Er kotzt gleich Regenbögen von Hekate4444 ================================================================================ Kapitel 4: 4+5 -------------- Sooo, nun geht's auch schon wieder weiter :D @"Kitty" Dass es dich an Christiane F. erinnert kommt daher, dass die Imformationen auch genau daher kommen ;) Freut mich, dass er dir wieder gefallen hat. Hier ist der nächste Streich (wieder im Doppelpack) 4 Die folgenden Tagen waren die schlimmsten Tage seines Lebens. Oder zumindest die elendsten, was seine körperliche Verfassung anbelangte. Egal, was für Kater er schon gehabt hatte oder was für kurzzeitige Entziehungserscheinungen, das hier übertraf alles, jede Grippe. Jede Krankheit. Er schlief kaum und wenn dann war es eher so als schwebe sein Bewusstsein knapp unter der Wasseroberfläche eines tiefen Sees, dessen Grund ihm Ruhe bringen würde. Aber auftauchen konnte er auch nicht. Er bekam alles mit, aber nur am Rande und verschleiert. Er krampfte, er kotze, er schwitze und stank. Es war als hätte man ihn direkt in die Hölle geworfen. Kira musste die Tür nicht abschließen, denn Kato hätte nicht aufstehen können. Er bekam Valium und Wein zur Beruhigung und wollte sich nicht ausmalen wie schlimm es ihm gehen würde, würde Kira sich nicht um ihn kümmern. Die Nähe des Schwarzhaarigen war das Einzige was ihm sein Elend erträglich machen konnte. Wenn Kato sich fühlte als Läge er in einem See aus Schweiß und Erbrochenen war Kira’s frischer Duft, was ihn hoffen ließ nicht ersticken zu müssen. Wenn er dachte das Entzugsfieber würde ihn verbrennen, dann war Kira’s kühle Hand, die ihm Umschläge auf die Stirn legte eine kurze Erlösung. Wenn er dabei war unter all seinen Schmerzen zu bereuen zu was er sich entschieden hatte war Kira’s dunkle Stimme das, was dieses Gefühl wieder in seine Schranken wies. Es würde bestimmt vorbeigehen, dachte er dann. Schlimm waren die Momente in denen Kira nicht da war. Nach wie vor hatte er Schule, auch wenn er in den Freistunden immer vorbeikam um nach ihm zu sehen fühlte Kato sich furchtbar. Als läge er in einem stockfinsteren Raum und irgendein Arschloch hätte ihm seine Taschenlampe gestohlen. In diesem Momenten fragte er sich wie Kira ihn nur alleine lassen konnte, während er am krepieren war. Er war wütend und verletzt. Er brauchte doch Gesellschaft. Meistens hatte ihm der Schwarzhaarige vorher Beruhigungstabletten gegeben, so dass Kato vor sich hin dämmerte und ihm die Stunden wenigstens etwas kürzer erschienen und er nicht zu sehr krampfte. Es war weniger die Dauer, die in belastete, sondern das Alleinsein überhaupt. Auch wenn es nur 10 Minuten gewesen wären. Erleichtert war Kato als die Momente kamen, in denen er bemerkte, wie das Gift aus seinem Körper wich. Er fühlte sich immer noch mehr als nur kodderich, und wechselte nach wie vor zwischen fieberndem Dämmern und klaren Momenten, zwischen heiß und kalt, aber er merkte, wie es ihm besser ging. Eine Schattenseite gab es an der neuen Bewusststeinstärke jedoch auch: Wenn Kira ihn vorher gepflegt hatte, hatte er es nur am Rande wahrgenommen. Es war seine erlösende Nähe gewesen, die der gespürt hatte, aber er hatte ihn nicht wirklich als Menschen