleicht die hier?“, kostete ich meinen kleinen Sieg voll aus. Er nickte nur. „Du hast meine Schwäche also inzwischen durchschaut.“ „Ich wäre blind, wenn nicht.“ Und ich wäre nicht nur blind sondern noch dumm dazu, wenn ich glaubte, dass er so schnell aufgeben würde. Doch er überraschte mich wieder einmal, indem er genau das tat. „Das reicht für heute, findest du nicht? Also stell schon deine Frage.“ Tatsächlich brannte mir ein Haufen Fragen auf der Zunge. Aber welche war die richtige? Plötzlich wusste ich es:“Was ist heute mit dir los?“ Hinata lächelte sanft. Sie hatte zwar nicht damit gerechnet, dass die Fremde, die ein Stück ihres Lebens mit ihnen teilte, genau diese Frage stellen würde. Aber als sie sie las, wusste sie doch irgendwie, dass es die eine Richtige unter vielen gewesen war. Doch würde auch sie den Mut finden, sie auszusprechen, wenn der Zeitpunkt käme? Wenn ich geglaubt hatte, jemals echte Überraschung bei ihm gesehen zu haben, zeigte er mir jetzt, dass es ganz sicher nicht so war. „Ich bin etwas müde. Die letzte Zeit war ziemlich anstrengend,“ antwortete er und lächelte, als müsste er mir etwas beweisen. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. „So geht das aber nicht. Ich denke ich hab ne ehrliche Antwort verdient, wie abgemacht. Ich habe mich jedenfalls an die Spielregeln gehalten bis jetzt.“ Auf seine nächste Reaktion war ich wieder einmal nicht vorbereitet: „Spielregeln?“ Wieder bekam ich die volle Wucht seines Blicks ab. Nur zum ersten Mal leuchteten seine blauen Augen nicht gutgelaunt. „Du hältst das ganze vielleicht für ein Spiel… In Konoha eindringen, dich davonstehlen… Ein Kampf ist für dich nichts als ein Wettkampf… und selbst das hier unten nur eine weitere Herausforderung. Aber dabei siehst du nicht, wie blutig und schmutzig dieses „Spiel“ doch ist.“ Ich wollte gerade irgendetwas darauf sagen, als er mich zum Schweigen brachte: „Ich habe heute einen neuen Baum gepflanzt. Eigentlich sollten es zwei sein.“ Betroffen hielten sowohl Hinata als auch Naruto kurz inne. Naruto jedoch vielleicht etwas länger als die junge Kunoichi. „Aber keine Sorge, es wird der letzte sein. Der Hokage hat sich jetzt eine andere Lösung dafür einfallen lassen.“ Obwohl er mir gegenüber aufrecht an der Wand lehnte, hatte ich ihn noch nie so geknickt gesehen. Irgendetwas fehlte. „Das … tut mir leid. Für wen hast du denn den Baum gesetzt?“ „Du erinnerst dich vielleicht noch an den dunkelhaarigen Jungen mit der Schutzbrille? Uchiha Obito, der den Traum hatte, einmal ein großer Shinobi zu werden? Ich glaube, dass er es geschafft hätte, wenn er jetzt nicht unter einem Felsbrocken begraben läge.“ Er sah mich schief von der Seite an, bevor er fortfuhr. „Oder vielleicht an das Mädchen, als das du durch Konoha gelaufen bist? Als Medic-nin hätte sie noch vielen helfen können, wenn sie nicht eine wichtige Mission über ihr Leben gestellt hätte. Man hat sie nicht wieder gesehen.“ Ohne zu wissen, was ich da genau machte, ging ich die paar Schritte auf ihn zu. Vielleicht wollte ich nur nicht, dass er weiter so zu Boden starrte. Deswegen schob ich mich einfach dazwischen. „Aber denkst du nicht, dass es ihre eigene Entscheidung war? Wär’s dir lieber, wenn sie es nie versucht hätten?“ Ich wartete sehr lange auf eine Antwort. „Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie keinen Grund dazu gehabt hätten, es versuchen zu müssen.“ Anstatt dem Boden wandte sich dieser Dickkopf jetzt der Mauer neben mir zu, bis er plötzlich den Kopf drehte. „Weißt du was? Geh! Na los, geh schon.“ „Wie?