Nothing could be easy von Flitti ================================================================================ Kapitel 9: ~Chapter 9~ ---------------------- In der Wohnung angekommen, geh ich gleich in mein Zimmer. Schlafen kann ich nicht. Deswegen wollte ich ja auch nicht nach Hause. Ich kann es einfach nicht ertragen, dass die beiden im Bett waren. Vor allem kann ich es nicht fassen, dass Aoi mir nichts erzählt hat. Hat er kein Vertrauen in mir? Oder was ist der Grund? Allein die Vorstellung ist horror. Wie kann er nur? Reiche ich ihm nicht? Wieso hat er Ruki nicht abgewehrt? Vielleicht hat es ihm auch noch gefallen. Ich setze mich auf mein Bett und stütze meine Arme auf meine Beine ab. Mein Blick geht starr nach unten. Innerlich bin ich zerrissen. Ich fühle mich hintergangen. Wieso kann es nicht so schön bleiben, wie es bis jetzt war? Habe ich ihn nicht verdient? Bei diesen Gedanken füllen sich meine Augen. Ich kann es immer noch nicht glauben. Das alles scheint mir wie ein schlechter Traum, aus dem ich bald aufwachen würde. Aber es ist die Realität. Eine sehr schmerzhafte Wahrheit. Die ersten Tränen laufen mein Gesicht entlang. Sie tropfen auf den Boden und es werden immer mehr. Dann kommt noch ein Schluchzen hinzu. Meine Hände ballen sich zu Fäuste. In mir herrscht Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Trauer ... einfach alles. Es zerreißt mich. Es bricht mein Herz entzwei. Ich hasse ihn. Ich hasse beide. Wie kann er mir das nur antun? Ich bedeute ihm nichts. Nicht so viel wie er mir bedeutet. Ich lege mich auf die Seite und starre ins Leere. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es fühlt sich leer an. Als ob in mir nichts mehr ist. Mein Herz zersprungen. Meine Seele von mir gegangen. Ein innerlicher Tod. Das Licht ist aus. Ich liege noch sehr lange einfach nur da. Dann höre ich Stimmen. Sie sind zurück. Sehr dicht hören sie sich nicht an. Plötzlich klopft es an meiner Tür. "Ja", antworte ich mit kratziger Stimme. Die Tür geht auf und ein Lichstrahl fällt in mein Zimmer. Ich erkenne Uruhas Umrisse. "Ich wollte wissen, wie es dir geht", sagt er und kommt rein. Er geht zum Lichtschalter und es wird hell. Zu hell. Das krelle Licht beißt in meine Augen. Ich halte meinen Arm davor, bis sie sich daran gewöhnt haben. Er schließt die Tür hinter sich und kommt zu mir. Er setzt sich an die Seite. Ich richte mich auf, sodass ich ebenfalls sitze. "Was ist los mit dir?", fragt er mich. "Mit mir ist nichts. Ich bin nur müde." "Hör doch auf. Ich seh ganz genau, dass etwas mit dir ist. Nachdem du wieder zu uns gekommen bist, sahst du traurig aus. Also was ist passiert?" Auf meiner Schulter spüre ich seine Hand. In seiner Stimme kann ich die Besorgnis hören. Er braucht sich doch keine Sorgen um machen. Es ist zwar lieb gemeint von ihm, aber das brauch er nicht. Nicht wegen mir. "Es ist nichts passiert", antworte ich. "Wenn du reden willst, dann mach es jetzt. Ich seh ganz genau, dass dich etwas bedrückt. Vielleicht kann ich dir bei dem Problem ja helfen." "Niemand kann mir helfen", kommt es leise über meine Lippen. "Wenn du mit niemanden darüber redest, dann weißt du es nicht. Vielleicht kann ich dir ja helfen." Ich sehe zu ihm und er lächelt mich liebevoll an. "Meinst du?" "Hm." Ich atme einmal tief ein. "Ruki hat mit Aoi geschlafen." "Was? Das ... das ist doch gut ... Ich habe schon lange gemerkt, dass Ruki ihn mehr mag." "Es ist nicht gut." Meine Stimme ist immer noch leise. Ich habe nicht die Kraft, um lauter zu reden. "Wieso ist es nicht gut?" Eine kurze Stille entsteht, weil ich nicht antworte. "Moment mal. Du ... du magst Aoi. So ist es doch oder?" Er hat es kapiert. Jetzt ist es raus. Länger hätten wir es auch nicht verschweigen können. "Das tut mir echt leid." Ihm muss es nicht leid tun. Er kann es nicht ändern. Niemand kann es ändern. "Und ich habe gedacht, dass