wahrgenommen. Eher als eine dunkle Art Schatten, der wider Erwarten Gnade ihm gegenüber bewies. Jetzt wo der Kira als das registrierte was er war, wurde ihm die ganze Sache unangenehm. Er musste stinken wie ein Gülleloch und auch mindestens genauso beschissen aussehen. Er wusste von sich selbst wie sehr er sich vor vollgekotzen Pennern in der Gosse ekelte, vor dem Geruch von Unrat. Aber Kira zuckte nicht einmal mit der Wimper. Kato schuldete ihm so viel. Wie sollte er das je wieder gut machen können, wie die Rechnung begleichen? Und trotzdem war es schön jede einzelne Berührung von ihm richtig wahrzunehmen. Kato sprach in der Zeit nicht. Es war ihm lieber, wenn Kira nicht merkte, dass er wieder klar denken konnte und dass er alles wahrnahm, was geschah. Eines Tages wachte er morgens auf und hatte das Gefühl aufstehen zu können. Langsam setzte er sich auf. Es ging. Er blickte sich um. Es war noch dunkel. Entweder war es mitten in der Nacht oder sehr früh am morgen. Das Fenster war offen und Kato genoss die frische Brise. Langsam schwang er die Beine aus dem Bett. Der Mond warf etwas Licht in das Zimmer und er konnte die Silhouette von Kira auf dem Sofa erkennen. Langsam senkte und hob sich seine Brust. Er wirkte ganz ruhig und entspannt und trotzdem ging etwas von ihm aus, dass einen daran hinderte ihn wecken zu wollen. Wie eine schlafende Raubkatze, die man besser schlafen lässt. Kein Wunder dass Joji und die anderen den Schwarzhaarigen nie so weit provoziert hatten, dass er wirklich ausgerastet war. Kato wollte sich nicht vorstellen war Kira’s starke Arme so mit einem schwachen Drogenkörper anstellen konnten. Kato schlich leise zu Kira’s Kleiderschrank und nahm sich ein Hemd und Shorts heraus. Das war sicher okay, hatte er ja früher öfter gemacht. Dann ging er ins Badezimmer. Nur langsam konnte er sich ausziehen, so schwach war er. In der ganzen letzten Zeit hatte er nichts gegessen, kein Wunder also, dass er so schwach war. Aber sein Magen fühlte sich immer noch so seltsam an, dass er entschied auch heute vorerst nichts zu sich zu nehmen. Die darauf folgende Dusche war die beste seines Lebens. Das warme Wasser war wie die letzte Reinigung, die ihn von all dem Schmutz befreite mit dem er sich besudelt hatte. Der ganze Schweiß und wer wusste schon was noch verschwand auf ewig im Abfluss, in der Kanalisation, der Gosse, wo auch immer hin. Weg von ihm. Und er hoffte, dass er stark genug war, dafür zu sorgen, dass es so bleiben würde. Als ihm bedingt durch die Hitze langsam schwindelig wurde drehte er das Wasser ab. Und atmete tief durch. Es fühlte sich so komisch an. Er fror. Und spürte es. Spürte es richtig. Ohne diesen Dämmerzustand war alles ganz anders. Auf einer Seite stumpfer, denn Heroin hatte alles hervorstechen lassen, andererseits intensiver, denn es war die wirkliche Welt. Als er Kira’s Hemd hoch hob, war es wieder sein Duft, der ihm entgegen schlug. Und auch der war anders, als er ihn sonst war nahm. „Scheiße, du Schwuchtel. Kannst doch nicht einfach wie ein verliebtes Schulmädchen an der Kleidung deines besten Freundes riechen.