Liebeserklärung von bebi (Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 1: Wo wir stehen... --------------------------- Prolog~ „Kaiba…“ „…“ „Hey…“ „…“ „Kaiba…“ „mhh?“ „Kaiba…“ „Was?!“ Seine Stimme drang furchtbar laut an mein Ohr. Sein Tonfall war gestochen scharf. Dennoch reichte es nicht mich vollständig zurückzuholen. Ich lag neben ihm auf dem Bett. Seinem Bett. Von daher war ‚neben’ ihm auch eine sehr dehnbare Aussage, da sein Bett größer war, als mein Zimmer. Ich lag mit ungefähr einem Meter Abstand neben ihm auf dem Bett. Ja, so ist es besser. Es war früher Nachmittag und ich war bei Kaiba zu Hause um meine Hausaufgaben zu machen. Das machten wir jetzt schon länger so. Er hatte einfach so wenig Zeit und da ich darauf bestanden hatte, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, als wir zum vögeln brauchten, kam ich drei Nachmittage die Woche zu ihm und machte auf seinem Bett meine Hausaufgaben. Er saß währenddessen daneben und tippte ununterbrochen auf seinem Laptop rum. Wir redeten nicht. Was mir nichts ausmachte, da mich fast alles, was er sagt, tierisch wütend machte. Und wenn wir schwiegen, konnte ich mir einreden, dass er doch etwas Menschliches an sich hatte und ich nicht nur auf ihn abfuhr, weil er gemein zu mir war. Ich war kein Masochist. Ehrlich nicht. Es gefiel mir nicht, wie er mich meistens behandelte. Ich war einfach an ihm hängen geblieben. Wie ein Kaugummi, auf das er mit seinen Lieblingsdesignerschuhen drauf getreten war und sie nur deshalb nicht wegwarf, weil er die Schuhe mochte. Nicht den Kaugummi. Denn der war ja ich…ich schweife ab. Zurück zu seinem Bett. Und zu meinem Problem. Ich war müde. Mich überkam eine dieser furchtbaren Mittagsmüdigkeiten, die einen dazu brachten am helllichten Tag einzuschlafen, nur damit man danach noch viel müder und fertiger war als vorher und die ganze Nacht kein Auge mehr zubekam. Ich befand mich also an der Grenze zum Einschlafen und hätte nichts lieber getan, als mein Biobuch, das ich als Kopfkissen benutzte und dessen Umschlag sich in meine Backe bohrte, in die nächste Ecke zu pfeffern und einfach einzuschlafen. Aber ein letzter Funken Vernunft hielt mich davon ab. Vielleicht war es auch mein angeborener Instinkt, der mir verbat, vor Kaiba einzuschlafen, weil er mir ja im Schlaf ein Kopfkissen auf den Mund drücken könnte und…aber das war schon wieder etwas anderes. Fakt war, ich wollte nicht einschlafen. Aber meine Sinne drifteten immer mehr ab ins Traumland und so beschloss ich die beste Methode mich wach zubekommen einzusetzen. Kaiba. Wenn er mich nicht wach bekam, dann schaffte das auch kein anderer. Denn wer könnte schlafen, wenn er wütend war. Ich lag oft nächtelang wach, weil er mich so wütend machte. ‚Also los Kaiba. Mach mich wütend.’ „Kaiba…“ ich nuschelte verschlafen seinen Namen in der Hoffnung, dass er mich dafür nach ungefähr einer Minute anbrüllen würde. „…ja?“ Und schon nach vier Kaibas und einem Hey hörte ich seine Zähne knirschen. Ich war wohl wirklich richtig müde, denn es freute mich ungemein das zu hören. Wie würde er wohl auf die doppelte Ladung reagieren? „Hey Kaiba…“ „Herr Gott Wheeler, was?!“ Ich begann dämlich zu grinsen. Man, war ich gut. Er hörte sich an, wie eine übergroße Königskobra. Aber immer noch war ich einfach noch nicht wach. Und er tippte immer noch auf seinem Laptop, sah mich nicht mal an. Ich hasste es, wenn er mich nicht genug beachtete. Früher hat er mich manchmal gar nicht beachtet. Das brachte mich um. Da dachte ich, dass es mir reichen würde, wenn er mich überhaupt wahrnahm. Aber ich irrte mich. Je mehr ich bekam, desto mehr wollte ich. Ich wollte seine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich wollte, dass er nur mich wahrnahm. Ganz allein