Searching for Passion von angeljaehyo (Boredom.Langeweile.Taikutsu.) ================================================================================ Kapitel 9: Schwiegersohn ------------------------ Soichiro war immer ein gefasster Mann gewesen. Er hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, war ruhig, besonnen und hatte die perfekte Familie. Nie musste er ernsthaft mit seinen Kindern schimpfen, und vor allem sein begabter Sohn war sein ganzer Stolz. Neben seiner Familie lebte er auch für seine Arbeit; die Tätigkeit seiner Polizeibeschäftigung füllte ihn ganz und gar aus, und oftmals hatte er Gelegenheit, mit großen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten, wie zur Zeit mit L, der für ihn der Inbegriff der Gerechtigkeit und des Guten war. Gerade lag sein ganzer Stolz unter seinem Inbegriff der Gerechtigkeit und des Guten und sie taten etwas, das ihn weder stolz machte, noch ihm besonders gut vorkam. Er musste sich vor Schock am Türrahmen abstützen und keuchte unhörbar. Doch die beiden jungen Männer bekamen von der herannahenden Katastrophe noch gar nichts mit; im Gegenteil, der Schwarzhaarige fing nun an, Raito noch fordernder zu küssen, seine Hände unter seine Kleidung wandern zu lassen und sich langsam rhythmisch auf ihm zu bewegen. Der Brunette zuckte kurz vor Erregung zusammen und sein Atem beschleunigte sich soweit, dass er nur noch in Stößen aus ihm kam. Der entsetzte Vater sah sich diese Szene, die er bis an sein Lebensende nicht vergessen würde, fassunglos an und schluckte. Als ob er dieses Schlucken hätte hören können, blickte L auf und sah den aufziehenden Sturm. Er versteifte sich komplett auf dem Jüngeren und verharrte so kurz. Doch dieser wurde zu schnell ungeduldig, und ohne zu wissen, was für psychische Schäden sein Vater durch seine folgenden Worte davontragen würde, sagte er: "Verdammt, Ryuga, ich hasse diese Spielchen. Erst einmal tust du so, als ob du mich wollen würdest und dann hörst du plötzlich damit auf. Schluss damit, nimm mich endlich!" "Äh, Raito-kun, ich glaube, das ist gerade schlecht." Von der Tür kam ein laut vernehmbares Japsen, und endlich schaute auch Raito auf, dessen Blick bis dato von dem Mann unter ihm gefangen gehalten wurde. Bei dem Anblick entglitt ihm selbst auch ein Japsen: Sein Vater stand mit schreckgeweiteten Augen vor ihnen, die Gesichtsfarbe eine bizarre Mischung aus pergamentfarbenem Untergrund und hektischen roten Flecken auf der Wange. Sofort richtete sich Raito etwas auf und stützte sich auf seine Unterarme, und mit seinem blassen Kommilitonen auf dem Schoß brachte er nur ein "Va-Vater!" hervor. Des Angesprochenen Blick wandelte sich von geschockt zu zornig, doch er galt nicht seinem Sohn, sondern dem Ermittler über ihm. "L! Das hätte ich nie gedacht, meine Meinung von Ihnen war so hoch! Mein Sohn ist noch Kind und-" "Ihr Sohn ist achtzehn, Yagami-san." "-und unschuldig! Mein Sohn... schwul... Mit L!" Er warf noch einen leidenden Blick auf den geschockten Studenten und rauschte dann dramatisch aus der Tür hinaus. Wie versteinert blickte der Meisterdetektiv auf die gerade eben geschlossene Tür. Wie versteinert blickte Raito auf den - wie er nun wusste - Meisterdetektiv. "L?" L rührte sich nicht. "L? Der L? Meisterdetektiv L?" L zeigte keine Reaktion. "L?!" Endlich wandte der Schwarzhaarige langsam den Kopf zu dem unter ihm liegenden Jungen. "Ja." Raito sprang auf - Dank seinen Reflexen war L sofort auf seinen Beinen - und fiel gleich wieder auf das Bett, da das Gewicht des Detektiven seine Beine zum Einschlafen gebracht hatte. Er stieß geräuschvoll mit dem Kopf gegen die Wand und sofort war L besorgt neben ihm. "Raito-kun, alles okay?" Leicht streifte er mit der Hand des Jüngeren Arm, doch dieser zuckte sofort vor der Berührung zurück. Mit angestrengter Stimme antwortete er: "Alles... alles bestens... L." Er sah dem Älteren nicht in die Augen, wich ihm völlig aus. L... L, der Detektiv... Heißt es, dass er