Néko und Tora 1.1 von igorrrr ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag, der ihr Leben veränderte -------------------------------------------- Es war wieder einer dieser Tage, an denen Sakada Enni es ihrem Vater nicht recht machen konnte. Sie hatte vor und nach der Schule im Haushalt geschuftet. Alles war sauber und ordentlich, aber er hatte sich an dem Tag, nach dem Streifendienst wieder einen angetrunken. Während sich die Gläser in der Bar leerten, stieg seine Wut und schließlich brauchte er ein Ventil. Seit ihrer frühen Kindheit hatte das hübsche Mädchen gelernt ihn zu fürchten. Denn auch ohne Alkohol war er sehr Aggressiv: „Du wertloses Stück Dreck! Wie sieht das hier aus! Kannst du denn nicht mal die einfachsten Sachen?!!!“, schrie er die Treppe seines Einfamilienhauses hoch als er nach hause kam. Wie oft hatte sie das schon erlebt, doch in dieser Intensität nur einmal. Es war an dem Tag als ihre Mutter starb. Enni hatte etwas runterfallen lassen. Sie wusste schon nicht mehr was. Ihr Vater kam auf sie zu und wollte sie schlagen, aber ihr Mutter ging dazwischen und zahlte das mit ihrem Leben. Mit einer Flasche prügelte er sie zu Tode. Durch seine Stellung bei der Polizei konnte er es so drehen, dass es als Unfall durchging. Seitdem verging keine Sekunde, wo sie nicht um ihr Leben fürchten musste. Die unzähligen Narben zeugten davon. Der nicht allzu große, aber kräftige Mann begann die Treppe zu erklimmen. Enni lief zum Schrank in dem, das wusste sie, eine Pistole lag. Sie nahm sie raus. Die unmenschlichen, kalten Augen ihres Vaters entdeckten sie in ihrem Zimmer. Gegenüber der Tür drückte sie sich an die Wand, zwischen die Fenster: „Du brauchst mal wieder eine Lektion.“, sagte Sakada- san. Er ging einen Schritt auf sie zu: „Komm nicht näher!“, schrie sie und erhob die Waffe. Er grinste und nahm die Situation nicht ernst: „Leg das Ding weg! Du hast doch nicht den Mut abzudrücken.“, lachte er und setzte noch einen Fuß vor. Nichts geschah. Enni hatte sich schon so fest an die Wand gepresst das es weh tat. Aber diese Gewissheit, die sie fühlte, dass es bis sie oder er stirbt so weitergehen würde, machte ihr in dem Moment den Weg und das Gewissen frei und sie drückte ab. Der Knall war ohrenbetäubend. Ihr Vater, tödlich getroffen, sackte vor ihr zusammen. Seine harten Gesichtszüge zeigten Überraschung, als hätte er nie erwartet von seinem Opfer, seiner Tochter gerichtet zu werden. Auch sie konnte nicht glauben, was sie getan hatte, denn trotz ihres Martyriums wollte sie ihren Vater nicht umbringen und doch war es in dem Augenblick eine ungeheure Erleichterung. Nie wieder würde sie von ihm geschlagen werden. Sie sah auf die Leiche. Tränen bahnten sich über ihr Gesicht. Sie konnte nicht fassen was sie getan hatte. Stundenlang, so kam es ihr vor, stand sie da. Ihr heller Teppich inzwischen von Blut getränkt. Die Haustür unten wurde aufgebrochen: „Polizei!“, schrie jemand. Es war ein großer Mann. Vielleicht Mitte dreißig. Sein sehr kurzes schwarzes Haar war unter der Polizeimütze kaum auszumachen. Er durchsuchte das Erdgeschoss, während sein stämmiger Partner nach oben ging. Er sah Enni, die mit einer Waffe in der Hand noch immer gegen die Wand gedrückt stand: „Lassen sie die Waffe fallen!“, rief Hiro und richtete seine Pistole auf sie: „Runter damit!“, wiederholte er. Enni legte sie sehr langsam vor die Leiche auf den Boden. Tamao Hiro ging zu ihr und legte ihr sehr schroff die Handschellen an. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt und er bugsierte sie die Treppe runter. Der andere Polizist, Karu, kam dazu. Sie brachten sie ins Jubanrevier. In einem Betonraum ohne Fenster saß sie nun an einem Tisch. Sie sah nach unten wobei ihre halblangen Haare seitlich das Gesicht verdeckten. Tamao war auch da und brüllte sie an: „WARUM HAST DU IHN ERSCHOSSEN?“ Er bekam keine Antwort. Er haute mit der Faust auf den sowieso schon wackeligen Tisch: „Rede, verdammt.“, sprang er auf. Enni fühlte sich wie in einer Glaskuppel. Nichts, aber wirklich nichts drang richtig zu ihr durch. Sie hörte und sah ihn kaum: „Soll ich es erst aus dir rausprügeln!“, fasste er sie jetzt grob am Oberarm. Die Tür öffnete sich: „Hiro! Kommen sie raus!“ Es war der Capt´n des Reviers: „Nehmen sie die Finger von dem Mädchen und verschwinden sie.“, meinte der bereits Ergraute böse. Hiro wollte wiedersprechen: „Aber...“ „Kein aber, Hiro, verschwinden sie. Wütend stapfte Tamao zu seinem Schreibtisch: Das sich der Alte immer einmischen muss. -, dachte er sich. Während dessen ging Hana ins Verhörzimmer: „Enni, so heißt du doch?“, sprach er sie freundlich an. Sie rührte sich nicht, hob nicht mal den Blick. Er versuchte zwei Stunden lang etwas aus ihr heraus zu bekommen, doch sie schwieg. Erschöpft brach er das Verhör ab. Der Capt´n beauftragte schließlich einen Polizisten ihr einen Jugendpsychologen zu besorgen, während er sie in eine Zelle brachte: „Hast du mir denn gar nichts zu sagen? Warum hast du ihn getötet?“, fragte er vor der Gittertür stehend, aber Enni kauerte sich nur auf die Pritsche. Stöhnend ging er in sein Büro. Sakada lag in dem kleinem Raum und fror. Sie hatte jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. Es zog durch das vergitterte Fenster, das in einer Höhe von 150 Zentimeter angebracht war. Sie nahm das schmutzige Kissen, auf das sie sich so wieso nicht legte und wollte es davor stellen, als sie etwas sah. Eine junge blonde Frau, Mitte zwanzig, saß mit einem Gewehr auf dem Nebengebäude und zielte auf etwas. Enni konnte nicht ausmachen, was oder wer es war, denn die Mauern verdeckten die Sicht. Die Ausländerin gab einen Schuss ab. Sakada erschrak, ging aber nicht in Deckung. Die Killerin entdeckte sie: - So ein Mist! -, dachte sie und legte das Gewehr erneut an. Die Gefangene blieb einfach stehen und blickte ihrem unvermeidlichen Schicksal entgegen, aber der Schuss kam nicht und im nächsten Augenblick war die Blonde verschwunden. Von der Straße her waren Polizeisirenen und Geschrei zu hören. Minuten später kam Hiro an die Zelle: „Sakada! Hast du die Schüsse mitbekommen?!“, fragte er ziemlich barsch. „Ja.“, flüsterte sie nur. Er schloss das Gitter auf, kam auf sie zu und legte ihr Handschellen an. Tamao nahm sie mit ins Verhörzimmer: „Setzt dich!“ Hiro begann vor ihr auf und ab zu laufen: „Du hast also den Schuss gehört... hast du auch was gesehen? Hast du aus dem Fenster geschaut?“, fragte er. „Ich habe nur die Gitterstäbe gesehen, sonst nichts.“, gab sie trotzig zurück. Er wurde wütend: „Mädel, du könntest deine Lage erheblich verbessern, wenn du kooperieren würdest.“ „Es ist doch gar nicht in ihrem Interesse, dass sich meine Lage verbessert.“, sagte Enni. Hiro lachte und grinste sie wissend an: „Da könntest du recht haben.“ „Warum soll ich ihnen dann was sagen?“, fragte sie. In dem Moment schlug er gewaltig auf den Tisch und Enni zuckte zusammen: „Du sagst mir jetzt was du weißt, sonst treffe ich das nächste mal dein Gesicht!“, brüllte Tamao. Doch sie wollte nicht reden und wusste nicht einmal warum. Sie hätte die Attentäterin genau beschreiben können, aber sie tat es nicht. Hiro brachte sie erst um ein Uhr morgens in die Zelle zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)