Predator and Prey von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Liebe kann auch weh tun. ----------------------------------- Schnell rannte ich Alice hinterher. Ihre kurzen, dunklen Haare wehten elegant im Wind, als würde sie einen Werbespot für glänzendes Haarshampoo machen und nicht vor mir weglaufen.. Wie alle aus ihrer Familie, sah sie aus wie ein Model. »Na los, Bella! Kannst du nicht schneller laufen?«, hörte ich sie belustigt fragen. Zornesröte stieg mir ins Gesicht, natürlich war ich nicht annähernd so schnell wie ein Vampir. Doch aufgeben durfte ich nicht! Nicht, wenn die hübsche Alice meinen schwarzen Spitzen-BH in der Hand hielt und geradewegs auf ihn zusteuerte. Doch so wie ich mich kannte, und ganz Forks auch, musste wohl etwas passieren: Ich sah nicht die böse Wurzel, die plötzlich meinen Weg versperrte ... Nein, ich sah sie doch: Als ich mit einem dumpfen Geräusch auf den dreckigen Waldboden prallte. Ich rieb mir den Schmutz aus meinem schmerzverzerrten Gesicht und konnte noch erblicken, wie Alice zu ihrem Bruder tanzte. Mit meinem BH. Bitte nicht ... »Edward! Sieh mal, das habe ich in Bella's Tasche gefunden.« Mist! War ja klar, immer ich ... Mit dem schwarzen Teil in den Händen lief mein Liebster auf mich zu. Nicht noch diese Blamage! Er grinste mein allerliebstes schiefes Lächeln und fragte mich mit entzückend verführerischer Stimme. »Stimmt das? Gehört der« - er hob den BH genau vor mein errötetes Gesicht - »dir, meine liebe Isabella?« Oh nein ... Am liebsten würde ich im Boden versinken und erst wieder auftauchen, wenn die ganzen Vampire endlich weg waren. Aber nein, die Cullens mussten ja hier bleiben. Und warum? Weil ein gewisser Edward Cullen an meinem Blut interessiert war ... Ok, nicht ganz so wie ich es meinte: Mein Blut war anziehend auf ihn. Und er war anziehend auf mich. Und wie! Doch nun zurück zum Geschehen: Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. »Ja«, gestand ich ihm. Er lachte leise. Und wurde immer lauter. Und lauter. Und lauter. Mein Gesicht glich nun einer überreifen Tomate. »Würdest du bitte aufhören, mich auszulachen?«, fragte ich bissig. Doch meine Aussage brachte ihn noch mehr in Ekstase. Und wie es kommen musste, bekamen die anderen Cullens von Edwards Geschrei mit und eilten zu uns. Emmett - der eigentlich der Liebste von allen war - begann mitzulachen. Ihm folgte Rosalie, die - dank unserer fehlenden Beziehung - nicht lachte, und dafür war ich ihr sehr dankbar. Und noch Jasper und Alice, die wohl nicht bemerkt hatte, dass ich hinfiel. Als alle mich (!) auslachten, lief das Fass über. »Ihr seid so gemein!«, rief ich aufgebracht und rannte mit Tränen in den Augen weg. In den Wald. Allein. Und ließ fünf verdutzte Vampire zurück. Dieses Mal war Mutter Erde gütig und keine Wurzeln ließen mich unsanft auf die Erde plumpsen. Nach drei Minuten Sprint kam ich hinter einem dicken Baum zum stehen. Mein Herz raste, ich fühlte mich schwach, da ich einfach weg gerannt bin. Langsam beruhigte sich meine Atmung. Ich war nicht geboren, um Sport zu treiben! Ich wischte mir die restlichen Tränen von den Wangen, als plötzlich ein leichter Luftzug meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Neben mir stand - mit einem überraschend traurigen Blick - mein Lieblingsvampir. Es war klar, dass er mir gefolgt war, und auf jeden Fall war er schneller als ich an meinen besten Tagen. Wie gern hätte ich ihn nur angesehen, mein Verlangen wäre augenblicklich gestillt. Doch er hat mich ausgelacht, und dafür wird er bezahlen! Ich versuchte, ihn gekonnt zu ignorieren, doch sein Atem in meinem Nacken raubte mir den Verstand. »Was willst du? Habt ihr mich noch nicht genug gedemütigt?«, fragte ich mit erstickter Stimme. Dann überwand ich meine Angst und drehte mich zu ihm um. Mein Blick hielt seinem Stand. Zum Glück. Dann sagte Edward etwas, was ich in meinen kühnsten Träumen nicht von ihm hören wollte. »Verlasse mich«, forderte mich Edward auf. Meine Pupillen weiteten sich, mein Herz setzte für einen Blick aus, genauso wie mein Atem. »W ... was?«, flüsterte ich entsetzt. »Ich möchte, dass du mich verlässt«, wiederholte er. In seinen trüben Augen schimmerte ein Glanz von Selbstmissachtung. »Ich bringe dich zum Weinen und das sollte niemals ein Mann tun. Niemals! Doch wenn du es tust, dann bitte schnell, damit es so schmerzlos wie es geht, wird. Außer du willst ...« Keine zwei Sekunden später befand ich mich in seinen kalten, starken Armen. Schlagartig änderte sich seine melancholische Stimmung. Als würde nun ein ganz anderer Edward mit mir sprechen. »Es tut mir so unendlich Leid.« Oh, mein Edward. Zaghaft erwiderte ich seine Umarmung. »Du weißt doch ganz genau, dass eine Trennung uns noch mehr kaputt machen würde. Das könnten wir nicht aushalten!«, hauchte ich. Ich zog seinen Kopf zu mir herunter und berührte seine Lippen für einen Bruchteil einer Sekunde mit meinen. Als mein Mund sich von seinem löste, sah ich ihn mit einem kleinen Lächeln an. »Ich liebe dich so sehr. Und bin so froh, dass solch ein Mann für mich bestimmt ist. Niemals könnte ich dich verlassen«, sagte ich. Auch jetzt lächelte mein Edward und zog mich zu einem leidenschaftlichen Kuss an sich. Es kam mir vor, als wäre ich in einem ultra-kitschigen Liebesfilm. Doch so war das nicht ... Nein, so toll war mein Leben nicht ... Edward löste sich bestimmt von mir und keuchte erregt auf. »Bella ...« Dann spürte ich schon wieder seine eisigen Lippen auf meinen. Ich sog seinen betörenden Duft auf und öffnete meinen Mund. Er kannte meine Reaktionen und jetzt kam eigentlich der Part, wo er mich von sich schob und sich darüber aufregte, dass er sich nicht unter Kontrolle habe. Doch genau das passierte nicht. Er erwiderte mein Handeln und öffnete auch seine Lippen. Bis hierher kamen wir noch nicht. Doch er wusste natürlich, was er jetzt tun musste, denn Edward war in allem gut. Und besser. Er zog mich hart an seinen Mamorkörper heran und seine Hände verschwanden in meinen Haaren. Er vertiefte unsere intime Atmosphäre als er mit einer Hand unter meine Bluse ging. Er streichelte meinen Bauch und hielt mich anschließend an den Hüften fest. »Oh Edward«. keuchte ich, doch das erwies sich als ein großer Fehler. Er stieß mich unsanft von sich, ich knallte mit meinem Allerwertesten auf den Waldboden. »Was ...?«, fragte ich außer Atem. Seine Antwort war ein lautes Luftaufschnappen. Er setzte sich zu mir auf das Moos und nahm mich in den Arm. »Bella, was machst du nur mit mir? Ich habe gerade den Verstand verloren ...« »Und das war ganz gut«, entgegnete ich ihm. »Du bist wahrlich ein Gott im Küssen!« Seine geschickten Hände wanderten über meinen Rücken hoch zu meinen Haaren. Wie ein Ritual schob er sie nach hinten um die empfindliche Stelle unter meinem Ohr zu küssen. Seine Lippen waren kalt. Und in mir brodelte das heißeste Feuer. »Also Bella ... Das war genug körperliche Liebe für die nächsten zwei Wochen«, verkündete er grinsend. Seine Augen sprachen das Gegenteil. Sie glänzten und waren erhellt. Ihm gefiel es. Das wusste ich. Edwards Wange legte sich auf meine Brust und er lauschte meinem rasenden Herzschlag. Mir war es peinlich, aber was tat ich nicht alles für ihn? Bewegen konnte ich mich in seiner Gegenwart so gut wie nie. Wir lagen lange in dieser Position. Die Dämmerung brach an und eine unglaubliche Schwärze verschluckte den blauen Himmel. Die Bäume - die uns umringten - sahen nun gefährlich aus, der ganze Wald schien jetzt ein Spieleparadies für Monster und unheimliche Wesen zu sein. Doch Angst hatte ich nicht, denn ein Monster lag direkt neben mir und küsste mich auf die Stirn. Ich war glücklich, auch wenn es nicht mehr so lange bleiben wird wie es momentan ist ... Mein Edward riss mich aus den Gedanken, als er etwas fragte, was mir auf der Stelle wieder eine zu gesunde Gesichtsfarbe verlieh. »Sag mal, was ist jetzt eigentlich die Sache mit dem BH?« Ich hatte umständig darauf gehofft, er hätte das vergessen. Doch zu früh gefreut. Ich versteckte mich an seiner bequemen Brust. »Muss ich darüber sprechen?«, fragte ich leise. »Nein, musst du nicht. Aber da ich deine Gedanken ja nicht lesen kann, ist es ziemlich schwer für mich zu wissen ...« Er brauchte nicht weiterzureden. Ich schaute ihn aus verliebten Augen an. Danach blickte ich über meine Schulter hinein in den dunklen Wald. »Es ist Abend. Wir sollten uns auf den Weg machen, sonst wird Charlie noch sauer und verdonnert mir bestimmt wieder Hausarrest. Und du willst ja nicht jede Nacht immer durchs Fenster zu mir kommen, oder?«, versuchte ich, das Thema zu wechseln. Edward sah sich auch um. Dann stand er auf und zog mich mit. »Du hast Recht, es ist dunkel und ich möchte keinen Ärger von Seiten Charlies bekommen.« Er nahm mich bei der Hand und wir liefen ein paar Schritte, bis plötzlich alles ganz schnell ging. Ich fand mich schließlich an einem Baum geheftet wieder. Vor mir Edward, dessen Hände verhinderten, dass ich irgendwohin fliehen konnte. Sein Gesicht war meinem extrem nah. Auch wenn ich es schon einigermaßen gewohnt war, sein unbeschreiblich süßer Duft machte aus mir eine leichte Beute. »Das Lamm ist hilflos. Die Herde ist verschwunden und der Löwe vor ihm lässt keine Gedanken an irgendeine Flucht«, flüsterte er. Oh mein Gott, diese Stimme! Ich schätzte die Situation ab, er würde mich wohl solange nicht freilassen bis ich mitmachen würde. Löwe und Lamm... Und ich kam zu dem Entschluss, bei seinem Spiel mit zuspielen. »Aber wird der böse Löwe dem armen kleinen Lamm etwas tun?