What is love but the strangest of feelings? von Multivitaminsaft ================================================================================ Prolog: Einleitung ------------------ Man hat einen Partner, ist glücklich mit ihm und hat mit ihm schon eine Menge erlebt. Man vertraut ihm. Doch was ist, wenn man eine neue Liebe entdeckt? Was soll man tun? Den Partner anlügen und unglücklich weiter leben? Den Partner verletzen und den anderen lieben? Beide Optionen ist für eine der drei Personen immer schlecht… Kann man mit dem Unglück des anderen leben, wenn man selbst glücklich ist?! Gibt es eine Liebe für immer? Bis der Tod einen scheidet? What is love but the strangest of feelings? Kapitel 1: Nebel ---------------- Charlotte wischte gerade ein Käfig aus, als ihr Blick auf ihn fiel. Benjamin. Er war ruhiger als sie, hatte aber dieses bezaubernde Lächeln, das sie schon seit ihrem ersten Praktikumstag an ihm bewunderte. Er war auszubildender Tierpfleger im Tierheim in dem sie ihr vierwöchiges Schulpraktikum absolvierte. Eigentlich wollte sie nichts mit Tieren machen, aber sie bereute nichts. Sie legte eine neue Decke in den Käfig und setzte die Katze wieder hinein, die ihr vorher um die Beine geschmust war. „Na komm Clover.“ Sagte sie schmunzelt. Ihr war die weiße Katze ans Herz gewachsen. Benjamin sah lächelt rüber, kümmerte sich aber dann weiter um die anderen Tiere. Charlotte seufzte als sie zur Uhr sah, gleich wäre Feierabend. Sie stand auf, klopfte ihre Schürze ab und öffnete ihre brünetten Haare. Ihre Haare waren nicht lang, aber die Länge reichte für die Benutzung eines Zopfgummis. Benjamin sah zu ihr rüber, „Kommt dein Freund dich wieder abholen?“. Charlotte nickte und sah das er verkrampft lächelte. Die beiden mochten sich nicht gerade sehr. Sie ging zu Benjamin, „Also dann bis morgen?!“. Benjamin nickte und deutete mit seinem Blick hinter ihr. „Charlie, kommst du!?“ Er war da. Charlotte drehte sich um, „Ich bring bloß schnell meine Schürze weg!“, „Gib sie ruhig mir“ meinte Benjamin und hielt ihr seine Hand hin. „D-Danke.“ Sie gab sie ihm, „Bis morgen“ sagte er dann. Sie ging zu ihrem Freund, gab ihm einen flüchtigen Begrüßungskuss, drehte sich noch mal zu Benjamin um und winkte ihm. Ihr Freund hob kurz die Hand und dann gingen die beiden, Hand in Hand. Benjamin umfasste Charlottes Schürze fester, „Schurke...“ murmelte er. Während der Autofahrt war Charlotte mit ihren Gedanken beim Tierheim mit ihren Tieren und bei Benjamin. Sie arbeitete nun schon fast 2 Wochen dort und fühlt sich pudelwohl. Immer wenn sie arbeiten war, fühlte sie sich ausgeglichen und konnte abschalten. Die laute Musik im Autoradio vermieste ihr diese Stimmung immer wieder. System of a Down mit B.Y.O.B.. Sie schaute ihren Freund böse an, sodass er wenigstens das Radio etwas leiser machte. Sie sah sich ihren Freund an und verglich ihn in Gedanken mit Benjamin. Er war kleiner als Benni, hatte schwarze schulterlange Haare und einen Dreitagebart, im rechten Ohrloch einen Tunnel…, eben ein typischer Metler. Benni hatte dunkelblonde Haare, den Schnitt fast wie Zac Efron. Sie musste automatisch schmunzeln, als sie an ihren ersten Arbeitstag zurück dachte. Sie war unbeholfen und tollpatschig, wusste nicht wie sie mit den Tieren umgehen sollte. Hunde knurrten sie an, einige Katzen mieden sie und ein Meerschweinchen hatte sie sogar angepinkelt. Benjamin munterte sie stets auf und erinnerte sie dran, dass die Tiere alle eine schlechte Vergangenheit hatten, und das sie erst Vertrauen aufbauen mussten. Dasselbe traf auch auf sie zu, dachte Charlotte. Ihre Eltern haben sich scheiden lassen, als sie in der achten Klasse war. Damals hatte sie sich deswegen von der Außenwelt isoliert und nur wenn nötig war, mit anderen geredet. Ihr Blick schweifte aus dem Fenster