Anders, als man denkt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 10: Der Irrsinn der Blacks ---------------------------------- Mit ruhiger Hand ließ Severus etwas von der nun nicht mehr heißen Schokolade in ein Gefäß tropfen. Sie hatte schon die falsche Konsistenz, egal, was da drin war, es hatte nicht gut mit der Milch reagiert, es hatte Selbige in eine Art Pudding verwandelt. Erst dann träufelte er noch etwas dazu und ja, die Mischung verfärbte sich grün. Tollkirsche, der Werwolf hatte Recht gehabt. Egal, was für ein Trank es war, es war einer mit Tollkirsche und da er sich ziemlich sicher war, dass Black nicht sein eigenes Kind hatte umbringen wollen, musste er nach einem Trank suchen, indem das Gift der Pflanze durch einen anderen Stoff gebunden wurde. Was nur Seeknotengras, magisches Buchenmehl, Rosenpulver oder Feenstaub sein konnte. Nun, das schränkte seine Auswahl zumindest etwas ein. Aber was hatte Black vorgehabt? Er hatte immer gedacht, es wäre der Ältere, der den größeren Schuss weg hatte, aber es sah so aus, als habe er sich gründlich geirrt. Sirius hätte dem Jungen nie etwas in ein Getränk geschüttet. So weit wäre er sicher nicht gegangen, denn auch wenn das Gift von Tollkirsche in einem Trank gebunden war, waren die Meisten trotzdem durchaus gefährlich, vor Allem, da es nur wenige Tränkemeister gab, die solche Sachen tatsächlich so anfertigen konnten, dass sie den Trinker anschließend nicht umbringen würden. Und alles, was Black je gewesen war, ein toller Tränkemeister war nicht bei diesen Eigenschaften gewesen. Kurz blickte Severus auf die dickflüssige, grüne Mischung in dem Glas, kippte dann Beides weg und griff nach einigen alten, dicken Büchern. Das würde ein sehr, sehr langer Tag werden und dabei war es gerade mal Nachmittag, aber er wusste, er brauchte Niemandem unter die Augen zu treten, bevor er dieses Rätsel nicht gelöst haben würde. Irgendwann wurde er von Lupin gestört, der wissen wollte, wie weit er war, der Mann hatte aber immerhin den Anstand, zu bleiben und zu helfen, denn des Lesens schien der Beste doch noch fähig zu sein. Remus arbeitete sich gerade durch ein Buch, stockte auf ein Mal, als er etwas fand, schlug die Seite nach, las den Inhalt, stockte, las ihn noch mal. Er hörte wieder die irre klingende Stimme von Regulus Black, die schrie, dass er nur sein Baby wieder haben wollte, für sich allein, ohne ihn auf dem Bild, denn er würde ihm ja Alles kaputt machen. Baby... das Stichwort war Baby. „Severus!“ Der Tränkemeister wandte sich um: „Was?“, grummelte er ungnädig. „Hier!“ Der Schwarzhaarige trat zu dem Werwolf, beugte sich über die Seite – und wurde selbst bleich, blickte zu dem Rest der Schokolade, die sich noch in der Kanne befand, dann wieder auf die Seite. Danach bewegte sich sein Körper wie im Traum, in festgelegten Mustern braute er eine Mischung, gab einen Tropfen in die Kanne, rührte den Inhalt herum, sah, wie sich Alles darin verfärbte. Mit einer Pipette holte er etwas raus, tropfte es auf ein Blatt und sprach einen komplizierten Zauber. „Nun?