dann klüger ist als ich? Besser als ich? Er? Yagami Raito war es nicht gewohnt, von Leuten umgeben zu sein, die ihm vielleicht überlegen waren, nicht einmal von Gleichrangigen hatte er eine Ahnung. Nun verunsicherte ihn die Anwesenheit des Schwarzhaarigen sehr. Er hatte gedacht, Hideki Ryuga wäre eine Herausforderung, aber L?! Während er über all diese Dinge nachdachte, spiegelten sich fast Emotionen auf dem blassen Gesicht neben ihm. Ich wusste es... er würde mich anders behandeln, er sieht mich nicht mehr als Mensch - nur noch als L . Was L primär an der Gesellschaft des Studenten geschätzt hatte, war, dass dieser ihn gleichrangig behandelte. Wie einen Kommilitonen eben - naja, gut, auf die nicht normale Art und Weise, aber L hatte sich schon damit abgefunden, dass er für Anomalie prädestiniert war. Trotzdem... er war bei Raito ein Mensch gewesen... Nicht nur ein Computer, ein Detektiv... Raito war so abwesend, dass er nichts von dem, was sich in L abspielte, mitbekam, bis dieser schon am Balkon sein Seil ausrollte. Viel zu sehr war sein arroganter Charakter damit beschäftigt, den akuten Anfall von Unsicherheit zu ignorieren. "Ryu... äh. Soll ich dich noch Ryuga nennen?" Mit genervtem Blick drehte sich der Ältere um. "Ryuga, Ryuuzaki... Yagami-kun kann sich etwas aussuchen. Zur Uni gehe ich eh' nicht mehr, also lassen wir das mit Hideki Ryuga sein." Yagami-kun? "Wie, du kommst nicht mehr zur Uni?", fragte Raito unsicher. "Ich muss erst einmal den Fall mit deinem Vater abschließen. Obwohl ich nicht weiß, wie jetzt die Zusammenarbeit funktionieren wird..." Der Brunette betrachtete den anderen kritisch - sein Verhalten hatte sich gerade um 180 Grad gedreht. Nun sah er verschlossen aus, seine Hände waren tief in den Taschen vergraben und man sah kaum etwas von seinen großen Augen, da er den Kopf gesenkt hielt und ihm die Haare im Gesicht hingen. Raito stand auf. "Ryu... Ryuuzaki?" "Ich gehe jetzt. Auf Wiedersehen, Yagami-kun." Er kletterte über die Ballustrade und ließ sich hinabgleiten. Verwirrt blickte Raito noch fünf Minuten aus dem Balkonfenster, bis er kopfschüttelnd aufstand, sich drei Kopfschmerztabletten einwarf und einschlief. Watari blickte schon gar nicht mehr auf, als der Detektiv in sein Zimmer stürmte und nicht gestört werden wollte. So... es ist zu 89 % sicher, dass er dich nicht verraten wird... nein, zu 93,5 %. Also. Du hast dieses seltsame Verhältnis zu ihm verloren, na und? Wenigstens verlierst du deinen Job nicht wenigstens... L biss in sein Kissen. Er wusste ganz genau, was er wieder gewonnen hatte, wenn das wahr war: Langeweile. Und... Sehnsucht. Ein noch schlimmerer Zustand als der, bevor er diesen faszinierenden Jungen getroffen hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte L Lawliet lieber ein ganz normaler Mensch sein als das, was er war. Obwohl er immer so stolz darauf gewesen ist, die Gerechtigkeit zu sein. Gerechtigkeit... er gab allen Gerechtigkeit. Wo war die Gerechtigkeit für ihn? __________ Am nächsten Morgen ging Raito gut gelaunt und völlig ausgeschlafen hinunter zum Frühstückstisch. Nachdem er über die ganze Sache geschlafen hatte, war er sich über einige Dinge klar geworden. Erstens: Das hier alles war noch viel interessanter als angenommen. Zweitens: Er brauchte sich nicht selbst zu verunsichern, nein, vielmehr noch; nun hatte er eine unglaubliche Chance, und zwar, sich mit dem Besten der Besten zu messen - und ihn vielleicht sogar zu besiegen. Drittens: L war gestern derjenige, der verunsichert war, deswegen war er so schnell abgehauen - und es zeigte, dass er was für ihn empfand. Von dem atemberaubenden Kuss davor brauchte man gar nicht mal erst anzufangen. Also betrat Raito lächelnd die Küche und wünschte jedem Anwesenden strahlend einen guten Morgen. Einer der Anwesenden war Soichiro, und dieser antwortete nicht. Anders als sein Sohn hatte Yagami-san eine ganz und gar fürchterliche Nacht hinter sich. Die Bilder gingen ihm nicht aus dem