« Edward grinste und seine weißen Zähne blitzten in der Dämmerung. Sein Daumen strich über meine geöffneten Lippen. Ich dachte, es wäre genug körperlich Liebe ...? »Nein, der Löwe wird dem Lamm nichts tun. Dafür findet er das Lamm viel zu schön. Das arme Lamm darf keinen Dreck an sich haben, es darf nicht von dem bösen Löwen beschmutzt werden. Wenn das Lamm ganz brav ist und stillhält, dann wird der Löwe auch seine Beherrschung nicht verlieren«, gestand er lächelnd. Sein schiefes Lächeln, für das ich Unmengen an Geld opfern würde. »Also«, begann er. »Du musst mir nur eine Frage beantworten. versprichst du es mir? Bitte.« Ich konnte nicht mehr klar denken, so sehr war von ihm besessen. Ich nickte. »Gut«, er grinste. »Was ist jetzt mit dem BH?« Ach, auf das wollte er hinaus? Verdammt, ich habe es ihm versprochen, dass ich antworte ... Wie sollte ich da nur antworten, ohne dass Edward wütend auf mich sein wird? »Nun ja, ich dachte mir, dass wenn ich bei dir bin, könnte ich auch einmal die Initiative ergreifen und ... du weißt schon, was ich meine«, sagte ich. Er japste erschrocken auf. Seine Augen spiegelten Trauer. Tiefe Trauer. »Bella.« Es war wie Musik in meinen Ohren, wenn er mein Name aussprach. »Ich kann nicht mit dir ... du weißt schon was. Ich kann mich doch noch kaum beherrschen, wenn ich dich nur küsse! Bei so etwas intimen, ich weiß nicht. Es tut mir Leid. Erst wenn du nicht mehr so zerbrechlich bist.« Dass er so darüber dachte, machte mich todtraurig. Ich befreite mich aus seinem Griff und drehte ihm den Rücken zu. Ich kämpfte mit den Tränen, und - überraschenderweise - gewann ich. Ich wollte nicht schwach sein. »Du wirst der Erste sein. Und der Einzige«, flüsterte ich. Meine Aussage macht ihn noch trister. Er ging auf und ab. Seine Stirn war in Falten geworfen, er schien zu überlegen. »Versteh doch, Bella. Ich kann nicht mit dir so weit gehen. Ich werde die Kontrolle über mich verlieren und vielleicht werde ich dir wehtun. Wir haben darüber doch schon einmal gesprochen. Du bist so zerbrechlich und ich könnte dich auf der Stelle umbringen, doch wollte ich dich nur berühren.« Es klang für mich nur wie lauter Müll. Alles Ausreden. »Warum kannst du denn nicht mal dich gehen lassen? Ist das so schwer? Oder liegt es einfach daran, dass ich dir zu hässlich bin?«, zu Ende des Satzes brach meine Stimme weg. Eigentlich wollte ich nicht »hässlich« sagen, doch das schien mir das einzige Wort, was meine hysterischen Gedanken beschreiben konnte. Auch wenn ich wusste, dass er es so nicht meinte... Ich musste meine Wut an jemandem auslassen. Jetzt wurde er sauer. »Wie kannst du so etwas sagen?! Du und hässlich?«, schrie er. Mit einer Hand hob er einen Stein und zerdrückte ihn, bis nur noch Staub übrig war. »Siehst du? Ein Stein ist so zerbrechlich. Du bist so zerbrechlich. Du weißt nicht, was ich darüber denke! Du weißt gar nichts! Du weißt nicht, dass ich jede Nacht - wenn du mich rein gelassen hast und ich mit dir in deinem Bett liege - das unendliche Verlangen danach habe, auf der Stelle über dich herzufallen! Wenn ich dich atmen höre, wenn ich höre, wie du im Schlaf meinen Namen flüsterst, was denkst du denn, was ich denke? Dass du hässlich bist ...?«, er lachte gekränkt und verbittert auf. »Oh nein, meine liebe Bella.« Jetzt war wieder einer der seltenen Momente, in denen ich Angst vor meinem Edward hatte. Zitternd presste ich mich gegen einen Baum und schluckte den dicken Klos in meinem Hals herunter. »Edward, du machst mir Angst«, hauchte ich. Wie auf Kommando änderte sich sein Wesen. Die Gesichtszüge wurden weich, seine aufgebrachte Haltung wich einem geschmeidigen Gang und er ging auf mich zu. Ich drückte mich schmerzhaft gegen den Baum. »Bella.« Ich schloss die Augen um mich zu sammeln. Als ich sie wieder öffnete, war sein Gesicht nur höchstens dreißig Zentimeter von meinem entfernt. »Ich liebe dich von ganzem Herzen«, gestand er mir. Meine Wangen wurden rosig, ich hatte immer noch leichte Angst vor ihm. Doch sie schwand immer mehr. Mit voller Leidenschaft küsste er mich auf die Lippen. Ich hielt still, wie es das Lamm auch sollte ... Während des Kusses liefen mir die Tränen in Strömen über die Wangen. Jede einzelne fing Edward auf und leckte sie ab. Das geschah viel zu schnell. Wie vieles. Aber meine Tränen wollten nicht stoppen. Immer mehr kamen dazu, Edward machte es sich schwer, alle aufzufangen. Und dann schluchzte ich. Und schluchzte noch einmal, und noch einmal. Mein Vampir nahm mich in die Arme und drückte mich an sich. Ich sog seinen Duft auf, doch der Schmerz hörte nicht auf. Es fühlte sich an, als gäbe es nun einen großen tiefen Riss in meinem Herzen. Und der Riss wuchs, wenn er nicht endlich seine menschlichen Bedürfnisse wahrnahm. Ich wusste, Edward war nicht Schuld. Es war meine. Ich war zu aufdringlich, nur weil ich nach ihm besessen war! Edward wusste nicht so recht, was er tun sollte, also hielt er mich die ganze Zeit über in seinen Armen. Als der Tränenfluss langsam verebbte, fand ich auch meine Stimme wieder. »Es tut mir Leid, Edward. Ich werde nicht mehr so aufdringlich sein. Ich -« Abrupt legte er einen Finger auf meine Lippen. »Shhht. Weißt du, ich glaube nicht, dass es jetzt weit kommen wird. Aber mit der Zeit werde ich mich besser unter Kontrolle haben und irgendwann - das verspreche ich dir - wird es soweit sein. Könntest du dich mit Kleinem auch zufrieden geben?«, fragte er mich. Ich war überrascht. Edward hatte wirklich zwei Seiten. Seine alltägliche Seite, die so gut wie jeder kannte ... und diese neue Seite, die ich wohl als erste zu sehen bekam. Diese neue Seite mochte ich, sie wollte menschlich sein, auch wenn das nicht mehr ging ... Ich nickte nur. Ja, irgendwann wird es soweit sein. Irgendwann. Und um nicht zu vergessen: Irgendwann werde ich auch einer von ihnen sein. Alice werde ich noch überreden, ha! ... Das hatte gerade die niedrigste Chance, doch es interessierte mich wenig. Solange ich noch bei ihm war ... Wir machten uns auf den Weg zu Charlie, der bestimmt schon mit dem Gewehr in der Hand auf uns wartete. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen, da ich mit ihm abends allein war. Doch bei ihm brauchte ich mir - meistens - keine Sorgen machen. Ich verabschiedete mich nicht von den Cullens, wenn man so gemein ist, verdient man einen Abschiedsgruß nicht! Doch morgen in der Cafeteria würde ich wohl nachgeben müssen. Im silbernen Vovlo redeten wir kein Wort miteinander. Stattdesses nahm Edward meine linke Hand in seine rechte. Als wir zu hause ankamen, gab es schon ein Problem. Billy und Jacob saßen mit Charlie auf der Veranda und unterhielten sich. Edward verzog das Gesicht. »Hmmm.« Ihm gefiel es nicht, dass Billy - und besonders Jacob in meiner Nähe waren. Die Wölfe waren ja die Erzfeinde der Vampire und Jacob war offensichtlich an mir interessiert. Edward war immer noch auf ihn wütend, da er - als er weg war - sich um mich »kümmerte«. Und Billy konnte man mit dem Teufel vergleichen. Auch wenn er nur nett sein wollte, er mischte sich eindeutig in zu viele Dinge ein. »Sehen wir uns gleich?«, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, aber ich muss über alles nachdenken.« Das konnte ich ihm nicht verübeln. Was heute passiert ist, musste erst einmal verarbeitet werden. »Bis morgen, Bella. Ich liebe dich«, sagte er und mein Herz begann schneller zu pochen. Das hörte er natürlich und schenkte mir sein schiefes Lächeln. Anschließend küsste er mich ... auf den Mund. Vor Billy und Jacob! Ich stieg aus dem Wagen und winkte ihm noch zu. An den Außenspiegeln bemerkte ich, dass er lachte. Wie unverschämt! »Hallo«, begrüßte ich sie. Ich gab meinem Dad einen Kuss auf die Wange. Billy's Ausdruck in seinem Gesicht glich, als hätte mich gerade ein Bär verspeist. Pures Entsetzen! Und Jacob schaute mich trist an. »Jacob, was macht das Auto?«, fragte ich, um die angespannte Stimmung zu lockern. »Gut, gut«, sagte er. »Kann ich mal mit dir unter vier Augen reden?« Ich ahnte schlechtes. Trotzdem antworte ich ihm, wir könnten hoch in mein Zimmer gehen. Oben angekommen, setzte er sich auf mein Bett und sah mich schief an. Mit einer Hand klopfte er auf das Bett. Ich sollte mich also neben ihn setzen ... »Bella, du weißt, auf was du dich da einlässt? Er ist gefährlich.« Meine steife Haltung wich, ich ließ mich auf das Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Jacob«, begann ich. »Das Thema hatten wir doch schon.« Meine steife Haltung wich, ich ließ mich auf das Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Es ist meine Entscheidung, was ich mache. Nicht?« Er schnaubte verächtlich auf. Plötzlich hielt er meine Handgelenke mit einem eisernen Griff fest, ich dachte schon, es wäre ein Schraubstock, der verhinderte, dass ich nur eine Bewegung mit den Händen ausführen konnte. »Bella. Er ist gefährlich. Warum bleibst du nicht bei mir? Ich würde immer auf dich aufpassen«, versprach er mir, doch seine Aussage ließ mich kalt. Auch wenn Jacob sozusagen mein bester Freund war, über solche Sachen konnte er nicht entscheiden. »Ja, klar«, fiel ich ihm ins Wort. »Und wenn wir uns streiten? Was wirst du dann machen, wenn die Wut dich überrollt? Du kannst mir nicht sagen, es würde mir nichts passieren. Was hat Sam gemacht? Siehst du seine Augen, wenn er vor seiner Verlobten steht?