Lebendig von Venu ================================================================================ Kapitel 6: Halloween Party & teuflische Getränke ------------------------------------------------ Huhu Leute, hier das sechste Kapitel und ich möchte dazu sagen, dass manche Stellen ein bisschen unrealistisch sein könnten, ich hoffe das stört euch nicht! Immerhin ist es ja eine erfundene Geschichte und etwas Fantasie gehört schon dazu, sonst könnte ich ja auch mein eigenes Leben hier aufschreiben, das wär dann sicher genauso spektakulär. xD Und jetzt wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen!!! ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Kapitel 6 Halloween Party & teuflische Getränke In den folgenden zwei Tagen ließ Kazuki mich weitgehenst in Ruhe, das hieß in der Schule war außer einem guten Morgen nichts zu hören und auch bei der Nachhilfe am Samstag sprach er nur über Funktionen und Formeln. Insgeheim wunderte ich mich darüber und ich konnte nicht leugnen, dass mich sein Verhalten wie des öfteren schon verwirrte, doch andererseits war mir diese Art der Funkstille mehr als recht. Nach der Aktion am Donnerstag brauchte ich erst mal Zeit, mein wahres Selbst wieder zu finden, denn das war ich an besagtem Abend nicht gewesen! Ob es nun an der Kälte gelegen hatte oder an etwas anderem war mir nicht klar, jedenfalls rechtfertigte es nicht, dass ich mich so, so… na eben so verhalten hatte! Vollkommen gegen meine Natur und meine sonstigen Prinzipien. Dessen ungeachtet war ich aber nicht der Einzige gewesen, der sich an diesem Abend seltsam benommen hatte. Kazuki konnte ebenfalls nicht von sich behaupten, sich normal verhalten zu haben, wobei normal bei ihm relativ war. Sein unerwartetes, freudestrahlendes Lächeln hatte mich irgendwie total aus der Bahn geworfen und war sicher für meine unnormale Reaktion verantwortlich gewesen. Dennoch sollte ich aufpassen, dass mir so was in Zukunft nicht zu häufig passierte. Die letzte Oktober Woche startete ruhiger, als ihre Vorgänger und mein Alltag renkte sich allmählich wieder ein. Der einzige Unterschied zu vorher bestand darin, dass Kazuki, oder eher seine Nachhilfe sich mit eingeordnet hatte. Nun hieß es nicht mehr nur Schule und Arbeit, sondern Schule, Arbeit und Nachhilfe. Doch irgendwie schaffte ich es ohne größere Probleme das alles miteinander zu vereinen. Noch vor zwei Wochen hätte ich nie gedacht, dass mir das einmal möglich sein würde. Zu dem schien mir Fortuna diese Woche wohl gesonnen zu sein, denn unerwarteter Weise kam Koji am Mittwoch zu mir und berichtete mir freudig, dass er seinen Chef überzeugen konnte, mir eine feste Stelle anzubieten. Diese Chance ließ ich mir natürlich nicht entgehen und willigte gleich ein. Des Weiteren hatte ich meine Ausgaben tatsächlich so weit einschränken können, dass das Geld für die Miete alle mal ausreichen würde, es blieb sogar noch etwas übrig. Alles in allem konnte ich also sagen es ging bergauf… wäre da nicht der Umstand, dass ich am Samstag auf diesem blöden Halloween Event aushelfen musste! Das einzig Positive daran war wohl, dass Koji mir ein anderes Kostüm zur Verfügung stellte und ich nicht wieder als Kürbis herum laufen musste. Damit wäre ich bei dieser Veranstaltung auch nur schwer vorangekommen. Mir graute allein bei der Vorstellung, mich durch diese ganzen Menschenmassen bewegen zu müssen. Viele Menschen