ANBU von Hinarika (Ai-Nedan-Budo-Umme) ================================================================================ Kapitel 9: Chikaku ------------------ Am nächsten Morgen in der Wohnung der Vier Sie ist schon wach, seit Sakura und Sasuke vor einer ganzen Weile mit der Morgendämmerung aufgebrochen sind. Aber sie wartet noch eine halbe Stunde, bevor sie mit einem abschätzenden Blick Narutos Zimmertür fixiert. Sie hat ihr Frühstück längst hergerichtet und nachdem noch kein Laut aus seinem Zimmer gedrungen ist, ist sie sich ziemlich sicher, dass ihr neuer Teamkamerad immer noch tief und fest schläft. Und ihr sind schon vor fünf Minuten die Ausreden ausgegangen, warum sie nicht in sein Zimmer gehen sollte. Mit einem schweren Seufzen, schüttelt sie über sich selbst den Kopf und klopft stärker als nötig gegen das helle Holz von Narutos Zimmertür in der Hoffnung, ihn vielleicht dadurch zu wecken. Vergeblich. Also drückt sie die Klinke nach unten und tastet blind nach dem Lichtschalter neben der Tür. Als sie ihn umlegt, blinzelt sie für ein paar Sekunden, bis sich ihre Augen wieder an das Licht gewöhnen, aber als ihr Blick schließlich auf seine unbeeindruckt weiterschlafende Gestalt fällt, ist es plötzlich ihr Herz, das ihr Probleme macht. Sie hat ihn noch nie schlafen sehen. Das hektische Pochen ihres Herzens treibt ihr eine vertraute Röte in die Wangen, bevor sie beinahe nervös einen Schritt in den Raum hineintritt und zögernd weitergeht, bis sie direkt neben seinem Bett steht. „Naruto? Naruto, wach auf!“ Aber der blonde Shinobi dreht sich gerade mal auf die andere Seite. Ja, sie hat auch nicht erwartet, dass das funktioniert. Die schöne Clanerbin sinkt ein wenig zögernd auf die Kante seines Bettes und ignoriert ihr klopfendes Herz, als sie die Hand nach ihm ausstreckt. „Naruto-“ Aber sie hat seine Schulter kaum berührt, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt. Sie schreit ehrlich überrascht auf, als er sich unerwartet mit der Geschwindigkeit eines ANBU bewegt, nach ihren Handgelenken greift, sie herumdreht und sie in der nächsten Sekunde unter ihm auf seiner Matratze liegt. Der letzte Rest des Schlafes klärt sich aus seinem Blick und sie erkennt schon, dass er im Reflex auf ihre Berührung reagiert hat, bevor er eine überforderte Entschuldigung stammelt. „Hinata, ich- Was- Tut mir leid!“ Er lässt ihre Handgelenke los und rappelt sich überstürzt auf. Noch während sich die junge Clanerbin auf seinem Bett aufsetzt, fährt sich Jirayas ehemaliger Schüler beinahe beschämt mit einer Hand über den Nacken. „Es tut mir leid ich-“ „Red keinen Unsinn, Naruto, es ist nichts-“ Die junge Clanerbin erhebt sich ebenfalls von der Matratze und hebt in einer beschwichtigenden Geste eine Hand zu seinem Brustkorb, aber als ihre Fingerspitzen seine bloße Haut streifen, zieht sie ihre Hand ruckartig zurück und wendet ihren Blick errötend von ihm ab. „Ich warte draußen auf dich-“ Aber als sie sich verlegen von ihm abwenden will, um sein Zimmer zu verlassen, greift er blitzschnell nach ihrem Oberarm und die schöne Kunoichi keucht erschrocken, als er sie zu sich herum reißt und im nächsten Moment seine Lippen leidenschaftlich auf ihre senkt. Hinata gibt dem hilflosen Flattern ihrer Lider mit einem Seufzen nach und schiebt ihre freie Hand an seinem Hinterkopf haltsuchend in seine wilden