« Ich drehte meinen Kopf von ihm weg. Ich wollte nicht in sein Gesicht sehen, ich wusste, was jetzt in seinen Augen stand. Er hatte es mir am Jahresabschlussball gesagt. Als ich ihn fragte, ob er sich schon einen Blick auf eine geworfen hatte. Seine Antwort traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. »Ja. Aber sie ist schon vergeben.« Seine Hände ließen meine los, doch ich nahm sie wieder und legte sie auf meine Wange. Er glühte. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass mein Liebster eine Temperatur wie Stein hatte, mein bester Freund eine lodernde Hitze. »Jacob ... Verzeih mir, bitte.« Zaghaft umarmte ich ihn. Ich dachte, er wäre jetzt darüber einigermaßen hinweg, doch da lag ich wieder einmal falsch. Seine großen Hände umfassten mein Gesicht beinahe grob, seine dunklen Lippen kamen auf mich zu. Oh nein, nicht mit mir! Wie durch ein Wunder hörte ich ein Räuspern und ich schaute zur Tür. Da stand keiner. Jacob knurrte. Jetzt wusste ich auch, wo das Räuspern herkam. Ich sah zum Fenster, und dort saß eine Person. Es war ... Emmett? Jacob war nicht sonderlich begeistert, dass abends ein Vampir ohne jegliche Schwierigkeiten in mein Zimmer eindringen konnte. »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte Emmett. Ich stand auf, lief auf ihn zu und umarmte ich sanft. »Hallo Emmett.« Er erwiderte meine Umarmung. »Na, Kleine. Hast du dich beruhigt?«, fragte er belustigt. Ich errötete und nickte. Er wuschelte über meine Haare, wie bei einem kleinen Kind. Dann sah er sich Jacob an. Auch wenn der Wolf größer war ... Emmett war ziemlich gut im Einschüchtern! Jacob sah uns nur missbilligend an. »Keine Angst, Wolf. Ich tu deiner kleinen Freundin nichts. Ich will ihr nur etwas vorbeibringen.« Emmett wandte sich an mich. Aus seiner Jackeninnentasche holte er etwas raus, das mir sofort bekannt vor kam. »Das hast du in Edwards Zimmer vergessen.« Er betonte Edward mehr als nur gut. In der Hand hielt er meinen schwarzen Spitzen-BH. Ich quiekte laut los, entriss ihm mein BH und stopfte ihn in irgendeine Schublade. Jacob erhob sich und lief zur Tür. »Es tut mir Leid, Bella. Aber ich denke, wir sprechen irgendwann mal wieder, wenn keine Blutsauger in der Nähe sind. Tschüss.« Und schon war er weg. »Oh, sorry Bella, dass ich dir den Wolf vergrault habe.« Emmett lachte. Ich schmunzelte. Emmett war so nett - obwohl das heute nicht nett war ... »Ach, bevor ich's noch vergesse. Ich soll dir noch etwas von Edward geben.« Jetzt war ich gespannt. Was wollte Edward mir geben? Noch etwas hatte ich ja nicht bei ihm vergessen ... oder? Doch ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Emmett mich leicht auf die Wange küsste ... Moment mal, küsste?! »Das würde Rosalie nicht gefallen, wenn sie das sehen würde. Also das war das von Edward.« Er musste noch mehr lachen, als er mein verdutztes Gesicht sah. Ich sagte ihm, er solle Edward meinen Dank ausrichten, wir mussten uns zurückhalten, so laut zu lachen, nicht dass Charlie oder Billy etwas mitbekamen. Jacob war jetzt gerade ein geringes Problem. Er würde nie etwas erzählen, auf sein Wort konnte man vertrauen! »Gute Nacht. Bella. Schlaf gut«, sagte Emmett. »Ja, du auch.« Endlich konnte ich ich »Insiderwitze« auch verstehen und anwenden. Emmetts Lachen ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich ging nach unten, sagte allen gute Nacht und verdrückte mich - nachdem ich meine »menschlichen Bedürfnissen« in Sachen Hygiene gestillt hatte - auf mein Zimmer. In dieser Nacht träumte ich das erste Mal von Edward und mir und was wir tun würden, wenn er sich gehen lassen würde ... Kapitel 2: Hänseleien sind hier nicht erlaubt. ---------------------------------------------- Am nächsten Morgen weckte mich der Baum an meinem Fenster, der an die kahle Hauswand peitschte. Ich wachte mit einem erstickten Schrei auf. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich bemerkte, dass es nur der Baum war ... Ich fischte mir eine Schüssel aus dem Küchenschrank und warf ein paar Cornflakes hinein. Ich stocherte mehr in der Pampe herum, anstatt zu essen. Ich hatte einfach keinen Hunger. Dafür waren zu viele Schmetterlinge in meinem Bauch. Als der silberne Volvo vor unserem Haus stand, war ich schon längst bereit. Ich lief aus dem Haus und stieg unsicher in das Auto. Edward saß da wie ein junger Gott und grinste mich an. »Hallo.« Seine samtartige Stimme klang noch verführerischer als zuvor. Doch nicht so wie in meinem Traum ... Augenblicklich erinnerte ich mich daran. Und mir stieg eine dunkelrote Farbe ins Gesicht. »Hi«, hauchte ich und versuchte, die erneute - noch stärkere - elektrische Spannung zu ignorieren. Leider bekam mein Vampir etwas von meiner Gefühlsänderung mit, wahrscheinlich da er meinen Herzschlag besser hörte wie ich. Und der war ziemlich hoch. »Ist alles ok mit dir? Du siehst aus, als hättest du Fieber.« Wenn du wüsstest ... Ich bemühte mich, nicht berauscht zu klingen, doch Edwards Nähe machte mich verrückt. »Ja ... klar, alles ok«, japste ich. Wir fuhren zur Schule und Edward stellte mir mal wieder Fragen aus meiner Kindheit. Er fragte mich nach meinen Lieblingsspeisen, nach meinem Lieblingsparfüm und nach anderen Nichtigkeiten. Ich konnte nicht in seine strahlenden Augen sehen, so musste sich Edward wohl auch fühlen. Eine Droge. Eine Droge. Meine Droge. Nur, dass er nicht nur meine Nähe begehrte ... An der Forks High School angekommen, stieg ich so schnell es ging aus. Doch wie es die Natur so wollte, lag unglücklicherweise ein Stein im Weg und lachte teuflisch auf, nur weil er wusste, dass er mich außer Gefecht setzen konnte. Ich wich dem bösen Ding aus, doch lief über meine eigenen - offenen - Schnürsenkel. Ich machte mich bereit, gleich den kalten Betonboden zu küssen, doch das geschah nicht. Edward hielt mich an der Hüfte fest und ich baumelte wie ein Jojo in seinen Armen. »Danke«, stammelte ich und richtete meine Kleidung. Zusammen gingen wir in die Schule, sprachen jedoch kein Wort miteinander. Die Erinnerungen an meinen Traum verschwanden nicht. Umso öfters ich ihn ansah – und es tat mir sehr Leid für den Biologie Unterricht – umso stärker wurde die Spannung. »Oh, Bella.« ... »Ah ... Uh, Edward ... ich, ah.« So ging das den ganzen Tag, bis zur Mittagspause. Ich konzentrierte mich darauf, nicht neben Jasper zu sitzen, denn noch mehr Probleme wollte ich mir nicht machen. Stattdessen saß ich zwischen Edward und Emmett, wobei Letzterer mich wegen der Sache mit dem BH immernoch aufzog ... Wie es das Schicksal so wollte, erspürte Jasper die Situation und fragte mich, ob es auch wirklich gut gehe. Ich nickte nur mit dem Kopf. »Kann ich dich trotzdem kurz sprechen?« Verwirrt sah ich ihn an, dann Edward, doch er konnte Jaspers Gedanken nicht lesen, da dieser an etwas anderes dachte. Vorsichtig folgte ich ihm, bis wir uns an einen leeren Tisch saßen. Weit weg von den anderen. »Bella, du weißt ja, dass wir« - sie benutzten das Wort Vampir ziemlich selten - »hören können, was die anderen sagen. Auch wenn wir weiter weg sitzen.« Ich nickte noch einmal. »Darum werde ich es aufschreiben. Ist das ok für dich? Ich möchte nämlich nicht, dass du Schwierigkeiten wegen mir bekommst.« Jetzt wusste ich gar nicht mehr, was er wollte. Ich reichte ihm einen Stift und ein Ballt Papier. Er schrieb etwas auf, doch meine menschlichen Sinne waren nicht mal annähernd so stark, dass ich es nicht mitlesen konnte. »Gib mir den Zettel – natürlich mit der Antwort - wenn wir am Parkplatz sind.« Es klingelte. Ich sah nur noch, wie er leicht vor sich hin kicherte und verschwand. Benommen stand ich auf und ging zum Unterricht. Der Rest des Tages verlief ziemlich schnell, wofür ich auch sehr dankbar war. Gerade als ich auf den Parkplatz trottete, fiel mir ein, dass ich den Zettel noch gar nicht gelesen hatte. Ich zog ihn aus meiner Hosentasche und begann – während ich zu den Cullens lief - zu lesen. Diese feine und wundervolle Handschrift... Bella, hast du letzte Nacht von dir ... und Edward geträumt? Weißt du, Alice hatte wieder eine Vision von den Volturi und seit einer Woche 'beschützen' wir dich, du verstehst hoffentlich: Dich beschatten, an deinem Haus Wache halten (über Nacht) etc. Und letzte Nacht war ich dran... Und ich habe einige stark positive Wellen vermittelt bekommen, außerdem hast du dauernd seinen Namen... gestöhnt? Es tut mir furchtbar Leid, dass ich mich unabsichtlich da einmische... ich werde Emmett auch nichts erzählen. Bei dem hast du ja schon genug zu leiden :-) Ich schluckte laut. Sehr laut. »Oh. Mein. Gott«, hauchte ich. Nein, Gott konnte mir da auch nicht mehr helfen. Nicht dass ich Angst hatte, dass Alice irgendeine Vision von mir und ihm hätte, jetzt kam noch dieser Möchtegern-Gefühlswisser und zerstörte meine kleine geheime Welt der Intimität ... »Na Bella, wieder mal in Gedanken versunken? Kannst dir ja nicht so viele Dinge merken wie wir.« Emmetts schallendes Gelächter holte mich zurück in die Wirklichkeit. Oh, bitte nicht Emmett, alle, nur nicht ihn! »Hallo«, brummelte ich und stieg in den Volvo. Ich schaltete auf stur und ignorierte sein Lachen. Ehe ich wieder in Gedanken versinken konnte, klopfte es an der Scheibe. Verwirrt sah ich nach rechts und sah dort Jasper. Womöglich wartete er auf die Antwort. Ich schielte hinter ihn. Edward unterhielt sich noch mit Alice, da sie und Carlisle in ein paar Tagen jagen gehen wollten. Als ich genau wusste, dass die Luft rein war, kurbelte ich das Fenster hinunter und sagte ganz schnell, war aber Bedacht ruhig zu sein »Ja, habe ich. Zufrieden?