You confuse me in a way I've never known von Jilienemily ================================================================================ Kapitel 2: Accident ------------------- Teil 1 Kai Eigentlich wollte er sich ja nur eben einen Kaffee holen, natürlich nicht irgendeinen, er konnte es sich schließlich leisten sich einen riesigen Starbucks Kaffee zu kaufen. Auch wenn er ihn gar nicht mochte, zu viel Milch und viel zu süß aber es war eben Starbucks und er fand das ihm die weiß grünen Becher standen, damit wirkte er so seriös. Über seine eigenen Worte lachend schlenderte er die Shoppingmeile entlang und schmunzelte über die Blicke die ihm diverse Frauen und auch Männer zu warfen. Zugegeben, man hätte es als Arroganz abstempeln können, aber es gefiel ihm einfach diese Blicke zu ernten. Gerade als er einer jungen Frau ein Zwinkern schenkte fing das Bild eines Jungen der sich neben ihm im Schaufenster Spiegelte seinen Blick. Abrupt blieb er stehen und drehte sich um. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze ging da der Traum seiner schlaflosen Nächte. Beinahe wäre ihm der Kaffee aus der Hand gefallen. Langsam ging er weiter, auf ihn zu nur um dann doch stehen zu bleiben. Er konnte nicht anders, er starrte ihn an. Irgendwie wirkte es, als bewege sich der junge Mann frei und völlig unberührt von seinem Umfeld, unter der Kapuze lugten ein paar dunkle Haarsträhnen hervor und die weißeste Haut die er je gesehen hatte. Fasziniert ging er weiter, ohne dabei den Blick von der schmalen Taille und den langen, schlanken Beinen zu wenden. Sein Gang hatte was von einem Tänzer fand Kai und biss sich auf die Unterlippe. Er musste es irgendwie schaffen ihn von vorne zu sehen ! Kai beschleunigte seine Schritte und gerade als er fast aufgeschlossen hatte ging der andere einfach weiter, über den Zebrastreifen zwar aber der Mercedes der da angebrettert kam sah nicht so aus als wolle er bremsen. „HEY!“ schrie er und streckte die Hand aus um die Kapuze des jungen Mannes zu fassen zu kriegen. Vergeblich, der stolperte weiter, wurde vom heran nahenden Wagen erwischt, der zwar gebremst hatte aber eben nicht früh genug. Wie in Zeitlupe verfolgte er mit wie der schlanke Körper strauchelte, auf den Knien landete und sich abrollte, dabei jedoch mit dem Kopf aufschlug. Wow, das waren doch mal Reflexe, dachte er, ließ seinen teuren Kaffee achtlos fallen und rannte die paar Meter zu der Stelle an der sich der andere gerade aufzurichten versuchte. Der bescheuerte Mercedes Hupte und erntete einen Hass erfüllten Blick, als Kai unter die Arme des jungen Mannes griff und ihn hoch zog. Es war fast erschreckend wie leicht er war. Vorsichtig bugsierte er ihn zur Parkbank auf der anderen Straßenseite. „Hast du dich verletzt?“ fragte er besorgt und war versucht seine Hände unter das Kinn des anderen zu legen damit der ihn endlich ansah. Der Blick der ihn traf, als der Kerl endlich den Kopf hob hatte die Intensität eines Blitzes der ihn mit voller Wucht aus der Bahn warf. „Ich .. das.. nein .. nur.. nur mein Knie.“ stammelte sein Gegenüber und klang dabei so schüchtern und unsicher, das er ihm am liebsten gleich umarmt hätte. Ihm war also nichts ernsteres passiert. Mit gerunzelter Stirn begann er das Knie zu untersuchen, es schien einfach nur aufgeschlagen zu sein aber man konnte nie wissen. „Nichts ernstes, du bist ganz schön hart aufgekommen.“ sagte er erleichtert und lächelte ein wenig, doch als er den Blick hob schwand seine Zuversicht. Der Kleine war ganz schön blass um die Nase und lief ein klein wenig grünlich an. Gerade rechtzeitig konnte er ihn zur Seite drehen ehe er sich erbrach und ohnmächtig wurde. „Scheiße..