“, fragte Remus, der das Alles stumm beobachtet hatte. Er wusste auch so, dass er Recht hatte. Der Geruch hatte es ihm gesagt. Ja, für einen normalen Menschen mochte er nicht da sein, doch seine Nase war um ein Vielfaches feiner. Severus starrte auf das, was da stand. Eine Auflistung der Dinge, die sicher nicht in eine heiße Schokolade gehörten und die bis auf kleine Einzelheiten auch durchaus zu dem Rezept passten. Nur die Kleinigkeiten waren es, die das Ganze gefährlich machten. Sehr sogar. Der Junge wäre vermutlich tot gewesen, vor Allem, wenn er bei der Konzentration auch nur eine halbe Tasse getrunken hätte. Und das durfte er nun auch noch Tom mitteilen! Großartig! Wirklich. „Ja,“ knurrte er daher in Richtung Werwolf. „Er ist es. Und ja, die Dosis war, wenn vermutlich auch unbeabsichtigt, tödlich. Und ich muss jetzt auch noch zu Tom, um ihm das zu sagen! Toll, wirklich. Warum muss der Blackwahnsinn eigentlich genau den Bruder überspringen, der schon tot ist?“ Remus knurrte, als er hörte, wie Severus über seinen toten Freund herzog, doch dann fiel ihm auf, dass man das genauso gut als Kompliment auffassen konnte. „Armer Harry,“ stellte er nur leise fest. „So wird es mit ihm nie besser... wenn er sich nicht mal in der Nähe seiner Eltern sicher fühlen kann...“ „Ich habe keinen Zweifel daran, dass Tom sich was einfallen lassen wird,“ erwiderte Severus kühl. „Und du vergisst den verdammten Vogel, will ich bemerkt haben.“ Er packte das Ergebnis des Trankes, ließ den Rest der Schokolade verschwinden und machte sich auf den Weg, wohl bewusst, dass der dumme Wolf ihm mal wieder hinterher rannte. Zumindest war er vor Mitternacht hier raus, das war mehr, als er erwartet hätte. Kurz klopfte Severus, doch wie immer wartete er nicht, bis man ihn herein bat, sondern trat einfach ein, musterte Tom, der irgendwie erschlagen wirkte. Er saß am Bett seines Kindes, hielt eine der dünnen Hände und Fawkes saß auf der anderen Seite, von Zeit zu Zeit summte der Mann, es schien den Jungen ruhig zu halten. „Severus,“ stellte Tom fest, er strich leicht über Harrys Hand. Nachdem er wieder hier gewesen war, hatte er seinen Sohn in dessen Bett getragen und ihn zugedeckt. Merlin, was hatte Regulus nur vorgehabt? Warum tat der Mann so was? War es nicht genug, sein Kind ein Mal zu verlieren? Musste er es auf ein zweites Mal anlegen? Er wusste, Harry hatte Angst vor seinem Dad, doch nun würde er sich schlicht weigern, je mit dem Anderen allein zu sein. „Und?“ Severus hielt dem Anderen ein Blatt vor. „Er hätte den Bengel fast umgebracht, auch, wenn das kaum sein Ziel gewesen sein dürfte. Es ging eindeutig darum, ihn zurück in ein Baby zu verwandeln, aber der Idiot hat den Text nicht gelesen, das hätte seine Psyche entgültig brechen können. Lupin hat ihn definitiv gerettet.“ Automatisch schloss Tom die kleine Hand fester in seine und er wusste, Fawkes tat Dasselbe. Er wusste auch, dass das Einzige, was den Besten hier hielt, statt Regulus zu rösten Harry war, der unruhig wurde und erst wieder still wurde, als der Ältere einige leise Töne sang. Er konnte es nicht fassen. Was hatte Regulus sich dabei gedacht?! Um Himmels Willen! Ihr Kind, sein Mann hätte fast ihr Kind umgebracht! „Er hat den Irrsinn der Blacks geerbt,“ stellte Severus nur fest. „Er ist durchgetickt, wie seine Mutter und seine Cousine.