Néko und Tora 1.1 von igorrrr ================================================================================ Kapitel 11: Die andere Néko --------------------------- Neo war bereits im Büro, als er einen Anruf von Enni erhielt. Er sollte sie auf dem Friedhof an den bestimmten Gräbern treffen. Er ließ seine Kollegin sitzen, während er zu seiner „Informantin“ fuhr. Er kam dort an, sah aber niemanden: „Enni?!“, rief er halblaut. Plötzlich hielt ihm jemand die Augen zu. Er lächelte, doch plötzlich bekam er einen kräftigen Tritt in den Hintern. Er landete unsanft auf dem Boden: „Was soll den...“, er erblickte seinen Bruder. „Nur ein Bulle lässt sich so leicht überrumpeln. Hast du auf der Polizeischule überhaupt nichts gelernt?“, fragte Ken grinsend. Er stand auf: „Wo ist Néko?“ „Noch nicht da.“ „Falsch! Ich bin hier.“, sagte Enni grimmig: „Lässt du uns bitte allein.“, bat sie in einem unmissverständlichen Ton. „Ich war eh nur hier, um meinen kleinen Bruder zu erschrecken.“, sagte Ken und ging. „Der geht mir ja so was von auf den Keks.“, fluchte Misaki. „Nicht nur dir. Übrigens, ich habe etwas für dich.“, sie holte den Zettel mit den Informationen über Jinta heraus. Er begann zu lesen und seine Miene hellte sich auf: „Néko, du bist super.“ Er drückte ihr einen kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss auf ihre Lippen und verschwand. Sie hatte tausend und einen Schmetterling im Bauch: „Es ist so süß, man könnte glatt Karies kriegen.“, meinte Ken überheblich und klang dabei leicht angewidert. „Du brauchst uns ja nicht zu beobachten, wenn es dir nicht gefällt. Was wolltest du hier?“, fragte sie wenig beherrscht. „Ich wollte nur nachsehen, ob du wirklich der Polizei hilfst. Unseren Feinden!“, fauchte er. „Sie sind nicht wirklich unsere Feinde. Sie...“ Mit einem mal griff Misaki an, doch sie blockte alle seine Schläge. Sie dachte nicht mehr nach, was sie tun muss. Sie führte die Bewegungen einfach aus. Sie kriegte ihn am Arm zu fassen und schleuderte ihn auf sein Grab. Sie hatten die Aufmerksamkeit des ganzen Friedhofs auf sich gezogen: „Halten sie ihn fest Miss, ich habe die Polizei gerufen.“, sagte eine dicke Frau. „Das ist nicht nötig. Das ist mein Selbstverteidigungstrainer. Sie können die Polizei wieder abbestellen.“, sagte Néko überzeugend und half Ken hoch. Als Neo ins Revier zurück kam: „Monosuki, kommen sie. Mein Informant sagte, dass Jinta mal im Arisugawa Memorial Park Geschäfte getätigt hat...“ Sargeant Hiro riss den Kopf von seinen Akten: „... Wir werden uns da jetzt umhören.“, sagte Detektiv Misaki. Die Beiden verließen augenblicklich das Büro und Hiro nahm den Hörer zur Hand: "Jinta- san, wir haben ein Problem.", sagte er. "Was ist denn?" "Der Hund hat von irgendwem erfahren, dass sie früher im Arisugawa- Park gearbeitet haben." "Was!!! Sie Hakuchi*, sie sagten doch, sie hätten alle Hinweise darauf vernichtet." "Habe ich auch. Ich weiß nicht wie er das raus gefunden hat. Da muss jemand aus ihren Gangs gequatscht haben.", meinte Hiro. "Blödsinn, meine Leute sind loyal. Die würden dem Typen auch nichts sagen, wenn er sie foltert. Aber trotzdem werden sie hingehen und darauf achten, dass er nichts mehr raus kriegt.", befahl Jinta. Als dieser, knallend, den Hörer aufgelegt hatte. - So loyal sind sie dann wohl