“ fluchte er und legte den armen Kleinen erst mal auf die Bank, winkelte die Knie an und hoffte das er wieder zu sich kam. Als dem nach drei Minuten immer noch nicht so war, nahm er ihn einfach hoch. Er legte die Arme des Jungen um seinen Hals und lehnte den Kopf so an seine Schulter, das er genug Luft bekam. Dann griff er unter seine Beine und hob ihn hoch. Vermutlich wirkte er gerade wie ein Vater der seinen eingeschlafenen Sohn nach hause trug. Himmel so Alt war er doch gar nicht! Andererseits, wie alt war wohl der Süße in seinen Armen? Vielleicht 18 oder 19? Auf keinen Fall älter und er war so schrecklich leicht! Das konnte nicht gesund sein, gut er war nun auch nicht sonderlich breit gebaut aber der Kleine war doch fast so groß wie er und wog bestimmt gerade mal die Hälfte! Seufzend hob er ihn wieder ein wenig an, da er etwas abgerutscht war. Das Gewicht war angenehm und was noch angenehmer war, war die Wärme die ihm entströmte. Glücklicherweise bot eine seiner Nachbarinnen ihm an, die Haustür auf zu halten und seine Wohnung auf zu schließen, so dass er den Kleinen erst wieder absetzten musste als er ihn behutsam auf sein Sofa legte. Nachdem er sich artig bei der Frau, die seit ewigen Zeiten einen Blick auf ihn geworfen hatte und hartnäckiger als die anderen war, bedankt hatte eilte er zurück. Vorsichtig schälte er ihn aus seiner Jacke und stellte den Rucksack weg. Einen Moment zögerte er ob er vielleicht in den Rucksack sehen sollte um seinen Namen zu erfahren, doch das wurde ihm von einem Schild auf der Innenseite des Rucksackträgers abgenommen. Bastian Wagner, stand dort in filigranen Buchstaben. Ganz sicher die Schrift seiner Mutter. „Bastian..“ flüsterte er und musste lächeln ehe sich dann endlich wieder auf die Versorgung von eben diesem konzentrierte. Das Knie sah wirklich nicht gut aus und so holte er aus der Küche Pflaster, eine Schale Wasser samt Lappen und etwas Desinfizierenden Puder, der brannte nicht so wie es Jod getan hätte. Behutsam schob er das Hosenbein hoch und ertappte sich dabei wie er über die helle Haut streichelte. Reiß dich zusammen! Knurrte eine ärgerliche Stimme in seinem Kopf. Er konnte ja nicht erwarten, das ihm ein Engel vor die Füße fiel und der dann auch noch das eigene Geschlecht mochte. Nachdem das Knie versorgt und er auch die Handflächen gereinigt hatte widmete er sich etwas eingehender der Betrachtung seines Gastes. Ohne die Kapuze lagen die feinen, seidig schwarzen Haare in Strähnen über seinem schmalen Gesicht. Grinsend kniete sich Kai hin und musterte Bastians Gesicht, seine Nase war fast gerade, machte aber an der Spitze einen Knick nach oben. Eindeutig eine Stubsnase. Bastians Lippen waren leicht geöffnet und verstärkten so die ungewöhnliche form. Anders als bei den meisten Lippen machte die Oberlippe nicht etwa in der Mitte einen leichten Schwung nach unten sonder war fast durchgehend weich und rund, dafür machte sie links und rechts einen extremen Schwung nach innen. Die Lippen hatten eindeutig was von Uruhas nur etwas weicher und noch fast kindlich. Lippen die zum küssen gemacht waren.. Schnell wand er den Blick ab und wrang den Waschlappen aus, um ihn auf Bastians Stirn zu legen. Es sah aus als schliefe er, vermutlich stimmte das sogar. Nachdenklich zog er die Knie an, schlang die Arme darum und stützte das Kinn darauf. Mit leicht schief gelegtem Kopf betrachtete er Bastian und wartete darauf dass dieser aufwachte. Es dauerte einige Minuten bis Bastian sich zu Regen begann. Der Kleine blinzelte und schnell nahm ihm Kai den Waschlappen von der Stirn. „Na, wieder wach?“ fragte er und hoffte Bastian wenigstens ein paar Worte entlocken zu können. Doch anstatt zu antworten setzte dieser sich viel zu Ruckartig auf. Das konnte ja nur schief gehen. Das Stöhnen klang gar nicht gut und wieder trat ein sehr besorgter Ausdruck auf sein Gesicht. Sicher hatte sein Invalide Schmerzen. Dennoch irgendwie sah er niedlich aus, wie er die Nase so kraus zog und die Augen zu kniff. Ein wenig musste Kai sogar grinsen bei diesem Anblick. „Kannst du dich ein wenig aufrichten? Aber nicht so schnell wie eben, dann kannst du die Aspirin besser trinken.