vom fahrenden Auto. Die Bäume zischten an ihr vorbei. Doch dann lernte sie am beginn der zehnten Klasse Michael kennen und war fasziniert von seinem wilden ICH. Kurze Zeit später waren sie zusammen. Er hatte sie aus ihrem Loch geholt und ihr das Leben neu präsentiert. Dafür war sie ihm bis heute dankbar. Michael schielte kurz zu ihr rüber und legte seine Hand auf ihren Oberschenkel. Charlotte zuckte kurz zusammen, sah seine Hand und legte ihre Hand auf seine. Die Hände lösten sich, als er seine zum kuppeln brauchte. Sie waren da. Charlottes Zuhause. Sie lebte in einem Wohnblock mit ihrem Vater. Als sie vor ihrer Wohnungstür standen, fragte Michael ob er bei ihr übernachten dürfte. „Du weißt doch dass mein Dad da ist und er das nicht so gerne sieht…“ Für ihre Eltern war Michael schlechter Umgang. Benjamin war ihr Vorzeigeschwiegersohn, ihn mochten sie, obwohl sie ihn nur kurz von der Arbeit kannten. Michael hat aber das kleine Mädchen verändert. Sie wurde rebellischer. Dass das vielleicht das Ergebnis der Scheidung war, wollten sie sich nicht eingestehen. Michael knurrte, „Muss er heute nicht arbeiten?!“. Charlotte schüttelte den Kopf. Michael schaute enttäuscht auf den Fußabtreter vor der Eingangstür auf dem Willkommen stand. Er lächelte schief und drückt auf die Klingel. „Ich hab doch einen Schlüssel?!“ fuhr Charlotte ihn leise an. Als die Tür aufging legte er einen Arm um sie. „Guten Tag! Ich bring ihnen ihre Tochter wieder.“, sagte er mit einer gespielten Freundlichkeit, die den Vater provozieren sollte. Er sah Charlotte an, „Bis dann, mein Engel!“, und küsste sie. Sie ließ es ohne weiters zu. Wenn er sie küsste, klopfte ihr Herz immer schneller und sie wurde schwach. Michael merkte es und lächelte sie an. Er mochte es, wenn er das Herzschlagen von ihr spürte. Sie fing an zu kichern „Jetzt hau schon endlich ab!“. „Ihr seit also immer noch zusammen…“ stellte der Vater fest, als er die Tür hinter sich schloss und die beiden in der Wohnung waren. Charlotte versuchte auszuweichen. Auf so eine Diskussion hatte sie keine Lust. „Ja Papa… Oh! Der Anrufbeantworter blinkt. Mutter wollte dich erreichen.“. „Unser Gespräch ist noch nicht beendet.“. Das sagt er jedes Mal, dachte sie und nickte zustimmend. Charlotte verschwand schnell in ihrem Zimmer, schloss die Tür möglichst sanft, um den Vater nicht weiter zu reizen und stellte sich vor ihrem Spiegel. Sie betrachtete sich in ihrem lockeren T-Shirt und in der Jogginghose und strich ihren Pony glatt. Ihre Arbeitskleidung. Seit dem Unfall mit dem Meerschweinchen zock sie keine guten Sachen mehr auf Arbeit an. Sie beschloss gleich duschen zu gehen. Das vibrieren ihres Handys hinderte sie dran. »Gehört das Wochenende uns? ;-)«. Charlotte schrieb Michael gleich eine Antwort: »Was hast du vor?! ;-) mein Vater muss jedenfalls arbeiten ;-D«. Nach einem Moment kam die Antwort: »Lass dich überraschen! Meld mich noch mal ;-)))«. Mit dieser SMS gab sie sich zufrieden und ging ins Badezimmer. Dazu musste sie sich an ihren Vater vorbei schleichen und verglich sich mit einer Katze, die sich an eine Maus ran tastete. Die Maus war das Badezimmer. Geschafft. Sie miaute kurz und kicherte. Als Charlotte fertig war mit duschen, ging sie im Bademantel in die Küche und suchte sich noch was zum Essen. Weil sie nichts im Kühlschrank fand, entschied sie sich für eine Schale Cornflakes. Als sie sich gerade Milch über die Flakes goss, hörte Charlotte dass der Fernseher im Wohnzimmer lief. Fußball. Also war ihr Vater abgelenkt. Gemütlich, trotzdem auf ein plötzliches Gespräch mit ihrem Vater gefasst, ging sie in ihr Zimmer zurück. Sie setzte sich auf ihr Sofa und as ihr Müsli. Im Radio lief gerade das Lied I Don't Care von Fall out Boy. Charlottes Fuß wippte im Takt zur Musik, bis sie endlich aufsprang, mit