bedeutete viel Nähe und das war mir gar nicht recht. Doch trotz das es mir überhaupt nicht behagte, war ich am Samstag bereits am frühen Nachmittag im Café anwesend. Als ich dort eintraf waren die Vorbereitungen bereits in vollem Gange. Vor der Tür standen jeweils rechts und links zwei große Kürbisse mit skurrilen Gesichtern, wobei Fratzen wohl eher zutraf. In jedem befanden sich Kerzen, welche bereits fröhlich vor sich hin loderten. An der Tür hing ein Schild auf dem geschlossen stand, was nicht weiter verwunderlich war. Es wäre sicher nicht von Vorteil, würden sich beim Umdekorieren Gäste im Café befinden. Ich kramte nach dem Schlüssel, den ich Tage zuvor von Koji bekommen hatte und öffnete die Tür. Nachdem ich wieder abgeschlossen hatte, begab ich mich zur Theke und erkannte diese kaum wieder. Überall tummelten sich Kerzen, mal große mal kleine und dazwischen verteilt standen mehrere Schüsseln mit seltsam aussehenden Süßigkeiten. Auf einem der Hocker saß ein Skelett mit einer leeren Flasche Whisky in der Hand und einer Spielzeugaxt im Schädel, wirklich… obskur! Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und sah Koji weiter hinten, wo er gerade dabei war einige Tische und Stühle zu verschieben. Das sollte wohl die provisorische Tanzfläche geben, von der er kürzlich gesprochen hatte. Mir wurde jetzt schon ganz anders, ach wäre dieser Tag doch nur schon vorbei! „Hallo Takeshi, da bist du ja! Könntest du mir mal kurz helfen die Tische da rechts in die Ecke zu stellen?“ Beim Klang meines Namens wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und ging zu Koji rüber um ihm zu helfen. „Danke! Danach könntest du bitte auf den einzelnen Tischen noch Kerzen verteilen und ein paar Snacks dazu stellen ok?“ „Ja mach ich.“ Warm lächelte er mir entgegen und gemeinsam erledigten wir die restlichen Vorbereitungen. Papier Spinnen und Skelette wurden an der Decke auf gehangen, die Musikanlage wurde eingeschaltet, leichter Nebel zog sich über den Boden und ich hatte mehr und mehr das Gefühl mich auf einem Friedhof zu befinden. Als der größte Teil dann erledigt war, zeigte Koji mir noch wie ich die neuen Cocktails zu mischen hatte, immerhin waren diese speziell für Halloween konzipiert worden. Schließlich zog ich mir noch mein Kostüm an, welches aus einem schlichten schwarzen Anzug, einem weißen Hemd und einer Fliege bestand. Einzig die Augenmaske unterschied mich von einem gewöhnlichen Kellner, aber das war immerhin noch besser als ein Kürbis! Ich blickte auf die Uhr. In einer halben Stunde war es bereits soweit und langsam wurde ich nervös. Ich war solche Menschenaufläufe einfach nicht gewohnt und es fiel mir sichtlich schwer mich mit diesem Gedanken anzufreunden. Koji schien etwas zu ahnen, denn er legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich aufmunternd an. „Keine Sorge, wird schon nicht so schlimm werden.“ Sein Wort in Gottes Ohr! Pünktlich um zwanzig Uhr öffnete ich die Tür und sogleich strömten die ersten Gäste herein. Nach und nach wurden es mehr und schon bald war fast das gesamte Café voll besetzt. Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern, gierig wurde sich auf die Süßigkeiten gestürzt und auch die Cocktails schienen sehr auf Gegenliebe zu stoßen. Die Tanzfläche war gerammelt voll und mir war es unbegreiflich, wie Menschen sich auf so engem Raum nur so dicht bei einander aufhalten konnten. Ich selbst versuchte so wenig Kontakt wie möglich herzustellen und befand mich die meiste Zeit hinter der Theke. Meine Augen schweiften auf der Suche nach Koji durch den Raum, dieser schien jedoch irgendwo in der Menge untergegangen zu sein. Dafür erblickte ich einige wirklich seltsame Kostüme, welche ich nicht einmal zuordnen konnte. War da gerade ein Wischmopp an der Theke vorbei gelaufen oder sollte das Bob Marley darstellen? Doch plötzlich stach mir etwas ins Auge, was meine Aufmerksamkeit mehr in Anspruch nahm. Etwas weiter von der Theke entfernt sah ich eine Gruppe Jungen, welche mir bekannt vorkamen, besonders einer davon. Wieso war er mir nicht gleich aufgefallen, immerhin war sein Kostüm ja kaum zu übersehen. Passend zu seinen dunkelroten Haaren hatte er einen weinroten Smoking an, mit ebenfalls weißem Hemd, einer Fliege und zusätzlich noch zwei Hörnern auf dem Kopf. Ein Teufel… wirklich passend zu seinem Charakter, wobei schwarz bei mir nicht weniger gut zutraf. Schwarz wie meine Seele. Trotzdem… kaum zu glauben, dass er anscheinend wirklich spaß daran hatte sich zu Halloween zu verkleiden, wobei sein Kostüm ja noch einigermaßen dezent war und irgendwie zu akzeptieren. Wenigstens war es nicht so peinlich wie… Moment mal, stopp, stopp, stopp! Wieso dachte ich schon wieder über ihn nach? Und wenn er sich als Alien verkleidetet hätte und sich in Grund und Boden blamieren würde, das alles sollte mich gar nicht interessieren! Ach zum Teufel… im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wand meinen Blick ab und kümmerte mich um die Gäste, welche bereits auf ihre Bestellung warteten. Ein Wunder, dass ich bei diesen vielen verschiedenen Cocktails nicht den Überblick verlor. Ich konnte nämlich nicht von mir behaupten, dass ich mit solchen Dingen viel Erfahrung hatte! Als ich nach einem erneuten Rundgang an der Theke vorbei kam, spürte ich unerwartet einen leichten Griff an meinem Arm. Ich blieb stehen, drehte mich um und sah mich mit einer… Fee oder so etwas ähnlichem konfrontiert. Vor mir stand ein junges Mädchen, den Blick zu Boden gerichtet und immer noch meinen Arm festhaltend. Von Frauen hatte ich zwar noch weniger Ahnung, als vom Cocktail mischen, doch aus meiner Sicht sah sie ganz hübsch aus. Dennoch hatte ich für sowas im Moment eigentlich keine Zeit. „Was ist?“ fragte ich in für mich typischer Tonlage und sie schaute mich daraufhin schüchtern an. „Also… ähm… hättest du vielleicht Lust, also nur, wenn du später Zeit hast, ähm… mit mir… zu… zu tanzen?“ Sie war immer leiser geworden und ich hatte zum Schluss echte Schwierigkeiten sie zu verstehen. Tanzen… das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht getan und ich würde heute sicherlich nicht damit anfangen! Außerdem interessierte ich mich nicht für solch banale Dinge. „Nein, danke.“ „Oh… ähm… also dann, entschuldige bitte die Störung…“ Langsam ließ sie ihren Arm sinken und blickte mich traurig an, bevor sie sich umdrehte und in der Menge verschwand. Sicher… ich war nicht gerade feinfühlig gewesen, doch was interessierte es mich was so ein dahergelaufenes Mädchen dachte? Ich hatte gerade anderes um die Ohren. Wieder hinter der Theke angekommen, wollte ich diese etwas sauber machen, als mir einer der Löffel zu Boden fiel. Ich bückte mich kurz um ihn aufzuheben und als ich mich wieder aufrichtete blickte ich geradewegs in ein paar blauer Augen, welche mich interessiert musterten. Vor schreck ging ich einen Schritt zurück und bemerkte erst da, wer mich so erschrocken hatte. Der Teufel hatte mich also gefunden… „Na wie läuft’s?