doch nicht. -, dachte sich Tamao und ging los. Neo und Hotaru waren in der Zwischenzeit im Park angekommen und sahen sich um. Hier und dort waren vereinzelt ältere Menschen zu sehen die, die Gräber ihrer Angehörigen pflegten. Sie gingen die Wege entlang und entdeckte ein paar, in schwarz gekleidete, Jugendliche. Sie gingen auf sie zu: "Hallo, sagt mal, wir hätten ein paar Fragen an euch." "Wir möchten aber nicht antworten.", sagte einer: "Wer sind sie überhaupt?" "Detektiv Misaki und Unter..." "Uhhh, die Polizei. Na da haben wir aber Angst." "Ich würde gerne was über Jinta Azuno wissen." "Über wen?", stellten sie sich blöd. "Na los, ihr wisst doch was?", versuchte Neo zu überzeugen. "Wen wir nun aber keine Lust haben etwas zu erzählen. Halt dass heißt wir können ihnen ein Märchen erzählen. Kennen sie Rotkäppchen?" Die Jugendlichen lachten. "Womit verdient der sich eure Loyalität? Waffen, Geld, Stoff oder Macht?", fragte Neo: "Falls euch noch was einfällt, ruft mich an." Er übergab ihnen eine Visitenkarte. "Ja klar, machen wir.", meinten sie sarkastisch. Neo ging weiter, Hotaru folgte: - Wer könnte hier noch was wissen? -, fragte er sich und blickte sich um. Er sah einen alten Penner, der es sich gerade auf einer Bank bequem machte: "Entschuldigen sie..." "Hee.", brummte der nur. Neo ging zu ihm: "Verzeihen sie, ich hätte ein paar Fragen an sie.", sagte der Detektiv: "Können sie mir vielleicht was über Jinta Azuno erzählen?" "Jinda, iss´n cleveres Schwein.", lallte der Penner: "Had dasss größe Los gezogen. Vor zzzwei Jahrn hat der hier noch Drogen an Kinner vertickt. Dann kam der große Boss un had ihn befördert. Jetzz sitzt er obn und spuckd auf uns." Er nahm einen großen Schluck aus seiner Sakeflasche und lachte. "Können sie mir sagen, wer dieser Boss ist." "Nee, s´interessiert mich auch nicht." Der Penner sah hinter die beiden Polizisten: "Fragen sie den doch.", meinte er noch und zeigte auf Hiro Tamao. "Was machst du denn hier?", fragte Neo, als er sich umdrehte. "Hana meinte, ihr braucht vielleicht Hilfe. Ich sollte herkommen." "Ein wenig zu spät Hiro. Misaki und ich sind hier fertig.", meinte Hotaru. "Und, habt ihr was raus bekommen?", fragte Hiro. "Nein.", log Neo: "Ich muss noch zu Mitamura.", sprach er weiter. "Was willst du denn von der?", fragte Tamao. "Eine Genehmigung für eine Observation und einen späteren Durchsuchungsbefehl." "Aber wir haben doch gar nichts in der Hand gegen ihn.", sagte Hiro nervös. "Nein, aber vielleicht ergibt die Beobachtung was.", meinte Neo und stieg in das Auto. Monosuki auf den Beifahrersitz: "Sie trauen ihm nicht, stimmt´ s?", fragte sie. "Richtig, es ist bekannt, dass er sich von jedem schmieren lässt.", erzählte Neo ihr. Sie fuhren los zum Gerichtsgebäude und eine viertel Stunde später standen beide im Büro der Staatsanwältin: "Misaki- san, was wünschen sie?", fragte Mitamura. "Ich hätte gerne eine Genehmigung für die Observation von Jinta Azuno." "Haben sie etwas gegen ihn in der Hand?", fragte sie. "Im Moment nur Verdächtigungen..." "Dann kann..." Die Tür sprang auf: "Frau Staatsanwältin, der Richter möchte ganz dringend mit ihnen sprechen.", sagte eine junge Frau völlig außer Atem. "Misaki, Monosuki, würden sie bitte einen Augenblick warten.", sagte Kaoru. Kaum war sie weg, sah