Memories in the Snow von Luka (Hika x Sasu) ================================================================================ Kapitel 1: What once was Love... -------------------------------- Schnee. Er hat etwas Magisches an sich, etwas Unergründliches. Menschen fühlen sich wohl, zur gleichen Zeit aber vermissen sie auch etwas, das ihnen selbst unbekannt zu sein scheint. Erinnerungen, Gefühle, Geheimnisse. All das und noch viel mehr liegen verborgen unter einer weißen Decke aus zarten Kristallen. Es gibt Leute, die ihr Leben lang verzweifelt versuchen, jene Geheimnisse zu lüften und es gibt Leute, die alles daran setzen, um jene Erinnerungen zu vergessen. Dann wäre da noch eine Sorte von Mensch, die gelernt haben, mit dem Gefühl der Traurigkeit zu leben und sich nicht weiter darum kümmern. Doch sie alle haben eines gemeinsam… _________________________________________________________________________________ Als Hikaru ihr Haus verließ, lag die Welt um sie herum bereits unter einer weißen Schicht aus Schnee. Eine Weile lang blieb sie in den Himmel blickend vor der Türe stehen und ließ das Gefühl von Einsamkeit in ihr Herz. Nach wenigen Minuten schweiften ihre Gedanken jedoch wieder ab und sie schob das lästige Gefühl beiseite. Ohne noch einmal stehen zu bleiben, begab sich die Braunhaarige auf den Weg. Mit jedem Schritt, den sie tat, näherte sie sich dem Abschied; mit jedem Atemzug, den sie machte, wurde die Zeit knapper. Nach einer 15-minütigen Strecke, welche Hikaru am liebsten nie beendet hätte, stand sie vor dem Anwesen der Uchihas. Die junge Frau sog die eisige Luft ein letztes Mal ein, ehe sie mit zittrigen Fingern den Schlüssel hervorzog und die Tür aufschloss. Es sind nun mehr als drei Jahre, in denen Hikaru jeden Tag hierher kommt, in der törichten Hoffnung, den Besitzer oder wenigstens einen Hinweis auf seine Rückkehr vorfinden zu können, und sei es nur ein geöffnetes Fenster oder ein neues Kleidungsstück im Schrank. Auch heute war das Heim verlassen und sah, wie an all den Tagen zuvor auch, unberührt aus. Drei gottverdammte Jahre, in denen er sich nicht hat blicken lassen. Doch heute ist Schluss damit! Von nun an wird er nichts weiter sein, als eine Erinnerung. »Nichts weiter als eine Erinnerung…« In Gedanken wiederholt Hikaru diese Worte, versuchte dabei die aufkommenden Bilder aus vergangenen Zeiten zu unterdrücken. »Es ist nur … eine wunderschöne Erinnerung mit viel Gefühl. Nichts weiter.« Lautlos glitt sie durch das Haus, berührte mal hier und da etwas. »Aber warum… warum tut es dann so unglaublich weh?« Hikaru biss sich auf die Unterlippe, um die kommenden Tränen zu unterdrücken. Doch keine Chance; ihre Gefühle von den jungen Uchiha sind immer noch zu stark. Gebrochen sank sie auf die Knie, und ließ die salzigen Tropfen über ihr Gesicht laufen. Währendessen sandte der Himmel wieder kleine, weiße Flocken auf die Erde hinab, damit auch diese Gefühle sanft aufgefangen und festgehalten werden. Nachdem die ANBU-Anführerin sich sicher war, all ihre Tränen aufgebraucht zu haben, stand sie vorsichtig auf. Nun war die Zeit des Abschieds gekommen. Langsam schlenderte sie durch das hölzerne Gebäude, so, als wolle sie die Trennung hinausschieben. Eine kleine Melodie kam ihr in den Sinn, Hikaru wusste nicht, woher sie kam, doch war sie ihr sehr bekannt. Leise fing die Kunoichi an, den passenden Text dazu zu singen. Please, please forgive