Melodie des Herzens von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Schlaftrunken stand sie vom Bett auf und machte auf. Vor ihr stand Eric. „Ich muss mit dir reden“, sagte er ernst. „Komm rein“, antwortete sie. Er befolgte ihre Aufforderung und nahm dann auf einem Stuhl neben dem Fenster Platz. Tina setzte sich ihm gegen über aufs Bett. „Also, worüber möchtest du mit mir sprechen?“, fragte sie. „Emerald“, antwortete er, den Blick auf sie gerichtet. Bei seinem Namen spürte Tina, wie ihr die Nackenhaare abstanden. Natürlich wollte er mit ihr über Emerald reden. Aber was wollte er ihr sagen? Dass Emerald nichts mit ihr zu tun haben wollte? Dass sie das Schloss auf der Stelle verlassen sollten? Sie war bereit alles zu tun, wenn er ihr sagen konnte, dass es Emerald gut ging. „Du hast meinen Bruder letzte Nacht gesehen“, begann er. „Ja“, Tina flüsterte fast. „Was denkst du jetzt über ihn?“, fragte er dann. „Wie meinst du das? Was soll ich denn von ihm denken? Für mich hat sich nichts verändert. Für mich ist er weiterhin der Emerald, den ich gestern Morgen kennen gelernt habe“, antwortete sie ihm wahrheitsgetreu. „Du weißt gar nicht wie erleichtert ich bin, dass du das sagt“, einen kurzen Augenblick musste Eric lächeln, doch dann wurde er wieder ernst, „Weißt du, mein Bruder liebt dich, da bin ich mir sicher. Das ist irgendwie seltsam. Ich meine, ihr kennt euch nur wenige Stunden und doch fühlt er sich so zu dir hingezogen.“ „Mir geht es ebenso. Das ist irgendwie so als wären wir durch einen unsichtbaren Faden miteinander verbunden seit dem Augenblick als wir uns das erste Mal in die Augen gesehen haben“, sagte Tina. Eric nickte. „Ich muss dir etwas über meinen Bruder erzählen. Etwas über unsere Familie. Ich bin mir sicher, dass du meinem Bruder helfen kannst, obwohl er anderer Meinung ist“, Eric senkte seinen Blick. Tina hatte so viele Fragen. Die unzähligen Fragen brannten in ihrem Kopf, doch sie blieb still und hörte dem zu, was ihr Eric zu sagen hatte. „Auf unserer Familie lastet ein Fluch“, begann er. „Ein Fluch?“ „Ja. Das klingt für dich sicher total verrückt, aber es ist wahr. Du hast Emerald letzte Nacht gesehen. Der Fluch ist daran schuld. Am besten fange ich ganz von vorne an. Es war vor etwa 150 Jahren. Eine wunderschöne Frau war in unseren Vorfahren verliebt, doch dieser hatte sich in eine andere Frau verliebt und sich dann für sie entschieden. Die Zurückgewiesene schwor ihm Rache und verwandelte sich in einen Dämon. Sie verfluchte ihn. Wenn die Nacht hereinbrach, verwandelte er sich von nun an in ein grässliches Geschöpf. Sein Gesicht und seine Haut waren entstellt.“ „Emerald“, Tina erinnerte sich an sein Gesicht und es fröstelte sie bei diesem Gedanken. „Dieser Fluch wurde von Generation zu Generation an einen Sohn weitergereicht. Jede Nacht verwandelt sich der betroffene Nachkomme. So auch Emerald.“ Eine zeitlang hielt Schweigen. „Ist es denn nicht möglich diesen schrecklichen Fluch rückgängig zu machen?“, flüsterte Tina. „Wir wissen es nicht. Ich habe mir geschworen alles zu tun, um meinem Bruder zu helfen, aber bisher ist es noch keinem gelungen den Fluch aufzuheben. Das Schlimme an diesem Fluch ist aber nicht nur, dass die Betroffenen sich nachts verändern, sondern dass sie sehr früh sterben“, erzählte Eric traurig. „Was?“, Tina war geschockt und ihre Hände begangen unmerklich zu zittern. „Ja, leider. Keiner der Betroffenen wurde älter als 35 Jahre. Einige sind schon mit 30 Jahren verstorben. Emerald hat demnach nur noch wenige Jahre zu leben und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu retten.“ „Oh mein Gott“, Tina hielt sich fassungslos die Hand vorm Mund. Am liebsten hätte sie jetzt angefangen zu heulen. „Aus diesem Grund bin ich jetzt hier. Ich bin davon überzeugt, dass du in der Lage sein könntest den Fluch von ihm zu nehmen“, sagte er und sein Blick machte deutlich, wie viel Hoffnung ihm dieser Gedanke gab. „Aber Eric, wie soll ich das denn tun? Ich würde alles tun, um Emerald zu helfen, aber ich weiß doch nicht wie“, jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr länger zurück halten. „Ich weiß es doch selbst nicht!“, verzweifelt vergrub er sein Gesicht in den Händen, „Ich habe viele Bücher über Flüche gelesen und verschiedenste Nachforschungen angestellt und in vielen Fällen half die Liebe.“ Dann schaute er ihr wieder ins Gesicht. „Emerald hält sich selbst für ein Monster. Er glaubt nicht, dass du dich jetzt, nachdem du ihn so gesehen hast, in ihn verlieben könntest.“ „Die ganzen letzten Stunden konnte ich nur an ihn denken und ich weiß, dass ich ohne ihn nicht glücklich weiter leben kann. Das wollte ich ihm schon den ganzen Tag sagen“, sagte Tina unter Tränen. Abermals nickte Eric. „Ich finde auch, dass ihr reden solltet. Am besten so schnell wie möglich. Du musst zu ihm gehen und ihn dazu bringen dir zuzuhören, denn von alleine wird er sein Zimmer nicht verlassen. Komm, ich zweige dir wo du ihn findest.“ Noch unsicher darüber, was sie zu Emerald sagen sollte, wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und folgte Eric. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)