sich Neo etwas in ihrem Büro um. "Misaki- san, was machen sie denn da?", fragte Monosuki nervös: "Wenn sie das raus bekommt." "Wollen sie mich etwa verraten Hotaru?", fragte Neo. Sie lächelte: "Nein." "Na also." Er sah sich die Bücher im Regal an. Zwischen den ganzen Justizbüchern, stand ein Buch, das da nicht rein zugehören schien. Ein Buch über Jäger: - Ich würde sagen, zu ihr passt das gar nicht. -, mutmaßte er. Da betrat sie wieder den Raum: "Misaki, ohne einen konkreten Verdacht kann ich ihnen die Genehmigung nicht geben.", sagte die Staatsanwältin. "Aber wenn wir ihn beobachten, ergibt sich eventuell ein solcher.", meinte Neo. "Woher haben sie die Gewissheit, dass er Dreck am Stecken hat?" "Ich habe mit jemanden gesprochen, der ihn sehr belastet." "Und wer ist das?" "Nun, ein Herr aus dem Arisugawa - Park. "Nur auf wagen Vermutungen kann ich die Genehmigung nicht erteilen, Misaki." "Aber..." "Kein aber, es geht nicht. Doch es kann ihnen niemand verbieten an seinem Haus vorbei zu fahren." Die Staatsanwältin warf Neo einen viel sagenden Blick zu. Er verließ ihr Büro mit einem merkwürdigen Gefühl: - Ich traue ihr nicht über den Weg. -, dachte er misstrauisch. "Detektiv, was haben sie vor?", fragte Monosuki. "Nichts.", sagte er kurz. Mehrer Nächte, nach dem Dienst beobachtete Neo Jintas Haus. An diesem Abend fiel ihm eine schwarze Limousine auf. Er notierte sich die Nummer. Im Haus von Azuno: Ein Mann mit schwarzen Anzug und schneeweißen Haar saß vor dem Schreibtisch des Hausbesitzers in einem bequemen Sessel: "Akuma- san, willkommen.", begrüßte ihn Jinta. "Lassen sie uns gleich zum geschäftlichen Teil kommen. Ich habe keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln.", sagte Akuma barsch. "Die nächste Ladung mit Halluzinogenen ist da. Das Gegengift für sie habe ich hier." Er stellte das Fläschchen mit der blau- durchsichtigen Flüssigkeit auf den Schreibtisch in Reichweite seines Kunden. Akuma betrachtete sie: "Und ich dachte selbst der Oberguru braucht Drogen, um diesen schwachsinnigen Kult zu ertragen.", sagte Jinta verächtlich. "Dank diesem Kult werden sie ihre Drogen sicher los. Haben sie nicht Lust heute mitzukommen? Ein Kind Satans wird geopfert. Sie werden sich sicher amüsieren.", sagte der ältere Herr. "Danke, verzichte. Aber sie können mir eine ihrer Dienerinnen vorbei schicken." Minuten später kam Akuma wieder aus dem Haus und setzte sich in seinen Wagen. Neo folgte ihm unauffällig. Er wollte doch zu gerne wissen, wer dieser Kerl war. Er folgte ihm bis in den Ueno Park zu einem Haus. Über die Feuerleiter und das Lüftungssystem kam er rein. Durch einen Schacht sah er, was im Hauptraum geschah. Er hörte merkwürdige Gesänge: - Was ist das hier? -, fragte er sich. Dann sah er ein umgedrehtes Pentagramm: - Satanisten. - Ein Mann mit einer Ziegenmaske trat an den Tisch: "Schwarzer Clan, heute wollen wir unserem Herrn ein Opfer darbringen.", sagte dieser. Ein kleines Mädchen von vielleicht acht Jahren wurde rein getragen. Sie war gefesselt und wurde auf den Opfertisch gelegt. Das Kind hatte einen apathischen Blick und Neo vermutete, dass sie unter Drogen stand. Der Mann mit der Maske murmelte ein paar lateinische Worte, dann zog er einen Dolch. Mit einem Mal ging das Licht aus. Ein heilloses durcheinander