Die Schule für Hexerei und Zauberei (Neuauflage) von Kylie (Liebe auf Abwegen) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Hogwarts… Ein Ort der Magie, ein Ort der Sicherheit. Tief verborgen im Herze Englands werden hier die jungen Hexen und Zauberer auf ihre Zukunft vorbereitet. Magische Wesen, die verborgen unter uns leben und ebenso in ihrer eigenen Welt. Geheim und doch so greifbar nahe. So gefährlich und bedrohlich. Muggel; so nennen Magier diejenigen, die die Magie nicht durchströmt; dürfen dieses Geheimnis nicht kennen, denn sie fürchten, was ihnen fremd ist. Sie betrachten es als böse und bedrohlich. Eine Zeit lang, da mochte das stimmen… In der Epoche Voldemorts. Alle, die nicht >rein< waren, waren seiner nicht würdig. Er tötete und folterte Muggel und Mischlinge. Gemeinsam mit seinem Gefolge, den Todessern, entsandte er das Chaos in beiden Welten, dass es drohte, ein jähes Ende zu nehmen. Doch alle irrten sie… Ein Kind; noch im Alter eines Babys; sollte vom Schicksal bestimmt, dem dunklen Lord die Kräfte rauben und ihn in die Knie zwingen. Bekannt in der Welt der Magier und ein wahrhaftiger Held und das ausgestattet mit der Liebe seiner toten Mutter. Harry Potter. Nach diesem Zusammenstoß verstreuten sich die Todesser. Teilweise konnten sie von ihrer Unschuld überzeugen oder sich freikaufen, andere landeten in Askaban; dem Gefängnis der Zaubererwelt. Niemand wusste, was aus dem größten Zauberer aller Zeiten geworden war und dennoch wagt es keiner, seinen Namen zu nennen. Hogwarts allerdings beinhaltet einen Mann, der es wagt, diesen Namen auszusprechen und dem Voldemort niemals die Stirn bot: Albus Dumbledore. Es heißt, dass der dunkle Lord selbst von einen der Gründer Hogwarts abstammt, doch keiner äußert sich dazu. Salazar Slytherin ist die nahe liegende Vermutung. Dies lässt auch darauf schließen, dass dieser bösartige Zauberer eins Schüler dieser Schule war. Doch niemand kennt seinen wahren Namen… Seine wahre Identität. Weiter gibt es zu sagen…“: las Reika leise vor sich hin, während sie auf dem Bauch auf ihrem Bett lag. Es erklang ein sachtes Seufzen, ehe sie sich auf die andere Seite drehte und das dicke Buch liegen ließ. Sie starrte an die Decke und blinzelte kurz. Ihr gefielen die letzten Ereignisse nicht. Sie war von ihrer Schule geflogen, hatte tierischen Streit mit ihrer Familie gehabt und hörte dann noch Gerüchte über die Rückkehr von Voldemort. Nun sollte sie auch noch im Ausland zur Schule gehen! In das Land, wo auch der dunkle Lord seinen Spuk trieb? Das waren doch zu viele Zufälle, dachte sich die Asiatin. Irgendwas war da faul… Oder war es doch die Tatsache, dass es einfach zu viel gewesen war als sie ihren Lehrer bedroht hatte? Und dass nach so einer Tat nur Dumbledore bereit war, sie aufzunehmen, war eigentlich auch klar. Vielleicht steigerte sie sich da in etwas rein, was nicht da war. Sie seufzte. Abermals drehte sie sich und murmelte leise vor sich her: „Hogwarts….. Na, ich weiß nicht.“ In ihrem Zimmer war es dunkel. Es beunruhigte sie keineswegs. Stattdessen schloss die Schwarz-Blondhaarige lieber ihre Lider und versuchte wenigstens noch etwas zu schlafen, bevor sie mitten im Halbjahr in der englischen Schule eingeschult wurde. Die Frage, ob man sie durch ihren Akzent verstehen würde, hatte sie längs verworfen, denn man würde sehen. Alles würde man noch sehen… Kapitel 1: Problemschülerin --------------------------- Nun war die Japanerin einige Wochen auf Hogwarts und hatte sich dabei recht gut einfinden können. Sie war im Hause der Slytherin gelandet, was mit großen Gestöhne kommentiert wurde. Die Gryffindors, Ravenclaws und Huffelpuffs waren entsetzt gewesen, dass ein Mädchen ihres ‚Standards’ bei den Slytherin Platz fand. Die Slytherin hingegen waren schlichtweg begeistert. Rasch war dem Mädchen aufgefallen, dass ihr Haus nicht gerade mit Schönheit protzen konnte und mit Freundlichkeit erschlug sich hier auch keiner. Die Gerüchte stimmten… Doch es war ihr egal. Sie hatte sich von so gut wie jedem ferngehalten und dabei lieber selbst ihr Schicksal bestimmt. Dabei stieß sie Leute wie Malfoy vor’n Kopf, was dieser nicht gerade gut hieß. Doch die Langhaarige hatte sich etwas fest vorgenommen: Keine Freundschaften! So etwas machte nur Ärger… Eines störte sie an dieser großen Schule… Das System der Häuser. Man unterschied so Schüler um Schüler und gab ihm beinahe schon den Befehl, wen er zu hassen und wen zu lieben hatte. Wer Slytherin war, war automatisch ein Anhänger des Bösen und wer Gryffindor war, war der zukünftige Held der Welt. Welcher Logik folgte das? Doch Reika wollte nicht klagen. Man hatte ihr eine zweite Chance gewährt und sie sollte dankbar sein! Jeder andere hätte sie hängen lassen… Außerdem musste sie zugeben, dass ihr Hauslehrer einen gewissen Charme hatte und etwas auf sie ausstrahlte, was sie zuvor nie wahrgenommen hatte… Professor Snape. Grausam, laut, dominant, arrogant, rücksichtslos und versessen auf sein Haus. Eigentlich ein Hassmagnet! Sie hatte es schon immer gewusst: Sie war gestört. Doch was sollte man erwarten? Sie war ein hübsches Mädchen! Ja, sogar intelligent! Sie wollte über sich selber lachen. Langes blondes Haar – es wirkte wie pures Gold – und dazu im Kontrast der schwarze Pony. Ihre Augen waren wunderschöne Kristalle. Eisblau, klar und einzigartig. Ihre Haut wirkte makellos weiß und samt wie Seide. Ihr Körper war schon immer zu reif für ein Mädchen ihres Alters gewesen. Kurvenreich, einfach atemberaubend. Die Japanerin selbst war arrogant, selbstsüchtig, verwöhnt und nutzte jede ihrer Stärken aus. Sie seufzte… Oft war sie aber auch zu nett und zu hilfsbereit. War sie deshalb so suspekt? Das junge Ding bog in einen Flur ein. Gedanken versunken und alleine. Waren ihre Träume kindisch? Ihre Hoffnungen albern? Wie sollte sie hier nur Fuß fassen?! Sie war nicht grundlos von ihrer alten Schule geflogen und ihre magische Begabung hielt sich zumindest in der Praxis in Grenzen. War es nicht albern her zu kommen und eine Hexe werden zu wollen? Plötzlich stieß die Blondine gegen etwas. Wohl eher jemanden, korrigierte sie sich selbst. Weniger erschrocken blickte die Schülerin auf und erblickte das rattenhaftes Gesicht eines Knaben. Er war ein Kopf größer als sie selber. Sein Gesicht wirkte fahl, sein Blick hohl und arrogant. Das Haar war blond, doch nicht wie ihres. Es war heller! Er war ein Slytherin, genauso wie sie. Es war an der Krawatte und dem Logo zu erkennen. Er beugte sich vor: „Oh, Daiji, welch Freude!