Verschlossen von Sharry (Ein Leben ohne dich?) ================================================================================ Kapitel 31: Memories -------------------- „Alles begann an dem Tag, wo der Dämon, den Naraku erschaffen hatte, dich durch den Brunnen warf, und diesen dann zerstörte, das war der Anfang vom Ende. Alles was wir fanden, war ein Haufen Geröll, Schutt und unsere Juwelensplitter. Und als wir den Brunnen wieder aufgebaut hatten, war er nur noch ein gewöhnlicher Wasserbehälter, es war mir unmöglich in deine Welt zu kommen, egal wie oft ich es versucht habe.“ Bitterkeit legte sich auf diese weisen und so bekannten Züge, während er erzählte, sein Blick lag auf seinen Katanas, die sich immer noch auf dem kleinen Tisch befanden. „Die Zeiten hatten sich geändert, wir haben es alle gespürt, damals im Kampf gegen Naraku bin ich verletzt worden, es war dieser Moment, in dem ich nicht aufgepasst habe.“ Der Moment wo du mir nachgerufen hast? „Kaede war sehr besorgt, ich erinnere mich noch gut an die Gespräche die wir geführt haben. Sie verbot mir, das Bett übermäßig lange zu verlassen, hat es verflucht, wenn ich in den Brunnen gesprungen bin, zwei mal hatte sie mich sogar gefesselt.“ Er lächelte nicht, er sah traurig aus. Du warst verzweifelt, nicht wahr? Warst du es meinetwegen? Das tut mir leid. „Den Verlauf eines ganzen Mondes haben wir im Dorf verbracht. Niemand von uns wollte es, aber wir mussten warten, bis ich ganz gesund war.“ Den letzten Teil verschluckte er fast, so leise presste er es zwischen seinen Zähnen hervor. Ja, auch du hast es immer schon gehasst untätig zu sein, das hab ich mir wohl von dir abgeguckt. „Während dieser Zeit haben wir einiges gehört, Menschen verschwanden, in unzähligen Massen, Dämonen starben, zu viele, viel zu viele. Wir wussten, dass etwas geschah, wir wussten, wer der Grund war, doch es wurde uns erst zwei Tage nach Neumond bestätigt. Sesshomaru kam, zu uns ins Dorf.“ „Was?“ „Ja, Ich war fast so weit, das Kaede mich gehen lassen wollte, da stand er plötzlich im Türrahmen drinnen und sah mich einfach nur an. Ich weis nicht, womit ich ihn alles beschimpft habe, bis Miroku mir das Maul stopfte, aber ich erinnere mich, dass er mich die ganze Zeit komisch betrachtet hat und als Sango ihn doch rein bat, hat er sich ans Feuer gesessen und geschwiegen. Ich habe mich ihm gegenüber gesetzt und darauf gewartet, dass er endlich sein ungeladenes Erscheinen erklärte. Jaken ist tot. Das waren seine Worte, einfach so, mit einem schaurigen Unterton, er hat mich nicht angesehen, hat in die Flammen gestarrt. Erst als es fast nur noch Glut war, hatte er weiter gesprochen. Es war Naraku, er hat auch Rin entführt, zusammen mit einem Menschen habe ich sie gesehen, sie nannte ihn glaube ich Kohaku. Ich weis, dass ihr den Jungen kennt. Inu Yasha, ich weis, dass er das Menschenmädchen entführt hat, welches immer bei dir war. Ich bin hier um dir zu sagen, dass Totosai der Yokaiwaffenschmied tot ist. Er wurde von Naraku verschleppt und nach seiner Weigerung ihm ein passendes Schwert zu schmieden hat er ihn umgebracht. Und ich weis nicht, ob du es schon gehört hast, aber der Wolfsrudel unter der Führung eines gewissen Kogas ist verschwunden, er soll Juwelensplitter besessen haben. Auf den Weg hierher habe ich mitbekommen dass eine Wolfsdämonin namens Ayame beim Versuch diesen Koga zu retten umgekommen sein soll. Inu Yasha, ich weis, dass wir nicht gerade familiär miteinander umgehen, und ich weis, dass du mich nicht abkannst, was auf Gegenseitigkeit beruht, aber selbst dir muss aufgefallen sein, was hier vorgeht, eine Vernichtung beider Rassen, der Dämonen und der Menschen, ausgeführt von Naraku. Ich bitte dich nicht um Hilfe, und ich biete die auch keine an, aber ich schlage dir vor, dass wir zusammen nach diesem Mistkerl suchen und ihn vernichten. Das war der Tag, an dem sich wohl alles änderte. Plötzlich hatten wir einen starken, völlig eingebildeten Yokai an unserer Seite.