me But I won't be home again Maybe someday you'll look up And, barely conscious, you'll say to no one: "Isn't something missing?" Mit gesenktem Haupt stand sie schon bald wieder am Hauseingang. Entschlossen und zugleich auch unsicher schritt sie auf diese zu. Sie war ein Schritt von der Trennung entfernt. Ein Schritt vor ihrem neuen Leben. Ein Schritt vor dem Verrat ihrer gemeinsamen Zeit… Ein letztes Mal drehte sich die junge Kämpferin um, und sang den nächsten Satz des Liedes. You won't cry for my absence, I know „Sayounara“, flüsterte Hikaru kaum hörbar, ehe sie die Tür hinter sich schloss. Dieses Mal für immer. Für unbestimmte Zeit streunte die Grünäugige durch Konoha. Ob sie wusste, wohin sie ging oder wo sie sich befand, konnte niemand sagen. Nicht einmal sie selbst. Selbst als ein junger ANBU vor ihr landete, schien sie die Welt um sich herum nicht wahrzunehmen. Ihre Gedanken schwirrten immer noch um den Schwarzhaarigen und obwohl sie ihre Entscheidung bereute, so kämpfte sie dagegen an, in das ehemalige Uchiha-Viertel zu rennen. „Hikaru-Senpai!“ Erst das Aussprechen ihres Namens brachte sie zurück auf den Boden der Realität. „J--… ja?“ „Wir wollten uns doch vor 30 Minuten am Haupttor treffen.“ „Vor 30 Minuten schon? Oh, bitte entschuldige. Ich dachte, wir wollten erst später aufbrechen“, kam es gespielt entsetzt als Antwort. Die junge ANBU-Anführerin hatte nicht nur vergessen, wann die Mission begann; selbst das Ziel des Auftrags war ihr entfallen. Aber jetzt heißt es erst einmal gute Miene zum bösen Spiel machen. „Beeilen wir uns lieber.“ „Ah, Hikaru-Senpai! Warten Sie…“ Mehr hörte die junge Frau nicht mehr. Innerhalb weniger Sekunden stand sie am vereinbarten Treffpunkt, traf jedoch nur die Hälfte der genannten Ninjas an. Noch ehe sie fragen konnte, tauchte hinter ihr der Shinobi von vorhin auf. „Hikaru-Senpai, ich konnte Euch noch nicht sagen, dass ein Teil von uns bereits aufgebrochen ist. Die Mission hat schließlich, wie Tsunade-sama bereits gesagt hat, oberste Priorität und darf unter keinen Umständen schief gehen.“ „Ich… verstehe. Nun denn, lasst uns schleunigst aufbrechen,“ nach dem Satz zog sie ihre ANBU-Maske auf. Die restliche Reise verlief recht stumm, aufmunternde Worte blieben dieses Mal aus. Zwar haben die anderen ANBUs die Unruhe ihrer Anführerin gespürt, dennoch traute sich niemand, sie darauf anzusprechen. Nach einem schnellen Marsch von mehreren Kilometern waren sie da. Doch es war bereits zu spät. Es erforderte keinen Profi, um dies zu erkennen. Sechs Ninjas lagen auf dem Boden. Regungslos. Mit einem Mal bekam Hikaru wieder einen klaren Kopf, in diesem Moment zählte nur das Wohl ihrer Männer. Zwei weitere Kämpfer standen nicht weit entfernt, doch auch diese waren bereits an ihre grenzen gestoßen. Kaum haben die zwei geschwächten ANBUs ihre Vorgesetzte bemerkt, traten sie auch schon den Rücktritt an. „Hikaru-Senpai, ein Glück, dass Ihr da seid.“ Mehr als ein Nicken bekam er jedoch nicht als Antwort, stattdessen wandte sich die 19-Jährige an die anderen: „Wie steht es um sie?“ „Ihr Zustand ist kritisch, aber wir sind uns sicher, dass sie alle bald über den Berg sind.“ „Gut.“ Es war zwar nur ein Wort, doch die Erleichterung in ihr war unbeschreiblich groß. Nie hätte sie es sich verziehen, wäre auch nur ein Einziger bei der Mission umgekommen. „Wie viele sind es?