Akira - Das Erwachen von Konricia von Akira_Hidaka (Black Sword of Souls) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Disclaimer: Mit dieser Geschichte will ich kein Geld verdienen. Ich schreibe sie ausschließlich aus Spaß und ohne böse Hintergedanken. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind rein zufällig! Claimer: Die Charaktere, die Handlung und der Text stammen ausschließlich von mir Kurzbeschreibung: Akira lebt sein leben einsam und allein. Als er eines Tages ein anscheinend verletztes Mädchen auf der Straße auffindet, die auch noch seiner verstorbenen kleinen Schwester zum Verwechseln ähnlich sieht, sie in seiner Wohnung pflegt und dabei von dunklen Schatten beobachtet wird, hat er das Gefühl, dass etwas ganz Großes auf ihn zukommt. Aber mit dieser Größe hat er nicht gerechnet. Er ist der Auserwählte ... Aber warum... und wofür zum Teufel?! A/N: Für Fragen, Anregungen und Verbesserungswünsche bin ich immer offen und über mein Profil erreichbar. Da meine Zeit zum Schreiben sehr begrenzt ist, erscheinen Updates nur mit einiger Verzögerung. Akira - Das Erwachen von Konricia ~Black Sword of Souls~ Kapitel 1 Der Wecker klingelte um acht Uhr, doch er wurde nicht von einem genervten, verschlafenen Teenie mit Kissen beworfen, sondern schaltete sich nach zehn Signaltönen von allein aus. Sein Besitzer war schon einige Zeit vorher aufgestanden um genug Zeit zu haben, sich für die Schule fertigzumachen. In der karg eingerichteten Zweizimmerwohnung duftete es nach frischen Brötchen. Akira war bereits mit seiner morgendlichen Dusche fertig und stand nun in der Küche, um seine Schulmahlzeit vorzubereiten. Wie jeden Tag kontrollierte er seine Hefter, die er für den heutigen Tag brauchte, auf Vollständigkeit, packte ein Getränk und seine Leckereien ein und verließ mit Musik aus seinem Mp3-Player in den Ohren seine Wohnung in der fünften Etage. Das Treppenhaus war ziemlich eng und schon seit längerem nicht mehr saniert worden und Akira war froh, als hinter ihm die Tür des dreizehnstöckigen Gebäudes ins Schloss fiel. Mit gesenktem Kopf lief er die Seitenstraße, in der er wohnte, entlang. Er war von seiner Umgebung völlig abgeschottet und mit der melancholischen Musik, die er hörte, wie in einer anderen Welt. Die anderen Jugendlichen und Kinder, die zum Teil in dieselbe Schule gingen, registrierten ihn gar nicht und liefen mit lachenden Gesichtern, sich gegenseitig spielerisch boxend und neckend, an ihm vorbei – vorbei an einem einsamen 17 jährigen Jungen namens Akira Akamichi. Die Schule war nicht so weit von seiner Wohnung entfernt, dass er sich beeilen musste. Er machte sich trotzdem immer sehr zeitig fertig, falls doch etwas dazwischen kommen sollte. Nachdem er eine Kreuzung überquerte konnte er das hohe Gebäude schon sehen. Es unterschied sich nicht sonderlich von den vielen Anderen. – Groß, grau und mit schäbigem Olivgrün umrahmte Fenster. Akira schob sich an dem Ein-Gangster vorbei und blieb vor dem Schulgebäude stehen, welches wie ein riesiger Wächter aus grauem Beton vor ihm emporragte. Er sah an ihm hoch und fror innerlich, als er daran dachte, gleich von diesem Giganten verschluckt zu werden. Doch dann schüttelte er den Gedanken ab und betrat das Gebäude. Sein Klassenzimmer lag im dritten Stockwerk im linken Flügel des Hauses. Als er die Treppe hochgehen wollte, konnte er sich grade so am Geländer festhalten, da die sich an ihm vorbeiquetschenden Schüler ihn fast zum Stolpern brachten. Die Flure der Schule waren ebenfalls in einem dreckigen Olivgrün gehalten und hier und da hing ein Bild eines bedeutenden Wissenschaftlers oder einer wichtigen Person aus der Wirtschaft an der Wand. Akira erreichte seinen Klassenraum und begab sich zu seinem Platz. Die Räume des Schulgebäudes waren riesig im Verhältnis zu anderen Schulgebäuden in Osaka. Akira war der Außenseiter in der Klasse, was wohl etwas mit seinem Einzelgängerverhalten zu tun hatte. Er war stets lieber allein, als mit den anderen über typische Jugendthemen zu diskutieren. Allerdings taten sich viele seiner Mitschüler auch mit seiner roten Haarfarbe schwer und hänselten ihn darauf hin sehr gerne. Es war ihm gleich. Er blendete sie einfach aus. Akira war immer gut in der Schule gewesen, intelligent, ordentlich, zuverlässig. Doch seit einiger Zeit war er nicht mehr wirklich bei der Sache. Seine Gedanken kreisten wirr umher und er konnte dem Unterricht nur noch selten folgen. Grund dafür war der frühe Tod seiner kleinen, über alles geliebten Schwester. Seit dem Dahinscheiden seiner Eltern hatte er sich um sie gekümmert. Beide wussten lang im Voraus, dass auch seine kleine Schwester nicht mehr lange leben würde, da sie eine schlimme unheilbare Krankheit hatte, die sie langsam aber sicher immer tiefer mit sich in die ewige Dunkelheit riss. Trotz dieses Wissens hatte es Akira nie geschafft, damit umzugehen. Und nun war er allein. Er gab seinen Eltern an allem die Schuld, die bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben kamen. Es wurden Gerüchte um Akira laut, er habe seine Eltern auf dem Gewissen. Er sei Schuld und von Dämonen besessen, was selbstverständlich Unsinn war. »Da ist ja schon unser Freund Akira, die kleine Tucke. Guten Morgen. «, sprach einer der drei Jungen, die vor der Tür des Klassenraumes Stellung nahmen. Akira ignorierte sie. »Seht mal...Die Tunte hat jetzt keine Lust... kommen wir später wieder, um mit ihm ein bisschen zu plaudern. «, riet ein anderer der Jungen. Nicht nur seine Haarfarbe reizte manche seiner Mitschüler. Auch seine langen Strähnen vor den Ohren regten viele auf. Trotzdem viele Schüler eine starke Abneigung gegen ihn hatten wagte es doch keiner ihn zu berühren, gar zu schupsen oder zu treten. Akira hing seine Schultasche an den Haken unterm Schreibtisch und setzte sich sogleich an diesen. Da noch ein wenig Zeit bis zum Gong blieb, wartete er noch mit dem Auspacken seiner Hefter und vergrub sein Gesicht in den Händen. Kurz darauf hatte er sich seinen Gedanken vollends hingegeben und dachte über die vergangenen Jahre nach: »Komiko… Es tut mir so leid. Ich tu wirklich was ich kann, aber es ist schwer so kühl zu bleiben, wenn sie ständig auf mich mit Worten einprügeln. Es tut wirklich weh…« Er war wie in Trance als plötzlich eine Hand heftig an seiner Schulter zu rütteln begann. »Mr. Akamichi?« Akira wachte aus seinen Tagträumen und sah seinem Englischlehrer ins Gesicht, der plötzlich vor ihm stand. »Something wrong, Mr. Akamichi? « Akira hatte nicht bemerkt, dass bereits sein Lehrer den Raum betreten hatte. Er versuchte sich seinen Gedanken zu entziehen, um dem folgenden Unterricht folgen zu können. Doch spätestens bei dem Satz: »Und heute besprechen wir die Lektion …« war er wieder völlig abwesend. Zum Ende der Stunde wurde er durch das Anstoßen des Lehrers, Herrn Itou, wieder geweckt. »Akira, Akira! « langsam sah der Junge auf. »Was ist mit dir? Du bist Heute so still... Du hast überhaupt keine Konzentration… Du scheinst in letzter Zeit wenig zu schlafen. Hast du Probleme? Kann ich dir irgendwie helfen? « Akira hörte nicht richtig zu. aber er schüttelte nur den Kopf. »Es ist nichts...