Paris - Die Stadt der Liebe? von Kittykate ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie war so vertieft in die Speisekarte, dass sie nicht bemerkte wie ihr Begleiter sie beobachtete. Wie gebannt musterten seine Augen ihr Antlitz. Auch wenn er sich schon in der Speisekarte vergraben hatte, musste er immer wieder hervorlugen. Sie war so bezaubernd und er erinnerte sich noch sehr gut an ihr erstes Treffen. Es war auf dem Eifelturm gewesen. Er stellte sich auf die Aussichtsplattform und ließ seinen Blick über Paris schweifen. Seine Augen strahlten als er die Weiten der Stadt sah. Wie gern wäre er frei wie ein Vogel. Neben ihm stand ein Mädchen. Auch sie träumte vor sich hin, während sie ihre Augen über die Stadt der Liebe gleiten ließ. Ungewollt versank sie in Gedanken an ihre Jugend. Ihre Heimat war so weit weg von Frankreich und wieder schlich sich Traurigkeit in ihr sonst so sonniges Gemüt. Ihr fehlte ihre Heimat und ihr fehlten ihre Freunde. Beide seufzten laut auf ehe sie sich erschrocken anstarrten. Überrascht, einen Landsmann zu sehen, musterte sie den Jungen neben sich und lächelte ihn freundlich an. „Hallo, ich bin Yoshiko Fujisawa“, sie verbeugte sich kurz vor ihm ehe sie ihn wieder musterte. Er erinnerte sie an einen Jungen aus ihrer Heimat. Er sah ihm ähnlich. Aufmerksam betrachtete sie ihn. Die hellen braunen Haare, die braunen Augen und das nette Lächeln auf seinen Lippen. Er hatte Ähnlichkeit mit ihm. Auch der Junge lächelte und stellte sich ebenfalls vor: „Taro Misaki“, grinste er. „Frankreich ist wunderschön“, bemerkte er. „Ja, das ist es wirklich“, antwortete sie lächelnd. „Bist du im Urlaub hier?“ Wieder betrachtete er sie und blieb an ihren braunen Augen hängen. Sie war hübsch. Ihre braunen Haare fielen ihr locker auf die Schulter und ihr Lächeln fand er mehr als süß. „Nein, ich wohne hier. Und du?“ Taro nickte und lächelte. „Ich auch. Aber du kommst ursprünglich aus Japan, stimmt’s?“ Sie nickte. „Aus Hokkaido.“ „Wirklich? In Hokkaido hab ich auch mal gelebt“, erzählte er ihr strahlend. „Damals war ich auf der Grundschule in Furano. Zwei Jahre sind wir geblieben bevor wir wieder weggezogen sind.“ „In Furano?“ So klein war die Welt. Verdattert blickte Yoshiko den Jungen an und strahlte plötzlich übers ganze Gesicht. „Ich komme auch aus Furano. Damals war ich die Mannschaftsbetreuerin des FC Furano.“ „Wirklich? Das ist ja lustig! Dann kennst du bestimmt Matsuyama, Oda, Kaneda, Kondo“, zählte er auf und Yoshiko stimmte lachend mit ein: „Yamamoru, Nasaikawa, Wakamazu und die anderen.“ Gemeinsam verließen sie die Plattform und traten den Rückweg an. „Aber wieso bist du nur zwei Jahre in Furano geblieben?“ Taro versteckte seine Hände in den Hosentaschen. „Mein Vater ist Maler. Ihn hält es nicht allzu lange an einem Ort und so ziehen wir immer wieder um. Wir sind zwar jetzt seit einem Jahr in Paris, aber es kann gut sein, dass wir bald wieder wegziehen müssen.“ Yoshiko blickte ihn mit ihren großen Augen an. „Das ist ja schrecklich.“ Die Kirchenglocken läuteten zur vollen Stunde. Plötzlich riss sie erschrocken ihre Augen auf. „Oh, ich komme zu spät. Ich muss jetzt los. War nett dich kennen zu lernen.“ Sie drehte sich um und wollte loseilen, doch Taro hielt sie zurück. „Warte. Kann ich dich wieder sehen? Es ist schön jemanden aus seiner Heimat zu sehen.“ Überrascht blickte sie den Jungen an und stimmte schließlich zu. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und reichte es ihm. „Speicher deine Nummer ein. Ich melde mich bei dir!“ Taro tat es. Er tippte seine Telefonnummer in ihr Handy, speicherte den Eintrag und gab ihr das Mobiltelefon mit einem strahlenden Lächeln zurück. „Ich freue mich dich bald wieder zu sehen, Yoshiko Fujisawa.“ Sie lächelte zurück und eilte schließlich davon. Es dauerte nicht lange, da hatte Taro sie in der Masse aus den Augen verloren. Er hatte ihr seine Telefonnummer gegeben und sie gebeten sich zu melden. Die nächsten Tage hoffte er vergebens auf einen Anruf und begrub die Hoffnung sie jemals wieder zu sehen. Doch dann läutete das Telefon. Sie war es. So sehr hatte er sich einen Anruf von ihr gewünscht. Ungläubig aber glücklich verabredete er sie sich mit ihr. Sie beschlossen durch Paris zu spazieren. Beide waren froh wieder mit einem Landsmann unterwegs zu sein und sie verstanden sich von Minute zu Minute besser. Es war ein wunderschöner Tag gewesen und Taro hatte sich zum ersten Mal richtig wohl in Frankreich gefühlt. Nun saßen sie hier, in einem französischen Restaurant, und ließen diesen wunderbaren Tag gemeinsam ausklingen. Er hatte ihr danken wollen und lud sie deshalb zum Essen ein. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge. Er war nervös und als er das Wort an sie richtete, klang seine Stimme unsicher. „Hast du dich schon entschieden?“ Auch sie blickte nun auf und sah ihm in seine braunen Augen. Sie lächelte, klappte die Karte zu und legte sie beiseite. „Ja, ich werde nur einen Salat nehmen. Die Preise in diesem Lokal sind so unverschämt teuer, dass du dich wegen mir nicht in Unkosten stürzen sollst!“ Aufmerksam blickte sie ihn an. „Und du?“ „Ein Salat klingt prima“, erklärte er überzeugend und legte nun die Karte ebenfalls weg. Schweigend warteten sie auf eine Bedienung. Diese kam auch wenige Minuten später. Beide Jugendlichen bestellten und warteten nun aufs Essen. Taro wollte nicht schweigsam den Abend über verbringen. Er suchte für sich verbissen nach einem interessanten Thema um ein Gespräch zu starten. Unsicher blickte er ihr kurz in die Augen. Auch sie schwieg. Yoshiko sah sich interessiert und neugierig in dem Restaurant um. Über was könnten sie reden? Es fiel ihm nur ein Thema in diesem Moment ein: „Die Junioren-Weltmeisterschaft beginnt in wenigen Tagen. Gehst du zu den Spielen?“ Yoshiko schluckte. Ihre Augen richteten sich auf ihren Begleiter. Und der nächste Junge fing in ihrer Gegenwart an über Fußball zu reden. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Es war doch überall das gleiche mit den Jungs. Sie nickte. „Ich werde mir die japanischen Spiele ansehen.“ „Das ist schön“, antwortete Taro und senkte verlegen seinen Blick. „Ich werde nämlich auch mitspielen“, gestand er plötzlich. Er hatte es sehr leise gesagt, doch Yoshiko hatte jedes Wort verstanden. „Du spielst im Team mit?“ Überrascht musterte sie ihren neuen Freund und nickte plötzlich strahlend. „Das ist toll! Ich wünsche dir und dem Team dass ihr gewinnt!“ Er suchte wieder ihre Augen. „Die Jungs kommen morgen am Flughafen an, möchtest du mit mir mitkommen? Ich werde sie abholen.