“ Ihre Frage kam aus dem nichts und Außenstehende wüssten auch nicht, mit wem sie sprach, da ihr Blick auf die verletzten Shinobis lag. Doch diese Leute haben lange und oft genug mit ihr gearbeitet, um zu wissen, was sie meint. „Insgesamt vier Leute, davon haben aber nur zwei angegriffen. Der eine beherrscht allen Anschein nach Wasserjutsus, der andere… nun, er hat keine uns bekannten Techniken ausgeführt.“ „Danke, das genügt. Von hier an übernehme ich. Kümmert ihr euch um die Verletzten.“ Ohne ein weiteres Wort entfernte sich Hikaru von ihrer Truppe. Sie hatte ein mulmiges Gefühl dabei, und das lag sicherlich nicht an der Tatsache, dass sie geradewegs in die Arme des Feindes lief. Nein, es war etwas anderes. Etwas Bekanntes… Drei von vier Ninjas waren anzutreffen. Nein, es waren doch vier. Der große Kerl in der Mitte schien ihren vierten Mann oder Frau zu verdecken. „Ah, noch so ein nerviger ANBU. Willst du etwa auch so enden wie deine Kameraden?“, höhnte die einzige Frau in der Gruppe sofort. Eine Erwiderung wird sie nie zu hören kriegen. „Tch, diese…“ Wütend wurde die ANBU-Anführerin fixiert, interessieren tat es diese jedoch nicht. Das Chakra der Frau war viel zu schwach, als dass sie hätte einer der Angreifer sein können. Ihre knallgrünen Augen waren auf die zwei Männer neben ihr gerichtet. Stille. Keine wagte es, den ersten Schritt zu machen, denn dies wäre der sichere Untergang. Und noch immer blieb die vierte Person im Verborgenen. Diese Chance nutzend musterte sie ihre Gegenüber genau. Die Frau ganz rechts hatte rote Augen, welche Hikaru immer noch anstarrten. Passend dazu war auch ihr Haar rot. Ihre Kleidung - schwarze Hotpants und eine lilafarbene Jacke, die von unten bis zum Bauchnabel offen stand - zum lässt auf eine schwache Verteidigung schließen. Auch sonst machte sie nicht den Eindruck einer wahren Kämpferin. »Ihr ist wohl das Aussehen wichtiger…« Den Zweiten im Bunde schätze Hikaru auf knappe zwei Meter ein. Sein orangefarbenes Haar war zwar teilweise nach hinten gekämmt, doch stand es in alle Richtungen ab. Er strahlte eine gewisse Ruhe aus, er verzog weder eine Miene noch wies er andere Anzeichen auf bestimmte Gefühlsregungen auf. Er war eindeutig einer von der ruhigen Sorte. »Ganz im Gegensatz zu seinem Gefährten.« Nun geriet der junge Mann ganz links unter Inspektion. Sein Gesicht war ihr bereits bekannt. Schon einige Male hat es sie von Steckbriefen entgegengesehen. »Hōzuki Suigetsu, interessant.« Damit hat sich zugleich geklärt, wer von diesen Personen die Wasserjutsus so gekonnt beherrscht. Ungeduldig und schwang der ehemalige Schüler Zabuzas ein auffallendes Schwert hin- und her. Immer noch wollte das seltsame Gefühl in der Braunhaarigen nicht verschwinden. Wenn sie doch wenigstens denn Grund dafür kennen würde. „Suigetsu, erledige du sie“, herrschten die Rothaarigen ihren Kumpanen schlagartig an. Genervt verdrehte er die Augen: „Mach’s doch selber.“ „Wie bitte?! Wie redest du eigentlich mit mir? Du bi--…“ Weiter kam sie nicht; der Orangehaarige hielt sie zurück. „Schon gut, ich erledige das.“ Wie auf Befehl ging Hikaru in Verteidigungsposition. Sie konnte mit Sicherheit sagen, dass er ein gefährlicher Gegner war; nicht zuletzt, weil seine Attacken ihr unbekannt waren. „Lass stecken, mit der wird’ ich auch alleine fertig“, grinste der Gesuchte, ehe er einen Schritt nach vorne macht. Doch anstatt dass die anderen den Schauplatz verlassen, traten sie lediglich einige Schritte zurück. „Geht ihr schon mal vor, bin in wenigen Sekunden bei euch.