« Ich schaute ihn grimmig an, doch Jasper lächelte nur. »Danke Bella. Jetzt brauche ich mir keine Sorgen mehr machen, wenn sich dein Herzschlag plötzlich verdoppelt«, sagte er aufrichtig. Ich fiel seiner ungewöhnlichen Gabe in den Bann – meine Wut verschwand – und ich zwang mich zu einem Lächeln. Doch apropos Gabe... »Was ist mit Edward?« Auch auf diese Frage schien der sonst so schweigsame Vampir eine Antwort zu kennen. »Ich versuche, nicht daran zu denken. Obwohl ... es mir vielleicht schwer fallen wird.« »Warum«, fragte ich. Nun grinste Jasper bis über beide Ohren, was mich sehr misstrauisch machte. Er beugte sich zu mir hinunter, bis seine Lippen beinahe mein Ohr berührten. Als sein kalter Atem über meinen Nacken strich, breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. »Heute Nacht hat Edward Dienst.« In meinem Kopf sausten viele Bilder und Geräusche umher – mein Traum von letzter Nacht. Ich versteckte mein Gesicht in den Händen, damit er meine tomatenroten Wangen nicht sehen konnte. Jasper lachte. Ich ließ die Augen noch geschlossen. Ich vernahm zwei kalte Windhauche und ein Grollen – aus einer Brust? - ein sehr tiefes Grollen. Ich nahm die Hände vom Gesicht und ... Oh nein. Ich hatte Angst. Wirklich! Mein Gehirn arbeitete in rasendem Tempo. Dieses Geräusch kannte ich ganz gut. Langsam drehte ich mich zur Quelle des Grollens um. Mein Gesicht war noch gerötet von Jaspers letztem Satz. Und jetzt? Verschwand das leichte Rot und machte einem tiefen Purpur Platz. Er war kurz vorm Platzen und sog die nicht benötigte Luft scharf ein. Dann passierte es ... Mein Gegenüber - natürlich der Clown unter den Vampiren: Emmett - brach in schallendes Gelächter aus. Er hob sich am Auto fest um nicht umzufallen, obwohl Vampire doch tagelang in einer Starre bleiben konnten ... Sein lautes Lachen erregte die Aufmerksamkeit der anderen und gleich darauf waren sie an Emmetts Seite. »Oh Gott, Bella«, sagte er und prustete wieder los »du hättest besser schauen müssen, ob niemand zuhört. Denn als Jasper dir das« -er betonte das letzte Wort übertrieben - »erzählte, kamen Rosalie und ich gerade zum Auto. Auch wenn dein Edward und Alice es nicht mitbekamen, wir konnten es hören. Möchtest du dich darüber äußern, welche Informationen du bekommen hast?« Wieder lachte er. Verlegen sah ich auf meine Hände, die sich krampfhaft in den Sitz bohrten. Und plötzlich fiel mir etwas ein! »Nein, nein nein!«, schrie ich. Ich wusste was Emmett dachte. Und das war ganz und gar nicht toll. Nicht das, was er dachte, eher dass er überhaupt dachte. Denn wenn er etwas dachte, wusste es sofort ... Edward! Und in dem seinem Gesicht spiegelten sich die Gedanken seines Bruders. Ich sprang entsetzt aus dem Volvo und boxte Emmett mit dem Ellenbogen in die Rippen. Autsch! Bestimmt würde ich einen blauen Fleck bekommen! »Na lieben Dank auch! Du zerstörst alle meine gut durchdachten Pläne! Du Dummkopf! Hoffentlich frisst dich beim nächsten Mal ein Grizzlybär auf!« Mit aller Wut, die ich aufbringen konnte - und das war nun sehr viel - stampfte ich auf den Boden. »Verdammt nochmal!« Und weg war ich. Mein Stolz ließ es nicht zu, mit einem Vampir heimzufahren. Und schon gar nicht mit Edward, der nun alles - durch Teufel-Emmett - wusste. Ich watete über die Straße ohne nach rechts und links zu blicken. Sollen sie doch schauen, was mit mir passiert. Ist mir nämlich egal! Nach weniger als hundert Metern wusste ich schon, dass ich verfolgt wurde. Gekonnt ignorierte ich das silberne Auto, das neben mir herfuhr. Edward kurbelte das Beifahrerfenster hinunter und flehte mich bittend an: »Komm Bella. Fahr mit mir, du willst doch nicht nach hause laufen, oder?« »Doch, will ich!« Ich lief schneller. Edward fuhr voraus, parkte ein paar Metern vor mir und stieg aus. Genau vor ihm blieb ich stehen. »Aus dem Weg«, giftete ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Liebster lächelte sanft. Er breitete die Arme aus und guckte wie ein süßes Hündchen - obwohl es Edward nicht gefallen würde, wenn ich ihn Hündchen nennen würde. Ich war beleidigt und rang mit mir selbst, ob ich mein Ego so verletzen sollte ... »Och Mann«, sagte ich und lief in seine Arme. Er umarmte mich fest, als wäre es das erste Mal seit Jahren. Er sog den - für ihn betörenden Duft meiner Haare ein und atmete erleichtert aus. »Du weißt ja gar nicht, wie schwer es ist, nur Sekunden von dir getrennt zu sein.« Seine Aussage ließ mein Herz schneller gegen den Brustkorb schlagen. »Aber ich weiß, wie schwer es ist, von dir getrennt zu sein«, hauchte ich atemlos. Seine wunderbar karamellfarbenen Augen zogen mich in ihren Bann. »Edward«, begann ich »das ist so gemein von dir. Nie kann ich dir böse sein. Wenn ich dich sehe, verfliegt meine Wut gleich.« Empört darüber was ich gesagt hatte, verzog er das Gesicht - sah aber immer noch wunderschön aus. »Bella, ich werde dich nie mehr verlassen. Ich schwöre es dir. Ich verlasse doch nicht mehr das Mädchen, auf das ich fast hundert Jahre gewartet habe ...« Er zog mein Kinn mit seiner Hand nach oben und drückte mir einen kurzen, aber sehr süßen Kuss auf die Lippen. »Ich bring dich Heim. Heute Abend komme ich wieder, also lass das Fenster offen ... Aber das hast du ja schon erfahren.« Ihm schien es Spaß zu machen, mich - genauso wie seine Brüder - um den Verstand zu bringen. Ich verdrehte die Augen. Manchmal gingen mir Vampire echt auf die Nerven! Als Edward mich heimbrachte, wartete schon Charlie - wie immer - auf mich. Ich stöhnte gequält auf. »Was hast du?«, wollte Edward wissen. »Dad gibt mir jeden Tag neue Bewerbungsunterlagen für Colleges. Das ist echt ätzend!«, sagte ich niedergeschlagen. Wir hielten an und der Vampirliebling öffnete mir die Tür. »Bella, das ist doch nicht so schlimm. Du musst doch an deine Zukunft denken«, tadelte er mich. Ich dagegen schmiss mich an seine Mamorbrust und es überraschte mich, wie hart Edward war. »Über meine Zukunft brauche ich mir keine Sorgen machen. Ich sehe mich sowieso als Vampir an deiner Seite. Und Colleges sind langweiliger als den ganzen Tag mit dir zu verbringen.« Ich grinste. »Haha. Du hast wohl heute einen Clown gefrühstückt.« »Alice weiß, was ich meine«, verteidigte ich mich. »Du solltest jetzt rein gehen, Charlie ist kurz davor seine Pistole zu entsichern.« Widerwillig löste er sich aus der Umarmung. Er küsste mich noch einmal kurz, doch wurde mir schwindlig von den Gefühlen, die er in mir auslöste. »Bis heute Abend«, sagte er und stieg ins Auto. Ich lief ins Haus und bereitete mich seelisch auf Charlies Standpauke vor. In der Küche angekommen, roch ich den köstlichen Duft von geräuchertem Fisch. »Hmmm«, brummte ich. »Hat Sue uns Fisch geschenkt?« Charlie nickte. Das Essen verlief still, bis er die Bewerbungsunterlagen mir unter die Nase hob. »Deine Zukunft sollte geplant sein. Hier sind noch mehr Colleges, du musst dich beeilen, du hast nicht mehr lange Zeit!« Das war wohl der einzige Satz, den er heute Abend zustande brachte. Als wir zwei fertig mit essen waren, spülte ich das Geschirr und verzog mich gleich nach oben. Dort wartete ich gespannt auf meinen Retter, der mich aus der Langeweile ziehen sollte. Ein Blick auf die Uhr genügte um zu bemerken, dass ich noch zwei Stunden Zeit hatte, bis er kam. Und natürlich bis Charlie vor dem Fernseher schlief ... Also ging ich duschen. Und das wohl zu lange. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst »erwachte«, als meine Haut der eines uralten Zombies glich. Schnell befreite ich mich aus den Bann des warmen Wassers und trocknete meinen Körper und mein Haar. In ein paar Minuten würde Edward hier sein, dachte ich und lief die Treppen hinunter um Charlie gute Nacht zu wünschen. Als dies erledigt war, sprang ich – fast wie ein Vampir – die Treppen wieder hinauf. Ich konnte es kaum erwarten, ihn bei mir zu haben. Auch wenn wir schon lange zusammen waren, von seiner Schönheit und seines unbeschreiblichen Charakters war ich immer überwältigt. Übereifrig stieß ich die Tür auf und die Enttäuschung machte sich in mir breit. Mein Körper schüttelte sich, da ich das Fenster aufgelassen hatte. Und es niemand bisher wieder zugeschlossen hatte ... Warum ist er noch nicht da?, fragte ich mich. Auch wenn es viel schöner gewesen wäre, wenn er da wäre, nun hatte ich noch etwas anderes zu erledigen. Und das ging nur, wenn Edward nicht in meiner Nähe war. Schnell griff ich zu meinem Handy und wählte eine Nummer, die ich seit längerem in der Kontaktliste gespeichert hatte. Für den Fall, dass ich mich verletze. Ich drückte auf »Wählen« und wartete weniger als eine Sekunde, ehe sich schon jemand meldete. »Hallo, Bella. Was gibt’s?«, fragte mich die fast – Jasper ist in diesen Sachen klar Nummer eins – einfühlsamste Stimme der Welt. Ich beruhigte mich, obwohl es mir sehr schwer fiel, jetzt mit ihm zu reden. »Hallo, Carlisle«, sagte ich »woher wusstest du, dass ich es bin?« Er lachte leicht. »Edward hat mir deine Nummer gegeben und vor knapp einer Minute sagte mir Alice, dass du mich anrufen wirst.