Haare. Naruto legt seine Hände an ihre Hüften und wandert neckend mit seinen Fingern über ihre Seiten nach oben, bis zu ihren oberen Rippenbögen und entlockt ihr ein weiteres atemloses Keuchen, das er schamlos ausnutzt, um seine Zunge neckend über ihre Unterlippe zu ziehen. Die schöne Clanerbin erwidert den stetig wilder werdenden Kuss seufzend, aber als sich die anhaltenden Schmerzen in ihrem Brustkorb nicht länger ignorieren lassen, ist es überraschend sie, die ihre intime Umarmung zuerst löst. Sie wendet sich vollständig von ihm ab und macht noch während sie spricht bereits Anstalten sein Zimmer zu verlassen. „Ich bin in der Küche-“ Aber Naruto greift schnell nach ihrer Hand und hält sie vorsichtig zurück. „Hinata-“ Beinahe beschämt von seinem eigenen ungestümen Verhalten fährt sich der Blondschopf mit seiner freien Hand unsicher durch die wilden Haare und erinnert Hinata dadurch unbewusst daran, dass sie vor ein paar Sekunden noch selbst ihre Finger in seinen Haaren vergraben hat. Sie wendet ihren Blick augenblicklich wieder von ihm ab, bevor dieses Mal sie eine unüberlegte Dummheit begeht. „Es tut mir-“ Doch bevor er zu Ende spricht, fährt die junge Hyuga herum und legt ihm kopfschüttelnd einen Finger auf die Lippen. „Tut es nicht. Und das muss es auch nicht. Ich bin durchaus in der Lage nein zu sagen, wenn ich etwas nicht will, Naruto. Und jetzt tu mir den Gefallen und mach dich fertig, ich will nicht an unserem ersten Tag zu spät kommen.“ Aber bevor sie erneut Anstalten machen kann sein Zimmer zu verlassen, legt er liebevoll beide Hände an ihre Wangen und küsst sie noch einmal. Dieses Mal belässt er es aber bei einer kurzen, beinahe unschuldigen Berührung, bevor er sich ein Stück weit von ihr zurückzieht. „Ich liebe dich.“ Sie schüttelt schmunzelnd den Kopf, als er ihr damit einmal mehr aufzeigt, warum ihr Herz seit ihrem 12. Lebensjahr so hoffnungslos an dem blonden Chaoten hängt. „Ich liebe dich auch.“ Eigentlich sollte sie es ihm schwerer machen, aber sie ist sich ziemlich sicher, dass sich auch der winzige Rest ihres Widerstands spätestens in den nächsten Tagen in Luft auslösen wird. Und eigentlich kann sie es kaum erwarten… • Sie verbringen den ganzen Vormittag ausschließlich mit dem Versuch, einen Überblick über Tsunades Aktenchaos zu erlangen, auch wenn es offensichtlich ist, dass Shizune ihr möglichstes getan hat, um ihnen den Einstieg weitestgehend zu erleichtern. Als Naruto sich zum wiederholten Mal seine Kage verfluchend durch die blonden Haare fährt, beschließt Hinata schmunzelnd, dass es höchste Zeit für ihre Mittagspause ist und der Uzumaki überschlägt sich beinahe, als er anbietet ihnen etwas zum Essen zu holen. Er küsst sie zum Abschied auf die Stirn und ist sich der Vertrautheit der zärtlichen Geste dabei nicht einmal bewusst, aber Hinatas Herz flattert unruhig in der Reaktion auf seine Berührung. Sie lehnt sich seufzend in Tsunades breitem Stuhl zurück, als die Tür hinter Naruto ins Schloss fällt. Aber nur wenige Minuten später ertönt ein Klopfen, das ihr in seiner autoritären Stärke ein wenig zu vertraut ist. Als die Tür zum Büro der Hokage auf ihr „Herein.“ augenblicklich aufschwingt, bestärken sich ihre schlimmsten Befürchtungen und ihr Vater tritt in den Raum. Seine Manieren gebieten ihm scheinbar erst die Tür zu schließen, bevor er seinen verachtenden Blick auf sie richtet und Hinata erhebt sich augenblicklich aus ihrer Position, um ihrem Vater zumindest annähernd auf Augenhöhe zu begegnen. „Was tust du hier?