Phantomschmerz von Idris (Sam/Dean) ================================================================================ Kapitel 1: If there was ever such a thing as love ... well, then I'm not feeling it ----------------------------------------------------------------------------------- And reaching for your playthings you know you can´t handle them no more you and those silly things that you had before alright just a little closer now ~306720 Als es passiert, ist es Sams Schuld und das ist gut so. Denn wenn es Deans eigene Schuld wäre, müsste er sich umbringen, salzen und verbrennen, nur um auf Nummer sicher zu gehen, dass er nie wieder aufsteht. Aber es sind Sams Finger in seinem Hemd. Und Sams Mund, der sich auf seinen presst. Sams warmer, hektischer Atem, der immer wieder seinen Namen murmelt. Es ist Sam, Sam, Sammy … es ist alles, alles Sam. Und Dean hat, so lange er denken kann, seinem kleinen Bruder noch nie etwas abgeschlagen. ~234720 Sam versucht nicht darüber zu reden, was ungewöhnlich genug ist. Er stolpert auch nicht verlegen um das Thema herum wie Dean, der jedes Mal zusammenzuckt und sich unbehaglich räuspert, wenn sie in billigen Absteigen erneut nach „Zwei Einzel oder ein Doppel?“ gefragt werden. Nein, Sam erspart Dean alle billigen Beziehungsanalysen und peinliche Pyjamaparty-Mädchenmomente. Er macht einfach weiter wie bisher, besorgt Dean unaufgefordert Kuchen, wenn er unterwegs ist, wälzt alte Bücher auf dem Beifahrersitz und verbringt die Nächte an seinem Laptop. Alles ist abgefuckt und seltsam und wie immer, und so als ob nie etwas passiert wäre. Einen Moment lang ist Dean enttäuscht, und dann ist er beinah erleichtert. Bis Nebraska, wo Sam Dean gegen eine Wand drückt und ihn so lange küsst, bis er Sterne sieht. ~164160 Man sollte meinen, mit seinem Bruder zu schlafen, sei ein Problem an sich. Neben den ganzen anderen Problemen, die sie ohnehin schon haben. Wie der Tatsache, dass Deans Uhr tickt und tickt, Sekunde um Sekunde seines Lebens, und Sam langsam aber sicher am Rad dreht, weil er keinen Weg findet, um es aufzuhalten. Oder der Tatsache, dass Sam in den dunkelsten Stunden der Nacht befürchtet, der Juniorprinz der Unterwelt zu sein (und nie darüber redet). Man sollte meinen, das alles zusammengenommen, würde genug Therapiestunden füllen für die nächsten dreißig Jahre. Aber das ist nicht das, was Dean Sorgen macht, als er in Illinois vor dem Badezimmerspiegel steht und die Fingerabdrücke auf seinen Handgelenken betrachtet. ~141120 „… möglicherweise ein Formwandler. Vielleicht ein Werwolf. Wir müssten den Mondkalender prüfen um sicher zu gehen und dann …“ „Wir müssen reden“, sagt Dean abrupt. Und Gott steh ihm bei, aber das ist wirklich der letzte Satz auf der Welt, mit dem er jemals ein Gespräch anfangen wollte. Er kann selbst nicht glauben, dass ihm das grade herausgerutscht ist. Aber jetzt ist es zu spät. Überrascht hebt Sam den Blick von der Zeitung, in die er eben noch vertieft gewesen ist und starrt ihn an. Zwischen seinen Lippen hängt ein Kugelschreiber und seine Lippen formen ein perfektes, fragendes „O“. „Was?“ „Wir müssen … gottverdammt“, flucht Dean und wendet sich ab. Er weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat. Es gibt keine Möglichkeit, darüber zu sprechen, ohne dass es das unangenehmste Gespräch wird, das je zwei Menschen auf diesem Planeten geführt haben. Er fährt sich durch die Haare und macht ein paar hektische Schritte durch den Raum, um sich zu beruhigen. Ein Wunder, dass er noch kein Loch in den Teppich gelaufen hat, so oft wie er eben darüber gewandert ist. „Dean?“ Er bleibt stehen. „Hast du Fieber? Kopfschmerzen?“ Sam klingt besorgt und gleichzeitig pragmatisch, und Dean möchte ihm am liebsten eins überbraten. „Ich habe dir gleich gesagt, es ist keine gute Idee nachts im Regen drei Gräber …“ „Ich bin nicht krank.“ Dean verdreht die Augen und schüttelt den Kopf. Da will man einmal über etwas reden und Sam vermutet gleich fieberinduzierte Wahnvorstellungen. Er atmet ein und aus und schließt die Augen. Schließlich wendete er sich ab. „Vergiss es.“ ~116640 Sam vergisst es - oder zumindest tut er so - aber Dean nicht. Sie machen weiter wie bisher, was in Ordnung ist, denn ‚nicht denken, nicht fragen, einfach immer weitermachen‘ ist das einzige, was Dean jemals gelernt hat. Er weiß nicht, was sie tun und er hat nicht einmal Worte dafür, um überhaupt darüber nachzudenken. Es ist so richtig und so furchtbar falsch zugleich und manchmal wünscht Dean sich nichts sehnlicher als einen funktionierenden, moralischen Kompass. Er ist sicher, dass er irgendwann einmal gewusst hat, wo der Unterschied zwischen richtig und falsch ist. Aber das sind Linien, die schon viel zu lange so unscharf und verwischt sind, dass er sie kaum noch sehen kann. Es gibt kein weiß und kein schwarz mehr, es gibt nur endlose viele Schatten in grau, und es gibt Sam. Nichts kann völlig falsch sein, was dafür sorgt, dass Sam nicht seinen Verstand und Dean nicht seinen Bruder verliert. Daran klammert er sich. Sam hat den moralischen Kompass für sie beide, schon immer gehabt, und wenn Sam denkt, es ist in Ordnung, dann ist es in Ordnung. Es ist okay, außer dass es das nicht ist, und das ist immer noch nicht das, was Dean wirklich Sorgen macht. ~93600 Es ist North Dakota, wo es schließlich alles in die Luft und anschließend den Bach hinuntergeht. Auf verdrehte Weise ist es Deans Schuld, weil Dean sich beinah hat umbringen lassen von einem Wendigo (es war reine Blödheit, wirklich), und Sam verkraftet diese Nahtoderfahrungen nicht mehr so gut wie früher. Oder vielleicht hat er sie noch nie gut vertragen. Aber früher war er nicht so hirnrissig, sich dazwischen zu werfen, wenn irgendetwas Dean angreift. Denn Gottverdammt, das hat er einfach nicht zu tun. Es ist Deans Aufgabe als großer Bruder, sich davor zu schmeißen. Nicht die von Sam. Niemals, niemals die von Sam. Was denkt er sich dabei, so etwas Blödes zu machen? „Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?