Searching for Passion von angeljaehyo (Boredom.Langeweile.Taikutsu.) ================================================================================ Kapitel 5: Stalker ------------------ Erbärmlich. Wie erbärmlich war denn diese Aktion gestern gewesen? Raito stand unter der Dusche, das viel zu heiße Wasser rann ihm ins Gesicht, über seinen Körper... Er benutzte literweise Duschgel, als ob er sich von seiner "Schande" reinwaschen könnte. Seine Haut bekam schon allmählich einen seltsamen Rotstich und verärgert taumelte er aus der Dampfwolke in das unbeheitzte, kalte Badezimmer. Sofort durchfuhr ihn ein Zittern und schnell rubbelte er sich mit seinem Handtuch trocken. In seinem Zimmer angekommen ließ er sich auf sein Bett fallen. Nach dem... "anstrengenden" Abschluss des seltsamen gestrigen Abends war er darauf erschöpft eingeschlafen und hatte eine (zum Glück) traumlose, ruhige Nacht hinter sich. Wieso hatte er sich gestern hinreißen lassen? Yagami Raito interessierte sich nicht sehr für Mädchen, aber dann doch eher für sie als für Jungs. Er legte kaum einmal selbst Hand an, weil das Verlangen so stark wurde. ...wieso dann gestern? ...etwa wegen Hideki-san? Nein... Gestern war der erste Tag an der Uni, ich musste den Platz des Besten mit einem Volltrottel teilen, der dann auch noch in mein Zimmer einbricht... es muss der Stress gewesen sein... Von diesem Gedanken fast überzeugt und nun etwas beruhigt zupfte er ein schwarzes Haar von seinem beigen Bettlaken. Er hielt es mit gespreizten Fingern vor seinem Gesicht - so ähnlich hatte gestern Hideki seine Gabel gehalten - und musterte es. Hideki Ryuga ist so anders. Überraschend anders... Erfrischend anders... Irritierend, nervig, aber... Seit langem mal wieder saß Raito morgens auf seinem Bett und freute sich auf den Tag, der vor seiner Haustür wartete und versprach, unvorhersehbar und interessant zu werden. Und wie sein unvorhersehbarer, interessanter Tag vor seiner Haustür wartete! __________ "Ich geh dann mal, Okasan!" Raito warf einen letzten Blick in die Küche und winkte unbeschwert seiner Mutter zu. Wie glücklich er heute zu sein scheint... Ich habe ihn schon lange nicht mehr so gesehen, dachte seine Mutter, als ihr Sohn mit schnellem Schritt durch den Flur zu seinen brandneuen Lederschuhen ging, um diese anzuziehen. Sie passten perfekt zu seiner schwarzen Jeans und seinem hellgelben Poloshirt. Und heute bin ich garantiert nicht 'overdressed'. Raito schnaubte. "Schönen Tag noch!" Stolz lächelnd begleitete die Mutter ihren Sohn zur Tür. Dieser machte sie auf und... "Guten Morgen, Yagami-kun." Ein schwarzer Mercedes stand in der Einfahrt des Hauses der Yagamis und ein verstrubbelt aussehender junger Mann lehnte lässig dagegen, seine Hände steckten tief in den Taschen seiner zu großen Jeans. __________ "Ich geh dann mal, Mama." Mit gesenktem Blick warf sich der sechzehnjährige lustlos seinen Rucksack über die Schulter. Seine Mutter machte sich Sorgen um ihren Jungen. Er war der Beste seiner Klasse und langweilte sich furchtbar. Und Freunde hatte er auch keine - also natürlich ging er aus, traf sich mit Mädchen oder mit Jungs in der Spielhalle, aber er hatte niemanden, mit dem er richtig reden konnte. Yagami-san seufzte. Nicht mal mit ihr konnte ihr geliebter Sohn reden - keiner verstand so richtig seine schnellen Gedankensprünge, keiner konnte ihm wirklich folgen. Doch eines konnte die sorgsame Mutter: Fühlen, was ihr geliebtes Kind benötigte. Und was ihr Sohn brauchte, war nur eines: Einen echten Freund. __________ Yagami Raito lachte. "Was willst du denn schon wieder hier, Stalker?", gluckste er. Ryugas Mundwinkel zuckte. "Dich abholen. Ich befinde, dass der Shinkansen unwürdig für Yagami-kun ist. Zwar ist das auch zu viel der Ehre für ihn, von mir persönlich in die Schule kutschiert zu werden, aber... ich will mal nicht so sein. Ah, Sie müssen Yagami-san sein", er wendete unwillig den Blick von Raito ab und sah nun seine Mutter an. "Darf ich Ihren Sohn in die Universität fahren? Ich bin ein Kommilitone von ihm." Der starrende Blick des seltsamen jungen Mannes durchbohrte die Frau. Er war ihr irgendwie unheimlich, aber auf eine verquere Art sympathisch, als ob sie ein kleines Kind neugierig anstarren würde. "Äh, na klar... Kein Problem... Viel Spaß euch beiden." Ihr Sohn rollte mit den Augen. __________ Der Schüler saß im Bus auf dem Weg zur Highschool. Der Mann neben ihm stank furchtbar nach Schweiß. Zwei kleine Mädchen gegenüber von ihm sahen ihn die ganze Zeit an. Als er genervt zurückschaute, kicherten sie unter vorgehaltener Hand. Eine Bande von Gleichaltrigen hörten Hip Hop mit ihren Handys und nervten den ganzen Bus mit ihrem Gebrüll. Sie erzählten sich, wie sie gestern eine DVD geklaut hatten, und beglückwünschten sich. Raito seufzte. Diese Welt ist durch und durch verdorben. ­__________ "Wow, schönes Auto." Lange, goldbraune Finger strichen bewundernd über das helle Leder. "Danke", sagte Ryuga leise, als er den Motor anschaltete. Zwei Minuten später fuhren sie - mit exakt 50 km/h - durch Tokio. Konzentriert beobachtete der Schwarzhaarige den Verkehr, während der Teenager neben ihm ihn nachdenklich betrachtete. "Sag mal... wie kommst du eigentlich zu dem Auto? Brichst du wirklich bei Leuten ein?" Ryuga schnaubte. "Nein, Yagami-kun ist die Ausnahme." "Oh, ich fühle mich geschmeichelt." Amüsiert lächelnd schaute der Brunette aus dem Fenster. Angenehme Art, in die Uni zu kommen... Daran kann ich mich gewöhnen. Der Ältere sah aus dem Augenwinkel den Fahrtwind, der aus dem halbgeöffneten Fenster hereinkam und braunes, perfekt gestyltes Haar durchwehte. Er atmete tief ein und aus. Wie verwirrend... Ein leises Lächeln stahl sich auf blasse Lippen. Als sie ausstiegen, starrte der komplette Campus. Die beiden Studentensprecher des Erstsemester stiegen gemeinsam aus der Luxuslimousine, der Ältere ohne jeglichen Gesichtsausdruck, doch der Jüngere konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Er genoss die Aufmerksamkeit. Die Sonne strahlte, als die beiden durch die Kirschblütenallee auf den Haupteingang zuschritten. Er genoss das Wetter. "Pass auf, dass dein arrogantes Grinsen nicht anwächst, Yagami-kun. Es steht dir überhaupt nicht. Übrigens hast du wieder Blumen im Haar." Er genoss seine Begleitung eindeutig nicht. Genervt drehte er sich zu seinem Kommilitonen um... Er lächelte ihn an, man sah, dass er ihn nur aufziehen wollte. Raito schluckte seine gemeine Antwort herunter. Wahrscheinlich genoss er seine Begleitung nicht. Aber man gewöhnte sich daran. Mit einem Seufzen fuhr er mit seinen Hand durch die Haare und schüttelte alle Blumenblätter heraus. ­__________ "Sag mal... Warum warst du gestern eigentlich bei mir? Also wirklich?" Er lächelte einladend, Ryuga blickte betreten auf die Tischplatte in der Mensa. Wenn ich das wüsste... Beschämt dachte er an den Nachhauseweg und... das danach. Dieser Junge verwirrte ihn, verwirrte ihn sehr. Er nervte ihn mit seiner großkotzigen Art, doch gleichzeitig machte es ihm unglaublich viel Spaß, ihn aufzuziehen... und ihn anzusehen... Der heimliche Meisterdetektiv schluckte. Er durfte sich nicht abhängig machen, auf gar keinen Fall. Er musste immer herumreisen. Da durfte er nichts haben, das ihm an einem Ort festhielt. Doch der Gedanke, jetzt wieder einen Fall anzunehmen und von hier wegzugehen, war... unangenehm. Dieser Junge war viel zu interessant. Noch nie konnte er sich so frei mit jemandem unterhalten, auch wenn er seine wahre Identität nicht preisgeben durfte. Und außerdem... Wenn er bei ihm war, da war dieses Irrationale, dieses Unerklärbare, und dieses Rätsel wollte er lösen. Vielleicht war es das, was die Leute "Freundschaft" nannten. Er sah seinen Tischnachbarn an. "Es war wirklich nur Langeweile. Und ich bin irgendwie neugierig, wie dein Leben so aussieht. Du bist intelligent... Ich finde kaum jemanden, der mir darin das Wasser reichen kann." Raito lachte auf. "Und wer ist hier arrogant?! Mein Leben ist langweilig, also wird es deine Langeweile nicht vertreiben. Aber erzähl doch mal von deinem Leben, ich bin auch etwas neugierig. Du hast in England gelebt? Erzähl, wo warst du auf der Schule? In welcher Stadt?" Auf einmal wirkte Ryuga total verschlossen. "Kann ich nicht sagen." "Ach komm - du brichst bei mir ein, ich könnte dich eigentlich anzeigen, und dann willst du mir nicht so eine kleine Kleinigkeit erzählen?" Abrupt stand Ryuga auf und schnappte sich seinen Rucksack. "Ich muss jetzt gehen. Tut mir Leid, dass ich dich nicht nach Hause fahren kann. Bis morgen." Er ging. Sein ausdrucksloses Gesicht sah aus wie immer. Raito starrte ihm empört nach. Was hat der denn für Probleme?! Blöder Kerl... Ah.. Er hat gesagt, er ist ein Waisenkind, vielleicht wollte er nur nicht über seine schwere Kindheit sprechen... Wieder spürte er diesen leichten Stich. Ryuga... ­__________ Mit zerbissenen Nägeln rauschte L in sein Zimmer und schlug seine Tür zu. "Was ist denn los?", fragte die sanfte Stimme des älteren Herrn, der ihn am vorigen Tag zu der Universität gefahren hat. "Ich kann keine Freunde haben, oder? Ich kann nicht, nicht wahr? Warum?" Seine Stimme war komplett ruhig, sein Körper war komplett ruhig, er selbst war es. Er hatte es 24 Jahre lang gelernt, keine Gefühle zu haben. Sie zumindest nicht zu zeigen. "Nun ja... Es wäre schwer für dich..." Knall. Die Schlafzimmertür erzitterte in ihren Scharnieren. Watari wendete sich traurig seiner Arbeit zu. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. A/N Jaaah, ich hab in letzter Zeit mal wieder meine Twilight-Phase, na und?! xD *L-Edward anflausch* Hosted by Animexx e.V. 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