ich mehr für Aoi bin. Anscheinend ist es nicht der Fall. Er hat mir ja noch nicht mal was gesagt." "Wie? Warte. Aoi mag dich auch? Alter. Ich blick gleich gar nicht mehr durch." "Aoi hat mir seine Liebe gestanden, als wir Bowlen waren. Ich wusste doch, dass er nur mit mir spielt." Wieder füllen sich meine Augen. Uru zieht mich an sich. "Hey. Das ... das wird schon wieder. Du musst ... einfach nur mal mit ihm reden. Dann ... wird sich das klären. Denk ich mir so." Er hält mich fest im Arm. Zum ersten Mal seit einigen Tagen fühle ich mich wieder geborgen. Wenn er nicht wär, würd ich wahrscheinlich eingehen. "Ich kann Aoi vergessen. Mit Ruki war es bestimmt besser als mit mir. Ich hab es einfach nicht drauf." "Jetzt red nicht solchen Schwachsinn. Aoi wird bei dir bleiben. Ich glaube nicht, dass er Ruki liebt. Ruki könnte jeder lieben, aber nicht Aoi. Nicht nachdem, wie er mit ihm umgegangen ist. Aoi war jedes Mal angepisst. Glaubst du, er könnte dann Gefühle für Ruki entwickeln?" "Aber Ruki hat ihm seine Liebe gestanden. Meinst du, dass er ihn dann immer noch hasst?" "So schnell wird er es nicht vergessen. Glaub mir. Wenn Ruki mit uns so umgegangen wär, würden wir ihm das auch nicht so schnell verzeihen." Ok. Da muss ich ihm wieder zustimmen. Aber wenn Aoi ihm doch verziehen hat. Was mach ich dann? "Und wenn es doch anders ist? Wenn Aoi insgeheim Gefühle hat?" Er streicht sanft über meine Wange. "Glaub mir. Dann hast du einen anderen verdient. Aoi ist es dann nicht wert, dass du so viele Tränen für ihn vergießt." "Aber ich will keinen anderen. Ich liebe ihn." "Es gibt bessere auf der Welt." "Und wer? Wer soll bitte besser für mich sein?" Fragend seh ich ihn an. Er lächelt immer noch. Seine Augen sehe so wunderschön aus. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben einen Mann gesehen, der solche Augen wie Uruha hat. Sie strahlen Gelassenheit aus. Das beruhigt irgendwie. Uruha antwortet auf meine Frage nicht. Wieso sagt er so was, wenn er selbst keine Ahnung hat? Aber anstatt was zu sagen, zieht er meinen Kopf näher an seinen. Es trennen uns noch wenige Millimeter, die auch schnell überwunden sind. Seine weiche und volle Lippen liegen auf meine. Was soll das? Wieso macht er das mit mir? Ich erwidere den Kuss nicht, weil ich geschockt bin. Das kann nicht sein. Niemals. Nach einigen Augenblicken trennt er sich wieder von mir. "Uru ... " Er legt einen Finger auf meine Lippen. "Psst. Ich hab dir gesagt, dass du einen besseren haben kannst. Ich würde dich nie so behandeln wie Aoi. Wie kann er das nur mit dir machen?" Ich träume immer noch. Das ist nicht passiert. Nein. Uru mag mich nur als Freund. Mehr nicht. "Du ... " "Ja. Ich kann es nicht länger geheim halten. Auch ich mag dich sehr. Zu sehr. Ich konnt es gut verstecken. Es hat niemand etwas gemerkt." "Das stimmt." "Aber du weißt es jetzt." "Wieso hast du es mir gesagt? Oder besser gezeigt." "Weil ich dich nicht leiden sehen will. Dir geht es grad nicht gut. Wenn es dir nicht gut geht, dann geht es mir auch schlecht. Als du zurück warst, hab ich gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich hab es in deinen Augen gesehen. Darum bin ich zu dir gekommen." "Du bist nur deswegen ... " "Ja", unterbricht er mich. "Wie kann ich dir helfen? Ich will dich lachen sehen." Er kann mir nicht helfen. Das kann niemand. Das hab ich ihm doch schon gesagt. Wieso versteht er es nicht? "Ich ... ich weiß es nicht ... ", antworte ich auf seine Frage. "Denk darüber nach. Ich lass dich jetzt lieber allein. Du brauchst deine Ruhe. Am besten schläfst du jetzt." Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und geht dann. Das Licht macht er auch gleich aus. So wie ich bin, lege ich mich wieder hin und schließe die Augen. Meine Gedanken kreisen um Aoi. So lange, bis ich einschlafe ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)