“ Du musst dich sehr verändert haben, oder war die Lage wirklich so ernst, dass du für so ein Opfer bereit warst? Wie es sich wohl angefühlt haben muss, das Wissen, das sie alle tot sind, selbst jetzt, so viel später, spüre ich die Trauer, die Tränen. „Im darauf folgenden Monat haben wir Naraku verfolgt, es war anstrengend, anstelle von dir war Sesshomaru dabei, und dieser Schnösel hat es uns echt nicht immer leicht gemacht, aber nach gewisser Zeit konnten wir uns aneinander gewöhnen, so halbwegs zumindest. Und schließlich haben wir Naraku auch gefunden, bis auf unsere Splitter hatte er das Juwel der vier Seelen vervollkommnt, er war stärker geworden. Am späten Nachmittag hatten wir ihn gefunden. Ich hätte gerne noch bis zum nächsten Morgen gewartet.“ „Warum?“ Er sah sie an, mit einem wissenden Blick. „Ich hatte dazu gelernt, manch einer Kampf dauert länger, aber ich hatte nur bis zum Sonnenuntergang Zeit, es war der Tag vor der Neumondnacht. Doch mein Bruder wusste nichts davon, also zerschlugen wir den Bannkreis und verschafften uns Eintritt.“ Du warst gereift, hätte ich es doch miterleben können. „Aber was uns erwartete, war… schlimm.“ Sie sah es in seinen schwarzen Augen, etwas, was sie nicht kannte, Angst. Und auch Trauer und Hass. Was hatte Naraku getan, dass der Hundedämon so geprägt worden war. „Er hatte sie nicht einfach nur umgebracht, die anderen Dämonen, er hatte sie zu seinen willenlosen Sklaven gemacht, Zombie ähnliche Wesen, allerdings hatten sie immer noch eine Spur ihres Charakters. Ich habe gegen Koga gekämpft, es kam mir vor, als würde ich ihn selber töten, obwohl ich wusste, dass er nicht mehr lebte, dass es nur noch sein Körper war, aber er sprach mit mir, und Sesshomaru, ich habe ihn noch nie zögern gesehen, aber Jaken, seinen treuen Diener, er konnte ihn nicht einfach aus dem Weg pusten. Dieser Kampf, gegen ein Heer toter Dämonen, Dämonen die wir kannten. Ich glaube Miroku hatte es in seinen Schriften die Hölle genannt, und so war es auch.“ Was hat er dir nur angetan? „Ich erinnere mich an die Schreie, die Qualen, wie habe ich noch zu Shippo gesagt, eines finalen Krieges würdig.“ Er lachte bitter. „Als sie da lagen, all unsere einstigen Freunde und Leidensgenossen, war der Weg frei, dann haben wir uns getrennt. Shippo, Kyara, Sango und Miroko sollten Kanna und Kagura ausschalten und danach Rin und Kohaku suchen. Sesshomaru und ich wollten Naraku zur Strecke bringen. Als wir ihn fanden berührte die Sonne gerade den Horizont. Er saß auf einem Thron und wartete auf uns. Es lag etwas Verhängnisvolles in der Luft. Ich hätte mich in Geduld üben sollen, aber damals war mein Herz voll von Hass, Zorn und Trauer, ich griff einfach an, mit Tessaiger. Doch wir hatten uns verschätzt, gewaltig, durch das Shikon no Tama war er viel zu stark geworden, entsetzlich stark, selbst zu zweit hatten wir kaum eine Chance und das, obwohl wir miteinander trainiert hatten, uns besser kannten.“ Plötzlich war sein Blick leer, die Erinnerung die nun in ihm aufkam schien schrecklich zu sein. „Inu Yasha?“ Er sah auf, und nickte. „Entschuldigung. Es ist nur.