Fate von Mona-Kaiba (Das Leben von Uranus und Neptun im alten Silvermillennium) ================================================================================ Prolog: Like ocean and wind --------------------------- Der Planet Uranus. Von Weitem eine Kugel aus Gas, unbewohnbar. Von Nahem die Heimat vieler tausend Menschen und Tiere. Ein Planet, dessen Begebenheiten Menschen und Tiere anziehen, welche sich zu der Luft hingezogen fühlen. Ein Planet, auf dem die Luft niemals still steht, wo immer eine sanfte und angenehme Briese weht. Solch eine Briese, nach der man sich an warmen Sommertagen sehnte. Regiert wurde Uranus von König Gale und seiner Frau, Königin Windy. Nur sie und ihre Nachkommen waren in der Lage die Botschaft des Windes zu verstehen. Wann immer ihnen Gefahr drohte oder Glück auf sie zu kam, wusste es der Wind zuerst und teilte es ihnen mit. Selbst als die Königin ein Kind erwartete, wusste der Wind es vor ihr und als Prinzessin Haruka endlich geboren wurde, da umkreiste sie der Wind und verkündete, dass sie eine besondere Prinzessin seien würde. Sie würde nicht nur den Uranus eines Tages regieren, sie würde auch die ehrenvolle Aufgabe erhalten, mit zwei anderen das Sonnensystem vor Eindringlingen zu schützen. Als Kind jedoch genoss die junge Prinzessin mit den krausen blonden Haaren und dem burschikosen Auftreten ihre Freiheit. Wann immer sie eine Gelegenheit wahrnahm um aus dem Palast zu flüchten, nutzte sie diese und stürmte in die Stadt, die dem Palast am Nächsten war. Sie tobte sich mit anderen Kindern in ihrem Alter aus und lauschte dem Wind, welcher ihr lustige Sachen ins Ohr flüsterte. Doch je älter Prinzessin Haruka von Uranus wurde, desto mehr begannen ihre Eltern, sie in die Regierungsangelegenheiten mit einzubeziehen. Sie wurde unterrichtet in allen Dingen, die sie eines Tages als Königin brauchen würde. Auch auf ihre Aufgabe, den Schutz des Sonnensystems, wurde sie vorbereitet. Wenn man einmal von dem Nahkampfunterricht absah, war Haruka jedoch keine sehr willige Schülerin. Sie langweilte sich oft und gab sich keinerlei Mühe. Sie vertrieb mit ihrer vorlauten Art die Lehrer und flüchtet häufig einfach von dem Unterricht, um wie in alten Tagen die Hauptstadt Uran zu besuchen. Jenen Ort, an dem sie als Kind so frei und glücklich gewesen war. König Gale, ihr Vater, erzürnte mehr und mehr über das Verhalten seiner Tochter. Schließlich war er so wütend, dass er es Haruka ganz und gar verbot, die Mauern des Palastes zu verlassen. Er machte sie zur Gefangenen in ihrem eigenen Zuhause. Zu einer Gefangenen im goldenen Käfig, wie die Menschen auf der weit entfernten Erde es immer sagten, wenn sie von den Prinzessinnen im Sonnensystem redeten. Haruka einzusperren war jedoch ein Fehler, der sehr fatale Folgen hatte. Haruka brauchte ihre Freiheit. Ohne sie ging sie zu Grunde. So wurde sie nach wenigen Wochen in Gefangenschaft, bereits sehr krank. Kein Arzt konnte ihr helfen, niemand kannte ein Gegenmittel. Nur Königin Windy wusste, was zu tun war, um ihre Tochter zu heilen und so hob sie das Verbot des Königs wieder auf und Haruka war kurze Zeit später wieder genesen. Prinzessin Haruka war nicht nur für ihre freiheitsliebende Art bekannt, sondern vor allem dafür, dass sie sich wie ein Junge gab. So hatte sie sich eines Tages einfach die Schere gegriffen und die langen lockigen Haare selbst geschnitten, bis sie ganz kurz waren. Seit dem trug sie ihr Haar immer kurz und strubbelig, obgleich ihren Eltern das missfiel. Auch ihre Kleidung entsprach nicht der einer jungen Prinzessin des Silvermillennium. Schon als Kind hatte Haruka immer lässige Kleidung vorgezogen. Sie fand Hosen schon immer bequemer und wann immer sie konnte, verzichtete sie auf die engen Kleider und unpraktischen Röcke, um stattdessen in eine bequeme Hose zu schlüpfen. Ja selbst wenn Haruka gezwungen war, an einem festlichen Ball teilzunehmen, tauchte sie nicht in einem eleganten Ballkleid auf, sondern in einem schicken Anzug, wie alle adeligen Männer des Silvermillennium sie trugen. Es war, als währe sie der Junge, welchen ihr Vater sich immer gewünscht, aber nie bekommen hatte. Nur deswegen beschloss ihr Vater schließlich, sich nicht mehr darüber aufzuregen, wie seine Tochter sich gab. Er hoffte jedoch, dass sie sich ändern würde, wenn sie erst einmal einen Mann kennen gelernt hatte, der ihr zusagte und sie gerne in Kleider sah. Um ihr die Wahl zu erleichtern, gaben der König und die Königin des Uranus nach Harukas 16. Geburtstag jeden Monat einen Ball nur zu ihren Ehren. Es wurden nur Prinzen, Grafen und Herzöge aus den besten Familien eingeladen. Doch Haruka interessierte sich für keinen von ihnen. Egal wie reich, schön und intelligent die Männer waren, egal wie sehr sie Haruka den Hof machten und egal wie sehr ihre Eltern sie mochten, Haruka mochte keinen von ihnen, zumindest nicht als ihren zukünftigen Ehemann. Und auch als Freunde waren sie wenig geeignet. Selten fand Haruka jemanden, mit dem sie sich lange und gut unterhalten konnte und so waren ihre Eltern nach zwölf endlosen Festen schließlich am Ende ihrer Latein. Die letzte Hoffnung war der Maskenball auf dem Mond, welcher zu Ehren des 16. Geburtstags der hübschen Mondprinzessin Serenity gegeben wurde. Vor diesem Ball jedoch graute es Haruka besonders und so hatte sie alles versucht, um sich davor drücken zu können, doch es half alles nichts. Hingehen musste sie. Nicht einmal, weil ihr Eltern es unbedingt wollten, sonder weil sie und ihre Familie der mächtigen Mondkönigin untergeben waren. Würden sie nicht kommen, würde das als eine Beleidigung der Prinzessin des Mondes angesehen werden und dies konnte sehr schlimme Folgen haben. Zu Schlimme, um dieses Risiko einzugehen und das verstand sogar Haruka. Dennoch schwor sie sich, dass dies der letzte Ball seien würde, an dem sie teilnahm. Ganz gleich, was ihre Eltern sagen würden. Doch Prinzessin Haruka wusste ja zu dieser Zeit noch nicht, dass dieser Ball ihr jetziges und auch ihr nächstes Leben für immer verändern würde... ~*~ Der Planet Neptun. Von Weitem eine Kugel aus Gas, unbewohnbar. Von Nahem die Heimat vieler tausend Menschen und Tiere. Ein Planet, dessen Begebenheiten Menschen und Tiere anziehen, welche sich zum Wasser hingezogen fühlen. Ein Planet, der Komplett mit Wasser bedeckt ist. Wasser, welches Gedanken lesen kann und seine Begebenheiten jenen anpasst, die es berühren. So kann man auf dem Wasser gehen und stehen oder darin schwimmen und tauchen, je nachdem, was man sich wünscht. Regiert wurde Neptun von König Triton und seiner Frau, Königin Rain. Nur sie und ihre Nachkommen waren in der Lage, die Botschaft des Meeres zu verstehen. Wann immer ihnen Gefahr drohte oder Glück auf sie zu kam, wusste es das Meer zuerst und teilte es ihnen mit. Auch hier wusste das Meer bereits vor der jungen Königin, dass sie ein Kind erwartet und auch hier wurde die Prinzessin des Neptun Michiru von dem Meer als eine besondere Prinzessin gepriesen, deren Aufgabe es einmal seien würde, dass Sonnensystem zu schützen. Michiru war eine Prinzessin, wie man sie sonst nur aus den alten Märchen von Silvermillennium kannte. Ihre Schönheit war im ganzen Sonnensystem bekannt und oft behaupteten manche sogar, dass sie schöner war, als die Mondprinzessin selbst. Die Prinzessin des Neptuns war schon als Kind ruhig und friedlich. Sie gehorchte immer ihren Eltern und folgte artig dem Unterricht. Nur manchmal zog sie sich zurück, um dem Rauschen des Meeres zu lauschen und den Liedern, die es ihr sang. Im Gegensatz zur Uranusprinzessin, war die Neptunprinzessin von klein auf eine Dame. Ihre langen Haare, die so türkis waren wie das Meer und in sanften Wellen über ihre Schultern vielen, trug sie immer offen, nur zu Festen wurden sie manchmal hochgesteckt. An Hosen war bei Prinzessin Michiru des Neptuns nicht zu denken. Sie trug nur elegante Röcke und Kleider. Zu Festen trug sie die schönsten Ballkleider und so waren alle Blicke immer nur auf sie gerichtet, ganz gleich, wo die Familie des Neptuns erschien. Und so nahmen alle an, dass es nicht schwer würde, einen jungen Mann für die Prinzessin zu finden. Viele Männer kamen von weit her, um bei König Triton um die Hand seiner schönen und intelliegenten Tochter an zu halten, doch keiner war dem König gut genug und so gaben auch er und seine Frau Rain ab Michirus 16. Geburtstag, jeden Monat einen Ball, da es unmöglich erschien, alle Männer, die der König für geeignet hielt, auf einmal einzuladen und zu begutachten. Hatte sich Michiru einmal mit einem der Freier gut verstanden, so wurde er auch zum nächsten Ball wieder eingeladen. Immerhin sollte die Prinzessin so bald wie möglich heiraten und einen Thronfolger oder eine Thronfolgerin zur Welt bringen. Im Gegensatz zur Uranusprinzessin, fand die Neptunprinzessin gefallen an diesen Bällen. Sie mochte es, wenn alle Aufmerksamkeit nur ihr galt. Sie genoss es, von all den jungen Männern umgarnt und von all den jungen Frauen beneidet zu werden. Dennoch, auch Prinzessin Michiru fand keinen Mann, der ihr als Ehemann zusagen würde. Mit einigen von ihnen hatte sie sich gut unterhalten und mit vielen hatte ihr das Tanzen besonders Spaß gemacht, aber sie hatte sich in keinen von ihnen verliebt. Sie hielt niemanden von ihnen für geeignet König des Neptuns und Vater ihrer Kinder zu werden und so waren auch ihre Eltern bald am verzweifeln. Sie hatten doch so ein gutes Kind und so viele Männer begehrten sie. Doch die Prinzessin hatte sich jedem noch so attraktiven Prinzen verweigert. Also war auch hier der Ball zu Ehren der Mondprinzessin die letzte Chance. Doch wenn die Eltern gewusst hätten, dass mit diesem Ball all ihre Pläne für immer zerstört würden, hätten sie sicher anders gehandelt... ~~~ Ich weis, es war noch nicht viel Handlung im Prolog, doch ab dem nächsten Kapitel, wird es dann interessant, denn Haruka und Michiru begegnen sich auf dem angekündigtem Ball, wo es eine folgenschwere Verwechslung gibt. Ich hoffe das Kapitel hat euch wenigstens etwas gefallen und ihr bleibt dran! Kapitel 1: The ball ------------------- „Kind, bitte! Nur heute! Nur ausnahmsweise!“, flehte König Gale des Uranus seine Tochter an, als diese in einem eleganten weißen Smoking im Thronsaal erschien. Stolz wie ein Krieger stand Haruka da. Ihr Smoking hüllte ihren weiblichen Körper ein und hätte sie nicht diese weiblichen Gesichtszüge, hätten sie wahrscheinlich sogar ihre Eltern für einen Mann gehalten. „Nein.“, war die einfache Antwort, die Prinzessin Haruka für ihren Vater hatte. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen und kein Flehen der Welt würde diese wieder ändern können. „Aber Kind, du siehst ja aus wie ein Junge.“, kam es nun von Königin Windy, die nicht weniger flehend drein blickte. „Unter deiner Maske wird keiner erkennen, dass du Haruka, Prinzessin von Uranus bist.“ „Außerdem wird dich so doch niemals einer der edlen Prinzen zum Tanzen auffordern.“, fügte der König noch hinzu. Offenbar war er tatsächlich der Meinung, dass das seine Tochter umstimmen würde. „Um so besser.“, kam es jedoch grinsend von dieser, ehe sie sich ihre weiße Maske schnappte und sich auf den Weg zu dem Portal machte, welches sie und ihre Eltern in den Mondpalast bringen würde. Auf jedem Planeten gab es ein solches Portal, nur so konnte man zwischen den verschiedenen Planeten hin und her reisen. Man musste nur das betreffende Zeichen auf der Konsole des Tores auswählen und durch das Portal gehen und schon war man auf dem gewünschten Planeten. So waren Haruka und ihre Eltern auch in Kürze an ihrem gewünschten Ziel angekommen. Dem Mondpalast. Ein Palast, dessen Schönheit den Palast von Uranus beiweiten übertraf. Haruka hatte nie verstanden wieso. Immerhin war der Mond so ziemlich der kleinste Himmelskörper überhaupt in diesem Sonnensystem. Wenn man einmal von den vielen Meteoriten absah, die aber unbewohnbar waren. „Kind, wenn du schon so herumlaufen musst, dann benimm dich wenigstens anständig und fall ja nicht auf!