“ faucht Dean zum zwanzigstens Mal und es ist ihm scheißegal, dass er sich wiederholt. Sekundenlang muss er innehalten, damit seine Finger aufhören vor Wut zu zittern. Und er braucht eine ruhige Hand. Um Sam wieder zusammenzunähen, und optional, um ihm danach eine reinzuhauen. „Hätte ich zusehen sollen wie er dich aufschlitzt?“ gibt Sam mit zusammengebissenen Zähnen zurück, und Dean beißt sich auf die Zunge, um nicht zu antworten. Auch wenn Sam es nicht hören will, die korrekte Antwort darauf ist und war immer ‚Ja!‘, denn Dean wird tausendmal lieber selbst aufgeschlitzt, als dabei zuzusehen wie sein Bruder sich vor ihn wirft. Und das hat nicht im Geringsten etwas mit Masochismus und Opferbereitschaft zu tun, sondern nur mit der Frage, was letzen Endes mehr weh tut. Die Wunden sind hässlich gezackt und ziehen sich quer über Sams Rippen. Sie sind nicht tief, aber die Platzierung ist nah genug an wichtigen Organen, dass Dean ganz übel wird. Weiter oben sind ein paar oberflächlichere Kratzer, die schon beinah aufgehört haben zu bluten. Vielleicht muss er sie nicht einmal nähen. Er näht schweigend und verbissen weiter, und seine ruppigen Handbewegungen werden nur sanfter, wenn Sam zusammenzuckt. Sam sagt keinen Ton, aber er beißt die Zähne weiter so fest zusammen, dass Dean das Knirschen hören kann. „Es war idiotisch“, sagt Dean als er die Nadel zur Seite legt, weil er einfach seine Klappe nicht halten kann. An seinen Händen klebt Sams Blut. Sam schnaubt. „Weißt du, was? Ein einfaches ‚Danke‘ würde auch ausreichen.“ „Danke? Danke?! Ich hatte einen Plan!“ „Sah der Plan vor, dass du aufgeschlitzt wirst? Wenn ja, war es ein beschissener Plan.“ „Ich hätte improvisiert!“ Dean fährt sich mit einer fahrigen Handbewegung durch die Haare. „Scheiße Sam! Alles wäre intelligenter gewesen, als sich davor zu werfen, wie ein lebensmüder, irrer …“ Es geht so schnell, dass er kaum mitbekommt wie Sam sich bewegt und ihn packt, bis er plötzlich auf dem Bett landet und zu seinem Bruder aufsehen muss. Die Matratze federte unter ihm. „Wie ein lebensmüder Irrer, dem alles egal ist?“ grollt Sam. Seine Augen sind dunkel und er hat die Hände rechts und links von Deans Kopf abgestützt. „Der keinen Finger rührt, um sich selbst zu retten?“ Es dauert einen Augenblick, bis Dean begreift worum es geht, und als er es endlich begreift, denkt er, er hätte es wissen müssen. Immerhin ist es das Thema, worüber sie schon die ganze Zeit streiten. Er versteht Sam, natürlich versteht er Sam … aber Sam versteht ihn nicht. Oder er will es nicht. Dean will nicht in die Hölle und er will nicht sterben. Aber was er noch weniger als alles andere will, ist Scheiße zu bauen und den Deal kaputt zu machen. „Sammy, das war nicht …“ Er reibt sich über die Augen, müde von der ewig gleichen Diskussion. „Das war es nicht.“ Vielleicht ist Sam auch müde von dieser Diskussion. Vielleicht ist das der Grund, wieso er seine Finger in Deans Schultern vergräbt und ihn küsst. Es könnte auch nur ein misslungener Versuch sein, ihn zum Schweigen zu bringen, aber es schmeckt nach Resignation, Frust und Verzweiflung. Deans Gehirn friert ein, wie jedes Mal, wenn das passiert. Sam küsst wild und fordernd, mit Zähnen und Zunge. Er schiebt seine Hände unter Deans T-Shirt und zerrt an dem Stoff. Von irgendwoher kommt ein tiefes, gutturales Geräusch und es dauert viel zu lange bis Dean merkt, dass es aus seiner eigenen Kehle stammt. „Sam …“, murmelt er. „Sam, warte …“ Seine Hand liegt auf Sams Brust und drückt, und an seinen Fingern klebt immer noch Sams Blut. „Du blutest …“ „Egal. Es ist egal …“ Sam ist rau und auf fokussierte Weise hektisch, so als kann es nicht schnell genug gehen und ist gleichzeitig zu viel, zu schnell, zu sehr. Seine Hände sind überall, besitzergreifend, fordernd, unsanft und Dean schluckt und atmet und versucht zu denken, die letzten klaren Gedanken zu packen, bevor sie verschwinden. „Sam …“, stößt er hervor. „… Sam … HÖR AUF!“ Sam zuckt so heftig zurück, als hätte Dean ihn geschlagen. Er ist so nah vor seinem Gesicht, dass Dean seine riesigen, geweiteten Pupillen sehen kann. Herzschläge lang starrt Sam ihn an, während seine Augen über Deans Gesicht flackern. Seine Hände sinken von Deans Schultern. Deans Herz rutscht in die Hose, als ihm klar wird, wie das grade rüberkommt. „Warte, Sam … warte …“ Ruckartig rutscht Sam zurück, weg von Dean und steht hastig auf. In seiner Eile vom Bett wegzukommen, stolpert er beinah über seine eigenen Füße. „Dean … ich …“ Er schüttelt den Kopf. Sein Kehlkopf bewegt sich hastig auf und ab, als er schluckt und schluckt, ohne die Worte herauszubekommen. „Ich dachte, du wolltest … ich dachte, es ist okay … Oh Gott, wieso hast du nicht …“ Er klingt erstickt, als bekommt er auf einmal nicht genug Luft. Als stecken die Worte in seiner Kehle fest. Und plötzlich ist nichts mehr da von wild und fordernd, sondern nur noch Deans kleiner Bruder mit albernen, viel zu langen Haaren und großen, erschrockenen Augen. „Sam …“ „Es tut mir so leid. Ich wusste nicht … ich sollte lieber … oh fuck … ich …“ „Sam!“ Er zuckt erneut zusammen und senkt den Blick. Seine Hände ballen sich zitternd zu Fäusten und wieder auseinander, und Dean kann das keine Minute länger mit ansehen. Er steht auf. Sam sieht aus, als versucht er seine gesamten 1,95m so klein wie möglich zu machen und seine Augen zucken unsicher zur Tür, als Dean näherkommt. Eilig greift er nach Sams Handgelenk und zerrt ihn zu sich. Bevor Sam protestieren kann, schlingt er die Arme um seine Schultern. Dean ist schrecklich mit Worten und unfähig über Gefühle zu reden und noch mehr unfähig etwas Nettes zu irgendjemand sagen. Aber das hier? Sam festhalten? Das kann er. Sam atmet langsam und zitternd aus, bevor die Erstarrung endlich aus seinem Körper weicht und dann umarmt er zurück und vergräbt den Kopf an Deans Schulter. „Ich dachte, es ist okay. Ich dachte, wir reden nicht darüber“, murmelt er erstickt und Dean muss beinah lachen. Denn darüber könnte so ziemlich alles von ihrer endlos langen Liste mit ‚Dinge, über die wir nicht reden‘ sein. Aber es vielleicht keine gute Idee, das grade anzumerken. Seine linke Hand wandert hoch zu Sams Nacken und er drückt ihn beiläufig. „Verdammt richtig. Tun wir nicht“, bestätigt er. „Niemals.