Ruhm und Ehre von abgemeldet (Edel, hilfreich und gut) ================================================================================ Kapitel 9: So ähnlich wie. -------------------------- So ähnlich wie. “Es gibt nichts zu verzeihen.” Kai fixierte Yuriys Augen und zwang ihn dadurch, ihn ebenfalls anzusehen, höhnisch, herablassend, genervt. “Dann hat dieser Ausdruck wohl jegliche Bedeutung für dich verloren, Kai.” Kai wandte sich ab, im Bewusstsein, seinen Freund bereits wieder verärgert zu haben. Als er auf der Türschwelle stand, hielt er einen Moment inne, drehte seinen Kopf und betrachte Yuriy abermals. “Ist es deine Angst, mich zu verlieren dass du ihn so verletzt hast? Oder weil du ahnst, dass ich nicht sicher auf deiner Seite stehe?” Als er die Türe schloss, hörte er, wie etwas auf der anderen Seite dagegen knallte. “Geh zur Hölle Hiwatari. Es ist nicht das verfluchte erste Mal dass du mich seinetwegen im Stich lässt.” Yuriy besah sich seine Wohnung genau. Oder die Müllhalde, wofür er selbst verantwortlich war. Er war wütend. Wütend auf Kai, wütend auf Max und auf sich selbst. Die Unfähigkeit, mit seiner Vergangenheit umzugehen, die Unfähigkeit ohne Kai leben zu können. Obwohl mit ihm irgendwie auch nicht ging wie die Dinge standen. Wenn Yuriy etwas klar geworden war aus den wenigen Sätzen, die sie gewechselt hatten, dann der unumstössliche Fakt, dass Kai es nicht duldete, was er getan hatte. Er brauchte Kai, er brauchte Kais Wohlwollen und auch seine Freundschaft. Und er verabscheute nichts mehr als das Wissen, dass er diese Verbindung mutwillig am zerstören war, nur Aufgrund dessen, dass Kai einst gegangen war. Vor langer Zeit. Es waren Rachegelüste gewesen die ihn dazu getrieben hatten, seine Netzte auszuwerfen, Max, den er zweifelsohne immer als schwächstes Glied von Kais neuem Teams gesehen hatte, zu triezten, zu verunsichern, zu quälen und schliesslich so weit wie möglich an den Rand der Verzweiflung zu bringen. Er wollte Kai treffen, sich an ihm rächen, doch dieser hatte alle Versprechen eingehalten, war da gewesen, hatte sein Leben gerettet . Dennoch war Yuriy klar, dass Kai wollte, beinahe verlangte, dass er diese Sache in Ordnung brachte, wenn er denn wollte, dass sie wieder das hatten, was er wollte: ein Band der Freundschaft, ein einziges, stärker und machtvoller als alles Andere. Sie zu zweit gegen die Welt. Nur schienen sie nicht mehr zu zweit zu sein. Kai hatte andere Leute um sich gescharrt. Und Yuriy kam nicht umhin zuzugeben, wenn auch nur sich selbst gegenüber, dass er eifersüchtig war. Und einsam. - Es war nicht so, dass Ray nicht gewusst hätte, was Max tatsächlich beschäftigte. Es war nicht so, dass ihn Emily informiert hätte. Er wusste, dass Max sich in Yuriy verliebt hatte, wahrscheinlich nicht vor langer Zeit, aber sicher irgendwann in ihrer gemeinsamen Zeit, Ray ahnte, dass er verletzt gewesen war, als dieser einfach gegangen war. Es war klar, zu sehen in seinen Augen, als davon sprach, das Leuchten, als er sich zur Klarheit redete. Doch er zweifelte daran, dass Max die Komplexität verstand. Ray war erstaunt gewesen, als Kai ihn angerufen hatte. Ihn gebeten hatte, Max, sollte er ihn sehen, wovon der Russe seinerseits überzeugt war, irgendwie begreifbar zu machen, dass Yuriy ihn nur benutzt hatte, um ihn, Kai, irgendwie zu verletzten. Und es war seine Aufgabe gewesen, dies Max beizubringen. Was er getan hatte. Und nun war Max draussen, sass auf der Türschwelle und rauchte, versuchte zu verstehen, dass er nur ein Spielzeug gewesen war, ein Bauer auf dem Schachspiel, dass Yuriys und Kais Freundschaft darstellte. Die Verletztheit war in seinen Augen zu sehen gewesen, die Resignation in seinem Körper, die Sinnlosigkeit. Yuriy