Until I lost my faith ... von moonlight_005 ([NejiTen] In Zusammenarbeit mit Knispell) ================================================================================ Kapitel 3: Teil III: Über das Mögliche hinaus --------------------------------------------- Ich hatte mich nach einer unendlich langen Woche wieder aufgerafft und mich zur Schule geschleppt. Äußerlich sah ich aus wie immer, doch in meinem Inneren hielt der Schmerz weiterhin seine Stellung, was mich nun wirklich nicht wunderte. Aber hatte ich es nicht eigentlich irgendwie geahnt? Klar hatte ich das, doch immerhin hatte ich es versucht. Entweder war ich zu blind, um zu erkennen, dass ich wirklich, ich meine wirklich, komisch und anders war oder Hyuga und alle anderen waren einfach zu oberflächlich. Natürlich waren sie das! Immer konnte ich ja nicht schuld sein. Sie schauten einfach nicht genauer hin, machten sich nicht die Mühe, unter die Schale eines Menschen zu sehen und seinen wahren Kern zu erblicken. Tja, oder sie waren schlicht und einfach ignorant und desinteressiert. Hmm… oder beides… Ach! Was zerbrach ich mir eigentlich den Kopf über so was? Die ungeschminkte und schmucklose Tatsache war, dass er mich abserviert und (wahrscheinlich wusste schon die halbe Schule darüber Bescheid) einfach stehen gelassen hatte. Sollte ich je den Mut fassen, ihm noch mal unter die Augen zu treten, wäre die Verlockung, ihm den Hals umzudrehen, vielleicht doch ganz verlockend … Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich ein hibbeliger Rock Lee auf mich warf und zu Boden riss. Toll. Da hatten wir es mal wieder. Mein Leben war schlichtweg im Eimer. Ich blickte auf und entdeckte Sakura, die mich breit angrinste und Sasuke hinter sich herzog, der ein wenig, aber wirklich nur ein bisschen, bedeppert auf den vor Freude in Tränen ausbrechenden Lee hinunter sah. Er würde es natürlich niemals zugeben, schließlich war er ja cool. Dachte er zumindest. Gedanklich hüstelte ich. Selbstredend ignorierte ich Lee, der mir die Ohren voll jammerte, was für Sorgen er sich gemacht habe, da ich es schlichtweg nicht für nötig gehalten hatte, mich bei ihm zu melden. Wen wunderte es, dachte ich sarkastisch. Würde er sich aufraffen und zum Telefon kriechen, wenn er total am Boden war, weil ihn ein Kerl versetzt hatte? Nein würde er nicht! Ha! Moment… von einem Kerl? Uhh… Igitt… Ich verzog unwillkürlich mein Gesicht und war wieder völlig mit den Gedanken abgedriftet. „-ten…!“ Wirklich gruselig die Vorstellung… Als ob Lee es mit einem Kerl… Moment…Hatte er mir nicht vor ein paar Wochen (natürlich hatte ich ihm nicht wirklich zugehört) vorgeschwärmt, wie toll Gaara in seinem neuen Sportzeug aussah und wie unglaublich gut sein Hintern zur Geltung kam? Mein linkes Augenlid begann unwillkürlich zu zucken. „Tenten!“ Und ich hatte gedacht, er wollte mich aufheitern, dabei hatte er mir von seinem Schwarm erzählt?! Uh… Mir wurde auf der Stelle übel, denn das bedeutete, dass Lee… „Du bist schwul?!“, schrie ich ihn an und blickte ihm unglaubwürdig in die Augen. Alle im Umkreis von 50 Metern sahen mich in diesem Moment an, hielten in ihren Gesprächen inne und betrachteten gespannt das Geschehen, doch das ignorierte ich gekonnt. (Darin hatte ich schließlich genug Übung) Sakura hob eine Augenbraue und Sasuke warf einen Blick auf Rock Lee. Dann trat er unauffällig zwei Schritte von ihm weg. „Was redest du da?“, kam es von Lee, der mich besorgt musterte. (Dachte wahrscheinlich ich hätte Halluzinationen…) „Aber du hast doch neulich…“, stammelte ich (knallrot von der Tatsache von der halben Schule gemustert zu werden). „Du weißt doch ganz genau, dass meine Liebe aussichtslos ist.“ Er warf Sasuke einen bitterbösen Blick zu, der diesen in Asche verwandelt hätte, wäre dies möglich gewesen. Sakura … Natürlich. Wie hatte ich das nur vergessen können, immerhin schwärmte er mir schon seit der zweiten Klasse etwas von ihr vor. Da ich keine Lust hatte, eine noch peinlichere Auseinandersetzung mit Lee über sein Gefühlsleben über mich ergehen zu lassen, winkte ich rasch mit einem: „Ich hab’s ja nicht so gemeint“ ab und machte mich kurzerhand aus dem Staub. Vermutlich war das das erste Mal, dass Rock Lee nichts mehr zu sagen hatte, denn aus den Augenwinkeln konnte ich beobachten wie er mir bedröppelt nachstarrte und Sakura ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter legte, was allerdings Sasuke nicht so richtig zu schmecken schien. Man konnte es eben keinem recht machen und ich stand wohl leider ganz oben auf der Abschussliste. […] Den restlichen Tag verbrachte ich damit (aus Versehen natürlich) eine Schere auf dem Globus in der Erdkundestunde zu werfen, (Jene Schere hatte ich eigentlich dazu verwenden wollen, die Schweiz auszuschneiden, was leider misslungen war), eine komplette Sammlung Golfbälle in der Sporthalle zu verteilen (wo waren die plötzlich hergekommen?) und Orochimaru (zum sechzehnten Mal in dieser Woche) zur Weißglut zu treiben, was damit endete, dass ich eine weitere Stunde Nachsitzen aufgebrummt bekam. Insgesamt kein schöner Zeitvertreib, aber ich hatte schon schlechtere Bilanzen gehabt. Und zu meinem Stolz hatte ich diesmal sogar sämtliche Kommentare überhört. Die hässliche Schrift auf meinem Spind hatte ich auch entfernt. Nur um Lee tat es mir leid, da ich mit meiner überstürzten Aktion nicht nur mich sondern auch ihn blamiert hatte. Nachdem ich schließlich das Nachsitzen hinter mich gebracht hatte (das ich damit verbrachte, Kerzenreste aus Reagenzgläsern zu kratzen – verdammtes Zeug!) ging ich durch die menschenleeren