“ kam es mir sogleich grinsend entgegen. „Wie du siehst sehr viel zu tun, also nerv jemand anderen.“ Ich wusste, es war vergebene Liebesmüh, aber die Hoffnung starb zuletzt. „Wer war denn die Kleine, die dich eben angequatscht hat?“ neugierig blickte er mich an. „Niemand.“ Ich hasste seine Neugier! „Was wollte sie denn?“ „Nichts!“ „Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ gespielt beleidigt sah er mich an. Hatte er schon was getrunken? Oder wie kam er auf die Idee, ich würde alles frei heraus plaudern? „Es geht dich nichts an.“ Mein kühler Blick prallte erfolglos an seiner Mauer ab. „Ihrem Blick nach zu urteilen, wollte sie sicher tanzen.“ Woher wollte er das wissen? Dazu müsste er ja direkt neben mir gestanden haben um das mitzubekommen. Unheimliche Vorstellung. „…“ „Dacht ich mir. Weißt du, dass sie dich eine ganze Weile beobachtet hat, bevor sie sich getraut hat, zu dir zu gehen? Und du hast sie natürlich eiskalt abblitzen lassen, wie es eben so deine Art ist.“ Die Neugier war mit einem mal aus seinem Blick verschwunden. Wieso sah er mich plötzlich so ernst an? Und nicht nur das, auch seine Stimme klang vorwurfsvoll, sarkastisch und irgendwie… als würde er mich bemitleiden… ging das überhaupt alles gleichzeitig? „Was soll diese Aussage?“ Es war mir unverständlich und seine plötzliche Stimmungsschwankung verwirrte mich total. „Du bist unfähig menschliche Beziehungen einzugehen und sei es nur Freundschaft! Sobald jemand versucht sich dir zu nähern blockst du und errichtest eine Mauer, das ist echt-“ „Sei still! Ich hab keine Lust mir dieses Gequatsche länger anzuhören.“ Kazuki fing an zu lachen, doch es war kein freundliches, sondern ein spöttisches. „Siehst du! Kaum sagt dir einer wie es ist, ziehst du dich zurück, das ist echt traurig. Das Leben zieht total an dir vorbei, hab doch endlich mal ein bisschen Spaß!“ „Das brauch ich nicht!“ Meine Stimme klang nicht mehr halb so sicher, wie noch vor wenigen Sekunden. Er sollte aufhören! Wieso sagte er mir, was ich schon längst wusste? Ich wollte das nicht hören. „Ja natürlich! Hock nur weiter alleine in deiner Bude rum und warte bis du alt und grau wirst!“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und… es verletzte mich. Wieso verletzten mich seine Worte so? Ich konnte spüren, wie sich etwas in mir zusammenzog und meine Mauer einen weiteren tiefen riss bekam. Es tat weh sowas zu hören… aber wieso? Weil er damit recht hatte? Das wusste ich doch selbst längst und dennoch, es von jemand anderem zu hören war umso schmerzhafter. Auf seine Aussage konnte ich nichts erwidern und mein Blick schien meine Verletztheit zu spiegeln, denn plötzlich sah Kazuki mich etwas erschrocken an. Er wand seinen Blick ab und biss sich auf die Unterlippe. Ein Verhalten, welches meine Verwirrtheit nur noch weiter steigerte. „Hey… ähm… war nicht so gemeint, was ich eben gesagt habe, muss wohl am Alkohol liegen.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, wie er es öfter tat und blickte mich entschuldigend an. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam mir jemand anderes dazwischen. „Hey schöner Mann.