“ Er seufzte. „Wir beide spürten es, auch wenn niemand von uns es sagte, wir würden verlieren. Und dann war da dieses Schwert, Naraku hatte es irgendwoher, ich weis es nicht, und er griff an. Ich wusste in diesem Moment, dass Sesshomaru sterben würde, dass dieses Schwert ihn durchdringen würde wie ein Blatt im Herbst, und warf mich vor ihn. So etwas habe ich noch nie gefühlt wie in diesem Moment. Ich spürte, wie mein Körper zerbarst, spürte Schmerzen, die ich nie gekannt hatte, und sah, wie die Sonne verschwand. Tessaiger fiel zu Boden, und ich neben es. Ich hörte ihn schreien, Sesshomrau, wie ich ihn noch nie habe gehört. Als würde er die Schmerzen fühlen können, die mich zerfraßen. Dann war er neben mir. So wie er mich angesehen hatte, auch das kannte ich nicht. Seine Worte werde ich nie vergessen. Du Idiot, warum sagst du mir nicht, dass du dich in einen schwächlichen Menschen verwandelst? Warum kannst du dich nicht aus meinem Kampf heraushalten? Doch in seinen Worten war kein Vorwurf, oder Hass, in ihnen lag, Schmerz und Angst, etwas was er vorher nicht kannte. Ich habe gelacht, egal wie schwächlich es sich angehört hatte und hatte ihm geantwortet. Jeder Luftzug, der meine Lunge verließ, schürte das Feuer in meinem Körper. Was ist los, Sess…homaru? Sorgst du dich etwa um… einen wertlosen Menschen? Er hatte den Kopf geschüttelt. Dann hatte er mich hochgehoben, angehoben, ich hatte geschrieen, die Schmerzen waren zu groß. Du liegst falsch, Inu Yasha. Ich sorge mich nicht, ich trauere, und dass um einen Menschen, der zugleich Dämon ist, und mein Bruder. Ich dachte es würde regnen, erst viel später habe ich begriffen, was es wirklich war, doch all das bekam ich nur noch durch einen Schleier mit, genau wie das Lachen Narakus, und die Rufe meiner nahenden Freunde. Und dann, dann starb ich.“ Was sagst du da? Wie kannst du tot sein? Du sitzt hier vor mir, oder bist du nur eine Reinkarnation? Ich verstehe dich nicht, du warst bereit zu sterben, für Sesshomaru, deinen verhassten Bruder, und er hat geweint? Um dich? Ihr wart keine Feinde, nicht wahr? Ihr wusstet es bloß nicht. „Der Tod ist was sehr Eigenmächtiges, weist du Kagome, und sehr eigensinnig, manche nimmt er mit, um ihnen Leid zu ersparen, manche um ihnen Glück vorzuenthalten, manche, nur um sie wieder herzugeben. Ich weis nicht, wie lange ich so war, wie ich war, doch dann hörte ich Rufe, oder war es nur Geflüster? Ich weis es nicht mehr, aber es war erschreckend. Als ich die Augen öffnete, saßen neben mir Sango und Shippo, auf der anderen Seite standen Miroku und mein Bruder, in seiner Hand hielt er Tensaiger. Ich erinnere mich an Tränen und auch an Schmerzen, was von mir war, und was von den Freunden um mich herum kann ich nicht mehr sagen. Über mir leuchtete der Nachthimmel, jeder Stern lächelte mir gütig zu, und der versteckte Mond erfüllte mich mit Kraft. Ohne länger nachzudenken, war ich aufgestanden und hatte Tessaiger hochgehoben. Damals habe ich nicht verstanden, was passiert war, aber ich spürte die Macht, die durch meine Adern floss, und wusste, von wem ich sie hatte. Inu Yasha was hast du vor? Mirokus Stimme war so besorgt gewesen, doch ich war nicht ängstlich, ich fühlte diese besondere Kraft, es ist so schwer zu beschreiben, ich hatte das Gefühl, dass etwas was gefehlt hatte nun da wäre, stark in mir brannte und nicht mehr gelöscht werden konnte. Was ich jetzt vorhabe, möchtest du wissen? Es ist doch ganz klar. Ich werde jetzt meinen Mörder umbringen. Wie sieht es aus, Bruder, möchtest du dich nicht auch an ihm rächen? Er stand neben mir, als hätte er nur auf meine Aufforderung gewartet, schulterte Tensaiger, das Schwert was er doch so hasste, und nickte. Klar, niemand rührt das Blut meines Vaters an, ohne dafür bestraft zu werden. Ich weis nicht, was anders war, in diesem Augenblick, als wir auf ihn zu gingen, ich in Menschenform mit einem Tessaiger, dass nur ein altes Schwert war, er als Dämon, mit einem Schwert, was nicht für den Kampf gemacht war. Als wir vor ihm standen, spürte ich den Unterschied, und auch Sesshomaru spürte ihn, und