hatte nicht damit gerechnet, dass Max ihm diese aufrichtigen Gefühle entgegenbringen würde, unschuldig und naiv wie er war. Diese Gefühle, zart und freundlich, wohl gesonnen, die hatte Yuriy nicht kalkuliert. Oder vielleicht auch einberechnet, in Kauf nehmend, den jungen Max zu verletzten, der noch nicht den Schmerz kennen gelernt hatte, den Yuriy hart gemacht hatte, nicht wusste, was Grausamkeit bedeutet. Und Ray wusste, in dem Moment war etwas zerbrochen. Und Max war klar geworden, dass er verliebt war. - Yuriy sah sich um. Seine Wohnung war wirklich hässlich, dreckig, dunkel. Er zwang sich dazu, zu ein Fenster zu öffnen, um Luft einzulassen, die zwar schlecht und kühl, aber immer noch besser als der Gestank in seinen Räumen war. Kais Verhalten liessen ihn wissen, dass er einen Fehler begangen hatte. Er versuchte, ein wenig aufzuräumen. Es gelang ihm nicht. Er hatte damit gerechnet, beinahe gehofft, der kleine Amerikaner würde sich in ihn verlieben, er war sicher gewesen, sobald er ihm den Rücken zugedreht hätte, wäre Hass ins eine Adern gekrochen, hätten seine Gedanken vergiftet und Max wütend gemacht, hätten Max davon abgehalten, weiterhin mit Kai Kontakt zu haben und selbst im Falle dass er sich geirrt hätte, Kai wäre zu ihm gestanden und Yuriy hätte sein Ziel erreicht. Er hatte Max nicht verletzten wollen, hatte er sich doch schon früh eingestanden, dass er ihn mochte, ihm dass auch gesagt, deutlich, gezeigt. Dennoch hatte er ihn benutzt, mit ihm gespielt. Yuriy liess seine Hemd , dass er eben aufgelesen hatte wieder fallen. “Hier bin ich frei. Hier bin ich keine Spielfigur.” Es waren Kais Worte, die ihm in den Sinn kamen, gesagt vor vielen Jahren, bevor er Max das erste Mal gesehen hatte. Worte, die im halfen zu erstehen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er drehte sich um und lief zu Türe hinaus. Vielleicht bestand eine Chance, dass Kai ihm verzieh, wenn er wusste, dass er selbst verstanden hatte, begriffen hatte, um was es ging. Um seine Bereitschaft, mit Menschen zu spielen. Sie zu zerstören, um an das eigene Ziel zu gelangen. Als Yuriy einen Stock unter seinem klopfte, kam Kai mit gemächlichen Schritten näher. Als er die Türe aufmachte, stand keine Überraschung in seinen Augen. “Ich habe es verstanden.”, meinte Yuriy, beinahe reuevoll. Wagte es nicht, den anderen anzusehen. “Dann weisst du, was du zu tun hast.”, meinte Kai ruhig und als Yuriy doch den Blick hob, sah er ein leichtes Lächeln. “Bereinige es Yuriy.” Der Angesprochene nickte. “Wo ist er?” “Shanghai.” Max stellte irgendwann resigniert fest, dass er die Zigarette wahrscheinlich gar nicht brauchen würde. Die Luft war sowieso schon schlechter als die ganzen Schadstoffe in seiner Zigarette. Es tat weh. Unbeschreiblich für alle, die nie vergleichbares gefühlt hatten und nachfühlbar für diejenigen, die es erlebt hatten. Was es war, dass ihn an Yuriy fasziniert hatte, wusste er nicht. Vielleicht seine schonungslose Ehrlichkeit, seine Arroganz, seine ständige Überlegenheit, seine Ausstrahlung, dass er unberechenbar war, verletzt worden war, doch soweit ging um einen Freund zu behalten. Er sollte ihn verabscheuen. Doch er versuchte, seine Beweggründe zu verstehen. Er sollte wütend sein. Doch er fragte sich, warum er ihn nicht aufgehalten hatte. Er sollte in Selbstmitleid baden. Doch es ging ihm nicht schlecht, jetzt, da er festgestellt ahtte, dass er verliebt war. Er sollte weinen. Ein bitteres Lächeln lag auf seinen Lippen. Er dachte bereits daran, zu verzeihen. Oder an so etwas ähnliches wie verzeihen. ____________________ Dem Ende mit schnellen Schritten entgegen. Emotionalstes Kapitel bisher. Ich hoffe, ohne Schnulz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)