mich. Größenwahnsinnig? Vielleicht. Aber ich konnte nicht anders. Nicht bei ihm. Das Klacken seiner Tastatur machte mich nur noch müder. Es war mir so vertraut. Das war wohl wie bei kleinen Kindern, die immer einschliefen, wenn sie das Geräusch der Waschmaschine hörten. Bei mir war es das Geräusch, wie sich Kaibas Finger schnell und elegant über den Laptop bewegten. Irgendwie beruhigte es mich. Es beruhigte mich, dass er neben mir saß, dass wir schwiegen, dass wir nicht stritten. Das Gefühl neben ihm in seinem Bett zu liegen, wenn er nichts dagegen hatte. Dass er neben mir saß und arbeitete, während ich wegdöste. Auch wenn ich Angst hatte, dass er mich irgendwann doch noch im Schlaf umbrachte, war das eine Situation in der ich mich einfach sicher fühlte. Leider fiel mir gerade auf, dass wir ja doch redeten und gleich wohl doch stritten, da ich ja angefangen hatte penetrant seinen Namen zu nuscheln. Und das fiel mir auf, weil ich das Geräusch seiner Tastatur nicht mehr wahrnahm. Er hatte aufgehört zu tippen. Sah mich wahrscheinlich mit einem missgestimmten Seitenblick an und wartete darauf, dass ich endlich etwas sagte. In diesem Moment hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. Dann schlief ich ein. ~Prolog Ende~ Liebeserklärung – Teil 1 „Hey Kaiba?“ „Mhh?“ „Magst du mich?“ Da war sie wieder. Die Frage. Die Frage, die ich ihm immer stellte, nachdem wir es getan hatten. Ich lag neben ihm in seinem Bett. Er tat nichts. Lag nur da. Das war der einzige Moment in dem er wirklich nichts tat. Sonst war er immer mit irgendwas beschäftig. Zu neunzig Prozent war das seine Arbeit. Und auch sonst war er immer irgendwas am machen. Nur jetzt nicht. Er lag nur da. Atmete ruhig aus und ein, und starrte Löcher in die Luft. Seit kurzem nutze ich diesen Moment immer um ihm diese Frage zu stellen, denn ich wusste, er würde nicht weglaufen. „Wann hörst du endlich auf damit?“ Nur leider antwortete er auch nie. „Wenn ich endlich eine Antwort bekomme.“ „Gib es auf.“ Seine Stimme war kalt, wie immer. Ich gab einen frustrierten Laut von mir. Es ist ja nicht so, dass ich eine Liebeserklärung erwartete. Ich wollte keinen Kniefall, keinen Strauß Rosen, keinen Ring, Pralinen oder sonstigen Schnickschnack. Ich wollte nur wissen, ob er mich ein wenig leiden konnte. Immerhin schlief ich mit ihm. Doch würde die Antwort etwas ändern? Ich weiß es nicht. Ich wollte eigentlich noch nicht mal darüber nachdenken. Würde ich damit aufhören, wenn er mich wirklich kein bisschen leiden konnte? Er behandelte mich eh schlecht, ob er mich nun mochte oder nicht. Doch das Problem war, dass ich ihn mochte. Ich mochte ihn wirklich. Wahrscheinlich liefe alles weiter wie bisher, wenn er nein sagen würde. Doch es würde sich nicht anfühlen wie bisher. Nein, es wäre ganz anders. Es wäre irgendwie…trauriger… ~*~*~*~*~ Ein zischender Laut kam über meine Lippen, als meine nackten Füße den kalten Boden berührten. Marmor. Hatte dieser Egomane eigentlich noch nie etwas von benutzerfreundlichen Teppichböden gehört? Zumindest in ein paar Räumen wie Schlafzimmer oder Wohnzimmer sollte ein Teppich liegen. Ich hatte noch lange nicht alle Zimmer in diesem scheiß Kasten gesehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Mokubas Zimmer das Einzige war, in dem ein Teppich lag, was auch der Grund war wieso ich barfuss durch die Kaibavilla schlich. In Boxershorts, T-Shirt und mit kalten Füßen schlich ich durch Kaibas Villa. Ich spielte öfters in der Woche abends mit Mokuba bis Kaiba von der Arbeit kam. Und das konnte oft verdammt spät sein. Es kam auch oft vor, dass Mokuba schon ins Bett musste und Kaiba immer noch nicht da war. Ich wartete dann in seinem Schlafzimmer auf ihn. Manchmal kam es auch vor, dass ich vergebens wartete und bevor er wieder da war nach