“ Ja, Bella war auch mal normal gewesen, ihr Aufenthalt in Azkaban hatte das allerdings stark geändert. Scheinbar brauchte es nur einen kleinen Auslöser, um bei den Blacks den Rappel aufleben zu lassen und er fürchtete, dass der von Regulus erst das tote Kind und dann das wiederaufgetauchte Kind gewesen war, dass ihn offensichtlich abgelehnt hatte. Tom rieb sich seinen Nasenrücken. Das war nicht das einzige Problem, da kam noch was viel Größeres auf sie zu, dass noch eine Menge Ärger zu machen versprach: Er hatte die Zeichen erkannt, sie schon seit zwei Wochen bei Regulus beobachtet. Er sah erneut auf seinen Sohn, strich leicht über dessen Hände. Was, wenn der Kleine das mitbekommen würde? Er wusste nicht, wie der fragile Junge darauf reagieren würde. Denn er würde bald ein Geschwisterchen bekommen. Was dann? Regulus würde Harry sicher entgültig abhaken und nur noch für das Kind da sein, aber gerade das würde gefährlich werden, für Beide. Wer wusste, was der seinem Sohn antun würde, wenn sein Verstand auf dem Weg war, sich ins Nirwana zu verabschieden? „Großartig...“ Fawkes zog seine Augenbrauen zusammen. Da war etwas und das gefiel ihm nicht. Dazu kam, dass er schlicht entsetzt war. Wie konnte man einen Teenager verjüngen? Mit all den verbundenen Risiken!? „Ich dulde diesen Mann nicht mehr in seiner Nähe,“ brachte er schließlich heraus. „Das nächste Mal versucht er wohlmöglich, ihn umzubringen!“ „Das würde er nicht, aber ja, ich denke, er sollte sich eine Weile von Harry fern halten,“ stimmte Tom unwillig zu. „Und dein ehrenwerter Mann sollte sich mit Karakoff unterhalten.“ „Was bitte sollte das bringen?“, fragte der dunkle Lord verwirrt. „Er ist Druide und Geistheiler. Wenn noch Jemand was tun kann, dann vermutlich er,“ argumentierte Severus vernünftig. „Bevor Black vollkommen durchtickt.“ „Das... ist nicht die schlechteste Idee,“ stimmte Tom leise zu. Vielleicht würde es wirklich helfen, nicht nur für Harry und sein Verhältnis zu seinem Dad, sondern auch für das noch ungeborene Kind, das eigentlich ungelegener kaum hatte kommen können. Er musste mit Lucius reden, Sicherheitsmaßnahmen verschärfen und dafür sorgen, dass Harry abgesichert war. Kurz überlegte er sogar, dessen Zimmer zu verlegen, aber er hatte Angst, dass der Junge sich dann ausgestoßen vorkommen würde. „Wenn es denn noch was bringt,“ knurrte Remus nur... Warm, stellte Harry fest, als er aufwachte. Es war warm und Jemand lag bei ihm. Jemand, bei dem er sich sicher fühlte. Nach einer kurzen Weile spürte er sogar Federn. Sein Vater. Er war noch da, egal, was passiert war, er war da, er war nicht verschwunden! Automatisch kuschelte er sich näher an den nackten Oberkörper hinter sich. „Na, wieder wach?“, fragte Tom sanft. Er strich leicht über Harrys Arme, zog nach einem kurzen Moment seine Flügel ein. Er hätte seinen Sohn ohnehin demnächst wecken müssen. Es war immerhin weit nach acht und nur so nebenbei, der Junge schlief ja schon seit dem frühen Nachmittag. Er selbst war nur abends kurz von dessen Bett weg gewesen, um mit Regulus und dann mit Karakoff zu reden. Wie er Alles künftig managen sollte, wusste er nicht. Er konnte Harry nicht wegschicken, nur weil sein Gefährte einen Rappel bekam, das würde seinem Sohn nur den Eindruck geben, nicht gewollt zu sein und das war es ja auch nicht. Er liebte sein Kind, auch, wenn es schwer war, mit dem traumatisierten Jungen umzugehen, doch im Grunde war es immer besser geworden, bis zu dem Tag, an dem Regulus diesen irrwitzigen Mist ausgebrütet hatte. „Bist... bist du böse?“, fragte Harry unsicher. „Nein,“ lächelte Tom. „Du hast nichts Schlimmes getan.“ Er setzte sich etwas auf, strich über Harrys Schopf. „Es ist Alles in Ordnung.“ „Was... was ist mit... mit Remmy? Warum war er... so...?