“ Die Langhaarige stieß ein spöttisches Lachen hervor und warf sich ihren glänzenden Schopf zurück. Als Reika an dem Knaben vorbeigehen wollte, ergriff er ihren Oberarm: „Was denn? Was denn?“ „Wo sind denn deine Affen, Malfoy?“, fragte die Ausländerin kalt und blickte dabei in sein fahles Gesicht. Tausende Gedanken flogen durch ihren Kopf. Ihr fielen so viele Beleidigungen ein! Sie konnte ihn irgendwie nicht leiden. Vom ersten Tag an… Dabei hätte sie durch ihn so guten Anschluss finden können. „Meine Affen sagst du?“, wiederholte Draco fragend und machte dabei eine abwertende Gestik, „Ist doch egal! Oder hast du etwa Angst, Daiji?“ Stille beschlich die Dunkelheit des Ganges. Erst jetzt war ihr bewusst, dass sie im unteren Geschoss war. Ihre Gedankenabwesendheit war ungesund… Der Stein wirkte kalt und rau, der das Mauerwerk der Burg bildete. Der Boden war nicht viel besser… Alles hier wirkte so abweisend und kühl! Oben war es anders… Überall hangen Gemälde und die Beleuchtung war allgemein einfach besser. Hogwarts kam ihr schon nach wenigen Tagen unheimlich vor. Besonders die Kerker. Manchmal kam es ihr wie in einem Stephen King Roman vor. Die Blondine entriss sich aus ihren Gedanken: „Natürlich habe ich das! Ist auch gesünder. Wenn man sich nicht fürchtet, begibt man mehr Dummheiten, die man bereuen kann. Außerdem fürchte ich um die Pest, wenn du nicht gleich deine Hände von meinem Arm nimmst!“ Die Japanerin sah genau, wie Malfoy der Atem stockte. Sie war sich nicht sicher, ob er ihre Worte einfach nicht verstanden hatte und nun überlegte oder ob sie ihm zu hart formuliert waren. Reika persönlich war dies relativ egal. So etwas war ihr immer egal gewesen! Die filigranen Finger des Knaben entsagten ihrem besagten Arm und er machte einen Schritt zurück. „Weißt du, dass du echt nervst?!“, fragte er fast hysterisch. Abrupt machte Draco auf den Hacken kehrt und entfernte sich von dem jungen Mädchen. Skeptisch zog sie die Augenbrauen in die Höhe und schüttelte schließlich den Kopf. Solch ein Trottel! Wenn es einen Preis für Unausstehlichkeit und Dummheit gäbe, dann wäre er ihm sicher. Kurzzeitig hatte die 16-Jährige vergessen, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Eigentlich hatte sie eine Freistunde gehabt. Nun aber hatte sie diese total vertrödelt! Nun erwartete die heißblütige Schönheit eine neue Stunde mit ihrem Lieblingslehrer. Zaubertränke. Ja, das Fach lag ihr… Zumindest theoretisch. Manchmal lief praktisch einiges schief. Doch sie konnte sagen, dass sie nicht so schlimm wie Neville war. Er war ein plumper und tollpatschiger Gryffindor-Junge. Irgendwie war er auch niedlich, wenn die Japanerin drüber nachdachte. Doch das war nur ein dummer Gedanke! Einer von vielen! Schnaubend murmelte die Langhaarige das Passwort der Slytherin und begab sich schließlich in den ruhigen Gemeinschaftsraum. Die wenigen Slytherin, die da waren, sahen sie abwertend an und senkten dann wieder ihre Häupter auf ihre Bücher. Reika überkam ein Schauer. Wie kühl es hier war! Nicht von der Temperatur her, doch diese Atmosphäre… Die Hübsche schüttelte jeden weiteren Gedanken ab und schritt durch den Raum – mit arrogant erhobenem Kopf. Ihre Gangart sprach Bände! Federnd ging sie, wie ein bezaubernder Schmetterling und hinterließ dabei den Duft ihres teuren Parfüms und einen Ansturm an Erotik. Ihr Hüftschwung war einzigartig, genauso wie sie es selbst war. Die Japanerin hatte es eilig als sie ihre Sachen holte und sich wieder durch den Raum wagte. Er war recht dunkel gehalten und im Kamin loderte fröhlich eine Flamme, die dem Zimmer die nötige Temperatur verschaffte. Um das Feuer standen einige Sofas und Sessel. Verteilt im Raum gab es Tische und Stühle und Ecken, in denen man sich zurückziehen konnte. Hier wurden oft Hausaufgaben erledigt, gelernt oder Unterhaltungen geführt. Auch gefeiert, wenn es etwas zu feiern gab. Manchmal fragte sich Rei, wie es in den anderen Gemeinschaftsräumen aussah und ob sie genauso genutzt wurden. Hier dominierten die Farben Silber und Schwarz. Die Hausfarben würden sicherlich bei den anderen genauso im Vordergrund stehen! Und ihre Logos. Es brachte nichts, darüber nachzudenken! Schnaufend verließ die Blond-Schwarzhaarige also die Räumlichkeiten und eilte abermals durch die kalten und feuchten Flure, die so mager beleuchtet galten. Für Zaubertranklehre musste sie in die Kerker. Da die Slytherins selbst ihre Zimmer im Kerker hatten, war das ein geringer Wegaufwand. Vor dem Unterrichtssaal tummelten sich bereits Scharen an Schülern. Auch Malfoy, Crabbe und Goyle waren bereits vorhanden. Draco plauderte gerade munter über uninteressante Dinge, die seine beiden ‚Freunde’ nicht zu verstehen schien. Sowieso waren sie mehr fürs Essen zu gebrauchen! Die exotische Blume schmunzelte. Ja, sie übertraf sich in Bosheit oftmals selbst. Doch das war ja nahezu unschuldig, wie sie im Moment tickte! Die Schule machte sie unnötig zahm. Plötzlich erstarb das Gerede und die Gruppe kam auf sie zu. Genauso wie die Lautstärke Malfoys gestorben war, so verschwand nun auch ihre Fröhlichkeit. „Daiji“, begann der Blondschopf, doch bevor er überhaupt noch etwas sagen konnte, erhob die Kleinere ihre Hand. Die eisblauen Kristalle des Mädchens konnten genau beobachten, wie jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Es amüsierte die Wohlhabende. Kichernd legte sie den Kopf schief: „Was denn? Was denn? Wieder vereint? Wie wäre es, wenn ihr euch dann gemeinsam verzieht und euer Wiedersehen feiert? Hörte schon, dass ihr es hintenrum lieber mögt.“ Es war unglaublich, wie still es werden konnte! Man hätte Flöhe husten können! Alle starrten… Plötzlich fingen die Weasley-Brüder lautstark zu lachen an und die Gryffindors stimmten mit ein. Es handelte sich hierbei um Zwillingsbrüder, die den Pfad des grenzenlosen Humors beschritten. Sie waren große Jungen mit roten Haaren und abgetragenen Uniformen. Reika hatte schon gehört, dass ihre Familie nicht viel Geld hatte. Fred und George spielten auch in der Quidditch-Mannschaft ihres Hauses und sollten angeblich ganz gut sein. Sie selbst hatte davon keine Ahnung! Reika konnte nicht fliegen. Sie hatte Höhen- und Fallängste. Auf Seiten der Slytherins allerdings erklang Protest. Sie hörte, wie man sie verfluchte und sie als Verräterin bezeichnete. Damit hatte sich die Blondine zumindest dort keine Freunde gemacht. Wer brauchte die auch?! So etwas war eh nur lästig und anstrengend. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, kreischte Malfoy nahezu hysterisch. Das fahle Gesicht des Knaben lief puterrot an vor Wut. Es war herrlich! Er wirkte so als wollte er sie anspringen und verprügeln, doch er traute sich offensichtlich nicht. Wieder trat Stille ein, doch die Ausländerin verstand nicht warum. Jemand ergriff ihre Schulter. Es war ein fester Griff! Doch es war nicht Professor Snape. Dessen Haut war nicht so dunkel. Reika fuhr herum und erblickte einen großen Jungen. Er war kräftig gebaut. Er quoll über an Muskeln! Dazu das mausgraue Haar, welches kurz aus seinem Schädel wuchs und das glatt zurückgestrichen galt. Dazu das markante Gesicht. Er war einfach nur maskulin… Deutlich hörte man Mädchentuscheln und großes Kichern. Hades Pegas Noranin Markrhon. Ja, sie hatte von ihm gehört. Er war ein Schürzenjäger und der Kapitän der Quidditch-Mannschaft von Slytherin! Ein Idol für jeden Jungen! Erste große Liebe jedes Mädchen! So hieß es zumindest. Ihr stockte der Atem, während sie in die hellen Augen des Älteren blickte. Hades begann zu grinsen: „Was ist denn hier los? Will sich Malfoy etwa an solch einem zarten und hübschen Mädchen vergreifen? Böse, Malfoy, böse.“ Markrhon warf einigen Mädchen einen charmanten Blick zu, welche direkt begannen verlegen zu kichern. Dann erst musterte er Reika genauer. Ja, sie gefiel ihm. Solche Mädchen mochte er! Gut gebaut, hübsch und einfach nur faszinierend. Wie dankbar sie wohl war? „Halt den Mund, Markrhon!“, fauchte hingegen Draco wütend und wurde immer roter. Hades lachte: „Wenn du nicht aufpasst, dann explodiert dein Kopf noch. Aber ich kann dir gerne dabei behilflich sein! Ich knacke gerne hohle Walnüsse.“ Der Grauhaarige schmunzelte über sich selbst. Ja, eine gute Metapher! Er sollte sich dafür gut verwöhnen lassen. Seine grauen Augen beobachteten genau, wie Malfoy schwer schluckte und bleich wie eine Leiche wurde. Spiel, Satz und Sieg! Besser konnte es nicht laufen. Doch der Hochgewachsene konnte es nicht mal genießen, denn Severus Snape kam schließlich dazu. Dessen Mimik zeigte deutlich Missbilligung. Das schwarze Haar hing leblos herunter, während sein Gesicht von seiner Hakennase dominiert wurde. Schwarz, wie es seine Haare und seine Augen waren, war auch sein Umhang, der bei jedem weiteren Schritt aufwehte. Schwarz, wie seine Seele… Reika begann träumerisch zu schwelgen. Solche Männer mochte sie! Introvertiert, arrogant, selbstbewusst und… unerreichbar! Innerlich lachte sie über sich selbst. Ja, unerreichbar, genauso wie deine Träume. Braves Mädchen! So muss das Leben laufen. „Was ist hier los?“, fragte die raue Männerstimme des Zaubertranklehrers. Seine schwarzen Perlen erblickten zugleich, wie Malfoy noch bleicher wurde. Er wirkte krank. Und doch interessierte es den Hauslehrer herzlich wenig, der betonend und streng seine Arme vor der Brust verschränkte. Hades wollte gerade den Mund aufmachen, da fiel ihm auch schon die Japanerin ins Wort: „Was sollte denn los sein? Wir unterhalten uns doch hier nur alle über den Unterricht, Professor Snape.“ Welch schleimige und schmalzige Worte! Reika ekelte sich vor sich selbst. Der Meister der Tränke verzog skeptisch sein Gesicht, sonst verharrte er in seiner Position. Dann öffnete er die schwere Tür und die Schüler strömten rasch herein. „Miss Daiji?“, wandte der Mann noch an seine Schülerin, bevor sie ihren Kameraden folgten konnte, „Ich erwarte Sie nach dem Unterricht zu sprechen.“ „Ja, Sir.“, erwiderte die Japanerin knapp. Eilig begab sie sich schließlich zu ihrem Platz. Jetzt erst fiel der Langhaarigen auf, dass sie direkt bei Hades saß! Und das schon so lange… Er grinste sie hoffnungsvoll an: „Willst du mir nicht danken?“ Das war doch wohl ein Witz! Der Trampel erschreckt sie erst fast zu Tode, dann labert er noch irgendeinen Mist und nun wollte er Dank?! Das konnte er sich schon abschminken. Er hatte sich sicher erst jetzt zu ihr gesetzt! Nur wegen so etwas. Reika verzog missmutig ihr Gesicht und machte dazu eine abwehrende Gestik: „Danken? Wofür? Ich hätte das auch alleine hinbekommen.“ Die Tonart des Mädchens lag so schnippisch, dass Markrhon sie abwertend nacheiferte. Er zog einen finsteren Blick auf sich, doch sie wechselten die ganze Stunde kein Wort mehr miteinander. Am Ende der Zaubertrankstunde; in der wieder jede Menge zu meckern gab, zumindest in den Augen des Professors; begab sich Reika wie gewünscht zum Hauslehrer. Dieser wartete bis alle den Raum verlassen hatten und sie wieder ungestört waren. Das Gesicht des Mannes verriet seine schlechte Laune. Seine Körperhaltung sagte deutlich, dass man ihm nicht zu nahe kommen durfte. All diese Schwärze und Finsternis… Es war so faszinierend! Wenn er um ihre Gedanken wüsste, tadelte sich die Langhaarige schmunzelnd. Snape rollte mit den Augen: „Sind Sie überhaupt geistig anwesend?!“ Das Mädchen war zusammengezuckt und leicht erschrocken. Es bestätigte seine Vermutung! Wie ärgerlich… „Ist Ihnen eigentlich der Ernst der Lage bewusst?“, fragte der Mann schroff und begann sich aus seinem Sitz zu erheben. Strenge zeichnete sich durch diese steife Haltung und sein Gesichtsausdruck aus. Unweigerlich musste sie sich den Professor mit einer Gerte vorstellen. Jaah~, bestrafen Sie mich! Welch dummer Gedanke. Sie rüttelte sich dieses Mal selbst wach: „Was meinen Sie damit?“ Verächtlich schnaubend musterte der Mann seine neue Schülerin. Sie hatte sich als äußert intelligent und begabt herausgestellt, doch als ebenso tollpatschig und naiv. Es ärgerte ihn! Sie machte ihn verrückt! Solche Leute wollte er nicht in seinem Haus. Sie mussten tadellos sein. Seinem Haus Ehre bringen! Sie stellte sich viel zu oft an. Achtete zu sehr darauf hübsch zu sein. Schickimicki, den er sich nie erlauben konnte. Nicht mal leisten! Und Mädchen in ihrem Alter hatten nichts Besseres zu tun als sich zu schminken, zu kichern und sich schwängern zu lassen! Angestrengt stöhnte der Schwarzhaarige auf und machte eine abfällige Gestik mit der Hand: „Sie sind von Ihrer alten Schule geflogen. Sie konnten sich nicht beherrschen! Ihre Akte ist länger als mein gesamter Lebenslauf!