Destiny von Kikoro (Mit den Augen eines Kindes [SasuxSaku]) ================================================================================ Kapitel 2: Lost Inside ---------------------- ● Lost Inside ● Sakura saß auf einer der schmalen Bänke vor dem Operationssaal und starrte immer wieder nervös zu der großen Doppeltür. Schon seit zwei Stunden wurde Ino operiert und ihr Zustand war äußerst unstabil. Sie wusste nicht, wie lange sie geweint hatte, aber es dauerte Ewigkeiten, bis ihre Tränen versiegt waren. Eine Krankensschwester huschte an ihr vorbei und am liebsten hätte sie sie angehalten und gefragt, wie denn Inos Zustand wäre. Aber sie wusste genau, dass man ihr keine Auskunft geben durfte. Gedankenversunken strich die Rosahaarige über die Holzmaserungen in der Bank, als plötzlich die Lampe über der Tür des Operationssaals grün aufleuchtete. Ein Arzt trat heraus uns als er Sakura erblickte, ging er zögernd auf sie zu. „Sind Sie Haruno Sakura?“, fragte er mit dunkler Stimme und sah sie ernst an. Sakura nickte und wandte das Gesicht ab, um ihren Schmerz zu verbergen. „Ihre Freundin ist soeben bei der Operation verstorben“ Die Worte trafen sie mit so einer harten Wucht, dass sie sich mit den Händen an der Bank festkrallen musste. Dabei hatte sie diese Nachricht schon den ganzen Tag erwartet. Sie arbeitete schon lange genug im Krankenhaus, um zu wissen, dass jemand mit solch schweren Verletzungen wie es bei Ino der Fall war, so gut wie keine Chance mehr hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte der junge Arzt vor ihr und Sakura drehte sich zu ihm um. Doktor Kankuro Sabakuno stand auf einem kleinen Namensschild, das an den Kittel des jungen Mannes angenäht war. Sakura lächelte schwach. „Natürlich, es ist alles in vester Ordnung. Es stirbt jeden Tag einer meiner besten Freunde, ich bin es gewohnt. Da stecke ich Inos Tod doch locker weg. Aber danke der Nachfrage!“ Kankuro biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich gestresst durch die dunklen Haare. Manchmal, da hasste er seinen Job wirklich! Er strich über die Falten in seinem Ärmel, kniff die Lippen zusammen und musterte die Rosahaarige von oben bis unten. „Vielleicht sollten Sie jetzt besser nach Hause gehen.“ Er sah betrübt zur Seite. „Mein herzlichstes Beileid!“ „Tze“, stieß Sakura bloß aus und wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln. „Davon kommt Ino auch nicht wieder zurück“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief zum Aufzug. Kankuro sah ihr verdutzt hinterher, dann seufzte er tief. Er wusste genau, wie sich fühlen musste. Die Sonne stand hoch am Himmel, als Sakura das Krankenhaus verließ und sie verfluchte diesen elendigen Feuerball. Warum war die Sonne nie da, wenn man sie brauchte, aber immer dann, wenn sie unnütz war? Sie trat gegen einen Laternenpfahl und ignorierte den Schmerz, der in ihren Fuß kroch und ihn lähmte. Immer und immer wieder trat sie dagegen, schrie und fluchte. „Verdammte Scheiße!“ Ihr Fuß wurde allmählich taub. „Ich hasse meine Leben! Ich hasse, hasse, hasse es!“ Sie ignorierte die besorgten und fragenden Blicke der umstehenden Passanten und auch die beiden Hände, die sich kräftig auf ihre Schultern legten, und sie wegzogen. Erst als sie merkte, wie sie in die Luft trat, wandte sie sich um und blickte einem jungen Mann mit strubbeligen rotbraunem Haar ins Gesicht. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er und sah sie eindringlich an. Langsam hatte Sakura diese Frage satt. Man sah doch, dass rein gar nichts in Ordnung war! Ihre beste Freundin war gestorben und das alles ihretwegen! Nein... Es war nicht ihre Schuld. Sie ballte die Hände zur Fäusten und schaute bitter gen Boden. Dieses gottverdammte Arschloch von Tennisspieler war schuld! Dieser Sasuke Uchiha! Oh, wie sie die Namen verachtete. Er war wie Gift. Zum Teufel mit ihm! „Äh, junge Frau?“, drang die Stimme des jungen Mannes an ihr Ohr. Sie hob fragend den Kopf und starrte in verblüffte Augen. „Lassen sie mich einfach in Ruhe!