“, schalt er sich selbst. Schnell zog er es über. So, wenn er es jetzt roch konnte er ja nichts dafür. Schließlich brauchte er was zum anziehen! Schnell zog er auch die Shorts über und warf seine eigenen Sachen in den Wäschekorb. Und jetzt? Trotz seiner Angeschlagenheit fühlte er sich seltsam aktiv. „ Erst mal raus aus dem Bad...“ „Ich sehe du bist wach.“ Kato fuhr erschrocken zusammen und wirbelte herum. Jetzt hatte er ihn wohl doch geweckt. Kira stand im Türrahmen. Angeschienen vom Mondlicht. Es war das kitschigste, lächerlichste und gleichzeitig atemberaubenste was Kato jemals so bewusst erlebt hatte. Kira’s Haare waren zerstrubbelt und gaben ihm etwas gefährliches, verwegenes, eben nicht so geordnet wie sonst. Seine Augen waren im Dunkel fast schwarz, unheimlich, viel zu tief. Erschreckend. Anziehend. Er war sich nicht sicher, es war etwas von allem. Die Haut so hell... und wie immer wenn Kira noch nicht im Bad gewesen war, der obligatorische Drei-Tage-Bart. Wieso war ihm eigentlich nie aufgefallen, dass Kira im Gegensatz zu ihm so viel stattlicher geworden war? Weil er zu sehr mit seinen Drogen befasst gewesen war. „Du starrst.“ Im Dunkeln hörte sich Kira immer so verdammt bedrohlich an, clean umso mehr. „Was?“ „Du starrst.“, wiederholte er und Kato war froh, dass es so dunkel war dass Kira nicht sehen konnte wie er rot anlief. „Ich...ähm...ist komisch alles so...klar...zu sehen...ich, äh, hab mir Sachen von dir geliehen...“ Nervös fuhr er sich den Nacken entlang. „Sehe ich. Das Hemd ist dir zu groß.“ „Ja...“ „Du musst heute was essen Kato.“ „Wenn’s hell is...“ Kira griff nach einer Kippenpackung auf seiner Kommode. Zigaretten hatte der Kerl überall. „Ich Schätze Raucher zu bleiben ist in Ordnung...“, sagte er und hielt Kato die Packung hin nachdem er sich selber ein Glimmstäbchen genehmigt hatte. „Nicht zu viel auf einmal...“, erwiderte Kato und nahm sich eine. Das Feuer hatte Kira. Er zog Kato näher um seine Zigarette an Kato’s zu halten. Die in seinem Mund war. Fast hätte er sie fallen gelassen. Einen kurzen Moment verharrte Kira in dieser Position bevor er Kato plötzlich umarmte. Der Blonde war komplett überfordert. Es schoss zu viel auf einmal durch seinen Kopf. Kira’s Körper war kühl und sehr hart, aber trotzdem fühlte er sich schön an. Seine Haare kitzelten Kato’s Wange. Sie waren weich. Jetzt wusste er es. „Ich bin stolz auf dich.“, raunte er und plötzlich war seine Nähe wieder verschwunden. Kato schluckte. „Würde bewahren, Würde bewahren!“, dachte er verzweifelt und war froh für den Geistesblitz der ihm kam: „Wurde aber auch Zeit du Penner.“ Kira grinste. „Arsch.“ 5 „Alter, es stinkt!“ Als Kato das Zimmer nach seiner kurzen Abwesenheit wieder betrat drehte es ihm den Magen um. „Kein Wunder. Drogenentzug ist eine stinkende Angelegenheit. Aber kein Ding. Das Drogenleben an sich stinkt viel mehr.“, sagte Kira trocken. „Ich hab mich dran gewöhnt. Das Bett müsste aber mal bezogen werden. Weiß nicht, ob du dich da wieder reinlegen willst.“ Kato schüttelte schon den Kopf bevor er das Bett näher in Augenschein genommen hatte. „Penn auf dem Sofa bis es hell ist.“ „Und du?“ „Ich bin wach. Und außerdem ist Montag. Ich müsste sowieso in zwei Stunden raus.“ „Dann bleibe ich noch wach. Kann dann ja schlafen.