“ „Er hat etwas in deiner Schokolade gerochen und wollte nur verhindern, dass du es trinkst, nein, er ist nicht böse, er wollte nur nicht, dass etwas passiert. Er ist direkt da drüben, Fawkes und er sind gestern gar nicht mehr weg gegangen, einer schläft auf dem Sofa, der Andere musste mit der Gardinenstange Vorlieb nehmen.“ Verwirrt sah Harry auf, doch es war so, Remus war da und Fawkes auch. „Was... warum...?“ Tom seufzte leise. Diese Frage hatte ja kommen müssen. Er richtete sich etwas auf, zog Harry in seine Arme und rief die Flügel erneut. Das Letzte, was er jetzt ertragen würde, war ein weiterer hysterischer Ausbruch, Regulus war schon mehr als genug für seine Nerven gewesen. „Harry, weißt du, dass einige der Blacks... Probleme hatten? Mentale?“ Entsetzt starrte Harry den Anderen an. Natürlich wusste er das. Sirius hatte es ihm erzählt. Von seiner Mutter, von seinem Vater, seiner Cousine. „Bin... ich Schuld?“, fragte er leise. „Was...? Nein, Harry, nein! Auf gar keinen Fall, hörst du? Dich trifft keine Schuld. Regulus, irgendwann muss er einfach... es ist, als wäre einen Schalter in seinem Kopf umgelegt worden. Er hatte die Wahnvorstellung, dass du es einfacher hättest, wenn du wieder ein Baby wärest, aber er hat vergessen, dass dieser Trank sehr, sehr gefährlich ist und er ist kein Genie auf diesem Gebiet. Er wollte das Baby zurück, das er verloren hat, er kann nicht verstehen, dass du in all den Jahren gewachsen bist.“ Er drückte Harry an sich, der trotz der Flügel zitterte und sichtlich am Ende zu sein schien. Kein Wunder, er würde sich in seinem kleinen, sturen Köpfchen doch wieder die Schuld geben. Er! Er war schuld, weil er nicht war, wie er sein sollte, weil er ein Freak war, selbst für die magische Welt, weil er falsch war, darum war der Mann, der ihn geboren hatte, krank. Nur er! Harry merkte nicht, wie er zu schluchzen begann, er klammerte sich an seinem Vater fest, rollte sich in der angenehmen Dunkelheit der Flügel zusammen. Das Alles war viel zu viel für ihn. „Es ist gut,“ sprach Tom leise. „Es ist Alles gut, wir sind Alle da, Nichts kann passieren, du bist hier sicher, das wird nicht noch mal vorkommen und ich kenne Jemanden, der auch deinem Dad helfen kann, gib ihm etwas Zeit, dann werden wir wieder eine richtige Familie sein.“ Er lächelte beruhigend, schloss seine Arme fester um seinen Sohn. „Es wird wieder gut werden, ich werde es wieder gut machen.“ Wie? Wie fragte Harry sich verzweifelt. Wie sollte das wieder gut werden? Wo er war, ging immer Alles kaputt, war das nicht mehr als Beweis genug? Sanft strich Tom über Harrys Haare. „Ich weiß, dass du dir schon wieder einredest, dass das hier deine Schuld ist, aber das stimmt nicht. Mentale Krankheiten kursieren schon so lang in der Blackfamilie, glaub mir, da kann Niemand von uns das machen. Aber einige Geistheiler sind auf solche Fälle spezialisiert.“ Während dieses Gesprächs wachte schließlich erst Fawkes und dann Remus auf. Beide schwiegen, der Phönix allerdings segelte zu dem Bett, wuselte sich entschieden durch die Federn des Aenuin, hin zu seinem Gefährten. Er stupste diesen aufmunternd an, gurrte am Ende leise. Tom wollte den Eindringling verjagen, doch er merkte auch, wie Harry ruhiger wurde, also zog er einfach die Flügel wieder ein. Was ihn aber nicht daran hinderte, ein Blickduell mit dem sturen Rentner anzufangen, wie er Fawkes immer dann nannte, wenn er besonders ‚gut’ gelaunt war. Auch Remus war inzwischen wach, er setzte sich auf das Bett, wartete, bis Harrys Blick sich ihm zuwandte, lächelte und strich ihm über die Wange. „Entschuldigung, wenn du dich verbrannt hast, aber glaub mir, die Wirkung des Trankes wäre weitaus ekliger gewesen.