«, antwortete er. In nächsten letzten Stunden versuchte er nicht einzunicken und halbwegs mitzuarbeiten. Beim Schulessen blieb er allein und in Gedanken und auch die restlichen Stunden konnten ihn dann doch nicht in die reale Welt zurückrufen. Es machte keinen wirklichen Sinn. Die ersten Worte die er wieder registrierte waren: »Zu morgen macht ihr bitte das hier fertig. Dann könnt ihr jetzt auch gehen. Einen schönen Resttag wünsche ich euch allen. «, und: »Akira, du wartest bitte… Ich möchte mit dir noch etwas besprechen. « Akira spürte, wie plötzlich hämische, gaffende Blicke auf ihm ruhten. Er konnte die Mädchen kichern und die Jungen lästern hören. Er hörte auch, dass sie Herr Itou, welcher diese Stunde wieder Unterricht gegeben hatte, ganz schnell in die Schranken und sie dann des Raumes verwies. Als es um sie still wurde kam sein Lehrer auf ihn zu und hockte sich vor seinen Tisch. Er legte seinen Kopf auf die Handrücken. »Was ist mit dir los? Du brauchst dich doch nicht schämen und kannst mit mir darüber sprechen. «, sagte er mitfühlend. Akira antwortete nur kühl, »Es ist wirklich nichts. Das ist heute wohl einfach nicht mein Tag. « Herr Itou runzelte die Stirn, »Bist du dir da sicher? Mir scheint, das kommt in letzter Zeit häufiger Vor. Frau Mori berichtete mir auch schon von deiner häufigen Geistesabwesenheit. « Der Junge zuckte nur mit den Schultern. Her Itou richtete sich wieder auf. »Gut. «, sagte er starr, »Eine Chance gebe ich ihnen noch, Akamichi-san. Ich gebe mich mit ihrer Entschuldigung zufrieden. Aber das war das letzte Mal! Verstanden?« Akira verstand den unausgesprochenen Zuspruch und nickte stumm. »Dann kannst du jetzt gehen, Junge. « Akira tat, wie ihm gesagt und räumte seine spärlichen Sachen wieder in seine Tasche. Danach verließ er, noch immer stumm, den Raum. Die Flure der Schule waren still und leer geworden. Die grünen Flure wirkten nicht mehr annähernd so erdrückend wie am Morgen, sondern verwundernder Weise sogar etwas erleichternd. Doch dann hörte er leise Stimmen und hielt noch einmal inne. Ein anderer Lehrer seiner Klasse war zu Itou gegangen und unterhielt sich mit ihm. »Was ist nur los mit ihm? « »Es geht ihm bestimmt um seine verstorbene Schwester. Heute wiederholt sich zum ersten Mal ihr Todestag. Es ist wie, als hätte er sich schon mental auf diesen Tag vorbereitet. « Akira blendete das Gespräch aus und beeilte sich, das Gebäude zu verlassen. Er musste seine Tränen unbedingt noch etwas zurückhalten. Anscheinend hatte man ihm doch mehr angesehen als ihm lieb war und das war nicht gut. Ja, vor einem Jahr starb Komiko, Akiras einzige Schwester. Aber er zählte es nicht in Jahren, sondern in Wochen, in Stunden. Und in dieser Zeit stellte er sich immer und immer wieder dieselbe Frage: Warum? Warum musste sie sterben? Warum ausgerechnet sie? – Er konnte sich darauf einfach nichts zusammenreimen, so oft er sich diese Fragen auch stellte. Niemand konnte ihm darauf Antworten. Nicht einmal die Ärzte, die sie behandelten, hatten den leisesten Verdacht. Sie ließen sie einfach so sterben. Seit dem hasste Akira diese Ärzte. Auf dem Weg nach Hause beherrschte er sich nicht mehr darum zu weinen. Nicht, weil er von Fremden Mitleid ernten wollte, nein. Weil er sich klar machte, nichts mehr ändern zu können. Es war ihm egal, ob ihn jetzt jemand weinen sah. Um ihn wurde es wieder ganz still. Die Kinder verschwanden hinter den Ecken der Häuser. Niemand sagte mehr etwas. Akira war nun wieder ganz allein. Er wollte aber auch mit niemandem über seine aufgewühlten Gefühle sprechen. Nach kurzem Weg wurde die Geräuschkulisse wieder lauter und er wagte unter dem Tumult ein leises, klagendes Schluchzen zu hören. Es klang wie das Wimmern einer Frau. Der Junge sah sich um und entdeckte auf der anderen Straßenseite eine Anzahl von Menschen in einer großen Traube. Er konnte sich nicht erklären, was dort wohl geschehen sein mochte, dass Menschen zu so gespannten Beobachtern machte. Er wusste nur, er konnte Gaffer nicht ausstehen und dann, als ein Mann ein Stück auf Seite ging und ihm dadurch einen Blick auf das Geschehen gewährte, traf es ihn wie einen Blitz. Er rannte über die Straße und schlug die Leute unsanft zur Seite. Mit Mühe bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Das Klagen war plötzlich ganz leise. nur Akira schien es zu realisieren, als sollte nur er es hören. Er sah ein schwarzhaariges Mädchen verwundet am Boden liegen. Sie hatte schrammen an den Beinen und an den Handgelenken und blutete aus vielen Stellen. Warum holte denn keiner Hilfe? Das Mädchen sah zu Akira auf und ein kalter Schauer wanderte über seinen Rücken, als würde sie durch seine rotbraunen Augen in die dunkelsten Winkel seiner Seele schauen können. Niemand schien sich die Mühe machen zu wollen einen Krankenwagen zu rufen. Mit dieser Erkenntnis kämpfte er sich weiter zu dem Mädchen vor. Er hatte sich entschlossen selbst auch keinen Arzt zu benachrichtigen, sondern sie stattdessen zu sich nach Hause zu tragen. Aber als er näher an sie trat ließ etwas an ihr just in diesem Moment sein Herz zum Stillstand bringen. »Ko- Komiko?!« Akira wagte es kaum sie zu berühren und zuckte sogleich zurück, als sie wieder zu weinen anfing. Sich schließlich überwindend, packte er sie und hob sie vorsichtig hoch. Er wollte nur noch weg von den gaffenden Leuten. Es war gar nicht so einfach, sich durch die Menschentraube zu kämpfen, ohne dem Mädchen wehzutun. Allerdings machte auch immer noch niemand Anstallten ihn aufzuhalten, die Polizei oder den Krankenwagen zu rufen. Eines wunderte ihn auch, was sein Interesse mehr und mehr weckte während er sich vorantrieb. Sie war so leicht wie eine Feder. Er trug das Mädchen zurück auf die andere Straßenseite, bog in die Seitenstraße ein und ging schnellen Schrittes zu seinem Wohnhaus. Dort angekommen konnte er, wenn auch umständlich, seine Wohnungstür öffnen und sie vorsichtig im Schlafzimmer auf sein duftendes, frischbezogenes Futon-Bett legen. Leise klagend lag sie da. »Hast du große Schmerzen? «, fragte er sie in einem fast sorgenden Tonfall, als er in derselben Zeit ein anderes Kissen ausschüttelte und ihr vorsichtig unter die zerschundenen Knie schob. Doch er bekam zunächst keine Antwort. Er besorgte sich einen kleinen Hocker aus der Küche und stellte ihn neben das Bett, um sich darauf etwas auszuruhen, ohne das Mädchen aus den Augen lassen zu müssen. Allmählich wurde das Wimmern des jungen Mädchens leiser und das schmerzverzerrte Gesicht nahm einen ruhigeren Ausdruck an. Sie schlief ein. Auch Akira wurde plötzlich unendlich müde, doch er hielt sich zwanghaft noch ein paar Momente wach. Er konnte seinen Blick nicht von ihr losreißen und fragte sich was mit diesem Mädchen war, warum sie dort lag, warum sie so schwer verletzt war. In dieser Gegend kam es nur sehr selten zu gewaltsamen Übergriffen und noch seltener zu einer solchen Tageszeit. Außerdem konnte er sich nicht dem Gefühl erwähren, dass sie ein unheimliches Geheimnis barg. Warum sollte sie sonst direkt in seiner Nähe aufgetaucht sein und warum – warum um Himmels Willen – sah sie Komiko sonst wie aus dem Gesicht geschnitten aus? Nach wenigen Augenblicken wurden seine Augenlieder schwer. Diese ganzen Vorfälle, diese ganzen wirren Gedanken in seinem Kopf ließen seinen Körper schwer wie Zement erscheinen. Er kam gegen die Müdigkeit nicht mehr länger an. Schließlich überwand sie ihn und er gab ihr dankend nach. Er versank in seinen Träumen. – Es wurde dunkel um ihn herum. Schrecklich dunkel. Dann erschienen vor ihm zwei verschwommene Gestalten - seine Schwester Komiko und dieses geheimnisvolle Mädchen. Hinter den bekannten Gesichtern tauchten weitere Gestallten auf. Langsam aber widerwillig bewegte sich Akira auf diese schwarzen, bizarren Figuren zu. Umrisse - er konnte lediglich die Umrisse erkennen. Die eine Person, er kniff die Augen zusammen, sie schien ihm vertraut. Doch es gelang ihm nicht sie zuzuordnen. Zu verschwommen flimmerte sie vor seinen Augen und ihm wurde ganz bange. Er wollte das hier nicht sehen. Er wollte nicht wissen, was als nächstes auf ihn zukam. Akira bemühte sich auf unglaubliche Weise irgendwie selbst aufzuwecken und die