Korridore. Zu dieser Zeit war kaum jemand mehr in der Schule, nur jene, die einem Klub beigetreten waren, wie beispielsweise Shikamaru oder Sai, die im Schach- und Zeichenkurs waren. (Mein Karatetraining fand in der Sporthalle statt.) Doch selbst die ließen sich nicht blicken. Ich kam an meinem Spind an und stopfte drei Viertel meiner Bücher in den sowieso schon überfüllten Schrank, was ein Wunder war, denn ich schaffte es jedes Mal nur mit dem perfekten Timing, die Tür rechtzeitig zuzuknallen. Es war wirklich ein Segen, den Kram los zu sein, denn ich merkte schon, wie sich Rückenschmerzen anbahnten. Schließlich kam ich am Eingang an und atmete erst einmal den frischen Duft der Freiheit ein. Die Luft war angenehm warm, sodass es mir in meiner Schuluniform nicht wieder so kalt wurde wie im Herbst. Es war nicht so warm, dass die einzig mögliche Konsequenz das Schwimmbad wäre und nicht so kühl, dass ich mir schon wieder eine Erkältung eingefangen hätte. Erleichtert schulterte ich meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Es war ein wunderschöner Tag, Sonnenschein im Überfluss und nicht ein Wölkchen am Himmel. Eigentlich etwas, das mich aufheitern sollte, doch irgendetwas in mir war immer noch traurig. Ich hatte mir die ganze Zeit falsche Hoffnungen gemacht, Neji würde mich nie mögen, jemand wie er… und ich. Wir passten einfach nicht zusammen. „Tenten?“ Mein Herz blieb stehen. Ich kannte diese Stimme. Tausendmal hatte ich den Klang in meiner Fantasie durchgespielt, hatte mir ausgemalt, wie sie etwas sagte, wie sich ihre Stimmlage änderte und wie sie klang, wenn sie wütend, traurig oder glücklich war. Als ich mich langsam umdrehte, erkannte ich, dass ich direkt an Neji Hyuga vorbei gerannt war, der lässig an einer Mauer lehnte. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken, mich umzudrehen und ihn an Ort und Stelle zurückzulassen (In letzter Zeit hatte ich festgestellt, dass Flucht doch gar nicht so schlecht war), aber der verdammte Typ musste ja diesen unwiderstehlichen Blick haben, der mich an den Boden fesselte. Er sah mich einfach nur an. Wie konnten seine Augen nur so viel Intensität ausstrahlen? Also versuchte ich es auf die unbekümmerte Art: „Was gibt’s denn?“ Neji zuckte nicht mal mit der Augenbraue, was mein aufgesetztes Lächeln auf der Stelle gefrieren ließ. Mein Griff um meine Tasche verkrampfte sich, ich wollte nicht mit ihm reden, vor allem nicht mit ihm, aber abschlagen konnte ich ihm trotzdem noch nichts. „Ich wollte mit dir reden“, sagte er leise. Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht und er strich sie in einer fließenden Bewegung zurück. Mein Blick folgte der Bewegung. Schließlich seufzte ich. „Lass uns ein Stück gehen“, sagte ich, als er zu mir aufgeschlossen hatte. Zusammen gingen wir den gepflegten Kiesweg entlang, wobei keiner einen Ton sagte. Niemals hätte ich gedacht, mal so friedlich neben ihm zu gehen. Jetzt bemerkte ich, dass er nur ein kleines Stück größer war als ich und seinen leicht federnden Gang. Neji sah so gut aus wie immer, aber mir kam er jetzt sogar noch ein Stück attraktiver vor, was mir wieder einmal vor Augen führte, warum ich mich in ihn verliebt hatte. Ein bisschen introvertiert, immer beherrscht und kein Verschwender unnützer Worte. Und ich mochte seine Augen, diesen intensiven Blick, der mir eine Gänsehaut verpasste, sobald ich diesem auch nur für eine Sekunde begegnete. Auf einmal blieb Neji stehen. „Ich glaube, ich habe dich neulich ziemlich verletzt, oder?“ Sofort erstarrte ich. Niemals hatte er so mit mir gesprochen. Mit einer Spur Verständnis? Ich drehte mich nicht um und hörte nur seine knirschenden Schritte, als er zu mir kam und kurz hinter mir stehen blieb. Langsam nickte ich. Er hatte mich verletzt, zwecklos es zu leugnen. „Es tut mir Leid“, sagte er dann. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Er … er hatte sich bei mir entschuldigt. „Wa…was willst du eigentlich von mir? Du hast doch nicht auf mich gewartet, nur um mir das zu sagen.“ - „Nein“, gab Neji mir Recht. „Was dann?!“, explodierte ich. Immer schwieg er sich aus, ich wollte mich nicht länger von ihm vorführen lassen. Leicht überrascht sah er mich an, obwohl man das nicht richtig erkennen konnte. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, durcheinander genug war ich ja. Und wenn ich es bei meiner defekten Wahrnehmung nicht besser wissen würde, würde ich sagen, dass er leicht verlegen wirkte. Er packte mein Handgelenk, als ich ein paar Schritte zurückwich, sah mich wieder an. Sah mich einfach nur an, als ob er damit alles beantworten konnte. Jede Frage, die mir in den Sinn kam… „Ich wollte dich wirklich nicht verletzen“, flüsterte er, „du warst nie wie die anderen, hast nicht versucht, etwas zu sein, was du nicht bist. Ich konnte es nur nicht sofort erkennen.“ Ich spürte, wie meine Lippen bebten. Ich schloss die Augen, wollte das nicht hören, nicht, wenn alle sich über mich lustig machten. „Ich wollte dich fragen, ob du noch mit mir auf den Ball gehen möchtest.“ Ich erstarrte. Nein … NEIN !!! Niemals hatte er das gesagt! Spielte meine Fantasie mir einen Streich oder … war das wirklich? Real? Ich spürte wie seine Hand um mein Handgelenk ganz leicht zitterte. Wie er den Blick abwandte, als ich ihn ansah. „Ich…ich“, stotterte ich und hatte doch keine Ahnung, was ich sagen wollte. Er hatte mich schon wieder auf dem falschen Fuß erwischt und mich in eine Situation gebracht, die ich nicht unter Kontrolle hatte. „Ich habe neulich nicht wirklich darüber nachgedacht, du warst immerhin nicht die Einzige, die mich gefragt hat und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Lust.