Searching for Passion von angeljaehyo (Boredom.Langeweile.Taikutsu.) ================================================================================ Kapitel 2: Blumenmädchen ------------------------ Raito konnte es kaum fassen, als er neben diesem Penner auf dem Podium stand und den ersten Teil der Eröffnungsrede vorlas. Wie... konnte... so ein Idiot... genauso gut in den Prüfungen abgeschnitten haben wie er?! Wie ging das? Doch er zeigte keine seiner Emotionen und las mit klarer, schöner Stimme weiter vor. Einige Zuschauerinnen bekamen schon ganz glänzende Augen, und eine in der ersten Reihe war ganz besonders hübsch... Nach dem letzten Absatz zwinkerte Raito ihr unauffällig zu. Ryuga beobachtete ihn ganz genau. Wie widerlich..., befand er, als dieser arrogante Typ, der es irgendwie geschafft hatte, seinen Anzug faltenfrei zu säubern, dem offensichtlich unterbelichteten Mädchen zuzwinkerte. Raito hatte lange, schwarze, fast feminine Wimpern. Es war Ryugas Job, Leute genau anzusehen, und so bekam er mit, wie die langen Wimpern fast die hohen Wangenknochen des Brunetten erreichten, als dieser kurz seinem neuen Fan spielerisch zuzwinkerte. Der Direktor musste sich erst einmal kurz räuspern, bevor Ryuga seine Augen der Rede zuwenden konnte, um diese leise und viel zu schnell vorzutragen. Interessant... Und damit meinte er sicher nicht die lahme Eröffnungsrede. Fünf Minuten später saßen die beiden nebeneinander auf den Ehrenplätzen derer, die am besten in den Prüfungen abgeschnitten hatten, in der ersten Reihe. Raito wich genervt dem permanenten Starren seines Sitznachbarn aus. Die großen, kindlichen, schwarzen Augen folgten jeder seiner Bewegungen, so wie es schien sogar jedem Heben und Senken der Brust, das erforderlich für das Atmen des Jüngeren war. Raito knirschte mit den Zähnen. Es nervte. Und wie. Aber er hatte nicht vor, mit diesem seltsamen Typen zu streiten, nicht hier während der Aufnahmezeremonie, also verkniff er sich eine bissige Bemerkung. Ryuga hatte seine Beine angezogen, seine Schuhe lagen auf dem Boden und die Fersen stützten sich am Ende des Sitzes ab. Aus den Augenwinkeln konnte der Brunette beobachten, wie blasse, knochige Zehen miteinander spielten. Auf einmal rutschte Ryuga näher zu Raito hinüber, seine Nase war nur Zentimenter von der Schulter des anderen entfernt - obwohl beide gleichgroß waren, kam Ryugas Nase nur an Raitos Schulter heran, denn der Schwarzhaarige lief und saß immer etwas gebeugt. Es wurde zu viel. "Was willst du?!", zischte Raito genervt. Unschuldig blickte Ryuga durch seine dichten schwarzen Haare nach oben, ohne den Kopf nur auch ein bisschen anzuheben. "Du brauchst gar nicht so böse auf mich zu sein, ich habe mich doch vorhin entschuldigt", maulte er gespielt. Unwillkürlich zuckte Raito etwas zurück; es kam ihm vor, als ob er gerade einen Dreijährigen ausschimpfte, so sah Ryuga nämlich aus, wie er seine Knie mit den Armen umschlang und absichtlich unreif herummeckerte. Es fehlte nur noch, dass er eine Schnute zog. Doch Hideki Ryuga zog keine Schnuten. Denn sein Gesicht hatte keinerlei Ausdruck, fiel Raito auf, jetzt, wo er ihm zum ersten Mal wirklich in sein Gesicht sah. Der Teenager war ernsthaft verwirrt. Und wütend. Wortlos drehte er sich weg und gab vor, der Zeremonie zuzuhören. Und Ryuga starrte ihn weiterhin an. __________ Mal abgesehen von dem merkwürdigen Wortwechsel mit dem komischen Kauz hatte die Zeremonie Raito ziemlich angeödet. Als er raus an die frische Luft kam, streckte er sich erst einmal aus und machte sich dann die Anzugjacke auf - es war ein ziemlich warmer, sonniger Apriltag, und es war Mittagszeit. Er sah sich um und spähte durch den Regen der Kirschblütenblätter. Sein Blick fiel auf eine Gruppe von Mädchen, die ihn anscheinend schon seit geraumer Zeit beobachtete. Raito wusste, dass er gut aussah. Und er wusste, wie leicht Mädchen zu manipulieren waren. Er lächelte ihnen kokett zu und schlug langsam seine Augen auf, sodass sie nur halbgeöffnet waren. Zwei der fünf Mädchen sahen aus, als ob sie gleich zu ihm hingehen wollen würden, doch dann fing der ganze Trupp zu kichern an. Der Junge schaute etwas verwirrt drein, doch dann bemerkte er, dass ihn irgendetwas am Kopf anfasste. Schnell drehte er sich herum - und sah Hideki Ryuga hinter ihm mit einem Blütenblatt zwischen den gepreizten Fingern stehen. "Yagami-kun hatte etwas im Haar", sagte er trocken und hielt ihm das kleine rosafarbene Ding hin. Raito schlug seine Hand weg. "Was fällt dir eigentlich ein?!" Ryuga zuckte nicht einmal zusammen. "Ich wollte Yagami-kun einen Gefallen tun, denn seinem arroganten Benehmen nach hatte ich