Back to school von abgemeldet (Epilog online!) ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Am nächsten Morgen war Uruha schon früh wach. Er hatte die Nacht nicht besonders gut geschlafen. Warum wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht, weil Kai nicht bei ihm gewesen war und ihn im Arm gehalten hatte? Könnte sein... Er machte sich schulfertig und ging fröhlich pfeifend die Straßen entlang. Er wollte Kai abholen, da der Schulweg ihn genau an Kais Haus entlangführte. Hoffentlich freute sich Kai. Nach einer Weile kam er bei den Ukes Zuhause an. Er grinste. Gleich konnte er seinen Schatz in die Arme schließen und ihn knuddeln. Er drückte auf die Klingel und wartete. Nach einer Weile machte ihm Kais Mutter auf. Aber wie sah sie aus? Ihre Augen waren rot und geschwollen. Hatte sie etwa geweint? Er runzelte die Stirn und verbeugte sich artig. "Guten Morgen, Uke-Sama. Ich bin hier, um Kai abzuholen." Kaum hatte er zuende gesprochen, fing die Frau schon an zu weinen und meinte unter Tränen. "Yutaka... Yutaka ist im Krankenhaus." Uruhas Gesichtszüge entgleisten und ihm fiel die Schultasche aus der Hand. Das konnte doch nicht sein... Nein... Nicht sein Kai... Er hatte ihn doch gestern Abend noch gesehen... "Was...? Aber... Aber... Wie? Warum?", fragte er mit leiser, gebrochener Stimme. "Er war gestern Abend schon so spät dran... Ich hab mir schon Sorgen gemacht, wo er sich mal wieder rumtreibt und... Und dann kurz nach 8 kam der Anruf aus dem Krankenhaus, dass Kai eingeliefert worden sei. Anscheinend ist er von einem Auto angefahren worden." Uruha fühlte sich, als würde ihm die Erde unter den Füßen weggerissen. Nein... Nicht sein Bärchen! "Wie... Wie geht es ihm? Im welchem Krankenhaus ist er?" "Er ist im Yoshitaka-Hospital. Ihm geht es den Umständen entsprechend, ich war vorhin bei ihm. Aber da hat er geschlafen. Aber-" Weiter hörte Uruha schon gar nicht mehr zu. Er rannte. Er rannte so schnell, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Er wollte zu Kai! Zu seinem Kai! Seine Schultasche ließ er einfach vor dem Haus liegen. Die Schule war ihm jetzt egal. Das einzig Wichtige war, dass er wusste, wie es Kai ging. Nach etwa einer Viertelstunde Sprint kam er japsend im Yoshitaka-Hospital an und hielt keuchend an der Anmelde inne. "Verzeihung... Wo... Wo ist Uke Yutaka? Er müsste gestern Abend hier eingeliefert worden sein." "Momentchen... Zimmer 203, Eben 4. Sind Sie ein Angehöriger?" Doch Uruha hörte erneut nicht zu. Er flog geradezu die Flure entlang zum Aufzug. Dort drückte er heftig die Knöpfe. Seine Finger zitterten ebenso stark, wie sein gesamter Körper. Er wollte unbedingt wissen, wie es Kai ging! Als der Aufzug endlich stoppte, eilte er hinaus in die Gänge und hielt schließlich vor Zimmer 203 an. Langsam ging er hinein und stockte. In einem weißen Krankenhausbett und an zahlreiche Geräte angeschlossen, lag sein Kai und schlief seelenruhig. Er ließ sich vor dem Bett nieder und ließ seinen Tränen freien Lauf. "Kai..." Kai wusste nicht, was genau geschehen war. Er hatte nur einen Knall gehöört und dann war wer weg. Irgendwann hörte er ganz weit entfernt eine Sirene. Sie kam immer näher, aber sie hörte sich immer noch so an, als wäre sie ganz weit weg. Was war denn passiert? War er nicht gerade noch auf dem Weg nach Hause gewesen? War er nicht eben noch bei seinem Freund? Bei seinem Uruha? Doch wo war er jetzt? Er konnte sich nicht bewegen und er konnte auch nicht die Augen öffnen. Er hörte nur so viel merkwürdige Geräusche um sich herum. Er vernahm, wie die Tür leise geöffnet wurde. Und dann hörte er sie. Die Stimme, die er so gern hörte. Aber warum...warum bebte seine Stimme, als er seinen Namen sagte? Warum fing er jetzt an zu weinen? Was war hier eigentlich los? Uruha brach vor Kais Bett zusammen. Er konnte nicht mehr. Wieso lag sein Kai hier? Womit hatte er das verdient? Wieso? "Kai...", murmelte er leise und streichelte sanft über die blasse Wange seines Freundes. Er fühlte sich kalt unter seiner Haut an und in seiner Hand steckte eine Kanüle, die zu einem Tropf führte. Neben dem Bett stand ein Gerät, dass Uruha nur zu gut aus den Ärzteserien im Fernsehen kannte. Es zeigte durch Wellenlinien und Piepsen an, ob der Patient noch lebte. Und es malte munter Wellenlinien und piepste vor sich hin. Also lebte Kai noch. Wenigstens etwas Gutes. "Kai-Chan... Bärchen... Hey, wach auf... Ich bins... Dein Uruha!" "Uruha!", hätte er am liebsten die Worte erwidert. Uruha war hier. Uruha war hier bei ihm. Aber wieso? Wieso konnte er ihn nicht sehen? Wieso schaffte er es nicht, einfach die Augen zu öffnen oder auch nur einen Laut von sich zu geben? Es tat ihm weh. Er wollte Uruha in die Arme schließen. Er wollte ihn trösten, denn er mochte es nicht, wenn sein Uruha weinte. Er spürte, wie sich langsam Tränen in seinen Augen sammelten. "Uruha..." Wie gern würde er den Namen seines Liebsten jetzt sagen. Ihm mitteilen, dass er da war. Eine einsame Träne glitt seine Wange hinab. Uruha spürte, wie seine Hand, die auf Kais lag, plötzlich feucht wurde und stutzte in seinem Weinen. Verdutzt sah er auf seine Hand. Die wurde gerade von einer einzelnen Träne, die sich aus Kais Augenwinkel gelöst hatte, benetzt. Erstickt schluchzte er auf und tätschelte sachte Kais Wange. "Hey, Süßer... Komm schon... Ich weiß, dass du mich hören kannst. Also wach doch bitte auf. Bitte... Du kannst mich hier doch nicht alleine lassen..." Seine Stimme zitterte und er hickste auf. Was, wenn Kai nie mehr aufwachen würde? Wenn er nie mehr sein strahlendes Lächeln und das süße Grübchen sehen würde? Wenn er nie wieder seine Stimme hören und nie wieder seine Küsse spüren würde? Uruha sank vor dem Bett auf die Knie. Seine Schultern bebten unter seinen Schluchzern. Die Stimme Uruhas drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr. Und dennoch verstand er jedes einzelne Wort, das dem Anderen über die Lippen ging. Wie gern würde er ihn jetzt einfach in die Arme schließen und ihn küssen. Solange, bis er den Verstand verlor. Warum wurde ihm das verwehrt? Warum strafte man ihn so? Er wollte doch nur glücklich sein. Einfach nur mit seinem Uruha eine schöne Zeit verbringen. Er nahm alle Kraft zusammen und konzentrierte sich, so gut es ging, darauf wenigstens etwas von seinem Körper zu bewegen. Und er wollte Uruha ein Zeichen geben, dass er da war. Dass er auf ihn warten sollte. Dass er ihn nicht einfach aufgeben sollte. Mit größter Mühe schaffte er es und seine Hand, die in Uruhas lag, zuckte kurz. "Hier bin ich, Uruha. Bitte weine nicht.", hätte er jetzt gerne gesagt, aber er schaffte es nicht. Die Hand in seiner eigenen zuckte plötzlich leicht und Uruhas ganzer Körper zuckte ebenso zurück. Was war das gewesen? War Kai etwa doch aufgewacht? "Kai... Hey, hörst du mich? Bitte, sag was! Kai! Du treibst mich hier in den Wahnsinn!", seine Stimme war