“ Neji hatte die Arme verschränkt und schaute angestrengt auf ein Gänseblümchen. Es war ihm peinlich. Es war ihm wirklich peinlich… Und er rechtfertigte sich, noch etwas, was ich noch nie gesehen hatte. Ich drehte mich zu ihm um. Erwartungsvoll und ein bisschen nervös sah er mich an. „Ich würde sehr gerne mit dir auf den Ball gehen“, sagte ich und sah ihm direkt in die hellen Augen, die mich schon immer fasziniert hatten. Nejis Gesicht hellte sich kaum merklich auf, als hätte er etwas hinter sich gebracht, das ihm schwer im Magen gelegen hatte. „Dann treffen wir uns am Schuleingang“, bestimmte er, während er sich eilig umdrehte und in einer anderen Richtung verschwand. Seine Finger streiften mein Handgelenk. „Acht Uhr!“ , rief er noch. „Ja“, hauchte ich, während ich ihm verträumt nachstarrte. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Noch nie zuvor hatte ich solch eine Genugtuung empfunden. Die ganze Woche war ich blendender Laune gewesen, was wohl das komplette Gegenteil der Woche davor darstellte. War ich in der letzten Woche noch verdammt deprimiert gewesen, so schwebte ich jetzt durch die Gänge. Selbst, wenn mir Unfälle passierten (die sich leider nie wirklich einstellten), begegnete ich diesen mit einem Lächeln auf den Lippen und ließ Beteiligte verdutzt stehen. Dass Neji mir einmal in Gegenwart Sakuras im Korridor begegnete und mir zulächelte (Wenn man es so nennen konnte – ich nahm mir die Freiheit es als solches zu bezeichnen), trieb meine gute Laune nur noch weiter in die Höhe. Und jetzt, da ich mit Sakura zum Ball fuhr, konnte ich es mir fast nicht mehr verkneifen, ständig vor mich hinzugrinsen. (Was ziemlich albern wirkte.) Dennoch konnte ich es nicht ändern, dass ich mir ziemlich unsicher in dem Kleid vorkam, das mir meine Großmutter aufgezwungen hatte. Unsicher zupfte ich an dem Stoff herum, doch Sakura ergriff sofort meine Hand und machte keine Anstalten, sie loszulassen. „Zum letzten Mal, Tenten, das sieht gut aus. Sehr gut, wenn ich das so sagen darf. Neji wird hin und weg sein. An deiner Stelle würde ich wohl eher aufpassen, dass du nicht zu lange mit ihm alleine bist, nicht, dass er noch auf unartige Gedanken kommt“, grinste Sakura. Ich warf ihr einen bösen Blick zu. „Da kennst du dich ja am besten aus, was?“, murmelte ich. Sie erwiderte meinen Blick und grinste. „Da kannst du sicher sein, meine Liebe. Ich habe massig Erfahrung.“ Das war wirklich nicht verwunderlich, denn Sasuke war bei Weitem nicht der einzige, der ein Auge auf sie geworfen hatte. Wahrscheinlich war sogar das der Grund, warum Sasuke sie letztendlich gepackt hatte und vor allen Leuten mit ihr herumgeknutscht hatte. Besser man erstickte mögliche Konkurrenz gleich im Keim. Gar keine schlechte Strategie eigentlich, allerdings würde ich ja wohl nicht … Auf der Stelle wurde ich knallrot, was Sakura mit einem schrillen Quietschen kommentierte. „Oh, ich will gar nicht wissen, was du gerade gedacht hast, Tenten!“ Ich konnte Sakura fast nicht in die Augen sehen, so gut gelaunt war sie, während ich mich zunehmend nervöser fühlte. Die restliche Fahrt kam mir wie eine endlose Achterbahnfahrt vor. Einerseits war ich voller Vorfreude und Glück, andererseits hatte ich keine Ahnung, was ich sagen würde, wenn ich Neji gegenüberstand. Würde er denn von sich aus ein Gespräch beginnen? Würde er … Der Wagen hielt mit quietschenden Reifen und ich schlug mir fast den Kopf an der Sitzlehne vor mir. Sakuras Vater, der Sakura und mich zum Ball brachte, öffnete die Fahrertür und half dann seiner Tochter aus dem schicken windschnittigen Wagen. Mit einem Lächeln öffnete er auch die Tür auf meiner Seite, was mich erneut verlegen machte. Ich war es einfach nicht gewohnt, dass man mich so normal behandelte. Ich schwang vorsichtig die Beine aus dem Auto und stieg unsicher aus. Das Kleid fiel wieder glatt um meinen Körper und ich starrte erneut auf den Stoff, der mir die ganze Zeit schon viel zu elegant für mich vorkam. Ein wenig fröstelte ich in der kühlen Abendluft, doch selbst das legte sich, als ich die festlich angezogenen Schüler erblickte. Überall leuchteten Lichter auf und tauchten die Szenerie in ein gedämpftes Licht, was bei fast schwarzem Himmel ungeheuer romantisch wirkte. „Was stehst du da so rum, Tenten?“, rief Sakura plötzlich und ich merkte, dass ich schon wieder in Tagträumereien abgedriftet war. Als ich mich zu Sakura aufmachte, strahlte diese wie die Sonne. Sie hatte ihre Haare hochgesteckt und trug ein dunkelgrünes Kleid, was sich sehr gewagt an ihren Körper schmiegte. Sie war so hübsch, dass ich mir schon wieder ungeheuer klein vorkam. Mich verließ der Mut. Neji würde ungeheuer attraktiv sein und ich … ich war klein und unbedeutend und verblasste in dem Licht, das er ausstrahlte. Ich hatte mich nicht von der Stelle gerührt und Sakura, die schon ungeduldig mit dem Fuß wippte, drehte sich um und kam zu mir. Fragend sah ich sie an, bekam allerdings keine Antwort auf meine ungestellte Frage. Auf einmal griff sie mir in die Haare und löste die schmalen Bänder, die sonst meine Haare an Ort und Stelle hielten. Eine Welle glänzenden dunkelbraunen Haars fiel meinen Rücken herab. Ich trug meine Haare nie offen. „Versteck dich nicht, Tenten. Ein Ball ist ein zauberhafter Moment für ein Mädchen. Du solltest Neji offen zeigen, dass du nicht nur einen Karateanzug tragen kannst, sondern auch, dass du ein hübsches Mädchen bist.