“ Eine junge Dame, wohl etwas älter als ich, hatte sich neben Kazuki gedrängt und diesen angesprochen. Jener wand seinen Blick von mir ab und richtete ihn auf die Frau neben sich. Sie trug ein elegantes Abendkleid, eine kleine Handtasche und in ihrer linken Hand einen Fächer mit dem sie leicht wedelte. „Guten Abend schöne Lady, was kann ich für sie tun?“ Kazuki lächelte sie charmant an und sie erwiderte dieses Lächeln. Ich bekam erneut eine Gänsehaut, als ich ihn lächeln sah. „Nun ich habe mich gefragt, ob der Teufel sich wohl auf einen Deal einlassen würde.“ „Sie möchten also ihre Seele an den Teufel verkaufen? Wirklich gewagt!“ „Nicht ganz.“ Sie lächelte verheißungsvoll. „Ich hatte da eher an etwas anderes gedacht. Was würde der Teufel davon halten, wenn ich ihn um einen Tanz bitten würde und ich ihm im Gegenzug danach einen Cocktail spendiere?“ „Klingt verlockend.“ Was machten die beiden da? Das sah ganz nach… flirten aus. Nicht das ich darin auch nur entfernt Erfahrung hatte, aber für mich sah es einfach danach aus. Nun hielt sie ihm ihre rechte Hand hin, welche Kazuki ohne zu zögern ergriff. Er gab ihr einen Handkuss und sah sie daraufhin höflich an. „Wenn ich dann bitten dürfte.“ Er sah mich kurz an. „Tut mir leid Takeshi, aber ich werde mich nun etwas amüsieren gehen.“ Und schon war er mit der Frau Richtung Tanzfläche verschwunden. Er hatte mich also einfach so stehen lassen, mitten in unserer Unterhaltung, echt unglaublich! Für so eine… ach mir fiel keine passende Bezeichnung ein. „Hey Takeshi.“ Koji… den hatte ich ne ganze Weile nicht mehr gesehen, dachte schon, er wäre in der Menge verloren gegangen. „Ja?“ „Mach mal eine Pause, du siehst fertig aus!“ Sah man es mir also schon so deutlich an? Vielleicht sollte ich sein Angebot annehmen und mich wirklich etwas ausruhen. Ich nickte ihm zu und wollte gleich in die kleine Umkleide verschwinden, doch auf halbem Weg überlegte ich es mir anders. So unglaublich es auch war, aber mir war gerade nicht danach, mich in dem kleinen Raum zu verstecken. Stattdessen ging ich zurück hinter die Theke, mischte mir einen Cocktail zusammen und nahm auf der anderen Seite der Theke auf einem Hocker platz. Vielleicht konnte ich ja mit Alkohol meine lästigen Gedanken verdrängen, wenn auch nur für wenige Stunden… Immer wieder nippte ich an dem Getränk, während mein Blick ab und an zur Tanzfläche wanderte. Kazuki tanzte ausgelassen mit dieser Frau und schien sich dabei prächtig zu amüsieren. Zu allem Überfluss klebte sich auch noch die ganze Zeit an ihm, was… mich eigentlich überhaupt nicht zu interessieren hatte! Schnell wand ich meinen Blick wieder ab und schaute in mein bereits halb leeres Glas. Ich wollte meine Gedanken doch ertränken, wieso kam mir dann beim Anblick der zwei Tanzenden fast die Galle hoch? Nur weil sie Spaß zusammen hatten? Das konnte doch unmöglich der einzige Grund sein, sowas ließ mich doch sonst völlig kalt. Aber wenn ich sah, wie diese… Frau an ihm klebte, das ging mir irgendwie total auf die Nerven. Ach, meine gesamten Gedanken gingen mir auf die Nerven, konnte man das nicht irgendwie abstellen? Das restliche Glas trank ich in einem schnellen Zug leer und mixte mir gleich ein neues. Nach einer Weile hatte ich ein bisschen das Gefühl, als sei mein Kopf in Watte gepackt, der Alkohol schien mich zudem von innen her aufzuheizen, was aber eben so gut an der stickigen Luft hier drin liegen konnte. Ein erneuter Blick auf die Tanzfläche verriet