“, flüsterte der König seiner sturen Tochter zu, während sie gemeinsam in den Ballsaal des Palastes gingen. „Das geht niemals gut.“, seufzte die Königin und wedelte sich mit der Hand etwas Luft zu. „Wir sollten besser dafür sorgen, dass Haruka die Feier irgendwie verlassen kann, bevor die Masken abgenommen werden.“, wandte sich Windy dann mit ernster Miene an ihren Mann, welcher nur nickte. Die beiden Eltern der Uranusprinzessin nörgelten noch, bis sie endlich im Ballsaal angekommen waren. Dort verschwand Haruka sofort in der Menge der vielen maskierten Gäste. Sie hatte das Gejammer ihrer Eltern satt. Immerhin war sie ja nicht freiwillig hier. Nachdem Haruka sich mitten unter die vielen Gäste gemischt hatte, hatten selbst ihre Eltern keine Chance mehr, sie ausfindig zu machen und so suchte sie sich nun ein ruhiges Plätzchen und blickte sich etwas um. Da alle Gäste hier geladen waren, musste sie zumindest einige von ihnen kennen. Immerhin war sie vor allem schon vielen Prinzen, Grafen und Herzogen begegnet. Gelegentlich hatte sie auch deren Eltern kennen lernen müssen. Doch hier erkannte sie niemanden und sie selbst würde in diesem Aufzug sicher auch niemand erkennen. Es würde also ein angenehm ruhiger Abend werden und womöglich konnte sie ja sogar auch eher flüchten, wenn ihre Eltern sich wirklich etwas einfallen ließen. Bis dahin musste Prinzessin Haruka nur ganz ruhig dastehen und konnte nebenbei die Leute etwas beobachten. Doch Haruka packte schnell die Langweile. Nur so an Ort und Stelle stehen und sich einfach nur umsehen war nicht so ihr Ding. Sie war ja eher die Aktivere. Doch das Einzige, was sie hier hätte tun können, wäre Tanzen und das kam aus mehreren Gründen nicht in Frage. Also blickte sich die Uranusprinzessin weiter um und irgendwann viel ihr Blick auf eine junge Frau. Sicher eine Prinzessin, immerhin schmückte eine dezente silberne Krone ihr Haupt und sie trug ein Ballkleid, das nur einer Prinzessin würdig war. Wüsste es Haruka nicht besser, müsste sie fast meinen, die Mondprinzessin selbst steckte hinter der weißen Maske. Doch Haruka hatte Serenity schon einmal gesehen und sie wusste, dass diese blond war und eine unverkennbare Frisur hatte. Diese Prinzessin aber hatte Türkis Haare, welche sie offen trug. Sie konnte also nicht die Mondprinzessin sein. Dennoch, sie war eine Schönheit. Trotz der Maske war das unverkennbar. Schon allein deswegen, weil die unbekannte Prinzessin umringt war von vielen jungen und sicher ebenso attraktiven Männern. Irgendwie fühlte sich Haruka zu dieser Prinzessin hingezogen. Sie verspürte einen intensiven Drang zu ihr zu gehen und sie an zu sprechen. Doch im letzten Moment hielt sie inne. Sie konnte doch nicht einfach auf diese Prinzessin zugehen und sie ansprechen. Und selbst wenn doch, was hätte sie sagen oder tun sollen? Haruka wollte sich gerade abwenden, als die schöne Prinzessin plötzlich vor ihr stand. Haruka hatte einen Moment die Gelegenheit in ihre tiefblauen Augen zu sehen und sich darin zu verlieren. Auf einmal fühlte sie sich so leicht, als würde sie auf dem Wasser treiben. Normalerweise war Haruka nicht so interessiert am Schwimmen, aber das Gefühl, von warmem Wasser, welches sie gerade umhüllte, war unbeschreiblich schön. „Sie sehen so verloren aus.“, stellte die Türkieshaarige fest, die natürlich Prinzessin Michiru des Neptun war, aber das wusste Haruka selbstverständlich nicht. Wie sollte sie auch, sie waren sich nie begegnet und hatten nie von einander gehört. Erschrocken kehrte Haruka aus ihren Gedanken zurück. Das angenehm warme Wasser, auf welchem sie fasste zu schweben schien, war plötzlich verschwunden und zurück blieb eine schmerzhafte Leere. „Eh...“, war daher alles, was Haruka sagen konnte, nachdem sie langsam begriffen hatte, dass sie noch immer in dem Ballsaal war. „Haben Sie jemanden verloren?“, fragte die Neptunprinzessin weiter, als sie sah, dass Haruka nur noch verwirrter drein schaute. Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen und ihre Augen blickten Haruka vertrauensvoll an. So als würden sie sich schon ewig kennen. Haruka schüttelte hastig den Kopf, als sie bemerkte, wie dumm und auffällig sie sich gerade verhalten haben musste. Fast war es ihr unangenehm, vor allem vor der hübschen Prinzessin, die ihr fremd war. „Nein.“, meinte sie schließlich. „Nein, ich war eher... auf der Suche nach jemanden.“, versuchte die Uranusprinzessin zu erklären. Sie konnte ja schlecht sagen, dass sie die Leute beobachtete und darauf wartet wieder gehen zu dürfen. Michiru fing sofort an zu kichern, wobei sie sich vornehm die Hand vor den Mund hielt. Haruka blickte sie etwas entgeistert an. „Was lachen Sie denn da?“, fragte sie schließlich und klang etwas beleidigt. „Verzeihung.“, Michiru blickte ihren Gegenüber entschuldigend an. Es war sicher nicht ihre Absicht den fremden ‚Prinzen’ zu verärgern. „Aber wissen Sie, ich habe Sie gefragt, ob Sie jemanden verloren haben und Sie haben geantwortet, dass Sie nur jemanden suchen.“, erklärte die Neptunprinzessin und kicherte erneut. Erst jetzt viel Haruka auf, wie unlogisch das doch war und nun kam auch sie nicht darum herum kurz aufzulachen. „Jetzt wo Sie es sagen.“, schmunzelte sie. „War schon etwas dumm.“ Erneut hatte sie sich vor der Prinzessin lächerlich gemacht, das war offenbar einfach nicht ihr Tag. Vielleicht sollte sie sich ja einfach verabschieden und irgendwohin flüchten? Doch so einfach war das nicht, denn die unbekannte Prinzessin lächelte sie so liebevoll an und sie würde es sicher missverstehen, wenn Haruka einfach so abhauen würde. Also musste sie die Augen zu machen und einfach da durch. „Also sind Sie mit ihrer Freundin hier?“, erkundigte sich Michiru schließlich interessiert und blickte sich etwas um, ob vielleicht eine Frau in der Nähe war, die ebenfalls jemanden zu suchen schien. „Was?“, wunderte sich Haruka und legte den Kopf leicht schief. Wieso sollte Haruka eine Freundin mitgebracht haben? Das schickte sich am Hof doch gar nicht. „Na, ihre Freundin. Oder ihre Frau. Sie haben sie doch sicher mitgebracht?“, erläuterte Michiru und blickte Haruka, welche sie nach wie vor für einen Prinzen hielt, interessiert an. Haruka war noch immer völlig verdutzt. Freundin? Frau? Wie kam die Prinzessin auf solch einen Unfug? Doch schließlich machte es bei Haruka klick. Sie sah ja aus wie ein Mann. Sie trug einen Anzug, der ihre weiblichen Rundungen verbarg und ihre weiblichen Gesichtszüge wurden von der Maske verdeckte. Woher sollte die fremde Prinzessin die Wahrheit wissen? Verlegen räusperte sich Haruka und antwortete schließlich. „Nein, ich bin alleine hier.“. Es war ihr etwas unangenehm, Michiru zu belügen, doch wenn sie ihr die Wahrheit gesagt hätte, währen nur unangenehme Fragen aufgekommen und das wollte Haruka vermeiden. „Also haben sie keine Frau oder Freundin?“, fragte Michiru zur Sicherheit noch einmal nach und erneut blickte sie äußerst gespannt drein, während sie auf die Antwort wartete. Doch Haruka sagte nichts weiter und schüttelte nur mit dem Kopf. „Das freut mich.“, lächelte Michiru darauf glücklich. „Wieso?“, wunderte sich Haruka und erhielt als Antwort erst einmal nur ein geheimnisvolles Lächeln. Doch dieses Lächeln machte Haruka neugierig. Was steckte wohl dahinter? Wer steckte hinter dieser Maske? Was für eine Person war es wohl, die solche wunderhübschen Augen besaß, in denen man sich gerne verlieren wollte? „Weil ich Sie so bitten kann, mit mir zu tanzen.“, erklärte Michiru schließlich. „Es wäre schließlich unhöflich jemand liierten um einen Tanz zu bitten.“, fügte sie dann noch hinzu und noch immer strahlte ihr Gesicht so viel Freundlichkeit und Vertrauen aus. Haruka legte den Kopf schief. „Wieso gerade ich?“, fragte sie die fremde Prinzessin verwundert. „Sie kennen mich doch gar nicht und ich kenne Sie nicht!“, stellte die Uranusprinzessin fest und die Verwunderung war ihr nach wie vor ins Gesicht geschrieben. Sie würde jedenfalls nie auf die Idee kommen, jemand fremdes um einen Tanz zu bitten, auch nicht, wenn sie gerne tanzen würde. „Das ist richtig.“, nickte Michiru und begann erneut, kurz zu kichern. Nicht aber um Haruka zu beleidigen, sondern lediglich, weil sie deren verwunderter Blick amüsierte. „Wenn ich Sie kennen würde, dann hätte ich Sie bereits erkannt.“ „Auch unter der Maske?“, erkundigte sich Haruka interessiert. „Auch unter der Maske.“, nickte Michiru lächelnd. „Beeindruckend.“, stellte die Uranusprinzessin anerkennend fest. „Und? Tanzen Sie nun mit mir?“, erkundigte sich Michiru schließlich und blickte Haruka hoffnungsvoll an. Ob das ratsam wäre? Haruka hatte Zweifel. Sie konnte doch nicht einfach mit einer fremden Frau tanzen. Schon gar nicht hier auf diesem Ball. Unsicher blickte sich Haruka nach ihren Eltern um. Doch sie konnte sie von ihrer Position aus nicht entdecken und auch sonst sah sie niemanden, der sie erkennen könnte. Irgendwie reizte es Haruka ja, mit der hübschen Fremden zu tanzen. Nicht zuletzt, weil sie etwas an sich hatte, was Haruka in ihren Bann zu ziehen schien. Irgendetwas, was sich Haruka einfach nicht erklären konnte. Aber schließlich wusste hier auf dem Ball ja niemand, wer sie war und sie würde die fremde Prinzessin ja nie wieder sehen. „Warum nicht.“, nickte sie daher lächelnd. So begannen die beiden zu tanzen. Immer weiter und weiter. Sie tanzten und tanzten und tanzten. Stundenlang und ohne Pause. Zum ersten Mal, seit Haruka tanzen gelernt hatte, hatte sie wirklich Spaß daran. Die fremde Prinzessin war eine hervorragende Tänzerin. Außerdem konnte Haruka ihr während des Tanzens in die Augen sehen und darin ertrinken. Das wiederum schürte in ihr den Wunsch, dieser Abend würde niemals enden. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihr und ihrer Tanzpartnerin vor. So kam ganz plötzlich und unerwartet ein starker Windzug auf, welcher zuerst das Meer zum Tosen brachte und schließlich durch die offenen Balkontüren in den Ballsaal wehte und Haruka ins Gesicht blies. Sofort blieben die beiden Tanzenden wie angewurzelt stehen. Lauschten den Botschaften die ihnen durch Wind und Meer übermittelt wurden und spürten schließlich die drohende Gefahr. Reflexartig blickten sie zu einer der offenen Balkontüren hinaus. Sie ahnten nicht, dass sich der Erdenprinz und die Mondprinzessin ganz in ihrer Nähe gerade die ewige Liebe schworen und damit ihr aller Schicksal für immer besiegelten. Doch sie ahnten, dass auf dem Balkon etwas vorging, was ihnen allen Unheil bringen würde. „Das ist nicht gut.“, flüsterte Haruka schließlich. „Überhaupt nicht gut.“, nickte Michiru zustimmend, während sie beide sich noch immer in Tanzposition befanden. Die Beiden sahen die Liebenden nicht, die ihren Schwur mit einem Kuss besiegelten, sie blickten einfach nur in die klare und kalte Nacht. Schließlich wandten sie ihre Blicke von der Balkontür ab und einander zu. „Was meinst du?“, fragte Haruka schließlich, da sie sich wunderte, wieso Michiru ihr zugestimmt hatte. „Ich kann die Botschaft des Meeres verstehen.“, erklärte Michiru und legte instinktiv die Hand auf ihre linke Brust. Da wo ihr Herz war, ihr Herz, welches tief verbunden war mit dem Meer. „Ich spüre, wie das Meer zu tosen beginnt. Es warnt mich. Heute. Hier. Da ist irgendetwas geschehen, etwas, was uns großes Unheil bringen wird.“ Haruka nickte verständnisvoll. „Ich kann die Botschaft des Windes verstehen. Er hat dasselbe gesagt.