Schale, und anfing zu tanzen. Aus der Schale schwappte trotz den hektischen Bewegungen keine Milch. Gekonnt ist eben gekonnt. Sie stellt ihre Schale ab und sprang in ihr Bett. Einen kleinen Freudenschrei konnte sie sich nicht verkneifen. Aber warum sie so glücklich war, wusste sie selber nicht genau. Freute sie sich schon aufs Wochenende mit ihrem Freund? Oder war es wegen ihrer Arbeit, die am nächsten Tag wieder begann? Oder waren die Cornflakes schon abgelaufen? Mit diesen Gedanken schloss sie ihre Augen, im Glauben daran klarer zu sehen. Doch statt klarer zu sehen, wurde alles verschwommner und sie schlief ein. Im Traum standen zwei Türen vor ihr und in der Hand hatte sie einen herzförmigen Schlüssel in der Hand, wie aus der Serie Shot at Love. Charlotte hatte ein langes weißes Kleid an und in ihren Haaren waren Blumen eingeflochten. Die Türen öffneten sich und hinter ihnen standen zwei Personen. Sie rieb sich die Augen um besser sehen zu können. Es waren Michael und Benjamin! Sie musste sich entscheiden. Kapitel 2: klare Sicht ---------------------- Erschrocken vom Traum, riss Charlotte ihre Augen auf. Ihre Hände krallten sich in ihrer Bettdecke. Sie richtete sich auf um sich zu sammeln und fuhr mit der einen Hand durch ihr Haar. „Was für ein seltsamer Traum…“, murmelte sie vor sich hin. What is love but the strangest of feelings? A sin you swallow for the rest of your life? You've been looking for someone to believe in To love you, until your eyes run dry. Razorlight mit Wire to Wire lief im Radio. Charlotte dachte über den Text des Liedes nach. Was ist Liebe, wenn nicht das Merkwürdigste aller Gefühle? Eine Sünde, an der Du für den Rest Deines Lebens zu schlucken hast Du hast nach jemandem gesucht, dem du vertrauen kannst Der Dich liebt, bis Deine Augen getrocknet sind. Sie stand auf, konnte sich seltsamerweise auf den Beinen halten, obwohl ihr schwindlig war, und machte die Musik aus. Sie sank auf den Boden zusammen. Was sollte der Traum bedeuten? Hatte sie wirklich Gefühle für einen anderen? Sie war doch mit Michael zusammen glücklich? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Die Cornflakes waren anscheinend doch nicht abgelaufen gewesen, denn sie hatten ja noch geschmeckt. Aber was war mit der Milch? Charlotte hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Sie musste sich nicht übergeben, aber trotzdem wollte etwas aus ihr raus. Waren es die Gefühle für Benjamin? Nach einer schlaflosen Nacht, sah Charlotte dementsprechend aus. Sie war blass und hatte leichte Augenringe. Als sie nachsah, bemerkt sie dass die Milch doch noch gut war. Trotzdem war sie ein einziges Wrack auf Arbeit. Zum Glück war Freitag, dachte sie. Das war zurzeit ihr letzter Ansporn den Tag zu überstehen. Sie versuchte Benjamin aus dem Weg zu gehen, um zu vermeiden, sich noch mal mit den Fragen von letzter Nacht konfrontieren zu müssen. Er sah sie mitleidig an, als sie gerade den Meerschweinchen Futter gab. „Willst du wirklich nicht nach Hause?!“ fragte er sie zum fünften Mal. Sie sah ihn kurz an, schüttelte schnell den Kopf und brach den Blickkontakt zu ihm wieder ab. Charlotte hatte Angst, dass ihre Blicke sie verraten könnten. Benjamin stutzte. Er wartete bis sie das restliche Futter zurück in die Vorratskammer bringen wollte und folgte ihr in den kleinen Raum nebenan. Als sie sich umdrehte und er plötzlich hinter ihr stand, erschrak sie. „Charlie, was hast du?!“, sie errötete leicht und antwortete, „Nichts…, ich hab bloß schlecht geschlafen.“ Er sah sie prüfend an, als er ob er in ihr Inneres sehen könnte. „Das glaub ich dir nicht…, du gehst mir doch schon den ganzen Tag aus dem Weg.