mir, dass die anderen Beiden sich nicht mehr dort aufhielten. Wo waren sie hin? Vor einigen Sekunden waren sie noch da gewesen, oder waren es Minuten? Stunden? Ich hatte absolut kein Zeitgefühl mehr. Jeden weiteren, der mich heute Abend versucht hatte, in ein Gespräch zu verwickeln, hatte ich abgewiesen. Und so kam es wie es immer kam. Ich saß hier inmitten einer riesigen Menge an Leuten und war völlig alleine und zu allem Überfluss fraß mich die Einsamkeit langsam von innen auf. Wieso war es nur soweit gekommen? Ich starrte ausdruckslos in mein bereits drittes Cocktailglas. Wäre mein Leben anders verlaufen, wäre mein Vater nicht gestorben? Würde ich vielleicht noch zu Hause wohnen, eine ganz normale Schule besuchen, viele Freunde haben, vielleicht sogar schon eine Freundin? Würde ich lachend durch die Gegend rennen anstatt jeden nur mit kalten, distanzierten Augen zu betrachten? Schwer vorstellbar… und auch nicht zu ändern. Die Person neben mir stand auf, kurze Zeit später nahm eine andere Platz, doch ich ignorierte meine Umgebung, starrte nur weiter in mein inzwischen wieder leeres Glas. Wie oft hatte ich mich schon ermahnt, nicht mehr an die Vergangenheit zu denken und doch… an Tagen wie heute kam ich einfach nicht umhin es zu tun. „Ist dir eigentlich klar, dass du noch nicht volljährig bist und somit keinen Alkohol trinken darfst?“ Plötzlich aus meinen Gedanken gerissen blickte ich nach links und sah Kazuki, welcher neben mir Platz genommen hatte und mich wohl schon eine geraume Zeit zu beobachten schien. Er grinste mich an und ich wusste, dass seine Aussage nicht ernst gemeint war. „Sagt der richtige…“ Die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen, hatte wohl doch schon zuviel von dem Teufelszeug getrunken. Schlimm genug, dass ich überhaupt etwas gesagt hatte, doch es war mir einfach rausgerutscht. „Ja hast recht!“ sein Grinsen wurde breiter. „Aber ist es nicht so, dass an Jugendliche höchstens zwei Cocktails ausgeschenkt werden dürfen und doch ist das bereits dein dritter, wenn ich richtig gezählt habe.“ „Ich bin für mich selbst verantwortlich, also trinke ich soviel, wie ich will!“ Genau, was interessierte mich schon diese blöde Regelung! Und woher wusste er, dass es mein dritter Cocktail war? „Außerdem… hast du mich schon wieder beobachtet? Lass das in Zukunft gefälligst!“ Kazuki nahm sich daraufhin eins der Spießchen aus meinem Cocktailglas und angelte sich die süße Frucht mit der Zunge herunter. Er sah mich dabei die ganze Zeit an und ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte. Dann nahm er das Spiesschen zur Hälfte in den Mund und kaute ab und an darauf herum, schob es immer wieder mit der Zunge von einer Seite auf die andere. Er blickte mich nun herausfordernd an, während sich ein breites Grinsen auf seine Lippen stahl. „Sagt der Richtige!“ „Ich weiß nicht was du meinst.“ Und ob ich es wusste. Sicher hatte er bemerkt, dass ich ihn vorhin auf der Tanzfläche beobachtet hatte. Verdammt, ich durfte mir nur nichts anmerken lassen, aber warum schlug mein Herz auf einmal so schnell? Das würde mich bloß verraten. „Oh ich denke schon, das du es weißt mein Guter. Waren ja nicht sonderlich unauffällig, deine Blicke vorhin.“ Sein Grinsen wurde noch breiter und mein Herzschlag noch schneller. „Du täuschst dich, ich habe lediglich die Tanzfläche beobachtet, da kann es schon mal passieren, dass meine Augen dich zufällig streifen.