“ „Okay.“ Sams Stimme ist leise und geknickt. „Aber Dean … du musst … bitte, lass mich nicht … du darfst nicht …“ Er klingt so verzweifelt, als denkt er wirklich, er hätte sich irgendwie an Dean vergangen und seine Unschuld gestohlen. Allein der Gedanke ist so hirnrissig und bescheuert, dass es beinah lustig ist, außer dass es eher zum Weinen ist. Ihm fällt auf, dass er Sam immer noch festhält. Mindestens zwei Minuten länger als männlich akzeptabel. Nicht, dass einer hier ist, der die Zeit stoppt … „Mach dir nicht ins Hemd“, sagt er, bevor er Sam widerwillig loslässt. „Ich bin erwachsen, ich habe Waffen, ich kann gut auf mich selbst aufpassen, okay? Du könntest mir nicht mal wehtun, wenn du es versuchen würdest.“ Sam starrt ihn aus großen, seelenvollen Augen zweifelnd an und Dean verdreht die Augen. „Und die paar Mal, wo es passiert ist, hast du eine gute Entschuldigung und warst grade nicht du selbst. Das zählt nicht.“ „Aber …“ „Nichts aber. Schwamm drüber. Du hast mir nie wehgetan. Das … darum geht es nicht. Es ist okay, ich schwöre, es ist okay.“ Sam nickt. Seine Unterlippe zittert und jetzt sieht er aus wie ein Dreijähriger und – oh du lieber Himmel. Nicht doch. „Du hast ‚Stop‘ gesagt“, nuschelt er. „Ich wollte nie … ich dachte …“ „Aber nicht deswegen. Sondern weil …“ Dann wird Dean klar, er kann es nicht. Er kann nicht darüber reden. Lieber würde er sich einen rostigen Haken ohne Betäubung aus dem Oberschenkel entfernen. Und er weiß wovon er spricht, denn das hat er sogar schon gemacht. „Hör zu, wir sollten nicht … ich meine, du bist verletzt und …“ Er schüttelt den Kopf und starrt auf seine Schuhspitzen. „Es ist keine gute Idee.“ Das ist ein Grund. Ein guter Grund. Nur nicht der einzige. „Setz dich wieder hin, ja?“, sagt er, als keine Antwort kommt und wirft einen scharfen Blick zu seinem Bruder. Sam ist stumm und leichenblass, und Dean ist nicht einmal sicher, wie viel davon auf den Blutverlust zurückzuführen ist und wie viel auf alles andere. „Du siehst aus, als ob du mir gleich vor die Füße fällst.“ Sam lässt sich willenlos von ihm zum Bett manövrieren und lässt sich auf der Bettkante nieder. Er schweigt, aber seine Augen kleben beharrlich auf Deans Gesicht, als sucht er immer noch nach Antworten auf all die Fragen, die er nicht gestellt hat. „Pizza?“ fragt Dean unbehaglich. Das universell gültige Codewort für ‚Das Gespräch ist beendet‘ oder ‚Wir reden auf keinen Fall darüber‘. „Ich ordere Pizza und du bleibst einfach liegen, in Ordnung?“ Es dauert einen ewig langen Moment lang, bis Sam nickt und selbst dann sieht er nicht überzeugt aus. „Ja. Okay.“ ~73620 Es wird dadurch nicht wirklich besser. Dean denkt immer noch zu viel nach, und Sam schleicht ein paar Wochen lang so vorsichtig um Dean herum, als sei er aus Glas. Das ist verwirrend und unangenehm, und Dean kann so rein gar nichts damit anfangen. Es ist ja nicht so, als ob er will, dass sie damit aufhören. Er kann nur einfach nicht derjenige sein, der damit beginnt. Mehr als alles andere will er seinen Bruder zurück. Und ein bisschen … vielleicht ein kleines bisschen will er das andere auch zurück. „Alter, ich bin kein schief gelaufenes Date, das du nicht zurückrufen willst, weil du den ganzen Abend Spinat zwischen den Zähnen hattest“, sagt er eines Abends, als sie auf einem Friedhof herumlungern und das richtige Grab suchen. „Also behandel mich nicht so.“ Sams Kopf ruckt zu ihm herum, bevor er hastig in die andere Richtung sieht. Und vielleicht ist die Emotion, die über sein Gesicht flackert nur eine Spiegelung des Mondlichts. Dean fragt sich ernsthaft, wie Sam es jemals geschafft hat, in irgendeiner Beziehung jemals Sex zu haben, wenn ihn alles sofort aus der Bahn wirft. Neben der Spur zu sein, ist kein Grund keinen Sex zu haben. In Deans Augen gibt es sowieso wenig vernünftige Gründe keinen Sex zu haben. Danach zwingt Sam sich, so zu tun, als sei alles Bestens, und wenn Sam in irgendetwas richtig beschissen ist, dann darin. Bis zu einem Diner in Michigan, wo Dean so lange mit offenem Mund isst und eklige Sachen mit seinem Essen macht, bis Sam der Kragen platzt und er seinen Salatteller über Deans Schoß kippt. Während Dean French Dressing und Shrimps aus seiner Hose puhlt, schielt er zu Sam und entdeckt zu seiner Erleichterung das winzige Lächeln, das an seinen Mundwinken zieht. „Man könnte meinen, du wärst fünf Jahre alt“, zickt Sam und es ist das Beste, was Dean in den letzten Wochen gehört hat. „Man könnte meinen, du bist fünfzig“, gibt er zurück. Sam verdreht die Augen und schnippt einen Shrimp nach Dean. Alles ist gut und nichts ist in Ordnung, und der Elefant im Raum wird immer größer. ~60480 In seltenen Augenblicken ist Dean ein bisschen erleichtert, wenn er an die Hölle denkt. Denn wenn einer von ihnen sowieso dort landet, muss das doch völlig ausreichend sein. Niemand kann dann noch kommen und Sam für irgendetwas belangen. Niemand braucht geteilte Rechnungen, wenn Dean doch bereit ist, alles auf einen Satz zu bezahlen. ‚Ich hatte Mord, Totschlag und Wollust, Herr Ober. Oh, und setzen sie den Inzest noch mit auf die Rechnung, danke.‘ Dean hat keine Ahnung, ob Religion so funktioniert, aber es ist ein schöner Gedanke. Die meiste Zeit über ist er starr vor Angst, wenn er an die Hölle denkt. Manchmal wacht er nachts schweißgebadet auf. Als er in Wisconsin aufwacht, kniet Sam neben ihm auf dem Bett und hat die Finger in seinen Schultern verkrallt. Seine Augen sind weit und panisch, und sekundenlang ist Dean desorientiert und schwindelig, und er hat keine Ahnung, was passiert ist. Er riecht noch den Schwefel und sein Mund schmeckt nach Blut, und er fühlt sich, als sei er stundenlang um sein Leben gerannt. „Wa-…?“ Er starrt Sam an und es dauert einen Augenblick, bis er bemerkt, dass sein T-Shirt schweißnass ist und an seinem Oberkörper klebt. Sein Herz stolpert und rast in seiner Brust, und die Decke liegt irgendwo neben dem Bett auf dem Boden. „Du hast geträumt“, sagt Sam und er klingt, als versucht damit genauso sehr sich selbst zu beruhigen, wie Dean. „Das war nur ein Traum.