“ Er hatte es gemerkt. Dabei wollte sie es so unauffällig wie möglich machen. Sie sah ihm in die Augen und die ganzen 2 Wochen Praktikum liefen im Kurzfilm in ihren Gedanken ab. Sie bemerkte erst jetzt, dass er immer wieder versucht hatte sich ihr zu nähern. Sie musste sofort weg hier. „Ich glaub du hast Recht…, ich sollte besser nach Hause.“, versuchte sie auszuweichen. Charlotte wollte die Vorratskammer verlassen, doch Benjamin hielt ihre Hand fest. „Ich mach mir Sorgen um dich.“ Die Wärme die auf sie übertragen wurde, durch diese Berührung, brachte ihren Körper zum zucken. Sie versuchte zu lächeln, „Ich brauch nur eine ordentliche Tüte Schlaf.“ Benjamin nickte verlegen, als er merkte das er ihre Hand länger als nötig festhielt, und lies sie schnell los. „Gut…, ich klär das mit unserer Chefin. Und du erhol dich ja.“ Wie eine Statur stand sie an der Haltestelle. Die Kinderschreie und das Geplapper der alten Menschen um sich herum nahm sie nur dumpf war. Gedankenversunken fuhr sie mit dem Bus nach Hause. Michael hatte zurzeit Zivildienst in einem Krankenhaus und konnte sie deshalb nicht abholen. Sie wollte sowie so nicht, dass er sie so sieht. Ihr Vater musste auch arbeiten, er war Feuerwehrmann, sodass sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren musste, die um diese Zeit immer gut gefüllt waren. An der, wegen ihren Atems beschlagene, Scheibe strich sie mit ihren Finger lang und malte ein undefinierbares Gekritzel. Eindeutig hatte sie Gefühle für Benjamin in der kurzen Zeit entwickelt, sonst wäre sie eben nicht so durcheinander gewesen. Wie stark aber waren diese und wie konnten diese Gefühle die Beziehung mit ihrem Freund gefährden? Immerhin waren sie ja schon ungefähr 4 Monate zusammen und Benjamin kannte sie gerade erst einmal 2 Wochen. Sie stand auf als ihre Station mit einer elektronischen Stimme angesagt wurde. Immer noch wacklig auf den Beinen stieg Charlotte aus dem Bus aus. Ein zehnminütiger Fußweg lag noch vor ihr und sie musste quer durch einem kleinen Park mit Teich laufen. Die Frühlingssonne strahlte, die ersten Blumen blühten und Vögel zwitscherten. Verliebte, die die ersten Sonnenstrahlen genossen, gingen an ihr kuschelnd vorbei. Beim Anblick der Turtelnden wurde ihr komisch. Erst letztes Wochenende gehörten Charlotte und Michael zu ihnen und liebten sich genauso. Sie blieb stehen. Und dieses Wochenende wollte er auch was mit ihr unternehmen. Charlotte biss sich auf die Lippe. Plötzlich hatte sie die Klarheit die sie letzte Nacht suchte. Sie hatte sich entschieden. Entschlossen ging Charlotte weiter. Sie wusste jetzt wem sie ihren Herzschlüssel übergeben würde. Kapitel 3: Die Entscheidung --------------------------- Als Charlotte zu Hause war, nahm sie eine Aspirintablette ein und legte sich auf ihr Bett. Nach langem überlegen griff sie nach ihrem Handy und schrieb eine Mitteilung an Benjamin. Nach dem Versenden dieser, ließ sie ihr Handy einfach auf ihrer Bettdecke fallen und starrte an die Zimmerdecke. Nach dem Lesen der SMS würde er bestimmt vorbeikommen, dachte sie und stand auf. Charlotte pellte sich aus ihrer Arbeitskleidung und machte sich frisch. Danach zog sie sich ihr graues Lieblingsshirt mit Sternchen und eine bequeme Jeans an. Sie starrte ihre Zimmeruhr an. Ihr kam die Geschwindigkeit der Zeiger nervend langsam und das ticken unerträglich laut vor. Ihr Handy vibrierte. Eine SMS. Von Michael. »Hol dich morgen um 14 Uhr ab. « Ein Lächeln umspielte kurz ihre Lippen, danach beachtete sie ihr Handy nicht weiter. Denn vor einer halben Stunde hatte Benjamin Feierabend gehabt und würde sicher bald bei ihr klingeln. Die Nachricht »wir müssen reden« wird ihn schon zu Charlotte locken. Und tatsächlich, nach 15 Minuten ungeduldiger Wartezeit, läutete die Wohnungsklingel. Sie atmete noch einmal tief durch bevor sie die Tür öffnete. „Hallo Benjamin. Komm ruhig rein.