“ Seine Haltung mag nichts davon verraten, aber sie hört die Missbilligung in jedem einzelnen Wort. „Wir vertreten diese Woche die Hokage.“ „Wir?“ „Ja, ich und ein Kollege.“ Sie erinnert sich selbst daran, dass sie ihm keine Rechenschaft mehr schuldig ist und dass es außerdem nichts bringen wird, ihm in diesem Kontext Narutos Namen zu nennen. „Was führt Euch her?“ Er wirft achtlos eine Akte vor ihr auf den Schreibtisch. „Das sind die Unterlagen über den Führungswechsel im Hyuuga-Clan.“ Hiashi dreht sich um, ohne seine Tochter noch eines Blickes zu würdigen, aber natürlich kann er nicht gehen ohne noch einmal nachzutreten. „Dir allein obliegt jetzt die Verantwortung für den Hyuuga-Clan. Sieh zu, dass du nicht in wenigen Tagen alles zerstörst, was deine Vorfahren in Jahrzehnten aufgebaut haben.“ Sie hat nicht die Kraft darauf etwas zu erwidern und wartet lediglich bis die Tür hinter ihm ins Schloss fällt. Die junge Hyuga versucht angestrengt ihren schmerzhaft beschleunigten Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen und sie will hektisch nach ihrer Tasche greifen, die sie hinter dem Schreibtisch der Kage abgelegt hat, aber als sie sich nach ihrem Rucksack bückt, überwältigt sie ein vertrautes Schwindelgefühl und sie sinkt mit einem leisen Stöhnen auf die Knie. Sie spürt bereits, wie ihr Bewusstsein unter ihrem unrhythmischen Herzschlag zu schwinden beginnt, als sie ihre rechte Hand angespannt über ihren Brustkorb führt und mit ihrer verbleibenden Konzentration gerade noch ihr heilendes Chakra aktivieren kann, um es direkt in ihr Herz zu leiten. Als der stechende Schmerz in ihrem Brustkorb endlich nachlässt, nimmt sie auch langsam ihre Umgebung wieder war und hört so auch knallend die Tür ins Schloss fallen, als Naruto zurückkommt. „Ich hoffe du magst- Hinata!“ Sie zwingt ihre Augen nach oben, als er panisch vor ihr auf die Knie fällt und vorsichtig beide Hände an ihre Wangen legt. „Was ist passiert? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“ „Nein, es geht schon wieder.“ Sie lässt sich von ihm aufhelfen, gesteht jedoch ihre anhaltende Schwäche ein, indem sie ihre Stirn seufzend gegen seinen Brustkorb lehnt. Als sie spürt wie Naruto vorsichtig beide Arme um sie schlingt und ihr tröstend einen Kuss auf den Haarschopf haucht, schließt sie die Augen und erlaubt sich seinen Halt zu nutzen, bis sich ihr Körper wieder vollständig von seinem Schwächeanfall erholt. „Bist du sicher?“ „Ja.“ Sie versichert sich, dass sie alleine stehen kann, bevor sie sich wieder vollständig aufrichtet, jedoch lockert Naruto seinen Halt um ihre zierliche Gestalt nur minimal und macht keinerlei Anstalten sie loszulassen. Als sie seinem besorgten Blick begegnet, hebt sie tröstend eine Hand an seine Wange. „Wirklich, mach dir keine Sorgen.“ Er ringt sich ein Schmunzeln ab, das jedoch längst nicht so unbeschwert ist wie sonst. „Ich fürchte, das ist unmöglich.“ „Du brauchst dich aber nicht zu sorgen. Es wird nur noch eine Weile dauern, bis ich mich vollständig erholt habe. Komm lass uns essen, bevor es kalt ist.