Pyaara Khatra von elfogadunk (Liebliche Gefahr) ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Als Srikanth nach Hause kam, sah er schon von Weitem, dass etwas nicht stimmte. Er konnte sehen, dass Teile seines Bettes im Vorgarten lagen und dass sämtliche Pflanzen herausgerissen waren. Doch noch ehe er diese Szene realisiert hatte, hörte er, wie ihn jemand rief. Als er sich umdrehte, sah er Devi, die auf ihn zu rannte. „Srikanth, ich muss dir etwas erzählen, dass dich sicher schockieren wird. Es geht um Ganga. Sie...“, begann sie, als sie ihn erreicht hatte, doch sie verstummte als ihr Blick auf den Vorgarten fiel. „Was ist denn hier passiert?!“, fragte sie erstaunt, doch in diesem Moment packte Srikanth sie an den Armen. „Ganga?! Was ist mit ihr?!“, fuhr er sie an, was Devi irritierte, doch er wartete ihre Antwort nicht ab und rannte sofort ins Haus. Er rief nach Ganga, durchsuchte jedes Zimmer, jeden Winkel des Hauses und des Gartens, doch außer Verwüstung fand er nichts. Völlig verzweifelt sackte er neben dem Wasserbacken zusammen und starrte schwer atmend vor sich auf den Boden. Plötzlich spürte er eine Hand auf der Schulter. Er drehte sich nicht um, da er wusste, dass es Devi war. Sie setzte sich vor ihn und nahm sein Gesicht in ihre Hände, damit er sie ansah. Als sich ihre Blicke trafen, packte er sie erneut bei den Armen und schüttelte sie leicht. „Was ist mit Ganga passiert? Du weißt es, also sag es mir!“, forderte er beinahe außer sich vor Wut. Devi war etwas eingeschüchtert, doch sie erzählte, was sie wusste: „Ich habe durch Zufall erfahren, dass sie eine Prostituierte ist, die aus einem Bordell in Pataliputra geflohen ist, nachdem sie verkauft werden sollte. Ich habe einem Freund von mir, der von dort kommt, Bescheid gegeben, dass sie hier ist. Ich weiß, dass ich dir das hätte sicher eher erzählen sollen, doch ich habe es nicht übers Herz gebracht, dir die Wahrheit über sie zu erzählen...“ Sie machte eine kleine Pause und streichelte ihm über den Handrücken. „Ich kann mir vorstellen, wie schrecklich das für dich sein muss, zu erfahren, dass deine große Liebe dich hinters Licht geführt hat, doch du solltest froh sein, dass sie noch rechtzeitig vor eurer Hochzeit enttarnt wurde...“ „Was hast du bloß getan?!“, schrie Srikanth plötzlich auf. „Sie war keine Prostituierte, sondern eine Tänzerin. Und sie ist mit mir zusammen geflohen! Wir wollten hier gemeinsam ein neues Leben anfangen und du hast alles zerstört.“, brüllte er und stand auf. „Sie dir an, was diese Kerle, die Ganga geholt haben, mit unserem Haus angestellt haben!“ Mit einer fahrigen Handbewegung deutete er auf das verwüstete Haus hinter sich. „Wieso hast du nicht mit mir geredet, bevor du so etwas Saudummes tust?!“ Mit aufgerissenen Augen starrte Devi ihn an. „Was?! Aber ihr habt doch erzählt, dass...“ „Wir haben gelogen! Wir wollten hier ohne Vorurteile von vorne beginnen... und jetzt...“ Er trat vor Wut gegen einen Stein und drehte sich dann um, um ins Haus zu gehen. Devi stand auf und folgte ihm. „Srikanth, wenn ich das gewusst hätte, dann... Was hast du jetzt vor?!“, fragte sie, als sie sah, dass er zwischen all der Zerstörung seine Sachen zusammensuchte. „Ich werde Ganga suchen und sie retten. Was soll ich denn sonst tun?!“, gab er harsch zurück und schubste sie beiseite, um in die andere Ecke des Raumes zu gehen. „Was?!“, rief sie aus und schaute sich im Zimmer um. „Bist du verrückt? Menschen, die dieses Chaos hier angerichtet haben, werden nicht zögern, dich zu Kleinholz zu verarbeiten!“ „Und ich werde nicht zögern, mit ihnen dasselbe zu tun.“, gab er ungerührt zurück. „Das ist purer Wahnsinn. Ich weiß, dass ich einen riesengroßen Fehler gemacht habe, aber was bringt es, dein Leben für Ganga zu riskieren? Du solltest lieber...“ Sie unterbrach sich selbst und schaute zu Boden. „Was sollte ich lieber?“, hakte er nach, während er sich vor sie stellte und das Tuch, in das er seine wichtigsten Habseligkeiten verstaut hatte, um die Schultern band. Sie schaute ihm in die Augen und meinte: „... Du solltest sie lieber vergessen und mit mir ein gemeinsames Leben anfangen...“ Srikanth lachte auf. „Leb wohl, Devi.