Never - Forever von SecondHandGefuehl (denn Schmerz verbindet) ================================================================================ Kapitel 2: vergessend - erinnernd --------------------------------- Emmas Augen weiteten sich unmerklich und das leichte Lächeln verblasste gänzlich, bevor sie wieder zu mir aufsah. In ihren Augen schimmerten Tränen, verließen sie jedoch nicht und erneut bestätigte sich mein Verdacht. „Vielleicht.. vielleicht an einem anderen Ort?“ Ihre Stimme brach, bevor sie noch richtig zu Ende gesprochen hatte. „Natürlich. Ich denke ich weiß genau den richtigen Platz dafür.“ Als wäre es normal griff ich nach ihrer Hand und wieder erstaunten mich diese Vertrautheit und die Tatsache das mich ihre Kälte nicht erzittern ließ, obwohl dieses Gefühl so lange her zu sein schien. Ohne ein weiteres Wort verließen wir das Schulgebäude. Ich führte Emma zu meinem Truck und sie nahm auf dem Beifahrersitz platz. Noch bevor wir wirklich beschlossen hatten die Schule zu verlassen hatte ich gewusst an welchen Ort ich sie bringen wollte. Seit einer scheinbaren Ewigkeit hatte ich ihn nicht mehr besucht, doch sein Zauber war für mich nie verloren gegangen. Damals hatte ich dort sein Geheimnis aufgedeckt und nun würde auch sie mir so etwas anvertrauen. Es wirkte richtig sie als einzigen.. einzige andere Person dort hin mitzunehmen. Während der Fahrt sprachen wir beide kein nicht. Emma schien ihren trüben Gedanken nach zu hängen und wenn ich ihr Profil betrachtete wirkten ihre Augen unglaublich alt und dieser zarte kleine Körper zerbrechlich. Unwillkürlich erinnerte sie mich an Alice. Vor wenigen Augenblicken war sie fröhlich und ausgelassen gewesen, doch berührte man diesen einen Punkt in ihrer Vergangenheit kam all der Schmerz zurück.. Und zweifellos war es Schmerz was ihre Hände zittern ließ, so schwach das es kaum zu sehen war, aber trotzdem vorhanden. Wieso vielen mir plötzlich all diese Einzelheiten auf? Seit seinem verschwinden war die Welt kein Ort mehr für mich.. Ich hatte das Interesse an ihr und an meinen Mitmenschen, meiner Umgebung verloren und so unerwartet gewann ich es wieder. ER hatte einmal gesagt ich sei aufmerksam.. zu aufmerksam und würde mich dadurch in Gefahr bringen, aber schlussendlich war Emma keine Gefahr, oder? Sie hatte gesagt, was ich auch dachte, das etwas zwischen uns war, eine Verbindung.. als würden wir einander Trost spenden können.. Als wären wir für den anderen geschaffen.. So fühlte es sich an. Es war Schwachsinn, denn schließlich gehörte ich zu IHM, aber ER hatte mich verlassen und damit ungewollt zu ihr getrieben.. Seit wann dachte ich so über einen anderen.. über sie? Ich hatte Emma mehrere Tage lang beobachtet, jedem Schritt, jeder Regung Aufmerksamkeit geschenkt und wäre mir beinahe wie ein Stalker vorgekommen. Bin ich so abhängig von der puren Existenz,.. der Möglichkeit einer neuen Vampirin? Warum war das so? Die ganze Zeit ging es mir durch den Kopf und so einfach die Antwort war.. so schwer war sie zu finden. „Sind wir bald da?“ Ihre sanfte traurige Stimme riss mich aus meinen Gedanken und einmal mehr blickte ich sie an. „Es dauert noch einen Augenblick.“ Sie nickte und ich schaute wieder auf die Straße, während ihr Blick weiter auf mir ruhte. Ihre Gedanken schienen sich um mich zu drehen, wie meine sich um sie. „Bella..“ „Ja?“ „Warum ich?“ Ich schaute sie verwirrt an. „Wie bitte?“ Ihr Blick wurde unwillkürlich weicher und sie lächelte zaghaft. „Du hast dich vom Rest der Schülerschaft abgekoppelt. Die anderen sagten du wärst seltsam und immer schlecht drauf, seist früher anders gewesen, als..“ Ich verzog schmerzhaft das Gesicht, bevor sie seinen Namen aussprechen konnte und ihr Verständnis lies sie inne halten. „Ich meine nur.. Ich weiß genau warum du, warum ich mich gerade dir so verbunden fühle.. aber du..“ Ich wandte meine Augen wieder auf die Straße, obwohl ich eigentlich weiter in ihre grauen blicken wollte. Warum sie.. Natürlich wusste ich warum.. weil sie ein Vampir war, vermutlich zumindest. Ich hatte nichts von ihrem Schmerz geahnt, davon das sie den Verlust verstehen würde aber.. aber ich wusste sie würde mich auf irgendeine Art und Weise verstehen.. Sie war vielleicht eine Vampirin.. Wenn, dann könnte ich mit ihr über alles reden, über meine Vergangenheit, über sie und vor allem über IHN.. War es das?.. Aber wie sollte ich es ihr sagen? „Ich denke.. weil ich dachte du würdest es verstehen können.. warum ich so bin.. Vielleicht ahnte ich, dass du mir helfen könntest?