“ „Du bist ja ziemlich von dir überzeugt“, stellte die junge ANBU ironisch fest. Diese Bemerkung konnte und wollte sie einfach nicht zurückhalten. Das Grinsen Suigetsus wurde breiter: „Ich habe ja auch allen Grund zu.“ Sein Griff um das Schwert wurde deutlich fester. „Und du wirst gleich sehen warum!“ Im nächsten Augenblick verschwand er von der Bildfläche, tauchte sofort hinter seiner Opponentin auf und ließ die eiserne Klinge ihren Körper entzweit schneiden. Hikaru aber hatte bereits mit diesem Angriff gerechnet, an ihrer statt halbierte der Nuke-Nin ein großes Holzstück. Nun war sie es, die mit angreifen dran war. Ihr Ziel fest im Visier beschloss sie den Wind zur Hilfe zu rufen. Schneidende Böen ritzen seine Haut auf. Zumindest sollten sie es tun. Der Schwertkämpfer wandelte seinen Körper rechtzeitig in Wasser, sodass er keine einige Verletzung davontrug. Dadurch irritiert vernachlässigte die junge Frau ihre Deckung für eine Sekunde. Doch das war schon zu viel. Ehe man sich versah, traf die stumpfe Seite der harten Waffe ihren Rücken. Den Sturz nicht mehr auffangen könnend landete sie nicht weit von den drei gegnerischen Zuschauern. Mühsam rappelte sie sich auf; der Schlag war nicht sehr stark, aber er traf einen wunden Punkt. „Pah, wusste ich’s doch, dass die olle Schnepfe nichts auf den Kasten hat“, ertönte über ihr eine weibliche Stimme. Die Arroganz war nicht zu überhören. „Ihr ANBUs seid auch nicht mehr das, was ihr einmal wart.“ Dieses Mal sprach der Weißhaarige. Wütend warf sie ihrem Gegner einen giftigen Blick zu, bereit, das nächste Kommentar abzugeben, als… „Sasuke-kun…“ Vor ihr stand die Person, nach der sie sich drei volle Jahre gesehnt hatte. Die Person, die einst still und heimlich fort gegangen ist. Die Person, von der sie sich vor wenigen Stunden verabschiedet hat. Und zwar für immer. Unfähig etwas anderes zu machen, wiederholte sie seinen Namen. „Sasuke-kun.“ Auch die anderen schienen verwirrt; keiner der Anwesenden rührte einen Muskel. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben. Wieso sagt er nichts? Warum schaut er mich so an, als sei ich eine Fremde? Erkennt er mich etwa nicht mehr? Solche und ähnliche Überlegungen kamen ihr in den Sinn. Verschwand der eine Gedanke, so tauchte sofort der nächste auf. »Ah, natürlich, ich habe ja noch die Maske auf.« Vorsichtig nahm Hikaru die Wolfsmaskerade ab, enthüllte damit ihr Gesicht. Es war ihr egal, dass sie damit eine wichtige Regel brach. Es war ihr egal, dass ihre Feinde nun ihr wahres Gesicht kannten. Es war ihr sogar egal, dass sie somit eine Schwäche von sich Preis gab. In diesem Moment war ihr alles egal. Alles. Bis auf Sasuke. Mit einer Mischung auf Hoffnung und Traurigkeit blickte Hikaru Sasuke ins Gesicht. Stellte allerdings schnell fest, dass sein Gesicht unverändert blieb. Mit emotionslosen Augen sah er auf sie herab, für ihn war sie nur eine Fremde. Für sie war er jedoch alles andere als fremd. Plötzlich war alles wieder da. Die Erinnerung an gemeinsame Zeiten. Verblasste Gefühle. Jedes einzelne Detail. You forgot me long ago “Er… erinnerst du dich nicht mehr an mich? Ich bin es, Hikaru.