“ Nein, war es nicht. Aber Dean ist wach genug, um es nicht auszusprechen. Sam ist zu nah und weicht keinen Millimeter zurück, und viel zu spät realisiert Dean, dass es seine eigenen Finger sind, die sich in Sams T-Shirt verkrallt haben, direkt über seiner Brust. Seine Hände zittern und weigern sich beharrlich, sich aus dem dünnen, grauen Stoff zu lösen. Sein Puls rast, Angst klebt wie eine schwere Decke auf seiner Haut und er will nicht, will nicht, will nicht, dass Sam geht. „Dean …“ Sams Stimme ist leise und unendlich behutsam. „Es war nur ein Traum.“ „Ja.“ Irgendetwas in Sams Gesicht zerbricht, und er beugt sich vor und presst die Lippen auf Deans. ~59040 Am nächsten Morgen hat Dean überall Sams Handabdrücke auf seinem Körper. Er hat die Augen geschlossen, steht unter der Dusche und hämmert im Sekundentakt mit der Stirn gegen die Kacheln. Er kann nicht damit aufhören, und er kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Alles ist verdreht und falsch, er ist der schlechteste Bruder der Welt, und sogar die Gründe, weswegen er grade durchdreht, sind nicht die richtigen. ~41760 Die Ringe unter Sams Augen sind langsam so dunkel und so breit, dass Dean anfängt Pandawitze zu machen. Nur, dass sie nicht komisch sind und niemand lacht. Sex. Das ist ein Bereich in Sams Leben, von dem er dachte, dass er niemals daran teilhaben wird. So wie Stanford und Jess und Sams College-Träume. Dean steht vor einer ewig verschlossenen Tür, zu der er es keinen Schlüssel und keine Eintrittskarte gibt, geschlossene Gesellschaft, Dean ist nicht erwünscht, vielen Dank, auf Wiedersehen. Und bei Stanford wird das vermutlich immer so bleiben. Aber Sex …? Es war immer okay, ausgeschlossen zu sein. Und dann auch wieder nicht. Denn damit war es automatisch auch der eine Bereich in Sams Leben, in dem Dean ihn nicht beschützen konnte. Indem Dean nicht auf ihn aufpassen konnte. Und jetzt wo er es endlich kann, kann er auf seine eigene, verquere Art und Weise nicht aufhören es zu versuchen. ~25920 In Arkansas dreht Sam durch. Die Tür ihres Hotelzimmers fliegt beinah aus den Angeln, als er sie an die Wand knallt. Er marschiert ins Zimmer und feuert seine Tasche auf das nähere Bett, bevor er schweratmend davor stehen bleibt. Dean folgt ihm. Widerwillig platziert er seine Tasche auf das andere Bett (das an der Tür gehört ihm, verdammt nochmal) und beginnt langsam sich aus seiner schlammverschmierten Jacke zu schälen. Sam fährt zu ihm herum und starrt ihn an. Seine Augen funkeln und feuchte Haare kleben in seiner Stirn. „WIESO hast du das gemacht?!“ „Was?“ „Du weißt genau, was ich meine!“ Dean zuckt mit den Schultern. Er weiß, was Sam meint. Er weiß nur nicht, was sein Problem ist. „Ich habe eine Hexe getötet“, sagt er langsam und deutlich. „Falls du unsere Jobbeschreibung aufmerksam gelesen hättest, wüsstest du, dass es das ist, was wir tun. Wir töten bösartige Mistbiester. Und kriegen nachher die Mädels in Not. Falls die scharf sind und über achtzehn“, fügt er nachträglich hinzu. „Lass den beschissenen Sarkasmus stecken!“ faucht Sam. Er klingt, als flippt er gleich aus. „Sie hätte uns vielleicht Informationen liefern können!“ „Und sie hatte nicht vielleicht, sondern ganz sicher wenigstens zwanzig Menschen auf dem Gewissen.“ Dean stapelt schmutzige Wäsche neben dem Bett und sieht Sam nicht an. „Willst du sterben? Ist es das? Bist du so scharf auf die Hölle, dass du nicht einmal versuchst …!“ Er ist so wütend, dass seine Stimme wackelt und bricht. Mit jedem Satz kommt Sam einen Schritt näher. „Wir hätten sie dazu bringen können, dass sie uns etwas sagt, verdammt. Sie hätte etwas gewusst! Sie hat gesagt …“ „Sie hat absolut gar nichts gewusst! Hexen lügen! Sie wollte nur ihre eigene Haut retten. Und selbst wenn sie etwas gewusst hätte … sie hat zwanzig Menschen getötet, Sam! Wir hätten sie nicht laufen lassen können.“ Sam schüttelt den Kopf. „Und wenn es zweihundert gewesen wären …“ „Sag es nicht! Gott!“ Dean wirbelt zu ihm herum. Sekundenlang starren sie sich mit an, Sam verbissen und verzweifelt, und Dean erschrocken, weil er manchmal nicht ertragen kann, wie weit Sam gehen würde. Es ist immer seine Aufgabe gewesen, zu weit zu gehen. Niemals die von Sam. Er weiß später nicht mehr, wer anfängt oder wer zuerst nach wem greift, aber plötzlich findet er sich an die Wand gepresst wieder. Sam hält ihn fest, zerrt an seinem Hemd, und seine Hände sind überall zugleich. Ein Schaudern läuft durch Deans Körper und er schließt die Augen. Sam ist rau und schnell und wütend. Er hält Deans Handgelenke fest und Dean fragt sich, ob ihm überhaupt bewusst ist, dass er das jedes Mal tut. Es ist als ob er nicht einmal loslassen kann, nicht einmal die Kontrolle verlieren, nicht für eine Sekunde. Holzsplitter von der rauen Wand drücken in Deans Nacken und seinen Hinterkopf, und sein Herz bricht für seinen kleinen Bruder. Ihm wird schlagartig klar, dass sie darüber reden müssen, auch wenn sie nicht darüber reden. Auch wenn sie eine Latte an anderen Problemen haben, die bis zum Mond reicht. Aber diese eine Sache macht ihn nervös und paranoid und kratzt an seinem Unterbewusstsein wie ein Hund an der Tür, der unbedingt rein will, und es hört nicht auf. „Sam …“, sagt er leise. „Sammy, nicht.“ Vielleicht ist es das ‚Sammy‘, das wirkt wie ein Zauberspruch. Das ‚Sammy‘, was immer, immer wirkt. Augenblicklich lässt Sam seine Handgelenke los und Dean spürt wie sein ganzer Körper angespannt und steif wird. Sekundenlang rührt Sam sich nicht und sein schwerer Atem ist dicht und warm an Deans Halsbeuge. „Gottverdammt …“ Ruckartig lässt Sam ihn los. Er fährt sich unsanft durch die Haare und tritt zurück. „Was …?“ fragt er schließlich. Seine Stimme klingt rau. „Was willst du?“ Und ja, Dean fühlt sich selbst wie eine zögernde Jungfrau, die ihr erstes Mal hinausschiebt bis zum geht nicht mehr. Er muss den Impuls unterdrücken, mit dem Hinterkopf ganz langsam gegen die Wand zu hämmern. „Ich bin nicht … ich werde nicht … “ Sam schüttelt so heftig den Kopf, dass seine Haare fliegen. „Ich werde nicht der sein, der …“ Er klingt gequält und sein Kehlkopf bewegt sich, als er heftig schluckt. „Kannst du dich mal entscheiden?