“ „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ Er fing an zu lachen. „Deine Augen haben förmlich an mir und dieser Frau geklebt. Du kannst es abstreiten wie du willst, ich hab es genau gesehen.“ Seine Augen, die sicher in meine blickten ließen mich stumm bleiben. Wär ja auch egal was ich sagen würde, er würde mir eh nicht glauben. Trotzdem ging mir sein Verhalten gegen den Strich, weshalb ich genervt mit den Augen rollte, seufzte und dann den Kopf in die entgegengesetzte Richtung drehte. Normalerweise würde ich das ja nicht tun, daran war bloß der blöde Alkohol schuld! „Oh man, gleich so viele Gefühlsregungen auf einmal Takeshi, pass auf, sonst überforderst du dich noch!“ Wütend ruckte mein Kopf herum. „Scheisse Kazuki das reicht jetzt! Was soll der Mist? Du willst eine Gefühlsregung von mir? Da hast du eine, ich bin wütend und du bist schuld daran, bist du nun zufrieden?“ Aufgebracht fuhr ich ihn an und sein Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, plötzlich sah er mich wieder so ernst an, wie vorhin bei unserer letzten Unterhaltung. „Jetzt weißt du wenigstens, dass du überhaupt noch Gefühle besitzt.“ „Ich hab nie behauptet, dass ich keine habe, ich…“ Ohje nicht gut, gar nicht gut. Ich wollte das nicht sagen, wieso konnte ich nicht still sein? Verdammter Alkohol! „Du zeigst sie nur einfach nicht gern oder? Wieso? Es ist doch nichts Schlimmes dabei, also was ist der Grund?“ Ließ er jetzt etwa den Psychologen heraus hängen? Mist das konnte ich grad gar nicht gebrauchen, wo durch den Alkohol meine Zunge doch sowieso schon viel zu locker war. „Es gibt Gründe dafür, aber die gehen dich nichts an!“ Er sah mich durchdringend an und schwieg, eine ganze Weile, da schien ihm plötzlich ein Licht aufzugehen. „Hat es etwas mit deiner Familie zu tun?“ Die Aussage traf mich unerwartet und ich zuckte leicht zusammen. Er sollte wirklich darüber nachdenken eine Karriere als Hellseher oder Psychologe in Betracht zu ziehen. Von allen denkbaren Möglichkeiten, wie kam er ausgerechnet auf meine Familie? Dieses Thema wurde langsam ungemütlich… „Familie… was bedeutet dieses Wort? Für mich hat es keinerlei Bedeutung…“ Ich sah den anderen mit einem traurigen Blick an und Kazukis Augen weiteten sich etwas. Ja mit so einer Antwort hatte er wohl nicht gerechnet. „Wie meinst du das? Hast du deine Eltern nie gekannt?“ er schien betroffen. Ich wollte nicht darauf antworten, auf keinen Fall! Und doch konnte ich die folgenden Worte nicht aufhalten. „Ich wünschte, ich hätte sie nicht gekannt!“ In einem verbitterten Ton verließen die Worte meinen Mund und ein weiteres Mal verfluchte ich den Alkohol, der meinen Verstand mehr und mehr zu vernebeln schien. „Wieso?“ „Das… sie haben… nein!“ Ohne Vorwarnung sprang ich auf, der Hocker viel um und ich schlug mit den Fäusten auf die Theke. Ich atmete schwer und blieb einen Moment regungslos stehen, um das Schwindelgefühl zu vertreiben. Dann sah ich Kazuki aufgebracht und vernichtend zu gleich an. „Das geht dich verdammt noch mal nichts an! Steck deine Nase nicht ständig in fremde Angelegenheiten, schon gar nicht in meine.“ Er sah mich zuerst etwas erschrocken an, hatte er wohl genau so wenig mit meinem plötzlichen aufstehen gerechnet. Doch sein Ausdruck änderte sich von Schock in leichtes Erstaunen und schließlich grinste er wieder. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, hörte ich schon Koji nach mir rufen und drehte mich in dessen Richtung, sah das er gerade auf mich zu kam. „Takeshi, der Alkohol geht langsam zur neige, könntest du im Weinkeller noch welchen holen gehen? Nimm deinen Freund ruhig mit, das wird ziemlich viel.“ Er musste schreien, damit ich ihn verstand und ich nickte ihm zu. Ich bat Kazuki jedoch nicht mich zu begleiten, da er mir sicher auch so folgen würde… und ich hatte Recht. Wir gingen an der Umkleide vorbei und die Musik im Hintergrund wurde immer leiser und leiser. Beim Weinkeller angekommen, öffnete ich die Tür und trat ein, Kazuki folgte mir. Es war, als traf mich ein Schlag ins Gesicht und beinah wäre ich getaumelt. Die kalte Luft hier unten vertrug sich gar nicht gut mit meinem bisher konsumierten Alkohol, doch glücklicherweise war ich nicht der Einzige der damit wohl ein Problem hatte. Kazuki stockte ebenfalls für einen Moment und musste sich am Türrahmen festhalten. Irgendwie ein lustiger Anblick, doch ich ließ mein Amüsement nicht nach außen dringen. Ich tastete nach dem Lichtschalter und der Raum wurde von grellem Neonlicht erhellt. Ich ging langsam ein paar Stufen herunter, lief durch einige Regale und unter mir knarrte der Boden. Kein Wunder bei diesen alten Holzdielen, einige standen sogar ab, sodass man aufpassen musste, dass man nicht darüber stolperte. Kazuki ging mir hinter her und gemeinsam suchten wir einiges an Alkohol zusammen, was ich brauchen würde. Plötzlich knallte es und erschrocken blickte ich zur Tür, welche gerade zugefallen war. Oh nein… „Scheisse!“ Kazuki verstand nicht was los war. „Was ist?“ „Die Tür ist zu! Man kann sie aber von innen nicht öffnen…“ „Oh…“ Ja super Kazuki, sehr geistreich. Das half uns jetzt auch nicht weiter. War ja wirklich toll, jetzt saß ich also mit ihm hier fest… Unsere Bemühungen die Tür von innen zu öffnen waren ebenfalls vergebens, da tat sich überhaupt nichts. Wir gingen wieder die Stufen nach unten und gerade als ich dachte, es könnte nicht noch schlimmer werden, ging das Licht plötzlich aus. Ich hatte vergessen, dass es bei verschlossener Tür nach kurzer Zeit einfach abschaltete. Vor Schreck und auch wegen des Alkohols, verlor ich das Gleichgewicht und viel nach hinten. Ich versuchte mich noch irgendwo fest zu halten und erwischte wohl Kazuki, welcher es nicht mehr rechtzeitig schaffte, dass Geländer zu greifen und wir stürzten beide ab. Wie gut das die Treppe nur vier Stufen hatte, doch trotzdem war der Aufprall schmerzhaft. Ich war auf dem Rücken gelandet, welcher nun höllisch schmerzte. Kazuki war direkt auf mir gelandet und schien etwas benommen, da er sich nicht bewegte. Bei dem Versuch mich zu erheben musste ich jedoch feststellen, dass ich mit meinem Jackett irgendwo am Boden hängen blieb. So ein Mist aber auch. „Kazuki? Geh runter von mir!“ Er versuchte sich nun ebenfalls zu erheben, doch… das war doch nicht möglich! „Was ist? Steh auf!“ „Ich kann nicht… ich hänge fest.“ „Was??“ „Ja, irgendwie müssen sich die Knöpfe unserer Hemden ineinander verhakt haben, ich komm nicht weg.“ „Das gibt’s doch nicht…“ „Was ist mit dir?“ „Ich… hänge am Boden fest…“ tbc. ~.~.~.~.~.~.~.~.~ Wie gesagt, ein bisschen Fantasie muss sein! =P Hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ihr habt ein paar Kommis für mich übrig! ;) Lg Venu Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)