“ Wie meinte er das denn jetzt? „Ich würde laufen…“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann ich aber nicht. Du hast damit vielleicht keine Probleme. Aber mein Nin-do ist es jedenfalls nicht einfach wegzulaufen. Außerdem würdest du verdammte Probleme bekommen, wenn ich weg wäre. Und das kann ich nicht zulassen. Ach ja und ich schaff es hier sowieso noch aus eigener Kraft raus.“ Um meine Worte zu unterstreichen, wollte ich mir meine Fesseln selbst wieder anlegen. Da packte plötzlich eine kräftige Hand mein Handgelenk. „Das hier ist kein Spiel! Ich habe gerade erst zwei Menschen verloren. Ich will nicht, dass du die nächste bist.“ Es dauerte einen Moment, bis ich mir sicher war, dass ich richtig gehört hatte und noch einen, bis ich wieder in der Lage war, klar zu denken. „Ach so ist das also. Deswegen willst du jetzt einfach alles hinwerfen? Nee, dabei helf ich dir nicht. Wenn du wirklich etwas ändern willst, dann sorg doch dafür, dass der Krieg aufhört.“ Ich konnte ja nicht ahnen, dass genau das sein Nin-do war. Daher rechnete ich auch nicht damit, ihn jemals wiederzusehen, als er mich wortlos stehen ließ. Kapitel 5: Dunkle Wasser ------------------------ Es dauerte eine Weile, bis sie es überhaupt bemerkte und beinahe wäre es selbst Hyuuga Hinata nicht aufgefallen, dass Naruto nicht mehr neben ihr saß. Stattdessen stand der sonst oft so laute junge Ge-nin nachdenklich am Fenster und beobachtete den immer dichter fallenden Schnee. Selten hatte sich das Mädchen jemals mehr gewünscht, seine Gedanken lesen zu können. Denn ihn darauf anzusprechen, brachte sie einfach nicht fertig. Besonders nicht bei so einem Thema, das sie selbst zum Grübeln brachte. Der Ninja-Weltkrieg, die toten Ge-nin… Hätte sie da nicht auch aufgegeben? … Aber mittendrin dann auch noch zwei Shinobi aus unterschiedlichen Dörfern, die, wenn sie sich nicht sehr irrte, Naruto sehr nahestanden. Plötzlich, als hätte er in ihren Gedanken seinen Namen gehört, reckte sich jedoch der Blondschopf und drehte sich halb zu ihr um. „Weißt du was, Hinata? Ich glaub, ich brauch jetzt was frische Luft. Magst du mitkommen?“ Hinata blinzelte überrascht und fing zu ihrem eigenen Ärger wieder damit an, nervös die Finger gegeneinander zu drücken. Dabei hatte sie es doch den ganzen Tag geschafft, sich zusammenzureißen. Von dem Ohnmachtsanfall einmal abgesehen. Als sie merkte, dass Naruto immer noch auf eine Antwort wartete, nickte sie wieder einmal nur und hoffte dabei, dass ihre Sachen bereits trocken genug sein würden. Die vielen Wolken verdunkelten den Himmel so sehr, dass selbst ein ausgemachter Optimist wie Uzumaki Naruto ihn nur noch als tiefschwarz bezeichnen konnte. Trotzdem, dafür ließ er ja auch die vielen hellen weißen Flocken zu ihnen herunterfallen. Also alles bestens, wenn nicht genau die ihn hier festhalten würden. Aber dafür war da jetzt dieses komische Buch, das ihn ganz schön zum Nachdenken brachte. Wenigstens verstand er nun, warum er dieser Rin und diesem Obito noch nie über den Weg gelaufen war. Aber was war mit „Sensei Minato“, der Yoshi-nin oder dem anderen Jungen aus der Geschichte? Obwohl, das stimmte ja nicht so ganz… „Hey, Hinata-chan. Meinst du, das da hinten ist Obito?“, fragte er sie mit einem Uzumaki-Spezialgrinsen und warf auch schon einen Schneeball nach dem ahnungslosen jungen Baum, der bis dahin unbeachtet am Rande des Dorfes gestanden hatte. Lange Trübsalblasen lag ihm einfach nicht. Außerdem wollte er noch einmal Hinatas Lächeln sehen. „Nein, ist er nicht. Aber woher kennst du überhaupt diesen Namen, Naruto,“ hörte er dafür plötzlich eine andere Stimme antworten. „Sensei Kakashi!