“ Sie sah mich weiter nachdenklich an. „Meinst du das kann ich?“ Wir schwiegen eine Zeit lang und die Frage blieb unbeantwortet ihm Raum stehen. Sie tat es doch schon, oder? Ich fühlte mich ein wenig heiler in ihrer Nähe.. ihre kalte Umarmung, die mich an bessere Zeiten erinnerte und ihre Andersartigkeit, die mich davon abhielt in Schmerz zu versinken halfen mir.. „Ich bin mir nicht sicher, aber.. irgendwie fühle ich mich nicht mehr ganz so kaputt.. Als wäre da eine kleine Chance etwas von der Vertrautheit, von mir selbst wieder zu finden.. Es ist vollkommen verrückt so etwas nach einer so verdammt kurzen Begegnung zu sagen, aber ja.. ich denke du hilfst mir.“ In ihre Augen kehre etwas von dem strahlen zurück, das vor wenigen Minuten ihr ganzes Handeln beherrscht hatte.. Die Begegnung auf dem Gang, als ich in sie hinein gelaufen war, sie mir kichert auf geholfen hatte schien so lange her zu sein.. Im Nachhinein fühlte ich mich schlecht deswegen. Ich war absichtlich in sie hinein gelaufen um sie auszuspionieren.. Es kam mir nun falsch vor, doch ich konnte nicht bereuen, denn nun saß sie hier neben mir und lächelte mich an. „Danke Bella, für deine Ehrlichkeit und dafür das du einfach da bist.“ Auch mir stahl sich ein kleines, flüchtiges Lächeln aufs Gesicht, das ich in mehreren Monaten nicht gezeigt hatte. Ihre Anwesenheit war fast wie ein Rausch, ein Strudel der mich mit sich sog.. Es war wirklich krank wie ich hier saß und über sie dachte, aber ich konnte es nicht abstellen, wollte es vielleicht auch gar nicht. Emma gab mir halt in einer Welt, die nicht mehr meine gewesen zu sein schien und in die sie eigentlich selbst nicht gehörte. Ich parkte den Wagen direkt an dem Waldweg und begann mit ihr quer Feld ein durch den Wald zu stapfen. Selbst hier, wo ich dem Ort, UNSEREM Ort immer näher kam, zerfiel ich nicht völlig, weil sie wieder meine Hand hielt und mir Beständigkeit gab. Der langsam einsetzende Nieselregen störte keine von uns. Wir liefen einfach weiter unserem Ziel entgegen und als wir endlich durch die Bäume brachen und jene Lichtung erreichten brach ein Sturm verschiedener Emotionen in mir los. Es sah aus wie immer. Die Wiese, die Bäume drum herum.. Ich bildete mir sogar ein da sei noch immer die Kuhle, wo wir zuletzt gelegen hatten. Bilder stürzten auf mich ein,Bilder, die mein Verstand vergessen, doch an die sich mein Herz erinnern wollte. ER und ich, gemeinsam, lachend, uns anschauend, einander küssend.. Die Berührungen wirken wieder so real und jagten mir Schauer über den Rücken. Nie hätte ich mir vorgestellt das der Schmerz schlimmer werden könnte, doch er brannte sich immer tiefer in mich hinein und schien nie mehr zu enden.. Ich fiel auf die Knie und meine Hände zitterten unkontrolliert. Emmas Rufe nahm ich nicht wahr, blendete sie aus, bis sich ihre schmalen Arme um meine Schultern legten und ich ihre kalte Haut auf meiner spürte. Dieses Gefühl stoppte das Brennen, das Zittern endete abrupt, als sich ihre Hände um meine schlossen. Immer wieder flüsterte sie meinen Namen und es dauerte nur einige Sekunden, bis ihre Worte in meinen Verstand drangen. „Bella, Bella, komm zu dir. Ich bin hier.. Ich bin bei dir!“ Ihre Umarmung wurde fester und ich schmiegte mich an sie. Sie gab mir halt, zog mich aus dem Sumpf der Erinnerungen, brachte mich in die Gegenwart und zwang mich sie anzusehen. „Komm Bella, lass uns gehen. Bitte.“ Ich schüttelte nur heftig den Kopf. „Ich möchte es hier.“ „Was?“ „Ich möchte das du es mir hier erzählst und ich.. ich dir auch erzählen kann, was hier begonnen hat.“ Es war nur ein leises, wirres Flüstern, doch sie schien trotzdem zu verstehen und half mir auf. Bevor ich es wirklich entschieden hatte, waren diese Worte aus meinem Mund gewesen.. Es stimmte, ich wollte ihr alles erzählen und vielleicht würde es mir helfen hier, an dem Ort wo ER und ich zu einem WIR geworden waren darüber zu sprechen und endlich einen Schlussstrich darunter zu ziehen. Mein Herz war beim Anblick dieser Erinnerungen erneut gebrochen und hatte nun.. Ich hatte nun die letzte Hoffnung aufgegeben.. sie ziehen lassen. ER war Vergangenheit.. Sie alle waren es. Sie sind gegangen und kommen niemals zurück. Zusammen mit Emma setzte ich mich auf die Mitte der Lichtung, dort hin wo ER und ich so viele Male gesessen hatten. Einen Augenblick herrschte Schweigen, bevor ich in Emmas helle Augen schaute und sie langsam zu erzählen begann.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)