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein brüchiges Flüstern. Immer noch keine Reaktion. Am I that unimportant...? „Vor drei Jahren, da haben wir uns doch kennen gelernt…“ Mit jedem Wort zitterte ihre Stimme mehr und mehr. Es fiel ihr schwer, die Tränen zurückzuhalten. Am I so insignificant...? „Sasuke-kun… bitte…“ Sein Blick blieb nach wie vor unverändert. Hikarus Herz hämmert so stark gegen ihre Rippe, dass es schon schmerzte. Isn't something missing? Dann, als Hikaru es schon fast aufgegeben hatte, regte sich der jüngste Uchiha. Jedoch nicht so, wie die ANBU-Anführerin es sich gewünscht hatte. Er drehte ihr den Rücken zu. Ohne ihr auch nur einen weiteren Blick zu schenken, richtete er das Wort an seine Mannschaft: „Wir gehen.“ „Was denn, schon? Dabei hat es doch gerade erst angefangen, Spaß zu machen.“ „Und was soll wir mit ihr machen?“ „Nichts“, wieder vernahm sie seine Stimme. „Ein ANBU, der so töricht ist und seine Identität preisgibt, ist die Mühe nicht wert.“ Isn't someone missing me? Mehr hörte Hikaru nicht wahr. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr Atem ging schwer. „Nein…“ Gerade, als sie aufstehen wollte, um dem Schwarzhaarigen zu folgen, spürte sie einen stechenden Schmerz im Genick. Even though I'm the sacrifice You won't try for me, not now Unsanft fiel sie wieder zu Boden, wurde im nächsten Augeblick dann an den Haaren hochgezogen. „Du. Lass bloß deine dreckigen Finger von ihm, hörst du? Wäre er heute nicht so gut drauf, hätte ich dich längst kalt gemacht“, zischte ihr die rothaarige Kunoichi bösartig in Ohr, ehe sie sie wieder fallen ließ. Mit diesem Worten wurde die Grünäugige zurückgelassen, unfähig sich zu bewegen. Though I'd die to know you love me I'm all alone »Verdammt, verdammt, VERDAMMT!!« Ohne dass sie es bemerkte, rannte eine Träne nach der anderen ihr Gesicht entlang. Sie fühlte sich so unglaublich schwach und leer. Der Schmerz, den diese junge Frau in jenem Moment verspürte, war unbeschreiblich. Unbeschreiblich groß. Und grausam. Isn't someone missing me? Nach einer Weile – Hikaru hatte bereits jegliches Zeitgefühl verloren – tauchten zwei ANBUs auf, brachte sie augenblicklich nach Konoha zurück. Die ganze Zeit über stand sie neben sich selbst; es war, als würde sie sich selbst beobachten. Als wäre die Person, die bei Tsunade den Bericht abgibt nicht sie selbst; als wäre es nicht sie gewesen, die von Shizune auf Verletzungen untersucht wurde; als wäre es eine wildfremde Person gewesen, die den anderen Kämpfern neuen Mut zusprach. Erst wieder bei sich Zuhause angekommen, schlüpfte sie in ihren Körper zurück. Und zugleich tat sie es auch nicht. Alles um sie herum nahm sie nur halb wahr. Die Wand, an der sich die Braunhaarige stützte, um nicht zusammenzubrechen, fühlte sich seltsam an. Wäre nicht ein Handabdruck an der Fensterscheibe zurückgeblieben, so wäre ihr wohl nicht bewusst geworden, dass sie das eisige Glas berührte hatte. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie nun träume oder wach sei. Letztendlich war es ihr doch gleichgültig. Die folgende Nacht verbrachte sie im Trance. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihren Kopf nicht freikriegen. Wieder und wieder tauchte sein Bild auf; stets zusammen mit der Frage >Hat er mich vergessen?