“ Und tatsächlich: Kaum dass er sich umgedreht hatte, tauchte auch schon lässig die Hände in den Taschen die hochgewachsene Gestalt seines Senseis aus dem Schneegestöber auf. „Öhm, aus dem Buch hier. Aber sagen Sie mal… Hey, das ist aber meins!“ Ganz plötzlich hatte sich Sensei Kakashi doch glatt sein Geschenk unter den Nagel gerissen und hielt es nun immer genau außerhalb von Narutos Reichweite, während er seelenruhig zu lesen begann. „Das ist nicht fair! Sie haben doch selbst eins!“ Doch sein Sensei schien ihn überhaupt nicht zu hören oder es war ihm schlichtweg egal. Immer wenn er nach dem kleinen Buch schnappte, wich Hatake Kakashi ihm geschickt aus, als wäre es nichts. „S-sensei Kakashi, bitte. Geben Sie N-naruto das Buch zurück. Es ist doch ein Geschenk und sehr wichtig.“ Überrascht drehte Naruto den Kopf ein wenig zur Seite. Er hätte nie damit gerechnet… „Ein Geschenk?“ „Ja, stimmt. Ich hab’s heute erst von Oma Tsunade bekommen,“ beeilte Naruto sich zu antworten. „Du willst nicht zufällig tauschen?“ Sensei Kakashi zog das „Flirtparadies“ hervor. „Nein, wohl eher nicht…,“ beantwortete er sofort selbst seine Frage, als er Narutos und Hinatas Blicke sah. „Aber wie wär’s wenn ich es mir kurz ausleihe und dir derweil eine große Schüssel Ramen spendiere?“ Das Angebot klang natürlich verlockend. Aber er hatte ja schon eine Portion bei Ichiraku‘s gut. Hm, andererseits würde sich Hinata bestimmt freuen, wenn er sie einlud. „Ok!,“ antwortete der Junge daher strahlend. Zwei große Ramenschüsseln später, für Naruto jedenfalls, - Sensei Kakashi war erstaunlich spendabel gewesen und hatte sie direkt beide eingeladen. - schaute er zum zweiten Mal an diesem Tag satt und zufrieden von seiner Schüssel auf. Nur um gerade noch zu sehen, wie die Augen seines Senseis über die letzten Seiten jagten, bevor er das Buch anscheinend ebenso zufrieden zuschlug und sein Ninjastirnband wieder über sein rechtes Auge schob. Mit einem typischen Hatake-Kakashi-Lächeln schob er das Buch einfach wieder seinem Schüler zu. Dieser legte den Kopf leicht schief. „Sie haben das doch jetzt nicht ganz gelesen, Sensei ?“ „Doch,“ antwortete der Kopierninja nur wenig befriedigend. „Sie haben… mit dem Sharingan… aber warum?,“ hörte er plötzlich ziemlich unzusammenhanglos neben sich Hinatas Schlussfolgerungen. „Genau, Hinata.“ Sensei Kakashi nickte zufrieden. „Normalerweise mag ich es nicht so durch ein Buch zu hetzen. Aber es war sehr interessant alles mal aus einer etwas anderen Perspektive zu betrachten.“ Naruto bemerkte es nicht, aber Hinatas Gesicht spiegelte in diesem Moment seine eigene Neugier nur zu deutlich wider. „Aus einer anderen Perspektive?“ Doch ihre Frage sollte von einer anderen in den Hintergrund gedrängt werden. Was ist denn das für ein Buch, Naruto? Ich hab dich noch nie freiwillig lesen sehen.“ „Sakura-chan!“ Sofort hellte sich Narutos Gesichtsausdruck merklich auf, als er seine Teamkameradin erblickte, wie sie mit Oma Tsunade im Schlepptau auf sie zu kam und sich zu ihnen an die Ramenbar setzte. Endlich war sie einmal nicht den Tränen nahe oder so verbissen wie er sie immer gesehen hatte, seit Sasuke nicht mehr bei ihnen war. „Das hier“, er nickte in Richtung des kleinen Notizbuchs, „ist aber auch nicht so langweilig wie die Bücher in der Akademie. Es ist toll, danke , Oma Tsunade.“ Die Hokage kam plötzlich hinter ihrer Schülerin zum Vorschein, den Kopf auf die Hände gestützt. Irgendwie wurde Naruto das Gefühl nicht los, dass die Alte wieder einmal etwas ausheckte. „Ich nehme an, du hast es noch nicht zuende gelesen?