Melodie des Herzens von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Als alle fertig gegessen hatten, teilten sie sich für die Schlossbesichtigung auf. „Viel Spaß euch zwei“, hörte Tina Eric ihnen lachend zurufen. „Was möchtest du mir denn zeigen?“. fragte Tina neugierig. „Etwas, von dem ich glaube, dass es dir gefallen wird“, antwortete Emerald grinsend. „Ach, komm schon! Gib mir bitte einen Tipp.“ „Hmm… nö“, lachte er. „Menno“, Tina seufzte und versuchte sich den Weg zu merken, was sie allerdings schnell wieder sein ließ. In diesem Schloss würde sie sich nie ohne Karte frei bewegen können. Vermutlich haben die beiden ihnen deswegen angeboten eine Zeit lang hierzubleiben. Wenn sie vorgehabt hätten im Schloss zu klauen oder rumzuschnüffeln, würden sie hier nicht so schnell wieder herausfinden. „Ich wusste, es war richtig auf der Treppe zu bleiben“, Tina seufzte erneut. „Wie meinst du das?“. fragte Emerald überrascht. „Na ja, wären Sabine und ich nicht auf der Treppe geblieben, sondern hätten uns stattdessen im Schloss umgesehen so wie sie es anfangs wollte, hätten wir uns hier hoffnungslos verlaufen“, antwortete Tina. „Dann hat da wohl Sabine bei dir was gutzumachen“, sagte er lachend und schaute sie wieder lächelnd an, sodass es ihr überall kribbelte. „Bist du dir sicher, dass du den Weg kennst?“, fragte sie sicherheitshalber. „Na was denkst du denn? Wie kommst du denn auf die Idee, dass ich mich in meinem eigenen Zuhause nicht auskenne?“, sagte er mit gespielter Empörung. „Erstens hast du gesagt, du bist nicht oft hier und zweitens, weil wir an dieser Kreuzung vermutlich schon zum dritten Mal vorbeilaufen.“ „Gar nicht wahr. Die sehen nur alle gleich aus“, funkelte er Tina an bevor er wieder lachen musste. „Na, wenn du das sagst.“ „Schau, da ist auch schon der Raum, den ich dir zeigen wollte“, sagte Emerald und zeigte auf eine große Tür. Er hielt sie ihr auf und betrat nach ihr den Raum. In diesem Raum hab es keine Fenster, sodass Emerald mehrere Kerzen anzündete. Tina war sprachlos: „Oh mein Gott, Emerald! Der ist ja wundervoll!“ brach es aus ihr heraus, als sie den polierten schwarzen Flügel in der Mitte des Raumes sah. „Gefällt er dir?“, fragte er, den Blick auf Tinas Gesicht gerichtet. „Natürlich! Ich habe noch nie einen so wunderschönen Flügel gesehen.“ Sie ging langsam in die Mitte des Raumes, umkreiste das besagte Objekt und ließ ihre Fingerkuppen über das polierte Holz gleiten. „Atemberaubend“, murmelte sie, „aber woher wusstest du, dass mir so etwas gefallen würde?“ „Ich hab `s mir einfach gedacht. Ich hab gesehen wie fasziniert du vom Speisesaal und den Gemälden warst. Ganz anders als deine Freundin“, antwortete er. „Ja, Sabine kann nicht sonderlich viel mit so was anfangen. Aber du hast schon richtig bemerkt, dass ich von solchen Dingen sehr fasziniert bin und auch generell diesen altertümlichen Stiel sehr schätze.“ Sie standen beide mehrere Minuten schweigend da und ließen den Blick durch den Raum schweifen. „Spielst du Klavier?“, durchbrach Tina die Stille. „Ja, ich habe einige Jahre Unterricht gehabt“, gab Emerald zur Antwort. „Würdest du mir vielleicht etwas vorspielen? Ich wüsste zu gerne, wie sich dieser Flügel anhört“, schüchtern schaute sie ihm lächelnd in die Augen und drohte erneut in ihren Tiefen zu ertrinken. Er erwiderte ihr Lächeln, setzte sich an den Flügel und begann zu spielen. Die ruhige Melodie füllte den gesamten Raum aus. Tina war ihr sofort verfallen. Sie ließ sich an der Wand zu Boden gleiten und lauschte und versank im Klang des Flügels. Es dauerte eine Weile bis Tina realisiert hatte, dass der Flügel verstummte. Emerald hatte das Lied beendet und stand nun direkt vor ihr. „Das war wirklich sehr schön“, sagte sie und ergriff seine ausgestreckte Hand. „Danke, aber bisher bist du die Erste, die mir deswegen zu Füßen liegt“, sagte er grinsend und half ihr auf. „Wir sind aber noch nicht fertig.“ „Sind wir nicht?“, fragte Tina verblüfft. Konnte im Schloss etwas noch besseres als diesen Flügel geben? Ja, und davon sehr viel. „Nein. Bevor wir wieder zu den anderen gehen, möchte ich dir noch einen meiner Lieblingsräume zeigen, die Bibliothek“, sagte er. „Was? Hier gibt’s auch eine Bibliothek?