« Die Farbe wich aus meinem schon blassen Gesicht. Ich tippte nervös mit dem Fuß auf dem Boden und setzte mich auf das Bett, da ich dachte, ich fiele gleich um. »Heißt das, du weißt schon, was ich mit dir besprechen möchte?« Meine Frage versetzte mich in Panik. Aber noch viel mehr lag es daran, dass Carlisle sich Zeit nahm, zu antworten. Ein Vampir ist unsterblich, der hat Zeit in Massen! »Ja«, hörte ich ihn schließlich flüstern. Die Panik verschwand und ich begann zu hyperventilieren. »Aber ... wenn du es weißt ... und Alice ... dann Edward ...« Ich bekam keinen ordentlichen Satz mehr raus. Die gleiche Sache wie heute am Parkplatz. Edward wusste alles. Außer nun mal meine Gedanken blieben von ihm verschont. Aber sonst wusste er alles. »Keine Angst, Bella«, versicherte er mir »Edward ist jagen gegangen. Und laut Emmett – der kurz zuvor mit ihm gesprochen hat – ist er weit genug weg, um meine und Alice' Gedanken nicht lesen zu können.« Ich atmete aus und mein Puls verlangsamte sich. Endlich eine gute Nachricht! Doch die Freude währte nicht lange, denn es ging in diesem Gespräch ja um etwas sehr Wichtiges. »Also, Carlisle.« Ich bemühte mich, deutlich zu sprechen. »Wie du jetzt sicherlich weißt, möchte ich mit Edward ...« Das letzte Wort blieb mir förmlich im Hals stecken. »Ja, das weiß ich«, unterbrach er schließlich die kurze Stille. »Und du möchtest sicher wissen, ob es gefährlich sein wird, oder ob es überhaupt geht. Nicht wahr?« Ich war ihm unendlich dankbar, dass er so höflich und menschlich war. Ich nickte nur leicht, ehe ich mich versah, dass ich mit ihm per Telefon sprach. Und solche Fähigkeiten hatten keine Vampire, dass sie das Nicken sehen konnten. Hoffte ich zumindest. »Ja.« »Nun denn«. Fuhr er fort »Zu aller Erst einmal: Ja es geht. Du brauchst dir deswegen keine Sorgen machen. Auch wenn die Körperentwicklung wie eingefroren ist, Männer können immer.« Laut prustete ich los und auch Carlisle musste über seine witzige Bemerkung lachen. »Ok, danke, dass ich das jetzt weiß«, sagte ich und lächelte. Ein Blitz – ein Geistesblitz – schoss durch meinen Kopf und das Lächeln erstarb. »Ist Emmett bei dir im der Nähe?«, fragte ich hysterisch. Das Handy klammerte ich ungewollt schmerzhaft an mein Ohr. Ich machte mich auf alles gefasst. Besonders auf den nächsten Schultag ... »Nein.« Ich liebte ihn! Carlsisle war mein Retter! Ich ließ mich zurück auf das Bett fallen und kugelte mich ein. »Weiter zu deinen Fragen«, sagte Carlisle und ich horchte auf. »Es ist schwer zu sagen. Ein Vampir ist gefährlich. Nicht wahr, Bella?« »Ja.« »Und verstehst du deshalb auch, dass alle Aktivitäten mit einem Vampir gefährlich sind?« »Ja ... ähm, ich meine nein!«, rief ich. »Du und Esme, Jasper und Alice und Emmett und Rose ... tut ihr es etwa nicht?« Seine Stimme klang belustigt und zugleich etwas verlegen. »Doch, natürlich«, er wirkte empört »aber du verstehst etwas falsch. Wir alle sind Vampire. Und da ist es nicht gefährlich, da wir uns ja gegenseitig nicht selbst verletzen können, beziehungsweise wollen. Du bist aber ein Mensch. Und da liegt es an Edward, sich unter Kontrolle zu haben.« Meine Stimme versagte, als ich hörte, dass es möglich war. Ich quiekte erfreut auf und Carlisle fragte mich gleich darauf, ob alles mit mir in Ordnung sei. »Natürlich! Vielen Dank, Carlisle. Aber bitte sag es niemandem!« »Versprochen, Bella. Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass Alice es vorhergesehen hat.« Ich zuckte zusammen, wenn Alice es wusste, dann war ich nicht vor ihr Sicher. Und vor ihrem Hang zur Mode. Ich bedankte mich nochmals bei Carlisle und legte auf. Nun war es an der Zeit, richtig nervös zu werden. Immerhin kam Edward in ein paar Minuten. Ehe ich meine Gedanken üder den heutigen Verlauf des Abends machen konnte, klapperte es sachte am Fenster und mein Engel stand im Raum... Kapitel 3: Solche Träume muss man haben. ---------------------------------------- Ich brachte keinen Laut zustande. Der perfekt ausgefiedelte Plan meinerseits verabschiedete sich und eine bedrückende Leere fand sich in meinem Kopf wieder. Ich konnte weder atmen noch denken, all meine unbewussten Steuerungen – und natürlich auch die bewussten – nahmen einen anderen Gedanken ein. Eher, einen Namen ... »Edward«, hauchte ich und warf mich ihm in die Arme. Zu kalt und zu unwirklich fühlte er sich an; ich machte mir Sorgen. Ein Tropfen fiel auf meine Stirn, blitzschnell sprang ich aus der Umarmung und sah ihn mir genauer an. Seine rotbraunen Haare fielen ihm glatt ins makellose Gesicht und waren nass. Genauso wie seine Kleidung. Ich zählte eins und zwei zusammen und beäugte ihn misstrauisch. »Du bist doch nicht im Regen« - ich zeigte aus dem Fenster und es regnete in Strömen, was mir allerdings auch erst seit seiner Ankunft aufgefallen war - »zu mir gekommen? Edward, du musst das nicht tun.« Er seufzte. Es war mehr ein belustigtes Seufzen, nicht ein wie sonst ermüdendes. Seine nächste Aktion ließ mich ungern wissen, dass ich immer noch ein Mensch war. Das Blut schoss mir buchstäblich ins Gesicht, als Edward seine Jacke und sein Shirt auszog und es über die Stuhllehne legte. Und nun ... war er oben ohne. Wooooow, schrie meine innere Stimme und veranstaltete einen Freudentanz. Edward ist nackt, Edward ist na~hackt. Olé! Ich ließ die Stimme weiter singen und konzentrierte mich darauf, zu tun, als ob sein Auftreten normal wäre ... Seit wann hatte ich eine innere Stimme? Ich sah in sein Gesicht, und das fiel mir sehr schwer! Sehr, sehr schwer.Zu vieles wurde preisgegeben und ich erwischte mich selbst bei dem Versuch, ein Äuglein auf seinen perfekten Körper zu werfen. »Soll ich dir die Kleider unten vor den Ofen hängen? Dann werden sie schneller trocken«, sagte ich mit brüchiger Stimmer. Er hat bisher noch nichts gesagt und das beunruhigte mich. Ich ging auf ihn zu und streckte die Hände nach seinen nassen Sachen aus, als plötzlich ein Hauch meine Haare flattern ließ. Ich spürte eine schnelle Bewegung und kniff erschrocken die Augen zu. Als keine Erschütterungen mehr durch meinen Körper wanderten, öffnete ich leicht die Augen. Edward lag über mir, und wir beide übrigens auf meinem Bett ... Wieder diese hocherotische Spannung zwischen uns die mich vergessen ließ, wie richtiges Denken ging. »Edward«, stieß ich atemlos hervor. Er presste seinen Marmorkörper an meinen, ich keuchte erregt auf. Er schaute mich an, ich schaute ihn an. Seine sonst honigfarbenen Augen waren rabenschwarz. Ich wusste nicht, ob er noch nicht gejagt hatte, oder ob es auch ... Erregung war, die in seinen Seelenspiegeln glitzerten. »Bella.« Das war das erste Mal, dass er etwas sagte. »Bella«, wiederholte er. Seine Stimme klang rauchig und extrem sexy. Er fuhr mit seiner eiskalten Zunge über mein Schlüsselbein hinauf zu meinem Hals. Ich keuchte erneut auf und wollte mir die Hand vor den Mund heben, doch er nahm beide und drückte sie links und rechts neben meinen Kopf. »Bella. Du bringst mich noch um«, flüsterte er ehe er seinen Mund wild auf meinen drückte. Meine innere Stimme jubelte schon, da mein Plan dabei war, in Erfüllung zu gehen. Ich schlang die Arme um seinen Hals und ergab mich mit einem Stöhnen. Er raubte mir den Atem, mein Verstand war wie weggeblasen. Ich wusste nicht einmal mehr, wo ich war, wer ich war ... Ich hörte, wie Stoff auf meiner Haut zerrissen wurde. Meine Augen weiteten sich, denn Edward zog mich mit olympiareifer Schnelligkeit aus. Keine Minute später lag ich nur noch in Unterwäsche vor ihn und streifte ihm die Hose von den Beinen. Was tat mein Körper da? Ich hatte keine Kontrolle mehr! Doch stellte sich mir die Frage, ob ich aufhören wollte. Zu sehr sehnte ich mich nach diesen Berührungen, die mir zuvor vorenthalten waren. Meine Lippen zogen ein siegessicheres Grinsen und ich küsste ihn mit aller Leidenschaft, die ich aufbringen konnte. »Bella«, sagte er wieder und seine langen, kühlen Finger huschten unter meinen BH. Unter meinen schwarzen Spitzen-BH ... War es Schicksal gewesen, dass ich ausgerechnet jetzt den BH anhatte? Oh mein Gott, dachte ich und schloss genießerisch die Augen. Ich ergab mich ihm und biss mir auf die Lippen, da ich nicht laut werden wollte. Peinlichkeit wäre wohl das letzte Gefühl gewesen, dass ich spüren wollte. Auf einmal hörte mein Vampirliebling mit den Liebkosungen auf. »Edward?«, fragte ich heiser und unbefriedigt. Er sah geschockt auf mich herab. Er zog seine Hand von meiner Brust weg und starrte sie an. »Was ... hab ich nur getan?«, hauchte er. Dann lag ich in seinen starken Armen. »Bella«, sagte er, aber dieses Mal klang seine Stimme trist. Er strich mir sanft über den Kopf als wäre ich ein kleines Kind. »Es tut mir so unendlich Leid! Du weißt gar nicht, wie Leid es mir tut!« Ich konnte nur verwirrt dreinschauen. Ich wollte etwas sagen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. Edward war äußerst ... traurig. »Ich ... Meine Bella! Verzeih mir. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich selbst, so sehr wollte ich es. Oh, Bella!« Ich kämpfte mit den Tränen. Er wollte es. Er wollte es auch. Ich drückte mein Gesicht an seine Schulter und schluchzte laut. In letzter Zeit musste ich oft weinen. »Nein, Edward«, flüsterte ich »du hast gar nichts falsch gemacht. Es fühlte sich alles so richtig an, ich wollte es auch so sehr. So sehr, dass es schmerzt!