“ Naruto nickte verneinend. „Aber wenn Sensei Kakashi es sich nicht geschnappt hätte, wären wir bestimmt schon durch,“ konnte er sich natürlich nicht verkneifen. „Ach so ist das also.“ Oma Tsunade warf seinem Sensei einen Blick zu, als hätte der ihr gerade einen Witz erzählt, den nur sie verstand. Ach egal, er wollte jetzt endlich weiterlesen. Schließlich war er auf das Ende schon sehr gespannt. Doch da musste Naruto feststellen, dass das Buch nicht mehr vor ihm auf der Theke lag. „Hey!“ Ertappt zuckte Ichiraku-san zusammen, der sich einfach so sein Buch geschnappt hatte. “Oh, entschuldige Naruto, ich dachte ich hätte es schon einmal gesehen. Aber da muss ich mich wohl geirrt haben.“ Verlegen kratzte sich Konohas bester Ramenkoch am Hinterkopf und legte den Besitz seines Stammkunden wieder vorsichtig auf die Theke. Was hatten nur alle damit? Er musste echt aufpassen. „Lass mal sehen. Wir nehmen zweimal Shoyu-Ramen mit Negi, Ei und Chashu,“ beendete die Hokage kurzerhand die peinliche Situation. „Aber…“ „Du hast hart trainiert. Also solltest du auch anständig essen, um deine Reserven wieder aufzufüllen.“ Ihr Tonfall duldete keine Widerrede und erstickte Sakuras Protest im Keim. Noch etwas, das sich verändert hatte und nicht unbedingt zu ihrem Nachteil, so wie es aussah. Mit einem stillen Grinsen steckte Naruto seine Nase wieder in den seltsamen Schmöker. Die nächsten Tage schienen extra viele Stunden zu haben, nur um mich zu ärgern. Vielleicht lag es daran, dass ich wartete. Worauf, wusste ich selbst nicht so genau. Denn unser gemeinsames Training hatte ein Ende, das war mir klar. Das einzige, was davon übrig geblieben war, war die Pfütze in der Ecke. Irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich bestimmt schon länger als eine Stunde hineinstarrte. „Dunkle Wasser, dunkle Tage,“ so sagte man bei uns in Yoshigakure. Ach was… Im nächsten Augenblick wirbelte meine Hand den dünnen Wasserfilm auf. Es war Zeit zu gehen, stellte ich für mich selbst fest. Als eine Wache mir das nächste Mal mein Essen brachte, erlebte sie ihr blaues Wunder. Dafür, dass er nicht damit gerechnet hatte mich quasi direkt in der Tür stehen zu sehen, reagierte mein Gegner allerdings schon recht schnell. Nur war es dann wohl doch zu viel für ihn, dass ich gleich zweimal dort stand. Mein nächster Tritt von hinten warf ihn zu Boden. Der Rest war dann eine Kleinigkeit. KO in drei Runden. Ja gut, ich hätte die nötigen Fingerzeichen gar nicht machen können, wenn ich beim Wiederanlegen meiner Fesseln nicht etwas schlampig gewesen wäre. Aber das Ergebnis zählte doch letztendlich, oder? Jedenfalls konnte ich mir jetzt ganz einfach den Schlüssel holen, mich selbst befreien und dann hieß es wieder einmal Jutsu der Verwandlung. Erst da fiel mir auf, dass mein Wächter gar kein Tablett bei sich gehabt hatte. Komisch, aber eigentlich egal. Vorsichtig öffnete ich die Tür und traf direkt auf fünf wachsame Augenpaare. So viel Aufmerksamkeit hätte es dann doch nicht sein müssen. Irgendetwas stimmte nicht. „Jetzt mach schon, Tetsuo, wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit,“ kam es dann etwas gelangweilt von der Seite. Mist, sie hatten bestimmt ein Kennzeichen ausgemacht und das kannte ich natürlich nicht. Was sollte ich jetzt tun? Kaum hatte ich mir die Frage gestellt, bekam ich auch schon einen sehr unsanften Ellenbogenstoß in die Seite verpasst, sodass ich keine Sekunde später nähere Bekanntschaft mit der nächsten Wand