Melodie des Herzens von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Eric und Sabine saßen vor dem Fernsehen als Emerald und Tina das große Wohnzimmer betraten. Im alten Kamin brannte Feuer und es versprach ein gemütlicher Fernsehnachmittag zu viert zu werden. „Oh, Tina! Da seit ihr ja“, begrüßte sie Sabine „Kommt her! Wir sind gerade dabei eine DVD auszusuchen. Irgendwelche Wünsche?“, winkte ihnen Eric zu. „Mir egal“, war Emeralds knappe Antwort. „Mir eigentlich auch“, sagte Tina. Eric und Sabine waren von ihrer Fehlenden Motivation wenig begeistert. Während Eric weiter damit beschäftigt war einen Film auszusuchen, sprudelte Sabine los: „Du kannst dir ja gar nicht vorstellen was mir Eric alles gezeigt hat! Zuerst waren wir im riesigen Tanzsaal. Ach was sag ich riesig? Gigantisch! Hier ist ja alles riesig wie `s dir sicher aufgefallen ist! Und dann hat er mir das Verließ und den höchsten Turm gezeigt! Man, was für eine Aussich…“ Tina hörte nur mit halbem Ohr hin. Sie war vielmehr darauf fixiert ihre Gedanken zu ordnen. Emerald hatte sie geküsst! Zwei Mal. Aber hatte das wirklich etwas zu bedeuten? Es hätte ja auch schließlich nur aus Lust und Laune passiert sein können. Mach dir nichts vor, Tina, dachte sie sich, Emerald empfindet ganz sicher nichts für dich. In wenigen Tagen wirst du hier weggehen und dann hat das Ganze eh ein Ende… „Ja, Sabine und ich hatte viel Spaß. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich die arme Tina mit dir zu Tode gelangweilt hat. Hab ich Recht?“, fragte Eric an sie gerichtet. „Nein, ganz im Gegenteil“, erwiderte sie kopfschüttelnd, „Es war richtig toll. Emerald hat mir etwas auf dem Flügel vorgespielt und dann waren wir noch in der Bibliothek“, als sie „Bibliothek“ sagte, musste sie wieder an den Kuss denken und wurde rot, was sowohl Emerald als auch Sabine nicht verborgen blieb. „Wieso wirst du denn gleich rot, Tina?“, fragte Sabine grinsend „Ist in der Bibliothek was zwischen euch gelaufen?“ „Was redest du denn da?!“, wehrte sich Tina und wurde nur noch röter. Als Antwort bekam sie ein weiteres Grinsen und war froh, dass niemand weiter auf dieses Thema einging. Schließlich entschieden sich Eric und Sabine für eine Komödie und es wurde (trotz anfänglicher Schwierigkeiten für Tina) und unterhaltsamer Nachmittag. Das Gewitter hatte währenddessen nachgelassen, wobei der Regen weiter anhielt. Nach dem Abendessen beschloss Tina auf ihr Zimmer zu gehen und in dem Buch zu lesen, welches sie sich aus der Bibliothek mitgenommen hatte. „Verlass nachts nicht dein Zimmer. Wir wollen doch nicht, dass du dich verläufst. Das gilt übrigens auch für dich, Sabine“, sagte Emerald lachend, wobei der Ernst seiner Worte nicht zu überhörbar war, als Tina die breite Treppe nach oben ging. „Von wegen verlaufen. Als ob ich nachts auf die Idee kommen würde eine Wanderung durchs Schloss zu unternehmen. Hier verläuft man sich auch tags“, knurrte Tina während sie durch den Gang zu ihrem Zimmer stampfte. Leise öffnete und verschloss sie wieder die Zimmertür. Eifrig lief Tina zu dem großen Bett und freute sich auf einen gemütlichen Leseabend. Als sie das Buch im Regal stehen sah, fühlte sie sich einfach davon angezogen und war gezwungen es in die Hand zu nehmen. Sie schlug den schweren Klappdeckel auf und begann zu lesen. Während sie las, vergaß sie völlig die Zeit. Das Buch handelte von verschiedenen Geschichten, in denen Menschen von Hexen verzaubert wurden. Eine Geschichte hatte sie ganz besonders fasziniert. Es war die Geschichte der Grimm Brüder „Die Schöne und das Biest“, in der die Liebe von Bell den verzauberten Prinzen von seinem Fluch in der Todesstunde erlöst hatte. Ein Blitz erhellte