etwas zu laut geworden und er wurde wieder leiser. "Bitte... Komm schon... Ich will in deine Augen sehen..." Er legte den Kopf auf Kais Brustkorb und schluchzte leise. Seine Tränen sickerten durch Kais Krankenhaushemd und er zitterte. Er wollte seinen Kai wiederhaben. Nur zu gern würde er ihm diesen Gefallen tun. Nur zu gern würde er diese Dunkelheit, die ihn gerade umgab, hinter sich lassen und wieder in diese wunderschönen bernsteinfarbenen Augen schauen. Wie gern würde er einfach aufstehen und mit ihm nach Hause gehen. So als wäre nie etwas geschehen. Es tat ihm weh, als er spürte, dass Uruha bitterlich weinte und sich an ihn klammerte. Er wollte doch nicht, dass er weinte. Noch ein Mal versuchte er sämtliche Kräfte zu mobilisieren, die noch in ihm steckten. Sein Körper hatte arg gelitten, das wusste er, das spürte er. Aber nichts würde ihn davon abhalten können, seinen Uruha zu zeigen, dass er für ihn da war. Dass er nicht weinen brauchte. Und tatsächlich schaffte er es, die Augen einen winzigen Spalt breit zu öffnen. "U...Uru..", das war alles, was er sagen konnte. Seine Stimme versagte an dieser Stelle, aber er sah ihn. Er konnte seinen Uruha sehen. Minutenlang starrte er Kai an und sagte kein Wort. Hatte er das eben richtig gehört? Ja... Kai hatte seine Augen einen kleinen Spalt breit geöffnet und sah ihn aus müden Augen an. Sein Mund hatte sich leicht geöffnet und leise und brüchig drang Uruhas Name an sein Ohr. "Kai...", erwiderte er ebenso zittrig und konnte nicht verhindern, dass sich große Krokodilstränen aus seinen Augenwinkeln lösten und auf die Erde tropften. Sein Kai lebte. Und er war wach. Nun konnte er nicht mehr an sich halten. Er krallte sich an Kai und begann hemmungslos zu weinen. Unter einzelnen Schluchzern brachte er stockend hervor: "Mach das nie wieder... Nie wieder, hörst du?" Wieso weinte Uruha denn jetzt schon wieder? Warum hörte er denn nicht auf? Zu gern würde er ihn jetzt i den Arm nehmen, aber er hatte keine Kraft mehr. Er war müde und er wollte schlafen. Aber er wollte auch, dass Uruha aufhörte zu weinen. "Ruha...", gab er zittrig von sich. Er wollte, dass ihn diese wunderschönen Augen ansahen, dass er ihn ansah. "Hm?" Er hob den Kopf und fuhr Kai zittrig über das Gesicht. Er küsste seine Stirn und sah ihm in die Augen. "Pshhh... Kai-Chan... Red bitte nicht so viel, hai? Ruh dich bitte erstmal aus... Wenn du wieder aufwachst, kannst du mir alles erzählen..." Er sprach leise und langsam, damit Kai ihn auch gut verstand. "Ich bleib auch bei dir, mein Schatz..." Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und seine Augen drifteten wieder zu. "Ich...bin...so...müde...", wisperte er kaum hörbar. Es dauerte auch nicht lange und er schlief wieder. Er brauchte den Schlaf, denn er fühlte sich hundsmiserabel. Alles tat ihm weh und er hatte einfach keine Kraft mehr. Sacht hob und senkte sich sein Brustkorb. Er wusste, dass Uruha hier war. Hier bei ihm. Und er fühlte sich so wohl, als er die warme Hand des Größeren auf seiner spürte, wie sie sanft mit dem Daumen über seine Haut strich. Er beobachtete seinen kleineren Freund dabei, wie er friedlich in dem weißen Krankenhausbett schlief. Er sah aus wie eine Puppe, so blass war er. Und es schien, als mache er nur ein kleines Nickerchen. Doch die Geräte, an die er geschlossen war, störten dieses friedliche Bild ungemein. Nach einer Weile spürte Uruha, wie ihm ebenfalls die Augen zufielen. Die ganze Aufregung und die Angst zeigten seine Wirkung. Er kniete immer noch vor dem Bett und sein Kopf ruhte auf seinen Armen. In seiner Hand hielt er Kais fest umschlungen. Er schlief friedlich ein und hoffte, wenn er aufwachte, Kai endlich wach vorzufinden. Wie lange lag er hierschon im Bett? Wie lange lag Uruha hier vor ihm auf dem Bett? Was war eigentlich passiert? Und warum tat ihm alles weh? Zögerlich schlug er die Augen auf. Es musste wohl schon ziemlich spät sein, denn er bemerkte, dass es draußen bereits zu dämmern begann. Noch immer konnte er sich nicht richtig bewegen. Sein ganzer Körper schien zu streiken. Einzig seine eine Hand konnte er etwas bewegen und irgendwie hatte er das Gefühl, dass er gleich wieder einschlafen könnte. Er war müde, er war erschöpft und er fühlte sic alles andere als gut. Sein Kopf schmerzte fürchterlich und er merkte, dass er ziemlich viele Verbände am Körper hatte. Was ist denn passiert? Nur mit Mühe schaffte er es, seine Hand über Uruhas Kopf streichen zu lassen. Sein Freund sah mitgenommen aus. War es denn wegen ihm? Oder warum sah man dem sonst so hübschen, unbeschwerten Jungen an, dass es ihm schlecht ging? "Uruha?", wisperte er leise. Seine Stimme klang brüchig und heiser, aber er beherrschte sie besser als noch ein paar Stunden zuvor. Als Uruha das nächste Mal die Augen aufschlug, fühlte er sich wie gerädert. Sein Kopf schmerzte und er hatte Mühe, seine Augen aufzubekommen. Sie waren gerötet und geschwollen vom vielen Weinen. Wieso war er überhaupt aufgewacht? "Uruha?", hörte er erneut die leise Stimme, die ihn anscheinend aufgeweckt hatte. Er richtete sich auf. Seine Knochen knackten leicht von der ungemütlichen Haltung, mit der er die ganze Zeit vor dem Bett gehockt hatte und seine Haut spannte leicht unter den Augen und an den Wangen, ob der getrockneten Tränenspuren. "Kai...", machte er leise und konnte nur mit Mühe einen erneuten Tränenfluss stoppen. Mit zitternder Hand strich er seinem Freund eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wie geht es dir? Brauchst du was? Tut dir was weh?" Oh mann! Uruha sah wirklich noch schlimmer aus, als er vermutet hatte. Unwillkürlich musste er lächeln. "Nein, geht schon. Aber..." Er stockte. Sllte er das jetzt sagen? Ach egal. Uruha würde ihm deswegen schon nicht den Kopf abreißen. Nun grinste er frech, soweit es ihm möglich war. "Du siehst echt scheiße aus." Kai musste kichern. Allerdings blieb dies nicht ohne Folgen für ihn. Sein Körper rächte sich sofort dafür und er zuckte zusammen. "Autsch." Das tat weh und sein Kopf schmerzte jetzt noch mehr. Er drehte den Kopf und endlich sah er, woher diese nervigen Geräusche kamen. Er war an sämtlichen Geräten, die ein Krankenhaus so parat hatte, angeschlossen und piepstn anscheinend fröhlich vor sich hin. "Was ist eigentlich passiert?" Abwartend schaute er Uruha ins ziemlich verquollene Gesicht. Allerdings sahen seine Augen auch jetzt noch wunderschön aus. Und wieder wurde ihm bewusst, wie sehr er den Größeren doch liebte. "Uruha?", fragte er abermals, als er noch immer keine Antwort bekam. "Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?" "Nichts ist in Ordnung...", wisperte er und sah Kai an. "Du wärst beinahe gestorben, ich... Ich hätte dich beinahe verloren!" Seine Schultern bebten und er vergrub das Gesicht in den Händen. Einige Minuten kämpfte er mit dem Heulkrampf. Dann hatte er ihn endlich besiegt und sah