“ Sakura lächelte, während ich sie sprachlos anstarrte. Das war … sie hatte mich wirklich berührt. Dann ergriff sie mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ein Ball dachte ich, nichts Gewöhnliches, eher eine Art Märchen. Der Eingang war strahlend hell erleuchtet und überall standen Schüler herum, die sich lauthals miteinander unterhielten oder einfach aufeinander einredeten. Es gab oberflächliche Gespräche, die sich nur darum drehten, wer am besten aussah und wer in der Auswahl seiner Abendgarderobe vollkommen daneben gegriffen hatte; freundschaftliche Kabbeleien und das schüchterne Geflüster Verliebter, die ihr erstes Date hatten. Sakura war alles andere als schüchtern. Alle fünf Meter begrüßte sie lautstark Bekannte und schleifte mich zu Gesprächspartnern, die ich allesamt nicht leiden konnte. Verflucht sei die Tatsache, dass sie so viele Leute kannte! Erst als ihr Sasuke gentlemanlike von der Treppe, die in den Ballsaal führte, entgegenkam und sie mit durchbohrendem Blick ansah, verstummte sie. Der Herzensbrecher Nummer 1 an der Schule trug einen schwarzen Smoking und ein weißes Hemd, an dem er lässig zwei Knöpfe offen gelassen hatte. Seine Lackschuhe (Hatte der Typ zu viel Geld?!) waren auf Hochglanz poliert. Sakura war sofort hin und weg, sah nichts mehr, ließ die Leute stehen und war vollkommen in einer Art Bann. Es dauerte keine fünf Sekunden, da hatte sie sich schon bei ihm eingehakt und war mit ihm davon stolziert. Einen Moment lang war ich sprachlos. Sie hatte mich einfach stehen gelassen! Mich! Sie hatte mir hoch und heilig versprochen, mich nicht im Stich zu lassen. Das würde sie mir büßen… „Ich hasse ihn“, sagte plötzlich jemand neben mir und als ich mich umdrehte, erkannte ich Lee, der einen hübschen olivfarbenen Anzug trug und im Gegensatz zu Sasuke sein Hemd ordnungsgemäß trug. Nur die rot karierte Krawatte stach etwas aus dem Gesamtkonzept. „Lee!“, entfuhr es mir. (Musste der sich so anschleichen?) Doch der achtete nicht auf mich, sondern erdolchte Sasuke mit seinen Blicken. Schließlich drehte sich Lee zu mir um. Er ließ den Blick über meine Aufmachung schweifen und sagte keinen Ton mehr, was dazu führte, dass ich mich nur noch unbehaglicher fühlte. Himmel! Ich hatte ein Kleid an, na und? „Du siehst hübsch aus“, brachte er schließlich hervor. Selbst jetzt, da ich es eigentlich gewohnt sein müsste, war ich sofort verlegen. Es war einfach so normal. Ich war nicht länger wie die Menschen mich sonst sahen. Auf einmal hatte ich mich in Tenten verwandelt. „Danke“, sagte ich leise und doch würde Lee wohl nie wissen, wie viel mir dieses Kompliment bedeutet hatte. Aber ich würde es ihm sicher nicht auf die Nase binden, nicht, dass das in einem Desaster enden würde. Bei zu emotionalen Freundschaftsbekundungen hatte Lee leider die Angewohnheit zutiefst gerührt zu reagieren, was dazu führte, dass er uns beide blamierte. „Sag mal...“ Jetzt sah mich Lee erst recht forschend an. „Stimmt es, dass du jetzt doch mit Neji auf den Ball gehst?“ Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht schlich. (Schon wieder!) „Ich meine“, fuhr er dann vor, „ich habe ihm ja ordentlich die Meinung gesagt. Er müsste es eigentlich verstanden haben, aber bei ihm…“ Lee stoppte abrupt, als er den Ausdruck in meinem Gesicht sah. Mir waren sämtliche Züge entglitten und ich starrte ihn fassungslos an. „Du hast was!?“ „Also bitte, Tenten, es war zu deinem Besten!“ Ich konnte Lee an der Nasenspitze ansehen, was das für ein Treffen gewesen war, ich wusste einfach, dass er mich bis aufs Blut verteidigt hatte und Neji … Oh Gott. „Apropos“, fuhr Lee unbarmherzig fort, „ist der gute Herr etwa zu feige, dich auch abzuholen, wenn er dich nun endlich fragt?“ Im Stillen musste ich ihm Recht geben, aber wie fast immer war ich zu stolz um das zuzugeben. „Wir wollten uns eigentlich hier treffen“, verteidigte ich mich. (Und Neji wie ich feststellen musste) Lee machte ein merkwürdiges Geräusch, was mir sofort klarmachte, für was für einen Waschlappen er Neji hielt. Wahrscheinlich hatte er ihn immer akzeptiert, Sportler mussten ja zusammenhalten… natürlich, aber als er mich abblitzen gelassen hatte, hatte Lee ihn wohl als ernstzunehmenden Fall dessen, was mir schaden konnte, eingestuft. Oder er hatte sich auf einmal eine überdurchschnittliche Besorgnis um mein Wohlergehen mit Jungs dazugelegt. Oder beides… Lee war manchmal echt unberechenbar. „Also ich sehe Romeo hier nirgends“, sagte Lee, als er sich suchend umgeblickt hatte. Nun sah auch ich mir die Leute näher an, Neji war nirgends zu entdecken. Der Magen drehte sich mir um. Hatte Neji mich einfach nur lächerlich machen wollen? Hatte er mit meiner Naivität gespielt oder war er einfach spät dran? Einen großen Auftritt würde er wohl nicht hinlegen, dafür war er einfach ein zu stiller Mensch, er mochte keine Aufmerksamkeit. „Er ist nicht hier!“, flüsterte ich panisch, „er hat mich sitzen gelassen…“ Jetzt hörte sich meine Stimme verdammt bösartig an. „Vielleicht taucht er ja noch auf, Tenten, komm erst mal mit, wir gehen rein.“ „Ich kann da doch jetzt nicht reingehen, ich werde mich blamieren, wenn ich da ohne Neji reingehe.“ Plötzlich sah mich Lee eindringlich an und packte mich an der Hand. „Jetzt hör mir mal genau zu, Tenten, wenn dieser Typ nicht aufkreuzt, dann schieß ihn zum Mond! Und außerdem brauchst du ihn nicht, um ein bisschen Spaß zu haben.“ Er stockte und betrachtete noch einmal mein Kleid. (Ich könnte schwören, dass er ein bisschen rosa um die Nase wurde…) „Es wird dich wahrscheinlich sowieso niemand in diesem Aufzug erkennen.“ Ich warf Lee einen bösen Blick zu. „Wie meinst du das nun wieder?