Schreibübungen von Guglehupf ================================================================================ Kapitel 1: Übung #8: Schlaflos ------------------------------ Still scheint der Vollmond vom wolkenfreien Himmel. Ich sitze auf der Veranda meines kleinen Hauses am Rande einer kleinen Stadt, weit im Nirgendwo. Wieder einmal kann ich nicht schlafen, wieder einmal treiben mich die Gedanken um sie ziellos umher. Warum war sie gegangen? Habe ich etwas falsch gemacht? Warum hat sie dann nichts gesagt? Mein Kopf droht vor Schmerzen zu platzen, ich habe seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen -eigentlich gar nicht. Seitdem sie einfach, ohne etwas gesagt zu haben, gegangen ist, habe ich mich in meinen Bett nur umhergewälzt. Jede Nacht bin ich aufgestanden und habe mir eine Schlaftablette eingeschmissen. Zwar konnte ich danach viel besser und angenehmer schlafen, doch das Aufwachen am nächsten Tag war nicht gut. So habe ich beschlossen, heute mal keine Tablette zu schlucken. Ich kann ja nicht die ganze Zeit von Tabletten leben. Es war still auf der Veranda. Diese Gegend der Stadt war selbst jetzt im Hochsommer fast ausgestorben. Man konnte kaum jemanden auf der Straße sehen, auch wenn die Nacht von den Temperaturen her die einzige Möglichkeit war, aus dem Haus zu kommen ohne einen Hitzeschlag zu riskieren. Wahrscheinlich sind sie alle irgendwo im Süden, am Meer, oder auf einer ihrer Privatinseln. Ich wollte eigentlich mit ihr im Winter wegfahren, in den Süden, der Kälte entfliehen. Doch offenbar fällt das aus. Keiner kann sich vorstellen, wie das ist, plötzlich verlassen zu werden. Niemand. Aber auch wirklich niemand. Ich kann es mir selbst nicht wirklich vorstellen, hoffe jeden Tag, dass es nur ein böser Traum ist. Doch mit jedem Tag, an dem ich nicht plötzlich aufwache und sie wieder an meiner Seite habe, wird das immer unwahrscheinlicher. Ich frage mich, was ich wohl falsch gemacht habe. Es ist mir bewusst, dass ich viel zu arbeiten habe, viel zu viel, um ehrlich zu sein. Doch sie hat es immer still schweigend akzeptiert und nie etwas darüber gesagt. Ich hätte ihr zuliebe vielleicht öfters mal früher von der Arbeit heimkommen sollen. Damit sie auch noch etwas von mir hat. Oft schlief sie schon, als ich nach Hause kam. Ich hätte es sehen müssen. Aber ich habe es nicht. Warum nur? Vielleicht liegt es daran, dass ich immer nur meine Arbeit im Kopf hatte. Ich wollte immer genügend Geld für uns haben, damit es uns an nichts fehlt. Vielleicht war das der Fehler, den ich begangen habe. Vielleicht wollte sie nicht so reich sein wie ich, vielleicht wollte sie nur glücklich und zufrieden leben. Ich war ein Narr, dass ich das nicht gesehen habe. Ich hätte es doch sehen müssen. Sie wollte nie Schmuck oder andere teuren Dinge, sie wollte oft nur ein Wochenende mit mir zusammen verbringen. Und was tat ich? Ich sagte ihr, dass das nicht möglich sei, dass im Geschäft noch viel Arbeit auf mich wartet. Daraufhin sagte sie immer „Okay, das geht in Ordnung. Ein anderes Mal vielleicht.“. Warum habe ich ihre Tränen bei dem Satz nicht gesehen? Wollte ich sie nicht sehen? Oder konnte ich sie nicht sehen? Bin ich wirklich schon so blind, dass ich so etwas nicht sehe? Sie hatte Recht. Oft sagte sie mir, dass mir meine Arbeit vor allem anderen gehe. Ich leugnete dies natürlich immer. Ich dachte immer, sie würde maßlos übertreiben. Ich habe sie darauf immer angeschrien, behauptet, sie würde das alles viel zu negativ sehen. Und nun? Nun sehe ich, dass sie Recht hatte. Oft merkt man erst, wie sehr man etwas geliebt hat, wenn es fehlt. Sie war immer für mich da, nie habe ich sie betrogen. Jede Krise haben wir überwunden. Doch nun, als ich mich zum Arbeitstier verwandelt hatte, da hat sie zunächst gute Miene zum bösen Spiel macht. Ich dachte, sie würde es verstehen. Dass dies ein folgenschwerer Fehler war, sehe ich jetzt. Man sieht doch im Fernsehen immer, dass man mit Geld alles bekommen kann. Eine der größten Lügen der Menschheit. Liebe kann man nicht kaufen. Es hat doch alles keinen Sinn, sie ist weg. Ich darf jetzt nicht mehr an sie denken, sie ist weg. Und wird auch nie wieder zurück kommen. Außer ich ändere mein Leben. Aber wie soll sie davon jemals erfahren? Ich weiß ja noch nicht einmal, wo sie jetzt im Moment ist. Anderseits darf ich jetzt nicht resignieren. Ich kann sie finden, ich weiß nur nicht, wie. Aber das finde ich heraus. Das ist mir meine Liebe wert. Auch wenn ich dafür meinen Job aufgeben muss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)