Kai wieder an. Auf seinen Wangen glitzerten Tränen. Er atmete noch einmal tief durch, dann antwortete er endlich auf Kais Frage. "Also... Deine Mutter hat mir nur erzählt, dass du gestern Abend kurz nach 8 von einem Auto angefahren worden bist. Du musst sofort ohnmächtig geworden sein durch... Durch den Aufprall. Und du bist dann auch sofort ins Krankenhaus gekommen und bis eben gerade nicht aufgewacht.", er stockte und hickste einmal kurz. "Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht habe, als ich es heute Morgen erfuhr? Ich wollte dich abholen für die Schule, aber dann bin ich so schnell ich konnte hierher gerannt. Ich wollte zu dir. Kai... Lass mich bitte nie alleine, ja?" Er sah ihn flehend an und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Oh, das...das tut mir leid." Mehr konnte er jetzt wirklich nicht sagen. Er war zu perplex. Hatte er denn so viel verpasst? Er war also dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen. Kai hatte sich also doch nicht geirrt, als er das Hupen gehört hatte. Es war also ein Auto und er war es, der den Knall verursacht hatte. Deswegen hatte er also die Schmerzen im ganzen Körper. So langsam fügte sich das Puzzle in seinem Kopf zu einem Ganzen zusammen. Jedes Teil reihte sich an das nächste. "Hey,..." Sanft strich er ihm über die Haare. "Das hatte ich nicht vor." Er lächelte zuckersüß. Er wollte seinen Freund von diesen schlechten Gedanken ablenken. "Das wird schon wieder." Kai war zuversichtlich. Und er würde auch alles dafür geben. Da war er sich sicher. "Ich lass dich nie mehr alleine. Versprochen." "Danke, Kai..." Seine Stimme war nur leise und er ließ den Blick nicht von Kai. Hoffentlich ging es ihm ganz schnell wieder besser... Wenn nicht, dann... Seufzend stand er auf und legte sich vorsichtig neben Kai in das Bett. Die Arme legte er ebenso sachte auf Kais Bauch und sah ihn an. "Tu ich dir weh?" Er wollte ihm jetzt so nahe sein, wie es ging und er würde ihn sicherlich nicht mehr aus den Augen lassen. Er genoss die Nähe, auch wenn er dadurch doch ein paar Schmerzen ertragen musste. Aber nichts würde ihn jetzt davon abhalten, seinem Freund so nahe zu sein. "Geht schon." Er schloss die Augen und spürte die Wärme, die Uruha ihm zu teil werden ließ. "Okay..." Er sah seinen Freund unentwegt an. Uruha fand, dass er noch blasser war, als sonst. War ja auch kein Wunder, nach dem, was er alles durchmachen musste. "Hoffentlich geht es dir bald wieder gut, Bärchen. Ich pass ja jetzt auf dich auf." Kai lächelte. Das war doch genau das Richtige. Genau dies wollte er hören. Jetzt konnte er wirklich wieder gesund werden. Jetzt hatte er wirklich einen Grund. Aber irgendwie gefiel ihm der Gedanke, dass sich Uruha jetzt um ihn kümmern würde. "Sag mal... Darf ich dich dann um etwas bitten?" Uruha hob leicht den Kopf und sah Kai fragend an. Er hob eine Augenbraue und nickte. "Aber natürlich. Was möchtest du denn haben, Kai? Einen Kakao? Noch ein Kissen? Ich hol die Krankenschwester, wenn du willst." Er lächelte und strich ihm über die Wange. "Ich mach alles, solange du nur wieder gesund wirst. Und das am besten ganz, ganz schnell." Nun war er sprachlos. Sah er denn wirklich so hilflos aus? Ganz so tragisch konnte das jawohl nicht sein oder doch? Er fühlte sich zwar nicht himmelhochjauchzend, aber so~ unendlich mies ging es ihm dann doch nicht. Kopfschmerzen kannte er ja auch so. Die waren nichts Weltbewegendes und die Verbände würden doch eh bald abgemacht werden. Hoffte er jedenfalls. "Na ja, irgendwie erdrückst du mich ein wenig.", schmunzelte er. Rot werdend rutschte er ein Stück von Kai weg und seufzte. "Entschuldigung. Wollte dir ja nicht wehtun." Er lächelte leicht und strich Kai über die Stirn. Er wollte ja, dass es ihm so gut wie möglich ging. Plötzlich ging die Tür auf und ein Arzt in weißem Kittel kam herein. Uruha sprang sofort von dem Bett auf und wurde rot. "Uhm..." "Schon gut, Sie können hierbleiben. Sie sind wohl der junge Mann, der heute einfach hier hereingestürmt ist?", fragte der Arzt. "Uhm, hai. Verzeihung." "Keine Sorge, ich bin nicht nachtragend. Aber jetzt muss ich den Patienten untersuchen.", der Arzt ging auf Kai zu und schüttelte ihm die Hand. "Wie geht es Ihnen?" Hereingestürmt? Uruha war einfach in ein Krankenhaus gestürmt? Wieso denn das? War es etwa wegen ihm? Na egal. Erstmal musste er sich wohl jetzt dem Arzt stellen. "Eto..." Er überlegte. Eigentlich wollte er dem Arzt schon eine Antwort geben, aber er wollte das nicht unbedingt vor Uruha tun, denn er wusste, dass der sich garantiert noch mehr Sorgen um ihn machte, wenn er das jetzt sagen würde. "Könnte...ich mit Ihnen unter vier Augen reden?", fragte er schüchtern. Sein Blick wanderte zu Uruha, der ihn verstört ansah. "Sei mir nicht böse.", entschuldigte er sich bei seinem Freund. Es muss ihn wohl sehr verletzen, wenn er ihn nicht bei sich haben wollte, wenn der Arzt ihn untersuchte. Aber er wollte den Arzt etwas Wichtiges fragen und Uruha sollte davon nichts mitbekommen. Noch nicht jedenfalls. Verstört blickte Uruha seinen Freund an. Was sollte das denn? Wieso durfte er nicht bei der Untersuchung dabei sein? Er wollte doch bei Kai bleiben! "Aber, Kai...?" "Gehen Sie bitte, wenn der Patient das so will. Nach der Untersuchung dürfen Sie dann wieder reinkommen.", sagte er der Arzt bestimmt. Uruha ließ die Schultern hängen und musste mal wieder mit Mühe die Tränen zurückhalten. "Okay... Bis gleich...", murmelte er und ging mit leisen Schritten aus dem Raum. Draußen auf dem Flur ließ er sich auf den Wartestühlen nieder und verbarg das Gesicht in den Händen. Was war nur los, dass Kai ihn nicht dabeihaben wollte? Traurig schaute er seinem Freund hinterher, wie dieser das Zimmer mit hängenden Schultern verließ. Es versetzte ihm schon einen Stich ins Herz, dass er ihn so sah, aber das hier war nicht für die Ohren seines Liebsten bestimmt. Jetzt noch nicht. Geduldig ließ er sämtliche Untersuchungen über sich ergehen. Die Verbände wurden gewechselt und er konnte darunter schon ein paar tiefere Wunden ausmachen, aber das meiste davon waren keine gravierenden Verletzungen. Allerdings machte ihn eins stutzig und genau das war auch der Grund, warum er Uruha den Raum hatte verlassen lassen. "Entschuldigen Sie, aber wie sieht es mit dem aus." Er hob die rechte Hand hoch und dann sah auch der Arzt, as Kai meinte. Die Finger hingen schlapp herunter. Kai hatte einfach nur ein Taubheitsgefühl in dieser Hand. Und er wollte schon wissen, ob das jetzt nur eine Phase war, oder ob es ein Dauerzustand bleiben würde. "Sagen Sie...Geht das wieder weg oder wird es so bleiben?" Auf diese Frage hin untersucte der anwesende Arzt die Hand genauer. Er konnte kinerlei Ursachen dafür finden. Er schien zu überlegen, denn er legte die Hand ans Kinn und fuhr sich ständig über seinen Vollbart. Dann wand er sich wieder an seinen Patienten. "So wie es jetzt aussieht, wird es wohl nur vorübergehend sein. Das kommt bestimmt von dem Schock, den Sie erlitten haben." Kai war jetzt doch etwas erleichtert. "Und... werd ich damit auch wieder Drums spielen können?" Diese Frage beantwortete der Arzt nur mit einem breiten Grinsen. "Sie haben´s aber eilig, was?" Aufmunternd klopfte er ihm auf die Schulter. "Wenn sie sich jetzt in den nächsten Wochen gut ausruhen und ihr Köprer sich schnell erholt, dann wird das überhaupt kein Problem darstellen." Und schon machte der Arzt Kehrt und verließ den Raum so schnell, wie er in diesen gekommen war. Vor der Tür sah er den zusammengesunkenen Uruha auf einem der Wartestühle sitzen. Eine seiner Hände legte er beruhigend auf dessen Schulter. "Sie können jetzt wieder zu ihm." Mit diesen Worten verschwand er im nächsten Zimmer, um seine Visite zu Ende zu bringen. Sofort war Uruha aus den Beinen und nickte dem Arzt dankbar zu. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten ging er zurück in den Raum und sah Kai immer noch in dem weißen Bett liegen. Sich leise räuspernd ging er zu ihm und setzte sich auf einen Stuhl neben Kais Bett. "Uhm... Warum hast du mich rausgeschickt? Ich dachte, du vertraust mir?", fragte er leise und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme leicht vorwurfsvoll klang. "Ich hätte dir eben zur Seite stehen können..." Hatte er sich jetzt verhört oder klang in Uruhas Stimme ein Vorwurf mit? Konnte das sein? Gut, es war wirklich nicht sehr vertrauensvoll von ihm, dass er seinen Freund einfach rausgeschickt hatte. Aber er wollte sich sicher sein. Zögerlich hob er die linke Hand und streckte sie nach ihm aus. Er wollte seine Wärme spüren. "Sei mir nicht böse.", entschuldigte er sich. "Ich vertraue dir... wirklich, aber ich ..." Er senkte den Blick. Musste er sich jetzt wirklich rechtfertigen deswegen? Kai drehte den Kopf zur Seite. Seufzend ließ er sich am Bettrand neben Kai nieder und nahm seine Hand in seine eigene Kalte. "Kai... Schau mich bitte an. Ich hab Angst um dich. Und wenn du mich dann einfach rausschickst, wenn der Arzt kommt, hab ich noch mehr Angst, weil ich ja jetzt nicht weiß, was der Arzt gesagt hat.", eine einzelne Träne lief über seine Wange. "Sag es mir jetzt bitte. Was hat der Arzt gesagt? Geht es dir soweit gut? Kai, bitte. Ich werd noch wahnsinnig hier." Er raufte sich leicht die Haare und sah Kai flehend an. "Was hat der Arzt gesagt?" Er fühlte sich unwohl dabei, aber letztendlich siegte doch seine Ehrlichkeit. Schüchtern wand er Uruha das Gesicht zu. Allerdings vermied er es, ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Wie um Gottes Willen sollte er ihm sagen, dass er momentan seine rechte Hand so gut wie gar nicht spürte. Nein! Eigentlich spürte er da momentan überhaupt nix. "Na ja, bis auf ein wohl vorübergehendes kleines Handicap werd ich wohl in ein paar Wochen wieder topfit sein." Er sprach so ruhig wie möglich und wartete nun Uruhas Reaktion ab. Sicher würde er jetzt danach gefragt werden. Nur überlegte er, ob er das wirklich sagen sollte. Aber erstmal abwarten, ob Uruha das überhaupt wissen wollte. "Wie...?" Mehr brachte er gerade nicht hervor. Er konnte es nicht fassen. War Kai etwa ernsthaft verletzt worden? Was meinte er mit 'kleines Handicap'? Wieso sagte er ihm denn nicht endlich, was los war? "Kai, was meinst du? Wieso Handicap? Bist du verletzt?" Er sah ihn verstört und traurig an. Wieso? Was war denn mit seinem Kai los? Er seufzte. nun musste er es ihm wohl trotzdem sagen. Hatte er doch gehofft, dass er um dieses Geständnis drum herum kam. Aber da hatte er mal wieder die Rechnung ohne Uruha gemacht. Nun hob er den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. "Versprich mir, dass du jetzt nicht irgendwas Unüberlegtes tust oder so." Kurzes Schweigen. "Und auch, dass du nicht wieder anfängst zu weinen. Okay?" Verständnislos sah er ihn an und seine Unterlippe bebte. Wieso sollte er jetzt etwas Unüberlegtes tun oder gar anfangen zu weinen? Okay, knapp vor dem Weinen war er gerade, aber er würde doch jetzt nicht austicken deswegen. Oder war es etwa so schlimm? Stand es so schlecht um seinen Schatz? Er drückte Kais linke Hand und nickte knapp. Die Tränen hinunterschluckend sah er Kai an und sagte: "Ja... Ich versprech es dir. Aber jetzt sag mir doch bitte endlich, was mit dir los ist." Kai schloss kurz die Augen, um sie dann sofort wieder zu öffnen. Im selben Moment atmete er ein Mal tief durch, was ihn schmerzhaft das Gesicht verziehen ließ. "Gut." Er wollte ja auch nicht wirklich, dass sie Geheimnisse voreinander hatten. und das würde auch keins werden. Das stand fest. "Soweit ist halt alles okay. Hab ein paar geprellte Rippen und ne leichte Gehirnerschütterung. Deshalb muss ich die ganze Woche hierbleiben." Und wieder ein kleine stille Pause. Dann versuchte er die rechte Hand abermals anzuheben. Soweit gelang es ihm auch. Dann hielt er sie Uruha hin. "Das ist das kleine Handicap." Er wedelte leicht mit der schlappen Hand. "Ich spüre sie nicht." Geschockt starrte er auf die schlaffe Hand, die vor seinen Augen wie Gummi hin und her wackelte. Ein paar Mal blinzelte er, dann nahm er die Hand vorsichtig in seine und drückte sie. "Spürst... Spürst du das auch nicht?" Er fuhr langsam an den schlanken Fingern mit seinen eigenen entlang und fühlte die kalte, weiche Haut unter seinen Fingerkuppen. Kai tat ihm so unendlich leid. Wenn er die rechte Hand nicht mehr bewegen konnte, dann würde er in der Schule auch eine Zeit lang nicht mehr mitschreiben können, da er Rechtshänder war und... Und was war mit den Drums? "Kai... Kannst du damit etwa auch kein Schlagzeug spielen?" Kai spürte tatsächlich nicht die sanften Streicheleinheiten von Uruhas Fingern, die seine Hand auf und abglitten. "Na ja.", begann er zögerlich. "Vorerst is das wohl auf Eis gelegt. Aber der Arzt meinte auch, dass es wohl nur was Vorübergehendes is. Und ich soll mich in den nächsten Wochen wohl mit so ziemlich allem zurückhalten." Er seufzte schwer. Wie sollte er das denn bitte schön aushalten? Kai war nun mal kein Kind, das stillsitzen konnte. Er hatte immer irgendwas gemacht. Das würde wohl die schlimmste Zeit für ihn werden. "Oh... Aber keine Sorge, Kai. Wenn der Arzt sagt, dass es nur was Vorübergehendes ist, dann wird das auch so sein. Mach dir keine Sorgen. Und ich bin ja für dich da und passe jetzt immer auf, dass dir nicht noch was passiert. Und die anderen werden sicher auch mit Freuden dabei sein und dir helfen, besonders Ruki." Er lächelte den anderen aufmunternd an und küsste ihn sanft auf den Mund. "Möchtest du jetzt was trinken oder essen? Ich hol dir dann was." Er schüttelte leicht den Kopf. "Hab keinen Hunger. Bin nur tierisch müde." Mehr sagte er auch nicht. Seinen Kopf bettete er sanft in die Kissen und plötzlich sprang die Tür auf. Vor ihnen stand ein hiesiger