“ Yoshiko nickte glücklich. „Sehr gerne“, antwortete sie mit einem Strahlen im Gesicht. Doch im nächsten Moment schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Ob Matsuyama auch im Auswahlteam dabei war? Würde sie ihn vielleicht morgen wieder sehen? Wenn ja, wusste sie nicht wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Es war lange her als sie ihm Lebewohl gesagt hatte und ihm ihre Liebe gestanden hatte. Sie schluckte. In diesem Moment schoss ihr wieder ihr eigener Abschied durch den Kopf. Es war ein furchtbarer Tag gewesen. In der Halbzeitpause hatte sie von ihrer Mutter erfahren, dass ihre Abreise vorverlegt wurde. Eigentlich hätte sie noch die Sommerferien über in Hokkaido bleiben dürfen, doch es hatte sich alles verschoben und sie musste nach dem Spiel sofort zum Flughafen aufbrechen. Ihm zu sagen, was sie für ihn empfand, brachte sie nicht fertig. Nun lag ihre Hoffnung in seinem Stirnband. Sie hatte ihm eine Nachricht eingestickt und hoffte er würde diese lesen. Am Flughafen hatte er sie eingeholt. Durch eine Glasscheibe getrennt deutete er ihre Nachricht gelesen zu haben. Erleichtert hatte sie ihm mit Tränen in den Augen gewunken. Er hatte ihre Worte gelesen und er wusste nun, was sie für ihn fühlte. Ihn vielleicht morgen wieder zu sehen, rief in ihr die verschiedensten Gefühlslagen hervor. „Das find ich super“, stimmte Taro glücklich mit ein und riss sie somit aus ihren Gedanken. Schon kam die Bedienung und servierte ihnen die bestellten Salate. Schweigend aßen sie. Yoshiko war immer noch viel zu sehr mit dem Gefühlschaos in ihrem Inneren beschäftigt. Taro hingegen wurde mehr und mehr unsicher. Immer wieder suchte er ihren Blick und fragte sich warum sie nicht mit ihm redete. „Ich freue mich die anderen morgen wieder zu sehen“, startete er erneut das stockende Gespräch zwischen zwei Bissen. Ängstlich und mit klopfendem Herzen suchte sie seine Augen. Sie traute sich kaum zu fragen. „Weißt du denn“, sie pausierte und räusperte sich kurz. Ihre Stimme klang piepsig vor Nervosität. „Weißt du denn wer alles in der Nationalmannschaft mitspielt?“ „Tsubasa Ohzora, Kojiro Hyuga und Genzo Wakabayashi werden auf jeden Fall mit dabei sein. Sonst kann ich nur vermuten wer noch mit dabei sein wird.“ Taro hatte einen seligen Ausdruck im Gesicht und die Freude über das bevorstehende Treffen mit seinen Freunden war ihm deutlich anzusehen. Yoshiko schmunzelte. Sie betrachtete ihn scheu. Er sah sehr gut aus, strahlte eine Ruhe und Besonnenheit aus und wirkte im Moment wie ein kleines Kind das auf Weihnachten wartete. Die junge Japanerin musste sich eingestehen, dass er ihr gefiel. Sie freute sich ihn getroffen zu haben. Er tat ihr gut, lenkte sie ein wenig vom Kummer ab und sie fühlte sich, seit sie ihn getroffen hatte, heimisch in Frankreich. Zuvor hatte sie sich nie wohl gefühlt, hatte Paris nie als Heimat akzeptiert. Doch inzwischen dachte sie anders über Frankreich. Paris und Frankreich nahmen langsam einen großen Platz in ihrem Herzen ein. Die Bedienung trat an ihren Tisch. Taro verlangte nach der Rechnung und wenige Minuten später standen sie auf der Straße vor dem Restaurant. „Ich bringe dich noch nach Hause.“ Wieder verfielen sie in Schweigen. „Treffen wir uns morgen am Flughafen?“ Taro betrachtete sie stumm. „Soll ich dich nicht abholen?“ „Ich komme selbst hin“, erwiderte sie lächelnd. „Mach dir keinen Stress. Wir sehen uns dort!“ Sie kamen in einer Wohnsiedlung an und blieben an einer Straßenkreuzung stehen. „Den Rest kann ich alleine gehen. Vielen Dank, Taro. Danke für das Essen und deine Begleitung. Bis morgen.“ Sie drehte sich weg und ging. „Bis morgen!