“ Reika verzog spöttisch ihr Gesicht und verlagerte dabei locker ihr Gewicht auf ihr linkes Bein. Sie wollte ihn mehr provozieren. Wollte wissen, wie weit sie gehen durfte! Lässig lehnte die Kleinere ihre rechte Hand an ihre ausgestreckte Hüfte, während ihre linke eine ‚Ghettobewegung’ nachahmte, die man inzwischen in jedem Film sehen konnte: „Das glaube ich Ihnen gerne.“ Sie war so impulsiv! Es konnte sie Kopf und Kragen kosten. Das Gesicht des Professor verzog sich zu einer wütenden Grimasse: „Wie bitte?“ „Sie haben schon verstanden!“ Snape konnte nicht glauben, was er da gehört hatte. Das hatte niemals jemand gewagt. Niemals hatte ihm jemand widersprochen oder so trotzig reagiert! Ja, sie hatte es verdient von ihrer alten Schule zu fliegen. Die zweite Chance aber verdiente sie nicht. Da war er sich inzwischen absolut sicher. Sie würde Probleme machen. Viele Probleme! So etwas konnte er hier nicht gebrauchen. „Miss Daiji…“, begann der Zaubertranklehrer ruhig; was ihm offensichtlich schwer fiel, „Ich warne Sie nur ein einziges Mal: Übertreiben Sie es nicht. Wenn es nach mir ginge, dann wären Sie gar nicht auf diese Schule gekommen!“ Dies war eine Tatsache. So etwas glaubte die Schülerin ihm gerne! „Aber es geht nicht nach Ihnen.“, erwiderte die Langhaarige barsch, „Und das ist auch gut so. Schließlich habe ich nichts Schlimmes getan, aber Sie haben mich gleich ‚bedroht’. Ich habe lediglich reagiert. Ursache und Wirkung, Professor Snape! Ursache und Wirkung…“ Ihre Wirkung wäre gleich, dass er sie windelweich prügelte! Doch das konnte Severus nicht sagen. Seine Gedanken waren rasant. Für sie würde er die Prügelstrafe wieder einführen lassen! Für sie ginge er gerne in den Knast. Ja, das waren Schlagzeilen… Lehrer erwürgt seine Schülerin, weil sie ihn genervt hat. Ein Skandal! Doch wer würde ihn verurteilen? Snape deutete auf die große Tür: „Verschwinden Sie.“ Ohne noch groß Worte zu wechseln packte die Japanerin ihre Sachen und verschwand aus dem Unterrichtssaal, der eh unangenehm kalt war. Was erwartete man auch von einem Kerkerraum? Dort war es nun mal feucht und klamm. Sowieso war es dort eng durch die langen Bänke und die vielen Regale und Schränke mit Zutaten und Büchern. Nur beleuchtet durch Kerzen gab es hier viele Stolperfallen. Die Langhaarige war froh, dass sie nicht länger bleiben musste. „Pfefferminzbonbons.“, zischte Snape und trat auf die Treppe, die sich nun nach oben zu drehen begann. Seine schwarzen Perlen begutachteten nicht mal mehr die Statue des Phönixes, so oft war er zu Dumbledore gegangen. Dessen Büro war gut versteckt und mit einem Passwort geschützt, welches nur Eingeweihte kannte. Nur wenige Schüler hatten deshalb jemals das Büro des Schulleiters gesehen. Barsch klopfte der Hauslehrer Slytherins an die morsche Türe und erwartete ungeduldig die Erlaubnis des Betretens. Das hölzerne Ungetüm schlug auf. Erst dann brachten die besohlten Füße des Mannes ihn an den Schreibtisch. Albus Dumbledores Büro war gut beleuchtet. Hier und da standen Regale mit Büchern. Auf seinen Tisch harrte die Stätte eines Phönixes – irgendwie schien Professor Dumbledore auf solche zu stehen – der sich gerade pflegte. Auch der sprechende Hut war hier anzutreffen, der stets sein Begrüßungslied sang und dann jedes Kind einem Haus zuteilte. Wie genau es dieses magische Objekt tat und schaffte, wusste keiner so genau. Es war auch eine der Dinge, die uninteressant waren. Er musste jedem ins Herz blicken können, das war alles… Dumbledore selbst hatte langes, silbriges Haar. Er war vom Alter gezeichnet, doch wenn man bedachte, wie viele Jahre er bereits lebte, hatte er sich erstaunlich gut gehalten. Der Schulleiter bevorzugte fröhliche Farben, anders als Snape. Über den Tisch gebeugt blickte Dumbledore seinen Professor durch seine Halbmondbrille an. Scheinbar hatte er ihn erwartet. „Was gibt es, Severus?“, fragte der Hellhaarige freundlich. Dabei lächelte der Schulleiter gütig als würde er ihm jeden Fehler verzeihen. Als wäre er sein unartiges Kind oder Enkel, welches er an die Hand nehmen musste! Eine ärgerliche Tatsache, dachte Snape Zähne knirschend. Unverfroren erwiderte der Zaubertranklehrer schließlich: „Es geht um Miss Daiji. Sie sollte umgehend die Schule verlassen!“ Albus Gesicht verzog sich nicht. Nicht mal seine Haltung änderte sich. Nein, er griff seelenruhig nach einen Stück Lakritze und steckte sie sich zwischen die schmalen Lippen. Es wurde etwas stiller, was Snape wahnsinnig machte. Ungeduldig wippte er mit seinen Füßen. „Severus, nein, das kann ich nicht tun.“, antwortete der ältere Mann schließlich und brach das Schweigen, „Was ist denn dein Problem?“ „Sie ist unhöflich!“, brach es aus dem Zaubertranklehrer direkt heraus, „Und frech! Sie bereut nicht mal, dass sie geflogen ist! So jemand verdient keine zweite Chance!“ Pädagogisch war solch eine Ansicht natürlich absolut unvorteilhaft. Ein Lehrer hatte keine Vorurteile zu haben. Er musste jedem so viele Chancen geben, wie er brauchte! Doch Snape war da schon immer anders gewesen. Er war kein Vorbild. Ruhig sagte Dumbledore schließlich: „Das trifft auf sicherlich 80 Prozent unserer Schüler zu, Severus. Wenn wir jedem von ihnen die Chance verwähren würden, zu beweisen, dass sie es doch drauf haben, dann hätten wir sehr bald ein Problem. Ich bin sicher, dass sich Miss Daiji noch eingliedern wird.“ Es war doch nicht zu fassen! Wie konnte man so jemanden bloß in die Schublade zu anderen Schülern packen! Sie war schlimmer. Na gut… Die Weasley-Brüder übertrafen Reika eventuell noch, aber das war etwas anderes. Sie wollte er genauso gerne von der Schule haben. Es waren die typischen Schwerverbrecher, die es niemals weit bringen würden. „Das kann man doch nicht vergleichen!“, beharrte er und schüttelte dabei unverständlich seinen Kopf. Die steife Körperhaltung des Mannes sprach deutliche Bände für seine Einstellung. Er selbst war stets gemobbt wurden und ertrug offensichtlich nicht die Art von Menschen, die damals auf ihn losgegangen waren. Alle waren gleich, so war die Devise. Egal wie wenig das auch stimmte. Wieso in aller Welt wich nie die Sanftmütigkeit aus dem Gesicht des Schulleiters?! Nie. „Todessern sollte man doch auch keine Chance geben.