“ Ihm ist durchaus klar, dass sie ihren Gesundheitszustand einmal mehr herunterspielt und dass Sakura ihn höchstwahrscheinlich dafür vierteilen würde, dass er ihr das durchgehen lässt, aber er sieht keinen Sinn darin sie zu bedrängen oder sie zu bevormunden. Aber er schwört gleichzeitig stumm, dass er sie die nächsten Tage über keine fünf Minuten mehr aus den Augen lassen wird. • Der Rest ihres Nachmittags verläuft im Vergleich dazu ereignislos, aber der Stapel Arbeit auf dem Schreibtisch hält sie bis in die späten Abendstunden in Tsunades Büro. Hinata unterdrückt ein Gähnen und legt die letzte Akte, die sie gerade bearbeitet hat auf den Stapel abgeschlossener Fälle. „Und willst du nach diesem Tag immer noch Hokage werden?” Doch statt einer Antwort, lässt sie ein unerwartetes Gewicht auf ihrer Schulter plötzlich aufsehen. Sie hat nicht bemerkt, dass Naruto neben ihr eingeschlafen ist. Sein Kopf ist im Schlaf zur Seite und direkt auf ihre Schulter gerutscht, ohne dass er davon aufgewacht ist. Sie spürt eine vertraute Wärme in ihre Wangen schießen und mustert einen Moment lang seine entspannten Gesichtszüge. Er wirkt in diesem Moment so jungenhaft, dass er sie unweigerlich an den übermütigen Genin erinnert, der er einmal war und in den sie sich vor so vielen Jahren verliebt hat. Mit dem Gedanken, dass sie ihn in fünf Minuten wecken wird, lehnt sie ihren Kopf zurück gegen das schwere Holz des Schreibtisches und schließt die Augen. • Naruto stößt die Tür zu Hinatas Zimmer vorsichtig auf, sorgfältig darauf bedacht die junge Frau in ihrem friedlichen Schlaf nicht zu stören. Sie wacht nicht einmal auf, als er ihre Decke zurückschlägt und ihr vorsichtig die Schuhe von den Füßen streift, doch als er sie auf ihr Bett legt und sich leise von ihr zurückziehen will, hält ihn ihre zierliche Hand auf, die sich fest im Schlaf fest in sein T-Shirt vergraben hat und ihn so wirkungsvoll vom Gehen abhält. Er zögert einen Moment lang, aber er will sie wirklich nicht wecken. Und obwohl das wahr ist, ist es gleichzeitig nur eine Ausrede. Er hofft, dass sie ihm verzeihen wird, aber er hat weder die Kraft noch den Willen ihr zu widerstehen. Er streift seine Schuhe ab und wird mit einer Hand auch seine Hose los, bevor er in T-Shirt und Unterwäsche zu ihr unter die Decke schlüpft und sie vorsichtig zurück in seine Arme zieht. . . . Etliche Stunden früher, bei Sasuke und Sakura Zur Mittagszeit haben sie die Hälfte ihrer Strecke zurückgelegt und ihr Plan sieht vor, dass sie an dieser Stelle ihre Ninjaausrüstung ablegen und ihre Tarnidentitäten annehmen, um eine glaubwürdige Spur ihrer Anreise zu legen. Sakura bindet gerade den Gürtel ihres vornehmen Kimonos fest, als Sasuke, gekleidet in die entsprechende männliche Variante der Traditionskleidung, aus dem Waldstück heraustritt, in das er sich hauptsächlich zurückgezogen hat, um ihr die Möglichkeit zu geben sich ungestört umzuziehen. Seine dunkle Stimme durchbricht das anhaltende Schweigen zwischen ihnen zuerst und Sakura runzelt skeptisch die Stirn. „Wir sollten unsere Geschichte absprechen.“ „Hast du die Lebensläufe nicht gelesen, die Tsunade dem Auftrag beigelegt hat?