Bad Boy von Karma (Duke x Ryou) ================================================================================ Phase Zwei, Teil Drei --------------------- Der Schwarzhaarige, der nichts von den Gedankengängen der blonden Ladenbesitzerin ahnte, hatte Ryou mittlerweile schon so gut wie zu sich nach Hause verfrachtet. Es war doch in Fällen wie diesen, in denen er es eilig hatte, jemanden flachzulegen, wirklich ungemein praktisch, dass er über mehr als ein Domizil verfügte, das er dafür nutzen konnte. Doch, stellte er wieder einmal fest, als er Ryou in den Aufzug bugsierte, der sie beide zu seinem Penthouse, das sich unter dem Dach eines der großen, direkt in der Innenstadt gelegenen Apartmenthäuser befand, bringen würde, es hatte eindeutig Vorteile, nicht nur mehr als vermögende Eltern, sondern auch ein eigenes, überaus gut gefülltes Bankkonto zu haben. "Da wären wir." Staunend sah Ryou sich um, als der Fahrstuhl hielt und ihn in eine helle, überaus geräumige und geschmackvoll eingerichtete Wohnung entließ. Der Blick aus dem wirklich riesigen Wohnzimmerfenster, das dem Aufzug gleich gegenüberlag, war überwältigend. Ganz sicher, vermutete der Weißhaarige, sahen der Sonnenuntergang, der Vollmond oder auch nur ein simples Gewitter aus dieser Perspektive absolut atemberaubend aus. Aber ob Duke sich überhaupt schon mal die Zeit dafür genommen hat, so etwas zu genießen? Irgendwie bezweifelte der Neunzehnjährige das doch sehr. "Gefällt's dir?" Schmunzelnd beobachtete Duke das Staunen seines Begleiters. Da dessen Einkäufe im Augenblick nicht gebraucht wurden, stellte er sie einfach gleich neben dem Fahrstuhl ab und schob den Jüngeren dann hinüber zu der cremefarbenen Ledergarnitur, die sein Wohnzimmer dominierte. Der weiche dunkelrote Teppich schluckte das Geräusch seiner Schritte und so war es ihm ein Leichtes, sich an Ryou, der sich immer noch fasziniert umsah, anzuschleichen und von hinten die Arme um ihn zu legen. "Und was machen wir beiden Hübschen jetzt, hm?" Der rauchige, verführerische Unterton in der Stimme des hinter ihm Stehenden jagte Ryou einen Schauer nach dem anderen über den Körper. Hatte er auf dem Weg hierher auch kurzzeitig seine Zweifel gehabt, jetzt und hier waren sie wieder wie weggewischt. Er würde auf keinen Fall aufgeben, sondern Duke zeigen, was er zu bieten hatte – zwar wesentlich eher als geplant, aber das machte ja nichts. Pläne waren schließlich dazu da, an veränderte Gegebenheiten angepasst zu werden, nicht wahr? Aus diesem Grund drehte der Weißhaarige sich in den Armen des Älteren um und sah ihn von unten herauf herausfordernd an. "Weiß nicht. Mach doch einfach einen Vorschlag. Wenn der gut ist, dann setzen wir ihn in die Tat um." Ryous schlagfertige Antwort in Verbindung mit seinem schelmischen Grinsen ließ auch Duke schmunzeln. "Och, ich denke, ich wüsste da schon was", murmelte er und senkte seine Lippen auf die des Jüngeren, um diesen tief und verlangend küssen zu können. Dabei spürte er zu seiner Befriedigung, wie Ryou binnen Sekunden förmlich dahinschmolz. Ha, da sollte noch mal jemand behaupten, er hätte nichts anderes als Sex im Kopf! Aber genau darum geht's dir doch gerade, oder etwa nicht?, mischte sich eine kleine, penetrant nach Mai klingende Stimme in seinem Kopf just in dem Moment ein, in dem er gerade so richtig loslegen wollte. Ryou lag inzwischen schon rücklings und ohne sein Shirt auf der Couch – wie war das denn so schnell auf den Boden gekommen? –, seine Atmung hatte sich deutlich beschleunigt und seine Wangen waren leicht gerötet. Es hätte nicht mehr des unübersehbaren und wohlbekannten Hungers in seinen braunen Augen bedurft, um Duke zu zeigen, worauf genau der Neunzehnjährige jetzt aus war. Und sein eigener Körper wollte genau dasselbe, das konnte er nicht leugnen. Dafür sprach die Beule in seiner Hose, die langsam aber sicher schmerzhaft zu werden begann, eine zu deutliche Sprache. Dummerweise ließen sich seine Gedanken nicht so leicht abschütteln, wie er es gerne gehabt hätte. Innerlich fluchend versuchte der Schwarzhaarige, sich wieder auf den ausgesprochen willigen Ryou, der bereits ungeduldig an seiner Hose nestelte, zu konzentrieren, doch das wollte ihm nicht so recht gelingen – etwas, was er von sich selbst einfach nicht kannte und deshalb auch nicht verstand. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nie ein Problem damit gehabt, sich einfach nur mit jemandem zu amüsieren. Verpflichtungen einzugehen war einfach nicht sein Ding. Er hatte noch nie auch nur einen einzigen Gedanken an eine längere Bindung oder gar eine echte, tiefe Beziehung verschwendet – er war schon sehr früh zu der Überzeugung gelangt, dass das einfach nichts für ihn war –, aber ganz plötzlich war da diese nagende Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn auslachte und ihm spöttisch erklärte, dass Mai und Ryou durchaus Recht hatten, wenn sie behaupteten, dass er nur immer an Sex dachte und sowieso nichts anderes zu bieten hatte als einen tollen Körper und eine Menge Erfahrung auf dem Gebiet des Verführens. Aber seit wann, verdammt noch mal, störte ihn das plötzlich so sehr? Ryou blinzelte überrascht, als Duke, der ihn gerade noch so eilig von seinem Shirt befreit und ihn unter sich auf die Couch befördert hatte, ohne Vorwarnung von ihm abließ, sich aufsetzte und sich mit einem frustrierten Seufzen durch die langen schwarzen Haare fuhr. Was ist denn jetzt kaputt? Durch seine Erregung fiel dem Neunzehnjährigen das Denken nicht gerade leicht, deshalb dauerte es einen Moment, bis er begriff, dass sein Exfreund tatsächlich aus irgendeinem Grund die Notbremse gezogen hatte und offenbar auch nicht gedachte, seine unterbrochene Tätigkeit so bald wieder fortzusetzen. "Duke? Was ist los?" Die Frage, ob er selbst vielleicht irgendeinen Fehler gemacht und damit die Stimmung verdorben hatte, konnte Ryou sich gerade noch so verkneifen. Etwas mühsam rappelte er sich in eine sitzende Position hoch und sah den Schwarzhaarigen dann fragend an. "Willst Du nicht mehr?", wollte er dennoch wissen und schrak leicht zusammen, als der Ältere ihm urplötzlich wieder das Gesicht zuwandte. "Doch, schon." Duke lächelte etwas gequält und warf einen kurzen Blick in seine Körpermitte, die immer noch vehement ihr Recht verlangte. "Ich denke nur – und ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet ich das jetzt sage –, dass das hier möglicherweise alles etwas zu schnell geht. Vielleicht sollten wir einen Gang zurückschalten oder so." Der Schwarzhaarige hoffte inständig, dass der Jüngere ihn nicht nach dem Grund für seinen plötzlichen Sinneswechsel fragen würde. Er hätte nicht gewusst, wie er das erklären sollte, ohne sich selbst zum kompletten Vollidioten abzustempeln – noch mehr, als er es durch diese Unterbrechung ohnehin schon getan hatte. Ryou war sich nicht ganz sicher, ob er sich nicht vielleicht verhört hatte. Sollte er das, was Duke da gerade von sich gegeben hatte, etwa wirklich für bare Münze nehmen? Aber seit wann machte der Schwarzhaarige sich denn plötzlich Gedanken darüber, ob das mit dem Sex vielleicht zu schnell ging? Immerhin hatte er, als sie damals zusammen gewesen waren, schon im ersten Monat angefangen, darüber zu reden, doch endlich miteinander zu schlafen. Und jetzt auf einmal wollte er es langsamer angehen lassen? Wie ist er denn bitteschön auf diese blöde Idee gekommen? Sollte das vielleicht ein Scherz sein? Falls ja, dann ist es aber ein verdammt schlechter Scherz. Es dauerte einen Moment, bis es Ryou dämmerte, dass Dukes Rückzieher möglicherweise nur indirekt mit ihm zu tun hatte. Ein Blick auf die Beule in der Hose des Schwarzhaarigen hatte ihn schnell davon überzeugt, dass dieser weder ein plötzliches Problem mit seiner Potenz hatte noch dass er selbst vielleicht doch nicht attraktiv genug für ihn war. Scheinbar – und bei dieser Erkenntnis musste der Weißhaarige mit all seiner Willenskraft ein triumphierendes Grinsen unterdrücken – hatte das, was Mai und er gesagt hatten, Duke doch mehr mitgenommen, als dieser sich selbst eingestehen wollte. Jetzt, das war Ryou mehr als bewusst, durfte er absolut keinen Fehler machen, denn ansonsten war die ganze Sache mit dem Plan endgültig gelaufen. "Soll das heißen, du willst jetzt nur ein bisschen knutschen und fummeln, aber nicht vögeln?" Woher er den Mut für eine solche Frage nahm – und wie er es schaffte, sie so locker und beiläufig über die Lippen zu bringen –, wusste der Neunzehnjährige nicht. Ebenso wenig wusste er, wie es ihm gelang, den Schwarzhaarigen einfach nur fragend und ohne die geringste Spur von Vorwurf anzusehen. Die Erleichterung in den grünen Augen des Älteren zeigte ihm jedoch, dass er genau das Richtige getan hatte. "Du bist nicht sauer?" Duke war sich nicht ganz sicher, was er empfinden sollte. Einerseits fiel ihm ein tonnenschwerer Stein vom Herzen, weil Ryou ihm nicht wie erwartet eine Szene machte, ihn auslachte oder einfach ging, aber andererseits war er auch mehr als verwundert