“, fragte Tina neugierig. Blöde Frage, warum soll es hier keine Bibliothek geben? dachte sie sofort. „Ja. Ich denke, sie wird dir auch sehr gefallen.“ Und wieder schenkte er ihr eines seiner verführerischen Lächeln. Während sie wieder unzählige Gänge durchstreiften, spürte Tina, wie es sie überall kribbelte. Nie hätte sie gedacht, dass aus dem gestrigen Albtraum sich so etwas entwickeln würde. Hier war sie also, allein mit Emerald, ihr Herz hämmerte ihr in der Brust und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Doch das war kein unangenehmes Gefühl. Ganz im Gegenteil. Aus einem ihr unerklärlichen Grund fühlte sie sich Emerald sehr nahe. Sie kannte ihn gerade mal nur wenige Stunden und trotzdem hatte sie das Gefühl ihn ewig zu kennen. Sie wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber sie dabei sich in diesen schönen Mann zu verlieben. „Da wären wir“, seine Stimme holte Tina aus ihren Gedanken. „Warte kurz hier“, sagte er zu ihr und betrat alleine den Raum. „So, du kannst jetzt reinkommen“, rief er ihr zu, als er gerade einen breiten Vorhang vom Fenster beiseite schob. „Wow“, Tina blieb der Mund offen stehen. Sie drehte sich mehrmals um die eigene Achse, um die unzähligen Bücher, die in vielen riesigen Regalen vom Boden bis zu der Decke verstaut waren, zu bewundern. „Das sind ja tausende von Büchern! Um die alle zu lesen reicht ein einziges Leben ja nicht!“ Neugierig musterte Emerald Tina als sie zu einem der Regale ging und mit den Fingerspitzen über den ledernen Einband eines alten Buches strich. Zu dieser Zeit merkte keiner der beiden, wie das Wetter umzuschlagen begann. „Ich glaube, du wirst die paar Tage auf dem Schloss gut aushalten“, flüsterte er ihr mit rauer Stimme ins Ohr während er seine Arme von hinten um sie schlang. Tina war völlig steif. Was sollte sie sagen, was tun? Sie war alleine mit dem Mann, in den sie dabei war sich zu verlieben, so nah wie noch nie. Plötzlich war ihr Gesicht in seinen Händen. Ihr Herz raste und sie fürchtete, er würde es hören, als sich ihre Gesichter immer näher kamen und ihre Lippen sich schließlich berührten… „Gehst du bei Mädchen immer so schnell ran?“, brachte Tina verwundert hervor und eigentlich wollte sie vor Freude schreien. Emerald fühlte das Gleiche wie sie, oder etwa nicht? „Eigentlich ja nicht“, sagte grinsend, „aber bei dir muss ich immer daran denken wie sich das wohl anfühlt.“ Bei seinen Worten schlug Tinas Herz Purzelbäume. „Und wie fühlt sich das an?“, fragte sie mit rotem Kopf und fragte sich woher sie auf einmal den Mut nahm. Sie war doch noch nie so direkt, vor allem dann nicht, wenn es um Jungs ging. Was auch der Grund war, warum sie noch nie einen Freund gehabt hatte und es deswegen ihr erster Kuss war. Und was für ein Kuss das gewesen war! „Noch besser als ich es mir vorgestellt hatte“, antwortete er mit einem schiefen Lächeln. Tina atmete einmal tief durch und sah ihm in die Augen. „W-würdest du das noch mal machen?“, fragte sie unsicher und schaute schüchtern zur Seite. „Du meinst, dich küssen?“, er fragte nicht weiter, sondern nahm ihr Kipp zwischen Daumen und Zeigefinger, hob ihr Gesicht zu sich an und drückte seine Lippen auf ihre. Als sich ihre Lippen berührten, durchströmte ein Stromschlag Tinas Körper. Seine Lippen bewegten sich zärtlich auf ihren. Sie wusste nicht, wie lange sie schon so da standen und sich immer leidenschaftlicher küssten und auch nicht wie lange sie sich schon an ihn presste und ihr Körper nach mehr verlangte, als ein plötzlicher Donnerschlag sie von einander trennte. „Es scheint, du hattest Recht, was das Wetter anbelangt. Die Sonne täuscht wirklich“, sagte Tina atemlos. „Sollen wir wieder zu den anderen gehen?“, fragte Emerald und in seinem Inneren war es genau das Gegenteil von dem, was er wirklich machen wollte. „OK. Ähm…könnte ich mir vielleicht dieses Buch für die Zeit, die ich hier bin, ausleihen?“, Tina zeigte auf das lederne Einband des Buches, über welches sie zuvor mit den Fingerspitzen gestrichen hatte. „Sicher, nur zu“, war Emeralds Antwort. Ein weiterer Donnerschlag, lauter als der erste, erklang, als sie den großen Raum verließen. Hosted by Animexx e.V. 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