“ Snape wurde kreidebleich. Das waren die Worte, mit denen er am wenigsten gerechnet hatte. Aber wie wahr sie doch waren… Todesser waren Mörder und Verachter des Lebens! Sie jagten unreines Blut; jene, die in ihrem Familienstand Nichtmagier aufgenommen hatten. Sowieso komplette Muggel. Jahre lang hatten sie für Angst und Schrecken gesorgt. Bis dieser eine Junge den Dunklen Lord besiegte… Die Anhänger Voldemorts wurden verhört und jene, die es schafften gute Informationen zu offenbaren oder ihre Unschuld beweisen konnten, hatten die Chance ein neues Leben zu starten. Andere hatten weniger Glück. All diese Pechvögel landeten in Askaban. Es war das Gefängnis für Magier. Grausam! Wer nicht wahnsinnig war, der würde es dort sicherlich werden. Snape war einer der Glücksvögel. Gegen Ende der Schreckensherrschaft Voldemorts hatte er sich auf Dumbledores Seite gestellt. Ein Doppelspion. Dadurch blieb ihm das Magiergefängnis erspart und er ist sogar fest angestellt wurden. Eigentlich hatte Severus lieber ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ unterrichten wollen, doch scheinbar misstraute Albus Dumbledore ihm immer noch etwas. Ein Rückfall wäre eine Katastrophe für Hogwarts, wo doch Dumbledore selbst für ihn gebürgt hatte! Zaubertranklehre war aber auch in Ordnung für ihn gewesen. In diesem Gebiet war er genauso gut! Wenn nicht sogar besser. Todesser…. Todesser… Nein, dieses Kapitel hatte er abgeschlossen! Das war ein Buch, was er zuschlug und mit hundert Siegeln sicher verschloss! „Sie wird Probleme machen, Sir.“, murmelte Snape verbittert, „Sie ist eine Problemschülerin.“ - Ende Kapitel 1: Problemschülerin - Kapitel 2: Unsichtbare Fesseln ------------------------------ In den vergangenen Tagen hatte Reika immer wieder neue Strafarbeiten verrichten müssen. Vom einfachen Nach- und Vorsitzen bis zum harten Kesselputzen war alles vertreten gewesen. Sie hatte den Unterricht gestört. War frech gewesen. Hatte sich stets negativ hervorgetan. So hieß es! Und tapfer hatte es die Japanerin über sich ergehen lassen. Auf irgendeine Art und Weise machte es ihr sogar großen Spaß immer wieder für neuen Ärger zu sorgen, doch es würde sich rächen. Sie vertat ihre letzte Chance! Sollen sie doch denken, was sie wollen!, fluchte sie gedanklich und schüttelte dabei missmutig ihr Haupt. In den Augen des Mädchens war alles halb so wild. Sie hatte in ihrer alten Schule weitaus Schlimmeres getan. Dort fing es auch so an… Später hatte sie sogar einige Vorhänge angezündet und Lehrer massiv bedroht. Damals schob man alles auf ihre Familie. Sie würde vernachlässigt werden… So ein Unsinn! Sie bekam sogar viel Aufmerksamkeit! Doch das war eine andere Geschichte… „Wenn Sie noch ein Mal zu spät zu meinem Unterricht kommen, dann brauchen Sie gar nicht mehr zu erscheinen!“, fauchte Professor Snape sie vor der ganzen Klasse an. In den letzten Tagen hatte sich die Langhaarige angewöhnt, immer zu spät zu kommen. Erst waren es nur 5 Minuten, inzwischen waren es 20. Der Meister der Zaubertränke empfand dies wohl als ein Sakrileg. „Ja, Professor.“, erwiderte Reika knapp. Ihre Stimme verriet einen Touch von Langeweile und Müdigkeit. Sie hatte auch wirklich nicht besonders gut geschlafen! In letzter Zeit plagten die 16-Jährige fürchterliche Albträume. Snape wies seine Schülerin auf ihren Platz und ging nicht weiter auf diesen Frevel ein. Stattdessen berichtete er vom Vielsafttrank weiter. Reika interessierte dies nicht. Verschlafen nahm die Japanerin Platz und spürte kurz darauf den Ellenbogen von jemanden sachte in ihrer Seite: „He, Daiji.“ Sie reagierte nicht. „Jetzt tu’ doch nicht so.“, murrte Hades ungeduldig und verdrehte die Augen, „Lass uns doch endlich daten.“ Die Blondine rollte mit den Augen und blickte dann abwertend zum Hochgewachsenen: „Ich denke nicht dran.“ Er hatte es immer wieder versucht. Irgendwann musste er doch aufgeben! Aber bei ihm schien diese These nicht aufzugehen… Es war wirklich zu ärgerlich. Außerdem lenkte der Grauhaarige sie extrem im Unterricht ab. Hades hatte sich nämlich nun in jedem Fach zu ihr gesetzt, welches sie gemeinsam belegt hatten. Teilweise gingen sogar dessen Schnallen auf sie los. Sie sei ja so gemein zu Hadi-Woodi-Darling! Wie kam man nur auf solche… ‚Spitznamen’? Es kam der Slytherin hoch, die verträumt ihren Blick auf Snape lenkte. „Das Brauen des Vielsafttrankes ist verboten!“, zischte der Professor gerade in die Klasse. Scheinbar hatten einige zu tuscheln begonnen. „Die Zutaten werdet ihr hier nicht finden, außer in meinem Privatlager. Doch erwische ich einen von Ihnen dort, sorge ich persönlich dafür, dass es kein Morgen mehr gibt!“ Wieso sagte er das dann?, fragte sich die Blondine schweigend. Ihr Kommentar stand ihr bis in den Hals, doch sie schluckte es herunter. Der Schwarzhaarige war sowieso schon so schlecht auf sie zu sprechen, da sollte die Japanerin es nicht übertreiben. „Durch seine Anwendung kann man sich in jede beliebige Person verwandeln – natürlich zeitbegrenzt.“ Der Blick des Mannes wanderte kurz durch den Saal. Er wollte sicherlich jede Mimik erfassen! „Man sagt ihm nach, dass er einfach nur widerlich schmeckt.“ Ihre Ohren hörten nicht mal mehr, was er da sagte. Stattdessen lehnte sie ihren Kopf auf ihre Arme. Sie lag halb auf den Tisch und starrte ihren Lehrer einfach nur an. Reika spürte die Schmetterlinge in ihrem Bauch, während in ihrem Kopf wilde Fantasien abgespielt wurden. Wie niederträchtig! Sie liebte das Verbotene… Abermals spürte sie den Ellenbogen Hades’ in ihrer Seite. In der Langhaarigen kroch ein gewisser Zorn hoch und sie wollte ihn gerade anfahren als sie den Blick von Snape bemerkte. Er musste sie angesprochen haben! „Miss Daiji“, fing der Zaubertranklehrer entnervt an, „Wieso bleiben Sie nicht einfach ganz weg, wenn Sie mir eh nicht folgen?“ Eine berechtigte Frage. Die 16-Jährige spürte, wie ihr Gesicht zu glühen begann. Von Hinten hörte sie das Gackern von Malfoy, Crabbe und Goyle. Was für eine schmetternde Niederlage! Schwer schluckend blickte die Jüngere ihren Hauslehrer an: „Tut mir leid, Professor Snape.“ „Ja, ja, schon klar.