entstand. Neo blieb in seinem Versteck. Der Raum leerte sich. Als Neos Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er nur noch den Mann mit der Maske und das kleine Mädchen auf dem Tisch. Dann hörte er eine vertraute weibliche Stimme: "Bete zu deinem Herren, Akuma." Néko hielt ihm ihre New Nambu an den Kopf: "Néko, nein!", rief Neo und sprang aus dem Schacht: "Lebend kann er mir vielleicht nützen." "Nein, Detektiv, er wird ihnen nicht helfen. Er hat viel zu mächtige Freunde." Misaki wollte widersprechen, doch es war zu spät. Sie hatte abgedrückt: "Nimm das Kind und geh.", sagte Néko eiskalt und verschwand. Er hatte eine Gänsehaut bekommen, er hatte das Gefühl ein eisiger Wind würde durch das Haus wehen. Er band das Mädchen los und brachte sie ins Krankenhaus: "Doktor, ich habe sie gefesselt im Park gefunden. Ich glaube, sie steht unter Drogen." "Legen sie, sie auf die Trage. Schwester, ich brauche ihre Hilfe!", rief Dr. Schwarz. "Ich bleibe hier im Warteraum.", sagte Neo, benachrichtigte Hana und setzte sich: - So habe ich Néko nie zu vor so gesehen. Die Stimme voller Bitterkeit. Ihre Augen funkelten vor Hass. Hab ich mich so in ihr getäuscht? - Ging ihm durch den Kopf. Eine Stunde später kam der Arzt auf ihn zu: "Wie geht es ihr?", fragte Neo. "Nun Detektiv, wer immer das Mädchen unter Drogen gesetzt hat, wollte dass sie bei Bewusstsein ist, aber wenig oder keine Schmerzen empfindet. Derjenige war entweder vom Fach oder es war reiner Zufall. Aber wenn ich mir die vielen Narben in der Geschlechtsgegend ansehe, glaube ich ersteres. Das Kind hat so viel schlimmes durch, das kann sich keiner vorstellen.", sagte der Arzt zu ihm. "Kann ich zu ihr?" "Wenn sie, sie nicht stören. Sie schläft im Zimmer sechshundertsechsundsechzig." Neo betrat das Zimmer, das Piepen des EKG´ s war unüberhörbar. Der Blutdruckmesser wurde gerade aufgeblasen. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett: "Es wird dir nichts mehr passieren.", schwor Neo leise: "Du brauchst keine Angst mehr zu haben." Es war drei Uhr morgens als sich die Tür zum Zimmer öffnete: "Ich hab erwartet, dass du kommst.", meinte er. "Woher wusstest du, dass ich es bin?", fragte Néko. Er zuckte mit den Achseln: "War so eine Ahnung." "Wie geht es ihr?" "Soweit ganz gut. Jedenfalls hat sie keine neuen Verletzungen. Das konntest du verhindern." "Das klingt wie ein Vorwurf.", sagte Enni leise, ging zu der Kleinen und streichelte sie. Er stand auf: "Ich werfe dir nichts vor, das ist deine Arbeit. Nur..." "Nur?" "...Ich muss mich erst an diese Néko gewöhnen." Misaki fühlte sich nicht wohl und sie spürte das. Sie ging zu ihm und umarmte ihn. Er spürte ihre Wärme, hob ihr Kinn und küsste sie: "Ich liebe dich.", sagte Neo. Dieser Satz beruhigte sie: "Was wirst du jetzt tun?", fragte Enni. "Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall muss die kleine beschützt werden. Ich denke nicht, dass die sich ein "Opfer" einfach so nehmen lassen.", meinte Neo. "Was willst du tun?" "Ich werde sie verstecken müssen." Néko atmete durch: „Lass das nicht so an dich rankommen.“ „Du hörst dich schon an wie mein Bruder. Du bist zu lange mit ihm zusammen in eurem Versteck.