“ Allein der Gedanke an ihre erfundene Geschichte, die für Sakuras Geschmack viel zu viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben aufweist, um sie an einen Zufall glauben zu lassen, lässt die talentierte Medic-nin ihre ehemalige Lehrmeisterin einmal mehr verfluchen. Haben sich in der Schule kennen gelernt… Früh geheiratet, nachdem er ein paar Jahre im Ausland verbracht hat… Sasukes Antwort reißt sie aus der Erinnerung an ihre widerlich frisierten Lebensläufe. „Natürlich habe ich das, aber du weißt so gut wie ich, dass in solchen Identitäten gerade mal das Nötigste aufgelistet ist. Das wird uns für diese Mission kaum reichen.“ „Dann improvisieren wir eben.“ „Und riskieren im Zweifelsfall die Mission?“ Sie unterdrückt jeglichen bissigen Kommentar in der Richtung, wann aus ihrem desinteressierten Teamkameraden von früher ein solcher Pedant geworden ist, aber sie mahnt sich selbst jene Ruhe zu bewahren, die ihr in seiner Gegenwart jedes Mal viel zu leicht abhanden kommt. „Was müssen wir dann deiner Meinung nach noch unbedingt über den anderen zu wissen?“ „Wir sind verheiratet. Niemand wird uns glauben, dass wir uns noch nie über Kinder unterhalten haben.“ Seine Aussage verleiht ihrem Gespräch eine unerwartet intime Tiefe, die sie im Moment wirklich nicht mit ihrem früheren Teamkameraden teilen will. Aber als sie ihn gerade darauf hinweisen will, dass sie hinter ihrem Zeitplan zurückfallen werden, wenn sie nicht gleich aufbrechen werden, schließen sich seine Finger um ihren Oberarm und zwingen sie so wirkungsvoll ihn anzusehen. „Würdest du mich heiraten, ohne zu wissen, ob ich Kinder will?“ Es liegt ihr auf der Zunge ihm gehässig an den Kopf zu werfen, dass sie daran noch nie einen Gedanken verschwendet hat, aber das wäre eine ausgesprochen dreiste Lüge und er würde es ebenso wissen wie sie. Auch wenn es schon viele Jahre her ist, dass sie sich als schwärmender Teenager unzählige Male ausgemalt hat, später einmal auf diese Art an seiner Seite sein zu dürfen. Sie hofft, dass die Wahrheit ihr Gespräch schneller beenden und es für sie nicht noch schlimmer machen wird. „Ich weiß, dass du Kinder willst.“ Der dunkelhaarige Shinobi hebt skeptisch eine Augenbraue und ist sich nicht einmal bewusst, dass er sie mit seinem anhaltenden Zweifel an ihrer Person schon wieder beleidigt. „Ich bitte dich, du hast mit zwölf schon öffentlich erklärt, dass du vorhast deinen Clan wieder aufzubauen, nachdem du deine Familie gerächt hast. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du den Uchiha-Clan mittlerweile aussterben lassen willst oder irre ich mich?“ Der trotzige Unterton in ihrer Stimme amüsiert ihn, auch wenn man seiner stoischen Miene diese Emotion natürlich in keinster Weise entnehmen kann. „Nein, ich will Kinder. Mehrere“, betont er, als wäre ihr seine bewusste Verwendung des Plurals nicht aufgefallen. „Schön“, die talentierte Medic-nin verdreht offen die Augen, „ich auch. Hätten wir das dann jetzt geklärt?“ „Nein. Wie viele?“ „Verdammt, Sasuke! Sagen wir drei.“ Sein arrogantes Grinsen bringt ihr Blut auf eine Art zum Kochen, die ganz bestimmt nicht gesund ist. „Ich will mindestens vier.“ „Tja, auch in einem Paralleluniversum bekommt man nicht alles, was man will. Dann sagen wir einfach, dass wir uns noch nicht ganz einig sind und zunächst einmal mit einem anfangen wollen, dass wir jedoch beide auf keinen Fall wollen, dass unser Kind als Einzelkind aufwächst.“ Er zuckt gleichgültig mit den Achseln, als wäre nicht er derjenige, der seit Minuten auf diesem Thema herumreitet. „Okay, aber da wäre noch etwas.