“ Als die beiden sich in Charlottes Zimmer gegenüber saßen, sah er sie sich genau an. Sie hatte das Gefühl, das er sich immer noch Sorgen um sie machte. Er bestätigte ihr Gefühl mit der Frage: „Geht’s dir wieder etwas besser?“. Charlotte nickte. Er seufzte erleichtert. Danach schwiegen die beiden sich an und er merkte dass sie ihn analysierte. Sie wollte sich ganz sicher sein mit ihrer Entscheidung. Um die Stimmung zu heben machte er ihr ein Kompliment über ihr Outfit, denn er kannte sie seit ihrem 2. Praktikumstag nur in ihrer lockeren Arbeitskleidung. Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln und fing an mit ihm zu reden. „Ich weiß dass du etwas für mich empfindest.“, begann sie und merkte das eine leichte Röte über seine Wangen anfing zu leuchten. Er musste nicht antworten, diese Reaktion sagte alles. Sie schloss die Augen um sich kurz zu sammeln, öffnete ihren Mund um weiter mit ihm zu sprechen. Doch ihre Worte wurden unterdrückt. Er beugte sich zu ihr vor und presste seine auf ihre Lippen. Sie riss die Augen auf. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie versuchte ihn wegzustoßen, doch war zu schwach. Als sich die Lippen wieder voneinander lösten, entschuldigte er sich verlegen. „Die Gefühle überkamen mich.“. „Warum machst du mir es so schwer?“ fragte sie ihn mit zitternder Stimme. Er sah Charlotte fragend an. „Ich hab einen Freund.“ sagte sie bestimmend. Dieser Satz verursachte einen stechenden Schmerz in seinem Herzen. Fassungslos sah er sie an. „W- Warum dann die SMS?!“, „Weil ich mit dir über diese ganze Sache reden wollte…, ich wollte dir keine Hoffnung machen.“ Erst sah er sie erschüttert an, doch dann fasste er sich schnell wieder und sagte mit einem gequälten Lächeln, „Zu spät…“, er hob seine Hand und strich ihr durchs Haar, „mit jedem deiner Lächeln hast du mir Hoffnung auf mehr gemacht.“ Charlotte blieb stumm. Das sie so eine Wirkung auf Benjamin hatte, war ihr nicht bewusst gewesen. Seine Berührung blieb ihr unbemerkt. „Und jedes dieser Lächeln steigerte meine Gefühle auf die verbotene Frucht.“ Er senkte seine Hand wieder. Charlotte war vollkommen perplex gewesen. Mit dieser kleinen selbstverständlichen Geste konnte sie also Männer verrückt machen? „Aber du wusstest doch von meinem Freund?“ brachte sie endlich über ihre Lippen. Er schmunzelte. „Ich dachte du fühlst genauso…, aber da hab ich mich eindeutig getäuscht.“, Benjamin stand auf, „Also hält mich hier auch nichts mehr.“ Ihm wurde klar, dass zwischen ihnen niemals etwas sein wird und verließ ihr Zimmer. Sie lief im hinter her, als er zur Tür ging, „Ich empfinde was für dich, aber es ist keine Liebe!“ rief sie ihm zu, bevor er die Haustür schloss. Eine Weile stand sie noch wie angewurzelt vor der Tür. Gedankenwellen durchfluteten ihren Kopf. Hatte sie das Richtige getan? Konnte sie ihn einfach so gehen lassen? Hatte sie ihn als Freund verloren? Wie würden die letzten 2 Wochen ablaufen, wenn so eine Anspannung zwischen den Beiden herrschte? Sollte sie Michael davon erzählen? Oder machte sie sich mal wieder zuviel Gedanken und alles ist halb so schlimm? Charlotte ging ins Badezimmer und spritzte kaltes Wasser in ihr Gesicht. Sie sah in den Schrankspiegel, der über das Waschbecken hing und atmete tief ein und aus. Mit zwei Fingern strich sie über ihre Lippen, die vor kurzem erst noch Kontakt hatten zu Benjamins. Sie hatte beim ihm nicht dieselben Schmetterlinge im Bauch gehabt, die sie immer hatte, wenn Michael sie küsste. Charlotte war sich sicher das sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie seufzte. Trotzdem hatte sie Benjamins Gefühle verletzt. Sie sind zerplatzt wie Seifeblasen die einen spitzen Gegenstand berührten. Wie eine Vase voll mit Rosen, die vom Tisch gestoßen wurde und am Boden in tausend Teile zersprang. Die Scherben glitzerten zwischen den Rosen. Wieder lief