Vampire Knight - If dreams become true von Gekalina ================================================================================ Kapitel 1: Abschied ------------------- Ein leichter Wind fuhr durch seine Haare, wodurch einige feine Haarsträhnen vor seine Augen fielen. Die Baumkronen tanzten im Takt des Windes, der das durchs Laub scheinende Licht zum flackern brachte. Den Blick auf den Boden gerichtet verharrte er einen Moment, atmete tief durch und erhob dann sein Haupt. Seine Augen waren mit schimmernden Tränen gefüllt, die drohten sich jeden Augenblick ihren Weg entlang seiner Wangen zu bahnen. Ein energisches Kopfschütteln, ein Schluchzen und dann ein tiefer Atemzug der seine Lunge bis zum Äußersten füllte, dann ein gequältes Lächeln. Was hattest du denn erwartet Kiryu?! Das Lächeln verschwand aus Zeros Gesicht, als er sich dem großen Holztor zuwandte und sich noch einmal an vergangene Tage mit Yuuki erinnerte. Er sah vor seinem inneren Auge, wie Yuuki ihren Pflichten eines Guardians nachging und verzweifelt versuchte die aufgebrachte und vor Entzückung schreiende Day Class Horde unter Kontrolle zu bringen. Auch loderten Bilder auf, in denen er ihr kostbares Blut trank und ihr somit so nahe stand wie keinem anderen Menschen auf dieser Welt. Er konnte sie förmlich schmecken, wobei sein Herz anfing wie wild zu schlagen. Er legte sich eine Hand an den Kopf und schloss die Augen, wobei er noch einmal seufzend ausatmete. Ich wage es kaum zu denken, da es so sehr schmerzt, doch du warst alles was mich am Leben erhalten hatte. Yuuki… Zero blickte ein letztes Mal zum Tor, fuhr mit seinen schlanken Händen in die Hosentaschen, drehte sich um und ging. Als er sein Zimmer erreicht hatte, schloss er leise die Tür hinter sich, lief auf sein Bett zu und lies sich nieder. Er lehnte mit den Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln und legte den Kopf in seine Hände. Einige Sekunden verstrichen, bis er sein Gesicht aufrichtete, den Blick zur Kommode schwenken lies und die Hand nach dem Schubfach ausstreckte. Er öffnete sie und entnahm ein Foto was er mit gebrochenem Blick betrachtete. Es war das Foto, seiner und Yuukis Einschulung, was ihm schon immer so viel bedeutet hatte. Lächle doch mal Zero! Erinnerte er sich an Yuukis fröhliche Stimme, die es immer wieder schaffte, ihn mit einem wohligen Gefühl zu erfüllen. Einen Moment fuhr er in sich und genoss die schönen Erinnerungen an Yuuki, dann stand er auf, steckte das Foto in seinen Mantel den er trug und ging auf seinen Schreibtisch zu. Zero nahm sich ein Blatt Papier, schrieb etwas auf, legte das Papier auf dem Bett ab und verließ mit geneigtem Kopf sein Zimmer. Im Nebenzimmer stand derweilen Direktor Kaien Kurosu, der völlig gedankenverloren aus dem Fenster schaute. Auch er hielt das Foto seiner Adoptivkinder in der Hand. Er beobachtete wie Yuuki gemeinsam mit Kaname vor dem Schultor stand und darauf wartete in ein neues Leben zu starten. Kaien lächelte und betrachtete das Foto in seiner rechten Hand. Yuuki… Zero… Meine Kinder… Ich wusste, dass es irgendwann so kommen würde und ich war der Überzeugung, für diesen Tag gewappnet zu sein. Doch es schmerzt, wie nichts anderes auf dieser Welt. Meine Kinder… In der Zwischenzeit wartete Yuuki gemeinsam mit ihrem geliebten Bruder Kaname und dessen Freunden Ruka, Aido und Kain auf eine Limousine, die die Fünf in das Elternhaus von Yuuki und Kaname bringen sollte. Yuuki wusste nicht wie sie in dieser Situation empfinden sollte. Endlich war sie mit dem Mann zusammen, den sie viele Jahre liebte, doch andererseits musste sie ihren Ziehvater Kaien, der sie wie eine eigene Tochter liebte und auch die Akademie die so lange ihr zuhause war, hinter sich lassen. Und da war auch noch Zero. Zero, dem sie in den letzten Jahren nicht von der Seite gewichen war und der für sie mehr als nur ein guter Freund geworden war. Sie hatte sich entschieden. Sie würde alle Menschen die sie gern hatte hinter sich lassen, um bei Kaname sein zu können. Doch war es die richtige Entscheidung? Yuuki wirkte traurig und in sich gekehrt. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen und die Akademie mit allen Menschen die dort lebten und ihr viel bedeuteten, noch einmal anzusehen. Sie hatte Angst vor Kaname in Tränen auszubrechen und ihm damit eventuell das Gefühl zugeben, sie fühle sich ihm verpflichtet und hätte nur deswegen ihre Entscheidung zu Kanames Gunsten getroffen. Dann wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. „Ist alles in Ordnung, Yuuki?“, fragte Kaname leise, als er ihre Hand nahm. Yuuki schreckte auf und setzte blitzschnell ein riesiges Grinsen auf. „Sicher Kaname! Was soll denn nicht in Ordnung sein?!“ Kaname schaute ihr mit seinen warmen dunklen Augen ins Gesicht und musterte es von oben bis unten. Dann atmete er tief ein. „Bist du dir wirklich sicher, dass du mit mir kommen möchtest?“ Yuuki schaute ihn erstaunt an und nickte energisch mit dem Kopf. „Natürlich bin ich sicher! Endlich weiß ich wer ich bin und wo ich hingehöre. Ich gehöre zu dir Kaname!“ Kaname lies ihre Hand los und nickte vorsichtig mit dem Kopf, dann wandte er sich Ruka, Aido und Kain zu. Yuuki atmete auf. Was wäre geschehen, hätte Kaname ihre Unsicherheit bezüglich ihrer Entscheidung gespürt? Es ist das Richtige! Auch wenn es schwer fällt die letzten Jahre loszulassen, aber ich gehöre zu Kaname! Es ist richtig… Das weiß ich… Sie beobachtete Kaname. Sie konnte sehen, wie er lächelte. Er schien glücklich zu sein, endlich mit seiner Schwester vereint zu sein und mit ihr in das Haus ihrer Eltern zurückkehren zu können. Das ist es, was ich immer wollte. So habe ich Kaname noch nie gesehen. Er lächelt und scheint sich wohl zu fühlen. Lächeln… Dann überkam sie ein bedrückendes Gefühl und ihre Mundwinkel senkten sich. Lächeln… Auch Zero wollte ich lächeln sehen. Seit ich ihn kenne war er immer traurig, bedrückt und schon fast deprimiert. Ob er es schaffen wird, sein Lächeln wieder zu erlangen? „Yuuki! Der Wagen ist da.“, rief Kaname ihr zu und riss sie erneut aus ihren Gedanken. Yuuki fuhr zusammen und schaute Kaname mit großen Augen an. Sie wollte auf ihn zugehen, doch sie war wie erstarrt. Plötzlich schossen ihr so viele Gedanken durch den Kopf. Sie erinnerte sich an die letzten Jahre, wie sie gelebt hat, mit wem sie gelebt hat… „Ich… ich…“, stotterte sie. „Nun komm schon, wir müssen endlich los!“, lachte Aido, nahm ihren Koffer, packte sie am Arm und lief mit ihr auf die Limousine zu in der es sich Ruka und Kain bereits gemütlich gemacht hatten. Kaname beobachtete Yuuki während sein Gesichtsausdruck ernster wurde. Dann stiegen auch Aido, Yuuki und Kaname in den Wagen ein und schlossen die Autotür. Der Knall der Tür schnürte Yuuki den Hals zu. Jetzt war es zu spät. Yuuki hatte sich entschieden. Völlig gedankenverloren starrte Yuuki in die Luft, bis Kaname seinen Arm um ihre Schultern legte und sie liebevoll an sich heranzog. „Es ist nicht sehr weit Yuuki. Bald sind wir zuhause und fangen ein neues Leben an.“, lächelte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Yuuki schaute ihn an und lächelte. „Ja Kaname. Ich freue mich schon sehr auf zuhause.