“ Die talentierte Medic-nin schließt müde die Augen und unterdrückt die wenig herzlichen Gefühle, die bei dem Gedanken daran, dass sie dieses Schlamassel einzig und allein ihrer ehemaligen Lehrmeisterin verdankt, erneut sauer in ihr aufsteigen, mühsam. Sie hasst einfach alles an ihrer momentanen Situation. Dass sie sich mit einem lächerlichen Auftragsmord herumschlagen muss und Sasuke in der ganzen Sache ihr Partner ist, wo Professionalität in seiner Gegenwart schon immer das letzte war, wozu sie je in der Lage war. Am schlimmsten ist aber, dass sie nicht bei Hinata sein kann. Die Angst, dass ihrer angeschlagenen Freundin etwas passieren könnte, während sie mehr als eine Tagesreise von ihr entfernt ist, bringt sie fast um. Außerdem hat sie obendrein noch viel zu viele Geheimnisse, von denen sie niemals will, dass ausgerechnet Sasuke sie erfährt, um die nächsten Tage auch nur halbwegs entspannt unentwegt an seiner Seite verbringen zu können. Und dann wäre da noch die klitzekleine Tatsache ihrer Tarnung… Als sie die Augen wieder aufschlägt, ist jede winzige Spur von Emotionen daraus verschwunden und der Clanerbe erkennt unzufrieden, dass der leere Ausdruck in ihren Augen ihn ein wenig zu sehr daran erinnert, was ihm selbst jeden Tag im Spiegel begegnet. „Wirst du mir heute noch sagen, was dich beschäftigt, damit wir endlich weiter können oder soll ich raten, was dir auf deiner zarten Seele lastet?“ Ihr vorlautes Mundwerk wiederum amüsiert ihn ein wenig zu sehr. „Was wirst du tun, wenn ich dich küsse?“ Irgendwie hat sie unheilvoll erwartet, dass er darauf hinaus will. Sie fragt sich schon seit Tagen, warum er seitdem kein Wort über diesen Vorfall verloren hat. Die Tatsache, dass sie eine ähnliche Frage längst erwartet hat, erlaubt es ihr die Farce von Gelassenheit aufrecht zu erhalten, obwohl ihr Herz in ihrem Brustkorb viel, viel zu schnell schlägt. „Ich habe schon andere Männer geküsst, Uchiha. Und meine Tarnung während einer Mission ist seit meinem Eintritt in die ANBU noch nie aufgeflogen.“ Sein nächster Schritt wird ihr schon klar, als sie noch sieht wie seine schwarzen Augen noch eine Nuance dunkler werden, bevor er sich mit der Geschwindigkeit eines ANBU auf sie stürzt. Er drängt sie grob gegen den Baum in ihrem Rücken und eigentlich wollte er das Ganze ein klein wenig subtiler angehen und sie noch ein wenig schikanieren, aber ihr Kommentar über andere Männer schürt einen Zorn in ihm, den er schon eine ganze Weile nicht mehr auf diese Art zugelassen hat. Er hat ihr seine Lippen rau aufgedrückt, um sie zum Schweigen zu bringen, aber als er ihren Kuss vertieft, hat das rein gar nichts mehr damit zu tun. Seine Finger vergraben sich mahnend in die zarte Haut an ihrer Hüfte, als ihr Oberteil unter seiner dominanten Berührung nach oben rutscht und er nutzt seinen Halt um ihren Körper, um sie noch näher gegen seinen zu ziehen. Ihr Herz ist ein elender Verräter. Von der Sekunde an, in der Sasukes Lippen zum zweiten Mal die ihren berühren, lässt es keinen Zweifel daran, dass seine achtjährige Abwesenheit an ihren Gefühlen für diesen Mann rein gar nichts geändert hat. Sie ringt mit ihren Emotionen, als ihr von dieser unbequemen Gewissheit schwindelt und statt sich damit auseinanderzusetzen, schiebt sie das Wissen um diese Erkenntnis weit von sich und erwidert den leidenschaftlichen Druck seiner Lippen seufzend. Ihr letzter bewusster Gedanke ist, dass sie weiß, dass