kaltes klares Wasser über ihre Haut. Sie musste noch mal mit ihm reden. Das war klar. So etwas durfte nicht zwischen ihnen stehen bleiben. Aber das Wochenende soll der Kopf erst einmal klar werden. Wie bei ihr, so auch bei Benjamin. Charlotte rieb sich ihr Gesicht im Handtuch trocken und schlenderte in ihr Zimmer. Mit ihrer Hand strich sie über die Lehne von dem Sofa, auf dem sie gesessen hatte, danach über Benjamins Stuhl. Das Gefühl, jemanden verletzt zu haben, ersetzte jedes andere Befinden in ihr. Sie hatte keinen Hunger, müde war sie auch nicht, sogar das flaue Gefühl von heute morgen war wie weggeblasen. Ihr Blick wanderte zur Uhr. Ihr Zeitgefühl war auch nicht mehr funktionstüchtig. Denn sie erschrak, als sie merkte dass es schon nach acht Uhr war. Sie musste ins Bett, ob sie wollte oder nicht, morgen wollte Charlotte ausgeruht sein. Als sie anfing an ihren Freund zu denken, wurden die Bedenken wegen Benjamin kleiner. Schnell schälte sie sich aus ihrer Jeans und dem T- Shirt und zog ihr luftig leichtes Nachthemd über. Zielstrebig tigerte sie in ihr Bett und versuchte krampfhaft die Augen zu schließen. Doch es schlichen sich erneut Bilder von Benjamins enttäuschtem Gesicht in ihrem Kopf rum. Charlotte knurrte und verbuddelte ihr Gesicht in ihr Kopfkissen. Nach einem langem Kampf gegen die Erinnerungen, siegte sie erfolgreich und schloss die Augen. Im Traum sammelte sich der Nebel um ihre Füße und als sie sich umsah stand sie wieder vor verschlossene Türen. Dasselbe Kleid. Derselbe Schlüssel. Die Türen öffneten sich hintereinander. Als erstes ging Benjamins auf. Er lächelte geknickt, als Charlotte den Schlüssel fest in ihrer Hand umschlossen hielt. Michaels Tür ging auf und zeitgleich verschloss sich Benjamins. Die beiden lächelten sich an und sie lief auf ihn zu. Charlotte sprang ihn in die Arme und er hob sie eine Runde um sich rum. Als ihre Füße wieder den Boden berührten, neigte er seinen Kopf, sodass sie ihm den herzförmigen Schlüssel mit Kette um den Hals legen konnte. Diese Geste besiegelten sie mit einem Kuss. Als Charlottes Vater in ihr Zimmer trat, um nach ihr zu sehen, sah er dass sie im Schlaf lächelte. Er verließ schmunzelnd das Mädchenzimmer und machte die Tür leise wieder zu. Kapitel 4: Valentinstag ----------------------- Trotz des Gedankenstaus vom Tag zuvor, hatte Charlotte relativ ruhig geschlafen. Doch als sie ihre Augen öffnete, stand ein Tablett mit Frühstück vor ihrer Nase. Der herrlich leckere Duft von der heißen Schokolade und dem frischen Brötchen war schon appetitanregend, doch wer hatte es zubereitet? Ihr Vater hatte Frühdienst, und auf solche Ideen kam er höchstens nur, wenn sie Geburtstag hatte. Aber heute war nicht ihr Geburtstag. Charlotte sah auf ihren Wandkalender und schluckte. Heute war Valentinstag! Deshalb war auch eine rote Rose mit auf dem Tablett gewesen. Sie nahm die Blume und roch an ihr. Dabei bemerkte sie eine Nachricht, die unter der Rose lag. »Bis heute um 14 Uhr, mein süßer schlafender Engel« Er war hier gewesen. Michael. Ihr Herz machte einen Freudensprung. Der Kakao war noch frisch, also stand sie schnell auf und sah aus dem Fenster, dass in ihrem Zimmer war. Von dem konnte man zum Wohnungseingang hinunter sehen. Und tatsächlich. Die Tür ging auf und Michael verließ den Wohnblock. Heimlich verfluchte Charlotte die Gabe des Pfeifens, die sie nicht beherrschte. Also entschied sie sich für die peinlichere Variante. Sie holte tief Luft und rief seinen Namen laut. Er drehte sich verdattert um und lächelte zu ihr hoch. Außer ihm sah noch eine ältere Frau hoch, die gerade den Block betreten wollte und schüttelte den Kopf. Charlotte sah an sich runter und merkte, dass sie ja nur ihr Nachthemd anhatte. Schnell verschwand sie hinter ihrem Vorhang. Als für Michael die Tür geöffnet wurde, hatte Charlotte sich ihren Bademantel angezogen. „Die Jugend heutzutage…“, sagte er lachend und zog sie an sich ran, „laut und halbnackt“. Ihr Gesicht fing an zu glühen und sie senkte ihren Kopf. „Konntest du bis heute Nachmittag nicht mehr warten?