über diese Reaktion. Keiner der anderen Typen, mit denen er bisher etwas gehabt hatte, hätte so reagiert, dessen war er sich absolut sicher. Ryou ist eben nicht so wie die Anderen, informierte ihn die kleine, gehässige, mehr und mehr wie Mai klingende Stimme in seinem Kopf in einem widerlich triumphierendem Tonfall. War er schon früher nicht. Er war irgendwie immer besser als die Anderen. Kopfschüttelnd vertrieb der Schwarzhaarige diese Gedanken und nickte dann schnell, als er Ryous irritierten Blick bemerkte, der das Kopfschütteln wohl auf sich bezogen hatte, obwohl ja eigentlich er und nicht der Weißhaarige eine Frage gestellt hatte. "Nein, bin ich nicht." Ryou lächelte dem Älteren beruhigend zu und hockte sich dann – noch immer shirtlos – rittlings auf seinen Schoß. Dabei legte er seine Arme locker um Dukes Nacken und rutschte ein bisschen hin und her, bis er eine Position gefunden hatte, die für ihn bequem war. Damit brachte er den Schwarzhaarigen mehr ungewollt als wirklich bewusst in arge Bedrängnis – eine Bedrängnis, die sich noch etwas verstärkte, als er leicht an dessen Ohrläppchen zu knabbern begann. "Ich bin ganz und gar nicht sauer. Warum sollte ich auch? Das wär doch lächerlich." Genau betrachtet, dachte Ryou, war ein Teil von ihm sogar regelrecht erleichtert über diese Wendung, auch wenn der Rest von ihm – vornehmlich sein Körper – doch etwas enttäuscht darüber war. Aber so wirklich schlimm war es auch wieder nicht, noch ein kleines bisschen länger auf Sex verzichten zu müssen. Im Gegenteil. Und wenn Duke dadurch etwas zum Nachdenken angeregt wurde, hatte das Ganze sogar noch etwas Gutes. "Das ist unfair!", beschwerte der Schwarzhaarige sich erstickt, als die Lippen des Jüngeren von seinem Ohrläppchen zu seinem Hals weiterwanderten und ihn dort verwöhnten. Das leise Lachen, das diese Beschwerde zur Folge hatte, verschaffte ihm eine Gänsehaut. Kurzzeitig wunderte er sich darüber, wie sehr Ryou sich doch verändert hatte. Dass es dem Weißhaarigen so leicht fiel, die mehr als nur ein bisschen peinliche Situation zwischen ihnen mit nichts weiter als ein paar beiläufigen Zärtlichkeiten wieder ins Lot zu bringen, war eindeutig ein Segen. Der Ryou von früher hätte sich jetzt sicher Vorwürfe gemacht und damit die Stimmung nur noch weiter runtergezogen. Doch, stellte Duke fest, während er genießerisch seine Augen schloss und sich ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit einfach mal den kleinen Liebkosungen des Weißhaarigen überließ, der neue Ryou gefiel ihm eindeutig. Und vielleicht hatte dieser neue Ryou sogar das Potential, von einem einfachen One-Night-Stand zu einer Fickbekanntschaft ähnlich wie Malik aufzusteigen. Vielversprechend genug war das, was er da gerade tat, auf jeden Fall schon mal. Ryou, der von diesen Gedankengängen nicht das Geringste ahnte, genoss einfach nur die Gelegenheit, dem Schwarzhaarigen so nah zu sein und ihn ein bisschen verwöhnen zu können. Es war einfach herrlich, nach knapp zwei endlosen Jahren wieder die lang vermisste Haut seines Exfreundes unter den Fingern zu spüren, seine Stimme zu hören und seinen unverwechselbaren Duft in der Nase zu haben. Mutig geworden durch das leise, erregte Keuchen und die Tatsache, dass keine wirkliche Gegenwehr kam, wagten sich die Finger des Weißhaarigen unter das Shirt des Älteren vor, streichelten dort erst eine Weile lang dessen Bauch und schoben schließlich den Stoff ganz von seinem Körper. Sobald er die warme, sanft gebräunte Haut freigelegt hatte, begann Ryou, sie mit federleichten Küssen zu bedecken. Dabei wunderte er sich ein bisschen über sich selbst – vor allem darüber, dass ihm dieser Positionswechsel so ausnehmend gut gefiel. Es war eindeutig eine erregend neue Erfahrung, Duke so unter sich zu haben und zur Abwechslung mal mit ihm tun zu können, was ihm selbst gerade so in den Sinn kam. Der Schwarzhaarige genoss diesen ungewohnten Machtwechsel ebenso. Der Druck, immer alles unter Kontrolle haben zu müssen – ein Druck, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass dieser existierte –, löste sich unter den streichelnden Händen und den sanften Lippen Ryous langsam in Luft auf und hinterließ nichts als das angenehme Gefühl, einfach mal verwöhnt zu werden. Vielleicht, ging es ihm beiläufig durch den Kopf, war es doch keine so schlechte Idee gewesen, etwas Gas wegzunehmen und einfach mal einen Gang zurückzuschalten. Wie lange war es jetzt her, dass sich jemand so ausgiebig um ihn gekümmert