Blumenstrauß. Scheinbar mit zwei Beinen dran und dahinter tauchten dann Reita und Aoi auf. Also war der Zwerg da hinter dem Busch wohl Ruki. Kai konnte es sich nicht verkneifen. Auch wenn er müde war, das hier munterte ihn ungemein auf. "Bringt er jetzt nen Blumenstrauß mit Beinen, damit der alleine zu mir läuft, oder wie?", scherzte er. Er hörte nur ein leichtes brummeln. Kam wohl von Ruki. Erschrocken hob er den Kopf, als die anderen schon in den Raum stürmten, gefolgt von einer keifenden Krankenschwester, die ihnen sagte, dass sie gefälligst ruhig sein sollten, dies sei ein Krankenhaus. Von Reita bekam sie dafür seinen gefürchteten Deathglare und keifend verschwand sie auch wieder sofort aus dem Zimmer und ließ die Freunde alleine. Ruki rannte sofort auf Kai zu und knuddelte ihn durch. "Gehts dir gut, Kai-Chan? Was machst du denn für Sachen?" "Ruki! Nicht so doll! Du tust Kai weh!", schimpfte Uruha und stemmte die Hände in die Hüften. "Was macht ihr denn hier? Woher wisst ihr, dass Kai im Krankenhaus liegt?" Ruki ließ sofort von Kai ab und schaute ihn mit einem süßen Schmollmund an. "Tut mir leid, Kai-chan." Er schniefte. "Schon gut, Ruki-chan. Ich werd´s überleben.", lächelte er und bekam auch sofort den hiesigen Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Er hatte echt Schwierigkeiten, darüber blicken zu können. Aoi räusperte sich. "Wir hatten uns gewundert, warum ihr nicht in der Schule wart un dann sind wir heute Nachmittag mal bei dir vorbei und da war dann so eine komische aufgetakelte Tante, die meinte, du wärst im Krankenhaus." "Allerdings haben wir mit dir nicht gerechnet.", zeigte Reita mit dem Finger auf Uruha, der sie immer noch skeptisch beäugte. "Wieso habt ihr mit mir nicht gerechnet? Kai und ich sind zusammen und wenn wir beide am selben Tag fehlen und euch dann gesagt wird, dass Kai im Krankenhaus liegt, liegt es doch wohl auf der Hand, dass ich auch hier bin und mich um ihn kümmere!" Er schnaubte und zog seinen berühmten Schmollmund. "Ruha~, nicht schmollen.", grinste Ruki und umarmte den Größten. "Bist du schon den ganzen Tag hier?" "Ja, bin ich. Was dagegen?" "Nö. Aber hast du was gegessen und getrunken? Du regst dich immer so schnell auf, du kippst uns noch um, wenn du nichts isst. Weißt du was? Wir holen dir jetzt was zu essen und bringen Kai dann gleich was mit." Er grinste noch breiter und zog Uruha an der Hand mit hinaus. Dieser konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er schon aus dem Zimmer gezerrt wurde. Total perplex starrte er die geschlossene Tür an. Da war er hin, der ruhige Tag mit Uruha. Aber Ruki hatte Recht. Wenn Uruha schon die ganze zeit hier war, dann hatte er sich noch nichts gegessen, denn er war ja nicht von seiner Seite gewichen, außer... ja außer zu dem Zeitpunkt, als er ihn rausgeschickte hatte. "Mensch, Kai. Was machst du nur für Sachen?", wurde er aus seinen Gedanken gerissen. "Wir haben uns echt Sorgen um dich gemacht und als Uruha dann auch nicht zu erreichen war, da hat Ruki voll die Panik geschoben." Aoi war so nett und nahm Kai den überdimensionalen Blumenstrauß ab und drückte ihn Reita in die Hand. "Stell die mal ins Wasser. Dafür bekam er nur ein Grummeln und Reita tat, wie ihm geheißen. "Sag mal, wie hast du das eigentlich geschafft? Du siehst echt ramponiert aus.", wollte Aoi mehr Informationen über die Lage bekommen. "Ruki! Nun zerr doch nicht so. Ich kann selbst gehen.", murrte Uruha und wurde währenddessen von dem kleinen Giftzwerg immer weiter die Gänge entlang gezerrt. Dieser ignorierte ihn vollkommen, bis sie in der Cafeteria angekommen waren, wo er endlich Uruhas Hand losließ und sofort zur Essensausgabe lief und mit offenem Mund die Auslagen anstarrte. "Uruha, nun beweg deinen Knackarsch endlich hierher. Ich hab Hunger!" "Gibs zu. Du hast mich nur unter dem Vorwand mitgenommen, damit du dir was zu Essen holen kannst. Dir ist egal, ob ich was esse oder Kai." "Pöh. Und wenn schon. Ich hab echt Hunger!", knurrte der Kleine und kaufte sich gleich zwei dicke Stücke Schokokuchen. Uruha seufzte und kaufte für sich und Kai jeweils ein belegtes Brötchen und für Kai einen Kakao. Für sich kaufte er einen Kaffee. Den würde er jetzt dringend brauchen, um seine Nerven zu beruhigen. Kai konnte Aois Frage nicht wirklich beantworten. Er hatte ja auch nicht viel mitbekommen. Aber er erzählte ihm das, was er wusste bzw. mitbekommen hatte. Er war ja erst hier im Krankenhaus wieder aufgewacht. Und da war Uruha schon bei ihm. Wenn dieser nicht seinen Namen gerufen hätte, wäre er wohl nicht so schnell aufgewacht. Da war er sich ziemlich sicher. Als er dann fertig war mit erzählen, bat er Aoi und Reita um einen kleinen Gefallen. okay, eigentlich war es schon ein großer, aber er konnte das jetzt selbst nicht bewerkstelligen. Er war hier sozusagen angekettet. Seine beiden Freunde nickten stillschweigend. Gerade rechtzeitig, denn im nächsten Moment ging auch schon die Zimmertür wieder auf und ein strahlender Ruki und ein etwas genervt dreinblickender Uruha betraten das Zimmer. Uruha und Ruki betraten das Zimmer. Ruki mit seinen zwei Schokostücken auf dem Tablett, während Uruha zwei belegte Brötchen, einen Kaffeebecher und einen Kakaobecher balancierte. Gerade, bevor ihm alles auf den Boden knallte, nahm ihm Reita etwas ab und stellte es mit ihm zusammen auf den Tisch. Uruha setzte sich zu Kai ans Bett und hielt ihm den dampfenden Becher Kakao hin. "Bitteschön. Du hast doch sicher einen ganz trockenen Mund oder?" Er lächelte aufmunternd. Eigentlich wollte er ja nur schlafen und sich ausruhen, aber diesem süßen Lächeln konnte er nicht widerstehen. Aus reiner Gewohnheit griff er mit der Hand danach. Und dann passierte es. Er konnte ihn zwar etwas greifen, aber er konnte nicht zupacken und so fiel der Becher und der heiße Kakao verteilte sich auf Kais Bettdecke. Na toll, Kai. Hast du mal wieder super hinbekommen. Niedergeschlagen schaute er Uruha an. "Tut mir leid." Dass die anderen Drei ihn völlig verwirrt anstarrten, so als wäre er ein Außerirdischer, bekam er erst nicht mit. Er hatte ja mit keinem Wort erwähnt, dass er ein Handicap hatte. Erschrocken quiekte er auf, als sich der heiße Kakao auf der Bettdecke und seiner Hand verteilte. Er sprang auf und fluchte leise. "Au, verdammte Scheiße!" Dann sah er in Kais nicht minder erschrockenes und niedergeschlagenes Gesicht und es tat ihm sofort wieder leid. Das hatte er nicht gewollt. "Kai... Hey, ist doch nicht schlimm. Ist ja nicht deine Schuld.", er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wandte sich dann an Aoi. "Aoi? Kannst du mal eine Krankenschwester holen, damit die bitte die Bettdecke mal auswechselt?" Doch! Es war seine Schuld, schließlich hatte er ja den blöden Becher nicht halten können. Irgendwie wurde er traurig bei dem Gedanken. Er spürte, wie sich langsam aber sicher ein paar Tränen den