Erinnerung vergangener Welten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Schwach...oder? -------------------------- Wieder vergingen 2 Wochen, Caro ging inzwischen regelmäßig mit Ryomou und den andern in die Schule. Die Verletzung und die Schmerzen der letzten Wochen waren vergessen. „Hey, wie sieht’s heute aus? Es ist Freitag, das Wochenende steht vor der Tür und es ist einfach herrliches Wetter draußen! Perfekt, um uns zu zeigen, was ihr in eurer Welt unter Kämpfen versteht…“, rief Hakufu nach der 3. Stunde aus. Caro war skeptisch. „Ich weiß nicht, Haku. Wenn ich jetzt wieder richtig anfange, kommen die Schmerzen vielleicht wieder oder ich brech mir nochmal was…“, warf sie ein. „Ach was“, meinte Hakufu nur. „Hab ich etwa gesagt, dass du wieder richtig loslegen sollst? Nein.“ Caro gab sich geschlagen. „Von mir aus, aber ich bin echt nicht mehr fit darin…“ Gesagt, getan. Nach der 5.Stunde ging es, gemeinsam mit Ryomou und Koukin zu Hakufu‘s Haus. Caro war noch immer fasziniert von den Behausungen. Die Meisten hatten einen großen Vorhof oder standen in der Mitte ihrer Grundstücke und waren mit Gärten und kleinen Teichen verziert. Hakufu‘s Haus stand etwas mehr zur hinteren Grundstücksgrenze als die Häuser ihrer Nachbarn. Getrennt und gleichzeitig vor Blicken geschützt, umgab eine Mauer den Bereich. Trat man durch das Tor, stand man im Vorhof, groß genug, um eine riesige Party zu veranstalten. Haku’s Mutter begrüßte die kleine Gruppe an der Haustür. „Hallihallo…Sag mal Hakufu, wen hast du denn da mitgebracht, die ist ja süß…“, freute sie sich und schlug wie ein kleines Kind ihre Hände auf die Backen. Sie stürmte auf Caro zu, um sie näher unter die Lupe zu nehmen. Diese war einfach nur perplex, wich sogar ein Stück vor den über ihren Körper huschenden Augen. Diese Mutter war ihr unheimlich. „Ja so was…du bist also aus einer anderen Welt?“, fragte Haku’s Mutter, die Augen wie Sterne auf Caro gerichtet. „Paralleldimension trifft glaube ich eher zu…“, murmelte sie. Sie hatten es sich im Wohnzimmer bei Tee und Plätzchen gemütlich gemacht. Das heiße Gebräu schmeckte nach Himbeeren und Kirschen und bald schon hatte Caro die dritte Tasse geleert. „Jetzt aber hopp! Wir wollten doch trainieren!“ Hakufu sprang auf. Kurz danach standen sie, Ryomou, Koukin und Caro draußen auf dem großen Hof. An einem Baum, der Sandsack. „Na los, hau einfach drauf! So…“, Haku stellte sich in Position zielte und schlug mit ihrer Faust auf den Sandsack, der daraufhin eine Beule davontrug und sich ein gutes Stück in der Aufhängung bewegte. Was Caro total verunsicherte. Anscheinend waren alle hier fest davon überzeugt, dass sie es auch schaffte, den Sack zu bewegen. Alle Augen lagen auf ihr, was die Sache noch verschlimmerte. „Ähm…habt ihr Musik?“, fragte sie, um den Moment noch etwas hinauszuzögern. Koukin nickte und kurz danach ertönte ein schneller song aus dem CD-Player. Caro trat auf den Sandsack zu und befühlte ihn kurz. Die Beule hatte sich wieder geglättet. Er war nicht so hart wie ein richtiger Boxsack, was Caro innerlich vor Erleichterung seufzen ließ. Sie wusste noch, dass sie in ihrer Welt mal mit Bällen trainiert hatten, die ungefähr die gleiche Härte besaßen. Man konnte gut auf sie einschlagen, ohne Angst zu haben, sich gleich etwas zu brechen. Caro stellte sich in Position und streckte den rechten Arm vor, so wie sie es immer im Training gemacht hatten. Die Anderen blendete sie aus ihrem Gedächtnis aus, um Platz für die Musik zu machen. ‚Links, rechts, links, rechts…‘, begann sie in Gedanken zu zählen, während sie langsam anfing, ihre Schläge auf dem Gegenstand vor ihr zu verteilen. Erst langsam und vorsichtig, dann