machte. Ich konnte nur noch einer meiner Doppelgängerinnen hinterher starren, wie sie zum Glück zwei Konohanins im Schlepptau den Gang entlang rannte. Das Merkwürdige ist: Ich weiß bis heute nicht, wann ich diese Idee hatte. Es war fast, als handelte sie von ganz allein. Aber das kann ja eigentlich nicht sein. Jedenfalls kaum, dass die drei außer Sichtweite waren, sprintete die nächste los. Wieder zwei Aufpasser weniger. Fehlte nur noch einer, der mich fragend ansah, dann aber auf den dummen Einfall kam einen Blick in die Zelle zu werfen. Tja, Pech gehabt. Ich knallte die Tür hinter ihm zu und beschloss dann einer der Gruppen zu folgen. Ich hatte so viel Glück nicht wieder auf sie zu treffen, brauchte dafür aber doppelt so lange um den Ausgang zu finden. Endlich in Freiheit! Zufrieden sah ich zu einem blauen Morgenhimmel hinauf. Zufrieden war eigentlich eine Untertreibung. Ich war schon so gut wie auf dem Nachhauseweg! Zum letzten Mal, dachte ich wenigstens, schaute ich auf ein in der Sonne funkelndes Konoha und suchte gleichzeitig den kürzesten Weg zum Tor. Plötzlich fiel mein Blick auf eine kleine Tigerkatze, die sich auf der Treppe einige Stufen unter mir sonnte. Hm, warum hatte ich eigentlich nicht vorher daran gedacht? Weil es absolut hirnrissig war? Weißt du, die meisten Ninja vermeiden es eigentlich, wenn es irgendwie geht, sich länger als ein paar Sekunden in Tiere zu verwandeln. Warum? Na ja, es ist ganz schön schwierig ein Tier glaubhaft rüberzubringen. Außer für ein Wildniskind oder diese Hundezüchter vielleicht. Aber im Augenblick war es wahrscheinlich trotzdem besser. Ich hatte ja schon schlechte Erfahrungen damit gemacht, einen Konohanin zu spielen. Die Kleine bekam dann jedenfalls auch gleich einen ganz schönen Schock, als anstatt der Hand, an der sie eben noch geschnuppert hatte, plötzlich etwas anderes vor ihr saß, das aber wohl doch keine echte Katze war. Egal, sie wollte ich ja nicht täuschen und vielleicht begegnete mir auch sonst niemand. Ja, das wäre auch dem Hyuugamädchen in diesem Augenblick eigentlich lieber gewesen. Stattdessen saß sie aber nun nicht nur mit Naruto, Teuchi, dessen Tochter und Sensei Kakashi, sondern auf einmal auch noch der Hokage und Haruno Sakura zusammen. Immer wieder schweiften ihre Gedanken gemeinsam mit ihrem Blick von dem Geschriebenen ab. Sehr oft wanderten ihre Augen zu Sakura hinüber und beobachteten, wie sie ihre Nudeln aß. Selbst in dieser kleinen Geste lag eine Selbstsicherheit, die sie wohl niemals erreichen würde. Ganz besonders nicht, wenn sie auch noch direkt neben ihr saß. Traurig senkte sie die Augen. Mit Narutos Teamkameradin konnte sie sich einfach nicht vergleichen, niemals… "Hinata,“ schreckte sie plötzlich ein Flüstern neben sich auf, „glaubst du, wenn der Dickkopf es wirklich irgendwann einmal zum Hokage gebracht hat, wird es leichter? Warte nicht, bis er sich davon gemacht hat und für dich unerreichbar geworden ist.“ Wie vom Donner gerührt blickte die junge Hyuuga in ein energisches grünes Augenpaar, dessen feuchter Schimmer ihr jedoch noch etwas anderes sagte: „Mach nicht den gleichen Fehler wie ich.