< Noch bevor der Morgen anbrach, hat Hikaru sich zu einer schwerwiegenden Entscheidung entschlossen: Noch ein letztes Mal wird sie ihn aufsuchen und ihn zur Rede stellen. Selbst wenn das ihre letzte Tat werden sollte. Sie entledigte sich ihrer Arbeitskleidung, zog stattdessen ihr altes Outfit an. Please, please forgive me Aus der ANBU-Anführerin Hikaru wurde wieder Okami Hikaru. Ihre ANBU-Sachen legte sie geordnet auf das kleine Bett; ihr war bewusst, dass Tsunade sie kein weiteres Mal im Dorf aufnehmen wird. But I won't be home again Lautlos verließ sie das Haus. Noch immer lag die Erde unter der kalten Schicht aus Eis verdeckt. Sie durfte keine Zeit verlieren, schon bald würde die Sonne am Horizont erscheinen und die Dorfbewohner ihre alltägliche Arbeit aufnehmen. Ohne großartige Mühe gelang es ihr, sich an den Wachen am Haupttor zu schleichen. Es würde sie sowieso keine Menschenseele vermissen, da war sie sich sicher. I breathe deep and cry out: "Isn't something missing?" Von hier an gab es nichts mehr, dass sie aufhalten könne. Innerhalb kürzester Zeit fand sie sich an dem Kampfplatz wieder. Aber was nun? In welche Richtung soll sie weitergehen? Links, rechts. Nirgends war auch ein Anhaltspunkt zu sehen. »Wie dumm von mir…« Ein verbittertes Lächeln zierte ihr schönes Gesicht. Sie war ohne einen Plan einfach losgerannt, hat alles ohne zu zögern stehen und liegen gelassen. Und nun wusste sie nicht einmal mehr, wie sie an ihr Ziel gelangen sollte. Tief im Innern, verborgen in einer versteckten Kammer ihres Herzens, hoffte sie, dass jemand nach ihr suchen würde. Sei es nun jemand aus Konoha oder Sasuke und sein neues Team. Aber wer würde sich jetzt schon noch um sie bemühen? "Isn't someone missing me?" Ohne nachzudenken, brachten ihre Füße sie vorwärts. Immer und immer weiter. Irgendwo wird sie früher oder später schon noch ankommen. Irgendwen wird sie früher oder später schon noch antreffen. Die Hauptsache ist erst einmal, nicht stehen zu bleiben. Wie das Glück es so wollte, kam schon bald eine Person Hikaru entgegen. Wer es war? – Der Orangehaarige, einer von Sasukes Gefolgsleuten. „Karin meinte, jemand würde auf uns zukommen. Hätte bloß nicht gedacht, dass du es bist.“ „Wenn ich also weiter geradeaus gehe, komme ich bei Uchiha Sasuke an, willst du mir das damit sagen?“, kam es der Frau ruhig über die Lippen. Ihr fiel es schwer, sich auf den großen Mann vor ihr zu konzentrieren, wenn sie wusste, dass hinter ihr jene Person wartet. Außerdem standen sie gerade auf einer nicht gefrorenen Wasserfläche. Normalerweise benötigt man kaum Chakra, um darauf laufen zu können, doch für jemanden der wie Hikaru sich nach einem Kampf nicht erholt hatte und dann auch noch seit mehreren Stunden durch diese Winterskälte lief, war dies ziemlich anstrengend. „Genau“, seine Augen durchbohrten Hikaru förmlich. „Aber ich kann dich nicht ohne weiteres durchlassen.“ „Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.“ Beide gingen automatisch in die Offensive. „Kehre lieber um und ruh dich richtig aus“, warnte der männliche Kämpfer sie noch, aber sie setzte bereits zum Angriff an. „Das lass ruhig meine Sorge sein!“ Die braunhaarige Kunoichi zielte mit zwei Kunais auf ihn, mehr zur Ablenkung als zur Verletzung. Ohne irgendwelche Kraftanstrengung wehrte er diese ab, rechnete jedoch nicht mit der Flutwelle, welche Hikaru in der Zwischenzeit heraufbeschwört hatte. Den Gegner durch das Wasser zur Seite geschwemmt, setzte Hikaru ihren Weg fort. Oder zumindest wollte sie es. Ein Faustschlag in ihre Magengrube hinderte sie daran. Durch die Wucht nach hinten geschleudert werdend spuckte sie erst ein wenig Blut. »Hätte nicht gedacht, dass er schon so schnell wieder auf den Beinen sein würde.