“ Und genau das sollte sie alle beunruhigen. Doch außer ihnen schien niemand etwas gemerkt zu haben, alle Tanzten und redeten fröhlich weiter. Michiru blickte ihrem ‚Prinzen’ eine Weile durchdringend in die Augen und gerade als sie sich nach dessen Namen erkundigen wollte, packte eine unbekannte Frau Haruka am Ärmel und zog sie von ihr weg. So schnell, dass Michiru sie schon bald aus den Augen verlor und etwas geknickt zurück blieb... ~~~ Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und vielen Dank für die Kommentare zum Prolog. Kapitel 2: Destiny ------------------ Es war der Morgen nach dem Ball. Prinzessin Michiru saß zusammen mit ihren schweigsamen Eltern am Frühstückstisch. Auch sie selbst war recht ruhig. Sie schaute auf den gestrigen Abend zurück und erinnerte sich an den unbekannten Prinzen, der mit ihr getanzt hatte. Dabei kamen irgendwie gemischte Gefühle in ihr auf. Einerseits wusste sie nicht, wann sie jemals so viel Freude am Tanzen gehabt hatte und andererseits wusste sie nicht einmal, wer ihr diese Freude bereitet hatte. Ihr Prinz war ganz plötzlich von einer unbekannten Frau fortgezogen worden und den Rest des Abends hatte ihn Michiru nirgends erblicken können. Sie wusste weder seinen Namen, noch wo er her kam. Sie wusste ja nicht einmal mit Sicherheit, dass er wirklich ein Prinz war, obgleich er auf sie so gewirkt hatte. Aber er hätte genauso gut ein Graf oder Lord oder Herzog sein können. Wie also sollte Michiru diesen Mann finden, wenn sie nicht einmal annähernd wusste, nach was sie suchte. Das Einzige, was Michiru ganz sicher wusste, war, dass ihr vermeintlicher Prinz wundervolle blaue Augen hatte. Wenn man in sie hinein sah, hatte man sofort das Gefühl von einer sanften Briese erfasst und sanft davon getragen zu werden. Man hatte einen Moment das Gefühl fliegen zu können und gänzlich frei zu seien und obgleich Michiru ihr Leben als Prinzessin und Thronerbin des Neptun genoss, so sehnte auch sie sich so manches mal nach Freiheit. „Sag mal, mein Kind.“, begann Triton, der König des Neptuns, schließlich und riss seine Tochter damit aus ihren Gedanken. „Wer war denn der junge Mann, mit dem du gestern Abend so lange getanzt hat?“, fragte er interessiert. Ein Hauch Freude war in seinen Gesichtszügen zu erkennen. Er hörte schon die Hochzeitsglocken läuten und sah sich schon ein Zimmer für sein erstes Enkelkind einrichten. Er wusste nicht einmal warum, aber er war sich sicher, dass der Mann von gestern Abend Michirus Traumprinz war und sie nun nichts mehr gegen eine Hochzeit einzuwenden haben würde. „Wenn ich das wüsste.“, war die ernüchternde Antwort von Michiru. „Du hast die halbe Nacht mit ihm getanzt und ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt?“, kam es mit entsetzter Miene von Triton. Er kannte seine Tochter sonst höflicher. Es gehörte immerhin zur Etikette, sich seinem Gegenüber vorzustellen und gleichzeitig nach seinem Namen zu fragen. Michiru blickte beschämt auf den Teller vor ihr. „Es hat sich leider nicht ergeben.“, erklärte sie kleinlaut. „Weist du denn überhaupt etwas über ihn?“, kam es nun etwas verzweifelt von Königin Rain, welche nicht weniger erwartet hatte, dass bald eine Hochzeit anstehen würde. Ein schwaches Nicken kam von Michiru, welche noch immer ihren Teller anstarrte. „Ich bin mir sehr sicher, dass er ein Prinz ist.“, verkündete sie. „Hat er dir das gesagt?“, hakte ihre Mutter nach. Am Ende war der besagte Prinz nur ein Vagabund der sich irgendwie in den Palast geschlichen hatte. „Nein.“, musste die Neptunprinzessin zugeben. „Aber er kann die Botschaft des Windes verstehen. Solche Fähigkeiten haben doch nur Mitglieder der hiesigen Königshäuser, oder nicht?“ Michiru wusste ja nicht viel über die anderen Königshäuser, aber das wusste sie. Die Eltern tauschten verwunderte Blicke miteinander aus und gaben ihrer Tochter nur ein zögerliches Nicken als Antwort. Michiru fühlte sich damit bestätigt und sah keinen Grund mehr, noch länger bei Tisch zu verweilen. So tupfte sie sich vornehm mit einer Serviette den Mund ab und verabschiedete sich von ihren Eltern. Königin Rain wartete, bis ihre Tochter den Raum verlassen hatte und wendete sich dann mit fragendem Blick an ihren König. „Die Botschaft des Windes?“, fragte sie verwundert. „Das können nur die vom Uranus.“, erkannte Triton. „Doch die haben nur eine Tochter und die war laut Königin Windy aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend.“, grübelte er. „Ja, aber was wenn...“, begann Rain schließlich und neigte ihren Kopf leicht zu ihrem Mann hin. „Was ist, wenn der König einen unehelichen Sohn hat und dieser gestern Abend anwesend war?“. flüsterte sie ihm, mit einem Hauch von Entsetzten in der Stimme, zu. „Nein, das glaube ich nicht.“, antwortete Triton kopfschüttelnd. Seine Frau war mit Königin Windy befreundet, schon seit Jahren und so kannte sie auch König Gale etwas, allerdings hatte sie nie eine positive Meinung von ihm gehabt und so war es nicht verwunderlich, dass sie so dachte. „Aber wie sonst, soll dann ein junger Mann auf dem Ball die Botschaft des Windes verstehen können?“, wunderte sich Raine. „Wer weiß.“, entgegnete ihr Mann nur. „Wir sollten uns jetzt lieber erst einmal um den Auftrag der Königin kümmern.“, beschloss er dann und erhob sich. „Also hole unsere Tochter bitte zu uns, es wird Zeit, dass sie alles über ihre wichtige Mission erfährt.“ Rain tat wie ihr geheißen und fand Michiru schließlich bei ihrer liebsten Beschäftigung wieder, dem Schwimmen. Wie es sich für die Prinzessin des Neptuns gehörte, war sie ganz und gar eins mit dem Wasser und das machte Rain stolz. Die Neptunprinzessin selbst, bemerkte die Anwesenheit ihrer Mutter gar nicht. Sie war viel zu sehr versunken in ihren Gedanken um den gestrigen Abend und ihren Prinzen. Michiru war sich sicher, er hatte ihr Herz erobert. Anders konnte sie sich all die Gefühle nicht erklären, die in ihr aufkamen, wenn sie an ihn dachte und daran, wie sie getanzt hatten. Sie musste ihn wiedersehen! Unbedingt. Sie musste herausfinden, wer er war und woher er kam. Sie würden miteinander über alles Wichtige sprechen und vielleicht empfand ihr Prinz ja ebenso wie sie und dann könnte Michiru ihren Eltern eine Freude machen und endlich heiraten und vielleicht sogar schon bald selbst Mutter werden. Für Michiru wäre das ein großes Geschenk. Sie wollte einmal Mutter werden. Sie wollte eine Tochter, die sie lehren konnte, was sie wissen musste, um eines Tages den Neptun zu regieren und gleichzeitig wollte sie ihr zeigen, was Freiheit ist. Die Freiheit, die Michiru gestern Abend in den Augen ihres Prinzen hatte sehen können. Die Freiheit, nach der sich Michiru selbst insgeheim immer sehnte. „Michiru.“ Die Stimme von Königin Rain holte die junge Prinzessin heraus aus ihren Träumen von einer glücklichen Zukunft. „Rasch! Komm heraus, trockne dich ab und ziehe dich um! Dein Vater wartet im Thronsaal auf uns. Es gibt wichtiges zu verkünden!“ Obgleich die Königin des Neptuns belanglos klingen wollte, die Aufregung und Sorge schwang in ihrer Stimme mit und so tat Michiru sofort wie ihr geheißen, auch wenn sie verwundert war... ~*~ Auch Prinzessin Haruka war an diesem Tag nicht ganz bei der Sache. Die fremde Prinzessin des gestrigen Abends ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf und sie ärgerte sich so, dass ihre Mutter sie von dem Fest geschleppt hatte, bevor Haruka die Fremde hatte nach ihrem Namen und ihrer Herkunft fragen können. Das Schlimmste jedoch war, dass ihr Verlangen dieses Mädchen wieder zu sehen, größer war, als es seien durfte. Haruka wollte sie nicht nur wieder sehen um mit ihr Freundschaft zu schließen. Nein, da war noch mehr. Das Bedürfnis sie zu berühren und ihr nahe zu seien. Der Wunsch, der Prinz seien zu können, welchen sie sich wünschte, nur damit sie beide zusammen seien konnten. Doch so einfach war das nicht und die Uranusprinzessin wusste das auch. Sie waren nun einmal beide Frauen, egal wie viel Mühe sich Haruka auch gab, ihr Geschlecht konnte sie nicht verleugnen, ebenso wenig wie ihre Herkunft oder den Wind. Sie war nun einmal die Kronprinzessin des Uranus und ihre Aufgabe war es, einen Mann zu Heiraten und einen Erben zu gebären. Daran war nichts zu rütteln. Haruka dufte die Fremde niemals berühren oder gar mehr. Sie durfte vielleicht nicht einmal mit ihr befreundet seien. Das Einzige, was man ihr nicht nehmen konnte, waren ihren Träume und Gedanken um die hübsche Unbekannte, die zweifelsfrei eine Prinzessin war, immerhin konnte sie die Botschaft des Meeres verstehen. Fast musste die Uranusprinzessin über sich selbst lachen. Wie konnte sie eigentlich die absurde Idee verfolgen das sie mit einer anderen Prinzessin zusammen seien könnte? War sie jetzt schon so sehr zum Mann geworden, dass sie sich plötzlich für Frauen interessierte? Doch was war, wenn Haruka sich schon immer für Frauen interessiert hatte und das der Grund war, warum ihr kein Mann zusagen wollte? Vielleicht war es ihr ja sogar bestimmt, sich in eine Frau zu verlieben. Doch das spielte wohl keine Rolle. Die Gesetzte und ihre Eltern bestimmten das Leben von Haruka und dass sie mit einer Frau zusammen war – ganz davon zu schweigen, dass Haruka bezweifelte, dass ihre fremde Schönheit ebenso empfand wie sie – war absolut inakzeptabel. Wieso also zerbrach sie sich den Kopf darüber? Sowieso gab es jetzt eigentlich andere Sorgen. Ihre Eltern waren schon den ganzen Morgen so merkwürdig gewesen und nun hatten sie Haruka in den Thronsaal bestellt und blickten sie mit einer Mischung aus Sorge und Pflichtgefühl an. Schon allein, dass niemand sich darüber aufregte, dass Haruka in Hose und Hemd anstatt in Rock und Bluse dastand, war besorgniserregend und so brachte es Haruka nicht fertig, zu fragen, warum man sie so eilig im Thronsaal hatte sehen wollen. Sie stand einfach nur schweigend vor ihren Eltern und wartet auf das, was auch immer kommen würde. Sie war verunsichert, doch nicht ängstlich und was immer ihre Eltern ihr auch verkünden würden, sie würde es ertragen und nehmen wie ein Mann. So wie sie es bisher auch getan hatte. Obwohl sie im Inneren wusste, dass sich heute ihr ganzes Leben für immer verändern würde. „Haruka, meine Tochter...“, so begannen die Sätze häufig, die König Gale an seine Tochter richtete, doch dieses mal klangen sie nicht streng, sondern besorgt, ja fast ängstlich. Nichts war mehr zu hören von der Hoffnung, dass aus Haruka mal eine ordentliche Prinzessin werden würde, die sonst immer in seinen Worten steckte und das beunruhigte Haruka nur noch mehr. „Es ist... nun an der Zeit für dich, deine erste und wichtigste Pflicht zu erfüllen.“, fuhr Gale schließlich ernst fort. „Meine erste und wichtigste Pflicht?“, fragte Haruka verwundert. War das nicht, dass sie eines Tages den Uranus regierte? „Ja mein Kind.“, nickte Windy seufzend. „Eine Pflicht, von der wir dir bis heute nichts erzählt haben.“, gab sie bedauernd zu. „Was meint ihr?“, wollte Haruka wissen. Sie kannte doch all ihre Pflichten schon und sie konnte sich nicht denken, was noch kommen könnte. „Schon bei deiner Geburt, verkündete uns der Wind, dass du einmal mehr seien wirst, als nur die zukünftige Königin von Uranus und gestern Abend hat die Mondkönigin das deinem Vater bestätigt.“, erklärte Windy und erzwang sich ein Lächeln, welches wohl überspielen sollte, dass sie mit dieser Pflicht keineswegs einverstanden war. „Du hast die Pflicht unser Sonnensystem von Eindringlingen aus fremden Sonnensystemen zu schützen. Ursprungs war geplant, dass du das von hier aus tust, damit dein Unterricht und später die Regierung nicht zu sehr darunter leiden, aber es gibt einige Probleme und so haben sich die Pläne etwas geändert.“, erläuterte König Gale bedauernd. „Ich verstehe immer noch nicht wirklich.“, erklärte Haruka die verwirrt zwischen ihren Eltern hin und her sah. „Du bist auserkoren Haruka. Es ist deine heilige Pflicht uns alle zu retten. Dazu wirst du gemeinsam mit der Prinzessin des Neptuns auf den Planeten Pluto geschickt. Er wurde vor einiger Zeit von Eindringlingen aus einem anderen Sonnensystem fast komplett zerstört, wie du weist. Einzigst die junge Prinzessin des Pluto konnte entkommen und sie sollte euch eigentlich helfen, doch sie ist mit der Bewachung des Raum-Zeit-Tores beauftragt und kann ihren Posten nicht verlassen.