“, knurrte ich. Lee seufzte und sah mich dann an wie ein begriffsstutziges Kind. Er ließ meine Hand los. „Na glaubst du vielleicht, dass dich so jemand wiedererkennt? Du bist wie ausgewechselt, Tenten, du bist wunderhübsch, nicht, dass du das nicht schon vorher warst“, redete er sich raus. Meine Mundwinkel hoben sich kaum merklich. Ich hielt Lee meinen Arm hin. Es vergingen ein paar Momente, als Lee sich schließlich bei mir einhakte. Langsam gingen wir auf den hell erleuchteten Eingang zu. „Danke“, flüsterte ich. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Der Raum, in dem die Konferenz stattfinden sollte, war lang und so hoch, dass man sich plötzlich ganz klein vorkam. Neji selbst saß rechts neben seinem Onkel und trug einen schicken schwarzen Anzug, den Hinata ihm aufgedrängt hatte. Äußerst widerwillig machte er gute Miene zum bösen Spiel, denn die restlichen Männer waren wichtige Geschäftspartner seines Onkels, die in der Autobranche enormen Einfluss hatten. Vor jedem Gast stand genau ein Gläschen Sekt, von dem die meisten furchtbar wichtigtuerisch nippten. Nie zu viel natürlich. Insgesamt schätzte er die ganze Belegschaft auf ca. zwanzig Personen, für seinen Geschmack viel zu viele Menschen, die sich mit tiefen Bässen unterhielten. Ein jeder so gewichtig wie man ihn nur einmal in einem Unternehmen traf. Hiashi Hyuga stand auf und klatschte zweimal in die Hände. Sofort verstummten sämtliche Gespräche und die Geschäftspartner schenkten Nejis Onkel ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Dieser ließ seinen Blick durch die Runde wandern und richtete seine Notizen, die er fein säuberlich vor sich aufgestapelt hatte. Hiashi Hyuga räusperte sich. „Schön, dass Sie alle gekommen sind. Hiermit möchte ich Sie alle zur fünfzehnten Firmenkonferenz der Hyuga-Corporation willkommen heißen.“ Neji richtete sich noch mal widerwillig auf und konzentrierte sich auf das Geschehen vor ihm. Da alle auf seinen Onkel achteten, bekam niemand mit, dass er unauffällig auf die Uhr schaute… ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Der Saal war brechend voll, sodass man froh sein konnte, überhaupt einen halben Meter zu finden, der einem nicht sofort streitig gemacht wurde. Lee schien das ja nichts auszumachen, aber ich achtete normalerweise auf einen gewissen Abstand zwischen mir und meinen Mitmenschen. Dieses Gedrängel war so ziemlich gar nicht nach meinem Geschmack. Allerdings schien der Idiot neben mir das gekonnt zu ignorieren. (Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben!) Irgendwie quetschten wir uns zum Buffet, das sich von all den Appetithäppchen schon gefährlich senkte. „Hast du Hunger?“, fragte Lee. Ich sah ihn verdutzt an, eigentlich hatte ich angenommen, dass er kurz vorm Verhungern war, so wie er hierhin wollte. „Jetzt sag mir nicht, dass ich mich für nichts und wieder nichts durch diese Menschenmasse gequält habe“, fauchte ich. Lee kam um die Antwort herum, denn urplötzlich wurde ich angerempelt, knallte auf Lee und dieser konnte sich nur noch abstützen, indem er mit seiner Hand aus Versehen in die Salatschüssel griff, was wiederum dazu führte, dass der Reis gefolgt von kalten Schnittchen auf dem Fußboden landete. „Oh, Hallo Lee!“, schnarrte plötzlich Narutos unüberhörbare Stimme zu meiner Linken. Ich sah ihn an und stellte fest, dass er offenbar erst jetzt bemerkte, was er da wieder angerichtet hatte. Merkwürdigerweise schien er mich zu ignorieren… Endlich schien ihm ein Licht aufzugehen, als Lee die Hand aus der Schüssel zog und umständlich am Tischtuch abwischte. (Natürlich so, dass es niemand mitbekam.) Der Blonde kratzte sich am Hinterkopf. „Tut mir Leid“, entschuldigte er sich, was Lee wiederum mit einem Schulterzucken quittierte. „Bist du schon lange da?“, fuhr er fort. „Nein“, sagte Lee. Ich beschloss, dass es Zeit war, sich einmal in ihr Gespräch einzumischen. „Wo ist Hinata?“, stichelte ich. Erst jetzt schien Naruto meine Anwesenheit zu bemerken und sah mich an, als ob er mich nicht richtig zuordnen könnte. „Hinata?“ Er sah mich verwirrt an, „ich bin alleine hier.“ Das durfte doch wohl nicht wahr sein, selbst ich hatte es fertig gebracht, Neji zu fragen. Gut, bei Hinata konnte man nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen, aber ich hatte doch zumindest erwartet, dass Naruto vielleicht einmal (Ein einziges Mal!) so zu vorkommend sein könnte, dass er den Anfang machte. Ich meine, es war ja allgemein bekannt, dass Hinata in Naruto verliebt war, er wiederum aber zu blöd war, um das zu kapieren. Ich sah ihn eindringlich an und in mir keimte ein Rachegedanke auf. „Du gehst sie jetzt sofort suchen!“, befahl ich, „immerhin weiß doch jeder, dass ihr den Eröffnungstanz haben werdet.“ Naruto wurde blass. Die Genugtuung in mir wurde immer größer. Naruto konnte nicht tanzen. Hatte ich am eigenen Leib feststellen müssen, als er mich einmal angerempelt hatte und ich dabei in besagter Bowle gelandet war. Es war zwar nicht wirklich fair gegenüber Hinata, aber anders kam sie ja auch nicht in die Hufe. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung konnte ja schließlich auch nicht schaden. „Aber ich … ich dachte Sakura und Sasuke fangen an zu tanzen, das ist doch immer so…“ Kumpelhaft zog ich ihn aus Lees Hörweite, damit er nicht alles mitbekam. „Die“, begann ich, „verschwinden doch schon nach den ersten Tönen in einer dunklen Ecke und sind am Rumknutschen, also bitte, da muss doch mal ein Ersatz her.“ Naruto sah mich immer noch vollkommen verwirrt an. „Aber wieso ich?