“ Harry lächelte nur schüchtern und kuschelte sich wieder an seinen Vater. Er glaubte nicht, dass Alles gut werden würde, aber er wusste, der Andere würde es versuchen. Er hoffte nur, dass die Enttäuschung nicht allzu tief sein würde. Und dass sie ihn dann immer noch haben wollen würden. Mit sorgenvollem Blick musterte Severus den Mann in dem Zimmer vor sich. Karakoff stand neben ihm und auch dessen Gesicht war nicht unbedingt ein Zeichen wilder Hoffnung. Sie hatten erst heute von Tom die Neuigkeit erfahren und Keiner von ihnen machte sich Illusionen. Da, in dem Schlafzimmer, in dessen Tür sie ein Einwegefenster gezaubert hatten, saß Regulus, er strich sich immer wieder über den Bauch, redete mit seinem ungeborenen Kind, vor ihm stand bereits eine Wiege und das Schlimmste war, er nannte es jetzt schon Ryder. Ein Name, der eigentlich schon vergeben war, sie wussten, Harry würde ihn gern behalten, aber seit seinem gescheiterten Versuch, den Jungen wieder in ein Baby zu verwandeln, gab es für Black nur noch das Ungeborene, er versuchte nicht mal mehr, sich mit seinem anderen Sohn auseinander zu setzen, sah nicht, wie weh er Diesem damit tat. „Der Irrsinn der Blacks,“ stellte der Tränkemeister ein weiteres Mal leise fest. „Nicht Irrsinn, aber sehr wohl starke Verwirrtheit,“ stimmte Karakoff zu. Er hatte lange mit dem Mann da drin geredet und immer wieder hatte er erzählt bekommen, dass Ryder bald auf die Welt kommen würde, kein Wort davon, dass der Junge schon fast erwachsen war. Und dass Dieser selbst traumatisiert und verängstigt war. Ja, er hatte auch seinen künftigen Schüler beobachten können, wenn auch nur von einem Fenster aus, in Begleitung eines rothaarigen Mannes, der aber immer einen gewissen Abstand gehalten hatte. Der Junge war draußen im Schnee gelaufen, hier schneite es oft früh und nun, im November, lag immer eine weiße Decke. Doch auch Harry hatte nicht gut gewirkt, bleich, unsicher, klein. Nicht nur Black hatte Probleme, auch dessen Sohn, dem man zu helfen versuchte, der sich aber trotzdem viel zu sehr in sich selbst verschloss. So sehr, dass es durchaus auch gefährlich werden konnte. Er musste diesen Jungen gut im Auge behalten, wenn er verhindern sollte, dass er auch so durchdrehte. Schon damals, beim trimagischen Turnier war ihm aufgefallen, dass etwas nicht in Ordnung war, aber wer war er schon, dass man gar auf ihn hören könnte? Er hatte sogar konkret Misshandlungen vermutet, aber der Direktor von Hogwarts hatte gemeint, dass Potter nur Aufmerksamkeit wolle. Dabei war selbst ihm aufgefallen, dass das wohl das Letzte war, wonach es diesem Jungen verlangte. „Eine Art, es nett auszudrücken, darum ist er trotzdem irre. Was er seinem Sohn fast angetan hätte! Diese Vorstellung, dass ein Trank das wieder deichseln könnte! Er hätte den Jungen um ein Haar umgebracht!“ „Und doch wollte er ihm helfen, auf die einzige Art, die er kennt, mit roher Gewalt.“ „Damit ist ihm aber was geholfen...! Dir ist schon klar, dass es durchaus möglich ist, dass wir ihm dieses Kind wegnehmen müssen?