“ Taro blickte ihr nach, doch dann begab er sich auch auf den Heimweg. Morgen würde er sie wieder sehen und morgen würde er seinen besten Freund wieder sehen. Am Flughafen wartete Taro ungeduldig auf das Erscheinen seiner Freunde. Immer wieder verlagerte er sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Das Flugzeug aus Japan war vor bereits vor einer Stunde gelandet, doch es war noch niemand zusehen. Yoshiko hatte er auch noch nirgends entdeckt. Innerlich machte er sich Vorwürfe. Hätte er sie abgeholt, wäre sie hier bei ihm und er hätte die Zeit mit ihr verbringen können. Es ärgerte ihn, dass sie ihn so abgewiegelt hatte. Plötzlich hörte er seinen Namen. Überrascht blickte er auf und schon fand er sich in den Armen seines besten Freundes wieder. Tsubasa war auf ihn zugestürmt, so sehr freute er sich seinen besten Freund wieder zu sehen. Als die beiden sich von einander lösten, begrüßten auch Genzo Wakabayashi und Ryo Ishizaki den ehemaligen Teamkameraden. Erst nach dieser Begrüßung trat der Trainer des japanischen Teams auf Taro zu und stellte ihn mit Freude der japanischen Nationalmannschaft vor. Taros Augen glitten über die vielen Spieler. Einige kannte er von früher als er noch in Nankatsu gespielt hatte. Bei einem Jungen blieb sein Blick hängen. „Matsuyama“, murmelte Taro und trat einen Schritt auf den Braunhaarigen zu. „Hey, Misaki, lange nicht gesehen!“ Die Jungs reichten sich die Hände und Taro wurde in der Nationalmannschaft willkommen geheißen. Die Jungs redeten und lachten, scherzten und ärgerten sich bis der Trainer zum Aufbruch drängte. Langsam setzte sich die Gruppe in Bewegung. Tsubasa und Taro gingen neben Matsuyama als dieser plötzlich stehen blieb. „Was ist los?“, hakte Tsubasa nach, während er irritiert seinen Freund musterte. Auch Taro war die Frage aufs Gesicht geschrieben. Die Mannschaft wurde stutzig und drehte sich zu den dreien um. Matsuyama hingegen reagierte nicht. Seine Augen waren auf einen Punkt in dieser großen Empfangshalle gerichtet. Sie starrten in eine Richtung und plötzlich trat ein Strahlen auf sein Gesicht. „Yoshiko“, murmelte er und rannte los. Taro und Tsubasa sahen ihm verwundert nach. Erst als Taro sah auf wen der Teamkollege zustürmte wurde ihm einiges klar. Sein Gesichtausdruck verfinsterte sich und unbemerkt ballte er seine rechte Hand zur Faust. Matsuyama hingegen war bei ihr. Er stand dem braunhaarigen Mädchen gegenüber. Glücklich und überrascht sah er ihr ins Gesicht. „Yoshiko!“ „Hallo Matsuyama“, eine leichte Röte trat auf ihre Wange. Das Strahlen in ihren Augen war kaum zu übersehen. Sie freute sich ihn wieder zu sehen. Sie stand seit ein paar Minuten in dieser Empfangshalle. Freudig hatte sie die Begrüßung der Jungs beobachtet. Eigentlich wollte sie zu Taro gehen und ihn begrüßen, als ihr aber Matsuyama ins Auge stach. Unfähig sich zu bewegen starrte sie ihn an. Er war dabei. Er hatte es geschafft. In diesem Moment fühlte sie sich wie festgefroren. Ihre Augen hafteten auf dem Captain der Furanos. Ihr Herz klopfte laut und wild in ihrer Brust. Endlich sah sie ihn wieder. Glücklich betrachtete er sie. Dieses Mal wollte er es richtig machen. Dieses Mal wollte er sie nicht einfach so gehen lassen. Dieses Mal wollte er den Mut aufbringen und es ihr endlich sagen. Ja, er würde ihr sagen wie sehr er sie liebte, wenn er diese Meisterschaft gewann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)