Naraku musste es am eigenen Leibe fühlen, der Kampf war kurz, ich übernahm die Angriffe, Tessaiger war stärker als vorher, trotz seines schwächlichen Aussehens, ich glaube es war ein Spiegel von mir selber, Sesshomaru parierte die Angriffe, wohl wissend, dass ein Mensch diesen nicht gewachsen wäre. Ich spürte das neue Leben in mir, wusste, dass es von meinem Bruder kam, und dann, wir waren auf gleicher Höhe, Schulter an Schulter, beide unser Schwert hoch erhoben. Es war das erste und einzige Mal, dass ich Angst in Narakus Gesicht gesehen habe. Es war ein eigentümliches Gefühl, ich war stolz, und glücklich, und dann war da nur noch Schwärze. Menschen sind einfach nicht für so was gemacht, was weder Sesshomaru noch ich wussten, war, dass ich seit dieser Nacht mich völlig verändert hatte, wie niemand zuvor.“ Er hat dich gerettet? Ihr seid Brüder gewesen. Ihr habt gesiegt. Ich bin so froh, darum, aber was meinst du damit, du hättest dich verändert? Es waren Stunden ins Land gezogen, seit dem der junge Mann von einer unendlichen Vergangenheit erzählte, von seiner Vergangenheit, und plötzlich riss ein heller Schein Kagome aus ihren Gedanken. Als sie ihren Kopf zur Seite wandte, konnte sie sehen, wie die Sonne über die Berge kroch. Neben ihr stand Inu Yasha auf und ging zum Fenster, um es zu öffnen. In seinen Augen lag ein warmer Glanz, sie schimmerten leicht golden. Dann drehte er sich zu Kagome. „Inu… Inu Yasha?“ gebannt betrachtete sie ihn. Seine Augen leuchteten leicht, waren sie ihn einem dauernden Wechsel von schwarz und gold gefangen, doch seine Haare wollten sie nicht aufhellen, wollten nicht weiß werden. Keine Hundeohren tauchten auf, keine Fangzähne erschienen. Er lächelte. „Ich hab doch gesagt, dass ich mich verändert habe. Ich bin weder Mensch noch Dämon, etwas dazwischen, oder, wie Mihoga es ausgedrückt hatte, meine wahre Gestalt. Ich sehe den Menschen nun sehr ähnlich, ich kann ihre Gefühlsregungen nachvollziehen und kann, wenn ich es möchte auch altern. Trotzdem bin ich körperlich eher ein Dämon, sehr viel älter, als Menschen je werden können.“ Du lächelst, obwohl du kein vollwertiger Dämon bist, oder ist es genau diese Gestalt, dieser Körper der genau zu dir passt, den du wolltest? „Zwei Wochen war ich wohl bewusstlos, doch als ich aufwachte war es ein komisches Gefühl, ich spürte diesen anderen Körper, dieses andere Ich, konnte es aber nicht erklären. Ich brauchte einige Zeit, um damit klar zu kommen, auch mit der neuen Kraft, die mir inne wohnte. Erst da habe ich wohl wirklich bemerkt, dass Sesshomaru mich von den Toten zurückgeholt hatte. Im darauf folgendem Herbst gebar Sango eine kleine Tochter, du hast sie auf dem Gemälde von Miroku gesehen, du hattest wohl immer Recht gehabt, mit deinen Vermutungen, sie nannten sie, in Gedenken an eine gute Freundin, Kagome. Rin und Kohaku, sie waren wie für einander gemacht, als Kagome drei Jahre alt war, waren sie zusammen, ein süßes Paar, und Sesshomaru hatte sich aufgeregt, wie ein Vater, der Angst hatte, dass seiner Tochter etwas passiert. In den folgenden Jahrzehnten starben sie irgendwann wie alle Menschen, aber sie waren glücklich, und haben uns extra die Gemälde für dich hinterlassen, so als 'ne Art Nachricht. Wir Dämonen haben die Jahrhunderte mit Forschen und so was verbracht, Mitte des 17. Jahrhunderts fingen wir an uns andere Namen zu geben, du musst wissen, „richtig töten“ und „Hunde Dämon“ sind doch recht ungewöhnliche Namen, und in einer Zeit wo es immer wenigere Yokais gab, wollten wir uns keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Von 1765 bis ich glaube 1921 haben Sean und ich in Amerika gelebt, zwischendurch auch in Frankreich und Deutschland, auch mal für vier Jahre