“, erläuterte Gale seiner Tochter, die noch immer nicht zu verstehen schien. „Der Pluto ist der äußerste Planet, er ist ideal um die Grenze zu bewachen. Der Palast dort steht auch noch. Wasser und Nahrung ist ebenso vorhanden und zur Not können wir euch ja mit dem Nötigen versorgen. Du musst dir also keine Sorgen machen, es ist für alles gesorgt, du und die Neptunprinzessin könnt euch also ganz auf euren Auftrag konzentrieren.“, erklärte nun Königin Windy. „Aber wieso gerade jetzt? Und wieso gerade ich?“, wollte Haruka wissen. „Weil es dein Schicksal ist. Deine Bestimmung, von Geburt an!“, antwortet ihr der Vater mit strenger Miene. „Die Erdenbewohner drohen uns allen mit Krieg. Wir haben keine Zeit uns auch noch auf Angriffe von außen vorzubereiten. Deswegen werdet ihr ja auch auf den Pluto geschickt, damit euch der Krieg mit den Erdenbewohnern nicht ablenkt und ihr dafür sorgen könnt, dass niemand von außen zu uns durchdringen kann.“, erklärte er weiter. Windy seufzte. „Die Königin des Mondes gibt dir und der Prinzessin des Neptuns einen Tag lang Zeit um euch etwas kenne zu lernen. Damit es euch leichter fällt als Partner zusammenzuarbeiten. Morgen wird sie euch beide dann genauer in eure Aufgabe einweisen.“, erläuterte sie abschließend und so wie es aussah, war das Gespräch für sie und den König damit beendet. „Moment!“ Haruka sah das aber anders. „Soll das heißen, ich werde gar nicht gefragt, ob ich das überhaupt will?“, wollte sie wissen und klang verärgert. „Es gibt nichts zu fragen!“, kam es genervt von Gale. „Das ist von Geburt an deine Bestimmung!“, wiederholte er. „Meine Bestimmung? Und wer hat das entschieden?“ Haruka konnte und wollte sich damit nicht zufrieden geben. „Die Königin des Mondes. Sie glaubt, dass ihr stark genug seit für dieses Aufgabe und du weißt, dass ihr Wort Gesetzt ist.“, antwortete ihr Vater mit einer Seelenruhe, die Haruka schrecklich aufregte. „Und ich darf wieder nur niederknien und zu Allem ja und Amen sagen? Ist das so?“, kam es wütend von Haruka, die keine Antwort erhielt. „Das könnt ihr vergessen! Ich bin keine Marionette, mit der man machen kann, was immer man will. Ich habe ein Recht darauf meine Entscheidungen selbst zu treffen und ich weigere, mich meiner sogenannten Bestimmung nachzukommen.“, schrie sie schließlich, machte kehrt und wollte wütend aus dem Thronsaal stürmen. Doch Haruka kam nicht weit, bereits die Wachen an der Tür versperrten ihr den Weg und wollten ihr nicht gehorchen, als sie ihnen befall sie gehen zu lassen. Sie hatten einen Befehl vom König erhalten und dieser stand nun einmal über den Befehlen der Prinzessin. „Sagt ihnen, dass sie mich vorbei lassen sollen!“, wandte sich Haruka wütend an ihre Eltern. „Noch bin ich Herrscher über den Uranus und solange das so ist, bestimmte ich, was hier geschieht und ich sage, dass du hier bleiben wirst. Hast du verstanden?!“, schrie der König wütend. „Ich pfeife auf deine Befehle und ich pfeife auf die Befehle der Mondkönigin! Das hier ist mein Leben und niemand hat das Recht zu bestimmen, was ich tue und was nicht!“, schrie Haruka zurück. „Das reicht jetzt!“, unterbrach Königin Windy den Streit des Königs und der Prinzessin. „Unsere Gäste vom Neptun werden gleich da sein. Was macht das denn für einen Eindruck, wenn ihr euch hier die ganze Zeit streitet?“, fragte sie die Beiden wütend, ehe sie sich mit verständnisvoller Miene an Haruka wandte. „Schatz, ich verstehe dich und deine Gefühle, aber es ist nun einmal nicht zu ändern und selbst wenn du jetzt davon läufst, würde das nichts ändern. Man kann seinem Schicksal nun einmal nicht entfliehen. Niemand kann das, und damit wirst auch du leben müssen.“, erklärte sie ihrer Tochter ruhig. Haruka lies den Kopf sinke und sagte nichts mehr. Sie wusste, dass ihre Mutter recht hatte. Wenn sie jetzt floh, dann war das nur Verschwendung von Kraft und Zeit. „Schön.“, schnaufte der Vater, als er erkannt hatte, dass der Sturkopf seiner Tochter erst einmal gebrochen war. „Haruka, du solltest dich jetzt umziehen gehen. Unsere Gäste sollen doch keinen schlechten Eindruck von dir bekommen!“ Haruka öffnete den Mund um zu wiedersprechen. Wenn sie sich schon ihrem sogenannten Schicksal und dem Willen der Mondkönigin beugen musste, dann wollte sie das wenigstens in der Kleidung tun, die sie mochte. Doch noch bevor ein Wort ihrer Kehle entweichen konnte, kam einer der Diener ohne Anmeldung in den Thronsaal gestürmt, kniete vor Harukas Eltern nieder und verkündete atemlos, dass die Gäste bereits eingetroffen sind. „Na klasse...“, seufzte König Gale. „Dann entschuldigen wir deine Kleidung eben damit, dass du Nahkampftraining hattest.“, beschloss er achselzuckend und erhob sich. „Also gehen wir sie empfangen!“ Er bedeutet Haruka, dass sie vor gehen sollte, was diese auch wiederwillig tat. Als sie mit ihren Eltern in den Raum trat, in dem das Portal leuchtete, strahlten Haruka bereits zwei vertraute blaue Augen entgegen. Augen, in denen man ertrinken mochte. Doch kaum, dass sich diese Augen mit den ihren trafen, blieb Haruka die Luft weg. Diese Augen, türkise Haare und die dezente Silberne Krone. Das durfte doch nicht wahr sein, die Prinzessin des Neptun, ihre zukünftige Partnerin, war das Mädchen mit dem Haruka auf dem Ball getanzt hatte und offenbar hatte sie sie ebenso erkannt, denn auch sie starrte Haruka völlig entgeistert an, während sich die Eltern begrüßten. Da hatten sie sich so sehr gewünscht, sich bald wieder zu sehen und nun war alles anders gekommen... Kapitel 3: the ambassador of death ---------------------------------- „Willkommen auf dem Uranus.“, Königin Windy machte eine einladende Geste und umarmte dann ihre alte Freundin, Königin Rain, während die beiden Könige sich respektvoll die Hand reichten. Michiru und Haruka standen immer noch steif an Ort und Stelle. Starrten sich an, als stünden sie einem Geist gegenüber. Keiner von ihnen war in der Lage auch nur ein Wort zu sagen. Erschrocken zuckte Michiru zusammen, als ihre Mutter sanft ihre Hände auf ihre Schultern legte und sie zum Königspaar des Uranus umdrehte. „Das hier ist unsere bezaubernde Tochter, Michiru. Thronerbin des Planeten des Meeres, Neptun.“, verkündete Raine voller Stolz. Windy und Gale musterten die junge Neptunprinzessin einen Moment Skeptisch, dann jedoch lächelten sie ihr wohlwollend zu. „Es freut uns sehr, endlich deine Bekanntschaft zu machen, Michiru.“, erklärte Windy schließlich und reichte der Prinzessin die Hand. Obgleich in Michirus Kopf tausend andere Gedanken herum schwirrten und sie noch immer Harukas Blick im Nacken spürte, vergaß Michiru ihre gute Erziehung nicht. Sie nahm die Hand der Königin des Uranus, kniete nieder und berührte mit ihrer Stirn die ergriffene Hand. „Es ist mir eine Ehre und Freude euren Planeten und euren Palast betreten zu dürfen und ebenso erfreut bin ich euch, Königin Windy, und eure Familie kennen lernen zu dürfen.“, sprach Michiru die Worte aus, die ihr vor der Anreise von ihren Eltern eingetrichtert worden waren. Dennoch klangen sie keineswegs auswendig gelernt. Es kam tatsächlich so rüber, als meine Michiru das ernst und hätte diese Worte eben gerade voller Ehrerbietung aus dem Ärmel geschüttelt. Windy war begeistert von dem Verhalten der hübschen Neptunprinzessin. „Wahrlich, eine wunderbare Tochter habt ihr.“, wandte sie sich schließlich mit ehrlicher Anerkennung an das Königspaar des Neptuns, welches nur dankend nickte. Seufzend wandte sich König Gale seiner Tochter zu. Fast bedauernd verkündete er: „Das ist unsere Tochter, Prinzessin Haruka von Uranus. Bitte verzeiht ihre Kleidung, aber sie kommt gerade erst vom Nahkampftraining. Sie wollte euch aber unbedingt mit in Empfang nehmen, daher blieb keine Zeit für sie, sich umzuziehen.“, log er dann mit beschwichtigender Miene. Das Königspaar des Neptuns musterte Haruka, doch diese bemerkte es gar nicht, ihre Augen waren noch immer auf Michiru fixiert. Michiru... war für ein schöner Name, dachte Haruka so bei sich, als ihr Vater ihr mit dem Arm leicht in den Rücken stieß. „Haruka, steh hier nicht so rum! Begrüße gefälligst unsere Gäste! Oder willst du sie etwa beleidigen?“, erkundigte er sich in gedämpftem Ton, aber hörbar wütend, bei seiner Tochter, welche nur kurz eine Verbeugung andeutete, aber sonst nichts zu sagen hatte. „Tja, ehm... vielleicht sollten wir die Kinder einen Moment alleine lassen, damit sie sich ganz in Ruhe kennen lernen können.“, schlug Windy etwas nervös vor und drängte ihre Gäste hastig aus dem Raum. Haruka und Michiru waren nun alleine in dem Raum. Sie standen sich gegenüber und ihre Blicke trafen sich erneut. Während Haruka begann in Michirus Augen zu ertrinken, genoss diese es, von dem Wind davon getragen zu werden, der in Harukas Augen verborgen schien. Doch gleichzeitig wurde sie auch traurig. Der Prinz, in den sie sich verliebt hatte, war nur eine Prinzessin, welche gerne Männerkleidung anzog. All die Träume und Hoffnungen waren mit einem Mal verflogen. Enttäuschung machte sich in der Erbin des Neptuns breit. Auch Haruka fühlte sich unwohl. Wie sollte sie Michiru erklären, was letzte Nacht geschehen war? Wie sollte sie sich dafür entschuldigen, dass sie sie so verwirrt und getäuscht hatte? Wie sollten sie beide Partner werden, wo Michiru sie nun auf Ewig hassen würde? Eine Zusammenarbeit in so einer wichtigen Sache schien Haruka nun unmöglich. Doch wie sollte sie das der Mondkönigin beibringen? Wie sollte sie das überhaupt irgendjemandem erklären, ohne dabei in Spott und Ungnade zu fallen? Innerlich musste die Uranusprinzessin seufzen. So weit hatte sie es mit ihrem Sturkopf also gebracht. Doch überraschenderweise sah Michiru nicht einmal wütend aus. Etwas enttäuscht, aber nicht wütend oder gar hasserfüllt. Ja, nicht einmal verletzt wirkte sie. Das überraschte Haruka irgendwie. Michiru hatte innerlich über sich selbst lachen müssen. Die Ironie, dass sie noch heute Morgen geglaubt hatte, heiraten und eine Familie gründen zu können, war einfach nur noch zum Lachen. Merkwürdig war auch, dass Michiru dennoch eine gewisse Anziehungskraft von Haruka ausgehen spürte. Seltsam, wo sie doch jetzt wusste, dass Haruka eine Frau war. Doch im Grunde spielte das sowieso keine Rolle mehr. Sie beide waren jetzt Partner in einer wichtigen Aufgabe. Da gab es keinen Platz für Gefühle irgendwelcher Art. Michiru setzte ein Lächeln auf, als sie die Reue und Schuldgefühle in Harukas Augen entdeckte. „Es muss dir nicht Leid tun.“, meinte sie schließlich und fast glaubte Haruka etwas Aufheiterndes aus ihrer Stimme zu vernehmen. Wie als wolle sie sie trösten. Dabei war Haruka doch nun wirklich nicht die Person, die jetzt Trost brauchte. Irgendwie hatte die Uranusprinzessin auch damit gerechnet, dass Michiru wütend war. Sie hatte mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen gerechnet. Damit, dass Michiru ihr sagte, dass sie unter keinen Umständen ihre Partnerin seien wollte. Und dass das nicht geschah, irritierte Haruka zunehmend. „Das wegen gestern Abend meinte ich.“, versuchte Michiru zu erklären, als sie Harukas verwirrten Blick sah. „Ich bin nicht böse. Es war ein sehr schöner Abend und ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß beim Tanzen.“, fuhr sie lächelnd fort und es klang so, als wüsste sie genau, was Haruka gerade dachte und wie sie sich dabei fühlte. Unsicher blickte Haruka der Neptunprinzessin entgegen. War das ein Traum? Oder ein sehr schlechter Scherz? Anders konnte es doch gar nicht sein, wie sonst kam es, dass Michiru nicht wütend auf sie war? Schließlich senkte die Uranusprinzessin reuevoll den Kopf. „Ich habe dich getäuscht. Das war nicht Recht von mir. Ich muss mich bei dir entschuldigen.