“ Gut, jetzt war ich auch ein bisschen überfragt, spürte Lees Blicke im Rücken und fühlte mich irgendwie ausgeliefert, andererseits machte mir das hier unheimliches Vergnügen… „Es gab da so eine geheime Abstimmung“, ließ ich meiner Fantasie freien Lauf, „so etwas muss doch eine Überraschung werden.“ Jetzt nickte Naruto einsichtig. „In Ordnung, ich mache mich sofort auf die Suche“, sagte er und wollte sich aus dem Staub machen. Im letzten Augenblick erwischte ich ihn am Hemdkragen, rupfte eine Lilie aus einer Vase auf dem Buffettischen und drückte sie ihm in die Hand. „Vermassel es nicht“, zischte ich. Noch einmal nickte der Blonde gehorsam, dann verschwand er in der Menge. Sofort baute Lee sich vor mir auf: „Also?“ Ich sah ihn schweigend an. „Tenten?“ Ich konnte spüren, dass er ungeduldig wurde, Lee hasste es, nicht zu wissen, was los war. Ich zuckte mit den Achseln und grinste fies. „Naruto wird sich jetzt auf die Suche nach Hinata machen, ihr unter Ehrerbietung eine wunderhübsche Lilie schenken, die ich soeben abgezogen habe und sie dann in aller Öffentlichkeit zum Tanzen auffordern.“ Lee starrte mich an. „Wenn wir Glück haben, baut er vielleicht sogar noch eine auf – die – Knie - fall Nummer ein…“, fuhr ich fort. „Tanzen?“ Seine Augen glitzerten verräterisch und ich sah ihm zu meinem Entsetzen besagten Gedanken an. Er ergriff meine Hand. Okay… jetzt war es wirklich Zeit sich Sorgen zu machen. „Du hast doch nichts dagegen, Tenten? Solange Romeo immer noch nicht da ist? Komm schon!“ Ich brachte keinen Ton heraus, was Lee als Einverständnis wertete. Er legte sich meinen Arm um seine Schulter und schleifte mich auf die Tanzfläche, wo Naruto Hinata so eben gefunden hatte. Die Musik setzte an und für mich gab es nun keine Möglichkeit mehr, mich aus dem Staub zu machen. Dieser Elende… […] Irgendwie hatte ich es geschafft, Lee zu entkommen, war außer Atem und hatte mich zur Tarnung auf den Balkon verkrochen. Ich hielt ein Sektglas in der Hand und tat nun furchtbar beschäftigt. (Was den Rest davon abbringen sollte, mir irgendwelche Fragen zu stellen.) Grinsend erinnerte ich mich an die geniale Szene zurück, dessen Auslöser ich war. (Naruto hatte mich nicht erkannt und keine Ahnung, dass ich der Drahtzieher war.) Hinata hatte nicht so viel Glück gehabt. Schon als Naruto (immer noch total verwirrt und zu meinem Vergnügen) vor ihr auf die Knie gesunken war, war sie einer Ohnmacht nahe und konnte nur noch dadurch gerettet werden, dass ihr mehr oder minder heimlicher Verehrer sie elegant auffing, was dazu führte, dass ihr in seinen Armen endgültig schwummerig wurde. (Sie war knallrot geworden und schien einige Schwierigkeiten mit dem Luftholen zu haben, was ich im Nachhinein doch ein wenig bedauerte.) Allerdings hatte das Naruto nicht mehr wirklich gestört, da er ohnehin nicht mehr viel mitbekam und seinen Arm leicht peinlich berührt um ihre Hüfte legte und sie schließlich auf die Tanzfläche zog. (Ich hatte genau gesehen, wie Kiba diesen denkwürdigen Moment festgehalten hatte…) Zur allgemeinen Verwunderung hatte sich Naruto sogar gar nicht schlecht dabei angestellt. Vielleicht hatte er ja geübt… Irgendwann musste ich Hinata mal die Wahrheit gestehen, aber bis dahin war noch Zeit. Außerdem war es ohnehin nur ein Zeitvertrieb gewesen… Zum zwölften Mal sah ich auf die große Uhr, die im Ballsaal hing. Viertel vor Zehn … Neji ließ mich jetzt schon über eine Stunde warten. Er … er hatte mir doch gesagt, dass wir uns um acht treffen wollten. Er hatte mich doch selbst gefragt, oder hatte er einfach nur eine Wette verloren? Wollte sich über mich lustig machen… Ich hatte es gewusst … er hatte mich nicht ernst genommen, wahrscheinlich war es ihm egal. Er hatte sicher Wichtigeres vor und ich stand ohne ein Date auf dem Sommerball, während der Rest annahm, dass ich mit Lee gekommen war, den die Leute wiederum fragten, wer seine Begleitung (also ich) war. Das einzig Tröstliche war, dass mich noch niemand erkannt hatte, was auch nicht weiter verwunderlich war, wenn man mal von meinem Aufzug absah. Ich blickte an mir herunter. Das Kleid, das ich trug war brombeerfarben mit silbernen Fäden durchzogen, die den Stoff in ausgefallenen Mustern und Formen schmückten. Das Kleid selbst reichte bis zu meinen Füßen. Es war hoch am Hals geschlossen, hatte lange weite Ärmel und war recht figurbetont geschnitten. Um meine Beine herum war es weitauslaufend und flatterte mir bei jedem Schritt um die Beine herum. Meine Haare, die ich sonst immer so streng zurückfrisiert hatte, (was praktischer war …) wehten jetzt leichtfüßig um meinen Kopf herum. Wahrscheinlich war das der einzige Grund, warum ich so ‚anders’ rüber kam. Die Leute sahen mich nicht als Tenten an, sie beäugten mich neugierig und teilweise interessiert, was mir furchtbar unangenehm war. Als mir das zum sechsten Mal passiert war, wünschte ich mir direkt meine Schuluniform zurück. Nicht, dass ich die lieber mochte, aber sie war einfach alltäglicher. Ich seufzte. Es war schon komisch. Wenn ich nicht Tenten war, wollte ich unbedingt in diese andere Rolle schlüpfen, jemand sein, der ich nicht war und wenn ich mich in diesen jemand verwandelt hatte, dann wollte ich wieder Tenten sein. Dabei war das ganze doch wirklich simpel: Selbst, wenn ich mich anders anzog, anders gab, so blieb ich doch ich selbst: Das merkwürdige Mädchen, das ständig in Unfälle verwickelt war. (Ich sollte zum Fernsehen gehen, damit würde ich noch Millionen machen…) Es war wie immer… Ich hatte einfach furchtbares Pech! Das lag nicht an Neji oder mir oder Lee oder sonst jemanden. Es war mein verfluchtes Pech! Am liebsten würde ich einfach losheulen und mich irgendwo verkriechen. „Tenten?