Achromatopsie von Adhara (Color blind) ================================================================================ Kapitel 13: Giftgrün -------------------- Giftgrün. Er sah ihre Erregung. Er hörte ihre Erregung. Er spürte ihre Erregung. Sie bebte unter ihm, die Lippen aufreizend geteilt, die goldenen Augen mit einem Schleier verhüllt. Sie war biegsam, kam ihm entgegen, ihre zarten Finger suchten, fanden und umschlossen schließlich seine. Er erstickte ihren unartikulierten Laut mit seinen Lippen. Ihr heißer Atem schlug ihn und er wurde fast verrückt. Ihr erhitzter Körper passte sich perfekt dem seinen an. Ihr Gefühl, ihre Empfindungen nahmen sein Denken ein. „Jazz.“ Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Vorsichtig löste er seine Hand aus ihrer um ihr eine Haarsträhne zurück zu streichen. „Ich liebe Dich.“ Er schloss seine Augen. Was hatte sie gesagt? Er durfte nicht daran denken. Behutsam legte er sich neben sie, als hätte er Angst, sie sei aus Porzellan. Wertvolles, unsagbar teures Porzellan. Die dunklen Schuhe, die hauchdünnen Nylonstrümpfe, die Corsage aus Leder, alles lag achtlos auf dem Boden. Seine Augen wanderten wieder zu ihr. Ihre blasse Haut sah unglaublich verführerisch aus. Ihre Bewegungen waren flüssiges Quecksilber. Ihre dunklen Lippen hauchten Versprechen. Er wollte sie. Wieder und wieder. Er sollte sie besser nicht anfassen. Seine Besessenheit war eine stumpfe Klinge in ihm. Sie war ein grausames Instrument. Sie konnte töten. Sie würde ihn töten. Alles hatte sich verändert in dieser Nacht. Es hatte sich gut angefühlt, sie zu spüren. Es hatte in ihm eine noch nie da gewesene Erregung geweckt. Sie hatte ihm eine andere Facette von ihr gezeigt, düster und verrucht. Die Unschuld ihres Körpers war nicht mehr vorhanden gewesen, anstelle der Spielereien hatte sie ein Netz gesponnen in dem er sich mehr und mehr verworren hatte. Sie hatte es geplant gehabt. Mit jeder weiteren Sekunde war er tiefer geglitten in dieses dunkle Loch, nach und nach hatten sich die Fasern ihres Willens um ihn gewickelt und ihn unfähig werden lassen sich dagegen zu wehren. Es war ihr Gift, das ihn langsam dahin raffte. Sie war grausam, grausam und brillant. Sie zeigte ihm seine Hässlichkeit. Neben ihr war er nicht mehr eine Ausgeburt des Schlimmsten. Er war jetzt eine Ausgeburt des Widerlichsten. Ohne, dass er es kontrollieren konnte wollte er sie anfassen. Ihre Augen folgten seiner Bewegung, ein Lächeln auf den kirschroten Lippen. Er sah es, das tödliche Gift und seine Hand zuckte zurück. Seine geschundene Haut schrie ihn an. Er wollte sie nicht berühren, doch sie war unter seiner Haut, tief in ihm eingefressen. Seine Sinne waren in einem Delirium. Mit fiebrigen Augen richtete er sich auf, wollte aufstehen und knickte weg. Er versuchte es noch einmal, stand nun auf den grauen Fliesen und sah wie seine Hände unaufhörlich zitterten. Für einen Moment wurde alles schwarz. Ihr Gift floss durch seine Venen. „Jazz?“ Oh Gott, bitte Gott, lass sie verstummen. Ihr perfekter Körper erhob sich in einer tänzerischen Bewegung, die dünne Seidendecke fiel geräuschlos zu Boden. Ihr ganzes Dasein bereitete ihm auf einmal höllische Qualen. Jede einzelne Narbe auf seiner Haut fing zu brennen an. Die toten Organe schienen sich eigenständig aufzufressen. Alles, was er jemals erlebt hatte begann in ihm zu pulsieren. Blut. Schreie. Unbarmherzigkeit. Wenn sie bei ihm war konnte er nicht vergessen, nicht verdrängen. Ihre Existenz zeigte ihm, was er war. Er konnte es nicht ertragen. Ihre riesigen Augen starrten ihn an. Sie verstand nicht, sie war so einfältig und dumm. Das Verlangen, sie zu verletzen damit sie seinen Namen schrie übermannte ihn. Er sah nicht wie seine Hand nach vorne schnellte. Er sah wie sie ihre Augen schloss. Ihr Körper gab dem Schlag nach, nicht einen Moment hatte sie gezuckt oder sich gegen ihn gewehrt. Einer Puppe gleich flog sie auf den Boden. Kein Schrei drang aus ihren Lippen. Beweglose Stille. Mit einer Bewegung die dank seiner Vergangenheit ausgefeilt war stürzte er auf sie, bevor er seinem Wahnsinn Einhalt gebieten konnte waren seine Zähne in ihrer Haut. Endlich schrie sie. Der Klang ihrer Stimme, sein Name, hallte in seinem Kopf nach. Er war auf sie fixiert, spürte ihre Gefühle und ließ unmittelbar von ihr ab. Angst spürte sie nicht. Ihre Logik war wohl kaum mehr vorhanden. „Es ist okay.“ „Blödsinn!“ Er konnte nicht geschockt sein von seiner kalten Stimme, seine ganze Beachtung galt ihr. Sie nahm seine Hand ohne, dass er etwas dagegen tat. Achtsam legte sie seine Finger auf die pochende Stelle wo er gerade noch sein Gift in ihren Körper getrieben hatte. „Ich hätte behutsamer sein sollen.“ Wieder zuckte er zurück. „Du kapierst überhaupt nichts. Du hast mich gezwungen, dir zu folgen weil du genau wusstest, dass ich nicht anders kann. Du hast alles geplant gehabt, du wolltest mich zerstören.“ „Jasper-“, ihre Stimme hatte ein Flehen angenommen. „Nenn mich nicht so!“, brüllte er und konnte sich nur mühsam davon abbringen, sie wieder schreien hören zu wollen. „Es war dein Nervenkitzel, nur das. Du wolltest, dass ich dich liebe. Du wolltest, dass ich dich berühre. Du wolltest, dass ich dich küsse. Du wolltest, dass ich von dir koste.“ Sein Wahnsinn nahm zu als sie nickte. „Du wolltest mich vergiften.“ Seine Stimme versagte. Es wäre fast so gekommen wie sie gewollt hatte. „Ich wollte Dich.“ Er hatte nur noch Verachtung für sie übrig. Er blickte nicht zurück als er ging. Jasper konnte sich nicht mehr fort nehmen. Sie wünschte sich, er würde es versuchen. Ein ausdrucksloses Gesicht verfolgte ihn. Die Farben flossen herunter. Von ihr zu träumen war so einfach gewesen. Doch nun wusste er, dass es Verschwendung gewesen war. Er hatte alles verschwendet. Gefühle. „Ich liebe Dich.“ Eine einzige Erinnerung an diesen Abschiedskuss. Ein Experiment. Ich war gefesselt von zwei neuen Musen und musste es ausprobieren Eine Fortsetzung ist jetzt, wo dieses Ende vor mir liegt, unüberwindbar. Ich habe aber noch keine Idee. Wer das „Ich liebe Dich.“ in der vorletzten Zeile sagt? Ich weiß es selbst nicht, jeder kann es für sich so auslegen wie er glaubt. Die anderen Episoden (Sterngold, Elfenbein) habe ich vorerst abgebrochen, ich werde sie aber fertig schreiben. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)