er sie küsst um etwas zu beweisen. Aber das ist nicht der Grund, warum sie eine Hand in seinen Nacken schiebt und ihre Lippen gegen seine öffnet, als er aus diesem Kuss weit mehr macht, als für ihre Tarnung jemals nötig sein wird. Als er sich von ihr löst, ist es ihr unmöglich auch nur zu schätzen, wie lange sie so dagestanden haben, aber sie verbietet ihren Gefühlen sich in ihrem ganzen bunten Wirrwarr in ihren Gesichtszügen zu zeigen, auch wenn sie durchaus dankbar dafür ist, dass der Baum in ihrem Rücken ihr weiterhin stützend Halt gibt, als Sasuke seinen dominanten Griff von ihr nimmt und einen Schritt zurücktritt. Die schöne Medic-nin widersteht dem Versuch sich mit der Zunge über die leicht geschwollenen Lippen zu fahren und betet, dass ihre Stimme sie nicht verraten wird, als sie ihre nächsten Worte betont gelassen über ihre Stimmbänder zwingt. „Können wir jetzt endlich gehen?“ Sie dreht sich augenrollend um, als sie die männliche Selbstzufriedenheit in seinen Augen sieht und versichert sich, dass ihre Ausrüstung gut verborgen ist, bevor sie die wenigen hundert Meter restlichen Wald durchquert, um als Zivilist ein unbedeutendes, kleines Dorf zu betreten, das auf ihrer Route liegt. Ihr Plan sieht vor am nächsten Tag von dort aus den Rest des Weges zum Anwesen des Grafen zurückzulegen, zu dessen Geburtstag ihre Tarnidentitäten eine Einladung haben. Sakura erwägt die Ironie der Tatsache, dass der Graf an seinem Geburtstag auch sterben wird, während Sasuke ihnen in einer kleinen Pension ein Zimmer für die Nacht mietet. Es ist mehr eine alte Gewohnheit als ernsthafte Besorgnis, dass sie zuerst den Kleiderschrank öffnet, das angrenzende Badezimmer betritt und sogar einen Blick unter das breite Bett wirft, um sich zu versichern, dass ihnen niemand auflauert. Sie spürt den Blick ihres schweigsamen Teamkameraden auf sich und fragt sich stumm, wie lange es dieses Mal dauern wird, bis er auf den Vorfall im Wald zu sprechen kommt. Denn sie wird das Thema bestimmt nicht anschneiden. „Wie willst du ihn töten?“ Sakura sieht überrascht auf, als der dunkelhaarige Clanerbe sein Schweigen tatsächlich zuerst bricht, als sie sich gerade seufzend auf die Kante des Bettes sinken lässt, das sie heute Nacht teilen werden. Nicht, dass ihr Unterbewusstsein sie auch nur eine Sekunde lang vergessen lässt, dass sie bereits eine Nacht an der Seite des letzten Uchihas verbracht hat. Als sie ihm nicht gleich antwortet, kommt sie in den seltenen Genuss der Tatsache, dass er sich sogar dazu herablässt, seine Frage weiter auszuführen. „Tsunade hat explizit betont, dass du den Anschlag selbst ausführen wirst.“ Sie wüsste gerne, wie er es erträgt, dass er in dieser Mission wirklich nur ihr Partner ist und sie die Hauptarbeit übernehmen wird, aber sein stoisches Verhalten lässt wie üblich keinen Rückschluss darüber zu, was er wirklich denkt. „Ich brauche keine 30 Sekunden unauffälligen Körperkontakt zu einem Mann, um in seinem Körper eine Reaktion auszulösen, die niemand je von einem Herzinfarkt wird unterscheiden können. Ein Mann in seiner Position ist zu vorsichtig, um sich in einem solchen Rahmen Gift unterjubeln zu lassen, außerdem ist das die unauffälligste Art jemanden zu töten, die ich kenne. Von den raffinierten Künsten des Hyuuga-Clans einmal abgesehen. Ich werde sein Herz beschädigen, aber es wird fast