“, fauchte sie und drehte sich um. Stur lief sie in Richtung Hauptstraße. Plötzlich war ihr eine Idee gekommen. Sie würde sich an diesem Sasuke Uchiha rächen! Eilig lief sie den schmalen Fußgängerweg entlang, bis sie plötzlich an der Stelle stand, wo der Unfall passiert war. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und für einen Moment überlegte sie, ob sie sich nicht einfach mitten auf die Straße stellen und so ihrem Leben ein Ende bereiten sollte. Aber damit hätte sie Ino auch keinen Gefallen getan. Sie musste sich irgendwie ablenken, sonst würde sie gleich in irgendeiner Ecke kauern und sich die Augen aus dem Kopf heulen. Wie mechanisch lief sie nach Norden, bis sie irgendwann bemerkte, wohin ihre Beine sie verschlugen. Als sich die Anwaltkanzlei ihres ehemaligen Klassenkamerades Neji Hyuugas vor ihr auftat, musste sie hart schlucken. Ihr Herz verkrampfte sich und sie wusste, warum sie hier war. Sie würde diesen Sasuke Uchiha zur Rechenschaft ziehen! Außerdem wollte sie eh mit Neji über die Vormundschaft des kleinen Keis reden. Sie würde es nicht ertragen, wenn er in ein Waisenhaus müsste. Als sie das kleine Gebäude betrat, kam ihr sofort der Geruch von Croissants und Kaffee entgegen. Neji liebte es mit seinen Mitarbeitern morgens ausgiebig zu frühstücken. Eine junge Frau mit kurzen blondem Haar sah sie lächelnd an, doch Sakura ging einfach an ihr vorbei. Momentan war ihr nicht nach lächeln zumute. Sie bestieg den Aufzug und drückte einen der Knöpfe. Holpernd setzte sie sich in Bewegung. Sie war ganz alleine und am liebsten hätte sie diesen Moment genutzt, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Doch dazu blieb ihr nicht genug Zeit, öffnete der Fahrstuhl doch im nächsten Moment schon die Türen. Zum ersten Mal in ihrem Leben verfluchte die Rosahaarige die Tatsache, dass Nejis Büro im ersten Stock lag. Während sie den schmalen, mit Teppich ausgelegten Gang entlangschlurfte, überlegte sie, was sie am besten sagen sollte. Sie hielt vor einer massiven Eichenholztür, an der ein goldenes Schild hing, in denen in schwarzen, fein säuberlichen Lettern der Name Neji Hyuuga stand. Sie wollte gerade klopfen, als plötzlich vor ihr die Tür aufging und ein Mann mit kurzen braunen Haaren sie überrascht musterte. Unglaublich - er hatte sich seine langen Haare abgeschnitten! „Sakura?“, fragte er erstaunt und fasste sich ans Ohr – das tat er immer, wenn er überrascht war. „Bestimmt nicht der Weihnachtsmann“, erwiderte die Rosahaarige nur bissig, ehe sie die Augen verdrehte und eintrat. Neji kratzte sich verdutzt am Kopf, dann folgte er ihr. „Was verschlägt dich denn zu mir?“, wollte der Hyuuga wissen und ging zur kleinen Küchenzeile in der hintersten Ecke des Büros. „Magst du einen Kaffee?“ Sakura nickte knapp. Sie ließ sich auf einem der schwarzen Ledersofas nieder und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Der Ginkgo-Baum vor dem Fenster schüttelte im milden Sommerwind seine Blätter und vertieft in diesen Anblick, bemerkte sie nicht, wie Neji ihr eine Tasse vor die Nase stellte. „So wie du aussiehst, nehm ich mal an, du möchtest ihn komplett schwarz?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er um den Tisch herum und setzte sich ihr gegenüber. Während er an seiner Tasse nippte, musterte er sie schweigend. „Also, was ist los?“ Wortlos starrte Sakura in ihre Kaffeetasse. Was sollte sie bloß sagen? Der Kloß in ihrem Hals war riesig. Schweigend hob sie ihren Kopf und ihre smaragdgrünen Augen durchbohrten ihren alten Mitschüler. Neji wusste sofort, das etwas mit Sakura nicht stimmte. Er kannte sie schon lange genug um ihre Gestik und Mimik deuten zu können. Sakura biss sich auf die Unterlippe und bemerkte, wie ihr wieder einmal die Tränen in die Augen schossen. Neji erhob sich, setzte sich neben sie und legte der Rosahaarigen einen Arm um die Schulter, ehe er sie tröstend an seine Brust drückte. „Pssst. Ist ja gut!“, beruhigte er sie und strich ihr tröstend über den Rücken. Es kam Sakura wie eine Ewigkeit vor, wie sie an seiner Brust ihren ganzen Kummer der letzten Tage rausließ. Irgendwann schluchzte sie ein letztes Mal laut, ließ sich von Neji ein Taschentuch reichen und schnäuzte hinein. Sie brauchte einige Minuten um ihre Atmung wieder zu normalisieren und Neji setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah sie fragend an. „Also, was ist passiert?