hatte? Alle Gedanken, die in diese Richtung gingen, lösten sich augenblicklich in Nichts auf, als Ryous Lippen von seiner Brust über seinen Hals und sein Kinn hoch zu seinem Mund wanderten. Der Kuss, in den der Weißhaarige ihn verwickelte, war sanft, zärtlich und warm. Unendlich langsam bewegten sich die fremden Lippen gegen seine eigenen und erst nach einer gefühlten Ewigkeit, die fast schon an Folter grenzte, strich eine Zunge über seinen Mund, öffnete ihn und begann mit einer langsamen, unglaublich intensiven Erforschung seiner Mundhöhle, die Duke ein leises Stöhnen entlockte. Derart intensiv zu küssen – oder, wie in diesem Fall, geküsst zu werden – war einfach immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Ohne den Kuss – der ihn selbst mindestens ebenso sehr erregte wie den Schwarzhaarigen – zu lösen, rutschte Ryou auf dem Schoß des Älteren ein kleines Stückchen zurück und strich mit den Fingern seiner rechten Hand – mit der linken hielt er sich an Dukes Schulter fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren – über die Brust und den Bauch seines "Opfers" zu dessen Hosenbund. Dieses Mal stoppte er allerdings nicht dort, sondern nestelte so lange etwas umständlich an der schwarzen Hose herum, bis er erst den Knopf und schließlich auch noch den Reissverschluss geöffnet hatte. Als die Hand des Weißhaarigen sich ihren Weg in seine Hose suchte, unterbrach Duke den Kuss und legte aufstöhnend den Kopf in den Nacken. Ihm war unglaublich heiß und die langsamen, fast schon trägen Bewegungen von Ryous angenehm kühlen Fingern prickelten auf seiner erhitzten Haut. Heiße, feuchte Lippen auf seinem Hals verstärkten die Gefühle nur noch und so dauerte es nur eine für seine Verhältnisse geradezu lächerlich kurze Zeitspanne, bis er dem Druck in seinem Inneren nicht mehr standhalten konnte und, begleitet von einem weiteren Stöhnen, seine Erlösung in der Hand des Jüngeren fand. Ryou war froh, dass Duke seine Augen noch eine Weile geschlossen hielt, während er seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen versuchte. Dadurch blieb das überglücklichen Strahlen, das er selbst im Moment einfach nicht unterdrücken konnte, dem Schwarzhaarigen nämlich verborgen. Ich hab's geschafft! Er hatte es tatsächlich geschafft! Er hatte Duke tatsächlich höchstpersönlich zum Kommen gebracht – und das auch noch, ohne sich durch ein unbedachtes Wort oder eine ungeschickte Berührung zu verraten! Wenn das nicht einfach nur absolut genial war, was war es dann? "Das war ... wow! Wahnsinn!" Nachdem er sich endlich wieder etwas im Griff hatte, öffnete Duke seine Augen wieder, sah Ryou von unten herauf an und lächelte, ohne auch nur zu ahnen, was dieser Anblick in dem Weißhaarigen auslöste. Am liebsten hätte dieser dem Älteren noch in dieser Sekunde alles gestanden, doch er biss sich schnell auf die Zunge und schwieg. Wenn er jetzt einen Fehler machte, dann wäre alles umsonst gewesen. Aber selbst die Gewissheit, dass noch immer alles auf Messers Schneide stand, konnte Ryous gute Laune nicht vollkommen wegwischen. Dafür war das, was gerade passiert war, einfach viel zu unglaublich. "Fühlst du dich jetzt besser?" Die Frage des Weißhaarigen brachte Duke zum Nachdenken. Er konnte nicht leugnen, dass es ihm jetzt tatsächlich besser ging als noch vor ein paar Minuten. Die nagende, gehässige Stimme in seinem Kopf war verstummt, er selbst war vollkommen entspannt und hatte, obwohl Ryou noch immer auf seinem Schoß hockte, nicht das Gefühl, jetzt unbedingt noch bis zum Äußersten gehen zu müssen, um seinem Ruf gerecht zu werden. Ganz im Gegenteil. Eigentlich war es gut so, wie es nun mal eben war. "Definitiv." Dukes Antwort zauberte ein Lächeln auf Ryous Lippen, das auf seine Art ebenso umwerfend war wie das des Älteren nur Sekunden zuvor. "Das freut mich", murmelte der Weißhaarige ehrlich und kramte mit seiner sauberen linken Hand in der Tasche seiner Jeans nach einem Taschentuch, um die Spuren seines Tuns von seinen Fingern entfernen zu können. Dabei warf er einen kurzen Blick aus dem Fenster in die draußen herrschende Dunkelheit und stutzte. "Wie spät ist es eigentlich?" "Hm? Keine Ahnung", gestand Duke und reckte sich ein wenig, so dass er an dem noch immer auf seinem Schoß Befindlichen vorbei einen Blick auf die kleine Uhr oberhalb seines Fernsehers werfen konnte. Als er die Uhrzeit jedoch entziffert hatte, blinzelte er überrascht. War wirklich schon so viel Zeit vergangen, seit sie hergekommen waren – und das nur