Kopf und er hatte nicht einschlafen können. Als er schließlich dann doch in einen leichten Schlummer gefallen war, ging es los mit den Albträumen - die alle eine kranke Version von einer Fortsetzung der Szene gestern gewesen waren. Jedes Mal war er schreiend aufgewacht. "Guten Mooooorgen!" Sayu stürmte in die Küche. "Onii-chaaaan! Schau mal, wie findest du mein Outfit heute? MisaMisa sieht immer so toll aus in den Zeitschriften, da wollte ich mich auch mal so stylen!" Raito betrachtete seine kleine Schwester kritisch. "Tut mir leid, Sayu-chan, aber das ist nicht so mein Ding. Bloß die Augen gefallen mir", sagte er grinsend, als er den dicken Kajalstrich unter ihren Augen bemerkte. Ihr Vater schluckte schwer angesichts dieser Bemerkung - Dank seiner nächtlichen Albträume fiel es ihm sowieso schwer, die anzüglichen Lack- und Lederdetails an seiner Tochter auch nur anzusehen. "So gehst du mir nicht aus dem Haus, junges Fräulein!", polterte er also. "Aber Otousaaaan!" Raito stand auf. "Danke, Okasan, das Essen war sehr gut. Und Otousan hat Recht - wenn du ausgehst, kannst du dich ja so anziehen, aber jetzt musst du ja sowieso deine Schuluniform anziehen." Er stand auf und brachte ruhig sein Geschirr zur Spüle. "Ach ja, Otousan? Kannst du deinen Chef heute vielleicht bitten, mich in der Mittagspause anzurufen?" Yagami Souichiros Gesicht färbte sich leicht grünlich. __________ Der Familienvater kam an seinem neuen Arbeitsplatz zornesrot an und warf ohne ein Wort Tasche und Mantel in irgendeine Ecke. Ryuuzaki, der seelenruhig einige Akten durchblätterte, sah nicht einmal auf, als er ein monotones "Ihnen auch einen guten Morgen, Yagami-san" von sich gab. Dieser drehte sich auch nicht zu seinem Chef um, als er zischte: "Sie sollen ihn in der Mittagspause anrufen." L hob eine Augenbraue. "Hat er gesagt?" Sein Blick war immer noch starr auf das Blatt Papier in seinen dünnen Fingern gerichtet. "Ja." "Danke für das Ausrichten, Yagami-san. Haben sie gut geschlafen?" Soichiros Augen weiteten sich vor Wut und er stürmte in das Badezimmer. Mit großen Augen starrten sich Matsuda und Aizawa an. "Was war denn das?" Mogi hatte wie Ryuuzaki auch nicht ein einziges Mal aufgeblickt und arbeitete seelenruhig weiter. __________ Die Sonne schien und Yagami Raito hatte eine blendende Laune. Er lief über den Campus, das Sportsakko lässig über die Schulter gehängt und zielsicher von einem Hörsaal zu dem nächsten, ohne den Anschein zu erwecken, er suche etwas. Kurz gesagt: Das absolute Gegenteil von dem Menschen von gestern. In der Mittagspause setzte er sich mit dem Essen, dass ihm heute Früh seine Mutter mitgegeben hatte, auf eine Bank in der Grünanlage des Campus. Er wartete sehnsüchtig auf das Klingeln seines Handys... Er musste so schnell wie möglich mit ihm sprechen. Schön und gut, dass L etwas verunsichert war, aber wie lange ließ sich dieser das gefallen? Und das letzte, was er wollte, war, ihn jetzt zu verlieren. Er wollte ihn noch viel mehr als jemals zuvor - die Herausforderung war nun viel zu groß, um sie zu missen. Und... er brauchte wieder diesen Geruch, diesen Geschmack, das Aussehen, den Klang seiner Stimme... Yagami Raitos Gedanken beschäftigten sich mit nichts anderem mehr als dem Detektiven. Zu Anfang war er stocksauer gewesen, warum er ihm nie etwas gesagt hatte, doch jetzt konnte er es voll und ganz verstehen - schließlich musste der große L seine Identität wahren. Der große L... gehörte ihm. Er, Raito, hatte Macht über ihn. So viel, dass genau um Punkt 12 Uhr das Handy klingelte. A/N Tut mit leid wegen dem späten Upload! Ich habe zZt. viel zu tun ;___; Und gestern habe ich das Kapitel zur Hälfte geschrieben und auf einmal... ist mein scheiß Laptop abgestürzt!!! UND ICH HATTE NICHT ABGESPEICHERT!!! *sfz* Mich würde ja mal interessieren, was Lack und Leder mit Soichiros Albträumen zu tun haben... xD Ich liebe Raito in diesem Kapitel. (21.03.09) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)