“, erklärte sie schuldbewusst und hoffte endlich angeschrieen und mit Vorwürfen überhäuft zu werden. Sie hatte es doch immerhin nicht anders verdient. Michiru jedoch lächelte noch immer. „Du irrst.“, erklärte sie Kopfschüttelnd. „Du hast mich nicht getäuscht. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass du gesagt hast, du wärst ein Mann. Wenn ich enttäuscht bin, dann ist das alleine mein Fehler. Weil ich mich von deinem Äußeren habe täuschen lassen.“ Obgleich Michiru keinerlei Wut in sich spürte, schien die Enttäuschung immer größer zu werden. Schmerzhafter, mit jedem Wort das sie sprach. Haruka verstand es nicht. Wie konnte dieses Mädchen ihr nur vergeben? Wie konnte sie diese Enttäuschung einfach so hin nehmen und am Ende sogar sich selbst die Schuld an diesem Drama geben, wo es doch ganz offensichtlich allein Harukas Schuld war? „Aber, ich habe doch...“, wollte Haruka beginnen, doch Michiru unterbrach sie. „Ich denke, dass es jetzt sowieso wichtiger ist uns kennen zu lernen. Immerhin haben wir nicht viel Zeit und es wartet eine bedeutsame Aufgabe auf uns.“, erklärte diese ruhig aber auch entschlossen das Thema damit zu beenden. Haruka nickte. Es brachte ihr ja nichts, weiter diskutieren zu wollen, schon gar nicht, wenn Michiru damit bereits abgeschlossen hatte. Also bat sie der Neptunprinzessin zögernd an, ihr ein wenig den Planten zu zeigen und ihr zu erkläre, was hier alles so Brauch war. Michiru war dankbar über das Angebot und nahm es an. Den ganzen Tag über war sie mit Haruka auf dem Uranus unterwegs und war einfach nur fasziniert von dem Planeten und der Art, wie die Menschen auf ihm lebten. Über den Ball, sprachen die Beiden nicht mehr. Sie sprachen nur über ihre Familien, wie sie aufgewachsen waren und wie das Leben auf ihren jeweiligen Planeten so war. Nach dem ruhigen Abendessen zeigte Haruka ihrer zukünftigen Partnerin auch noch ihren Palast und als auch das getan war, zogen sich die Beiden in den Garten zurück und sprachen noch bis in die tiefe Nacht über dieses und jenes. Erschöpft vom Tag kehrten sie irgendwann in ihre Zimmer zurück und schliefen friedlich ein. Wissend, dass ab Morgen, alles anderes sein würde. Aber gleichzeitig mit dem guten Gefühl, eine neue Freundin an der Seite zu haben. ~*~ Die Anspannung aller Beteiligten war deutlich zu spüren, als die beiden Prinzessinnen mit ihren Eltern im Mondpalast ankamen und von einem Diener der Mondkönigin in den Thronsaal geführt wurden. „Es freut mich, dass ihr gekommen seit.“, lächelte die Mondkönigin freundlich als die beiden Prinzessinnen endlich vor ihr standen und schließlich auch kurz niederknieten. Für Michiru war das eine Sache des Anstands, für Haruka nur ein Zwang. „Es ist uns eine Ehre euren Palast betreten zu dürfen und von euch empfangen zu werden, Königin des Silbermondes.“, versicherte Michiru höflich und warf Haruka dann einen auffordernden Seitenblick zu, welche jedoch nicht die Absicht hatte, der Mondkönigin etwas vorzuheucheln. Die Mondkönigin schmunzelte nur und wandte sich zuerst an die Neptunprinzessin. „Michiru... dein ruhiges Wesen und deine Art die Dinge mit Vernunft anzugehen, haben mich immer mit Freude erfüllt. Ich wusste immer, dass du einmal eine gute Königin wirst, die ihren Planeten weise führen wird.“ Die Mondkönigin schenkte Michiru ein Lächeln und wandte sich dann der Uranusprinzessin zu. „Haruka... ich habe dich immer beneidet, um deine Selbstsicherheit und deine Art dir die Freiheit zu nehmen, die du brauchst. Ich habe immer geahnt, dass du mit diesen Eigenschaften dein Volk einmal in ein neues und größeres Zeitalter führen wirst.“ Auch Haruka bekam ein Lächeln von der Mondkönigin. „Ihr seid so verschieden, wie der helle und warme Tag und die dunkle und kalte Nacht. Doch Tag und Nacht gehören zusammen. Sie sichern den Rhythmus dieses Sonnensystems, der uns alle am Leben erhält.“, erklärte die Mondkönigin und blickte den beiden Prinzessinnen fest in die Augen. „Ihr beide seit dazu bestimmt, Partner zu sein. Ihr ergänzt euch perfekt. Niemand, könnte die Aufgabe das Sonnensystem vor Eindringlingen zu bewahren besser erfüllen, als ihr beide. Das Meer und der Wind.“ „Eure Majestät, bei allem Respekt, aber wie sollen wir diese Aufgabe denn erfüllen? Ich meine, wir hatten Nahkampftraining, gewiss. Aber wird das ausreichen?“, wollte Haruka wissen. Sie hatte diese Zweifel schon seit man ihr gestern Mittag von der Aufgabe erzählt hatte, aber sie war nicht in der Position gewesen, eine Antwort auf ihre Frage zu erbitten. Die Mondkönigin nickte verständnisvoll. „Ich verstehe deine Bedenken, Prinzessin des Uranus. Aber sei unbesorgt. Ihr beiden seid wesentlich mächtiger als ihr glaubt. Denn ihr seit Sailor-Kriegerinnen.“, erklärte sie und zückte ihren Mondstab. Mit einer kleinen, scheinbar unbedeutenden Bewegung lies sie vor Haruka und Michiru jeweils einen kleinen Stab erschienen, welcher in einem hellen Licht strahlte. Haruka und Michiru blickten sich kurz an. Sie hatten schon von den Sailor-Kriegern gehört. Sie wussten, dass vier von ihnen hier im Palast lebten, einst selbst Prinzessinnen ihres Heimatplaneten waren, jetzt aber einen Schwur geleistet hatten, die Mondprinzessin mit ihren Leben zu beschützen. Haruka wiederstrebte der Gedanke, ihr Leben lang einer höheren Macht zu dienen. Als ob es nicht so schon schlimm genug war, dass ihre Eltern als Königspaar auf einem so großen Planten der Königin dieses kleinen Erdmondes gehorchen mussten. „Nehmt nun eure Stäbe und ruft die Zauberformel!“, forderte die Mondkönigin schließlich. „Und wie lautet die?“, fragte Haruka etwas genervt. „Ihr werdet es wissen, wenn die Stäbe in euren Händen liegen.“, versicherte die Königin mit einer Seelenruhe, die Haruka in den Wahnsinn trieb. Dennoch taten sie und Michiru, was ihnen aufgetragen wurde und nahmen die Stäbe in die Hand. Sofort kamen ihnen die Zauberformeln in den Sinn und mit dem simplen Ausrufen: „Macht der Uranusnebel, macht auf!“ und „Macht der Neptunnebel, mach auf!“, erstrahlten die beiden in dem selben Licht, in dem ihre Stäbe zuvor geleuchtet hatten und wenig später standen die Beiden in ihren neuen Kriegeruniformen da. Haruka und Michiru blickten sich erneut kurz an, dann schauten sie an sich herunter. „Ein Rock? Wieso ein Rock?“, wollte Haruka wissen, bekam aber von der Mondkönigin nur ein Schmunzeln als Antwort, während die Eltern im Hintergrund den Kopf schüttelten und Michiru leise in sich hinein kicherte. „Ihr habt nun die Kräfte eures jeweiligen Heimatplaneten inne und diese Kräfte sind mächtig. Sie werden euch helfen, das Böse von unserem Sonnensystem fernzuhalten, während wir uns um die Erdenbewohner kümmern.“, erklärte die Mondkönigin hoffnungsvoll. „Eine Frage!“, meldete sich Haruka zu Wort, die das Gefühl hatte, dass das Gespräch einfach für zu Ende erklärt worden war. Doch die Königin blickte sie an, als warte sie nur darauf, ihre Frage beantworten zu können. „Wieso glauben die Erdenbewohner, dass sie gegen uns ankommen? Immerhin haben wir acht Planeten und den Mond. Sie alle sind bewohnt und sie alle können kämpfen.“, stellte Haruka fest. Die Mondkönigin schüttelte seufzend den Kopf. „Es sind nur sechs Planeten.“, erklärte sie. „Der Pluto ist nicht mehr bewohnt, wie ihr bald sehen werdet und der Saturn kann uns nicht helfen. Die Königin Silence hat vor kurzem die Kriegerin des Todes geboren. Die Sailor-Kriegerin, die niemals erwachen sollte. Seit ihrer Geburt, geschehen dort seltsame Dinge, die Bewohner werden nicht im Stande sein, uns zu helfen. Außerdem sind die Erdenbewohner nicht alleine.“ „Wer ist so verrückt, dass er glaubt, die schwachen Erdenbewohner gegen unsere sechs Planeten anführen zu können?“, wunderte sich nun auch Michiru. Immerhin waren die Erdenbewohner schwach und hatten auch keine besonderen Fähigkeiten. Wie sollten sie da gegen den mächtigen Silberkristall der Mondkönigin und ihre Kriegerinnen ankommen können? „Vor einigen hundert Jahren war auch die Sonne noch bewohnt. Die Schwester der Mondkönigin regierte sie. Doch eines Tages entstand unbemerkt im Inneren der Sonne ein Monstrum. Eine Bestie mit Namen Metallia. Sie zerstörte die Sonne und einzigst der Prinz der Sonne, Helios, der auf der Erde war, weil er sich dem Erdenprinzen verschrieben hatte und in der heiligen Stadt Elision den Goldenen Kristall beschützt, ist von den Bewohnern der Sonne noch am Leben.“, erzählte König Gale. „Metallia ist mächtiger geworden und nun ist sie dabei die gesamte Erde unter ihre Kontrolle zu bringen. Hat sie erst den Mond zerstört, ist auch der Silberkristall vernichtet und ohne den Silberkristall werden wir alle sterben, denn er schenkt uns das Leben.“, fügte König Triton noch hinzu. „Düstere Aussichten.“, seufzte Haruka. „Macht euch keine Sorgen. Wir schaffen das schon!“, lächelte die Mondkönigin ihr zu und erhob sich dann. „Es wird, langsam Zeit zu gehen. Verabschiedet euch nun von euren Eltern und kommt dann zum Portal. Ich werde dort auf euch warten.“, erklärte sie und ging nach draußen um den Abschied nicht zu stören. Michiru umarmte ihre Eltern noch einmal fest, welche ihr alles Gute wünschten und ihr verkündeten ein großes Fest für sie zu geben, wenn der Krieg vorbei war und sie ihre Aufgabe vom Neptun aus erfüllen durfte. Zögernd umarmte Haruka ihre Mutter und reichte ihrem Vater respektvoll die Hand. Auch sie versicherten Haruka einen besonderen Empfang, wenn sie vom Pluto zurück kam. Zögerlich verließen die beiden Prinzessinnen schließlich ihre Eltern. Unwissend, dass sie sie das vorletzte mal gesehen hatten. Hoffend auf eine friedliche Zukunft. Nicht ahnend, dass ihr wahres Schicksal, bereits seinen Lauf nimmt. Gemeinsam mit der Mondkönigin schritten Haruka und Michiru durch das Portal und landeten schließlich auf dem kalten Pluto, wo kein Lüftchen mehr ging und die Seen bereits eingefroren waren. Fast alles dort lag in Trümmern. Nur der Palast und einige wenige Häuser standen noch. Doch selbst ihnen sah man an, dass sie einen schlimmen Krieg miterlebt hatten. Haruka und Michiru fuhr ein leichter Schauer über den Rücken. Es mochte seltsam klingen, aber in ihren Köpfen hallten die Stimmen der Kämpfenden und der Sterbenden. Vor ihren Augen spielten sich Bilder ab, von Menschen die flüchteten und doch dem Tode geweiht waren. Von Gebäuden, die in Brand gesteckt wurden und deren Bewohner kein Entkommen mehr hatten. „Traurig, nicht wahr?“, wandte sich die Königin den beiden Prinzessinnen zu. Doch sie klang nicht wirklich mitleidig. Wahrscheinlich hatte sie sich damit abgefunden, was hier geschehen war und dass man es nicht mehr rückgängig machen konnte. „Wie konnte die Plutoprinzessin dem entkommen?“, wunderte sich Haruka, die das Gefühl hatte, der Kampf hier würde immer noch bestehen, denn die Bilder und Stimmen in ihrem Kopf ließen nicht nach. „Es war ihr Schicksal zu überleben und das Tor zu Raum und Zeit zu bewachen... bis das Licht des Silberkristall erlischt.