Figuren verblassten tatsächlich kurz darauf. Er fühlte sich auf schaurige Weise plötzlich un-heimlich leicht, als könne er alles erreichen, so weit entfernt und hoch es auch liegen möge. Er öffnete langsam schwach und verschlafen die Augen. Er saß immer noch auf dem Hocker neben dem Bett. Das Mädchen regte sich leicht. Akira machte sich über seinen Traum, der irgendetwas Unwirkliches und Beunruhigendes an sich hatte, Gedanken. Wer waren diese dunklen Personen und warum träumte er ausgerechnet jetzt so einen Unsinn? Dann betrachtete er wieder das Gesicht des schlafenden Mädchens. Da war plötzlich eine Veränderung zu sehen, aber Akira konnte sie nicht deuten. Sie wirkte irgendwie reifer und nicht mehr so verletzlich wie noch vor wenigen Augenblicken. Er merkte nicht, dass auch sie langsam wieder zu sich kam und ihn leicht verschlafen anblinzelte. Sie lächelte und erst dann reagierte Akira mit einem verschämten Blick zu seinen Füßen. Das Mädchen wollte sich rühren und zuckte zusammen, als hätte sie ihre Schmerzen bis jetzt völlig vergessen. Außerdem war sie noch immer völlig verschmutzt mit Dreck und eingetrocknetem Blut und ihre Wunden mussten bald versorgt werden, bevor sie sich entzünden konnten. Er schlug ihr kurzerhand ein warmes, entspannendes Bad vor, welches sie stumm aber dankend annahm. Er half ihr behutsam aus dem Bett und geleitete sie zum Badezimmer, damit sie nicht stürzte. Er setzte sie auf den Toilettendeckel während Akira warmes Wasser in die Badewanne einließ. Beide sagten in dieser Zeit nichts und Akira fragte sich ernsthaft, ob das Mädchen vielleicht stumm wäre, oder seiner Sprache gar nicht mächtig war. Als die Wanne halbvollgelaufen war gab er noch ein wenig wohlriechenden Badeschaum mit Kirschblütenaroma dazu und rührte mit den Fingern im Wasser hin und her, bis sich die zähe Flüssigkeit in weichen rosa Schaum verwandelte. Es war nach nur kurzer Zeit ausreichend Wasser im Becken, um das Mädchen ganz zu bedecken und nun stellte sich die frage, ob sie genug kraft aufbringen konnte sich ihrer zerschlissenen Kleidung zu entledigen. Akira zeigte keine Scheu mehr und bot ihr an, ihr zu helfen. Plötzlich machte ihm der Kontakt nichts mehr aus. Kasumi errötete leicht und wunderte sich über diesen hilfsbereiten Jungen, der wohl keine Spur von Scham zu haben schien, obwohl er am Anfang noch leicht Abweisend wirkte. Aber es gefiel ihr. Es würde noch fehlen, dass ein Mann diese Situation auch noch schamlos ausnutzte. In Akiras Augen bot des Mädchens nackter Körper doch nur schmerzhafte Erinnerungen an seine Schwester. Nie könnte er eine andere Frau so lieben wie sie, dachte er bei sich und versuchte diesen Gedanken schnell wieder abzuschütteln, bevor er ersichtlich wurde. Die zarten Brüste, die schmale Taille und die zierlichen Füße ähnelten der seiner Schwester so sehr, dass es ihm schwerfiel sich zu beherrschen. Nackt und wieder sehr zerbrechlich wirkend setzte sie einen Fuß nach dem anderen ins Wasser und ein wohliger Schauer machte sich in ihr breit. Nachdem sie sich gesetzt hatte, träufelte Akira noch fürsorglich Badeschaum mit einem vollgesogenen Schwamm über Ihren Rücken und legte ihr eine große Haarspange für ihre langen, pechschwarzen Haare, einen Lappen und ein Handtuch auf den Wannenrand. Akira machte Anstalten das Zimmer zu verlassen als das Mädchen plötzlich doch das Wort ergriff. »Ich bin Kasumi. «, sagte sie und Akira drehte sich langsam wieder zu ihr um. »Ich weiß. In eurem Land stellt man sich gern mit seinem Namen, seinem Alter und auch seiner Blutgruppe vor. «, sprach sie weiter, »Aber ich bin mir sicher, dass dich das gar nicht interessiert und es ist auch völlig belanglos. « Sie legte eine kleine Pause ein um ihn stärker mit ihren Blicken zu fixieren. Akira stand immer noch regungslos da, als würden ihn ihre violetten Augen tatsächlich in ihren Bann reißen. »Bevor du fragst, «, begann sie erneut, »Ich komme von einem weit entfernten Ort und bin auf der Suche nach jemandem. Ich bin mir sicher, dass Du mir bei der Suche helfen kannst. Vielleicht bin ich dieser Person auch schon sehr nahe. Du kannst mir doch helfen? « Akira antwortete nicht, sondern stellte eine Gegenfrage, die dieses Thema erstmal beenden sollte. »Möchtest du neue Klamotten anziehen? «, fragte er völlig zusammenhangslos. »Ich habe noch ein paar schöne Sachen bei mir im Schrank. Für die Nacht brauchst du ja auch noch was. « Kasumi wurde hellhörig und stieg ins neue Thema mit ein. »Für die Nacht? Heißt das, du gewährst mir wirklich Asyl in deinem bescheidenen Heim? « Sie sah sich um und staunte nicht schlecht. Akira nickte und lächelte sie an. »Vielleicht ist ein bisschen Gesellschaft nach all der Zeit gar nicht schlecht. In letzter Zeit war ich oft einsam. « Als Kasumi ihn darauf ansprechen wollte, winkte er ab und sie hielt sich zurück. »Ich kann mich doch glücklich schätzen, ein so schönes Mädchen bei mir zu haben. « In seinen Worten lag irgendetwas Verstohlenes und Falsches. Diese Ironie bemerkte das junge Mädchen schnell. Aber sie tat so, als wäre es an ihr vorbeigegangen. Akira freute sich nicht. Jedenfalls sah man es ihm nicht an. Er wollte nur seine Schwester zurück. Niemand anderen. Niemand könnte Komiko ersetzen. Er machte Anstallten den Raum zu verlassen, doch Kasumi hielt ihn zurück. »Wo willst du denn hin? «, fragte sie leicht besorgt. Akira hatte wieder an kühle in seiner Stimme gewonnen und antwortete tonlos: »Ich werde das Mittagessen zubereiten und neue Sachen für Dich werde ich ebenfalls schon mal herauslegen. « Er dachte dabei an Komikos Kleider die er noch als Erinnerung aufbewahrte. Sie waren ihm sehr wichtig, doch sie zu verleihen machte ihm bei Kasumi merkwürdiger Weise nichts aus. Sie schienen ihm so gut aufgehoben. Er lächelte nun wieder. »Baden kannst du ja jetzt erstmal allein. « Damit verließ er dann auch den Raum, ohne eine Antwort abzuwarten. Das junge Mädchen sah ihm verwundert hinterher. Sie hatte ihn anders eingeschätzt, war ihm für seine Hilfe aber auch unheimlich dankbar. Die Wanne war kurz vor dem Überlaufen als sie es registrierte und stellte das Wasser ab. Sie zog die Beine dicht an ihren Körper und kam ins Grübeln. Das Wasser um sie herum färbte sich langsam dunkel. Wenn es stimmte, was sie vermutete, dann könnte sogar Akira derjenige sein, nachdem sie so dringend suchte, aber sie konnte sich jetzt noch nicht festlegen. Dafür war ihre Aufgabe einfach zu wichtig und sie konnte sich keine Fehler mehr erlauben. Sie musste auf dieses Signal warten, welches ihre Zielperson verraten würde. Egal wer es wohl sein mochte. Kasumi biss sich auf die Lippe und mahnte sich zur Geduld. Sie ließ ihre Knie los und entspannte sich endlich. Akira war derweil in der Küche und bereitete das Mittagessen vor. Er war eigentlich ein ausgesprochen guter Koch. An diesem Tag gab es allerdings nur einen einfachen Nudeleintopf mit Hähnchenstücken. Dieser sollte Kasumi wieder schnell zu Kräften kommen lassen. Während der Eintopf vor sich hin brodelte legte Akira im Schlafzimmer Komikos Sachen zurecht, damit Kasumi nur noch hineinzuschlüpfen brauchte. Er schreckte auf, als er ein Kreischen aus dem Bad vernahm auf welches ein dumpfes Rumsen folgte. Alles liegen und fallen lassend machte er sich auf, um nach Kasumi zu sehen. Sie war am Wannenrand ausgerutscht und lag zusammengekauert und erneut blutend auf dem Boden. »Mädchen! Warum hast du mich nicht gerufen. Ich hätte dir doch geholfen! «, fragte er verärgert. »Ich möchte nicht dass du dich die ganze Zeit um mich kümmern musst. «, japste sie mit unruhigem Blick. »Dummes Ding! «, mahnte er und half ihr auf, ohne Rücksicht auf ihre Verletzungen zu nehmen. Sie wollte vor Schmerz aufkeuchen, doch beherrschte sich im letzten Moment. »Ich begleite dich zum Bett und bringe dir dann etwas zu Essen. Danach kümmere ich mich um deine Wunden. Keine Widerrede, verstanden? « Er umfasste ihre Hüfte und zog sie mit sich, um seinen Worten direkt Taten sprechen zu lassen »Ist in Ordnung. « Antwortete sie. Widerwillig ließ sie sich zum Bett geleiten. »Und bleib ja liegen! « Er verließ wieder das Zimmer. Sie schmunzelte und dachte daran, wie sich ein Bruder wohl um seine Schwester sorgen würde. Sie wusste ja nicht, wie nah sie mit diesem Gedanken der Realität war. Kurz darauf kam Akira mit den Worten: »Vorsicht. Heiß und Fettig! Hier, dein Teller.