« Meine Aussage brachte seinen Körper zum Zittern. »Du weißt nicht, was du da sagst.« Er hörte sich verärgert an. »Es ist gefährlich.« Meine kleine aufkeimende Hoffnung wuchs als er noch »Aber du hast Recht, es fühlte sich richtig an.« hinzufügte. »Danke«, sagte ich aufrichtig. Ich schmiegte mich eng an ihn und seufzte. »Du hast gerade fast meinen Zweitgrößten Wunsch erfüllt.« Ich lächelte und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Hals. »Ach, Bella. Du hast einen hübschen BH an«, sagte er und grinste schelmisch. Sofort wurde ich rot und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. »Hehe. Danke, hab ich auch extra wegen dir angezogen.« Ich hörte es in seinem Kopf Klick machen. »Was?«, fragte er »du hattest das ... geplant?« Er drückte mich von sich und komischerweise wurde mir kalt. Obwohl Edward ja der Kalte war. »Natürlich, was hast du denn geda-« Mir wurde alles bewusst. Für ihn war es eine Art Verlieren der Kontrolle, nicht eine geplante Aktion. Jetzt saß ich mächtig in der Tinte. Verdammt, rief meine innere Stimme. »Ich, ähm ...«, begann ich, doch sein versteinertes Gesicht ließ mich abrupt aufhören. Ich suchte nach den passenden Worten, wie ich ihn beruhigen konnte. Dann entschloss ich mich, einfach ... die Wahrheit zu sagen. »Ich habe mit Carlisle gesprochen«, sagte ich mutig und wartete auf seine Reaktion. So viele Gefühle spiegelten sich in seinen Augen. Verwirrung, Angst, Zorn und jetzt noch Panik. »Wie bitte?«, flüsterte er entsetzt. Zum Glück schrie er nicht, denn das würde vielleicht Charlie aufwecken. Aber soweit ich mich erinnere, hatte er noch nie mich angeschrien. »Ich habe mit Carlisle gesprochen«, sagte ich erneut »er hat gesagt, es sei gefährlich, aber er hat Vertrauen in dich. Außerdem ...« Nein, den Rest wollte ich ihm nicht erzählen. Besonders nicht die oberpeinliche Stelle, wo Carlisle sagte, dass Männer nun mal immer konnten. Ich musste ungewollt kichern. »Was ist? Darf ich den Witz auch hören?«, fragte er etwas ruhiger. »Lies ihn doch in meinen Gedanken«, scherzte ich, doch das Lachen verging mir. Edward war ja noch sauer auf mich und da waren Scherze das Letzte, was er hören wollte. »Ich werde wohl mit Carlisle noch ein Hühnchen zu rupfen haben«, sagte er mehr zu sich selbst. »Und Bella, ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen. Das tut mir Leid.« Er sah mich wieder so süß an, wie heute Nachmittag, als er mich heimbringen wollte ... Mit seinen wunderschönen schwarzen Augen. »Was ist mit deinen Augen?«, fragte ich desinteressiert wie möglich. Doch ich wollte unbedingt die Wahrheit wissen. »Warst du noch nicht jagen?« »Doch.« Wieder kam die Erregung und floss durch meine Adern. Es fühlte sich an als würde ich verbrennen. Von den wohl heißesten Flammen der Liebe. Ich umarmte ihn fest, damit er meine hochrote Wangen nicht sehen konnte. Doch zu früh gefreut. »Warum wirst du rot?«, fragte er und küsste mein Haar. Er sog meinen Duft auf und zog mich noch fester an seine Brust. »Bella, hab ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?« Ich schüttelte den Kopf. Edward hatte schon oft gesagt, dass er mich liebt, aber ich wollte es immer wieder hören. »Na dann«, er lachte und hob mit einer Hand mein Gesicht hoch. Ich sah ihm in die Augen und sah die Gefühle, die allein für mich bestimmt waren. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. Mir wurde schwindelig. »Ich liebe dich.« Er zeigte mir mein heiß begehrtes schiefes Lächeln. »Ich liebe dich auch«, sagte ich und blickte ihn mit warmen Augen an. Plötzlich ließ er mich kurz los, doch dann nahm er mich wieder in den Arm. »Apropos Augen«, flüsterte er und schloss betrübt die Augen. »Dein süßes Schokoladenbraun werde ich echt vermissen.« Er lehnte sich an der Wand an und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. »Du wirst so viel verlieren.« Währenddessen streichelte er mein Gesicht; fuhr so sachte über meine Wangen, dass ich dachte, er berührte mich doch nicht. »Aber wenn ich überlege, was ich alles bekommen werde ...« »Was denn?«, fragte er verwirrt. Gekränkt über seine - gespielte? - Naivität schlug ich ihm leicht auf das Schlüsselbein. Leider tat es mir bestimmt mehr weh als ihm ... »Edward«, tadelte ich ihn »wie kannst du nur so etwas fragen? Das ist unerhört.« Ich verzog beleidigt das Gesicht und drehte ihm den Rücken zu. »Böser Edward! Ist so gemein.« Ich befreite mich aus seinem Griff und legte mich richtig auf's Bett, die Decke über mich und kuschelte mich in die weichen Kissen. Ich versuchte, das frustrierteste Gesicht, dass es je auf der Welt gab, zu machen. Aber als die Decke hoch gehoben wurde, sich kühle Arme um mich legten und ich seinen Atem im Nacken spürte, gab ich mal wieder auf ... »Dich.« Ich hauchte nur das eine Wort, aber niemand wusste, wie sehr mir dieses Wort am Herzen lag. Mehr als alles, alles andere. Seine Finger fuhren über meine Lippen. Ich schmeckte ihn und fiel fast in Ohnmacht. »Danke, meine ... Geliebte. Mir geht es fast genauso.« Er seufzte. »Warum nur fast?«, fragte ich. Er verteilte kleine Küsse auf meiner Schulter und bließ mir neckisch an den Hals. Natürlich bekam ich eine Gänsehaut, worauf er nur lachen musste. »Du siehst keinen Unterschied zwischen deiner Liebe zu mir und meiner Liebe zu dir?« Er machte eine kurze Pause. »Bella, ich habe einhundert Jahre auf dich gewartet. Da hat sich die ganze Liebe aufgestaut und du bist mein Opfer, du bekommst alles ab.« Er lachte herzlich. »Meine Gefühle für dich sind so stark. Es ist stärker wie das Prägen bei den Wölfen. Ich kann es nicht beschreiben, es ist gewaltig, dafür gibt es keine Worte. Nun denn, ich liebe dich so sehr, dass ich dich nicht verletzen werde.« Er zwinkerte, doch am liebsten hätte ich ihm sein Auge ausgerissen. So sehr braucht er uns doch nicht lieben, sagte meine innere Stimme. Ich stöhnte. »Edward«, sprach ich leise um meine Wut herunterzuspielen. Er drückte seine Lippen auf meinen leicht geöffneten Mund. »Es ist spät, mein Schatz«, sagte er »du solltest schlafen gehen. Außerdem bin ich heute Abend hier, um dich zu beschützen. Nicht für irgendwelche ... Schweinereien.« Er lachte noch einmal. »Ich passe auf, dass Charlie nicht hereinplatzt.« Eigentlich war ich nicht müde gewesen, doch nach seiner Aussage gähnte ich laut. »Siehst du? Du bist müde. Soll ich für dich singen? Vielleicht kannst du dann besser schlafen.« Ich nickte und kuschelte mich näher an ihn. Ich schloss die Augen und war dabei einzuschlafen. Ich vernahm noch, wie er etwas sagte, dass wie »Irgendwann, Bella, können wir auch das machen, was alle anderen Liebespaare machen« klang - aber ich wusste nicht, ob er es wirklich sagte oder nicht, da ich schon ins wunderbare Traumland versank ... Ich lief die Straße entlang. Nein, eher rannte ich. Vor mir mein Ziel - ich wusste nicht, was das war- aber ich wurde von diesem hellen Schein magisch angezogen. Es war ein Traum! Alles um mich herum wurde unbedeutend. Ich hörte nichts, roch nichts, spürte nichts ... Bis ich plötzlich hinfiel. Und neben mir stand auch auf einmal jemand, der sich als Emmett entpuppte. Wie ich es von ihm gewohnt war, brach er in schallendes Gelächter aus. Noch bevor ich rot werden konnte, hörte ich Edwards Stimme, melodisch und warm. Ich sah mich überall um, doch mein Schatz war nicht da, seine Stimme konnte ich aber hören. »Emmett«, schrie ich und umfasste mit meinen kleinen Händen seine monstermäßigen Schultern. »Wo ist Edward? Ich habe gerade seine Stimme gehört.« »Ich weiß nicht, wen du meinst.« Er guckte grimmig und drückte mich an sich. Was geht jetzt ab?, dachte ich. Seine rießigen Arme umschlossen mich. Eine weitere Person tauchte auf. Ehe ich wissen konnte, wer es war, legten sich ein paar Lippen direkt auf meine. Es waren kalte Lippen, ein betörender Duft strömte in meinen Mund und ich hoffte inständig, es wäre Edward. Als ich wieder atmen »durfte«, kam der Schock. »Ja ... Jasper?«, flüsterte ich entsetzt. Er sah mich mit seinen hellen Augen an, nutzte seine besondere Gabe, und ich fühlte mich ... pudelwohl. Trotz der eigensinnigen Situation. Ich wollte weg von hier, so schnell es ging. Ich konnte nicht mehr klar denken, Jasper's Lippen drückten sich wieder auf meine und durch meinen Körper schossen heiße Blitze. Verträumt schloss ich die Augen. Nein, nein, nein! So weit durfte es nicht kommen, auch wenn es eindeutig ein Traum war! Mit eiserner Kraft stieß ich mich von ihm und er landete dumpf auf dem Boden. Emmett hingegen lachte einfach weiter. Und ich? Ich rannte weg, als ginge es um mein Leben. Ich wollte seine Stimme hören, wie gerade eben. Edward, wo bist du?, fragte ich in Gedanken. Allmählich wurden meine Beine taub, doch ich lief weiter. Hinter mir war nichts zu hören. »Bella? Bella, wo bist du?« Charlies schwache Stimme schlich in meinen Kopf. Erschrocken weiteten sich meine Pupillen und plötzlich brach der Boden unter meinen Füßen auseinander. Ich schrie. »Aaaaaaaaaah!