“ Ich antwortete nicht, ich wusste sowieso, wer hinter mir stand und dass sie mir gleich wieder eine Predigt halten würde. Und diesmal verwünschte ich sie. Sie war so perfekt und ich … Ich war einfach nur …ich. „Tenten!“ Diesmal war Sakuras Stimme schon eindringlicher. „Oder“, überlegte ich weiter, „ hatte sie einfach nur das, was ich wollte: Den Typen, den sie mochte, egal, was andere dazu sagen würden. Ich war eifersüchtig … und ich hatte nicht die geringste Lust, mich dann gerade mit ihr zu unterhalten. Sie packte mich an der Schulter, drehte mich mit einem Ruck um, sodass ich sie anschauen musste und funkelte mich wütend an, doch sie sagte nichts. „Wo ist Sasuke?“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme verdammt herablassend und verletzend klang. Sakura ließ meine Schulter los. „Er füllt Naruto ab“, antwortete sie. Für einen Moment war ich wirklich verdutzt, Naruto hatte heute wirklich keinen leichten Abend. „Aber eigentlich“, fuhr sie fort, „wollte ich sowieso mit dir reden.“ „Das tust du ja jetzt“, schoss es mir durch den Kopf. „Das ist aber schön“, antwortete ich sarkastisch, „ich warte da schon den ganzen Abend drauf, weißt du? Du hast mich einfach stehen lassen!“ Sakura sah zerknirscht zur Seite, stritt den Vorwurf aber auch nicht ab. Es verging ein Moment, in dem ich wütend mein Sektglas auf den nächsten Tisch knallte, ohne Sakura auch nur eines Blickes zu würdigen. „Weißt du, ich bin dir in gewisser Weise ähnlich. Früher war ich für alle einfach nur die kleine Streberin, die in Sasuke Uchiha verschossen war. Sie haben mich nicht für voll genommen und dann war erst mal großes Drama, als ich mit ihm zusammengekommen bin. Glaubst du wirklich, du hättest dich noch mal nach mir umgeschaut, wenn Neji aufgetaucht wäre?“ Ich schwieg. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet, aber sie hatte ja auch noch nie was gesagt… „Tut mir Leid“, flüsterte ich. „Ist schon okay“, sagte Sakura. Wir schwiegen eine ganze Weile, wobei mir auffiel, dass Sakura in ihrem schwarzen Cocktailkleid erheblich mehr zitterte als ich. „Wenn er nicht in innerhalb einer Stunde auftaucht, hetze ich am Montag die halbe Schule gegen ihn auf“, sagte sie dann. „Was?!“ „Ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst, Neji ist ein verdammter Idiot!“ Meine Hand verkrampfte sich. „Nein, das ist er nicht. Es versteht ihn nur niemand.“ „Dann wird es Zeit, dass er sich mal besser darstellt, sodass man es kann. Im Moment sieht es nämlich verdammt danach aus, dass er dich sitzen lässt.“ Ich betrachtete den schwarzen Himmel, auf dem vereinzelt Sterne funkelten. „Wenigstens erkennt mich keiner“, ließ ich meinem Pessimismus freien Lauf. Jetzt beäugte mich Sakura neugierig. „Also, wenn du es genau wissen willst, haben mehr als die Hälfte dich erkannt.“ Mir rutschte das Herz in die Hose, das konnte doch nicht wahr sein! Oh mein Gott! Ich hatte mich bereits bis auf die Knochen blamiert! Sakura klopfte mir mitfühlend auf die Schulter, was ich beinahe gar nicht mehr mitbekam. Mit dem Versuch, ein anderes Thema anzuschlagen, fragte ich schließlich: „Warum füllt Sasuke Naruto ab?“ Sakura sah mich die Schultern zuckend an und deutete auf die Stelle, wo sich besagte Unruhestifter gerade die Kante gaben. (Sasuke tat vorsorglich nur so, während Naruto beängstigend schief auf seinem Stuhl hing.) „Ach keine Ahnung“, brummte sie, „du kennst die doch, die lassen doch nie eine Möglichkeit aus, den jeweils anderen irgendwie dranzukriegen.“ „Jetzt sag nicht, du bist nur gekommen, weil Sasuke Naruto Streiche spielt.“ „Nö, das ist dem werten Herrn Uchiha ganz allein eingefallen, als ihm langweilig war. Ich krall ihn mir schon noch wieder.“ In diesem Moment musste ich einfach ihren unerschütterlichen Optimismus anerkennen. Außerdem musste ich feststellen, dass ich mich zum ersten Mal völlig ungezwungen mit ihr unterhalten konnte. Gut, ich hatte es auch sonst schon getan, aber über Belangloseres. Es war praktisch noch nie vorgekommen, dass sie einfach auf mich zuging und mich auf Neji ansprach, ihr Beziehungsleben vor mir ausbreitete und auf einmal eine merkwürdige Neigung zum Humor hatte. Sakura hatte viel mehr Selbstvertrauen als ich ihr zugetraut hatte, ich hatte sie einfach nicht so gesehen wie sie war… War das nicht genau das Gleiche, wie mich die anderen behandelten? Nie mehr würde ich jemanden so objektiv betrachten, nie wieder würde ich mich an das halten, was die anderen dachten. Sakura war meine Freundin, nicht, weil sie Mitleid mit mir hatte, sondern, weil sie mich mochte. „Kommst du mit?“, fragte sie plötzlich. Ich verstand nicht. „Kommst du wieder zurück oder wartest du noch?“ Neji … Sie hatte nicht aufgegeben und ich auch nicht … Warum vertraute ich ihm so? Wieso glaubte ich trotz allem noch, dass er auftauchen würde? Ich sah sie an und lächelte zaghaft: „Ich warte lieber noch.