«, schon wieder. Er stellte Das Tablett mit dem Essen auf den Hocker und wollte abermals den Raum verlassen. »Warte! Wo willst du hin? «, wollte sie wissen. »Ich esse draußen. «, antwortete er ohne in seiner Bewegung zu stoppen. »Warum? Iss doch bei mir. « sie richtete sich etwas auf. Akira antwortete etwas widerwillig: »Wenn du willst. « Kasumi war sich nicht sicher, ob sie ihm vielleicht zu sehr auf die Nerven ginge. Akira holte sich seinen Teller und setzte sich zu ihr. Sie kostete und fand es unheimlich gut. »Das schmeckt ja wunderbar! Wo hast du kochen gelernt? «, fragte sie. »Das habe ich mir selbst beigebracht. «, antwortete er in einem traurigem Ton. Kasumi versuchte ihn aufzuheitern. »Wirklich? Nicht schlecht«, grinste sie. Doch sie wusste nicht, was Akira in Gefühlssachen für ein harter Brocken war »Danke. « Auch sie begriff, dass es bei ihm schwer würde auch nur ein paar Gefühlsregungen auf sein Äußeres zu zaubern. Ihr brannte es richtig auf der Seele, ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen, aber sie wollte noch damit warten. »Was hast du denn? «, fragte sie stattdessen. »Nichts. schon gut.« Um nicht weiter auf dieses Thema eingehen zu müssen, räumte er die Teller weg, obwohl er noch nicht einmal fertig war. Kasumi hatte in der Zeit bereits die Portion mit Eintopf gierig hinuntergeschlungen. Akira kam mit Einem Erste-Hilfe-Köfferchen wieder und Kasumi schaute ihn neugierig an. »Das kann etwas wehtun, aber da musst du jetzt durch. Deine Wunden müssen un-bedingt versorgt werden. « Er nahm das Desinfektionsfläschchen und ließ ein paar Tropfen auf einen weichen Tupfer fallen. Er berührte damit Kasumis verwundeten Oberarm. Sie wollte aufstöhnen, aber biss tapfer die Zähne zusammen. Nach einer gefühlten Ewigkeit unerträglichen Schmerzes an allen verletzten Körperstellen konnte sie sich wieder entspannen. Und Kasumi lächelte Akira dankbar an. Die Beiden ahnten es nicht, aber sie wurden seit geraumer Zeit von einem dunklen Schatten am Fenster beobachtet. Akira legte die Utensilien sorgfältig wieder in den Koffer zurück schloss ihn zu. »So. «, sagte er. Sie schaute ihn verwundert an. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gerne etwas hinlegen. ist das ok für dich? Wenn was ist, ruf mich einfach. « »okay...« sie nickte nur zögernd. Die Figur am Fenster verschwand plötzlich und Kasumi schreckte auf. Sie hielt es aber letztendlich nur für einen Vogel den sie im Augenwinkel bemerkt hatte und legte sich wieder hin. Es wurde Nacht und Akira wälzte sich auf seiner Couch hin und her während Kasumi bewegungslos im Bett verharrte. Sie trug ein seidiges weißes Nachthemd. Es duftete sehr angenehm und sie fühlte sich sehr wohl darin. Sie hatte sich auch etwas im Zimmer umgesehen und ihr fielen die vielen niedlichen Porzellanfigürchen auf, die auf den Schränken und Vitrinen standen. Die Wohnung war sehr schmackhaft eingerichtet. Sie beinhaltete nicht viele Möbel, aber alles war sehr stilvoll und das gefiel ihr. Es dauerte nicht lange, bis auch sie selig einschlummerte. Am nächsten Morgen wurde sie sanft von dem rothaarigen Jungen geweckt und im ersten Augenblick erschreckte sie sich vor dem fremden Gesicht, erinnerte sich aber dann wieder an den Vortag und lächelte verträumt. »Guten Morgen. «, sagte Akira knapp. »Ich werde uns ein paar Brötchen aufbacken, wenn du möchtest. Zieh dir in der Zwischenzeit doch etwas Vernünftiges an. « Damit verließ er das Schlafzimmer und bereitete das Frühstück vor. Kasumi war verblüfft von Akiras täglicher Organisation und entdeckte die sorgfältig zusammengelegten Kleider, die er für sie bereitgelegt hatte. Ihre Wunden taten, dank der schnellen Behandlung kaum noch weh. Er hatte ihr schlichte Unterbekleidung und ein knielanges hellblaues Sommerkleid mit feinen Rüschen und zarter hellgrüner Blumenmusterung zurechtgelegt. Daneben standen passende blaue Flipflops die sie dazu tragen sollte. Sie schlüpfte voller Vorfreude auf das Endbild in die Kleider und bewunderte sich anschließend im Wandspiegel. Sie war positiv überrascht, wie gut ihr die Sachen passten. Es duftete schon herrlich nach warmen Brötchen und Kasumi ließ es sich nicht nehmen Akira in der Küche zu überraschen. Die Küche war klein aber effektiv. Eine, in den Schrank eingebaute Mikrowelle, ein kleiner Kühlschrank, ein Backofen und eine ebenso kleine aber feine Waschmaschine unter der Arbeitsplatte, die Akira in einem hellen Kiefernholzton hielt. Auch der Vorratsschrank mit der gleichen Holzmaserung, der sich auch in den restlichen Küchenmöbeln wiederfand, war nicht allzu groß, aber er wohnte ja auch allein und mehr wäre einfach nur verschwenderisch gewesen. Kasumi gefielen besonders die eigelben Fliesen über der Herdplatte. Sie stellte sich auf Zehnspitzen und schaute Akira über die Schulter, der grade ein wenig Aufstrich zurechtlegte. Akira war zu erst etwas verdutzt erklärte sich ihre Neugier aber mit dem aufsteigenden Hungergefühl, das auch ihn plagte. Als die Brötchen goldbraun und knusprig auf dem Esstisch landeten lief beiden das Wasser im Mund zusammen und sie konnten gemeinsam frühstücken. »Gut siehst du aus«, sagte er, als er den ersten Biss heruntergeschluckt hatte. »ich habe mir schon gedacht, dass es dir gut steht. « Kasumi sah an sich herab und lächelte dankbar. »Das mit der Größe muss aber auch wirklich ein glücklicher Zufall sein«, stimmte sie zu. Akira sah sie nach diesen Worten prüfend an und fügte in Gedanken hinzu, dass nicht nur die Kleidergröße ein Zufall zu sein schien. Da es Wochenende war und Akira noch Lebensmittel einkaufen musste, fragte er, ob Kasumi nicht mitkommen wolle. Sie schien ja nicht von hier zu sein und könnte es interessant finden, etwas von der Stadt zu sehen. Kasumi nahm dies natürlich begeistert an. Akira fing an ihre Gesellschaft zu genießen, was wohl auf die starke Ähnlichkeit zu seiner Schwester zurückzuführen war. Als wäre sie zu ihm zurückgekommen. Den Tag verbrachten sie die meiste Zeit im Freien. Akira zeigte ihr schöne Parks, traditionelle Tempel und moderne Spielhallen und Restaurants. Zu vielen konnte er eine kleine Geschichte erzählen, weil er gern und viel beobachtete, wenn er die Zeit dafür hatte. Sie besuchten auch kurz einen kleinen Vergnügungspark in der Nähe, aber nachdem Kasumi eine kleine Kinder-Achterbahn gefahren war, zog sie ihn von dort weg. Akira schmunzelte über viele freche Antworten und Reaktionen von Kasumi und fühlte sich wie vor einem Jahr, als er noch ein ganz normaler Junge sein durfte. Am Abend, als beide erschöpft zu hause ankamen legte sich Akira sogar seine dünne Zweitmattratze im Schlafzimmer neben sein kleines Bett. Kasumi freute sich, nicht wieder allein in dem Zimmer schlafen zu müssen. Dieser Tag verging unglaublich schnell, war aber für beide eine willkommene Abwechslung gewesen. In der Nacht schrie Kasumi plötzlich auf und saß senkrecht im Bett. Erschrocken zuckte Akira zusammen. »Was ist? «, fragte er sie angespannt. »Sie sind da! «, flüsterte sie ängstlich und klammerte sich schlagartig um ihre angezogenen Beine. »Sie wollen mich zurückholen! Ich bin mir ganz sicher. «, piepste sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Du muss mir helfen. « Sie presste ihre Beine noch enger an die Brust. Akira verstand nicht, was plötzlich in sie gefahren war. Vielleicht war es auch nur ein Albtraum der sie aufschrecken ließ. »Du musst mir helfen. «, schluchzte sie. »Wobei muss ich dir helfen? Bist Du sicher, dass du nicht einfach nur schlecht geträumt hast? Hier ist doch alles in Ordnung. «, fragte er verschlafen. Kasumi sah ihn verblüfft mit großen Augen an. »Nein, das war kein Traum. Ich spüre die Anwesenheit der anderen. Sie wollen mich zurückholen. Schon bald.