“ Dann schmiegte sie sich an seine starke Schulter, schloss die Augen und nickte ein. Yuuki durchlebte in ihrem Traum noch einmal einige Momente der letzten Jahre. Alle waren dabei. Kaname ihr geliebter Bruder, ihr herzensguter Ziehvater Kaien, ihre beste Freundin Yori, die immer zu ihr stand und natürlich Zero. Zero, der ihr in den vergangen Jahren so nahe war, wie niemand anderes. Sie erinnerte sich an jenen Tag, an dem Zero seine Bloody Rose gegen sich richtete. Sie bekam Gänsehaut und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie sah erneut, wie gebrochen er aussah, als er auf seinem Bett saß, die Bloody Rose an seinem Kopf gelegt hatte und sie die Einzige war, die ihn davon abhielt seinem Leben ein Ende zu setzten. Aber dieses Mal konnte sie nicht in sein Zimmer eindringen um ihn die Waffe zu entreißen. Sie war wie gelähmt und brachte keinen Ton heraus. So sehr sie es auch versuchte, einen lauten Schrei aus ihrer Kehle ertönen zu lassen, sie blieb stumm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schaffte es kaum noch zu atmen. „Bitte verzeih mir, Yuuki…“ Yuuki riss die Augen noch weiter auf und unzählige Tränen liefen ihre Wangen entlang. Zero schaute ihr tief in die Augen und im nächsten Moment drückte er den Abzug seiner Bloody Rose. „NEIN! ZERO!“, schrie Yuuki auf und befand sich wieder neben Kaname in der Limousine. Sie schnappte hastig nach Luft und wischte sich einige kleine Schweißperlen von der Stirn. Mit aufgerissen Augen sah Yuuki, wie sie von Ruka, Aido und Kain angestarrt wurde. Dann drehte sie sich zu Kaname der sie fest in den Arm genommen hatte. „Beruhige dich Yuuki. Du hast geträumt. Es ist alles in Ordnung.“, flüstere Kaname ihr liebevoll zu während er ihr über den Kopf streichelte. Yuuki schaute noch einmal hastig in die Runde, in der sie immer noch von verdutzen Gesichtern gemustert wurde. „Nein! Kaname wir müssen zurück! Ich muss Zero…“, dann stockte sie plötzlich, während sich Kanames Augen verdunkelten und sich ein unwohles Gefühl von seinem Gesicht ablesen lies. Ich weiß, dass ich Kaname damit wehtue, doch ich weiß auch, dass etwas mit Zero nicht stimmt! Ich muss zu ihm, ich muss ihm helfen! „Kaname“, sagte Yuuki und nahm seine Hand. „Bitte wir müssen zurück!“ Kaname schwieg einige Sekunden und sammelte seine Gedanken. „Fahrer, bitte fahren sie so schnell es geht zur Akademie zurück!“, rief er und schaute dann Yuuki in die Augen. Diese setzte ein erleichtertes Lächeln auf und schaute dann völlig aufgeregt aus dem Fenster. Yuuki hielt immer noch Kanames Hand und er konnte spüren, wie ihr ganzer Körper bebte. „Yuuki, du zitterst. Was kann ich für dich tun?“, fragte Kaname mit sanfter Stimme. Yuuki schüttelte den Kopf. „Du kannst nichts tun Kaname. Das muss ich alleine schaffen.“, antwortete sie und gab ihm einen Kuss auf die Hand, die sie immer noch ganz fest in ihren hielt. Im gleichen Moment stand Direktor Kaien immer noch am Fenster und schaute über das Akademiegelände. Er hatte Yuuki dabei zugesehen, wie sie in ihr neues Leben startete und lies die vielen schönen Jahre mit ihr und Zero Revue passieren. Dann sah er Zero. Er lief langsam, jedoch sicher auf das Akademietor zu. Verwundert darüber, was Zero vorhatte beobachtete er ihn, bis Kaien wie vom Blitz getroffen zusammenfuhr. Die Bloody Rose! Zero hat die Bloody Rose in der Hand! Er wird doch nicht?! Völlig geistesabwesend schnappte sich Kaien seinen Mantel und verließ fluchtartig sein Büro. Zero lief derweilen wie von jemand anderem gesteuert auf das Akademietor zu. Er starrte geradeaus und seine Augen wirkten gebrochen und leer. Seine rechte Hand hing an seinem Körper hinunter und umklammerte die Bloody Rose. Kurze Zeit später hatte er das Tor erreicht und verließ das Akademiegelände. Er atmete tief durch und schloss die Augen, bis er sich noch einmal umdrehte und sich an vergangene Tage erinnerte. Ich danke euch, Kaien und Yuuki. Ihr habt versucht immer für mich da zu sein und mir ein neues zuhause gegeben. Dank euch dafür! Dann stellte er sich mit dem Rücken zum Tor auf und hob die Hand in der er die Bloody Rose hielt. „Zero! Nein! Was machst du da Zero?! Lass sofort die Waffe fallen! Zero!