eine halbe Stunde dauern, bis es unter dem Schaden versagt. Alles, was ich brauche, ist ein Vorwand um nah genug an ihn heranzukommen, aber gemäß seinem Ruf macht er es sich zur Aufgabe, auf jedem seiner Feste mindestens einmal mit allen anwesenden Frauen zu tanzen, also sieht Plan A vor, dass er sich mir selbst ans Messer liefert. Und sollte das nicht funktionieren, können wir immer noch einen ehelichen Streit inszenieren, der mich dazu treibt Trost in den Armen eines anderen Mannes zu suchen.“ Sie erhebt sich und löst bereits den Gürtel ihres Kimonos, während sie durch die angrenzende Tür ins Bad tritt. „Ich geh duschen.“ • Sie hat noch wachgelegen, als Sasuke eine ganze Weile nach ihr ebenfalls aus dem Bad gekommen und beinahe lautlos neben sie in das Hotelbett gestiegen ist. Und auch noch bestimmt zwei Stunden, nachdem sein Atem eine untrügliche Gleichmäßigkeit angenommen hat. Aber irgendwann ist sie offensichtlich doch eingeschlafen. Ansonsten würde ihr jetzt nicht die zweifelhafte Freude zu Teil, aus einem Albtraum aufzuwachen, in der sie ihre beste Freundin wieder und wieder hat sterben sehen, ohne dass sie ihr helfen konnte. Die talentierte Medic-nin schreckt keuchend in sitzende Position und ist sich dunkel bewusst, wo sie ist, aber die Bilder ihres Traumes hängen ihr noch zu sehr nach und sie zuckt spürbar zusammen, als sich eine Hand um ihren Unterarm legt. Ihr Körper reagiert bereits auf den Reflex, nach dem Messer unter ihrem Kopfkissen zu greifen, als ihr Verstand erst langsam meldet, dass es Sasuke ist, der sie hält, aber er unterbindet ihre Bewegung, indem er seinen Griff um ihren Unterarm geschickt festigt, seinen anderen Arm um ihre Hüfte schlingt und sie schnell zurück gegen seinen Körper zieht. Ihr Widerstand stirbt in seinem Halt, aber sie befreit sich auch nicht daraus. „Ich bin sicher, es geht ihr gut.“ Als seine tiefe Stimme leise an ihr Ohr dringt, fährt sie perplex herum und rutscht aus seinem Halt, während sie ihn in der Dunkelheit so gut wie möglich mustert. Aber sie hat auch nicht das geringste Verlangen danach das Licht anzuschalten und ihn damit noch mehr sehen zu lassen, als er scheinbar auch so schon tut. „Woher weißt du-“ „Du hast im Schlaf nach ihr gerufen.“ Sie sieht zwar undeutlich, wie er seine Hand hebt, zuckt aber erst zusammen, als seine Finger die Haut an ihrer Wange berühren und ihr erst dadurch bewusst wird, dass sie weint. Ihre eigene Schwäche hassend, fährt sie sich unwirsch mit dem Arm über die Wangen und ringt angestrengt um ihre Beherrschung. Sie lehnt sich zurück in die Kissen und dreht sich von ihm weg, bevor sie gestresst die Augen schließt. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht-“ Doch der Rest ihrer Entschuldigung bleibt ihr im Hals stecken, als sich ihr schweigsamer Teamkamerad hinter sie legt und sie erneut ungefragt in eine überraschend tröstende Umarmung zieht. „Naruto würde nie zulassen, dass ihr etwas passiert.“ „Ich weiß.“ Aber ebenso weiß sie, dass Hinatas Gesundheit und zu viele andere Faktoren weit außerhalb des Einflussbereichs ihres besten Freundes liegen. Sie ist jedoch dennoch zu stur anzuerkennen, dass es wohl nur an der Gegenwart eines anderen Mannes an ihrer Seite liegt, dass sie in dieser Nacht auch nur eine weitere Minute schlafen kann. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)