“ „Wenn du meinst...willst du was trinken?“ Kato nickte und folgte Kira in die Küche. „Eigentlich könnte er mal mit Hemd schlafen...“, dachte Kato „oder sich zumindest eins anziehen, wenn er aufsteht." Bisher hatte er angenommen, dass seine Verlegenheit gegenüber Kira daraus resultierte, dass er ihm um seine Entwicklung beneidete, um seine Gesundheit. Aber langsam beschlich ihn der Gedanke, dass es woanders herrührte. Und wenn es so wäre, das wurde ihm klar, wäre das seine persönliche Katastrophe. Wie konnte er hoffen, dass Kira etwas erwidern könnte? Kira, der eine Frau nach der nächsten flachlegte. Er hatte keine von den Weibern je gemocht.... Nein, gar nicht wahr! Ab einem bestimmten Punkt hatte er sie nicht mehr gemocht. Etwa seit einem Jahr. Und ihm begann zu dämmern warum. Wo war noch mal das Dope? Aber nein! Deswegen wieder anzufangen wäre Schwachsinn. Dann würde er ihn ja gar nicht wiedersehen. Nie. „Kato?“ „Hä?“ „Was du trinken willst.“ „Oh. Ja. Wasser.“ Verwirrt. „Wasser?“ Erstaunt. „Wasser.“ Trocken. „Wasser...“ Perplex. „Mit meinem Magen trink ich sicher kein Bier...oder irgendwas anderes, das Geschmack hat.“ „Vernünftig.“ Für sich selbst setzte er Kaffee auf. Wer war hier der Junkie? „Du bist Kaffeeabhängig. Du solltest Entzug machen.“ „Du mich auch, mein Lieber.“, antwortete Kira und stellte ihm das Glas vor die Nase. „Ich mach Musik an. Hält dein Kopf das aus?“ „Wieso machst du eine feststehende Behauptung und fragst dann, ob ich das ab kann?“ „Seit wann achtest du auf rhetorische Feinheiten?“ „Mein Gehirn ist nicht mehr auf Standby. Ich brauche Beschäftigung.“ Ein diabolisches Grinsen zog sich über Kira’s Gesicht. „Was?“, fragte Kato verunsichert. „Ich weiß, wer nächste Woche mit mir in die Schule geht.“ „Wir wollen doch nicht übertreiben...“ „Kato! Du könntest einfach wiederholen. Dann fängst du nächstes Jahr an. Und hast dann einen Abschluss. Noch kannst du’s reißen...“ „Können wir das später besprechen? Ist alles ein bisschen viel.“ „Klar. Aber ich komm drauf zurück.“ „Ich weiß. Ich kenn dich. Mach endlich mal was an.“ Kato nippte an seinem Wasser. Es tat gut. Kira machte Musik an. Und was für welche. Wieso hatte er so ein Händchen dafür Musik zu finden, die einfach....passte? Sie war so...na ja, die könnte auch in einem Puff laufen. Was nicht heißen sollte sie sei niveaulos, aber sie war verführerisch, so sanft und irgendwie schmeichelnd. Mit leichten Elektroeinflüssen. „Was ist das?“ „Die Band einer Freundin.“ Falsche Antwort. „Einer Freundin“ bedeutete „einer Bettgeschichte“. „Du hörst dir die Band einer Verflossenen an?“ „Sie ist nicht direkt eine Verflossene.“ Kato spürte, wie er sich verkrampfte. „Du hast was verpasst in den anderthalb Monaten die wir nicht miteinander geredet haben. Sie heißt Eve, ist eigentlich Engländerin und macht hier ihr Musikstudium an der Todai. Schlaues Mädchen. Hübsch. Begabt. Mann kann sich nicht beschweren.“ Kato schluckte. Nein. Das konnte nun wirklich nicht sein. Kira führte keine festen Beziehungen. Das war ihm zu stressig. Er mochte das nicht. Er wollte Abwechslung. Das ging einfach nicht. Nein. „Und...es ist was festes?