Twilight - Die Neuen von Pijara ================================================================================ Kapitel 18: Glück ----------------- Mayas Puls war fast wieder im Normalbereich, während Angels Zitteranfall bereits vorüber war. Carlisle seufzte erleichtert. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das?“ Emmett grinste. „Und das will bei einem Vampir wie dem guten alten Carlisle was heißen!“, lachte er und schlug dabei Jasper kräftig auf die Schulter. Jasper knurrte und schob ihn zur Seite. „Du kannst einem auch manchmal echt auf den Zeiger gehen. Hast du nichts zu tun?“ „Doch, wieso?“ „Ich dachte, du könntest uns mal ein paar ruhige Minuten schenken, indem du dich einfach mal verkrümelst.“, bemerkte Jasper bissig und verschränkte die Arme vor der Brust. Emmett schob schmollend die Unterlippe vor. Joe, der neben Angel auf der äußersten Kante des Sessels saß, grinste Emmett an. „Tja … jetzt bist du wohl wieder die Nervensäge. Hab dir ja auch lange genug den Rang abgelaufen, nicht wahr?“ „Großer, eins solltest du wissen! Mir kann man nicht so leicht den Rang ablaufen.“ „Na, ich weiß nicht! Joe hat dir schon ganz schön Konkurrenz gemacht.“, bemerkte Dr. Cullen, der Maya sanft auf die Schulter klopfte und ihr beim Aufsetzen half. „Alles wieder in Ordnung.“ Maya griff sich an die Stirn. „Was war denn los gewesen?“ „Das frag ich mich auch noch. Aber das krieg ich schon raus.“ Carlisle blickte sie noch einen Moment forschend an, bevor er sich abwandte. Maya warf Angel einen kurzen Blick zu. Beiden war klar, dass in der letzten halben Stunde etwas passiert war, das jenseits ihrer Vorstellungskraft lag. Noch hatten sie niemandem etwas davon gesagt. Nach Angels Anfall hatte Joe sie auf direktem Weg zu den Cullens zurückgebracht. Von dem Wolfsrudel war einzig und allein Jacob noch da, der etwas weiter abseits stand und mit finsterem Blick die Vampire beäugte. Angel hockte zusammengekauert auf dem Sessel und hatte die Beine an die Brust gezogen. Das Bild der Vision hing noch immer in ihren Gedanken. „Hat Joe dir mittlerweile alles über sich erzählt?“, fragte Edward, dessen Blick auf seinen Bruder gerichtet war. Joe funkelte ihn an. „Keine Sorge, Brüderchen! Der große böse Wolf hat seine bösen Taten gestanden und Absolution erteilt bekommen.“, giftete er zurück. Edward grinste. „Wurde ja auch langsam Zeit.“ „Es hätte noch so einiges mehr passieren können, wenn nicht irgendwer dazwischengefunkt hätte.“, maulte Joe und warf einen finsteren Blick auf Jacob, der belustigt dreinsah. „Hab ich etwa bei irgendetwas gestört?“ „Nicht doch! Ich reg mich immer so auf!“, wiegelte Joe ab und fauchte. „Du hast nicht nur bei irgendetwas gestört, sondern bei dem Schönsten, was man sich …“ „Joe!“, rief Angel warnend und rammte ihm ihre Beine ins Kreuz, was ihn vornüberschleuderte. Vollkommen perplex um zu reagieren, krachte er ungebremst mit dem Kinn gegen den Couchtisch. Maya schlug die Hand vor dem Mund und kicherte, während Angel sich auf die Unterlippe biss und aufsprang. „Hoppla! Entschuldige, das …“ „… war ja wohl vollkommen unnötig! Mein Name hätte schon gereicht!“, knurrte Joe, während er sich das Kinn rieb und Angel böse beäugte. „Aber warte mal, das kriegst du wieder!“, schwor er mit drohendem Finger. Angel schluckte. „Genau das befürchte ich ja.“ „Wenn er dir zu nahe kommt, sag mir Bescheid. Ich kümmere mich dann um ihn.“, wandte Jacob ein, der Joe drohend beäugte. Angel stöhnte. „Dieser gottverdammte Krieg zwischen Vampiren und Werwölfe… der macht mich nochmal irgendwann krank. Ihr habt doch bisher auch friedlich nebeneinander gelebt … könnt ihr das nicht weiter so machen?“ „Wenn einer von ihnen frech wird nicht.“ „Es wird schon keiner frech, mach dir darüber keine Gedanken!“, fauchte Angel und verschränkte die Arme vor der Brust. „Außerdem kannst du dich ruhig um deine eigenen Angelegenheiten kümmern, Maya und ich kommen bestens klar!