“ Vorsichtig hob er Bastians Kopf an und schob ihm ein Kissen in den Nacken, damit er sich nicht verschluckte beim Trinken. Er wartete bis der andere sich aufgrichtet hatte und reichte ihm dann das Glas. Eigentlich würde er ihm eine seiner Ibuprophen geben.. aber er wusste nicht ob Bastian vielleicht allergisch war. Mit Aspirin lag man schließlich meistens richtig. Ruhig sah er ihm beim vorsichtigen Trinken zu, wie er das Glas immer wieder an die Lippen setzte. Wie sich die weichen Lippen dabei öffneten und er seine Augen schloss. Augen von tiefstem Grün, umrahmt von dichten, schwarzen Wimpern. Und dann sah er ihn direkt an und Kais Magen zog sich zusammen. Wie er schon vermutet hatte, sprühten diese Augen regelrecht Funken. „Wer sind sie?“ wollte der Kleine wissen und klang dabei fast ein wenig trotzig. Einen kurzen Moment überlegte er was er ihm sagen sollte. „ Ich bin Kai, ich habe zufällig mit angesehen wie du beinahe über den Haufen gefahren wurdest und war so frei dich zu verarzten.“ erklärte er schließlich und deutete lächelnd auf das mit einem großen Pflaster versehene Knie. Dann siegte seine Neugierde. „Und du bist..?“ er konnte nicht umhin ihm wieder direkt in die Augen zu sehen. „Bastian.. also eigentlich Sebastian aber.. ich mag Bastian lieber..“ Sebastian Wagner... ein Name der weich klang, genau wie seine Stimme. Nach kurzem Zögern entschied er, es sei das beste Bastian irgendwie nach hause zu bekommen. Sonst kam er womöglich wirklich noch auf dumme Gedanken. „Na dann, freut mich Bastian. Soll ich deine Eltern anrufen damit sie dich abholen?“ fragend hob er eine Augenbraue und stand auf um sein Telefon zu holen. Er hoffte inständig nur Sebastians Mutter ans Telefon zu kriegen. Väter reagierten gelegentlich etwas über wenn ihre Söhne von Männern aufgegabelt wurden. Erstaunt runzelte sich seine Stirn als er Bastians eingeschnappten Gesichts ausdruck sah. „Nein, ich wohne allein.“ „Oh.“ er hielt in der Bewegung inne, also kein Telefon. Gut damit hatte er zwar nicht gerechnet, aber es machte ihn gleich neugieriger auf Bastian. „Ehm.. soll ich dich dann nach hause bringen?“ vielleicht würde er so wenigstens ein paar mehr Dinge erfahren. Die Antwort die er bekam ließ ihn leise lachen, stur war er also auch. „Nein danke, ich laufe.“ Langsam ging er auf ihn zu, wobei er es vermied seine Lippen zu betrachten, die zu diesem einladenden Schmollmund verzogen waren. Das Bastian gleich einen zweiten Versuch starten wollte gefiel ihm gar nicht, nachher tat er sich wirklich noch ernstlich weh. Sanft legte er eine Hand auf die schmale Schulter, viel zu dünn, soviel stand fest, auch wenn es Sebastian stand so dünn zu sein. „Ich bringe dich nach hause.“ sagte er sanft aber bestimmt und verließ dann schnell den Raum. Im Flur lehnte er sich kurz an die Wand und schloss die Augen. Tiefdurchatmen half nicht sonderlich und so nahm er einfach in Kauf das er drauf und dran war sich Hals über Kopf in diesen Jungen zu verlieben. Das musste der Poet in ihm sein der fernab jedes rationalen Denkens die tragische Klassik dieser Szene witterte und tat was sonst nur seine Romanfiguren taten. Ergeben zog er seinen Dufflecoat über, es war schließlich eiskalt draußen und holte Bastians Jacke von der Heizung, auf die er sie gelegt hatte um sie etwas zu trocknen. Als er mit der Jacke wieder kam, saß klein Bastian bereits und musterte eingehend sein Wohnzimmer. Der Blick den Kai sich fing als er sich näherte, ließ ihn überrascht sie Stirn runzeln. Was war denn jetzt? „ Ist es in Ordnung wenn ich dir wieder helfe?“ Um nicht gleich von Sebastian angefallen zu werden, fragte er lieber ob er ihm helfen durfte, ehe er ihm die Jacke und dann den Rucksack reichte. Sacht legte er die Arme um Bastian und zog ihn hoch, er wog wirklich nicht viel. Wieso machte er sich jetzt schon um so etwas Gedanken? Vermutlich würde er ihn eh nicht wiedersehen. So würde er aber wenigstens die paar Minuten die ihm noch blieben nutzen. Er hielt ihn ein wenig zu nah an sich gezogen, als er ihm die Treppe runter half. Aber welch Armer Poet, dem die vermeintlich wahre Liebe in den Schoß gefallen war hätte anders gehandelt? Nur das leise Wimmern und Stöhnen das Bastian von sich gab beunruhite ihn. "Alles okay? Du gibst so seltsame Geräusche von dir.