Hause musste. Heute war wieder ein Abend, an dem Mokuba schon ins Bett musste und ich in Kaibas Schlafzimmer auf ihn warten würde. Es war Freitag und wahrscheinlich würde ich hier schlafen, deswegen trug ich T-Shirt und Boxershorts. Und deswegen schlich ich von Mokubas Zimmer aus durch den dunklen Flur in Richtung Kaibas Zimmer. Zuhause lief ich oft in diesem Aufzug rum, wenn nicht dauernd. So lief man halt abends in seiner Wohnung rum. Oder in der Wohnung seines…seines…Kaibas…es hatten bestimmt viele Menschen einen Kaiba…jedenfalls fand ich so ein Outfit nicht ungewöhnlich und dennoch wirkte ich in diesem Flur so grotesk wie ein Amish in New York City. Wenigstens hatte ich mich die letzten Male nicht ein einziges Mal mehr verlaufen. Das war toll, denn ich hatte den Orientierungssinn einer Scheibe Weißbrot, was ab und zu dazu führte, dass Kaiba mich suchen musste und mich mitten in der Nacht neben irgendeinem dämlichen Gummibaum wiederfand, der mir sicher genug schien, bei ihm die Nacht zu verbringen. Als ich in Kaibas Zimmer ankam war er nicht da. Ich nutze die Gelegenheit auf seinem riesigen Bett rum zuspringen ohne mir einen blöden Kommentar anhören zu müssen. Danach sah ich fern. Als ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen habe war es fast ein Uhr. Irgendwann schlief ich ein. ~*~*~*~*~ Es war schon halb zwei, als ich endlich die Haustür aufschloss. Das klacken des Schlosses lies mich ausatmen. Endlich Schluss. Ich genoss die Ruhe und die Dunkelheit im Hausflur, atmete langsam ein und aus bevor ich lautlos die Haustür schloss. Ich machte einen Umweg zu Mokubas Zimmer. Ich wusste, dass er schlief und dass alles in Ordnung war. Ich war nur da um einfach da gewesen zu sein. Als ich mein Zimmer erreichte sah ich schon durch den offenen Türspalt, dass der Fernseher lief. Ich rollte mit den Augen und öffnete die Tür geräuschlos. Dann sah ich ihn auf meinem Bett. Er schlief. Ich hatte so gehofft er wäre nicht mehr da. Ich schaltete den Fernseher aus, machte mich fertig zum schlafen und stand unentschlossen vor meinem Bett. Ich konnte mich nicht entscheiden auf welcher Seite Joey mehr Platz einnahm und deswegen wusste ich nicht auf welche ich mich legen sollte. Was eigentlich ohnehin völlig egal war, denn ich war mir ziemlich sicher, dass er in dieser Position nicht eingeschlafen war und auch sicher nicht so aufwachen würde. Ich legte mich kurzerhand auf die Seite, die mir am nächsten war und versuchte ihn weitestgehend nicht zu berühren. Wenn ich ihn weckte, würde er reden und das wäre noch schlimmer als seine bloße Anwesenheit. Doch auch schlafend machte er mir nichts als Ärger. Es schien als hätte er mich als Wärmequelle gewittert und robbte unaufhaltsam immer näher. Unfassbar, dass er schlief. Er war der einzige Mensch, der schlafend noch seltsamer war als wach. Ich schnaubte hörbar, als er es bis zu mir geschafft hatte und sich mit einer Dreistigkeit an mich…kuschelte…, dass ich über einen Zwinger nachdachte. Dennoch ließ ich es geschehen. Ich schloss missbilligend die Augen und versuchte zu schlafen, was mir seine Präsens nicht leicht machte, aber der harte Tag tat sein übriges und langsam schlief ich doch noch ein. Ich hatte so gehofft er wäre nicht mehr da. Ich hasste es, wenn er so spät noch auf mich wartete, weil ich es hasste, wenn er bei mir übernachtete. Ich konnte es nicht ausstehen, dass er da war, wenn wir nicht miteinander schliefen. Dass er einfach so bei mir war. Ich zog es vor, dass wir miteinander Sex hatten und er ging. Er hatte keinen Grund hier zu sein und dennoch war er da. Und ich ließ es zu. Ich hasste es. Denn in solchen Momenten konnte ich nicht leugnen, dass er mehr war, als nur eine Affäre. ~*~*~*~*~ Als ich aufwachte drang die Wirklichkeit nur