“ „Sicher doch!“, entgegnete Jacob, dessen Stimme vor Sarkasmus nur so troff. Angel kochte vor Wut und ballte die Hände zu Fäusten. Joe grinste und rieb sich die Hände. Das konnte noch interessant werden. Das Grinsen wurde breiter und das Leuchten in seinen Augen stärker, als Angel zielstrebig auf Jacob zumarschierte und ihn kräftig gegen die Brust schlug. Unbeholfen stolperte Jacob zurück und blickte sie überrascht an. Das Bild von Bella, wie sie ihm einen Kinnhaken verpasste, kroch in seine Gedanken. Damals hatte sie sich bei diesem Versuch die Hand gebrochen und jetzt stand wieder eine Frau vor ihm, die es tatsächlich schaffte, ihn zu Fall zu bringen. Angel musste seine Gedanken gelesen haben, denn ein boshaftes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Da staunst du, was? Und jetzt stell dir mal vor: Wenn ich es schon schaffe, dich mit … sagen wir mal halber Kraft zurückzustoßen … was würde passieren, wenn ich mal richtig aushole? Von deinem Kiefer dürftest du dich dann wohl verabschieden!“ Jacob knurrte, während Joe und Emmett gleichzeitig losprusteten. Selbst Edward konnte ein selbstgefälliges Lächeln nicht verhindern. „Ja … knurr nur herum! Wird dir aber auch nicht viel bringen! Und wenn du mir weiter so auf die Nerven gehst und der Meinung bist, dass du unsere Freunde hier beleidigen musst, dann pass auf, dass du mir nicht in die Quere kommst, sonst leg dich dir ein Flohhalsband um und dann wollen wir mal sehen, wer wirklich der Stärkere ist. Du oder ich!“ Jacobs Knurren nahm an Lautstärke zu. Ein Zittern überfiel ihn, während er mehrere Zentimeter in die Höhe schoss. Sein Gesicht verformte sich, Fangzähne ragten aus seinem Maul hervor. Angel verdrehte die Augen, während Carlisle, Jasper und Joe vor das Mädchen sprangen und abwehrend die Hände hoben. „Bleib ruhig, Jacob!“, rief Carlisle, der dem Werwolf am nächsten stand. Jacobs Verwandlung stockte. Geifer troff aus seinem Maul. Jasper und Joe packten Angel in der Zeit an den Armen und schoben sie ein Stück zurück, um Abstand zwischen sie und Jacob zu bringen, dessen Augen mörderisch funkelten. „Komm wieder runter, Angel! Ich weiß, die Versuchung ist groß, aber … du solltest es nicht übertreiben.“, murmelte Jasper, während er sie hinter seinen Rücken schob und Jacob beobachtete, der sich langsam wieder zurückverwandelte. „Vielleicht sollte man dich besser an die Leine legen!“, fauchte Jacob, nachdem er seine Menschengestalt wieder angenommen hatte. Angel gähnte demonstrativ, was Jasper genervt aufstöhnen ließ. Wütend ließ er seinen Ellenbogen zurückschnellen, der sie direkt in die Magengrube nach. Keuchend knickte sie ein wenig ein. „Autsch! Jasper … war das jetzt nötig?“ „Leider ja! Sonst hörst du ja niemals auf.“, fauchte er leise. „Mann, nix darf man hier machen!“, brummte sie vor sich hin und stolzierte zu Maya hinüber, die schadenfroh grinste. „Sei bloß vorsichtig, Jägerin! Jetzt hast du mich vielleicht auf dem kalten Fuß erwischt, aber das wird dir nicht noch einmal gelingen!“ Angel, die Jacob den Rücken zugewandt hatte, legte den Kopf schief und grinste Maya an. „Ist er nicht süß? Genau so süß wie seine Drohungen!“ Maya biss sich auf die Unterlippe. „Angel, komm schon! Vielleicht solltest du wirklich aufhören!“ Ergeben senkte sie die Schultern. „Na schön … hör ich eben auf.“ Maya nickte dankbar und formte mit den Lippen „Wir sollten reden“, bevor sie sich zurücklehnte und an Angel vorbei zu Jacob starrte. Angel seufzte und nickte kaum merklich. „Hör zu, Jacob!“, hörten die beiden Mädchen Carlisle reden und wandten sich ihm interessiert zu. „Wir hätten noch etwas mit Angel und Maya zu besprechen. Aber vielleicht könntest du morgen mit deinem Rudel noch einmal vorbeisehen. Ich fürchte, dass etwas auf uns zukommen wird, bei dem wir uns ein weiteres Mal zusammentun müssten.