« Even though I'm the sacrifice „Sieht wohl so aus…“ „Ich habe dich gewarnt…“ „…als hätte ich dich…“ „…aber du wolltest ja nicht…“ „…ziemlich unterschätzt.“ „…auf meinen Rat hören.“ »Und weiter geht’s…« Mit diesem Gedanken griffen beide sich gleichzeitig an. Diese Auseinandersetzung ging eine Zeit lang so weiter. Und immer zog Hikaru den Kürzeren. You won't try for me, not now Mit Wunden übersäht lag die ehemalige ANBU-Anführerin keuchend auf der nassen Oberfläche. Trotzdem zwang sie sich wieder und wieder aufzustehen. Denn wenn sie jetzt aufgibt, hat sie für verloren. Möglicherweise sogar für immer. Noch nicht einmal richtig stehend brachte der zwei Meter große Kämpfer sie zum wiederholten Male zu Fall. „Gib besser auf. Du bist schon am Ende.“ Zerknirscht biss sich Angesprochene auf die Lippen. Er hatte ja recht; sie war bereits an die Grenzen ihrer Kraft gestoßen und er, er wirkte noch so fit wie eh und je. „Niemals…“, röchelte sie schwach. „Eher würde ich sterben.“ Though I'd die to know you love me Schweigend betrachtete er die willensstarke Frau. „Wozu tust du das alles?“ „…“ „Ist er das alles wirklich wert?“ „…“ Inzwischen stand die Frau mit den grünen Augen wieder, jedoch kostete es zu viel Anstrengung. Ihre Sicht war verschwommen, ihr Atem ging rasselnd, jeder einzelne Zentimeter ihres Körpers schrie geradezu vor Schmerz. „Du hast es so gewollt.“ „Ha… hat er…“ Der namenlose Shinobi stoppte seine Attacke. Ruhig wartete er darauf, dass sie ihren Satz beendete. „Hat er… etwas gesagt… über mich…?“, sie sprach diese Worte kaum hörbar aus, dennoch erreichten sie das Gehör des anderen. „Nein.“ I'm all alone „Kein einziges Wort.“ Isn't someone missing me? Der nächste Schlag ihres Gegners war nicht halb so schlimm wie die Qualen, die ihr Herz in jenem Moment durchlitt. And if I bleed, I'll bleed Wieder einmal fiel Hikaru zu Boden. Und dieses Mal blieb sie dort liegen. So sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht, seine Worte als Lüge abzustempeln. Und das raubte ihre die letzte Kraft. Knowing you don't care Langsam verlor die tapfere Kämpferin das Bewusstsein. Ihr Chakra schwand und sie spürte, wie das kalte Wasser sich sachte um ihren geschwächten Körper schloss. „Er meinte lediglich, dass wir dir nicht zu arg zusetzen dürfen. Okami Hikaru.“ Um sie herum wurde alle schwarz. _________________________________________________________________________________ Als sie aufwachte, bemerkte sie, dass sie zufällig nicht tot war. Auch befand sie sich nicht mehr auf dem See, an dem sie und der unbekannte Ninja gegeneinander angetreten sind. Nein, sie lag behutsam zugedeckt auf einem Bett. Aber sie konnte selbst in ihrer jetzigen Verfassung sagen, dass dies nicht ihr Zuhause war. »Wo bin ich?« Vorsichtig tastete sie ihren Körper ab, zuckte jedoch vor Schmerz zusammen, als sie in eine ihrer vielen Wunden griff. Ihre Klamotten waren teils noch nass, und auch die ganzen Wunden waren noch vorhanden. Stellte sich also nur noch die Frage, wie sie hierher geraten ist und wo genau sie sich gerade befindet. »Nicht, dass es noch etwas ändern würde…« Ihre Gedanken schweiften wieder zu dem Kampf, ihrer Niederlage und dem misslungenem Wiedersehen. Sich unter der Decke verkriechend kniff sie ihre Augen zusammen, sie wollte wirklich nicht daran erinnert werden. Aber schon nach zwei Sekunden riss sie sie wieder