“ […] Es war still geworden. Die Band spielte leise Stücke, die mir auf der Haut prickelten und sich angenehm in meinen Ohren anhörten. Sie waren seltsam melancholisch, doch trotzdem irgendwie schön. Noch immer stand ich auf der Balkonterrasse, die jetzt nur noch von ein paar aufgestellten Kerzen beleuchtet wurde. Die meisten Leute waren bereits gegangen und hatten einen fast leeren Raum zurückgelassen, der wohl bald geschlossen werden würde. Allerdings hatte ich um zwölf mit dem Zählen aufgehört. Es war mir mittlerweile fast gleichgültig, was man von mir dachte. Ich hatte mir mit einem Hauch Galgenhumor sogar zweimal Früchtebowle nachschenken lassen. (Man hatte mir sehr seltsame Blicke zugeworfen …) Mir war kalt und hundeelend. Am liebsten würde ich einfach abhauen oder mir einen hinter die Binde kippen. (Naruto und Sasuke mussten einen schlechten Einfluss auf mich haben, wenngleich Sakura beide nach der siebten Runde zur Sau gemacht hatte.) Ich wusste, dass Neji nicht mehr kommen würde. Es war längst zu spät… Warum hatte ich mich nur in Neji verlieben müssen? Warum er? Es gab doch genug andere, die vielleicht mal mit mir ausgegangen wären. Es musste nicht unbedingt er sein. Doch selbst jetzt wusste ich, dass es niemals anders gekommen wäre. Neji war … nichtssagend, geheimnisvoll, stark und in sich gekehrt. Er sah gut aus, war intelligent und hatte doch auch Probleme, mit denen er zu kämpfen hatte. Ich seufzte tief. Die Situation hatte eine gewisse Ironie. Ich hatte mich etwas getraut, war über mich hinaus gewachsen und doch schien mir das Glück nicht hold zu sein. Es war nicht fair. Aber was war schon fair? Und wie hätte ich auch wissen können, dass Neji nicht kommen würde? Aber zumindest hatte ich meine Angst besiegt. Ich war allein hier, aber nicht einsam. Die Stille war irgendwie genau das, was meiner momentanen Gefühlslage entsprach. Still. Unerhört. Allein. Ich konnte es nicht verhindern, jetzt kamen mir doch die Tränen. Ich schniefte, wollte schlucken und wusste doch, dass es mir nichts bringen würde. Ich wischte mir mit dem Arm über die Augen, aber ich konnte nicht aufhören. War mein Vertrauen jetzt endgültig aufgebraucht? Ich wusste es nicht. Leise. Ganz leise hörte ich Schritte hinter mir. Sie waren hastig, fast erschöpft, als ob jemand schwer atmend ankam. Ich drehte mich nicht um. Sollte derjenige doch vorbeigehen und mich in Ruhe lassen. Eine Träne rann über meine Nasenspitze und tropfte auf mein Kleid. Stille. Ich hörte nichts mehr, spürte nur noch die Anwesenheit eines anderen Menschen. Warum? Warum jetzt? „Ich bin spät“, sagte Neji. Ich schwieg ihn an. „Tenten?“ Jetzt klang seine Stimme schuldig und als ob ihm die ganze Situation unangenehm wäre. „Es tut mir Leid.“ „Das habe ich schon mal gehört“, flüsterte ich endlich. Noch einmal wischte ich mir über die Augen und drehte mich schließlich nach ihm um. Neji trug einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd, das an einer Seite aus seiner Hose hing. Seine Haare hatte er direkt am Haaransatz zu einem Zopf zurückgebunden. Sein Blick war auf mich gerichtet und er kam langsam auf mich zu. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie er bei mir ankam. Auf einmal stand er vor mir und war mir näher, als ich es eigentlich gewollt hätte. Er roch ein bisschen nach Schweiß und ich erkannte, dass er wohl gerannt sein musste. Keiner von uns sagte etwas, wir standen uns einfach nur gegenüber und sahen einander an. Es war eine angenehme Stille und ich wusste auch, was mir Neji sagen wollte, selbst wenn er nicht mit mir sprach. Und ich verzieh ihm. Verzieh ihm ein weiteres Mal. Wollte immer noch glauben, ihm vertrauen. Ich fragte nicht nach dem Grund seiner Verspätung, ich warf ihm nicht vor, dass er mich allein gelassen hatte. Es war einfach nur ein Moment, der mir gehörte und ihm. Ich wünschte mir, wir würden ewig hier stehen bleiben. Hier auf dem Balkon in der Kälte untermalt mit leiser Musik. „Die Vergangenheit kann man nicht ändern“, sagte Neji leise, „man kann sie verfluchen, die Dinge verabscheuen und sich wünschen, nie gelebt zu haben.“ Einen Moment schien er zu überlegen, was er sagen wollte. Zögernd hielt er mir die Hand hin. „Aber die Zukunft schon.“ Ich versank in diesen unergründlich hellen Augen, spürte wie auch sein Blick in meinem gefangen war, dann legte ich langsam meine Hand in die seine und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Vielleicht würde meine Zukunft anders sein, vielleicht nicht. Aber ich hatte gelernt, dass nicht alles das war, was es vorgab zu sein. Ich hatte verstanden, was Freundschaft bedeutete. Und Mut. Ich hatte gelernt zu vertrauen. ~ Until I lost my faith … I will believe in you. ~ . . . Ein gleißendes Licht erhellte den Raum und ich sah mich sofort paranoid um. Neji sah ein bisschen übertölpelt aus. (Wenigstens ließ er mich nicht los.) Dann erkannte ich den Übeltäter. Kiba lehnte lächelnd am Saaleingang und hielt breit grinsend eine Kamera in der Hand, warf mir einen fiesen Blick zu und verschwand mit verheißungsvoller Miene nach draußen. Morgen würde das Bild höchstwahrscheinlich in der Schülerzeitung stehen, aber als ich jetzt wieder Neji ansah, merkte ich, dass es mir egal war. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Hallo an alle, die unsere Zusammenarbeit verfolgt haben =) Nach langem Hin und Her haben wir es nun geschafft! Fertig!!! Die Geschichte ist nun in sich abgeschlossen und wird auch keine Fortsetzung haben. In diesem Teil sind einige Parts, bei denen es euch überlassen ist sie zu deuten oder weiterzuspinnen. So zum Beispiel die Hyuga Konferenz. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Lesern bedanken, die unsere Fanfiction gelesen haben. Da wir einen eher ungewöhnlichen Stil ausprobiert haben, freut es uns natürlich besonders, dass es ganz gut angekommen zu sein scheint ^-^ Wir hoffen natürlich, dass es euch gefallen hat. (und ihr mal ein Grinsen auf dem Gesicht hattet) Was unsere beiden Wichtelkinder angeht: Deryan und hiatari, wir hoffen, dass euch *Until I lost my faith...* gefallen hat, alles Weitere steht in der Beschreibung. Danke für euer Interesse. Knispell & moonlight_005 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)