“ Jacob lag es auf der Zunge, ihm zu sagen, er würde einen Teufel tun und ihnen helfen, doch er riss sich zusammen und nickte nur. Und mit einem letzten finsteren Blick auf Angel, die ihm süßlich lächelnd zuwinkte, verschwand er im Wald. Eine Sekunde später wirbelte Dr. Cullen auch schon herum und blickte Maya und Angel nacheinander an. „Und wir … sollten, glaube ich, mal miteinander reden.“ Maya und Angel warfen sich einen unbehaglichen Blick zu. Carlisle klang keineswegs freundlich, eher kühl – beinahe wütend. „Okay, jetzt reicht es mir langsam! Ich will – und wagt es nicht, mir in irgendeiner Weise zu widersprechen – wissen, was vorhin los war!“, wetterte er los, sobald sie dein privates Zimmer erreicht hatten. Wie zwei gescholtene Schulmädchen standen sie vor seinem Tisch und blickten betreten zu Boden. Keine von beiden traute sich zu antworten. „Angel? Maya? Ich warte!“ Verlegen tauschen sie einen kurzen Blick aus, bis sich Maya mutig straffte. „Ehrlich gesagt, wissen wir das selbst nicht wirklich!“ Dr. Cullen rieb sich die Schläfen. „Maya … du warst kurzzeitig Tod, ist dir das klar? Angel hatte eine Art epileptischen Anfall und das scheinbar zur gleichen Zeit, als du leblos hier im Wohnzimmer auf dem Teppich lagst! Was geht hier vor?“ „Das … wissen wir auch nicht so ge…“ „Aber ihr ahnt etwas! Sag mir endlich die Wahrheit!“ Maya seufzte. „Wir … hatten so eine Art Vision!“ Überrascht hob er die Augenbrauen. „Eine Vision? Jeder seine eigene oder..:“ „Nein! Irgendwie … hatten wir beide die gleiche Vision … zur selben Zeit!“ „Hattet ihr so etwas schon öfter?“ „Nein, nur …“ Maya brach ab und biss sich auf die Unterlippe. Carlisle funkelte sie an. „Nur was?“ Maya trat nervös von einem Bein auf das andere. „Na ja … ich hatte schon mal Visionen.“ „Oft?“ „Es geht!“ „Und warum hast du bisher nichts davon erzählt?“ Nachdenklich blickte sie ihn an, bis sie schließlich ergeben mit den Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht.“ „Und du?“, wandte er sich an Angel, die wie zur Abwehr die Hände hob. „Das war meine erste Vision, ich schwöre es!“ „Irgendwelche anderen, verborgenen Talente, von denen ich wissen sollte?“ Angel druckste ein wenig herum. „Zählt Bauchtanzen auch dazu?“ „Du hältst dich mal wieder für ziemlich witzig, was?“ Beschämt blickte sie zu Boden. „Nein … sonst gibt es nichts.“ „Gut, dann hört mir jetzt mal gut zu, ihr zwei! Wir schaffen es nur dann gemeinsam, aus dieser Lage das Beste zu machen, wenn ihr uns auch vertraut und uns alles erzählt, was für uns wichtig sein könnte, verstanden? Innerhalb einer Familie sollte man nicht so viele Geheimnisse voreinander haben. Ein paar Kleinigkeiten vielleicht, aber so etwas nicht!“ Angel blickte ihn mit großen Augen an. „Was?“, fragte er stirnrunzelnd. „Innerhalb einer Familie?“, wiederholte sie leise, was ihn überrascht blinzeln ließ. „Ich meine… sind wir denn schon eine Familie?“ Carlisle blickte Maya kurz an, bevor sie beide gleichzeitig zu Angel hinübersahen, die auf seltsame Weise gespannt wirkte – als hinge ihr Leben von dieser Information ab. Carlisle lächelte weich. „Die Frage kannst du dir selbst beantworten.“, sagte er, stand auf und verließ das Zimmer. Angel blickte noch einen Moment auf die Stelle, an der der Arzt zuvor gesessen hatte und lächelte dann. Ein Lächeln, das immer mehr zu einem Strahlen wurde. Überglücklich blickte sie Maya an, die ein wenig erschlagen wirkte. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie überrascht. „Maya, ich … ich hab endlich wieder eine Familie!“, schrie sie begeistert und fiel ihrer Freundin stürmisch um den Hals. Maya wirkte einen Moment lang vollkommen überrumpelt, bevor sie Angels Druck sanft erwiderte. Eine Sekunde später spürte sie die Freudentränen, die Angels Wangen hinabliefen, auf ihrer Schulter und zum ersten Mal war sie sicher, dass Angel wirklich glücklich war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)