langsam zu mir durch. Das erste, das ich wahrnahm, war, dass die Kissen auf denen ich lag zu weich waren, als das es hätten meine eigenen sein können. Ich hob den Kopf ein wenig an und pustete mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Verschwommen nahm ich einen ziemlich großen Raum war. Ach ja. Kaiba. Ob er auch noch da war? Ich kniff die Augen zusammen und mein Blick klärte sich etwas. Rechts neben mir lag niemand. War er etwa schon auf? Wie spät war es eigentlich? Ich drehte mich schwerfällig auf die andere Seite um auf die Wanduhr über der Zimmeruhr sehen zu können und musste einen lauten Schrei zurückhalten, als mein Gesicht nur Millimeter vor Kaibas zum Stillstand kam. Er schlief. Mein Puls war nach diesem morgendlichen Schreck auf hundertachtzig und ich atmete stockend ein und aus, hielt mir eine Hand auf die Stelle unter der mein Herz hämmerte. Kaiba, in Kaibas Zimmer. Wer sollte damit rechnen? Dabei hatte ich gerade nachgesehen wo er war. Halt nur auf der falschen Seite. Er hätte durchaus auch links von mir liegen können, was er auch tat…das hatte ich nicht bedacht. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, sah ich nun endlich zu der großen weißen Uhr über der Tür. Kurz vor Sechs. Kein Wunder, dass er noch schlief. Obwohl es mich nicht gewundert hätte, wenn um Punkt sechs der kleine Funkwecker neben dem Bett loslärmen würde. Immerhin war Samstag. Das hieß keine Schule. Was bei Kaiba hieß: Noch mehr Arbeit. Ich lag einfach weiter da und sah ihn an. Es war eindeutig noch zu früh zum aufstehen, doch müde war ich auch nicht mehr. Also sah ich ihn an. Ich glaube, ich habe ihn noch nie schlafen gesehen. Bewusstlos, ja. Aber schlafend? Wie ein normaler Mensch. Ganz ruhig und …friedlich? Nein. Selbst jetzt sah er noch aus, als würde er jederzeit damit rechnen, dass ein Bataillon Attentäter durchs Fenster kommt und einen nächtlichen Großangriff startet. Ja, so sah er aus. Selbst wenn er schlief, war er noch unentspannt. Typisch. Aber, na ja. Ich sah ihn schlafen. Ich wette die Menschen, die dieses Privileg hatten, könnte ich an einer Hand abzählen. Wobei ich mir auch sicher war, dass er mir dieses Privileg nur sehr ungern einräumte. Normalerweise schlief ich vor ihm ein und er war schon immer wach, wenn ich aufstand. Eigentlich hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht sicher sein können, ob er überhaupt schlief oder seine Wissenschaftler ihm diese menschliche Schwäche weg operiert hatten. Zugetraut hätte ich es ihm. Ich sah ihn nur weiter an. Minute für Minute verstrich und immer noch konnte ich meinen Blick nicht von ihm nehmen. Da lag er, Seto Kaiba, und schlief. Ob er das auch manchmal tat? Mich ansehen, wenn ich schlief? Nein. Diese Antwort war so klar und eindeutig in meinem Kopf, dass sie aus seinem Mund nicht kälter hätte sein können. Welchen Grund hätte er dazu gehabt? Wenn er mich anblickte, lag immer eine Mischung aus Ärger und Unverständnis in seinen Augen. Das war sicherlich auch nicht anders, wenn er mich schlafend sah. Ich schaute noch mal auf die Uhr. Kurz nach Sechs. Zumindest hatte der Wecker um Sechs nicht geklingelt. Ich legte mich noch einmal hin. Viel näher an ihn ran als nötig und hoffte, dass ich noch mal einschlafen würde. ~*~*~*~*~ Ich schlug die Augen auf, als etwas meine Nase berührte. Immer wieder und es kitzelte. Als ich fest entschlossen, dem ein Ende zu bereiten, zu Seite sah, seufzte ich hörbar. Joey. Um genauer zu sein. Joeys Haare. Vor meinem Gesicht befand sich ein goldblonder Haarbüschel, der sich überall verteilte und eine abstehende Strähne streifte so nervig, wie nur Joeys Haare es konnten, meine Nase. Das schlimme daran war, dass Joeys Haare zwar lang waren, aber nicht lang genug, als dass sie mich hätten vom anderen