“ Es gibt eigentlich nichts zu entscheiden. Dean hat in seinem ganzen Leben immer nur eine einzige Entscheidung getroffen, immer dieselbe und nie eine andere, und diese Entscheidung hieß immer Sam. „Wir müssen reden“, sagt er stattdessen. Er hasst diesen Satz. Er wird nicht besser. Egal wie oft er ihn sagt. Abrupt richtet Sam sich auf und hebt abwehrend die Hände. „Nein. Nein, müssen wir nicht“, sagt er sofort. „Sonst flippst du nur aus und …“ „Nicht … darüber.“ Dean macht eine nichtssagende, vage Handbewegung mit der sich und Sam umreißt, und die alles heißen kann und nichts. Was soll das bitte heißen, ‚dann flippst du nur aus‘? Er flippt überhaupt nicht aus. Er flippt nie aus. Und wenn er die ganzen letzten Wochen seine Fingernägel zerbissen hat vor Anspannung, dann hat das absolut nichts damit zu tun. „Nicht darüber. Fabelhaft.“ Sam verschränkt die Arme und sieht ihn abwartend an. Sein T-Shirt ist verrutscht und seine bloßen Schulterknochen lenken Dean sekundenlang ab. „Worüber reden wir dann?“ „Es ist … ich bin …“ Dean atmet tief durch. „Ich mache mir nur Sorgen, okay?“ Sam hebt fragend die Augenbrauen. „Weswegen?“ „Wegen dir.“ „Wegen mir.“ Es klingt resigniert und Sam lacht. Es ist kein schönes Lachen. „Natürlich machst du dir Sorgen um mich. Wieso solltest du dir auch Sorgen um dich selbst machen? Etwa nur weil du in ein paar Wochen …“ Er bricht ab und senkt den Blick. „Sam …“ „Vergiss es.“ Er schüttelt den Kopf. „Vergiss es. Weswegen machst du dir Sorgen?“ „Es ist … Ich meine, wenn wir … wenn wir … dann bist du … Du bist dabei so …“ Das ist jetzt der schwierige Teil. Der, für den Dean keine Worte hat. „Du bist sehr …“ Er macht raumgreifende Handbewegungen wie ein Käfer vor dem Start, und er fühlt sich albern und merkt, wie er anfängt zu schwitzen. Er hasst so etwas. Gott, wie er so etwas hasst. „Du bist immer sehr angespannt“, sagt er schließlich vorsichtig. „Und … kontrollierend.“ Das ist das falsche Wort, denn Sams Augen werden dunkel und der angespannte Zug um seinen Mund ist zurück. „Habe ich dir wehgetan?“ „Nein!“ Heftig schüttelt Dean den Kopf. „Nein. Das ist es nicht. Es ist nur … Es ist Sex, okay?“ Sam stößt ein raues Lachen hervor. „Danke, dass du es erwähnst. Ich wäre nie darauf gekommen.“ „Das ist nicht lustig …! Fuck, Sammy! Fuck!“ Eine Mischung aus Frust und Demütigung und Sorge pulsiert heiß und glühend durch Deans Adern und macht ihn wütend, aufbrausend. Unsachlich. „Bist du anderen auch so? Warst du bei Maddison auch so? Oder liegt es an mir? Ist es das?“ „Ich weiß ja nicht mal, wovon du redest!“ faucht Sam zurück. Natürlich nicht. Dean fährt sich durch die Haare und schließt die Augen. Nicht darüber nachdenken, worüber sie grade reden. Nicht ausflippen. Das spielt jetzt alles keine Rolle. Sam spielt eine Rolle. Sam ist wichtig. Wichtiger als der ganze Rest der 785 Dinge, über die sie niemals sprechen. Wichtiger als Deans Paranoia über Dinge zu reden. Er atmet er, bevor er es alles in einem Atemzug hervorstößt. „Es ist Sex, und Sex sollte Spaß machen und entspannen. Aber du tust so, als wäre es ein Kampf, bei dem niemand gewinnen kann. Es ist, als ob du dich nie fallen lassen kannst. Als ob du immer die Kontrolle behalten musst. Oder du Angst hast, dich zu entspannen. Ich frage mich nur …“ Er schiebt die Hände in seine Hosentaschen und sieht haarscharf an Sams Gesicht vorbei. „Ich frage mich, ob es an mir liegt, und ob du damit nicht klarkommst. Ich frage mich, ob es immer und bei jedem so für dich ist. Und ich frage mich, was ich schlimmer finde. Dass es an mir liegt … oder dass du es gar nicht anders kennst.“ Sam starrt ihn an und sieht aus, als möchte er etwas sagen und Dean redet hastig weiter. Wenn er einmal aufhört, wird er nicht mehr den Mumm haben, es zu sagen. „Ich frage mich, ob irgendwas passiert ist“, sagt er leise. „Irgendwann. Mit irgendjemandem. So, dass du das Gefühl hast, es muss so sein … Schnell. Und … hart. Und ich will nur wissen … wenn ja … sag mir den Namen und ich geh hin und trete ihm in den Arsch. Ihr. Wem auch immer. Wann auch immer es gewesen ist. Sag es mir nur einfach. Weil scheiße Sam, das macht mir Sorgen.“ Er fährt sich über das Gesicht und atmet tief durch, bevor er Sams Blick erwidert. Das Gesicht seines Bruders ist unleserlich, und voll mit so vielen, wechselnden Emotionen, dass Dean ganz schwindelig wird, als er versucht sie alle zu entziffern. „Ich habe Recht, oder?“ Er flucht leise und spürt wie Adrenalin durch seinen Körper pumpt bei dem Gedanken. „Sam, ich habe Recht und es ist etwas passiert …?“ „Nein! Nein.“ Ruckartig schüttelt Sam den Kopf, als er endlich aus seiner Erstarrung erwacht. „Wovon zum Teufel redest du?!“ „Ich bin nicht …“ Dean schüttelt den Kopf. „Es wäre nicht das erste Mal. Ich habe genug Frauen erlebt, die …“ Er zuckt in einer seltsam ungelenken Bewegung mit den Schultern. „Glaub mir einfach, dass ich den Unterschied zwischen wildem Sex und dieser Art von Sex kenne.“ Da war die Kleine in Indiana, die ihn gebeten hat, sie zu beschimpfen. Und hey, Dean ist total für Dirty Talk zu haben, jederzeit, jeden Tag, an jedem Ort, vielen Dank. Und wenn das auch noch Dirty Talk ist, der erwähnt, was für ein männlicher, geiler Hengst er ist … also, da sagt er nicht nein. Aber sie wollte, dass er sie ‚dreckige Hure‘ nennt und ihr ins Gesicht schlägt, und Dean geht auf vieles ab, aber nicht darauf, dass Frauen sich unter ihm winden und weinen, und darum betteln, dass er aufhört. Da war Linda Rollins aus Massachussetts, die eine Klasse über ihm war, und die nicht aufhören konnte, seine Hände festzuhalten und es nicht ertragen hat, unter ihm zu liegen. Es hat Jahre gedauert, bis Dean verstanden hat, dass die blauen Flecken auf ihren Armen nicht vom Cheerleadertraining gekommen sind. Er weiß, dass Sam kein kleines Mädchen ist, das nicht auf sich selbst aufpassen kann. Aber Dean hatte zu viel Sex mit Frauen, die ernsthafte Probleme hatten und jedes Mal ist er weitergefahren in eine andere Stadt, einen anderen Staat, zu einem neuen Fall, und er hat nichts mitgenommen als ihre Gesichter in seiner Erinnerung. Er hat weggesehen und die Augen zugemacht, weil es nichts gab, was er hätte tun können. Aber dieses eine Mal kann er nicht wegsehen. Nicht wenn es um Sam geht. „Woah, woah …“ Sam hebt abwehrend die Hände und schüttelt beinah reflexartig den Kopf. „Denkst du ernsthaft, dass ich … traumatisiert bin durch schlimme Erfahrungen beim Sex? Dass mir irgendjemand irgendwann etwas aufgezwungen hat?