“ Karakoff sah erneut zu dem Mann, der gerade begonnen hatte, die Wiege etwas auszustaffieren. „Ja,“ gab er knapp zurück. „Er darf das Kind nur unter Aufsicht sehen, vor Allem, wenn es älter wird, sonst könnte er das eine gegen das Andere aufwiegeln, oder gegen den Vater. Vielleicht kann ich etwas unternehmen und er ist in zwei, drei Jahren wieder geistig klar und in der Lage, seine Entscheidungen normal zu treffen, aber ich fürchte für eine erfolgreiche Behandlung kann ich Jahre brauchen, von zehn aufwärts um ehrlich zu sein.“ „Und der Bengel ist mindestens genauso verstört, nicht wahr?“ „Traumatisiert ist das richtige Wort,“ korrigierte Karakoff ruhig. „Und bei ihm stehen die Chancen um Einiges besser, er hat fast nur die Gene von seinem Vater, nicht die der Blacks, er ist vernünftig, er mag Panikattacken haben, die er in den Griff bekommen muss, aber er ist nicht in direkter Gefahr, wir Regulus. Warum hat Harry sich eigentlich überhaupt immer weiter von ihm entfernt?“ Severus rieb sich die Stirn. „Sein Pate,“ erklärte er dann. „Sirius Black, der, der nicht den Irrsinn geerbt hat und der sich durch den Schleier in die Geisterwelt hat werfen lassen. Er und sein Bruder sind sich rein äußerlich täuschend ähnlich und ich denke, das war schon zu viel für ihn, gerade am Anfang und dann... hat dieser Black hier den Fehler gemacht, vor dem Jungen über seinen Bruder zu lästern.“ Karakoff nickte. Das erklärte Einiges, er hatte ja gesagt bekommen, wie sehr Harry an diesem Mann gehangen hatte, so, wie er jetzt an diesem Werwolf, Lupin, hing. Diese Leute bedeuteten für den Jungen, der durch die Hölle gegangen war, Sicherheit, sie hatten ihn verteidigt, sogar vor seinen eigenen Vater, der da drin saß und so tat, als wäre das sein erstes Kind. „Das hier wird ein langer, steiniger Weg für Jeden, der betroffen ist,“ stellte er nur leise fest. „Und für Einige länger, als für Andere,“ stellte Severus fest, denn zu seinem Frust hatte Tom ihn nicht von seinen Aufgaben als Pate entbunden, ganz im Gegenteil, er hatte gemeint, der Junge bräuchte Jemanden mit ungetrübtem Blick, was weder Lucius, noch ihm oder Lupin, der sich eher als ein zweiter Vater sah, möglich war. Er hatte ein, zwei Mal mit dem Jungen geredet. Er war nicht so schlimm, er hatte auch endlich zugegeben, wer die Dinge in Hogwarts aus der Zutatenkammer hatte mitgehen lassen. Also wirklich! Verdammter Hauself! War ja klar, die, die Luc hatte, hatten Alle einen Schatten, wenn auch nicht ganz so groß, wie der der Blackfamilie. Und sonst... Harry versteckte meist, was er dachte, wie unsicher es war. Er hielt es entschieden zu früh, ihn wieder in die Schule zu schicken. Er würde mit Draco reden müssen, dass er den Erben des dunklen Lords unter die Fittiche nahm, denn so war es nun einmal – der Älteste war der Haupterbe, daran konnte Niemand rütteln, so wollten es die alten Gesetze, um ihn zu übergehen, hätte Harry ein Verbrechen gegen seine Familie begehen müssen und das hatte er nie getan, das traute er dem Kleinen auch nicht wirklich zu. Und so würde letztendlich Alles in die Hände des verdammten Phönix fallen. Man hatte es ihm nie so genau gesagt, aber allein, dass Harry so viel Nähe zuließ, dass Fawkes ihn sogar in menschlicher Form, wenn auch nur kurz, in die Arme nehmen konnte, sprach eigentlich Bände und die Blicke, die sie sich zuwarfen, wenn sie dachten, Niemand sah es. Gut, Potter