“, antwortete diese nur und führte Haruka und Michiru wortlos in den intakten Plutopalast. Doch auch das Innere des Palastes war kahl. Die Mondkönigin erklärte, dass jedes Gebäude, das den Krieg überlebt hatte, seiner Schätze beraubt worden war und dass es die Aufgabe der Prinzessinnen war, zu verhindern, dass dieses Unglück noch anderen Planeten oder gar ihren Heimatplaneten wiederfahren würde. Sie zeigte und erklärte ihnen alles Wichtige, wünschte den beiden schließlich viel Glück und verschwand dann wieder auf den schönen Mond, während Haruka und Michiru einsam und verlassen im Plutopalast zurück blieben. ~*~ Es war späte Nacht. Haruka und Michiru hätten längst zu Bett gehen sollen, doch der Schlaf wollte sie nicht erreichen. Michiru saß auf den Trümmern einer Statue und Haruka tigerte durch die Palastflure. Die Neptunprinzessin blickte hinauf in die leuchtenden Sterne. Sie trug mittlerweile ein bequemes Kleid. Um ein etwas heimatlicheres Gefühl zu bekommen, hatten Haruka und Michiru beschlossen, nicht die ganze Zeit in ihren Uniformen zu verbringen. Ein kalter Schauer lief Michiru über den Rücken. Das wärmende Licht der Sonne erreichte den Pluto kaum und nun, da es Nacht war, sowieso nicht mehr. Doch Michiru wollte nicht nach drinnen gehen. Plötzlich legte sich etwas Warmes um ihre Schultern und als Michiru sich umdrehte entdeckte sie Haruka, welche ihr Jackett über Michirus Schultern gelegt hatte und sich nun neben sie auf den Stein setzte der, von der großen Statue noch übrig war. „Was machst du noch hier? Du weißt, dass ein Alarm ertönt, wenn sich uns Feinde nähern. Du kannst also beruhigt ins Bett gehen und schlafen.“, erklärte die Uranusprinzessin lächelnd. „Das ist es nicht.“, schüttelte Michiru mit dem Kopf. „Was ist es dann?“, wollte Haruka wissen. „Kannst du etwa auch nicht schlafen?“ Sie legte den Kopf schief und blickte ihre wunderschöne Partnerin fragend an. „Hörst du sie auch?“, stellte Michiru die Gegenfrage. „Die Schreie der Palastbewohner, die Hilferufe der Wehrlosen und das Siegesgebrüll der Feinde?“ Schmerz spiegelte sich in Michirus meerblauen Augen wieder. Sie war immer wohlbehütet aufgewachsen. Fern von Kriegen. Fern von Mord. Sie kannte keine Gefühle wie Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Doch nun bekam sie sie am eigenen Leib zu spüren. Es war, als wären die Geister der Toten noch hier und wollten sie damit dafür bestrafen, dass sie lebte und bis vor kurzem noch glücklich gewesen war. „Meine Mutter hat erzählt, dass die Körper der Toten hier zu Staub zerfallen sind. Doch sie meinte, dass ihre Seelen niemals Ruhe finden würden, weil keiner von ihnen bereit war zu sterben. Sie alle hier hatten noch ein langes und glückliches Leben vor sich und sie alle wussten, dass sie hätten gerettet werden können, wenn all die Anderen nicht so egoistisch und feige gewesen wären.“, erklärte Haruka seufzend. Ihre Eltern hatten ihre Tochter immer schon mit solch schrecklichen Dingen konfrontiert, um es ihr später leichter zu machen und so konnte Haruka wesentlich besser mit den Stimmen und Gefühlen der Verstorbenen umgehen, die auf sie übertragen wurden. Michiru legte den Kopf leicht schief, während sie Harukas Jackett etwas näher an sich drückte. „Was meinst du damit?“, wollte sie wissen. „Wer hätte diese Menschen hier retten können?“ „Die Portale waren offen, viele der Königshäuser sahen, was auf dem Pluto geschah und auch die Mondkönigin war informiert. Doch niemand griff ein. Weil sie alle Angst hatten, dass die Feinde begreifen würden, wie die Portale funktionieren und somit auch die anderen Planeten überfallen hätten. Sie alle waren so herzlos, dass sie die Portale versiegelten, sodass es kein Entkommen für die Bewohner des Pluto gab. Die Überlebenden der Feinde hier kehrten in ihr Sonnensystem zurück, nachdem einige von ihnen, auf dem Weg zum nächsten Planeten, getötet wurden. Doch den Bewohnern des Pluto hat niemand geholfen. Nicht meine Eltern und auch nicht deine. Deswegen können sie keinen Frieden finden und deswegen übertragen sie ihre Gefühle auf uns. Sie wollen, dass wir, die wir in Sicherheit waren, die selben Qualen erleiden wie sie.“, erläuterte Haruka und streichelte Michiru mit einer Hand wärmend über den kalten Rücken. „Schrecklich.“, seufzte Michiru. Dann blickte sie wieder in den Sternenhimmel. „Haruka, ich hatte eine Vision. Wie ein Alptraum. Ich sah wie der Mond ausgelöscht wurde von einer finsteren Macht und den manipulierten Erdenbewohnern. Ich sah wie das Licht des Silberkristalls erlosch und damit allen, die nicht in dem Krieg gestorben waren, den Tod brachte.“ „Es war nur ein Traum, Michiru.“ Haruka lächelte ihrer Partnerin liebevoll zu. „Die ruhelosen Seelen wollen dich quälen. Mach dir keine Sorgen. Die Mondkönigin wird das schon hinbekommen.“ „Hoffentlich.“, nickte Michiru. „Weißt du... ich kann heute auch irgendwie nicht schlafen. Warum bleiben wir heute Nacht nicht hier und beobachten gemeinsam die Sterne?“, schlug Haruka schließlich vor, die begriffen hatten, dass Michiru heute Nacht keinen Schlaf mehr finden würde und dass sie jemanden brauchte, der ihr die Angst nahm. „Das wäre schön.“, lächelte Michiru dankbar und nach kurzem Zögern legte sie ihren Kopf auf Harukas Schulter und blickte mit ihr gemeinsam in den Himmel, der voller leuchtender Sterne war. Sonnen der Feinde und doch so wunderschön anzublicken, wie ein Regenbogen auf der Erde... ~~~ So im Nachhinein muss ich sagen, dass ich finde, dass der Schreibstil in diesem Kapitel absolut schlecht war. Die Story ist zwar schon etwas älter, aber das es so schlimm sein würde, hätte ich nicht gedacht. Ich habe allerdings auch leider keine Zeit, die Geschichte noch einmal neu zu schreiben, also hoffe ich einfach mal, dass ihr damit leben könnt. Kapitel 4: A breath of luck --------------------------- Es verging einige Zeit. Wochen, die zu Monaten wurden. Monaten, in denen sich Haruka und Michiru langsam an ihre neue Heimat und ihre wichtige Aufgabe gewöhnten. Monate, in denen die Seelen der Verstorbenen langsam aufhörten, sie quälen zu wollen. Monate, in denen die Erdenbewohner mehr und mehr von Metallia in ihren Bann gezogen wurden. Haruka und Michiru hatten mittlerweile gelernt mit ihren mächtigen Kräften umzugehen und so war es ihnen ein Leichtes, jene zu besiegen, die es wagten in ihr Sonnensystem einzudringen. Haruka machte es sogar etwas Spaß, da es ihr Abwechslung und Bewegung brachte, doch dabei verlor sie nie den Ernst der Lage aus den Augen. Die Mondkönigin war sehr zufrieden gewesen mit ihnen und sie hatte ihnen sogar erlaubt, einen Nachmittag mit der Mondprinzessin und den anderen vier Kriegerinnen auf dem Mond zu verbringen, als Belohnung für ihre Leistungen. Es hatte wirklich gut getan, in dem Meer aus Blumen zu sitzen und einfach mal nur zu entspannen und mit den anderen Kriegerinnen zu reden. Doch wirklich kennenlernen konnten sie sich nicht, denn so ein Nachmittag war schnell vorbei und die Prinzessinnen des Neptun und des Uranus mussten schweren Herzens auf den leblosen Pluto zurückkehren. ~*~ Drei ganze Monate waren die beiden Prinzessinnen der großen Planeten mit den vielen Monden schon auf dem Pluto und erfüllten gewissenhaft ihre Aufgabe. Dabei waren sie sich näher gekommen. Sie waren ein eingespieltes Team geworden, die Eine würde ohne zu zögern für die Andere sterben. Wenn sie beide das Heimweh verfolgte, dann suchten sie Trost beieinander und die Vorstellung, nach dem Krieg mit den Erdenbewohnern wieder getrennte Wege zu gehen, machte sie plötzlich traurig. Doch das war nicht das Einzige, was ihnen Sorgen und schlaflose Nächte bereitete... Michiru lag in ihrem Bett, sie schlief. Doch sie war unruhig. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere. Sie hatte wieder diese Vision. Diese Vision, die sie die letzten drei Monate nicht mehr losgelassen hatte. Menschen ohne Gesichter stürmten mit Messern und Schwertern auf einen unbekannten Planeten und zerstörten alles, was ihnen im Weg stand. Frauen wie Kinder. Alte und Tiere. Niemand war sicher vor diesen gesichtslosen Barbaren. Jeder, der sich ihnen in den Weg stellte, wurde ebenfalls ausgelöscht. Sie sah die Umrisse eines jungen Paares, das sich schützend in die Arme schließen will, aber getötet wird, noch bevor sich ihre Hände berühren. Und schließlich sah sie ein Licht erstrahlen, ein vertrautes und warmes Licht und als es erlosch, begannen die Körper der Toten zu Staub zu zerfallen und nichts war mehr übrig, außer Ruinen. Michiru schrak auf. Schwer atmend sah sie sich um. Doch dann erkannte sie, dass sie in ihrem Zimmer im Plutopalast war. Nichts hatte sich verändert und alles war ruhig. Es war also wieder nur ein Traum gewesen. Die Neptunprinzessin wischte sich mit der Hand den Angstschweiß von der Stirn, welchen der Traum hinterlassen hatte. Seufzend lies sich die aufgeschreckte Prinzessin wieder auf die Matratze sinken. So oft hatte sie diesen Traum nun schon und mit jedem Mal, wurde er intensiver, wirklicher und angsteinflössender. Michiru spürte jedes Mal, wie ihr Herzschlag und ihre Atmung einen Moment stoppten, während sie Träumte. Sie spürte Tränen der bitteren Verzweiflung über ihre Wange rinnen. Doch sie wusste nicht wieso. War das etwa ein Zeichen? Gehörte sie zu jenen, die den Tod auf diesem unidentifizierbaren Planeten fanden? Und was war mit Haruka? Würde sie dabei an ihrer Seite sein und ebenfalls sterben? Weinte Michiru deswegen? Oder hatte sie einfach nur Mitgefühl mit all den anderen Sterbenden und dem Liebespaar? Seufzend stand Michiru auf. Sie wusste aus Erfahrung, dass sie so schnell nun nicht wieder in den Schlaf kommen würde. Normalerweise blieb sie sonst dennoch liegen, aber heute hatte sie das Gefühl, sich etwas bewegen zu müssen. Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang durch den Palast ihr gut tun. Also verließ sie ihr Zimmer und stieß dabei versehentlich mit Haruka zusammen, die wohl einen ganz ähnlichen Gedanken gehabt hatte. „Michiru, du bist noch wach?“, wunderte sich Haruka und erhielt natürlich ein Nicken. „Hattest du wieder eine Vision?“ Haruka sah diesen Ausdruck in ihrem Gesicht, außerdem, blieb auch sie mittlerweile nicht mehr von den Visionen verschont und im Allgemeinen sahen sie die Bilder immer zur selben Zeit. Auch Michiru nickte wieder. „Du auch?“, fragte sie dann. Haruka seufzte genervt auf „Ich ertrage das langsam nicht mehr! Soll es doch endlich passieren, damit das aufhört.“ Sie hatte es satt. Jede Nacht dasselbe Spiel. Jede Nacht dieselbe schreckliche Vision und jede Nacht folgten auf diese Vision ruhelose Stunden ohne Schlaf. „Aber Haruka!“, Michiru sah ihre Partnerin entsetzt an. „Wie kannst du so etwas nur sagen? Wie kannst du wollen, dass all diese Menschen sterben?“ Außerdem, wusste sie nicht, dass der Tod all jener Menschen auch ihr eigener Tod sein konnte? Ihrer beider Tod? „Und wie kannst du damit weiter leben wollen? Wie erträgst du das, jede Nacht immer und immer wieder von Tod und Zerstörung zu träumen?“, fragte Haruka in einem schroffen Ton. Sie war wütend. Wütend, weil sie müde war. Wütend, weil sie erschöpft war. Wütend, weil sie wusste, dass diese Vision nicht das Schicksal irgendeines Sonnensystems war, sondern das ihres eigenen. Das Licht, dass am Ende erlosch und damit allen den Tod brachte, war das Licht des heiligen Silberkristalls, der sie alle am Leben erhielt. Wenn die Vision sich erfüllte, würden auch sie sterben. Sterben, ohne jemals wirklich glücklich gewesen zu sein. Michiru blickte sie noch immer etwas entgeistert an, war offenbar unfähig etwas zu entgegen. Natürlich wusste sie, dass aus Haruka nur die Verzweiflung und die Müdigkeit sprachen, aber dass sie so schroff mit ihr gesprochen hatte, verletzte sie irgendwie. Es verletzte sie auf eine Weise, wie nur Haruka sie verletzten konnte. Haruka bemerkte ihren Fehler natürlich sofort. Reuig senkte sie ihren Kopf. „Tut mir leid. Es ist nur die Müdigkeit und das alles.