“ Er klingt vage amüsiert bei dem Gedanken und Dean möchte ihn treten. Das ist ein ernstes Thema, verdammt. „Dean, ich weiß nicht, ob du mich in den letzten Jahren mal gesehen hast, aber ich bin relativ groß und …“ „Relativ ist eine Untertreibung“, erwidert Dean, beinah gegen seinen Willen. „Du bist ein Freak.“ Und das heißt rein gar nichts. Nicht das geringste. Sam schnaubt und endlich kann Dean eine der vielen Emotionen in seinem Gesicht identifizieren. Nur ist es eine, die ihm nicht grade gefällt, weil es der ‚Ich liebe meinen großen Bruder auch wenn er ein riesiger Idiot ist‘-Gesichtsausdruck ist. „Du meinst das tatsächlich ernst.“ Dean nickt. Er meint es immer ernst, wenn es um Sam geht. Aber das sagt er nicht. Das klingt so … nach Weichei. „Okay, wenn es dich beruhigt - mir hat niemals irgendjemand, irgendetwas aufgezwungen.“ Sam spricht langsam und überdeutlich. „Noch nie.“ „Schwör es.“ „Wenn es dich glücklich macht … ich schwöre es.“ Und Dean möchte ihm glauben. Unbedingt. Er spürt wie ihm vor Erleichterung beinah schwindelig wird, wenn es nur das nicht ist. Alles nur das nicht. Allein der Gedanke, dass irgendjemand … „Du bist unglaublich.“ Sam schüttelt en Kopf und geht zurück zum Bett, um sich darauf sinken zu lassen. „Du versuchst also gar nicht über irgendwelche Probleme zu reden, die wir tatsächlich haben, sondern über ein Problem, das ich gar nicht habe?“ Nur, dass Sam ein Problem hat, und Dean weiß es. Er kann es beinah spüren. Und wenn es nicht das ist, ist es irgendetwas anderes. „Gut, dass wir das geklärt haben“, sagt Sam und es soll sarkastisch klingen, aber es klingt in erster Linie hohl. Er presst die Handballen auf die Augen und schüttelt stumm den Kopf. Dean lässt sich neben ihm aufs Bett sinken und hat nicht das Gefühl, dass sie irgendetwas geklärt haben. (Außer dass er ein Idiot ist.) Ihre Knie berühren sich und Dean presst seine verschwitzten Handflächen aufeinander, um sich davon abzuhalten, Sam anzufassen und in seine Arme zu ziehen, so wie neulich. Denn eine Umarmung alle zwei Jahre ist männlich und wortlos und völlig vertretbar, und eine zweite ist nicht mehr okay, absolut nicht mehr und shit … shit … „Das beschäftigt dich wirklich, oder?“ fragt Sam. Dean nickt und schüttelt dann sofort den Kopf, ohne ihn anzusehen. Er wippte mit einem Knie auf und ab und fährt mit feuchten Handflächen über seine Jeans. Irgendetwas stimmt nicht, egal was Sam sagt, und egal, ob Sam darüber lacht und Witze über seine freakige Körpergröße macht. Irgendetwas stimmt nicht und Dean weiß es. Sekundenlang ist Sam still. „Ich wusste, ich darf dir keine Zeit zum Nachdenken lassen“, sagt er schließlich. Seine Stimme klingt hohl. „Ich wusste, du drehst sonst durch. Ich wusste, du …“ „Ich drehe nicht durch“, widerspricht Dean und diese Lüge ist so traurig, dass er sich sofort danach auf die Lippe beißt und schweigt. „Das ist der eine Grund“, fährt Sam fort, so als hätte Dean nichts gesagt. Dean nickt, unfähig etwas zu sagen, was keine Lüge ist und unfähig zu diesem Thema Worte zu finden. Darüber zu sprechen, macht es so erschreckend real. „Und das andere …“ Sam senkt den Kopf und starrt auf seine verschränkten Hände. Sein fransiges Pony hängt ihm tief in die Augen und bewirkt, dass er aussieht wie zwölf. Nicht wie jemand, der Deans Handgelenk beim Sex so fest auf das Bett drückt, dass man die Fingerabdrücke noch nach Tagen sehen kann. Er schüttelt den Kopf und sein Kehlkopf bewegt sich heftig auf und ab, als er schluckt. Dean wartet auf das große Drama, die Enthüllung, irgendetwas. Sam gibt ein leises Geräusch von sich, das beinah ein Lachen ist, nur dass es bitter und stechend klingt. „Du willst es doch so.“ Das kommt unerwartet. Dean zuckt zusammen und hält still, denn eine Analyse seiner Gefühlslage ist das letzte, was er jetzt braucht, vielen Dank. Noch weniger braucht er nur noch einen rostigen Nagel im Auge. „Du musst es nicht zugeben, ich weiß es“, fährt Sam gnadenlos fort. „Sam…“ „Nicht denken. Nicht mehr alles im Griff haben. Nicht mehr für alles verantwortlich sein. Loslassen. Das ist es doch, was du willst.“ Deans Fingernägel graben sich in seine Handballen, weil jedes von Sams Worten schmerzt wie ein gut platzierter Nadelstich. „Das ist nicht …“ „Ganz tief drinnen bist du doch unglaublich froh, wenn ICH es bin, der die Verantwortung trägt. Wenn du eigentlich gar nichts gemacht hast.“ Es klingt bitter. „Denkst du ich kenne dich nicht? Dean, ich kenne dich … besser als jeder andere, und ich weiß genau, wie du tickst und wie die pathologischen Schuld- und Sühnekomplexe in deinem Kopf aussehen.“ „Hör auf.“ „Ganz tief drinnen - und das weißt du auch - bist du froh, wenn ich es bin, der Schuld ist. Wenn ich dich festhalte, so dass du nicht wegkannst. Wenn ich dir keine Wahl lasse. Denn dann musst du niemals zugeben, dass du es gewollt hast … dass du es genauso willst … dass du …“ „Sam!“ Deans Reflexe sind schneller als der rationale Teil seines Verstandes. Schon immer gewesen. Er hat Sam in weniger als zwei Komma fünf Sekunden auf der Matratze und presst eine Hand auf seinen Mund. „Sei still!“ Er klingt leise und manisch und sein eigener, lauter Atem vibriert in dem plötzlich zu klein gewordenen Raum. Sam windet den Kopf zurück. Sein Mund ist zu einem höhnischen Lächeln verzogen. „Was denn? Du wolltest doch reden.“ „Sammy … nicht …“ „Wieso reden wir dann nicht einfach über deine Schuldgefühle und deine Komplexe und deine Probleme?