Weg in seine Augen bahnten. Nicht heulen, Kai! Du musst stark sein! Du musst Uruha zeigen, dass du stark bist, dass du es schaffst und dass er sich keine Sorgen um dich zu machen braucht. Aoi regte sich nicht. Genauso wenig, wie Ruki und Reita ihre Blicke von dem eben Geschehenen abwenden konnten. Hatten sie das jetzt richtig gesehen? Hatte Kai den Becher genommen und einfach wieder fallen lassen? oder war das ein Versehen? Irgendwie schaffte Aoi es dann doch, sich zusammenzureißen. "Nani?" Er wollte Kai vorerst ersparen, es den anderen sagen zu müssen. Das würde er noch früh genug tun müssen. Aoi erbarmte sich endlich, löste sich aus seiner Starre und holte eine Krankenschwester, die das ganze Malheur beseitigte. Kai wurde währenddessen in ein anderes Bett gelegt, da er noch nicht alleine stehen konnte, geschweige denn sitzen. Uruha saß derweil bei Kai und strich ihm immer wieder beruhigend über die Wange. "War nicht deine Schuld... Ich hätte aufpassen müssen." Während sein Bett neu hergerichtet wurde, wurden auch einiger der überflüssigen Gerätschaften wieder entfernt. Allerdings bleib der Großteil immer noch an Ort und Stelle. Von seinem jetzigen Bett konnte er auch sehen, was man alles an ihn angeschlossen hatte. Er kam sich vor wie ein Roboter, der über und über mit Kabeln und Schläuchen bedeckt war. Eine leichte Gänsehaut überzog seinen Körper. Das war ja mal echt gruselig. Die anderen Drei standen nur daneben und beäugten, wie die Schwester das Bett machte und Ruki fiel nebenbei einfach über seinen Schokokuchen her. Das der sich aber auch nie benehmen konnte. Aber mit dieser Aktion munterte er Kais Gemüt doch ein wenig auf. Auch wenn er das vermutlich unbewusst machte, so tat er es. Vorsichtig legte Kai seine linke Hand an Uruhas Wange. "Schön, dass du bei mir bist.", säuselte er und seine Augen drifteten wie von alleine zu. Die Erschöpfung hatte ihn übermannt. Uruha sah Kai an und lächelte leicht. Da war sein Süßer schon wieder eingeschlafen. Leise stand er auf und ging zu dem kleinen Tisch und den umstehenden Stühlen und setzte sich darauf. Ruki grinste ihn mit leichtem Schokobart an und nuschelte mit vollem Mund. "Musst jetzt was essen. Aber zack zack!" Und schon wurde Uruha sein belegtes Brötchen vor die Nase gehalten und seufzend nahm er es in die Hand und biss lustlos ab. Er hatte keinen Hunger. Immer wieder fiel sein Blick auf den schlafenden Kai, der in dem Bett lag. "Kai...", sagte er leise und bekam nicht mit, wie sich alle Blicke der anderen mitleidig auf ihn legten, als sie sahen, wie ihm eine kleine Träne die Wange hinunterfloss. Es dauerte nicht lange und er war im Tiefschlaf. Er bekam von dem, was um ihn herum geschah nichts mit. "Hey." Tröstend legten sich zwei Arme um Uruhas Körper. Es war Aoi. "Das wird schon wieder. Keine Panik." Auch Reita und Ruki nickten, um Aois Worte noch zu betonen. "Na komm." Sanft zog Aoi den Größeren auf die Beine. "Kai schläft und du solltest das jetzt auch tun." Und schon packte er Uruhas Hand und zog ihn mit sich. "Hier kannst du jetzt eh nichts tun. Kai braucht Ruhe. Und die musst du dir auch gönnen." Und schon schob er ihn aus dem Zimmer hinaus. Uruha spürte, wie sich zwei starke Arme um ihn legten und Aoi ihm sanft beruhigende Worte zuwisperte. Keine Panik? Wie sollte er das denn hinbekommen? Er war doch schon in Panik... Sanft wurde er auf die Beine gezogen und aus dem Zimmer geschoben. Er gab leise Protestlaute von sich und murrte: "Aber... Aber... Ich kann Kai doch nicht alleine lassen!" "Doch, du kannst. Reita und Ruki bleiben bei ihm. Und ich komme jetzt mit dir nach Hause und passe auf, dass du dich auch ausruhst. Du gehst noch kaputt, wenn du dauernd hierbleibst.", sagte Aoi bestimmend und nahm Uruhas Hand. "Komm... Ich bring dich nach Hause." "Und was machen wir jetzt solange?", fragte Ruki an seinen Freund gewandt. Was sollten sie denn machen? Kai schlief doch jetzt eh und ihm die ganze Zeit dabei zuzugucken, war ihm eindeutig zu langweilig. Spontan hüpfte er auf Reitas Schoß und kuschelte sich an ihn. "So ist das schon viel besser." Reita grummelte nur, aber trotzdem legte er die Arme um den Kleinen und hielt ihn liebevoll im Arm. Es war bereits Morgen, als Kai wieder aus den Armen Morpheus entschwand. Draußen schien es zu regnen, denn das Stück Himmel, dass er sehen konnte, war grau und lud nicht unbedingt zu einem Spaziergang ein. Allerdings passte es zu seiner derzeitigen Stimmung. Ja, heute war er nicht gut drauf. Das merkte er sofort. Sein Kopf schmerzte noch mehr als am Tag zuvor und sein ganzer Körper tat weh. Es gab keinen Muskel der nicht vor Schmerz verspannte. Er klingelte nach der Schwester und bat um ein Schmerzmittel, damit er endlich wieder ruhen konnte. Es wurde ihm auch sofort gebracht und kurz darauf schlief er wieder seelenruhig ein. Uruha wachte am nächsten Morgen ebenfalls mit Kopfschmerzen auf. Er hatte schlecht geschlafen. Dauernd kamen ihm die Bilder von Kai in den Sinn, wie er leichenblass im Krankenhausbett an den ganzen Geräten angeschlossen war. Und zudem kamen auch noch andere Alpträume hinzu, in denen er sich den Unfall bildlich vorstellte. In der Nacht war er öfters weinend aufgewacht und sofort wurde er beruhigend von Aoi in den Arm genommen, bis er wieder eingeschlafen war. Mühsam stand er auf und tapste an dem schlafenden Aoi vorbei ins Bad. Dort sah er in den Spiegel und schrak zurück. Er war selbst mehr als blass und dunkle Augenringe zeichneten seine müden Augen. "Uruha, du siehst scheiße aus.", sagte er zu sich selbst. Aoi wachte kurz nach Uruha auf. Man war er müde. Uruha hatte ihn wirklich fast di ganze Nacht auf Trab gehalten. Nicht, dass er ihm böse deswegen war, aber nun merkte er deutlich, dass ihm der Schlaf fehlte. Total verpennt schaute er sich um. Wo war denn Uruha nun schon wieder geblieben? Mürrisch stand er auf und tapste durch das kleine Zimmer. "Uruha?" Kai wachte nach ein zwei Stunden wieder auf. Sein Schädel brummte wie Hölle. Aber er konnte ja nicht schon wieder das eklige Zeug called Tablette schlucken. Irgendwann war ihm das zuwider. Dann spürte er die Blicke eines Augenpaares auf sich und versuchte sich aufzurichten. "Ohayou..."; murmelte er nur und versuchte dann ein Lächeln. Seufzend stand er im Bad und versuchte gerade, sein Gesicht von der angetrockneten Schminke zu reinigen, die ihm um die geschwollenen Augen klebten. Mürrisch warf er die benutzten Abschminktücher weg und bemerkte dann schon Aoi, der ihn anscheinend zu rufen schien. Müde tapst er hinaus in sein Zimmer und fragte leise: "Ohayou, Aoi... Willst du ins Bad?" Er fragte nicht, ob er gut geschlafen hatte, denn das hatte Aoi sicher nicht, da Uruha ihn wachgehalten hatte. Ruki saß bereits grinsend vor Kais Bett und schenkte ihm sein typisches Ich-könnte-alle-Welt-knuddeln-Lächeln. "Morgen, du Schlafmütze. Gut geschlafen?" Reita sah den beiden nur zu und schnaubte. Solche Kindsköpfe. "Habt ihr Hunger?", fragte er mürrisch. Aoi schüttelte nur den Kopf. "Nicht wirklich.", murmelte er und gähnte erstmal ausgiebig. Er wollte nicht wirklich ins Bad. Das war nicht gelogen. Er wollte ja nur gucken, wo Uruha steckt und was er machte. Nicht, dass der wieder irgendwo zusammengekauert in der Ecke hockte und heulte. Das hatte er die Nacht zu genüge erlebt. Darauf legte er jetzt am frühen Morgen keinen Wert. "Schon gut. Wollt nur schauen, was du machst." Mit beiden Händen wuschelte er sich durchs Haar, so dass er noch zerzauster aussah, als er es eh schon tat. "Wie geht´s dir heute?", fragte er noch. Wie auf Kommando grummelte Kais Magen. Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Oh ja.", grinste er. Er hatte wirklich Hunger. Ob das ein gutes Zeichen war? Bestimmt, denn sonst würde er ja wohl kaum Hunger verspüren. So wie es gestern der Fall war. Aber eines brannte ihm noch mehr auf der Seele. "Wo ist Uruha hin? Ist Aoi bei ihm?" Besorgnis schwang in seinen Worten mit und er wartete auf eine Antwort. Er hoffte, dass Reita und Aoi ihr Versprechen wirklich einhielten. Er zuckte kurz mit den Schultern und gähnte demonstrativ. "Nicht wirklich gut... Hab wahnsinnige Kopfschmerzen." Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und rieb sich die schmerzenden Augen. Seine Mutter würde keine unangenehmen Fragen stellen, denn als Aoi und er gestern Abend im Haus angekommen waren, war sie schon wieder weggewesen. Auf dem Küchentisch hatte ein Zettel gelegen, auf dem gestanden hatte, dass sie mal wieder für längere Zeit weg sein würde. "Aoi?", fragte er leise. "Können wir jetzt gleich zu Kai?" Ruki grinste und gab Reita das Zeichen, dass er was zu Essen besorgen sollte. Dieser trottete dann auch schon mit den Händen in der Hosentasche aus dem Zimmer und ließ die beiden alleine. Ruki setzte sich zu Kai und strich ihm über die Wange. "Uruha ist gestern mit Aoi nach Hause. Allerdings nicht freiwillig. Hat uns ganz schöne Überredungskünste gebraucht, bis Uruha endlich eingesehen hatte, dass er Schlaf braucht. Und ich denke, Aoi kümmert sich schon gut um ihn." Er lächelte aufmunternd. Aoi legte seine Hände auf Uruhas Schultern. "Uruha." Er seufzte. "Ruki und Reita sind bei ihm und es geht ihm bestimmt gut. Du solltest dich ausruhen." Und schon zog er den Anderen mit sich. Er zwang Uruha, sich auf das Sofa im Wohnzimmer zu setzen. "Du bleibst jetzt erstmal hier bei mir. Und bevor wir nicht ausgiebig gefrühstückt haben, gehen wir nirgends hin, verstanden?" Er schaute Uruha ernst ins Gesicht. "Und keine Widerrede." Demonstrativ erhob er den Zeigefinger. Aoi war also wirklich bei ihm. Das beruhigte ihn doch etwas. "Tut mir leid, dass ich euch so viel Kummer bereite." Kai senkte den Kopf. Allerdings wusste er nicht, warum er das tat. "Ich mach nur Arbeit." Irgendwie war er gerade wieder den Tränen nahe. "Ruki?" Er hob wieder den Kopf. "Hilfst du mir mal?", fragte er leise. "Aber... Aber er braucht mich! Verstehst du mich denn nicht? Ich liebe ihn und will bei ihm sein und ihm helfen!" Er wurde zu dem kleinen Sofa im Wohnzimmer geschoben, wo er demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkte und zur Seite sah. "Vergiss es, Aoi. Ich esse vielleicht was im Krankenhaus. Aber nicht, bevor ich nicht nach Kai gesehen habe. Ich muss mich um ihn kümmern!" Er fauchte leise, fast schon wie bei einer Katze und sah Aoi feindselig an. Verstand der andere nicht, was für eine Angst er um seinen Freund hatte? "Hey..." Freundschaftlich legte Ruki ihm den Arm um die Schultern und kraulte ihn. "Kopf hoch, das Leben geht weiter. Und wir helfen dir doch alle gern. Besonders Uruha. Aber dem gings gestern Abend wirklich mies und deswegen ist er gerade nicht hier. Aber wie ich seinen Dickschädel kenne, steht er spätestens in einer Stunde hier auf der Matte und betüttelt dich von vorne bis hinten." Er lachte leise und sah Kai dann fragend an. "Hm? Klar, was soll ich dir denn helfen?" "Uruha!" Jetzt wurde Aoi aber langsam sauer. Er verstand es ja, dass Uruha sich um Kai sorgte und auch bei ihm sein wollte, aber... "Jetzt pass mal auf." Mit verschränkten Armen stellte er sich vor dem Größeren. "Ich versteh es, dass du bei ihm sein willst. Ich versteh es, dass du dir Sorgen um ihn machst, aber du must begreifen, dass du ihm nur helfen kannst, wenn du fit bist." Er setzte sich nun neben Uruha und legte einen Arm um dessen Schulter. "Versteh doch. Wenn du dich jetzt so fertig machst, dann macht sich Kai doch auch Sorgen um dich." Er seufzte. "Und die macht er sich so schon." Aoi legte Uruhas Kopf sanft gegen seine Brust und wiegte ihn vorsichtig hin und her. "Es wird alles wieder gut. Das versprech ich dir." Kai war wirklich froh, dass er so tolle Freunde hatte. Auch wenn er sie noch nicht lange kannte bzw. eigentlich gar nicht, so hatte er doch ein gutes Gefühl und er konnte ihnen vertrauen. Das wusste er. Vorsichtig deckte er sich auf und legte die Beine über die Bettkante. "Ich möchte aufstehen." Er schaute Ruki lächelnd an. Er versuchte das süßeste Lächeln, das er drauf hatte, denn er war sich eigentlich auch sicher, dass Ruki bei dieser Aktion nicht wirklich mitmachen wollte. "Hilfst du mir?" Kurze Pause und er versuchte, sich auf die Beine zu stellen. "Ich... ich möchte Uruha gegenüber stehen, wenn er kommt. Bitte, Ruki." Er bettelte schon fast. Uruha konnte nicht mehr. Die Sorge um Kai machte ihn fix und fertig und er krallte sich hilfesuchend in Aois Hemd. Die Tränen konnte er nun nicht mehr zurückhalten und sie flossen ungehindert aus seinen Augenwinkeln und nesteten sich in Aois Hemd ein. Uruha schmiegte sein Gesicht an Aois Brust und schluchzte. "Aber... Aber... Was wenn ihm noch was passiert ist? Wenn irgendwelche Geräte ausgefallen sind und es ihm noch schlechter geht? Aoi... Ich will endlich zu ihm! Ich halte das nicht aus!" Ruki sah mit an, wie Kai plötzlich die Füße aus dem Bett schwang und ihn zuckersüß anlächelte. "Du... Du willst aufstehen?", brachte er perplex hervor. Das ging doch nicht! Uruha würde ihm den Hals umdrehen und seine Leiche verstümmeln, wenn Kai jetzt einen Zusammenbruch erlitt, nur weil er aufgestanden war und sein Kreislauf das nicht durchgehalten hatte. "Kai, das geht doch nicht. Du hast angebrochene Rippen. Du tust dir nur selbst weh. Warten wir lieber noch, hai? Wir warten ab, was die Ärzte sagen." Beruhigend strich er über den Rücken Uruhas. "Scht... Ihm wird nichts passiert sein. Vertrau mir." Immer wieder strich er über Uruha und versuchte ihn dazu zubringen, nicht mehr zu weinen. "Komm, ich mach dir was zu essen und danach fahren wir sofort zu Kai, ja?" Uruha tat ihm so unendlich leid. Er wollte ihm helfen, aber dafür musste Uruha sich einfach erstmal helfen lassen. "Und auf dem Weg zu ihm, besorgen wir ihm noch einen schönen Kasten Pralinen. Was