schien gar nicht zu verstehen, was vorging, doch der Andere wusste es nur zu genau und er war territorial, wie eine schlecht gelaunte Bulldogge. Der einzige Grund, warum er ihn an Harry ran ließ, war wohl, weil er schon verheiratet war und somit keine Konkurrenz darstellte. Wie lange der Beste sich wohl im Griff haben würde, bevor er beenden wollte, was er begonnen hatte? Karakoff lächelte den Mann an, denn er hatte überzeugen können, die besonders vielversprechenden Tränketalente zu unterrichten. „Ich sehe, du verstehst, was erforderlich ist, das ist selten.“ Severus zuckte nur mit den Schultern. „Ich kenne den Bengel schon ziemlich lange, ich bin einer der Wenigen, die verstehen, wie verquer er meist denkt. Darum komm ich ja auch nicht drum rum!“ „So schlimm ist er doch gar nicht,“ lächelte der Druide freundlich. „Ich bilde mir ein, es gibt Schlimmere, als Harry, meinst du nicht?“ „Auf Anhieb fällt mir kein Name ein,“ kam es trocken von Severus zurück, bevor sein Blick wieder in das Zimmer von Black glitt. „Wie Tom überhaupt mit ihm schlafen konnte...“ „Sie sind Gefährten, trotz Allem, man sucht sich als magisches Wesen seinen Gefährten nicht aus, wie du sehr wohl weißt. Sei froh, dass du Keines bist.“ Severus seufzte leise. „Und dann noch die Sache mit Po... mit Harry und dem verdammten Idioten...“ „Was?! Der Junge HAT schon seinen Gefährten?“ „Natürlich! Ich sagte doch, er ist eine wandelnde Katastrophe! Und dann muss er sich gleich den Ältesten und territorialsten unter ihnen aussuchen!“ „So alt hat der Mann mit den roten Strähnen aber auch nicht gewirkt...“ „Du hast ja so was von keine Ahnung...“ „Du hast nicht vor, mich zu erleuchten, oder?“ „Nope,“ kam es von Severus nur zurück. „Ich finde, das solltest du, so, wie wir Alle, selbst raus finden, sonst glaubst du es eh nicht. Aber wie gesagt, der Bengel findet immer den größten Fettnapf und er wird immer mit beiden Beinen drin stehen.“ „Gib ihm eine Chance, Sev. Morgen kommt er in die Schule, ich werde ihm einigen Tests unterziehen, aber ich hab schon ein ziemlich genaues Bild, was er alles an Fächern nehmen wird.“ „Ah.“ „Deine Klasse ist eine davon.“ „Bitte – Was?!“, fragte Severus japsend. „Nu mach aber mal langsam! Der Bengel ist eine Katastrophe im Labor! Und...!“ „Du unterrichtest ihn seit zwei Wochen, wenn Tom das richtig erzählt hat. Wie viele Kessel hat er in der Zeit gesprengt?“ „Öh...“, ja, so gesehen waren es nicht wirklich viele gewesen, gar keine, wenn er ehrlich sein sollte und der Junge hatte noch nicht mal einen seiner üblichen, dummen Fehler gemacht. Was seinem Standpunkt nicht unbedingt zuträglich war. Es sah so aus, als würde der Bengel ihn ein weiteres Jahr lang verfolgen. Karakoff grinste nun ganz offen. „He, ich muss unter der gesamten Familie leiden, da kannst du dich doch wohl um einen von ihnen kümmern!“ „Als wenn es bei einem bleiben würde...“, musste Severus in dunkler Vorahnung, bevor er seinen Weg in die Kerker aufnahm, er wollte in das große Labor, dass er meist benutzte, um einige Dinge zu holen, die in der Schule nicht vorrätig waren, um einen Trank zu machen, der Black schon beim Einatmen so weit außer Gefecht setzen konnte, dass man ihm das Kind wegnehmen konnte, er wusste, es würde nötig sein, er war nicht Tom, er machte sich keine Hoffnungen, wo keine hingehörten, Punkt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)