“, faucht er. „Und warum reden wir nicht darüber, dass du nicht einen Finger rühren kannst – nicht um die Verantwortung für irgendetwas zu übernehmen … und nicht um dich zu retten …!“ Sams Hand verkrallt sich in seinem T-Shirt und Deans Finger hinterlassen helle Abdrücke auf seinem Kiefer, so fest drückt er zu, damit Sam endlich still ist, endlich den Mund hält. Aber Sam wehrt sich nicht, versucht nicht ihn loszuwerden. Er sieht aus herausfordernden Augen zu ihm auf, aber er rührt keinen Finger, um Dean loszuwerden. Er wartet, wartet auf irgendetwas. Dean beugt sich vor. In Sams Augen funkelt etwas, dass wie Triumph aussieht. Dean hat immer daran geglaubt, dass er einen Sinn mehr hat, als die handüblichen sechs. Sechs Sinne sind für Loser. Nein, er hat einen mehr. Den allerwichtigsten. Einen ‚großer-Bruder-Sinn‘, der, schon so lange er denken kann, hundertprozentig auf Sam eingestellt ist. Wie eine Radio, das nur eine einzige Frequenz empfängt. Er nimmt die Hand von Sams Kiefer. Sams Pupillen weiten sich und Dean spürt beinah wie sein Bruder unter ihm seinen ganzen Körper anspannt, als macht er sich bereit dafür, dass Dean ihn jetzt schlagen wird … Und dann fährt er Sam langsam durch die Haare, wie damals als Sam sieben war und die ganze Nacht Bauchschmerzen hatte und Dad nichts davon erfahren sollte. Sams Augen werden weit. Über sein Gesicht flackert in rasanter Abfolge Genugtuung, Überraschung, Angst … und dann kann Dean beinah dabei zu sehen wie sein Bruder vor ihm in tausend Stücke zerbröselt. „Nicht …“, stößt er hervor, und es klingt papierdünn und brüchig, und so in die Ecke gedrängt, dass Deans Herz in tausend kleine Stücke zerbricht. „Bitte …“ Aber Dean hat nie etwas anderes gekonnt als sanft zu seinem Bruder zu sein. Abgesehen von den Momenten, wo er ihm mit einer Axt den Schädel spalten wollte. Dean ist nie Schuld gewesen, nicht einziges Mal. Aber dieses Mal ist er derjenige, der Sam küsst. Auf seine alberne Stirn, an die Dean Pommes schnippt, wenn sie essen, und die Sam in nachdenkliche Dackelfalten legt, wenn er über die Ungerechtigkeit der Welt grübelt. „Dean, nicht … hör auf …“ Sams Stimme bricht und seine Finger rutschten kraftlos aus Deans T-Shirt. Er presst eine Handfläche über die Augen, als kann er alles ertragen, aber nicht das. Nur nicht, dass Dean sanft ist. „Du bist so ein beschissener Lügner“, sagt Dean leise. Er liegt halb neben Sam und halb auf ihm. Seine Hand fährt durch Sams Haare und über sein verschwitztes T-Shirt, und es ist alles so nah, so eng, so viel, so dicht, dass ihm ganz schwindelig wird. Sam hatte Recht. Wenn Dean jemals die Gelegenheit bekommen hätte, nachzudenken, wäre er ausgeflippt. Sogar jetzt ist das einzige, was ihn davon abhält auszuflippen, das Zittern, welches ununterbrochen durch Sams Körper läuft wie hundert kleine Miniaturerdbeben. „Rede schon. Rede mit mir, du sturer Bastard …“, murmelt Dean, mehr zu sich selbst, als zu Sam. Sam gibt ein kleines, verzweifeltes Geräusch von sich, bevor er das Gesicht an Deans Halsbeuge vergräbt. „Sammy …“ Er seufzt und drückt ihn an sich. Seine Handfläche malt sanfte, große Kreise auf Sams Rücken, weil es das ist, was Sam nach Alpträumen beruhigt hat, als er klein war, so viel kleiner als Dean und so unglaublich jung, und oh Gott … Gott … er weiß nicht, ob er das kann … Nein. Er kann jetzt nicht ausflippen. Nicht jetzt, wenn Sam grade auseinanderfällt. Er weiß nicht einmal, was passiert, wenn sie beide gleichzeitig ausflippen. Aber vermutlich ist es kein schöner Anblick. „Du hast Recht.“ sagt er stattdessen. Er atmet tief durch. „Ich flippe aus, ich flippe die ganze Zeit aus, und ich bin ein Arschloch, und der Gedanke macht mich krank, dass ich es bin, der … ich kann nicht anfangen und nicht aufhören und … du hast Recht, okay?“ „Ich habe immer Recht … weil ich dich so gut kenne“, murmelt Sam, und es klingt unglücklich und erstickt. Dean schnaubt. „Back dir ein Ei drauf.“ Sams T-Shirt klebt feucht an seinem Rücken, als er darüber streichelt. Sam ist ganz warm, wärmer als sonst und vermutlich heult er grade lautlos an Deans Halsbeuge. Es dreht ihm den Magen um, und es ist wie ein angeborener Instinkt, es sofort und auf der Stelle alles gut machen wollen, damit Sam nur aufhört. Aber in ihrer Familie redet man nicht darüber, wenn einer weint, man nimmt das auch nicht zur Kenntnis, sondern räuspert sich männlich und sieht zur anderen Seite. Nur kann Dean sich grade nicht wegdrehen, weil er dann aus dem Bett fällt. Also wartet er einfach, bis das Zittern in Sams Schultern minimal nachlässt, bevor er weiterredet. „Du kannst dich gerne weiter darin baden, dass du mich vollkommen durchschaut hast. Vielleicht stimmt es und vielleicht nicht. Ich meine, vielleicht bin ich auch nicht so in touch mit meinen Gefühlen und meiner weiblichen Seite wie du.“ Das ringt Sam ein belustigtes Schnauben ab. „Aber eins weiß ich …“ Dean legt die Hand in seinen Nacken und zieht ihn näher zu sich. „Du hast ein Problem. Du kannst es zugeben oder nicht“, sagt er leise. „Aber sag was du willst - es ist nicht in Ordnung, was da läuft und du kannst es auch nicht alles mir in die Schuhe schieben.“ Sekundenlang ist Sam ganz still, und sein Körper ist angespannt und steif wie ein Brett. Er atmete zitternd aus und es ist als ob die ganze Anspannung, die ihn noch aufrecht erhält mit einem Schlag aus seinem Körper verschwindet. Müde und erschöpft liegt er in Deans Armen. „Ich fühle mich die ganze Zeit so, als ob ich mit Beton an den Füßen versuche zu schwimmen“, sagt er leise. Seine Stimme ist kratzig und heiser, und klingt als ob er erkältet ist. „ Ich strampele mir einen ab und versuche oben zu bleiben, aber es zieht mich nach unten, egal was ich tue. Und mir geht die Zeit aus.“ Er atmet scharf ein und wieder aus und nimmt endlich die Hand von seinen Augen. Er schnieft leise und blinzelt heftig, während er den Blick an die Decke richtet. Mir geht die Zeit aus. Deine Zeit. „Es ist als ob die ganze Welt darauf wartet, dass ich untergehe. Und ich kann nicht … ich kann nicht aufhören es zu versuchen. Und nicht einmal du … Nicht einmal du glaubst, dass ich es schaffen kann.