« Akira verstand noch immer nicht, aber er wartete mit ihr eine geraume Weile darauf, dass irgendetwas geschah, aber dieser Moment blieb aus. Akira saß neben Kasumi auf dem Bett und sie lehnte sich an seiner Schulter an bis sie wieder einschlief. Das nannte man wohl einen falschen Alarm. Der nächste Morgen verlief ähnlich wie der vorherige Tag und die beiden frühstückten genüsslich am kleinen Esstisch im Wohnzimmer, bis es plötzlich an der Tür läutete. Akira sah mit erschrockenem Blick auf, da er schon gar nicht mehr wusste, wie die Klingel sich anhörte. Auch Kasumi hielt inne und hatte wieder diesen glasigen Blick, den sie auch schon nach ihrem Aufschrecken in der Nacht bekam. Zögernd bewegte sich Akira auf die Tür zu und öffnete. Es stand ein ordentlich gekleideter, blauhaariger junger Mann davor. »Darf ich bitte mal Kasumi-san sprechen? «, fragte er schüchtern. Akira sah ihn sprachlos an bevor Kasumi sich vor ihn drängte. »Du bist doch...«, stotterte sie. »Kann ich sie mir kurz mal ausleihen? «, zwinkerte der Junge Akira lächelnd zu. »ich bin mir nicht sicher ob Sie das überhaupt was angeht. », antwortete Akira patzig und wollte die Tür schließen. Kasumi sah ihn panisch an, hielt aber die Tür offen bevor sie gänzlich ins Schloss viel. »Ich befürchte, es war kein Albtraum. Aber ich werde ganz sicher wiederkommen, Akira-san. « Mit diesen Worten schob sie sich durch die Tür und verließ mit dem jungen Mann den Wohnblock. Gemeinsam gingen abseits der Straßen in einen kleinen, nahen Park. Akira stand noch immer verwirrt an der Tür und hatte ihr noch nachgesehen, bis sie hinter der Häuserfront verschwunden waren und hielt in der Zwischenzeit alles für seinen eigenen sehr langen, qualvollen Albtraum. Der Junge hatte dort an einer Bank im Gebüsch ein Schwert und eine Ausrüstung die irgendwie nicht in diese Zeit passte versteckt. »Ihr seid es, oder? Prinz Saîsha…«, fragte sie auffordernd. »Ja. Schön, dass du dich, nach der langen Zeit in dieser Welt noch an meinen Namen erinnerst. «, antwortete er beiläufig und legte seine Rüstung an. »Du weißt wer dieser Akira ist, Maila? «, sprach er weiter. »Warum benutzt Ihr hier meinen richtigen Namen? Ja.. ich denke, ich weiß mit wem ich es zu tun habe...«, musste sie zugeben. Sie hatte sich die Frage in den letzten Tagen immer und immer wieder gestellt und hatte gehofft, auf der falschen Spur zu sein. »Wenn wir Pech haben ist es bereits zu spät. «, er schnallte sich zornig nun auch seine Schwertscheide um die Hüften. »Das glaube ich nicht. Er hat es noch nicht erfahren...«, sagte Kasumi beruhigt. »Trotzdem mache ich mir Sorgen...« Saîsha lächelte nun wieder: »Deswegen bin ich hier. « Sie versuchte ebenfalls zu lächeln aber es wirkte aufgesetzt. »Ich soll aufpassen, auf ihn und auch auf dich. « Erklärte Saîsha. »Auf mich?« Kasumi war wirklich verdutzt. »Ja, du weißt doch selbst, was vor eurer Begegnung passierte und dass du zwischen den Fronten von Zarkunda und Konricias stehst. « »Ja...«, traurig ließ sie den Kopf sinken. »Keine Sorge.. ich achte schon auf dich. «, klopfte er ihr aufmuntert auf die Schulter. »Du willst bei ihm wohnen? «, er sah sie misstrauisch an. »Ja...Er muss Kontakt und Bindungen zu mir finden sonst kann ich nicht mit ihm arbeiten. « Saîshas Blick verdüsterte sich und er mochte es sich nicht ausmalen, wenn sie Akira verfiele. »Ihr glaubt doch nicht etwa - Ihr braucht nicht eifersüchtig zu sein. Ich finde nichts an ihm und selbst wenn, er ist nicht im Stande Jemanden zu lieben. «, versuchte sie sich heraus zu reden und schüttelte stärker den Kopf als nötig. »Schon gut, kleine Dämonin, schon gut. Ich geh nun wieder. «, antwortete er um die Stimmung vor dem Kippen zu bewahren. »Wollt Ihr nicht bleiben und uns Gesellschaft leisten? « Kasumi hoffte, dass er dies als rhetorische Frage verstand und ablehnte. »Nein. ich mag diesen Kerl nicht. Ich traue ihm nicht. «, wandte er sich ab und steckte sich nun auch das prächtige Schwert in die ledernde Scheide an seiner Linken. Traurig aber irgendwie auch erleichtert sah sie ihn an. »Ich verstehe. Kommt bald zurück. « »Keine Sorge, das werde ich früher als dir lieb ist. « er lächelte sanft. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich liebe Euch und nur Euch. « Das waren die Worte die er hören wollte, dann drehte er sich um. Er und Maila, wie er sie nannte, waren eng miteinander verbunden. Doch seit sie in dieser Welt war, schien sie sich an diese Verbundenheit nur noch selten zu erinnern. Bedrückt ging er von dannen. Er selbst wusste nicht, wie lange er schon die Bürde eines Ritters tragen musste, aber es waren schon sehr viele Jahre. Kasumi wendete sich traurig ab und ging zurück in Richtung der Straße in der Akira wohnte. Der Junge Rotschopf ahnte von alle dem nichts. Er saß an seinem Notebook und hörte laute Musik während er Wirtschaftskunde-Hausaufgaben erledigte als Kasumi an der Tür klingelte. Da ihr niemand öffnete, ging sie wieder hinaus, kletterte gewandt und fast mit übernatürlicher Leichtigkeit auf den Baum vor dem Wohngebäude, welcher seine Verästelung vor Akiras Wohnung begann, setzte sich auf einen starken, gesunden Ast und hob von Außen das Fenster an. Leise stieg sie ins Schlafzimmer ein. Kurz sah sie noch nach Akira, der im Wohnzimmer konzentriert arbeitete. Sie sah verliebt zu ihm rüber, ohne, dass er es bemerkte. »Ich werde Euch beschützen. «, hauchte sie und legte sich dann, ebenfalls zum Ruhen auf das frisch gemachte Bett. Es war vier Uhr nachmittags als Akira mit den Aufgaben fertig war. Er setzte die Kopfhörer ab, und legte diese beiseite. Als er aufstand sah er sich verwundert um. Irgendetwas war anders. Er ging in die Küche und fand sie so vor, wie er sie verlassen hatte, kontrolliere dann das Bad und ging schließlich ins Schlafzimmer. Da fand er auch eine, wie eine Katze zusammengerollte schwarzhaarige Frau auf seinem Bett. Sanft lächelnd und ein bisschen froh über seine erneute Besucherin setzte er sich vorsichtig zu ihr. Als Kasumi wieder erwachte entdeckte sie ihn neben sich. »War etwas? «, fragte sie. »Nichts, aber schön, dass du aufgewacht bist. «, lächelte er schelmisch. »Die Sonne wird bald untergehen. Ich möchte vorher noch mit dir einkaufen. « Sie errötete. »Wirklich?