“ Genauso wie ihr Gesicht scheinbar nicht wusste, ob es eher blass sein oder erröten sollte, wusste auch Hinata nicht, was sie antworten sollte. Erst, als Sakura noch einmal mit ihrem Kopf in Richtung des völlig in seinem Buch versunkenen Jungen deutete, wusste Hinata, was richtig war. „Nicht jetzt. Das ist jetzt sehr wichtig für Naruto. Aber… nachher vielleicht,“ kamen ihr die Worte ungewohnt flüssig in seiner Gegenwart über die Lippen. Sakura lächelte nur, bevor sie sich wieder ihrem Essen zuwandte. Natürlich hatte ich wieder einmal Pech. Ich war kaum um drei Ecken gebogen, ja und rate mal, wer da schon wieder vor mir auf einem Stück Mauer saß und Löcher in den Himmel starrte? Ja, genau. Ich weiß nicht, was mich dann geritten hat. Vielleicht hielt ich es für richtig, mich wenigstens zu verabschieden. Mit einem Satz sprang ich auf die Mauer und setzte mich neben ihn. Ein paar kostbare Minuten verstrichen, in denen nichts geschah, außer dass seine Augen etwas tiefer wanderten und nun die Häuser vor ihm betrachteten. Verflucht, jetzt wo ich die Zeit gerne angehalten hätte, rannte sie mir davon. Ich sah mich kurz um, dann löste ich das Jutsu. „Na? Ich hoffe, du hast dich inzwischen von meiner Attacke erholt und bist wieder zur Vernunft gekommen.“ Sein überraschter Blick verunsicherte mich ein wenig. Es war fast so, als hätte er einen Geist gesehen. Hatte er mich wirklich nicht bemerkt? Egal. Mit einem Satz stand ich wieder auf den Beinen. „Na ja, ich wollte mich nur verabschieden. Also...“ „Warte, es gibt da etwas, dass du wissen solltest.“ Mitten im Schritt wandte ich mich noch einmal um. „Erstmal… du hattest Recht. Wer einfach aufgibt, macht es sich viel zu leicht.“ Ich nickte stumm, wenn es nur das war… Aber seine wasserblauen Augen waren plötzlich so dunkel. „Außerdem hast du mich jetzt schon zweimal dabei ertappt, dass ich einer unangenehmen Sache lieber aus dem Weg gehe, was sonst eigentlich nicht meine Art ist. Jetzt mit dir zu reden ist zum Beispiel so eine Sache.“ Was sollte denn das heißen? Ach, wahrscheinlich hatte ich nur Recht gehabt, Ehrgefühl und so. Aber das, was er mir dann tatsächlich zu sagen hatte, war weit schlimmer:„Kushina, es gibt kein Yoshigakure mehr, in das du zurückkehren könntest.“ „Was?“ Obwohl ich ihn ganz genau verstanden hatte, wollte ich ihm nicht glauben. Da konnte er mir „die Sache“ noch so oft in allen Einzelheiten beschreiben. Sicher war es nur ein seltsamer Trick. Ein Traum, ein Gen-jutsu, ein abstruser Konohaplan. „Du kannst jetzt gehen, wohin du willst. Dich überzeugen, wenn du möchtest. Es gibt niemanden mehr, der dich aufhalten wird,“ drangen seine Worte plötzlich wieder zu mir durch. Erst da begriff ich, dass diesmal ich es war, die vor der Wahrheit davon lief. „Zu spät,“ dachte ich nur, während ich an der Mauer zusammensackte. Waren es etwa meine Informationen gewesen, auf die sie so lange gewartet hatten? Zu lange gewartet… Deswegen hatte der Kerl also heute kein Tablett dabei gehabt. Ich sah sie vor mir: Dunkle Wasser, die sich langsam rot färbten. Eine Lichtung voller junger Bäume. Zu spät. Ein kleines Haus versteckt im Schilf. Ein kleines Mädchen, das auf den Stufen davor spielte. Eine Familie am gedeckten Tisch. Großvaters stolzes Lächeln, wenn er von dem Dorf sprach, das er selbst noch mit aufgebaut hatte. All das gab es nun nicht mehr, schoss es mir durch den Kopf, während meine Sicht mehr und mehr verschwamm. Ninja weinten doch nicht. Aber… war ich das denn überhaupt noch? Plötzlich sah ich noch etwas anderes. Ich blinzelte die Tränen weg und erkannte, dass es eine Hand war. „Es ist kein Ersatz. Aber vielleicht möchtest du ja hier in Konoha bleiben?“ Es dauerte einen Moment, bis ich seinen Satz mit dem davor in Verbindung brachte. War echt so wenig Zeit vergangen? Seine Augen blickten hoffnungsvoll, als er mir seine Hand reichte, die ich am liebsten ausgeschlagen hätte. Aber meine Kraft reichte dazu nicht mehr aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)