“, erwiderte der Vermummte mürrisch, „Sie begeben sich jetzt vor die Tür und da bleiben Sie den Rest der Stunde. Sofort!“ Was für eine Zicke, dachte die Blondine mürrisch und erhob sich dennoch wortlos von ihrem Platz. Entnervt verließ die Langhaarige den Unterrichtssaal und schloss leise die große Türe. Im Flur lehnte sich das Mädchen ans Gemäuer und ließ sich an diesem runterrutschen. Nun saß sie hier. Auf dem kalten, klammen Boden. Gelehnt an der kühlen Wand. Ihr Blick richtete sich hohl an die Decke, während ihre Gedanken wie wild gewordenen in ihrem Schädel tanzten. Es war schon jetzt ein furchtbarer Tag! Was hatte sie nur falsch gemacht? Seufzend begutachtete die Langhaarige die Decke und das den Rest der Stunde lang. Auch die nächsten Tage waren derartig anstrengend gewesen. Sie wusste nicht mehr so recht, ob sie überhaupt noch zur Schule gehen wollte. In ihrem Kopf spielten sich bösartige Fantasien und Wünsche ab – mörderische. Es stimmte schon, dass gerade die Schule in einem die schattigsten Seiten an einem erweckt. Besonders wenn man anders war. So wie sie anders war! Besonders wenn man seinen eigenen Kopf hatte. Besonders wenn man sich nicht anpassen konnte. So wie sie eben war! Für den heutigen Abend hatte die Japanerin einen Brief erhalten. Sie solle sich nach draußen auf die Wiese begeben, da Professor Snape etwas ‚Persönliches’ mit ihr besprechen wollte. Es war eine Tatsache, die Reika zutiefst verwirrt hatte. Doch was sollte schon groß sein? Vielleicht war ihre nächste Strafarbeit ja Gartenarbeit? Das würde sie nicht mal mehr wundern. In ‚Muggelkleidung’ begab sich die Hübsche durch die Gänge. Sie fragte sich, ob sie unpassend gekleidet war? Doch es war ja nach dem Unterricht. In ihrer Freizeit sollte sie doch frei bestimmen dürfen! Sie liebte ihre karierten Faltenröcke, besonders ihren rosanen, den sie heute trug. Dazu die passenden schwarzen Stiefel und Netzstrümpfe mit Blumenmuster. Ihr Oberteil war Schwarz und hatte die Aufschrift „Come to the Dark Side. We’ve Cookies. Do you want Milk?“. Derartige T-Shirts hatten dem Mädchen stets gefallen und wenn sie drüber nachdachte, passten sie auch zu ihren Charakter. Doch die Langhaarige zweifelte stark daran, dass ihr Hauslehrer davon sonderlich begeistert sein würde. Die große Landschaft von Hogwarts war so groß und beeindruckend, wie sie unheimlich war. Es war schon dunkel und der Verbotene Wald zeichnete sich gruselig vor dem Horizont ab. Die peitschende Weide wirkte auch nicht gerade beruhigend. Sie hatte gehört, dass dieser mystische Baum nach allem schlug, was sich ihm nährte. Angeblich sollte er sogar lebensgefährlich sein. Doch die Wälder nahe der Burg waren nicht besser! Dort sollten bösartige Kreaturen hausen, weshalb der Ztritt für Schüler strengstens untersagt war. Gerüchten zufolge gab es dort riesige Spinnen, Zentauren, Werwölfe, aber auch Einhörner und Feen. Davon überzeugen wollte sich Reika nur ungern. Zumal sie große Angst vor Spinnen hatte. Nunmehr schritt die Japanerin also über die weite Wiese und hielt dabei Ausschau nach ihrem Professor. Sie war pünktlich, doch vom Älteren gab es keine Spur. Hatte sie die Uhrzeit falsch gelesen? Nein, das war unvorstellbar. Mindestens drei Mal hatte Reika den Brief gelesen, um ganz sicher zu sein! Doch vielleicht redete er auch nur mit einer anderen Lehrkraft. Sie sollte nicht gleich ungeduldig werden. Gehen durfte sie schon gar nicht! Wenn er gleich käme, wäre die Hölle los. 10 Minuten war die höchste Zeit, mehr würde sie nicht drauf setzen. Doch die exotische Blume musste sich nicht mal weitere Gedanken machen. Als sich ihr eisblaues Augenmerk umsah, erblickte sie den Vermummten. Er sah genauso aus wie immer! Einfach nur himmlisch. Sein schwarzes Haar wehte bei jedem weiteren Schritt, genauso wie der dunkle Umhang. War ihm überhaupt klar, wie sehr sie ihn anschmachtete? „Sie sind ja doch mal rechtzeitig, Miss Daiji.“, sagte der Größere in einer seltsamen Tonlage. Es kam dem Mädchen so vor als hätte sich die Stimme Severus verändert. War er erkältet? Rasch schüttelte sie den Kopf: „Ja…. Ja, natürlich. Warum sollte ich herkommen?“ Plötzlich hatte die Blondine das Gefühl, dass sie die Sache schnell beenden sollte. Ihr schönes Augenmerk wendete sich gen Himmel. Es war ein bewölkter Abend. Kein einziger Stern war zu sehen… Plötzlich spürte sie die Hand des Mannes an der ihrigen. Er zog sie zu sich. Reika spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht peitschte. Abrupt blickte sie in das Gesicht des Hauslehrers: „W-Was?“ „Ich sehe doch, wie Sie mich jede Stunde anstarren. Als ob Sie es nicht wollten, Miss Daiji.“ Stille trat ein. Er hatte es gewusst! Doch was hatte das nun zu bedeuten?! Wollte er ein Spiel spielen? War es dumm einen Schritt voran zu wagen? Feige zurück zu gehen? Schwer schluckend starrte sie den Mann erschrocken an: „Ich… Ich verstehe nicht…“ Offensichtlich enttäuscht schüttelte der Schwarzhaarige seinen Kopf. Diese Enttäuschung, die sie bemerkt hatte, wich aber so jäh wie sie gekommen war. Etwas stimmte nicht. Ihr Gefühl warnte sie. „Sie verstehen sehr wohl.“, erwiderte er mürrisch, „Und was lässt sich leicht beweisen.“ Die bleichen Hände des Hochgewachsenen langten nach den zarten Wangen des Mädchens. Er beugte sich vor. Es dauerte nur Sekunden, da presste er seine rauen Lippen auf die ihrigen. Es war ein inniger und leidenschaftlicher Kuss. Sie spürte gewisse Härte, die ihren Tribut forderte. Die 16-Jährige aber zögerte. Was war zu tun? Doch ihr Verstand setzte aus. All die Warnungen waren vergessen. Sie erwiderte das Küssen und legte dabei ihr schönes Haupt schief. Voller Inbrunst spürte die Kleinere die Schmetterlinge in ihrem Bauch und die Hitze in ihrem Leib. Aber ebenso fühlte sie, wie seine Hände ihre Hüften griffen und sie dicht an sich zogen. Er war warm und bot eine gewisse Geborgenheit. In diesem Moment dachte Reika, dass diese Nacht ihnen gehörte. Ihnen alleine… Ihre Lider begannen sich voller Genuss zu schließen. Professor Snape drängte inzwischen seine Zunge durch ihre Lippen und Zähne, um die ihrige anstupsen zu können. Es war eine feuchtwarme Angelegenheit. Ein Spiel der Verworrenheit und Innigkeit. Es war nicht ihre Art direkt so jemanden zu küssen. Küssen konnte man nicht ohne etwas zu empfinden. Sex ja, Küssen nicht. Es war eine Tat, die aus dem Herzen kam. Doch immer noch war da etwas, was sie stoppen wollte. Ging es alles vielleicht zu schnell? Unwillkürlich öffnete die Japanerin ihre hellen Kristalle und musste zugleich blinzeln. Hatte sie sich gerade verguckt? Bildete sie sich das ein? Sie schloss nochmals ihre Augen. Dann öffnete sie sie wieder. Tatsächlich! Rasch drückten ihre weichen Hände den Größeren von sich. Es war ein heftiger Stoß, der ihn straucheln ließ. Sie erkannte die Unfähigkeit dies zu verstehen. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, schrie sie aus tiefster Seele heraus, „Meine Gefühle so auszunutzen!!“ Abermals wurde es still. Man hörte das Zirpen einiger Grillen und hier und da raschelten das Gras und die Bäume. Sonst war da nichts. Keine Stimmen. Keine Ausreden. Kein Rufen. Nichts. Nichts. Nichts. Doch sie hörte das Blut rauschen; so glaubte sie zumindest. Sie hörte ihr Herz rasen. Sie spürte den unbändigen Zorn in sich und all die Verzweiflung. „Komm’ schon, Reika…“, begann er unbeholfen, „Du wärst sonst nie auf mich eingegangen. Ich habe halt ge-“ „Sei still!“ Stille. Schmerz. Zerschlagene Hoffnungen. „Kannst du denn nicht denken, Markrhon?!“, keifte die Blondine außer sich vor Wut, „Kannst du das nicht?! Ich habe auch Gefühle! Mir tut so etwas auch weh!“ Die graue Strähne, die sie im schwarzen Schopf bemerkt hatte, breitete sich weiter aus. Auch die Züge wurden markanter. Die Haut wurde stets dunkler. Der Spanier hatte ohne zu zögern das neu gelernte angewandt, um sie übers Knie zu legen. Welch fataler Fehler. „Für wie blind und dumm hältst du mich?!“ Rasch hob Hades beschwichtigend seine Hände. So hatte er sich den Abend nicht vorgestellt. Er wollte etwas mit ihr knutschen und sie dann endgültig für sich einnehmen. Was fand sie bloß an Snape? Er war hässlich und nervig. Dazu noch absolut mürrisch und humorlos. Langweilig… Doch konnte er im Moment von sich behaupten, dass er besser war als er? Plötzlich spürte der Knabe einen ziehenden Schmerz an seiner Wange. Sie lief knallrot an. Sie hatte ihm eine Ohrfeige geschlagen. Tränen liefen die weichen Wangen des Mädchens herab. Er erkannte seinen Fehler. Es war zu spät… Sie rannte davon. Er sah nur noch ihr wehendes, langes und wunderschönes Haar in der Dunkelheit. Er hatte einen Engel brutal von ihrer Wolke gezerrt und ihr das Herz gebrochen. Toll gemacht, Hades, bist genauso wie dein Vater; dachte Markrhon schmerzlich. Die Nacht war rasch vorüber gegangen. Zumindest für Hades. Reika war an diesem Tag nicht zum Unterricht erschienen. Auch im Speisesaal hatte der Grauhaarige sie nirgends gesehen. Er musste etwas tun! Es war letztendlich seine Schuld… So hatte er entschieden, ihr nochmals einen Brief zu schreiben. Dieses Mal einen echten, mit seinem Namen und seinen Worten. Dieses Mal würde er ihr beweisen, dass er kein Feigling war. Und verdammt noch mal, das war er nicht! Sie sollte diesen Abend nochmals rauskommen. Er wollte mit ihr reden und ihr alles erklären. Er bat um eine weitere Chance… Der Slytherin wusste nicht, ob sie ihm diese gewähren würde. Ob sie überhaupt kommen würde. Doch das war nicht wichtig! Er würde hingehen und er würde; wenn nötig; die ganze Nacht auf Reika warten. Das war er ihr schuldig. Das war das Mindeste. Er wartete bereits eine halbe Stunde. Dabei blickte der Grauhaarige gen Himmel. Es war genauso bewölkt wie gestern. Den ganzen Tag über hatte es geregnet. Markrhon musste schmunzeln. Ja, das passende Wetter zur passenden Stimmung. Ihr musste es schließlich auch zum Heulen gehen. Vielleicht hatte er zu früh versucht mit ihr Frieden zu schließen? Vielleicht sollte er doch noch etwas warten bis er sie nochmals anspricht? Doch er irrte. Die Blondine hatte sich nahezu lautlos zu ihm gesellt: „Ich bin ganz Ohr.“ Der Blick des Mädchens war hohl und kalt. Der Hochgewachsene war sich wirklich nicht sicher, ob er sie überhaupt erreichen konnte. Doch wenn er nichts wagte, so würde er auch nichts gewinnen. „Reika, Hör’ mal…“, begann er zaghaft und legte sich gedanklich seine Worte genau zurecht, „Ich habe wirklich nicht nachgedacht. Und es tut mir Leid. Ich wollte einfach jede Chance ausnutzen und habe dabei keine Sekunde an deine Gefühle gedacht. Natürlich ist es viel verlangt, aber ich würde mich freuen, wenn du mir noch eine Chance geben würdest.“ Hades beobachtete genau, wie sie reagieren würde, wie sich ihr Gesicht vielleicht verzog. Doch es tat sich nichts. Die Jüngere blickte ihn einfach nur kaltherzig an als hätte er nichts gesagt. Das war doch zum Mäuse melken! Er wollte nicht mit einer Wand reden, doch scheinbar lief es bei ihr aufs Gleiche hinaus. Die Blondine legte gereizt ihren Kopf schief: „Und nu soll ich dir verzeihen? Weil du solche Sachen redest? Du Reue heuchelst? Ich denk’ nicht dran! Du bist doch noch genauso dumm, wie am Vorabend! Was sollte sich auch geändert haben?! Du bist immer noch der Gleiche!“ Der 17-Jährige spürte in sich einen gewissen Zorn brodeln. Das war ungesund. Er wusste nicht recht, was er erwidern sollte. Sie war so irrational. Wieso konnte sie ihm nicht einfach verzeihen? „Reika, ich bitte dich.“, säuselte seine tiefe Stimme ungeduldig. Sie konnte doch wenigstens etwas auf ihn zugehen! Nur ein bisschen. Er tat es bei ihr doch auch. Doch sie verzog nur missmutig ihr Gesicht: „Ich denke nicht daran! Du bist ein elendiger Feigling, der dazu nicht in der Lage ist sein Gehirn zu benutzen!“ „Feigling?!“, wiederholte er bebend und blickte wütend zu ihr. Er spürte sein Blut zirkulieren. Sein Herz raste. Er ballte seine Hände zu Fäusten und schon bald riss er dabei blutige Wunden in seine Flächen. „Ja, ein Feigling! F-E-I-G-L-I-N-G!“, zischte die Blond-Schwarzhaarige entnervt, „Bist du schwer von Begriff?“ All die Ablehnung und Wut rächte sich. Wie hieß es doch so schön? Die kleinen Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Und so war es auch. Panisch wich die Japanerin zurück. Hades riss sich die Kleidung vom Leib. Schließlich krallte er sich an seiner Brust in seine Haut. Sie fetzte in vielen kleinen Stückchen ab als wäre es die Schale einer Kartoffel oder Zwiebel und nicht sein wichtigstes und größtes Organ. Fell tat sich an dessen Stelle auf. Das Gesicht des Quidditch-Spielers zog sich in die Länge. Eine Schnauze bildete sich. Sein gesamter Leib wurde breiter und größer. Die Wirbelsäule Hades’ verlängerte sich zu einer struppigen Rute, seine Zähne wurden spitz. Sein Maul geiferte Speichel. Die Ohren waren die eines Wolfes. Spitz. Groß. Gut. Er war ein Werwolf! Und was für einer! Diese Statur war einfach nur ein bedrückender Anblick. Dabei war nicht mal Vollmond. Er musste anders sein… Anders als die Werwölfe aus den Büchern. Was sollte sie bloß tun? Das Nackenfell des Ungetüms sträubte sich. Er knurrte laut und bedrohlich. „H-Hades…?