mit ein bisschen knutschen und fummeln? "Gleich halb zehn, wenn ich das richtig sehe." Diese Information brachte Ryou dazu, die Säuberung seiner Hand zu unterbrechen und seinen Kopf zu heben, um den Anderen wieder ansehen zu können. "Oh, schon?", hakte er nach, rutschte vom Schoß des Schwarzhaarigen und angelte nach seinem vor der Couch auf dem Boden liegenden Shirt, um es sich wieder überzuziehen. "Ich glaube, ich sollte dann jetzt besser mal so langsam los. Zu Hause wartet noch eine Hausarbeit auf mich", informierte er seinen Gastgeber und sah diesen fragend an. "Fährst Du mich eben?" "Sicher doch." Das war schließlich das Mindeste, was er tun konnte, also nickte Duke, schloss seine Hose wieder und stand dann ebenfalls von der Couch auf. "Ich zieh mich nur eben kurz um, okay?", schob er hinterher, wartete noch eben das Nicken des Weißhaarigen ab und verschwand dann kurz in einem der angrenzenden Zimmer, um erst einmal die Spuren dessen, was sie gerade getan hatten, von seinem Körper zu entfernen. Keine zehn Minuten später kam der Schwarzhaarige frisch umgezogen – dieses Mal trug er ein rotes Hemd zu einer seiner üblichen schwarzen Hosen – und bewaffnet mit seinem Autoschlüssel wieder aus seinem Schlafzimmer. Ryou, der die Zeit genutzt hatte, um ans Wohnzimmerfenster zu treten und die Aussicht über die Lichter der Stadt von dort aus zu genießen, drehte sich um, als er das Klimpern des Schlüssels hörte. Mit einem Lächeln auf den Lippen kam er auf den Älteren zu, schnappte sich seine Einkaufstüten und betrat dann gemeinsam mit Duke den Fahrstuhl. Dieses Mal stiegen die Beiden jedoch nicht im Erdgeschoss aus, sondern fuhren bis in die Tiefgarage weiter. Dort angekommen führte der Schwarzhaarige Ryou an seinem besonderen Prunkstück – dem nachtschwarzen Motorrad, das er sein Eigen nannte und das sein ganzer Stolz war – vorbei zu seinem kirschroten Sportwagen. Der Neunzehnjährige warf dem Motorrad im Vorbeigehen einen bezeichnenden Blick zu und sah dann seinen Begleiter mit fragend hochgezogener Braue an. "Deine Maschine, oder?", wollte er das Offensichtliche bestätigt haben und der Angesprochene nickte. "Sicher. Ich würd dich ja damit nach Hause fahren, aber das wär doch sehr unpraktisch mit den Tüten", antwortete er bedauernd und seufzte leise. Seinem Baby hatte er schon viel zu lange keinen Auslauf mehr gegönnt, wenn er so genau darüber nachdachte. Wird definitiv mal wieder Zeit, beschloss Duke und schmunzelte, als er das begeisterte Glitzern in den braunen Augen des Weißhaarigen sah. Es schien ganz so, als wäre dieser einer kleinen Motorradspritztour ganz und gar nicht abgeneigt. Na, das war doch eine interessante Information – und eine, die sicher irgendwann noch Verwendung finden würde. "Vielleicht ergibt sich das ja irgendwann noch mal." Ryou hatte beschlossen, so zu tun, als wären weitere Treffen dem Zufall überlassen und nicht ein fester Bestandteil seines Plans. "Mir würde das jedenfalls gefallen. Motorräder sind einfach heiß – und Männer, die welche fahren, erst recht." Mit diesen Worten und einem verheißungsvollen Lächeln auf den Lippen rutschte er auf der Beifahrerseite in Dukes Wagen und schnallte sich an, während der Schwarzhaarige noch eben die Tüten im Kofferraum verstaute. Danach schwang er sich auf den Fahrersitz, zwinkerte dem Jüngeren zu und startete den Wagen, nachdem er sich ebenfalls angeschnallt hatte. Nicht wirklich zu Ryous Überraschung, aber zugegebenermaßen ein wenig zu seinem Bedauern, fuhr Duke wesentlich schneller, als die Geschwindigkeitsbegrenzung innerhalb der Stadtgrenzen erlaubte. Fast wie Kura, dachte der Weißhaarige und gestattete sich ein kleines Grinsen. Sein großer Bruder fuhr auch einen ziemlich heißen Reifen, aber er benahm sich dabei wesentlich rücksichtsloser als Duke. Für Bakura gehörte die ganze Straße ihm, wenn er unterwegs war, und jeden Versuch, seinen Fahrstil zu kritisieren, schmetterte er sofort gnadenlos ab. Wenigstens flucht Duke nicht oder zeigt irgendwelchen anderen Fahrern den Mittelfinger. Im Bezug auf Beleidigungen oder gar Handgreiflichkeiten, wenn ihm etwas nicht passte, war Bakura noch nie besonders zimperlich gewesen. Der Schwarzhaarige hingegen, stellte Ryou, der ihn die ganze Zeit über aus dem Augenwinkel beim Fahren beobachtete, fest, fuhr zwar eindeutig zu schnell, aber er legte weder plötzliche Vollbremsungen noch filmreife Wendemanöver hin. Scheinbar bemerkte er die Überschreitung des Tempolimits nicht einmal. Wahrscheinlich ist