“ "Du hast Recht." Das Mädchen bewegte sich: "Ich werde jetzt gehen.", sagte Néko, gab ihm einen Kuss und verschwand. Detektiv Misaki setzte sich zurück ans Bett. Das Mädchen schlug in diesem Moment die Augen auf. Ängstlich blickte sie sich um und auf den fremden Mann: "Bleib ganz ruhig. Es wird dir nichts geschehen.", sagte er sanft: "Schlaf, ich passe auf, dass dich niemand stört." Doch die Kleine schloss die Augen nicht, in der Erwartung, dass etwas Schreckliches kommt. Neo blieb an ihrer Seite. Rührte sie jedoch nicht an. Dann kam Doktor Schwarz ins Zimmer: "Sehr schön, unsere kleine Patientin ist wach.", sagte er und schaute sie an. Sie wurde noch ängstlicher: "Doktor, können wir uns draußen reden. Ich denke zwei Männer sind zu viel." Vor der Tür: "Also, was haben die Untersuchungen ergeben?", fragte Neo. "Das Kind wurde oft misshandelt. Mehrere verheilte Knochenbrüche, die nicht behandelt wurden. Schnittwunden auf dem ganzen Körper. Ich bin nicht sicher, ob überhaupt jemand an sie ran- kommt.", meinte der Arzt. "Haben sie solche Fälle oft gesehen?" „Nein, so etwas ist mir noch nicht unter gekommen. Was waren das bloß für Ungeheuer?“ "Kann ich hier irgendwo telefonieren?", fragte Neo: "Ungestört?" "Natürlich, nutzen sie mein Büro.", sagte Doktor Schwarz. Er ging in das großzügige Büro des deutschen Arztes. Es war nicht, wie im Krankenhaus üblich, in weiß gehalten, sondern war in beige gehalten. Er schnappte sich den Hörer und starrte dann ungläubig auf die Wählscheibe. Das Telefon musste aus dem letzten Jahrtausend stammen. Mühsam wählte er die Nummer von Hana: „Chef, hier Misaki, haben sie etwas gefunden?“, fragte er „anscheinend“ unwissend. „Im privaten Teil des Parks haben wir im Haus Akumas Leiche, verkleidet in ein Teufelskostüm, gefunden.“, sprach dieser. „O.K., danke Capt´n.” “Misaki? Sie verschweigen doch was.”, meinte Hana. „Ich? Nein.“ „Richtig lügen müssen sie noch lernen. Ich sehe sie dann morgen.“, sagte Neos Chef und legte auf. Er musste einmal tief durchatmen, wobei im der starke Krankenhausgeruch in die Nase stieg. Dieser Duft verursachte bei ihm eine Gänsehaut der Erinnerung. Wie oft war er als kleiner Junge in Krankenhäusern gewesen. In der Woche mindestens einmal, wenn sein Vater in die Dialyse musste und seine Mutter keinen Babysitter gefunden hatte. Er ging zurück ins Zimmer sechshundertsechsundsechzig. Die Kleine hatte die Augen geöffnet und blickte ihn ängstlich an: „Ist schon gut kleine, ich tue dir nichts.“, sagte er ruhig, aber das Mädchen verkrallte sich in der Decke. Neo bewegte sich an die Fensterseite, nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Das Mädchen ließ ihn nicht aus den Augen, in der felsenfesten Annahme, gleich würde etwas schlimmes mit ihr geschehen. Wie es bisher in ihrem Leben immer geschah. Misaki versuchte eine Unterhaltung zu starten, erzählte von sich und stellte Fragen, aber der geplante Dialog war ein Monolog. Die Kleine sah ihn nicht mal an. Dr. Schwarz betrat etwas später den Raum. Neo sah, wie sie sich versteifte. Der Arzt legte ihr eine Blutdruckmanschette an. Ihre Augen wurden glasig und sie starrte, wie hypnotisiert an die Decke ohne sich zu bewegen. - Das ist wohl eine Folge dessen, was dieses arme Kind jahrelang ertragen musste. Ein Schutzmechanismus, um so weniger ich mich wehre, desto weniger tut es weh. -, dachte der Deutsche. „Achtzig zu sechzig, damit kannst du nicht gerade Bäume ausreißen.