“, schrie Kaien völlig hysterisch, als er über das Gelände in Richtung Tor rannte. Doch Zero reagierte nicht und wusste, dass Kaien nicht so schnell bei ihm sein konnte, wie er den Abzug drücken würde. In diesem Augenblick raste die Limousine auf die Akademie zu und noch bevor der Wagen zum Stehen kam, sprang Yuuki hinaus und rannte mit ausgestreckter Hand auf Zero zu. „Zero! Bitte nicht Zero! Lass uns reden!“, schrie Yuuki unter Tränen und lief so schnell wie in ihrem ganzen Leben noch nicht. Zero schaute Yuuki an und setzte ein sanftes Lächeln auf. Dann bewegte er die Lippen, doch Yuuki konnte ihn nicht verstehen. Sie sah, dass Zero ihr etwas mitteilen wollte, doch alles was sie wahrnahm, war ein heftiges Rauschen in ihren Ohren und das laute Klopfen ihres Herzen, dass drohte jeden Moment zu zerreißen. Plötzlich gab es ein helles Licht was Yuuki blendete, gefolgt von einem unglaublich lauten Knall. Einige Sekunden war alles still, bis Yuuki ihr rasendes Herz wieder wahrnahm und die Augen öffnete. „Um Himmels Willen! Yuuki, Zero… Ist alles in Ordnung?!“, fragte Kaien völlig aufgebracht, als er bei den beiden ankam und sich sofort auf die Knie warf. Yuuki kam langsam wieder zu sich und sah, dass sie auf Zero lag. Rot! Diese Farbe! Überall ist Blut! Sie sah Zero in die Augen, dessen Gesicht und Hals mit Blut überströmt war. Dann legte sie beide Hände an sein Gesicht und streichelte es zärtlich. „Was machst du Zero?! Du kannst mich doch nicht alleine lassen!“, sagte sie mit einem zaghaften erleichtertem Lächeln, als sie realisierte, dass Zero zwar verletzt war, aber er noch immer am Leben war. Zero hob die Hand bis er Yuukis Wange erreicht hatte. „Verzeih mir Yuuki!“ Das war alles, was er in diesem Augenblick von sich gab. Yuukis Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen und fielen schließlich auf Zero nieder, wo sie sich mit seinem Blut vermengten. „Mach das nie wieder Zero! Ich dachte ich muss tausend Tode sterben!“, flüsterte sie, völlig erschöpft. Dann spürte sie, wie jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie drehte sich um und sah Kaname hinter sich stehen. „Los Yuuki, wir müssen ihn in die Akademie schaffen und seine Wunde verarzten.“ Yuuki nickte und stand auf. Kaien und Kaname nahmen den mittlerweile bewusstlosen Zero und liefen schnellstmöglich in die Akademie. Yuuki stand noch kurze Zeit vor dem Tor und starrte auf die Blutlache, die Zero hinterlassen hatte. Auch ihre Hände, die sie sich weinend vors Gesicht legte, waren voller Blut. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper und atmete durch. Als sie die Hände von den Augen nahm und wieder einigermaßen bei Sinnen war, entdeckte sie etwas auf dem Boden. Es sah aus wie ein Blatt Papier, das durch das Blut rot gefärbt war. Sie bückte sich um es aufzuheben und brach erneut in Tränen aus, als ihr klar war, was sie in den Händen hielt. Es war das Foto, ihrer und Zeros Einschulung. Lächle doch mal Zero! Machte sich ihre innere Stimme bemerkbar. Es tut mir so leid Zero! Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen… Sie steckte das Foto in ihre Jackentasche, schaute noch einmal auf die Blutlache und lief dann zügig in die Akademie. Bitte halte durch Zero! Ich komme! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)