“ Er nahm einen großen Schluck. Kira zuckte mit den Schultern. „Ich hab mehr als ein Mal mit ihr geschlafen. Du weißt ja...einmal ist keinmal aber aus zweimal wird schnell dreimal...und nach dreimal hat man dann ein Problem am Hals. Aber es hat mich nicht gestört sie wieder zu sehen. Aber keiner von uns hat etwas von Beziehung gesagt...schätze, es ist eher eine Bekanntschaft mit Extras.“ Kato räusperte sich. „So so. Wie lange studiert sie denn noch?“ Vielleicht war er diese Hexe ja bald los. „2 Jahre.“ Bald war etwas anderes. 2 Monate war bald. „Hmm.“ „Aber eigentlich hätte ich nicht gegen ne Beziehung mit ihr.“ „WAS?“ Kira sah ihn ernst an. Dann verzogen sich seine Mundwinkel und er lachte los. „Alter, dein Gesicht! Eve existiert nicht. Die Sängerin dieser Band ist potthässlich, die CD habe ich nur um der Musik willen. Beziehung! Ich bitte dich...“ Kato’s Sturzflug aus allen Wolken wurde radikal gebremst. „Du Pisser!“, schimpfte er, konnte sich aber ein erleichtertes Lachen nicht verkneifen. „Hattest du schon Angst ich gehe unter die Pantoffelhelden?“ „Nein, ich hatte Angst, dass sie dich mir wegnimmt.“, dachte Kato. „So ähnlich. Frauen stören doch jede Männerfreundschaft.“ „Ach was will ich mit einem zickenden Weib, wenn ich nen zickenden Ex-Junkie zu hause habe, hm?“ „Danke, ich bin also dein Hausdrachen?“, witzelte Kato und spürte wie sehr er sich genau das wünschte. Aber es war aussichtslos. Er war selbst überrascht, dass ihn diese Erkenntnis nicht total umwarf. Wahrscheinlich weil er es in sich immer gewusst hatte. Nur jetzt wurde es ihm bewusst. Mit voller Wucht. „Vorher warst du eher mein Hausschwein. Aber wer weiß, vielleicht machst du ja eine Metamorphose durch?“ Kato zeigte ihm den Mittelfinger. „Hast du ’nen Clown gefressen?“ „Nein.“ „Was hast du heute eigentlich vor?“, fragte Kato um auf ein anderes Thema zu kommen. Das hier ging ihm zu nah. „Setsuna braucht Mathe- Nachhilfe. Da es dir jetzt besser geht könnte ich das wahrnehmen. Ich nehme an es ist besser, wenn ich ihn besuche statt ihn herzubringen?“ „Ist doch deine Bude...“ Kato merkte direkt, wie er zickig wurde. Setsuna war immer große Konkurrenz gewesen, wenn es um Kira’s Zuneigung ging. Scheiß Blag. Mistvieh. Arsch. Trottel. „Ja und ich würde es sehr hoch schätzen, wenn das Mobiliar heile bleibt...“ „Ich kann mich benehmen...“ „Sicher?“ „Ja, verdammte Scheiße. Bring die Nervensäge her.“ Wenn er jetzt noch schmollte war diese lächerliche Eifersuchtsperformance perfekt. Kira zog eine Augenbraue hoch. „Wir werden sehen...“ Er stand auf um sich seinen Kaffee einzugießen und streckte sich. Kato erhaschte einen Satz des Songtextes: His body is a little gallery. Er vermutete dass das Lied selber damit auf Tattoowierungen anspielte. Aber die brauchte Kira gar nicht... Eigentlich könnte er mit dem Rücken gut Schwimmer werden. Breites Kreuz, schmale Hüften. „Konzentrier dich auf etwas anderes!“, herrschte er sich in Gedanken selber an. Eine Weile standen beziehungsweise saßen sie schweigend da. Nicht unangenehm, denn sie hatten sich schon häufig so gegenüber gesessen. Aber trotzdem war es Kato nun lieber Kira sprechen zu hören. „Wie lange kennen wir uns jetzt eigentlich?