“, versuchte der Arzt sie etwas aufzuheitern. Doch bei ihr war keine Gefühlsregung festzustellen. Misaki blieb die ganze Nacht in ihrem Zimmer. Bis sich plötzlich die Tür öffnete. Er stand auf. Eine Person im schwarzen Mantel und tief hängender Kapuze sagte mit einer rauen Stimme: „Gib das Kind Satans zurück.“ Die Kleine erwachte davon sofort. Neo stellte sich zwischen sie: „Wer bist du? Lord Voldemort?“ Der Umhang zog ein Messer und wollte damit auf den Detektiv losgehen, was auf Grund des guten Nahkampftrainings mit seiner Koibito misslang. Er wurde trotzdem an seinem rechtem Arm verletzt. Eine etwa acht Zentimeter lange Schnittwunde, die stark blutete zierte seinem Arm, als der Unbekannte schließlich geflohen war: „Verdammt!“, fluchte Neo, dann drehte er sich, den Schnitt zudrückend an das Mädchen: „Ist alles in Ordnung?“, fragte er. Die Kleine hatte sich am Kopfende in eine fötale Haltung zusammengekauert. „Es ist schon gut. Er ist weg.“, Misaki drückte auf den Klingelknopf, der am Bett befestigt war. Kurz darauf kam eine Schwester: „Was ist passiert?!“, fragte sie aufgebracht. „Jemand hat versucht die Kleine zu entführen...“ Die Schwester machte ihm schnell einen Druckverband: „Gehen sie runter in die Notaufnahme. Das muss genäht werden.“ „Passen sie auf sie auf, solange bis ein Polizist kommt, der das Zimmer bewacht?“, fragte Neo. „Wir haben einen Sicherheitsdienst. Ich sage gleich bescheid.“, lächelte sie charmant. „Tun sie es gleich, ich warte solange.“, legte er jetzt einen schärferen Ton an. Als sie aus dem Zimmer verschwunden war, nahm er verbotenerweise sein Handy und wählte die Nummer seines Reviers. Ein Mann, so groß und breit wie ein Schrank, in weiß gekleidet, betrat den Raum etwa drei Minuten später: „Sind sie vom Sicherheitsdienst?“, fragte Neo. Der Riese nickte nur: „Gleich kommt ein Cop und löst sie ab... Erschrecken sie, sie nicht.“, sagte er noch und machte sich auf den Weg nach unten. Mit einem Verband und sechs Nadelstichen ging er wieder hoch. Vor der sechshundertsechs saß nun auf einem Klappstuhl ein Streifenpolizist. Neo zuckte seinen Ausweis und ging hinein. Das Mädchen schlief, leise setzte auch er sich. Kurz darauf öffnete sich erneut die Tür. Néko sah den schlafenden Neo: „Hast du denn gar nichts von mir gelernt?“, fragte sie und weckte ihn mit einem zarten Kuss. „Was... Was ist?“, fragte er erschrocken. Sie grinste ihn an: „Und das nennst ihr Observation. Zwei Polizisten und beide schlafen.“ „Ich habe eine Entschuldigung. Ich habe Schmerzmittel bekommen.“, meinte Misaki. Sie sah auf seinen Arm: „Wie konntest du dich treffen lassen? Ich habe dir doch beigebracht, wie man Messer abwehrt.“ Er zuckte mit den Schultern: „Wahrscheinlich war ich nicht vorsichtig genug.“ Sie schwiegen für einen Moment: „Ich bin froh, dass dir nichts weiter passiert ist.“, sagte sie und küsste ihn. Sie sahen sich eine Zeit lang in die Augen: „Pass auf dich auf.“, gab sie ihm noch einen Kuss und verschwand. Neo war die folgende Woche krank geschrieben, so dass er für die Kleine ein neues sicheres Zuhause bei Pflegeeltern suchen konnte. Er fand schließlich welche in Hokaido, die bereit waren, sie aufzunehmen, trotz eines gewissen Risikos. 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