geschlussfolgert, dass er nicht wie ein Mädchen mit Blumen im Haar herumlaufen wollen würde - obwohl Yagami-kun unleugbar etwas feminines in seinen schönen Gesichtszügen hat." Dieser... "Ha-" "Ferner wollte ich Yagami-kun fragen, ob er vielleicht mit mir zu Mittag essen will, da ich sicher bin, dass hinter seiner großspurigen Fassade einiges an Intelligenz stecken muss, und ich bin gespannt, wie sich beides auf seinen Charakter auswirkt. Kurz gesagt; ich will dich kennenlernen." Ryuga lächelte, und es sah wirklich gruselig aus. Raitos linkes Auge zuckte, und seine rechte Faust ballte sich schon zum Schlag. Doch dann verdrängte sein Verstand seinen angeknacksten Stolz und redete ihm gut zu. Er ist intelligent, ohne Frage... Und ich will ihn besiegen, in jeder Klausur will ich besser sein als er, in jedem Sport... Vielleicht ist er die Herausforderung, die ich gesucht habe? Vielleicht wäre es besser, ihn kennenzulernen, um seine Schwachpunkte herauszufinden? In einem Bruchteil einer Sekunde veränderte sich des Jungen Gesichtsausdruck radikal - von einer vor Wut verzerrten Maske in ein zuckersüßes Lächeln. Es war nicht echt, Ryuga durchschaute es sofort - doch trotzdem raubte es ihm den Atem. "Wenn du mich einlädst... Als Entschuldigung für vorhin, mein Steißbein tut immer noch höllisch weh", meinte der Brunette frech. Ryuga zuckte mit den Schultern. __________ "Du siehst kein bisschen japanisch aus. Woher kommst du?" Die beiden waren in einem kleinen, hübsch aufgemachtem Restaurant, in dem sich fast nur junge Leute befindeten. Auf dem Tisch ihres Separées standen vor Raito ein Chicken Salad und vor Ryuga ein riesiges Stück Schokoladentorte, über das dieser sich schon, ohne Raito einen guten Appetit gewünscht zu haben, hermachte. Ungehobelter Klotz... Ich kann ihn mit jeder Minute weniger leiden. "Hmm", machte Ryuga mit vollem Mund, "ich komme aus England. Habe zumindest dort den größten Teil meines Lebens gewohnt. Wo ich davor war, weiß ich nicht." Raito hob die Augenbrauen. "Weißt du nicht?" Ryuga schluckte runter und schüttelte den Kopf. "Ich bin - war - ein Waisenkind. Und ich habe nie nach meiner Vergangenheit nachgefragt." Nachdenklich legte er die Gabel auf den Teller neben dem halb aufgegessenen Stück Torte und schaute nachdenklich durch das Fenster, neben dem sie saßen. Das helle Sonnenlicht schien durch die schwarzen Strähnen, die Ryuga im Gesicht hingen und ließen ein Spiel zwischen Licht und Schatten auf dem schneeweißen Gesicht entstehen. Mit seinen großen, leeren Augen sah er so verloren aus - Raito konnte nicht anders, er spürte Mitleid in ihm aufkeimen. "Und warum bist du jetzt in Japan?" Ruckartig drehte sich Ryuga zu seinem Gesprächspartner um; Raitos Stimme klang auf einmal völlig anders, sanft, und dieses Lächeln... es war echt. Nach einem kurzen Zögern sagte Ryuga nur ein Wort: "Langeweile." Das Wort traf Raito wie ein Schlag. Konnte es sein, dass...? "Und du? Warum hast du eigentlich einen Anzug an?" Ryuga wollte seine kurze Befangenheit überspielen, indem er Raito neckte... Dieser Moment gerade hatte ihn etwas verwirrt. Auch Raito fing sich wieder. "Naja, es ist ein großer Anlass und..." "Du bist völlig overdressed. Weiß Yagami-kun denn nicht, dass er so wie ein absolut arroganter Schnösel aussieht?" Sein wütender Gesichtsausdruck ist zu lustig. Ich nehm' das mit dem Mitleid zurück. "Und überhaupt... Warum läufst du so unnatürlich gerade?" "Warum läufst du so krumm?", schoss Raito zurück. "Ich glaube, Yagami-kun hält sehr viel von sich selbst, deswegen. Alle Welt soll sein ach so wunderschönes Gesicht sehen." Der Ältere hatte schon in der ersten Sekunde der Bekanntschaft mit Raito gesehen, dass man sich lieber nicht über ihn lustig machen sollte... Doch Ryuga liebte die Gefahr. "Als ob du nicht viel von dir halten würdest." Was fällt ihm eigentlich ein?! Ryuga grinste. "Hat Yagami-kun vielleicht irgendwelche Komplexe, die er überspielen will? ... Ah, ich weiß! Vielleicht hat Yagami-kun vorhin so ein böses Gesicht gemacht, als ich ihm das Blütenblatt aus den Haaren gezogen habe, weil Yagami-kun so einer ist, der mit Blumen im Haar herumlaufen will!" Er sah die Faust noch auf sich zufliegen, als er schon mitsamt dem Stuhl umkippte. Wutentbrannt stürmte Raito aus dem Lokal heraus. Was ist das für ein blöder Idiot?! Im Restaurant versicherte der Schwarzhaarige einer besorgten Kellnerin kichernd, dass alles mit ihm in Ordnung sei. Er hatte etwas Hochinteressantes gefunden. Sehr zufrieden aß er seine Torte auf und bezahlte. A/N Ja, ich weiß. Kitschig, klischeehaft, sinnfrei. Ich mag's! xDDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)