in Australien. Damals haben wir auch unsere heutigen Namen angenommen, genau wie Michael. Das ist auch der Grund, warum wir uns mittlerweile so nennen, nach gut hundert Jahren gewöhnt man sich an einen Namen. Als wir wieder zurück nach Japan kamen, war es kurz vor dem nuklearen Krieg, Michael und ich wurden eingezogen, Sean zum Glück nicht, er übertrieb immer, als wäre das ein Spiel. Ich denke du kennst Pearl Haber aus dem Geschichtsunterricht. Mein Bruder und ich haben nur überlebt, weil wir Dämonen sind, niemand anderes von unseren Leidensgenossen überlebte diese Kamikazeaktion. Vor 35 Jahren sind wir dann zurückgekommen, zu dieser Zeit blühte Michaels Firma schon, immerhin hatte er sie ja noch im 18. Jahrhundert aufgebaut. Ich hab damals diese Wohnung hier gekauft um der Ahnenkunde nachzugehen.“ „Ahnenkunde?“ Es war so viel Wissen, wovon er erzählte, aber es war unglaublich unfassbar, dass er es wirklich erlebt haben sollte. „Klar, komm ich zeige es dir.“ Er zog sie vom Sofa hoch und ging mit ihr zu der, ewig verschlossenen, blauen Tür, zu seinem Zimmer. Er öffnete sie, sie war nicht verschlossen? Wie konnte dass sein. Er grinste, schien ihre Gedanken zu erahnen. „Sie ist eigenwillig, diese Tür, lässt nur diese hinein, die mich kennen.“ Damit trat er ein, sie folgte, und blieb stehen. Dieses Zimmer war in all seiner Schlichtheit so schön und beeindrucken, es hatte nur zwei Wände, die anderen beide waren verglast und boten eine wundervolle Aussicht auf den Berg Fuji und auf den großen, alten Baum am Tempel, den Kagomes Familie bewachte. Seine spartanische Einrichtung war ganz im Stil der alten Doji-Meister der Schwertkunst gehalten. Es gab nur ein Bett, welches wohl nie benutzt wurde, und einen großen Schrank, von hellem Holz, Ahorn wahrscheinlich. Neben dem Schrank, ganz versteckt, war eine Tür in die Wand eingelassen, man erkannte die nur an den Ritzen in der Wand. „Hier.“ Er war zu einer der Schubladen gegangen und hatte einen alten Bogen Pergaments hervorgezogen. Es war ein Stammbaum. Fasziniert betrachtete Kagome ihn. Wie sie schnell herausfand, war es der Stammbaum von Sango und Miroku. Einige Generationen wurden von silbernen Linien verbunden und einer der letzten Äste beinhaltete den Namen Kazumi Higurashi. Von diesem Namen führten zwei kleinere weiße Linien fort und in kleinen goldenen Kreisen standen Kagome und Sota. „Aber…. Aber?“ Der Hundedämon lachte. „Erstaunlich, nicht wahr. Alle Nachfahren von Sango und Miroku haben diesen Baum nie verlassen, haben immer über ihn gewacht.“ Beide saßen sie vor dem Schrank und lächelten sich an, dann sprach er weiter. „Ich kenne alle deine Vorfahren, zumindest die meisten, und auch deine Mutter, sie weis übrigens alles, was hier vorgefallen ist, sie weis, wer Sean ist, warum du plötzlich weg warst und so weiter.“ „Dass ist jetzt nicht dein Ernst? Meiner Mutter sagt ihr das alles, aber mir könnt ihr die Wahrheit nicht anvertrauen?“ Er seufzte. „Ich habe deine Mutter schon vor Jahren eingeweiht, noch bevor du durch den Brunnen in unsere Zeit kamst, zu Anfang wollte sie mir nicht glauben, doch irgendwann verstand sie und ich wollte dich ja auch kein Jahr warten lassen, aber vor fünf Jahren tauchten hier plötzlich diese Jäger auf, vorher hatten sie uns kaum belästigt, aber von einem Tag auf den anderen. Ich habe Sean nach England geschickt, und bin selber nach Osaka gegangen, habe dort verschiedene Studiengänge absolviert und vor wenigen Monaten bekam ich plötzlich den aufgeregten Anruf, dass du in Seans Klasse seiest. Wir wussten nicht genau, wie viele Jahre vergangen waren, seit dem du nicht mehr in unsere Vergangenheit konntest, also hat er es herausgefunden.