Sanji Tales 2 von Urmel-BlueDragon (Teil 2: Blick in die Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 8: >Nächtliches Gespräch< und >Ende des Flashback< ---------------------------------------------------------- Sanji hatte auf der Seite gelegen und aufmerksam zugehört, doch jetzt setzte er sich auf und sah Sharon unverwandt an. „Dein Vater ist auch ein Pirat?“ „Jepp, und ich wollte auch nie etwas Anderes sein. Für mich ist die Grand Line meine Heimat – da gehöre ich hin.“ Da sich Sanjis Augen bereits seit geraumer Zeit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er mühelos das Leuchten in Sharons Augen erkennen. Der Seufzer, den sie vernehmen ließ, war voller Sehnsucht. „Bist du glücklich?“ Er wusste nicht, warum er ausgerechnet jetzt danach fragte, aber die Antwort interessierte ihn sehr. „Sollte ich eigentlich sein“, murmelte Sharon, „ich hab nen tollen Vater, tolle Freunde, ein tolles Schiff – kurzum: ein tolles Leben. Aber“, sie hielt kurz inne, „wie kann ich wirklich glücklich sein, wenn du irgendwelche Probleme hast, die dir sichtlich zu schaffen machen?“ „Ich hab keine-“, setzte er an, verstummte dann aber und schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, kullerten ein paar Tränen über sein Gesicht. Ohne darüber nachzudenken, setzte sie sich neben ihn und begann vorsichtig seinen Nacken zu kraulen. Nach kurzer Zeit waren Sanjis Tränen versiegt und er entspannte sich merklich. „Meine Mutter hat das immer gemacht“, Sharons Stimme klang neutral, aber Sanji war ziemlich sicher, dass dieses Neutrale einen schwermütigen Unterton besaß, „wenn ich traurig war oder Angst hatte. Sie ist vor neun Jahren gestorben.“ „Oh, das tut mir leid.“ „Ja. Meine Mutter war ne tolle Frau. Sie war immer für mich da und hat mir vor dem Einschlafen Geschichten erzählt oder mir etwas vorgesungen.“ „Das hört sich irgendwie gar nicht so an, als ob deine Eltern Piraten wären.“ „Dass mein Vater einen schlechten Ruf hat, bedeutet nicht, dass er so grausam ist wie immer behauptet wird.“ Sanji dachte kurz darüber nach, dann nickte er. „Wir sind vom Thema abgekommen.“ „Ja“, sagte Sharon. Sie wusste nicht, wie sie es ihm sagen sollte und Sanji wollte nicht drängeln, aber irgendwann musste er es erfahren. Das wusste Sharon natürlich auch und versuchte schließlich, es zu erklären: „Es geht weniger um die Grand Line selbst, als um gewisse Menschen, die da ihr Unwesen treiben“, sie machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Menschen wie Charoke.“ Sharons ernsten Blick erwiderte Sanji eher trotzig, also fuhr sie fort: „Charoke ist jetzt 15 Jahre alt und hat sich in den letzten fünf Monaten sehr zum Negativen verändert. Wenn das so weitergeht, wird mir schon bald nichts Anderes übrig bleiben als ihn rauszuschmeißen und dann wird er sich mit ziemlicher Sicherheit den Menschenhändlern anschließen.“ Wieder machte Sharon eine Pause; diesmal auf eine Reaktion Sanjis wartend. Vergeblich. „Vorhin, auf dem Felsen, machte Charoke den Eindruck als wäre er sehr an dir interessiert und das meine ich nicht im Positiven.“ Sanji wusste sehr genau, was Sharon damit meinte und er wusste, dass Charoke, sobald er Gelegenheit dazu bekam, Jagd auf ihn machen würde. Im Gang eben hatte Charoke sehr überzeugend geklungen als er sagte, dass Sanji irgendwann ihm gehören würde. Auch hatte er ihm eingeschärft mit niemandem darüber zu reden – schon gar nicht mit Sharon. Sanji würde sich hüten etwas zu sagen, solange Charoke Jeff etwas anhaben konnte. „Charoke wird früher oder später hinter dir her sein, falls er sich nicht ändert; was ich ehrlich gesagt nicht glaube. Allerdings gibt es eine Möglichkeit ihn von dir fernzuhalten und so ganz nebenbei auch alle anderen.“ Sanji hatte verstanden. Charoke hatte gesagt, dass er bald ihm gehören würde, aber wenn er schon jemand anderem gehörte, war das nicht mehr möglich. „Oder du bleibst im East Blue.“ „Wie lange hab ich Bedenkzeit?“ „Das kommt ganz darauf an, wann du zur Grand Line willst. Erst wolltest du doch mit Jeff dieses schwimmende Restaurant aufmachen, oder?“ „Klar, das wird bestimmt toll.“ „Ja, das glaub ich auch. Und wenn es soweit ist, komm ich mal vorbei, aber ohne meine Crew.“ Sanji lächelte, legte sich wieder auf die Seite und schlief ein. Auch Sharon war müde, gähnte herzhaft und folgte Sanji ins Land der Träume. Als Sharon mitten in der Nacht wach wurde, hatte sich Sanji an sie gekuschelt. Sie lächelte, legte einen Arm um ihn und dachte: Wie ein kleiner Bruder. Kurz darauf war sie wieder eingeschlafen. Flashback Ende „Mensch Koch, pass doch auf!“, meckerte Zorro, riss Sanji damit wieder in die Realität zurück. Beinahe wäre das Essen erneut verdorben gewesen. Er musste wirklich besser acht geben. „Wenn du mich nicht hättest“, flachste Zorro. Wenn er des Smutjes Aufmerksamkeit auf etwas Anderes lenkte – in dem Fall auf sich – würde dieser nicht erneut wegdriften. Doch Sanji sagte nur: „Ja, dann wäre jetzt noch mehr Essen verschwendet, wobei ich so etwas doch hasse.“ „Dann pass halt in Zukunft besser auf!“ Aufpassen, dieses Wort erinnerte ihn wieder an Sharon und er fragte sich einen kurzen Moment lang ob Zorro jetzt auf ihn aufpasste, wo sie sich in letzter Zeit doch mehr als rar gemacht hatte. Die letzten 27 Minuten hatte Sanji über die Beziehung zu Sharon nachgedacht und obwohl sie vor drei Jahren das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, dass er ihr gehörte – was in Wirklichkeit gar nicht der Fall war und es auch nie sein würde – war Freundschaft das beste Wort dafür. Und was Zorro betraf: passte der Schwertkämpfer nicht auf alle seine Freunde auf? „Sanji?“, fragte er gerade. „Hm?“ „Lass uns essen.“ Der Koch nickte und während der Andere allen Bescheid sagte, wanderten seine Gedanken wieder zu Sharon. Warum ließ sie sich in letzter Zeit nicht mehr bei ihm blicken? War ihr etwas zugestoßen? Sanji hoffte inständig, dass Sharon noch am Leben war. Im nächsten Moment riss Ruffy die Tür auf und Sanji hatte alle Hände voll damit zu tun, dass jeder genug zu essen bekam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)