« Verlegen sah sie zu Boden. »Ja. Meine Klamotten haben es mal wieder nötig. Deine sicherlich auch. Schließlich hast du nur noch die Kaputten zum tragen. «, antwortete er freundlich. Kasumi nickte zustimmend. Er sah sie untersuchend an. Dann fasste er ihr auf die Stirn. »Du wirkst etwas hitzig, hast du vielleicht Fieber? Ich kann auch allein einkaufen, wenn du mir deine Maße gibst bring ich dir was Schönes mit. «, wieder konnte er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. »Nein, nein. Mir geht‹s bestens. Wir können gleich los. « Mit diesen Worten hüfte sie wieder in ihr geliehenes Kleid und stand schneller in der Tür, als Akira reagieren konnte. Unterwegs aßen sie ein paar Happen und stöberten in sämtlichen Kleidungsgeschäften nach neuen Hosen, Röcken, quietschigen T-Shirts und geschmacksfreien Hemden. Mit einem wohligen Gefühl im Bauch und vollen Einkaufstaschen betraten sie wieder Akiras Wohnung. Nun war es auch nicht mehr lang bis zur Nacht. Nach dem Abendessen aus ein wenig Reis mit Currysauce legten sie sich schlafen. Die Sonnenstrahlen kitzelten im Gesicht und Akira rieb sich die Nase. Verschlafen öffnete er ein Auge. Er warf einen Blick auf Kasumi, die neben ihm lag und sich an ihn gekuschelt hatte. Als er merkte wie anders er sich in den vergangenen Tagen benahm, wollte er aufstehen und wieder einen klaren Kopf bekommen. Dafür musste er aber erst ihren Kopf vorsichtig beiseite legen, was ihm sichtlich un-angenehm war. Akira erhob sich und musste sich erst einmal ausgiebig strecken. Er ging zum Fenster und öffnete es, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Die Luft war rein und frisch. Das Zwitschern der Vögel war nicht zu überhören, es war ein schöner Klang. Akira beschloss die Wohnung zu verlassen um allein etwas durch den Wald zu gehen. Leise wusch er sich, zog sich an und schlich aus der Tür. Als er das Wäldchen erreichte setzte er sich auf eine Bank. Er wollte ein wenig über das Geschehende nachdenken. »Komiko, es tut mir leid. Ich habe dich wirklich nicht für diese Momente vergessen wollen, aber... dieses Mädchen, es ist dir so ähnlich. Natürlich kann dich keine Frau der Welt übertreffen, aber sie hat etwas, was mich an dich denken lässt. «, flüsterte er leise, »Niemals werde ich dich mehr vergessen. Glaub mir, ich schwöre es dir. Ich möchte nichts mehr als zu dir, Komiko-chan. Hier gibt es nichts für mich zu tun. Mein Leben hat ohne dich keinen Sinn...« Tränen stiegen in seine Augen. Doch plötzlich wurden seine Gedanken unterbrochen. »Doch... Doch Akira. Ich brauche dich. Jedes Leben hat irgendeinen Sinn, irgendein Ziel und wenn es noch so unerwähnenswert ist. Jedes Leben ist nützlich. Auch deines und auch meines.« Diese zart klingende Stimme gehörte Kasumi, die in diesem Moment aufmunternd lächelnd vor ihm stand. Er sah auf. »Was weißt du denn schon? «, fragte er abweisend. »Mehr als du.«, grinste sie, »In meinen zweihundertdreiunddreißig Jahren sieht man viel.« Sie erwartete einen Schreckensschrei aus Akiras Munde, aber er blieb stumm und zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Du bist eine von den Bösen, richtig? « Nun starrte sie ihn ungläubig an. »Wo- woher weißt du-« »Woher weiß ich was? Das du eine Dämonin bist? Wenn ich ehrlich bin, ich wusste es nicht, meine Fantasie hat eine große Rolle gespielt und ich habe es grundsätzlich nur vermutet. Weiter nichts. Weißt du, ich ziehe das Dunkle und Böse an. Das war immer so. Wie könnte sich auch jemand anderes in mich verlieben als eine, die mir kein Glück bringen kann, so sehr es auch danach aussieht. « Ihr Gesicht lief rot an. Akira lächelte böse: »Es war nicht zu übersehen. du brauchst deine Gefühle nicht zu leugnen. « »Das tue ich auch nicht. Um noch mal auf das Thema zurück zu kommen«, lenkte sie von ihren Gefühlen ab: »Du sagtest du ziehst den Hass und die Dunkelheit an? Deswegen bin ich hier, Akira. «, versuchte sie zu erklären. »Etwa um mich zum Anführer der Bösen zu ernennen? Mach dich nicht lächerlich. « Er zog eine Grimasse die Kasumi fasst aus den Fugen riss. »Nein. «, sprach sie dennoch ruhig, »genau im Gegenteil. Ich bin hier um genau das zu verhindern. Aber ich merke schon, das wird sehr schwer für mich. « »Eine Dämonin setzt sich für das Gute ein? « Er sah ihr tief in die Augen, so das sie nun endgültig die Beherrschung verlor: »Nein! Ich wurde dafür entsendet um dich auf die Seite der Liebenden und Glückempfindenden zu bewegen, das ist meine Aufgabe! Wenn ich versage und du dich tatsächlich von der dunklen Seite verführen lässt, werde ich deine Dienerin sein. Ich wurde geboren um dir zu gehorchen. Ich stehe genau wie du zwischen Licht und Schatten. Das hat nichts mit Liebe zutun. So, nun weißt du es und hast es hoffentlich verstanden und nicht als Unsinn abgetan. « Erschöpft ließ sie sich neben ihn auf die Bank sinken. Er sah sie nur verwirrt an. Er hatte alles tatsächlich für wirre Erzählungen gehalten und sich einen Spaß daraus gemacht, das Thema immer weiter fortzuführen. Aber Kasumi schien es tatsächlich ernst zu sein. Der verschwörerische, feurige Blick in seinen Augen war vollständig erloschen. Um seine Spinnerei trotzdem fortzuführen, in wie weit seine Fantasie die Wirklichkeit treffen kann, sprach er weiter: »Ich glaube zwar nicht ganz meinen Ohren, aber in diesem Sinne hab ich es so verstanden, dass wir beide neutral sind. Weder gut noch böse. Und in dem Moment, wo das Negative überwiegt, werde ich zum Dämonenherrscher und du zu meiner Dienerin?! « Kasumi nickte zustimmend: »So ungefähr. « In was war Akira da nur geraten. Nein, eigentlich steckte er darin schon seit seiner Geburt, wenn nicht schon vorher. Die Zeit zog ihn tiefer und tiefer hinein. Egal was in seinem Lebenslauf geschah, nichts davon war positiv, ganz im Gegenteil, es wurde immer furchtbarer. »Komiko, steh mir bei. Ich will einfach nur zu dir, nicht in die Hölle. «, betete er leise zum Himmel. Seine Gedanken verblassten. »Nein du gehörst weder ins ›Ewige Feuer‹ noch auf ›Wolke Sieben‹. Wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht wo du einmal endest. Aber kein Grund zur Sorge. Ich bleibe ewig an Eurer Seite mein Herr. « Sie nickte, um ihren Worten einen glaubwürdigen Nachdruck zu verleihen. Mein Herr.. wie das klang. in Akiras Ohren hallte es wieder, als ein verspottendes Wort. Aber er ließ sich nichts anmerken. Sowohl sie ohnehin seine Gedanken lesen konnte. Das hatte sie zu Beginn des Gesprächs ja bewiesen. Es zog ein Unwetter heran und die Bäume wehten schon stark im Wind. Akira hielt dies für ein schlechtes Ohmen, aber was sollte jetzt schon noch kommen. Er wusste nicht wie es jetzt weitergehen sollte und musste einfach abwarten was passiert. Noch nie war es ihm gelungen, sein Schicksal in die Hände zu nehmen und etwas Gutes daraus zu machen. Immer endete alles in einer Tragödie. Warum sollte es dieses Mal anders sein. Er stand auf. »So, dann wollen wir mal. « Auch Kasumi erhob sich und stimmte ihn mit einem freundlichem Lächeln zu: »Ab ins Kaufhaus!«, rief sie so laut, dass sich die Spatziergänger, die schon morgens auf den Beinen waren, verblüfft umschauten und Kasumi ansahen, als sei sie eine Verrückte. Den beiden Jugendlichen war dieser Zwischenfall natürlich unheimlich peinlich und Akira konnte nur verlegen den Kopf schütteln. »Tut mir leid. «, versuchte sie sich herauszureden, aber Akira war schon weitergegangen, sodass sie nur hinter ihm her hüpfte. »Warte doch mal! «, sagte sie, »Tut mir ehrlich leid, wirklich. Als erstes sollten wir Regenschirme kaufen, findest du nicht? «, grinste sie. Die Beiden verließen das Wäldchen und der Sturm nahm stetig zu. Auch kein Schirm der Welt würde sie vor den folgenden sinnflutartigen Regenfällen nun schützen. So zogen sie es vor, doch nicht mehr einkaufen, sondern auf dem direkten Wege nach Hause zu gehen. Nicht nur das Wetter war plötzlich umgeschlagen, sondern auch die Straßen hatten sich auf merkwürdige Art verändert. Akira konnte nicht sagen, ob es am starken Regen lag, oder an der tiefroten Farbe des Himmels, aber die Straßen, Wege und Häuser waren nicht mehr die Selben. Orientierungslos bog er in eine Straße ein, die er für richtig hielt. Allerdings konnte man das nicht mehr als Straße bezeichnen, eher als Wüstenpfad. Der Regen stoppte. Ganz im Gegensatz zu den belebten Wegen, die an diesen angrenzten war sie auch wirklich unheimlich farblos