« Hilfesuchend streckten sich meine Arme aus und gerade noch rechtzeitig erfasste ich eine Wurzel. Ich seufzte erleichtert. Doch zu früh gefreut. Die Wurzel konnte meinem Gewicht nicht standhalten und riss aus dem Boden. Ich sah nach unten und direkt in das tiefste Schwarz, das ich jemals gesehen habe. Mir wurde schlecht und ich fiel. Weit. Ziemlich weit. Sehr weit ... Wann hörte das denn endlich auf? Noch ehe ich diesen Gedanken aussprechen konnte, spürte ich den Boden. Man konnte es aber nicht als Boden bezeichnen, eher als etwas Weiches. Verwirrt tastete ich mich um; überall Federn. Alles war so flauschig. Aber warum ausgerechnet Federn? Immer noch war es dunkel. Ich kroch immer weiter durch dieses sanfte Meer aus Federn, bis ich schließlich an einer Wand ankam. Auch die Wand wurde ertastet um zu schauen, ob es einen Durchgang gab oder nicht. Nach ewigem Suchen fanden meine Finger einen Türknauf. Euphorisch öffnete ich die Tür und erschrak. Vor mir waren zwei kleine Brunnen im hellen Mondenschein. Der linke war aus Stein gebaut, und auch Steine standen als Dekor zur Verfügung. Keine einzige Pflanze hatte sich an dieses Brunnen verirrt, weder Moos, das den Brunnen hinauf wuchs, noch sonst eine Blume, die am Boden neben dem Steingebilde ihre Wurzeln schlug. Ich streckte meine Hand nach dem klaren, glitzerten Wasser aus und ließ meine Finger ins Wasser gleiten. Eiskalt. Schnell zog ich meine Hand aus dem Wasser. Ich lief zu dem anderen Brunnen. Er bestand vollkommen aus Holz und wurde von Blumen, Moos und sogar einigen undefinierbaren Zeichen verziert. Ich strich über diese Zeichen, die rostbraun im Licht des Mondes schienen. Auch an diesem Brunnen ließ ich meine Finger in das Wasser gleiten. Dieses Mal war es heiß wie loderndes Feuer. Nachdem ich meine Finger auf Verbrennungen untersucht hatte, bemerkte ich, dass das Wasser in beiden Brunnen überschwappte. Bevor ich irgendetwas machen konnte, wurde meine Aufmerksamkeit gefesselt. Aus beiden Brunnen kam je eine Hand mit einem ... Notizzettel? Ich wusste nicht warum, aber ich erklärte mich für verrückt, denn so etwas Merkwürdiges hatte ich schon lange nicht mehr geträumt. Ich griff mit blitzschnellen Bewegungen nach den Zetteln, ich hatte wirklich Angst, dass mich eine Hand packen würde und ins Wasser ziehen würde. Ich wollte weder verbrennen, noch erfrieren ... Langsam öffnete ich eines der Papiere. Komischerweise waren die Zettel nicht nass und die Schrift war deutlich lesbar. Auf dem Papier, dass mir der kalte Brunnen gab, stand »Du liebst mich«. Die Schrift war sehr lesbar und wunderschön geschrieben. Als ich den zweiten Zettel öffnete, musste ich öfters hinschauen, die krakelige Schrift erinnerte mich an meine in der ersten Klasse. »Liebst du mich?«, flüsterte ich. Das Blatt war so heiß, dass es gleich verbrannte. Das kalte Blatt verwandelte sich in einen Eiszapfen. Es wirkte alles wie eine Gruselgeschichte. Gleich mussten die Zombies aus ihren Löchern kriechen ... Oder die Vampire und Werwölfe ... Mein Kopf schmerzte und gleich darauf wurde mir schwarz vor Augen. Müde öffnete ich die Augen. Warmes Sonnenlicht schien auf meine Haut und der Gesang eines Vogels begrüßte den Morgen und mich. Edward war weg, stellte ich nach kurzem Bedauern fest. Doch anstatt fast vor Enttäuschung umzukommen, begutachtete ich meine Hände. Eine war eiskalt, die andere ultraheiß. »Ok«, sagte ich zu mir und setzte mich angespannt auf. Diese Sachen mit An Geschichten glauben oder nicht, hatte ich schon längst hinter mir. Immerhin war mein Schatz ein Vampir und mein bester Freund ein Werwolf. Apropos Vampir, heute war mein großer Tag gekommen: Heute war der 20. Juni ... Kapitel 4: Spürst du das Ende? ------------------------------ Dieser lang ersehnte Tag war gekommen. Heute würden hoffentlich meine Träume in Erfüllung gehen. Allein schon die Vorstellung, was heute alles passieren wird, ließ mich augenblicklich erröten. Sein eiskalter Atem strich über meine Stirn. Ich stellte mich gerne noch schlafend, nur um die Situation so gut es ging auszunutzen. In den Armen einer Statue zu liegen, kam auch nicht oft vor. Heute, dachte ich und mein Puls beschleunigte sich ... »Bella, ich weiß, dass du wach bist.« Seine heisere Stimme erschreckte mich und erweckte Erinnerungen an letzte Nacht. Ich versteckte mein Gesicht in seiner Halsbeuge um ein Lachen zu unterdrücken. Auch er musste lachen, doch waren wir leise. Charlie schlief zwar nichtsahnend in seinem Bett, aber man musste immer vorsichtig sein. »Heute ist keine Schule«, erinnerte er mich. Heute war ein Feiertag in Forks, irgendein »Sonnentag«, der nur alle vier Jahre gefeiert wurde. Alle meine menschlichen Freunde gingen auf das Fest, nur ich nicht. Denn Sonne bedeutete, dass meine anderen Freunde - darunter war auch mein Liebling - genau nicht auf dieses Fest gehen konnten. Und heute würde ich eh nicht irgendwohin gehen. Heute - am 20. Juni - war mein großer Tag gekommen. Heute, an Edward's Geburtstag ... Edward und ich kuschelten gerade im Bett, als es klopfte. Aber nicht an der Tür, nein, an meinem Fenster, das schon öfters als Tür galt wie die unten. Ich seufzte und machte mich auf den Weg. Es konnte mir ja nichts passieren, immerhin lag ein Vampir in meinem Bett und wartete sehnsüchtig darauf, dass ich wieder unter die kuschelweiche Decke kam. Am Fenster angekommen, sah ich, dass es Alice war. Ich öffnete es und ließ die Schwarzhaarige eintreten. »Also Bella«, tadelte sie mich ... und sie war erst zwei Sekunden da! »Du hast das wirklich vor? Ich kann dir nicht versprechen, dass es klappen wird.« Also wusste Alice schon, was für einen Plan ich hatte. Und womöglich lenkte sie sich in Gedanken mit irgendetwas ab, damit Edward sie nicht lesen konnte. Wäre auch zu doof, wenn er sie wüsste. »Ja, Alice«, sagte ich. »Ich weiß, auf was ich mich da einlasse. Aber die Chance, dass es funktioniert, liegt bei fünfzig Prozent.« Ich versuchte, einen Firmenmann perfekt nachzuahmen, damit es sich überzeugend anhörte. Ich selbst war nämlich unsicher. »Und die Chance, dass alles schief geht? Auch fünfzig Prozent.« Ich bewunderte Alice für ihre Gedanken. Wie sie es schaffen konnte, während sie mit mir über das Thema redete, an etwas anderes zu denken. Wahrscheinlich übersetzte sie einen Text in alle möglichen Sprachen, so wie sie es an unserem Abschlussball getan hatte. Da wollte sie nicht, dass Edward erfuhr, dass Victoria ... Bei ihrem Namen und die Erinnerungen an diese Zeit bekam ich eine Gänsehaut. Dieses Kapitel war für immer abgeschlossen in der hintersten Schublade meines Gedächtnisses. Wie es zu erwarten war, bekamen beide Vampire etwas von meinen Gefühlsregungen mit und sahen mich gleich sorgend an. Ich schüttelte nur den Kopf. Jetzt nicht, dachte ich mir. Sofort setzte ich eine gespielt sorglose Maske auf, ich war aber so gut zu durchschauen, es machte sie nur noch misstrauischer. »Nun denn«, sagte ich ganz langsam »Ich mache mich mal fertig, würdet ihr bitte hier im Zimmer auf mich warten?« Edward's Hände verkrampften sich ein wenig. Wieso, wusste ich nicht ... Alice setzte sich an meinen Computer und fragte, ob sie schnell etwas im Internet suchen könne. Ich nickte, aber versicherte ihr, dass das wohl nicht »schnell« gehen würde, Edward lächelte und fügte hinzu, dass mein Computer sehr langsam wäre. Ich lief in das Bad, putze mir gründlich die Zähne und stieg dann unter die Dusche. Ich machte mir über alles Gedanken, zum Glück konnte mein Schatz sie nicht lesen ... Selbst darüber, welchen Duft meine Haare haben sollten! »Erdbeere oder Pfirsich-Jogurt?«, fragte ich still und entschied mich für das Zweite. Aus der Dusche gekommen, trocknete ich mich und meine Haare ab und zückte das Glätteisen. Ich hatte mir bisher nur drei Mal die Haare geglättet. In meinem ganzen Leben! Andere Mädchen machten das täglich, für mich war es immer für einen speziellen Anlass. Ich färbte mir auch nie die Haare, daher waren sie weder von Spliss übersät, noch sonst in irgendeiner Weise kaputt. Gerade als ich mich nach dem Föhnen an das Glätteisen wagte, klopfte es leicht an der Tür. »Einen Moment«, rief ich und zog mein Handtuch fester um meinen Körper. »Ich bin's nur«, hörte ich und wusste, dass es Alice war. »Ich will dir nur sagen, dass ich mit Jasper jetzt jagen gehe. Also keine Angst, wenn du mich für ein paar Stunden nicht zu Gesicht bekommst. Du wirst aber noch von mir hören. Ganz sicher.« Ich konnte ein kleines Lächeln ihrerseits nur deuten, aber ich kannte sie schon so gut, dass es wahrscheinlich war. Ich wünschte ihr viel Spaß und machte mich an meine Haare. Nachdem ich jetzt Schnittlauchhaare bekommen hatte, hob ich meine heutige Kleidung nach oben. Indessen wollte ich Alice' letzte Worte deuten. Was sie wohl damit meinte, dass ich noch von ihr zu Hören bekam? »Arg!«, rief ich laut und hob mir den Zeh. Warum um alles in der Welt musste immer nur ich mich verletzen! Gemein ... Edward war auch als gemein zu mir ... »Bella? Alles in Ordnung?