sagst du?" Er hob Uruhas Gesicht an und lächelte. "Weißt du denn, welche er so gerne isst?" Kai schüttelte energisch den Kopf. Ärzte. Ärzte? Ach, scheiß auf die Ärzte. Eh die ihm ihr Okay gaben, würde er noh ewig hier liegen müssen und das wollte er nicht. Er wollte zu Uruha. Was anderes war ihm jetzt nicht wichtig. Also ignorierte er Rukis Proteste gekonnt. Nix da. Keiner würde ihn davon abhalten, seinem Uruha gegenüber zu treten und ihn in die Arme zu schließen. Außerdem war er ja nicht halbtot. Er hatte sich nicht gebrochen und er hatte nur ne leichte Gehirnerschütterung. Daher rührten ja auch die Kopfschmerzen. Aber das alles war doch harmlos. Außerdem würde es ihm sehr viel mehr helfen, wenn er Uruha ganz nah an sich spürte. Er brauchte ihn einfach. "Das is mir egal. Ich will zu Uruha." Damit war für ihn die Diskussion beendet und er stand auf. Auf wackeligen Beinen hielt er sich am Bett fest. Mit zittrigen Händen wischte er sich fahrig über die Augen. In letzter Zeit hatte er ziemlich oft geweint, stellte er fest. Er kuschelte sich vertrauensvoll an seinen langjährigen Freund und seufzte leise. "Hm... Ich weiß es nicht genau... Aber vielleicht die mit der leckeren Nougatfüllung. Die schmecken doch jedem." Er lächelte gequält und richtete sich schwankend auf. Zusammen mit Aoi machte er sich auf den Weg in die Küche. Er ließ sich auf den Küchenstuhl fallen und schloss die Augen. "Ich hab aber keinen Hunger, Aoi..." "Kai! Spinnst du? Leg dich sofort wieder hin!" Rukis Stimme klang leicht panisch, denn Kais Beine zitterten und es sah so aus, als würden sie ihm jede Sekunde wegbrechen. Und das würde fürchterlich ins Auge gehen, denn Ruki würde Kai nicht auffangen können. Kai war größer als er selbst, da konnte er ihn unmöglich alleine wieder ins Bett befördern. "Warte bitte wenigstens noch, bis Reita wieder da ist. Der kann dir helfen.", sagte er und schob Kai zurück zum Bett. "Ich kann dir nicht helfen, falls du stürzt. Leg dich bitte wieder hin." Aoi seufzte. Es war schon ein Kunststück gewesen, Uruha überhaupt in die Küche zu kriegen. jetzt sah er sich der Herausforderung gegenüber, den Anderen dazu zu bringen, etwas zu essen. "Uruha. Wie oft muss ich dir das noch sagen?", fragte er genervt. "Ich verspreche dir eins. Wenn du nicht wenigstens ein kleines bisschen Essen zu dir nimmst, werd ich dich hier nicht rauslassen. Verstanden?" Jetzt war er wirklich etwas angepisst. Auch wenn Uruha grad ein ziemliches Grummeln von sich gab und noch immer stocksteif behauptete, er habe keinen Hunger, bereitete er ihnen ein kleines Frühstück. Mit einem zufriedenen Lächeln stellte er fest, dass sein guter Freund doch ein bisschen Hunger zu haben schien, denn sein Teller war recht schnell leer. okay, es konnte auch daran liegen, dass er ihm ja versprochen hatte, dass sie nach dem Frühstück zu Kai fahren würden. Kurze Zeit später saßen sie auch schon in seinem Auto und fuhren in Richtung Krankenhaus. Ruki konnte er in seinem Zustand nichts entgegengesetzten. Dafür war er eindeutig zu schwach. Aber er wollte sich nicht wieder hinlegen. Er knurrte den Kleineren an. "Lass mich bitte, Ruki-chan." Er wollte unbedingt raus aus diesem blöden Krankenbett. Er wollte nicht nur hilflos hier rumliegen und nichts tun. Doch er musste aufgeben. Kai schaffte es nicht, Ruki zurückzuschieben. "Dann... dann aber , wenn Reita da is.", bat er verzweifelt. "Bitte, Ruki." Und nun schaute er ihn mit traurigen Augen an. Uruha seufzte, als er den kleinen Teller Sushi sah, den Aoi ihm da vorsetzte. Er hatte doch gar keinen Hunger... Aber die Aussicht, Kai bald wieder im Arm halten zu können, ließ ihn alles aufessen. Bis zum letzten Krümel. Jetzt war ihm zwar ein wenig schlecht, aber immerhin durfte er jetzt zu Kai. Wenige Minuten später saß er mit Aoi im Auto und hibbelte rum. "Aoi~! Nun fahr doch mal schneller!" Ruki seufzte ergeben und hoffte, dass Reita noch nicht vor Uruha wieder hier sein würde. Doch zu früh gefreut. Keine zwei Minuten später stand Reita schon im Zimmer mit drei Essenstabletts auf dem Arm und stellte eben diese auf dem Tisch ab. "Was schaut ihr denn so?", murrte er leicht angepisst, da er so lange anstehen musste an der Essenstheke. "Kai will aufstehen... Hilfst du ihm?", fragte Ruki leise. "Aufstehen? Spinnt ihr beide? Das geht nicht! Dir kann sonst was passieren, Kai!" Reita verschränkte die Arme vor der Brust und blieb stur. "Ja, ja! Aber schneller als erlaubt kann ich auch nicht fahren, du Grummelfritze." Es fehlte nicht mehr viel und Aoi würde der Hut hochgehen. Uruha konnte ja echt nen guter Kumpel sein, aber heute war er unausstehlich. "Nun komm mal wieder runter, mein Lieber. Wir sind doch gleich da." Kaum hatte er das gesagt, bog er auch schon in das Parkhaus des hiesigen Krankenhauses. Dass Uruha neben ihm immer noch hibbelig auf seinem Sitz hin und her rutschte, ignorierte er. Er war eh schon genervt von dessen Unruhe. Wie konnte ein einziger Mensch so total aufgedreht sein, weil er ins Krankenhaus ging? Resigniert schüttelte Aoi den Kopf. Gekonnt parkte er ein. Allerdings konnte er gar nicht so schnell schalten, da war Uruha auch schon ausgestiegen und wie vom Erdboden verschluckt. "Uruha?" Und wieder schüttelte er den Kopf. War ja klar. Den hielt jetzt eh nix mehr davon ab, Kais Zimmer zu stürmen. Kai hatte alle seine Hoffnung auf Reita gesetzt, doch der schien alles andere als gewillt zu sein, ihm zu helfen. Warum? Warum half ihm denn keiner? Ein Schluchzen drang aus seiner Kehle und dann floss die erste Träne. Betroffen schaute er Reita an. "Bitte, Reita. Bitte hilf mir." Und nun gesellte sich zu der einsamen Träne eine weitere und dann immer mehr. Er wollte doch nur seinem Uruha gegenüberstehen. Ihn einfach so in die Arme schließen. Warum verwehrte man ihm das gerade? Warum? Hatte er denn nicht auch Rechte? Er schluchzte und kniff die tränenüberfüllten Augen. "Onegai...", wisperte er ein letztes Mal. Uruha merkte, wie Aoi einparkte. Kaum, dass das Auto auf dem Parkplatz eingeparkt hatte, war er auch schon aus dem Auto gesprungen und in das Krankenhaus gerannt. Diesmal jedoch rannte er geradewegs an der Rezeption vorbei und rannte zum Aufzug. Ohne auf Aoi zu warten, fuhr er damit in die dritte Ebene und rannte dann den Gang entlang zu Kais Zimmer. Reita schnaubte. "Hmpf... Du erwartest ziemlich viel von mir, weißt du?! Aber na gut. Ich helfe dir. Aber wehe, du heulst mir dann nachher die Ohren voll, wenn du auf die Schnauze fällst." Er zog Kai mit einem Ruck auf die Beine, jedoch hielt er ihn so gut fest, dass er nicht fallen konnte. Langsam ging er mit ihm ein paar Schritte auf die Tür zu. "Gehts?", fragte Reita leise. Doch kaum, dass sie die Hälfte des Zimmers hinter sich gelassen hatten, krachte die Tür auch schon auf und ein gehetzter Uruha rannte in den Raum. "Kai?!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)