das für ihn vollkommen normal und gehört einfach dazu, spekulierte Ryou. Viel zu schnell für seinen Geschmack war die Heimfahrt allerdings leider auch schon wieder vorbei. Duke parkte seinen Wagen gleich um die Ecke der Adresse, die sein Beifahrer ihm genannt hatte, denn auf eine Begegnung mit dessen älterem Bruder konnte er nur zu gut verzichten. Bakura war sicher immer noch nicht besonders gut auf ihn zu sprechen – und das, obwohl die ganze Sache zwischen Ryou und ihm einerseits schon fast zwei Jahre her war und der inzwischen Neunzehnjährige ihm andererseits ganz offensichtlich längst verziehen hatte, was damals abgelaufen war. Zumindest vermutete Duke das. Aber wenn dem nicht so wäre, dann wäre der heutige Abend sicher ganz anders verlaufen. "Danke fürs Herfahren." Ryou lächelte seinen Chauffeur strahlend an und dieser lächelte zurück. "Keine Ursache", erwiderte er, schnallte sich ab und stieg aus, um die Tüten aus dem Kofferraum zu holen. Der Weißhaarige tat es ihm gleich und nahm seine Einkäufe entgegen, aber bevor er ein Wort des Abschieds über die Lippen bringen konnte, fand er sich rücklings gegen den Wagen gepresst wieder. Duke stützte seine Arme rechts und links von dem Jüngeren ab und sah diesem ein paar Sekunden lang einfach nur in die Augen, bevor er sich vorbeugte und seine Lippen auf die des Kleineren legte. Er wollte dem Weißhaarigen einfach noch etwas geben, wovon dieser in der kommenden Nacht träumen konnte und was seine Vorfreude auf das nächste Treffen – das, wenn es nach dem Schwarzhaarigen ging, so bald wie möglich stattfinden würde – steigern sollte. Die Taschen mit seinen Einkäufen fielen Ryou aus der Hand und landeten achtlos auf dem Bürgersteig. Sobald er die Hände frei hatte, schlang er seine Arme um den Nacken des Schwarzhaarigen, zog diesen so noch etwas weiter zu sich und erwiderte den Kuss, den der Ältere begonnen hatte, mit all der Leidenschaft, zu der er fähig war. Nachdem Duke sich schwer atmend von ihm gelöst hatte, wäre er am liebsten gleich wieder in das Auto gestiegen und mit zu dem Schwarzhaarigen nach Hause gefahren, aber diese Wunschvorstellung schüttelte er schnell ab. Das wäre wohl so ziemlich das Dümmste, was er im Augenblick tun konnte, also schenkte er dem Älteren einfach nur noch ein provozierendes Lächeln, bevor er sich aus seinen Armen befreite und seine heruntergefallenen Tüten wieder aufhob. "Auf die Sache mit dem Motorrad komm ich bei passender Gelegenheit noch mal zurück", wurde er dabei informiert und dieses Versprechen verschaffte dem Weißhaarigen eine Gänsehaut. Um ein Haar hätte er laut gejubelt, doch ein Biss auf seine Unterlippe war sehr hilfreich dabei, auch diesen Drang zu unterdrücken. Ryou war ungemein froh, dass er Duke gerade den Rücken zugedreht hatte, denn so konnte er sich nicht durch seinen Gesichtsausdruck verraten. Als er sich wieder zu dem Schwarzhaarigen umdrehte, hatte er sich bereits wieder vollständig unter Kontrolle. "Na, das hoffe ich doch." Diese Erwiderung des Jüngeren entlockte Duke ein Grinsen. Er hatte auch schon eine ganz genaue Vorstellung davon, wann, wo und wie er das soeben gegebene Versprechen in die Tat umzusetzen gedachte. Sicher, ein Motorradausflug machte auch alleine eine Menge Spaß, aber warum nicht noch jemanden mitnehmen und das Vergnügen so wenigstens verdoppeln? "Auf jeden Fall", versprach der Schwarzhaarige erneut, zog Ryou am Handgelenk zu sich und stahl sich noch einen kurzen, aber nicht minder heißen Kuss von diesem, bevor er ihn losließ, seinen Wagen umrundete und wieder einstieg, um nach einem letzten Winken in Richtung des Weißhaarigen selbst auch wieder nach Hause zu fahren. Ryou brauchte noch eine volle Minute, um sich wieder so weit zu sammeln, dass er nach Hause gehen konnte, ohne befürchten zu müssen, vor seinem großen Bruder aufzufliegen. Ein bisschen nervös war er zwar dennoch, als er die Wohnungstür aufschloss, aber als er weder Joey noch Bakura antraf, atmete er auf und huschte schleunigst in sein Zimmer. Dort legte er die Tüten mit seinen Einkäufen auf seinen Schreibtischstuhl. Sich selbst ließ der Neunzehnjährige bäuchlings auf sein Bett fallen und vergrub sein Gesicht in seinem Kissen, um sein Strahlen zu verbergen. Er hatte tatsächlich nicht nur fast den gesamten Abend mit Duke verbracht, sondern diesem auch noch etwas Entspannung der besonderen Art verschafft. Und – und das war das absolut Allerbeste an der ganzen Sache – der Schwarzhaarige wollte ihn auf jeden Fall wiedersehen