“ „Du kennst doch noch Ino, oder?“ Der Braunhaarige nickte und warf einen Blick aus dem Fenster. "Natürlich" „Sie ist... tot“, hauchte Sakura mit zittriger Stimme, die ihr letztendlich versagte. Wieder bahnten sich Tränen an, die ihre Wangen unaufhörlich hinabliefen und im dunklen Teppichboden verschwanden. Neji beugte sich vor, ergriff ihre Hand und wollte ihr Halt geben. Er konnte nicht fassen, was Sakura ihm gerade erzählt hatte und ehe er es realisieren konnte, sprach sie auch schon unter lauten Schluchzern weiter. „Gestern nachmittag... Unfall... Mir kam ein Auto entgegen... Dann lag Ino auf der Straße und...“ Neji verstand. Während er bedrückt die Maserung seines Schreibtisches musterte, überlegte er, was er sagen konnte. „Sakura“, setzte er an. „Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Du hast seit dem Tod deiner Eltern nicht ein einziges Mal Schwäche gezeigt. Ino würde auch nicht wollen, dass du jetzt ihretwegen so weinst. Du kanntest sie“ Sakura nickte. Neji hatte Recht. Wenn Ino wüsste, dass sie ihretwegen solch bittere Tränen vergoss, wäre sie ausgerastet. „Der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin“, murmelte sie und nestelte an ihrer Handtasche herum. „Ist der, dass ich jemanden verklagen will.“ Sie kramte eine Sportzeitschrift, die sie auf dem Hinweg noch rasch gekauft hatte, aus ihrer Handtasche und überreichte sie Neji, der sie skeptisch entgegennahm. Auf dem Titelblatt prankte ein junger gut aussehender Mann mit rabenschwarzem Haar und einem arroganten Grinsen. Er hielt hinter seinem Kopf einen Tennisschläger. „Sasuke Uchiha?“, fragte Neji verdutzt und musterte die Schönheit vor sich ungläubig. „Den willst du verklagen?“ Sakura nickte nüchtern und nahm Neji die Zeitung aus der Hand. „Er hat mich von der Straße abgebracht! Kann ich ihn nun verklagen oder nicht?“ „Das ist ein wenig kompliziert, aber ja, es ist möglich“, erwiderte der Hyuuga sachlich, zog die oberste Schublade seines Schreibtisches auf und kramte nach einem Formular. „Füll' das hier bis übermorgen aus, okay?“ Die Haruno nickte, dann erhob sie sich. „Neji?“, fragte sie, während sie nach ihrer Jacke griff und die Tür ansteuerte. Der Hyuuga, der sich inzwischen seinen Akten zugewandt hatte, sah auf. „Hmm?“ „Was passiert jetzt mit Kei?“ Der Dunkelhaarige strich sich seufzend die Haare zurück. „Wenn er keine Paten hat, muss er ins Waisenhaus“ „Aber er hat eine Patin. Mich!“ „Sakura, man kann ein Kind nur adoptieren, wenn man verheiratet ist und meines Wissens nach bist du das nicht!“ „Nein... Noch nicht. Aber ich schaffe das schon. Das ist das Einzige, was ich noch für Ino tun kann. Ich werde um die Vormundschaft für Kei kämpfen!“ Der Hyuuga lächelte. Diese Sakura kannte er und er liebte ihre entschlossende Art. Er ging auf sie zu und umarmte sie kurz. „Ich werde dir helfen, wo ich kann.“ Er lächelte ihr zu. „Dann komm übermorgen zu mir, okay? Du weißt doch noch, wo ich wohne, oder? Ich koche uns etwas leckeres und wir könnes alles formale bereden. Und jetzt pass' auf dich auf!“ Sakura nickte und lächelte dankbar, ehe sie das Büro des Hyuugas verließ, sich verabschiedete und in den Fahrstuhl stieg. Die warme Sommerluft schlug ihr entgegen und trocknete die letzten Tränenspuren in ihrem Gesicht. Es dämmerte und Sakura beschloss, ein Taxi zu nehmen. Der Weg zu ihrer Wohnung war eigenartig lang und als sie die Tür zu ihrer Wohnung öffnete, kam ihr gähnende Leere entgegen. Sie seufzte frustriert, als sie den Schlüssel auf der kleinen Kommode im Flur ablegte, sich die Schuhe auszog und ohne Umschweife in ihr Schlafzimmer kroch. Ohne sich umzuziehen, warf sie sich in ihr Bett, was sehr untypisch für sie war, und legte eine Hand auf ihre Stirn, während sie die Deke musterte. „Ino“, murmelte sie leise, spürte eine Träne ihre Wange hinunterkullern, ehe sie in einen traumlosen Schlaf fiel. Sie war wirklich innerlich verloren. Verloren und zerbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)