Sitting, writing, wishing von Chimi-mimi (Feder und Stift) ================================================================================ Kapitel 4: Übung IV ------------------- Vorsichtig räkelte sie sich in ihrem Bett, genüsslich gähnend, die Augen geschlossen, doch dann fiel ihr mit einem Mal ein, wo sie war. Ruckartig setzte sie sich auf und sah auf die andere Seite des breiten Bettes. „Kyan“, ganz leise flüsterte sie glücklich den Namen des Mannes an ihrer Seite und lächelte dabei strahlend. Dann schwang sie vorsichtig ihre langen Beine aus dem Bett, schlüpfte in ihre pinkfarbenen Hausschuhe und tapse leise in die Küche. Summend griff sie nach dem Haarband, das wie immer auf der Anrichte lag und flocht ihr langes braunes Haar geschickt zu einem Zopf. Leise vor sich hinlachend drehte sie sich einmal um sich selbst. Sie konnte es kaum fassen, endlich war sie mit Kyan zusammen. Während sie mit strahlenden Augen ein Frühstück zubereitete, kamen die Erinnerungen an ihre gemeinsame Schulzeit hoch. Seit sie auf dem Gymnasium war, hatte sie schon für ihn geschwärmt. Das hatte ihr immer viel Hohn und Spott von den anderen Mädchen eingebracht, seine Brille, die Zahnspange und die Tatsache, dass er gerne lernte, machten ihn eher unbeliebt, doch ihr war das damals egal gewesen. In Gedanken bei ihrer ersten Begegnung mit Kyan betrachtete sie den Kaffee, der langsam in die Kanne tröpfelte. Wütend weinend stand das Mädchen vor dem Regal mit den Diddl-Blöcken und sah mit roten Augen zu ihrer Mutter hoch: „Ich wollte aber diesen Block und keinen anderen.“ Dabei deutete sie auf einen Jungen, der an der Kasse gerade bezahlte. „Elaine, das war nun mal der Letzte davon, da kann ich nichts machen. Such dir doch einen anderen aus“, sprach ihre Mutter beschwichtigend auf sie ein. „Nein!“, bockig schüttelte die Kleine den Kopf. „Ähm, Entschuldigung?“, höflich schaute der Junge von der Kasse die beiden an, „Wolltest du den haben?“ Dabei deutete er auf den Block in der Einkaufstüte. Stumm vor sich hin schluchzend nickte Elaine und rieb sich die Tränen weg. Nachdenklich und ernst schaute der Kleine immer wieder von dem Mädchen zu seinem Block, bis er ihr die Tüte hinstreckte: „Ich schenk ihn dir.“ „Was?“, erstaunt vergaß Elaine zu weinen und ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen, „Wirklich?“ „Ja“, war die schlichte Antwort. Während das Mädchen sich schon längst den Block gegriffen hatte, schüttelte ihre Mutter den Kopf: „Das geht nicht, das kann sie nicht annehmen.“ Doch der Junge war schon weggelaufen und Elaine rief ihm laut hinterher: „Vielen, vielen Dank. Wie heißt du überhaupt?“ Er drehte sich noch mal um und sah sie über seine Brille hinweg an: „Ich bin Kyan.“ Dann war er endgültig weg. Kopfschüttelnd schenkte Elaine den duftenden Kaffee in zwei Tassen. Das war typisch für sie, sich wegen eines lächerlichen Diddl-Blocks zu verlieben. Obwohl sie zugeben musste, dass sie den Block immer noch besaß. Als sie das Tablett mit dem Frühstück zu Ende gerichtet hatte, ging sie auf Zehenspitzen zurück ins Schlafzimmer. Möglichst leise, um Kyan nicht zu wecken, stellte sie es auf dem Nachttisch ab. Sie wollte das Zimmer heller machen und zog darum den Rollladen hoch. „Mh…“, gähnend drehte er sich im Bett um und sah sie dann lächelnd an, „Guten Morgen.“ „Hey, auch schon wach?“, mit einem Schritt war sie beim Bett und beugte sich über ihn, um ihm einen sanften Kuss zu geben, „Hast du gut geschlafen?“ „Ja, sehr gut…“, er schlang seine Arme um sie und zog sie zu sich, „Rieche ich da etwa Kaffee?“ „Kann gut sein“, grinsend antwortete sie ihm, gab ihm noch einen Kuss und befreite sich dann, „Kaffee, Orangensaft, Toast, Eier, Marmelade, Butter, Wurst…“ „Oh wow…“, staunend unterbrach er ihre Aufzählung, „Du bist wirklich unglaublich.“ „Danke“, verlegen stammelte sie vor sich hin, stellte dann das Tablett auf das Bett und kroch an seine Seite. „Elaine?“ „Ja? Was ist? Fehlt irgendwas?“, schon fast ein bisschen ängstlich betrachtete sie das übervolle Frühstückstablett. „Nein… Schau mich an“, sanft drehte er ihr Gesicht zu sich. Die junge Frau musste schlucken: „Kyan…“ „Elaine, ich liebe dich.“ Glücklich fiel sie ihm um den Hals und flüsterte leise in sein Ohr: „Ich dich auch, schon immer, seit unserer ersten Begegnung…“ Lachend küsste er sie und betrachtete sie dann genau: „Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“ „Hm?“ „Den Block damals, ich habe ihn für dich gekauft.“ „Was?“, erstaunt richtete Elaine sich auf. „Ja, ich habe dich schon vorher beobachtet und ich wollte ihn dir schenken“, etwas verlegen spielte er mit ihrem Haar. „Kyan… Du bist einfach wundervoll, ich liebe dich…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)