etwas schneller und kräftiger, nachdem sie gemerkt hatte, dass ihr nichts dabei wehtat. Ihre Bewegungen wurden fließend und glichen dem Takt der Musik. Caro war so in die Musik vertieft, dass sie nicht merkte, wie Kanu und kurz darauf Gakushuu erschien. Kanu kam zwar aus einer anderen Schule, aber Ryomou und sie hatten sich irgendwie anfreunden können. Zu den Faustschlägen gesellten sich nach und nach ein Paar Fußtritte, die Caro aber nur halbherzig und aus Spaß hinzufügte. Nachdem das dritte Lied in Folge vorbei war, beendete sie ihren Kampf erschöpft. Erst dann nahm sie wieder wahr, was um sie herum los war. „Was war das denn? Ganz ehrlich, so was können kleine Kinder schon im Schlaf…“, meinte Gakushuu abfällig, Kanu nickte zustimmend. Ryomou zuckte die Schultern. Koukin meinte nur. „Ist doch ganz ok…“ Doch auch das klang nicht wirklich begeistert. Wortlos stand Caro auf. Sie atmete noch immer schwer, ihr Kreislauf beruhigte sich nur langsam. Ohne die anderen anzusehen, ging sie Richtung Tor. „Caro, jetzt warte doch…!“, rief Koukin ihr hinterher, doch sie war schon aus dem Tor. Er wollte ihr hinterher, wurde aber von Ryomou zurückgehalten. „Lass sie…“, murmelte sie. ‚Sie hat das erste Mal seid langem wieder trainiert. Gut, ihre Technik ist einfach und schwach für die Verhältnisse hier, aber wenn das bei ihr eben so ist…‘ Irgendwo auf der Wiese machte Caro halt. Das letzte Stück war sie gerannt. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatte sich während des Trainings so gut wie lange nicht mehr gefühlt! Sie war froh gewesen, dass sie nicht alles verlernt hatte und dass ihre Kraft noch da war, nicht vollständig, aber Hauptsache, es war überhaupt noch etwas da. Doch als sie den Ausdruck auf den Gesichtern ihrer Freunde sah…das war erniedrigend! Lustlos hob Caro einen langen, dicken Ast vom Boden auf und entfernte die überflüssigen Äste, sodass er in etwas dem Stab von Kanu glich. Eine Turmuhr schlug gerade 4 Uhr Nachmittag. Sie überlegte gerade, ob sie nach Hause gehen sollte, als ein Schatten auf sie fiel und sie aufblicken ließ. Den Typ, der vor ihr Stand, hatte sie noch nie gesehen. Auch trug er keine Uniform, sodass Caro ihn zu keiner Schule ordnen konnte. „Was willst du?“, brummte sie. Ihre Stimmung war nicht gerade die Beste. Die aufgestaute Wut bahnte sich langsam an ihrer Traurigkeit vorbei. „Du bist doch aus der Nanyo-Schule, richtig?“, fragte ihr Gegenüber und grinste verschwörerisch. „Wer will das wissen? Außerdem bin ich da nur zu Besuch…“, konterte sie monoton und machte Anstalten, an dem Kerl vorbeizugehen. „Jetzt warte doch, Kleines…“ Grob wurde sie am Arm gepackt und an den nächsten Baum geschubst. „Auuu…!“, entfuhr es Caro. Ihr Rücken schmerzte, doch sie schlug verbissen die Zähne aufeinander. „Lass mich gefälligst los!“, mit ihrer freien Hand schlug sie ihre Faust dem Typ ins Gesicht. Selbst das tat weh, aber es bewirkte, dass er sie losließ und sie ein Paar Schritte zurückweichen konnte. Der Kerl hatte sich schnell wieder gefangen und zog nun ein etwas längeres Messer, eine Art Dolch. „Ach komm schon, was gibt’s denn da groß an Auswahlmöglichkeiten? Dir wird es gefallen, was ich mit dir anstelle!“, rief er aus und stürmte auf sie zu. Caro hatte keine Zeit auszuweichen, weswegen ihr nur ein Ausweg blieb. Den Ast emporgehoben wappnete sie sich auf den Schmerz und kniff die Augen zusammen. Doch dieser blieb aus. Sie blinzelte. Vor ihr stand Kanu, das Ende ihres Stabes entblößt, sodass der geschwungene Drache und die scharfe Klinge zu sehen waren. Der Typ prallte 15 Meter gegen den nächsten Baum, an dem er bewusstlos niedersank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)