“, versuchte sie zu erklären. Sie wagte es nicht auszusprechen, was sie beide im Stillen wussten. Sie hatten diese Visionen nicht, um etwas dagegen unternehmen zu können, sondern um vorbereitet zu sein, wenn der Tod sie einholt. Michiru blickt ihre blonde Partnerin einen Moment zögernd an, dann schenkt sie ihr ein Lächeln, schloss die kurze Distanz zwischen ihnen und legte ihre Lippen sanft auf Harukas. Es war nicht einmal ein wirklicher Kuss, es war nur der Hauch einer Berührung. Es fühlte sich mehr so an, als würde Michiru die Lippen der Uranusprinzessin nur leicht streicheln und nichts weiter damit bezwecken als das. Haruka war zuerst erschrocken über Michirus sanften Kuss, doch schließlich schlang sie ihre Arme um die Neptunprinzessin und erwiderte diesen, so zärtlich und leidenschaftlich, wie sie nur konnte. Jener Moment war es, für den Haruka bis heute gelebt zu haben schien. Jener Moment, auf den sie so sehr gehofft und den sie gleichzeitig so sehr gefürchtet hatte. Denn dieser Moment würde alles verändern. Vor allem aber wurde Haruka durch diesen Kuss eines bewusst: Es war in Ordnung, wenn sie nun sterben würde. Auch Michiru fühlte sich unglaublich gut. Sie schmiegte sich während des Kusses an Harukas weiblichen und gleichzeitig so muskulösen Körper und erkannte, dass sie sich nicht mehr so wohl gefühlt hatte, seit dem Ball, an dem sie so lange mit Haruka getanzt hatte. Doch es war noch so viel mehr, dass diesen Moment für Michiru zu einer Erleichterung machte. Vor allem, war es, dass Harukas starke Arme nun schützend um ihren Körper lagen und ihr somit die Angst nahmen. Sie lies sie vergessen, was für eine schreckliche Vision sie eben noch gehabt hatte und wie sie sich davor fürchtete, dass diese Vision Wirklichkeit werden könnte. Die starken Arme der Uranusprinzessin waren es, die als Einziges die eisige Kälte vertreiben konnten, die sich nach dieser Vision in Michiru ausgebreitet hatte. So gerne Michiru diesen Moment auch hätte ewig währen lassen, wusste sie doch, dass er irgendwann enden musste und dann war eine Entscheidung fällig. Eine Entscheidung, die ihr ganzes Leben für immer verändern würde. Eine Entscheidung, die das Ende einiger ihrer Träume bedeuten konnte... ~*~ Ein Schleier aus kaltem Nebel legte sich um den Palast auf dem Pluto. Es war, als wolle er verbergen, was darin in diesem Moment geschah. Es war, als wolle er die beiden Körper schützen, die sich im Feuer ihrer Leidenschaft auf dem großen Himmelbett in Michirus Zimmer wälzten. Lachend und keuchend rangen die beiden Körper der Prinzessinnen miteinander. Ein einfaches Spiel, das ihnen den Einstieg in dieses neue Land der Gefühle erleichtern sollte. Ein Spiel, das nach langem Hin und Her schließlich damit endete, dass Michiru atemlos nachgab und es zuließ, dass Haruka über ihre kniete. Stille erfüllte den dunklen Raum, als die beiden Prinzessinnen sich lange und tief in die Augen sahen. Trotz der Dunkelheit im Raum konnten sie sich genau sehen, konnten die Angst und Unsicherheit in den Augen ihrer Partnerin erkennen und doch wiegte diese Dunkelheit sie irgendwie in einer Art Sicherheit. Der Sicherheit, dass niemand sie sehen und niemand sie stören würde. Zögerlich hob Michiru eine Hand und legte sie an Harukas vor Aufregung ganz rosige Wange. Sanft und doch irgendwie unsicher fuhr sie mit ihren Fingerspitzen nach unten, über Harukas Hals bis zu dem Teil ihres Dekolletees an dem der BH der Uranusprinzessin begann. Ein sanftes Lächeln lag auf Harukas Lippen, während sie sich zu der Neptunprinzessin hinunter beugte und begann zärtliche Küsse auf ihrem Hals zu verteilen. Sie lauschte dem nervösen Atem ihrer Partnerin und spürte mit ihren Lippen dem gewaltigen pulsieren an Michirus Halsschlagader nach, über welche sie schließlich auch liebevoll leckte, so als wolle sie sie damit irgendwie beruhigen, ihr versichern, dass es keinen Grund gab, nervös zu sein. Ein Keuchen war jedoch die einzige Antwort der Neptunprinzessin, während die Hände ihrer Partnerin sanft über ihre Brüste fuhren, die nur noch von dem BH verdeckt wurden. Haruka breitete ihre Küsse auf dem ganzen Körper ihrer Partnerin aus. Sie küsste jede freie stelle Haut, während sie Michirus BH öffnete und entfernte und damit natürlich eine neue Fläche Haut frei legte, die geradezu danach zu schreien schien, geküsst und gestreichelt zu werden. Michiru atmete schwer aus, unterdrückte aber ein Stöhnen, während ihre Hände Harukas Rücken ausgiebig mit Streicheleinheiten verwöhnten, bevor auch sie sich, wenn auch deutlich unsicherer als Haruka, dazu aufmachte den BH ihrer Partnerin zu öffnen und zu entfernen. Haruka lies vom Oberkörper ihrer Partnerin ab und verwickelte sie in einen Kuss. Leidenschaftlich, fordernd und doch irgendwie zärtlich. Die Uranusprinzessin lies ihre Hand etwas tiefer sinken, deutlich zögerlicher als bei ihren bisherigen Taten, berührte sie Michiru an der wohl empfindlichsten Stelle ihres Körpers. Die Neptunprinzessin zuckte sofort zusammen und verkrampfte sich. Schwer nach Luft schnappend löste sie den Kuss, wollte ihrer Partnerin und Freundin sagen, dass ihr das einen Schritt zu weit ging, dass sie noch nicht bereit dazu war, so weit zu gehen, doch Haruka hatte bereits verstanden. Sie hatte sofort ihre Hand aus dem Slip der Neptunprinzessin genommen und schenkte dieser ein entschuldigendes Lächelnd. Vielleicht war es ja noch zu früh, um sich ganz und gar einander hinzugeben. Vielleicht sollten sie sich auch erst einmal mit dem zufrieden geben, was sie hatten. Sie hatten einander, sie hatten ihre Gefühle füreinander erkannt und sich geküsst. Alles andere konnte auch noch etwas warten. Die Uranusprinzessin ließ sich neben ihrer Partnerin auf die Matratze sinken, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und zog dann die Decke über sie beide. Sie hatten wohl wirklich genug für heute. „Es tut mir Leid.“, seufzte Michiru und lehnte ihren Kopf an den Harukas, welche nur leicht damit schüttelte. „Es gibt nichts, was dir Leid tun muss, Michiru. Wir haben Zeit.“ Es klang ehrlich und verständnisvoll, doch eigentlich wusste Haruka, dass ihnen die Zeit davon lief. Sie wusste, dass ihr Ende mit jedem Tag näher rückte, doch selbst das war kein Grund, etwas zu überstürzen oder gar etwas zu tun, was Michiru nicht wollte. Lächelnd hauchte diese ihrer Freundin einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor sie die Augen schloss und sich bald darauf ins Reich der angenehmen Träume begab. In das Reich jener Träume, für die es sich lohnte Tag für Tag sein Leben zu riskieren. Haruka brauchte weitaus länger, um einen angenehmen Schlaf zu finden, denn jetzt wo ihr so schmerzlich bewusst wurde, wie wenig Zeit ihnen noch blieb, konnte sie sich auch nicht mehr länger einreden, dass diese Visionen das Schicksal eines anderen Sonnensystems zeigten. Sie musste sich nun entgültig eingestehen, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis der Silberkristall erlosch und sie alle ihr Leben verloren. Doch wenigstens hatte sie zuvor noch einmal Michiru küssen dürfen... Kapitel 5: Their destiny is fulfilled ------------------------------------- Es ist früher Morgen auf dem Pluto und im Palast, der seit sechs langen Monaten von den Prinzessinnen des Uranus und des Neptun bewohnt wird, ist noch alles still. Der Tag hier unterscheidet sich kaum von der Nacht, weil die Sonne so weit weg ist und daher gibt es auch kaum Licht, das die beiden jungen Frauen aus ihrem Schlaf hätte reißen können. Dennoch, die Neptunprinzessin erwachte. Ihre Augen öffneten sich schwerfällig und ihr erster Blick fiel auf das schlafende Gesicht ihrer Partnerin. Haruka lag ganz still neben Michiru. Ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie schien etwas Schönes zu träumen. Dieser Anblick ließ auch Michiru lächeln. Heute würde ihr letzter gemeinsamer Tag sein. Sie hatte es gespürt. Die Vision hatte sich ihr vollständig offenbart und als Michiru erwacht war, hatte sie gespürt, dass diese Vision heute Wirklichkeit werden würde. So viele Nächte hier hatte Michiru nun schon mit und neben Haruka verbracht und egal, ob sie sich einfach nur zum Abschied ins Reich der Träume küssten, oder ob sie sich zuvor leidenschaftlich einander hingaben, es war immer wieder etwas besonderes für Michiru gewesen. Etwas schönes, was sie niemals vergessen würde, nicht einmal, wenn sie tot war. Auch all die Nächte, in denen Haruka und sie von dieser grausigen Vision verfolgt wurden, waren so viel einfacher, seit sie zusammen waren. Niemand von ihnen wachte mehr völlig verängstigt auf, denn sie wussten, es lag jemand neben ihnen. Jemand, der sie in den Arm nehmen und ihnen Trost zusprechen würde. Jemand, der die eisige Kälte vertrieb und nur Wärme und Geborgenheit zurück lies. Jemand, für den es sich zu sterben lohnen würde. Michiru hatte sich damit abgefunden, dass sie sterben würden, auch wenn ihre Vision ihr bis heute verschwieg, wie sie sterben würden. Aber das war im Grunde auch egal, die Hauptsache war, sie beide waren zusammen. Es gab im Grunde auch nur eine Sache, die Michiru nach wie vor wirklich störte. Sie hatte keine Möglichkeit mehr, ihren Eltern Lebewohl zu sagen. Sie hatte keine Möglichkeit mehr, ihnen gegenüber zu treten und ihnen zu sagen, dass sie sich endlich verliebt hatte und zwar in Haruka. Natürlich, wäre es ein Schock für die Eltern, doch irgendwie fühlte sich Michiru verpflichtet es ihnen zu sagen. Doch die Gelegenheit dazu hatte sie verstreichen lassen. Feige hatten sie und Haruka sich verstellt, als die Eltern einmal zu Besuch kommen durften und nun mussten sie damit leben, dass sie ihnen niemals die Wahrheit würden sagen können. „Woran denkst du?“ Haruka hatte die Augen geöffnet und sah ihre Partnerin lächelnd an. Michiru erwiderte ihr Lächeln. „Ich dachte daran... was wir alles versäumen werden.“, seufzte sie dann und wandte ihren Blick zu einem der Bilder, das sie hier in ihrer Freizeit gezeichnet hatte. Das Bild zeigte einen jungen Prinzen und eine Meerjungfrau am Strand. Das Pärchen darauf sah sich sehnsüchtig an und wusste doch, dass es nicht zusammen kommen würde. Michiru hatte dieses Bild gezeichnet, als mit ihr und Haruka noch alles unklar war und ja, sie war die Meerjungfrau auf dem Bild und Haruka der junge Prinz. Es war die unmögliche Liebe von der Meerjungfrau, die nur im Wasser überleben konnte und dem Prinzen der nur an Land leben konnte. Auch auf Michirus Heimatplaneten kannte man diese Geschichte. Am Ende stürzte sich der Prinz ins Meer und ertrank und die Meerjungfrau begab sich aus Verzweiflung an Land und vertrocknete dort jämmerlich. Doch im Tode waren sie vereint. Michiru war froh, dass sie und Haruka vor ihrem Tod wenigstens noch etwas zusammen sein konnten. Und sie war auch froh, dass sie beide nicht aus Verzweiflung ihr Leben aufgaben, sondern bis zuletzt gekämpft hatten. Für den Frieden und für ihre Liebe. Haruka folgte Michirus Blick und seufzte, als sie das Bild entdeckte, von dessen Legende ihre Partnerin ihr erzählt hatte. Sie sagte nichts dazu. Haruka war der festen Überzeugung, dass sie Leben konnten. Sie wollte einfach nicht wahr haben, dass auch sie von der unendlichen Macht des Silberkristalls und der Mondkönigin abhängig waren. Sie wollte selbst Herr über ihr Leben sein. Über ihres und das ihrer Partnerin. Zärtlich streichelte Haruka dieser schließlich über die Wange. „Hauptsache wir sind zusammen.“ Sie gab Michiru einen zärtlichen Kuss, sah ihr noch einen Moment tief in die Augen und stand dann auf. „Wir sollten uns langsam fertig machen. Wir haben einen langen Tag vor uns.“, verkündete sie und klang etwas steif. Auch sie spürte, wie sich der Atem des Todes über sie legte, aber sie versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. „Noch nicht!“ Michiru sah ihre Partnerin bittend an. „Komm zurück ins Bett. Lass uns noch etwas zusammen hier liegen bleiben, bitte.“ Sie wollte ihren letzten Tag nicht nur mit kämpfen verbringen. Haruka sah sie an. „Wozu?“, fragte sie verwundert. Michiru setzte sich auf, nahm die Hand ihrer Partnerin und zog sie zu sich ins Bett. „Damit ich dir zeigen kann, wie sehr ich dich liebe!