“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, ihn anzusehen. Sie lächelte verlegen. „War eine Kurzschlussreaktion.“, sagte sie schließlich. Er lachte und küsste sie anschließend, „Und dafür liebe ich dich.“. Zusammen gingen die Beiden in Charlottes Zimmer und machten sich über das Frühstück her. „Wie bist du eigentlich hier rein gekommen?“, fragte sie und schlürfte die noch zu warme Schokolade. Michael lächelte frech, „Dein alter Herr hat mich reingelassen.“. Charlotte verschluckte sich und hustete. „Was hat er?!“ fragte sie, als sie sich beruhigt hatte. Wieder lächelte Michael breit, „Mein Charme wirkt auch endlich auf deinen Vater.“, er rückte näher. „Solange er nicht dieselbe Wirkung hat, wie auf mich,…“ sagte sie kichernd. Sie hielt ihm ein belegtes Brötchen vor die Nase und er biss ab. Glücklich grinsten sich beide an. Er ist es. Hundertprozentig. Warum hatte sie eigentlich Zweifel an ihrer Liebe gehabt? Sie sollte sich doch nicht zu viele Soaps ansehen. Sind meistens doch nur Schauspieler, die ihren Job manchmal zu gut machten und somit jedem Film zu schmalzig. Es läutete an der Wohnungstür. Charlotte und Michael sahen sich an. „Erwartest du noch jemanden? Einen Verehrer? Soll ich lieber wieder gehen?“ alberte Michael rum. Doch Sie schluckte. Was wenn es wirklich Benjamin war? Sie zog den Bademantel noch einmal fest zu und ging zur Tür. Komisch. Niemand zu sehen. Plötzlich erschrak Charlotte. Irgendetwas strich ihr um die nackten Beine und ließ sie erschaudern. „Clover!“ Sie beugte sich runter zur weißen Katze aus dem Tierheim und strich ihr über ihr weiches Fell. Diese miauzte sie fröhlich an. „Wie kommt denn die Katze hierher?“, fragte Michael der neugierig geworden ist und jetzt hinter ihr stand, „Hat sie geklingelt?“ Charlotte schüttelte den Kopf und fand einen Brief in dem Korb, in dem die Katze gesessen hatte. Er war hier gewesen. „Benjamin hat sie mir geschenkt.“ Sagte sie als sie den Brief las. »Ich hoffe das ich noch eine Chance auf deine Freundschaft habe. Es tut mir leid« „Zum Valentinstag?“ fragte ihr Freund stutzig. Charlotte setzte die Katze zurück in ihren Korb und trug diesen in die Wohnung. „Er ist verliebt in mich…, aber keine Angst. Wir haben darüber geredet und geklärt dass wir Freunde bleiben. Clover ist ein Zeichen seiner Freundschaft.“ So. Es ist raus. Sie sah ihn an, um seine Reaktion zu testen. Sie konnte Michael ansehen, dass es ihm nicht gefiel, dass jemand in seinem Revier versuchte hatte einzudringen. Er streichelt der Katze über den Kopf. „Was empfindest du für ihn?“ fragte er schließlich. „Keine Liebe. Du kannst mir vertrauen.“ Michael sah ihr fest in die Augen. Charlotte hielt seinem Blick stand. „Ich glaube dir.“ Sie stellte den Korb ab und setze sich zu ihm auf die Coach. Er legte seinen Arm um sie. „Ich liebe dich, nur dich.“ Sagte Charlotte. Er schmunzelte. Sie hatte geschafft die negativen Gedanken zu überblenden. Ihre Lippen suchten seine. Als sie sich fanden, brachen tausende Schmetterlinge in ihr aus. Dieses Gefühl hatte sie bei Benjamin vermisst. Genau dieses. Ihr Körper bebte. Eine Hand von Michael glitt über ihren Rücken, die andere lag in ihrem Nacken. „Ich mag dein Schlafzimmeroutfit.“ Er öffnete ihren Bademantel. Ihre Haare waren durchwuschelt und ein Träger von ihrem Nachthemd war runter gerutscht. Sein Atem war warm auf ihrer Haut, als er anfing ihr Schlüsselbein entlang zu küssen. Ihr Herz überschlug sich beinahe. Michael sah wieder zu ihr auf und lachte. „Warum hörst du auf?!