für einen kurzen Augenblick das Zimmer und ließ Tina von dem Buch aufschauen. Das Gewitter hatte wieder eingesetzt und der Regen war schlimmer geworden. Die antike Standuhr an der Wand zeigte Mitternacht an. Jetzt, da sie nicht mehr vom Buch abgelenkt war, spürte die das Stechen in ihrem Hals. Mit diesem Durst würde sie nicht einschlafen können. Sie stand vom Bett auf und beschloss in die Küche zu gehen, um sich ein Glas Wasser zu holen. Gerade als sie die Türklinke runterdrücken wollte fielen ihr die Worte von Emerald ein. Sie sollte das Zimmer nachts nicht verlassen, hatte er gesagt. Er hatte zwar gelacht, aber sie war sich sicher den Unterton in seinen Worten gehört zu haben. Aber die Küche würde sie doch finden. Sie war sich sicher, dass es die Treppe runter die zweite Tür rechts war. Das war ja wohl nicht so schlimm und sie öffnete die Tür. Der lange Flur war still und dunkel. Leise auf zehnspitzen machte sie sich auf in Richtung Küche. Weil sie so gut wie nichts sehen konnte, stieß sie mit etwas zusammen und hoffte, dass das Geräusch des Zusammenstoßes niemanden geweckt hatte. Langsam tastete sie sich durch die Gänge und erreichte schließlich die Küche. Draußen schien der Mond, der gerade von den dichten Wolken verdeckt wurde. „Der Raum braucht echt keine Fenster, wenn immer stockdunkel ist“, murmelte Tina. Nach einer geraumen Weile fand sie ein Glas und eine Flasche mit Mineralwasser. Sie leere das Glas mit einem Ansatz und befüllte es erneut. Mitten in der Bewegung erstarrte sie. „Ist da jemand?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Sie war sich sicher, dass sie Schritte gehört hatte. „Hallo?“, fragte sie erneut. „Ich hatte dir doch gesagt, dass du im Zimmer bleiben sollst“, hörte sie die Stimme aus der Dunkelheit. Emerald. „E-es tut mir leid. Ich hatte Durst und wollte mir nur kurz was zu trinken holen“, versuchte sie in die Dunkelheit zu erklären. „Geh jetzt schlafen“, sagte er und er klang verärgert. „Ja, mach ich. Gute Nacht, Emerald.“ Als Tina gerade aus der Küche gehen wollte, wurde das Zimmer mit dem Licht des Mondes erhellt. Einen letzten Blick ließ sie auf Emerald fallen, den sie lieber nicht riskiert hätte. Vor Schreck ließ sie das Glas fallen und schlug die Hand vor den Mund. „Emerald? Oh mein Gott! Was ist mit dir passiert?“, entsetzt schaute sie in sein entstelltes Gesicht. Hätte sie ihn zuvor nicht gehört, hätte sie ihn nicht wiedererkannt. Sein Gesicht hatte keine Haut mehr. Es war von tiefen Brandwunden übersät aus denen Eiter herausfloß. Tiefe Risse durchzogen sein Fleisch, Schorfreste hingen hinunter und es sah so aus, als würde es verwesen. Sie konnte den Anblick nicht länger ertragen und musste wegsehen. Dabei fiel ihr Blick auf seine Hände. Auch sie waren zutiefst entstellt. Dann sah sie ihm wieder ins Gesicht. Das Einzige, was sich nicht verändert hatte, waren seine ozeanblauen Augen. „Emerald, hast du Schmerzen? Kann ich dir helfen?“, Tina machte einen Schritt auf ihn zu und man konnte die Sorge in ihrer Stimme hören. „Nein! Komm mir nicht näher!“, schrie er, „Verschwinde sofort auf dein Zimmer!“ „Aber ich kann dich doch nicht…“, versuchte sie zu widersprechen als er ihr ins Wort fiel: „SOFORT!“ Ohne jedes weitere Wort rannte sie aus der Küche in ihr Zimmer und schmiss sich aufs Bett. Sie war völlig durcheinander. Was war mit ihm passiert und wieso wollte er ihre Hilfe nicht? Vermutlich, weil sie ihm nicht helfen konnte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Was war nun mit ihnen? Er würde sie nicht wollen und konnte sie ihn noch lieben? Jetzt, wo er so entstellt war? Es dauerte lange bis sie endlich einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)