“, fragte Kato. „Grundschule...das ist über zehn Jahre her.“ „ Ziemlich genau zehn. Wie kommst du da drauf?“ „Nur so...ich hab nur gedacht, dass man dich gar nicht wiedererkennen würde, wenn man Photos von dir während der Grund- oder Mittelschule sehen würde...“ „Man wird älter...“ „Ja...“ „Kato, das ist eine ganz komische Laune, die du da hast. So nostalgisch, melancholisch...“ „Nos-, mela- was?“ „Vergiss es.“, sagte er lächelnd und setzte sich wieder mit seiner Tasse, die Beine auf dem Tisch. „Theoretisch könnten wir uns noch diesen total beschissenen Film reinziehen, den wir mit vierzehn immer geschaut haben...“ „Den hast du noch?“ „Ja.“ Kato war überrascht. Kira war nicht der Typ der Dinge aufbewahrte, die ihn nicht mehr interessierten. Und dieser alte Schinken interessierte ihn sicher nicht mehr. Schlechte Action, schlechter Humor. Aber gute Frauen. Das war damals wohl der Punkt gewesen. „Warum nicht. Ich hol mir noch schnell eine Decke, es ist kalt.“ Zusammen saßen sie auf dem Sofa, mit Wasser und Kaffee und schauten diesen Film. Früher immer bei Kira’s Vater, wenn er nicht da war. Und dann hatten sie sich unglaublich cool gefühlt, wenn sie dabei ein Bier tranken. Hatte Kato da schon gekifft? Er glaubte schon. „Was eine Scheiße...“ Kira lächelte belustigt. „Und die Frau fanden wir damals scharf...“, fügte Kato hinzu. „Das lässt sich wirklich nur durch pubertären Leichtsinn entschuldigen.“ „Ich komm mir komisch vor hier in einer Decke eingemurmelt zu sitzen, während du hier rumhängst wie im Hochsommer...“ „Du fällst unter den Status krank. Mir ist eh selten kalt...wie kommst du da überhaupt drauf?“ „War nur so ein Gedanke.“ Kira langte nach vorne um seine Zigaretten zu holen. „Wo wir schon von ‚gerade so einen Gedanken gehabt’ sprechen- ich will Sex. Du lagst ne Woche flach, ich war nicht draußen. Du schuldest wir was, Alter.“ Das war ein ganz typischer Spruch für ihn. Keine Andeutung. Kato wusste das. Kira war schon untervögelt, wenn er drei Tage lang keinen Sex hatte. Aber trotzdem hoffte er, dass sein Freund das Rot seiner Wangen übersah. Hätte er Brüste hätte er darauf geantwortet, dass er ihn dafür jetzt mit Naturalien entschädigen könnte und sie würden die ganze Nacht vögeln. Aber so war es nicht. Erstaunlich wie schnell er sich mit dem Gedanken akklimatisiert hatte, was Kira wirklich für ihn war. Er musste es schon vorher gewusst haben, irgendwo in sich. Das war bestimmt so ein Trick des Unterbewusstseins. Oder der Drogen. Oder der Abwesenheit der Drogen. Irgendetwas. „Ich geb dir den nächsten Drink für den nächsten Aufriss aus.“, versuchte er eine lockere Bemerkung zu machen. „Wenn’s dir morgen besser geht könnten wir ins Fusion gehen...und nur nebenbei deine Sachen abholen.“ „Hö?“ „Wenn du weiter in der Kifferhöhle wohnst kommst du nur wieder drauf, du bleibst erst mal hier.“ „Ernsthaft?“ „Ja.“ „...“ Er wolle doch etwas sagen. Aber was? Er öffnete den Mund- „Halt einfach die Klappe, Kato. Es ist alles so wie’s sein sollte.“ Wieder atmete er Kira’s Duft ein. So nah sie sich auch wahren, eine gewisse Distanz war immer da. „Fast Kira.“, dachte Kato. „Fast“. So. Wieder Schluss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)