Ende des Bettes aus kitzeln können. Was hieß, dass er direkt neben mir lag und wenn ich es genauer betrachtete, musste ich feststellen, dass ‚halb auf mir’ es doch am besten traf. Ich weiß nicht wieso, aber ich unternahm nichts dagegen. Ich strich die Haare, die mich störten zur Seite und beließ es dabei. Ich sah noch kurz zu ihm runter und musterte sein entspanntes Gesicht. Immer wenn er schlief, schienen alle Sorgen von ihm abzufallen. Sein Gesicht wirkte immer so…zufrieden. Ich sah ihn oft an, wenn er schlief. Ich hatte keine Ahnung wieso und ich würde mir ein Ohr abschneiden, bevor ich es vor ihm zugab, aber ich tat es. Oft. Sehr oft. Ob es immer so sein würde wie jetzt? Ob er später einmal, viel später…ob er dann immer noch hier sein würde? Eigentlich konnte es mir ja egal sein. Es änderte nichts. Ich hätte endlich mehr Platz beim schlafen, das war alles. Und doch dachte ich darüber nach. Gelegentlich. Immer wenn seine Präsenz mich zu ersticken drohte. Immer dann dachte ich darüber nach, ob es immer so sein würde und ob ich ohne diese Atemnot noch leben konnte. ~*~*~*~*~ Als ich wieder aufwachte, war Kaiba nicht mehr da. Der Platz neben mir war leer und kalt. Ich sah auf die Uhr. Halb elf. Er war bestimmt schon im Büro. Ich schnappte mir sein Kissen und drückte es mir ins Gesicht. Ich atmete tief ein und erhaschte jeden Geruchsfetzen, der noch von ihm zu finden war. Er roch so gut. So unheimlich gut und ich kam mir so unheimlich lächerlich vor. Was machte ich hier nur? War es das, was ich wollte? Bestimmt nicht. Aber es reichte mir. Bis jetzt. Was auch immer zwischen uns war, es fing an mich traurig zu machen. War das der Moment, an dem man am besten ging? Gab ich damit nicht auf? Hatte ich überhaupt jemals eine Chance auf den Sieg gehabt? Mit einem Ruck schmiss ich sein Kissen von mir weg und schnappte hörbar nach Luft. “Verdammte Scheiße!“ zischte ich und verfluchte mich dafür, dass ich es geschafft hatte mir diese ganze Scheiße so nah kommen zu lassen, dass es mir nicht mehr reichte, dass das, was ich in Kaibas Leben zu suchen hatte, ausschließlich in seinem Bett stattfand. ~*~*~*~*~ Ich schob mit einem verächtlichen Blick den Vertrag, den ich gerade aufsetzte, von mir weg und massierte mir die Schläfen. Ich hatte Kopfschmerzen. Fürchterliche, zermürbende Kopfschmerzen. Auf einmal klopfte es beunruhigend laut an meiner Bürotür und ich verzog schmerzverzerrt das Gesicht. Das war Absicht. Ein Attentat. Wer auch immer das war, er würde für seine Taten büssen müssen. Ohne, dass ich auf diese Lärmbelästigung reagieren konnte, öffnete sich die schwere Türe auf ungewohnt stürmische Art. Ich hob eine Augenbraue, als ich sah wer in mein Büro gestürmt kam. Joey…nein…Wheeler. Hier war er Wheeler. Er hatte einen fest entschlossenen Gesichtsausdruck, als er geradezu in den Raum rannte und plötzlich mittendrin stehen blieb und mich anstarrte. Es vergingen einige Sekunden des gegenseitigen Starrens, als meine Sekretärin durch die offene Türe gestöckelt kam und atemlos mit ausgestrecktem Arm auf Joey deutete: „Ich…ich.“ Ihre freie Hand legte sie auf ihren Brustkorb um ihre unkontrollierte Atmung zu beruhigen. „Ich…konnte ihn nicht aufhalten, Herr Kaiba.“ Mein Blick richtete sich augenblicklich wieder auf Wheeler, der trotz des Film reifen Auftritts meiner Sekretären, seine Aufmerksamkeit nicht von mir abgewannt hatte. Er sah mich weiter an. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Eigentlich wirkte er ziemlich emotionslos, bis er auf einmal anfing mich anzulächeln. Ich hob, wenn das überhaupt möglich war, meine Augenbraue noch höher. Nach einer weiteren Schrecksekunde durchbrach er das Schweigen und lächelte noch ein Quäntchen mehr. „Hi.“ Was ging bloß in seinem Kopf vor? „Soll ich den Sicherheitsdienst rufen, Herr Kaiba?