grau. Wind fegte dichten Sand auf die Straße und es stieg ein merkwürdiges Gefühl in Akira hoch. Gestern war diese Straße noch nicht so unheimlich und so voller hellem, reinem Sand. Die Sonne drang wieder durch die Wolken und es wurde von jetzt auf gleich unglaublich schwül. Akira war sich nicht sicher, ob er träumte, oder es an seinem bald folgenden Kreislaufzusammenbruch lag, aber ihm wurde immer unbehaglicher. Kasumi klammerte sich fest an seine Hand. Sie schien nicht anders zu empfinden als er. Sie gingen weiter den sandigen Pfad entlang, immer noch im Glauben, dass er zur Hauptstraße führte, auf dem man nicht von allen gesehen werden konnte. Plötzlich sahen sie einen Schatten über den Pfad huschen. »Akira! «, schrie Kasumi vor Schreck. Er brachte sie mit einer strengen Geste zum Schweigen. »Sei still, oder willst du das sie uns bemerken?! «, fuhr er sie im scharfen Ton an. »Woher weißt du-«, flüsterte sie. »Göttliche Fügung. «, zwinkerte er ihr zu. »Ihr seid der geborene Anführer! «, lächelte sie. Er grinste flüchtig: »Zuviel der Ehre! « Diese Worte wurden allerdings so hart von ihm ausgesprochen, dass sie für die nächsten Minuten schwieg. Natürlich wurden sie bereits bemerkt. Sie waren sicherlich nicht einfach so in diese Straße gelockt worden. Auch das Wetter war sicherlich kein Zufall. Irgendjemand wollte, dass sie weitergehen. Er zögerte, denn wenn sie in den Weg einbogen, würden sie Spuren im Sand hinterlassen und das wäre grade jetzt nicht der günstigste Zeitpunkt, auch wenn es nicht viel brächte, er wollte noch nicht bemerkt werden. Doch auch Kasumi hatte daran gedacht und ließ die Abdrücke hinter ihnen einfach mit einem kurzen, magischen, aber äußerst wirkungsvollem Spruch einfach davon wehen. »Weißt du wie es weitergehen wird, wenn ich auf die negative Seite gezogen werde? «, fragte er in einem Flüsterton. »Um ganz ehrlich zu sein, nein. Und um ebenfalls die Wahrheit meiner Meinung zu sagen, ich glaube nicht, das ich dich und mich so rein bekomme, dass wir es auch schaffen.«, antwortete sie traurig. »Hast du die Hoffnung schon aufgegeben? « Er blieb kurz stehen und sah sie an. Er selbst hatte nicht eine Sekunde lang an Hoffnung geglaubt. »Nein! «, sagte sie entschlossen. »Und niemals werde ich diese Hoffnung verwerfen! « Wieder fragte er: »Warst du schon mal so weit? Ich meine... dass man dich zur Schattenwelt zählen konnte? « Kasumi ließ den Kopf hängen: »Ja... ja war ich. Doch man hat mich aus den dunklen Fesseln befreit. « Akira nickte. »Der Junge von gestern Abend?« Sie blieb stehen. »Du...« Er schüttelte den Kopf. »Nein ich wusste es nicht. Es war nur eine Vermutung. Lag ich also richtig, ja? « Sie nickte. »Wie war es dort, bei den Bösen? «, Akira kam sich schon irgendwie lächerlich vor während er diese Fragen stellte. Jeder der sie hörte würde sie für verrückt erklären. »Na ja. « sie grinste: »gar nicht mal so übel. « Akira sah sie ernst an: »Es wäre aber-« »Ja...«, unterbrach sie ihn: »Es wäre der Untergang unserer Welten, wenn du zu ihnen gingest. Akira, in dir schlummern unheimlich mächtige, starke Kräfte, mit denen du die Welt zerstören könntest, wenn du wolltest. Bei dir ist es anders als bei mir. Bist du einmal dort, kannst du...« »Nie wieder zurück. Man müsste mich töten um die Menschheit zu retten. «, setzte er ihren Satz grübelnd fort. »Nicht unbedingt die Menschheit. Die Welt aus der ich, nein, aus der wir beide kommen wird gefährdet sein. Wenn man es so sieht, auch die Welt in der du aufgewachsen bist. « »Andere Welt? «, er sah sie fragend an, aber in der Zwischenzeit überraschte ihn diese Wendung auch nicht mehr. »Ja. «, Kasumi überlegte, um die richtigen Worte zu finden, »Es ist mehr wie eine Traumwelt, eine Parallelwelt. Sie existiert aber wirklich. Nur ein Paar, du und ich eingeschlossen, können sie betreten und auch wieder verlassen.« Er nickte ihr verständnisvoll zu. »Den Rest erzähl ich dir besser an einem geeigneteren Ort, und nicht hier. « Akira war einverstanden. Sie hätten sowieso nicht lange weiterreden können, denn in diesem Moment huschte erneut ein Schatten an ihnen vorbei. Vor Schreck klammerte sich Kasumi wieder stärker an seinen Arm. »Es ist unheimlich. « Er nickte. Sie wurde unruhig. »Bald wird der entscheidende Zeitpunkt eintreffen. « »Welcher? «, fragte er. »Der, in dem du deinen endgültigen Weg wählen musst.«, antwortete das Mädchen. »Ich verstehe. «, Akira wurde immer unwohler in der Magengegend. Langsam gingen sie weiter. Der Wind der zügig durch die Gassen fuhr, wirbelte den Sand von der Straße auf und blies ihn den Beiden entgegen. Akira hielt die Hände vor sein Gesicht, um den Staub nicht in die Augen zu bekommen. Kasumi folgte seinem Beispiel. Plötzlich erschrak Akira, wenn auch nur innerlich. Die Umgebung! Sie hatte sich nun vollkommen verändert. Die Häuser die hier normalerweise stehen sollten, wurden von rieseigen aufgewühlten Dünen überschattet. Es kam ihm vor, als seien sie von einem Moment zum Nächsten in der Wüste angelangt. Überall lag dichter feiner, goldfarbiger Sand. Keine Stimmen und kein Gezwitscher waren mehr zu hören. Das einzige Geräusch was er vernahm, war das Pfeifen des Windes. Kasumi hatte eine ähnliche Reaktion, allerdings nicht im Geringsten so schlagartig wie er. »Ich denke mal, wir sind fast am Ziel. «, flüsterte er. »Ja.. Wir sind nicht mehr in der Stadt... Das ist die Wüste von Zarkunda ... Man nennt sie auch Die ewige Wüste, aber das schaffen wir schon. «, erklärte das Mädchen. »Zarkunda? Das ist das Land der Reinheit und des Friedens, richtig? «, fragte Akira. »Ja das stimmt, aber woher...? « »Es stand in einem alten Buch was ich zufällig in einer finsteren Ecke meiner Wohnung fand. Dort wo nie jemand auf die Idee kommen würde überhaupt etwas zu suchen. Es stand dort schon, bevor ich dort eingezogen bin. Ich habe es nur behalten, weil ich alte Bücher sehr spannend finde und ungern wegwerfe. « »Zufällig. Ich glaube eher, das war reine Absicht. Nur von wem? «, Komiko glaubte auch an so etwas, aber sie konnte sich nicht erklären, wer außer ihr noch von Akira wusste. »Von deinem kleinen Freund vielleicht? «, fragte er. »Schon möglich. aber ich habe jetzt keine Lust mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Was mich wundert, du fragst gar nicht warum und wie wir hierher gekommen sind. Wieso ich bin wer ich bin und ob das alles überhaupt stimmt was hier vor sich geht. « Sie blieb stehen und »Ich bin nicht so neugierig wie manche denken. Ich habe mehr Lust es selbst herauszufinden. Das verstehst du sicher. « Kasumi nickte unsicher, fragte aber nicht mehr unnötig nach. Sie liefen sicher schon an die drei Stunden als Akira langsam die Kräfte verließen. »Ich bin am Ende. Ich kann nicht mehr. « Er war selbst überrascht, als er seine eigenen Worte hörte, sagte aber nichts mehr dazu. »Es ist nicht mehr weit. Dort hinten sieht man schon die Zinnen des Schlosses von Zarkunda. Die fahne ist gehisst. Die Prinzessin erwartet uns bereits, also. Den Rest schaffst du auch noch. «, befahl sie. Er musste seine ganze Kraft dazu nehmen überhaupt bis zum Schlosstor zu gelangen. Die Wüste endete tatsächlich bald und vor ihnen tauchte ein riesiges Meer an Blumen auf. Akira konnte seinen Augen kaum trauen. Wie konnte direkt nach einer Wüste, die doch für schlimmeres als den Tod stand so viel Leben und Lebendigkeit herrschen. Es war ihm nicht möglich diese Erklärung zu greifen, aber es war einfach wunder-schön anzusehen. Alles war saftig grün, es war nicht mehr so heiß, und die Bäume trugen Früchte. Alles summte und brummte. Das gab ihm die Energie, die er für den restlichen Weg noch brauchte. Sie erreichten bald die Tore des riesigen, idyllischen Märchenschlosses. Davor brach er endgültig zusammen. Die Burg war einfach gigantisch. An den Turmspitzen wehten Flaggen mit einem nicht zu deutenden Zeichen. Das Schloss wurde mit sandfarbenen, schon golden aussehenden Backsteinen gebaut. Akira sah nach oben und wunderte sich. Es sah aus wie eine Mittelalterliche Burg. Die Zinnen, Die Tore. Akira fühlte sich wie im Märchen und ihm war immer mehr als würde er träumen. Die Fenster weilten auf gotischer Baukunst standen auf. und dann öffneten sich vor ihnen die Tore. Hinter den Mauern erstreckte sich ein gewaltiger Schlossgarten mit einer derartigen Vielfalt von Pflanzen, Sträuchern und einzigartigen Steinen, wie Akira sie noch nie gesehen hatte. Die Fläche des Gartens betrug unbeschreiblich viele Quadratmeter. Der Junge verdrehte die Augen. »Das schaff ich nicht mehr...