“, stammelte die Langhaarige verunsichert. Er reagierte nicht. Nicht so, wie sie es gewollt hatte. Der Graue trat einen Schritt näher. Diese Planken… Wenn er sie erwischte, dann war sie des Todes! Was sollte sie denn nur tun? Wenn sie weglief, dann würde er erst recht auf sie aufmerksam werden und er würde ihr nach, sie einholen und zerfleischen. Diese Option gefiel der Ausländerin nicht wirklich. Hastig sah sich die Langhaarige um. Hier war Nichts und Niemand. Nichts Nützliches und Niemand, der helfen konnte. Nicht mal eine Grille zirpte! Das war wirklich eine Ironie des Lebens… Instinktiv griffen ihre filigranen Finger nach den Zauberstab in ihrer Hosentasche. Heute war sie einfach in einer Jeans und einem dünnen Pullover gekommen. Turnschuhe, wie passend. Innerlich lachte die Blondine über sich selbst. Wie oft sie ihr Gefühl doch in die richtigen Bahnen lenkte! Mit neuem Selbstbewusstsein hob die Schülerin das Stück Holz. Hades knurrte laut und setzte an loszulaufen. „IMMOBULUS!“ Ein Strahl aus Licht traf den Werwolf, der gerade aufgesprungen war und losrannte. Er erstarrte vollkommen. Wie von unsichtbaren Ketten gehalten war er da. Einer Statue gar nicht so unähnlich. Reika war erleichtert. Es war nichts explodiert und der Zauber tat seine gewollte Wirkung! Da konnte man von mehr Glück als Verstand sprechen. Doch was war nun zu tun? Sie konnte ihn doch nicht so draußen stehen lassen! Zumal sie nicht wusste, wie lange ihr Zauber ihn aufhalten konnte. Vielleicht würde er sie gleich von Hinten anfallen, wenn sie sich umdrehte. Und dann kam noch dazu, dass sie hier mitten auf der Wiese standen und genauso gut irgendein armer Tropf vorbeikommen konnte. Es würde dann denjenigen treffen, statt ihr. Ein beunruhigender Gedanke. Eigentlich mussten aber alle in der Burg sein. Es war spät und nach dem Abendessen gingen alle in die Gemeinschaftsräume. Doch sie und Hades waren doch der beste Beweis, dass nicht alle das taten. Wieso sollten sie also die Einzigen sein? Schwer schluckend bedachte sie weitere Optionen. Die ganze Nacht mit erhobenen Zauberstab hier harren und jedes Mal, wenn sich der Werwolf zu rühren scheint, einfach ein weiteres Mal einen Zauber wirken. Es würde extrem an ihren Kräften zerren und wie kaputt und müde sie erst am nächsten Tag sein würde. Auch wusste die Blondine nicht, wie viel Hades in seinem momentanen Zustand eigentlich mitbekam. Letztendlich unterschied er sich ja auch von gewöhnlichen Werwölfen. Würde er Schmerzen spüren? Fühlte er die Starre seines Körpers? Sah er sie? Konnte er diesen gewaltigen Körper steuern? Hatte er die Kontrolle oder die Bestie in sich? All das war wichtig, um weitere Entscheidungen zu treffen. Denn wenn er alles mitbekam und fühlte, dann konnte sie keinen gewaltsamen Zauber einsetzen. Allerdings musste sie sich eh zurückhalten, denn alle Wunden würde er sicher übernehmen. Plötzlich stürmte das riesige Wesen wieder auf sie zu. Der Schock saß tief und hatte sie erstarren lassen. Erst in den letzten Sekunden schaffte es die Japanerin zur Seite zu springen. Sie konnte von Glück reden, dass Hades so groß und unwendig war! Die scharfen Klauen hatten die Enden ihrer Jeans zerfetzt, doch sie selbst war unverletzt geblieben. Schnaufend wandte sich das Nachtwesen um und eilte wieder auf sie zu. Er wollte sich auf sie stürzen. Eilige rollte die weitaus Kleinere durchs Gras. Die Pfoten Hades’ schlugen direkt neben ihrem Kopf ein. Ihr stockte der Atem. Ihr Herz schien auch stehen geblieben zu sein. Wo war ihr Zauberstab? Sie musste ihn fallen gelassen haben! Die riesigen Augen des Werwolfes blickten ihr entgegen. Sie hatten sie genau fixiert. Die Brusthebung ihrerseits war unregelmäßig, aber rasch. Ihre Kehle war komplett trocken, genauso wie ihr Mund. Unwillkürlich sprang die Langhaarige auf. Hades ebenso. Sie standen einander gegenüber und starrten sich jeweils in die grellen Augen. Als hätten sie sich abgesprochen begannen beide zu laufen. Reika machte einen Satz und streckte ihre Hand dabei aus. Sie wollte ihren Stab greifen, der beinahe vor dem Werwolf im Gras lag. Nur durch Zufall hatte die Blondine diesen gesehen. Doch sie hatte sich verschätzt. Zu weit weg landete sie im Gras. Das Tier sprang derweil über sie herüber. Gott sei Dank war er gesprungen und nicht gelaufen! Sie wäre platter als jede Flunder gewesen, wenn es anders gewesen wäre. Sie zog sich wieder auf die Beine und begann zu laufen. Deutlich hörte die Blondine die Schritte Hades’ hinter sich. Ihr Körper arbeitete auf Hochtouren. Ihr Verstand war plötzlich so klar. Zauberstab. Zauberstab. Zauberstab. Endlich! Abrupt machte die Langhaarige im Laufen eine Drehung und richtete abrupt den Stab auf den Laufenden: „EVERTE STATUM!!“ Der Werwolf wurde von seinen Pfoten gerissen und landete mit großem Getöse im Gras. Dies war sicherlich eine sehr unangenehme und schmerzliche Sache gewesen, doch noch lange nicht so schmerzlich, wie es für sie gewesen wäre, wenn er sie erwischt hätte. Sie war dankbar dafür. Dankbar, dass sie wenigstens einige Zauber scheinbar im rechten Moment beherrschte und richtig einsetzen konnte. Was der Selbsterhaltungstrieb nicht alles hervor brachte! Eilig wich die Blondine einige Schritte zurück. Hades stand erstaunlich schnell wieder auf. Doch was anderes hatte die Japanerin auch nicht von einem solchen Wesen erwartet. Er konnte immerhin blitzschnell und grausam töten. Wenn er ihr nur einen Kratzer zufügte, dann würde sie genauso werden… Dann würde auch sie sich verwandeln. Doch dazu würde es sicherlich nicht kommen! Wenn er sie erwischen würde, dann richtig. Dann gab es kein Morgen mehr. Und das fand die Langhaarige irgendwie beruhigend. - Ende Kapitel 2: Unsichtbare Fesseln - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)