“, sagte sie und ehe Haruka etwas antworten konnte, hatte Michiru sie geküsst und zurück ins Bett gezogen. Ein letztes Mal noch, wollte sie mit ihrer Freundin teilen, was man nur teilte, wenn man sich wahrhaftig liebte. Ein letztes Mal noch, wollte sie spüren wie es war, so geliebt zu werden. Ein allerletztes Mal noch... ~*~ Michiru und Haruka hatten gespürt, wie der Tod ihnen immer näher kam und schließlich sahen sie von weitem die Lichter des Krieges, der auf dem Mond ausgebrochen war. Erdenbewohner, außerstande sich der Macht Mettalias zu wiedersetzen stürmten auf den Mond und töteten alles, was ihnen in die Quere kam. Wie eine Vision im wachen Zustand, sahen Haruka und Michiru vor ihrem geistigen Auge, was auf dem Mond geschah. Sie sahen die vier Prinzessinnen des Merkurs, Mars, Jupiters und der Venus sterben, die versucht hatten, ihre Prinzessin zu beschützen. Sie sahen, wie die Wächterin des Tores zu Raum und Zeit, die Prinzessin des Pluto, ihren Posten verließ, um zu helfen und am Ende ebenso getötet wurde, wie jene Königin des Saturn, die mit ihrem Neugeborenen auf dem Arm auf den Mond kam, weil sie glaubte, die Kriegerin der Zerstörung könne helfen. Selbst vor dem so unschuldigen Baby, machte Perillia, die Handlangerin von Metallia, nicht Halt. Und nun waren von allen Prinzessinnen nur noch sie beide und die Mondprinzessin übrig, die von Perillia in die Enge getrieben wurde. Nie zuvor hatte die Prinzessin kämpfen müssen und nun war sie ganz auf sich gestellt. Auch ihr Prinz war im Moment nirgends zu sehen. „Haruka! Wenn wir nichts tun, dann wird sie sterben! Sie werden alle sterben!“, erkannte Michiru und wandte ihren Blick an ihre Partnerin. „Ja, ich weiß...“ Harukas Hände waren zu Fäusten geballt. Sie wollte ja helfen, aber... dann würde sie ihrer beider Schicksal besiegeln. „Aber wir haben geschworen, dass wir hier bleiben und außerdem weißt du, dass wir das Unglück nicht verhindern können.“, presste sie daher hervor. Entsetzt sah Michiru ihre Partnerin und Freundin ab. „Aber... Aber das kannst du doch nicht wollen! Das kann nicht dein Ernst sein! Haruka, selbst wenn es hoffnungslos ist, wir können doch nicht nur hier herum stehen und zusehen, wie sie alle sterben!“ Egal, was sie geschworen hatten, egal, ob sie wussten, dass ihrer aller Schicksal besiegelt war. Mit dem Wissen, nicht wenigstens etwas versucht zu haben, konnte und wollte Michiru nicht leben und auch nicht sterben. „Es nützt doch nichts! Wir sollten lieber hier bleiben und unsere Pflicht erfüllen! Es nützt niemanden etwas, wenn wir uns jetzt in diesen Kampf stürzen und in der Zwischenzeit andere Monster in unser Sonnensystem eindringen und auch noch die letzten Menschen töten.“, sagte Haruka uneinsichtig. Außerdem würden sie hier noch etwas länger leben, vielleicht nur Minuten, vielleicht sogar nur Sekunden. Aber jede Sekunde mehr war ein kostbares Geschenkt, dass sie annehmen sollten. Michiru warf noch einmal einen Blick auf den Mond, dann sah sie wieder Haruka an. „Ist es wirklich das, was du willst?“, fragte sie. „Wir haben unser normales, einfaches Leben aufgegeben um hier zu sein und für die Mondkönigin und alle anderen Menschen im Sonnensystem gegen Monster und Dämonen zu kämpfen. Wir mussten dafür hier her kommen, unsere Freunde und Familie verlassen, aber wir haben es gern getan, weil wir Andere damit schützen konnten und nun willst du ernsthaft tatenlos zusehen, wie all die sterben, für die wir die letzten neun Monate gekämpft haben?“ Verständnislos blickte Michiru ihre Partnerin an. „Das kann ich nicht glauben, das will ich nicht glauben. Ich habe dich anders kennen und lieben gelernt Haruka, ich weiß, dass du so nicht bist. Was ist los mit dir?“, wollte die Neptunprinzessin wissen. „Du hast recht, es ist nicht das, was ich will! Im Grunde spucke ich auch auf unsere Mission und unseren Schwur. Aber ich möchte dich nicht sterben sehen! Ich möchte alle Zeit dir wir noch haben mit dir zusammen verbringen!“, erklärte Haruka und hoffe auf Verständnis. „Und was ist mit der Mondprinzessin?“, wollte Michiru wissen und erhielt einen fragenden Blick von ihrer Partnerin. „Ich weiß, dass du sie sehr gern hast, ich habe es an deinen Augen gesehen, als wir auf dem Mond waren und wenn sie uns manchmal besuchen kam. Willst du wirklich zusehen, wie sie stirbt?“, fragte Michiru mit einer gewissen Verzweiflung in der Stimme. „Bist du etwa eifersüchtig?“, fragte Haruka und schmunzelte ein wenig. Ja, sie hatte die Mondprinzessin sehr gern. Sie war etwas Besonderes. Aber auch für sie würde Haruka die letzten Sekunden mit Michiru nicht opfern. „Das hier ist kein Spaß, Haruka!“, fuhr die Neptunprinzessin sie an. „Das hier ist Ernst! Du weißt, dass sie das Mädchen aus unseren Visionen ist, sie und der Erdenprinz werden bald getötet! Wir müssen wenigstens versuchen das zu verhindern!“ „Warum musst du Alles so kompliziert machen?“ Harukas Schultern sanken nach unten. „Warum können wir nicht einfach reingehen und zusammen warten, bis alles vorbei ist?“ „Weil es nicht unsere Art ist, einfach da zu sitzen und auf den Tod zu warten.“, seufzte Michiru, die nicht verstehen konnte, wieso Haruka nicht einsehen konnte, dass sie beide einfach helfen mussten, ungeachtet jeglicher Konsequenzen. „Ich jedenfalls werde nicht länger tatenlos zusehen! Ich werde auf den Mond gehen und kämpfen! Wenn es sein muss auch ohne dich.“, entschied Michiru entschlossen. „Wir haben doch gar keine Chance!“, versuchte Haruka ein letztes Mal an die Vernunft ihrer Partnerin zu appellieren. „Aber dann haben wir es wenigstens versucht.“, erwiderte Michiru entschlossen. Haruka nickte und ergriff Michirus Hand. „Also gut, lass uns zusammen gehen!“, lächelte sie dann. Wenn sie schon so sterben mussten, dann zusammen. Michiru nickte ihrer Partnerin lächelnd zu und gab ihr einen Kuss. „Ich liebe dich.“, flüsterte sie leise und eine Träne rollte über ihre Wange. „Ich dich auch.“, lächelte Haruka ihr aufheiternd zu. Die beiden gingen durch das Portal und kämpften auf dem Mond so gut und so lange sie konnten. Sie erhielten Unterstützung von zwei neuen Waffen. Ein Schwert erschien vor Haruka und ein Spiegel vor Michiru, ganz plötzlich und das in einem grellen Licht, dass die Feinde zuerst blendete. Mit diesen neuen Waffen, gelang es ihnen einige der Feinde in die Flucht zu schlagen. Doch gegen Metallia kamen sie nicht an. Metallia, die ihr Werk vollendete, indem sie die Mondprinzessin und den Erdenprinzen tötete. Metallia, die von der Königin des Mondes verbannt wurde, welche die letzte Kraft des Silberkristalls verwendete, um die auf dem Mond Gestorbenen auf die Erde zu schicken, wo sie wiedergeboren werden sollten, bevor das Licht des Silberkristalls für immer erlosch. Auch Haruka und Michiru waren unter den Toten. Sie hatten sich Perillia tapfer in den Weg gestellt und hatten verloren. Ihr Schicksal, zusammen zu sterben, erfüllte sich, doch sie wussten, es würde ein Wiedersehen geben. Irgendwann, irgendwo, in einem neuen Leben. Dann vielleicht in Glück und Frieden... ~~~ So, es folgt demnächst noch ein kleiner Epilog und dann ist die Story beendet. Ich danke jetzt schon einmal allen Lesern und Kommischreibern. Epilog: A new life, an old love ------------------------------- Der Wind wehte durch das offene türkisfarbene Haar der jungen Frau, die sich gerade in die oberste Reihe der Zuschauertribüne setzte. Sie wirkte so, als wäre sie auf der Suche nach etwas oder jemandem, aber als die Zuschauertribüne schließlich voll war, schien sie noch immer nicht gefunden zu haben, wonach sie suchte. Seufzend blickte sie auf die Startbahn des großen Sportplatzes und erstarrte. Gerade kamen die Läuferrinnen heraus, die an diesem Rennen teilnehmen würden. Unter ihnen auch ein burschikoser Blondschopf der sehr angespannt wirkte, während die Anderen sich doch eher entspannt noch etwas dehnten. Die junge Frau auf der Zuschauertribüne durchfuhr es wie ein Blitz. Sie war es, nach der sie die ganze Zeit gesucht hatte. Ausgerechnet sie. Michiru hatte schon so viel von ihr gehört und sie von Weitem immer beobachtet, lange bevor sie sich auf die Suche nach ihrer zukünftigen Partnerin begeben hatte und nun das. Natürlich, Michiru hatte immer eine Art Anziehungskraft zwischen ihnen gespürt, schon als sie sie das erste Mal nur zufällig auf der Straße entdeckt hatte. Doch das die Anziehungskraft daher kam, dass dieser Blondschopf ihre Partnerin war, das hätte sie niemals erwartet. Sie hätte es niemals auch nur zu träumen gewagt. Ausgerechnet Haruka Tenno, war also ihre Partnerin? Jene, mit der Michiru schon so lange mal nur einen kleinen Strandspaziergang machen wollte. Ihr Herz machte einen Hüpfer und zum ersten Mal, seit sie erfahren hatte, wer sie wirklich war und was ihre Aufgabe war, konnte sie wieder lächeln und es war nicht irgendein Lächeln. Es war ein glückliches Lächeln. So Glücklich, wie vielleicht noch niemals in ihrem Leben. Haruka machte nun ebenfalls ein paar Dehnübungen. Oberflächlich blickte sie durch die Zuschauerränge und ihr Blick blieb kurz bei einem Paar meerblauer Augen hängen, die nur so sprühten voller Glück. Haruka musste kurz lächeln. Es war schön zu sehen, dass es auch noch Menschen gab, die glücklich waren. Und es war noch schöner zu sehen, dass sie, Haruka, offenbar etwas zu diesem Glück beitragen konnte, indem sie an diesen Rennen teilnahm und sie eigentlich immer gewann. Eine Ansage ertönte und verkündete, dass das Rennen gleich beginnen würde. Die Teilnehmer sollten sich in Position begeben und auf den Startschuss rannten sie alle los. Auch Haruka. Sie zog an den Anderen vorbei, als würde nur sie rennen und die Anderen bloß spazieren und während sie so die sichere Führung erreichte, wagte sie noch einmal in die Zuschauerränge zu sehen. Sie suchte nach diesen glücklichen Augen und sie fand sie wieder. Ihre Blicke trafen sich und einen Moment spürte Haruka etwas Merkwürdiges. Etwas Vertrautes. Doch sie konnte es nicht zuordnen. Also lief sie weiter und weiter und weiter, doch eigentlich musste sie sich nicht wirklich anstrengen, denn sie war so schnell, wie der Wind. Michiru sah Haruka zu, wie sie das Rennen gewann. Sie bewunderte ihre Freiheit und ihren starken Willen. Sie wünschte sich, sie könnte so sein wie sie und vielleicht könnte sie das ja auch mal werden, eines Tages, wenn sie beide ihre Mission beendet hatten. ~*~ Haruka setzte sich neben Michiru auf einen Stein. „Warum habe ich eigentlich das Gefühl, dich bereits seit Ewigkeiten zu kennen?“, erkundigte sie sich bei ihrer Partnerin. Michiru sah sie mit einem geheimnisvollen Lächeln an. „Wer weiß. Vielleicht ist es ja so.“, sagte sie und lehnte ihren Kopf leicht gegen Harukas starke Schulter. Es gab niemanden auf diese Welt, der Michiru je mehr Glück gebracht hatte und sie war dankbar dafür. „Hm...“ Haruka beschloss nicht weiter darüber nachzudenken. „Ist ja auch egal, das Wichtigste ist, dass wir zusammen sind.“, lächelte sie schließlich. Michiru nickte, dann nahm sie ihren Kopf von Harukas Schulter und erhob sie von dem Stein. „Was ist nun, ich dachte wir wollen spazieren gehen?“, fragte sie lächelnd. Haruka schmunzelte. „Ich komme.“, sagte sie und blickte noch einmal auf das Meer hinaus, dessen Wellen vom Wind sanft hin und her geschoben wurden. Meer und Wind gehörten einfach zusammen und sie war der Wind und Michiru war das Meer. Ihr Meer. Das größte Glück, dass sie auf Erden erreichen konnte und sie hoffte, sie auch im nächsten Leben wieder lieben zu dürfen. Michiru wartet, bis Haruka neben ihr stand und hakte sich dann bei ihr ein, damit sie zusammen den Spaziergang am Strand machen konnten, den sich Michiru schon so lange gewünscht hatte. Sie würden wohl nie wirklich etwas über ihre Vergangenheit erfahren. Doch das war auch nicht nötig, wichtig war nur, dass ihr Schicksal sie erneut vereint hatte und sollte sie auch in diesem Leben der Tod heimsuchen, dann würden sie zusammen sterben. Hand in Hand. Doch bis dahin, würde noch viel Zeit vergehen... ~~~ Hiermit ist die Story beendet. Ich möchte mich noch mal ganz herzlich bei allen Lesern und Kommischreibern bedanken. Ich hoffe wir lesen uns mal wieder! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)