“ hauchte sie und sah ihn böse an. Warum lachte er? „Du kleines gieriges Mädchen…,“, er stoppte kurz, küsste ihre Halsbeuge und sprach weiter, „Denkst du es wäre leicht für mich? Aber ich muss dich schließlich bestrafen. Flirtest einfach mit anderen Männern wenn ich nicht da bin.“ Er war doch nachtragend. „Und außerdem wolltest du sowie so noch warten mit dem ersten Mal.“ Jetzt grinste sie fies zurück, „Stimmt. Ich wollte ja auf den Richtigen warten.“ „Kleines Biest!“ Er drückte sie auf die Coach, sodass er jetzt auf sie lag. Ihre Körper pressten sich aneinander. Nach einem langen Kuss fragte er: „Ich bin also der Richtige?“ Charlotte nickte. Sein Gesicht näherte sich ihrem. Kurz bevor sich ihre Lippen erneut berührten sagte er: „Ich will aber nicht vor Publikum mit dir schlafen.“ Sie sah ihn kurz entsetzt an, bis sie merkte dass er Clover damit meinte und lachte. Sie saß kerzengerade auf dem Sessel gegenüber und schaute den beiden direkt zu. „Böse Mietz.“ Sagte Michael lachend. Clover hob die Pfote und strich damit über ihr Gesicht. Von wegen, ich guck nicht. Epilog: -------- Heute war Charlottes letzter Arbeitstag. Traurig sah sie zur Uhr. Die Zeit verging viel zu schnell. In ihrem Praktikum hatte sie wertvolle Erfahrungen gesammelt und Freunde gefunden. Doch ab nächste Woche hieß es wieder Schulbank drücken. Sie seufzte. Anschein so laut, das Benjamin aufmerksam wurde. „Du machst doch wohl nicht am letzten Tag schlapp?“ Er lachte. Schön das zu sehen, dachte sie und grinste ihn an. Nach dem Wochenende, an dem er ihr seine Liebe gestanden hatte, haben die Beiden noch einmal miteinander geredet und hielten Freundschaft für das Beste. Seitdem konnten sie wieder normal miteinander reden und lachen „Komm mal mit.“ Sie folgte ihm. Sie blieben vor der Tür des Aufenthaltsraumes stehen. „Moment.“, er hielt ihr die Augen zu. Was hatte er vor? Gemeinsam betraten sie den Raum. Es roch nach Blumen und frischem Kaffee. „Darf ich jetzt gucken?“ fragte sie ungeduldig. Er nahm seine Hände von ihren Augen und als sie diese öffnete, funkelten diese. Auf dem Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, stand ein großer Blumenstrauß, drum herum Teller mit Besteck auf jedem Platz. „Wir wollen mit dir ein Abschiedsbrunch vom Praktikum machen.“ Sagte er freudig. Wir? Sie sah sich um. Erst jetzt merkte sie dass an der Wand noch weitere Personen standen. Unter anderem auch ihre Chefin, die Charlotte freudig ihre Beurteilungsmappe gab. „Ich hoffe du hattest hier eine schöne Zeit und konntest den Beruf richtig kennen lernen. Ich wünsche dir viel Erfolg in deiner Zukunft.“ Charlotte bedankte sich strahlend. Zusammen machten sich die Tierpfleger und Charlotte übers Essen her, redeten und lachten. „Ich werde dich vermissen.“ Meinte Benjamin zu Charlotte, als sie ihre Schürze fein säuberlich zusammenfaltete. Sie sah ihn an. „Ich bin doch nicht aus der Welt. Ich komm euch mal besuchen, so schnell werdet ihr mich nicht los.“ Beide lachten. Ein Arm legte sich um Charlottes Schulter und zog sie an sich ran. „Der Abholdienst ist da.“ Sie wendete ihr Gesicht zu Michael und küsste ihn. „Ich muss bloß noch schnell meinen Blumenstrauß holen, dann können wir los.“ Bevor sie zum Aufenthaltsraum ging, umarmte sie Benjamin, „Also.., bis dann.“ Sagte sie. „Ich werde dich vermissen.“ Fügte er hinzu. Für Michael dauerte die Umarmung zulange, lies sich aber nichts anmerken. „Tschüssi!“ rief Charlotte noch einmal laut und verließ mit Michael das Gebäude. Benjamin nahm ihre Schürze, die noch auf dem Tisch lag und roch an ihr. Ihr Duft schlich sich in seine Nase. Danach schloss er diese in seinen Spin ein. „So schnell werde ich nicht aufgeben. Du wirst schon bald mein sein.“ Er lachte laut auf und rutschte am Spin entlang runter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)