und ihn auch noch auf seinem Motorrad mitnehmen! Wenn das kein erfolgreicher Tag war, was war es dann? Ryou war so in seine Träumereien verstrickt, dass er sich halb zu Tode erschreckte, als er schließlich irgendwann eine fremde Berührung an seiner Schulter spürte. Das Lachen, das sein Zusammenzucken jedoch zur Folge hatte, ließ ihn sich gleich wieder entspannen, weil es ganz offenbar nicht Bakura war, der ungefragt in sein Zimmer geplatzt war, sondern Joey. Der Einundzwanzigjährige war nur mit einem Handtuch bekleidet, denn er war gerade aus der Dusche gekommen. Zum Glück schlief Bakura im Augenblick gerade – er hatte sich fast den ganzen Tag ausgetobt, also war es Joey nur recht so –, so dass er nicht befürchten musste, dass sie sich verraten würden, wenn er dessen kleinen Bruder eben kurz über den Nachmittag und den Abend mit Yami ausfragte. "Und? Wie war's?", erkundigte der Blondschopf sich bei Ryou und das Senken der Matratze verriet dem Weißhaarigen, dass der Ältere es sich am Kopfende seines Bettes bequem gemacht hatte. "Toll. Mehr als toll. Einfach nur super!" Der Neunzehnjährige schoss förmlich aus seiner liegenden Position hoch und strahlte den Blonden so sehr an, dass dieser beinahe geblendet hintenüber gekippt und auf dem Boden gelandet wäre. "Mann, Yami muss ja ganz was Irres mit Dir angestellt haben, wenn du so überdreht bist", vermutete Joey und blinzelte irritiert, als Ryou hektisch den Kopf schüttelte. "Nein, hat er nicht. Ich meine, ja, hat er schon, aber das Beste ist ja erst passiert, als Yami schon längst wieder zu Hause war", plapperte dieser drauflos und atmete erst einmal tief durch, als er den verständnislosen Blick des Blonden sah. "Also, Yami und ich waren erst Eisessen und danach Shoppen. Dabei haben wir dann durch Zufall Duke getroffen und Yami ist unter einem Vorwand abgehauen und hat uns beide allein gelassen und dann sind Duke und ich alleine weitergezogen, aber nicht lange, weil wir dann irgendwann zu ihm gegangen sind, und ich wollte da wirklich unbedingt mit ihm schlafen, aber er hat mittendrin aufgehört und auch nicht mehr weitergemacht, sondern gesagt, das wär irgendwie zu schnell, weil die Verkäuferin in dem einen Laden mich davor gewarnt hat, dass er ja sowieso nur Sex von mir will, und ich hatte aber zu ihr gesagt, dass mir das egal ist, aber das war Duke eben nicht egal und er wollte nicht mehr, aber ich hab mich auf seinen Schoß gehockt und ihn geküsst und gestreichelt und dann hab ich ihm einen runtergeholt und er hat mich gerade noch eben nach Hause gefahren und demnächst will er mich mal auf seinem Motorrad mitnehmen und das heißt ja dann, dass er mich wiedersehen will. Und er wollte mich – ganz ehrlich, das hab ich genau gesehen –, aber irgendwie wollte er mir wohl beweisen, dass er nicht nur Sex will, und vorhin, als er mich hier um die Ecke abgesetzt hat, da hat er mich geküsst und dann hat er mir das mit dem Motorrad versprochen und er hat gesagt, dass es ja schade ist, dass ich mich am Samstag schon mit Malik verabredet habe, weil ich ja dann keine Zeit für ihn hätte und ich ..." Joey, dem von dem Redeschwall schon der Kopf schwirrte, hielt Ryou kurzerhand den Mund zu, als dieser einfach ohne Punkt und Komma weiterplapperte. Das, was er so nach und nach an Informationen aus der wasserfallartigen Erzählung des Neunzehnjährigen filtern konnte, ließ jedoch ein ausgesprochen breites und zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen erscheinen. Wenn er das Ganze richtig verstanden hatte, dann hatte Ryou ja wohl einen mehr als nur interessanten Abend verbracht und war dadurch der Erfüllung seines größten Wunsches augenscheinlich schon ein ganzes Stück näher gekommen. Wenn ein solcher Aufreißer wie der Exfreund des Weißhaarigen schon freiwillig auf Sex verzichtete, nur um zu beweisen, dass er mehr zu bieten hatte als nur das, war das ja wohl eindeutig ein verdammt gutes Zeichen. "Das ist ja echt klasse!", freute der Blondschopf sich daher mit und Ryou nickte so hektisch, dass seine Haare danach wild in alle Himmelsrichtungen abstanden. "Das finde ich auch. Ich war so unheimlich nervös am Anfang, aber dann irgendwie gar nicht mehr. Und als ich da in seiner Wohnung war und wir uns geküsst haben, da wollte ich ihm einfach nur was Gutes tun. Er sah auf einmal so durcheinander aus, als er die Notbremse gezogen hat. Ich wollte ihn einfach nur irgendwie dafür belohnen. Und ich glaube, es hat ihm wirklich gefallen. Oh, Joey, es war einfach