“, brachte er mit einem müden Lächeln hervor und machte sich auf den Weg, um Ganga zu retten. Als Ganga zögerlich die Augen öffnete, war das erste, was sie sah, Gayatris besorgtes Gesicht. „Geht es dir gut, Beti?“, fragte sie vorsichtig, während Ganga sich langsam aufsetzte und bemerkte, dass sie in ihrem alten Zimmer im Bordell war. Plötzlich entrann ihrer Kehle ein Schluchzen und sie fiel ihrer Ziehmutter um den Hals. Gayatri erwiderte ihre Umarmung und streichelte ihr liebevoll über den Kopf. Nachdem Ganga sich schließlich wieder einigermaßen beruhigt hatte, meinte Gayatri zu ihr: „Es tut mir so leid, Beti. Jemand muss euch verraten haben...“ Erst jetzt bemerkte Ganga die Narbe in Gayatris Gesicht, die sich über ihre gesamte linke Wange zog. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen darüber. „Was ist passiert?!“ Als Gayatri nicht antwortete, ließ das für Ganga nur einen Schluss zu: „Das war Girish Babu, habe ich Recht? Nachdem wir geflohen waren, hat er dich...“ Ihre Stimme versagte und Tränen stiegen in ihre Augen. „Mach dir keine Vorwürfe, Beti. Das Einzige, das ich bereue, ist, dass alles umsonst war und du wieder hier bist...“, entgegnete Gayatri und strich Ganga mit einem traurigen Lächeln über die Wange, über die leise Tränen kullerten. Die Frauen saßen in einer gedrückten Stille beieinander bis plötzlich Girish ins Zimmer kam und Ganga einen Sari hinwarf. „Du wirst dich jetzt baden und ordentlich zurecht machen. Heute Abend wirst du abgeholt und zu deinem neuen Herren gebracht.“, herrschte er sie an und verließ denn auch sofort wieder das Zimmer. „Soll ich dich begleiten und dir den Rücken waschen?“, fragte Gayatri, doch Ganga winkte ab. Sie musste jetzt für ein paar Minuten alleine sein. Das heiße Wasser umspielte ihren Körper und die duftenden Öle betörten ihre Sinne. Sie versuchte zu verdrängen, was passiert war, denn sie wollte nicht daran denken, was diese drei Männer womöglich mit Srikanth angestellt hatten. Es schien ihr unbegreiflich, wie grausam das Schicksal zu ihnen war. Wieso zeigte es ihnen das Glück, wenn es ihnen nach so kurzer Zeit auf so unbarmherzige Weise wieder entrissen wurde? Tränen bahnten sich erneut ihren Weg über Gangas Wangen. Sie war sich sicher, dass sie Srikanth nie wieder sehen würde. Selbst wenn er noch am Leben war, konnte er schließlich nicht wissen, wo sie war. Sie fühlte sich so verzweifelt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie je wieder glücklich werden sollte. Vor allem wenn sie an ihr zukünftiges Leben als Frau eines fremden Mannes dachte. Hätte sie Srikanth nicht kennengelernt, hätte sie sich damit abgefunden, da sie nie mit etwas anderem gerechnet hätte, doch wo sie nun das normale Leben und vor allem Liebe kennengelernt hatte, schien es ihr beinahe unmöglich, ihr Schicksal zu akzeptieren. Das Einzige, was sie nun noch tun konnte, war, die Erinnerungen an ihre Zeit mit Srikanth in die hinterste Ecke ihres Gehirns zu verbannen und zu hoffen, dass sie mit der Zeit verblassen und nicht mehr so weh tun würden. Nachdem sie ihr Bad beendet und sich, wie Girish befohlen hatte, zurecht gemacht (1) hatte, verabschiedete sie sich von Gayatri und den anderen Mädchen im Bordell bevor sie auf den Wagen stieg, der sie zu ihrem zukünftigen Zuhause bringen sollte. Sie weinte nicht. Sie konnte nicht weinen. Ihr Innerstes war plötzlich vollkommen leer und sie wusste, dass das auch besser so war, um ihr zukünftiges Leben ertragen zu können. ************************** Srikanth war unterdessen auf dem Weg nach Pataliputra, da er sich sicher war, dass Girish Ganga dorthin zurückgebracht hatte oder er dort zumindest von Gayatri erfahren können würde, wo Ganga zu finden sein würde. Seit er sich vor einem Tag auf den Weg gemacht hatte, hatte er weder geschlafen, noch erwähnenswert etwas gegessen oder getrunken. Er war zu sehr auf sein Ziel fixiert, als dass er bemerkte, dass er immer schwächer wurde. Das Einzige, was er wollte, war, so schnell wie möglich nach Pataliputra zu kommen. Plötzlich allerdings wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor den Boden unter den Füßen. (1) http://i27.tinypic.com/90boxy.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)