“ Die Bitterkeit in seinem Ton geht Dean durch Mark und Bein. „Sam …“ „Sag nicht, dass es nicht stimmt! Du erwartest ernsthaft von mir, dass ich mich zurücklehne und dich sterben lasse … dass ich dir beim sterben zusehe. Und ich kann nicht, Dean, ich kann nicht …“ Er hat Recht. Dean kann nicht daran glauben. Denn wenn er nur für eine Sekunde hofft, dass Sam es schafft, ihn zu retten … wird er Sam verlieren. Schon wieder. Und er kann das nicht noch einmal. Das macht ihn zu einem egoistischen Bastard, aber er kann das nicht. Er kann nicht an Sam glauben. „Es ist als ob die ganze Welt gegen mich ist … Als ob ich nichts mehr kontrollieren kann. Und das hier …“ Sam macht eine vage Handbewegung, die sich und Dean einschließt, als ob sie für immer in einer Seifenblase miteinander gefangen sind. „Das ist das einzige, was ich unter Kontrolle habe. Verstehst du …?“ Und Dean versteht. Oh, er versteht wunderbar. Viel zu gut. Es ist wie eine klaffende Wunde in Sams Seite, die keine Nadel der Welt zusammenhalten kann und die Dean nicht verarzten kann. Nicht diese eine Wunde. Denn er ist der Grund wieso sie in erster Linie da ist. „Okay“, sagt er leise. Seine Stimme ist rau, und es ist alles andere als okay. „Es ist nicht … es liegt nicht an dir.“ Sam schüttelt den Kopf und vermeidet weiterhin hartnäckig Blickkontakt. „Es ist immer … ich kann nicht still halten und nichts tun.“ Oh Gott. Das hat er irgendwie schon befürchtet. Ein winziger Teil von ihm fühlt sich an wie Erleichterung, dass es nicht an ihm liegt … dass es nicht daran liegt, dass Sam nicht aushalten kann, was sie tun … Aber der größte Teil von ihm ist deprimiert, wenn er daran denkt, dass Sex bei Sam in den letzten Monaten so ausgesehen hat. Wer weiß wie lange schon … Nicht still halten. Nicht liegen bleiben. Nicht nachgeben. Nicht aufgeben. Nicht eine Sekunde lang. Denn sonst fällt alles auseinander. „Immer?“ fragt er, beinah gegen seinen Willen, als ob das der Schlüssel ist, die Antwort auf alle Fragen. Sam atmet so heftig aus, als man hätte man ihm gegen die Brust geschlagen, ein und aus, so schwer und rasselnd wie ein Asthmatiker. Dean möchte das Wort sofort wieder zurücknehmen, nur damit Sam aufhört diese Geräusche von sich zu geben. „Nicht bei Jess …“, sagt Sam tonlos. „Nie bei Jess. Bei ihr war es anders …“ „Wieso …“ „Weil ich sie geliebt habe. Und jetzt ist sie tot.“ Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Es klingt endgültig. Unwiderruflich. Unabwendbar. Ich habe sie geliebt und jetzt ist sie tot. Wie ein Kausalzusammenhang. Willkommen in Deans Welt. Wenn ich dich liebe, bist du tot. Deswegen vögelt er Cheerleaderinnen und Kellnerinnen und Stewardessen und bleibt nie lange genug an einem Ort, um jemanden kennenzulernen. Er hat seine Mutter geliebt und sie ist tot. Er hat seinen Vater geliebt und der ist tot. Und dann ist Sam gestorben, und nichts auf der ganzen Welt hat noch irgendeinen Sinn gemacht und nichts auf der ganzen Welt war es wert, dafür zu leben, sterben oder zu kämpfen. Es war das logischste, naheliegendeste, einfachste der ganzen Welt, seine Seele dafür zu verkaufen. Alles nur um Sam wieder zurückzuholen. Dean fragt sich, ob Sam schon die ganze Zeit mit diesem Gedanken lebt, dass er nicht lieben kann, weil man es ihm sowieso wieder wegnehmen wird. Jeden Traum und jeden Menschen. Und dass das der Grund ist, wieso sie keine Liebe haben dürfen, sondern nur Sportficken. Weil er die eine Frau auf der Welt, die er geliebt hat, zum Tode verurteilt hat. „Du kannst nicht sterben“, sagt Sam leise. Und für niemanden auf der ganzen Welt als Dean machen dieser Satz und dieses ganze Gespräch überhaupt einen Sinn. „Gott Sam …“ Er fährt mit einer Hand über sein Gesicht und fühlt sich hilflos. Stoppeln kratzen auf seiner Handfläche. Er hat sich gestern Abend das letzte Mal rasiert und es kommt ihm vor wie eine Ewigkeit. Er kann Sam nicht retten und sich selbst nicht retten, und er kann Sam nicht einmal dabei helfen, wenn er versucht ihn zu retten. Er kann ihm nicht einmal versprechen, dass er nicht sterben wird. Sam lacht lautlos und es klingt wie ein trockenes Schluchzen. „Können wir jetzt aufhören darüber zu reden?“ fragt er und seine Augen sehen groß und müde aus. Dean nickt und streichelt ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Können wir nie wieder darüber reden?“ flüstert Sam. Es ist alles so verkorkst und so beschissen. Aber wenn er Sam diesen einen einzigen Gefallen tun kann, ist das vielleicht besser als nichts. Also nickt er. Seine Hand wandert durch Sams Haare und über sein Gesicht. Er küsst ihn und lässt die Augen dabei offen. Es fühlt sich seltsam an, zum ersten Mal anzufangen und zum ersten Mal schuld zu sein. „Dean …“ Sam hält die Luft an und seine Finger sind erneut in Deans T-Shirt verkrallt. „Shhh …“ Dean schüttelt den Kopf und legt eine Hand in seinen Nacken. Sein Daumen fährt über Sams Wange. „Nur einmal. Lass mich …“ Sams Kehlkopf bewegt sich auf und ab als er schluckt. Er sieht Dean bettelnd an, wie damals als er zwölf war und Dean ihm versprechen musste, dass er ihn niemals alleine lassen wird, niemals … und dass alles wieder gut wird. Heute wie damals ist Dean ein Lügner. „Ich werde nicht sterben“, flüstert er. Sam atmet aus. Folgsam gleiten seine Finger aus Deans T-Shirt. Er legt den Kopf zurück und schließt die Augen, als Deans Mund auf seiner Halsbeuge landet. In 25843 Minuten wird Dean sterben. In 25842 Minuten und 58 Sekunden wird er Sam alleine lassen. In 25842 Minuten und 53 Sekunden wird er jedes Versprechen brechen, was er Sam je gegeben hat. Und wenn er tot ist, dann will er ein Mal … dann will er dieses eine, einzige Mal nur, dass es anders war. People in the past they never felt like this in books and photographs they had things that they were living for if there was ever such a thing as love well, then I´m not feeling it the time seems almost gone we were giving in and receiving it Sivert Høyem: "Just a little closer now" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)