unglaublich toll!" Ryou konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen. Nicht einmal die Tatsache, dass der Freund seines Bruders praktisch so gut wie nackt neben ihm auf dem Bett saß – etwas, was ihm sonst eigentlich immer unglaublich peinlich war –, störte ihn jetzt oder konnte ihm seine gute Laune verderben. Sicher, noch war er längst nicht am Ziel seiner Wünsche, aber nach dem, was heute passiert war, erschien ihm der Rest wie ein Klacks. "Und was habt ihr ..." Joey kam nicht mehr dazu, seine Frage zu beenden. "Hab ich mich also doch nicht verhört", murmelte Bakura und lehnte sich – splitternackt, wie er war; warum hätte er sich auch großartig anziehen sollen? – in den Türrahmen von Ryous Zimmer. Dieser schrak innerlich zusammen, doch ein rascher Blick in das Gesicht seines Bruders, das vollkommen ruhig, wenn auch vielleicht etwas müde aussah, überzeugte ihn davon, dass Bakura ganz offenbar nicht mitbekommen hatte, worüber Joey und er sich gerade noch unterhalten hatten. "Wie war der Tag mit Yami? Hattest du Spaß?", erkundigte der Dreiundzwanzigjährige sich beinahe schon sanft und Ryou warf einen bezeichnenden Blick zu den Tüten auf seinem Schreibtischstuhl – hauptsächlich, um seinen vollkommen unbekleideten Bruder nicht unbedingt ansehen zu müssen. Sicher, er kannte den Älteren eigentlich nur so – Bakura war noch nie schüchtern gewesen oder hatte sich für seinen Körper geschämt, sondern diesen eigentlich immer recht gerne gezeigt –, aber diesen Exhibitionismus musste er ja nicht auch noch unterstützen. "Ja, hatte ich. Ich hab mir ein paar neue Klamotten besorgt", beantwortete Ryou schließlich die Frage und sah aus dem Augenwinkel, wie Bakura erst einmal herzhaft gähnte, bevor er zufrieden nickte. "Das ist gut. Wird auch langsam Zeit, dass Du mal wieder öfter aus der Bude rauskommst." Damit war für den Älteren der beiden Weißhaarigen das Thema erst mal erledigt und sein Blick wanderte von seinem Bruder zu seinem Freund. "Wieso hast du ohne mich geduscht?", wollte er von diesem wissen und Joey streckte ihm frech die Zunge heraus. "Weil du, als ich dich gefragt hab, ob du mitkommen willst, zwar Ja gebrummelt, aber zwei Sekunden später schon wieder selig in dein Kissen geschnarcht hast. Ich wollte dich dabei auf keinen Fall stören. Du hast so süß ausgesehen", stichelte er, wohl wissend, dass Bakura es ganz und gar nicht mochte, als "süß" bezeichnet zu werden. "Dir hat wohl schon zu lange niemand mehr den Hintern versohlt", konterte der Dreiundzwanzigjährige mit hochgezogener Braue und einem Tonfall, der verriet, dass er selbst dieses Versäumnis nur zu gerne höchstpersönlich nachzuholen gedachte. Grinsend trat er ein paar Schritte näher und packte seinen Freund dann im Nacken, um ihn vom Bett seines Bruders ziehen zu können. "Aber keine Angst, ich gleich deine vernachlässigte Erziehung schon wieder aus." Damit schob er den Blonden aus dem Zimmer hinüber in Richtung seines eigenen Schlafzimmers. Ryou stand abgrundtief seufzend von seinem Bett auf und dankte wieder einmal dem Architekten ihrer Wohnung dafür, dass Bakuras Zimmer sich nicht neben dem seinen, sondern gegenüber von diesem befand. So hatte er zwar auch eine gewisse Geräuschkulisse, aber das war kein Vergleich zu der Zeit, in der sein Bruder und er noch ein gemeinsames Zimmer bei ihren Eltern bewohnt hatten. Auch damals hatte Bakura sich schon nicht unbedingt zurückgehalten, sondern seinen Sexualtrieb recht offen und vor allem auch recht laut ausgelebt. "Ich wünsche euch noch viel Spaß, ihr Zwei." Mit diesen gemurmelten Worten, die weder sein Bruder noch dessen Freund hörten, schloss Ryou seine Zimmertür, schnappte sich seinen Lieblingskuschelpyjama und stattete dem Badezimmer einen kurzen Besuch ab. Dann löschte er das Licht in seinem Zimmer, ließ sich wieder in sein Bett fallen und wühlte sich unter seine Bettdecke. Kaum dass sein Kopf das Kissen berührte und er die Augen schloss, hatte er gleich das Gefühl, wieder Dukes Lippen auf den seinen zu fühlen und wieder das Stöhnen des Schwarzhaarigen in seinen Ohren zu haben. Eigentlich sollte Phase Zwei ja ganz anders aussehen. Aber ich glaube, so gefällt sie mir doch wesentlich besser, dachte der Neunzehnjährige schläfrig, wickelte sich noch ein bisschen tiefer in seine Bettdecke und war kurz darauf mit diesem Gedanken und einem durch und durch zufriedenen, fast schon glücklichen Lächeln auf den Lippen auch schon tief und fest eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)