“, meldete sich meine Sekretären unsicher zu Wort. Ich hatte sie ganz vergessen. „Nein…schon gut. Sie können gehen.“ Ich sah sogar aus den Augenwinkeln, dass sie irritiert war, aber sie fragte nicht weiter. Tat sie nie. Deswegen hatte ich sie eingestellt. So geräuschlos wie möglich verließ sie den Raum und man hörte das leise Klacken, als die Tür ins Schloss viel. „Was machst du hier?“ „Hallo sagen.“ Ich rieb mir wieder die Schläfen. Ich wollte es gar nicht wissen. Nicht wissen, was in seinem Kopf vorging. Davon würde ich unter Garantie noch mehr Kopfschmerzen bekommen. „Hast du Kopfschmerzen?“ „Joey…“, sagte ich mit nachdrücklich ungeduldiger Stimme und fuhr mir mit einer Hand über die Augen. Ich hörte wie er auf meinen Schreibtisch zuging. Als ich hochsah, war er schon einige Schritte näher gekommen. „Was machst du hier?“ Er blieb stehen. Starrte mich wieder an. Er sah aus, als müsste er erst die Frage in ihre Bestandteile zerlegen und analysieren um sie zu verstehen. Doch anscheinend, hatte diese Prozedur ihm nicht das gewünschte Ergebnis geliefert, denn sein Blick hätte verständnisloser nicht sein können. „Darf ich nicht hier sein?“ Jetzt starrte ich ihn an. Ich dachte ernsthaft darüber nach. Mal davon abgesehen, dass er hier nichts zu suchen hatte, völlig fehl am Platz war und ich einfach nicht wollte, dass er hier war, war es dennoch kein Verbrechen und demnach in diesem Sinne nicht wirklich verboten, aber…ich seufzte. „Nein. Nicht ohne Grund.“ Ich sah an seinen Augen, dass er so eine Antwort erwartet hatte. In seinen Augen blitze es kurz auf und ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine Zielscheibe auf meiner Stirn. „Du.“ Entweder er hatte mit einem Darrtpfeil direkt ins Schwarze getroffen oder mein Gehirn hatte von der Zeit mit Joey ernsthaften Schaden davon getragen, denn ich verstand seine Antwort nicht, was mir wohl auch anzusehen war. „Du bist mein Grund.“ Die Entschlossenheit in seinem Gesicht verunsicherte mich mehr als mir lieb war und vor allem wusste ich nicht worauf er hinaus wollte. „Joey…ich arbeite hier.“ „Magst du mich, Seto?“ Die Frage kam so unvermittelt und zusammenhangslos, dass ich nach Luft schnappte, während mein Gehirn vergebens versuchte eine logische Erklärung für diesen Umbruch zu finden. „Was soll das, Wheeler?“ „Wheeler also…mach ich dich nervös?“ Sein Tonfall war so offensichtlich provokativ, dass ich mich fragte, ob er nicht einfach nur Streit suchte, denn darauf schien diese Unterhaltung unweigerlich hinaus zu laufen. „Verdammt Joey, was machst du hier zum Teufel?!“ „Magst du mich, Kaiba?“ Sein Tonfall war provozierend spitz und er regte mich ungemein auf. Und dann beging ich einen Fehler. „Wieso willst du das wissen?“ „Würdest du mit jemandem schlafen, der dich nicht leiden kann und den du nicht leiden kannst?“ “Tue ich das nicht schon?“ Stille. Doch nur oberflächlich. In uns tobte ein Chaos von ungeheurer Lautstärke. Ich sah es an seinen Augen und ich fühlte es in mir selbst. Ich hatte das absolut Falsche gesagt und ich sah und spürte auf einmal, dass das hier…irgendwie wichtig war. „Ach so.“ Er klang nicht resignierend, nicht traurig. Was er sagte, klang gefasst und nachdenklich. „Tut mir leid, dass ich gestört habe.“ Jetzt klang er resignierend. Er drehte sich um und ging zu Tür. Ich war wie gelähmt, voller Verständnislosigkeit für diese absurde Situation. „Auf Wiedersehen, Seto.“ Damit verschwand er, im Gegensatz zu seinem Auftritt vorhin, ziemlich lautlos durch die Tür. In diesem Moment verstand ich, dass es nicht für immer so bleiben würde wie es war. Dass sich schon etwas geändert hatte. Dass ich gerade etwas geändert hatte… „Scheiße.“ ~Teil 1 Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)