“ So einfach war das also alles gewesen? Er war die ganze Zeit da gewesen, hatte gelebt? „Warum?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Warum hast du mich so lange warten lassen?“ Sie spürte, wie die Tränen ihren Lauf nahmen. Doch er legte nur sanft die Arme um sie. „Ich hätte dir das so gerne erspart, Kagome, aber für uns, macht ein Jahr mehr oder weniger auch nicht mehr viel Unterschied. Wir mussten fünfhundert Jahre warten, fünfhundert Jahre haben wir nach Narakus letztem Abkömmling gesucht, fünfhundert Jahre habe ich auf dich gewartet.“ Vorsichtig strich er eine Träne fort, und legte dann seine Lippen auf die ihre. Mit der ungebundenen Kraft des Wartens, explodierte dieses Gefühl, der Wärme, der Geborgenheit, der Liebe. Langsam legte sie ihre Arme um ihn, schmiegte sich an ihn, wollte ihn nie mehr gehen lassen, ließ sich fallen. Er hielt sie fest, ließ sie seine Sehnsucht spüren, wie lange er wohl auf diesen Moment gewartet hatte? Sicherlich länger als sie selbst. Erst als die verräterische Luft ihnen zu knapp wurde, lösten sie sich von einander und Kagome lächelte. „Und dafür musstest du ausgerechnet fünfhundert Jahre brauchen?“ Er lachte, warm, herzlich, liebevoll. „Was ist eigentlich mit Tessaiger passiert? Du kämpfst jetzt mit zwei Schwertern.“ Er nickte. „Stimmt, aber das eine davon ist Tessaiger, ich habe es erneuert, mit Michaels Hilfe.“ „Und das andere?“ „… ist ein Fangzahn von meinem Bruder.“ Er grinste. „Ist das wahr?“ „Ja, er hat es mir vor 346 Jahren geschenkt.“ „Auch wenn ihr euch wie immer die kalte Schulter zeigt, hassen tut ihr euch nicht, nicht wahr?“ „Ah, sagen wir mal so, wir kommen miteinander klar.“ „Ich habe da noch eine Frage.“ „So, was denn?“ Langsam stand er mit ihr auf, verstaute die heiligen Schriften und sah sie dann an. „Was ist mit dem Juwel der vier Seelen passiert.“ Überrascht stieß er seine flache Hand gegen die Stirn. „Ich wusste doch, dass ich was vergessen habe. Ich werde es dir erklären.“ In diesem Moment klingelte es an der Türe. „Ach verflucht, immer zu den ungünstigsten Momenten.“ Schnell verließ er das Zimmer und eilte zur Haustüre. Langsam folgte sie ihm, hörte seine Stimme. „Ach hallo, Akemi, wir sprachen gerade von dir. Ist Michael schon zu Hause gewesen? Ich habe Sean mit seinem Wagen vorbeigeschickt.“ Eine recht hochnäsige Stimme antwortete ihm. „Ja, er war schon bei mir gewesen, aber er ist wieder weg, musste noch irgendeine Party von dir aufräumen. Ich bin hergekommen, weil ich dir dein Feuerrattengewand wieder geben wollte.“ Zum Schluss hin war die Frau immer freundlicher geworden und Kagome hatte das ungute Gefühl, sie zu kennen. Und es wurde bestätigt, als sie sah, wer im Türrahmen stand. Ein schwarzhaarige, elegant gekleidete Frau, mit feuerroten Augen reichte Inu Yasha ein Packet. „Aber, das, das ist doch Kagura?“ Lachend wies Der Hundedämon auf die Kette um Kaguras Hals, war es wirklich das Shikon no Tama? „Und genau für sie haben wir das Juwel benutzt, damit sie auch noch leben konnte, nach dem Naraku gestorben war.“ „Aber, aber warum denn? Ist sie nicht unsere Feindin?“ Missbilligend betrachteten die Blutroten Augen das junge Mädchen. Dann sah sie den jungen Mann vor sich an. „Sie hat sich wirklich kaum verändert Daniel, aber egal. Was haltet ihr davon, mal bei uns Essen zu kommen?“ Er grinste. „Wenn du dir das wirklich antun willst, du weist doch, dein Mann und ich, wir verstehen uns nicht sonderlich.“ „Einen Abend werdet ihr es schon schaffen.“ Damit drehte sie sich um, winkte noch einmal kurz und ging. Als die Tür verschlossen war, fragte Kagome leise. „Wer ist denn ihr Mann.“ Seufzend legte Inu Yasha das alte Priestergewand auf sein Bett. „Sesshomaru, fürchte ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)