« Auch Kasumi lag am Boden. Doch wie von Gott gesandt sahen sie von weitem einen Reiter auf sich zukommen. »Saîsha. «, sagte Kasumi mit einem erleichterten Seufzen. Akira sah sie nur verstört an, dann blickte er hin und wieder zu dem anjagenden Reiter. Seine Rüstung war prächtig geziert und der pechschwarze Hängst glänzte im Sonnenlicht wie ein schwarzer Diamant. Hinter sich zog er noch zwei andere stattliche Tiere, die wohl dafür dienten Akira und Kasumi zu tragen. Saîsha erreichte sie in kurzer Zeit und stieg von seinem Ross. »Willkommen. «, er verneigte sich. »Prinzessin Hizashi erwartet euch bereits.« Er hielt Kasumi seine Hand entgegen um ihr das Aufsteigen zu erleichtern, warf aber nur einen drohenden Blick zu Akira. »Das schafft Ihr doch sicher allein, Herr. «, fragte er. Unsicher sah Akira ihn an, stand aber dann auf und schwankte auf sein Pferd zu. »Ich hoffe schon. «, sagte er beiläufig und versuchte das Tier zu erklimmen. Zu seiner Erkenntnis war es schwerer als es aussah, allerdings schaffte er es nach kurzer Zeit. »Mylady, können wir? « Saîsha wollte sich mit Ablenkung die spitze Bemerkung verkneifen, welche ihm schon auf der Zunge lag. »Sicher, Prinz Saîsha.« Prinz? Der Junge sollte ein Prinz sein? Akira kam das alles sehr merkwürdig vor, aber er sagte nichts. In dieser Welt schien alles merkwürdig. Saîshas Ross lief neben Kasumis und von hinten konnte Akira sehen, wie beide miteinander sprachen. »Der Junge strahlt eine dunkle Aura aus. Es war unüberlegt ihn hereinzulassen. Was denkt sich die Prinzessin nur dabei. «, grübelte der junge Prinz. »Sie hat so lange diesen Tag herbei gesehnt. Nun endlich sieht sie ihn wieder. Ihr solltet euch für sie freuen. «, bat Kasumi. »Ich weiß... aber ich kann einfach nicht. Wenn der Kerl die Beherrschung verliert steht unser aller Leben auf dem Spiel. Und das möchte ich nicht riskieren, du verstehst? «, Saîsha wurde eindringlicher. »Sicher.« Sie ließ sich zurückfallen, um nun neben Akira zu reiten. »Was ist? « Warum reitest du nicht mehr neben ihm? «, fragte Akira spöttisch, ohne ein Wort des vorherigen Gesprächs gehört zu haben. Ohne weiter auf seine Worte einzugehen bat sie ihn um einen Gefallen. »Wenn wir vor die Prinzessin treten und sie etwas tut, was dir nicht gefällt, versprich mir dich zu beherrschen. Saîsha wird dich sonst töten lassen. Er ist gereizt und bis in die Fingerspitzen angespannt. Eine falsche Bewegung, sei sie auch ungewollt. Er wird seine Schlüsse daraus ziehen. « Kasumi meinte es so wie sie es sagte. »Ich hab schon verstanden. Aber versprechen tue ich nichts! «, antwortete er hart. Akira gehörte nicht zu den Menschen, die sich so leicht reizen ließen. »Sieh, die schönen Blumen. Sind sie nicht bezaubernd anzusehen? «, lenkte sie ab, doch Akira blieb stur und sah einfach weg. »Ich finde nichts an diesen Blumen, tut mir leid. « Den Rest des Weges schwiegen sie. Saîsha ritt schon vor und blieb vor einem verhältnismäßig kleinen, aber prachtvollen, weißen Palast stehen. »Wir sind da! «, rief er. Dann pfiff er schrill und augenblicklich erschienen zwei Stallburschen, die die Pferde abholten. Er zog einen riesigen, vergoldeten Schlüssel aus seinem blauen Kettenhemd, womit er das mächtige Tor aufschloss. Ihre Schritte hallten in dem gewaltigen Raum, den sie nun betraten, wider. Sie mussten erst unzählige Zimmer durchqueren ehe sie zum Thronsaal gelangten. Saîsha hielt kurz davor und brachte seine Besucher mit einer strengen Geste zum stehen. »Wartet hier. Ich hole Prinzessin Hizashi aus ihrem Gemach. « Mit diesen Worten verschwand er hinter einigen weiteren Türen. Endlich hatte Akira Zeit um sich umzusehen. Alles, aber auch alles war mit Schnörkeln und kleinen Figuren verziert. Riesige Wandbilder sahen auf ihn herab. Der Teppich spielte mit einem eigenwilligen Muster. Die Türen besaßen Henkel, die aus purem Gold bestanden. Der Fußboden bestand aus weißem reinen Marmor und auch die Sockel auf denen unzählige Büsten standen. Alles war vom Feinsten, blitzte und blinkte, strahlte und leuchtete. So etwas hatte Akira noch nie gesehen. An den Wänden hingen gekreuzte Schwerter aus Diamant mit versilbert- bis zu vergoldeten Griffen. In manchen Ecken stand auch mal eine Rüstung die einem einen Schauer über den Rücken gleiten ließ. »Die muss ja Geld haben...«, seufzte er erstaunt. Kasumi kicherte leise. »Kein Geld. Gold!« Akira ging nicht genauer darauf ein, denn in diesem Moment erschien auch schon Saîsha mit einer - wie sollte man ausdrücken - unbeschreiblichen Schönheit im Gang. Das Mädchen... nein, die junge Frau trug eine Krone die mehr oder weniger aussah wie eine aufgeplusterte Mütze mit symbolischen roten und weißen Streifen. Ihre kurzen goldfarbenen Haare waren ordentlich und königsgerecht frisiert. Zwei Strähnen an den Ohren hingen ihr bis zu dem etwas spitzerem Kinn. Auf ihrer Stirn saß ein rotfarbenes Muster wie ein Stirnschmuck, das ihm als Erstes ins Auge fiel. Ihre großen durchdringend, aber freundlich schauenden blauen Augen musterten Akira. Ihr, anscheinend immer lächelnder Mund, hatte etwas, dass Akira nicht in Worte zu fassen vermochte. Das Kleid, welches sie trug saß wie angegossen an ihrem perfekt weiblichen Körper. Es grenzte an eines der Hochzeitskleider die auf Modenschauen präsentiert wurden. Anders als er gedacht hatte, trug die Prinzessin nicht all zu viel Schmuck. Nur eine Kette und ein silberner Ring an ihrer rechten, zarten Hand zierten ihren Körper. Was man nicht sah, war ein merkwürdiges Muster an ihrem linken Knöchel. Freude strahlend nahm sie Akira in Empfang. »Endlich! Willkommen, mein Fürst! Ich habe so lange auf Euch gewartet. Aber nun steht Ihr vor mir. «, triumphierte sie. Seiner Meinung hätten alle mit diesem ›Ihr‹ und ›Euch‹ ruhig aufhören können, aber er schwieg. Zu seinem Glück, denn Saîsha wendete seinen vernichtenden Blick nicht von ihm ab. Hizashi richtete sich nun an Kasumi, nahm ihre Hand und sprach: » Danke Dir, liebe Maila. Wärst du nicht gewesen, würde ich immer noch sehnlich diesen Tag erwarten. Ich stehe tief in deiner Schuld. « »N, nicht doch, Prinzessen. Das war doch selbstverständlich. Bitte ehrt mich nicht zu sehr. Es beschämt mich.« »Schon gut.«, grinste die Prinzessin. »Mein Fürst, ich möchte gern mit Euch unter vier Augen sprechen, wenn Ihr erlaubt. « Der Junge musste sich unheimlich zusammennehmen um nicht den Kopf zu verlieren. Er musste sich vor Saîsha sehr in Acht nehmen. Er nutze jede falsche Bewegung, jeden Blick als Grund handgreiflich zu werden. »Natürlich, Hoheit.«, er nickte heftig. »Schön. Dann kommt mal mit. « Saîsha ging zusammen mit Kasumi, oder besser gesagt Maila in ein weiteres Zimmer. Hizashi führte den Jungen in einen Raum, der noch verzierter war als die anderen zuvor. Sie nannte es: Ihr Schlafgemach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)