“ „Nee, alles gut echt.. mein Knie tut nur weh.“ also half die Aspirin nicht? Wäre Ibu vielleicht doch besser gewesen? Besorgt musterte er Bastian erneut, ehe er resigniert die Tür seines Wagens für ihn öffnete. Er ließ sich Zeit damit seinen Wagen zu umrunden, zudem war die Straße vom Schnee und Eismatsch ganz rutschig. Richtig, Marie war ja mit seinem Wagen gefahren und hatte ihre CD im Spieler gelassen. Er wollte die Musik gerade leiser drehen als ein Seitenblick auf Bastian ihm verriet das dieser Lächelte. Jetzt sah er wie gemalt aus, die blasse Haut, das dunkle Haar, die schönen Lippen zu einem Lächeln verzogen, es tat schon fast weh ihn zu betrachten. „Wow, ich fasse es nicht. Du kannst Lächeln?“ schmunzelte er und drehte dann doch die Musik leiser, schließlich wollte er sich auch mit ihm unterhalten können. „Ja.. soll vorkommen.“ nuschelte der Kleine und fast glaubte er zu sehen wie sich dessen Wangen leicht rot färbten. Nach ein paar Minuten Stille, in denen Kai einfach nicht wusste was er sagen sollte und das mir als Schriftsteller! dachte er frustriert, da fiel ihm auf das sie schon fast aus der Innenstadt heraus waren. „Lotst du mich?“ bat er deshalb und sah kurz zu Bastian. „Oh, klar ehm.. da vorne bei der zweiten Ampel musst du rechts. Am besten du folgst den Schildern zur Uni.“ Zur Uni? Er musste lachen und schüttelte leicht den Kopf. Das hätte er sich auch denken können. Marie wohnte auch in einem der Wohnheime und deshalb fuhr er die Strecke ständig. „Na sag das doch.“ lachte er und bog ab. Er kannte die Schleichwege, auf denen man nicht alle zehn Meter vor einer Ampel stand. „Was? Hier doch noch nicht!“ rief Bastian erschrocken. Oh je, den Weg kannte er wohl nicht. „Du wohnst doch bestimmt in einem der Wohnheime oder?“ fragte er amüsiert und warf ihm einen Seitenblick zu. „Ja.. tue ich.. in dem.. am Kurt-Schuhmacher-Damm...“ Kurt-Schuhmacher-Damm.. das war nur eine Straße vor der, in der Maries Wohnheim lag. „Habe ich mir gedacht. Ich lasse dich an der Rückseite raus, schaffst du es bis zur Haustür oder soll ich dir helfen?“ Beinahe hoffte erneut diese Schnute zu sehen und den trotzigen Ausdruck, aber der Kleine schien inzwischen doch ein wenig von der Rolle. Er sah geradezu niedlich hilflos aus, wie er da saß, die Lippen leicht vorgeschoben mit unschlüssigem Blick. Kai konnte nicht widerstehen und streichelte ihm kurz durch die samtweichen Haaren. „Ich helfe dir.“ lächelte er und lenkte den Wagen auf den Parkplatz. Sein Herz klopfte schmerzhaft, bald schon war das alles vorbei. Dann wäre Bastian nur einer von vielen Menschen die seinen Weg schon gekreuzt und ihn allein zurück gelassen hatten. Er half ihm beim Aussteigen und stützte ihn wieder, bis sie vor der Haustür standen. Nun war er da der Moment des Abschieds. Zwei Fremde, an einem seltsamen Winterabend. Das war hervorragender Stoff für eine Kurzgeschichte schoss es ihm durch den Kopf. „Pass besser auf dich auf Bastian.“ lächelte er ein wenig wehmütig und wand sich dann zum gehen. Ein kleiner Teil in ihm hoffte Bastian würde etwas sagen, ein anderer schrie ihn an ER solle gefälligst etwas sagen. Aber das war absurd, der ganze Abend war absurd. Seine Schritte beschleunigten und er rammte fast einen vorbeifahrenden Wagen als er aus parkte und zu schnell davon fuhr. Gut eine Stunde fuhr er zielllos durch die Innenstadt, bis ihn seine lose treibenden Gedanken intuitiv zu Ben’s Irishpub lotsten. Er parkte wie jedesmal hinter der Bar und nahm, ganz unbewusst gleich Notizbuch und Stift mit. Beim betreten der angenehm warmen, sehr gemütlichen Bar nickte er Ben kurz zu ehe er sich in einer Ecke niederließ und ziellos den Stift über dem leeren Papier schweben ließ. „Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“ riss ihn die warme, tiefe Stimme seines Freundes aus den Gedanken. Eine dampfende Tasse Irishcoffee wurde ihm vor die Nase geschoben und Ben setzte sich ihm gegenüber. „Ich weiß es nicht...“ murmelte Kai mit abwesendem Blick. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)