auf. Dieser Duft… das war eindeutig der Duft von ihm! And if I sleep just to dream of you Sofort schlug sie die Decke beiseite und rannte aus dem Zimmer hinaus, ihre brennenden Gelenke nicht beachtend. Tatsächlich, sie war auf dem Uchiha-Anwesen. »Aber das würde ja bedeuten…« Sofort lief die eben noch niedergeschlagene Frau durch das Haus, suchte jedes einzelne Zimmer ab und … fand keine Spur von ihm. I'll wake without you there Auch sonst schien alles unverändert. Plötzlich lachte sie lauthals auf. Im Inneren weinte sie jedoch eine Träne nach der anderen. Wieso hat sie bloß geglaubt, dass er hier sein könnte? Nach all den Jahren in denen er sich nicht gemeldet hat. Nachdem er sie vor den anderen verleugnete. Wieso sollte er ausgerechnet jetzt…? Mit hängendem Kopf schleppte sich Hikaru auf die Terrasse. Ein wenig frische Luft würde ihr sicherlich gut tun. Draußen stand die Sonne bereits hoch am blauen Himmel, bald schon würde die dünne Schneedecke vollkommen weg geschmolzen sein. Und dann… tja, was würde dann noch übrig bleiben? Zögerlich drehte sie sich wieder Richtung Haus. Sie hatte doch gerade erst gestern Abschied davon genommen und nun war sie wieder hier gelandet. Es war zum Weinen. Isn't something missing? Wieder fing sie an, das Lied zu singen. Man konnte aus ihrer Stimme die Traurigkeit entnehmen und aus ihren grünen Augen den unerträglich Schmerz. Langsam wanderte ihr Blick durch die Einrichtung. Isn't something...? Ihr Gesang wurde von etwas weißem unterbrochen. Etwas, das auf dem Tisch lag. Etwas, das sonst nicht da war. Etwas, das sie eben in der Eile wohl übersehen hat. Hastig ging sie darauf zu, nahm den weißen Gegenstand, welcher sich als Briefumschlag entpuppte, in die Hand. Weder auf der Vor- noch auf der Rückseite stand ein Absender oder ähnliches drauf. Mit zittrigen Fingern öffnete sie das Kuvert. Innen war nur ein kleiner weißes Zettel, ungefaltet und simpel. Doch das reichte als Auslöser. Feine, salzige Tropfen benetzten ihre Haut, aber dieses Mal weinte sie vor Glück. Vor Freude sank sie auf den Boden. Die eine Hand lag auf ihren Mund, um die lauten Schluchzen zu unterdrücken, während die andere Hand den Umschlag fest umklammerte. „Danke, danke, danke, danke…“, immer wieder wiederholte Hikaru diese Worte. Und im Hintergrund war das Grün, welches die schwere Eisdecke bedeckt hat, wieder zu sehen. Schnee. Er hat etwas Magisches an sich, etwas Unergründliches. Menschen fühlen sich wohl, zur gleichen Zeit aber vermissen sie auch etwas, das ihnen selbst unbekannt zu sein scheint. Erinnerungen, Gefühle, Geheimnisse. All das und noch viel mehr liegen verborgen unter einer weißen Decke aus zarten Kristallen. Es gibt Leute, die ihr Leben lang verzweifelt versuchen, jene Geheimnisse zu lüften und es gibt Leute, die alles daran setzen, um jene Erinnerungen zu vergessen. Dann wäre da noch eine Sorte von Mensch, die gelernt haben, mit dem Gefühl der Traurigkeit zu leben und sich nicht weiter darum kümmern. Doch sie alle haben eines gemeinsam… Denn wenn der Schnee schmilzt, kommt alles wieder ans Tageslicht. Das kleine Stück Papier rutschte auf den Boden und offenbarte sein kleines Geheimnis. Mit seiner feinsäuberlicher Schrift hat er drei kleine Worte darauf geschrieben. Mehr nicht. Happy Birthday, Hikaru. Und im nächsten Moment betrat eine männliche Gestalt das Zimmer… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)