«, hörte ich seine melodische Stimme sagen und erwischte mich selbst, wie ich wieder in Gedanken an ihn versunken war. Ich sagte ihm, dass es mir gut ging, nur habe ich mir den Zeh an der Badewanne angeschlagen. »Warte, ich komme rein«, sagte Edward und öffnete langsam die Tür. So langsam, dass ich Zeit hatte, ihm zu sagen, dass ich nur ein Handtuch anhatte. Doch wie als wäre ich hypnotisiert, tat ich ... nichts. Seine goldbraunen Augen mit den schrecklich geweiteten Pupillen sahen mich an. Mein Blick fuhr zu seinem Hals, als er schluckte. Ich fand seinen Hals so anziehend, wie sehr musste ihm dann wohl meiner gefallen? Edward, dachte ich und mein Herzschlag nahm gewaltig zu. Ich bemerkte gar nicht, dass er die Badezimmertür geschlossen hatte. Ein, zwei Schritte und er stand direkt vor mir. Und ein, zwei Sekunden und ich befand mich mitten in einer Umarmung. Er drückte sich sanft, aber bestimmend an mich und ich spürte seinen Marmorkörper an mir. Meine Hände fuhren über seinen Rücken, schnell und unerfahren. Es kam mir vor wie in einem Traum. War mein Ziel näher denn je? »Oh, Bella«, hörte ich Edward sagen und mir wurde schwindlig. Er sah mich ganz kurz an ehe sein Gesicht zu meinem Hals verschwand. Seinen unvergleichbaren Duft, seine starken Hände und die eiskalte Zunge, die über meinen Hals strich machten mich verrückt. Meine Knie gaben nach, doch mein fleischgewordener Märchenprinz hielt mich fest. Er saß sich auf den Boden und mich platzierte er auf seinem Schoß. Und zum allerersten Mal in meinem Leben fühlte ich noch eine Härte, die von seinem Körper ausging. Freude und Angst vermischten sich in meiner Seele, mein Herz blieb fast stehen! War es endlich soweit? Jetzt? Ich umfasste sein Gesicht und neigte leicht meinen Kopf. Kaum die Augen geschlossen, spürte ich schon seine Lippen auf meinen und gab mich dem Kuss hin. Edward war forsch und seine Zunge strich über meine Lippen. Öffne nicht deinen Mund, sagte er mir zuvor. Seine scharfen Zähne würden mich sonst verletzen und eine blutende Zunge könnte sehr böse enden, wenn man mit einem Vampir gerade intim wurde. Wobei ich natürlich nichts dagegen hätte. Wir beide waren in Trance, ließen unsere Herzen die Körper steuern. Seine Hände wanderten zu dem Handtuch. Er erhaschte für einen Bruchteil einer Sekunde das Bild meiner absoluten Nacktheit. Ich schloss schüchtern die Augen. Für das Wesentliche hatten wir keinen Blick übrig. Und das Wesentliche war ... ... mein überaus geschockter Vater, der im Türrahmen stand. Es dauerte lange, bis wir nur ahnen konnten, dass dieser Traum unsere Realität war. Charlie gab mir Hausarrest. Vier Wochen lang. Er stellte den Computer aus meinem Zimmer und nahm mir den Zimmerschlüssel weg. Edward durfte nicht mehr hier herkommen. Dass er mir keinen Keuschheitsgürtel umlegte, überraschte mich. Auch wenn die Sicht von Charlie bestimmt irgendwie witzig aussah, mir war nicht lachen zu mute. Wäre ich heute gestorben, wäre das eine leichtere Strafe für mich gewesen als nun Charlie und seine verengten Äuglein immer sehen zu müssen. Schlussendlich saß ich in meinem Zimmer, allein. Edward war sofort weg, um einer Standpauke von meinem Vater aus dem Weg zu gehen. Glücklicherweise hatte Charlie seine Pistole unten. Dieses Gefühl in meinem Inneren machte mich todunglücklich. Es kam mir vor, als hätte ich meinen Schatz zu etwas gezwungen, wobei er noch nicht so weit war um den nächsten Schritt zu wagen. Aber es war mir doch egal, wie stark er war! Ich wusste, dass er mich wie eine Fliege zerquetschen konnte. Aber Edward musste einfach nur an sich glauben. Er liebte mich doch so sehr, hatte er gesagt! Und wenn er mich liebte, dann würde er mir nichts böses antun. Eine Stunde saß ich in meinem Zimmer, unwissend was auf mich zukommen würde .... Plötzlich klopfte es an meinem Fenster. Erschrocken stieß ich einen atemlosen Schrei aus, öffnete aber zugleich das Fenster, da ich sah, dass es Alice war. »Bella«, keuchte sie und warf sich mir um den Hals. »Ich habe wenig Zeit, du wirst gleich Besuch bekommen.« Von welchem Besuch redete sie da? Kam Edward etwa wieder zurück? »Ich wollte dir nur sagen, dass ich es als äußerst gefährlich deute, was du da vorhast. Aber ich wünsche – nein, Jasper und ich wünschen dir viel Glück bei deinem Vorhaben. Edward liebt dich, er war immer gut zu dir und das wird er auch in ferner Zukunft sein.« Sie lächelte nicht einmal, das zeigte mir, wie ernst es ihr war. Jasper's Name überhörte gekonnt. Ich nickte nur. Eine Antwort zu geben wäre unnötig gewesen, Alice konnte in die Zukunft sehen und da sich meine Wünsche momentan nicht veränderten – sondern mächtiger wurden – wusste sie auch, dass es passieren würde. Nach ihrer Rede verabschiedete sich die kleine Vampirschönheit und ließ mich wieder allein, mit diesem mulmigen Gefühl in meinem Magen. Und wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, es klopfte noch mal. Edward, dachte ich voller Vorfreude bis ich bemerkte, dass diese Laute von meiner Tür kamen. Nein, das konnte nicht Edward sein, Charlie würde ihn eher töten, und da war es gleichgültig ob Edward ein Vampir war oder nicht, ich war Charlie's Tochter und über Väter und Beschützerinstinkte bräuchte ich nicht weiter nachdenken. Ich zog die Tür auf und Jacob stand vor mir. Ich war verwirrt, sein Blick war verletzt und wütend zugleich. Wir sagten nichts, seine Augen sprachen Bände. Auf einmal packte er mich an den Schultern und hob mich hoch. So sanft er nur mit diesem innerlichen Zorn sein konnte, setzte er mich auf das Bett. »Jacob, was-«, weiter kam ich nicht, denn er umarmte mich, drückte meinen Kopf an seine Schulter und strich mir liebevoll über den Rücken. »Mir ist vorhin dein Blutsauger über den Weg gelaufen.« Mehr sagte er nicht, ich war ihm unendlich dankbar. Die Bemerkung mit Blutsauger ließ ich achtlos in der Luft, ich klammerte mich an ihn und weinte. Er drückte mich fester an seine heiße Brust und ich trauerte noch mehr. »Auch wenn ich dich mehr mag, wie ich überhaupt sollte, ich kann dich nicht so traurig wie du bist dir selbst überlassen. Ich kenne dich jetzt, Bella. Du bist lieber alleine, besonders in solchen Momenten. Aber findest du nicht auch, dass ich meinen Job gerade gut mache?« Er verkniff sich ein Grinsen. »Da ich dich nicht als meinen Schatz bezeichnen darf, hast du wenigstens die Möglichkeit, mich als deinen Schatz du benutzen. Wenn du Hilfe mit dem Motorrad brauchst, dann bin ich für dich da. Wenn du abschalten und am Strand sein willst, du weißt wo ich wohne. Wenn du mal einen schönen Kampf zwischen mir und ihm sehen möchtest, meine Handynummer befindet sich bei dir unter 'J'. Und wenn du eine Schulter zum Ausheulen benötigst, hier bin ich.« »Jacob Black«, flüsterte ich und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. »Mein Ego reicht jetzt von hier bis nach Russland, so stolz bin ich auf mich selbst, dass du mein bester Freund bist.« Es tat trotzdem weh. »Bella«, sagte er und sah mich an. Er befreite sich aus meinem Affengriff. »Darf ich fragen, wieso du so aufgelöst bist wie eine Brausetablette?« Es war mir peinlich und ich wollte es nicht sagen, konnte Jacob damit klarkommen, was ich vorhatte? Ich fasste neuen Mut, die Röte in meinem Gesicht nahm zu, aber ich stand meinen Mann. Oder meine Frau eben. »Ich wollte mit Edward mein erstes Mal haben«, sprach ich ehrlich aus und wartete auf seine Reaktion, die nicht mal halb so schlimm wie Charlie's war. Zuerst sah ich ein Flackern in seinen Augen, er hatte verstanden, was ich meinte. Aber Jake war der tollste Freund des Universums, er versteckte seine Gefühle. »Hast du auch an Kondome gedacht? Ich will dich in ein paar Monaten nicht mit einem Zementball großem Bauch sehen!« Über seine Aussage musste ich lachen und rieb mir den Bauch. Ein fremder Gefühlsrausch durchströmte mich. Wie wäre es mit Edward ein Kind zu haben? »Jacob«, ermahnte ich ihn und ließ meinen Kopf auf seinem Schlüsselbein nieder. »Ich habe an alles gedacht. Habe einen Tagesablauf geplant, die richtige Unterwäsche gesucht. Aber an Edward habe ich nicht gedacht.« Meine Miene verfinsterte sich, doch er konnte es nicht sehen. »War es ein Geburtstagsgeschenk für ihn?«, fragte mich Jacob und ich sah ihn mit großen Augen an. »Du weißt, dass er heute Geburtstag hat?«, war die Gegenfrage von mir. Er zeigte mir ein eingebildetes Grinsen. Das war mein Jacob. »Er hatte es mir gesagt«, sagte er »ich war selbst überrascht, wieso er gerade mir das sagte. Aber er hat es eher geflüstert. Wir haben nicht richtig miteinander gesprochen. Nur, dass er von dir kam und ich zu dir wollte.« »War war das genau wegen dem Flüstern?« Ich wollte die Antwort wissen, was hatte Edward gesagt? »Ach ja, das. Er sagte nur so etwas in der Art wie: »War es für meinen Geburtstag?« Und dann war er schon weg.« Jacob zuckte mit den Schultern. Wir redeten noch weiter, aber die Stelle im Bad ersparte ich meinem Werwolffreund. Er umarmte mich dann noch und verließ mich. Als er rausging, eilte ich schon zu meinem Handy und suchte Edward's Nummer. Er ging nicht ans Telefon, was mich aber nicht überraschte. Als seine Mail-Box endlich anging, sprach ich ihm ein paar Zeilen auf das Band. »Edward, es tut mir unheimlich Leid, dass ich so grausam und egoistisch war. Bitte melde dich bei mir, du weißt ich brauche ich wie de Luft zum Atmen ... Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich liebe dich.« Es war Nacht, ich lag in meinem Bett und konnte partout nicht einschlafen. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es kurz vor Zwölf war. Eine kleine Träne kullerte meine Wange herab, ich war zu schwach sie wegzuwischen. Ein kalter Windhauch verursachte ein Kribbeln auf meiner Haut. Ich spürte einen Blick auf mir. Mein Herz pochte wie eine offene Wunde in meinem Brustkorb. Augenblicklich war es ganz still, ich hielt meinen Atem an. Ein Finger lag auf meinem Mund. »Was..?« »Bella«, hörte ich ihn sagen und ich verlor vor Glück fast das Bewusstsein. »Ich bin hier um mein Geburtstagsgeschenk zu holen ...«, sagte er und gab mir den wohl leidenschaftlichsten Kuss meinen Lebens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)